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Inzwischen sind Drohnen aus keinem Thriller und fast
keiner TV-Serie mehr wegzudenken, obwohl sich die Phantasie der Autoren
und Regisseure bislang als äußerst beschränkt erweist – nämlich auf
Überwachungsdrohnen und die eine oder andere Angriffs- oder Lieferdrohne,
aber das war’s dann auch schon. Vielleicht sollten die Betreffenden
einmal in diesen Jahresübersichten nachsehen, was tatsächlich alles
möglich ist.
Eine löbliche Ausnahme ist in dem gut zehn Minuten langen SF-Kurzfilm Donny The Drone von Mackenzie Sheppard aus dem Jahr 2017 zu sehen, wo eine autonome Vermessungsdrohne von einem Greifvogel zum Absturz gebracht wird und dabei Selbstbewußtsein erlangt. Sie beginnt Flüchtlinge in der Wüste zu retten, indem sie ihnen voraus fliegt, und wird schließlich zur ‚Person des Jahrs‘ gewählt – aber noch während der Feier von einem Menschen ‚erschossen‘. Der Film ist auf vimeo.com zu finden.
Eine phantastische Ergänzung zur vorliegenden Chronologie ist das 2022 mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung vom Kulturverlag Kadmos Berlin publizierte Buch von Maximilian Jablonowski mit dem Titel Imagine Drones - Eine Kulturanalyse ziviler Drohnen, das sich hier abrufen läßt. Auf rund 370 Seiten bietet der Autor einen äußerst fundierten Überblick über die Beziehungen zwischen Kultur und Technik, Kunst und Psychologie in Verbindung mit Drohnen. Eine besondere Empfehlung!
Ähnlich wie in den bisherigen Jahren ist das aktuelle Material wie
folgt zugeordnet:
Wie schon in den vergangenen Jahren werden Drohnen auch weiterhin bei Konflikten eingesetzt. Im folgenden sollen einige signifikante Einsätze als Beispiele für den aktuellen Stand aufgeführt werden.
So behaupten die von Saudi-Arabien unterstützten Streitkräfte im Februar 2022, daß sie zehn Drohnen abgeschossen hätten, die von den Houthis (Ansar Allah) im Jemen gestartet worden waren. Diese scheinen täglich zwei Stück loszuschicken. Von den Streitkräften veröffentlichte Aufnahmen zeigen allerdings nur das Wrack einer einzigen Drohne, eines mit drei 60 mm Mörsergranaten aus iranischer Produktion bestückten Rujum-Hexacopters, der eine modifizierte chinesische Drohne zu sein scheint.
Ebenfalls im Februar wird berichtet, daß Russland gegen Terroristen in Syrien eine modernisierte Version der vom staatlichen Rüstungskonzern Kalaschnikow hergestellten Lancet-Drohne testet, die erstmals 2019 eingesetzt wurde. Sie geht auf den seit 2004 bestehenden russischen Entwickler und Hersteller von unbemannten Luftfahrtsystemen ZALA Aero Group zurück, der Anfang 2015 Teil des Kalaschnikow-Konzerns wurde. ZALA stellt übrigens auch Anti-Drohnen-Systeme her, wie die Drohnenabwehr-Gewehre REX-1 und REX-2 sowie eine tragbare Störeinrichtung namens ZALA ZONT.
Dem aktuellen Modell Lancet-3 (o. Zala Lancet 3) können Dank eines Anti-Laser-Schutzes auch die neuesten Laserwaffen nichts anhaben, wie das Unternehmen verkündet. Ebenso wenig würden es GPS- bzw. Glosnass-Jammer aufhalten können. Eine leichtere Version Zala Lancet 1 ist für Aufklärungsmissionen gedacht.
Die normale Lancet-3 wiegt 12 kg, hat einen 3 kg Gefechtskopf und eine Flugdauer von maximal 40 Minuten und einer Reichweite von 40 km, angetrieben von einem Elektromotor mit einem Zweiblattpropeller. Eine weiter aufgerüstete Version soll eine Stunde Flugzeit haben und einen 5 kg Gefechtskopf tragen können. Die Lancet kann mit einem Splitter- oder Thermobarensprengkopf für den Einsatz gegen Menschen oder mit einem Sprengkopf für den Einsatz gegen gepanzerte Fahrzeuge und befestigte Stellungen bestückt werden. Ein genauer Preis für die Drohne ist nicht bekannt, Experten schätzen ihn auf unter 50.000 €.
Im Oktober veröffentlicht das russische Verteidigungsministerium Filmmaterial, das eine Reihe von Angriffen mit der verbesserten Version der Lancet-Drohnen dokumentiert, bei denen diverse Ausrüstungen der ukrainischen Armee zerstört werden, wie Kampfpanzer, Haubitzen, Lastwagen, Geländewagen und Raketensteuerungs-Radar-Systeme.
Ebenso ist der Einsatz der 2019 eingeführten Kamikaze-Drohne KUB-BLA zu sehen (s.d.), die auch unter dem Namen KYB-UAV bekannt ist und eine 3 kg Sprengladung trägt. Die KYB hat eine Stammweiten von 95 cm, eine Flugdauer von 30 Minuten und eine Reichweite von 65 km. Sie fliegt normalerweise mit einer Geschwindigkeit von 80 – 100 km/h, kann aber auf kurzen Strecken auch 130 km/h erreichen.
Bereits im März 2022 sollen die ukrainischen Streitkräfte eine mit einem Sprengsatz ausgerüstete KYB-Drohne im Kiewer Stadtteil Podilskyi abgeschossen haben, später seien mindestens zwei Exemplare dieser Drohne geborgen worden, die offenkundig Zündversager hatten. Über weitere Drohnenmodelle des Herstellers ZALA findet sich unten mehr.
Im Juli 2022 schießen die russischen Luftverteidigungssysteme
in Syrien zwei feindliche Drohnen ab, die sich auf den Luftwaffenstützpunkt
Hmeimim in Lattakia zubewegen, der bereits mehrfach mit Kampfdrohnen
der islamistischen Gruppierungen in Nordsyrien angegriffen wurde.
Einen Monat später greifen mehrere Drohnen die illegale US-Basis Al-Tanf an. Eine explodiert in einem Gebäude, das von der örtlichen, von den USA unterstützten syrischen Miliz Maghawir al-Thawra genutzt wird, eine weitere wird von den US-Kräften abgeschossen, und andere beteiligte Drohnen „hätten keinen Schaden angerichtet.“
Die vom U.S. Central Command veröffentlichten Fotos zeigen Reste von Starrflüglern, die vermutlich mit einem Benzinmotor angetrieben wurden. Als Reaktion verübt das US-Militär in der syrischen Stadt Deir al-Zor einen Angriff auf Infrastruktureinrichtungen, die mit der iranischen Eliteeinheit Islamische Revolutionsgarden (IRGC) in Verbindung stehen sollen.
Auf der Singapore Airshow 2022 im Februar stellt das das israelische
Luft- und Raumfahrtunternehmen Elbit Systems Ltd. sein
neues taktisches, unbemanntes Hybrid-Flugzeug Skylark 3 vor,
das im Verbrenner-Modus bis zu 18 Stunden lang betrieben werden kann.
Alternativ läßt sich die Drohne auf den Elektromotor umschalten. Die
Hybridversion basiert auf der klassischen Skylark 3 (Field Deployed
Tactical ISTAR UAS), die luftgestützte Aufklärungs-, Überwachungs-,
Zielerfassungsfähigkeiten bietet und Tag und Nacht Echtzeitinformationen
liefern kann – allerdings nur bis zu sechs Stunden lang.
Mit einer Spannweite von 4,7 m und einem maximalen Startgewicht von 50 kg kann die Drohne eine Vielzahl von Nutzlasten aufnehmen, wie ein hochauflösendes elektro-optisches System, ein elektronisches Aufklärungssystem oder ein Kommunikations-Aufklärungssystem. Abheben tut sie mit einem pneumatischen Startgerät, das auf einem Fahrzeug oder Schiff montiert ist.
Presseberichten zufolge sind bereits Dutzende der Hybriddrohnen an ausländische Kunden verkauft worden, das Unternehmen weigert sich jedoch bekannt zu geben, welche Länder das System erworben haben.
Im November bringt das Unternehmen eine weitaus gefährlichere Drohne auf den Markt. Der LANIUS ist ein wendiger Renn-Quadrokopter mit einer Reihe von KI-Fähigkeiten zur Aufklärung, Kartierung und Zielklassifizierung – sowie der Fähigkeit, bei Bedarf zu explodieren.
Technisch bemerkenswert ist, daß die Kamikazi-Drohne für den Einsatz in Dreiergruppen konzipiert ist, die auf einem größeren Multikopter im Stil eines Mutterschiffs sitzen. Dieser dient als Liefersystem in das Einsatzgebiet, um die maximale Flugzeit Flugzeit der Selbstmorddrohne von nur etwa sieben Minuten auszugleichen. Der LANIUS startet dann von der Multikopter-Drohne aus und fliegt in Richtung des gewünschten Ziels, kann aber auch separat aus dem Rucksack eines Soldaten gezogen und dann von Hand eingesetzt werden.
Das maximale Startgewicht des auf einem einfachen, kastenförmigen Renndrohnen-Chassis aus Kohlefaser basierenden LANIUS beträgt 1,25 kg, einschließlich einer tödlichen oder nicht-tödlichen Nutzlast von bis zu 150 g. Im Freien erreicht die Drohne eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 20 m/s. Ausgestattet ist sie mit zahlreichen Sensoren und Kameras sowie Software zur Auswertung von Datenströmen, die mit der firmeneigenen Software Legion-X verbunden ist, die sich am besten als ein gemeinsames vernetztes Backend beschreiben läßt, mit dem verschiedene Arten von unbemannten Systemen kooperativ betrieben werden können.
Dabei wird die Bord-KI ordentlich gefordert, denn sie soll alleine oder im Schwarm autonom ein Gebiet 3D-kartieren, geschlossene bzw. offene Türen und Fenster erkennen sowie in Gebäude eindringen und diese mit oder ohne direkte Kontrolle durch einen menschlichen Piloten durchsuchen. Und sie soll Menschen erkennen und versuchen, diese als freundlich oder feindlich, kämpfend oder nicht kämpfend, bewaffnet oder unbewaffnet zu klassifizieren.
Wenn eine bewaffnete Bedrohung erkannt wird, bietet die KI-gesteuerte Kampfdrohne dem menschlichen Bediener die Möglichkeit, das Ziel mit den an Bord befindlichen Waffen ‚anzugreifen‘. Das Unternehmen betont, daß die Drohne zwar mit einem Menschen in der Schleife operieren kann, bei Bedarf aber auch autonom ein komplettes Flugprofil ohne Eingreifen ausführen kann.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht darin, im Hinterhalt zu sitzen und zum Beispiel eine verschlossene Tür zu beobachten, hinter der sich feindliche Personen befinden könnten. In diesem Fall landet der Lanius leise und führt die Beobachtung durch. Wenn sich die Tür öffnet und er etwas sieht, das er als bewaffnete Bedrohung einstuft, alarmiert er den Fernbedienungsoperator und bietet erneut die Möglichkeit zum Angriff. Damit entspricht die Drohne exakt dem Begriff Loitering Munition, der für diese Art Waffen zunehmend verwendet wird – und herumlungernde oder lauernde Munition bedeutet.
Auf der in Abu Dhabi stattfindenden Messe für unbemannte Land- und
Flugsysteme UMEX 2022 im Februar zeigt das zum ukrainischen
Rüstungsverbund Ukroboronprom gehörende Unternehmen UKRJET seine
Loitering Munition des Typs UJ-32 LASTIVKA bzw. UJ-31
ZLYVA. Beide Systeme sind sich sehr ähnlich mit größtenteils
identischen Leistungsparametern: eine Marschgeschwindigkeit von 120
km/h bei einer Höchstgeschwindigkeit im Zielanflug von 180 km/h,
während die maximale Verweildauer in der Luft mit 20 Minuten angegeben
wird.
Als Wirkladung wird vom Produzenten aktuell ein RPG-7-Gefechtskopf angeboten, welcher aber auch gegen eine andere Nutzlast ausgetauscht werden kann. Die UJ-31 ZLYVA ist dazu befähigt, von einer ebenfalls von UKRJET produzierten autonomen, Brennstoff-betriebenen Kleinflugzeug UJ-22 AUS als Außenlast mitgeführt und verschossen zu werden. Durch die Kombination der Systeme läßt sich die Eindringtiefe und die Verweildauer im Zielgebiet deutlich erhöhen.
