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Auf der ersten großen Automobil-Messe 2006, der Detroit Motor Show, werden mehr Hybridmodelle gezeigt als jemals zuvor auf einer US-Messe. Allerdings gibt Mitsubishi bekannt, daß das Modell ‚Concept-CT MIEV Hybrid 4 WD’ noch länger im Prototypendasein verharren wird. Grund ist das hochambitionierte Hybridkonzept dieses Fahrzeugs, dessen Antrieb sich aus einem Benzinmotor mit einem Liter Hubraum sowie vier Elektromotoren zusammensetzt, von denen jeweils einer in jedem der vier Räder des Autos platziert ist. Gespeist werden diese Elektromotoren aus einer Lithium-Ionen-Batterie. Erst wenn die Nachfrage deutlich steigen würde denke man an eine Serienfertigung.
Auch Frankreich verläßt anfangs seinen zögerlichen Standpunkt. Im Januar 2006 gibt der Automobilkonzern PSA bekannt, daß nun ein ‚Peugeot 307’ und ein ‚Citroën C4’ mit HDi-Diesel und Elektromotor testweise bereitstünden. Der Durchschnittsverbrauch beider Modelle beträgt 3,4 Liter Diesel auf 100 km. Die CO2-Emissionen gibt Peugeot mit 90 g/km an. Beide Zahlen seien Rekordwerte bei Mittelklasse-Fahrzeugen, heißt es. Das Hybridantriebssystem von PSA Peugeot Citroën kombiniert einen 1,6 Liter großen HDi-Diesel mit einem Elektromotor und verfügt über einen Partikelfilter sowie über ein Stopp-und-Start-System. Bei Geschwindigkeiten von unter 50 km/h ist der reine Elektrobetrieb möglich. Bei Überlandfahrten im Dieselmodus lässt sich der Elektromotor bei Bedarf zuschalten. Etwa beim Beschleunigen erhöht sich die Leistung dann um 35 %. Auf den Markt bringen könnte der Konzern Hybrid HDi Fahrzeuge von 2010 an. Der Serienstart sei jedoch davon abhängig, ob eine ökonomisch tragbare Lösung gefunden wird, um die Technologie für möglichst viele Kunden erschwinglich zu machen.
Architect Mitchell Joachim aus Brooklyn ist (u.a.) Dozent am Massachusetts Institute of Technology, Besitzer des Designstudios Archinode Studio und Partner von Terreform 1, einer Non-Profit-Organisation für Philanthrophe Architektur, Stadtplanung und ökologisches Design. Zusammen mit seinem Kollegen Frank O. Gehry, dem MIT und der Firma GM beschäftigt er sich seit Anfang 2006 mit der Entwicklung und Herstellung eines besonderen Konzeptfahrzeugs. Mit Namen wie ,The XO Lamb Car’ oder ,Nerf Car’ werden eine ganze Reihe sehr interessanter Prototypen entworfen, welche das Verhältnis der Benutzer zur Bewegung und zu Städten neu definieren sollen. Die abschließenden Ergebnisse sollen 2011 präsentiert werden.
Unter den bislang veröffentlichten Konzepten hat mir besonders eines gefallen, bei dem Einzelkabinen an den Haltestellen zusammengesteckt und von einem Solardach aufgeladen werden. Ich kann mir gut vorstellen, daß der ,Car Stack Hang’ die Grundlage des MIT-Entwurfs ,Robotcar’ bildete, der im Dezember 2005 bekannt gemacht wurde (s.o.).
Joachim ist im übrigen auch der Designer des Human-Powered River Gym für New York City, ein schwimmendes, selbstbetriebenes Fitness-Studio, das ich im Kapitel Muskelkraft vorstelle (,River Fitness Studios’).
Im Februar 2006 stellt die Münchener Loremo AG auf dem Genfer Automobil-Salon ihre Vision der automobilen Zukunft vor: Neben zwei Turbo-Dieseln auch den ‚LoremoEV’ (low resistance mobile), der mit einem 20 kW Elektromotor und Li-Io-Akkus ausgestattet ist. Mit einem Leergewicht von nur 600 kg soll der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h erreichen, die Beschleunigung auf 100 km/h erfolgt in 15 Sekunden, die Reichweite beträgt 150 km.
Die Idee, ein solches Fahrzeug zu produzieren, das sich durch konsequenten Leichtbau und weitestgehenden Verzicht auf überflüssige Ausstattung auszeichnet, stammt aus dem Jahr 1993, Initiator ist Uli Sommer. Erste Entwicklungsschritte wurden bereits 1995 in Zusammenarbeit mit Ruetz Technologies eingeleitet. Später gelingt es dem Unternehmen, eine EU-Förderung zu akquirieren.
