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Im Januar wird bekannt, daß Nicholas Hayek völlig aus MCC aussteigen will. Bei einem Interview im Februar erklärt er, daß er weiter an dem ‚Swatch-Mobil Smart’ arbeitet, das als Hybridfahrzeug mit Elektromotoren an jedem Rad entwickelt wird und bereits 1999 auf den Markt kommen soll: „In Deutschland ist das weniger bekannt, weil die Presse meist von der großen Mercedes-PR-Abteilung betreut wird, die wenig darüber weiß“. Hayek geht davon aus, daß der ‚Mercedes-Smart’, der im Laufe der letzten Entwicklungsphase noch zahlreiche fahrdynamische Nachbehandlungen erfährt, für etwa 14.000 DM in den Verkauf kommt.
Im Juli verkündet der Daimler-Benz-Konzern, daß man ein zweites Auto unter der Marke Smart plane, das 2002 herauskommen soll. Seit dem Vorverkaufsstart am 10. des Monats sind bereits 2.000 Smart-Verträge unterschrieben worden. In diesem Jahr sollen noch 20.000 Autos ausgeliefert werden. Und für 1999 rechnet man mit einer Produktion von 130.000 Wagen. An der Übernahme der restlichen MCC-Anteile von Hayek habe man allerdings kein Interesse. Das ‚Endgewicht’ des ‚Smart’ (ohne Fahrer) beträgt inzwischen 720 kg. Im August meldet die Presse, daß Hayek mit Mercedes-Benz um eine Elektro-Version des Wagens verhandelt. Erziele man bis Ende des Jahres kein Einvernehmen, würde sich Hayek nach anderen Partnern umsehen. Im September legt Hayek nach: es gebe bereits Absichtserklärungen von einem amerikanischen und einem europäischen Automobilhersteller, auf die er gegebenenfalls zurückgreifen könne.
Am Freitag, den 2. Oktober 1998 ist es endlich soweit, und mit bunten doppelseitigen Anzeigen wird der Verkaufsbeginn angekündigt: „smart solution 011: Der Leuchtturm für Autofahrer“ – wobei sich die Preise wie folgt staffeln: 16.480 DM für den ,Smart & Pur’ (33 kW/45 PS), 17.480 DM für den ,Smart & Pulse’ (40 kW/55 PS) und 19.980 DM für einen der 7.500 Stück des ,Limited 1’ (40 kW/55 PS) mit vielen Extras. Der Spiegel schreibt: „Die Vollendung des Projekts ging einher mit einer Niederlage für jene Visionäre, die den Smart anfangs auf Kiel gelegt haben“. Der Wagen ist inzwischen noch schwerer geworden, er bringt nun 720 kg auf die Waage. Statt den anvisierten 3 schluckt er 4,8 Liter – und beim innerstädtischen Testbetrieb sogar 6,8. Im Zuge der Verschmelzung zur DaimlerChrysler AG Anfang November übernimmt die Daimler Benz AG rückwirkend zum 31. Oktober dann doch noch den 19%igen MCC-Anteil von Hayeks Unternehmen SHM. Der Hybridantrieb wird aus ‚Platzproblemen’ endgültig gestrichen. Während der Firmensitz der MCC nach Stuttgart verlegt wird, sucht Hayek nach neuen Partnern für sein Hybridprojekt, das in eineinhalb bis zwei Jahren serienreif sein soll – um dann zum Preis des Smart „plus zehn Prozent“ auf den Markt zu kommen, also für rund 18.000 DM.
In Manager Magazin Heft 9 dieses Jahres wird der (zum damaligen Zeitpunkt) aktuelle Stand der Smart-Story ausführlich beschrieben – unter dem Titel ‚Der große Bluff’.
Im Januar meldet die Presse, daß ein indischer Hersteller ein Elektroauto im Smart-Format anbietet, das von einem Wiesbadener Händler importiert und für nur 10.000 DM verkauft wird. Vermutlich handelt es sich dabei um das Unternehmen REVA.
Chrysler zeigt in Detroit den ‚Dodge Intrepid ESX2’, der von einem Elektro- und einem Dieselmotor angetrieben wird.
Im Februar kommt die Meldung, daß die Produktion des ‚Hotzenblitz’ in Duisburg wieder aufgenommen werden soll. Unter dem Dach der Ökofonds-AG Geo-Part plant man im Jahr 300 Fahrzeuge zu bauen, um dann bis 2010 auf 20.000 Stück zu erhöhen, die zwischen 23.000 und 28.000 DM kosten sollen. Das benötigte Grundkapital soll über Kleinanleger akquiriert werden.
