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Nach dem vorangegengenen Thema der solaren
Wasserentsalzung werden
hier nun Methoden und Geräte vorgestellt, die verschmutztes oder verseuchtes
Wasser insbesondere in Ländern der 3. Welt soweit reinigen sollen,
daß dieses bedenkenlos getrunken werden kann. In erster Linie handelt
es dabei um solare Verdunstungssysteme, die weitgehend den vorangegangenen
solaren Wasserentsalzungs-Systemen ähneln. Dabei beschränken sich
diese Gerätschaften auf das Pasteurisieren, also den Temperaturbereich
unter 100°C. Geräte zur solaren
Sterilisierung im Temperaturbereich von zumeist 115°C – 130°C
behandle ich ein einem eigenen Kapitelteil (s.d.).
Ein weit über 100 Jahre altes chemisches Verfahren wird von der brasilianischen ‚Arbeitsgruppe Armut und Umwelt in Amazonien’ genutzt, um im Bundesstaat Pará Brunnen-Trinkwasser mittels Chlor zu entkeimen. Um das Desinfektionsmittel zu erhalten wird in Wasser gelöstes Kochsalz durch Elektrolyse chemisch umgewandelt – wobei der notwendige Betriebsstrom von Solarzellen geliefert wird. Über diese Technologie wird auch in der Studie von Urs Heierli berichtet (s.u.).
Überraschenderweise kommt erst Mitte der 1990er Jahre jemand auf die Idee, Sonnenlicht auf direkten Wege zu Desinfektion von Wasser zu nutzen. Bei einem Versuch mit jungen kenianischen Massai zeigt sich, daß jene Kinder, die ihr Trinkwasser vor Gebrauch einige Stunden lang in durchsichtigen Flaschen in die Sonne legen, seltener, und wenn, dann schwächere Durchfallerkrankungen bekommen als andere Kinder, die dies nicht tun. Die Presse schreibt Anfang 1997: „Die simple Methode könnte viele Menschenleben retten: Jährlich sterben wegen schlechter Wasserqualität vier bis sechs Millionen Kinder an Diarrhöe“.
Um so verwunderlicher ist es, daß es bis Mitte 2000 dauert, bis auch der ‚Spiegel’ diese Meldung bringt. Wahrscheinlich mußte es dafür erst eine Arbeitsgruppe mit dem wohlklingenden Namen Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) geben, die das gleiche Prinzip in Bolivien und Indonesien verbreitet – und dem Projekt den Namen Sodis gibt (Solare Wasserdesinfektion).
Die Schweizer hatten herausgefunden, daß die UV-Strahlung der Sonne und die Erwärmung auf über 50°C Escherichia-coli-Bakterien und ähnliche Erreger nahezu vollständig abtöten. Der Effekt verstärkt sich, wenn die durchsichtigen PET-Flaschen zur Hälfte schwarz angemalt und auf Wellblech gelegt werden. Als notwendige Zeitdauer werden 5 – 6 Stunden angegeben.
Fünf Jahre investieren die Schweizer Wasserforscher der Eawag in intensive Labor- und Feldexperimente, vier Jahre in Pilot- und Demonstrationsprojekte, und dann beginnt die Eawag, das genial einfache Sodis-Projekt zu propagieren. Untersuchungen in Pakistan, Nepal, Usbekistan, Indonesien und Indien zeigen bald: Wo die Menschen mit Sodis Trinkwasser entkeimen, geht die Zahl der Durchfallerkrankungen um 30 % bis 70 % zurück.
Im März 2006 wird bekannt, daß inzwischen schon zwei Millionen Menschen in Slums und ländlichen Regionen ihr Trinkwasser zu Hause in PET-Flaschen reinigen. Die Schweizer Entwicklung, mit Hilfe der Sonne lebensgefährliche Durchfallerreger wie Cholera oder Rotaviren im Trinkwasser abzutöten, hat Erfolg. Nun setzt auch die UNO mehr auf einfache Lösungen. Jahrzehntelang hatten die Weltgesundheitsorganisation WHO und die UNO vor allem an zentralen Lösungen festgehalten, doch inzwischen setzt sich die Option der dezentralen Wasserbehandlung auch auf höchster Ebene durch, wie ein aktueller Bericht der WHO und der UNICEF zeigt.
Doch obwohl bereits lokale und internationale Partner aus mehr als 20 Ländern am Sodis-Programm beteiligt sind, ist der Durchbruch noch immer nicht geschafft. Sodis wird nicht zum Selbstläufer. Für viele Behörden ist die Methode nach wie vor zu einfach, um tatsächlich funktionieren zu können, auch wenn sie bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, wie beispielsweise 2005 mit dem Energy Globe Award auf der Weltausstellung in Japan.
Im Frühjahr 2007 nehme ich mit dem Sodis-Initiator Martin Wegelin Kontakt auf, um die Hintergründe dieser genialen Umsetzung von Sonnenlicht zu erfahren. In einem Pressebericht hatte ich nämlich die Information gefunden, daß die Idee, Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht zu desinfizieren, bereits 25 Jahre alt ist und von einem libanesischen Mikrobiologen stammt. Seine damaligen Untersuchungen wurden allerdings von der Fachwelt nicht anerkannt.
Von Herrn Wegelin bekam ich daraufhin die folgende Antwort:
"In den 1970er Jahren, als im Libanon Bürgerkrieg herrschte, hat Prof. Accra die bakterizide Wirkung der Sonne entdeckt und 1984 seine ersten Versuche in einem Artikel in einer UNICEF Broschüre publiziert. 1991 haben wir an der Eawag systematisch das Potential und die Limitierung dieser Idee erforscht. Ich habe Prof. Accra 1995 in Beirut getroffen. Er war damals schon ein alter Mann. Vor etwa 6 Jahren hatten wir die letzte Korrespondenz. Er lebte damals in den USA."
Später finde ich noch heraus, daß Prof. Accra auf das Prinzip stieß, als er morgens Wasser in Flaschen abfüllte, weil er nicht wußte, ob aufgrund der Geschehnisse abends noch Wasser aus dem Hahn kommen würde. Er stellte die Flaschen auf den Balkon, wo sie dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Und weil er Mikrobiologe war, untersuchte er das Wasser und entdeckte, daß die Keime abgetötet worden waren.
Herr Wegelin gibt noch folgende Hinweise, die bei einer Anwendung des Sodis-Prinzips bedacht werden sollten:
- Von den PET-Flaschen geht keine Gesundheitsgefahr aus.
- Gefärbtes PET ist nicht geeignet, weil nicht genügend UV-Licht ins
Wasser eindringen kann.
- Ohne das UV-Licht würden viele Krankheitserreger erst bei Temperaturen
um 50°C abgetötet, und solch hohe Temperaturen werden bei Sodis in
der Regel nicht erreicht.
Und daß die Wasserbehandlung zu Hause Menschen auch dazu motivieren kann, sich generell über Hygiene und die Verbesserung ihrer Lebensumstände Gedanken zu machen, zeigte sich in einer kleinen Hütte in einem Slum in Nicaragua: Die Eawag-Forscher fanden dort PET-Flaschen, die in einem rostigen Faß ohne Boden in Sand eingegraben waren. Die Besitzerin erklärte, dies sei ihr Kühlungssystem. Täglich würde sie etwas Wasser auf den sandigen Boden träufeln, wo es verdampfe, der Umgebung Wärme entziehe und die Flaschen kühle.
Am 24.06.2006 erhält Martin Wegelin für seine Sodis-Innovation den Schweizer Rotkreuzpreis – und 2007 den dänischen Designpreis INDEX: AWARD.
Mitte 2007 stellen die Designer Alberto Medo und Francisco Gomez Paz eine Weiterentwicklung unter dem Namen Solar Bottle vor, die den Sodis-Effekt maximieren soll. Das 4-Liter Gefäß besteht aus einer transparenten und einer dunkel eingefärbten Hälfte, läßt sich leicht stapeln und kann mittels eines ausklappbaren Handgriffes sowohl bequem getragen als auch im richtigen Winkel zur Sonne aufgestellt werden.
Ein ähnliches Projekt der Engineers without Borders in Ruanda, unter der Leitung eines Prof. Bosscher, ergänzt die zur solaren Entkeimung gedachte blau eingefärbte Flasche mit einer sehr einfachen Technik, die den Verbrauchern verläßlich anzeigt, wann das Wasser heiß genug geworden ist, um es anschließend risikofrei trinken zu können. Der ‚Sensor’ besteht aus einem kleinen transparenten Stück Schlauch, dessen eines Ende mit Wachs versiegelt ist und erst dann schmilzt, wenn die notwendige Temperatur erreicht worden ist.
Ein Jahr später gewinnt die Designerin Zhang Chi den red dot award 2008 für ihre Adaption Sodis Bag, eine kostengünstige und effektive Lösung für Hilfsorganisationen, um bei Naturkatastrophen eine große Zahl von Opfern mit Trinkwasser zu versorgen. Das Design ermöglicht eine einfache Nutzung, den Transport und die Desinfektion des Wassers. Die mit Wasser gefüllten Beutel müssen nur für etwa sechs Stunden in die Sonne gelegt werden.
Die Sodis Bags aus Polyurethan kommen als Paare, wobei das Paar ein Volumen von 16 Litern hat, was ausreicht, um eine fünfköpfige Familie für einen Tag mit gereinigtem Wasser zu versorgen. Riemen an beiden Beuteln können so miteinander verbunden werden, daß sie einen Gurt bilden, mit dem man die Beutel über die Schulter tragen kann. Dieser Gurt kann auch als Griff zum Gießen verwendet werden.
Jason Lam, Designstudent an der University of New South Wales, präsentiert im März 2009 mit seinem Solaqua ein weiteres cleveres Design. Sein solarer Wasseraufbereiter ist für die Desinfektion des Wassers in ländlichen Gebieten Afrikas südlich der Sahara gedacht und nutzt Ultraviolett- und Infrarot-Strahlen gemeinsam, um kontaminiertes Wasser von seinen Krankheitserregern zu befreien. Dabei wird dieses zunächst durch einen Stoff-Filter geleitet und anschließend auf fünf speziell konzipierte PET-Flaschen verteilt, die zusammen zehn Liter Wasser fassen. Das Auslegen der transparenten Flaschen auf dem Boden macht diese für UV-Strahlen empfänglich, die von reflektierenden Innenflächen im Wasser hin und her geworfen werden, während die schwarze Rückseite jeder Flasche Wärme absorbiert.
Das Design nutzt ABS-Kunststoffe, damit es leicht bleibt und jedes Teil bei Bedarf ausgetauscht und recycelt werden kann. Zusammengesetzt bilden die fünf Wasserbehälter einen zylindrischen Korpus, dessen Doppelgriff erlaubt, daß der Solaqua beispielsweise auch von zwei Kindern getragen werden kann. Für stärkere Kinder oder Erwachsene gibt es auch einen mittigen Einzelgriff. Beim Australian James Dyson Design Award im August 2009 gibt es für den Entwurf immerhin einen Silberpreis.
Auch nicht dumm ist das Design von Samuel Rock, das Mitte 2009 seinen Weg in die Fachblogs findet. Sein Dual genannter Entwurf trägt sich wie ein Aktenkoffer, dessen zwei Hälften aus jeweils 3 Liter Wasser fassenden flachen Flaschen bestehen. Besonderer Wert wird auf die Herstellung aus einem High-Tech-Material gelegt, das nicht zerkratzt. Bei billigen Kunststoffen verhindern Kratzer nämlich recht schnell eine richtige UV-Filtration, weshalb die Flaschen oft ersetzt werden müssen. Trotzdem soll ein Dual nur 2 $ kosten, falls dieser lebensrettende Wasserkoffer in Produktion geht.
Etwas überraschend kommt im August 2009 die Meldung, daß Wissenschaftler des Schweizerischen Tropeninstituts und der University of California in Berkeley jüngst herausgefunden haben, daß die Sodis-Methode nur im Labor einwandfrei funktioniert, während unter Alltagsbedingungen in 11 ländlichen Gemeinden in Bolivien keine eindeutigen Effekte festgestellt werden können – und dies, obwohl die Weltgesundheitsorganisation WHO die Wasserentkeimung per Sonnenlicht seit 2002 ganz offiziell empfiehlt. Auch Nicht-Regierungsorganisationen wie das Rote Kreuz und viele andere haben Sodis in ihre Gesundheits- und Hygieneprogramme aufgenommen. Die Forscher räumen allerdings ein, daß noch weitere Untersuchungen erforderlich sind, um die Effektivität der Methode – oder ihre Ineffektivität unter Alltagsbedingungen wissenschaftlich zu belegen.
Im Oktober 2009 erhält Jaehong Kim vom Georgia Institute of Technology eine Forschungsförderung in Höhe von 100.000 $ durch die Water Environment Research Foundation. Er soll damit seine Arbeit an der Entwicklung einer neuen Beschichtung fortführen, die bei Flaschen angewandt werden könnte, um die solare Desinfektion zu verkürzen und ihre Wirksamkeit zu verbessern. Kim versucht, Upconversion-Leuchtstoffe so anzupassen, daß sie als kommerzielle, antibakterielle Flaschenbeschichtungen einsetzbar sind.
Als Upconversion bezeichnet man den Prozeß, bei dem Photonen niedriger Energie in Photonen hoher Energie umgewandelt werden. Die entsprechenden Leuchtstoffe, die ursprünglich für Laser-Optiken entwickelt wurden, sind kostengünstige Materialien, die Licht aus der Nähe des Infrarot-Endes der Skala absorbieren und in sichtbares rotes, grünes und blaues Licht umwandeln.
Ein weiteres Design, das auf Sodis basiert, stammt vom Dezember 2009 und geht auf den Industriedesigner Diego Andres Martinez zurück. Sein H2O Cycle besteht aus einer größeren, transparenten Flasche in einer Tragevorrichtung, bei welcher zuerst die solare UV-Strahlung genutzt wird, um die Pathogene im Wasser abzutöten. Anschließend wird das Wasser (solar?) zum Verdampfen gebracht, um die Reststoffe zu entfernen und nach der Kondensation Trinkwasser zu haben.
Inzwischen gibt es eine Studie des Schweizer Ökonoms Urs Heierli (die in ihrer ursprünglichen Fassung vom März 2000 stammt), in der sehr ausführlich auf die verschiedenen Wasserfilter und -aufbereitungssysteme eingegangen wird, darunter auch Sodis. Heierli zufolge würden bereits mehr als 5 Mio. Menschen in rund 30 Ländern täglich das Sodis-Prinzip nutzen – und jährlich würden weitere 750.000 dazu kommen. Trotzdem empfiehlt der Autor, zur Steigerung und Verbreitung der Anwendung Geschäftsmodelle einzubeziehen. Anstatt daß NGOs kostenlos PET-Flaschen verteilen, sollten diese von kleinen Unternehmen verkauft sowie Social-Marketing-Kampagnen genutzt werden, um die Nachfrage zu erhöhen.
Neben Sodis gibt es aber noch weiter Initiativen und Designs mit der gleichen Zielsetzung:
Schon 1998 erringt der damals 19-jährige Berliner Schüler an der Beethoven-Oberschule Robert Franke den Internationalen Stockholm Junior Water Prize für die Entwicklung seines AquaKat, einem kostengünstigen, solarbetrieben, photokatalytischen Durchflußreaktor zur Reinigung von schadstoffbelastetem Wasser, den er sich auch patentieren läßt.
Viele Gewässerschadstoffe können durch energiereiches Sonnenlicht gespalten werden, wobei das Hauptproblem die saubere Trennung des notwendigen Katalysators vom gereinigten Wasser ist. Frankes schwimmender AquaKat funktioniert ähnlich einem Springbrunnen, indem belastetes Wasser nach oben in das UV-bestrahlte Katalysatorbett gepumpt wird und von dort gereinigt wieder abfließt.
1999 fördert die EU ein Pilotprojekt im argentinischen Wüstendorf Balde de Sur de Chucuma, bei dem eine mit Solar- und Windstrom betriebene Pumpe Wasser fördert, welches anschließend durch eine ebenfalls solarbetriebene UV-Licht-Bestrahlung keimfrei gemacht wird.
Ein weiterer Vorschlag zur solaren Entkeimung von Wasser kommt von Haley Robinson aus dem kanadischen La Ronge, Saskatchewan. Ihr System ähnelt einem Tipi und besteht ausschließlich aus Abfallmaterialien wie Stöcken, Plastiktüten und Aluminiumfolie. Immerhin gewinnt sie damit im Mai 2007 den mit 4.000 $ dotierten Manning Young Canadian Innovation Award.
Im August 2007 präsentiert der US-Blog thesietch.org eine solare Destillationsanlage für den Selbstbau, die mit einem Parabolspiegel von 2 m2 funktioniert und pro Tag mindestens 4 Liter sauberes Wasser produziert. Die transparente Verdunstungsröhre besitzt im oberen Bereich Kühllamellen aus Aluminium, die teilweise in den Verdunstungsraum hineinreichen, über dessen Boden sich die Sammelrinnen für das abtropfende, saubere Wasser befinden.
Bei dem Metropolis Magazine Next Generation Designwettbewerb 2008 gewinnt der Architektur-Professor Eric Olsen aus San Francisco den ersten Preis für eine einfache Methode, mit der in der 3. Welt Wasser mittels Solarenergie desinfiziert werden kann. Die Solarmatte läßt sich rollen, ist leicht transportierbar und äußerlich der Wasser-speichernden Struktur des Saguaro-Kaktus nachempfunden. Sie besteht aus LDPE und gummiertem Nylon und kann mit bis zu 20 Liter Wasser befüllt werden, das nach rund fünf Stunden Sonneneinstrahlung trinkbar wird.
Ab dem Herbst 2009 sind in Mosambik, Tansania und Bangaladesh insgesamt vier Prototypen eines solaren Pasteurisiergeräts im Einsatz, das im Laufe von drei Jahren am Institut für Solartechnik (SPF) an der Hochschule für Technik Rapperswil in der Schweiz entwickelt worden ist. Das System ist vor allem für den klein-kommunalen Einsatz in dezentralen Gebieten geeignet, beispielsweise in Schulen, Krankenhäusern oder im Rahmen von lokal betriebenen Wasserkiosk-Konzepten.
Das System funktioniert nach dem flow-through Prinzip und besitzt neben seinem Kollektor auch einen Wärmetauscher zur Effizienzsteigerung sowie ein automatisches Thermostatventil zur Steuerung der Anlage. Die Projektentwicklung, bei der drei verschiedene Kollektortypen hinsichtlich ihrer Eignung untersucht werden (Vakuumröhren-Kollektor, abgedeckter Flachkollektor mit Kupferabsorber sowie Polymerkollektor), erfolgt in Zusammenarbeit mit der Schweizer Forschungsanstalt EAWAG.
Im Betrieb setzen sich die direktdurchströmten Vakuumröhren durch, deren größter Querschnitt weniger anfällig für die Verstopfung durch Schmutz und Kalk ist. Außerdem können die Röhren manuell einfach gesäubert werden. Die Versuchsanlagen werden in zwei Ausführungen errichtet, mit 24 Röhren und einem maximalen Output über 300 Litern pro Tag, bzw. 48 Röhren und doppelter Leistung. Die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen bestätigen, daß für die Abtötung pathogener Mikroorganismen nicht wie häufig angenommen 100°C über mehrere Minuten notwendig sind, sondern daß hierfür auch 70°C über eine Minute bzw. 65°C über fünf Minuten Verweildauer ausreichen. Die Anlagen des SPF werden zur Sicherheit mit einer Temperatur von 82°C und einer Verweildauer von 10 Minuten betrieben.
Im März 2011 beginnt die zweite Pilotphase, bei der sechs neue Anlagen in der Region Cabo Delgado in Nord-Mosambik installiert werden, zwei an Schulen, zwei in Krankenhäusern und zwei weitere zur kommerziellen Nutzung als Wasserkioske. Die Ergebnisse werden für Ende 2001 erwartet und sollen die Basis für eine abschließende Skalierung bilden. Unterstützt wird das Projekt von der Forma Futura Invest AG Zürich sowie der Stiftung CleanWater, die Durchführung übernimmt die SwissWaterKiosk Foundation aus Zürich.
Im Januar 2009 bekommt die Schwedin Petra Wadström viel Presse für den von ihr erfundenen simplen, leicht zu bedienenden und ausschließlich solarbetriebenen Wasser-Destillator Solvatten (schwedisch: Sonnenwasser; auch als Solar Safe Water System bekannt), der als Massenprodukt nur 35 $ kosten soll. Wadström hatte 10 Jahre daran gearbeitet und 2006 die Firma Solvatten AB in Stockholm gegründet, um ihre patentierte Innovation zu vermarkten.
Der mit Wasser befüllte Behälter, der aus zwei Hälften besteht und insgesamt 10 Liter faßt, wird ausgeklappt für 2 – 6 Stunden in die Sonne gestellt. Bei starker Sonneneinstrahlung lassen sich somit pro Tag bis zu drei Durchläufe erzielen. Eine Anzeige, die sich von Rot nach Grün verfärbt, signalisiert, wann das Wasser eine Temperatur von 55°C erreicht hat und damit – in Verbindung mit der UV-Einstrahlung – sauber und zum Trinken geeignet ist. Die Lebensdauer der Destilatoren ist auf fünf Jahre angelegt. Zwischen 2004 und 2011 werden rund 10 Untersuchungen, Tests und Feldmessungen durchgeführt, an denen sich die UNO, Universitäten und diverse Forschungsinstitute beteiligen.
Im Dezember 2009 gibt der World Wildlife Fund (WWF) bekannt, daß man das Solvatten Wasseraufbereitungssystem als ‚Klima-Lösung’ ausgewählt habe, da es die Abhängigkeit von Brennholz und anderen fossilen Brennstoffen reduziert und auch den Energieverbrauch zum Kochen, Baden und Abwaschen verringert. 2011 startet Wadstrom eine Tochterfirma Solvatten Africa Ltd. in Nairobi, um den Vertrieb der solaren Wasseraufbereitungsgeräte in der Region um den Victoria-See zu stärken. In diesem Jahr wird Wadström, neben diversen anderen Preisen, mit dem International Green Award sowie dem schwedischen Änglamark Preis ausgezeichnet.
Anfang 2013 erreicht mich die Mail einer Praktikantin, die bei Solvatten AB im Einsatz ist. Sie meldet, daß der Hersteller des Destillators geändert wurde, um eine höhere Qualität und eine Lebensdauer von 7 bis 10 Jahren zu erreichen. Der tatsächliche Verkaufspreis beträgt aktuell 730 SK, was etwa 114 $ entspricht. Da jedoch während der gesamten Lebensdauer keinerlei Verbrauchsmaterialen oder Ersatzteile anfallen, rechnet Wadström vor, daß ein Liter sauberes und warmes Wasser nur 0,002 € kostet.
Sehr clever, möglicherweise aber doch nicht so einfach umzusetzen, ist das Design Happy Basin von Woo Sik Kim und Duck Soo Choi – eine Art Plastik-Suppenteller, in dessen Boden sich Löcher befinden, die mit Nanokeramik-Filtern bestückt sind, sodaß man das Ganze nur mit etwas Druck in die Wasseroberfläche hinein pressen muß, um schon kurz darauf gereinigtes Wasser schlürfen zu können.
Daß man die Solarenergie nicht nur zum trinkbar machen von Wasser, sondern auch zum haltbar machen von Milch nutzen kann, belegen die Studenten John Cannarella, Ryan Lewis, Jared Stepanauskas und Natalie Maslow des Rensselaer Polytechnic Institute aus Troy, New York. 2007 starten sie mit einem Projekt in den südlichen Gemeinden Langui und Canas in Peru, wo ärmere Bauern für ihre Milch und Milchprodukte keine Zertifizierung erhalten, weil sie sich die Pasteurisierungs-Geräte nicht leisten können.
In Pressemeldungen vom April 2010 wird darüber berichtet, wie das Team eine billige solarbetriebene Lösung entwickelt hat, und daß es inzwischen dabei ist, einen funktionsfähigen Prototyp zu bauen. Das Ganze funktioniert, in dem Milch durch einen Schlauch gepumpt wird, der in siedendem Wasser liegt. Dabei wird die Milch weit genug erhitzt, um sie keimfrei zu machen, jedoch ohne daß die dabei verdirbt. Die Tests werden gemeinsam mit dem New York State Department of Agriculture durchgeführt, und sobald der Prototyp fertig ist, geht es nach Peru für Vor-Ort-Versuche.
Im Juni 2010 tauchen zwei weitere solare Wasseraufbereitungs-Designs auf. Einmal der Solar Water Purifier des Industriedesigners Cole Dobson aus Loganville, Georgia, der aus zwei übereinandergesetzten runden Kammern besteht und auch in zwei Stufen betrieben wird. Zuerst wird das Schmutzwasser aus dem oberen Gefäß durch Sonnenwärme verdunstet, worauf es in die zweite, untere, Kammer hinein kondensiert. Sobald alles Wasser kondensiert ist, wird die obere Schale entfernt und die transparente untere den UV-Strahlen der Sonne ausgesetzt, um das bereits Partikel-freie Wasser weiter zu reinigen.
Bei dem zweiten Teil handelt es sich um eine noch interessantere Weiterentwicklung des Sodis-Prinzips. Der AquaRing der Designerinnen Yana Tzanov, Elisa Makela, Stephanie Sauve und Olga Losak verbindet die Wasserreinigung nämlich mit der Möglichkeit einer Regenwassersammlung – und mit einer ebenso durchdachten Transportmethode für das Wasser.
Regenwasser ist zwar eine der reinsten Formen von Wasser, wird durch die Luftverschmutzung aber mit Schadstoffen verunreinigt. Der AquaRing bietet eine Lösung, indem er zum einen das Regenwasser sammelt – wozu mehrere Ringe offen ausgelegt werden –, und zum anderen die solare Wasserdesinfektion nutzt – mit geschlossenem Deckel –, um sauberes Trinkwasser zu liefern. In geschlossenem Zustand lassen sich die Ringe auf eine Achse ziehen, für die es wiederum eine entsprechende Zuggabel gibt, sodaß die Nutzer das rollende Naß hinter sich herziehen können. Was auch einer der Wassertransportmethoden entspricht, die ich im Kapitel Muskelkraft präsentiere. Die Designer betonen, daß ihr Gerät auch die Anzahl der Kunststoff-Wasserflaschen verringern kann, die ständig auf den Deponien oder sonstwo in der Landschaft bzw. in den Meeren landen.
Jung Uk Park, Myeong Hoon Lee und Dae Youl Lee sind wiederum die Industriedesigner hinter dem genialen Wasseraufbereiter Life Sack, der im September 2010 in den Blogs vorgestellt wird. Den Versand von Getreidespenden und anderen in Säcken verpackten Grundnahrungsmitteln für wohltätige Zwecke ist nicht ungewöhnlich. Warum sollte man diese 20 kg Säcke also nicht gleich so konstruieren, daß sie zur solaren Wasseraufbereitung verwendet werden können, sobald die Lebensmittel aufgebraucht sind?
Die Multifunktionsbehälter sind mit einem 15 nm Filtervlies ausgestattet und nutzen das Sodis-Prinzip aus UV-A-Strahlung und Wärme, um gefährliche Mikroorganismen und Bakterien im Wasser abzutöten. Besonders clever: Der Sack hat seitliche Halter, mit denen er für den einfachen Transport des Wassers von der Quelle bis nach Hause als Rucksack getragen werden kann.
Eine Variante, bei der auch Solarzellen zum Einsatz kommen, wird im November 2010 vorgestellt. Der Swater stammt von den Designern Chun Yen Tsao und Hsing-Tan Yang und soll auch das Sodis-Prinzip nutzen, um destilliertes Wasser zu erzeugen. Dazu soll der Strom der PV-Zellen genutzt werden, um zum einen eine Heizspirale zu betreiben, das den Verdampfungsvorgang beschleunigt, und zum anderen ein UV-Licht, welches das Waser desinfiziert. Im Vergleich zu den vorangegangenen Systemen klingt das allerdings ziemlich kompliziert, aufwendig und teuer.
Ebenfalls mit Solarzellen funktioniert der Wasser-Rucksack, den die 2010 gegründete Vertriebsgesellschaft Cleanaqua Blue UG mit Sitz in Bonn für 4.250 € anbietet. Der Cleanaqua Mobile wird insbesondere als autarke Versorgung für Trekking-Touren sowie für Rettungsmannschaften in Überschwemmungs-, Erdbeben- und Krisengebieten beworben. Aus kontaminiertem und verschmutztem Wasser aus Brunnen, Zisternen, Bohrlöchern, Flüssen oder Seen kann er (pro Stunde?) 15 bis 25 Liter sauberes und hygienisch einwandfreies Trinkwasser bereitstellen. Die Technologie geht auf die seit 2009 bestehende RT-Roemer Technology Int. UG in Naumburg (Saale) zurück.
Für eine Leistung von 40 – 100 l/h bietet das Unternehmen die Trinkwasserversorgung Cleanaqua Survival an, die in Form einer autarken, kompakten Alu-Transportkiste mit einem großen Solarzellenpaneel im Deckel ausgestattet ist und 7.500 € kostet. Technische Details dazu gibt es leider nicht. Die Firma ist übrigens Partner beim Projekt des Solar-Katamarans SolarWave, mit dem meine Freunde Heike Patzelt und Michael Köhler seit 2010 im Mittelmeer herumschippern (s.d.).
Im November 2010 präsentieren die beiden pensionierten 3M-Ingenieure Bob Nepper und Bill Stevenson ein solar betriebenes Pasteurisier-Gerät für die 3. Welt, der Wasser auf gut 70°C erhitzt. Beide Erfinder sind schon seit langem Mitglieder den Solar Oven Society in Minneapolis. Für das neue Gerät wurde Stevenson von einer bestimmten Art von gewelltem Kunststoff inspiriert, der doppelwandig ist und aussieht wie aus Strohhalmen geformt.
Das sehr einfach aufgebaute Gerät besteht aus zwei Eimern, dem Pasteurisier, einem selbst gefertigten Thermostat und einigen Polyurethan-Schläuchen. Das Polypropylen-Kunststoff-Paneel ist schwarz lackiert, um so viel Strahlungsenergie wie möglich zu absorbieren. Eine dünne Schicht aus transparentem Mylar über dem Paneel hält den Wind davon ab, die Strahlungswärme wegzuwehen, die auf einen darunter befindlichen Schaum übertragen wird, der die Temperatur hält. Das Gerät produziert 15 Liter pro Stunde Sonnenschein.
Im Dezember 2010 gewinnt ein Studententeam der University of Washington einem mit 40.000 $ dotierten Preis für ihre Idee, wie man die Nutzung der solaren Desinfektion noch sicherer machen kann. Ein Problem vieler Systeme ist nämlich, daß der Benutzer oft nicht weiß, wann er das Wasser endlich sicher trinken kann. Die Studierenden entwickelten deshalb aus äußerst einfachen Teilen eine günstig herstellbare Technik, mit der überprüft werden kann, ob das Wasser schon genügend desinfiziert ist.
Der Beschreibung zufolge scheint es sich um eine kleine Photozelle zu handeln, die registriert, wie viel Licht durch eine mit Wasser gefüllte Flasche dringt und wie viele Partikel das Licht behindern. Wenn genügend Partikel entfernt sind, zeigt ein Sensor, daß das Wasser jetzt trinkbar ist. Die für viele NGOs praktikable Lösung soll im Fall einer Massenproduktion knapp 3,40 $ pro Stück kosten.
Auch das Health Light des Designers Liu Yun soll in Katastrophensituationen helfen, verunreinigtes Wasser wieder trinkbar zu machen. Das – laut Yun – benutzerfreundliche und technisch nicht aufwendige Gerät besteht aus zwei Teilen, von denen eines das Solarpaneel, ein LED-Ummantelung sowie einen Tragegriff beinhaltet, während das andere die Form eines langen Stockes hat, der ins Wasser gesteckt wird. Oben drauf wird das erste Teil gesetzt, sobald die Anlage in Betrieb genommen werden soll.
In dem ‚Stock’ befindet sich auch eine Datenschnittstelle, denn das Health Light analysiert das Wasser und zeigt das Ergebnis durch die wechselnde Farbe der LEDs an, von rot über gelb zu grün – wenn das Wasser mittels einer nicht näher spezifizierten Apparatur ausreichend gereinigt ist.
Tatsächlich sehr einfach – und vermutlich auch wesentlich praktikabler – ist der Solarball Wasseraufbereiter des Designstudenten Jonathan Liow von der Monash University, der im März 2011 viel Presse bekommt. Er hat ihn entwickelt, um Menschen in Gebieten zu helfen, in denen sauberes Trinkwasser fehlt. Wie auch die anderen hier beschriebenen Modelle absorbiert die Kugel Sonnenlicht, um Schmutzwasser zum Verdunsten zu bringen. Pro Tag können damit bis zu 3 Liter sauberes Wasser erzeugt werden. Beim Australian Design Awards 2011 gehört der Solarball zu den Finalisten.
Anmerkung: Der Übergang von der solaren Wasseraufbereitung zur solaren Meer- oder Brackwasserentsalzung ist fließend. Ich empfehle daher auch dort nachzuschauen, denn die meisten Unternehmen, die entsprechende Großanlagen bauen, setzen aus Marketinggründen stärker auf den Begriff Entsalzung.
Sehr zu empfehlen ist auch der Bericht von Jürgen D. Henning über eine solare Gewächshausdestille mit fünf Verbesserungen. Es ist zwar im Text erwähnt, soll hier aber noch einmal ausdrücklich betont werden, daß diese Innovation gemeinfrei ist. Der im April 2012 veröffentlichte ausführliche Text 'Mit der Heat-Pipe-Still gegen Hunger und Durst in der Welt' ist daher im Archiv unter der Rubrik 'Freie Patente' abrufbar.
Solarleuchten – meist Kombinationssysteme
aus einem kleinem PV-Paneel und lichtkräftigen LEDs – habe ich schon
verschiedentlich in den Übersichten
zur Photovoltaik und unter den LED-Lichtquellen vorgestellt
(s.d.).
Hier möchte ich mich auf den Einsatz in der 3. Welt konzentrieren, da es mehr und mehr nationale und internationale Initiativen gibt, die entsprechende Programme umsetzen. Diese Übersicht kann aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben – weshalb ich mich sehr über zusätzliche Hinweise freue.
Das Thema ist wichtig genug: Schätzungsweise 1,4 – 1,6 Mrd. Menschen in Entwicklungsländern haben keinen Zugang zu einem Stromnetz und sind für ihre Beleuchtung meist auf Kerosinlampen angewiesen, die gefährlich, giftig und relativ kostspielig sind. Die Weltbank schätzt 2013, daß 780 Mio. Frauen und Kinder täglich Kerosindämpfe einatmen, die dem Rauch und Ruß von zwei zwei Schachteln Zigaretten entsprechen. Alleine in Afrika töten diese Dämpfe jedes Jahr schätzungsweise 1,5 Mio. Frauen und Kinder.