Loremo plant, den 2-Sitzer voraussichtlich ab 2009 in Serie zu bauen, als Preis wird ein Betrag oberhalb von 30.000 € angegeben.
Nachdem das Hybrid-Feld bislang weitgehend Toyota überlassen worden war, will sie jetzt Honda als zweiter großer Serienhersteller dieser Technik positionieren. Dabei setzen die Japaner vor allem auf den neuen ‚Civic Hybrid IMA’, der im April startet. Dabei steht IMA für ‚Integrated Motor Assist’-Technologie, die bei Honda seit dem Debüt des Öko-Coupés ‚Insight’ bereits seit sechs Jahre verfügbar ist und mittlerweile in insgesamt vier Baureihen mehr als 130.000 Mal verkauft wurde. In Deutschland wurden in den letzten Jahren zusammen allerdings nur rund 500 Exemplare von ‚Civic IMA’ und ‚Insight’ verkauft. Nun sollen in 2006 mindestens 1.000 ‚Hybrid-Civics’ auf die Straße gebracht werden. Seine Kraft schöpft dieser Wagen aus einem neuen Batteriepaket, das gemeinsam mit der Regiezentrale für die Antriebskooperation in einer schmalen Box hinter der Rückbank montiert ist. Diese ‚Intelligent Power Unit’ wiegt zwar noch immer 55 kg, ist aber um 13 % kleiner geworden und lässt nun bei einem Volumen von 59 Litern genügend Raum für ein alltagstaugliches Gepäckabteil. Nur umlegen kann man die Rückbank nicht. Der Preis für den 185 km/h schnellen Wagen beträgt 22.900 € – und schon im Februar liegen dem Unternehmen über 5.000 Kundenaufträge vor.
Auf dem Auto-Salon in Genf im März 2006 zeigen fast alle großen Marken auch sparsamere und saubere Motoren, Biosprit-Konzepte oder Hybrid-Ideen. Peugeot demonstrierte beispielsweise die serienreife Technologie in einem ‚307 CC Cabrio-Coupé’. Der 1,6 Liter HDi mit Partikelfilter leistet 80 kW/109 PS, hinzu kommen 31 kW des Elektromotors. Der Verbrauch beträgt 4,1 Liter. Eine Markteinführung vor 2010 ist allerdings nicht wahrscheinlich. Derzeit ist die Technik mit 6.000 € Aufpreis gegenüber einem Standarddiesel noch zu teuer. Peugeot will das Aufpreisniveau daher auf 2000 € drücken.
Ebenfalls auf einen Diesel-Hybrid setzt Ford-Tochter Land Rover. Man will damit den Vorwürfen begegnen, nach denen Geländewagen Teufelszeug für die Klimaentwicklung seien. Das ‚Land-e’ Modell soll mit Hybrid-Antrieb, Startergenerator und situationsabhängiger Abschaltung des Allradantriebs ein Einsparpotenzial von bis zu 30 % ermöglichen. Fiat wiederum stellte die Studie ‚Panda MultiEco’ vor, der über eine verkleidete Front verfügt, und Reifen mit geringem Rollwiderstand sowie eine Start-Stop-Automatik besitzt. Als Antrieb dient ein Hybridsystem aus Benzin- und Erdgasmotor. In Serie soll das Konzept vorerst aber nicht gehen.
Toyota zeigt derweil das überarbeitete Hybridauto ‚Prius’. Inzwischen wurden weltweit schon 450.000 Exemplare des Wagens mit kombiniertem Benzin-Elektro-Antrieb verkauft – mehr als jedes andere Hybridfahrzeug.
Im April 2006 wird in England die baldige Produktion des ,Modec van’ angekündigt. Der Transporter des Kleinunternehmens in Binley, Coventry, hat mit einer Batterieladung eine Reichweite von 200 km und kommt auf 80 km/h Spitze. Er soll in einer breiten Palette unterschiedlicher Aufbauten angeboten werden. Das gleiche Entwicklungsteam war schon für das in London ab 1997 als Taxi eingesetzte ‚iconic TX1’ verantwortlich.
