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Gleich im Januar berichtet die Presse über den Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing,
der auch an neuen Drohnen und autonomen Flugobjekten arbeitet.
Als neustes Ergebnis dieser Tätigkeit wird nun der Prototyp einer riesigen, unbemannten eVTOL-Transportdrohne namens Cargo Air Vehicle (CAV) für besonders schwere Lasten enthüllt, die bis zu 226 kg befördern kann und in der Logistikkette von Paketdiensten eingesetzt werden soll.
Flugversuche mit kleineren Modellen führt die federführende Entwicklungsabteilung Boeing NeXt seit 2017 durch, wobei sie eng mit der Boeing-Tochtergesellschaft Aurora Flight Sciences zusammenarbeitet (die schon mehrfach erwähnte Aurora war im November 2017 von Boeing gekauft worden). Das System ergänzt im übrigen den eVTOL-Passagierflugzeug-Prototypen, der von Aurora entwickelt wird (s.u.).
Der 4,6 m lange, 5,5 m breite und 1,2 m hohe Prototyp kommt ohne Ladung auf ein Gewicht von 339 kg, allerdings macht Boeing bisher noch keine Angaben darüber, wie schnell das unbemannte Flugobjekt fliegen kann und welche Reichweite es hat. Von der ursprünglichen Konfiguration mit acht gegenläufigen Propellern kommt man bald auf sechs Doppelrotorsysteme mit zwölf Propellern.
Zu Beginn wird der Prototyp, den ein Team von Ingenieuren und Technikern aus dem gesamten Unternehmen in weniger als drei Monaten entworfen und gebaut hat, ferngesteuert, dann jedoch auf autonomen Flug umgestellt.
Nachdem auch 2018 zu Beginn nur in Innenräumen geflogen wird, erfolgt Anfang Mai 2019 der Erstflug des fliegenden Elektro-Frachtflugzeugs im Freien.
Diesem schließen sich in der zweiten Hälfte des Jahres weitere 150 Flugtests an, bei denen das unbemannte Fluggerät normalerweise nicht weiter als eine Meile, nicht höher als 120 m und nicht länger als drei Minuten fliegt. Die Maße der Drohne werden nun mit 5,33 m Länge, 6,1 m Breite und 1,52 m Höhe angegeben, ihr Gewicht mit knapp 500 kg.
Im November 2019 zeigt Boeing auf der Commercial UAV Expo ein Modell des CAV im Maßstab 1:4 mit neuem Design. Die Frachtdrohne ist aber noch immer nur ein Prototyp.
Um bei der Firma Boeing zu bleiben: Mit dem Ziel, den Elektroflug zu ermöglichen, investiert diese über ihre Investitionsabteilung Boeing HorizonX im Januar 2018 in das Startup-Unternehmen Cuberg, das 2015 aus der Stanford University ausgegründet wurde und eine neue Batterietechnologie mit hoher Energiedichte entwickelt. Diese basiert auf einem neuen Elektrolyten, der die Verwendung von Hochspannungskathoden ermöglicht und gleichzeitig eine viele Zyklen andauernde Haltbarkeit aufweist.
Die Prototyp-Zellen, die Boeing getestet hat, sollen eine der höchsten Energiedichten haben, die es auf dem Markt gibt. Eine Zahl wird nicht genannt. Die Investition ist einer der bislang wichtigsten Schritte von Boeing in Richtung batteriebetriebener Flugzeuge. Cuberg sagt, daß die Zellen für die Massenproduktion konzipiert sind, obwohl keine Angaben über einen Zeitplan für die Vermarktung gemacht werden.
Darüber hinaus wird im Jahr 2018 nur noch im März gemeldet, daß Boeing im Cambridge, Massachusetts, ein Forschungszentrum eröffnen wird, das sich auf die Konstruktion und Entwicklung von autonomen Flugzeugen konzentrieren soll. In dem Boeing Aerospace and Autonomy Center werden Mitarbeiter von Boeing sowie der kürzlich erworbenen Tochtergesellschaft Aurora Flight Sciences unterkommen.