Nissan bieten den Minivan ‚Altra EV’ an, eine Kombilimousine von der rund 200 Exemplare gebaut werden (4,87 m Länge, 120 km/h Spitze, Reichweite bis 190 km). Aufgeladen wird das Auto durch ein sehr benutzerfreundliches, induktives Batterieladesystem, bei dem man einen elektromagnetischen Stecker in eine in der Kühlermaske integrierte Ladestation einführt. Der Neodym-Permanentmagnet-Synchron-Motor leistet 83 PS, und das zwölfmodulige Lithium-Ionen-Batteriepaket ist unterhalb des Beifahrersitzes verstaut. Vierkanal-ABS, Bremsenergierückgewinnung sowie Annehmlichkeiten wie eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Außenspiegel, ein Premium-Audiosystem und zwei Airbags gehören zur Standardausrüstung.
Die ersten Exemplare gehen an Energieversorger wie die Southern California Edison Company, die Pacific Gas and Electric Company und das Los Angeles Department für Wasser und Elektrizität. Einige werden vom Polizeirevier in Santa Monica eingesetzt, um abgelaufene Parkuhren aufzustöbern. Für eine gewisse Zeit könnten auch Fluggäste am Airport von L.A. einen ‚Altra EV’ mieten.
Toyota bietet einen reinrassigen Elektrowagen namens ‚RAV4 EV’ an, der eine Reichweite von 100 km hat und etwa 26.500 DM kosten soll.
Die seit etwa 10 Jahren bestehende Firma CityCom gibt bekannt, daß man den ‚Mini-el’ Nr. 5.000 ausgeliefert hat (50 km/h Spitze, 290 kg, Reichweite 30 – 50 km, ab 12.000 DM). Und in Bad Rappenau bei Heilbronn wird von Ligier/Horst Walther der zweisitzige ‚GL’ gebaut, der sich 1992 als Weltmeister in der Klasse der Serien-Autos profiliert hat (90 km/h Spitze, 640 kg, Blei-Gel-Batterie, 25.850 DM ohne Batterie).
An der 7. Tour de Ruhr Ende Juni in Dortmund nehmen 70 Solarmobil-Teams teil. Die Tour ist inzwischen eine von insgesamt fünf Wertungsläufen zur Deutschen Solarmobilmeisterschaft.
Im Juli beginnt die Zusammenarbeit zwischen GM und Toyota im Bereich der Hybridfahrzeuge und der Batterieentwicklung. Und Mercedes bringt ein Hybrid-Fahrrad auf den Markt – mit Hilfsmotor und Akku-Pack beschleunigt das Rad auf 25 km/h und hat eine Reichweite von 30 km. Kostenpunkt: 3.200 DM. Derzeit produzieren über ein Dutzend Hersteller derartige Räder.
Im Juli 1998 stellt Frank Didik, der schon diverse 2- und 3-rädrige Seltsamkeiten zusammengeschraubt hat, seinen ‚Didik Sun Shark’ vor, der durch eine Kombination von Muskelkraft, Solar- und elektrischer Energie berieben wird. Es läßt sich wie ein Motorrad fahren, da sich die beiden seitlichen Räder während der Fahrt zurückziehen. Die zwei Elektromotoren erlauben Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h. Durch das Solarpaneel auf dem Dach, das aus amorphen Silizium-Photovoltaik-Zellen besteht, soll sich die Reichweite der zwei zyklenfesten Hochleistungs-Blei/Säure-Batterien tagsüber um schätzungsweise 22 % erhöhen.
Der knapp 3 m lange ‚Solarhai’ besteht aus einem Stahl-Chassis und -Rahmen, einer Fiberglaskarosserie und einer Polycarbonat-Scheibe. Das Gesamtgewicht des Prototyps beträgt ohne Batterien 100 kg.
Didik veröffentlicht auf seiner Homepage auch eine Bauanleitung für sein Modell ,Didik Turtle’ unter dem Titel: „Wie man eine Zwei-Personen-Elektrofahrzeug in 14 Stunden bauen kann!“
Auf der IAA im August präsentiert Mercedes den ‚Cito’, einen Midi-Bus für 45 – 65 Fahrgäste, der ein dieselelektrisches Antriebssystem besitzt. Er wird in Längen von 8, 9 oder 10 m angeboten. Ford stellt den ‚P 2000’ mit dem werbeträchtigen Aufdruck ‚0 EMISSIONS’ vor.