Nach Angaben von Lighting Africa, einem gemeinsamen Programm der Weltbank und der International Finance Corp., das den Zugang zu sauberen Energiequellen für die Beleuchtung verbessern soll, leben alleine auf dem afrikanischen Kontinent 589 Mio. Menschen ohne Zugang zu einer öffentlichen Stromversorgung. Neben den gesundheitlichen Problemen leiden sie an häufigen Bränden in den schlichten Holz- und Bambushütten sowie an Augenproblemen durch die mangelhafte Beleuchtung.
Etwa 2,8 Mrd. Menschen weltweit kochen immer noch mit umweltschädlichen Brennstoffen wie Kerosin, Holzkohle und Dung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, daß die daraus resultierende Luftverschmutzung in den Haushalten weltweit jedes Jahr 4,3 Mio. Menschen tötet – mehr als die Todesfälle durch Malaria, Tuberkulose und HIV zusammengenommen. Zu Lasten allein der Kerosinlampen gehen 1 – 1,5 Mio. Todesopfer, von denen 62 % unter vierzehn Jahre alt sind. Zudem werden durch die Lampen täglich im Durchschnitt 16.000 Menschen verletzt.
Laut einer Schätzungen der UNEP von 2012 werden jedes Jahr 25 Mrd. Liter Kerosin und 1,4 Mio. Tonnen Kerzen zur Lichtgewinnung verbrannt. Spätere Analysen sprechen davon, daß die Lampen jährlich sogar 77 Mrd. Liter Brennstoff verbrauchen, was etwa 1,3 Mio. Barrel Öl pro Tag entspricht.
Es gibt etwa 250 Mio. Haushalte auf der Welt, die 1 $ pro Woche für Kerosin ausgeben, was 20 – 25 % ihres Einkommens ausmacht. Lighting Africa zufolge geben arme ländliche Haushalte und kleine Unternehmen alleine in Afrika jährlich 10 Mrd. $ für Beleuchtungszwecke aus, während Gemeinden, die nicht an das Stromnetz angeschlossen sind, pro Jahr 4,4 Mrd. $ für Kerosin ausgeben. Weltweit werden diese Ausgaben auf 23 Mrd. $ geschätzt.
Ebenso wichtig ist die Stromversorgung für die Kommunikation. Im Jahr 2005 besaßen nur 5 % der Afrikaner südlich der Sahara ein Mobiltelefon. Weniger als 10 Jahre später verfügen jedoch schon zwei Drittel der Haushalte in der Region über mindestens ein Mobiltelefon, während der Sektor auf über 300 Mio. Abonnenten angewachsen ist und im Jahr 2014 einen Umsatz von 50 Mrd. $ verzeichnet.
Damit sollte klar sein, wie signifikant und weitreichend eine Verbesserung dieser Situation ist – für die sich die Solarenergie als das geeignetste Mittel erweist.
Sehr interessant ist die Geschichte der Solarleuchte Solux,
die ich im Rahmen einer persönlichen Korrespondent mit Werner
Zittel im Jahr 2008 erfahre: Ihren Anfang
nimmt sie bereits Ende der 1980er Jahre bei der Ludwig-Bölkow-Stiftung (LBST),
deren Vorsitzender Herr Zittel ist, als der Siemens-Mitarbeiter Rolf
Martin vorzeitig in den Ruhestand geht, um sich in Entwicklungshilfeprojekten
zu engagieren.
Bei einer von der GTZ finanzierten Recherche über die damals am Markt erhältlichen Solarleuchten stellt er fest, daß keine den Anforderungen gewachsen ist (Spritzwasserfest, stoßfest, einfacher Aufbau etc.) – und entwickelt daraufhin 1991 bei der LBST die Solux-Leuchte. Der erste Prototyp mit einem Holzgehäuse soll noch immer existieren.
Bei dem daraus entstandenen Projekt zur Förderung und Verbreitung photovoltaischer Leuchten in den Entwicklungsländern des Südens – inzwischen in Form des gemeinnützigen Vereins SOLUX e.V. in Taufkirchen – werden die Halbteile in einer Werkstatt bei Dresden gefertigt, anschließend als Bausätze in die vorwiegend afrikanischen Länder geschickt und dort zusammengebaut. Die erste Werkstatt zur lokalen Montage von Solarlampen aus Bausätzen wird 1995 in Kenia eröffnet, später sind es mehr als 60 Werkstätten weltweit.
Solux wird mehrmals international ausgezeichnet, ist Projekt der EXPO 2000 in Hannover und gewinnt 2008 den von der Weltbank initiierte Wettbewerb Lighting Africa. Für das Projekt One Child One Solarlight wird der Verein auf der Bildungsmesse didacta im März 2010 vom Nationalkomitee der UN-Dekade ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung’ als neues, offizielles Dekade-Projekt ausgezeichnet.
Unter dem Namen Lighting Africa läuft auch ein internationales Programm, das den Zugang zu sauberen Energiequellen für die Beleuchtung verbessern soll (s.u.).
Nach langer Vorbereitung gibt es zudem ab 2010 eine neue, robuste und hochwertige Solarleuchte als Fertigprodukt mit 2,5 W Modul, modernem Gehäuse und Handy-Adapter. Sie heißt Solux-LED-100 und ist in kleinen Stückzahlen für 46 € als Bausatz erhältlich – im Vergleich zu den 27 €, die das Basismodell Solux-LED-50 mit 1,5 W Modul kostet. Eine spätere Weiterentwicklung ist die Solux-LED-105.
Einer
weiterer früher Pionier ist der gebürtige Schweizer Alex
Zahnd,
der sich seit 1999 in Nepal mit
der Umsetzung von Technologien der Erneuerbaren Energie in abgelegenen
und verarmten Bergdörfern beschäftigt. Ab 2003 wird
er durch die private Einzelinitiative von Stefan
Lanz und Hanna Ziegler namens Licht
in Nepal gefördert, und bis 2004 hat
Zahnd mit Hilfe lokaler Mitarbeiter bereits 124 Pit-Latrinen gebaut,
132 holzsparende Kochherde und 63 solare Hausbeleuchtungen mit
3 W LED-Lampen installiert.
2006 erreicht sein Projektbudget fast 250.000 $, wobei die wichtigsten Spender die in Bermuda beheimate ISIS-Stiftung ist, die LUTW (s.u.) und der Ökostrom-Anbieter Energreen. ISIS ist eine reine Frauenorganisation aus den USA und wurde von zwei Banken-Expertinnen gegründet, welche Ihren finanziellen Background zum Wohle der 3. Welt einsetzen.
Unter dem programmatischen Titel Light Up
The World (LUTW) beliefert Dave Irvine-Halliday mittels
seiner im kanadischen Calgary beheimateten gleichnamigen Stiftung
seit 2001 Entwicklungsländer mit Low-Cost Solar-Beleuchtung-Sets,
den er im Laufe von vier Jahren entwickelt hat. Für seinen Unternehmungsgeist
wird er unter anderem mit dem Rolex Award ausgezeichnet.
Das Geld daraus nutzt er, um seine einfachen Solar/Batterie/LED-Sets
auch in Nepal, Indien und Sri Lanka zu verbreiten.
Bis 2010 verhilft die Initiative rund einer Million Menschen in 27.000 Haushalten, die sich auf 50 Länder in Asien, Südamerika und Afrika verteilen, zu elektrischem Licht. Dabei wird auf die Implementierung einer lokalen Produktion geachtet, um das Haupthindernis einer massenhaften Verbreitung zu überwinden: Die Herstellungs-, Transport- und Einfuhrkosten.
Die LUTW-Beleuchtungssysteme bestehen typischerweise aus einem 5 W Solarpanel, einer wartungsfreien 12 V / 7 Ah Blei-Säure-Batterie sowie zwei LED-Lampen. Würde man das Set in einem entwickelten Land herstellen, würde es fast 100 $ kosten. So kommen nur einzelne Komponenten aus dem Ausland, z.B. die LEDs, die in den USA und Japan produziert werden, während der lokale Zusammenbau wesentlich günstiger ist.
Einen christlichem
Hintergrund hat die seit 2001 bestehende
Initiative der non-profit Firma SonLight Power
Inc. (SLP) aus Cincinnati,
Ohio. Unter dem Motto Taking Light Into Darkness werden
in Honduras größere photovoltaische medizinische Kühl- und Lichtsysteme
sowie solare Beleuchtungssysteme für Kirchen u.ä.m. installiert. Im
Jahr 2008 wird
die 50. Anlage gefeiert.
Im Jahr 2001 beginnt auch die in Ontario, Kanada,
beheimatete Firma Glenergy saubere, erschwingliche
und sichere Solarbeleuchtungslösungen für die Landbevölkerung in Kanada,
Mittelamerika und Afrika anzubieten. Im Lauf der Jahre unterstützt
das Unternehmen einen Angaben zufolge mehr als 100.000 Familien in
Ostafrika und anderswo bei der Umstellung auf solare LED-Beleuchtung.
Später verlegt sich die Glenergy auf die Entwicklung von Solarkochern, die überall in ländlichen Dörfern montiert oder sogar vor Ort hergestellt werden können. Ab 2016 arbeitet die Firma dabei mit der GoSun Inc. zusammen, um sichere, tragbare und zuverlässige Solarkocher zur Verfügung zu stellen.
In Australien startet das Centre for Appropriate
Technology im Jahr 2002 ein Programm mit
dem Namen Bushlight –
weshalb ich es auch an dieser Stelle aufführe. Es zielt nämlich darauf
ab, die Lebensumstände indigener Gemeinden in abgelegenen Regionen
durch den Zugang zu nachhaltigen erneuerbaren Energien zu verbessern.
Bis 2011 werden über 140 Systeme in mehr als 120 Gemeinden installiert. Neben den Baby Bushlight Solar/Speicher-Anlagen mit 1,5 bzw. 3 kWh pro Tag (für Licht, kleine Ventilatoren und energieeffiziente Kühlschränke) werden auch Anlagen auf Gemeindeebene mit Leistungen zwischen 6 und 250 kWh pro Tag entwickelt und angeboten, welche von den Gemeinden allerdings käuflich erworben werden müssen.
Der 19-jährige kenianische Student Evans Muchika Wadongo entwirft
im Jahr 2004 eine Solarlampe, die er MwangaBora (Suaheli
für Gutes Licht) nennt, um die Probleme der schlechten Bildung, des
Klimawandels, der Gesundheit und der Armut in ländlichen Gebieten Kenias
anzugehen. Da er die Solartechnologie nutzt, um in den armen Gemeinden,
in denen er aufgewachsen ist, Leben zu retten, nennt der spätere Ingenieur
das gesamte Projekt Use Solar, Save Lives.
Die 27,5 cm hohen und 17,5 cm durchmessenden Lampen, die zu aus 50 % Altmetall sowie aus handelsüblichen PV-Modulen, Batterien und LEDs bestehen, sind so konzipiert, daß sie von Mitgliedern ländlicher Gemeinden in Kenia selbst hergestellt werden können, um dadurch die Entwicklung von Kleinunternehmen zu unterstützen. Die Kosten für eine MwangaBora-Lampe belaufen sich auf etwa 23 $ im Vergleich zu einer Kerosinlampe für 6 $, so daß Wadongo die Mittel durch Spenden aufbringt und die ersten Chargen von Lampen an Frauengemeinschaftsgruppen verteilt.
Seine Strategie besteht darin, daß die Gruppen durch die Nutzung dieser Lampen Einsparungen erzielen, indem sie kein Geld für Kerosin ausgeben (bis zu 75 US-Cent pro Tag, was bis zu 60 % des durchschnittlichen Tagesverdienstes von kenianischen Landarbeitern entspricht), das dann in kleine Geschäfte investiert wird, wie z.B. in das Kunsthandwerk der Frauen des Dorfes oder in die Viehzucht. Angesichts des Erfolges fordern auch andere Dorfbewohner Lampen an, die sie diesmal aus diesem zusätzlichen Einkommen bezahlen. Ein Teil dieses Einkommens wird in die jungen Leute vor Ort investiert, die die Lampen aus lokalem, wiederverwertetem Metallschrott herstellen.
Im Jahr 2006 gründet Wadongo zudem die gemeinnützige Organisation Sustainable Development For All – Kenya (SDFA-Kenya, o. All), die sich in erster Linie auf die Bereiche Umwelt, Bildung und wirtschaftliches Empowerment konzentriert und später in Partnerschaft mit der Jacaranda Foundation auch in Malawi aktiv wird.
In die internationale Presse kommt Wadongo aber erst im Jahr 2010, als er von CNN zu „einem der zehn größten Helden“ ernannt wird. Und schon 2011 erhält zusammen mit dem WWW-Begründer Tim Berners Lee und dem CNN-Gründer Ted Turner den ersten Michail-Gorbatschow-Preis für ‚The Man Who Changed the World‘. Als Reaktion auf die verstärkte Aufmerksamkeit, die mit diversen weiteren Auszeichnungen verbunden ist, ruft Wadongo im Juli 2011 die weltweite Kampagne Just One Lamp ins Leben, mit der er die Finanzierung und das Bewußtsein für seine MwangaBora-Lampen verbessern will.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat die NGO All bereits mehr als 32.000 Lampen verteilt – angefangen mit 500 Stück im Jahr 2004/2005 bis zu 5.000 Stück im Jahr 2010/2011 – und Wadongo plant die Eröffnung von 20 weiteren Produktionszentren in Kenia und Malawi, in denen die Lampen und ähnliche Produkte hergestellt werden sollen.
Im Jahr 2013 ist Wadongo Mitbegründer der GreenWize Energy Ltd., einem gewinnorientierten Sozialunternehmen, das Lösungen für erneuerbare Energien entwickelt und umsetzt. Und im April dieses Jahres werden in der Galerie Friedman Benda in New York 1.000 MwangaBora-Lampen in Form einer von Reed Krakoff gestalteten Verkaufsausstellung für wohltätige Zwecke vertrieben, deren Erlös der NGO All zugute kommt. Die Lampen der ‚nummerierten Sammleredition‘ werden gegen eine Spende von 275 $ abgegeben. Mit dem Erlös sollen in ganz Afrika 20.000 Lampen gespendet werden.
Über die weitere Arbeit der NGO All bis 2019 kann man sich auf der Homepage sustainabledevelopmentforall.org informieren.
Die 2004 von Amit Chugh gegründete
Firma Cosmos Ignite Innovations PTV Ltd. in New Delhi
erhält bereits kurz nach ihrer Entstehung die Unterstützung des erfahrenen
Gründungskapitalgebers Vinod Khosla.
Produkt der Firma ist die LED-Solarlampe MightyLight, mit der auch Handys aufgeladen werden können. Die 45 $ (später: 55 $) teure wasser- und stoßfeste Leuchte kann aufgestellt, an einem Haken aufgehängt oder mittels ihres Griffs getragen werden.
Mitgründer Matt Scott erzählt, daß er während seines BWL-Studiums an der Stanford University von der o.g. Light Up the World Foundation dazu inspiriert wurde. Über die Quantität der Verkäufe schweigt sich das Unternehmen aus.
Preislich eindeutig günstiger ist das Solarlicht
der Firma SunNight Solar von Mark
Bent in Houston, Texas. Ihre BoGo Taschenlampe
wird nach dem Motto ‚Buy one, give one’ vertrieben. Für jede der zu
einem Preis von 25 $ online verkaufte Lampe wird eine gleichartige
in ein Entwicklungsgebiet verschenkt.
Alleine 2007 soll das Unternehmen Taschenlampen im Wert 1 Mio. $ verkauft haben. 2011 gibt es drei Modelle im Angebot, für 20, 29 bzw. 39 $. Sie sind besonders in Katastrophengebieten äußerst gefragt.
In Bangladesch startet im Jahr 2005 eine
öffentlich-private Partnerschaft, die von der Regierung geleitet und
von der Weltbank unterstützt wird. In dem Land haben nur etwa 30 %
der ländlichen Haushalte Zugang zum Stromnetz, während das Leben in
den übrigen abgelegenen Gebieten nach Sonnenuntergang fast komplett
zum Stillstand kommt. Um auch diese Gebiete mit Strom zu versorgen,
fördert das von der Infrastructure Development Co. Ltd. (IDCOL)
durchgeführte Projekt Rural Electrification and Renewable Energy Development
(RERED) den Einsatz erneuerbarer Energien.
Das Programm stellt Unternehmen, die Solaranlagen für Privathaushalte verkaufen, subventionierte Kredite zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen, ihren Kunden Finanzierungen anzubieten. Diese berappen dann 10 % als Anzahlung, während 90 % in Raten über einen Zeitraum von 3 – 5 Jahren gezahlt werden.
Bis Anfang 2011 werden gemeinsam mit NGOs und Unternehmen des Privatsektors mehr als 750.000 abgelegene Haushalte und ländliche Geschäfte an solare Heimsysteme angeschlossen – und jeden Monat werden weitere 30.000 Systeme installiert. Bis 2015 sind dann schon über 3 Mio. ländliche Haushalte mit Solarstrom versorgt. Bangladesch hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2021 alle Haushalte mit einer grundlegenden Energieversorgung zu versorgen.
Der mobile solarbetriebene Stromversorger Sun
Set der Firma Würth Solergy (später: Würth Solar) aus Marbach
am Neckar wird 2006 mit dem Internationalen
Designpreis Baden-Württemberg gewürdigt.
Das Design stammt von der KPG Design Group GmbH in Täferrot und ist sowohl für den Einsatz in Ländern der 3. Welt zur Beleuchtung von Hütten als auch für den Einsatz in Katastrophengebieten konzipiert.
Das relativ aufwendige System mit zwei abnehmbaren Lampen wird von Telefunken Solar in Kooperation mit Würth Solar produziert und exklusiv in der 3. Welt vermarktet. In einem Solarleuchten-Test, den das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und die Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH im Jahr 2009 durchführen, geht die Sun Set Solarleuchte als Testsieger der technischen Prüfung hervor.
Die Firma Freeplay Energy,
die schon mehrfach im Kapitel Muskelkraft genannt
wurde, will mit Hilfe ihrer eigenen non-Profit Stiftung Freeplay
Foundation,
der Lemelson Foundation und Persönlichkeiten wie Tom
Hanks saubere und erneuerbare Energie nach Ruanda bringen.
Ziel der Initiative ist der Austausch alter, umweltbelastender und gefährlicher Kerosinleuchten durch solarbetriebene und extrem haltbare Lifelight LED-Lampen, die außerdem mir einer patentierten Aufzieh-Technologie ausgestattet sind.
Im Jahr 2006 wird von Solarcentury,
einem großen Solarenergieunternehmen mit Sitz im Vereinigten Königreich,
bzw. von dessen Inhaber Jeremy Leggett, die internationale
Entwicklungshilfeorganisation SolarAid mit Sitz in
Londongegründet – mit der Vision einer Welt, in der alle Menschen Zugang
zu sauberer, erneuerbarer Energie haben und die gefährliche, umweltschädliche
Kerosinlampe verbannt ist.
Realisiert werden soll dies, indem SolarAid ländlichen Gemeinschaften Zugang zu Solarleuchten verschafft. Langfristiges Ziel ist es, bis 2030 jedes Haus, jede Schule und jede Klinik in Afrika mit sicherer und sauberer Solarenergie zu beleuchten.
Die Arbeit beginnt bereits 2006 in Malawi, wo das erste Solarsystem installiert wird und einheimische Jugendliche darin geschult werden, Kerosinlampen in Solarleuchten umzuwandeln. In den Jahren 2007/2008 wird die Arbeit auf Tansania, Kenia, Uganda und Sambia ausgeweitet, auf über 400 ländlichen Schulen, Gesundheitskliniken und Gemeindezentren Solarsysteme installiert und Unternehmer ausbildet, um eigene Solarleuchten und Ladegeräte zu entwerfen, zusammenzubauen und zu verkaufen.
2008 wird das Sozialunternehmen SunnyMoney gegründet, das in Sambia und Malawi tätig ist – und die serienproduzierte Solarleuchte Pico eingeführt, die auf die Bedürfnisse des ländlichen Afrika zugeschnitten ist. Über Partner arbeitet SolarAid auch in Uganda und Senegal in Westafrika.
Auf der tansanischen Insel Mafia wird im Jahr 2010 ein sehr erfolgreiches Pilotprojekt durchgeführt, bei dem innerhalb von drei Tagen 3.000 Solarleuchten verkauft werden. Die anschließend gestartete Kampagne ‚Student Lights‘ führt dazu, daß der Absatz insbesondere in Tansania und Kenia eine noch nie dagewesene Größenordnung erreicht: Bis 2014 werden hier eine Million Verkäufe verzeichnet.
Im September 2012 nutzt SunnyMoney erstmals die Crowdfunding-Website SunFunder mit Sitz in San Francisco und Tansania, die keine Spenden beschafft, sondern Kredite. Das Ziel sind 10.000 $, mit denen der Kauf von 781 solarbetriebenen Lampen finanziert werden soll, die dann an Familien im Bezirk Chadiza im Osten Sambias verkauft werden sollen, die derzeit ohne Strom leben. Das Geld wird innerhalb von vier Wochen von 86 Einzelpersonen eingesammelt.
Schon im Dezember folgt eine zweite Kampagne, bei der diesmal 20.000 $ für den Kauf von Solarleuchten aufgebracht werden sollen. Dabei werden alle von Einzelpersonen bis Ende des Jahres investierten Gelder durch eine über SunFunder finanzierte Stiftung verdoppelt.
Im März 2013 berichtet SolarAid, daß von April 2011 bis März 2012 insgesamt 51.811 Solarleuchten verkauft worden sind – wobei diese Zahl bis Ende 2012 auf 228.000 Exemplare angestiegen ist und damit den Vorjahresabsatz um fast 600 % übertroffen hat. Im November 2013 wird dann der erste große Meilenstein im Rahmen der Partnerschaft zwischen SunnyMoney und SunFunder erreicht, als das Darlehen für das erste Projekt zu 100 % zurückgezahlt werden kann.
Zu diesem Zeitpunkt sind im Rahmen der Partnerschaft schon vier vollständig finanzierte Projekte gestartet, die sich auf 75.000 $ an Betriebsmittelkrediten summieren.
Das Jahr 2013 bringt SolarAid zudem gleich drei Auszeichnungen: den Google Global Impact Award, den Guardian Sustainable Business Award und den Ashden Gold Award. 2014 und 2015 ist SolarAid einer der Finalisten des Zayed Future Energy Prize. SunFunder wiederum wird im September 2013 von Facebook und der Cleantech Group als Gewinner des Wettbewerbs Cleantech Goes Social mit 25.000 $ ausgezeichnet.
In diesen Jahren starten auch neue Aktivitäten und Projekte in Uganda und im Senegal, wo die ersten Solarlichtbibliotheken eingeführt werden, in denen Schüler über ihre örtlichen Schulen Lampen ausleihen können. Mit der neuen, nur 10 £ teuren Solarleuchte SM100 werden die Kosten der Technologie bei gleichbleibender Qualität gesenkt. Und spezielle Innovationsprojekte sollen die Barrieren überwinden, die einkommensschwache Bevölkerungsgruppen vom Zugang zu Solarlösungen abhalten.
Im Mai 2014 schließt SunFunder eine Finanzierungsrunde A ab, bei der Khosla Impact, Better Ventures und Schneider Electric dem Start-Up über 2,5 Mio. $ einbringen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 mehr als 1 Mrd. $ an Fremdkapital für Solarkraftwerke außerhalb des Stromnetzes freizusetzen.
In einem Interview im April 2015 wird berichtet, daß SolarAid bis dato 1,5 Mio. Solarleuchten in Afrika ausgeliefert und damit das Leben von mehr als 6 Mio. Menschen verbessert habe. Die Arbeit wird auch in den Folgejahren fortgeführt.
Im Jahr 2019 bezeichnet sich SunnyMoney als der größte Verkäufer von Solarleuchten in Afrika. Das zwischenzeitlich eingeführte Modell SM200 wird nun für 12 £ angeboten – neben Fremdprodukten wie z.B. die Leuchten von d.Light und Sun King (s.u.) Weiterführende Informationen finden sich auf den Homepages solar-aid.org und sunnymoney.org.
Eine der bislang wohl preisgünstigsten Solar-Laternen
entwickelt die 2007 von Ned
Tozun und Sam Goldman in San Francisco
gegründete Firma d.Light.
Neben den etwas anspruchsvolleren Modellen der Nova- und Solata-Serie, die in Hong Kong designt und im chinesischen Shenzhen produziert werden, bekommt das Unternehmen insbesondere mit der Solarlampe Kiran (in Sanskrit: Lichtstrahl) ungewöhnlich viel Presse.
Das als ,Kerosene Killer’ bezeichnete Leuchtgerät kostet trotz seiner relativ robusten Bauweise nur 10 $. Für eine volle Aufladung muß es 8 Stunden im Sonnenlicht stehen, gibt dann aber auch 8 Stunden lang schwaches bzw. gut 4 Stunden kräftiges Licht ab, das mindestens vier Mal stärker ist als das einer voll aufgedrehten Kerosin-Leuchte.
Im Zuge der Weiterentwicklung wir die Kiran Solarleuchte durch ein gleichteures Modell mit verbesserter Batterie und stärkeren LEDs ersetzt, das unter der Bezeichnung d.light S10 vermarktet wird.
Im Mai 2011 bringt d.light eine weitere Solarlaterne unter dem Namen d.light S1 auf den Markt, die sich speziell an Schüler richtet und im Grunde ein solares Leselicht darstellt. Mit nur 8 $ ist der Preis auch diesmal so gut wie unschlagbar.
Die Firma behauptet zu diesem Zeitpunkt, daß ihre Lampen die Lebenssituation von bislang zwei Millionen Menschen in mehr als 40 Ländern verbessert haben, insbesondere in Indien und Afrika. Bis 2015 sollen es 50 Mio., und bis 2020 sogar 100 Mio. Menschen werden.
Im Februar 2013 wird ein Heimsystem von d.light, das aus einem 4 W Solarmodul besteht, drei verstellbaren Leuchten, einer Ladestation für Mobiltelefone und einer Basisstation, die das Guthaben des Nutzers verwaltet und anzeigt, von dem Ende 2011 gegründeten Start-Up M-KOPA Solar in Kenia übernommen (s.u.).
Das etwa 200 $ teure kleine Solarsystem wird für eine Anzahlung von rund 30 $ und einen laufenden Umlagevertrag mit einem Tagessatz von etwa 0,46 $ angeboten, der es auch Geringverdienern ermöglicht, das System für ihr Haus oder ihr Geschäft zu erwerben. Da Kerosinlampen etwa 0,70 $ pro Tag kosten, ist das M-KOPA-System deutlich billiger. Und einmal abbezahlt, ist es weiterhin völlig kostenlos zu nutzen.
Gemäß Berichten im Mai 2014 hat die d.light seit ihrer Gründung mehr als sechs Millionen solarbetriebene Lampen in über 40 Ländern verkauft, wobei das Standardmodell derzeit zwischen 20 und 30 $ kostet. Die Firma ist jedoch nicht alleine: Die Weltbank und die International Finance Corp. identifizieren zu diesem Zeitpunkt 29 Unternehmen, die ähnlich hochwertige solarbetriebene Beleuchtungsprodukte wie d.light anbieten. Außerhalb dieser Gruppe überschwemmen aber immer mehr billige und minderwertige Solarlampen den Markt, was dem Ruf dieser Technologie nicht gerade förderlich ist.
In Ostafrika arbeitet die d.light mit einer NGO namens Solar Sister zusammen, einem bewußt auf Frauen ausgerichteten Direktvertriebsnetz von 3.000 Solar Sister-Unternehmerinnen. Ziel ist es, in den kommenden Jahren 315.000 Solarleuchten und Handy-Ladegeräte in Uganda, Tansania, Ruanda und dem Südsudan zu verkaufen. Die Unternehmerinnen können dadurch ihr Haushaltseinkommen verdoppeln, wovon 90 % wieder in ihre Familie investiert werden.
Was das von Katherine Lucey aus Rhode Island, USA, im Jahr 2010 gegründete gemeinnützige Sozialunternehmen Solar Sister anbelangt, so rekrutiert, schult und unterstützt dieses Unternehmerinnen in Ostafrika, um erschwingliche Solarbeleuchtung und andere umweltfreundliche Produkte wie Solarlampen und Handy-Ladegeräte zu verkaufen. Die Frauen nutzen ihre Familien- und Nachbarschaftsnetzwerke, um ihr eigenes Geschäft aufzubauen, und erhalten für jeden Verkauf eine Provision.
Weitere Angaben findem sich auf solarsister.org, wo dem Stand von 2022 zufolge neben den Solarlampen der Firma d.light auch entsprechende Produkte anderer Firmen und Initiativen angeboten werden, z.B. die o.e. Sun King-Leuchte oder ein EcoZoom Radio, das 22 Stunden Rundfunkempfang, 50 Stunden starkes Licht, eine Ladefunktion für Handys und vier Helligkeitsstufen bietet. Weitere Produkte sind saubere Kocher mit geringem Brennstoffverbrauch, Trinkwasser-Filtersysteme u.v.m.
In Bezug auf die o.e. und in Nairobi beheimatete M-KOPA Solar ist im April 2014 zu erfahren, daß das von dem Unternehmer Jesse Moore und dem Erfinder des mobilen Zahlungssystems M-PESA Nick Hughes gegründete Unternehmen seine Aktivitäten inzwischen neben Kenia auch auf Uganda ausgeweitet hat.
Die beiden Gründer hatten zuvor bei der Telekommunikationsfirma Vodafone gearbeitet, wo M-PESA entwickelt wurde, das als einer der erfolgreichsten mobilen Zahlungsdienste der Welt gilt - 95 % der kenianischen Erwachsenen nutzen ihn, und Schätzungen zufolge fließt jedes Jahr ein Drittel des kenianischen BIP über ihn.
Im Vormonat hatte M-KOPA einen Kredit in Höhe von 10 Mio. $ von der Commercial Bank of Africa erhalten, um das Wachstum des Solarsystem-Vertriebs zu finanzieren. Weitere 10 Mio. $ werden in einer Kombination aus Eigenkapital und Zuschüssen des britischen Ministeriums für internationale Entwicklung (DFID), der Bill & Melinda Gates Foundation und der Shell Foundation beschafft. Der Hauptinvestor von M-KOPA ist GrayGhost Ventures mit Sitz in Atlanta, Georgia.
Bislang hat M-KOPA im Zeitraum von 18 Monaten 65.000 Solarsysteme verkauft, also etwa tausend pro Woche. Die Firma will aber eine Verkaufsrate von eintausend Solarsystemen pro Tag erreichen. Neben 300 Angestellten und 700 unabhängigen Unternehmern und Ladenbesitzern, mit denen M-KOPA in ganz Kenia zusammenarbeitet, hat die Firma auch ein 24-Stunden-Kunden-Callcenter mit 100 Mitarbeitern.
Im September 2014 wird gemeldet, daß M-KOPA mit dem Verkauf eines Solarprodukts der 3. Generation begonnen hat. Das von Partnern hergestellte Heimsystem namens Safaricom umfaßt zwei LED-Solarleuchten, eine wiederaufladbare LED-Taschenlampe, ein 8 W Paneel, ein Radio, ein Handy-Ladegerät und eine größere Batterie.
Die späteren Schritte, wie die Expansion nach Nigeria Mitte 2021 oder eine Finanzierungsrunde in Höhe von 75 Mio. $ im Februar 2022 lassen sich auf der Homepage m-kopa.com nachlesen.
Auch Prof. Toby Cumberbatch arbeitet ab 2007 mit
seinen Studenten an dem Privatcollege Cooper Union in
New York City an einem Solarlicht-Projekt, das von der US-Umweltschutzbehörde
EPA gefördert wird. Ziel ist es, ein solarbetriebenes Beleuchtungssystem
mit weißen LEDs und PV-Modul für ländliche Gemeinden in Ghana, Kenia
und Ruanda zu konzipieren, zu bauen, zu installieren und zu testen,
das für seine Produktion keine speziellen Werkzeuge oder hoch qualifizierte
Arbeitskräfte benötigt.
Man besinnt sich auf Material, das es vor Ort bereits gibt, und konzentriert sich auf einen sehr sinnvollen Selbstmontage-Ansatz mit Kaffeedosen, Milchdosen u.ä., wobei die Bauelemente wie LEDs, Platinen, Chips und Solarzellen aus den USA geliefert werden. Teile der Laternen werden auch aus Lehm getöpfert. Um das Licht der LEDs, die nur in eine Richtung strahlen, effizient zu verteilen, erweisen sich alte Plastikflaschen als geeignet.
Die Batterien für die einzelnen Laternen sowie die Autobatterie für die Ladestation werden allerdings vor Ort gekauft. Womit wir auch bei einem signifikanten Unterschied zu den bisherigen Ansätzen sind: Das vorliegende Design beruht nämlich auf einer zentralen Sub-Ladestation. Dies bedeutet, daß den einzelnen Gemeinden zwar 50 separate Laternen, aber nur eine solar versorgte Ladestation zur Verfügung gestellt werden, wo sich die Batterien der Laternen aufladen lassen. Diese funktionieren dann für etwa drei Tage, bevor sie erneut geladen werden müssen.
Die Solarlampen sollen aber nicht als Almosen verteilt werden. Wenn die Menschen die Laternen kaufen, müssen sie sie zum Selbstkostenpreis erwerben. In diesem Preis ist auch ein gewisser Gewinn enthalten, damit sich die Geschäftsidee zu einem Selbstläufer weiterentwickeln kann. Interessanter Nebeneffekt: Die Menschen mit den Laternen werden von ihren Nachbarn häufiger zu Hochzeiten, Beerdigungen und dergleichen eingeladen.
Im Jahr 2008 vereinbaren
die Regierung der Niederlande und der Elektronikkonzern Philips eine
Kooperation mit dem Ziel der Entwicklung einer mit Solarzellen betriebenen,
kostengünstigen und netzautarken Beleuchtung. Als ersten Prototyp testet
das Unternehmen eine Solar-Laterne mit dem Namen Uday
Mini Solar,
die tagsüber mit Sonnenlicht aufgeladen wird und nachts für vier bis
fünf Stunden Licht liefert.
Die Regierung fördert das Projekt mit 3 Mio. €, die primär für die Ausbildung und Schulung von Multiplikatoren vor Ort eingesetzt werden sollen. Im Rahmen eines SMILE genannten Projekts will Philips bis 2015 rund 10 Mio. Menschen in 14 afrikanischen Ländern den Zugang zu bezahlbarer und nachhaltiger Beleuchtung ermöglichen.
Inzwischen bietet das Unternehmen eine Reihe weiterer autarker Lichtsysteme an, die allerdings alle in der mittleren Preisklasse liegen. Eine besonders interessante Innovation ist das 2009 eingeführte solare Leselicht My reading light, das insbesondere Schulkindern ermöglichen soll, ihre Hausaufgaben auch nach Sonnenuntergang zu machen, da sie tagsüber oft auf dem Feld, bei der Herde oder in den familiären Kleinbetrieben mitarbeiten müssen.
