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1995 schreibt das Nachrichtenmagazin Der
Spiegel:
„Die Alternativenergie ist fest im Griff der Stromkonzerne“ und führt weiter aus: „Siemens, ABB, General Electric und andere fürchten nachlassende Geschäfte in anderen Bereichen, falls sich die Fotozellen zu schnell als marktreif herausstellen. Die langfristigen Investitionen in Alttechnik könnten rascher entwerten als durch die normale Abschreibung. Gegenwärtig wird nicht einmal ein halbes Prozent der Welt-Energie aus Sonnenkraft hergestellt. Doch die Technik wäre weit genug, den Anteil schon jetzt auf mindestens zehn Prozent voranzutreiben.“
Insgesamt sind zu diesem Zeitpunkt weltweit etwa 200.000 Solarzellen-Anlagen im Einsatz, am verbreitetsten sind sie in Australien, Neuseeland, Israel und in der Dominikanischen Republik.
Liste der europäischen* Solarzellen-Hersteller (1996):
Land |
Firma |
Anteil in % |
Großbritannien | BP Solar International | 29,9 |
Intersolar (Chronar) | 2,3 |
|
Italien | Eurosolare | 13,8 |
Helios Technology | 4,5 |
|
Deutschland | ASE | 11,6 |
Siemens Solar | 4,5 |
|
Nukem | 1,3 |
|
Frankreich | Photowatt | 8,4 |
Finnland | Naps | 2,3 |
Spanien | Isofoton | 4,5 |
Schweden | GPV | 3,5 |
Kroatien | Koncar Cells | 2,9 |
Niederlande | R & S Engineering | 2,3 |
Sonstige | 8,2 |
(*) Weltweit gibt es etwa 30 Hersteller. 1997 kommen die Solarzellen zu 40 % aus den USA, zu 25 % aus Europa, zu 20 % aus Japan, und zu 15 % aus anderen Ländern. Diese Hersteller werden später noch detailliert aufgeführt.
1996 erfolgt die Zellen-Herstellung bei Siemens
Solar noch immer manuell: Per Hand werden die Glasscheiben auf Bänder gelegt, per Hand werden Kontakte verlötet, selbst die Verpackung erfolgt fast maschinenfrei. Entsprechend hoch sind die Kosten. Trotzdem werden in Deutschland in diesem Jahr Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 6 MW installiert. Die gesamte installierte Leistung beträgt damit etwa 15 MW.
1997 zeigt das Fraunhofer Institut für Solare
Energiesysteme (ISE) auf der Hannover Messe ein thermo-photovoltaisches Radio, das mit Hilfe einer Kerze betrieben werden kann. Die entsprechend angepassten Galliumarsenid-Solarzellen (s.d.) wandeln neben dem Licht auch die Wärmestrahlung in Strom um. In diesem Jahr werden in Deutschland Anlagen mit einer Gesamtleistung von fast 10 MW installiert.
1997 beträgt die weltweite Produktionskapazität für Solarzellen ca. 120 MW (davon sind etwa 80 % monokristallinen Zellen). Alleine in Deutschland werden durch die neuen Werke in Gelsenkirchen, Alzenau und Rudisleben bald 48 MW/Jahr erreicht.
Die britische Supermarkt-Kette Sainsbury entwickelt gemeinsam mit der Southhampton
University den weltweit ersten Kühl-Truck für gefrorene Lebensmittel, dessen zum Kühlen notwendige Energie durch ein integriertes Solarzellen-Dach erzeugt wird.
Schallschutzwände mit Solarzellen werden nun auch an der Autobahn München – Lindau einem Praxistest unterzogen: Bei dem vom BMFT und dem Münchner
Bayernwerk getragenen Projekt werden drei verschiedene Konzepte mit jeweils 10 kW verglichen, die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs, an dem jeweils eine Schallschutz- und eine PV-Firma einen gemeinsamen Vorschlag unterbreiteten. Die Kosten des Praxistests von 1 Mio. DM teilen sich die Projektträger.
1998 decken fünf Hauptproduzenten mehr als 50 % des Weltmarktes,
den Rest teilen sich 35 kleinere Produzenten. Die Marktführer sind:
Siemens Solar, BP Solar (beide Europa), Amoco/Enron, Solarex (beide USA)
sowie Kyocera (Japan).