Der ‚Uni 1’ von Sachsenring existiert inzwischen in Form dreier Prototypen – einem Van, einem Pick-up und einem Taxi. Das Hybridfahrzeug mit Einwellen-Parallel-Antrieb könnte binnen kurzem mit einer Kapazität von 10.000 bis 15.000 Stück in die Produktionen gehen, verlautet bei der Präsentation Anfang September. Das 1.700 kg schwere Auto wird im Elektrobetrieb von einer permanenterregten Synchronmaschine in Außenläuferbauweise und mit 30 kW bewegt. Van und Pick-up haben mit der 200 kg schweren Natrium-Nickel-Chlorid-Traktionsbatterie alleine eine Reichweite von 95 km. Der Van erreicht 100 km/h Spitze im Elektro-, 160 km/h im Diesel- und 175 km/h im Kombinationsbetrieb. Das Taxi besitzt eine Nickel-Metallhydrid-Batterie, ein Solardach und ist nach britischem Vorbild mit First-Class-Komfort ausgestattet – bis hin zu einem Telefon und Laptop-Anschluß. Eine kleine Rampe erleichtert im Bedarfsfall das ‚Einparken’ eines Rollstuhls oder Kinderwagen. Ohne Dieselbetrieb liegt die Reichweite allerdings nur bei 45 km.
Ebenfalls im September kündigt Chrysler die Markteinführung eines ‚Voyager-Van’ mit Elektroantrieb und regenerativem Bremssystem, von dem zunächst 2.000 Stück gebaut werden sollen (130 km/h Spitze, 100 PS Wechselstrom-Induktionsmotor, aus 12 V-Modulen zusammengeschaltete und wassergekühlte 360-V-Nickel-Metallhydrid-Batterie, Ladezeit 6 – 8 h).
Aus Dänemark kommt ein neues Mobilitätskonzept, RUF (= Rapid-Urban-Flixible, ‚ruf’ bedeutet im Dänischen außerdem ‚zügig’), bei dem Elektrofahrzeuge bimodal betrieben werden: sie rollen schienengebunden und automatisch über ein entsprechendes Netz, und können von den Endpunkten aus individuell wie ein normales Fahrzeug nach Hause gefahren werden.
Im Oktober erreicht der ‚Sparrow’ (Spatz) Berlin, es ist das einzige Modell, das außerhalb der USA fährt. Die Skandia-Versicherung betreibt das dreirädrige E-Mobil als Dienstwagen für ein Jahr zur Probe. Der Berliner Importeur spricht allerdings von bundesweitem Interesse an mindestens 25 weiteren Wagen. Beim Hersteller Corbin lägen sogar schon 1.500 Bestellungen auf dem Tisch (100 km/h Spitze, 20 PS Motor, 13 Blei-Akkus, Reichweite 100 km, Ladezeit 2 – 3 h, Preis 30.000 DM). Später macht der Hersteller allerdings Konkurs.
Für den ab Sommer 2000 in Europa und den USA angekündigten Hybridwagen ‚Prius’ rechnet Toyota mit insgesamt 20.000 Verkäufen pro Jahr, zu Preisen zwischen 35.000 und 40.000 DM. Im November erhält er der Umweltpreis des British Steel Auto Design Award. In Japan hat sich der Wagen zum Renner entwickelt, bis Jahresende werden dort voraussichtlich schon 20.000 ,Prius’ im Verkehr sein.
Von den geplanten 500 ‚Audi duo’ sind zwischenzeitlich tatsächlich 50 Stück vermarktet worden – sämtlich geleast als Firmenfahrzeuge. Die Produktion läuft aus.
Im November erklärt Fiat, daß es den sechssitzigen ‚Multipla Ibrida’ (später: ‚Hybrid Power’) ab Ende 1999 auch als Hybridversion anbieten wird (155 km/h Spitze, 75 kW/103 PS Benzinmotor plus 30 kW Elektromotor). Das Fahrzeug sei im Gegensatz zu anderen Hybridfahrzeugen auch im ausschließlichen Elektrobetrieb fahrbar.
Im Dezember wird bekannt, daß auch GM 2001 ein Hybridfahrzeug nach dem Modell des Toyota Prius bauen will. Ebenso vermeldet Renault, daß ab 2004 ein Hybridfahrzeug auf Basis des ‚Mégane Scénic’ zur Serienreife gebracht werden soll. Zeitgleich soll eine reine Elektroversion des ,Kangoo’ angeboten werden. In Kalifornien bietet die Firma Electric Vehicels Rental für 40 $ am Tag Elektroautos zur Miete an, den Strom gibt es an 300 Zapfsäulen in Südkalifornien zum Nulltarif.