Im Juni 2008 gründen Adriaan Mol und Andrew
Tanswell das weltweit tätige Sozialunternehmen ToughStuff mit
Hauptsitz in Mauritius, um erschwingliche solarbetriebene Produkte
für Menschen mit geringem Einkommen anzubieten. Nach umfangreichen
Produktentwicklungen und Feldtests nimmt die Firma im Juli 2009 den
Handel in Madagaskar auf und verkauft schon in den ersten zwei Monaten
125.000 Stück des Desk Lamp Kit – wofür es in diesem
Jahr den Global Social Business Incubator Award gibt.
Das Kit ist Teil einer modularen Reihe von Produkten zu Preisen von 9 – 20 $, die in der Grundausführung ein leichtes, tragbares PV-Solarmodul, LED-Leuchten, einen Akku, einen USB-Anschluß sowie diverse Adapter umfassen.
Nach dem Erfolg in Madagaskar expandiert die ToughStuff ab Juli 2010 nach Kenia und in die benachbarten ostafrikanischen Gebiete. Um lokale Arbeitsplätze zu schaffen und das Unternehmertum in den Gemeinden zu fördern, wird zudem ein Kleinstunternehmer-Programm namens Business in a Box (BIAB) betrieben. Außerdem steigt das Unternehmen in die Nothilfe ein, und nach dem Erdbeben in Haiti werden von den Partnerorganisationen des Unternehmens dort über 30.000 ToughStuff-Notfallkits sowie mehr als 3.000 Solar-Kits verteilt.
ToughStuff erhält bedeutende Zuschüsse von dem Daey Ouwens Fund und dem Marshall Fund – sowie 2011 den Ashden Award für nachhaltige Energie. Auf der gemeinnützigen Seite erfolgt die Zusammenarbeit mit Help Age International, World Vision, Christian Aid, Humadica, der Heilsarmee und anderen, um beispielsweise neue Solardörfer in Kenia zu gründen, Solarbeleuchtungssätze an somalische Flüchtlinge in Äthiopien zu verteilen oder bei Naturkatastrophen wie in Haiti und Pakistan Nothilfe zu leisten.
Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten muß die ToughStuff im Jahr 2013 ihre Geschäftstätigkeit einstellen – die Produkte werden aber weiterhin angeboten, so z.B. ein ToughStuff Solar Camping Kit mit zwei PV-Modulen, zwei wiederaufladbaren LED-Lichtern, einem Radio, USB-Anschluß und mehr für rund 47 € (Stand: 2022).
Nichts mehr Neues hört man von dem Sunpod,
einem Beitrag zum James Dyson Award 2008, das als
integriertes System den Lichtbedürfnissen der Landbevölkerung in Äthiopien entgegenkommen sollte.
Mehr Details gibt es über das MoonLight Solarlicht
(in Khmer: Ampoul Preahchan) der Industriedesign-Studenten Ana
Maria Alvarez, Loucas Papantoniou, Stephanie
Wirth und Doortje van de Wouw (Team LUMEN) der TU
Delft zu berichten, mit dem sich diese an dem Feel
The Planet Earth 2008 Designwettbewerb beteiligen.
Während eines dreimonatigen Aufenthalts in Kambodscha entwerfen die Teammitglieder in Zusammenarbeit mit dem 2006 von drei Holländern gegründeten lokalen Unternehmen Kamworks Ltd. eine erschwingliche solarbetriebenen LED-Lampe für die ländliche Bevölkerung des Landes.
Die portablen Lampen, die man auch um den Hals tragen kann, werden zu einen Endpreis von 25 $ verkauft. Sie haben sechs LEDs und sind auch dimmbar, um energiesparend als Nachtlicht genutzt zu werden. Zum Laden der Li-Io-Batterie gibt es eine 0,5 W Solarzelle.
Auch in Indien läuft im Jahr 2008 ein
gewaltiges Solarlampen-Projekt an, das von dem in der Hauptstadt Neu-Delhi
beheimateten The Energy and Resources Institute (TERI)
begründet wird. Das Institut mit dem Status einer Universität startet
die Solarlampen-Kampagne Lighting a Billion Lives (LABL) als
Graswurzelbewegung, die vor allem auf das Hinterland Indiens ausgerichtet
ist, wo fast 70 % der Bewohner noch keinen Leitungsstrom beziehen,
und rund 60 % nicht ohne die noch allgegenwärtigen Kerosinlampen auskommen.
Um Mittel durch öffentliche Spenden zu sammeln, tut sich das TERI mit
NDTV zusammen, einem der führenden indischen Medienunternehmen.
Mit Unterstützung des indischen Ministeriums für Neue und Erneuerbare Energien, das mittelfristig 30 Millionen Solarlampen beschaffen will, stellt das TERI-Institut in einem Dutzend Bundesstaaten zentrale Ladestationen auf, an denen sich bis zu 50 Lampen gleichzeitig mit Sonnenenergie aufladen lassen.
Auf der TERI-Hompage findet sich ein undatierter Artikel darüber, demzufolge die LABL-Initiative seit ihrer Einführung rund 30.000 Haushalte in mehr als 550 Dörfern in 15 indischen Bundesstaaten mit Solar-Laternen hat.
Die Solarlampen selbst gibt es für eine tägliche Leihgebühr von 3 - 6 Rupien, was etwa 4 - 9 €-Cent entspricht. Langfristig soll das Projekt 200 Millionen Solarlampen umfassen und eine Milliarde Menschen in ganz Indien und im Ausland erreichen. Und auch hier ist ein unerwarteter Nebeneffekt zu verzeichnen: Die Solarlampen sorgen dafür, daß wild lebende Elefanten die hell erleuchteten Orte meiden.
Derselbe Effekt wird übrigens auch in Bezug auf andere Tiere berichtet: Nachdem Vinoj Kanaya, ein Seidenraupen-Züchter, zwei solarbetriebene Lichter installiert hat, nehmen Angriffe von tödlichen Kobras merklich ab, da die Schlangen durch das helle ‚Solarlicht’ vertrieben werden. Außerdem sei ihr Einsatz billiger als Kerosin, es gibt weniger Unfälle und Verbrennungen, und sowohl seine Helfer als auch seine Seidenraupen würden ohne den Rauch und die Dämpfe von Petroleumlampen viel besser ,arbeiten’.
Bei den vom TERI eingesetzten Lampen handelt es sich sogar um lokale Produkte: Der Erfinder und Elektronik-Unternehmer D. T. Barki (o. Barki Dharmappa) war bereits 2001 mit der solarbetriebenen Leuchtstofflampe namens Aishwarya auf den Markt gekommen, die allerdings 34 $ kostete und damit für seine eigentliche Zielgruppe viel zu teuer war. Also fügte Thakkar eine zusätzliche Ladebuchse für Handys hinzu – und schon konnten die Dorfbewohner rechtfertigen, die monatliche Rate von 2 $ abzuzahlen. Mußten sie doch zuvor oftmals in Nachbardörfer laufen, um einen Anruf zu tätigen – was nicht selten mit einem einstündigen Fußmarsch verbunden war.
Innerhalb von fünf Jahren produziert und vertreibt Barkis Firma Noble Energy Solar Technologies Ltd. (NEST) 65.000 Exemplare dieser Solarlampen, die mit energieeffizienten 5 W Kompakt-Floureszenz-Lampen (CFL) ausgestattet sind. Außerdem wird der Unternehmer 2005 mit dem Ashden Light Award ausgezeichnet - nicht nur für die Entwicklung an sich, sondern auch dafür, daß er einen Wege gefunden hat, sie billig und gut zu produzieren, sowie für den Finanzierungsmechanismus, um sie trotz des hohen Preises erfolgreich zu vermarkten.
Bei dem oben bereits erwähnten deutschen Qualitätstest ist auch diese Solarlampe unter den Gewinnern. Später folgt ein Modell, beim dem LEDs als Beleuchtungskörper eingesetzt werden.
Im Januar 2009 wird in Berkeley, Kalifornien, von
dem Ehepaar Laura Stachel und Hal Aronson sowie
von Gigi Goldman die gemeinnützige Organisation We
Care Solar (Women’s Emergency Communication and Reliable Electricity
Solar) gegründet, um ein Solarstromsystem für netzunabhängige Krankenhäuser
und Kliniken zu entwickeln.
Die Gynäkologin und Geburtshelferin Stachel war 2008 in den Norden von Nigeria gereist, um zu untersuchen, wie sich die dortige Müttersterblichkeitsrate senken läßt, die zu den höchsten in der Welt gehört: Auf 1.000 Lebendgeburten kommen elf Müttersterblichkeitsfälle. Stachel wird Zeuge der schwierigen Bedingungen in den öffentlichen Gesundheitseinrichtungen, darunter auch der sporadischen Stromausfälle, die immer wieder die Versorgung von Müttern und Chirurgen beeinträchtigen. Ohne eine verläßliche Stromquelle werden nächtliche Entbindungen in fast völliger Dunkelheit durchgeführt, Kaiserschnitte werden abgesagt oder erfolgen im Licht von Taschenlampen. Die Folgen sind oft tragisch.
Als Lösung entwickelt We Care Solar das Solar Suitcase, ein tragbares, kostengünstiges Solarsystem für den nächtlichen Einsatz bei der medizinischen Notversorgung. Die einfach zu bedienenden Koffer versorgen eine hocheffiziente, langlebige LED-Beleuchtung für medizinische Eingriffe, laden Mobiltelefone und kleine medizinische Geräte wie Blutdruckmanschetten und Fetoskope auf und enthalten Stirnlampen, die mit eigenen wiederaufladbaren Batterien ausgestattet sind.
Und als We Care Solar einen Zuschuß für die Lieferung von 20 Systemen nach Liberia erhält, beginnt Brent Moellenberg, ein Freiwilliger bei Ingenieure ohne Grenzen, mit der Arbeit an einem serientauglichen Design, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen.
Gemäß einem Bericht vom Oktober 2010 gibt es bereits zwei Versionen des Koffers, wobei die größere der beiden Stromversorgungsoptionen 80 W hat – genug für zwei bis drei LED-Operationsleuchten für 12 Stunden, zum Aufladen von Walkie-Talkies oder Handys, kleinen Batterien und einem Laptop. Zu diesem Zeitpunkt werden bereits rund 40 Koffer in der ganzen Welt eingesetzt, u.a. in Nigeria, Haiti, Tansania und an der Grenze zwischen Burma und Thailand.
Die etwa 1.000 $, die jeder Koffer derzeit kostet, sind natürlich viel zu viel für eine Klinik, die noch nicht einmal die Kosten für Dieselkraftstoff für einen Generator aufbringen kann, weshalb die ersten Prototypen, die WE CARE Solar verschickt, von Freiwilligen gesponsert werden. Etwa 25 % der derzeit verwendeten Koffer sind von NGOs gekauft, die vor Ort arbeiten. Um die Koffer in größerem Umfang an NGOs, Regierungen und möglicherweise die Weltgesundheitsorganisation verkaufen zu können, experimentieren Stachel und Aronson mit billigeren Konstruktionsmethoden.
Im Oktober 2011 ist das Projekt einer der Gewinner der Tech Awards, die vom Tech Museum in San Jose gesponsert werden. We Care Solar, deren Koffer inzwischen in 100 Kliniken in Entwicklungsländern und Katastrophengebieten im Einsatz sind, wird dabei der Nokia Health Award verliehen. Genau ein Jahr später wird We Share Solar gegründet, win Bildungsprogramm, das Jugendliche befähigt, etwas über Solarenergie zu lernen und Solar-Koffer für Schulen und Waisenhäuser zu bauen.
Das Projekt, das auch weiterhin global aktiv ist, gewinnt für das in Zusammenarbeit mit Arrow entwickelte Solar Suitcase 3.0 im April 2019 den Gold Edison Award in der Kategorie Produktinnovation.
Auch bezüglich der noch immer sehr weit verbreiteten Nutzung hochgradig
umweltschädlicher Kochherde, die traditionell in
den ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer verwendet werden,
gibt es viele Initiativen, die den Ersatz der Öfen durch saubere
Technologien fördern. Hier soll als Beispiel das ebenfalls vom TERI
unterstützte Projekt Surya in Indien erwähnt werden,
das im März 2009 in dem Dorf Khairatpur im Distrikt
Sultanpur im Bundesstaat Uttar Pradesh den ersten Schritt seiner
Pilotphase macht.
Das Projekt hat im Vorfeld einen Herd entwickelt, der weniger als die Hälfte der sonst üblichen Biomasse-Brennstoffmenge benötigt und zudem weniger Ruß und Treibhausgase ausstößt. Dies wird erreicht, indem der verbesserte Herd über ein mit einem Solarpaneel betriebenes Gebläse verfügt, das die Verbrennung verbessert.
Im Zuge der der Pilotphase soll der Einsatz der Herde bei etwa 500 Haushalten über einen Zeitraum von rund einem Jahr getestet werden, was mit Gesamtkosten in Höhe von 615.000 $ verbunden ist, für die nach einer Finanzierung gesucht wird. Die gesammelten Erfahrungen und Daten sollen dann zur Durchführung der ersten Feldphase mit 8.000 Haushalten in zwei Regionen genutzt werden, was 8 Mio. $ kosten würde.
Bei der aktuellen Einweihung werden acht Exemplare der verbesserten Biomasse-Kochherde an die Dorfbewohner verteilt – zusammen mit Solarlampen als Ersatz für Kerosinlampen. Das Projekt bekommt bis 2011 zwar noch einiges an Presse, scheint seine Pläne aber nicht umsetzen zu können.
Im
April 2009 bringt IKEA eine LED-Schreibtischleuchte
für etwa 20 $ auf den Markt, die mit Solarenergie betrieben wird. Die
Schwanenhalslampe aus Kunststoff und Stahl kann ihre drei wiederaufladbaren
AA-Batterien (1,2 V/1.200 mAh) über das integrierte kleine Solarpaneel
an einem sonnigen Tag in zwölf Stunden aufladen und hat dann eine Betriebsdauer
von drei bis vier Stunden. Ihr Licht ist allerdings nur mäßig hell.
Dafür läßt sich die viereckige Solarzellen/Akku-Cassette abnehmen,
um das Laden im Freien einfacher zu machen - was aber
auch in Inneräumen funktioniert, nur etwas langsamer.
Der 2005 gegründeten IKEA Sozialinitiative zufolge sei die stabile SUNNAN Lampe speziell für den Einsatz in Entwicklungsländern entwickelt worden, indem sie gegen die Abnutzung bei extremen Umweltbedingungen gerüstet und ihr Solarzellenakku hohen Temperaturen gewachsen sei. Deshalb spendet die Firma unter dem Motto ,Buy One Give One‘ jedesmal, wenn ein Kunde ein Exemplar kauft, ein weiteres an die UNICEF.
Die ersten Spendenlieferungen gehen nach Pakistan: für Kinder in Flüchtlingslagern, die aus ihrem Zuhause fliehen mußten, und für Kinder in abgelegenen Dörfern in Belutschistan und in den Grenzgebieten im Nord-Osten. Die Solarlampe ermöglicht es den Kindern auch nach Sonnenuntergang zu spielen, zu lesen, zu schreiben und zu lernen, selbst wenn ihr Zuhause nicht über elektrischen Strom verfügt.
Kontextbezogen soll erwähnt werden, daß die IKEA Stiftung im Frühjahr 2014 eine zweimonatige Aktion startet, um durch den Verkauf von Glühbirnen in IKEA Einrichtungshäusern auf der ganzen Welt Gelder für die Bereitstellung von solarbetriebenen Leuchten und anderen erneuerbaren Energietechnologien in UNHCR-Flüchtlingslagern zu sammeln.
Die im Rahmen der 2012 gestarteten, dreijährigen Kampagne Brighter Lives for Refugees gesammelten Gelder in Höhe von 10,8 Mio. € werden dazu beitragen, solarbetriebene Straßenlaternen, Solarlaternen für Innenräume und andere Technologien wie brennstoffsparende Kochherde in Flüchtlingslagern in Bangladesch, dem Tschad, Äthiopien und Jordanien bereitzustellen.
Ende 2015 kündigt das UN-Flüchtlingshilfswerk darüber hinaus Pläne für den Bau eines netzgekoppelten 6 MW Solarprojekts im Wert von 10 Mio. $ für das Lager Azraq im Norden Jordaniens an, das derzeit 28.000 syrische Flüchtlinge beherbergt. Die ersten 2 MW der in Zusammenarbeit mit IKEA realisierten Anlage sollen bis Mitte 2016 in Betrieb gehen.
Es überrascht vielleicht etwas, daß die in fünf Farben erhältliche SUNNAN Solarlampe noch immer verkauft wird – dem Stand von 2022 zufolge inzwischen allerdings für deftige 50 €. Ich selbst besitze ein orangenes Exemplar.
Übrigens: Ein Imitat, das ab 2016 auf dem indischen Markt verkauft wird, trägt den Namen Ethan LED Rechargeable Solar Study Lamp, wird von der Firma Ethan Energy Solutions hergestellt und kostet vor Ort umgerechnet 9 €.
Im Jahr 2009 erscheinen die ersten Meldungen über ein Selbstbau-Tageslichtsystem,
das sich besonders gut für einfache Wohnhütten eignet, wie es sie weltweit
– und nicht nur in der 3. Welt – zu Millionen gibt. Die Idee soll auf
den brasilianischen Elektroingenieur Clivenor de Araujo Filho im
Jahr 2002 zurückgehen und wird hier auch im Kapitelteil
der Heliostaten
und Tageslichtsysteme beschrieben. Andere Quellen nennen den brasilianischen
Mechaniker Alfredo Moser als Initiator und erwähnen
eine Weiterentwicklung durch Studenten des Massachusetts Institute
of Technology (MIT).
Bei dem Projekt namens Liter of Light (Isang Litrong Liwanag), das von dem Sozialunternehmer Iliac Diaz aus den Philippinen im Rahmen seiner gemeinnützigen Organisation MyShelter verfolgt wird und völlig ohne elektrische Komponenten auskommt, werden transparente Wasserflaschen mit frischem Wasser und etwas Bleichmittel befüllt, um dem Algenwachstum im Inneren vorzubeugen, und dann gut verschlossen und in Löcher des Deckenmaterials eingesetzt, wie z.B. Wellblech.
Das System funktioniert natürlich nur tagsüber, doch die zur Hälfte außen dem Sonnenlicht ausgesetzten Leuchtkörper strahlen im Durchschnitt so viel Licht wie eine 50 – 60 W Glühbirne in den Raum hinein – ohne zusätzlichen Wärmeeintrag. Bis 2012 will die Initiative eine Million Hütten mit dem fast kostenlosen System ausrüsteten. Später werden auch noch PV-betriebene Lichtkörper angeboten.
Im Herbst 2011 gründen zehn Doktoranden der Universität St. Gallen die Schweizer Organisation Liter of Light Europe, deren Team schnell auf 20 Personen anwächst. Die deutsche Version der Organisation ist ab dem Sommer 2012 als Teil des globalen Liter of Light Netzwerks aktiv.
Für die Shanghai Biennale 2012, der wichtigsten Ausstellung zeitgenössischer internationaler Kunst in China, entwirft Stephen Lamb den Pavillon der gemeinnützigen Organisation, der von 56 recycelten Plastikflaschen beleuchtet wird und als Prototyp für ‚Slumhäuser des 21. Jahrhunderts‘ dient, was sich auch durch die umgekehrt hängenden Wandgärten äußert, die Pilze sprießen lassen. Ebenfalls in diesem Jahr erhält Liter Of Light den Curry Stone Prize for Social Design and Innovation.
Dem Stand von 2015 ist MyShelter bislang vor allem auf den Philippinen tätig und hat allein in der Hauptstadt Manila 28.000 Haushalte bzw. 70.000 Menschen mit Licht versorgt. Weitere Projekte laufen in Indien, Indonesien und in der Schweiz, wobei die Organisation von einigen großen Sponsoren und Partnern unterstützt wird, darunter Pepsi, Reuters und die US-Botschaft in Manila. Zudem gewinnt Liter of Light während der Abu Dhabi Sustainability Week den Zayed Future Energy Prize 2015.
Ende Dezember 2018 begibt sich das Projekt gemeinsam mit der in Japan ansässigen internationalen Nichtregierungs- und Non-Profit-Organisation Peace Boat, die sich für Frieden, Menschenrechte, gleichberechtigte und nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz einsetzt, auf eine 100-tägige Seereise um die Welt, mit Anläufen in 19 Häfen in Asien, Afrika und Südamerika. Auf dem Schiff wird das Team von Liter of Light Workshops leiten und den Teilnehmern beibringen, wie sie Solarleuchten selbst herstellen können.
Der englischsprachige Wikipedia-Eintrag zu Liter Of Light führt Details zum Einsatz der Technik in einer Vielzahl von Ländern auf. Im Zuge der Berichterstattung wird auch vorgeschlagen, weiße Hockey-Pucks aus Plastik zu verwenden, in die Strontiumaluminat eingebettet ist, ein langlebiger geruchloser Feststoff, der als Lasermaterial und als Leuchtpigment für Photolumineszenz und Thermolumineszenz verwendet wird. Wenn er dem Sonnenlicht ausgesetzt wird, leuchtet er bis zu zehn Stunden lang, allerdings grün.
Eine Art Upgrade der Idee bildet die Erfindung Solar Desalination Skylight aus den Jahren 2019/2020 die auf den Architekten Henry Glogau aus Neuseeland zurückgeht. Sein Solar-Dachfenster sorgt nicht nur für eine sanfte indirekte Beleuchtung von Innenräumen, ohne dabei Wärme hineinzulassen, sondern entsalzt darüber hinaus täglich bis zu 400 ml Meerwasser, weshalb es ausführlich im Kapitelteil Solare Wasserentsalzung vorgestellt wird (s.d.).
Eine der Besonderheiten des Geräts ist, daß es zudem ein Hybrid ist, dessen LED-Lichtband tagsüber durch ein kleines Solarpaneel aufgeladen wird. Die Leuchte wird außerdem von der Salzsole gespeist, die bei der Verdunstung anfällt und zwölf Salzwasserbatterien bildet, welche das Oberlicht nachts durch eine chemische Reaktion in Kupfer- und Zinkröhren mit Strom versorgt. Die Juroren des Lexus Design Awards 2021 sind so beeindruckt von dem ganzheitlichen Ansatz des Geräts, daß sie ihm die höchste Auszeichnung verleihen.
Die im Jahr 2009 in Daressalaam, Tansania,
von Ingenieur- und Wirtschaftsstudenten des MIT und der Harvard University Jamie
Yang, Blandine Antoine, Rhonda Jordan und Jukka
Valimaki gegründete Firma EGG Energy Inc. hat
das Ziel, Solarstrom in die ländlichen Gebiete zu bringen, wo nur etwa
6 % der Haushalte Zugang zum Stromnetz haben, und mit besserem Licht
die Lebensqualität der Menschen zu steigern. Die Solar-Home-Systeme
des Start-Ups versorgen auch mobile Ladegeräte, Fernseher, Radios und
andere elektronische Geräte.
Gegen Zahlung eines Abonnements oder einer Gebühr pro Tausch bringen die Hausbesitzer leere Batterien zu den Solar-Ladestationen zurück, die in fußläufiger Entfernung errichtet und von lokalen Unternehmern betrieben werden, und holen voll aufgeladene Batterien ab. Für das Batterieaustauschmodell wird die EGG bei der MIT IDEAS Global Challenge 2009 und anderen Wettbewerben ausgezeichnet.
Bis 2013 errichtet das Start-Up mehrere Ladestationen, die rund 1.000 Haushalte in der Region zu versorgen – wofür sie das Lob als ‚Netflix der Elektrizität‘ im ländlichen Tansania erhält.
Später gibt die Firma das Batterieaustauschmodell zugunsten eines verbesserten Ansatzes auf, bei dem die Häuser mit einem Solarpaneel von 50 – 200 W, einer Batterie, der Verkabelung, einem Handy-Ladegerät und mindestens drei 4 W LED-Leuchten ausgestattet werden. Mit dem neuen Ansatz erreicht die EGG auch größere Haushalte, Schulen und Kleinunternehmen wie Friseurläden, Handyladestationen und Kinos. Die Systeme kosten je nach Größe 650 – 2.000 $ und werden über zwei Jahre finanziert, wobei die EGG die Systeme aus der Ferne überwacht, während die Kunden ihre Rechnungen über Mobile Money-Dienste bezahlen.
Im Juni 2014 gewinnt die EGG den mit 125.000 $ dotierten, ersten Terra Watt Prize der National Geographic Society, und im November gewährt die Alstom-Stiftung dem Start-Up rund 68.000 $, um die Solarsysteme in 18 Schulen in der tansanischen Region Iringa zu installieren. Später verschwindet die Firma jedoch ohne weitere Spuren zu hinterlassen.
Im Jahr 2010 entwickelt der Designer Adam Robinson für die britische Firma Plus Minus Design Ltd. aus Leeds das Konzept einer Solar-Leuchte, die gleichzeitig als Ladegerät für kleine Elektronikgeräte dienen soll. Der Solar Pebble ist vorrangig für die Entwicklungsländern Afrikas als kostengünstige Licht- und Stromquelle gedacht.
Die Leuchte ist klein genug, um herumgetragen, auf der Vorderseite eines Fahrrades angeklemmt oder von der Decke eines Hauses gehängt zu werden. Mit einer 12-stündigen Aufladung kann sie einen ganzen Tag lang Licht abgeben. Das Produkt soll Mitte des Jahres auf den Markt kommen.
Mitte 2010 unterzeichnen die
beiden Unternehmen MIC Electronics und Beltron
Telecom Green Energy Systems Ltd. (BTGES) eine Vereinbarung, um 330.000 LED-Lampen in den
ländlichen Gebieten des indischen Bundesstaates Bihar zu verteilen.
MIC Electronics hat bereits gleichartige Vereinbarungen mit der Indian Oil Corp. getroffen, einem der führenden indischen Öl-Unternehmen, um diese Lampen in sieben weiteren Staaten des Landes zu verteilen. Die Lampen können entweder durch Sonnenkollektoren oder in Ladestationen aufgeladen werden, die mit Biokraftstoff aus landwirtschaftlichen Rückständen oder tierischen Abfällen betrieben werden. Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren zehn Millionen Lampen zu verteilen.
Als
Beispiel für die Vielzahl von Kleinprojekten, die von den unterschiedlichsten
Akteuren initiiert werden, sei das Solar
Recharchable Latern System (SLRS) Projekt in Laos genannt,
das die Münchner Solaventus-Stiftung gemeinsam mit
den Firmen eco:factum und Kaiser
Solar finanziert und durchführt. Lokale Partner sind das
Lao Institute For Renewable Energy (LIRE) sowie die Firma Sunlabob
Renewable Energy Ltd.
Laos gehört zu der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder und gilt gemeinsam mit Kambodscha als das ärmste Land Asiens, in dem rund 67 % der auf dem Land lebenden Menschen keinen Zugang zu Elektrizität haben (Stand 2008).
Auch bei diesem Projekt werden die Solarlampen gegen ein geringes Entgelt in der dorfeigenen zentralen Ladestation aufgeladen. Mit diesem Beitrag investieren die Dorfbewohner gleichzeitig in die Zukunft des Projektes, denn die Ladestation wird von einem im Dorf einheimischen Techniker betrieben und gewartet, der damit den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdient. Die Umsetzung eines solchen Projektes für 50 Haushalte erfordert eine Grundfinanzierung von 8.000 €.
Hinter der im August 2001 gegründeten Firma Sunlabob und ihren gleichnamigen Laternen steckt der deutsche Elektro-Ingenieur und Unternehmer Andy Schroeter, der 1995 mit seiner Frau nach Laos gekommen war, die als Entwicklungshelferin tätig war. Bei Reisen durch das Land sieht er die bitterarmen Dörfer ohne Strom und beginnt, mit diversen Leuchten zu experimentieren und ein Konzept mit Strahlern und Aufladestationen zu entwickeln.
Die ersten Prototypen sehen aus wie Grubenlampen, während inzwischen leuchtend orangefarbene Strahler in Form überdimensionaler Taschenlampen zum Einsatz kommen, die gegenüber feuchtem Dschungelklima, Regengüssen oder Hinfallen unverwüstlich sind. Die Pico genannten Strahler kommen von der Firma Phocos aus Ulm, geben 55 Stunden lang Licht und werden über solare Ladestationen aufgeladen.
Da die Bewohner selten Geld genug haben, um sich ein kleines Solar-Home-System für ihre Hütte kaufen zu können, vermietet Sunlabob die Energieanlagen über ein Franchise-System an private Nutzer. Bis Mitte 2008 sind es schon rund 3.000.
Laut Presseberichten vom Juli 2013 kosten die Sunlabob-Strahler aufgrund ihrer hohen Qualität 48 €, weshalb die Sunlabob-Projekte eine Initialspende brauchen. Im Fall von sieben Dörfern zahlt die deutsche Botschaft in der Hauptstadt Vientiane 10.000 € für sieben Ladestationen mit je 50 Strahlern. Da sich Schroeters Konzept bewährt, gibt es Sunlabob-Stationen in ähnlicher dörflicher Eigenregie auch schon in Uganda und Tansania. Auch in Mikronesien hat die Firma bereits 70 Dorf-Ladestationen mit 3.500 Strahlern installiert. Außerdem gewinnt Sunlabob Preise der Weltbank und des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP).
Auch das in
Hongkong ansässige und von dem amerikanischen Patentanwalt und Erfinder Steve
Katsaros gerade neu gegründete Unternehmen Nokero
International Ltd. (für: No
Kerosene) stellt 2010 eine Solar-Leuchte
vor, die in Entwicklungsländern anstatt der bisherigen Kerosin-Lampen
eingesetzt werden soll.
Die Modelle N100 bzw. N200 sind mit 1.000 mAh Batterien und Leuchtkörpern aus vier LEDs ausgestattet. Energie erhält die Lampe über ein kleines Solarpaneel, das dem Stand der Sonne nachgerichtet werden kann. Nach einer eintägigen Ladezeit kann die Lampe bis zu 6 h lang Licht spenden, während es im ‚Turbo-Modus’ für ungefähr 2,5 h ein besonders helles Licht gibt.
Eine Solarleuchte des Modells N200 kostet 20 $, bei größeren Stückzahlen nur 15 $, während das Vorgängermodell N100 mit vier kleinen Solarzellen etwas günstiger ist (Einzelpreis 15 $, höhere Stückzahlen ab 10 $). Laut Nokero sind bislang 50.000 Stück produziert und vorrangig im Irak, in Kenia, Marokko und Pakistan eingesetzt worden. Besonders clever: Die Halterung ist wie der Schraubfuß einer Glühlampe geformt, womit sie sich in jeder entsprechenden Halterung leicht befestigen läßt.
Im Oktober 2013 berichten die Fachblogs, daß die Nokero, die mit einem Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen zusammenarbeitet, seit ihrer Gründung bereits 500.000 Exemplare der Solarlampen in 120 Ländern verkauft habe. Nun habe das Unternehmen seinen bislang größten Auftrag erhalten – 275.000 Stück –, die bis Dezember ausgeliefert werden sollen.
Was den Gesamtmarkt anbelangt, so sind der Firma zufolge seit 2009 in Afrika rund 1,4 Mio. Solar/LED-Leuchten unterschiedlicher Hersteller verkauft worden, wobei der Absatz jedes Jahr um mehr als 100 % steigt.
Nun bringt Nokero eine neue Serie solarbetriebener Lampen auf den Markt, die Leuchten N222-Huron und N180-Start. Die 45 $ teure N222 ist ein technologisch fortschrittliches Spitzenmodell, das nach dem Aufladen sechs Stunden lang bei hoher Leistung und bis zu 15 Stunden bei niedriger Einstellung leuchtet, über Anschlüsse für USB- und Nokia-Kabel verfügt und außerdem Strom zum Aufladen von Mobiltelefonen bereitstellt.
Die N180-Start wird hingegen als die „erschwinglichste Solarglühbirne der Welt“ zu einem Preis von 5 – 6 $ angeboten, muß aber zwei Tage lang aufgeladen werden, bevor sie zum ersten Mal in Betrieb gehen kann, wobei sie danach etwa vier Stunden lang leuchtet.
Mitte 2014 kommt die N182 hinzu, die diesmal als „die hellste und erschwinglichste Solarglühbirne der Welt“ bezeichnet wird. Sie ist ein gemeinsames Projekt von Nokero und der Firma Seoul Semiconductors, welche ultra-effiziente LEDs mit mittlerer Leistung zur Verfügung stellt. Durch die Kombination mit hocheffizienten Mikro-Solarpanels und verbesserten Leiterplatten können die neuen Lampen jeden Ort mehr als fünf Stunden lang erhellen, nachdem sie nur 6 – 8 Stunden lang direktem Sonnenlicht ausgesetzt wurden.
Im Jahr 2015 folgt das Modell N233, das doppelt so effizient ist wie seine Vorgänger, von denen die meisten auf einen Wert von nur rund 300 Lumenstunden kommen. Die neue Lampe hingegen soll bis zu 700 Lumenstunden erreichen, was bedeutet, daß ihre 500 mAh LiFePO4-Batterie innerhalb von sechs Stunden vollständig geladen ist und dann je nach Einstellung der Lichtstärke zwischen sechs und 15 Stunden Licht spenden kann.
Insgesamt soll die Batterie zudem 2.000 Ladezyklen überstehen, bevor sie ausgetauscht werden muß, und dabei eine Ladung theoretisch bis zu 18 Monate lang beibehalten. In den USA ist die 8,3 x 3,8 x 1,5 cm große und nur 85 g schwere Solarlampe für 18 $ erhältlich – und wie schon bisher wird zudem für jede im Einzelhandel verkaufte Lampe ein Exemplar an bedürftige Familien in Entwicklungsländern gespendet (Buy One, Gift One; BOGO).
Es
gibt aber auch Alternativen zum Solarzellen-Betrieb. Im Sommer 2010 testen
Studenten und Dozenten der Arizona State University (ASU) in einigen
ghanesischen Dörfern die Erfindung
ihres Kommilitonen Michael Pugliese. Bei dem Twig
Light handelt
es sich um eine kreisförmige LED-Leuchte, die von einem Holzfeuer betrieben
wird. Dabei wird die Biomasse innerhalb einer undurchsichtigen Box
verbrannt, in welcher die Hitze einen thermoelektrischen
Generator betreibt,
der Strom für das Licht und das Laden von Mobiltelefonen erzeugt.
Der kompakte Generator überbrückt eine Lücke zwischen zwei, jeweils 15 cm langen Aluminium-Kammern, von denen eine den heißen Brennraum darstellt, während die andere mit Wasser gekühlt wird. Die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Kammern treibt den Generator an.
Im Jahr 2009 hatte das Team von der National Collegiate Inventors and Innovators Alliance eine Förderung in Höhe von 16.000 $ bekommen, um das System im Rahmen des universitätsinternen Programms GlobalResolve zu entwickeln und zu erproben.