1998 findet in der Wiener Hofburg die zweite internationale
Photovoltaik-Konferenz statt – mit 2.000 Teilnehmern, 1.100 eingereichten
Vorträgen
und 120 Ausstellern. Der Konferenzvorsitzende Prof. Schmid betrachtet
die photovoltaische Stromerzeugung als die stärkste Wachstumsbranche
des nächsten Jahrhunderts. Keine andere Branche könne über
lange Zeit so stark wachsen, ohne an natürliche Grenzen zu stoßen.
Auch Shell-Vorstand Fritz Vahrenholt sieht das Potential: „Konkret
könnten erneuerbare Energiequellen bis zur Mitte des nächsten
Jahrhunderts rund 50 % des Weltenergiebedarfs decken“. Doch die
Siemens AG hält noch immer hart dagegen: „Die neuen Regenerativen
sind additive, aber keine alternativen Energieträger.“
In Berlin bekommt 1998 als erste von insgesamt 48 Schulen das Linus-Pauling-Gymnasium eine im Rahmen des Energie 2000 Programms von der Bewag geförderte 10 m2 Solaranlage.
1999 stellt die Stiftung Warentest bei dem Vergleich von 13 Solarmodulen und 10 Wechselrichtern verschiedener Hersteller fest, daß die Anlagen zur solaren Stromerzeugung ausgereift sind – sie werden überwiegend mit ‚gut’ oder ‚befriedigend’ beurteilt.
Um die Korallenriffe bei Hurghada in Ägypten zu renaturieren, installieren Meeresbiologen der Universität
Essen ein Maschendrahtgeflecht, an das ein von Solarzellen erzeugter Gleichstrom angelegt wird. Durch Elektrolyse scheidet sich Kalk aus dem Meerwasser auf dem Draht ab, anschließend werden Steinkorallen implantiert, die auch nach Abschalten des Stromes weiter wachsen. Die Essener RWE stellt dafür 60 Module mit einer Gesamtleistung von 2,4 kW zur Verfügung.
Mitte 1999 wird Europas größte PV-Gebäudefassade an der Südwand eines 22-geschossigen Wohnhauses in Berlin in Betrieb
genommen, sie besteht aus 480 Modulen mit einer Gesamtfläche von
426 m2.
Auch das Reichtagsgebäude bekommt im Rahmen der Umbauarbeiten 1995 – 1999 eine Solaranlage aufs Dach gesetzt, die allerdings nur wenige Prozent des hauseigenen Strombedarfs decken kann.
1999 erreicht die weltweit installierte PV-Gesamtleistung
1.000 MW.
Einen Großteil der ab 2000 marktgängigen
Produkte mit photovoltaischen Zellen habe ich bereits im Rahmen der Geschichte
der Solarenergie aufgeführt (s.d.).
Im Jahr 2000 steigt der Preis für kristallines
Silizium wegen der großen Nachfrage von 16 $ auf 29 $ pro Kilogramm.
Das Berliner Unternehmen Alligator Sunshine Technologies
GmbH, das 2000 mit der Serienproduktion der thermischen Solaranlage Cuadro beginnt (s.d.), kooperiert mit der Deutschen
Shell AG bei der Entwicklung eines Photovoltaik-Moduls, das ebenfalls noch in diesem Jahr in Serie gehen soll.
Ebenfalls im Jahr 2000 bekommt Alan
J. Heeger von der von der University of
California in Santa Barbara gemeinsam mit seinen Kollegen
den Chemie-Nobelpreis für die Entwicklung von stromleitenden Kunststoffen,
die vermutlich irgendwann zur Entwicklung billiger Solarzellen führen
werden. Heeger hatte 1977 zusammen mit Alan
MacDiarmid und Hideki
Shirakawa die
Möglichkeit entdeckt, die Leitfähigkeit von Polyacetylen durch
Oxidation mit Jod, Chlor oder Brom so weit zu erhöhen, daß sie
im Bereich von Halbleitern oder Metallen lag. Die neue Substanzklasse
der leitfähigen Polymere kombiniert die elektrischen und optischen
Eigenschaften von Leitern mit den mechanischen Vorteilen der Polymere.
Zur Jahrtausendwende leben weltweit noch immer rund 2 Milliarden Menschen ohne Elektrizität.
In Deutschland gibt es Ende 2002 Solaranlagen mit einer Gesamtkapazität von 278 MW. Im Vergleich dazu sind es z.B. in Frankreich zu diesem Zeitpunkt ganze 17 MW (2001 wurden in Deutschland 1,5 Millionen Quadratmeter thermische Solarzellen installiert, in Frankreich dagegen nur 100.000 Quadratmeter.)