Im April 2006 enthüllt der renomierte italienische Roller-Hersteller Vespa zwei neue Hybrid-Modelle, die um 25 % stärker sind als die normalen Roller, und dabei rund 20 % Treibstoff einsparen. Aussehen tun sie wie die bekannten Vespas, die Ladezeit beträgt 3 Stunden, und die Roller lassen sich bei niedriger Geschwindigkeit auch im alleinigen Elektromodus fahren. Die 12 V/26 Ah Batterien sind unterhalb der Sitzbank untergebracht, wo die konventionellen Vespas ein Fach für den Helm besitzen. Die zwei Modelle unterscheiden sich durch die Stärke ihrer Motoren: Das an die klassische ‚Vespa LX 50’ angelehnte 50 cc Modell ist mit einem 1.000 W Motor ausgestattet, während das kraftvollere ‚Piaggio X8 125’ neben seinem 125 cc Brennstoffmotor einen 2.500 W Elektromotor besitzt.
Ebenfalls im April 2006 soll das neue Hybridauto von Honda, der ‚Civic Hybrid’, auf den deutschen Markt kommen. Honda kombiniert bei diesem Wagen einen komplett neuen 1,3 Liter Benzinmotor mit 95 PS sowie einen Elektromotor mit 20 PS. Als Durchschnittsverbrauch für den ‚Civic Hybrid’ gibt Honda 4,6 Liter an. Die Brennstoffzelle ist im Mitteltunnel unter dem Wagenboden untergebracht. Vom ‚Civic IMA’, dem Vorgänger-Hybridmodell, verkaufte Honda in den ersten neun Monaten 2005 europaweit 1.104 Exemplare. Vom ‚Civic Hybrid’ will die Marke zirka 5.000 Modelle pro Jahr in Europa absetzen.
Auf der Ingenieursausstellung im japanischen Yokohama im Mai 2005 stellt Mitsubishi ein Elektrofahrzeug vor, das von zwei Motoren in den Hinterrädern angetrieben wird. Das Modell soll die Basis bilden für ein späteres Hybrid- oder Brennstoffzellenfahrzeug. Im 1,2 t schweren Versuchsfahrzeug ‚Colt MIEV’ (Mitsubishi In-wheel motor Electric Vehicle), einem fünftürigen Kleinwagen, übernehmen zwei je 27 PS starke Elektromotoren in den hinteren Rädern den Antrieb des Fahrzeugs, das eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h und eine Reichweite von rund 150 km besitzt. Gespeist werden die Aggregate von 22 Lithium-Ionen-Batteriezellen mit jeweils 40 Ah.
Mitsubishi feiert es als großes Plus des Konzepts, daß die Motorkraft ohne jegliches Getriebe oder andere Verteilermechaniken unmittelbar für die Drehbewegung des Rades genutzt werden kann. Das System soll künftig zu einem Allradantrieb weiterentwickelt werden, bei dem alle vier Räder unabhängig voneinander angetrieben werden können.
Sehr ansprechend finde ich das Solarfahrrad, das im Mai 2006 in den Blogs erscheint. Das ,E-V Sunny bicycle’ besitzt nämlich Solarzellen-Scheiben in seinen Felgen, die einen vorn eingebauten 500 W Nabenmotor antreiben. Die Energiezwischenspeicherung besorgt eine 17 Ah Batterie, die das Fahrrad bis zu 30 km/h schnell werden läßt. Während der Selbstbau-Kit für 795 $ angeboten wird, kann man das komplette Rad für 1.295 $ erwerben. Hersteller ist das kanadische Unternehmen Thera-p-cushion Inc. in Toronto.
Ebenfalls im Mai 2006 wird bekannt, daß in New York City bald die ersten von Lithium-Ionen-Batterien angetrieben Taxis des Herstelles Hybrid Technologies eingesetzt werden sollen. Das 320 V System erlaubt bis zu 1.500 Ladezyklen mit einer Reichweite von jeweils 240 km. Die anschließende Ladezeit beträgt 5 – 6 Stunden und kann an den landesüblichen 100 V Steckern erfolgen.
In den USA gibt es Mitte 2006 nur zwei reine E-Mobile zu kaufen: Den ,NmG’ (No More Gas) von Myers Motors für rund 25.000 $ (s.o.), sowie den ,Xebra’ aus China. Beides sind Fahrzeuge mit drei Rädern und eher Mischungen aus Auto und Motorrad.
Der ‚Xebra’ ist ein kleines E-Mobil, das von der Shandong Jindalu Vehicle Co., Ltd. in der Tianqu Industrial Zone, Dezhou, hergestellt wird. Die Firma bezeichnet sich selbst als das größte Unternehmen zur Herstellung von brennstoffbetriebenen sowie elektrischen geschlossenen dreirädrigen Fahrzeugen.
