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Von 1994 liegen mir keine Informationen vor.
Mitte April 1995 geht nach anderthalb Jahren Forschungs- und Aufbauarbeit die o.e. windbetriebene Rügener Meerwasser-Entsalzungsanlage der Entwicklungsgesellschaft SEP aus Ismaning bei München in Betrieb. Schon Anfang 1996 liegen daraufhin Interessenbekundungen aus fünf Ländern vor, darunter auch China, da die Anlage nur etwa ein Fünftel der Energie einer konventionellen Meerwasserentsalzungsanlage benötigt.
1995 besitzt das Land Brandenburg insgesamt 114 Windräder mit einer Gesamtleistung von über 38 MW. Es erklärt die natur- und landschaftsgerechte Entwicklung der Windkraftnutzung explizit zu einem seiner Landesziele.
Ebenfalls 1995 entsteht in Friesland eine der ersten Bürgerinitiativen gegen einen Windpark, der als ‚Europas größter’ im Kreis Wittmund entstehen soll. Schon seit dem Beginn der Planungen gibt es Ärger, ganze Dorfgemeinschaften zerbrechen. 1995 drehen sich von den geplanten 102 Anlagen erst sieben, und nicht lange danach beginnen auch diverse Naturschützer zu fordern, den weiteren Ausbau der Windenergie zu begrenzen.
Im Oktober 1995 befaßt sich auch der Bauausschuß des Bundestages mit Windkraftanlagen. Es geht darum, die Windräder (wieder) in die Liste der privilegierten Bauten aufzunehmen, ähnlich wie Wasserleitungen oder Telefonlinien. Diese Einrichtungen können nämlich mit viel weniger Bürokratie-Kontrolle gebaut werden. Das Bundesverwaltungsgericht hatte 1994 entschieden, daß Windkraftanlagen nicht länger ‚privilegiert’ behandelt werden durften. Inzwischen rotieren in Deutschland schon rund 3.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 850 MW, und jede Woche kommen etwa 15 neue Windkraftwerke dazu. Nach den USA liegt Deutschland damit weltweit auf dem zweiten Platz.
Der damalige Niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder verspricht: „Wer Windräder sät, wird Strom ernten.“ Da beim Stromeinspeisegesetz die Versorgungsunternehmen jedoch nur gezwungen sind, den im Versorgungsgebiet erzeugten Strom aufzukaufen, verweigern die Stromkonzerne die Abnahme des Stromes von Offshore-Windparks. Damit werden mehrere geplante Projekte blockiert. In Brandenburg sorgt dagegen ein Windkrafterlaß für eine merkliche Erleichterung bei der Planung und dem Bau von Windkraftanlagen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es in Brandenburg etwa 150 Anlagen, davon alleine 60 in der Prigniz und 40 in der Uckermark. 136 Anlagen davon sind öffentlich gefördert worden.
Zum Jahresbeginn 1996 wird im Land Brandenburg zwar die Förderung der Windenergie eingestellt – andererseits zwingt das Stromeinspeisegesetz die Energieversorger, den Windstrom zu 17 Pfennig pro kWh abzunehmen.
Anfang Juli geht der ‚größte Windpark Brandenburgs’, das Windfeld Uckermark, ans Netz. Dort wurden 17 Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 8,5 MW installiert. Das Umweltministerium förderte den Park mit 1,36 Mio. DM, das Wirtschaftsministerium mit 4,55 Mio. DM. Bis 1997 ist eine Erweiterung auf 43 MW geplant. Die erforderliche Umweltverträglichkeitsstudie hatte alleine 100.000 DM gekostet, die parallel dazu erarbeitete Grünordnungsplanung sah für den Eingriff in das Landschaftsbild sowie die Beeinträchtigungen des natürlichen Wertes der Landschaft Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Umfang von ca. 15.000 DM je Windkraftanlage vor.
Am 30.03.1996 wird die Studie ‚Windenergienutzung auf Kohleabraumhalden in Brandenburg’ veröffentlicht. Anfang Oktober 1996 vereinbaren der Germanische Lloyd, die RWE Energie und andere den Bau eines Testfeldes in Grevenbroich für acht Windkraftanlagen – speziell für den Einsatz im Binnenland. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Gesamtleistung der ca. 4.300 Anlagen in Deutschland auf rund 1.500 MW erhöht. Außerdem erfolgt die Gründung des Bundesverband Windenergie BWE, der die Interessen der Anlagenbetreiber und Erbauer vertritt.
Im Juni 1996 geht Jochen Tweles Berliner Firma Südwind
GmbH pleite, obwohl ihr Umsatz im Vorjahr noch bei 10 Mio. DM
gelegen hatte. Als Grund wird die Klage des Stromkonzerns Badenwerke
gegen das
1991 verabschiedete Stromeinspeise-Gesetz genannt,
deren endgültiges Urteil noch immer aussteht. Aufgrund der Rechtsunsicherheit
kann auch die Südwind ihre 300 kW Windräder
nicht mehr verkaufen. Zeit also für eine Rückblende.
Das 1989 von Twele und einigen Kollegen aus der Technischen Universität Berlin als Ingenieurbüro ausgegründete Unternehmen errichtet schon im Folgejahr in Zimmern (Baden-Württemberg) eine 30 kW WKA. Twele promoviert 1990, anschließend arbeitet er an der Entwicklung und Fertigung von hybriden Energiesystemen bei der ATLANTIS gGmbH, bevor er vier Jahre lang als geschäftsführender Gesellschafter der Südwind GmbH in Berlin tätig ist.
Gemeinsam mit der Berliner Bewag wird im Mai 1992 eine Demonstrationsanlage auf der 40 m hohen Mülldeponie Wannsee in Betrieb genommen. Das Projekt wird von der EG gefördert.
In den anschließenden Jahren gehen die Geschäfte zunehmend besser, und es gelingt Südwind, auf dem indischen Markt Interessenten zu gewinnen und erste Exportverträge abzuschließen.