Meldungen vom März 2022 zufolge haben Forscher der
australischen Flinders University und der University
of South Australia (UniSA) um Russell Brinkworth ein
neue Früherkennungssystem für gefährliche Drohnen
entwickelt, das nach dem Vorbild des visuellen Filtersystems des Schwebfliegen-Gehirns
funktioniert. Dabei wurde die Visualisierungstechnik der Schwebfliege
in einen Algorithmus gepackt, der Geräusche sortieren kann.
Damit lassen sich die kleinen Flugobjekte im günstigsten Fall schon in einer Entfernung von 4 km präzise identifizieren. Zudem sei das Verfahren bis zu 50 % empfindlicher als die bisher etwa an Flughäfen eingesetzte Techniken.
Einem ebenfalls im März 2022 erschienenen Bericht
über den aktuellen Stand im Krieg zwischen Russland und der Ukraine
ist zu entnehmen, daß inzwischen beide Seiten Kamikaze-Drohnen einsetzen.
Nach dem Krieg in Berg-Karabach zwischen Aserbaidschan und Armenien
im Jahr 2020 ist dies das zweite Mal, in dem beide
Kriegsparteien Drohnen einsetzen. Russlands Bodentruppen greifen Ziele
in der Ukraine mit den o.e. KYB-Drohnen an, während
die ukrainischen Streitkräfte durch 100 Switchblade-Drohnen
von der US-Regierung unterstützt werden. Laut anderen Quellen werden
bis April sogar 700 Systeme in die Ukraine geliefert.
Bei der Switchblade handelt es sich um eine kleine, leichte Drohne, die aus einem Rohr gestartet werden und bis zu 30 Minuten in der Luft bleiben kann, bevor sie von dem Bediener am Boden in ihre Ziel gelenkt wird und ihre Sprengladung auslöst. Die von der Firma AeroVironment entwickelte Waffe wurde zuerst in Afghanistan von den US-Spezialeinheiten eingesetzt, dann aber schnell von der Armee und dem Marine Corps übernommen. Eine ausführliche Beschreibung findet sich in der Jahresübersicht 2011 (s.d.).
Charakteristisch ist, daß die USA nur das ältere Modell Switchblade 300 abgibt – der Nachfolger Switchblade 600 findet hingegen bislang keine Erwähnung. Außerdem variieren die jetzt genannten Spezifikationen: Demnach wiegt die Drohne 2,5 km, kann mit 100 km/h kreuzen und hat eine Flugdauer von 15 Minuten (zuvor: 2,2 kg, 40 Minuten), so daß es sich möglicherweise um eine modifizierte Version handelt. Die Reichweite wird mit 6,4 km (andere Quellen: 10 km) angegeben.
Zum ersten Mal werden im Mai vom russischen Militär in der Donbass-Region mehrere Switchblade 300 Drohnen erbeutet, allerdings leicht beschädigt, vermutlich durch einen technischen Defekt, eine elektronische Störung oder Maschinengewehrfeuer, wie die Meldung erwähnt.
Im August folgen Meldungen darüber, daß die an Kiew gelieferten Switchblade-Drohnen teilweise im Darknet zum Verkauf stehen, zu einen Preis von nur 4.000 $.
Laut dem 23-minütigen Dokumentarfilm ‚Arming Ukraine‘ von CBS, der kurz darauf jedoch wieder vom Netz genommen wird, sollen nur 30 % der an die Ukraine gelieferten Waffen tatsächlich an der Front ankommen. Der Film ist zum Zeitpunkt dieses Updates im September 2023 noch auf YouTube zu finden.
Im September 2022 stürzt eine Switchblade 300 in der Nähe des vom russischen Militär gehaltenen Kernkraftwerks Saporoschje (o. Saporischschja) ab, in welchem sich auch Spezialisten der internationalen Atomenergiebehörde IAEA befinden, möglicherweise abgeschossen mit Mitteln der elektronischen Kriegsführung. Auf den veröffentlichten Fotos scheinen die Drohne und die Sprengladung weitgehend intakt zu sein.
Insgesamt trafen mindestens vier Luftschläge das Gebiet des Kernkraftwerks – und nach Angaben der örtlichen Behörden wurde das Kraftwerk auch von der Artillerie der Streitkräfte der Ukraine beschossen.
Eine umfassende Übersicht aller Drohnen, die in diesem Krieg eingesetzt werden, wird im Juni veröffentlicht und findet sich unter dem Titel ,Every. Single. Drone. Fighting In Russia’s War Against Ukraine’ auf der Homepage popularmechanics.com.
Ebenfalls im September wird die AeroVironment von der U.S. Army mit
der Lieferung von weiteren Switchblades 300 im Wert von 20,6 Mio.
$ beauftragt, und im Dezember unterzeichnet auch Litauen einen
Beschaffungsvertrag Switchblades 300 und 600. Der Gesamtwert des
Auftrag, der auch Start- und Steuergeräte, einen Simulator für die
Ausbildung des Personals und ein Wartungspaket umfaßt, beläuft sich
auf rund 45 Mio. €. Es soll das erste Mal sein, das die Switchblade
600 von einem anderen Land als die USA beschafft wird.
Zudem sollen die litauischen Streitkräfte in Kürze auch die Switchblade 300 erhalten, deren Finanzierung voraussichtlich durch den US-Militärhilfefonds erfolgen wird.
Bereits im April 2022 berichten die Fachblogs, daß
bei ukrainischen Streitkräften erstmals polnische, von der Firma WB
Electronics entwickelte
Drohnen vom Typ Warmate gesichtet wurden, die 2017 bei
der polnischen Armee eingeführt sind.
Die bereits vor einigen Jahren in unbekannter Anzahl gekaufte Loitering-Munition hat eine Reichweite von 30 km (andere Quellen: 40 km) und eine Flugzeit von bis zu 50 Minuten (andere Quellen: 70 Minuten). Marschgeschwindigkeit beträgt 80 km/h, die Höchstgeschwindigkeit 150 km/h. Sie kann mit einem Splitter-, einem Panzerabwehr- oder einem thermobaren Sprengkopf (Aerosolbombe) bestückt werden.
Ebenfalls im April wird gemeldet, daß die USA einen neuen Typ Loitering
Munition in die Ukraine schicken. Dabei soll es sich um 121 Drohnen
des bislang öffentlich nicht bekannten Typs Phoenix Ghost handeln,
der vom US-Unternehmen Aevex Aerospace im Auftrag
der US-Luftwaffe entwickelt wurde. Das System, das in der Lage sein
soll, auch mittlere gepanzerte Fahrzeuge zu bekämpfen, wird vertikal
gestartet und hat eine Einsatzdauer von bis zu sechs Stunden, was
auf einen Brennstoff-Antrieb verweist.
Das U.S. Marine Corps gibt im Mai 2022 bekannt, daß
es seine Infanteriebataillone mit Loitering-Munition aufrüsten möchte,
die sowohl ein Sensorpaket als auch einen Gefechtskopf enthält. Die
neuen Drohnen werden ein Bataillon von 800 – 850 Marines unterstützen
und wahrscheinlich die Fähigkeit erfordern, feindliche Panzer zu vernichten.
Eine Option ist die von der israelischen Waffenfirma UVision
Air Ltd. hergestellte, elektrisch betriebene Hero
120. Das Unternehmen bietet mit seiner HERO-Serie eine ganze
Reihe unterschiedlicher Flugkörper an – darunter auch benzinbetriebene.
Die von der Marine bereits eingesetzte Hero 120 wiegt 12 kg, hat eine Flugzeit von 60 Minuten und eine Reichweite von bis zu 40 km. Die Drohne ist mit einem Panzerabwehrsprengkopf ausgestattet, um feindliche Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zu zerstören, und wurde u.a. in den LAV-M integriert, das 8x8 gepanzerte Fahrzeug des Marine Corps.
Der kleinste Vertreter der Hero-Serie ist die als ferngesteuerte Präzisionsmunition unter Verwendung verschiedener Gefechtsköpfe entwickelte Hero-30 mit einer Reichweite von etwa 10 km und einer Flugzeit von rund 30 Minuten. Das Gesamtgewicht der elektrisch angetriebenen Flugdrohne beträgt 3 kg, wobei der Sprengkopf rund 0,5 kg Gewicht hat. Sie soll sich besonders zum „gezielten Einsatz gegen Weichziele oder ungeschützte Fahrzeuge“ eignen.
Erwähnenswert ist, daß die UVision bereits im Oktober 2021 mit der deutschen Firma Rheinmetall eine strategische Zusammenarbeit im Bereich der Loitering Munition geschlossen hatte, wobei es primär um die Hero-30 geht.
Ein weitere Alternative für das U.S. Marine Corps bildet die o.e. Switchblade
600. Im zeitlichen Vorgriff ist jedoch zu erwähnen, daß die U.S.
Army im April 2023 beschließt, keine weiteren Switchblade
300 mehr zu kaufen, möglicherweise, weil die Waffe gegen russische
Panzer und Artillerie schlecht abgeschnitten hat – und dies bei sehr
hohen Kosten: Im Vorjahr betrug der Preis für eine einzige Einheit
aus Zelle, Sensoren, integrierter Lenkung, Gefechtskopf, Datenverbindung
und Abschußvorrichtung 58.063 $. Die Lenkeinheit kostet etwa 30.000
$.
Dies deckt sich mit den Angaben von drei ungenannten ukrainischen Offizieren im April und Mai 2023, denen zufolge die Ukraine monatlich 10.000 Drohnen an russische Systeme zur elektronischen Kriegsführung verliert, die gefälschte Signale senden und die Navigation der Drohnen stören. Die Zahl stamm aus dem im Netz einsehbaren Bericht des in London beheimateten Royal United Services Institute for Defence and Security Studies (RUSI) mit dem Titel ‚Meatgrinder: Russian Tactics in the Second Year of Its Invasion of Ukraine‘.
Im Juli 2023 ist dann zu erfahren, daß die U.S. Army beabsichtigt, ihre Infanteriebrigaden mit einem als (Low Altitude Stalking and Strike Ordnance) bezeichneten System auszustatten, das als unbemanntes, tragbares, mittels eines Startrohres zu startendes System mit einer letal wirkenden Nutzlast beschrieben wird. LASSO besteht aus drei Modulen: dem Startrohr, dem unbemannten Flugsystem und dem Steuermodul. Weitere Details sind bisher nicht zu erfahren.
Im Juni 2022 kündigt das in Puerto Rico ansässige
Unternehmen Red Cat Holdings das nach eigenen Angaben
erste und einzige kommerziell erhältliche Multi-Drohnen-Schwarm-System an,
mit dem mehrere Drohnen koordinierte Aufgaben unter der Kontrolle eines
einzigen Piloten ausführen können.
Red Cat ist die Dachgesellschaft mehrerer Drohnenunternehmen, wie die Firma Fat Shark, die FPV-Brillen mit niedriger Latenz produziert, sowie die Teal Drones Inc., die vollständig in den USA hergestellte Quadrokopter namens Golden Eagle anbietet – eine der wenigen Drohnen, die daher vom US Department of Defense für die Beschaffung freigegeben sind. Über dieses Unternehmen und seine schnelle Drohne Teal bzw. Teal One habe ich bereits in der Übersicht 2016 geschrieben (s.d.).
Im September 2020 hatte die Firma dann ihre speziell für Aufklärungs- und Inspektionszwecke entwickelte Drohne Golden Eagle vorgestellt, die einem robusten, faltbaren Rahmen besitzt, bis zu ca. 80 km/h schnell ist und bis zu 50 Minuten in der Luft bleibt. Zudem kann das zugelassene Modell auch bei extremen Temperaturen in einem Betriebsbereich zwischen -35°C und +43°C verwendet werden. Es wird später als zertifizierte, militärtaugliche Drohne unter dem Namen Teal 2 angeboten.