Die weltweite Solarzellenproduktion beträgt im Jahr 2002 knapp 130 MW, nach Unternehmen geordnet verteilt sie sich wie folgt:
Unternehmen | Land | MW |
|
1 | Isofoton | Spanien | 27,35 |
2 | RWE | Deutschland | 24,35 |
3 | Photowatt | Frankreich | 19,00 |
4 | BP Solar | England | 16,70 |
5 | Ersol | Deutschland | 9,00 |
6 | Shell Solar | Deutschland | 9,00 |
7 | Q-Cells | Deutschland | 9,00 |
8 | Astropower | USA | 6,00 |
9 | Sunways | Deutschland | 4,80 |
10 | Dunasolar | Ungarn | 3,00 |
Die erste Solarzellen-Anlage auf dem Gelände des Weißen Hauses wird
Anfang 2003 von der Firma Evergreen Solar Inc. errichtet.
Die 9 kW PV-Anlage besteht aus 167 Panelen, ist in das Dach des Verwaltungsgebäudes
des White-House-Geländes integriert und speist ihren Strom in das elektrische
Netz des Weißen Hauses ein. Mehr über diesen besonderen Standort findet
sich in der Übersicht zur Entwicklung
der photovoltaischen Nutzung 2007.
Vom März 2003 stammt die Patentanmeldung von Greg
E. Blonder und seiner Firma Genuine Ideas LLC aus
Summit, New Jersey, für thermisch bewegliche Kunststoffgeräte und Spielzeuge
(US-Nr. 6.966.812, erteilt 2005). Die Solar
Wheels sind Tischspielzeuge, die mit einer Reihe von schwarzen
Kunststoffstreifen entlang des Umfangs verziert sind. Diese Streifen
sind zweilagig und aus zwei Kunststoffen mit stark unterschiedlichen
Ausdehnungskoeffizienten laminiert.
Wenn die Streifen von der Sonne oder sogar einer Tischlampe erwärmt werden, führt der Unterschied in der Wärmeausdehnung dazu, daß sie sich ,krümmen’. Und da sie sich dabei vom Rotationszentrum wegbiegen, verschiebt sich der Massenschwerpunkt zur Lampe hin, und das Rad, das nun nicht mehr im Gleichgewicht ist, dreht sich. Ein Solarrad mit einem Durchmesser von etwa 30 cm erzeugt genug Energie, um an einen Wagen gekoppelt zu werden und dessen Räder anzutreiben, wenn auch nicht sehr schnell oder über eine holprige Oberfläche.
Blonders grundlegende Technologie, das sich im Sonnenlicht zusammenrollende photosensitive Material, wird von ihm c))motion genannt und soll auch im Bereich der Solararchitektur zum Einsatz kommen.
Der Erfinder hatte bereits 1998 das Patent für ein ,Thermal-powered rocking device’ eingereicht (US-Nr. 6.012.959, erteilt 2000). Die als Solar Rocking Device bezeichnete Solarwippe kippt in der Sonne lautlos hin und her - auch dann, wenn sie nur von zwei kleinen Lampen beleuchtet wird. Die Zykluszeit kann dabei allerdings zwischen 30 Sekunden und fünf Minuten liegen. Weitere Solarrad-Designs sind das rautenförmige, ca. 7 cm durchmessende ,Pinwheel’, die radförmige ,Solar Anemone’, das zweiblättrige Modell ,Scoop’ oder der ,Solar Cartesian Diver’, der in einer Flüssigkeitssäule auf und ab schwimmt.
Auf der internationalen Verbraucherelektronik-Messe CES in
Las Vegas im Januar 2004 stellt der kanadische Solarhersteller
ICP Solar Technologies in Zusammenarbeit mit dem US-Bekleidungsproduzenten
SCOTTeVEST LLC eine Solarjacke vor,
die künftig elektrischen Strom
für mobile Anwendungen wie Handys, MP3-Player, GameBoys etc.
zur Verfügung stellen soll.
Die Jacke, die für 475 US-$ angeboten wird, ist mit dünnen, flexiblen Solarzellen ausgerüstet, die als sehr dauerhaft und selbstreparierend gelten.
Das globale Wachstum von Solarstromanlagen setzt sich 2004 fort.
Wurden im Jahr 2003 noch weltweit Solarzellen mit einer
Leistung von rund 750 MW abgesetzt, so könnten in diesem Jahr erstmals
1.000 MW Solarstromleistung erreicht werden, teilte das Internationale
Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit.