Im Februar stellt in Dubai ansässige Startup-Entwicklungsfirma Eniverse die DoorBox vor,
eine vollautomatische Empfangsbox, die Lieferungen von Drohnen entgegennehmen
soll. Bereits im vergangenen November hatte die Firma bekanntgegeben,
daß sie sich mit dem Paketedienst Fetchr und dem in
San Francisco ansässigen Drohnenlieferanten Skycart zusammengetan
hat, um den ersten autonomen Drohnenlieferdienst in der Region anzubieten.
Die DoorBox wird mit dem Mobiltelefon des Empfängers verbunden und erlaubt den Zustellunternehmen und Kurierdiensten, sie zu öffnen, sobald die Drohne ankommt. Eniverse wartet derzeit auf die Genehmigung der Zivilluftfahrtbehörde (DCAA) von Dubai, um den ersten Proof-of-Concept Durchlauf zu starten. Anschließend soll das System in Zusammenarbeit mit Fetchr und Dubais Straßen- und Transportbehörde betriebsbereit gemacht werden. Bislang gibt es keine weitere Neuigkeiten über dieses Projekt.
Ebenso ominös ist der ebenfalls im Februar gestartete Börsengang
der 2014 gegründeten
Schweizer Firma Food Forward Group GmbH (auch: Dorado),
die einen Lieferservice mit Robotern und Drohnen aufgebaut hat, der durch
künstliche Intelligenz alle Arten von Auslieferungen an Jedermann durchführen
kann.
Dorado, eine Abspaltung der Foodout Group mit Sitz in Vilnius, Litauen, ist in sechs Ländern führend (Ukraine, Weißrussland, Litauen, Lettland, Estland und Iran), lieferte schon 4 Mio. Bestellungen an eine Million aktive Nutzer aus und erzielt gegenwärtig einen Jahresumsatz von 50 Mio. $. Zu den Kunden zählen Restaurant, der Einzelhandel, Apotheken und Kurierdienste. In den nächsten fünf Jahren möchte die Firma ihre Aktivitäten auf insgesamt 24 Länder ausweiten. Hierfür hat Dorado bereits 4 Mio. $ von institutionellen Investoren beschafft, einschließlich des ICO-orientierten Goldfish-Fonds und der Chernovetskyi Investment Group.
Belege für den Einsatz von Drohnen, die über ein nicht näher verortetes Foto hinausgehen, kann das Unternehmen aber noch nicht vorweisen. Mit ‚Token‘ und vierteljährlichen Dividendenzahlungen in Höhe von 7 % der Nettoverkäufe werden nun Investoren angelockt, um der Firma weitere 69 Mio. $ einzubringen. Berichte über einen Erfolg dabei gibt es bislang nicht.
Im März 2018 wird der Amazon Technologies Inc. ein
bereits 2016 beantragtes Patent zugesprochen, bei dem
es um Lieferdrohnen geht, die auf menschliche Gesten oder Sprachkommandos
reagieren können und so beispielsweise näher heran gewunken oder aber
verscheucht werden können (US-Nr. 9.921.579).
Dazu sind die Drohnen mit Audiosensoren und Kameras ausgestattet. Außerdem soll eine Datenbank mit menschlichen Gesten in das System integriert werden, um den Drohnen eine Vergleichsmöglichkeit zu bieten, damit sie die Gesten und auch auditive Hinweise verstehen und etwa näher an einen Kunden heran fliegen oder Abstand suchen können.
Mit dem Patent könnte Amazon die Pläne für den Prime Air Drohnen-Lieferservice weiter ausbauen, über den schon mehrfach - und zuletzt in der Jahresübersicht 2017 - berichtet wurde und der während der firmeneigenen Konferenz MARS 2017 seine erste Lieferung durchgeführt hatte. Das im Patent beschriebene System macht theoretisch nicht ortsgebundene Lieferungen möglich. Statt die Bestellung zu einer bestimmten Adresse liefern zu lassen, könnten Kunden an einem beliebigen Ort via Smartphone-App bestellen und die Drohne navigiert direkt zu ihnen, um dann über das interaktive System zu landen und zu liefern.
Prime Air ist übrigens eine Handelsmarke von Amazon.com, die im Mai 2014 beim Patent- und Markenamt der USA angemeldet wurde und der Entwicklung einer Logistikdrohnen-Flotte dient.