Jetzt versucht Red Cat, sich mit dem gemeinsam mit der Software Autonodyne LLC entwickelten Produkt 4-Ship an die Spitze der nächsten Welle der kommerziellen Drohnentechnologie zu setzen. Dem Betreiber wird ein fertiger Schwarm von bis zu sechs Drohnen zur Verfügung gestellt, die gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten können, wobei nur ein Pilot das Steuer übernimmt. Aktiv zu einem bestimmten Zeitpunkt sind allerdings nur vier Drohnen, während die beiden anderen in Bereitschaft stehen, um einzuspringen und den Schwarm aufrechtzuerhalten, wenn z.B. die Batterieleistung eines ‚Kollegen‘ nachläßt.
Das 4-Ship-System kann eine Aufgabe zwischen mehreren Drohnen koordinieren und die Bilder aus dem gesamten Schwarm automatisch zusammenfügen, so daß 360°-Ansichten eines Ziels möglich sind. Eine der ersten Anwendungen soll daher die Umgebungsüberwachung für Militär, Behörden und öffentliche Sicherheit werden, wobei der Schwarm entweder ein feindliches Ziel umzingelt oder nach außen gerichtet wird, um eine 360°-Defensivsicht zu bieten.
Alternativ kann bei einer dauerhaften Überwachung eine einzelne Drohne so eingestellt werden, daß sie ein Ziel oder einen Ort verfolgt und durch das 4-Ship-System automatisch auswechselt wird, wenn ihr Batteriestand sinkt, um sicherzustellen, daß immer ein Auge am Himmel ist. Der Teal zufolge sei das Produkt bereits lieferbar.
Auf russischer Seite werden auch noch andere Typen von Loitering-Munition
eingesetzt, wie z.B. die schweren Delta-Flügel-Modelle Geranium-1 und Geranium-2 (o.
Geran-1 und Geran-2), bei denen es sich um Kopien der seit 2014 existierenden
iranischen Kamikaze-Drohnen Shahed-131 und Shahed-136 handeln
soll. Letztere werden erstmals im September 2022 gegen
ukrainische Militärziele eingesetzt, wobei der ukrainische Generalstab
bereits 40 Tage später den Abschuß von 223 Exemplaren der Shahed-136
meldet, die einen Gefechtskopf von 40 – 60 kg tragen kann.
Auch im Oktober werden mit den Shahed-136 Drohnen mehrere Angriffswellen auf Ziele in der gesamten Ukraine durchgeführt, wobei es sich um Exemplare aus iranischer Produktion handeln soll. Die ukrainische Luftabwehr behauptet, von den mindestens 42 Drohnen 36 oder 37 Exemplare abgeschossen zu haben.
Auf Fotos der Islamic Revolutionary Guard Corps - Aerospace Force (IRGC ASF) ist eine mobile Startanlage mit einem schräg anstellbaren Träger von Container-Größe zu sehen, aus dem bis zu fünf Drohnen starten können. Die dabei austretende Flamme belegt die Aussage, daß es sich bei diesem Modellen um Brennstoff-betriebene Drohnen handelt, weshalb hier nicht weiter darauf eingegangen werden soll. Sie wurden hier erwähnt, weil sie in der Berichterstattung über Kampfdrohnen inzwischen eine Schlüsselstellung einnehmen.
Anzumerken wäre nur noch, daß im September 2023 das erste Filmmaterial vom Teststart einer neuen Version der Shahed-136 erscheint, bei der anders als ihre Vorgänger ein kleines Turbojet-Triebwerk verbaut ist, das deutlich leiser ist als die bisherigen Kolbenmotoren. Der neue Motor verringert zwar die Reichweite der Angriffsdrohne, erhöht jedoch die Geschwindigkeit erheblich.
Die strategische Drohne, die eine Sprengladung von 50 kg mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 185 km/h über eine Entfernung von bis zu 2.500 km transportieren kann, wiegt ca. 210 - 220 kg und soll eine Höchstgeschwindigkeit über 500 km/h erreichen. Unter dem o.e. Namen Geran-2 wird sie ab Februar 2023 in Russland selbst hergestellt, mit einer Produktionsrate von etwa 100 Einheiten pro Monat.
Daneben gibt es auch noch die Shahed-191 mit einer Länge von 7,2 m und einer Spannweite von 1,7 m, deren maximales Startgewicht mit 500 kg angegeben wird. Die von einem Mini-Turbojet angetriebene Drohne, die eine große Menge Treibstoff mitführen kann, hat eine Flugdauer von 4,5 Stunden, eine maximale Reichweite von 1.500 km und eine Reisegeschwindigkeit von 350 km/h.
Eine der von der ukrainischen Armee am häufigsten eingesetzten Aufklärungsdrohnen
ist die von dem loklen Hersteller DEVIRO entwickelte
und bereits 2015 in Dienst gestellte Leleka-100.
Der wetterfeste Starrflügler mit breiten Flügeln und einem V-Leitwerk
besteht aus Kevlar sowie Glas- und Kohlefasermaterialien und hat
eine Länge von 1,13 m und eine Flügelspannweite von 1,98 m. Das maximale
Abfluggewicht beträgt 5,5 kg.
Das vergleichsweise leise vollelektrische Antriebssystem ermöglicht Überwachungseinsätze in niedriger Höhe, ohne entdeckt zu werden. Dabei erreicht die Drohne eine Reisegeschwindigkeit von 70 km/h, hat eine maximale Reichweite von 100 km und kann bis zu 2,5 Stunden in der Luft bleiben. Gestartet wird per Katapult.
Eine Weiterentwicklung ist die RAM II mit einer Spannweite von 2,3 m, die mit unterschiedlichen Gefechtsköpfen bis zu einem Gewicht von 3 kg ausgestattet werden kann. Laut Hersteller ist die RAM II in der Lage eine Flugstrecke von 100 km zurückzulegen und eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zu erreichen. Die Flugzeit soll 55 Minuten betragen.
Ebenfalls zu erwähnen ist das unbemannte Luftfahrtsystem Furia im
Bereich der Aufklärung und Feuerlenkung für die Artillerie, das aus
drei Drohnen besteht und von dem ukrainischen Hersteller Athlon
Avia mit Beginn des Konfliktes im Donbass 2014 entwickelt
und im Anschluß umgehend bei den ukrainischen Streitkräften, der Nationalgarde
und weiteren Einheiten des Innenministeriums eingeführt wurde. Die
Streitkräfte setzen die A1-CM Furia Drohnen seit 2020 ein.
Mit einer Spannweite von 2 m und einer Startmasse von 5,5 kg beträgt die gesteuerte Reichweite 50 km, die autonome 200 km. Die Marschgeschwindigkeit beträgt 65 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist unbekannt.
Daß auch die üblichem Quadrokopter für die Aufklärung genutzt werden,
beweist die Tatsache, daß der ukrainische Geheimdienst diverse Exemplare
der DJI Matrice 300 RTK-Drohne erhält, wie im Juni 2022 aufgedeckt
wird. Eingekauft werden diese im Rahmen des Projekts ‚Armee der Drohnen‘,
geplant ist die Beschaffung von 200 Aufklärungsdrohnen, zu einem
Einzelpreis von 19.400 $.
Eine ‚Angriffsdrohne‘ der besonderen Art, die hier noch erwähnt werden soll, wird im Juni 2022 in den Blogs gezeigt. Als neues Mittel, um schnell und relativ sicher gegen die Verursacher von Massenerschießungen vorzugehen, die sich in den USA stark verbreitet haben, gibt das in Scottsdale, Arizona, ansässige Technologieunternehmen Axon Enterprise Inc. (bis April 2017: Taser International Inc.) Pläne zur Entwicklung einer mit einem Taser ausgestatteten Drohne bekannt, was zu einiger Aufregung führt.
Tatsächlich hatte die Firma Chaotic Moon im texanischen Austin bereits 2014 einen Hexakopter zur Gefahrenabwehr vorgestellt, der mit einem Taser ausgerüstet ist, welcher zwei Elektroden in den Körper des Opfers schießt und dann 80.000 V durch diesen hindurch jagt. Zum Einsatz ist das Gerät damals jedoch nicht gekommen.
Die Axon hatte sich im 2018 mit dem chinesischen Drohnenhersteller DJI zusammengetan, um über ein Programm namens ‚Axon Air‘ Überwachungsdrohnen an US-Polizeibehörden zu verkaufen, und ist 2020 mit einer für den Einsatz bei der Strafverfolgung lizenzierten Fesseldrohne bekannt geworden, die auf der früheren Fotokite-Drohne basiert (s.d.).
Über das neue Fluggerät selbst wurden bisher nur wenige Details bekannt, außer der Tatsache, daß es sich um einen ferngesteuerten Quadrokopter handelt, der mit einer Videokamera und mit der miniaturisierten Version eines Elektroschockers ausgestattet ist, der zwei kleine Pfeile abfeuert, die über einen dünnen Draht mit dem Hauptgerät verbunden bleiben. Wenn diese Pfeile eine Person (z.B. einen Amokläufer) treffen, geben sie einen elektrischen Schock ab, der das Nervensystem der Person unterbricht.
Die Drohne soll Teil eines größeren Systems werden, das auch ein Netz von Sicherheitskameras – in Schulen, Unternehmen und anderen Orten – sowie ein VR-basiertes Trainingsprogramm umfaßt, mit dem Ersthelfer lernen sollen, wie sie mit aktiven Schützen umgehen sollen. Zu den Projektpartnern gehören Fusus, das das Kameranetzwerk entwickelt, und DroneSense, das an dem Echtzeit-Drohnensteuerungssystem arbeitet.
Tatsächlich dauert es aber nur wenige Tage nach Ankündigung der Taser-Drohne, bis die Axon die Enrscheidung veröffentlicht, die Entwicklung dieses Projekts zu stoppen, da neun Mitglieder des Ethikausschusses des Unternehmens angekündigt hätten, sonst aus Protest zurückzutreten.
Im September berichten die Blogs über den Plan einer elektrisch betriebenen Spionage-Drohne der DARPA. Die neue Langstrecken-Drohne namens ANCILLARY (für AdvaNced airCraft Infrastructure-Less Launch And RecoverY) soll in Zukunft von Flugdecks von Schiffen und von abgelegenen Bodenstützpunkten aus starten und eine kostengünstige und dauerhafte Überwachung ermöglichen – auch bei schlechtem Wetter.
Die VTOL-Drohne kann mit ihren drei Propellern auf einer Fläche so klein wie ein Eßtisch senkrecht starten und landen, und sobald sie in der Luft ist, klappt sie ein Paar Flügel aus, dreht sich um 90° und fliegt wie ein normales Flugzeug weiter. Der Antrieb besteht aus einem Hybrid-Elektro-System mit Batterien oder Brennstoffzellen. Und obwohl sie gegenwärtig als reine Spionageplattform angepriesen wird, könnte sie später auch eigene Waffen tragen.
Auf dem aktuell veröffentlichten Konzept-Video werden zwei Hangars auf einem Zerstörer der Burke-Klasse gezeigt, von denen der eine mit acht ANCILLARY-Drohnen gefüllt ist. Der zweite Hangar ist offen für einen MH-60R Seahawk-Hubschrauber oder für weitere acht Drohnen. Das Video zeigt zudem einen typischen Aufklärungs- und Überwachungseinsatz, aber auch den Einsatz einer ANCILLARY-Drohne als Frachttransporter, die auf einer schwach beleuchteten Straße landet und Nachschub liefert.
Im Juni 2023 wählt die DARPA neun Unternehmen aus, um während einer sechsmonatigen Phase 1A erste Entwürfe für das ANCILLARY-Programm zu entwickeln, nämlich AeroVironment, AVX Aircraft, Griffon Aerospace, Karem Aircraft, Leidos, Method Aeronautics, Northrop Grumman, Piasecki Aircraft und Sikorsky. Das Projekt soll Anfang 2026 mit realen Flugtests abgeschlossen werden.
Auf auf Drohnen mit künstlicher Intelligenz zur Grenzüberwachung setzt
wiederum Griechenland, wie ebenfalls im September
2022 bekannt wird. Hierzu unterstützt die EU-Kommission Forschungsprojekte,
die eine verstärkte technologische Überwachung der Grenzen zum Ziel
haben. Unter dem Namen Reaction wird so etwa an Drohnen
gearbeitet, die die gemachten Bilder selbständig in Echtzeit auswerten
können.