Nachdem der Verlust aus dem Geschäftsjahr 1995 das Firmen-Stammkapital von 400 000 Mark bei weitem übertrifft, sperrt allerdings die Commerzbank, als Hausbank der Südwind GmbH, im Mai das Firmenkonto. Twele zufolge ist der Verlust aber nur deshalb so groß, weil man in die Zukunft investiert habe. So wurde u.a. eine neue 600 kW Anlage in die Produktion überführt.
Nachdem das Unternehmen neue Gesellschafter gewinnt und eine neue Geschäftsführung eingesetzt wird, geht der Betrieb unter dem neuen Namen Südwind Energiesysteme GmbH weiter, allerdings mit nur knapp der Hälfte der ehemaligen Mitarbeiter. Twele selbst gehört wieder zur Geschäftsführung. Mit einer neuen Generation von Windkraftanlagen will die Firma in diesem Jahr 1997 einen Umsatz von 160 Mio. DM ansteuern.
Tatsächlich schafft es die Südwind durch einen Großauftrag für Indien zum drittgrößten Exporteur Deutschlands bei Windkraftanlagen zu werden. Für 1998 plant man, etwa 100 der im Schnitt 1,2 Mio. DM teuren 600 kW Windräder zu verkaufen und dann auch schwarze Zahlen zu erreichen.
Später wird die Südwind von der Nordex AG aufgekauft, die wiederum an die Babcock-Borsig geht.
Im Jahr 2000 erwirbt Südwind die Lizenz für eine 1,5 MW Pitch-Turbine (S70/S77), und fertigt diese ab 2001 als Modell ProTec MD 1500kW. Im Jahr 2003 werden die Nordex-Tochtergesellschaften Südwind Energy GmbH und Nordex Energy GmbH fusioniert. Ich würde mich freuen, wenn sich jemand mit weiteren Details über die Entwicklungsgeschichte der Südwind meldet.
Am 01.01.1997 tritt
eine Änderung des Baugesetzbuches (§ 35) in Kraft, der zufolge Windkraftanlagen
privilegiert sind, es besteht also ein Rechtsanspruch auf eine
Baugenehmigung, sofern dem Vorhaben keine öffentlichen Belange entgegenstehen.
Trotzdem gerät die Windbranche in Bedrängnis: Landschaftsschützer versuchen
zunehmend den Bau neuer Windräder zu verhindern und bestehende Anlagen
stillzulegen, Fachleute stellen den ökonomischen Nutzen in Frage, durch
die Liberalisierung des Strommarktes steigt der Konkurrenzdruck (z.B.
durch billigen Atomstrom aus Frankreich) und einige EVUs versuchen sogar
das Stromeinspeisungsgesetz von 1990 zu kippen. In Brüssel
berät man derweil über eine zeitliche oder produktionsbezogene Begrenzung
der Vergütung.
Anfang des Jahres beginnt die Firma Enercon trotz alledem mit der Serienfertigung der E 66 (1,5 MW, 130 m Gesamthöhe).
Im Mai 1997 wird bei Osnabrück Deutschlands bislang größte Binnenland-Windkraftanlage mit 1,5 MW errichtet (Turmhöhe 80 m, Rotordurchmesser 65 m); und ‚Europas größter Windpark’ mit 57 Anlagen wird für die Lichtenauer Windschnurre zwischen dem Teutoburger Wald und dem Eggegebirge geplant. Das Institut für Solare Energieversorgung (ISET) in Kassel bestätigt den Windkraftanlagen inzwischen eine technische Verfügbarkeit von 98,8 %.
‚Europas modernstes Bio-Kraftwerk’ wird im sächsischen Zittau errichtet – eine Windkraftanlage, ein Wasserkraftwerk und ein mit Pflanzenöl gespeistes Bio-Heizkraftwerk erzeugen den Strom gemeinsam. Eine Windmühle, die in Ostfriesland in der Einflugschneise für Jagdbomber des Geschwaders 38 Friesland steht, wird mit öffentlichen Mitteln in Höhe von 700.000 DM um 1.350 m versetzt. Im September stellt Vestas die bislang größte Serien-Windkraftanlage der Welt vor: Nennleistung 1,65 MW, 165 t Gesamtgewicht, 32 m lange Rotorblätter, Nabenhöhe 67 m.
In der Bundesrepublik werden 1997 insgesamt 849 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 534 MW neu errichtet, rund die Hälfte davon im Binnenland. Durch die erreichte Gesamtleistung von rund 2.000 MW erlangt Deutschland die internationale Marktführung - vor den USA mit nur 1.650 MW. Der Gesamtumsatz der Windkraftbranche steigt 1997 um 350 Mio. DM auf 1,3 Mrd. DM, und es hängen rund 14.000 Arbeitsplätze an der Branche.
Inzwischen gibt es eine neue Entwicklung auf dem Gebiet der Rotorblattherstellung: Für kalte Regionen werden nun auch schwarze Rotorblätter angefertigt. Diese reflektieren das Sonnenlicht nicht so stark wie die üblicherweise hell ausgeführten Blätter. Die schwarzen Blätter neigen daher kaum zum gefährlichen Eisansatz. Irgendwo zu sehen sind sie aber nicht. Später gibt es auch das Verfahren, gegen die Eisbildung mit eingelassenen Heizdrähten vorzugehen.
Im Frühjahr 1998 beträgt die Gesamtleistung der inzwischen
rund 5.400 Anlagen mehr als 2,2
GW. Zunehmend kommen nun auch kleine Windgeneratoren mit Leistungen
von 100 - 500 W auf den Markt. Bei den
großen Rotorblättern gibt es allerdings immer wieder Probleme, viele
müssen während der Garantiezeit wegen Konstruktionsfehlern oder Herstellungsmängeln
ausgewechselt werden. Der Trost kommt vom Deutschen Windenergieinstitut
in Wilhelmshaven: „Wenn die Hersteller es erst
einmal geschafft haben, daß die Blätter zwei Jahre durchhalten, dann
werden sie auch zwanzig Jahre aushalten“.