Das abgebildete Modell läuft in China unter der etwas kryptischen Bezeichnung ‚FL150/200ZK-3’. Das 2,9 m lange, 1,42 m breite und 1,54 m hohe E-Mobil hat eine Reichweite von 65 km und ist bis 65 km/h schnell. Es hat 4 Sitzplätze (max. Zuladung 225 kg), ein integriertes Ladegerät und 6 Stück preiswerte Deka 8G31 Blei-Säure-Batterien (12 V / 100 Ah). Ab Sommer 2006 soll es für unter 10.000 $ verkauft werden.
Die zweisitzige Pickup-Version wird dann Ende 2006 auf den US-Markt kommen, wo der Wagen von Zap! vertrieben wird. Beide Fahrzeuge sind eher für den innerständischen Verkehr mit begrenztem Radius geeignet.
Zap! bieten unter dem Namen ,Zap e-pod’ außerdem ein muskelbetriebenes verkleidetes Fahrrad mit elektrischem Zusatzmotor an, das 9.500 $ kostet. Es besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ,TWIKE’ - allerdings ist die Anordnung der Räder entgegengesetzt.
Im Juni 2006 folgt die Ankündigung der Tokyo Electric Power Company (TEPCO) und des Unternehmens Fuji Heavy Industries, daß man bis 2012 insgesamt 3.000 Stück des elektrischen Kleinwagens ‚R1e’ herstellen will. Im Vergleich zu vielen anderen Modellen, die zu dieser Zeit präsentiert werden, kann das Fahrzeug aber äußerlich kaum bestechen.
Ein elektrisch betriebenes Motorrad aus Thailand wird erstmals im Juli 2006 vorgestellt. Das ‚Hawk Electric Motorcycle’ wird von dem Unternehmen Takohama Motors hergestellt, der Preis des 60 km/h schnellen Motorrads beträgt knapp 850 $, und die Reichweite wird mit 100 km angegeben.
Geplant sind allerdings noch weitere E-Mobile. Einmal der schon mehrfach erwähnte 2-sitzige und extrem schmale Standard-,Tango’ der Commuter Cars Corp. in Seattle, der nun für 18.700 $ angeboten werden soll, für den allerdings noch ein Team aus Ingenieuren und eine zweistellige Millionenfinanzierung gesucht werden, um den Wagen nach mindestens 18 Monaten Entwicklungszeit präsentieren zu können.
Die Luxusversion für 85.000 $ wird bereits gefertigt. Dafür bekommt man aber auch eine Lederausstattung, eine 400 W Stereoanlage und Hinterräder mit jeweils separaten Elektromotoren – die eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h erlauben. Der Wagen sieht trotzdem wie ein arg gequetschter ‚Smart’ aus. (Und wird trotzdem von George Clooney gefahren, so what??).
Zum anderen ist der ,Think car’ geplant, bei dem es sich um eine Weiterentwicklung des früheren ,CityBee’ bzw. ,Citi’ handelt, der damals von einem norwegischen Team konzipiert worden war. Ford übernahm 1999 das Unternehmen Th!nk samt den Wagen und verleaste über 1.000 Stück in Europa und den USA, welche die seinerzeit weltweit größte Elektroauto-Flotte bildeten. 2004 verkaufte Ford Th!nk an eine europäische Firma, die Anfang 2006 Bankrott ging. Im März übernahm eine Gruppe norwegischer Investoren die Konkursmasse und will versuchen, den Wagen wieder auf den amerikanischen Markt zu bringen.
Im Juni 2006 stellt die Modeschöpferin Coquelin Courrèges ein von ihr konzipiertes Forschungsauto vor, das ein wenig an eine Schildkröte erinnert.
Sie will damit „die Welt retten“ und fährt sogar bei Autorennen mit. Das mittlerweile dritte Elektroauto des Modehauses trägt den Namen ‚Zoop’, folgt der aerodynamisch optimalen Tropfenform, hat eine gelbgetönte Plexiglashaube, die auf Knopfdruck zum Ein- und Aussteigen nach oben schwingt, und ist mit einer mit weißem Leder bezogenen Sitzbank ausgestattet, auf der drei Passagiere Platz haben. Spötter fühlen sich an ein Spiegelei auf Rädern erinnert. Der Wagen wiegt 690 kg, besitzt eine Lithium-Polymer-Batterie und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h.
Das Designer-Label beschäftigt sich bereits seit 1969 mit E-Mobilen, als man zum ersten Mal eine Art elektrisches Ufo durch eine Modenschau rollen ließ. 2002 beteiligt sich Coquelin Courrèges dann erstmals mit ihrem Elektroauto ‚La Bulle’ an der vom Reifenhersteller Michelin ins Leben gerufenen Challenge Bibendum.