Ende des Monats sichten die Betreiber von Ölplattformen vor der norwegischen Küste
tagsüber vermehrt unidentifizierte Drohnen, was zu Spekulationen führt,
ob es einen Zusammenhang mit den in diesen Tagen erfolgten Anschlägen
auf die Nord Stream-Pipelines gibt. Die Polizei untersucht die Fälle,
in denen Drohnen die Sicherheitszonen um Öl-Plattformen durchflogen
haben.
Nur drei Wochen später nimmt sie in Hammerfest Andrej Jakunin fest, den Sohn eines Putin-Vertrauten, der zugibt, illegal eine Drohne über der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen in der Arktis gesteuert zu haben. Bei der Verhaftung werden auch Drohnen und weitere elektronische Geräte beschlagnahmt.
Es handelt sich um die siebte Festnahme russischer Staatsbürger binnen weniger Tage, die alle beschuldigt werden, in Norwegen illegal unbemannte Fluggeräte eingesetzt und damit unerlaubt fotografiert zu haben. Der Flug einer Drohne in der Nähe des Flughafens von Bergen im Westen des Landes hatte zudem zu einer kurzen Unterbrechung des Flugverkehrs geführt.
Ebenfalls Ende September schießt die Hisbollah über dem Südlibanon eine eVTOL-Starrflügler-Drohne ab, die von fünf Elektromotoren angetrieben
wird. Der nicht identifizierte israelische Typ besitzt vier nach
unten gerichtete Triebwerke für Senkrechtstart und -landung, sowie
ein größeres, nach hinten gerichtetes als Hauptantrieb für den Vorwärtsflug.
Die Drohne ist mit einer Digitalkamera des Typs Sony Alpha ausgestattet,
die der Aufklärung dient, sowie mit einer kleinen vorwärtsgerichteten
Kamera für die Navigation.
Die israelische Armee (IDF) verläßt sich hauptsächlich auf Drohnen, um die Nord- und Südfront im Auge zu behalten, wobei im Laufe der Jahre viele ihrer militärischen Drohnen auf dem Gebiet des Libanon, Syriens und des Gazastreifens abgestürzt sind. Das nun abgeschossene Fluggerät besteht vollständig aus kommerziell erhältlichen Teilen, was darauf schließen läßt, daß es von der Armee speziell für risikoreiche Aufklärungsmissionen entwickelt wurde.
Im Oktober 2022 im Internet verbreitetes Filmmaterial
zeigt eine ukrainische Mavic-Drohne im Luftkampf gegen
eine russische Drohne (,Drone vs drone warfare spotted as Ukraine downs
Russian drone’). Die von der ukrainischen Drohne aufgenommenen Bilder
zeigen die russische Drohne, die auf sie zufliegt, bevor sie - anscheinend
beeinträchtigt - aus dem Blickfeld taumelt. Es wird vermutet, daß es
sich dabei um den ersten dokumentierten Drohnenkampf überhaupt handelt.
Ebenfalls im Oktober werden bei einer Sichtung
von Budgetdokumenten der U.S. Army ambitionierte Pläne aufgedeckt.
So verfolgt das amerikanische Militär unter dem Namen Super
Swarm das Ziel, nicht
nur schwimmende und Unterwasserdrohnen vermehrt einzusetzen, sondern
bis 2026 auch Schwärme aus tausenden Mini-Drohnen
fliegen zu lassen. Solche Attacken eignen sich hervorragend als Vorbereitung
für den Einsatz von Raketen, bemannter Flugzeuge und anderer konventioneller
Kampfmittel.
Auch die Experimente laufen schon. So hatte z.B. im August ein fliegender Maschinenschwarm einem simulierten Angriff auf ein Schiff der Navy durchgeführt. Die zahlreichen kleinen Drohnen ermöglichen es, aus mehreren Richtungen gleichzeitig anzugreifen und das Schiff durch das Ausschalten kritischer Systeme wie Radarantennen und Waffen schachmatt zu setzen. Dabei werden sie in der Masse zu einer großen Herausforderung für die Luftabwehr. Allerdings bedeutet der Einsatz tausender Drohnen auch, daß man sich mit tausenden potentiellen Fehlerquellen auseinandersetzen muß.
Da kleine Drohnen nur über eine relativ geringe Reichweite verfügen, wird in einem zu Super Swarm gehörigen Projekt DEARLS (Deployment and Employment of Autonomous Long-Range Systems) an einem ebenfalls autonom verkehrenden ,Mutterschiff’ gearbeitet, das eine sehr hohe Anzahl kleinerer Drohnen in Operationsdistanz bringen soll. Das Projekt MASS (Manufacturing of Autonomous Systems at Scale) beschäftigt sich wiederum mit der Herstellung dieser Drohen, die zu Lande oder auf Schiffen so nahe am Kampfgeschehen erfolgen soll wie möglich.
Das US-Militär kosten portable Drohnen aktuell etwa 49.000 $ pro Stück, daher will man mit neuen Designtools Drohnen umsetzen, die sich großteils aus günstigen 3D-gedruckten Bauteilen herstellen lassen. Dies würde auch erlauben, das Designs schnell an den Bedarf des jeweiligen Einsatzes anzupassen. Eine weitere Initiative, MATES (o. MATes, Manned and Autonomous Teams), soll die Fernsteuerung von Schwärmen vereinfachen und sie blitzschnell in einen vollautonomen Modus umschalten, wenn etwa die Funkreichweite verlassen oder das Signal von Jammern gestört wird.
Das jüngste Schwarm-Projekt ist das Programm AMASS (Autonome Multi-Domain Adaptive Swarms-of-Swarms), dessen Ziel die Fähigkeit ist, Tausende von autonomen Land-, See- und luftgestützten Drohnen einzusetzen, um die gegnerische Gebietsverteidigung zu überwältigen.
Das Programm ist der zweite Versuch der USA dar, um mittels unbemannter Drohnenschwärme militärische Vorteile zu gewinnen, nachdem die DARPA im Jahr 2017 das Programm OFFSET (Offensive Swarm-Enabled Tactics Program) gestartet hatte, um den Einsatz von Schwärmen über 250 Drohnen zur Unterstützung der Bodentruppen zu perfektionieren.
Einige Monate nachdem im Dezember 2021 der letzte OFFSET-Test FX-6 mit mehr als 300 teilnehmenden Plattformen durchgeführt wurde, erklärt ein leitender DARPA-Beamter, es sei möglich, daß das US-Militär innerhalb der nächsten fünf Jahre Schwärme von bis zu 1.000 Drohnen einsetzen könnte.
Tatsächlich eingesetzt wurde ein militärischer Drohnenschwarm bislang nur einmal, als die israelische Armee Mitte 2021 einen völlig autonomen Schwarm kleiner Drohnen erprobte, der mit anderen Raketen und Waffen zusammenarbeitet, um Kämpfer der Hamas zu lokalisieren, zu identifizieren und anzugreifen. Arbeiten an tödlichen, autonom agierenden Drohnenschwärmen erfolgen neben in Israel, den USA und Russland auch in China, dem Iran, Indien und Pakistan.
Im November 2023 folgen Berichte über ein Pentagon-Prgramm namens Replicator, in dessen Rahmen tausende, vergleichsweise günstige KI-unterstützte autonome Fluggeräte auch auf dem Schlachtfeld zum Einsatz kommen sollen, und dies schon in den kommenden 18 - 24 Monaten. Weitere Details zu dem Projekt gibt es bislang nicht, allerdings sollen zwei private, mit hunderten Millionen Dollar an Risikokapital ausgestattete Unternehmen namens Anduril Industries Inc. und Shield AI darum konkurrieren, das US-Militär mit der entsprechenden Technologie zu versorgen.
Die Anduril liefert bereits u.a. den Ghost Minicopter an die US-Streitkräfte, eine leise und modulare UAS-Plattform, die Autonomie bietet und eine größere Reichweite mit einer Kapazität für mehrere Nutzlasten verbindet. Die Ghost-Plattform wird neben der Basisvariante Ghost auch als Variante mit erweiterten Fähigkeiten Ghost-X für Aufklärungs-, Sicherheits-, Zielerfassungs- und Schutzmissionen produziert.
Die Firma hatte im Oktober 2019 bereits ihre Interceptor-Drohne eingeführt, die in der dortigen Jahresübersicht beschrieben wird. Zudem werden diverse weitere Kampfdrohnen unter den Namen Altius, Barracuda, Bolt, Fury, Ghost und Roadrunner angeboten, die man auf der Firmenhomepage in Aktion sehen kann. Eine Besonderheit bildet der Roadrunner, der als Zweistrahl-VTOL bei einem Missionsabbruch selbständig wieder senkrecht landen kann. Da er höchstwahrscheinlich mit konventionellem Flugzeugtreibstoff angetrieben wird, soll er hier aber nicht weiter verfolgt werden.
Die 2015 von Ryan Tseng und Andrew Reiter gegründete Shield AI (früher: Martin UAV) war bereits im März von der U.S. Army ausgewählt worden, um mit ihrer, gemeinsam mit Northrop Grumman entwickelten verbesserten V-BAT an dem Wettbewerb ,Future Tactical Unmanned Aircraft System’ teilzunehmen, bei dem es darum ging, einen Ersatz für die taktische Drohne RQ-7B Shadow zu finden, die seit 2001 im Einsatz ist.
Im Zuge des Replicator-Programms will die Firma einen Schwarm aus ihren V-BAT 128 (o. MQ-35A) Drohnen mit vertikaler Start- und Landefähigkeit bilden, die Juli 2021 erstmals öffentlich vorgestellt und später von der U.S. Navy für ein Prototyping- und Entwicklungsprogramm ausgewählt wurden. Sie werden inzwischen auf den Schiffen der Navy eingesetzt, allerdings ohne KI.
Die benzingetriebene Starrflügler-Drohne hat einen Kanalventilator-Antrieb, der freiliegende Rotoren überflüssig macht, und soll eine Flugzeit von elf Stunden erreichen. Ihr Design macht den Transport und den schnellen taktischen Einsatz einfach und sicher, und sie kann von zwei Personen in weniger als 30 Minuten zusammengebaut werden, womit sie sich ideal für ein breites Spektrum von See-, Luft- und Landeinsätzen eignet. Hier wird sie nur im Zusammenhang mit dem behandelten Schwarm-Programm erwähnt.
Wie im Januar 2023 berichtet wird, testet die Naval Air Warfare Center Aircraft Division (NAWCAD) der US-Marine zwei frachttragende Drohnen, die Güter von einem Schiff zum anderen transportieren können: die V-Bat der Shield AI und die hybridelektrische Skyways V2.6B der in Austin, Texas, beheimateten Firma Skyways Air Transportation Inc.
Diese produziert verschiedene unbemannte Frachtflugzeuge wie das vollelektrische Skyways V2.2 Electric mit einer maximalen Reichweite von gut 100 km und einer maximalen Nutzlast von über 11 kg; das hybridelektrische Skyways V2.5 Hybrid-Electric mit 800 km Reichweite und fast 16 kg Nutzlast; sowie das o.e. Modell Skyways V2.6 Hybrid-Electric mit Faltflügeln und 13,5 kg Nutzlast. In Entwicklung befindet sich zudem eine Version Skyways V3 mit einer Reichweite von mehr als 1.600 km und einer maximalen Nutzlast von 45 kg, über deren Antriebsart bislang aber nichts zu erfahren ist.
Beide getesteten Drohnen können Ladungen von weniger als 22,5 kg befördern, doch die Marine gibt an, daß diese Art von Ladungen 90 % der Logistiklieferungen ausmachen. Hinweis: Nicht mit den Oktokoptern Airbus Skyways verwechseln, die in der Jahresübersicht 2017 aufgeführt sind.
Auch bei den Abwehrmaßnahmen gibt es in diesem Jahr
diverse Neuigkeiten zu verzeichnen.
Im März 2022 stellt der US-Industriekonzern Teledyne Technologies Inc. (o. Teledyne FLIR Defense) sein Lightweight Vehicle Surveillance System (LVSS) zur Bekämpfung unbemannter Luftfahrtsysteme vor, das auf einem Standard-Lkw montiert ist und mit Hochfrequenz-Gegenmaßnahmen Schwärme von bis zu 500 Drohnen neutralisieren kann, die sich über große Gebiete ausbreiten und nicht nur als Waffen, sondern auch zur Aufklärung oder zum Schmuggel eingesetzt werden.