Offshore-Windenergieanlagen kommen mehr und mehr ins Gespräch, auch durch die Novellierung des Stromeinspeisegesetzes, demzufolge nun primär derjenige Netzbetreiber Offshore-Strom vergüten muß, in dessen Netz der dem WKA-Standort nächstgelegene Einspeisepunkt liegt (Standorte außerhalb der 12-Seemeilen-Zone wurden im Gesetz nicht geregelt).
Konkrete deutsche Projekte gibt es noch nicht, allerdings stellt im April die von Sönke Siegfriedsen im Vorjahr gegründete Firma aerodyn Energiesysteme GmbH auf der Hannover Messe den ersten Entwurf einer speziell für die maritime Stromgewinnung konzipierten Anlage vor, die eine Leistung von 4 - 5 MW und einem Rotordurchmesser von 100 m aufweist.
Mitte 1998 geht ‚Deutschlands größter Windpark’ in Nordleda bei Cuxhaven in Betrieb. 43 Windräder erwirtschaften knapp 23 MW, gekostet hat das Ganze rund 58 Mio. DM.
Ebenfalls 1998 erfinden die Ortsräte der Gemeinde Land Wursten im Landkreis Cuxhaven eine Landschaftsbildbeeinträchtigungssteuer (LBBS), mit der sie Windräder besteuern wollen (höhenabhängig zwischen 1.000 und 4.500 DM/Jahr).
Weil es den Betrieb einer Bundeswehr-Radarstation beeinträchtigt haben soll, wird in Borgentreich/Ostwestfalen ein Windkraftwerk wieder abgebaut.
An der Universität Oldenburg werden erstmals neue rechnergestützte Verfahren für die Vorhersage des Windpotentials entwickelt.
Und im September wird (wieder einmal) der ‚größte Windpark Europas’ im ostfriesischen Westerholt-Holtriem (Kreis Wittmund) mit einer Gesamtleistung von 52,5 MW in Betrieb genommen. Anfänglich verfügt der Park über 40 Enercon E66-Windgeneratoren (mit eigentlich 60 MW), und 2005 und 2009 kommen weitere Anlagen der Typen E-48, E-70 und E-82 hinzu, mit denen die genannte Gesamtleistung erreicht wird.
Als Besonderheit ist eine der WKAs als Windkraftanlage mit Aussichtsplattform ausgeführt und für die Öffentlichkeit zugänglich. Über eine Wendeltreppe mit knapp 300 Stufen können die Besucher zu der verglasten Aussichtskanzel auf 62 m Höhe gelangen, und einem weiten Ausblick genießen. Weltweit gibt kaum ein Dutzend solcher Anlagen.
Zum Jahresende 1998 zählt die Statistik für Deutschland exakt 6.205 Anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 2,9 GW.
Inzwischen gibt erste Konflikte auf dem Weltmarkt zwischen deutschen und US-amerikanischen Exporteuren von Kleinstwindanlagen, da letztere massiv subventioniert werden und dadurch mittels Preisdumping die deutsche Konkurrenz – besonders in China – aus dem Rennen drücken.
‚Europas größter Windpark’ mit 62,7 MW wird mit 38 Vestas-Windrädern à 1,65 MW für Klettwitz/Kostebrau (Oberspreewald/Lausitz) geplant (s.u.). Ende Juli beginnt auf der Anhöhe eines ehemaligen Brandenburger Braunkohle-Tagebaugeländes die Montage der Windräder, die bis November abgeschlossen ist. Die Investitionskosten betragen insgesamt 160 Mio. DM.
Anfang 1999 geht am Stadtrand des westfälischen Bocholt ein
Windpark mit vier Anlagen und einer Gesamtleistung von 3,56
MW in Betrieb, der allerdings eine grundlegende Neuigkeit aufweist:
Hier werden außerdem 816 Stromspeicherzellen installiert, deren Speicherkapazität
1,2 MWh beträgt. Ein automatisches Wassernachfüllsystem
und eine Elektrolytumwälzung sorgen für eine höhere Haltbarkeit der Batterien.
Die Investitionskosten der beiden privaten Betreiber Ursula Knaup und
Wilhelm Janke betragen 9 Mio. DM, von denen etwa 12,5 % durch Öffentliche
Förderungen abgedeckt werden. Mit dieser Anlage wird eine beträchtliche
Verbesserung des Potentials regenerativer Energien erzielt.
Weitere große Parks existieren 1999 in Lichtenau-Asseln (Nordrhein-Westfalen) mit knapp 33 MW, in Ihlewitz (Sachsen-Anhalt) mit 24,7 MW, in Wangenheim (Thüringen) mit 22,5 MW und in Wöhrden (Schleswig-Holstein) mit 20,4 MW.
Wirtschaftlich boomt die Windbranche – während es gleichzeitig wegen Konkursen, Fehlplanungen, Änderungen der Förderrichtlinien u.a. zu immer stärkeren Konzentrationsprozessen kommt. Eine Methode, auf dem Markt zu bestehen, erfindet die Lübecker DeWind Technik GmbH, indem sie ihre export-orientierte 1 MW Anlage als leicht verschiffbare Container-Version anbietet.
Das Anfang Oktober 1996 beschlossene Testfeld für Binnenland-Windkraftanlagen auf der Neurather Höhe, südlich von Grevenbroich, wird im Februar 1999 eingeweiht.
Auf der Hannover Messe wird in diesem Jahr die erste 5 MW Anlage für den Offshore-Bereich vorgestellt. Dem Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg liegen zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Voranfragen für Offshore-Parks vor, in denen verschiedene Energiekonsortien insgesamt rund 1.400 Windkraftanlagen errichten wollen: nordwestlich von Rostock, vor Wilhelmshaven, in der Lübecker Bucht, nordwestlich von Rügen, vor der Insel Usedom und nordwestlich vor Helgoland.