Eine Umsetzung für das Verbrennen von Holzkohle erfordert später ein leicht verändertes Design, Partner ist dabei das Centre for Energy, Environment and Sustainable Development, eine lokale Organisation in Ghana. Sobald die Entwicklung marktreif ist, wollen die ASU-Studenten bei der Gründung kleiner ghanaischen Unternehmen helfen, welche die Lichter produzieren und auf dem lokalen Markt verkaufen sollen.
Eine weitere Alternative wird mit Muskelkraft betrieben.
Die von Gary Zieff im Jahr 2005 in San Francisco gegründete
Firma Dissigno arbeitet mit gemeinnützigen Gruppen
und Gemeinschaften in Haiti, Indien und Tansania zusammen. In Haiti
implementiert sie ein System, bei dem Menschen tragbare LED-Leuchten
für 2 $ pro Monat mieten können.
Aufgeladen werden die 12 V Batterien der Lampen durch ein pedalbetriebenes Gerät – mit jeweils sechs Stunden ‚strampeln’. Beim Betrieb der 1,5 W LEDs über mehrere Stunden jede Nacht reicht die Aufladung etwa einen Monat. Mit Unterstützung der Weltbank sollen ab 2010 auch in Tansania Vermietungssysteme für bis zu 6.000 Solarlichter installiert werden, die von 20 Pedalgeneratoren aufgeladen werden. Die Generatoren selbst werden in Handarbeit in Nepal gefertigt und können sehr einfach gewartet werden – ein wesentlicher Vorteil gegenüber der Photovoltaik.
Der italienische Architekt und Video-Künstler Matteo Ferroni,
der vom Oktober 2010 bis zum Februar 2011 als
Gastprofessor an der Ecole Superieure d’Ingegnerie d’Architecture et
d’Urbanisme in Bamako in Mali unterrichtet, befaßt
sich dort insbesondere mit der Planung und Umsetzung des öffentlichen
Beleuchtungssystems in ländlichen Gebieten, wo etwa 90 % der Einwohner
keinen Zugang zu einem Stromnetz haben.
Als Lösung entwickelt Ferroni, der für das Projekt u.a. mit dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin zusammenarbeitet, aus einem alten Fahrrad den Prototyp einer mobilen solarbetriebenen Lampe, die von den Einheimischen leicht nachgebaut werden kann. In einem Dorf namens Cinzana, etwa 300 km nördlich der Hauptstadt Bamako, hatte er Schweißer beim Bau der traditionellen Eselskarren beobachtet. Mit denselben Kenntnissen und Werkzeugen, die dafür verwendet werden, können die Menschen aus Fahrradteilen und Wasserrohren, die man in fast jedem Dorf in Mali kaufen kann, auch die solarbetriebenen Lampen bauen und reparieren.
Die Lampenschirme bestehen aus geschmolzenen alten Getränkedosen, die Batterie wird über die Solarpaneele in den Dörfern aufgeladen (über deren Besitzer bzw. Betreiber Ferroni aber nichts sagt), und die einzigen Teile, die nicht aus Afrika kommen, sind die LEDs.
Auf Initiative der 2011 von Ferroni und anderen gegründeten Schweizer Stiftung Fondazione eLand wird das Projekt in der ländlichen Gemeinde Cinzana im südlichen Zentrum des Landes erprobt. Lokale Handwerker werden geschult, welche die Bausätze herstellen und an Frauenkollektive aus 25 Dörfern und an drei Gesundheitszentren liefern. Zur Umsetzung stellt die Universität Barcelona Mittel bereit, während die grundlegende Technologieentwicklung durch die italienische Firms Nadlec Srl (o. Nadlec Lighting) erfolgt.
Bis 2012 entstehen 62 Exemplare dieser kollektiven LED-Leuchten, die von den Frauen vor Ort Foroba Yelen (Gemeinschafts-Lichter) genannt werden und das Leben hunderter Dorfbewohner in Gemeinden in der Umgebung zum Besseren verändern. Die Lichtbäume sind mobil und lassen sich leicht zu den jeweiligen Orten sozialer Aktivitäten und Interaktionen transportieren. Die nächtliche Beleuchtung ermöglicht Gemeinschaftsaktivitäten und wirtschaftliche Entwicklungen, die im Land bislang undenkbar waren.
Und wenn andere Dörfer für irgendeine Gelegenheit Licht brauchen, leihen sie einen oder mehrere der Laternenpfähle aus, gehen zur Zeremonie und bringen sie wieder zurück. Dafür müssen sie aber bezahlen, um den Wert der Lichter zu erfahren und zu schätzen.
Die Fondazione eLand gibt zudem ein Handbuch heraus, das es jeder Gemeinde ermöglicht, ihre eigenen Lampen zu bauen. In Berlin präsentiert ZUSPIEL im März 2012 im Künstlerhaus Bethanien die Installation ‚by the Niger river‘ des Künstlers und Musikers Robert Lippok, der zwei der Foroba Yelen-Leuchten mit Tonaufnahmen vor Ort, Gesprächen mit Dorfbewohnern, Sequenzen von Musikkompositionen, Texten und gefundenen Objekten zusammenbringt. Und 2013 gewinnt Foroba Yelen den LAMP Lighing Solutions Award.
Im ersten Halbjahr 2014 bekommt das Projekt noch etwas Presse, doch über weitere Schritte ist nichts mehr zu erfahren. Immerhin ist es ständig in der Biosphere in Montreal zu sehen.
Unter dem Namen Lighting Africa läuft ein internationales
Programm, das den Zugang zu sauberen Energiequellen für die Beleuchtung
verbessern soll. Das Programm ist Teil des Beitrags der Weltbankgruppe
zur Initiative Sustainable Energy for All (SEforALL),
die auf Anregung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Ban
Ki-moon, im Rahmen des ‚Internationalen Jahres der Nachhaltigen
Energie für Alle‘ durch einen Beschluß der UN-Vollversammlung im Dezember 2010 gegründet
wird. Sie verfolgt das Ziel, den Zugang zur Energieversorgung zu verbessern,
die Energieeffizienz zu steigern und den Anteil von Erneuerbaren Energien
am weltweiten Energiemix zu erhöhen.
Lighting Africa wird in Partnerschaft mit dem Energy Sector Management Assistance Program (ESMAP) durchgeführt, einem globalen Programm für Wissen und technische Hilfe, das von der Weltbank verwaltet wird. Finanziert wird es von der Public – Private Infrastructure Advisory Facility (PPIAF) der Weltbank, dem niederländischen Außenministerium, dem italienischen Ministerium für Umwelt, Land und Meer (IMELS) und der IKEA-Stiftung.
In einigen Quellen wird berichtet, daß die ersten Pilotprojekte bereits im Jahr 2009 in Ghana und Kenia durchgeführt worden sind. Dabei liegen die Prioritäten mehr auf der Verwaltungsebene: Marktbeobachtung, Sicherung der Qualität, Zugang zur Finanzierung, Verbraucherbildung und Unterstützung der Geschäftsentwicklung. Als Eckpfeiler des Lighting Africa-Programms gilt aber das Engagement für Qualität.
Dies ist auch sehr sinnvoll, denn der Kauf eines netzunabhängigen Beleuchtungsprodukts oder eines Solar Home Systems stellt für eine Familie in Subsahara-Afrika eine erhebliche Investition dar, und die Verbraucher können es sich einfach nicht leisten, etwas zu kaufen, das nicht gut funktioniert oder nicht lange hält. Um sie vor minderwertigen Produkten zu schützen, werden eine Reihe von Qualitätsstandards und Prüfverfahren entwickelt, deren Koordinierung und Prüfung der VeraSol (früher: Lighting Global Quality Assurance) übertragen werden.
Bis 2021 ermöglicht Lighting Africa bereits 32,3 Mio. Menschen in ganz Afrika, ihren grundlegenden Strombedarf zur Beleuchtung und zum Aufladen von Mobiltelefonen durch qualitätsgesicherte netzunabhängige Solarprodukte zu decken.
Ebenfalls im Dezember 2010 berichtet das indische
Ministeriums für neue und erneuerbare Energien, daß die Regierung im
Laufe des Jahres Subventionen in Höhe von 10 Mio. $ für Projekte zur
Nutzung von Solarenergie in ländlichen Gebieten bereitgestellt habe.
Die Zuschüsse gingen an Projekte, die in Dörfern in ganz Indien Solarlaternen
verteilten und solare Heimbeleuchtungssysteme installierten. Im Einzelnen
wurden Förderungen in Höhe von etwa 53 $ für verschiedene Solarlaternenmodelle
gewährt, die zwischen 55,5 und 192 $ kosten.
Im März 2011 berichten die Fachblogs über eine Initiative
in Jordanien, bei der – unterstützt durch das Umweltministerium
– zwei Beduinenfrauen, die Analphabetinnen sind und noch nie berufstätig
waren, von den Dorfältesten ausgewählt worden waren, um einen sechsmonatigen
Kurs am Barefoot College in Indien zu besuchen, wo
sie zu Solaringenieurinnen ausgebildet wurden.
Das von Sanjit ‚Bunker‘ Roy gegründete und geleitete Barefoot College hat den Solarstromkurs für Frauen im Jahr 2004 ins Leben gerufen und seitdem mehr als 150 Großmütter aus 32 Ländern geschult. Als Resultat werden bereits über 10.000 Häuser in 100 Dörfern mit Solarstrom versorgt.
Die 61-jährige Seiha al-Raja, ihr Sohn Badr Awwad Fahd Hamed und die 30-jährige Rafea Abdulhamid, eine Mutter von vier Kindern, aus dem Dorf Mansheyet al-Ghayath (andere Quellen: Rawat Bandan) nahe der irakischen Grenze kehrten nun nach Hause zurück und warten jetzt auf die Geldmittel, um ein Projekt im Umfang von 50.000 Jordanischen Dinar zur Installation von PV-Paneelen für etwa 200 Familien in ihrem Dorf in Angriff zu nehmen. Das jordanische Umweltministerium setzt sich hierfür mit mehreren Geberorganisationen und Unternehmen des Privatsektors in Verbindung.
Zudem werden die Kursteilnehmer andere Menschen in ihrem Dorf und in anderen Dörfern in der Umgebung darin schulen, wie man Solarzellen zur Stromerzeugung nutzt, Solarpaneele aufstellt und repariert, wofür das Bildungsministerium ein Klassenzimmer zur Verfügung stellt.
Im November erscheint ein Dokumentarfilm über Rafea Abdulhamid, der seine Premiere auf dem Tribeca Film Festival in Doha feiert. Die ägyptisch-amerikanischen Regisseurinnen Jehane Noujaim und Mona Eldaief begannen mit diesem Filmprojekt, indem sie drei Frauen aus der ganzen Welt auf ihrem Weg zur Solaringenieurin begleiteten und sich dabei auf Rafea konzentrierten, weshalb der Film auch den Titel Solar Mamas (o. Rafea – Solar Mama) trägt.
Nun erfährt man, daß Rafeas Ehemann zwei Monate nach Beginn des Programms plötzlich darauf bestand, daß sie nach Hause zurückkehrt, oder er würde sich von ihr scheiden lassen und ihr die Kinder wegnehmen. Rafea kehrt zwar in ihr Dorf zurück, doch es gelingt ihr, ihren Mann und die anderen Familienmitglieder davon zu überzeugen, daß ihr Studium allen zugute kommt. So kann sie nach Indien zurückkehren und ihre Ausbildung abschließen, obwohl ihr neu gewonnenes Selbstvertrauen und ihre Fähigkeit, ein eigenes Einkommen zu erzielen, die Ältesten ihres Dorfes immer noch beunruhigen.
Im Januar 2012 gewinnt der Film den erstmals verliehenen und mit 25.000 $ ausgestatteten Hilton Worldwide LightStay Sustainability Award des Sundance Institute in der Kategorie ‚in Arbeit befindlicher Spielfilm‘.
Die Frauen warten allerdings im März 2013, dem Datum des letzten Berichts über das Projekt, noch immer auf eine Finanzierung. Weder die UNDP/GEF hätte dafür Mittel zur Verfügung, noch das jordanische Planungsministerium, das für die Unterstützung kleiner sozioökonomischer Projekte zuständig ist. Dafür bietet das Barefoot College selbst den ehemaligen Studentinnen Hilfe an: Neben der Suche nach Finanzierungsquellen stellt es ihnen eine begrenzte Anzahl von PV-Paneelen zur Verfügung, die von den Frauen erfolgreich zusammengebaut werden, wodurch nun zumindest drei Häuser des Dorfes Solarsysteme besitzen. Über weitere Schritte oder Erfolge ist leider nichts zu finden.
Das Erdbeben im Januar 2010 in Haiti ist auch der
Anlaß für die Architekturstudentinnen Anna
Stork und Andrea Sreshta vom Design-Studio
der Columbia
University of Architecture, um sich mit einem neuen solarbetriebenen
Lichtkörper zu befassen. Das Ergebnis mit dem Namen LuminAID soll
die unsicheren Bedingungen in den Zeltstädten während der Nacht verbessern.
Unter gleichem Namen gründen die beiden auch eine Organisation, um
die Leuchte zu vermarkten und zu vertreiben.
Im April gewinnt das Projekt den 1. Preis beim Columbia Venture Wettbewerb - und im Zuge ihres Abschlusses im November 2011 werden rund 100 Einheiten in Indien getestet.
Bei dem zum Patent angemeldeten Gerät, dessen Produktion über eine im Mai 2012 gestarteete IndiGoGo-Crowdfunding-Kampagne gesichert wird, die mit knapp 50.000 € fünf mal soviel einbringt, wie geplant, handelt sich um ein kleines PV-Modul nebst Batterie und LED, das zwischen zwei Lagen Kunststoff-Folie eingeschweißt und dadurch vor Beschädigungen geschützt sowie wasserdicht ist. Bewegliche Teile gibt es keine, und die Lebensdauer der Batterie wird mit drei Jahren angegeben.
Im gefalteten Zustand sind die in Asien hergestellten Solarleuchten flach und ausgesprochen leicht zu transportieren - während sie in aufgeblasenen Zustand auf einer Wasseroberfläche schwimmen können. Nach einer 5-stündigen Aufladung kann 4 – 6 Stunden lang Licht abgegeben werden.
Einem Bericht vom Oktober zufolge sucht LuminAID Partner im Nahen Osten, da sich die aufblasbare Solarleuchte für die syrischen Flüchtlingslager in Jordanien und in der Türkei eignen würde. Im Laufe der vergangenen zwei Jahre sind bereits 1.500 Stück in mehr als 25 Ländern verkauft worden, und nun haben Spenden die beiden Initiatorinnen gesammelt, um über 3.000 Lampen für NGOs zu finanzieren, die in Ländern wie Indien, Uganda und Laos arbeiten.
Die Lampen werden derzeit online in den USA verkauft, aber das Team plant, den Vertrieb im kommenden Jahr auch international einzuführen. Im Rahmen der gemeinsam mit UNAIDS und UN Peacekeeping gestarteten Initaitive Give Light, Get Light arbeitet das Unternehmen mit gemeinnützigen NGOs in über zehn Ländern zusammen, um die LuminAID-Leuchten an Menschen zu verteilen, die eine bessere Lichtquelle benötigen. Dabei werden zwei Give Light, Get Light-Pakete für etwa 25 $ verkauft, von denen eines an eine bedürftige Person gespendet wird.
Später bringt LuminAID auch noch eine kleine wasser- und staubdichte Solar-Laterne in drei Versionen auf den Markt, die mit einem integrierten Handy-Ladegerät ausgestattet ist und ja nach Lichtstärke und Leuchtzeit zwischen 49 und 73 $ kostet (2-in-1 Power Lanterns). Einem Interview vom März 2015 zufolge hat LuminAID bis zu diesem Zeitpunkt schon 200.000 Exemplare der Solarleuchten produziert.
Zudem wird nun eine neue Produktlinie auf den Markt gebracht. Die sogenannte Pack Line umfaßt den PackLite 16 (eine aktualisierte Version des ursprünglichen Produkts), den PackLite 12 und den PackLite Spectra. Die PackLite 16 verwendet zwei Multi-Chip-LEDs, die über 45 Lumen liefern, und hält in der Einstellung LOW über 16 Stunden, während die PackLite 12 und die Spectra aufblasbare Würfel sind, die sich durch Drehen schließen lassen.
Dem Stand von 2022 gibt es auch noch ein Modell LuminAID Packlite Max 2-in-1, mit dem sich auch Handys aufladen lassen, das für 30 – 50 € angeboten wird. Ein Imitat scheint die aufblasbare Calima LED-Solar-Campinglaterne zu sein, die nur 15 € kostet.
Speziell für Ghana entwickelt John Bowers,
Leiter des Institute for Energy Efficiency an der University
of California in Santa Barbara,
eine kleine solare Leselampe. Diese verbindet eine lichtstarke LED
mit einer robusten, wetterresistenten Solarzelle, einem integrierten
Schaltung und einem einzelnen AA-Akku. Ein 8-stündige Ladung bietet
4 Stunden Leselicht in der Nacht.
Zur Verbreitung der Solarlampe wird im kalifornischen Goleta die Initiative Unite-to-Light gegründet, welche die Lampen in Partnerschaft mit der non-profit Organisation Pangaea Network und der Presbyterian Church zu einem Preis von 12 $ verkauft. Bis Ende 2010 sind bereits 10.000 Lampen nach Ghana, Uganda und Kenia ausgeliefert worden, und bis Ende des Jahres sollen insgesamt 100.000 Stück produziert werden.
Eine ähnliche Solarlampe wird
von der in Melbourne beheimateten und 2005 von
Stewart Craine gegründeten australischen Firma Barefoot
Power Pty. Ltd. vertrieben, nachdem die Auszeichnung mit
einem niederländischen Businessplan-Preis im Jahr 2006 die
ersten Kapitalgeber an Bord geholt hat.
Der Wirtschaftsingenieur Craine hatte als Freiwilliger in Nepal gearbeitet, wo er den hohen Bedarf an LED-Technologie bemerkte. Mit einem Startkapital von 65.000 $ gründete daraufhin das Unternehmen zusammen mit Harry Andrews, mit dem er bei Hydro Tasmania an Produkten für erneuerbare Energien gearbeitet hatte.
Die nun geschaffenen Leuchten namens Firefly besitzen ein 1,5 W Solarpaneel, eine 0,75 Ah LiFePO4-Batterie, kommen aus China und werden mit einer Gewinnmarge von 20 – 30 % verkauft.
Als das Unternehmen im März 2010 eine Förderung der EU in Höhe von 1 Mio. € erhält, hat es in Uganda und Kenia bereits 50.000 Haushalte erreicht und mittels zweier Tochtergesellschaften Dutzende neuer Arbeitsplätzen geschaffen.
Weitere 50.000 Haushalte profitieren in mehr als 30 Ländern von der solaren Lichttechnologie, darunter Papua Neuguinea, Vanuatu, Haiti, Indien, Tansania und Ghana. Mit dem neuen Geld sollen nun Initiativen gestartet werden, um bis zu 500.000 Haushalte vom Gebrauch ihrer Kerosinlampen zu befreien.
Anfang 2011 hat die Firma bereits 30 einheimische und 15 ausländische Mitarbeiter und erreicht einen Umsatz von 6 Mio. $. Bis 2012 sollen fünf Millionen und bis 2015 zehn Millionen Menschen mit Strom versorgt werden.
Im Jahr 2014 bietet die Barefoot Power vier Versionen mit 2 – 4 ultrahellen LEDs an, wobei jede Lampe eine Lichtleistung von 150 Lumen aufweist. Daneben werden werden im Rahmen der Connect-Serie langlebige und erschwingliche Solar Home Systeme für die Beleuchtung und Strom für Mobiltelefon, Radio u.ä. angeboten, die mit 12 V und 2 x USB-Steckdosen ausgestattet sind und je nach System zwei bis neun Räume beleuchten können.
In diesem Jahr wird Barefoot zudem von Unilever ausgewählt, um als Teil des ‚Sustainable Living Plan‘ des Unternehmens in den Häusern von 14.000 Mitarbeitern in Kenia und Tansania Solar Home Systeme zu installieren. Und nach einer erfolgreichen zweijährigen Testphase bringt Barefoot 2015 einen solarbetriebenen 12 V Fernseher auf den Markt.
Nachdem sich die australische Holdinggesellschaft von Barefoot Power zu einer freiwilligen Liquidation entschließt, erfolgt im November 2018 ein Wechsel des Eigentümers, als die Manager der in Afrika ansässigen Tochtergesellschaften von Barefoot Power die Vermögenswerte der australischen Holdinggesellschaft in Afrika und China aufkaufen, um die Mission weiterzuführen.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß Craine, der auch die o.g. Light Up the World Foundation (LUTW) unterstützt hat, zusammen mit Kim Chen und Lucy Symons im Juni 2012 im Vereinigten Königreich die Village Infrastructure Angels (VIA) mitbegründet, eine Angel-Investmentgruppe, die sich ausschließlich auf die Mikro-/Dorfinfrastruktur in Schwellenländern konzentriert.
Das Geschäftsmodell der VIA basiert darauf, daß insbesondere Verbraucherfinanzierungen der Schlüssel zur Erschließung dieses Marktes sind. Hierzu wird eine Kampagne zur Kartierung aller netzunabhängigen Haushalte in der Welt gestartet, damit die Branche besser planen kann, wie sie alle erreichen will. Zudem bauen VIA und die Angels ein Portfolio von Projektanlagen auf, in der Regel durch 3 – 5-jährige Pachtverträge mit lokalen Gemeinden oder Zwischenpartnern.
Mit anfänglicher Unterstützung von Rotary International (Melbourne und Arlington), der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), der Asiatischen Entwicklungsbank, der Weltbank, der internationalen Kooperationsorganisation Hivos und einem Dutzend Angel-Investoren entwickelt VIA eine Reihe von Pilotprojekten auf Vanuatu, in Indonesien, Honduras und an weiteren Standorten.
Diese Projekte konzentrieren sich auf 5 – 10 W Solarstrom pro Haus für die Beleuchtung und das Aufladen von Telefonen auf Haushaltsebene, während bei späteren Projekten 125 – 500 W Solarstrom für 20 – 50 Haushalte installiert werden, die sich eine solarbetriebene Mühle für die landwirtschaftliche Verarbeitung teilen, wie z.B. eine Reisschälmaschine, eine Maisschälmaschine, eine Mehlmühle oder eine Kokosnuß/Kassareibe.
Diese Pilotprojekte bewiesen, daß lokale Teams mit einer bescheidenen Anzahl von Solarstromprojekten in ländlichen Dörfern schnell genügend Einnahmen erzielen können, um ihre täglichen Betriebskosten zu decken und zusätzliche Einnahmen zu erzielen, mit denen auch die Investoren ‚ausgezahlt‘ werden. Weitere Details sind auf der Homepage villageinfrastructure.org zu finden.
Besonders interessant
ist auch das folgende Projekt, denn es erlaubt mir den Hinweis auf
eine überaus erfolgreiche amerikanische Innovation im Bereich des sozialwirtschaftlichen
Engagements: die 2009 gegründete Online-Plattform Kickstarter,
die es unbedingt auch auf europäischer Ebene geben sollte. Dort können
Innovatoren, Erfinder und Gründer in einem kurzen Film und mittels
weiterer Unterlagen ihr jeweiliges Anliegen vorstellen und den benötigten
Finanzierungsbedarf nennen.
Im vorliegenden Fall handelt es sich um das Konzept einer kleinen und robusten Solar/LED-Lampe, die sich auf jede Flasche stecken läßt – zum Aufladen oder als Tischleuchte. Die Idee der WakaWaka solar LED lamp stammt von Camille van Gestel und seinem Team Off-Grid Solutions, aus dem später die Firma WakaWaka BV wird. Nach einem Ladetag sind 16 h Lichtabgabe geplant, der Preis soll bei maximal 10 $ liegen, und die Handybatterie kann damit auch aufgeladen werden.
Vorbestellungen für eine limitierte Auflage werden für 35 $ entgegengenommen, um den Start des Projekt zu unterstützen. Später soll der offizielle Preis 40 $ betragen.
Tatsächlich gehen bis zum Ende der Frist sogar weit mehr als die benötigten 30.000 $ ein. Insgesamt 787 Spender und Vorbesteller, welche die Verwirklichung des Projekts aus Freude und Begeisterung unterstützen, zahlen zusammen 48.399 $ ein und ermöglichen dem jungen Team, das Projekt zur Herstellung der nun WakaWaka Light genanten Solarleuchte im Jahr 2011 zu (kick-)starten - und dies ganz ohne die Last langwieriger und mühseliger Kredit- oder Förderanträge.
Im Jahr 2012 ist die WakaWaka-Leuchte Gewinner von vier Accenture Innovation Awards.
Im Januar 2013 wird das neue WakaWaka Power vorgestellt, das in Zusammenarbeit mit einem Team von Ingenieuren in den Niederlanden neu entwickelt wurde, um dünner und leichter als das WakaWaka Light zu sein und Extrastrom für Smartphones, Tablets und andere USB-Geräte zu bieten. Hergestellt werden soll das kompakte Solarladegerät dann in China.
Wenn nach acht Stunden in der prallen Sonne die volle Ladung des 2.200 mAH LiPo-Akku erreicht ist, lassen sich nicht nur ein Telefon oder ein anderes Gerät aufladen, sondern auch die primären zwei LED-Lampen entweder im blinkenden SOS-Modus oder in einer von drei Helligkeitsstufen einschalten. Dabei reichen die LED-Laufzeiten von gut 20 Stunden in der hellsten Einstellung bis zu über 200 Stunden auf der Sparstufe mit geringer Leistung.
Auch die Finanzierung des 79 $ teuren Nachfolgers, der „das beste kompakte Solarkraftwerk für die Hosentasche“ werden soll, wird über Kickstarter und über die niederländische Plattform Oneplanetcrowd eingesammelt. Während die Kampagne auf Kickstarter einen Zielbetrag von 50.000 $ hat und von 5.622 Unterstützern schließlich 419.472 $ einbringt, wird auf Oneplanetcrowd das Finanzierungsziel von 25.000 € um 855 % übertroffen, als hier von 1.428 Unterstützern 213.766,90 € eingehen.
Und auch in diesem Fall zieht besonders der Anreiz, daß für jedes in der Kickstarter-Phase bestellte Modul ein weiteres an Familien auf Haiti gespendet wird. Bei dem Projekt Let’s light up Haiti kooperiert WakaWaka mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und kann über 700.000 $ einnehmen, um die Kosten für etwa 12.000 LED-Lampen zu decken, die an die Familien ohne Strom gehen.
Ende 2013 veröffentlicht die Firma ein Video, dem zufolge sie im Rahmen des Projektes Solar for Syria 25.000 Solarleuchten an syrische Flüchtlinge verteilt hat. Darüber hinaus wird eine ‚buy one, give one‘-Kampagne gestartet, um die in den Lagern lebenden Menschen weiter zu unterstützen. Auf der Übersichtskarte von 2014 läßt sich ablesen wieviele der Geräte bislang wo im Einsatz sind.
Ebenfalls ab 2014 aktiv ist die Waka Waka Foundation, eine international tätige NRO zur Bekämpfung der Energiearmut, die zwar eng mit der WakaWaka BV zusammenarbeitet, aber eine von ihr getrennte Einheit darstellt. Die Stiftung sammelt Gelder, um Familien in humanitären Krisen mit Solarprodukten zu versorgen und den Zugang zu sicherer und nachhaltiger Solarenergie in ländlichen Gemeinden zu verbessern. Die Jahresreporte sind auf der Stiftungs-Homepage zu finden.
Im Oktober 2014 ist der Solargeräte-Innovator mit einem neuen Modell zurück, dem WakaWaka Base, das entweder einen 5.000 oder 10.000 mAh Akku enthält und mit dem tragbaren 7,5 oder 10 W Solarpanel aufgeladen werden kann. Dazu bietet das Kit zwei kleine LED-Lampen, von denen eine durch Einstecken in die Basis mit Strom versorgt wird und die andere über einen internen Akku verfügt, der über das Modul und den Akkupack aufgeladen werden kann. Die Verkaufskosten betragen 89 $ aufwärts (2022: nur noch ca. 44 $).
Der gesamte ‚Erste-Hilfe-Kasten für Strom und Licht‘ paßt in eine kleine Tasche für Transport und Aufbewahrung und bildet eine passende Ergänzung für Notfallausrüstungen oder eine netzunabhängige Reiseausrüstung. Diesmal sind es 2.257 Unterstützer auf Kickstarter, welche die Herstellung mit 296.588 $ finanzieren, wobei der Zielbetrag bei 70.000 $ lag.
Informationen über die weitere Entwicklung finden sich auf der Homepage waka-waka.com. Hier ist auch zu erfahren, daß WakaWaka den Energy Globe Award 2020 gewonnen hat.
Das oben schon mehrfach erwähnte Prinzip ‚Buy One,
Give One’ verfolgt auch die 2005 von Warner
Philips grgründete Firma Lemnis
Lighting BV mit Sitzen in Holland und in
San Francisco. Das Unternehmen ist ein Joint-Venture zwischen den
Firmen Gemex Consultancy BV und Tendris Holding BV. Im Jahr 2006 stellt
die Lemnis Lighting erstmals ihre LED-Lampe Pharox vor
- für die sie
2009 vom Weltwirtschaftsforum die Auszeichnung ,Technology
Pioneer’ erhält.
Später wird jede Bestellung des Pharox Solar Kits mit einem weiteren Exemplar honoriert, das der Anfang 2011 neu gegründeten non-profit Stiftung Empowered by Light zur Verfügung gestellt wird. Die Lampen werden dann Schulen in ländlichen Gemeinden in Sambia und anderswo übergeben, die keinen Zugang zu Elektrizität haben.
Der empfohlene Verkaufspreis beträgt 39,95 $ je Stück, während es über die Weihnachtszeit die Möglichkeit gibt, für 49,95 $ zwei Stück zu erwerben, von denen der zweite Kit direkt dem Solar: Sambia Programm zugute kommt.
Die Pharox Kits bestehen aus einem 1,5 W Solarpaneel und einer kugelförmige LED-Lampe mit integriertem USB-Port und Ladegerät. Das Paneel kann leicht positioniert werden und ist in der Lage, die Batterie des Kits innerhalb von acht Stunden vollständig aufzuladen. Je nachdem, welche von drei Einstellungen verwendet wird, kann die LED-Lampe dann zwischen 8 und 45 Stunden lang Licht liefern. Im Zuge des Empowered by Light-Programms hat Lemnis bereits mehr als 1.000 Kits an Schulen in Sambia geliefert, Ziel ist es allerdings, 5.000 solarbetriebene Leuchten zu spenden.
Mit der Initiative arbeitet auch die Solarfirma Sungevity zusammen, welche die Verteilung des Pharox Solar Kits unter dem Motto Every Child Has a Light verfolgt. Für jede neu aufgestellte Solaranlage spendet das Unternehmen ein Kit nach Sambia. Was die Stiftung Empowered by Light anbelangt, so ist auf deren Homepage später aber nur noch von größeren Gemeinde-Solarprojekten die Rede, von dem Pharox Solar Kit ist hingegen nichts mehr zu hören, ebenso wenig wie von der Firma Lemnis Lighting.
Im Oktober 2009 berichten die Fachblogs über Frederik
C. Krebs, den leitenden Wissenschaftler des dänischen Risø
National Laboratory for Sustainable Energy, der eine LED-Lampe
entwickelt hat, die direkt in ein flexibles, druckbares Solarpaneel
eingebettet ist, gemeinsam mit einer ebenfalls integrierten ultradünnen
Lithiumbatterien. Die in Bahnen ausgedruckte Kombination kann aufgerollt
werden, um eine Lampe zu bilden – und könnte so die Kerosinlampen ersetzen,
die in vielen Entwicklungsländern noch immer verwendet werden.
Zwar gehören die noch in der Entwicklung befindlichen Paneele nach eigenen Angaben des Wissenschaftlers zu den am wenigsten effizienten Zellen auf dem Markt, sind dafür aber äußerst kostengünstig und nehmen selbst bei einem Wirkungsgrad von nur 1 % immer noch genug Energie auf, um damit Licht zu erzeugen.
Einige Prototypen der Lampen werden bereits in Sambia getestet. Tagsüber werden die ‚Blätter‘ flach liegen gelassen, um die Batterien aufzuladen. Am Abend werden sie dann zu einer kegelförmigen Lampe aufgerollt, und wenn man die Metallverschlüsse an den Ecken zusammendrückt, leuchten sie mit ausreichend starkem Licht, um damit lesen zu können. Krebs will die Lampen im nächsten Jahr auf den Markt bringen und bis dahin den Preis auf 7 $ senken. Die Geräte halten zwar nur ein Jahr lang, aber bei diesem niedrigen Preis könnten sie die jährlichen Beleuchtungskosten in abgelegenen Dörfern trotzdem um bis zu 75 % senken.
Eine Recherche zeigt, daß die Entwicklung aber nicht weiterverfolgt wird – und die 2014 gegründete dänische Firma infinityPV, als deren Geschäftsführer Krebs ab 2018 agiert, gilt zwar als Entwickler und Hersteller von gedruckten Polymersolarzellen, die auch in Form von Solar-Ladegeräten angeboten werden, doch von der obigen Dreierkombination ist nie wieder etwas zu hören.
Das Anfang 2008 gegründete Unternehmen Duron
Energy Pvt. Ltd. im indischen Karnataka kommt im Januar 2010 in
die Fachblogs, als es mit dem gleichnamigen Duron ein
nur 130 $ teures Solarstromsystem für zu Hause auf den Markt bringt,
mit dem man den Solarstrom speichern, Geräte aufladen und LED-Leuchten
betreiben kann.
Der Duron verfügt über ein 5 W Solarpaneel, einen Anschluß für ein Handy-Ladegerät, drei LED-Leuchten und ein Netzladegerät. Wenn das System nach einem Tag im Sonnenlicht vollständig aufgeladen ist, kann es drei Stunden lang helles Licht oder zehn Stunden lang gedämpftes Licht erzeugen. Zu den Kunden der Firma gehören Schulen und kleine Unternehmen, wobei das Unternehmen bereits jeden Monat einige Tausend Geräte verkauft.
Das von Idealab, einem in Kalifornien ansässigen Inkubator für Technologieunternehmen, geförderte Unternehmen hat seine erste Finanzierung im Oktober 2011 von Intel Capital erhalten, eine zweite Finanzierungsrunde mit einem spanischen Cleantech-Investor folgte im Februar 2012.
Unter dem Namen Sunbeam wird zudem eine Solarlaterne mit separatem 3 W PV-Paneel angeboten, wobei die Duron Energy eine Produktionskapazität von 1 Mio. Stück pro Monat angibt.
