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Im Rahmen der Niedertemperatursysteme wird die Sonnenenergie am häufigsten zum Erhitzen von Brauchwasser für den Haushalt (Waschen, Baden, Spülen usw.) sowie zu Heizzwecken angewendet, wobei hier die Kopplung mit entsprechend effektiven Speichersystemen eine besonders wichtige Rolle spielt. Viele weitere Anwendungsbereiche und -methoden, auf die ich später noch ausführlich eingehen werde, lassen sich besonders gut in Ländern der 3. Welt umsetzen.
Inzwischen wird die Konzentrator-Technologie auch für thermische Systeme genutzt. Ein gutes Beispiel dafür bildet der Suncone-Konzentrator, den ich dem entsprechenden Kapitel der Verstärkungstechniken zugeordnet habe (s.d.).
Doch wenden wir uns zunächst den konventionellen solaren Niedertemperatur-Systemen zu.
Es gibt viele Arten von Luftkollektoren, und im Allgemeinen wird zwischen offenen und geschlossenen Varianten unterschieden. Bei den ersteren speist die Umgebungsluft den Kollektorvorlauf, bei den anderen hingegen Luft, die in einem geschlossenen Kanalsystem zirkuliert.
Die ersten offenen Systeme bestehen aus schwarz lackierten Stahl-Absorberplatten mit einer transparenten Kunststoffabdeckung. Ein solches System wird 1986 in den USA an einer Fabrik des Autokonzerns Ford erprobt, wo sich allerdings Probleme mit der Abdeckung ergeben: Sie fordert hohe Wartungskosten und reduziert obendrein den Wirkungsgrad.
Die meisten Luftkollektoren bestehen im Grunde aus ein- oder mehrlagigen Hohlkammerprofilen. Ein besonders weit entwickeltes Modell ist der MECO-Kollektor von 1987, dessen Kunststoffprofil mehrere Funktionen in sich vereinigt: Die transparente Abdeckung, das ruhende wärmedämmende Luftpolster, die Absorberfläche, die Wärmeträgerkanäle und der Tragrahmen bilden ein einziges Bauteil.
1990 erprobt McDonnel-Douglas ein weiteres, sehr simples Luftkollektor-System, das eigentlich nur aus einem Fassaden-Anstrich mit besonders hohem Strahlenabsorptions-Koeffizienten besteht, wobei die an der Wand aufsteigende Warmluft durch eine unten offene Überdachung abgesaugt wird. Diese Methode erweist sich als sehr billig, hat aber nur einen geringen Wirkungsgrad.
In der ehemaligen UdSSR wurde ein solarer Luftkollektor zum Beschleunigen des Aushärtens von Beton entwickelt – insbesondere auch zum Ausgleich zwischen den Tages- und den Nachttemperaturen während des Aushärteprozesses.
Um 1996 erproben die Unternehmen Ford und GM Luftkollektoren mit perforierten Absorberblechen und erreichen damit Rekord-Wirkungsgrade bis 80 %. Die erwärmte Luft wird mittels einer Grenzschichtabsaugung durch die Perforation hindurch hereingeholt, womit die Verluste durch freie Konvektion vermieden werden. Außerdem kann bei dieser Methode auf teure, transparente Abdeckungen verzichtet werden.
Eine neue Form von offenen Luftkollektoren wird 1997 vom Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik der Universität Stuttgart vorgestellt. Bei den Solar Walls handelt sich um Absaugfassaden zur solaren Lufterwärmung, die z.B. Prozesswärme niedriger Temperatur für Trocknungsanlagen liefern können – bzw. Verbrennungs- oder Lüftungsluft kostengünstig vorwärmen. Am Heizkraftwerk Göttingen wird eine 343 m2 große Fläche mit einem zusätzlichen Luftsammelkanal an der Oberseite installiert. Der hier gemessene Wirkungsgrad beträgt etwa 40 %.
1998 wird in einem bundesweit einmaligen Modell in Köpenick die transparente Wärmedämmung eingesetzt. Auf schwarz gestrichenes Mauerwerk werden in Glasputz waagrechte Bündel kleinster Glasröhrchen verschlossen. Das vom Forschungsministerium geförderte Projekt der Köwoge Wohnungsbaugesellschaft wird an drei Plattenbauten im Ortsteil Friedrichhagen umgesetzt, man versprichst sich 75 % Heizkostenersparnis. Die Auswertung des Projektes soll 2001 erfolgen. Ich komme weiter unten unter Solararchitektur noch einmal darauf zurück.