Während der Frühlingsstürme stürzt im hessischen Helpershain ein tonnenschwerer Generatorblock vom 63 m hohen Mast; erstmals bricht auch ein 32 m langes Rotorblatt im Windpark Sustrum komplett ab.
Mitte 1999 geht die erste Windkraftanlage Münchens in Betrieb, errichtet auf einem 592 m hohen Müllberg und mit einer Nennleistung von 1,5 MW – Kostenpunkt 4 Mio. DM. Und zum ersten Mal wird im Juni des Jahres von einer Baustelle bei Stöffin (Ostprigniz-Ruppin) ein 10 t schweres und 20 m hohes Segment einer Windkraftanlage gestohlen!
Das Fraunhofer-Institut für Atmosphärische Umweltforschung (IFU) in Garmisch-Partenkirchen entwickelt eine mobile Sodar-Anlage (Sound Detection and Ranging), mit der die tatsächlichen Windstärken bis zu einer Höhe von 200 m gemessen werden können. Dies ist z.B. deshalb wichtig, weil die durchschnittliche Windstärke am gleichen Standort in 30 m bzw. 60 m Höhe um 30 – 50 % differieren kann. Bei den bisherigen Verfahren der Mastmessung konnte nur bis maximal 30 m Höhe gemessen werden.
Ende 1999 sind in Deutschland bereits 7.000 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 3,4 GW in Betrieb, womit rund 1,2 % des deutschen Stromverbrauchs gedeckt werden. Die Windenergie-Messe in Husum ist inzwischen die weltgrößte Fachmesse, in diesem Jahr stellen dort 130 Aussteller ihre Produkte vor. Durch Optimierung der Rotorblätter gelingt es der Fachhochschule Wiesbaden den Wirkungsgrad der altbekannten Western-Windräder von 30 % auf 36 % anzuheben.
1999 werden von Deutschland aus 358 WKA exportiert.
Im Frühjahr 2000 geht die 80 m hohe 2,5
MW Anlage der Firma Nordex in Serie, im Herbst die 2
MW Anlage von Vestas, deren Rotor einen Durchmesser von 80
m hat.
Die drei schleswig-holsteinischen Unternehmen DeWind, Husumer Schiffswerft und Jacobs Energie planen gemeinsam eine 5 MW Anlage. In dieser Größe kommt als Installationsort nur noch der Offshore-Bereich in Frage, obwohl die Installations- und Wartungsarbeiten auf See fünf- bis zehnmal höher sind als an Land. Unter wirtschaftlichen und technischen Abwägungen kommen derzeit nur maximale Wassertiefen von 25 m in Betracht.
Im Juni 2000 weiht Umweltminister Jürgen Trittin den Windpark Klettwitz ein, der als Europas leistungsstärkster gilt (38 Anlagen, 111 m Höhe, 63 MW Gesamtleistung).
Der Windpark Klettwitz wird bereits nach 15 Jahren repowert, als der Projektierer Ventotec aus Leer Mitte 2014 die bestehenden 38 V66-Anlagen durch 19 Stück 3,3 MW WKA des dänischen Herstellers Vestas mit einer Gesamtleistung von 63 MW ersetzt. Die Inbetriebnahme ist für das erste Quartal 2015 geplant, außerdem besteht eine Option auf acht weitere Anlagen.
Ebenfalls im Juni gehen in Güstow sieben, und in Grünow sechs Windkraftanlagen ans Netz, die zusammen 8,55 MW produzieren.
Die im Jahr 2000 gegründete Pfleiderer
Wind Energy GmbH (PWE) in Neumarkt, eine Tochtergesellschaft
der Pfleiderer AG, übernimmt umgehend die österreichische Windtec
Anlagenerrichtungs- und Consulting GmbH, die auf jahrelange Erfahrungen
im Betrieb von eigenen Onshore-Windenergieanlagen zurückblicken kann,
um die Entwicklung vom Türme-Zulieferer zum innovativen Komplettanbieter
voranzutreiben.
Im Herbst des gleichen Jahres erwirbt das Unternehmen sämtliche Patente, Lizenzen und Namensrechte an der zukunftsweisenden Multibrid Technology von der aerodyn Engineering GmbH, Rendsburg. Von den später entwickelten 600 kW Anlagen vom Typ PWE 600 und dem 1,5 MW Modell PWE 1.500 sind insgesamt aber nur rund 30 Anlagen installiert worden, von denen 14 Stück den Windpark Altenheerse der GLS Gemeinschaftsbank eG in Bochum bilden.
Die PWE erzielt im Geschäftsjahr 2003 einen Umsatz von gut 15 Mio. €, wird 2004 von der Firma Fuhrländer übernommen, und firmiert anschließend unter dem Namen Fuhrländer-Pfleiderer GmbH & Co. KG, wobei die im März 2003 gegründete Ebara-Pfleiderer Wind Power Corp. als Joint Venture-Gesellschaft mit der japanischen Ebara Corp. in Asien weiter tätig bleibt (s.u. Japan). Die Offshore-Aktivitäten werden im Dezember 2003 an die Prokon Nord Energiesysteme GmbH in Leer veräußert und werden von dieser weitergeführt.
Das neue Gemeinschaftsunternehmen vertreibt - neben den Fuhrländer-Anlagen von 30 kW bis 1 MW sowie einer neuen 2,7 MW Anlage - künftig auch die Windenergieanlagen der Leistungsklassen 600 kW und 1,5 MW, welche die PWE in den letzten Jahren entwickelt und im Markt eingeführt hat.