Das Department of Mechanical Systems der Tamagawa University in Tokio beteiligt sich ebenfalls an der Entwicklung von Solarmobilen und den entsprechenden Wettbewerben. Da ich kein Japanisch spreche, konnte ich auch keine weiteren Details oder technische Daten der hier abgebildeten Modell herausfinden, möchte aber trotzdem auf diese sehr innovativ wirkenden Fahrzeuge hinweisen.
Die ‚Queen Bee’ und der Solarrenner ‚Yellow Cosmos’ scheinen aber beide um 1998 gebaut worden zu sein. Die Benennung als ‚Königsbiene’ hat sicherlich auch damit zu tun, daß an der Tamagawa Universität die Bienenzucht eines der wissenschaftlichen Hauptthemen ist. Außerdem konnte ich anhand der wenigen eingestreuten englischen Worte herausfinden, daß man sich hier auch mit Hybridfahrzeugen beschäftigt.
In diesem Jahr wird viel – und nun auch in der Politik – über das Drei-Liter-Auto geredet, das „zur Jahrtausendwende kommen soll“. Außerdem fahren zur Zeit in Deutschland bereits 3.500 Autos mit Erdgas, das ebenfalls ordentlich propagiert wird. Weltweit sind es rund 1 Mio. Fahrzeuge.
Von der DaimlerChrysler-Tochter MCC wird der ‚Smart’ ab Januar auch als smart & passion mit Glasdach und Nebelscheinwerfern für 19.480 DM angeboten. Bis einschließlich März wurden europaweit bislang 30.000 Autos verkauft (was einem Volumen von ca. 500 Mio. DM entspricht). Für das laufende Jahr ist der Verkauf von 100.000 Wagen angestrebt. MCC fuhr 1998 einen Verlust von 274 Mio. DM ein, nach knapp 300 Mio. DM im Jahr zuvor. Im April wird bekannt, daß der Smart mit einem dreistelligen Millionenbetrag weiter angeschoben werden soll. MCC stützt sich nun auch auf den Mercedes-Vertrieb. Ab Sommer wird das Stabilisierungsprogramm Trust plus nachgerüstet, damit der Wagen auch auf winterlichen Straßen unter Extrembedingungen sicher beschleunigen kann. Als neue Modelle sind ein sparsamer Diesel für Ende des Jahres sowie ein offener Roadster für Mitte 2002 geplant. In der Öffentlichkeit wird immer mehr kritisiert, daß von dem ursprünglichen Plan Hayeks, ein kleines, umweltfreundliches, elektrobetriebenes Stadtauto zu realisieren, nichts mehr übrig geblieben ist. Hayek selbst vermeldet im Juni, daß sein Konzept eines Hybrid-Fahrzeugs nun mit einem großen französischen Auto-Konzern umgesetzt werden soll – die Absichtserklärung sei bereits unterschrieben. Mehr darüber hört man in diesem Jahr nicht.
Im Januar übernimmt Ford 51 % des norwegischen Elektroauto-Hersteller Pivco Industries. Im Sommer soll die Produktion eines zweisitzigen Elektrofahrzeugs unter dem Namen ‚Think’ beginnen, das Ende des Jahres in Skandinavien, und 2000 auch in Deutschland und in den USA auf den Markt kommen soll. Seine erste Europa-Präsentation erlebt das Fahrzeug auf dem Genfer Automobil Salon (60 km/h Spitze), doch danach verzögert sich die Markteinführung beträchtlich
Immer mehr elektrisch unterstützte Fahrräder (power assist bikes) kommen auf den Markt. Im Unterschied zum klassischen Elektro-Rad können diese Räder nicht im reinen Motorbetrieb gefahren werden, die Unterstützung setzt immer eine Pedalbewegung voraus. Die Batterieladungen reichen ja nach Modell von 25 bis 90 km, beginnen also dort, wo die Reichweiten der reinen Elektro-Rädern enden. Die Leistungen liegen zwischen 100 und 400 W. Aufgrund der liberalen Versicherungslage in der Schweiz gibt es dort die schnellsten Bikes: Das ‚Velocity’ und der ‚Flyer’ schaffen Fahrgeschwindigkeiten um 35 km/h und sogar 50 km/h Spitze. Der Strom kommt meistens aus Nickel-Cadmium-Zellen, seltener aus einer Blei-Gel-Batterie. Die Preise liegen zwischen 2.300 und 6.000 DM. In Japan erzielt die Fahrradindustrie schon 20 % ihres Umsatzes mit den power assist bikes. Auf der Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung (IFMA) in Köln werden über zwei Dutzend verschiedene Elektro-Räder gezeigt.