Im Februar 2007 berichtet die australische Presse über den Sun Lizard Solar Heater von Colin Gillam und seiner Firma Alternative Fuels and Energy (AFE) in Boronia, Victoria, der außerdem auch zum Beheizen UND Kühlen von Gebäuden eingesetzt werden kann.
Es handelt sich dabei um einen Luftkollektor, dessen Warmluft im Winter mittels eines Ventilators in das Haus geblasen wird. Der selbe Ventilator – der durch ein kleines PV-Paneel betrieben wird – sorgt im Sommer wiederum für die Abfuhr der Warmluft aus dem Gebäude hinaus. Das System, das derzeit noch 2.500 $ kostet, soll bei einer Massenproduktion in Zukuft merklich günstiger werden – hofft der Erfinder, der 16 Jahre in seine Entwicklung gesteckt hat.
Ende 2007 kann das Unternehmen, das inzwischen Sun Lizard Pty Ltd. heißt, bereits 230 installierte Anlagen vorweisen, es wird im ‚New Inventors’-Programm des Australia ABC TV vorgestellt und gewinnt dort auch einen ersten Preis.
Ein ganz einfacher Luftkollektor aus geschwärzten Bierdosen und einer Plexiglasabdeckung wird bereits im April 2007 in verschiedenen Blogs vorgestellt. Die Konstruktion schafft es immerhin, die Temperatur der einströmenden Luft um 15° anzuheben.
Es ist klar, daß bei dem ‚Rohstoff Bierdose’ weitere Nachbauten nicht lange auf sich warten lassen...
Eine Abart der Luftkollektoren bilden die Solartrockner für die Landwirtschaft, welche ohne große Investitionskosten und fast keinen Betriebskosten die Trockenluft um 30°C – 35°C erwärmen können. Diese Systeme werden sowohl großtechnisch (z.B. in Schweden für Heu und Getreide) als auch im 3.-Welt-Maßstab angewendet (s.d.). In Mitteleuropa ist schon durch die einfache Installation von lichtdurchlässigen Kunststoffplatten als Dach eine 5°C – 15°C betragende Wärmesteigerung zu erzielen.
Die Universität Hohenheim bei Stuttgart erhält 1992 den Innovationspreis des deutschen Gartenbaus für die BMFT-geförderte Entwicklung eines solarbetriebenen Gewächshaustrockners, der besonders für voluminöse Güter wie Heil- und Gewürzpflanzen geeignet ist und etwa 2 l Heizöl pro kg Trockenware einspart. Zusätzlich schützt der Gewächshaustrockner das Trockengut vor UV-Strahlung und dem Ausbleichen der Pflanzen. Die Qualität der mit Solarenergie getrockneten Früchten ist weitaus besser als beim bisher üblichen Trocknen auf dem Erdboden, auch kommt es zu keinem Schimmelbefall (Mykotoxinbildung) und die Lebensmittel sind vor Staub und Regen, Insekten und Nagetieren geschützt.
Da das Gewächshaus außerhalb der Trocknungssaison zur Pflanzenzucht verwendet werden kann, ist das System auch wirtschaftlicher als konventionelle Trockner. Durch die ganzjährige Nutzungsmöglichkeit ergeben sich wesentliche Vorteile gegenüber Anlagen, die nur wenige Monate im Jahr ausgelastet werden können. In einer vierjährigen Entwicklungs- und Testphase wurde der solare Gewächshaustrockner zur Marktreife geführt – erste Systeme sind in Kooperation mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in Slowenien, Ägypten, Chile, Mali, Äthiopien, Saudi-Arabien, Korea und in der Türkei erfolgreich im Einsatz. In Deutschland arbeiten bereits zwei Anlagen in Limburg und Worms.
In Hohenheim arbeitet das Institut für Agrartechnik in den Tropen und Subtropen außerdem an solaren Flachtrocknern für aride Gebiete (eine Rosinen-trocknende Anlage in Griechenland amortisiert sich in nur zwei Jahren) und an solaren Tunneltrocknern, die mit warmer Luft stückige Güter wie Trauben, Aprikosen, Datteln, Kakao und Reis trocknen.