Seit 2000 ist auch die Berliner Firma Synlift
Systems GmbH schwerpunktmäßig im Bereich Windenergie-Projektentwicklung
tätig. Unter dem Namen SYNLINE erfolgt die Technologieentwicklung eines
Systems zur Integration von Windenergie in Hochspannnungs-Freileitungstrassen
als dezentrales Projekt der EXPO 2000 Hannover.
In den Folgejahren werden in Deutschland, Frankreich, Polen, den VAR und dem Oman diverse konventionelle Windkraftanlagen und Parks geplant und/oder errichtet, hauptsächlich mit Vestas-Turbinen.
Ab 2005 wird im Auftrag des Instituts für Energetik und Umwelt gGmbH aus Leipzig ein Industrieforschungsvorhaben zur Optimierung variabel betriebener Membranprozesse durchgeführt, aus dem ab 2007 unter dem Namen SYNWATER ein modulares System zur windbetriebenen Meerwasserentsalzung mittels variabel betriebener Umkehrosmose entwickelt wird. 2009 folgt die Anpassung des Systems an eine Container-Bauweise, und 2010 erfolgt im Auftrag der Delta Umwelttechnik GmbH aus Teltow der Bau und Test eines Systemmoduls für 200 - 300 Tageskubikmeter Trinkwasser.
2010 und 2011 folgen diverse Fachvorträge, Präsentationen und Veröffentlichungen in Europa und den arabischen Ländern, und in Bahrain wird ein Memorandumn of Understanding (MoU) mit der lokalen Fa. Jade Consulting zur Vertriebsunterstützung unterzeichnet. Für den Auftraggeber Aqua Engineering GmbH aus Mondsee, Österreich, wird ferner an der Prozeßsimulation einer windbetriebenen Meerwasserentsalzung bis 20.000 Tageskubikmeter gearbeitet. Verwirklichst worden sind die Systeme bisher noch nicht.
Im Jahr 2000 gibt es deutschlandweit insgesamt
konkrete Projekte mit Volumina von 200
– 300 MW und einem Investitionsvolumen von rund 1 Mrd. DM.
Den größten Anteil an der neu installierten Windkraft-Leistung hat der
Hersteller Enercon (36,0 %), gefolgt von Vestas (13,5 %), Enron-Tacke
(10,6 %), AN Wind (10,3 %), Nordex (9,5 %), NEG Micon (8,2 %) und DeWind
(6,9 %). Als derzeit weltweit leistungsstärkste Anlage mit 2,5
MW gilt die N
80 der Firma Borsig Energy in Oberhausen. Die drei jeweils
40 m langen Flügel sind beweglich und drehbar aufgehängt, sie lassen
sich dadurch einzeln nach dem Wind ausrichten.
Ende des Jahres gibt das Bundesverkehrsministerium grünes Licht für den ersten Offshore-Windpark bei Rügen. Inzwischen liegen dem Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie schon zehn Anträge vor. Der umfangreichste Plan stammt von der Firma Winkra-Energie-Gesellschaft aus Hannover: Zwischen Helgoland und St. Peter-Ording soll der weltweit größte Offshore-Windpark mit 100 Windrädern der 5 MW Klasse entstehen – der in einer zweiten Ausbaustufe dann verdoppelt werden soll. Die Firma Prokon-Nord GmbH aus Leer plant ebenfalls einen 1.000 MW Park in der Nordsee. In einer Pilotphase sollen bis 2003 zwölf Anlagen aufgestellt werden, ab 2007 will man den Park dann auf über 200 Rotoren ausbauen.
Ende 2000 gibt es Bundesweit 9.375 Windkraftwerke, die insgesamt 6.113 MW Strom erzeugen.
Im Jahr 2001 findet die Einweihung des Windenergieparks
Sintfeld bei Paderborn statt. Der mit 65 WKA größte Park im
europäischen Binnenland erwirtschaftet 105
MW.
In diesem Jahr wird auch die Firma REpower gegründet, die besonders durch ihre Entwicklungen im MW-Bereich bekannt wird. (Eine Firmen-CV folgt bei Gelegeneheit).
2001 verfügt Deutschland mit bereits 8.754 MW über mehr als ein Drittel der weltweit installierten Leistung, und liegt damit an der Spitze bei der Entwicklung und Anwendung von Windkrafttechnologie. Im internationalen Vergleich verfügen zu diesem Zeitpunkt nur noch Großbritannien und Dänemark, die USA und Indien über eine installierte Windenergie-Leistung von mehr als 1.000 MW.
2002 erreicht die installierte Leistung der Windenergie in Deutschland die 10 GW Marke.
Berechnungen des Wirtschaftsverband Windkraftwerke e.V. (WVW) in Cuxhaven ergeben Ende 2002, daß in 85 % der Stunden eines Jahres genug Wind weht, um die entsprechenden Rotoren anzutreiben – zumindest an den Küsten. Von den 8.760 Jahresstunden (bei 365 Tagen) können an der Nordseeküste durchschnittlich 7.500 als Betriebsstunden genutzt werden. Selbst im Binnenland betragen die Betriebsstunden ein Vielfaches der immer wieder genannten Zahl von 2.000 Betriebsstunden, welche die Unwirtschaftlichkeit der Windkraft belegen soll.
Eines der innovativsten und spannendsten Windprojekte wird Anfang 2003 in der Antarktis mit drei Enercon-Anlagen des Typs E-30 (300 kW) verwirklicht. Die Anlagen versorgen als hybrides System zusammen mit einem Dieselgenerator die dort ansässige australische Forschungsstation Mawson mit Strom. Kunde ist die Australian Antarctic Division.
Die Anlagen müssen extremen Belastungen standhalten, da sie Temperaturen von bis zu -60°C und Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 km/h ausgesetzt sind. Zum Einsatz kommt ein Spezialstahl für Tiefsttemperaturen, modifizierte Gußteile, sowie eine thermische Versorgung der Elektrik. Blattheizungen sind aufgrund der minimalen Luftfeuchtigkeit dagegen nicht erforderlich.