Dieser wahlweise als Zwei- oder Viersitzer nutzbare Wagen besitzt eine Nickel-Cadmium-Batterie, schafft immerhin 110 km/h und hat eine Reichweite von 170 km. Im Jahr 2004 startet Courrèges bei der Challenge Bibendum in Shanghai mit dem eckigen ‚Exe’, unter dessen Plexiglasflächen zwei bis fünf Sitze Platz finden. Die Lithium-Ionen-Batterie besitzt genügend Energie für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h und eine maximale Reichweite von 450 km.
Der ‚eBox’ ist ein neues 5-sitziges Elektrofahrzeug von AC Propulsion, das mit 5.088 kleinen Lithium-Ionen-Zellen ausgestattet ist und auch als Transporter eingesetzt werden kann. Das 1992 gegründete Unternehmen bezeichnet den ‚eBox’ als „the best EV we’ve built“ und startet nach zweijährigen Planungsphase 2005 mit einer begrenzten Herstellung.
Der erste Prototyp unternimmt seine ‚Jungfernfahrt’ am 24. Juni 2006 – am selben Tag, an dem der Dokumentationsfilm ‚Who Killed the Electric Car?’ von Chris Paine Uraufgeführt wird (s.u.).
Das brasilianische Unternehmen OBVIO! vereinbart im Juli 2006 mit Zap!, daß diese in den USA 50.000 Stück eines Fahrzeugs vermarkten, das auf der Basis des 828 und 012 microsport car entwickelt wird. Während 2007 noch brennstoffbetriebene Modelle produziert werden, soll bald darauf mit dem ‚828E’ und dem ,012E’ elektrisch betriebene Modelle mit Lithium-Akkumulatoren auf den Markt kommen, zu Preisen von 49.000 bzw. 59.000 $.
Auch ein kanadisches Unternehmen will zu dieser Zeit mit einem 10.000 $ Auto auf den US-Markt. Der in Frankreich entwickelte zweisitzige ,Zenn’ (zero emissions, no noise) ist ein langsames Stadtfahrzeug mit geringer Reichweite, von dem pro Jahr 2.000 Stück abgesetzt werden sollen. Es wird unter der Bezeichnung Neighborhood Electric Vehicle (NEV) angeboten. Die Firma Feel Good Cars hatte den ,Zenn’ von der französischen Beneteau-Tochter Microcar gekauft, die seit 1998 bereits rund 31.000 Stück des Kleinstwagens verkauft hat.
Als Beispiel für die außerordentlichen Ergebnisse privater, individueller Initiativen sei hier das Elektromobil des Schweizer Abenteurers Louis Palmer genannt, dessen Ziel es ist, mit seinem selbstgebauten Fahrzeug einmal die Welt zu umrunden. Nach dreijähriger Vorarbeit mit Hilfe der Studenten von vier Technischen Hochschulen, zehn Schweizer Unternehmen und 70 freiwilligen Helfern besteht das ‚Solartaxi’ im Juli 2006 erfolgreich seine erste 3.000 km Test-Rundfahrt von Luzern über Avignon nach Barcelona und zurück (via Monte Carlo und Gotthard-Paß!). Der auf einem Anhänger mitgeführte Solargenerator liefert 30 % des Betriebsstroms und transportiert zusätzlich eine zweite Zebra-Batterie.
Später kann man die Weltumrundung detailliert auf dem Blog des ‚Solartaxi’ verfolgen, außerdem berichtet Louis - mit dem ich bald nach seinem Start in Kontakt trete und seitdem auch aus der Ferne befreundet bin -, regelmäßig auf Spiegel Online, wo im Dezember 2006 erstmals über seinen verwegenen Plan berichtet wird.
Ich werde im Laufe dieser Arbeit noch mehrfach auf seine Weltumrundung zurückkommen und auch einige der dabei gemachten Fotos zeigen.
Die Weltpremiere des bislang schnellsten elektrisch angetriebenen Serienautos wird im Juli 2006 in einem Hangar des Santa-Monica-Airports, Kalifornien, gefeiert. Sogar Gouverneur Arnold Schwarzenegger zeigt sich unter den Gästen. Als der kalifornische Sportwagenhersteller Tesla in San Carlos nach dreijähriger Vorarbeit die Produktion des ,Tesla Roadster’ mit Elektroantrieb ankündigt, ist die erste Serie von 100 Wagen sofort ausverkauft, obwohl das Auto 100.000 $ kostet und erst Mitte 2007 ausgeliefert wird. Das startup Unternehmen wird u.a. von dem PayPal Mitgründer Elon Musk, sowie den Google Gründern Brin und Larry Page finanziert.