Alleine in Deutschland werden 2004 Solarstromanlagen mit einer installierten Spitzenleistung von rund 300 MW neu in Betrieb genommen. In Japan, dem bisherigen Photovoltaik-Weltmeister, waren es hingegen nur 280 MW. Auf Platz drei der Photovoltaik-Weltrangliste folgen in diesem Jahr die USA mit rund 90 MW.
2004 findet die bereits 19. Europäische Konferenz zum Thema Photovoltaische Solarenergie statt – diesmal in Paris. Und in Kalifornien verabschiedet der Senat ein Programm, dem zufolge ab 2006 auf einem Viertel der jährlich gebauten Häuser Solarzellen vorgeschrieben sind.
Nach Angaben der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft überschreitet
die installierte Solarstromleistung Mitte Juli 2005 die
Grenze von einem Gigawatt (1.000 MWp). Ein MWp entspricht einer Leistung
von einem Megawatt (MW) bei optimalen Bedingungen, das heißt,
einer Sonneneinstrahlung von 1.000 W pro m2 und einer Temperatur
der Kollektoren von 25°C.
Bis zum Jahr 2012 rechnet die deutsche Solarindustrie mit 100.000 neuen Arbeitsplätzen in Solarfabriken und Installationsbetrieben. Solarstrom ist heute 70 % günstiger als 1990. Der globale Solarmarkt ist inzwischen hart umkämpft. In den nächsten 20 Jahren wird sich dieser nach Einschätzung des Bankhauses Sarasin & Cie AG auf über 100 Milliarden Euro verzehnfachen. Auch laut Deutscher Bank wird der weltweite Markt für Solarstromtechnik bis 2030 jährlich voraussichtlich zweistellig wachsen.
Zwei weitere aktuelle Photovoltaik-Projekte in Berlin dienen
wohl eher der Optik – wenn man die Leistungen zugrunde legt.
Einmal das anteilige Solardach des Lehrter Stadtbahnhofs, dem neuen Hauptbahnhof,
der inklusive der neuen Bahnzentrale statt der zu Baubeginn veranschlagten
250 Mio. € inzwischen 1,3 Mrd. € kostet. Hier
sind 1.870 m2 Solarpeneele auf die Erzeugung von rund 160.000
kWh Strom pro Jahr ausgelegt.
Zum anderen handelt es sich um das Bundeskanzleramt, auf dessen Dach sich eine bescheidene PV-Anlage mit einer Größe von 1.271 m2 und einer Spitzenleistung von 149 kW befindet.
Im September werden in Australien mehrere Solar
Mallee Trees in Betrieb
genommen, die von ihrer Struktur her einem dort verbreiteten Eucalyptus-Baum
ähneln.
Jeder der Bäume produziert jährlich 864 kWh, von denen er zur Beleuchtung nur 125 kWh verbraucht, während der Rest ins Netz eingespeist wird. Das Design der Solar-Bäume stammt aus dem Architekturbüro Materne Pennino Hoare in Adelaide.
Im Jahr 2005 werden in Deutschlands Solarfabriken 66
% mehr Solarzellen produziert als 2004. Zugleich gelingt
es, den Export von Solarzellen von 30 auf 34 % zu steigern. Der Umsatz
der gesamten Photovoltaikbranche in Deutschland liegt 2005 bei über
3 Mrd. €. In Deutschland gibt es mehr als 5.000 Solarunternehmen,
in denen über
30.000 Menschen beschäftigt sind.
In diesem Jahr gehen in Deutschland Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von über 600 MW ans Netz, womit die BRD auch bei den Neuinstallationen im Bereich Photovoltaik an der Spitze steht, gefolgt von Japan (280 MW) und den USA (90 MW). Bei der Zahl der bereits installierten Anlagen belegt Deutschland mit knapp 200.000 Solarstrom-Kraftwerken und einer installierten Leistung von 1.400 MW ebenfalls eine Spitzenposition. Weltweit wird im Jahr 2005 der Rekordwert von 5.000 MW installiert.
Im Dezember 2005 vereinbart die
neue Bundesregierung in den Koalitionsverhandlungen, die erneuerbaren
Energien stärker zu unterstützen. Im Gesetz über Erneuerbare
Energien steht, dass ihr Anteil an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2010 bei
12,5 % liegen soll, 2020 bei 20 %, und 2050 bei
50 %. Im vergangenen Jahr 2004 hatte der Anteil rund
5,5 % betragen.