1996 entwickelt die Universität Hohenheim im Auftrag einer der größten brasilianischen Forstbetriebe CAF Santa Barbara den weltgrößten Solar-Holztrockner, der dann Anfang 1997 im Bundesstaat Minas Gerais in Betrieb geht. Er fasst 200 m3 (Eukalyptus-)Holz und kostet nur ein Viertel herkömmlicher, fossil beheizter Trockner. Durch eine gesprühte Feuchtigkeitszugabe, einer Prozessor-Steuerung und einer Holzabfälle nutzenden Zusatzheizung für die Nacht gelingt es, das Holz ohne Rissbildung zu trocknen. Bis Jahresende soll die Anlage auf 1.200 m2 ausgebaut werden.
Die Hohenheimer Tunneltrockner haben sich bis 2000 zu einem Exportschlager entwickelt, allein in Indonesien bestehen bereits 13 Anlagen für Kaffee, Kakao und Getreide.
Das Institut für Kreislaufwirtschaft erstellt im Auftrag der Klimaschutzagentur Bremer Energie-Konsens eine Machbarkeitsstudie zur solaren Klärschlammtrocknung. Die im Dezember 2005 vorgelegte Studie vergleicht verschiedene Methoden: ausschließlich solare Klärschlammtrocknung, solare Trocknung mit Abwärmenutzung und konventionelle thermische Trocknungsverfahren. Für die beiden Varianten der solaren Klärschlammtrocknung ergeben sich deutlich niedrigere spezifische Trocknungskosten als für konventionelle Trocknungsverfahren. Zudem entstehen bei ihnen wegen des Einsatzes erneuerbarer Energien wesentlich geringere klimarelevante Kohlendioxid-Emissionen.
Anfang 2006 geht auf der Verbandskläranlage des WAAV Abwasserverband Leibnitzerfeld Süd in der Steiermark die mit 126,3 m weltlängste thermosolare Klärschlammtrocknungsanlage mit vollautomatisierter Verladung des Trockengranulates in Betrieb. Zur Anwendung kommt dabei das patentierte ‚Wendewolf’-Verfahren der steirischen Firma Ing. Jakob Strassegger aus Kainbach bei Graz, mit dem sich das Wasser mit nur wenig Zusatzenergie austreiben läßt, so daß nur noch die Feststoffe übrig bleiben. Mit der Kraft der Sonne werden jährlich aus 1.700 t Klärschlammabfall rund 460 t hochwertiger Brennstoff in Form eines Trockengranulates hergestellt, das in der Zementindustrie eingesetzt wird.
Bei Warmwasser-Solarkollektoren handelt es sich fast ausnahmslos um fest installierte Flachkollektoren ohne Sonnennachführung.
Bei diesen Verfahren trifft das Sonnenlicht, nachdem es durch eine reflexionsarme, durchsichtige und abschirmende Glasscheibe oder Plastikschicht hindurchstrahlt, auf die schwarz gestrichenen Kollektorplatten, die häufig aus Kupfer oder Aluminium bestehen und mit Kunststoffschaum o.ä. nach außen hin gut isoliert sind. Um auch noch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen einen wirtschaftlich interessanten Wärmeertrag zu bekommen, experimentieren Firmen wie z.B. Phillips mit Vakuumröhren, welche innen mit einen silbernen Verspiegelung belegt sind und eher zu den Hochleistungskollektoren zu zählen sind (s.u.).
Wird das aufzuheizende Wasser einfach über die geschwärzten Platten geleitet, so spricht man von einem offenen Kollektor. Wird das Wasser dagegen durch ein Röhrensystem hindurch geleitet, das sich zwischen Glasscheibe und Isolationsschicht befindet, so gilt das System als geschlossener Kollektor.
Viele Schätzungen treffen sich in der Aussage, daß weltweit etwa ein Drittel des Energiebedarfs für Wärmegrade verbraucht wird, die schon ein einfacher Plattenkollektor erzeugen kann (!). Selbst im mitteleuropäischen Klima ist im Jahresdurchschnitt eine Deckung des Brauchwasser-Wärmebedarfs zu 50 % leicht erzielbar. Mit sehr guten und stark isolierten Kollektoren – und bei ausreichendem Sonnenschein selbstverständlich – sind auch hierzulande Temperaturen bis zu 100°C erreichbar.