Elektroautos gelten als Marktreif: Auf dem Genfer Automobil Salon im März stellen die Fahrzeughersteller ihre E-Mobile erstmals neben ihren konventionellen Modellen aus – und nicht wie bisher in einer gesonderten Halle. Doch die nächsten Jahre zeigen, daß genau an dieser Stelle nicht konsequent weitergemacht wurde – die Frage nach dem Grund beantwortet ein einfaches ‚cui bono?’.
Die Schweizer Regierung will erreichen, daß bis 2010 etwa 8 % des schweizerischen Fahrzeugbestandes, also rund 200.000 Fahrzeuge E-Mobile sind. Und Studenten der TU Darmstadt entwickeln ein Elektroleichtmobil ‚Akabine’, wiederum ein Zweisitzer mit 130 km/h Spitze und einer Reichweite von 300 km, aus dem später der ‚Oscar’ wird – the ‚Open Source Car’ (s.d.)
Bei einer Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für elektrische Straßenfahrzeuge (DGES) im April in Karlsruhe wird der mangelnde politische Druck bemängelt. In den USA, in Frankreich und Japan wird das Elektroauto dagegen mit staatlichen Subventionen gefördert. Die Branche erhofft sich von der weiteren Entwicklung der Brennstoffzelle einen ‚Mitzieheffekt’.
Ende April gibt Honda bekannt, daß es die Produktion des ‚EV Plus’ in den USA einstellen wird, es hätten sich nur geringe Stückzahlen absetzen lassen. Insgesamt sind in den USA seit 1996 nur knapp 2.500 Elektrofahrzeuge verkauft worden (zum Vergleich: in Frankreich sind es 4.000 E-Mobile).
Im Juni gibt Honda bekannt, daß sein Hybridfahrzeug ‚W’, das bald in Europa angeboten werden soll, die 100-km-Distanz mit nur 3 l Treibstoff bewältigt habe. Das Fahrzeug wird von einem Elektro- und einem 1-Liter-Benzin-Motor angetrieben. Toyota erhält derweil als erster Autohersteller den seit 1987 verliehenen UN-Umweltpreis Global 500, ausschlaggebend dafür war die Markteinführung des Hybridfahrzeugs ‚Prius’. Nach dem Muster dieses Erfolgsfahrzeugs will Toyota im Januar 2000 mit dem ‚Estima Hybrid’ einen Minivan mit Hybridantrieb auf den Markt bringen. Fiat entwickelt inzwischen weiter an seinem Hybridantrieb Ecodriver, bei dem der Elektromotor zusammen mit dem Getriebe und dem Verbrennungsmotor auf der gleichen Welle liegen. Auch Chrysler und Honda arbeiten an vergleichbaren Systemen.
In den USA ist eine eigene Szene von E-Mobil-Enthusiasten entstanden, denen es mehr um die Geschwindigkeit ihrer Fahrzeuge geht. Die National Electric Drag Racing Association (NEDRA) unterteilt die Wettbewerbsteilnehmer nach 11 Klassen und 10 verschiedenen Voltstärken. Auf der Site von NEDRA sind auch alle Rekorde seit dem ersten Rennen von 1997 aufgeführt. Als Geheimtip unter den Dragstern gelten die Elektromotoren von Kostow, robuste Gabelstaplermotoren aus Bulgarien. Die ursprünglich für 32 V ausgelegten Aggregate werde derart umgebaut, daß sie 200 – 300 V vertragen und entsprechend mehr Kraft entwickeln.
Für Kosten von nur 5.500 $ wandelt 1999 der Motorradfan Robert Lange aus Kelseyville, Kalifornien, (neben diversen anderen Fahrzeugen) seinen Chopper zu einem E-Motorrad ,Amp Hog’ um, indem er 6 Stück Hawker PC680 12 V Blei-Säure-Batterien sowie einen LEM200 Elektromotor von Lemco einsetzt. Das 72 V Motorrad erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 112 km/h, wobei die Reichweite bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 50 km/h etwa 32 km beträgt. Berichten darüber tut das US-Magazin Popular Mechanics allerdings erst im Juli 2007.
Dies ist nur ein Beispiel für eine sehr große und zunehmende Zahl an Konversations-Enthusiasten, die sich weder von den noch relativ beschränkten technischen Möglichkeiten der Akkumulator-Technologie noch sonstigen Vorbehalten daran hindern lassen Dinge zu verwirklichen, die in den Vorstandsetagen der Automobil- und/oder Motorradhersteller als ‚unmöglich’ gelten.