Nachdem die Firma – eine Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Unternehmens Distributed World Power – im Januar 2013 die Pilotvermarktung ihrer Plug-n-Play-Solarbeleuchtungslösungen in zwei Bundesstaaten (Karnataka und Uttar Pradesh) abgeschlossen hat, bei der die Heimsysteme in rund 3.200 Dörfern installiert wurden, wird nun eine Expansion im ganzen Land angestrebt, für deren Finanzierung Risikokapital in Höhe von bis zu 10 Mio. $ gesucht wird.
Zu diesem Zeitpunkt werden vier Modelle mit einer Leistung von 5 – 120 W angeboten, die 4 – 6 Stunden lang Energie liefern. Die speziell für ländliche Gebiete entwickelten Versionen Duron Breeze, Lite, Mini und Mega verfügen über eine Batteriestandsanzeige, einen Schalter zum Dimmen und Aufhellen des Lichts, einen Ventilator, eine mobile Ladestation und energieeffiziente, wasserfeste LED-Leuchten.
Im Januar 2014 wird die Duron Energy von der ebenfalls indischen RAL-Gruppe (RAL Consumer Products Ltd.) aufgekauft, welche das Marktsegment der Solarleuchten und Heimsysteme unter dem Namen Mitva weiterführt.
Im September 2010 wird von Prof. Richard
Friend die Spin-out-Firma Eight19 Ltd. gegründet,
um die Forschungsergebnisse seines Teams am Cavendish-Labor der Cambridge
University zu einer neuen Generation von Solarmodulen aus
gedrucktem Kunststoff weiterzuentwickeln und in die Praxis umzusetzen.
Hierfür läßt sich die Eight19, die durch eine Investition in Höhe
von 4,5 Mio. £ des Carbon Trust und des französischen Spezialchemieunternehmens
Rhodia unterstützt wird, im Mai 2011 von Cambridge
Enterprise, dem Kommerzialisierungsbüro der Universität, exklusiv
die entsprechenden Patente lizenzieren.
Im Laufe des Jahrs entwickelt das Unternehmen, dessen Name sich von den acht Minuten und 19 Sekunden ableitet, die das Licht der Sonne braucht, um die Erde zu erreichen, ein revolutionäres, umlagefinanziertes Solarenergiesystem für netzunabhängige Kunden und Gemeinden in Schwellenländern, das unter dem Namen IndiGo bekannt wird. Es ermöglicht den Besitzern nämlich, nicht nur Licht zu haben und ihr Handy aufzuladen, sondern ihren Solarstrom auch zu verkaufen.
Das ‚Pay-As-You-Go‘-System, das mit einem Guthaben arbeitet, vergleichbar mit den Bezahlsystemen für Mobiltelefone, wird erstmals im September 2011 in Kenia angeboten. Das Einsteigersystem, für das eine einmalige Installationsgebühr von etwa 10 $ anfällt, umfaßt ein 3 W Solarpaneel, eine Batterie, zwei LED-Lampen, ein Handy-Ladegerät und ein Modul, mit dem die Nutzer über ihr Mobiltelefon Strom kaufen können. Das System ermöglicht acht Stunden rauchfreie Beleuchtung für zwei Räume und das Aufladen von Mobiltelefonen.
Um ihr IndiGo-Gerät zu nutzen, kaufen die Kunden Rubbelkarten für einen bestimmten Zeitraum, z.B. einen Tag, eine Woche oder einen Monat, und erhalten per SMS den Zugangscode, mit dem sie ihrem Gerät mitteilen, daß es diese Menge an Energieguthaben aktivieren soll. In Kenia liefert Eight19 Strom für etwa 1,5 $ pro Woche, wodurch die Menschen durchschnittlich 2 $ pro Woche für Kerosin und 1 – 1,50 $ für Strom für Mobiltelefone sparen. Nach etwa 18 Monaten ist das Gerät in der Regel vollständig abbezahlt und wird dauerhaft freigeschaltet.
Wenn 3 W nicht ausreichen oder sich die Bedürfnisse der Kunden ändern, können sie über den IndiGo Energy Escalator auf ein 10 W System aufsteigen, das zwei weitere Lampen und ein Radio versorgt – und weiter bis zur Deluxe-Version, die 80 W liefert und neben dem Mobiltelefon vier Lampen, ein Radio, einen Fernseher und eine Nähmaschine versorgen kann.
Im Januar 2012 meldet die Eight19 die Eröffnung einer Fertigungsanlage für organische PV-Module am Unternehmenssitz in Cambridge. Die Fertigung arbeitet mit dem Rolle-zu-Rolle-Druckverfahren und produziert die Module mit einer maximalen Geschwindigkeit von etwa 3,6 km pro Stunde. Die Module befinden sich derzeit in der Entwicklungsphase und sollen ab Anfang des Folgejahres in größerem Maßstab in den IndiGo-Systemen eingesetzt werden.
Im Mai beginnt die Firma mit Tests im Südsudan, um die Leistung der neuen Solartechnologie unter den schwierigen Umweltbedingungen in Äquatornähe zu testen – und auf der UN-Klimakonferenz RIO+20 im Juni wird IndiGo mit dem World Business and Development Award ausgezeichnet. Das Unternehmen, das bis zu diesem Zeitpunkt 4.000 Anlagen in Kenia, Südsudan, Malawi, Uganda und Sambia installiert hat, prüft nun auch den Einsatz in anderen Ländern, vor allem in Südafrika und Ghana sowie auf den indischen Subkontinent.
Aufgrund des schnellen Wachstums von IndiGo entscheidet der Eight19-Vorstand im August, die gesamten IndiGo-Aktivitäten auf die Firma Azuri Technologies Ltd. zu übertragen. Die beiden Unternehmen, die mit Simon Bransfield-Garth denselben Geschäftsführer haben, verbleiben in Cambridge und werden ihre enge Zusammenarbeit fortsetzen. Dabei wird sich die Azuri auf die Erweiterung der IndiGo-Produktfamilie und den Marktzugang konzentrieren, während die Eight19 sich auf ihr Kerngeschäft konzentriert, den Druck kostengünstiger, leichter und flexibler organischer Photovoltaik.
Im Februar 2013 erhält die Azuri einen Betriebsmittelkredit in Höhe von 1 Mio. £ von der Barclays PLC, der drittgrößten Bank in Großbritannien, um weitere 30.000 umlagefinanzierte Solarsysteme für Haushalte in Afrika südlich der Sahara bereitzustellen.
Im Juni ist zu erfahren, daß das IndiGo-Gerät nun in den malaysischen Produktionsstätten der Firma ESCATEC in Serie produziert wird. Die anfängliche Kleinserie war im Werk der ESCATEC Switzerland AG in Heerbrugg hergestellt worden. Wenn alles nach Plan läuft, werden bis Ende des Jahres 75.000 Haushalte in den Ländern südlich der Sahara von der Technologie profitieren, und bis 2014 sollen sich eine Viertelmillion Haushalte in neun afrikanischen Ländern mit Strom aus den Azuri-Solarsystemen versorgen.
Im April 2015 kündigt Azuri eine Partnerschaft mit dem ghanaisches Energieunternehmen Oasis African Resources (OAR) an, um in den nächsten zwei Jahren 100.000 netzunabhängige Haushalte in Ghana mit umlagefinanziertem Solarstrom zu versorgen. Die Partnerschaft wird vom ghanaischen Energieministerium unterstützt, und das Projekt wird mit landwirtschaftlichen Kooperativen und Frauenorganisationen zusammenarbeiten und sich vor allem auf die Kakaoanbau-Gebiete in der Zentralregion des Landes konzentrieren.
Ende Juli gibt der Energieminister Kwabena Donkor den offiziellen Startschuß für die Einführung des PayGo-Solarstroms für Privathaushalte in der Gegend von Assin Sienchem. Zum Einsatz kommt hier das 15 W Azuri quad solar lighting packs (o. Azuri Quad 15 W Solar Home System) mit vier Leuchten und einem Radio. Die weitere Entwicklung kann auf der Homepage azuri-group.com verfolgt werden.
Im Oktober 2010 schaltet die Firma Fenix
International Inc. mit Sitz in San Francisco offiziell ihre
Website frei, auf der sie ihre Pläne beschreibt, netzunabhängige
Energiesysteme für arme Menschen in afrikanischen Gemeinden verkaufen
zu wollen. Die Herstellung der ziegelsteinförmigen Akkus soll umgehend
beginnen, wobei die Produkte zunächst in vier afrikanischen Ländern
eingeführt werden sollen. Potentielle Vertriebspartner gibt es darüber
hinaus in Indien, Bangladesch und Lateinamerika.
Die Fenix International war im Juli 2009 von Mike Lin, einem ehemaligen Apple-Mitarbeiter und Dozent für Umwelttechnik an der Stanford University, und Brian Warshawsky gegründet worden. Ihr Kernprodukt ist eine haltbare 12 V Blei/Säure-Batterie, die speziell für häufige Aufladungen aus verschiedenen Quellen geeignet ist, wie z.B. aus einem Solarpaneel, aus kleinen Wasser- und Windturbinen, aus dem Stromnetz oder aus einem Fahrradgenerator, wie sie zuhauf unter den pedalbetriebenen Geräten beschrieben sind (s.d.).
Der Fahrradgenerator kann genug Strom erzeugen, um ein Telefon in etwa fünf Minuten aufzuladen. Die Fenix ReadySet genannte Batterie mit einem 15 W Solarpaneel aufzuladen, dauert hingegen einen ganzen Tag. Wesentlich ist, daß die Software und die Elektronik des Geräts sicherstellen, daß die Batterie nie zu 100 % entladen wird, was diese zerstören oder zumindest ihre Lebensdauer erheblich verkürzen würde. Ein erstes Pilotprojekt in Afrika startet im November 2009.
Lin schätzt, daß weltweit etwa 150 Mio. Autobatterien für die dezentrale Stromversorgung genutzt werden, obwohl es nur sehr wenige Studien darüber gibt – hauptsächlich, weil die Regierungen der Entwicklungsländer ihre Elektrifizierungsraten so hoch wie möglich erscheinen lassen wollen.
Die ReadySet-Batterie verfügt über zwei Zigarettenanzünder- und zwei USB-Anschlüsse zum Aufladen von Mobiltelefonen und zum Versorgen von LED-Lampen, Ventilatoren oder anderen kleinen elektronischen Geräten. Dabei besteht die Strategie des Unternehmens darin, die Batterien – die in Verbindung mit einer Stromquelle wie einem Solarpaneel etwa 150 $ kosten – über Telefonhändler zu verkaufen, die gegenwärtig potentielle Einnahmen verlieren, weil die Kunden ihre Telefone mangels Lademöglichkeiten nicht eingeschaltet lassen können.
Interessant ist, daß die meisten Mitglieder des Fenix-Teams bereits bei einem Start-Up namens Potenco zusammengearbeitet haben, einem Entwickler von Ladegeräten mit Zugschnüren, die Teil des Projekts One Laptop Per Child werden sollten. Da Potenco ab einem bestimmten Punkt nicht mehr in der Lage ist, weiteres Geld zu beschaffen, wird dieses Projekt nicht weiterverfolgt und die meisten Mitglieder des Teams wechseln zu Fenix.
Im Juli 2012 startet die Fenix International eine Kickstarter-Kampagne, um Kunden in den USA ein netzunabhängiges Solarladegerät-Paket im Wert von 300 $ anzubieten, das ein 15 W Solarpaneel, eine 54 Wh Batterie mit jeweils zwei USB- und 12 V Autoladeanschlüssen sowie eine 3 W LED-Leuchte umfaßt. Die Kampagne entsteht aus Gesprächen mit Freunden der Grüner, die sagen, daß sie selbst gerne ein Solarladegerät hätten. Bei einem bescheidenen Zielbetrag von 20.000 $ bringen 522 Unterstützer tatsächlich eine Summe von 112.362 $ zusammen, um dieses Projekt zu verwirklichen.
Bislang wird das ReadySet-Kit in Uganda verteilt, wo etwa 2.000 Exemplare hauptsächlich zum Aufladen von Handys verwendet werden, denn mit der netzunabhängigen Solarenergie können Einzelpersonen Handys für andere aufladen und dafür eine Gebühr kassieren. Mobiltelefone werden in Uganda für eine Vielzahl von Aufgaben genutzt, darunter die Überprüfung von Erntepreisen und das mobile Banking.
Nun bereitet sich das Unternehmen darauf vor, auch nach Ruanda zu expandieren. Zudem wird mit der südafrikanischen Telekommunikationsgesellschaft MTN Group eine Vereinbarung geschlossen, um das ReadySet-Kit mit ihrem Markenzeichen zum Selbstkostenpreis über ihr Vertriebsnetz zu verkaufen.
Anfang 2015 schließt die Fenix International eine Risikokapitalrunde B in Höhe von 12,6 Mio. $ ab, mit Investoren wie GDF Suez, Schneider Electric, Orange France Telecom, Tom Dinwoodie und Warner Philips. Frühere Investoren sind AlphaMundi und Persistent Energy Partners, außerdem hat die Firma Zuschüsse vom Africa Enterprise Challenge Fund und der GSMA Foundation erhalten. Nach einer 4. Finanzierungsrunde im August 2017 hat die Fenix International insgesamt 16,6 Mio. $ in den Büchern zu stehen. Zu den jüngsten Investoren gehören der USAID East Africa Trade and Investment Hub und die MTN Group.
Im Oktober 2017 gibt das französische multinationale Unternehmen Engie SA (bis 2015: GDF Suez) die Übernahme der Fenix International bekannt. Dies soll den Eintritt von Engie in den Markt für netzunabhängige Energie beschleunigen, um das Ziel des Energieversorgers zu erreichen, bis 2020 etwa 20 Mio. Menschen auf der ganzen Welt Zugang zu dezentraler Energie zu verschaffen. Die Übernahme, deren Kaufpreis nicht bekannt gegeben wird, folgt auf jüngste Investitionen von Engie in andere netzunabhängige Solarunternehmen wie BBOXX in Westafrika, Mera Gao Power in Indien und Bangladesch sowie Kingo Energy in Lateinamerika.
Fenix beschäftigt derzeit mehr als 350 Mitarbeiter und ist hauptsächlich in Uganda tätig, wo das Unternehmen mit mehr als 140.000 Kunden der führende Anbieter von Solarstrom für Privathaushalte ist. Das Unternehmen expandierte vor kurzem nach Sambia und plant, in weiteren afrikanischen Ländern tätig zu werden. Fenix wird operativ unabhängig von seiner neuen französischen Muttergesellschaft bleiben.
Dem Stand von 2022 zufolge bietet die Engie Heimsolaranlagen (Solar Home Systems) von 10 – 200 W an, wobei das Einsteigersystem die grundlegenden Beleuchtungsbedürfnisse eines Haushalts abdeckt sowie ein Handy-Ladegerät und ein Radio oder eine Taschenlampe betreiben kann. Zur sozioökonomischen Entwicklung ländlicher, netzunabhängiger Gemeinden werden zudem solare Mini-Grid-Anlagen angeboten. Die Details lassen auf den Homepage engie-energyaccess.com finden.
Bislang nur als Design existiert das Aahana Solar Lateran Bracelet,
das dazu beitragen soll, die Lebensqualität in indischen Dörfern zu
verbessern, die noch immer keinen Strom haben. Dieser Entwurf wird
erstmals im Juni 2011 in den Blogs vorgestellt – wobei
Aahana auf Hindi ‚die ersten Strahlen der Sonne‘ bedeutet. Der Entwurf
stammt von Melissa Hui Wang aus Atlanta, Georgia.
Die umweltfreundliche Laterne sieht wie ein Armreif aus und wird auch tatsächlich um das Handgelenk getragen. Der Designerin zufolge berücksichtigt es, daß indische Frauen es lieben, Schmuck zu tragen, weshalb diese Solarlaterne die Form eines Armbands hat, welches das Handgelenk schmückt und die Arbeit nicht behindert.
Das Armband ist mit Solarzellen ausgestattet, die die Sonnenenergie nutzen, wenn die Frauen zum Feuerholzsammeln oder Wasserholen hinausgehen. Diese gespeicherte Energie versorgt wiederum die LEDs, die die Wohnung erhellen, wenn es draußen dunkel wird. Hierzu werden das Armband einfach abgenommen, die Ringe des Lichtdiffusors in die Länge gezogen und das Beleuchtungssystem eingeschaltet, das sich im Inneren des Armbands befindet.
Im Rahmen der 2008 gestarteten globalen Initiative LAUNCH,
die von der NASA, USAID, dem US-Außenministerium und der Firma NIKE
unterstützt wird, initiiert Nina Marsalek im Jahr 2011 eine
Aktion unter dem Titel Solanterns Initiative, die
darauf abzielt, 1 Mo. kerosinbetriebene Laternen in Kenia durch solarbetriebene
Lampen zu ersetzen und dabei Arbeitsplätze für Kleinstunternehmer zu
schaffen.
Gemäß Berichten im September 2011 scheint das in Kenia ansässige Unternehmen Renewable Energy Ventures (REV) die Umsetzung der Initiative zu übernehmen. Gemeinsam mit dem US-Unternehmen Greenlight Planet Inc., das die Designrechte hat, entwickelt und produziert die REV eine Sun King (o. SunKing) genannte Solarlaterne. Da die Materialien und Fertigungskapazitäten für die Herstellung der Laternen in Kenia nicht ohne weiteres verfügbar sind, sei es wirtschaftlich sinnvoller, „auf qualitativ hochwertige Fertigprodukte aus dem Ausland zurückzugreifen.“
Wie viele der vorstehend beschriebenen Leuchten kombiniert auch die Sun King Solarlaterne LED-, Lithium-Ionen-Akku- und Solarzellen-Technologien mit dem Ziel, handelsübliche Komponenten in einem Paket zu vereinen, das kostengünstig, langlebig, attraktiv und für einen ländlichen Haushalt konzipiert ist. Die Laterne bietet 16 Stunden Licht mit einer einzigen Tagesladung und erzeugt doppelt so viel Licht wie eine Kerosinlampe.
In den Meldungen wird allerdings erwähnt, daß das REV-Team im Laufe von knapp zwei Jahren bereits über 5.000 Solarlaternen an ländliche Haushalte in Kenia verteilt habe, zu einem Stückpreis von 25 $. Dies würde bedeuten, daß die REV schon seit 2009 diesbezüglich aktiv ist – und damit vor Marsaleks o.e. Initiative. Was den Preis anbelangt, so wird argumentiert, daß die ländlichen Haushalte über die Lebensdauer der Lampe (bzw. des Akkus) von drei Jahren Einsparungen von 110 – 114 $ erzielen können, da im Vergleich zu Kerosinlampen in diesem Zeitraum keine laufenden Kosten anfallen.
Das erste Modell der Sun King Solarlaterne erscheint tatsächlich Ende 2009 in der Presse und wird sogar vom Wall Street Journal in einem Video vorgestellt. Darin ist zu erfahren, daß die Laterne im ländlichen Indien statt für 15 $ zu einem ‚subventionierten‘ Preis von nur 4 $ verkauft werde.
Im Dezember 2015 ist die von Patrick Walsh, einem Studenten der University of Illinois, im Jahr 2005 gegründete Greenlight Planet einer der Finalisten des Zayed Future Energy Prize 2016. Die Idee für sein Unternehmen kam Walsh während eines Arbeitsaufenthalts in Indien, wo er den Gefahren des Gebrauchs von Kerosinlampen begegnete. Zusammen mit zwei Kommilitonen sammelt er daraufhin 600.000 $, um das Unternehmen zu gründen – und einige Jahre später sind bereits 10.000 Lampen verkauft.
Bis 2012 steigt der Absatz dann auf 600.000 Stück, und auf die letzten zehn Jahre gerechnet hat die Firma schon rund 1,8 Mio. Lampen verkauft. Dabei beschäftigt das sozial engagierte Unternehmen, das bereits in 40 Ländern vertreten ist, auch einheimische Mitarbeiter, von denen alleine in fünf indischen Bundesstaaten rund 6.000 als Vertriebsmitarbeiter unterwegs sind, die jeden Monat Zehntausende von Lampen verkaufen.
Ende 2015 kommt auch das minimalistische Modell Sun King Pico auf den Markt, das im Einzelhandel nur 8 $ kostet und als „die weltweit erste und einzige volldigitale, äußerst langlebige Solarleuchte“ angepriesen wird. Sie spendet sechs Stunden lang konstant helles weißes Licht und ist dreimal heller als eine Kerosinlampe. Die Pico sollte auch ziemlich lange halten, da sie aus Polyethylenterephthalat (PET) hergestellt wird und nicht aus billigeren Alternativen.
Besonders clever: Wenn die Batterie ‚leer‘ ist, schaltet der eingebaute Mikrochip die Lampe in den ‚Energiesparmodus‘ und sorgt so für weitere Stunden Notlicht in der Nacht. Dies mag der Hintergrund dafür sein, daß in einigen Berichten erwähnt wird, daß das Modell mehr als 72 Stunden Licht spendet, nachdem es einen Tag lang in der vollen Sonne aufgeladen wurde.
Ein weiteres Modell ist das 50 $ teure Sun King Pro mit einem 2.800 mAh Lithium-Eisenphosphat-Akku (LiFePO4), der eine Lebensdauer von bis zu fünf Jahren ausgelegt ist, sowie einen USB-Ladeanschluß für mobile Geräte und ein separates 2,7 W Solarpaneel. Die LED-Lampe und der Akku sind jeweils in robusten und wasserfesten Gehäusen aus Polycarbonat und ABS untergebracht. Die Lampe verfügt über drei Helligkeitsstufen (17, 50 und 100 Lumen) und kann auf niedriger Stufe mit einer Ladung bis zu 45 Stunden lang betrieben werden.
Dem Stand von 2022 zufolge werden neben einem Modell Pico Plus noch drei verschiedene Versionen der Pro-Reihe angeboten – sowie das Modell Boom, bei dem neben der LED-Leuchte auch noch ein UKW-Radio und ein MP3-Player integriert sind. Erhältlich ist das Boom aber nur in wenigen Ländern in Afrika und Asien. In Indien kostet es umgerechnet etwa 35 €.
Persönliche Anmerkung: Aufgrund der Wichtigkeit dieses Themas lanciere ich mit Unterstützung eines interdisziplinären Teams Anfang 2012 eine Initiative, die während der Rio +20 Konferenz im Juni dieses Jahres in Brasilien vorgestellt werden soll. Es gelingt jedoch nicht, mit den involvierten Stellen überhaupt in direkten Kontakt zu treten. Das Büro der UN in Bonn erweist sich als ,manchmal halbtags’ besetzt und ist trotz wochenlanger Versuche unsererseits nicht in der Lage, eine Antwort auf die entsprechende Anfrage zu geben.Der dreiseitige Text der Initiative Ein Jahr für die Zukunft, die auch weiterhin aktuell ist, befindet sich hier im Archiv (es gibt hier auch eine englische Version zur Weitergabe).
Ebenfalls Anfang 2012 verbreiten sich Informationen
über ein neues Produkt der Firma Consol, die seit
jeher den Großteil der südafrikanischen Glas-Einmachgläser liefert.
Das unter dem Namen Consol Solar Jar bekannte Leuchtmittel
besteht aus einem derartigen Einmachglas mit einem kleinen Solarpaneel,
das auf dem Deckel des Glases angebracht ist und tagsüber die Sonnenenergie
absorbiert.
Einmal aufgeladen, leuchtet die LED-Lampe auf der Innenseites des Deckels sechs Stunden lang, wobei der Deckel gleichzeitig auch als Schalter dient. Die preisgekrönte Leuchte, die sich perfekt für Camping und Outdoor-Veranstaltungen eignet, ist anfangs allerdings nur in Südafrika erhältlich, wo sie etwas mehr als 15 $ kostet.
Später verbreitet sich die Lampe unter dem Namen Sonnenglas u.a. auch in Deutschland, wobei auf eine bestimmte Funktionen des südafrikanischen Vorbilds verzichtet wird. Dessen Licht geht nämlich automatisch für 30 Sekunden an, wenn es unvermittelt dunkel wird (z.B. bei Stromausfall). Ist es aber nicht dunkel genug, geht sie nach vier Sekunden wieder aus. Das heißt, sie leuchtet nur bei absoluter Dunkelheit.
Dem Stand von 2022 nach wird das Sonnenglas, das bei voller Ladung mindestens 24 Stunden lang leuchtet, von diversen Anbietern zu einem Preis von rund 35 € verkauft.
Der seit 1990 bestehende und von Neville
Williams gegründete gemeinnützige Solar Electric
Light Fund (SELF), der sich für die Beseitigung der Energiearmut
durch den Einsatz von Solarenergie einsetzt, so z.B. 2001 in
Form eines solarbetriebenen Computerlabors an der Myeka High School
in Maphephethe, Südafrika, das als das erste seiner Art in Entwicklungsländern
gilt, kündigt im Februar 2012 den Start der Kampagne
‚Energie ist ein Menschenrecht‘ an.
Die NRO arbeitet mit Gemeinden zusammen, um innovative Solarenergielösungen zu entwickeln und umzusetzen, die die Gesundheit und das Bildungsumfeld der Menschen verbessern und die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln sollen. Zu den Maßnahmen gehörte die Installation von Solarsystemen zur Versorgung von Wassersystemen, Schulen, Kliniken, Gemeindezentren sowie Straßen- und Haushaltsbeleuchtungen.
Auf der Mailänder Designwoche 2012 im April wird das tragbare
Solarbeleuchtungssystem Nomad des belgischen Designers Alain
Gilles vorgestellt, das dieser für den Anfang 2011 gegründeten,
ebenfalls belgischen Hersteller O’SUN entworfen hat.
Das tragbares wiederaufladbare Gerät, das einfach zu bedienen und zu
benutzen ist, wurde dann von Schweizer Ingenieuren speziell für die
Bedürfnisse von Familien in Teilen der Welt entwickelt, die keinen
Zugang zu Elektrizität haben.
Die Nomad-Lampe kann sechs Stunden lang bei voller Intensität leuchten, sobald ihre zwei 2.600 mAh Li-Io-Alkus mit dem mitgelieferten 5 W Solarpaneel vollständig aufgeladen sind. Daneben kann sie auch auf herkömmliche Weise oder über den Zigarettenanzünder im Auto mit Strom versorgt werden. Die Lampe hat nur einen Knopf für drei verschiedene Lichteinstellungen und kann fast überall aufgehängt oder aufgestellt werden, da sie stoß- und sturzfest ist. In ihrem Inneren befinden sich zwölf Hochleistungs-LEDs, und es gibt einen Aufsatz zum Aufladen von Handys.
Das Gerät mit dem schlichten Design wird unter dem Namen O’SUN NOMAD ab September 2012 zu einem Preis von 125 $ vermarktet und heimst schnell eine Reihe von Preisen ein, wie den Design for Asia - Golden Award 2012 und den Green Dot Award 2013.
Im Juni 2014 entschließt sich die Firma O’SUN, eine zweite Lampe namens Pocketlight zu entwickeln. Unter mehreren Konzepten aus Ländern, in denen ein großer Bedarf an Elektrizität besteht, entscheidet man sich für den Entwurf des 22-jährigen Studenten Parin Sanghvi am MIT Institute of Design in Indien. Die Modellierung erfolgt durch die belgische Agentur IOL Strategic Design.
Die speziell für Einzelpersonen entwickelte, vielseitig einsetzbare und kompakte Solar-Taschenlampe bietet mehr als 30 Stunden LED-Licht, was sie auch ideal für Katastrophen-Notfälle, Camping, Wandern oder einfach als Leselampe macht. Im Rahmen der Kampagne ‚kaufe eine – schenke eine‘ soll die patentierte Lampe im Oktober 2015 zum Preis von 40 $ auf den Markt kommen, wobei dann jeweils ein weiteres Exemplar an eine bedürftige Person in einem Entwicklungsland gespendet wird.
Die nur 90 g leichte und wetterbeständige Pocketlight ist mit einer 700 mAh LifePo-Batterie, hocheffizienten Solarzellen und einer einzelnen LED bestückt. Neben drei Beleuchtungsmodi gibt es auch einen S.O.S.-Blinkmodus für Notfälle sowie eine Ladestandanzeige. Um in die Produktion zu gehen, startet ein gewisser Xavier Baudoux aus Brüssel eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Indiegogo, bei der die Lampe zu einem Preis ab 25 $ angeboten wird – was aber völlig in die Hose geht, als statt des Zielbetrages von 80.000 $ nur magere 246 $ eingehen.
Inzwischen scheint das gesamte Projekt gescheitert zu sein, und auch die Firma O’SUN ist nicht mehr existent.
Im April 2012 berichten
die Blogs über den 13-jährigen Massai-Viehhirten Richard Turere aus Kenia,
der bereits im Alter von elf Jahren mit Hilfe von LED-Leuchten und
Solarstrom ein lebensrettendes System entwickelt hat. Für die Bewohner
von Kitengela am Rande des Nairobi-Nationalparks,
zu denen auch die Familie des findigen Jugen zählt, sind Löwenangriffe auf das Vieh an der Tagesordnung. Die Familie verliert bis zu neun
Kühe pro Woche – als bedauerliche Folge davon ist, daß Menschen und
Wildtiere gezwungen sind, dasselbe Gebiet zu teilen, und daß die Ressourcen
schwinden.
Um die Löwen fernzuhalten, baut Turere eine blinkende LED-Beleuchtungseinheit, die die Tiere aufgrund der Intensität des Lichts verscheucht, wozu er einen Motorradblinker, Schalter, und Taschenlampen verwendet. Für die Stromversorgung nutzt er ein Solarmodul und eine Batterie, die zuvor den Fernseher betrieben haben. Daß die Lion Lights tatsächlich gut funktionieren, wird dadurch belegt, daß sich die Raubkatzen seit Installation des Systems nicht mehr an das Vieh seines Vaters heranwagen.
Nachdem Turere im Februar 2013 in einem TED-Vortrag über seine Erfindung erzählt, bei dem er auch klarstellt, daß es ihm um ein friedliches Zusammenleben mit den Löwen geht und er sein System auch geschaffen hat, damit es keine Vergeltungstötungen mehr gibt, berichten nach und nach auch die Mainstream-Medien darüber.
Laut Meldungen Mitte 2018 ist das Lion-Lights-System inzwischen auf 750 Gehöften in Tureres Gemeinde und darüber hinaus im Einsatz, wobei der Erfinder bei jeder Version kleine Änderungen 7und Verbesserungen vornimmt. Außerdem wird er oft gerufen, um die Lampen zu warten, weil die Leute nicht wirklich wissen, wie sie funktionieren, weshalb er auf die Idee kommt, das System zu automatisieren.
Die Installation von Lion Lights 2.0 kostet 200 $. Die Hälfte des Geldes kommt in der Regel von NGOs, der Rest wird vom Hirten selbst bereitgestellt. Diese Version hat 16 verschiedene Blinklichteinstellungen und das neueste Update ist eine selbstgebaute Windturbine für Tage, an denen die Wolken das Solarstrompotential begrenzen. Zudem haben Gemeinden in Ländern wie Argentinien und Indien Versionen seiner Lichter übernommen.
Die Innovation verändert auch Tureres Leben in vielerlei Hinsicht: Er erhält ein Stipendium für eine renommierte Schule in Nairobi und wird eingeladen, Jack Ma, den Gründer des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba, zu treffen und ihm zu Ehren einen Vortrag zu halten. Er wird von namhaften Wildtierorganisationen wie der African Wildlife Foundation, der BigLife Foundation und Wildlife Direct unterstützt. Zudem wird der inzwischen 17-jährige 2018 mit dem Anzisha Prize ausgezeichnet, einer Partnerschaft zwischen der African Leadership Academy und der Mastercard Foundation.
Im Mai 2012 stellt der in Berlin und Kopenhagen lebende
Künstler Olafur Eliasson auf dem Weltwirtschaftsforum
in Addis Abeba, Äthiopien, eine winzige solarbetriebenen Leuchte namens
Little Sun vor, die Menschen, keinen Zugang zu Strom haben, eine
Innenbeleuchtung bieten soll. Die Lampe hat die Form einer Blume und
fängt das Sonnenlicht über ein auf der Rückseite integriertes 6 x 6
cm großes monokristallines Solarmodul ein. Das Gerät vollständig aufzuladen
dauert etwa fünf Stunden, doch dann kann es auch bis zu fünf Stunden
lang LED-Licht spenden, wobei die Helligkeit einer 40 W Glühbirne entspricht.
Little Sun hat einem Durchmesser von 12 cm, ist 3,2 cm dick und wiegt nur 120 g. Sie kann aufgehängt werden, als Tischlampe fungieren oder als Laterne bzw. Fahrradleuchte mitgenommen werden. Die Lampe ist aus einem robusten Kunststoff gefertigt, der sehr wetter- und UV-beständig ist, und die erwartete Lebensdauer der einzelnen AAA-Batterie im Inneren beträgt bis zu drei Jahre.
Gemeinsam mit dem dänischen Ingenieur Frederick Ottesen hatte Eliasson bereits im März 2012 das soziale Unternehmen Little Sun GmbH (ab Oktober 2018: Little Sun PAYG GmbH) mit Sitz in Berlin gegründet, aus der einfachen Idee heraus, eine kleine tragbare Solarlampe für Menschen in Äthiopien zu entwickeln, die ohne Strom leben. Übrigens: Nur ein Jahr zuvor hatten die beiden den Bau eines Solarflugzeugs geplant.
Ab Juli sind die Lampen für rund 25 $ auf der Little Sun-Website online zu kaufen. Und von Ende Juli bis zum September können die Besucher der Tate Gallery of Modern Art (Tate Modern) in London jeden Samstag eine neue Perspektive auf die ausgestellten Werke gewinnen, denn dann werden für zwei Stunden die Lichter ausgeschaltet, und die Museumsbesucher sind eingeladen, die mit surrealistischen Werken gefüllten Hallen im Licht der ‚Kleinen Sonne‘ zu durchstreifen.
Außerdem können die Besucher mit den Lampen ‚Sunlight Graffiti‘ erstellen und auf einem Computer dokumentieren lassen, in einem Raum, in dem sie auch etwas über „Solarenergie, die globale Energieherausforderung, Licht und seine Bedeutung im und für das Leben“ lernen können.
Die weitere Entwicklung ist auf littlesun.org gut dokumentiert, so daß hier nur einige der Highlights genannt werden sollen. So entsprießt dem Boden der COP18 auf der UN Klimakonferenz in Doha im November 2012 ein ‚Little Sun Garden‘, und im Dezember ermöglicht eine Weihnachtskollaboration mit dem renommierten Mailänder Kaufhaus La rinascente die Eröffnung der ersten Little Sun Shops in Afrika.
Im Jahr 2013 wird Little Sun im Senegal eingeführt – und ist ab August auch in den MoMA Design Stores in New York City und Tokio erhältlich.
Im April 2014 investiert Bloomberg Philanthropies eine Summe von 5 Mio. $, um die Little Sun Solarlampe in Gemeinden in Afrika südlich der Sahara zu verbreiten. Dank der Investition werden die Solarlampen in diesen Gemeinden zu einem Preis erhältlich sein, der unter den Kosten für Kerosin liegt.