Die Entstehungsgeschichte des Unternehmen ist charakteristisch für die in die Branche drängenden Neulinge: Der Elektrotechnik-Ingenieur und Firmengründer Martin Eberhardt verkauft im Jahr 2000 seine Firma Nuvo Media für 187 Mio. $ und will sich einen neuen Sportwagen gönnen. Da es jedoch kein Fahrzeug gibt, das seinem Weltbild entspricht, gründet er zusammen mit einigen Freunden, innovativen Ideen und 60 Mio. $ Risikokapital aus der Computer- und Internetbranche 2003 die Firma Tesla Motors.
Der von Designern des britischen Sportwagenherstellers Lotus gestaltete offene Zweisitzer ist 3,95 m lang, nur 1,13 m hoch, und mit den Rückspiegeln 1,87 m breit. Er bietet den neuesten Stand der Ausstattung: Airbags, ABS und Traktionskontrolle sind ebenso an Bord wie Tempomat, Klimaanlage und Sitzheizung. Und die Innenausstattung ist selbstverständlich mit feinstem Leder ausgeschlagen. (Warum muß beim Auto eigentlich noch immer der Jägerinstinkt des Menschen bedient werden...?!).
Der Wagen, der auch bei Lotus in Hethel, England, gebaut werden soll (Lotus hatte den Design-Wettbewerb mit seinem Entwurf ,Dark Star’ gewonnen), wird von einem Elektromotor mit 185 kW (248 PS) angetrieben, der von 6.381 flüssigkeitsgekühlten Lithium-Ionen-Zellen versorgt wird, die zwei Fünftel des Gesamtgewichts von rund 1.150 kg stellen. Als Ladezeit werden rund dreieinhalb Stunden angegeben, 400 Zyklen werden garantiert, und zusammen mit der zurückgewonnenen Bremsenergie beträgt die Reichweite 400 km, etwa das dreifache bisheriger Elektro-Autos. Von 0 auf 100 kommt bis der Roadster in nur 4 Sekunden. Für die USA gibt es eine begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h, woanders sollen sogar 250 km/h möglich sein. Unter dem Projektnamen ,White Star’ wird bereits an einem Folgemodell für 2008 gearbeitet.
Außerdem arbeitet Tesla nach dem großen Erfolg mit seinem Roadster an der Entwicklung eines 4-türigen ‚Tesla Sedan’, der in der gleichen Klasse wie die BMW 5-Serie anzusiedeln ist. Es sind zwei Modelle mit Reichweiten von 320 km bzw. 480 km geplant, von denen weltweit 10.000 bis 20.000 Stück pro Jahr abgesetzt werden sollen. Ein ‚update’ des Roadsters soll dann 2010 erfolgen.
Einen noch teureren Elektro-Flitzer wollte der französische Hersteller Venturi eigentlich schon ab 2004 anbieten – mit dem wahrlich passenden Namen ‚Fetish’ – und zum Preis von 450.000 €! Dafür sollte man dann einen offenen Zweisitzer mit einem 300 PS E-Motor bekommen, der den Wagen in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 bringt und eine Spitze von 170 km/h erreicht.
Im Juli 2006 geben der ehemalige Astronaut Wubbo Ockels und Studenten der TU Delft das gemeinsame Projekt des ‚Superbus’ bekannt, dessen Prototyp schon 2008 während der Olympischen Spielen in Peking eingesetzt werden soll. Der 15 m lange Bus ist 2,5 m breit und 1,70 hoch – weshalb auch jede Sitzreihe ihre eigenen Türen hat. Das elektrisch betriebene Ungetüm, das 20 bis 20 Passagieren Platz bietet, soll eine Geschwindigkeit von 250 km/h erreichen.
Ein weiterer Elektro-Rennwagen ist von dem im Januar 2005 gegründeten Unternehmen des Ingenieurs und Fahrzeugrestaurators Ian Wright gebaut worden, der ‚Wrigtspeed X1’.
Nun wird der erste Prototyp vorgestellt, der mit einen Drehstrommotor und Lithium Ionen Batterien ausgerüstet ist, die induktiv geladen werden. Der Wagen kommt in 3 Sekunden von 0 – 80 km/h und hat eine elektronisch geregelte Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h, sowie eine Reichweite von 160 km.
Es werden noch weitere E-Mobile werden entwickelt und nun auch öffentlich vorgestellt. Die Schweizer Firma Cree Ltd. zum Beispiel präsentiert den dreirädrigen ‚Cree SAM’, von dem bislang bereits 80 Stück hergestellt worden sind.