Am 27. Juli 2003 wird auf Initiative von Heiner Dörner und durch Spenden, u.a. von Karl Schlecht, vor dem Institut für Flugzeugbau (IFB) der Universität Stuttgart, Fachbereich Windenergie, dem Windkraftpionier Ulrich Hütter ein Denkmal gesetzt: Eine historische Windenergieanlage vom Typ Allgaier/Hütter WE 10/G6, Baujahr 1949.
Auf dem Foto sieht man vor dem Windkraftwerk (v.l.n.r.) die Herren Dr. Kurt A. Braun, Heiner Dörner, Karl Schlecht und Sepp Armbrust.
Im September 2003 sind in Deutschland schon 14.653 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 13.404 MW installiert. Derweil klagen der BUND sowie der Naturschutzbund Deutschland vor dem Hamburger Verwaltungsgericht gegen den ersten deutschen Offshore-Windpark Butendiek, der rund 30 km westlich von Sylt errichtet werden soll.
Im Jahr 2003 wird mit Unterstützung des
Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur unter dem
Namen ForWind das Zentrum für Windenergieforschung der
Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen gegründet, welches das wissenschaftliche
Know-how der drei Universitäten mit industrienaher Forschung verbinden
soll. 2004 beginnt es mit seiner Tätigkeit, und 2009 kommt
die Universität Bremen als neuer Partner hinzu.
ForWind bearbeitet die wichtigen Fragen zur Windenergieforschung in zahlreichen Forschungsprojekten. Das wissenschaftliche Spektrum reicht von der Meteorologie über die Materialforschung und Produktionstechnik bis hin zur Integration von Windstrom in das elektrische Netz, während das Spektrum der industrienahen Forschung, Entwicklung und Beratung Windfeldsimulationen bis zu Messungen im Bereich der Tragstrukturen und der Anlagentechnik umfaßt.
Das DEWI wiederum errichtet 2003 ein zweites Testfeld für WKA.
Im Jahr 2004 erfolgt die Markteinführung von Multimegawatt-Anlagen (> 4
MW). Diese Anlagen erzeugen an einem Tag so viel Strom wie
ihre Vorgänger aus den 1990er Jahren
in einem ganzen Jahr! Gleichzeitig beginnt in Deutschland das sogenannte Repowering,
d.h. der Ersatz veralteter Windkraftanlagen durch neue, vor allem aber
der Austausch kleinerer Modelle gegen größere und leistungsstärkere.
Während Altanlagen nur noch als Teileträger verwendet werden können,
entsteht für die ausgemusterten funktionstüchtigen Anlagen ein Gebraucht-Markt
mit Anfragen vor allem aus dem Ausland, da diese Windturbinen wegen ihrer
kleinen Leistungsklasse, ihrer kürzeren Restlaufzeit sowie der robusten
Technik insbesondere für die Wiedererrichtung in Entwicklungs- und Schwellenländern
geeignet sind.
Das Beratungsbüro elexyr schlägt Mitte 2004 vor, durch die Kombination von Offshore-Windparks mit Meeresenergieanlagen erhebliche Synergiepotentiale auszuschöpfen, beispielsweise durch eine gemeinsame Netzanbindung. Ich habe danach jedoch keine weitere Erwähnung dieses vernünftig klingenden Vorschlags mehr gefunden.
Die 2004 als weltgrößte Windturbine geltende Anlage steht bei Magdeburg und leistet unter optimalen Bedingungen 4,5 MW (Enercon E 112).
Mit einer installierten Gesamtkapazität von 14.629 MW stehen im Jahr 2004 in Deutschland bereits 16.453 Windenergieanlagen, die rund 50 % der in Europa installierten Windleistung auf sich vereinen. Damit löst die Windenergie die Wasserenergie als Anführer der Erneuerbaren Energieträger ab.
Im Februar 2005 nimmt der Hamburger Windanlagenhersteller REpower AG in der schleswig-holsteinischen Hafenstadt Brunsbüttel die bislang größte und leistungsfähigste Windenergieanlage der Welt in Betrieb. Die REpower 5M Anlage mit einer Gesamthöhe von über 180 m und einer Nennleistung von 5 MW speist Strom für 4.500 Haushalte in das Netz ein.
Der Rotor hat einen Durchmesser von 126 m und dreht sich bei voller Nennleistung zirka 7 bis 12 mal pro Minute. Er überstreicht dabei eine Fläche von der Größe zweier Fußballfelder. Das Rotorgewicht beträgt 120 t, und der gesamte Maschinenkopf wiegt 290 t.
Der 120 m hohe Turm verjüngt sich von 6 m Durchmesser in Höhe des Fundaments auf 5,5 m an der Spitze. Er wiegt insgesamt 750 t und steht auf einem Stahl-Beton-Fundament, das von 40 Betonpfeilern getragen wird, die 24 m tief in die Erde reichen. Hierfür werden rund 1.300 m3 Beton und rund 180 t Stahl verbaut. Die Anlage gilt als landbasierter Prototyp für spätere Offshore-Anlagen.
Neben der REpower 5M bietet auch Prokon eine 5 MW Anlage an (Multibrid M 5000), gefolgt von der 4,5 MW Anlage von Enercon (E 112), einer 3,6 MW Turbine von General Electric (GE 3,6s offshore) und der 3 MW Anlage von Vestas (V 90).
2005 gibt es in Deutschland nach Angaben des Bundesverbands Windenergie rund 18.000 Windenergieanlagen, die meisten davon in Niedersachsen (etwa 4.500 Stück). Der Anteil der Windkraft an der Stromerzeugung beträgt derzeit rund 4,3 %.