Das autonome LVSS-System ist für den schnellen Einsatz und für die schnelle Verlegung des Standorts konzipiert. In weniger als einer Minute kann es seinen Mast auf eine Höhe von 5 m aufrichten und voll einsatzbereit sein. Während der Fahrt läßt sich der Mast in 30 Sekunden wieder verstauen. Einmal im Einsatz, kann das LVSS einen einzelnen Landschaftsausschnitt, wechselnde Abschnitte oder die gesamte Hemisphäre mit einer Reichweite von 3 km und einer Höhe von 457 m abdecken.
Dabei können sein Langstreckenradar und seine Laserscheinwerfer bis zu 500 Ziele gleichzeitig in 3D erfassen, während die integrierte TacFLIR-Kamera im Infrarotbereich nicht nur feindliche Drohnen, sondern auch potentiell gefährdete Flugzeuge mit Hilfe einer Kombination aus Software, KI und Personal identifizieren kann. Neutralisieren kann das LVSS feindliche Drohnen aus dem Stand oder während der Fahrt bis zu einer Entfernung von 1,5 km, wozu es Hochfrequenz-Gegenmaßnahmen mit einer Leistung von 30 W einsetzt.
Einzelheiten über diese Gegenmaßnahmen sind bislang nicht bekannt, aber es ist wahrscheinlich, daß sie das Stören von Steuerwellenlängen, das Senden falscher Steuersignale, das Täuschen von Navigationssystemen, das Blenden von Sensoren und/oder das Überwältigen von Elektronik beinhalten, um die gegnerischen Drohnen außer Betrieb zu setzen.
Nachdem wir in den vergangenen Jahren schon mehrere Drohnen gesehen haben, die darauf ausgelegt sind, andere Drohnen mittels Netzen abzufangen, hat die im April 2022 auf einem YouTube-Clip veröffentlichte neue Variante eine ganz besondere Eigenheit, die bislang noch nicht aufgetreten ist.
Das von dem litauischen Hacker Aleksey Zaitsevsky (o. Aleksej Zaicevskij) aus Vilnius im Vorjahr entworfene Drone Interceptor ist ein Quadrokopter mit einem sehr hohen Leistungsgewicht. Dank dieser Eigenschaft kann das Fluggerät schnell aus seinem Startbehälter abheben, die gegnerische Zieldrohne erreichen und sie umkreisen, um sich einen Überblick zu verschaffen und mit seiner Kamera Echtzeit-Videos an den Bediener am Boden zu übertragen.
Sobald feststeht, daß die andere Drohne abgeschossen werden soll, wird der Drone Interceptor unterhalb der Zieldrohne positioniert. Auf Befehl des Piloten beschleunigen die vier Propeller der Drohne schnell und lösen sich samt ihren Motoren vom Rahmen – wobei gleichzeitig auch ein verpacktes Kevlar-Drohnenfangnetz freigegeben wird, an dem die Propeller befestigt sind. Während die Propeller nach oben fliegen, spannen sie das Netz zwischen sich auf, so daß es sich um die andere Drohne wickelt und sie zum Absturz bringt.
Der Hauptteil des Drone Interceptor fällt ebenfalls zu Boden, hängt dabei aber an einem automatisch entfalteten Fallschirm. Außerdem gibt er während des Sinkens einen lauten Piepton von sich, um zur Wiederverwendung leichter wiedergefunden zu werden. Die abgetrennten Rotorsätze kommen wiederum mit der erbeuteten Drohne herunter.
Der gegenwärtige zweite Prototyp hat eine technische Zuverlässigkeit von 30 – 50 %. Laut Zaitsevsky wird es wahrscheinlich ein bis zwei Jahre dauern, bis eine kommerzielle Version des Fluggeräts mit einer Zuverlässigkeit von mehr als 90 % fertig ist und eine Kleinserienproduktion starten kann. Das in Litauen im Jahr 2020 erteilte Patent vom trägt die Nummer 6771.
Der Erfinder hat sich übrigens ab 2008 auch mit der Lifter-Technologie beschäftigt, ab 2013 solarbetriebene Drohnen und später noch diverse weitere Geräte und Technologie entwickelt, wie Fernsteuerungen, Kameraträger, Drohnen, Rettungsfallschirme, Stabilisatoren u.v.m. Seine 2007 gegründete Firma heißt My Research.
In diesem Zusammenhang ist das europäische Projekt AUDROS (Autonomous
Drone Services in the CBRNe Operations) zu erwähnen, dessen Machbarkeitsstudie
im Januar 2018 begonnen und mit der Abschlußprüfung
im Dezember erfolgreich abgeschlossen wurde. Die Studie wurde im Rahmen
einer Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Weltraumorganisation
(ESA) und der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) initiiert.
Es gibt neben dem obigen Drone Interceptor ja noch viele andere Drohnen-gegen-Drohnen-Systeme, die ein Netz auf die gegnerische Drohne abschießen, woraufhin sich die Propeller im Netz verheddern und das Fluggerät auf die Erde fällt – hoffentlich ohne jemanden oder auch Dinge wie Autos, Gebäude usw. zu treffen.
Im Zuge von AUDROS wird eine weniger riskante Alternative entwickelt, bei der ein Eagle One-Oktokopter der tschechischen Firma Fly4Future von einer Dockingstation der polnischen Firma Dronehub aus gesteuert wird – dem RPAS-Hangar-Systems (Remotely Piloted Aircraft System). Sobald eine sich nähernde feindliche Drohne entdeckt wird, hebt der Eagle One autonom ab, fliegt zum Standort der Drohne, positioniert sich über dieser und läßt dann von zwei ausklappbaren Auslegern an seiner Unterseite eine Reihe von baumelnden Schnüren los.
Die Propeller der gegnerischen Drohne verfangen sich in diesen Schnüren und werden blockiert, genau wie in einem Netz. Da die Schnüre jedoch immer noch am Eagle One befestigt sind, bleibt die gefangene Drohne bis zur Landung unter ihm hängen. Und da der Eagle One über zwei Ausleger mit Schnüren verfügt, kann er pro Flug sogar zwei Drohnen einfangen.
Das System, an dessen Entwicklung auch die tschechischen Unternehmen BizGarden und GINA Software beteiligt sind, wird in enger Zusammenarbeit mit den Strafvollzugsbehörden der Tschechischen Republik erfolgreich getestet, um Drohnen daran zu hindern, Gegenstände in oder aus Gefängnissen zu schmuggeln. Zudem wird es mit mit leichten Sensoren für Strahlung und Gase (TIC, Ammoniak) ausgestattet und bei Außenflügen über den Anlagen eines militärischen Forschungsinstituts getestet. Später wird nur bekannt, daß der erste Vertrag über die Lieferung des Systems Anfang 2023 geschlossen wird.
Die Dronehub ist übrigens auch an dem im Dezember 2021 vorgestellten Prototyp der Laufketten-Drohne HUUVER beteiligt. Zudem sei darauf hingewiesen, daß die niederländische Firma Delft Dynamics B.V. bereits seit 2017 ein kommerzielles Modell DroneCatcher anbietet, dessen Netz mit einem Band an der Netzkanone befestigt bleibt, so daß die eingefangene Drohne zu einem sicheren Landeplatz zurückgeflogen werden kann und nicht einfach zu Boden fällt (s.d.).
Im Mai 2022 verbreiteten russische Quellen ein Foto, das einen russischen Soldaten mit dem von der Moskauer Firma New Telecommunication Technologies (NTT) entwickelten tragbaren Drohnenabwehrgeschütz Harpoon-2M zeigt. Tatsächlich war das System erstmals auf der Integrated Safety & Security Exhibition 2019 (ISSE) vorgestellt worden. Das funkelektronische Drohnenabwehrgeschütz ist in der Lage, die Kommando- und Navigationskontrollkanäle der anvisierte Drohnen auf acht Frequenzbändern zu blockieren.
Das System unterbricht die Verbindung zwischen Betreiber und Drohne. Es sperrt auch die Ortungsmöglichkeiten der Drohnen und unterdrückt vier Navigationssysteme: GPS, Galileo, Beidou und GLONASS. Das System kann sowohl von der Schulter als auch von festen Positionen aus betrieben werden. Im letzteren Fall ist Harpoon-2M auf einem ferngesteuerten zweiachsigen Rotator montiert. Mit einer voll geladenen Batterie kann das System 60 Minuten lang im Unterdrückungsmodus betrieben werden und Drohnen aus einer Entfernung von bis zu einem Kilometer außer Gefecht setzen, wobei die Leistungsaufnahme nicht mehr als 220 W beträgt.
Später wird auch der Einsatz des Folgemodells Harpoon-3 mit einer Erkennungs- und Störreichweite von bis zu 3,2 km bestätigt. Nachdem das erste Exemplar der Familie namens Harpoon-1 bereits vor einigen Jahren von der Firma Automation Technology and Programming LLC (ATP) aus St. Petersburg entwickelt und vorgestellt worden war, wurde seit 2019 die Version Harpoon-2M mit ähnlichem Aussehen, aber verbesserten Eigenschaften und neuen Funktionen angeboten.
Das jüngste Familienmitglied Harpoon-3 war dann zum ersten Mal auf dem Salon MAKS-2021 präsentiert und ab dem November 2021 durch die Streitkräfte getestet worden. Das kompaktere und leichtere Design als seine Vorgänger gliedert sich in ein kastenförmiges Instrumentenfach mit Bedienelementen und eine mit einem radiotransparenten Gehäuse abgedeckte Antenneneinrichtung. Die Länge überschreitet 1 m, das Gewicht im betriebsbereiten Zustand samt eigenem Akku beträgt 6,5 kg.
Als Teil einer stationären Anlage wird das Gerät auf einer Sondermaschine mit Führungsantrieben in zwei Ebenen und mit Fernbedienung montiert, was es einem Bediener ermöglicht, gleichzeitig mehrere ‚Kanonen‘ zu steuern. Das Hauptelement des Komplexes ist eine Störstation mit Richtantennen. Die Reichweite beim Abfeuern niederfrequenter Störungen erreicht 3,5 km, bei hohen Frequenzen sind es bis zu 2 km.
Im Oktober 2022 meldet die Nato,
daß sie der Ukraine in Kürze Hunderte Störsender (Jammer)
zur Abwehr von Drohnen liefern wird.
Diese scheinen aber nicht nur dort erforderlich zu sein, denn nach
verdächtigen Drohnenflügen über Kasernen und dem Wehrressort in Bonn,
ordnet der territoriale Befehlshaber der Bundeswehr ein
Schutzprogramm für die Dienstsitze des Verteidigungsministeriums
an. Zuletzt war Ende Oktober eine unbekannte Drohne mit einer Spannweite
von bis zu 8 m bei einem nächtlichen Flug über den ersten Amtssitz
des Ministeriums auf der Bonner Hardthöhe gesichtet worden.
Zudem hatte der Militärische Abschirmdienst (MAD) in den vergangenen Monaten immer wieder Drohnen über Standorten in Deutschland bemerkt, auf denen ukrainische Soldaten an westlichen Waffensystemen ausgebildet werden.
Auf der ebenfalls im Oktober stattfindenden Marineverteidigungsmesse Euronaval 2022 in Paris stellt ein begrenztes Konsortium der Waffenfirmen Nexter und Thales die neueste Version des autonomen Geschützturms RAPIDFire vor, der Bedrohungen wie Drohnen, Loitering Munition, kleine Wasserfahrzeuge und schwimmende Minen bis hin zu Überschallraketen und Jagdbombern abwehren soll. Das System ist darauf ausgelegt, solche Bedrohungen autonom und automatisch aufzuspüren, zu erfassen und zu zerstören.
Der ferngesteuerte Turm verfügt über ein hochpräzises optronisches Feuerleitsystem mit Multispektral-Sichtgerät und Hochleistungs-Laserentfernungsmesser und kann automatisch die geeignete Munition zur Bekämpfung mehrerer Bedrohungen auswählen. Damit ist RAPIDFire in der Lage, Drohnen oder Raketen einzeln oder in Schwärmen in einer Entfernung von bis zu 4.000 m zu bekämpfen. Hierfür verfügt es über 140 Schuß in einem Bereitschaftsgestell, was für etwa 30 Abfangaktionen ausreicht.