Die Entwicklung von solaren Wassererhitzern wird schon seit den 1960er Jahren von der zypriotischen Regierung unterstützt, es werden an Hauseigentümer und Hotelbesitzer günstige Kredite vergeben. Der Erfolg spricht für sich: 1999 besitzt die Insel weltweit die meisten Kollektoren pro Einwohner: Über 90 % der Privathaushalte und über 50 % der Hotels erwärmen ihr Wasser mit Sonnenenergie.
Die sich in Deutschland im Handel befindlichen Flachkollektoren haben zumeist Wirkungsgrade zwischen 50 % und 80 % (Stand 1985). Doch die Entwicklungen zur Erzielung eines verbesserten Absorptionsverhaltens gehen weiter. So sind beispielsweise selektiv wirkende Absorberflächen möglich, wobei selektiv bedeutet, daß diese von der Sonne angestrahlten Oberflächen möglichst wenig Wärme zurückstrahlen, was einen Verlust bedeuten würde. Es gibt außerdem die Möglichkeit, die Glasabdeckplatten mit lichtdurchlässigen Absorptionssubstanzen zu beschichten, wodurch der Reflektionsindex derartiger halbleitenden Schichten um 40 % – 60 % größer wird als der von rein transparenten Trägern wie z.B. Glas. Zum Beschichten eignen sich beispielsweise Kupferoxid, Cadmiumoxid, Zinnoxid, Indiumoxid und Cadmiumstannat.
Zur Steigerung des Gesamtwirkungsgrades wird neben der Nutzung von Wasser als Wärmeträgermedium auch mit Öl und mit Wasser-Glycol-Mischungen experimentiert; ebenso wie mit einer zusätzlichen ‚Innenverglasung’ aus einer Teflon-FEP-Flourkohlenstoff-Folie, die dem Kollektor eine um 30 % gesteigerte Energiesammelfähigkeit verleiht.
Nimmt man alle diese Techniken zusammen, d.h. hohe Selektivitätsgrade, optimale Isolation und Hochvakuumeinschluß, dann lassen sich Betriebstemperaturen bis zu 600°C erwarten – womit diese Kollektoren dann allerdings schon eher dem Bereich der Hochtemperatursysteme zuzuordnen wären.
Im Gegensatz zu diesen recht teuren Apparaten verspricht bereits 1975 der Einsatz einer neuen Rotationsgießmaschine bei Krauss-Maffei, mit welcher Kunststoffkollektoren ohne das aufwendige Hochdruckverfahren hergestellt werden können, den Quadratmeterpreis auf unter 100 DM zu senken.
1976 stellt die VW AG erstmals einen einfachen aufrollbaren Sonnenkollektor aus verschweißter Plastikfolie vor, der große Ähnlichkeit mit einer Luftmatratze hat und besonders für die Beheizung von Schwimmbadwasser geeignet ist. Bei geringen Strömungsgeschwindigkeiten in dem relativ robusten Mattenwerk gelingt es, das Wasser auf 70°C zu erwärmen. Doch über das Thema Schwimmbadbeheizung werde ich noch gesondert zu sprechen kommen.
1978 erreicht der deutsche Erfinder Hans-Joachim Dietzsch mit seinem rekupierenden Solarabsorber sehr hohe Wirkungsgrade bis zu 60 %. Mittels eines nur 4 cm dicken Kapillarkörpers aus einem zusammengeschweißten Gespinst von Polykarbonat-Röhrchen nutzt er den Raum – statt nur der Fläche, wie die anderen Kollektoren. Bei einem Test erreicht sein Kollektor eine Lufttemperatur von 132,6°C, bei einer Außentemperatur von minus 5°C. An 1981 beschäftigt sich die Firma Diveno ebenfalls mit einer derartigen Kapillartechnik, allerdings mit Glasröhrchen, was Temperaturen bis zu 180°C möglich machen soll.
Ein anderes, sehr viel einfacheres System mit einem trotzdem erstaunlich hohen Wirkungsgrad entwickelt der Österreicher Walter Freller aus Sierming. Seine 'Solar-Bombe' ist nichts anderes als ein schwarz eingefärbter 35 l Wassertank, der wie in einer Thermosflasche von einer Glaskugel umhüllt ist. Die Sonneneinstrahlung kann aus allen Richtungen erfolgen, so daß sich das System besonders für den mobilen Einsatz, beispielsweise auf Schiffen gut eignet.