Das Unternehmen EV Global Motors des früheren Chrysler-Chefs Lee Iacocca in Los Angeles, das an der Entwicklung leichtgewichtiger Elektroautos arbeitet, hat ein Jointventure mit Unique Mobility, Golden und Energy Conversion Devices, Detroit, gebildet, um im sächsischen Mittweida Elektrofahrzeuge zu bauen, zunächst einen sechssitzigen Minivan, bei dem es sich vermutlich um den ,Saxi’ handelt (s.o.)
Im Juli gibt Honda bekannt, daß mit dem zweisitzigen ‚Insight’ noch in diesem Herbst ein weiteres Hybridfahrzeug auf den Markt gebracht werden soll. Es soll den weltweit geringsten Benzinverbrauch haben. Tatsächlich wird ab November 1999 ein Zweisitzer-Coupé mit Dreizylinder-Benziner und Elektromotor angeboten, das mit 3,4 Liter Benzin je 100 Kilometer auskommt und lediglich 80 g Kohlendioxid je Kilometer aus dem Auspuff bläst. Aufgrund seiner etwas skurrilen Formgebung wird der Wagen, der immerhin 180 km/h erreichen kann, kein kommerzieller Erfolg. Er schafft jedoch die Grundlage für Hondas Hybridflotte, die 2001 mit dem Civic IMA weiter ausgebaut wird.
Die Berliner BEWAG errichtet im Herbst am Alexanderplatz ihre erste öffentliche Solarstrom-Tankstelle. Derzeit sind in Berlin etwa 100 Elektrofahrzeuge in Betrieb.
Auf dem 4. russischen Automobilsalon im August stellt Lada eine futuristische E-Mobil-Studie vor. Und auf der IAA in Frankfurt zeigt Chrysler als ‚concept car’ einen ‚Jeep Commander’ mit Elektroantrieb. Zwei Elektromotoren für seine Vorder- und Hinterachse bilden einen Allradantrieb.
Im September verlautet, daß in Taiwan die Formosa Plastics Group, einer der größten Konzerne des Landes, eine Fabrik zur Herstellung von Elektroautos errichten will. Die Anlage soll ab 2006 jährlich etwa 500.000 Fahrzeuge ausstoßen.
Der nun serienreife Nissan ‚Hypermini’, der vor zwei Jahren als Studie vorgestellt wurde (s.o.), hat inzwischen leicht veränderte Spezifikationen und soll in Japan ab Februar kommenden Jahres verkauft werden. Er hat einen 33 PS Neodym-Permanentmagnet-Synchron-Elektromotor und ist mit 400 V Lithium-Ionen-Hochleistungsbatterien bestückt (100 km/h Spitze, Reichweite 115 km, Ladezeit 4 h induktiv, Gesamtgewicht 840 kg). Ein integriertes GPS-System berücksichtigt die Entfernung zur nächsten Ladestation und warnt den Fahrer vor Überschreiten des ‚Point of no return’. Der Zweisitzer – eine Art japanischer Smart – besticht durch ein leichtes und hochfestes Aluminium-Spaceframe-Chassis und sein handliches Format, er ist 2,65 m lang und 1,55 m hoch. Insgesamt werden 220 Exemplare produziert.
Pasadena in Kalifornien mietet später einige Autos vom Typ Nissan ‚Hypermini’ als Dienstwagen für die städtischen Angestellten des Department oft Transportation. Als im August 2006 der Mietvertrag ausläuft, verweigert Nissan den Verkauf der Fahrzeuge an Pasadena – statt dessen werden sie alle verschrottet (!).
Auf der Tokyo Motor Show im Oktober stellt GM gemeinsam mit seinem Partner Suzuki die Studie Chevrolet ‚Triax’ vor, der für drei verschiedene Antriebsarten konzipiert ist: Benzin, Elektrisch und Hybrid.
Im Herbst 1999 fusioniert die TWIKE AG mit der bis dahin an der Produktion beteiligten S-LEM AG zur SwissLEM AG. Um die Produktionspalette zu erweitern, planten die SwissLEM-Ingenieure die Entwicklung eines weiteren Modells neben dem ‚TWIKE’’. Die SwissLEM AG trennte sich vom Gründerteam und wollte ein neues Fahrzeug mittels großzügig geplanten Investitionen international vermarkten und in einer 10.000er Serie produzieren. Aufgrund der Rücknahme einer Investitionszusage kann die Entwicklung des neuen Fahrzeuges jedoch nicht abgeschlossen werden.