Ein weiteres Patent, das im Juni erteilt wird, betrifft ein unbemannte Luftfahrzeug namens ‚Collaborative Unmanned Aerial Vehicle for an Inventory System‘, das einen schwebefähigen Luftsack, eine Antriebseinheit, eine Haltevorrichtung und ein Bordsteuermodul umfaßt (US-Nr. 10.000.284, beantragt 2015).
Einige Abbildungen der Patentanmeldung zeigen gleich mehrere dieser Blasen-Bots, die sich vertikal zusammenfügen, um ein erhöhtes Nutzlastgewicht zu handhaben. Es gibt bislang aber keinen Hinweis darauf, daß der ‚Quallenkranroboter‘ jemals die Anwendungsphase erreichen wird.
Im Juni 2019 führt Jeff Wilke, CEO und zweiter Mann bei Amazon Worldwide Consumer, auf der hauseigenen Konferenz re:MARS (Machine Learning, Automation, Robotics and Space) in Las Vegas die neueste Version der vollelektrischen und vollautomatischen hexagonalen Lieferdrohne vor, die bereits in einigen Monaten testweise die ersten Pakete mit kleinen Haushaltswaren wie Zahnpasta oder Rasierer zustellen soll.
Die jetzt vorgeführte Drohne soll bis zu 25 km weit fliegen und bis zu 2,3 kg schwere Pakete innerhalb von 30 Minuten zustellen können. Wie ihre Vorläufer kann sie vertikal starten und landen und dann in den Horizontalflug übergehen. Dazu kippt sie einfach ihren Körper nach vorne, so daß die Propellerabdeckungen zu einer Art Flügel werden, was eine effizientere Bewegung durch die Luft ermöglicht. Mit sechs statt der üblichen vier Freiheitsgrade hat sie mehr Möglichkeiten bei der Wahl der Flugbahn.
Laut Amazon wurden der neuen Drohne neue Techniken der künstlichen Intelligenz integriert, um ihr zu helfen, ihren Weg zu finden. Mit aktualisierten Sensoren, Stereosicht und überarbeiteten Algorithmen ist das Flugzeug nun besser in der Lage, stationäre Objekte wie einen Schornstein automatisch zu erkennen und zu vermeiden, und es kann auch leichter einen Landeplatz zu finden, ohne sich in Stromleitungen oder ähnlichem zu verheddern. Angaben dazu, wo der Prime Air-Service starten soll, macht die Firma bislang nicht.
Im selben Monat folgt eine weitere Patenterteilung, die eine Technologie beschreibt, die es einer Drohne ermöglichen würde, eine „Überwachungsaktion auf einem Grundstück einer autorisierten Partei durchzuführen“, indem sie einen ‚geo-fence‘ um das Grundstück errichtet, um dann Überwachungsbilder zu erzeugen (US-Nr. 10.313.638, beantragt 2015).
Das Patent besagt, daß die Kameras sowohl Infrarot-, Wärme- oder Nachtsichtbilder als auch Ton aufnehmen können, und daß die Kunden den Dienst wahlweise wöchentlich, täglich, stündlich oder nur einmal nutzen können. Um diese Technologie zu beschreiben, verwendet das Patent eine regelrecht dystopisch klingende Phrase: ‚Überwachung als Dienstleistung‘.
Im August 2019 reicht Amazon bei der der Federal Aviation Administration (FAA) den Antrag für eine bundesweite Genehmigung ein, seine Flotte von Prime Air Lieferdrohnen zu betreiben. In dem Antrag erklärt das Unternehmen, daß die Lieferungen in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte erfolgen würden und die Pakete höchstens 2,5 kg wiegen würden.
Nach genau einem Jahr, im August 2020, wird Amazon die Genehmigung erteilt – als drittes Unternehmen nach UPS und Wing. Die Zulassung gibt Amazon die Möglichkeit, Eigentum mit kleinen Drohnen auch außerhalb der Sichtlinie des Betreibers zu befördern. Die Firma wird die FAA-Zertifizierung nun nutzen, um mit dem Testen von Kundenlieferungen zu beginnen. Die Prime Air-Flotte sei allerdings noch nicht bereit, Pakete in großem Umfang auszuliefern.