In den USA gehören die robusten Wabenelemente, die Jerry Plunketts aus Papier und Phenolmasse in Sandwichbauweise hergestellt hat, und die sich wie Dachpappe ausrollen lassen, zu den preisgünstigsten Kollektoren, ebenso wie die Sunmat-Systeme der Calmac Corp. aus New Jersey oder die EPDM-Absorbermatten, die später in Lizenz von der österreichischen Firma Solkav hergestellt werden, und mit denen ich selbst auch sehr gute Erfahrungen machen konnte (s.u.).
Allerdings arbeitet auch eine stets größer werdende Zahl von Hobby- und Alternativbastlern an Eigenproduktionen, die meist wesentlich preisgünstiger sind als die Markenprodukte: Oft bestehen diese Selbstbaukollektoren aus Kupferröhren, Bierdosen und manchmal auch aus Plattenheizkörpern.
In der Bundesrepublik Deutschland werden 1977/1978 Solaranlagen mit einer Gesamtfläche von etwa 30.000 m2 verkauft, und 1979 gibt es einen quantitativen Höhepunkt mit 80.000 m2 installierter Fläche. Danach gehen die Verkäufe drastisch zurück, 1983 z.B. werden nur noch 15.000 m2 verkauft.
Nach vorbereitenden Arbeiten, dem Anwerben und Anlernen von Mitarbeitern, sowie der Entwicklung eines flexiblen Produktionsablaufs beginne ich selber 1980 in Damaskus, Syrien, mit dem kommerziellen Bau von Solarkollektoren – auf Manufaktur-Niveau.
Das größte Problem, mit dem wir hier zu kämpfen haben, ist die Materialbeschaffung. Ich habe in der Publikation TU-International (Nr. 8/9 vom Dezember 1989), sowie in dem Fachblatt Sonnenenergie und inzwischen auch in dem im März 2007 erschienenen Buch Die Lifesyle-Falle - Der Klimawandel als Chance für ein neues Lebensgefühl entsprechende Erfahrungsberichte veröffentlicht.
Die Anlagen mit dem Label ‚Al-Faiha’ (einer der blumigen Namen der Oasen-Stadt Damaskus = ‚die duftende’) sind zwar sehr erfolgreich – aber durch das Ausbleiben jeglicher Unterstützung bleibt unsere Arbeit auf eine solvente Schicht von 'Upperclass-Kunden' beschränkt.
Später baue ich in den Jahren 2000/2001 noch einmal Solaranlagen in Syrien, diesmal auch zur Erwärmung von privaten Swimmingpools (s.u.).
Auf dem deutschen Markt drängeln sich inzwischen zunehmend mehr und mehr Anbieter, und die Anwendung der Solarthermie verbreitet sich rapide. Noch vor den bisher bekanntesten Anwenderländern Australien und Israel, in denen es 1984 jeweils etwa 100.000 Haushalte gibt, die Kollektoren zur Warmwassererzeugung besitzen, scheint in den 1980er Jahren Japan mit der Installation von über 5 Mio. Warmwasserkollektoren das Rennen zu machen. Doch auch in China soll es 1985 bereits über 40.000 Anlagen geben, und der Zuwachs ist rapide.
Bereits 1985 entwickelt der österreichische Vöst-Alpine-Konzern ein 'Mondsee Energiedach', dessen Elemente von ca. 0,4 m2 Fläche aus hochwertigen beschichteten, wellenförmig gepressten und rückseitig isolierten Blechen nebst passender Polycarbonat-Abdeckung bestehen. Das System wird drucklos gefahren, d.h. nach dem Hochpumpen auf den First erwärmt es sich beim Abfließen durch die Wellentäler und wird an der Dachtraufe über Sammlermodule in den Speicher zurückgeführt. Außerdem haben die Elemente ein sehr geringes Gewicht, absolute Hagelsicherheit, eine variable Farbgebung und sind unbeschränkt begehbar. Trotzdem hört man später nichts mehr über diese Entwicklung.
1985 gibt es in der BRD rund 20.000 Solaranlagen, was einer Gesamtfläche von ca. 200.000 m2 entspricht.
Ende der 1980er Jahre untersucht man an der Universität München eine neuartige selektive Absorberschicht, die durch das Aufdampfen von Titan erzeugt wird. Die Weiterentwicklung dieser Technologie wird später durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands besteht in den neuen Bundesländern ein starker Nachholbedarf, doch erst Mitte 1991 werde dort die ersten Brauchwasser-Solaranlagen installiert, meist als Demonstrations- und Anschauungsprojekte.