Außerdem rufen Little Sun und die VELUX Group im November die Natural Light - International Design Competition ins Leben, bei der Designstudenten aus aller Welt aufgefordert werden, eine neue Solarlampe zu entwerfen. Bis März 2015 werden 172 Designideen aus 65 Ländern eingereicht. Im Mai geben die Partner dann eine Kooperation mit der NRO Plan International bekannt, da auf Grundlage des siegreichen Designs 14.500 Exemplare der neuen Solarlampe mit dem Namen Natural Light produziert werden, eine für jeden Mitarbeiter der VELUX Gruppe und ihrer Schwesterunternehmen.
Die Lampen werden Ende dieses und Anfang des Folgejahres durch die internationale Kinderhilfsorganisation nach Simbabwe, Sambia und Senegal gebracht, wobei das verwendete Verteilungsmodell dem der Mikrokredite ähnelt. Im Rahmen dieses Modells erhalten kleine Unternehmern vor Ort zunächst gratis ein Kontingent an Natural-Light-Lampen, um mit dem Verkauf beginnen zu können. Nachdem sie ihre Vorräte verkauft haben, bleibt ihnen ein Gewinn für sich selbst und zudem das Kapital, um weitere Lampen für den Wiederverkauf zu erwerben und sich so ihr eigenes Geschäft aufzubauen.
Im September folgt eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter, deren Inhalt der Little Sun Charge (o. The Charger) ist, bei dem die Technik weiterentwickelt und um eine Funktion erweitert wurde, die die Erfindung auch für Bewohner der westlichen Hemisphäre interessant machen könnte, denn nun kann das Gerät auch zum Aufladen des Smartphones genutzt werden. Das Ladegerät ist wetterfest, hitzeresistent, wasserdicht und gegen UV-Strahlung geschützt, und auch hier werden für eine volle Akkuladung nur fünf Stunden benötigt.
Der Zielbetrag der Kampagne in Höhe von 50.000 € wird um mehr als das Fünffache überschritten, als innerhalb des Finanzierungszeitraums von 33 Tagen 2.080 Unterstützer 265.448 € beitragen, um das Projekt erfolgreich vorzufinanzieren. Die Geräte werden zu einem Preis ab 55 € angeboten, während der spätere reguläre Preis 120 € betragen wird. Bei einer Zahlung von 85 € wird ein zweites Gerät an die Hilfsorganisation Alight Zimbabwe gespendet.
Ansonsten sprechen die technischen Aspekte klar für sich: Nicht nur, daß die speziell laminierten Solarzellen vom US-Unternehmen SunPower stammen, das Charge enthält zudem einen intelligenten Ladungsmonitor, der es ermöglicht, immer das Beste aus dem Sonnenlicht herauszuholen. Und auf der Vorderseite - wenn man die Solarzellen als rückseitig installiert betrachtet - gibt es eine Aussparung, in welche eine Little Sun exakt hineinpaßt.
Im Januar 2016 erhält Eliasson beim World Economic Forum in Davos den Crystal Award für sein ökologisches Engagement, im November erhellen Little Suns die Eröffnungsfeier der COP22 in Marrakesch als Zeichen für den Kampf gegen den Klimawandel, und im Dezember wird mit insgesamt 500.000 verkaufen Exemplaren ein wichtiger Meilenstein erreicht. Die Hälfte davon ist in Regionen ohne Strom geliefert worden. Im selben Monat gibt die VELUX Group bekannt, weitere 20.000 Natural Light-Solarlampen zur Unterstützung von Verkaufsvertretern in Sambia, Simbabwe, Sierra Leone und ab sofort auch in Malawi zu liefern.
Im Februar 2017 enthüllt Eliasson bei der Design Indaba Konferenz in Kapstadt, Südafrika, den Entwurf der neuen Solarlampe Little Sun diamond, im April wird diese mit dem Design Prize in Mailand ausgezeichnet, und im Mai veröffentlichen Save the Children eine Studie, die Little Suns positive Auswirkungen auf Schulkinder in Regionen ohne Strom in Äthiopien und Niger belegt.
Während der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow (COP26), die ursprünglich für den November 2020 geplant war, aufgrund der ‚Pandemie‘ jedoch auf den Oktober und November 2021 vertagt wird, errichtet der Künstler Robert Montgomery eine aussagekräftige Kunstinstallation aus den solarbetriebenen Little-Sun-Leuchten, was durch Octopus Energy, einem Pionier für umweltfreundliche Technologien, und die Agentur MTArt ermöglicht wird.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat Little Sun durch die Verteilung von über 1,4 Mio. persönlichen Solargeräten an Schüler, Flüchtlinge, Lehrer und Gesundheitshelfer das Leben von Millionen Menschen zum Positiven verändert.
Das erwähnte Solarunternehmen SunPower verfolgt übrigens ein eigenes Programm zur Bereitstellung von kostengünstigen Solarlaternen für einkommensschwache Familien. Unter dem Namen Solar Service Station (3S) agiert es als ein soziales Unternehmen, dessen Ziel es ist, Gemeinschaften bei der Bewältigung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Herausforderungen zu unterstützen.
Bei den einzelnen 3S-Einheiten handelt es sich um Standard-Schiffscontainer, die mit Solarmodulen, Ladegeräten, Aufbewahrungsmöbeln und wiederaufladbaren Solarlaternen und anderem Material ausgestattet sind, das an die Öffentlichkeit vermietet wird und von SunPower zum Selbstkostenpreis ohne Gewinn an Partnerorganisationen verkauft wird.
Die erste Umsetzung mit ein paar hundert wiederaufladbaren Solarlaternen erfolgt 2014 auf den Philippinen in Smokey Mountain, einer riesigen Müllhalde in Tondo, Manila, auf der etwa 30.000 Menschen leben. Einheimische, meist junge Mütter, leiten das Verleihgeschäft, verdienen damit ein Einkommen und erlernen gleichzeitig wertvolle berufliche Fähigkeiten.
Die SunPower hat außerdem eine Partnerschaft mit GRID Alternatives, die u.a. eine Spende von 1 MW an Modulen und Wechselrichtern zur Unterstützung der Arbeit beinhaltet. Eine weitere Partnerschaft besteht zwischen GRID Alternatives und der Firma Enphase Energy, die als Mikro-Wechselrichter-Pionier bekannt ist. Diese spendet Wechselrichter und Personal für die Installation von 3 MW an Solaranlagen für einkommensschwache Haushalte. Mehr darüber ist auf der Homepage der SunPower zu finden.
Im Juli 2012 setzt sich das südafrikanische Konzept
einer solarbetriebenen Lampe gegen die Ideen und Entwürfe von 1.564
Teams aus der ganzen Welt durch. Der zum zweiten Mal durchgeführte
Wettbewerb Social Innovation Relay (SIR) des in Colorado
ansässigen Wirtschaftsbildungsprogramms Junior Achievement Worldwide
wurde speziell für Oberstufenschüler entwickelt, um sie zu ermutigen,
neue Geschäftskonzepte mit positiven sozialen oder ökologischen Auswirkungen
zu entwickeln. Gefordert wird der Wettbewerb von der Firma HP.
Die vier 16- und 17-jährigen Schülerinnen und Schüler des Teams ‚Emulsified Environmentalists‘ von der Sandtonview Combined School in Bramley Park, Johannesburg, bestehen mit ihrer Lampe im Finale gegen 13 Teams, während Teams aus China und der Slowakei mit anderen Innovationen den zweiten und dritten Platz belegen.
Die Emu genannte Leuchte ist aus recyceltem Material hergestellt, läßt sich in acht Stunden aufladen und leuchtet dann 100 Stunden lang, wobei die Solarzellen eine Lebensdauer von 25 Jahren haben – so jedenfalls die Aussagen des jungen Teams. Auf den veröffentlichten Fotos ist allerdings nur eine Art grobes Modell zu sehen.
Über eine einzigartige Initiative der Regierung der pakistanischen
Provinz Punjab wird im Oktober 2012 berichtet.
Diese beschließt nämlich, Schüler für ihre akademischen Leistungen
in der Schule mit Solarzellen zu belohnen. Die Regierung wird die
Solarpaneele allen Schülern zur Verfügung stellen, die in den akademischen
Prüfungen der 9. Klasse 50 % oder mehr erreichen.
Schätzungsweise 300.000 Schülerinnen und Schüler werden die Solarpaneele erhalten, von denen jedes einen Ventilator und eine Lampe betreiben kann. Die Kosten für das Chief Minister’s Ujaala Programme (CMUP) werden auf rund 46 Mio. $ geschätzt. Kritiker bemängeln, daß die Paneele nur eine Garantie von einem Jahr haben. Es ließ sich bislang auch nichts darüber finden, ob die Initiative tatsächlich verwirklicht wurde.
Ebenfalls im Oktober kursieren erste Meldungen über das bereits 2008 gegründete World
Energy Project (WEP) des Rawls College of Business der Texas
Tech University in Lubbock, das sich für Solarleuchten einsetzt
und netzferne Gemeinden in Mittel- und Südamerika mit einfachen Solarenergiesystemen
versorgt. Die Studenten reisen in diese Gemeinden, um etwas über Systemdesign
und Mikrofinanzierung zu lernen und die Systeme zu installieren.
Um den Studenten die Erkenntnis zu vermitteln, daß es keinen wirtschaftlichen Wohlstand geben kann, solange Energiearmut besteht, entschließt sich das WEP, auch mit bedürftigen Gemeinden in den USA selbst zusammenzuarbeiten. Eines der ersten Projekte besteht darin, in der Obdachlosen-Zeltstadt von Lubbock PV-Paneele, Batterien und eine solarbetriebene LED-Beleuchtung zu installieren.
2014 startet das WEP seine Kampagne ‚Energie für Bildung‘, bei der man sich darauf konzentriert, zuverlässige Energie dorthin zu bringen, wo sie am dringendsten benötigt wird: in die Schulen. Das WEP arbeitet mit der Light Up the World Foundation in Calgary, Kanada, zusammen (s.u.) und siedelt sich später dauerhaft in Lima, Peru, an. Im Februar 2016 geht das WEP in der NRO Global Partners in Hope (GpiH) auf, einer internationalen Entwicklungsorganisation.
Und auch der Entwurf einer neuen solarbetriebenen Lampe, die „mehr
Licht in Entwicklungsländer bringen“ soll, geht im Oktober 2012 durch
die Presse, als die im November 2011 von Kristian
Bye in Oslo, Norwegen, gegründete Firma BRIGHT Products
AS (o. BR!GHT) auf Indiegogo eine Crowdfunding-Kampagne
startet, bei der 344 Unterstützer 54.583 $ zusammenbringen. Das eigentliche
Ziel, um mit der Produktion beginnen zu können, waren 50.000 $.
Die Geschichte der BRIGHT beginnt mit einer Klausurtagung in einer Berghütte im Winter 2007, als das in Oslo ansässige Designbüro K8 beschließt, „grün zu werden und etwas zu bewirken“. In den nächsten fünf Jahren investieren der K8-Gründer Marius Andresen und sein Nachwuchskollege Olivier Butstraen Tausende von Stunden in die Feldforschung und in die Produktentwicklung einer robusten Leuchte mit innovativem Design, die sich an den o.e. Standards von Lighting Africa für effiziente und langlebige Solarlampen orientiert.
Auf einer Party im Frühjahr 2011 zeigt Andresen einen 3D-gedruckten Prototyp der Lampe, aus der später die BRIGHT SunBell werden sollte, dem Werbefachmann Bye, den das schlichte und intelligente Design sofort überzeugt. Als die beiden die Lampe ein paar Monate später bei dem Alex Bogusky’s Common Pitch präsentieren, einem Wettbewerb für Unternehmensvorstellungen in Colorado, kehren sie mit dem ersten Preis nach Oslo zurück.
Mit Unterstützung von Innovation Norway werden Reisen in netzferne Gesellschaften durchgeführt und Designanpassungen vorgenommen, damit die Produkte den rauhen Klimabedingungen standhalten. Im Jahr 2013 wird dem Portfolio mit der preisgünstigen SunTurtle eine kleinere, einfachere Solarlampe hinzugefügt. Im Mai 2014 veranstaltet BRIGHT dann eine große Einführungsparty für die SunBell.
Die Leuchte kann als Hängelampe, als tragbare Taschenlampe oder als Tischleuchte – sowie über ein Mikro-USB-Kabel auch als Ladegerät für Mobiltelefone verwendet werden. Das 3 m lange Kabel ist im Inneren des Solarpaneels untergebracht. Nach Angaben er Firma erfordert es 8 – 10 Stunden Sonnenlicht, bis das Gerät vollständig aufgeladen ist. Anschließend kann die Leuchte 50 Stunden lang auf niedriger, acht Stunden auf mittlerer und vier Stunden auf hoher Stufe betrieben werden. Wenn der Zugang zu Strom kein Problem darstellt, kann das Gerät auch mit Gleich- oder Wechselstrom aufgeladen werden.
Ein besonderer Aspekt ist, daß die SunBell einen biegsamen Hals hat, wodurch sie vielseitiger eingesetzt werden kann. Außerdem kann der Benutzer sicherstellen, daß das Solarpaneel beim Aufladen direkt auf die Sonne gerichtet ist. Der Einzelpreis soll 100 $ betragen.
Als die Vereinten Nationen im Jahr 2014 Solarlampen als ‚zentrale Hilfsgüter‘ definieren, wird BRIGHT von Innovation Norway zu einer Reise in die UN-Flüchtlingslager in Dadaab im Norden Kenias eingeladen, die etwa 350.000 Menschen beherbergen. Nachdem die UNHCR-Vertreter Zeuge werden, wie begeistert die SunBell-Leuchten aufgenommen werden, meldet das UNHCR schon bald seine erste Bestellung an, die BRIGHT in Zusammenarbeit mit der Firma W. Giertsen Hallsystem AS erfüllt.
Im Dezember 2016 verläßt die millionste Sunbell die Fabrik – und 2018, nur vier Jahre nach der Markteinführung, sind bereits mehr als zwei Millionen BRIGHT-Lampen im Einsatz.
Später unterscheidet die Firma zwischen kommerziellen und humanitären Produkten, wobei zu den letzteren inzwischen verschiedene Modelle der Reihen SunBell und Move gehören. Um die Lampen an Entwicklungsländer zu verteilen, kooperiert das Unternehmen mit CARE Norwegen. Über die weiteren Aktivitäten von kann man sich auf den entsprechen Homepage bright-products.com informieren.
Im Dezember 2012 berichtet die Presse über das von Jacques-Phillipe
Piverger und John Salzinger gegründete New
Yorker Start-up MPower-D (Micro POWER Design), das
ein Gerät entwickelt hat, das eine wasserdichte solarbetriebene Lampe,
ein Handy-Ladegerät und einen Wi-Fi-Hotspot vereint und insbesondere
für Notfallsituationen gedacht ist, wie sie z.B. im Zusammenhang mit
dem Hurrikan Sandy entstand, der die Stadt New York kurz zuvor für
einige Tage lahmgelegt hat. Der Anstoß dazu erfolgte durch das schweres
Haiti-Erdbeben in Januar 2010.
Die von Jason Alan Snyder und Mike Muehlemann entwickelte und Luci genannte Leuchte ähnelt einer Mischung aus aufblasbarem Poolspielzeug und Taschenlampe und ist zunächst rund und flach. Sobald man in ein Ventil an der Oberseite pustet, wird Luci zu einem gut 12 cm hohen, durchsichtigen Zylinder aufgeblasen, der oben ein Solarpaneel und einen Ring aus zehn weißen LEDs aufweist, die den Zylinder von unten beleuchten und eine Helligkeit auf dem Niveau einer 60 W Glühbirne bieten.
Drückt man Luci hingegen nach unten, wird das Licht durch eine kleinere Öffnung ‚gepreßt‘, was dazu beiträgt, den Lichtstrahl zu dem einer Taschenlampe zu bündeln.
Die mit einem wiederaufladbaren Lithium-Polymer-Akku ausgestattete, kompakte und tragbare Luci wiegt nur 108 g und braucht etwa 6 – 8 Stunden Sonnen- oder Glühlampenlicht, um sich vollständig aufzuladen. Die Lampe, die über zwei Helligkeitsstufen und einen Blitzmodus verfügt, kann diese Ladung bei Nichtgebrauch dann bis zu drei Monate lang halten. Luci hat keine Teile, die brechen oder abreißen können, und ist für 15 – 16 $ erhältlich.
Den Berichten zufolge arbeitet die MPower-D daran, die Solarlaterne im nächsten Jahr mit einem Handy-Ladegerät und einer Wi-Fi-Verbindung auszustatten. Außerdem plant die Firma eine ‚Buy-one-give-one‘-Kampagne, ähnlich wie es auch andere Unternehmen tun. Im Jahr 2015 spendet MPower-D 200 Exemplare der Luci-Laternen an die gemeinnützige Organisation Reunion Sportive d’Haiti (RS Haiti), die jeden Sommer ein kostenloses Fußballcamp und Mahlzeiten für 800 gefährdete Jugendliche in Haiti anbietet.
Tatsächlich bringt das Unternehmen bis Mitte 2015 vier Versionen der Laterne auf den Markt, die bereits in 70 Länder verschickt werden. Dem Stand von 2022 zufolge kostet das Originalmodell der Luci-Solarleuchte inzwischen 25 $, während die weiterentwickelten Modelle mit USB-Anschluß zwischen 45 $ und 55 $ kosten. Von der Sache mit dem Wi-Fi-Hotspot scheint man aber völlig abgekommen zu sein.
Im zeitlichen Kontext soll auch auf eine nicht-solare LED-Leuchte namens GravityLight hingewiesen
werden, die im Dezember 2012 durch eine sehr erfolgreiche
Crowdfunding-Kampagne realisiert wird. Da sie unabhängig von Sonne
oder Batterien mit einem manuell hochzuziehenden Gewicht betrieben
wird, erfolgt ihre ausführliche Beschreibung im Kapitelteil Muskelkraft (s.d.).
Im Jahr 2012 wird außerdem die Global Off-Grid
Lighting Association (GOGLA) gegründet, der globale Verband
für die netzunabhängige Solarenergiebranche. Im Dezember 2014 schätzt
die in Holland sitzende GOGLA, die zu diesem Zeitpunkt schon mehr als
200 Mitgliedern auf der ganzen Welt hat, daß in ganz Afrika bislang
rund 7,52 Mio. Solarleuchten verkauft worden sind. Die Jahresberichte
des Verbands sind auf den Homepage gogla.org abrufbar.
Der Januar 2013 beginnt mit Berichten über eine Gruppe
Gymnasiastinnen im Jemen, die eine Reihe von solarbetriebenen
Geräten entwickelt hat, um Licht in die Dunkelheit ihres Landes zu
bringen. In Zeiten, in denen es sogar in der Hauptstadt Sanaa manchmal
nur eine Stunde am Tag Strom gibt, erhält die Mädchengruppe Hilfe durch
einen Unternehmerkursus, der von der gemeinnützigen Organisation INJAZ
Yemen (injaz = Errungenschaft), einem Ableger des
o.e. Programms Junior Achievement Worldwide, an ihrer Schule angeboten
wird.
Die Gruppe, deren jüngstes Mitglied gerade einmal zwölf Jahre alt ist, gründet daraufhin ein Unternehmen namens Creative Generation, um die sehr einfach aufgebauten und relativ kostengünstigen Geräte selbst herzustellen. Geschäftsführerin ist die 16-jährige Wafa Al-Rimi. Um das Startkapital für die Produktion aufzubringen, müssen die Mädchen Aktien und Anteile verkaufen.
Eines der Produkte ist Terrassenschirm, der mit PV-Zellen, Batterien, einer LED-Leuchte und einem USB-Anschluß ausgestattet ist und mit der gespeicherten Energie bis zu zwölf Stunden lang betrieben werden kann. Fünf dieser Schirme werden für je 150 $ an das Mövenpick Hotel in der Hauptstadt verkauft, doch die Gründerinnen hoffen, die Kosten soweit senken zu können, daß das Produkt für alle Jemeniten erschwinglich wird. Weitere Produkte sind eine Solar-Laterne und ein solar betriebener Ventilator, der ebenfalls mit einer Lampe und einem Fassadenabschluß ausgestattet ist.
Creative Generation hatte beim INJAZ Al-Arab-Wettbewerb im November 2012 in Katar den ersten Platz in der Kategorie ‚Bestes Unternehmen‘ belegt. Auf der FB-Seite der Firma gibt es noch Meldungen bis Anfang 2015, als Al-Rimi einen TEDx-Vortrag hält, doch später hört man nichts mehr über das mutige Projekt.
Im gleichen Monat erscheint ein Video der Firma Flexiway Solar Solutions, die Sitze in Dubai und im australischen Brisbane hat und zur Group ILS – International Logistics Services mit Sitz in der Schweiz gehört. Beworben wird eine neu erhältliche solarbetriebene LED-Leuchte namens Solar Muscle, die in dem Video anfangs noch eine runde Form hat. Ziel der von James Fraser und zwei weiteren Partnern gegründeten Firma ist von Anfang an, ein einfaches und langlebiges Licht zu entwickeln, das in Entwicklungsländern 8 $ oder weniger kostet.
Die leichte, wetter- und stoßfeste Solarleuchte mit den Maßen 9 x 9 x 2,5 cm und einem Gewicht von nur 120 g ist einfach zu tragen oder um den Hals zu hängen. Besonders clever ist, daß sie sich aufgrund ihrer (späteren) viereckigen Form durch ein Clip-System mit einer beliebigen Anzahl weitere Solar Muscles verbinden läßt, um bei Bedarf leistungsstärkere Lichtquellen zu schaffen.
Das einzelne Element besteht aus einem rückseitig integrierten 0,6 W Solarpaneel, einer Batterieeinheit aus drei 600 mAh NiMH-Akkus sowie zwölf LEDs. Nach vollständiger Aufladung kann die Leuchte acht Stunden mit voller Leistung oder 16 Stunden mit halber Leistung betrieben werden. Im Laufe der Akku-Lebensdauer von 2 – 3 Jahren sollen 1.000 Ladezyklen möglich sein.
Eine Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo gelingt allerdings nicht, da nur ein Viertel des Zielbetrages von 10.000 $ erreicht wird. Unabhängig davon werden aber Tausende der Lampen produziert und über zwei Jahre lang in der Praxis eingesetzt. Die ersten 3.000 Exemplare der Version 2 werden einer australischen NGO übergeben, die sie in Papua-Neuguinea verteilt. Das nächste Projekt ist darauf ausgerichtet, ganz Ruanda von Kerosinlampen zu befreien.
Es gibt noch einige Meldungen bis 2017, doch danach scheint die Flexiway Solar Solutions nicht mehr existent zu sein. Auf der weiterhin bestehenden ILS-Homepage werden später unter der Produktreihe Solar Flex neben dem Solar Muscle noch eine leichte Solarlaterne mit integriertem Handy-Ladegerät (Solar Power Lantern) sowie ein Solar-Radio gezeigt. Es läßt sich aber nicht feststellen, ob diese Produkte auch tatsächlich in Produktion gegangen sind. Daneben werden noch Solarpumpen, solare Straßenlampen, Heimsysteme u.ä. beworben.
Im Februar 2013 folgt ein Bericht über Guatemala,
wo über eine halbe Million Haushalte ohne Strom auskommen müssen. Das
lokale Unternehmen für Erneuerbare Energien Quetsol will
hier Abhilfe schaffen, indem es bezahlbare Solarstrom-Kits für ländliche
Gemeinden anbietet. Guatemalteken ohne Strom können einen Kredit beantragen,
um ein entsprechendes Kit zu erhalten.
Die Gründer und gebürtigen Guatemalteken Juan Fermin Rodriguez und Tono Aguilar gründeten das Unternehmen 2010, nachdem sie gesehen hatten, wie groß die Not ist, die durch den fehlenden Zugang zu Strom entsteht. Sie entwickelten zunächst ein 10 W Solarstrom-Kit für die Beleuchtung von Häusern und das Laden von Mobiltelefonen, dann 30 W und 75 W Kits, mit denen auch größere Geräte betrieben werden können.
Quetsol hat seit 2010 über 3.000 Solar-Kits an Haushalte geliefert, doch inzwischen können die Banken mit dem Bedarf nicht Schritt halten, und mehr als die Hälfte der Kreditantragsteller geht im Bankensystem verloren. Anstatt darauf zu warten, daß die Banken die Sache in den Griff bekommen, beschließt Quetsol, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und einen kostenpflichtigen Service anzubieten.
Das System funktioniert so, daß jeder Nutzer seinen Bausatz mit einem Mobiltelefon aktivieren kann, um Zahlungen zu leisten, so daß man nicht darauf warten muß, daß ein Antrag von einer unzuverlässigen Bank genehmigt wird. Sobald ein Haus über ein Kit verfügt, bietet Quetsol eine lebenslange Garantie für den Austausch von Batterien und Reparaturen.
Um Geld für das Projekt zu sammeln, lebt der Mitbegründer und Geschäftsführer Rodriguez in einem völlig dunklen Raum, bis das Finanzierungsziel von 50.000 $ erreicht ist. Davon soll die Hälfte für die Forschung und Entwicklung eines endgültigen Bausatzes verwendet werden, während mit der anderen Hälfte ein Container voller Kits bei den Herstellern bestellt wird. Man kann sich einen Livestream von Rodriguez ansehen und auf Indiegogo spenden, um den Menschen in Guatemala Licht zu bringen. Es wird allerdings nur 80 % des Betrages erreicht.
Das PAYG-Konzept (rent-to-own) wird ab April 2013 in einer Pilotphase getestet und soll ab November landesweit starten, wobei in den nächsten fünf Jahren 100.000 Haushalte erreicht werden sollen. Später läßt sich allerdings nichts mehr darüber finden.
Im April 2013 berichten die Fachblogs über das in
Sydney und Bangalore ansässige Sozialunternehmen Pollinate
Energy (o. Pollinate Group), das sich für die Nutzung erneuerbarer
Ressourcen zur Beseitigung der Energiearmut in Indien einsetzt.
Das Unternehmen tut sich mit der neuen australischen Website ChipIn
zusammen, die zur Beschaffung von Mitteln für australische gemeinnützige
Organisationen geschaffen wurde (und inzwischen nicht mehr existiert).
Im Rahmen der Crowdfunding-Kampagne für saubere Energie sollen zunächst Mittel für den Aufbau von fünf Minifilialen gesammelt werden, die Solarbeleuchtungssätze an provisorische Zeltgemeinschaften in Bangalore verkaufen. Den Mitbegründern Monique Alfris und Jamie Chivers zufolge sollen die gesammelten Gelder in eine Initiative fließen, die den Erfolg sicherstellt, indem sie Probleme wie mißbräuchlich genutzte, schlecht funktionierende und schließlich aufgegebene Geräte vermeidet. Hierfür erhält jeder Mini-Franchisenehmer ein einmonatiges Einzelschulungsprogramm, eine Erstausstattung und Zugang zu einem laufenden Support-Netzwerk.
Die Pollinate Group arbeitet mit Durchführungspartnern in Indien (Asha Kiran) und Nepal (Kalpavriksha) zusammen und führt zudem Stipendienprogramme durch. Auf der Homepage pollinategroup.org können die entsprechenden Jahresberichte abgerufen werden. Dem Stand von 2022 zufolge werden den Betroffenen die Sun King Solar-LED-Sets angeboten – neben diversen Haushaltsgeräten wie manuelle Nähmaschinen, saubere Kochherde, Wasseraufbereiter u.ä.m.
Im gleichen Monat kündigt der japanische Elektronikriese Panasonic Corp. an, daß er sein 100-jähriges Bestehen im Jahr 2018 feiern will, indem er in mehreren Ländern Asiens und Afrikas Licht in das Leben der Bedürftigen bringt. Das Unternehmen will bis zu diesem Datum 100.000 Solarlaternen an Gemeinden spenden, die keinen Zugang zu Strom haben. Das Projekt ‚100 Thousand Solar Lanterns‘ wurde im Jahr 2012 im Rahmen der Corporate-Citizenship-Aktivitäten der Firma gestartet.
Dem Bericht zufolge hat das Unternehmen schon im April 2011 über eine UN-Agentur 1.000 Compact Solar Lights (CSLs) nach Tansania gespendet, gefolgt von 2.000 Laternen für Kambodscha, die im März 2012 von 15 NGOs bereitgestellt wurden. Im Februar und März dieses Jahres folgten 3.000 Laternen nach Myanmar und 5.000 Exemplare nach Indien. Als nächstes sollen Gemeinden in Kenia 2.000 Laternen erhalten.
Bei der neu eingeführten Solar/LED-Lampe BG-BL03 handelt es sich um einen kleinen Set aus einem 3,5 W Solarpaneel, einem 1.200 mAh Akku, der in sechs Stunden vollständig wiederaufladbar ist und einer Leuchte mit fünf LEDs, die sich in drei Helligkeitsstufen einstellen lassen. Die Lampe kann über einen USB-Anschluß auch als Stromquelle zum Aufladen kleiner mobiler Geräte, wie z.B. Mobiltelefone, verwendet werden.
Im Dezember 2013 gehen 1.002 Solarlaternen an das Ministerium für soziale Wohlfahrt und Entwicklung der philippinischen Regierung, um an Menschen in den Katastrophengebieten nach dem Taifun Haiyan (o. Yolanda) verteilt zu werden, und im April 2014 folgen 1.000 Stück für die beiden indonesischen Inseln Sumba und Sabu, sowie 4.000 Stück für indische Gemeinden. Im Juli gehen 1.500 Exemplare an das UNESCO-Büro in Phnom Penh, Kambodscha, gefolgt von mehr als 2.500 Solarlaternen, die im November an insgesamt 16 NGOs und humanitäre Einrichtungen in Kambodscha gespendet werden.
Mitte Februar 2015 spendet Panasonic den Philippinen weitere 2.376 Solarlaternen, 630 Stück gehen im März nach Vietnam, und im Juli erhält das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) 3.000 Exepmlare für den Einsatz in den von Ebola betroffenen Regionen der drei westafrikanischen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone. Die Firma hatte dafür bereits im Dezember des Vorjahres 240 Laternen gespendet.
Als Fortsetzung des Spendenprojekts stellt Panasonic India zudem Anfang 2015 eine neue tragbare Solar/LED-Lampe vor, die ein 1,25 W Solarpaneel besitzt, innerhalb von fünf Stunden aufladbar ist und natürlich auch einen Ladeanschluß hat. Bei maximaler Helligkeitseinstellung bietet sie bis zu sechs Stunden Licht.
Ähnlich geht es auch 2016 weiter – und einer Meldung vom März 2017 ist zu entnehmen, daß das Projekt bislang über 80.000 Lampen gespendet hat. Im Zuge der jüngsten Aktion, einer Spendenzeremonie in der Nelson-Mandela-Stiftung in Südafrika, werden beispielsweise 1.584 Solarlaternen an drei NGOs verteilt, die in den drei Ländern Republik Südafrika, Königreich Swasiland und Königreich Lesotho arbeiten.
Die letzte Meldung im Januar 2018 gibt den erfolgreichen Abschluß des Projekts bekannt, bei dem innerhalb von fünf Jahren insgesamt 102.716 Solarlaternen an 131 gemeinnützige und andere Organisationen übergeben wurden.
Ebenfalls im April 2013 tut sich die lebende Cricket-Legende Sachin
Tendulkar anläßlich seines 40. Geburtstags mit der Firma Schneider
Electric SE zusammen, um Licht in das Leben tausender seiner
Landsleute in Indien zu bringen, die in ländlichen Gebieten ohne Strom
leben. Die beiden Partner werden gemeinsam für die gemeinnützige Organisation Spreading
Happiness werben, die sich auf Dorfebene für die Verteilung
der Solarleuchten und die Aufklärung der Menschen über deren Nutzung
einsetzt.
Schneider Electric hat ein innovatives Beleuchtungssystem mit der Bezeichnung In-Diya Lighting System entwickelt und plant, die LED-basierten Systeme in 25.000 Dörfern in Indien zu verkaufen. Das System kann direkt an das Stromnetz angeschlossen werden, sofern vorhanden, oder an ein Solarpaneel, um eine Batterie aufzuladen. Das Unternehmen behauptet, daß es eine Notstromversorgung von 8 – 15 Stunden für den Innenbereich bietet, einen Raum von gut 12 m2 für normale Aktivitäten beleuchten kann und eine Lebensdauer von 50.000 Stunden hat.
Als weiteres Beispiel wird im August 2014 über eine Aktion im südlichen Afrika berichtet, bei der Schneider Electric gemeinsam mit der gemeinnützigen Organisation Rays of Hope 28 Schulkinder und ihre Familien im nördlichen Johannesburger Township Alexandra mit den Solarlampen versorgt werden. Diese Spende Teil des Programms ‚Access to Energy‘ der Firm, das den Namen BipBop trägt (Business, Innovation and People at the Base of the Pyramid).
Dem Stand von 2022 zufolge bietet Schneider Electric verschiedene solare Heimsysteme sowie mehrere Solar/LED-Lampen unter dem Label Mobiya Solar lanterns an. Von dem In-Diya Lighting System ist hingegen nichts mehr zu hören.
Im Mai 2013 berichten die Blogs über die Kickstarter-Kampagne von Mike Sherry, durch die er die nötige Summe sammeln will, um sein Projekt Mwezi Light zu verwirklichen. Der Gründer der seit Februar bestehenden Mwezi Ltd. mit Sitz im britischen Oxfordshire und einem Büro in Nairobi hat zuvor bereits eine Reihe von Umweltprojekten in Kenia durchgeführt, bei denen Dörfer im Rift Valley und in der Küstenprovinz mit verbesserten Kochherden und Solarlösungen versorgt wurden.
Bei der Entwicklung der Mwezi-Leuchte arbeitet er mit dem britischen Designberatungsbüro Centreline Design Ltd. zusammen. Die Lampe ist so konzipiert, daß sie leicht vor Ort in Kenia zusammengebaut werden kann, während die Beschaffung der Teile aus China erfolgt. Der Prototyp verfügt über ein kompaktes 1,2 W Solarpaneel, das den Strom für die beiden LEDs sammelt, deren Licht in verschiedenen Stärken genutzt werden kann. Drei 1.600 mA NiMH-Akkus erlauben ca. 9 Betriebsstunden bei 100 %-iger Helligkeit, während das Nachtlicht 80 Stunden lang leuchtet.
Die Finanzierung kann bis zum Zieldatum Anfang Juni zwar nicht gesichert werden, denn von den erhofften 25.000 £ kommen durch 136 Unterstützer nur 3.784 £ zusammen, doch Sherry gelingt es trotzdem, eine Erstserie der Solarleuchten zu produzieren, indem er im Februar 2014 Fremdkapital von den Investor Paul Evans beschafft. Zudem ruft Sherry in diesem Jahr die Mwezi Foundation ins Leben, die 2016 selbständig wird.