Im November verschiebt Nissan seinen Plan, noch in diesem Jahr ein Hybridfahrzeug anzubieten auf unbestimmte Zeit. In Berlin fährt der Prototyp 001 des von Ford in Norwegen entwickelten Elektrofahrzeugs ‚Think’ – als Werbeträger der Norwegischen Botschaft. Diese hatte den Wagen zur Botschaftseinweihung geschenkt bekommen.
Einen neuen Distanz-Weltrekord für Elektroautos stellt Mitsubishi auf: Der Prototyp ‚FTO-EV’ legt innerhalb von 24 Stunden auf einer Rundstrecke eine Entfernung von 2.142 km zurück, bei einer Spitzengeschwindigkeit von 130 km/h. Jede Stunde legte das Team eine 20-minütige Pause ein, um die gemeinsam der Japan Storage Battery Co. entwickelten Lithium-Ionen-Batterien wieder aufzuladen. Der bisherige Weltrekord – ebenfalls von Mitsubishi – lag 1996 bei 1.700 km.
In Toyota City nahe Nagoy, Japan, läuft ein Großversuch Crayon mit 35 ‚E-com’ Elektrofahrzeugen, die speziell für diesen Versuch hergestellt worden sind. 300 Mitarbeiter des Unternehmens teilen sich die Wagen, die in acht Depots bereit stehen (2,80 m Länge, 60 km/h Spitze, 18,5 kW/25 PS Elektromotor, Reichweite 100 km). Vorbild war der inzwischen abgeschlossene Großversuch Praxitéle nahe Paris, wo 50 elektrobetriebene ‚Clio’ im Einsatz waren, die von 520 Personen gefahren werden durften.
Beim diesjährigen World Solar Challenge in Australien gewinnt der australische ‚Aurora 101’ mit (nur) 72,96 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, zweiter wird der ‚Radiance’ der kanadischen Queens Universität, und dritter der ‚Sunshark’ von der australischen Universität Queensland. Die großen Industriefirmen scheinen das Feld verlassen zu haben.
In diesem Jahr verabschieden sich die meisten Hersteller bis auf weiteres vom Hybridsystem und setzen zunehmend auf Brennstoffzellen-Technologie.
Ich habe in diesem Jahr über den ‚Smart’ weder besondere technische Neuigkeiten gefunden, noch irgend etwas wichtiges in Bezug auf das ‚Swatch-Mobil’ von Nicholas Hayek...
Auf der Detroit Motor Show im Januar stellt Ford die neuen ‚Think’Modelle vor (im Januar 1999 hatte Ford die Mehrheit des innovativen norwegischen Elektroauto-Hersteller Pivco Industries übernommen). Es soll nun einen Elektro-Zweisitzer ,Think City’ für den amerikanischen Markt, sowie das offene Elektromobil ,Think Neighbor’ für ‚Privatstraßen’, das einem größeren Golf-Cart ähnelt.
William Ford, Verwaltungschef des zweitgrößten Autokonzerns der Welt und Urenkel des Firmengründers erklärt, daß man den Elektro-Zweisitzer ‚Think’ in Zukunft in Millionenstückzahlen bauen wird ...was nachweislich bisher noch nicht geschehen ist. Er wird zwischen 2002 und 2005 zwar tatsächlich hergestellt, in welchen Stückzahlen ist mir aber nicht bekannt.
Der vollständig wieder verwertbare Wagen hat einen 3 Phasen-Induktionsmotor, einen flüssigkeitsgekühlten 27 kW Wechselstrom-Motor sowie Nickel-Cadmium-Batterien mit 100 Ah. Die Spitzengeschwindigkeit beträgt 90 km/h, die Reichweite 85 km. Das hier abgebildete Modell steht im Museum Autovision, Altlußheim.
Im Februar erscheinen erste Fahrberichte des ‚Prius’ von Toyota, von dem inzwischen monatlich 2.000 Stück hergestellt werden. Das Vier-Personen-Fahrzeug mit 150 km/h Spitze wird hierzulande wohl nicht unter 40.000 DM kosten.
Und beim Genfer Automobilsalon zeigt Renault die Studie ‚Koleos’, eine Mischung aus Geländewagen und Luxuslimousine mit synchronschaltbarem Hybridmotor (4,51 m Länge, 170 PS Turbomotor auf der Vorderachse, 41 PS Elektromotor auf der Hinterachse). Bis in die 1990er Jahre wurden lediglich von Renault hergestellte Fahrzeuge in Fremdfirmen zu Elektroautos umgebaut, wie z.B. der Dauphine ‚Henney Kilowatt’, der R10 ‚Mars’, der R5 ‚Lectric Leopard’, der R12 ‚EVA Metro’ und der R4 ‚Electricité de France’. Renault selber begann die Herstellung eigener Elektrofahrzeuge erst Ende der 1990er, und auch das in nur sehr kleinen Stückzahlen.