Doch schon 2005 stehen die riesigen Rotoren an der Nordseeküste immer öfter still. Und zwar zunehmend gerade dann, wenn der Wind besonders kräftig weht. Es erweist sich, daß die Netze im Norden der Republik durch den starken Ausbau der Windenergieanlagen überlastet sind. Der Strom kann nicht zum Verbraucher geführt werden, die Räder müssen zwangsweise pausieren.
Dessen ungeachtet hat die deutsche Windkraftindustrie 2005 ihren Umsatz aus dem Exportgeschäft im Vergleich zum Vorjahr von 1,8 auf 3,0 Mrd. € gesteigert. Die Exportquote der deutschen Hersteller steigt nach Berechnungen des Bundesverbands Windenergie (BWE) von 50 % auf 64 %, denn in diesem Jahr werden weltweit Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von rund 11.500 MW aufgebaut – 40 % mehr als 2004 –, von denen fast jede zweite Anlage aus deutscher Produktion stammt.
Gemessen am gesamten Stromverbrauch hat sich der Anteil aller Einspeisungen von Industrie und privaten Erzeugern 2005 von 11 % auf 12 % erhöht. Den Zuwachs habe es vor allem bei den Einspeisungen aus Erneuerbaren Energien gegeben. Die privaten Erzeuger steigern ihre Lieferungen auf gut 37 Milliarden kWh, rund 26 Milliarden kWh liefern davon die Windkraftanlagen.
Die Anfang Februar 2005 in Brunsbüttel bei Hamburg errichtete REpower 5M hat innerhalb ihres ersten Betriebsjahres einen Ertrag von 13 GWh erwirtschaftet. Nach dieser Testphase erwartet man einen Jahresertrag von sogar 17 GWh. 2005 erfolgt auch die Gründung einer Offshore-Stiftung zum Testen von 12 Stück der 5 MW Anlagen in der Nordsee. Mehr dazu in dem entsprechenden Kapitel über Offshore-Anlagen.
Im Oktober 2006 verschärfen sich die Probleme der Windkraftnetzanbindung. Weil die Stromleitungen das rapide wachsende Angebot an Windenergie nicht mehr aufnehmen können, sind die Übertragungsnetzbetreiber gezwungen, Windparks immer öfter abzuschalten. In Landkreisen wie Dithmarschen oder Nordfriesland steht rein rechnerisch jedes fünfte Windrad das ganze Jahr über still, weil der Strom nicht mehr abtransportiert werden kann. Außerdem entgehen den Windkraft-Betreibern Millionen-Einnahmen, da sie während der Abschaltungen ja keine Einspeisevergütung mehr bekommen. Allein in Schleswig-Holstein liegen außerdem Windkraft-Projekte im Wert von 300 Mio. € auf Eis, weil die hierfür notwendigen Stromnetze fehlen.
Wenn die Windenergie-Leistung tatsächlich bis 2015 wie geplant von 14.600 MW (im Jahr 2003) auf 36.000 MW ausgebaut wird, müssen einer Studie der Deutschen Energie Agentur (Dena) zufolge bis dahin für den Nord-Süd-Transfer des Ökostroms 400 km Stromtrassen verstärkt, und 850 km neu gebaut werden. Die Kosten hierfür werden auf 1,1 Milliarden € geschätzt.
Schon jetzt mußte E.ON in Schleswig-Holstein neue Überlandleitungen für rund 60 Millionen € bauen, um den Strom der ständig wachsenden Zahl von Windmühlen-Betreibern abzutransportieren. Durch die Errichtung von Offshore-Windparks sollen außerdem bis 2025 neue Windräder mit einer Leistung von bis zu 25.000 MW ans Netz gehen. Dafür sind die norddeutschen Netze aber noch nicht ausgelegt.
Windkraftgegner greifen inzwischen zu unlauteren Mitteln: Am Rosskopf im Schwarzwald kann nachgewiesen werden, daß die toten Fledermäuse, die unter den Windrotoren gut sichtbar herumliegen, als ‚zufälligerweise’ gerade ein Fernsehteam Aufnahmen macht, gar nicht von den Rotoren erschlagen sein konnten – die Betreiber hatten diese in der Nacht nämlich insgeheim ausgeschaltet...
Der Energieversorger EnBW plant 2006 Windenergie in unterirdischen Druckluftspeichern zwischenzulagern (s.d.). Damit könnte Windkraft indirekt auch bei Flaute oder bei erhöhtem Strombedarf Energie liefern.
Den Internationalen Designpreis Baden-Württemberg 2006 ‚Focus Energy’ gewinnt im Oktober die Conergy AG aus Hamburg mit einem 6 kW bzw. 7,5 kW Kleinwindrad, das für eine autarke Stromversorgung in netzfernen Gebieten konzipiert ist. Die Leichtbauweise der Anlage reduziert Kosten und vereinfacht nachhaltig Herstellung, Transport, Wartung und Montage.
Dank der Seilwinde kann die Anlage einfach und schnell von nur drei Personen an einem Tag wahlweise auf einem Beton- oder Stahlfundament montiert werden. Durch ihre patentierte passive Pitch-Regelung übersteht die Anlage auch stärkste Stürme bis zu einer Windstärke von 250 km/h. Es handelt sich im übrigen um die 1. in Deutschland nach IEC 61499-2 zertifizierte Kleinwindanlage. Sie wird später unter dem Namen EasyWind 6 von der Firma EasyWind GmbH in Langhorn vertrieben.
Im November 2006 stellt das Kasseler Institut für solare Energieversorgung (ISET) sein ‚Windpark-Cluster-Management’ vor, mit dem die Windenergie von Schwankungen befreit und voll nutzbar gemacht werden soll, indem verschiedene Windkraftanlagen zusammengeschaltet und zentral gesteuert werden. Künftig sollen erst die deutschen und dann die europäischen Windparks in einem Netz zusammengefaßt werden und dadurch stetig eine berechenbare Strommenge abgeben. Dazu soll jeder Windpark einen Controller-Computer bekommen, der die verfügbare Energie ständig mißt und an einen Zentralrechner übermittelt.