Seltsamerweise sinkt die Zahl der statistisch erfassten Anlagen im Jahr 1991 auf 12.300 Anlagen (?).
Bei einem Test des Öko-Magazin 1992, bei dem 58 Solarkollektoren untersucht werden, erweist sich kein einziger als uneingeschränkt empfehlenswert. Besonders schlecht schnitten viele Kollektoren wegen der Wahl ihrer Dämm-Materialien ab, einige der Isolieren werden sogar noch mit FCKWs aufgeschäumt (darüber schreibe ich gesondert im Teil A dieser Arbeit). Doch auch die Polyurethane werden kritisiert, da diese aus dem giftigen und allergieauslösenden Diisocyanten hergestellt werden. An der TU Berlin wird ein Vergleichstest für Absorbermaterialien gemacht, bei dem ein Stahlabsorber am besten bewertet wurde, gefolgt von Aluminium und an dritter Stelle Kupfer, da die Rohstoffvorräte dieses Materials in wenigen Jahrzehnten erschöpft sein werden. Aluminium dagegen hat den Nachteil, daß zu seiner Herstellung besonders viel Energie benötigt wird.
Nachdem von 1983 bis 1993 in Österreich bereits über 16.000 Solaranlagen (= ca. 160.000 m2) zur Gewinnung des Warmwassers und der Heizenergie von Selbstbaugruppen unter der Anleitung der mehrfach ausgezeichneten Arbeitsgruppe erneuerbare Energien (ARGE EE) aufgestellt worden sind, wird das Konzept auch in der Schweiz eingeführt. Durch den Selbstbau beträgt die Investitionseinsparung rund 50 %. Das Konzept funktioniert mit der Methode, daß die ARGE Baugruppen aus 10 bis 50 Personen mit Plänen, Werkzeugen und Know-how unterstützt. Nach dem eigenständigen Materialeinkauf werden die Kollektoren dann gemeinsam gefertigt, wobei den Baugruppen die dazu notwendigen Werkzeuge wie Sickenpresse, Biege- und Löttische gegen eine Mietgebühr zur Verfügung gestellt werden. Diese Werkzeuge sind speziell für den dezentralen Einsatz konzipiert und können leicht auf PKW-Anhängern transportiert werden. Die Montage erfolgt dann entweder in Eigenleistung oder unter Einbezug des örtlichen Installationsgewerbes.
Nach einer Befragung Ende 1993 durch das Ministerium für Wissenschaft und Forschung gaben 91 % der österreichischen Anlagenbetreiber an, sie würden auch aus heutiger Sicht noch einmal eine Solaranlage in einer Selbstbaugruppe fertigen. Auf einer Zufriedenheitsskala von 0 bis 20 Punkten bewerteten 70 % der Befragten ihre Anlage mit der maximalen Punktezahl 20, weitere 16 % stuften ihre Anlagen zwischen 16 und 19 ein. 1998 sind in Österreich fast 1,7 Mio. m2 Sonnenkollektoren in Betrieb – was fast der Hälfte der Fläche des Fürstentums Monaco entspricht.
Im europäischen Vergleich kommt Griechenland 1992 mit fast 12 m2 installierter Kollektorfläche je 1.000 Einwohnern auf Platz 2, knapp hinter Österreich mit fast 13 m2. Die Schweiz und Dänemark liegen mit knapp 3 m2 bzw. 2,5 m2 noch weit vor Deutschland mit nur etwa 1 m2 pro 1.000 Einwohner.
1993 gibt es in Deutschland 46.300 Solaranlagen.
Die 1994 in Berlin gegründete Firma KBB Kollektorbau entwickelt mit dem Solector einen neuartigen Kollektor, der aus einer großflächigen Platte besteht, die aus einem Stück hergestellt wird – und nicht mehr wie bisher aus mehreren Einzelteilen. Und eine 1994/1995 vom Test- und Entwicklungszentrum für Solaranlagen am ITW, Universität Stuttgart, durchgeführte Untersuchung bescheinigt den Solaranlagen: „Systeme und Komponenten sind ausgereift“ – die Anlagen der inzwischen dritten Generation sind wirtschaftlich sinnvoll dimensioniert, die Kollektoren und Speicher genau aufeinander abgestimmt.
Weiter mit den Warmwasser-Solarkollektoren...