DaimlerChrysler setzen zehn Elektro-Minivans auf Basis des ‚Dodge-Caravan’ im Shuttle-Dienst vom und zum Flughafen Los Angeles ein (Ladezeit 30 min.).
GM stellt die Limousinen-Studie ‚Precept’ vor, eine Hybridversion des Opel Corsa mit Dreizylinder-Diesel und Elektro-Frontantrieb. Und ruft gleichzeitig sowohl seine ‚EV 1’ also auch die Elektro-Pickups ‚S-10’ wegen technischen Problemen zurück.
Passend zu meinem Geburtstag findet am 23. März 2000 in Berlin aus Anlaß der Eröffnung des neuen ‚TWIKE’ Zentrums von Erik Manthey ein Pressefrühstück für Medienvertreter statt, und am 25. und 26.03. schließen sich dem die 1. Berliner TWIKE Days an. Ein Höhepunkt ist die Fahrt durch das Brandenburger Tor, das normalerweise für Autos gesperrt ist. Auf dem Gelände des TWIKE Zentrums finden Wettspiele statt. Auf dem Dach der Montagehalle befindet sich außerdem eine der größten Photovoltaik-Anlagen Deutschlands zu dieser Zeit (91 kWp).
Den ‚Insight’ von Honda wird es April nur als Testwagen geben: 40 Händler werden mit insgesamt 140 Fahrzeugen für Probefahrten ausgestattet. Man will ein Jahr lang die Akzeptanz der deutschen Kundschaft testen, bevor das Aluminium-Leichtbau-Fahrzeug allgemein angeboten wird (3,95 m Länge, 180 km/h Spitze, 835 kg, 76 PS Dreizylinder-Benziner plus 10 kW/13 PS Elektromotor, 50.000 DM).
Im Mai bringt Nissan in Japan eine Hybrid-Version des Kompakt-Vans ‚Tino’ auf den Markt (55.000 DM). Und Ford testet einen ‚e-Ka’, der mit einem neuen – gemeinsam mit der Alcatel-Tochter Saft entwickelten – Lithium-Ionen-Akku ausgerüstet ist (130 km/h Spitze, 1.134 kg, 88 PS Asynchron-Motor, Batteriegewicht 280 kg, Reichweite 150 – 200 km, Ladezeit 6 h)
Bei der Umrundung der britischen Küste verbraucht das Hybrid-Fahrzeug ‚Insight’ von Honda bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 43,128 km/h genau 2,75 Liter je 100 km.
Im Oktober verlautet, daß der zur Toyota-Familie gehörende Lkw- und Bushersteller Hino Motors einen Hybrid-Lkw herstellen will, der bis 2003 zur Serienreife gebracht werden soll.
Im Herbst beginnt Ford mit der Auslieferung von 500 Exemplaren des Elektro-Pick-ups ‚Ranger’, die an die Post in Washington und Kalifornien verkauft worden sind.
Im Dezember wird bekannt, daß sich GM endgültig von seinem Vorzeigemodell ‚EV 1’ verabschiedet hat, das seit 1997 im Leasingverfahren in Kalifornien und Arizona angeboten worden war, das aber nur rund 600 Interessenten fand. Es waren auch Mängel bei dem Ladesystem Magne-Charge aufgetreten, die zur Überhitzung führten. Das Unternehmen gibt bekannt, sich zukünftig mehr auf Hybrid-Fahrzeuge und auf Brennstoffzellen-Autos konzentrieren zu wollen.
Für den ‚EV 1’ bedeutet dies das endgültige Aus. Die Begründung gilt für viele als vorgeschoben, statt dessen sind sie davon überzeugt, daß inzwischen stetige Lobbyarbeit das strenge kalifornische Gesetz aufgeweicht hat – womit das Elektroauto offenbar nicht mehr ins Konzept des (damals noch) größten Autokonzerns der Welt paßte.
2006 wird sich ein Film damit beschäftigen (s.d.). Das hier abgebildete Exemplar des ‚EV 1’ steht im Smithonian Museum.
In diesem Jahr wird viel über das sogenannte ,Ein-Liter-Auto’ geredet. Greenpeace behauptet überraschenderweise, daß dieses mehr als 100.000 DM kosten würde. In Berlin fahren inzwischen rund 1.000 Erdgas-Taxen, Tendenz zunehmend. „Und was wird aus den Elektroautos?“ fragt das IZE-Magazin Stromthemen zum Jahresende...
Weiter mit dem Jahr 2001 ...