Derweil müssen sich die Gerichte mit einem neuen Streitgegenstand herumschlagen: dem Windklau! Betreiber von Windparks klagen gegen neue Betriebsgenehmigungen in ihrer windseitigen Nachbarschaft mit dem Argument, daß dies den Ertrag ihrer bereits bestehenden Anlagen mindern würde.
Der Designer und Musiker Lars-Gunnar Liebchen aus
Hamburg meldet Ende 2006 eine mehrteilige Wind- und Meeresströmungs-Energie-Extraktionsanlage
zum Patent an (DE-Nr. 102006061745, vgl. WO-Nr. 2006002326).
Auf seiner Homepage präsentiert er eine schier endlose Reihe von Graphiken, Konzepten und Bauartvarianten seiner sogenannten Windlaser oder Strömungslupen, bei denen am Ende einer mehrstufigen Strömungsoptimierung und Strahlerzeugung ein kleines, schnell drehendes Bandsystem verwendet wird, um den Strom zu erzeugen. Irgendwelche Funktionsmodelle gibt es bislang allerdings nicht, weshalb es auch schwierig ist, seine Innovation zu beurteilen.
Im
April 2007 startet die WES GmbH in St. Michaelisdonn
mit dem Testlauf einer Kleinwindrades namens Wespe‚
dessen Entwicklung 2005 begonnen hat.
Der Name bezieht sich auf die auffällige gelb-schwarze Bemalung der Generatorhülle – doch auch sonst fällt das Modell etwas aus dem Rahmen, etwa durch seine vier, nicht verwundenen Rotorblätter aus extrudiertem Aluminium, oder durch seine am drehbar gelagerten Mast und unterhalb des Windrades angebrachte Windfahne. Der Rotordurchmesser des Lee-Läufers beträgt 4,5 m, seine Nennleistung 5 kW.
Im September 2007 entscheidet sich Conergy, auch in die Produktion von großen Windkraftanlagen einzusteigen. In Bremerhaven errichtet das Unternehmen den Prototypen der Powerwind 56 Anlage, um die 900 kW Maschine mit 56 m Rotordurchmesser zu testen und zu vermessen. Diese Anlagen aus eigenem Hause sollen der zum Konzern gehörenden Projektgesellschaft Epuron zugute kommen, die internationale Windparks inzwischen schneller projektiert als diese von (anderen) führenden Herstellern mit Anlagen beliefert werden könnten.
Ebenfalls im September 2007 wird bekannt, daß der deutsche Energiekonzern E.ON Windparks in Großbritannien und Portugal in einem Gesamtwert von 722 Mio. € kaufen wird, um sein Stromangebot mit erneuerbaren Quellen zu würzen. Die Leistung der betreffenden Parks beträgt zusammen 260 MW.
Der Prototyp der derzeit größten Windkraftanlage der Welt mit einer Nennleistung von 6 MW, eine E-126 der Firma Enercon, wird im Herbst 2007 in Ostfriesland errichtet.
Der Rotor mit 127 m Durchmesser hat ein Gesamtgewicht von 320 t, besitzt einen getriebelosen Synchrongenerator, und die Nabenhöhe beträgt 135 m. Der Turm aus 35 Betonfertigteilringen mit einem Durchmesser von 16,5 m erreicht eine Höhe von 131 m, und hat ein Gewicht von 2.800 t. Der Preis einer E-126 beträgt 11 Mio. €.
Ende 2009 meldet Enercon, daß es seiner Forschungs- und Entwicklungsabteilung Wobben Research & Development (WRD) gelungen sei, die Leistung der Anlage mittels weniger Änderungen auf 7,6 MW zu steigern. Die Modifikationen betreffen hauptsächlich die Luftkühlung des Generators. Der Prototyp dieser leistungsgesteigerten Version wird 2010 auf dem Enercon-Firmengelände in Magdeburg-Rothensee aufgestellt.
Anfang 2014 reißt im Windpark Schneebergerhof in Gerbach in der Pfalz das 60 m lange Rotorblatt einer E-126 Anlage ab, die im November 2010 ans Netz ging.
Ende 2007 stehen in Deutschland fast 19.000 Windräder, die zusammen
mehr als 20
GW Strom erwirtschaften können – im optimalen Fall also so
viel wie zwanzig Kernkraftwerke.
Schon als die Windenergie noch in den Kinderschuhen steckte, beschäftigten
sich Ewald Seebode und Bernd
Klinksieck, Gründer der 1997 geschaffenen SeeBA Energiesysteme
GmbH in Stemwede, mit dem Thema erneuerbare Energien. Seit damals können
beide auf eine langjährige Erfahrung in der Windenergiebranche verweisen.
Die EFI Energy Farming International AG in Mülheim an der Ruhr wird im Jahr 2002 wiederum von Thomas Tschiesche und Ingo Stuckmann gegründet. Auch diese beiden haben fundierte Kenntnisse im Bereich der Windkraftplanung und Geschäftsführung.
Nachdem die beiden Unternehmen schon zuvor bereits bei verschiedenen Projekten zusammengearbeitet hatten, tun sie sich im Jahr 2007 unter dem Namen SeeBA Energy Farming GmbH zusammen, um die vorhandenen Kompetenzen gemeinsam zu nutzen.
Bis Ende 2007 ist man bereits an der Planung und/oder Errichtung von über 900 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von über 1.300 MW im In- und Ausland beteiligt. Von diesen Windenergieanlagen stehen etwa 30 % auf SeeBA-Fachwerktürmen, ein Großteil davon auf Türmen mit Nabenhöhen über 100 m.
Ab Anfang 2012 firmiert die EFI Energy Farming International GmbH unter dem Namen EFI Wind GmbH und übernimmt das operative Geschäft der SeeBA-EFI-Gruppe.
Weiter geht es mit der Entwicklung ab 2008...