Der zweisitzige Wagen schafft bis 85 km/h und hat eine Reichweite von 50 – 70 km. Obwohl es inzwischen genügend Hinweise dafür gibt, daß dreirädrige Fahrzeuge vom Markt nicht besonders enthusiastisch angenommen werden, gibt es immer wieder Designer und Firmen, die es trotzdem probieren.
Eine Tochter von DaimlerChrysler, die Global Electric Motorcars (GEM) in Fargo, North Dakota, präsentiert mit dem ‚GEM E825/4’ einen offenen, viersitzigen Wagen, der bei 40 km/h Spitze eine Reichweite von ca. 50 km besitzt und stark an den ‚Think’ von Ford erinnert. Diese Fahrzeugform ohne Seitenwände ist in Europa jedoch nur bedingt einsatzfähig, dagegen optimal für wärmere Länder.
Der amerikanische Hersteller Tomberlin stellt seinerseits den ‚ANVIL’ vor, ein langsam fahrendes Fahrzeug, das für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen ist und ähnliche Spezifikationen wie das Fahrzeug von GEM besitzt. Die beiden Rücksitze lassen sich hier allerdings auch zu einer kleinen Ladefläche umwandeln.
Während die Massenhersteller und Großkonzerne scheinbar die Bühne der Nachhaltigkeit geräumt haben, rücken ein paar Nischenanbieter mit erstaunlichen Mobilitätsideen ins Rampenlicht. Eines der unscheinbarsten und dennoch faszinierendsten Öko-Mobile des Pariser Autosalons im Herbst 2006 ist der ‚Venturi Eclectic’, den seine Erfinder als erstes Auto der Welt feiern, das vollkommen autonom und unabhängig von allen Energiequellen unterwegs ist.
Der weitgehend offene Dreisitzer fährt mit Strom von Sonne und Wind. Auf dem Dach des E-Mobils befindet sich eine 2,5 m2; große Solarzellenfläche, und außerdem kann man bis zu drei kleinere Windturbinen bestellen, deren Strom ebenfalls in den Nickel-Metall-Hybrid-Akkus gespeichert wird.
Der 350 kg leichte Wagen hat einen 20 PS Motor, der ein Spitzentempo von 50 km/h erlaubt, was für die Innenstadt oder als Hotel-Shuttle ideal ist, und mit voll geladenen Batterien beträgt die Reichweite 50 km. Der ‚Venturi Eclectic’ steht unmittelbar vor der Serienproduktion und soll ab 2007 für 24.000 € plus Steuern angeboten werden.
Zunächst ist eine Kleinserie von 200 Fahrzeugen geplant. Zwei Jahre später sollen die Stückzahlen signifikant steigern und der Dreisitzer dann bereits für einen Nettopreis von 15.000 € angeboten werden.
Außerdem wird auf dem Pariser Autosalon bereits das Nachfolgemodell ‚Astrolab’ gezeigt (ital. astro = Stern, labe = nehmen; eigentlich ein altarabisches astronomisches Ortsbestimmungsgerät), das völlig ohne Dach auskommt und dafür deutlich schneller und weiter fährt.
Die gesamte Karosserie des 3,80 m langen, 1,84 m breiten und 1,20 Meter hohen Renners wird aus Kohlefaser gefertigt. Die Tandem-Sitzanordnung bietet auch eine perfekte Balance, unabhängig davon ob eine oder zwei Personen in dem Wagen fahren.
Dadurch, daß das Gewicht auf rund 280 kg gedrückt wurde, reicht für den Vortrieb des zweisitzigen Tandem-Fahrzeugs ein nur 16 kW / 22 PS starker Elektroantrieb, der seine Energie auch während der Fahrt durch 3,6 m2 Solarzellen generiert. Diese besitzen einen Wirkungsgrad von 21 %, da sie mit einen Film aus Nano-Prismen überzogen sind, welche die Sonnenstrahlen konzentrieren.
Mit seinen flüssigkeitsgekühlten NiMH-Batterien (600 Wh) hat der Zweisitzer eine Reichweite von mindestens 110 km bei einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 120 km/h. Dafür soll dieses E-Mobile ab Januar 2008 aber auch 92.000 € vor Steuern kosten!
Die Sportwagenschmiede Venturi hat ja bereits den ‚Fetish’ am Start (s.o.), von dem 2006 zum Preis von fast 300.000 € (statt 450.000 € wie geplant) immerhin vier Stück verkauft worden sein sollen.