Das System, das auf der 40 mm Kanone von CTA International basiert (CTAI, Tochtergesellschaft von Nexter Systems und BAE Systems), die in einem kleinen gepanzerten Turm untergebracht ist, kann zudem die Teleskopmunition von CTAI handhaben und ist für die künftige Anti Aerial Airburst (A3B) Munition konfiguriert, die bei der Bekämpfung von Luftzielen nicht blockiert, abgelenkt oder durch Hindernisse ausgelöst werden kann.
RAPIDFire soll Anfang 2023 an Bord des Flottennachschubtankers Jacques Chevallier der französischen Marine zur Seequalifikation eingesetzt werden. Für den Einsatz an Land kann das System an LKW-Fahrgestelle und andere Plattformen angepaßt werden.
Im Bereich der Laser hat längst ein neues Wettrüsten begonnen: Laserwaffen
gegen Laserschutz, wobei gegenwärtig mehr in erstere investiert
wird. Ausführliche Beschreibungen finden sich in den Übersichten
der letzten Jahre. In den Kommentaren wird erwartet, daß die Laserwaffen
zumindest bei Kamikaze-Drohnen irgendwann gewinnen dürften, denn
würden die Drohnen durch den gesteigerten Schutz zu schwer, was weniger
Nutzlast für Sprengstoff bedeutet, und/oder zu teuer, ist ihr Einsatz
nicht mehr praktikabel.
Es ist davon auszugehen, daß sich die Entwicklung stattdessen mehr Richtung Drohnenschwärme bewegen wird, also viele kleine, günstige Drohnen, die die Verteidigungssysteme überfordern. Selbst wenn ein paar der Drohnen von Laserwaffen abgeschossen werden, gibt es genügend andere, die das Ziel treffen.
Im Januar ist zu erfahren, daß der US-Kurier- und Logistikkonzern FedEx die
Luftfahrtaufsicht FAA bereits im Jahr 2019 um Erlaubnis
gebeten hat, bei seinen modifizierten Airbus A321-200 Frachtflugzeugen
ein Infrarot-Lasersystem zur Abwehr von wärmesuchenden
Raketen installieren zu dürfen. Die Laserenergie soll die Verfolgung
der Rakete durch die Hitze des Flugzeugs unterbrechen.
Damit lassen sich möglicherweise Angriffe wie im Jahr 2003 vermeiden, als über Bagdad eine Rakete in den Flügel einer Frachtmaschine des deutschen Paketdiensts DHL einschlug. Damals gelangt es, das Flugzeug mit einer brennenden Tragfläche zu landen, die Besatzung blieb unverletzt. Darüber hinaus sind in den vergangenen Jahren bei mehreren Zwischenfällen in verschiedenen Ländern zivile Flugzeuge von tragbaren Luftabwehrsystemen beschossen worden.
Aus den nun öffentlich gemachten Unterlagen geht hervor, daß diese Situation mehrere Unternehmen dazu veranlaßt hat, Systeme wie ein laserbasiertes Raketenabwehrsystem für die Installation in zivilen Flugzeugen zu entwickeln und anzupassen, um diese Flugzeuge vor wärmesuchenden Raketen zu schützen. Da Infrarot-Laserenergie aber auch eine Gefahr für Personen im Flugzeug, am Boden und in anderen Flugzeugen darstellt, verlangt die FAA, daß eine ‚versehentliche Aktivierung‘ solch eines Systems explizit verhindert wird.
Eigentlich haben die Luftfahrtbehörden nun 45 Tage, um die Öffentlichkeit anzuhören, bevor sie das System genehmigen. Tatsächlich läßt sich trotz intensiver Recherche jedoch nichts über eine Entscheidung finden – oder überhaupt noch etwas über den FedEx-Plan.
Andererseits bieten der Rüstungskonzern Airbus und der französische Konzern Sabena technics bereits vergleichbare Abwehrsysteme für zivile Flugzeuge an. Solche Schutzsysteme besitzt die Maschine des US-Präsidenten, die Air Force One, ebenso wie die Flugzeuge der israelischen Luftfahrtgesellschaft El Al damit ausgestattet sein sollen.
Der Besatzungsstaat Israel selbst verteidigt sich bisher mit dem Iron Dome Raketen-System vor gegnerischen Raketenangriffen, was allerdings sehr teuer ist. Aktuell kann jemand für ein paar Hundert Dollar eine Rakete auf Israel abfeuern, aber es kostet mehr als 100.000 $ pro Schuß, sie abzufangen. Das System hat zudem Probleme mit ankommenden Bedrohungen in einem Nahbereich von weniger als 4 km. Deshalb sollen auch hier schon bald Laser diese Aufgabe übernehmen.
Ursprünglich sollte die ‚Laserwand‘ ab 2025 einsatzbereit sein, doch auf einer Konferenz am Institut für nationale Sicherheitsstudien der Universität Tel Aviv im Februar 2022 erklärt Premierminister Naftali Bennett, daß das System bereits innerhalb eines Jahres im Süden Israels eingeführt werde soll, in der Nähe zum Gazastreifen. Was sich allerdings als Wunschdenken entpuppt.
Erstmals vorgestellt wurden die ersten Geräte des Iron Beam genannten Hochenergie-Lasersystems (HEL, o. High Energie Laser Weapons System, HELWS) vom staatlichen Rüstungsunternehmen Rafael Advanced Defense Systems Ltd., das auch für den Iron Dome verantwortlich ist, im Februar 2014 auf der Singapore Air Show. Das seit 2009 entwickelte landgestützte System verwendet zwei Glasfaser-Festkörperlaser mit mehreren Kilowatt Leistung, die aktuell eine Reichweite von etwa 2 km haben. Im Ziel werden die Strahlen auf eine Fläche von der Größe einer Münze fokussiert, wodurch der mit Lichtgeschwindigkeit anvisierte Flugkörper innerhalb von vier bis fünf Sekunden zerstört wird.
Im Februar 2020 berichtet die Firma dann von Tests des inzwischen Drone Dome genannten Systems, das sich gezielt gegen Drohnen richtet und mit elektronischen Störsendern und Sensoren zur Erkennung, Identifizierung und Neutralisierung von Mikro- und Mini-UAVs ausgerüstet ist. Die Demonstration wird in einem Wüstengebiet mit mehreren Drohnentypen durchgeführt, darunter auch handelsübliche Quadrokopter.
Ein leistungsstarker Laserstrahl, der auf einem Jeep montiert war, erkennt zusammen mit den anderen Drone-Dome-Sensoren die Bedrohung und ermöglicht es der Besatzung, mit Hilfe der Laser einen Schwarm aus drei Drohnen, eine nach der anderen, zu neutralisieren. Die Firma legt später sieben Drohnen vor, die durch den Laser zerstört wurden. Die verbrannten Einschlagstellen zeigen, daß ihre Rotoren und Motoren verkohlt sind.
Aktuell meldet die Rafael im April 2022 erfolgreiche Live-Feuertests der Laserwaffe Iron Beam in verschiedenen Szenarien gegen Drohnen, Mörser, Raketen und Panzerabwehrraketen. Laut Verteidigungsminister Benny Gantz sei es damit „zum ersten Mal gelungen, mit einem in Israel hergestellten Hochleistungslasersystem verschiedene Ziele abzufangen“. Gantz hatte erst kürzlich einem Budget in Millionenhöhe für die Entwicklung zugestimmt.
Die Reichweite des Glasfaserlasers wird inzwischen mit bis zu 7 km angegeben, die Leistung soll im Bereich von 100 kW liegen. Die Kosten pro Schuß, die Hardwarekosten nicht mitgerechnet, liegen bei etwa 1 $ (später: 4 $), und die ‚Munition‘ ist unbegrenzt, solange Strom verfügbar ist. Die jüngsten Tests sind Teil der ersten Phase eines mehrjährigen Programms von Rafael, anderen Unternehmen sowie dem Verteidigungsministeriums zur Herstellung von Hochenergielasern. Der Plan sieht vor, in den nächsten zehn Jahren mehrere Lasers entlang der Grenzen zu stationieren.
Meldungen vom Oktober 2023 besagen, es daß aber wohl noch bis 2025 dauern wird, bis der Iron Beam tatsächlich einsatzbereit sei. Experten berichten, daß das System nicht bei Regen, Smog oder Staub funktioniere. Die Videos, die den Iron Beam im Einsatz gezeigt hatten, haben sich derweil als Fake erwiesen, denn die nachbearbeiteten Bilder stammen in Wirklichkeit aus dem Videospiel Arma 3.
Nachdem das Verteidigungsministerium einen Vertrag in Höhe von knapp 500 Mio. mit den Herstellern Rafael und Elbit unterzeichnet hat, gibt es im Oktober 2024 bekannt, daß der Iron Beam in einem Jahr einsatzbereit sein wird.
Eine kleinere Variante des Lasers stellt der Lite Beam dar, der vor allem eingesetzt wird, um improvisierte Sprengladungen oder Blindgänger aus sicherer Entfernung unschädlich zu machen. Der Lite Beam soll mit seinem 7,5 kW Laser ebenfalls in der Lage sein, feindliche Drohnen im Nahbereich bis zu 2.000 m abzuwehren.
Über andere Laser-Entwicklungen in Israel, wie das Light Blade genannte System der Ben-Gurion-Universität, habe ich bereits in der Jahresübersicht 2020 berichtet; der von Ebit Systems entwickelte luftgestützte Laser ist in der Übersicht 2021 aufgeführt (s.d.).
Im Februar 2022 legt die australische Regierung eine
strenge Beschwerde gegen China ein, nachdem die australischen Verteidigungskräfte
(ADF) zwei Schiffe der Volksbefreiungsarmee beschattet hatten, die
sich etwa 65 Meilen vor der australischen Küste in internationalen
Gewässern befanden, aber innerhalb der sogenannten Ausschließlichen
Wirtschaftszone (AWZ) Australiens, die sich 200 Meilen weit ins Meer
erstreckt.
Eine P-8A Poseidon der Royal Australian Air Force meldet dabei, daß sie aus einer Entfernung von 7,7 km von einem ‚militärischen Laser‘ getroffen worden sei. Es gab keine Verletzten an Bord des Flugzeugs, das daraufhin Sonden zur U-Boot-Jagd vor den beiden Schiffen ins Meer abwarf. In den Spezifikationen der beiden beschuldigten chinesischen Schiffe, das amphibische Landungsschiff Jinggang Shan (999) und der Lenkwaffenzerstörer Hefei (174), ist allerdings nichts von einer Laserbewaffnung zu finden.
Wie im Mai 2023 berichtet wird, beteiligt sich nun auch Australien an dem Rennen um die Entwicklung einer praktischen Hochenergie-Laserwaffe. Die Firma QinetiQ Australia erhält vom australischen Verteidigungsministerium eine Summe von 8,74 Mio. $ zur Entwicklung eines Laser-Prototypen, der Kampfpanzer ausschalten kann - gemäß einem Streitkräftestrukturplan von 2020, in welchem das Ministerium ausdrücklich festgelegt hatte, daß die Waffe in der Lage sein soll, gepanzerte Fahrzeuge bis hin zu Kampfpanzern zu bekämpfen. Drohnen werden in diesem Zusammenhang bisher nicht erwähnt.
Die US-Marine gibt im April 2022 bekannt, daß sie in White Sands ihre erste Drohne, die einen Unterschall-Marschflugkörper darstellt, mit einem Hochenergielaser abgeschossen habe. Dabei schaltet die Layered Laser Defense (LLD) genannte Waffe von Lockheed Martin das Triebwerk der Drohne aus, die daraufhin ihren Fallschirm auslöst und zur Erde sinkt, sich sozusagen ergibt.
Der vom Office of Naval Research (ONR) gesponserte und in Zusammenarbeit mit dem Office of the Under Secretary of Defense for Research & Engineering (OUSD R&E) durchgeführte Test im Februar sollte nicht nur die Fähigkeit von Laserwaffen demonstrieren, große Ziele wie die fragliche Drohne zu verfolgen und auszuschalten, sondern auch eine Vielzahl weiterer Bedrohungen, wie z.B. robotische Starrflügler und bewaffnete Multikopter.
Der LLD ist ein Festkörperlaser, der aus Spulen von Glasfasern besteht, die mit verschiedenen Elementen dotiert sind. Diese Spulen werden gebündelt, und die von ihnen erzeugten Laser zu einem einzigen, starken Strahl kombiniert und durch Optiken projiziert, die ihn ausrichten, fokussieren und atmosphärische Verzerrungen kompensieren.