Der Verkauf von Solarprodukte, die darauf angewiesen sind, daß die Kunden nach Aufforderung Zahlungen leisten, erweist sich als erfolglos, weshalb die Mwezi Ltd. im Oktober 2016 mit dem Verkauf von PAYG-Produkten beginnt.
Unter dem Label Mwezi gibt es dem Stand von 2022 zufolge neben der mwezi.org, auf welcher das Mwezi Light zu einem Preis von 20 £ angeboten wird, auch noch die Seite mwezisolar.co.ke, über die eine Reihe der o.e. Sun King-Solarleuchten und Heimsysteme vertrieben werden. Die Entwicklungen bei der Mwezi Foundation ab September 2017 sind auf der Hompage mwezifoundation.org dokumentiert.
In einer Pressemitteilung vom Juni 2013 gibt die Firma Royal Philips aus den Niederlanden bekannt, daß sie bis 2015 in zwölf Ländern Afrikas 100 sogenannte Community Light Centers (CLCs) installieren wird.
Diese sind mit einer Fläche von jeweils 1.000 m2 etwa so groß wie ein kleines Fußballfeld und werden von solarbetriebenen, hocheffizienten LED-Beleuchtungssystemen erhellt. Dadurch wird das Leben nach Einbruch der Dunkelheit auch in Gemeinden ermöglicht, die bisher durch den Mangel an Strom und Licht benachteiligt wurden.
Die Batterien für die solarbetriebene Beleuchtung sind unter der Erde vergraben und sollen 4 – 5 Jahre lang halten, während intelligente Steuerungen ihre Effizienz maximieren.
Als LEDs werden die neu entwickelten Exemplare von Philips zu Einsatz kommen, die im April erstmals vorgestellt worden waren und für jedes verbrauchte Watt 200 Lumen Licht erzeugt – während die Effizienz der ansonsten auf dem Markt befindlichen LED-Lampen derzeit von 45 – 90 lm/W reicht.
Bis Mai 2014 werden acht kommunale Lichtzentren installiert – später wird das Projekt auch auf Länder in Südamerika, wie Bolivien und Peru, ausgeweitet.
Im Juli 2014 erhält zudem das Dorf Thanh Son in Vietnam ein solares Beleuchtungssystem von Philips, da es der Gesamtsieger der im Vorjahr durchgeführten Aktion ist, bei der die Mitarbeiter von Philips Lighting in 17 Ländern aufgefordert worden waren, gemeinnützige Organisationen oder Projekte zu nominieren, die von einem Lichtgeschenk der Philips profitieren sollen.
Im Gesamtkontext dieser Übersicht – und als ‚Gegenentwurf‘ zu den unzähligen
erfolgreichen Ansätzen auf kleiner und kleinster Ebene – soll auch
erwähnt werden, daß der US-Präsident Barak Hussein Obama im
Juli 2013 eine Initiative namens Power Africa ins
Leben ruft, die bis 2020 rund 50 Mio. Menschen in
Afrika südlich der Sahara mit Strom versorgen und „ein Licht
in die Dunkelheit bringen“ soll.
Der Zugang zu moderner Beleuchtung sei eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung der Lebensumstände und die Förderung des Wirtschaftswachstums in der gesamten Region. Nach Angaben des Präsidenten haben US-Privatunternehmen und Entwicklungsagenturen dem Power Africa-Projekt mehr als 9 Mrd. $ an Investitionen zugesagt.
Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Projekten soll dieses allerdings nicht nur zur Entwicklung sauberer Erdwärme, Wasser-, Wind- und Sonnenenergie betragen, sondern auch „auf dem enormen Energiepotential Afrikas aufbauen, einschließlich der neu entdeckten riesigen Öl- und Gasreserven“. Die US-Regierung selbst will in den nächsten fünf Jahren 7 Mrd. $ investieren, um in der ersten Phase in den sechs Partnerländern Äthiopien, Ghana, Kenia, Liberia, Nigeria und Tansania 10.000 MW Strom bereitzustellen.
Der spätere Präsident Donald John Trump twittert daraufhin hellsichtig, „Jeder Penny der 7 Mrd. $, die laut Obama nach Afrika gehen, wird gestohlen werden – die Korruption grassiert!“ Der Betrag ist zudem nicht besonders hoch, denn dem Weißen Haus zufolge sind eigentlich Investitionen in Höhe von mehr als 300 Mrd. $ erforderlich, um die zwei Drittel der Bevölkerung südlich der Sahara – mehr als 600 Millionen Menschen –, die derzeit noch ohne Strom auskommen müssen, mit diesem zu versorgen.
Nur einen Monat später befindet die Fachpresse, daß Obamas Initiative der Firma General Electric (GE) bereits Milliarden-Geschäfte beschert habe. Mit der ghanaischen Regierung z.B. wird ein vorläufiges Abkommen über den Bau eines 1.000 MW Gaskraftwerks unterzeichnet.
Kleinere Projekte, die im Rahmen des Projekts an einer ‚Off-Grid Energy Challenge‘ teilnehmen, werden hingegen mit mageren 2 Mio. $ von der U.S. African Development Foundation abgespeist. Dazu gehört z.B. der 2010 entwickelte, Strom sammelnde Fußball sOccket, an den sich ein Handyladegerät bzw. eine Lampe anschließen läßt, um nachts zu lesen. Ich habe ihn bereits im Kapitelteil Muskelenergie unter Sport und Spiel vorgestellt (s.d.). Weitere Partner sind Unternehmungen wie die in dieser Übersicht vorgestellten Gruppen und Firmen Solar Sister, M-KOPA, d.light usw.
Während des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der USA und Afrikas im Jahr 2014 bekräftigt Präsident Obama, daß sich die Reichweite von Power Africa auf ganz Subsahara-Afrika erstreckt, und verdreifacht das Ziel auf 30.000 MW an neuen Stromerzeugungskapazitäten.
Im Juli 2015 gibt es allerdings Meldungen, denen zufolge Power Africa-Projekt ins Stottern gekommen sei und Power Africa bisher noch keinen Strom geliefert hat. Einem hochrangigen Regierungsbeamten zufolge, der nicht namentlich genannt werden wollte, ging es im ersten Jahr nur darum, Leute zu finden, die bei den Geschäften helfen. Die Umsetzung von Projekten wird jedoch durch die fehlende Infrastruktur, Korruption und Sicherheitsbedenken verzögert.
Im Kleinen hat Power Africa in Zusammenarbeit mit GE und der United States African Development Foundation, einer Bundesbehörde, die kleine Zuschüsse für Unternehmen auf dem afrikanischen Kontinent und anderswo bereitstellt, sieben Zuschüsse in Höhe von jeweils 100.000 $ an Unternehmer für innovative, netzunabhängige Energieprojekte in Nigeria vergeben, die sich aber noch in der Planungsphase befinden. In diesem Land haben ca. 90 Mio. Menschen – etwa die Hälfte der Bevölkerung – keinen Zugang zu Elektrizität.
Im selben Monat des Jahres 2016 werden die Fortschritte des Programms noch immer als „schmerzhaft langsam“ bezeichnet. Demnach sind bislang sind nur 374 MW aus sechs größeren Stromerzeugungsprojekten in Betrieb, was teilweise den überaus langsamen Behörden vor Ort geschuldet ist. Power Africa setzt daraufhin ein Expertenteam ein, das als ‚Transaktionsberater‘ mit Unternehmen und Regierungen zusammenarbeitet, um die Entwicklung zu beschleunigen.
Im September 2013 stellen die Fachblogs
das Design Glow vor – als eine kostengünstige, wartungsarme
und technisch einfache Beleuchtungslösung für Entwicklungsländer. Das
Gerät verwendet phosphoreszierendes Material, das
Umgebungslicht absorbiert und es langsam wieder abgibt, wenn es in
eine dunkle Umgebung gebracht wird.
Die Idee ist sehr sinnvoll, denn modernes phosphoreszierendes Material hat eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren, kann bis zu fünf Stunden nachleuchten und benötigt kein UV-Licht, um eine effektive Lichtemission zu erzeugen. Es ist zwar nicht sehr hell, macht aber jegliche Form von Solarzellen oder Batterien obsolet.
Das Anwendungsprinzip ist sehr einfach, dann man muß Glow bei Tageslicht nur nach draußen in die Sonne stellen – und es dann in Innenräumen verwenden, sobald es dunkel wird. Das Gerät selbst besteht aus drei einfachen Teilen, hat die Größe einer 600 ml Wasserflasche, ist robust, langlebig, sicher zu benutzen und kann leicht transportiert, aufgehängt oder auf dem Boden oder auf Tischen aufgestellt werden.
Dem belgischen, in Melbourne lebenden Industriedesigner und Architekten Jon Liow zufolge ist Glow nicht als Ersatz für vorhandene Lichtquellen oder als alleinige Lichtquelle für den Haushalt gedacht, sondern als zusätzliches Gerät, das auch das Potential hat, in Katastrophengebieten und in anderen Krisen eingesetzt zu werden. Leider läßt sich nicht darüber finden, daß die Idee auch tatsächlich umgesetzt worden ist.
Einige ähnliche Ansätze, die sich wiederum der Biolumineszenz bedienen, werden in dem Kapitelteil Energiesparen unter den anderen Lichttechniken und den diversen Lichtdesigns aufgeführt (s.d.).
Im Dezember 2013 wird die Firma Osram vom
Bundesumweltministerium und dem Bundesverband der Deutschen Industrie
(BDI) mit dem Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt in
der Kategorie ‚Klima- und Umweltschutztechnologietransfer in Entwicklungs-
und Schwellenländer‘ ausgezeichnet – für das bereits 2008 ins
Leben gerufene Konzept Off-Grid Lighting, das Menschen
in abgelegenen Regionen Zugang zu einer bezahlbaren und klimaschonenden
Beleuchtung ermöglicht.
In einem Projekt am Viktoriasee in Kenia entstanden damals zunächst drei solarbetriebene Energiestationen (Hubs), bei denen sich die Anwohner akkubetriebene Leuchten leihen und diese gegen eine geringe Gebühr wieder aufladen lassen können. Neben Haushalten nutzen vor allem Fischer die aufladbaren Leuchten, um bei ihrer Arbeit nachts auf Kerosin verzichten zu können.
Gemeinsam mit mehreren Projektpartnern erweitert Osram das Projekt in Kenia nun um fünf weitere Hubs, bei denen die Anwohner neben dem Ausleihen und Wiederaufladen der Leuchten auch die Möglichkeit haben, Mobiltelefone zu laden, ein Internetcafé zu nutzen und Trinkwasser zu kaufen, das gefiltert und mittels UV-Licht entkeimt wurde.
Die ersten Berichte im Januar 2014 betreffen die von Stephen
‚Steve‘ Pearson gegründete NGO SunLife. Pearson,
der seit über 30 Jahren regelmäßig Ghana in Westafrika
besucht und dort u.a. im Jahr 2009 bei der Ausbildung
von Landfrauen in der Herstellung von CooKit-Solarkochern hilft, installiert
bald darauf seine NGO, die sich für die Einführung und Förderung des solaren
Kochens einsetzt und im März 2010 in der Region
Dangme East ein ‚Oven Festival‘ sponsert.
Nach über zehn Jahren Entwicklungszeit und vielen Dutzend Prototypen präsentiert die SunLife nun eine erschwingliche, langlebige, solarbetriebene Lampe namens MiniSun12H, die mit einer achtstündigen Aufladung in ‚‘ zwölf Stunden Licht spendet. Davon bietet sie vier Stunden lang helles Arbeitslicht und acht weitere Stunden gedimmtes Nachtlicht. Mit einem Preis von nur 5 $ ist diese Solarlampe zudem wettbewerbsfähig mit einer Kerosinlaterne.
Die 5,5 x 5,5 cm große und für eine Lebensdauer von drei Jahren MiniSun12H ist aus robusten Materialien gefertigt und besitzt ein UV-beständiges Kunststoffgehäuse, einen Aufhängearm aus Metall und ein integriertes 0,2 W PV-Solarmodul.
Ein C. Brett Pearson – vermutlich der Sohn von Steve – versucht jetzt, über eine Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo Geld zu sammeln, um die Solarleuchte in großem Stil auf den Markt zu bringen, erreicht aber nur knapp ein Zehntel des Zielbetrages von 47.000 $, als 52 Unterstützer insgesamt 4.372 $ beitragen.
Es existiert ein Jahresbericht der SunLife von 2015, dem u.a. zu entnehmen ist, daß die NGO eine Partnerschaft mit der Community Directed Development Foundation (CDDF) geschlossen hat, um in Ghana und anderen afrikanischen Ländern Solarkocher zu fördern. Das Solarenergieprojekt ermutigt Frauen, die Ersparnisse, die sie durch den Verzicht auf Brennholz erzielen, für die Anschaffung anderer umweltfreundlicher Energiegeräte wie Solarlaternen zu nutzen. Darüber hinaus lassen sich aber keine weiteren Aktivitäten feststellen.
Ebenfalls im Januar 2014 berichten die Fachblogs über
die Firma Masa Energy des in London lebenden Simon
Lule, der beim Besuch seiner Großeltern in Uganda im
Jahr 2010 dazu inspiriert wurde, eine solarbetriebene
Lampe für Menschen in Afrika zu entwickeln. Als er versuchte, für seine
Verwandten, die ihr Haus mit Kerosin beleuchten, eine Solarlampe zu
kaufen stellt er fest, daß die aktuellen Modelle zu teuer sind und
nicht lange genug laufen.
Seine Reaktion darauf ist, daß er grundlegende Elektronikvideos auf YouTube studiert und sich selbst beibringt, einen eigenen Prototypen zu konstruieren: Eine tragbare Solarlaterne, die einfach zu bedienen ist und nur 12 $ kostet. Vollständig aufgeladen bieten die drei NiMH-Akkus, deren Lebensdauer über zwei Jahre beträgt, zwölf Stunden LED-Licht, das auf den veröffentlichten Fotos allerdings recht schwach wirkt.
Nachdem der funktionierende Prototyp Ende 2012 vorliegt, beschließt Lule nach Uganda zurückzukehren und sein Unternehmen zu gründen. Die ersten Modelle der Masa Energy Solarlaterne werden in einer Werkstatt in Kampala von Hand gebaut und unterscheiden sich in einer Hinsicht von anderen Solarlaternen – neben dem o.e. Mwezi-Light gehören sie zu den ersten, die in Afrika selbst zusammengebaut und nicht anderswo hergestellt und dorthin verschifft werden. Die Einzelteile wie Solarzellen, Leiterplatten und LEDs werden allerdings in China produziert.
Der aktuelle Versuch, über Indiegogo das nötige Kapital für die Massenproduktion zu beschaffen, gelingt allerdings nicht. Vom Zielbetrag in Höhe von 30.000 $, mit dem Lule hauptsächlich kleine Produktionsmaschinen kaufen will, können bis Ende Februar von 150 Unterstützern nur 8.379 $ gesammelt werden. Bei einem zweiten Versuch mit einem Ziel von 50.000 $ kommen sogar nur 522 $ zusammen. Womit das Projekt auch seinen Abschluß findet.
Von dem südafrikanischen Designer und Sozialunternehmer Michael Suttner stammt die im März 2014 in den Blogs vorgestellte Lightie, eine tragbare, kostengünstige und langlebige solarbetriebene Lampe, die in eine handelsübliche Limonadenflasche paßt und Menschen in Entwicklungsländern eine nachhaltige, sichere und erschwingliche Beleuchtung bietet. Die voraussichtlichen Kosten des Geräts, an dem Suttner drei Jahre lang gearbeitet hatte, belaufen sich derzeit auf etwa 13 $.
Die Lightie, deren Name sich von einem südafrikanischen Slangwort ableitet, das in etwa mit ‚junger Mann‘ übersetzt werden kann, ist so geformt, daß sie genau in den Hals einer großen Standard-Plastiklasche paßt und sich wie ein Deckel aufschrauben läßt. Alternativ kann die Leuchte auch ohne Flasche verwendet werden, indem sie an einen Gürtel geklippt, um den Hals getragen oder als Laterne aufgehängt wird.
Zu den Hauptbestandteilen der reagenzglasförmigen Lightie gehören ein effizientes CIGS-PV-Paneel, eine LED-Leuchte und integrierte wiederaufladbare Batterien. Nach etwa 8 – 10 Stunden Sonneneinstrahlung leuchtet das Gerät bis zu acht (andere Quellen: 20) Stunden auf der hellsten Stufe oder bis zu 40 Stunden auf der niedrigsten Stufe. Die Lampe ist sehr einfach zu bedienen und schaltet sich automatisch ein, wenn es dunkel wird.
Um die Lightie als den „iPod der nachhaltigen Beleuchtung“ zu positionieren führt der Designer Gespräche mit der Firma Coca Cola, und im Februar 2014 wird berichtet, daß die Leuchte im Juli in die Massenproduktion gehen soll und dann überall dort erhältlich sein wird, wo man Cola kaufen kann. Tatsächlich lassen sich dafür aber keine Belege finden.
Im Jahr 2015 wird das Lightie zwar mit dem Index Award des Index Project ausgezeichnet, der oft als der ‚Nobelpreis für Design‘ bezeichnet wird, doch anschließend verschwindet die Innovation und auch die Homepage des Projekts ist nicht länger zu erreichen.
Ebenfalls im März 2014 berichten die Fachblogs über
ein Kreditkonzept, das als Solar in a bottle bekannt
wird und dank der Unterstützung der US-Behörde für internationale Entwicklung
(USAID), der in Denver ansässige gemeinnützige Organisation Elephant
Energy, die marktbasierte Vertriebsnetze in Namibia, Sambia
und der Navajo Nation betreibt, um Solarenergieprodukte in ländlichen
Gemeinden zu vertreiben, sowie der Firma Divi Power,
die ein Pay-to-Own-Kreditsystem für Solarladegeräte und Solarleuchten
entwickelt hat, realisiert wird.
Die beiden Unternehmen erhalten nun einen Zuschuß in Höhe von 500.000 $ für die zweite Phase des USAID-Programms Development Innovation Ventures, um das Creating Digital Kerosene Project zu unterstützen. Dieses Projekt nutzt das Kreditsystem von Divi, um Solarenergieprodukte durch wöchentliche Ratenzahlungen erschwinglich zu machen. Das Ziel ist es, in den nächsten zwei Jahren 16.000 Haushalte mit Licht zu versorgen.
Umgesetzt wird das Ganze durch einen Bluetooth-Chip, der es den Solargeräten ermöglicht, mit anderen Geräten zu kommunizieren. Für ländliche Gemeinden bedeutet dies, daß Verkaufsvertreter die Solarlampen ‚freischalten‘ können, wenn die Kunden ihre Rechnungen bezahlen, und sie ‚verriegeln‘, falls sie dies nicht tun. Sobald der Kunde die vollen Raten bezahlt hat, wird das Produkt dauerhaft freigeschaltet.
Diese Pay-as-you-go-Technologie ist an sich nicht neu; das neue Element ist die Plattform von Divi, die es den Kunden ermöglicht, Kredite über die sogenannte ‚machine to machine‘ (M2M) Technologie zu tauschen. Das ist so, als ob ein Gemeindemitglied die Möglichkeit hätte, Kerosin zu leihen oder zu verkaufen, wobei hier die Solarenergie zu einer tauschbaren Ware wird – als würde sie in Flaschen abgefüllt, woher auch der Name des Konzepts stammt.
Nur einen Monat später erscheinen die ersten Berichte über das Lausanner
Start-Up LEDsafari, das ebenfalls eine effektive,
sichere und kostengünstige Solarlampe entwickelt hat und vor Ort
dreitägige Workshops organisiert, um die Begünstigten zu schulen
und auszubilden. Denn die offiziell im Juni 2014 gegründete
LEDsafari hat eine Do-it-yourself-Lampe entwickelt, die aus vor Ort
verfügbaren Materialien wie Stromkabeln, einer Handybatterie und
leeren Flaschen hergestellt werden kann. Nur die Solarzellen und
die LEDS kommen aus dem Ausland.
Die von dem Gründer Govinda Upadhyay, Doktorand an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), und seinem Team entwickelte einfache, aber effektive Lampe erfordert ein Aufladen über 5 – 6 Stunden in der Sonne, um anschließend 4 – 5 Stunden Licht zu bieten. Ihre Kosten werden auf 5 $ beziffert. Bislang haben schon mehr als 200 Menschen in Indien, Kenia und Tansania an dem Workshop teilgenommen und profitieren nun von den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Vorteilen der Solarleuchte.
Im Jahr 2015 gewinnt Upadhyay den EIT Change Award des European Institute of Innovation & Technology (EIT) für seine Solar/LED-Lampe, sowie den mit 20.000 $ dotierten Innovate for Refugees Award des MIT Enterprise Forum für das Projekt LEDLife, bei dem Kinder und Jugendliche in Flüchtlingslagern durch den Selbstbau von LED-Solarlampen unterstützt und gefördert werden.
Im Mai 2017 erhält LEDsafari einen ungenannten Betrag von MassChallenge, und im November 2018 folgt die Verleihung des prestigeträchtigen Ambassador Award der Schweizer Regierung. Zu diesem Zeitpunkt hat das Unternehmen bereits über zehn verschiedene Arten einfacher DIY-Solarbausätze für Schulen und Kinder entwickelt und sein Hilfsprogramm auf 40 Länder ausgeweitet, wobei über 30.000 Schüler erreicht wurden.
Hinzu kommt nun eine Plug-and-Play-IoT-Sensortechnologie, die über das 2G-Netz eine zuverlässige und einfache Fernüberwachung von Solargeräten ermöglicht. Die neuen SmartHelio-Produkte werden erstmals auf der InterSolar München und in Brasilien vorgestellt. Die Meldungen von LEDsafari auf der firmeneigenen Homepage laufen bis 2016, auf Facebook noch bis zum Mai 2020. Weitere Aktivitäten sind bislang nicht zu verzeichnen.
Im Juni berichten die Fachblogs über den Entwurf einer kostengünstigen und langlebigen Solarlampe namens Infinite Light, die aus einem flexiblen Solarpaneel und Batterien besteht, die gut geschützt in einer recycelten PET-Flasche untergebracht sind. Der Teil, der das Licht ausstrahlt, ist am unteren Ende der Metallteile angebracht und dient auch als Abdeckung und Stütze der Flasche. Oben befindet sich ein Metalldraht, der als Griff dient, mit dem man die Lampe aufhängen kann.
Die von Hakan Gürsu aus dem in Ankara beheimateten Büro Designnobis entworfene Leuchte war im Vorjahr mit einem Green Dot Award ausgezeichnet worden. Aus dem gleichen Büro stammt u.a. auch das Design der Solaryacht Volitan aus dem Jahr 2007.
Das Design der Solarlampe wird außerdem mit dem German Design Award 2014 sowie dem European Product Design Award 2017 ausgezeichnet – scheint es aber nicht in die Produktion geschafft zu haben.
Im Juni 2014 wird auch über ein Vertriebskonzept
in Pakistan berichtet, das sich mit der solaren Beleuchtung
befaßt. In diesem Land haben etwa 70 Mio. Menschen keinen Zugang zu
Elektrizität.
Die 2009 von der pakistanisch-amerikanischen Umweltanwältin Shazia Khan gegründete EcoEnergy (anfangs: EcoEnergy Finance) mit Stammsitz in Karachi und einem Büro in Washington, DC, ist eines der wenigen netzunabhängigen Energieunternehmen auf einem Markt, der ansonsten von großen NGOs und Stiftungen beherrscht wird.
Das Unternehmen nahm seine Tätigkeit als Reaktion auf die verheerenden Überschwemmungen in der Provinz Sindh im Jahr 2010 auf – als gemeinnützige Organisation, die 24.000 $ an Spenden sammelte und 1.000 Solarlaternen kostenlos an die Flutopfer verteilte. Genauso wie diverse andere Organisationen erhielt die EcoEnergy aber viele negative Rückmeldungen über die Qualität der Produkte, woraufhin sich Shazia 2011 mit dem in Pakistan lebenden Australier Jeremy Higgs als Mitgründer zusammenschließt.
Gemeinsam wird ein finanziell nachhaltiges und skalierbares Geschäftsmodell entwickelt, das den Kunden Solarenergielösungen zu erschwinglichen Preisen bietet. Die NGO verändert sich zu einem hybriden Sozialunternehmen, das einen marktorientierten Ansatz verfolgt – was auch den allgemeinen Wandel widerspiegelt, den dieser Markt in den letzten zehn Jahren erlebt hat. Und auch bei EcoEnergy zahlen die Kunden eine monatliche Gebühr, um ihre Laterne im Laufe der Zeit abzuzahlen, was im Wesentlichen als ‚manuelle‘ Version der Pay-as-you-go-Lösungen funktioniert.
Die Produkte, die EcoEnergy seit 2012 verkauft, sind allerdings hochwertige tragbare Solarleuchten, wie z.B. die von d.light und Greenlight. Bislang wurden mehr als 12.000 Solarprodukte in ganz Pakistan verkauft und das Unternehmen plant, seinen Vertrieb auf andere Teile der netzunabhängigen süd- und südostasiatischen Gemeinden auszuweiten.
Der eigentliche Wendepunkt wird erreicht, als die EcoEnergy ihre eigenen Kunden als Markenbotschafter einsetzt, um ihre Produkte bekannt zu machen, anstatt sich nur auf Einzelhändler zu konzentrieren. Dies führt zu einem sprunghaften Anstieg der Verkaufszahlen. Dessen ungeachtet stammen die letzten Meldungen über Aktivitäten der EcoEnergy aus dem Jahr 2016.
Im September 2014 startet das siebenmonatige Women Entrepreneurship in Renewable Energy Project (WEREP) von Green Energy Africa mit dem Ziel, die Beteiligung von Frauen und Jugendlichen an der Entwicklung durch Solarenergie zu fördern und gleichzeitig den Menschen in den Bezirken Kajiado, Naiputa und Makueni in Kenia dringend benötigte Energie zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt haben nur 23 % der Kenianer Zugang zum nationalen Stromnetz, während nur 5 % der ländlichen Gemeinden angeschlossen sind.
Bei dem von Act Change Transform (Act!) finanzierten Projekt werden fünf Massai-Frauengruppen gefördert, die Solaranlagen von Green Energy Africa mit einem Preisnachlaß erwerben und sie dann mit einem Esel durch die Dörfer transportieren, um sie mit einem Gewinn von 3 $ zu verkaufen. Bislang müssen viele Mitglieder des halbnomadischen Hirtenvolkes, das sich über Kenia und Tansania erstreckt, oft viele Kilometer laufen, nur um ihr Handy aufzuladen.
Der Erlös fließt in einen Fonds, aus dem weitere Solarmodule, Batterien und Lampen gekauft werden. Es erweist sich, daß die neuen Solarleuchten die Familien vor Hyänen und Wildkatzen schützen – ähnlich wie die o.e. Lion Lights des Massai-Viehhirten Richard Turere.
Im Dezember 2014 stellen Forscher von IBM
Research India um Vikas Chandan auf dem 5.
ACM Symposium on Computing for Development (ACM DEV 2014) in San Jose
die Ergebnisse einer nicht kommerziellen Studie vor, der zufolge eine
Stichprobe von 32 entsorgten Laptop-Akkus im Durchschnitt noch 64 %
ihrer Nennkapazität aufwies. Damit ließe sich eine LED-Lampe mehrere
Stunden lang betreiben.
Bei der Kombination von Solarmodulen, wiederaufladbaren Batterien und LED-Licht gilt die Batterie als die teuerste Komponente, weshalb diese Systeme mit dem Einsatz ausrangierter Akkus deutlich billiger werden könnten. Immerhin werden nach Schätzungen allein in den USA pro Jahr 50 Mio. Lithium-Ionen-Akkus aus Computern entsorgt.
Um den Ansatz zu verifizieren, arbeitet IBM mit der Forschungs- und Entwicklungsfirma für Hardware Radio Studio India zusammen (‚UrJar: A lighting solution using discarded laptop batteries‘). Hier werden die Lithium-Ionen-Zellen ausrangierter Laptop-Akkus einzeln entnommen und getestet, um aus den besten davon neue Akkus zusammenzusetzen, um Gleichstromgeräte mit niedrigem Energieverbrauch zu betreiben.
Nach der Installation von Steckern zum Aufladen und eine Schaltung, die Überhitzung verhindert, werden die UrJar (Energie-Box) genannten Geräte in fünf Straßenläden in Bangalore, die keinen Zugang zum Stromnetz haben, zur Beleuchtung, zum Laden von Handys und/oder zum Betrieb eines Ventilators eingesetzt. Die Tester bestätigen drei Monate später, daß die Akkus gut funktionieren würden – äußern jedoch den Wunsch nach rattensicheren Kabeln und helleren Lampen. Zwar wird später eine überarbeitete Version getestet, mehr ist über das Projekt aber nicht zu erfahren.
Im Januar 2015 läuten die Vereinten Nationen das International
Year of Light (IYOL) ein. Im Rahmen der globalen Initiative
bringt die UNESCO Hunderte von nationalen und internationalen Interessengruppen
zusammen, wie wissenschaftliche Gesellschaften, Bildungseinrichtungen,
Technologieplattformen, gemeinnützige Organisationen und Akteure der
Privatwirtschaft. Hier wäre eine vertiefende Recherche interessant,
ob diese Initiative irgendwelche signifikanten Auswirkungen auf die
Situation in den o.g. Ländern hatte. Falls sich also jemand dazu berufen
fühlt, nur los.
Ebenfalls im Januar berichten die Blogs über die neugegründete Firma Solight
Design von Alice Min Soo Chun und Stacy
Kelly, die im Architekturlabor der Columbia University eine
solarbetriebene LED-Laterne mit einer faltbaren Pop-up-Box gekreuzt
hatten. Der SolarPuff ist ein flach verpackter, solarbetriebener
Würfel mit 11 cm Kantenlänge aus flexiblem, recycelbarem PET, der nur
73 g wiegt und sich auf eine Dicke von 0,5 cm flach zusammenfalten
läßt. Es ist sozusagen die eckige Version der o.e. Luci von Mpower-D.
Die Gründerinnen – ebenfalls durch das Erdbeben in Haiti 2010 inspiriert – initiieren eine Kickstarter-Kampagne mit einem Zielbetrag von 25.000 $ - und werden förmlich überrollt, als 6.718 Unterstützer den Betrag von 446.940 $ beisteuern, um das Projekt zu verwirklichen. Der Anfangspreis der Lampe, die schwimmen kann und so wasserfest ist, daß es ihr nichts ausmacht, vollständig unter Wasser getaucht zu werden, beträgt 25 $.
Die zehn LEDs lassen sich in drei Lichtmodi betreiben: helles Licht, leicht gedimmtes Licht bzw. Blinklicht, und eine Aufladezeit von acht Stunden in der Sonne speichert Energie für ca. 8 – 12 Stunden Licht. Die Herstellung erfolgt in Japan, und die Preise der Lampe liegen zwischen zwischen 24 € und 36 € (Stand: 2022). Einfachversionen, welche die SolarPuff bzw. die Luci imitieren, gibt es hingegen schon ab 10 €.
Im Februar 2015 folgen Meldungen über die Idee der
Inderin Anusheela Saha, die Kinder in den Slums von
Delhi dabei helfen will, ihre Hausaufgaben nicht mehr bei Kerzenlicht
oder mit Kerosinlampen erledigen zu müssen. Ihre Lösung ist eine Schultasche,
die mit Solarzellen und LED-Leuchten ausgestattet ist. Tagsüber dient
sie als Schultaschen und wird aufgeladen, wenn die Kinder zur Schule
gehen und zurück, und sogar in der Schule – da die meisten von ihnen
offene Schulen besuchen.
Nachts können die Light Bag genannten Schultaschen dann durch einfaches Drehen einer Klappe in eine Lernlampe verwandelt werden, wodurch die Kinder ihre ganz eigene Lichtquelle hätten, etwas, auf das sie sehr stolz sein können und das auch das Interesse am Lesen und Lernen weckt – und letztlich die Schulabbrecherquoten senkt, die nach einer Studie aus dem Jahr 2013 im Grundschulbereich bei 40 % liegt.
Saha geht eine Partnerschaft mit der NGO Salaam Balak Trust (SBT) ein, die seit 1988 Jahren mit Slumkindern in Delhi arbeitet, und die Werbeagentur Cheil India finanziert die Herstellung der Schultaschen für Hunderte von Kindern. Eigentlich ist geplant, alle Slumkinder in Delhi zu erreichen und sogar in das ländliche Indien vorzudringen, doch leider scheint der Ansatz nie weiterverfolgt worden zu sein, obwohl er seinerzeit viel Presse bekam.
Gemäß einem Bericht vom Juni 2015 haben Unternehmen
im Vorjahr mehr als 88 Mio. $ zugunsten der dezentralen Solarenergie
aufgebracht. Zu den Investoren gehörten traditionelle Risikokapitalgeber
wie Vulcan Capital, soziale Investoren wie LGT Venture Philanthropy,
Entwicklungsfinanzierungsinstitute wie IFC und OPIC und sogar strategische
Investoren wie SolarCity und Schneider Electric.
Um eine signifikante Größenordnung zu erreichen, braucht es jedoch eine öffentlich-private Partnerschaft auf globaler Ebene, die zwei Dinge bieten muß: Anreize für den Einsatz, also das Äquivalent eines netzunabhängigen Einspeisetarifs, sowie den Zugang zu günstigem Kapital zur Finanzierung der Vorlaufkosten für Prepaid-Solaranlagen. Eine bewährte Vorlage liefert eine aktuelle Initiative in Tansania.
So startete im Vorjahr die Niederländische Entwicklungsorganisation Stichting Nederlandse Vrijwilligers (SNV) mit finanzieller Unterstützung des Department for International Development (DFID) ein Programm zur Beschleunigung des Solarmarktes für die geschätzt 86 % Bewohner von Tansania, die keinen Strom haben. Das Programm bietet eine ergebnisorientierte Finanzierung für Unternehmen, die die Solarprodukte verkaufen.
Die Unternehmen erhalten einen Anreiz von bis zu 50 € für den Verkauf oder die Vermietung eines hochwertigen Solarenergiesystems, müssen bis zum Verkauf aber alle Risiken und Kosten selbst tragen. Damit liegt das Risiko des Scheiterns zwar bei den privaten Unternehmen, aber es ist ein großer Anreiz für sie, zu expandieren und rechtzeitig zu investieren. Tatsächlich drängen die Unternehmen innerhalb weniger Monate in zuvor vernachlässigte Regionen und eröffnen neue Niederlassungen.
In Tansania und Ruanda aktiv ist auch
die 2011 gegründete Off Grid Electric,
ein Finalist des Zayed Future Energy Prize 2016, die auch bei
der Mittelbeschaffung sehr erfolgreich ist. Die Organisation erhält im
März 2014 in einer ersten Finanzierungsrunde einen Betrag
von 7 Mio. $ von Vulcan Capital und Omidyar Network sowie weitere 16
Mio. $ von dem US-Solarleasingriesen SolarCity. Mit dem Geld will das
von Xavier Helgesen und Erica Mackey gegründete
Unternehmen sein Pre-Pay-Solarangebot in Afrika (ab 6 $) von aktuell
25.000 auf 100.000 Kunden ausbauen.