Im Juli 2021 erscheint ein weiteres Patent von Amazon, das sich auf Lieferwagen bezieht, die Flotten sekundären Fahrzeugen – entweder fliegende Drohnen, kleine Bodenfahrzeuge oder beides – freisetzen und steuern, um die endgültige Auslieferung vorzunehmen (US-Nr. 2021/0209543, angemeldet 2020). Der Clou dabei ist, daß sich damit Geräte wie Sensoren und Wegfindungsgeräten auslagern lassen, anstatt jede Drohne damit auszustatten. So können im Transporter untergebrachte Kameras, Radar, Sonar, LiDAR oder andere Ortungssensoren den besten Weg für die Drohne analysieren und dann die Anweisungen drahtlos übertragen.
Dem Stand von Ende 2021 zufolge konnte der Onlinehändler bislang aber noch immer keine Bestellungen regelmäßig und durchgehend mit unbemannten Drohnen ausliefern. Wilke war zwar bereits im Februar entlassen worden, doch das hat die Sache auch nicht vorangebracht.
Nach der Entwicklung von mehr als zwei Dutzend Prototypen stellt das Unternehmen Anfang 2022 eine Drohne mit der Bezeichnung MK27-2 vor, die über ein sechseckiges Flugwerk verfügt, das angeblich mehr Stabilität in der Luft bietet, sowie über speziell entwickelte Propeller, die hochfrequente Schallwellen auf ein Minimum reduzieren. Die Drohne soll bei den noch in diesem Jahr geplanten Zustellversuchen in Kalifornien und Texas eingesetzt werden.
Einem Bericht vom April zufolge ist Amazon trotz Ausgaben von mehr als 2 Mrd. $ und einem Team von über 1.000 Personen noch immer weit davon entfernt, Waren mit Drohnen auszuliefern. So sind im Vorjahr auf einem Testgelände im US-Bundesstaat Oregon innerhalb von vier Monaten fünf Drohnen abgestürzt, die eigentlich für öffentliche Tests vorgesehen waren.
Auch die problematische Herangehensweise wird thematisiert. So sei im Mai 2021 eine der abgestürzten Testdrohnen noch vor der vorgeschriebenen Analyse durch die Flugsicherheitsbehörde FAA entfernt worden, zudem waren abgestürzte Drohnen zu schnell wieder für Testflüge freigegeben worden. Vor Ort sei außerdem zu wenig Personal gewesen, und Toiletten habe es auch keine gegeben. Wann es mit den Lieferungen tatsächlich losgehen kann, ist derweil noch völlig unklar.
Im November 2022 erlaubt Amazon einen Blick auf seine neueste Prime Air-Lieferdrohne, die als MK30 bezeichnet wird. Dieses unbemannte Fluggerät soll leichter und kleiner sein, dabei aber eine größere Reichweite, verbesserte Sicherheitsmerkmale und die Fähigkeit bieten, auch bei leichtem Regen zu fliegen – im Gegensatz zu den bisherigen Drohnen des Unternehmens, die nicht wasserdicht waren.
Im Vergleich zu dem Modell MK27-2 sei auch das Design der Propeller weiter verfeinert worden, um die Geräuschsignatur des MK30 um weitere 25 % zu reduzieren. Laut Amazon soll die neue Drohne nun im Jahr 2024 in Betrieb gehen.
Im Juni 2022 werden in der 3.500 Einwohner großen Gemeinde Lockeford, etwa 160 km östlich von San Francisco, die ersten Probelieferungen durchgeführt. Während Amazon davon spricht, Tausende Kunden hätten ihr Interesse ausgesprochen, sagen zwei Amazon-Mitarbeiter unter dem Schutz der Anonymität, daß tatsächlich nur zwei Haushalte per Drohne beliefert werden, deren Häuser weniger als eineinhalb Kilometer von Amazons Lieferzentrum entfernt sind.