Zur Erinnerung: Die Marine hatte bereits 2014 an Bord der USS Ponce im Persischen Golf und 2021 an Bord der USS Portland Laserwaffen eingesetzt, die Drohnen unschädlich machten, ohne sie jedoch abzuschießen. Die beiden Fälle werden als Demonstrationsprojekte bezeichnet, und die Marine hat auch jetzt keine Pläne bekanntgegeben, die LLD als Standardwaffensystem einzusetzen.
Mitte September liefert Lockheed Martin zudem seinen mit 300 kW bisher leistungsstärksten Dauerstrich-Hochenergie-Festkörperlaser an das OUSD R&E, um ihn in mehreren Demonstrationsprojekten der U.S. Army einzusetzen, darunter das Laserwaffensystem Indirect Fires Protection Capability-High Energy Laser (IFPC-HEL). Erste Labor- und Feldtests sind noch in diesem Jahr geplant.
Daß Laser auch zu anderen Zwecken genutzt werden können, führt das britische Unternehmen QinetiQ im März 2022 vor, als es eine lasergesteuerte Drohne präsentiert, die von den üblichen Drohnenabwehr-Systemen nicht gestoppt werden kann, welche die Funksteuerungs- oder GPS-Systeme einer Drohne angreifen und die Steuerung bzw. die vorprogrammierten Missionen deaktivieren.
Die Vorführung auf dem Übungsplatz Salisbury Plain (SPTA) in Südengland, die als Weltpremiere bezeichnet wird, zeigt das neue feldtaugliche optische Freiraum-Kommunikationssystem (Free Space Optical Communication, FSOC) von Avoptics, das den Namen Wireless Optical Link Field (WOLF) trägt und für die bidirektionale Hochgeschwindigkeitsübertragung von Daten gedacht ist.
Das kleine und leichte (~1 kg) Gerät, das einen geringen Stromverbrauch hat (< 2 W) und auch in rauhen Umgebungen eingesetzt werden kann, soll die Funksteuerung für militärische Einsätze in Gebieten ergänzen oder ersetzen, in denen der Gegner möglicherweise über RF-Blockier- oder Detektionsgeräte verfügt, und eine sichere optische Kommunikation ermöglichten.
Das System erfordert zwar eine Sichtverbindung zwischen Bodenstation und Drohne mit sehr hoher Bandbreite, was seine Anwendbarkeit einschränkt, doch die kompakt aussehende Ausrüstung am Boden überspringt nicht nur mühelos HF-Störsender, sondern macht es auch praktisch unmöglich, den Datenstrom zu entdecken oder gar abzufangen. Fraglich ist allerdings, wie gut das System bei Rauch oder Staub funktioniert. Außerdem können Drohnen immer noch leicht durch Netze, Schrotkugeln oder ähnlichem gestoppt werden.
Im gleichen Monat Juli berichtet die Presse darüber, daß Russland an
einer bodengestützten Laserwaffe namens Kalina arbeitet,
die bei einem Weltraum-Beobachtungs-Komplex im Norden Kaukasiens
gebaut wird, welcher bislang dazu genutzt wird, um Satelliten zu
erfassen, beobachten und zu fotografieren. Dies geschieht mit einem
Radarsystem und einem ‚Laser Locator‘, der aus zwei Teleskopen besteht,
eines ist für Satelliten im niedrigen, das andere für Satelliten
im hohen Erdorbit.
Das Radar gibt die Flugbahn an den Laser Locator weiter, der die Teleskope ausrichtet, welche nun den Laser nutzen, um die Distanz zum Satelliten zu messen. Außerdem wird der Satellit dadurch beleuchtet, um ihn besser fotografieren zu können, was bei Tag und bei Nacht möglich sein soll. Kalina wird das System nun ergänzen. Es funktioniert ähnlich wie der Laser Locator, hat aber einen stärkeren Laser.
Der Laserstrahl wird im Laser-Locator-Gebäude erzeugt, mit Glasfaserkabeln zu dem neu errichteten Teleskop gebracht und mit Spiegeln dann auf das Ziel ausgerichtet. Dabei sendet das Teleskop nicht nur einen Laserstrahl aus, sondern empfängt auch dessen Reflexion, wodurch auf einem Zielgerät ein scharfes Bild des Satelliten dargestellt wird. Das Personal richtet dann den Laserstrahl so aus, daß die optischen Sensoren des Spionagesatelliten getroffen werden und keine brauchbaren Fotos mehr liefern können.
Man kann davon ausgehen, daß Kalina ein Versuchsprojekt ist. Sollte es gut funktionieren, könnten weitere derartige Anlagen gebaut werden. Denkbar ist aber auch, daß in einer weiteren Entwicklungsphase die Stärke des Lasers erhöht wird, um Satelliten nicht nur zu blenden, sondern zu beschädigen oder zu zerstören. Dies ist bislang ein sehr teures und aufwendiges Unterfangen. Entweder braucht man dazu spezielle Anti-Satelliten-Raketen oder eigene Jagd-Satelliten; in beiden Fällen muß man etwas in den Weltraum schießen und dann dort auch das gewünschte Ziel treffen.
Wann Kalina voll einsatzbereit ist, ist nicht bekannt, Experten rechnen mit Ende 2023. Einen mobilen Blend-Laser namens Peresvet hat Russland bereits seit 2019 im Einsatz.
Ebenfalls dem Kontext der Kampflaser zuzuordnen: Im November 2023 veröffentlicht
eine Forschergruppe der Yale University und der University
of South Australia einen Bericht darüber, wie sich mit Multimode-Glasfasern,
die mehrere Lichtmodi übertragen, die Leistung von Infrarot-Laserstrahlen
um das Drei- bis Neunfache erhöhen läßt.
Der Bericht trägt den komplizierten Titel ,Mitigating stimulated Brillouin scattering in multimode fibers with focused output via wavefront shaping’ und ist im Netz einsehbar, finanziert wurde die Forschung vom US-Militär, einen Prototypen der Waffe gibt es bislang nicht.
Im Zusammenhang mit der Lasertechnologie ist auch folgendes von Interesse, obwohl es nicht zu den Kampfsystemen gehört: Im Oktober 2022 erscheinen erste Berichte über die neue Initiative Persistent Optical Wireless Energy Relay (POWER) der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), bei der eine fliegende Drohnenkette eingesetzt werden soll, um eine Energieübertragung über große Entfernungen zu ermöglichen.
Im Rahmen des Programms sollen unbemannte, mit optischen Energierelais ausgestattete Drohnen in der Höhe schweben und mit Hilfe von leistungsstarken Laserstrahlen Elektrizität an entfernte Militärstützpunkte leiten, so daß diese nicht mehr auf – oftmals gefährdete – Konvois angewiesen sind, die Dieselkraftstoff zur Stromversorgung anliefern.
Statt dessen würde ein militärisches Kraftwerk, möglicherweise sogar mit Kernkraft, seinen erzeugten Strom in einen kohärenten Laserstrahl umwandeln. Dieser würde auf eine Relaisdrohne gerichtet, die ihn wiederum an eine andere Drohne weiterleitet. Die letzte Drohne würde den Strahl schließlich auf die zu beliefernde Militärbasis oder den Außenposten richten, wo er wieder in Strom umgewandelt wird.
Da Laser über die Entfernung an Kohärenz verlieren, ist ein gewisser Energieverlust zu erwarten. Das Problem verschärft sich, wenn der Laser durch Rauch, Staub oder Wasserpartikel fliegt. Die Drohnenrelais müßten daher dem Wetter immer einen Schritt voraus sein und Wolken und schlechtem Wetter aus dem Weg gehen. In dem Maße, in dem Armeen auf Laser, Hochleistungsmikrowellen und andere Energiewaffen setzen, wird die Versorgung mit Strom aber wichtiger denn je.
Es ist verwunderlich, aber im Laufe des gesamten Jahres erscheint
in der deutschen Presse und in den Blogs kaum etwas über Drohnen-Zwischenfälle.
Eine Ausnahme bildet die Berichterstattung über autonome Unterwasserdrohnen,
die zunehmen für den Drogenschmuggel genutzt werden, hier aber an anderer
Stelle behandelt werden sollen (in Arbeit). Auch über Unfälle durch
abstürzende Drohnen oder die Gefährdung von Flugzeugen bzw. Flughäfen
ist nichts mehr zu hören.
Im Zuge einer internationalen Recherche zeigt sich allerdings, daß zumindest der Schmuggel mittels Drohnen inzwischen zu einem globalen Problem geworden ist. Hierzu einige Beispiele.
Im Februar 2022 werden fünf Personen bei dem Versuch
erwischt, Drohnen in die Lee Correctional Institution in Bishopville,
South Carolina, zu fliegen, um die Gefangenen mit Drogen, Süßigkeiten,
Bargeld, Telefonen und Waffen zu beliefern. Nach Angaben des Leiters
der Strafvollzugsbehörde des Bundesstaates waren jede Woche Eindringlinge
aufgetaucht, um die nächtlichen Lieferungen durchzuführen.
Die Ermittlungen gegen den illegalen Postdienst halten die Polizeibeamten im winzigen Lee County acht Monate auf Trab, bis schließlich fast zwei Dutzend Personen wegen ihrer Beteiligung an dieser Aktion verhaftet und zwölf Drohnen beschlagnahmt werden können, darunter zwei besonders große bei der jüngsten Verhaftung.
Im März wird aus Südafrika berichtet, daß die Behörden
neuerdings wilde Streiks mittels Flugdrohnen überwachen,
die von dem Sicherheitsteam der privaten Lobbygruppe AfriForum geliefert
und gesteuert werden, wie z.B. in der Stadt Tshwane, zu der Pretoria
und etwa zwei Dutzend umliegende Gemeinde gehören, wo städtische Angestellte
wegen zu geringer Gehälter in einen wilden Streik getreten sind. Die
südafrikanische Kommunalarbeitergewerkschaft (Samwu) zeigt sich bestürzt
über die Zusammenarbeit der Polizei mit AfriForum, die als Interessenvertretung
der Buren gilt.
Der ehemalige Häftling Jason Arteaga-Loayza (alias
Juice) aus New Jersey bekennt sich im April schuldig, Telefone und
Tabak in das FCI Fort Dix in New Jersey geschmuggelt zu haben, in welchem
er selbst von Juni 2017 bis September 2018 inhaftiert
war. Hinzu Kommt eine Anklage wegen des Besitzes von Heroin und Fentanyl
mit der Absicht, diese zu vertreiben.
Nach seiner Entlassung beteiligte sich Arteaga-Loayza zwischen Oktober 2018 und Juni 2019 an mehreren Drohnenlieferungen von Schmuggelwaren, die nach ihrem Abwurf in das Gefängnis gewinnbringend an Häftlinge verkauft wurden. Die einschmuggelten Pakete enthielten Mobiltelefone, Mobiltelefonzubehör, Tabak, Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen, Brillen u.a. Mit ihm werden noch drei weitere Männer angeklagt, sich an der Verschwörung zum Einsatz von Drohnen zum Schmuggel in das Fort Dix-Gefängnis beteiligt zu haben.
Bei einer Verurteilung muß Arteaga-Loayza mit einer Höchststrafe von fünf Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 250.000 $ wegen Verschwörung rechnen, sowie mit 20 Jahren Gefängnis und 1 Mio. $ wegen Drogendelikten. Hinzu kommen noch einmal zwei Jahre wegen des Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen. Letztlich scheint das Strafmaß allerdings nur 43 Monate betragen zu haben.
Ende April stellt die kanadische Polizei in der Nähe von Port
Lambton, Ontario, eine Drohne mit einem Einkaufsbeutel voller Waffen sicher.
Die Provinzpolizei von Lambton County kann den großen Hexakopter mit
Hilfe der Feuerwehr von St. Clair Township bergen, nachdem sich dieser
in einem Baum am Ufer des St. Clair River verfangen hatte. Offenbar
sollte das Fluggerät dazu eingesetzt werden, elf Handfeuerwaffen im
Wert von mindestens 22.000 $ über die Grenze von den USA nach Kanada
zu schmuggeln, wo die Waffen sehr gefragt sind.