Als Teil der London Architecture Biennale im Juni 2006 wird in Clerkenwell Green eine Kunstinstallation als temporäre Ausstellung errichtet, die Stadtbewohnern die nachhaltige Energieerzeugung in einer Oase demonstrieren soll.
Urban Oasis (o. London Oasis) von Laurie Chetwood und ihrem Büro Chetwoods Architects wurde durch das britische Modell- und Spezialbauunternehmen Atom aus Sunningdale realisiert, wobei bei den mechanischen, elektrischen und beleuchtungstechnischen Komponenten des Entwurfs das weltweit tätige Ingenieurbüro Arup zu Rate gezogen wurde.
Die 10 m (andere Quellen: 12 m) hohe Glas- und Stahlkonstruktion verfügt über photovoltaische Blütenblätter, die sich je nach Sonneneinstrahlung öffnen und das Licht zur Stromerzeugung nutzen. Tagsüber öffnet sich die Blume, um die Solarzellen in ihren ,Ästen’ dem Sonnenlicht auszusetzen. Abends schließt sie sich weder.
Der zentrale Stamm bildet zudem einen thermischen Schornstein, der die kleine Windturbine an der Spitze antreibt, um noch mehr Energie zu erzeugen. Um diese zu speichern, kommt ein Brennstoffzellensystem von Idatech zum Einsatz, das erste, das in einer Anlage dieser Art verwendet wird. Darüber hinaus fängt die Urban Oasis Regenwasser auf, um die Menschen zu kühlen und Wasser für die Bewässerung bereitzustellen. Und bei Nacht wird die kinetische Struktur durch einen Lichtstrom beleuchtet, der die Nutzung natürlicher Ressourcen in Energie symbolisiert.
Eigentlich nur für diese eine Ausstellung gedacht, führt der Erfolg der solarbetriebenen Umweltinstallation dazu, daß sie auch zu Präsentationen in Birmingham, Cardiff, Manchester, Paris und Cannes transportiert wird. Außerdem wird sie im Mai 2007 auf der Chelsea Flower Show in London gezeigt.
Am Ende des besonders heißen Juli 2006 klettert
der Tagespreis für Spitzenlast-Strom aus Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken
an der Leipziger Strombörse auf 54 Cent je Kilowattstunde und liegt
damit erstmals über dem Erzeugungspreis von Solarstrom. Dieser
wird im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) mit 40,6 - 51,8
Cent je kWh vergütet. Grund für die Preisexplosion sind Kühlwasserprobleme
einiger Atom- und Kohlekraftwerke sowie der gestiegene Strombedarf von
Klimaanlagen.
Auch die Zahl der im Juli 2006 gemessenen Sonnenstunden erreicht einen neuen Rekordwert. Der Spitzenwert liegt bei 408 Stunden Sonnenschein und wird auf der Ostseeinsel Hiddensee gemessen. Profiteure sind die Betreiber von Solarstromanlagen, denn die Erträge ihrer Anlagen liegen teilweise über 50 % höher als in den vergangenen Jahren.
Als erste Raumsonde erreicht der gefrierschrankgroße europäische
Roboter Smart-1 den Mond ausschließlich mit
Sonnenenergie. Er braucht dafür allerdings über ein Jahr,
da das Ionentriebwerk der Sonde nur langsam beschleunigt – dafür
aber stetig.
Der Rückstoß entsteht, indem elektrisch geladene Gasteilchen von einem Hochspannungsfeld hinausgeschleudert werden und dabei einen nur armdicken Partikelstrahl bilden. Den nötigen Strom hierfür liefern die bordeigenen Solarzellen. Der futuristische Elektromotor ist weitaus sparsamer als konventionelle Triebwerke und gilt als ideal, um später einmal Menschen zum Mars zu befördern.
Anfang September 2006 zerschellt Smart-1 als künstlicher Meteorit plangemäß auf der Mondoberfläche, wobei der vom Einschlag aufwirbelnde Staub eine Analyse der Bodenzusammensetzung des neu geschaffenen Kraters erlaubt.
Das US-Unternehmen Aqua Sun International bietet 2006 kompakte
und transportable ‚Outpost’ Anlagen zur
Trinkwasserbereitung mittels umgekehrter Osmose (RO) an, die durch
ein PV-System mit Strom versorgt werden und sich besonders gut in Katastrophengebieten
einsetzen lassen sollen.