Und noch weitere E-Mobile werden in dieser Zeit vorgestellt. So z.B. das Hybridfahrzeug ,JTEV’ (Joint Tactical Electric Vehicle), das innerhalb von nur 12 Monaten für die US-Marine entwickelt und gebaut wird, und das sich außerdem durch den Einsatz modernster Technologien auszeichnet, darunter auch ‚stealth’-Charakteristiken.
Im September 2006 ist der Verkaufstart des ‚Nice Mega City’ (Nice = No-Internal-Combustion-Engine) des britischen Unternehmens Nice Company, der bei Mega Axiam in Frankreich hergestellt wird. Der 2,5 m lange Wagen mit Aluminiumchassis und Kunststoff-Karosserie besitzt einen 4 kW E-Motor und 8 Akkus zu je 29,5 kg im Fahrzeugboden, mit denen zusammen er 650 kg auf die Waage bringt.
Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 65 km/h, die Reichweite bis zu 75 km, und eine Zuladung ist bis 200 kg möglich. In London wird ein Flottenversuch gestartet Der Preis des E-Mobils soll um 14.800 € liegen.
Die EnVironmental Transportation Solutions LLC aus Grosse Pointe Woods, Michigan, bietet 2006 mit dem ,EcoV’ ein weiteres kleines, praktisches und witziges E-Mobil an. Das in Komplettausstattung für 11.495 $ angebotene 2-Sitzige Fahrzeug ist mit einer 6 – 12 V Blei-Gel-Batterie und einen 72 V Motor ausgestattet und hat eine Reichweite von 40 – 65 km.
Den 2. Preis des vda Design Wettbewerbs 2006 gewinnt der Entwurf des ‚Roadtrain’ von Tibor Biró, Student an der Moholy-Nagy Universität für Kunst und Design in Budapest. Der konzipierte Lkw einen hat geringen Rollwiderstand, Brennstoffzelle und Elektromotor bilden den Antrieb. Die Ladekapazität ist variabel von 50 bis 300 Kubikmetern und das Beladen geschieht automatisch in weniger als einer Minute. Die Einzelfahrzeuge des RoadTrains sind nicht fest miteinander gekuppelt, die Verbindung der Fahrzeuge wird vielmehr elektronisch hergestellt. Der Fahrer wird durch intelligente Computer- und Radarsysteme unterstützt. Die Non-Stop-Fahrt wird durch drei oder mehr Fahrer ermöglicht. Biró erhält ein Preisgeld von 1.000 Euro und ein Praktikumsplatz bei IVECO.
Den auch Transport Efficiency 2020 genannten Wettbewerb loben der Verband der Automobilindustrie (VDA) in Frankfurt am Main und der Rat für Formgebung (German Design Council) jährlich zwischen 2005 und 2008 durch.
Keinen Preis, aber wenigstens eine Auszeichnung und ein Praktikum bei Volkswagen Nutzfahrzeuge erhält dagegen der Entwurf von Tobias Wohlfahrt von der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Sein ‚Plicar’ ist ein leichter Lkw, der speziell für den innerstädtischen Lieferservice gedacht ist. Mit Hilfe eines ausziehbaren Rahmens kann die Ladefläche an die jeweiligen Anforderungen und an das Frachtvolumen angepaßt werden. Das unbeladene Fahrzeug ist dadurch kurz und manövrierfähig wie ein Pkw. Eine nicht genauer definierte Hybridtechnologie soll für einen umweltfreundlichen Stadtverkehr sorgen.
Einer Ende 2006 veröffentlichten Studie des Soziologen Klaus Gietinger zufolge starben bei Straßenverkehrsunfällen seit der Erfindung des Automobils weltweit bislang 35 Millionen Menschen, und mehr als 1,2 Milliarden wurden verletzt. Aktuell fallen jährlich mehr als 1 Million Menschen dem Kfz zum Opfer, 35 Millionen werden verwundet. Aufgrund der starken Motorisierung der Dritten Welt und vor allem Asiens ist die Tendenz stark steigend.
Bis 2030 werden sich die Opferzahlen sowohl jährlich, als auch in ihrer Gesamtheit vermutlich verdoppelt haben. Dabei sind die Umweltfolgen, die Vergiftung von Luft, Erde und Wasser, sowie die zu großen Teilen der Motorisierung geschuldete Klimakatastrophe noch gar nicht mit eingerechnet. Zumindest für diese bildet die elektrische Mobilität mit Strom aus erneuerbaren Quellen eine nachhaltige Lösung.
Alles in allem ein sehr ergiebiges Jahr - und das ist ja erst nur die Hälfte!
Also weiter mit den Entwicklungen des Jahres 2006 ...