Der Polizei zufolge wurde die Drohne von einer unbekannten Person gesteuert, die im Garten eines Ehepaars auf der kanadischen Seite des Flusses stand, das zu diesem Zeitpunkt im Urlaub war. Ein Nachbar entdeckte um 4 Uhr morgens – weil er sich dem Harndrang seines Yorkshire-Terriers Pepper zuliebe aus dem Bett erhoben hatte – den Fremden mit der Fernsteuerung und stellte ihn zur Rede, woraufhin der Drohnenpilot die Kontrolle verlor, zu einem wartenden Pickup rannte und flüchtete – während das Waffen tragende Fluggerät in einen Baum stürzte.
Bei der Drohne soll es sich um ein modifiziertes M600-Modell von DJI handeln, bei dem die Lauflichter überklebt wurden, um der Entdeckung zu entgehen.
Anfang Mai wird Bryant LeRay Henderson aus Smithville
dabei erwischt, wie er kurz vor Mitternacht eine DJI Inspire-Drohne
über das Federal Medical Center Fort Worth fliegen läßt, eine Bundesvollzugsanstalt
im Süden der Stadt Fort Worth in Texas. Die Drohne
stürzt in einem gesicherten, eingezäunten Hof in der Nähe einer Werkstatt
auf dem Gefängnisgelände ab und wird vom Personal geborgen. An der
Drohne ist ein Paket befestigt, das 46 g Crystal Methamphetamin, 87
g gepreßtes THC, zwei Prepaid-Smartphones und neun mp3-Player enthielt.
Um Henderson zu identifizieren, nutzt das FBI das Überwachungsvideo einer nahe gelegenen Schule, das den Mann in einem roten Chevy Tahoe zeigt, wie er auf den Parkplatz der Schule fährt und die Drohne startet. Als die Ermittler den Tahoe später verlassen in Dallas finden, befinden sich darin Hendersons Debitkarte, eine Fernsteuerung für die Drohne, diverses Drohnenzubehör wie wiederaufladbare Batterien, eine Propellerbox und Abwurfmechanismen, 18 Smartphones, Tabakwaren und und andere Gegenstände.
Von der auf dem Gefängnishof sichergestellten Drohne können die Ermittler 70 verwertbare Flugprotokolle sicherstellen und dabei vier Flüge identifizierten, die in den Luftraum des FMC Fort Worth eingedrungen sind, und zwei weitere, die in den Luftraum über dem FCI Seagoville, einem anderen Bundesgefängnis südöstlich von Dallas, eingedrungen sind.
Im Falle einer Verurteilung drohen Henderson insgesamt bis zu 45 Jahre Gefängnis: 20 Jahre für den Versuch, Schmuggelware im Gefängnis bereitzustellen, fünf Jahre für die Tätigkeit als Flieger ohne Fliegerschein und 20 Jahre für den Besitz von Betäubungsmitteln mit der Absicht, diese zu vertreiben.
Im Zuge der Berichterstattung wird auch US-Staatsanwalt Chad Meacham aus Texas zitiert, der daran erinnert, daß Schmuggellieferungen per Drohne zum Albtraum korrupter Gefängnisbeamter geworden sind, die traditionell dafür zuständig waren, Dinge wie Mobiltelefone, Zigaretten, Marihuana und Alkohol ins Gefängnis zu schaffen und sie drinnen höchst gewinnbringend zu verkaufen. Jetzt nutzen die Gefangenen die Drohnen, um den Zwischenhändler auszuschalten und Lieferungen direkt von außen von entgegenzunehmen.
Mitte Mai vereiteln die Streitkräfte von Jordanien einen
Versuch, mit einer Drohne Drogen aus dem benachbarten Syrien ins Land
zu schmuggeln. Die eingesetzte Drohne wird in der Nähe der Grenzlinie
zu Syrien abgeschossen, und bei einer anschließenden Durchsuchungsaktion
des Gebiets werden große Mengen Captagon gefunden,
wissenschaftlich bekannt als Fenethyllin, eine Mischdroge aus Amphetamin
und Theophyllin, die besondere in Saudi-Arabien und anderen Staaten
der Arabischen Halbinsel beliebt ist.
Auf den veröffentlichten Fotos ist zu erkennen, daß es bei der Drohne um einen handelsüblichen DJI Mavic Quadrokopter handelt, der so modifiziert ist, daß er Schmuggelware transportieren kann. Im Zuge der Berichterstattung ist zu erfahren, daß das jordanische Militär schon letztes Jahr eine Drohne abgeschossen hat, die eine große Menge Drogen über die Grenze flog.
Ebenfalls im Mai sieht das Personal des Waikeria-Gefängnisses in Neuseeland am
frühen Abend ein unbemanntes Fluggerät, das zehn Minuten lang direkt
über dem Gelände fliegt. Das Gelände wird zwar durchsucht, aber nichts
gefunden, was die Drohne abgeworfen haben könnte.
In den USA ist es das Gefängnis in Downtown Miami,
das Federal Detention Center (FDC Miami), das fast zeitgleich bekannt
gibt, daß seine Gefängnisinsassen versuchen, sich mit Drohnen Schmuggelware
zu beschaffen. Demnach sind bereits mehr als einmal Drohnen eingesetzt
wurden, um die Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen und Schmuggelware
wie Betäubungsmittel, Waffen, Handys usw. in die Einrichtung einzuschleusen.
Ebenso melden Beamte des Bezirks in Beaumont, nordöstlich
von Houston in Texas, daß sie einen Anruf über eine Drohne erhalten
haben, die in der Nähe des Beaumont Federal Correctional Complex eingesetzt
wird. Als die Beamten vor Ort eintreffen, finden sie Davien
Phillip Turner (alias Davien Phillip Mayo) aus Houston, der
mehrere Taschen bei sich hat, die er per Drohne in das Gefängnis abwerfen
will, bei der es sich um eine DJI Matrice 600 Pro handelt.
Die Taschen enthalten Tabak, Handys, Ladegeräte, verschiedene Werkzeuge, Vape-Pens und andere Gegenstände. James Smith, der leitende FBI-Sonderermittler in Houston, sagt auf einer Pressekonferenz, „die Häftlinge haben sozusagen ihr eigenes kleines FedEx-Liefersystem“. Turner drohen im Falle einer Verurteilung bis zu drei Jahre Bundesgefängnis und eine Geldstrafe von 250.000 $.
Im Juni berichtet der staatliche Grenzschutz der Ukraine über
die Festnahme von zwei Personen im Dorf Budenets in der Region Czernowitz,
die versuchten, ein unbemanntes Luftfahrzeug mit dreihundert Schachteln Zigaretten über
die ukrainisch-rumänische Grenze in der Bukowina zu schicken.
Später wird festgestellt, daß die Schmuggler die Selbstbau-Starrflügler-Drohne für 6.000 € in Transkarpatien gekauft hatten. Bei ihrer Verhaftung versuchen die beiden Ukrainer erst zu fliehen, ändern aber ihre Meinung, als zwei Warnschüsse in die Luft abgefeuert werden. Über das Schicksal der Täter wird nun vor Gericht entschieden.
Anfang Juli erhalten Beamte in Stonewall um 03:00 Uhr morgens die Meldung
über eine Drohne, die über die Stony Mountain Institution in Manitoba und
in diese hineinflog, sowie über verdächtiges Fahrzeug. Als die Beamten
das Fahrzeug auf dem nahe gelegenen Highway 7 aufspüren und anhalten,
finden sie eine Drohne auf dem Rücksitz. Shahram Tokhy und Jalen
Falk, beide aus Britisch-Columbia, die sich im Auto befinden,
werden verhaftet. Bei einer Durchsuchung des Gefängnisses, in dem
die Drohne gelandet war, wird ein Paket mit Methamphetamin und mutmaßlichem
Fentanyl gefunden.
Die Angestellten der Stony Mountain Institution sagten in diesem Zusammenhang, sie hätten schon zuvor eine Drohne gesehen und am Vortag ein ähnliches Paket gefunden. Darüber hinaus findet ein Anwohner am nächsten Tag in dem Bereich, in dem das Fahrzeug angehalten wurde, ebenfalls ein Paket und übergibt es der Polizei. Das Paket enthält verbotene Substanzen, die mit den im Gefängnis gefundenen Paketen übereinstimmen, und ist für den Transport durch eine Drohne vorbereitet.
Anläßlich des Tages der Nationalen Einheit Ende Oktober 2022 erklärt Dilbagh
Singh, der Generaldirektor der Polizei von Jammu und Kashmir
in Indien, gegenüber Medienvertreter in Srinagar,
daß das benachbarte Pakistan Drohnen nutzt, um Drogen, Waffen, Munition
und improvisierte Sprengkörper auf indisches Territorium zu schmuggeln.
Dieses ‚neue Spiel‘ habe in den letzten Jahren begonnen, in Form entsprechender
Versuche der Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba (LeT) in Zusammenarbeit mit
den pakistanischen Behörden.
Die indische Polizei tritt den Flügen stets entgegen und hat erst in der vorherigen Nacht eine weitere Drohne in der Gegend von Jammu abgeschossen. Nur wenige Tage davor wurden im Gebiet Baspur Bangla RS Pura zudem zwei Personen im Zusammenhang mit einem Drohnenabwurf festgenommen.
Die Aussagen werden im November seitens der indischen Border Security Force (BSF) bestätigt, der zufolge sich die Drohnenflüge zum Drogen- und Waffenschmuggel im Jahr 2022 verdoppelt haben. Die BSF, deren Aufgabe es ist, über 3.000 km der indisch-pakistanischen Grenze zu bewachen, hatte im September letzten Jahres in Delhi erstmals ein hochmodernes Drohnen-Reparaturlabor eingerichtet, das später erweitert wird, um auch die forensischen Daten der abgeschossenen oder geborgenen Drohnen zu analysieren.
Durch Verhöre von Verdächtigen und Festgenommenen erfahren die Sicherheitsbehörden, daß die Kriminellen jedoch überall dort, wo die Drohnenteams der Behörden stationiert sind oder Antidrohnen-Ausrüstung installiert ist, in andere Gegenden gehen, um ihre illegale Taten zu begehen, wodurch das Problem auch weiterhin akut bleibt.
Ende Dezember nimmt die Landpolizei von Amritsar zwei Personen aus Dhanoia Khurd fest und beschlagnahmt 10 kg Heroin sowie eine High-Tech-Drohne der DJI-Serie, die von pakistanischen und indischen Schmugglern zum grenzüberschreitenden Drogenhandel eingesetzt wurde.
Die Ermittlungen ergeben, daß die Drohne am Tag der Festnahme drei erfolgreiche Einsätze absolviert hatte – jeweils mit 2,5 kg Heroin. Beim vierten Einsatz mit weiteren 2,5 kg konnte die Drohne aber nicht nach Pakistan zurückfliegen, da ihre Batterie leer war. Den Angeklagten wurde von ihren pakistanischen Kollegen mitgeteilt, daß sie die Drohne sicher aufbewahren sollten, bis weitere Vereinbarungen für ihre Rückkehr getroffen seien.
Mitte November entdeckt die Polizei von Queensland im
Australien eine Drohne auf dem Gelände des Townsville Correctional
Center, die vermutlich zwei Tage zuvor abgestürzt war.
Die Ladung besteht aus Tabak, Cannabis, eine Packung Methylamphetamin und mehr als 600 Streifen des Opioids Suboxon, deren Wert mit 250.000 $ angegeben wird. Zwar wird im Zusammenhang damit in der Nähe der Anlage ein heller LKW gesichtet und von Überwachungskameras gefilmt, doch gefaßt werden die Täter nicht.
Im Dezember werden in Malaysia drei Männer verhaftet,
nachdem die Kriminalpolizei des Bezirks Machang um 01:05 Uhr Morgens
die Meldung erhalten hat, wonach eine Drohne über einem Gelände in
der Nähe des lokalen Gefängnisses geflogen sei, das mit Ortungsgeräten
ausgestattet sei und daher die Drohne in der Nähe entdeckt habe.
Als ein Team der Polizei vor Ort eintrifft, bemerkt es drei Männer in einem SUV davonrasen, die nach einer Verfolgungsjagd festgenommen werden können. Bei Überprüfung des Wagens werden eine Drohnenfernsteuerung, diverse Päckchen Tabak, fünf Mobiltelefone, zwei Powerbanks, eine Machete, ein Dolch, Feuerwerkskörper u.a. gefunden. Über die Drohne selbst war nichts zu erfahren.
Weiter mit den Elektro- und Solarfluggeräten...