Mit dem Internationalen Designpreis Baden-Württemberg 2006 wird
der mobile solarbetriebene Stromversorger Sun Set der
Firma Würth Solergy aus Marbach am Neckar gewürdigt, der sowohl für
den Einsatz in Dritte-Welt-Ländern zur Beleuchtung von Hütten, als
auch für den Einsatz in Katastrophengebieten oder in Orten ohne Stromversorgung
konzipiert ist. Das Design stammt von der KPG Design
Group GmbH in
Täferrot.
Wie wir sehen, gibt es inzwischen also einen sehr weiten Anwendungsbereich
für Solarzellen. Über Solarmobile, d.h. Elektro-Fahrzeuge
mit Solarzellen, berichte ich ausführlich im Kapitel Energiespeichern
und elektrische Mobilität, da die dort behandelten Batterien
für Elektrofahrzeuge im Grunde wichtiger sind als die Solarzellen.
Außerdem
gibt es auch viel mehr Elektrofahrzeuge ohne (mitgeführte)
Solarzellen. Aus Gründen der Kohärenz werde ich die Elektroboote
und -flugzeuge ebenfalls unter dem Oberbegriff der elektrischen Mobilität
behandeln.
Die heute allerdings am weitest verbreiteten Anwendungen für Solarzellen sind Geräte mit integrierter Stromversorgung. Neben den bereits genannten lassen sich diese Geräte in folgende Bereiche unterteilen:
Bereich | Beispiele |
Verkehr | Notruf, Verkehrsleittechnik, Signalanlagen, Parkscheinautomaten, Haltestellenbeleuchtung, netzferne Straßenleuchten |
Informationstechnik | Mobilfunk, Relaisstationen, Info-Stelen, Funktelefonzellen |
Werbetechnik | Werbetafel, -säule, Auslagevitrine |
Alltagstechnik | Uhren, Taschenrechner, -lampe, Ladegeräte, Spielzeug |
Haushalt | Milchaufschäumer, Staubsauger, Wasseraufbereitung, Radio |
Gebäudetechnik | Rolladenantrieb, Beleuchtung, Alarmanlagen, Bewegungsmelder, Solarschindeln |
Industrie | Meßeinrichtungen, Prozeßüberwachung |
Militär | Überwachung, Radaranlagen |
Und eigentlich müßten sogar hocheffiziente Solarzellen inzwischen
nur wenige Cents kosten – wenn man sich einmal die großspurigen
Meldungen und Prognosen der vergangenen 15 Jahre ansieht:
1989: Rekord für Solarzellen
1990: Wirkungsgrad bei Solarzellen konnte gesteigert werden
1991: Neues Verfahren vor dem Durchbruch
1991: Hoher Wirkungsgrad bei Solarzellen
1991: Winzige Solarkollektoren verringern Kosten
1992 Solarzellen werden billiger
1992: Effiziente Solarzellen entwickelt
1993: Neuer Leistungsrekord für Solarzellen
1993: Solarstrom wird deutlich billiger
1993: Neues Material erhöht Wirkung von Solarzellen
1994: Wirkungsgrad von Solarzellen erhöht
1995: Lichtblick für die Zellen
1995: Fortschritte beim Bau von Photovoltaik-Zellen
1996: Zwei Wege zu billigerem Solarstrom
1996: Rekord mit neuartigen Solarzellen
1996: Billiger Siliziumstrom
1996: Solarzelle mit höherem Wirkungsgrad
1997: Preiswerter Sonnenstrom
1998: Neue Produktionsverfahren machen Solarzellen billiger
1998: Strom aus Sonnenlicht soll billiger werden
1998: Neues Material für die Massenproduktion
1999: Solarzellenmarkt vor dem Durchbruch
1999: Hohe Wirkungsgrade bei neuartigen Zellen
2000: Effektive Solarzellen aus KunststoffUnd auch später wieder und wieder und wieder...
2006: Solarstrom wird billiger!
2009: Billig-Solarzellen revolutionieren Strombranche
2013: Forscher erwarten weiter sinkende Kosten in der Photovoltaikusw.usf.
Ich werde weiter unten noch auf die tatsächliche Preisentwicklung
bei Solarzellen eingehen, da es für den Einsatz letztendlich darauf
ankommt, wie viel die Module den Endverbraucher kosten – und
dies hängt hauptsächlich davon ab, wie viel produziert wird.
Darüber wird auch bei der Übersicht der Hersteller noch
ausführlich gesprochen.
Weiter mit der photovoltaischen
Nutzung 2007 - 2008...