Neben den Investitionen der ersten Runde erhält das in Tansania ansässige Unternehmen, das sich als ein Pionier des Mikro-Solar-Leasings bezeichnet, auch Darlehen und Zuschüsse aus dem Africa Enterprise Challenge Fund und der Energy and Environment Partnership for Southern and Eastern Africa. Außerdem besteht eine Partnerschaft mit dem tansanischen Präsidenten Jakaya Kikwete, der im Februar 2015 das Ziel ankündigt, bis 2017 eine Million tansanische Haushalte mit zuverlässigem Solarstrom zu versorgen – was von Off-Grid Electric umgesetzt werden soll.
Die Kunden des Unternehmens zahlen eine anfängliche Installationsgebühr ab 6 $ für ein autarkes Solarsystem auf ihren Häusern – Paneele, Lithiumbatterien, LED-Lampen und Zähler. Um das System zu nutzen, sendet der Kunde eine mobile Zahlung an die Off Grid und erhält einen Paßcode. Er gibt den Code dann auf seinem Zähler ein und schalte damit seine Energie frei.
Im Oktober 2015 folgt eine Finanzierungsrunde C, die weitere 25 Mio. $ von DBL Partners, Western Technology Investment und anderen Geldgebern einbringt, darunter den bisherigen Investoren SolarCity, Omidyar Network, Vulcan Capital, Serious Change LP und der privaten Investmentfirma des Microsoft-Mitbegründers Paul Allen. Zu diesem Zeitpunkt werden bereits über 10.000 Systeme pro Monat installiert.
Das später in ZOLA Electric umgetaufte Unternehmen, das sein Hauptquartier nun in Amsterdam hat, bedient dem Stand von 2022 zufolge bereits über 1 Mio. Nutzer in über zehn Ländern auf drei Kontinenten.
Im August 2015 stellen die Blogs die gemeinnützige GivePower Foundation der Firma SolarCity vor, die im vergangenen Jahr 511 netzferne Schulen in Afrika und Mittelamerika mit solar betriebenen Beleuchtungssystemen ausgestattet hat. Dank einer kürzlich erfolgten Spende der Bank of America Charitable Foundation in Höhe von 500.000 $ sollen bis Ende des Jahres weitere 1.000 Schulen in Mali, Nicaragua, Kenia, Haiti, Uganda, Nigeria, Malawi, Nepal und Ghana beleuchtet werden.
Ein typisches System der 2013 gegründeten Stiftung, das zwei Klassenzimmer beleuchtet, besteht aus einem einzelnen Solarmodul auf einem Dach, einer einfachen, langlebigen Speicherlösung sowie acht LED-Leuchten. Die erste Microgrid-Installation erfolgt 2014 an einer Schule in El Islote, Nicaragua. Im Jahr 2016 beginnt GivePower zudem mit der Entwicklung einer solarbetriebenen Entsalzungstechnologie, die in Entwicklungsregionen exportiert werden soll (s.d.).
Bis 2018 installiert GivePower 2.650 Solaranlagen in Dörfern in 17 verschiedenen Ländern und in unterentwickelten Gebieten der Vereinigten Staaten, darunter im Standing Rock Indianerreservat. Die weitere Entwicklung ist auf der Homepage givepower.org dokumentiert.
Das 2009 als klassische Philanthropie gegründete und
inzwischen als gewinnorientiertes Sozialunternehmen agierende Iluméxico (ERES,
Energía Renovable, SAPI de CV), das sich in Mexiko auf Solarenergie spezialisiert
hat, tritt im September 2015 der Initiative Business
Call to Action (BCtA) bei und verpflichtet sich, bis 2020 etwa
300.000 Menschen in 50.000 netzfernen Haushalten mit solaren Heimsystemen
zu versorgen. Derzeit leben mehr als drei Millionen Mexikaner in abgelegenen,
ländlichen Gebieten.
Die BCtA fordert Unternehmen dazu auf, ihre wichtigsten Geschäftsaktivitäten so zu gestalten, daß sie die armen Bevölkerungsgruppen einbeziehen und zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung beitragen. Weltweit haben sich daraufhin 110 Unternehmen, von KMUs bis hin zu multinationalen Konzernen, verpflichtet, das Leben und die Lebensbedingungen von Millionen von Menschen durch wirtschaftlich tragfähige Geschäftsvorhaben zu verbessern. Die Initiative ist ein multilaterales Bündnis zwischen Geberregierungen wie dem niederländischen Außenministerium, der schwedischen Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (Sida), dem britischen Ministerium für internationale Entwicklung (DFID), der US-amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung (USAID), dem Außenministerium der finnischen Regierung sowie dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen.
Ebenfalls im September wird das Unternehmen AbzeSolar in Burkina
Faso in Westafrika im Rahmen eines Wettbewerbs der Vereinten
Nationen, der sich mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung befaßt,
als eines von 14 preisgekrönten Innovationsunternehmen ausgewählt und
im UN-Hauptquartier in New York vorgestellt. Gründerin der Firma, die
eine Vielzahl von Solarstromprodukten für ländliche Gebiete und Dörfer
anbietet, ist Prinzessin Abzeita Djigma, eine Nachfahrin
der Kriegerprinzessin Yennenga, die als Mutter der ethnischen Gruppe
der Mossi in Burkina Faso gilt, welche heute 40 % der Bevölkerung des
Landes ausmachen.
Die Mama-Light Produktlinie des Unternehmens umfaßt solarbetriebene Straßenlaternen, solare Warmwasserbereiter, tragbare Leselampen, aber auch große PV-Felder für Firmen und vieles mehr. Darüber hinaus bietet AbzeSolar den örtlichen Gemeinden technische Schulungen an, damit die Menschen wissen, wie sie die Solarprodukte selbst installieren und warten können, was gleichzeitig die lokale Wirtschaft ankurbelt.
Einen Monat später berichten die Blogs über die erst Anfang des Jahres gestartete Firma RE-VOLT auf der Insel La Gonâve, einer der am stärksten isolierten und unterversorgten Gemeinden von Haiti. Das Ziel des Unternehmens ist es, allen Haitianern, insbesondere in den ländlichen Gebieten, zuverlässige, erschwingliche und saubere Energie zur Verfügung zu stellen.
RE-VOLT bietet seinen Kunden ein modifiziertes D20-System von d.light an, das aus einem PV-Paneel, drei LED-Lampen, einem Handyladegerät und einer Steuerungs-/Stromspeichereinheit besteht, die um eine GSM-Antenne, eine SIM-Karte und die zugehörige Firmware erweitert wurde, so daß die Geräte aus der Ferne verwaltet werden können. Damit zahlen die Kunden den Stromverbrauch in 7- oder 30-Tage-Schritten im Voraus über die mobile Banking-Plattform Mon Cash, die in Haiti gut etabliert ist.
Seit ihren Start hat das selbstfinanzierte Pilotprojekt 800 Haushalte auf La Gonâve erreicht, doch eine Crowdfunding-Initiative auf Indiegogo mit einem Finanzierungsziel von 50.000 $, um bis Anfang 2016 weitere 2.000 Haushalte im ländlichen Haiti mit dem System zu versorgen, erreicht allerdings nur gut 80 % der Summe.
Zeitgleich gibt es Berichte aus Mosambik, wo drei Viertel der Bevölkerung gar nicht an das Stromnetz angeschlossen sind – und wo ebenfalls diverse Start-Ups daran arbeiten, diese Energielücke zu schließen.
Genannt werden der BoP Shop (Bottom of Pyramid) von Emmett Costel und Boris Atanassov, der Solardienstleistungen zu einem Preis anbietet, den sich die Menschen leisten können, wie z.B. ein Sun King 6 W Solar-Home-System (s.o.), sowie die 2010 bestehende Firma RVE.SOL (Soluçoes de Energia Rural Lda) der Gründerin Vivian Vendeirinho aus Portugal, die sich damit befaßt, netzunabhängige Haushalte in Mosambik nicht nur mit Licht und Strom, sondern auch mit Wasser und Kochgas zu versorgen – und das alles über das Handy bezahlen zu lassen.
Die RVE.SOL (ab 2018: KUDURA Power East Africa Ltd.) faßt diese Versorgungsleistungen in einem Container zusammen, der Solarzellen, eine Batterie, eine Wasseraufbereitungsanlage und einen Biogaswandler enthält. Das Unternehmen stellt die Container in netzfernen Dörfern auf, wo sie als Knotenpunkt fungieren und 75 – 150 Haushalte über ein Mininetz mit Strom versorgen. Die patentierte KUDURA-Lösung kann für ländliche Gemeinden skaliert werden und ist zudem netzintegrationsfähig.
Ebenfalls aus Indien wird im November 2015 über die in Neu-Delhi beheimatete Firma Boond berichtet, die Rustam Sengupta im Jahr 2010 gegründet und nach „dem einzelnen Tropfen benannt hat, der zusammen mit vielen anderen einen Fluß bildet, der wiederum Berge versetzen kann“. Auch Senguptas will Licht ins Dunkel der ländlichen Gebiete des Landes bringen, wo noch immer etwa 400 Mio. Menschen in Haushalten leben, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind.
Boonds Geschäft bestand anfangs darin, selbst entwickelte Solarlampen an Dörfler zu verkaufen. Später bietet die Firma Lösungen zur Solar-Elektrifizierung von ganzen Ortschaften, wozu sie sogenannte Mikronetze installiert, die Solarstrom in Batterien speichern und den saubereren Strom dann an die einzelnen Haushalte liefern. Die Firma hat eigenen Angaben zufolge bereits 25.000 Familien mit Solarstrom versorgt.
Die Umsetzung erfolgt in Zusammenarbeit mit indischen Banken und mittels Kleinstkrediten: Wer seinen Hof mit vier Glühbirnen und einem Ventilator ausstatten will, kann mit Hilfe von Boond einen Kredit von 200 € aufnehmen, und diesen dann in Raten zu drei, vier Euro abzahlen. Landarbeiter ohne geregeltes Einkommen können wiederum mit einer Prepaid-Karte Strom kaufen.
Auf der großen Bühne des Weltklimagipfels in Paris im
Dezember 2015 verpflichten sich zahlreiche Länder massiv
in den Ausbau der Erneuerbaren Energie in Afrika zu investieren. Insgesamt
kommen Zusagen über rund 10 Mrd. $ zusammen, mit denen bis zum Jahr 2020 mehr
als 10.000 MW an sauberer Energiekapazität entstehen sollen. Deutschland
beteiligt sich mit 3,25 Mrd. $, andere große Spender sind u.a. Frankreich
(2,2 Mrd. $), Schweden (500 Mio. $) und Kanada (110 Mio. $).
Im Gegensatz zu vielen Entwicklungsprojekten der Vergangenheit soll die Führung der Initiative diesmal in der Hand afrikanischer Führungspersönlichkeiten verbleiben, die hierfür die Africa Renewable Energy Initiative (AREI) bilden. Als Vorbild für zukünftige Projekte dienen aber eher Großprojekte wie die 96 MW Jasper-Solarfarm in Südafrika, die im November des Vorjahres ans Netz ging und zu diesem Zeitpunkt das größte Solarkraftwerk Afrikas darstellt. Über vier regionale Konsultationen im Laufe des Jahres 2018 hinaus scheint es gemäß der Homepage arei.org jedoch keine weiteren Fortschritte gegeben zu haben.
Außerdem scheint das Interesse ans Solarleuchten für die 3. Welt inzwischen
stark abgenommen zu haben, dann ab 2016 sind darüber
kaum mehr neue Meldungen zu finden.
Es ist noch wichtig darauf hinzuweisen, daß es ähnliche Initiativen wie die für Solarleuchten auch für Batterien gibt, die zur Stromversorgung von Radiogeräten, zur Beleuchtung von Lampen in Klassenzimmern und vor allem zum Aufladen von Mobiltelefonen genutzt werden.
In Ghana beispielsweise verbreitet sich ab 2010 eine wiederaufladbare Batterie im Taschenformat namens Burro, der Esel, mit dem Gesicht des gleichnamigen Tieres, das in leuchtendem Grün und Schwarz aufgemalt ist. Der Burro-Batterieverleih, eine Idee des Produktdesigners Whit Alexander aus Seattle, ist wohl die erschwinglichste und nachhaltigste Möglichkeit, Tausende von Haushalten in dem westafrikanischen Land, die keinen Zugang zum Stromnetz haben, mit Elektrizität zu versorgen.
Seit dem Pilotprojekt, das Alexander 2008 in Koforidua mit 1.000 wiederaufladbaren Batterien startet, steigert sich der Bestand bis Mitte 2013 auf über 30.000 Stück im Umlauf. Dabei handelt es sich um in China hergestellte auslaufsichere Nickel-Metallhydrid-Batterien, die relativ umweltfreundlich sind und bei Bedarf sicher entsorgt werden können.
In gut vier Jahren hat das Sozialunternehmen fast eine halbe Million Batterien ausgetauscht und verfügt nun über ein wachsendes Netz von Aufladestationen, die Ladedienste zu einem Bruchteil der Kosten für den Kauf neuer Batterien anbieten – und damit auch den Gebrauch umweltschädlicher Einwegbatterien reduzieren. Beeindruckt von der Idee, den Ärmsten in Ghana billige und nachhaltige Energie zur Verfügung zu stellen, wird Burro 2013 als einer der globalen Partner der Stanford University in deren Programm Entrepreneurial Design for Extreme Affordability ausgewählt.
Im Kontext der Finanzierungen könnte sich hier eine Recherche zum Thema
der Mikrokredite und deren Geschäftsmodelle anschließen,
was aber weit über die Grenzen dieser Arbeit hinausgehen würde. Ein
passenderes Feld, das einer eigenen ausführlichen Recherche bedarf,
sind die bereits mehrfach erwähnten Micro Grids, die
in der Lage sind, ganze Dörfer mit Solarenergie zu beliefern und mittels
Batterien auch nach Sonnenuntergang für Licht und Strom zu sorgen.
Aus Zeitgründen konnte dies bislang aber nicht realisiert werden.
Das einzige Verfahren, das schon früh praktische Anwendung findet,
stammt von der französischen Firma Sofretes. Diese Anlage arbeitet
im Niedertemperaturbereich mit Frigen als Arbeitsmedium, wodurch als
Energiesammler schon einfache Flachkollektoren ausreichen (Stand 1979).
Anlagen, die statt dessen mit Wasser als Arbeitsmedium funktionieren,
benötigen wegen dessen höherer Arbeitstemperatur stark konzentrierende
und der Sonne stetig nachgeführte Sammler – was die Konstruktion
um ein vielfaches komplizierter macht.
Ein noch einfacheres Modell wird 1979 von der IPAT (TU-Berlin) vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Vorrichtung, zu der auch eine Membranpumpe ohne gleitende Teile gehört – womit sich das System auch zur Förderung von Sand- oder schlammhaltigem Wasser eignet. Als Arbeitsmedium wird in Flachkollektoren solarbeheiztes n-Pentan eingesetzt. Es werden aber auch andere, weniger aggressive und ungiftige Verbindungen erprobt. Der Vorschlag der IPAT berücksichtigt im besonderen, daß die für das Gesamtsystem benötigten Teilkomponenten möglichst alle in den jeweiligen Anwenderregionen hergestellt werden können, und daß das technische Prinzip auch ungeschulten Menschen verständlich und einsichtig ist, damit die Anwender in der Lage sind, das System selber instand zu halten bzw. zu reparieren.
Natürlich liegt auch der Einsatz von PV-Systemen für solare Wasserpumpen nahe, weil sich die allgemeine technologische Entwicklung und Umsetzung schon seit langem auf elektrisch betriebene Tauchpumpen konzentriert. Besteht am Brunnen sogar eine Netzanbindung, dann läßt sich mit einem angebots- und bedarfsorientierten Mischprogramm eine optimale Anlagennutzung realisieren (s.u.).
In den 80ern beginnen viele Pumpenfirmen auch für den solaren Betrieb geeignete Modelle anzubieten. 1982 listet der Katalog des dänischen Unternehmens Grundfos schon 22 verschiedene Größen bis 1,5 kW auf, zu Preisen von 10.000 $ bis 15.000 $ und einer erwarteten Lebensdauer von bis zu 20 Jahren.
Ab 1987 wird am Fachbereich Maschinenbau der TU-Berlin an der Entwicklung einer einfachen Kreiselpumpe in Schweißkonstruktion gearbeitet, die für den solaren Einsatz geeignet und in den Ländern der 3. Welt selbst herstellbar ist. Wie einem Bericht der Publikation TU-International zu entnehmen ist, wird ein entsprechendes zweijähriges Kooperationsprojekt mit Ghana allerdings erst 1997 bewilligt.
1994 wirbt die deutsche Heizungsbaufirma Herrmann aus Schwerte mit der Entwicklung einer solarbetriebenen Stirlingmotor-Pumpe 'Sunwell', die in Indien produziert werden soll. Schon 1986 hatte der Solarpionier Eckhard Weber mit ihrer Entwicklung begonnen, und später eine Lizenz an Herrmann vergeben, doch mit dem Konkurs der Firma endete das Projekt. Erst Jahre später wird die Pumpe von Webers eigener Sunmachine GmbH wieder selbst vermarktet (s.u. Stirling-Motor).
Das Angebot von Grundfos umfasst 2006 Solarpumpen für einen Förderstrom bis 180 m3/Tag, Förderhöhen bis 200 m und einer Wassertemperatur bis maximal 60°C.
In Mali wird 1978 die (nach Angaben der UNESCO) damals weltgrößte Sonnenenergieanlage in Betrieb genommen. Etwa 200 km südlich von Timbuktu in der Stadt Dire an den Ufern des Niger erzeugen 3.200 m2 Kollektorfläche etwa 80 kW Strom für die folgenden Aufgaben:
Die Kosten von einer Million Dollar werden von der französischen Regierung im Rahmen des Programmes ‚Neue Energie für die Sahel-Länder’ getragen.
Das Sowjetische Forschungsinstitut für neuartige Stromquellen stellt Anfang der 1980er Jahre eine Solarpumpe vor, die bei voller Lichteinstrahlung pro Stunde bis zu 1,5 m3 Wasser aus einer Tiefe von 15 m fördert – betrieben von Silizium-Zellen, die auf einer 5 x 1 m großen Tafel montiert sind. Das System, das primär als Wasserschöpfwerk für Weideflächen in Trockengebieten eingesetzt werden soll, besitzt neben einer automatischen Sonnennachführung auch eine automatische Reinigungsvorrichtung, die von Zeit zu Zeit selbsttätig den leistungsmindernden Steppenstaub abkehrt.
Auch andere Länder – alleine oder im Rahmen von internationalen Kooperation – beschäftigen sich mit der Elektrifizierung entlegener Dörfer mittels Sonnenenergie.
Im indischen Madras arbeitet Anfang der 1980er Jahre eine 10 kW Anlage der Firma MBB, außerdem beschäftigt man sich mit der Dorfelektrifizierung durch BMFT-Mittel. Algerien kooperiert mit dem BMZ, und der Irak hat eine intensive Zusammenarbeit mit Frankreich begonnen.
Im Laufe der Jahre zeigt sich, daß PV-Anlagen in Entwicklungsländern aus wirtschaftlichen Gründen in erster Linie für ‚Insel-Versorgungen’ geeignet sind, also für Orte ohne Anbindung an das bestehende Stromnetz. Man betracht diesen Sektor als Marktnische mit großem Potential in der gesamten südlichen Hemisphäre.
Ende der 1980er Jahre schätzt man, daß es weltweit etwa 6.000 PV-Solarpumpen gibt, doch nun kommen jährlich etwa 1.500 hinzu. Die EG startet ein Pilotprojekt, bei dem 1.000 Wasserpumpen in der Sahelzone eingesetzt werden.
1990 gibt das BMFT bekannt, daß es in den vorangegangenen 16 Jahren rund 850 Mio. DM an Fördermitteln für die Nutzung erneuerbarer Energie in Ländern der 3. Welt ausgegeben hat – das sind etwa 37 % des in diesem Zeitraum für die Förderung der erneuerbaren Energie insgesamt aufgewendeten Betrags von 2,3 Mrd. DM (zwei Jahre später lauten die Zahlen aus der selben Quelle allerdings 660 Mio. und 4 Mrd. DM – !?). Mit 23 Ländern bestehen wissenschaftlich-technische Abkommen – wobei sieben davon als Schwerpunktregionen gelten: Indonesien, Brasilien, Argentinien, Mexiko, China, Indien und Ägypten. Diese Auswahl wirft einige Fragen auf, besonders wenn man dabei berücksichtigt, daß es bei den meisten Kooperationsprojekten um Einsatzbereiche der Photovoltaik handelt. Jedenfalls ist zu diesem Zeitpunkt bereits gesichert, daß PV-Wasserpumpen mit Kosten von 0,30 DM/m3 Wasser signifikant unter den Kosten einer Dieselpumpe liegen (ca. 0,40 DM/m3), und das BMFT finanziert daraufhin mit rund 26 Mio. DM eine fünfjährige Felderprobung von 120 PV-Wasserpumpen in acht Ländern der 3. Welt (Argentinien, Brasilien, China, Tunesien, Zimbabwe, Jordanien, Indonesien, Philippinen).
Trotzdem tuckern auch heute noch, 15 Jahre später, weltweit Millionen und Abermillionen brennstoffverbrauchender Dieselpumpen...
Ebenfalls um die Sahel-Region geht es bei einem EG-geförderten Projekt, in dessen Verlauf das federführende Comité Permanent Interétas De Lutte Contre La Secheresse Dans Le Sahel in Quagadougou, Burkina Faso, der Siemens Solar GmbH in München zum bis dato größten kommerziellen Einzelauftrag der Photovoltaik-Industrie verhalf. Er umfaßt die Lieferung, Installation und Wartung von PV-Systemen mit einer Gesamtleistung von 640 kW in Gambia, Guinea Bissau, Mauretanien, Senegal und auf den Kapverden. Im Einzelnen handelt es sich um 410 Solarpumpen, 89 Kühl-, 303 Beleuchtungs- und 33 Batterieladesysteme. Die Projektlaufzeit von vier Jahren endet 1994, doch Siemens meldet erst 1996, daß man bis dato eine Gesamtleistung von 540 kW installiert hätte.
1991 berichtet die GTZ, daß insbesondere auf den Philippinen zwei Nutzungssysteme eine unerwartet hohe Akzeptanz gefunden haben: Solar-Batterieladestationen und Solar-Heimsysteme, die Einzelhaushalte mit einer Minimalstrommenge für Licht, Radio und Fernsehen versorgen. Ähnliche Erfahrung werden auch im Senegal gemacht.
Um jedoch eine tatsächliche Breitenwirkung zu erzielen sind die PV-Systeme noch immer zu teuer. Das Worldwatch-Institut geht Mitte 1992 davon aus, daß die Installationskosten für eine 35 – 50 W Anlage zwischen 800 und 1.000 DM betragen – für viele Menschen der 3. Welt also völlig unerschwinglich. Dabei reicht eine derartige Anlage gerade mal dazu aus, 4 – 6 schwache Glühbirnen oder ein Radio drei bis vier Stunden lang zu betreiben. Trotzdem amortisiert sich ein derartiges System in weniger als fünf Jahren, wenn man die monatlichen 15 – 20 DM zugrunde legt, welche pro Haushalt sonst für Wegwerfbatterien und Kerosin ausgegeben werden.
1993 wird geschätzt, daß inzwischen weltweit etwa 15.000 PV-Wasserpumpen im Einsatz sind – die Zuwachsrate beträgt jährlich zwischen 1.000 und 2.000 Stück. In diesem Jahr wird in Indonesien das weltweit bedeutendste Photovoltaikprojekt eingeleitet, bei dem in den folgenden 5 Jahren rund 1 Mio. Klein-PV-Anlagen (50 W) für Hausstrombedürfnisse an interessierte Dorfbewohner verkauft werden sollen. Langfristig sollen sogar alle 60 Mio. Bewohner des Inselstaates versorgt werden. Der Auftrag für die ersten 2.000 Systeme geht an eine deutsche Firma.
Auf der 12. Europäischen PV-Konferenz in Amsterdam, die 1994 von der EG-Kommission veranstaltet wird, präsentiert man das Programm Power for the World, das die Installation von mehreren Millionen PV-Anlagen in aller Welt umfaßt. Zu diesem Zeitpunkt errichtet die deutsche DASA Solarpumpen im argentinischen Buschland und solargestützte TV-Relaisstationen in der Inneren Mongolei. Das Unternehmen hat ferner den Auftrag, bis 1996 vier Dörfer auf Hainan, einer Insel im Südchinesischen Meer komplett mit Solarstrom zu versorgen.
1995 soll es weltweit bereits 157.000 Dörfer geben, die mit Solarstrom versorgt werden. In Indien geht man sogar einen Schritt weiter und beginnt 1996 mit dem Bau einer ‚Solarzone’ in der Thar-Wüste, wo neben Aufwindkraftwerken (s.d.) auch PV-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 5.000 MW installiert werden sollen. 1997 beginnt die Solar Century Initiative mit ihren Investitionen: GAIA Kapital, eine von Rolf Gerling gegründete Venture Capital Gesellschaft beauftragt die amerikanische Firma Sun Light Power im Rahmen eines 2 Mio. $ Vertrages mit dem Aufbau eines Photovoltaik-Service in Afrika, Asien und Lateinamerika. Im Rahmen dieses Service werden die PV-Systeme nicht verkauft, sondern von Sun Light Power installiert und gegen eine monatliche Gebühr vermietet. Ende des Jahres installiert Siemens Solar in der chinesischen Provinz Shenzen ein PV-System mit 114 kW Leistung – das zu diesem Zeitpunkt zu den größten Photovoltaik-Anlagen in Asien zählt.
Das Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET) in Kassel veröffentlicht 1999 Zahlen, denen zufolge die Versorgung von weniger als 100 Haushalten pro Quadratkilometer am billigsten mittels Solartechnik gewährleistet werden kann, die auf diesem Anwendungssegment sogar preiswerter als die kleinen, dezentralen Dieselanlagen ist. Damit rechnet sich die Photovoltaik für rund 2 Mrd. Menschen, die bislang noch immer ohne Strom sind.
Im März 1999 startet die Shell AG in Südafrika das Projekt Solar-Home-Systems, bei dem kleine PV-Anlagen Strom für 4 Lampen, ein Radio und einen Fernseher liefern. Da die Investitionskosten von ca. 1.000 DM für viele der potentiellen Kunden unerschwinglich sind, koppelte Shell den Vertrieb mit einer Art Strom-Leasing, bei der die Kunden ihre monatliche ‚Stromrechnung’ von 10 bis 15 DM im Voraus bezahlen – soviel wie sie sonst für Kerzen, Öl und Batterien ausgegeben haben. Dafür erhalten die Kunden eine Chipkarte, die ‚ihre’ Solaranlage für einen Monat freischaltet. Bis 2001 will Shell 50.000 Solar-Home Anlagen installieren. Das Unternehmen ist außerdem in der Mongolei präsent, wo ebenfalls 50.000 Anlagen installiert werden sollen, und für Brasilien rechnet man sogar mit einem Kundenstamm von 20 Mio. Menschen.
Unter dem Motto Sonne für die Welt sammelt der gemeinnützige Verein Süd-Nord-Ost-West-Netzwerk e.V. Spenden für den Bau von ‚Weltbürger-Solaranlagen’ in Weißrußland und Indien. Das auf Initiative von Dietrich von Bodelschwingh für Tschernobyl-Umsiedler in Lehmbautechnologie gebaute Dorf Drushnaja (Freundschaft) soll ebenso Solaranlagen von Phönix (s.d.) erhalten, wie die in Indien entstandene Bewegung der ‚Unabhängigen Energieproduzenten’ DESI (Decentralised Energy Systems India).
Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) will 2002 in Südafrika erstmals entlegene ländliche Regionen mit Solarenergie versorgen. Rund 27.000 Haushalte sollten eine Anlage erhalten, die elektrische Beleuchtung und den Betrieb kleinerer Geräte sicherstellte. Ein entsprechender Darlehensvertrag in Höhe von 15,8 Mio. € ist bereits unterzeichnet. Geplant ist außerdem, Schulen und Gesundheitsstationen in der östlichen Kapprovinz im Nordwesten des Landes mit Solarstrom zu versorgen.
Da es so gut wie unmöglich ist, eine Gesamtübersicht über alle schon durchgeführten Projekte und Vorhaben zu geben, möchte ich hier einige frühe Modellfälle vorstellen. Über die großtechnische solare Entsalzung und Wiederaufbereitung von Wasser werde ich weiter unten gesondert berichten.
In Ägypten wird 1978 von den Firmen Dornier und Linde AG und im Auftrag der GTZ eine 30 m2 Kollektorfläche installiert, welche die Temperatur eines angeschlossenen Frischhalteraumes für Lebensmittel von etwa 10 m3 Volumen auf 0°C – 3°C absenkt. Als Betriebsmittel wird das leicht siedende Ammoniak gewählt. Unter tropischer oder subtropischer Sonne läßt sich pro Quadratmeter Solarabsorberfläche täglich bis zu einer Kilowattstunde in Form von Kälte gewinnen.
Das BMFT-unterstützte System, das im Sommer 1979 in Spanien versuchsweise installiert wird, ist von Prof. Knut Kauder an der Universität Dortmund entwickelt worden und soll später in Entwicklungsländern eingesetzt werden. Der 9 m hohe Brennofen besitzt sechs konkave Spiegel, die das Sonnenlicht über einen Sekundärspiegel in den Brenner hineinleiten. Die Gesamtfläche der Spiegel beträgt nur rund 18 m2 – und es sind Temperaturen bis zu 1.000°C erreichbar, mittels derer die Ziegel gebrannt werden.
In Mexiko wird Ende der 1970er Jahre das abgelegene Fischerdorf Las Barrancas ausgewählt, um als Modell für die sonnenenergetische Komplettversorgung kleinerer Ortschaften in Ländern der 3. Welt zu dienen. Der Name dieses Projekt lautet Sontlan, und die Realisation erfolgt in Zusammenarbeit zwischen dem BMFT und der mexikanischen Regierung. Die gesamte solarelektronische und elektrotechnische Ausrüstung dieses damals weltweit größten Sonnendorf-Projektes stellt die Firma AEG-Telefunken. Bereits im Dezember 1977 hatte ein Technikerteam in Begleitung von Fachleuten des BMFT das Dorf besucht – die einzige Stromquelle des 250-Seelen Ortes bildete damals ein 1 kW Generator, dessen Strom in erster Linie der Versorgung des Ortstelefons diente, mit welchem der Kontakt zur Außenwelt gehalten wurde.
Im November 2007 meldet sich Herr Joachim Paul vom damals beteilgten Unternehmen DEBEG-Service bei mir, nachdem er festgestellt hatte, daß die einzige Erwähnung dieses frühen Projektes im gesamten Netz hier im Buch der Synergie zu finden ist. Bei ihm bedanke ich mich sehr für die folgenden Fotos. Herr Paul schickte mir auch reichlich Material, von dem ich hier etwas aus seinen persönlichen Erfahrungen zitiere:
"Meine Aufgabe war es im Projekt Sontlan eine sichere Kommunikation im Telefon und Datenbetrieb zwischen Las Barrancas an der Pazifik-Küste und Cd. Constitucion im Landesinneren herzustellen. Ich bin dreimal dort gewesen. Es ging auch um die Frage, wie bekommen wir den Relais-Container auf den Berg. Kein Problem, sagten die Mexikaner, da nehmen wir einen Hubschrauber – und schon ist er oben. Leider hatten sie später keinen geeigneten Hubschrauber für das Gewicht. Deshalb mußte ein Weg in Serpentinen den Berg hinauf gebaut werden, was ca. ein Jahr gedauert hat.
Zur Inbetriebnahme war von den eigentlichen Solaranlagen noch nichts zu sehen, mit der Telefon- und Datenleitung habe ich ja erst die Basis für die ganze Logistik vorbereitet. Später war ich ein drittes Mal dort, um die Techniker vor Ort in Wartung und Reparatur des Kommunikationssystems zu schulen."
Als wichtigste Neuerung wird innerhalb des Projekts ein sonnenbetriebenes Kühlhaus eingeführt, in dem die von den Einwohnern gefangenen Delikatess-Fische bis zum Weitertransport eingefroren werden. Bisher hatte der weite Weg bis zu der im Binnenland gelegenen Fischfabrik den größten Teil der Fänge verderben lassen.
Die Sonnenfarm, die 100 kW – 200 kW leistet, liefert gleichzeitig noch ausreichend Elektrizität für Koch- und Pumpzwecke, für ein Funktelefon, ein Rundfunkgerät und einen Videorekorder. Über die in diesem Dorf ebenfalls installierte Meerwasser-Entsalzungsanlage werde ich weiter unten berichten.
Anfang 1983 werden in Las Barrancas solartechnisch bereits 1.617 kW Strom erzeugt, mittels Parabolkollektoren wird 400°C heißes Öl für den Betrieb einer 120 kW Eismaschine bereitgestellt, und der Heißwasserbedarf der Bewohner und der Fischfabrik wird mittels konventioneller Flachkollektoren gedeckt. Die Projektkosten betragen 90 Mio. DM, die zwischen der BRD und Mexiko geteilt werden.
Im Laufe der 1980er und 1990er Jahre entstehen ähnliche Versuchs- und Demonstrationsdörfer auch in vielen anderen Ländern der Erde. Von einer ‚flächenbrandähnlichen’ Verbreitung kann aber nicht die Rede sein – und aus einer Vor-Ort-Perspektive kann man auch leicht erkennen warum. Zum einen stammen die Ideen zu diesen Solardörfern samt der in ihnen umgesetzten Technologie fast immer aus dem Ausland. Dadurch werden sie oftmals als fremd empfunden und lassen sich nur schwer im lokalen Selbstverständnis verankern.
Zum anderen leben die Eliten dieser Länder ausnahmslos in einem Reichtum, der alternative Energieformen als lächerlich und unnötig erscheinen läßt – während ihre Völker schließlich auch ohne diesen ‚ausländischen Krempel’ überleben... oder eben nicht. Aber daran würden dann auch ein paar Solarkollektoren kaum etwas ändern.
Vieles ändern könnten allerdings große Anlagen, die zur Versorgungssicherheit mit Elektrizität und solar entsalztem Wasser in signifikanten Quantitäten führen können. Wobei ich an entsprechender Stelle noch auf andere technologische Möglichkeiten hinweisen werde, wie man mittels nichtfossilen Energieformen die gewünschten Mengen Süßwasser ,herstellen’ kann.
Doch bevor wir uns diesen Hochtemperatur-Anlagen widmen, gibt es noch einen umfasenden Bereich der gleichzeitigen passiven und aktiven Solarnutzung im Niedertemperaturbereich – nämlich die Solararchitektur.