Im Januar 2023 nimmt sich der Konzern vor, in diesem Jahr 10.000 Pakete mit seinen Fluggeräten zu transportieren, deren Reichweite inzwischen bei 24 km liegen soll. Bis Mai werden in den beiden Testmärkten, in denen das System ausprobiert wird, allerdings nur 100 Lieferungen auf dem Luftweg getätigt.
Im März 2018 findet in Kinston, North Carolina, die
Unmanned Cargo Aircraft Conference 2018 statt, die sich allerdings
auch mit den großen, brennstoffbetriebenen Exemplaren befaßt.
Auf dem Great Festival of Innovation in Hongkong im März stellt
das Industriedesign-Studio PriestmanGoode aus London
sein Dragonfly genanntes Drohnenlieferungskonzept vor, das auf autonomen
Mutterschiffen basiert, die sowohl als mobile Verteilungspunkte als auch
als Ladestationen für die Flotte von städtischen, ebenfalls autonomen
Drohnen fungieren.
Da der Aufstieg der Online-Händler aufgrund ihres Liefersystems zu überlasteten Straßen und Luftverschmutzung beiträgt, sollen die Dragonfly Drohnen den Händlern helfen, Waren effizienter und ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt an Landeplätze auf den Dächern und an den Seiten von Gebäuden auszuliefern.
Das Unternehmen, das futuristische Transportmittel herstellt, zeigt mit der Dragonfly ein weniger roboterhaftes Drohnen-Design, wodurch die Fluggeräte eher „wie im Wind schwebende Blätter aussehen“. Das Projekt ist auch in dem 18-minütigen, im Mai 2018 erscheinenden Dokumentarfilm ELEVATION der Online-Architekturzeitschrift Dezeen zu sehen sein, in dem untersucht wird, wie Transport, Lieferungen, Bau und Architektur durch Drohnen verändert werden.
Eine ganz besondere Art von ‚Drohnen-Lieferung‘ kursiert im April 2018 in
Form eines Videos aus der brasilianischen Basílica de São Geraldo
Magela in Sorocaba, auf dem zu sehen ist, wie während des Gottesdienstes
die Eucharistie von einem Quadrokopter zum Altar geflogen
wird. Was einige gläubige Katholiken sehr aufregt, die die Sache ‚skandalös‘
und eine ‚Entweihung‘ nennen.
Nach der Reaktion der Gemeinde scheint es dieser aber nichts auszumachen, daß ihr ‚Zehnter‘ und ihre Opfergaben dazu dienten, der Kirche einen Quadrokopter zu kaufen.
In dem Video sehen die Besucher des Gottesdienstes dem höchst innovativen Geschehen eher begeistert zu. Welches möglicherweise damit zusammenhängt, daß diese Pfarrei zur Erzdiözese Novus Ordo von Sorocaba gehört und mit Redemptoristen-Priestern besetzt ist, die Innovationen aufgeschlossen zu sein scheinen.
Ein weiteres Video, das in diesem Monat zu sehen ist, zeigt den ersten
landesweiten Testlauf der russischen Post in der sibirischen
Großstadt Ulan-Ude, Hauptstadt der russischen Teilrepublik
Burjatien, nahe der mongolischen Grenze. Die Lieferdrohne Rudron der
Firma Magnetar ist mit einem 2
kg schweren Paket beladen und soll die Sendung eigentlich in
ein 35 km entferntes Dorf im Bezirk Tarbagatai bringen, wobei zahlreiche
Medien, der regionale Regierungschef und der Leiter der russischen
Post dem Geschehen beiwohnen.
Große Freude kommt in diesem Fall allerdings nicht auf, denn das Flugobjekt kracht nach einem Flug von gerade mal 100 m und einer ‚Faßrolle‘ volle Kraft in eine Hauswand und trifft dabei fast drei Umstehende – wodurch die Eilzustellung mit einem Totalschaden endet, der sich umgerechnet auf ca. 17.000 € beläuft. Nur der Inhalt der Verpackung wird nicht beschädigt.
Ersten Ermittlungen zufolge sollen WLAN-Netze der umliegenden Bewohner die Verbindung zur Drohne gestört und so für den Absturz gesorgt haben. Wie der Leiter der Region Burjatien, Alexej Zydenow, mitteilt, untersuche man den Vorgang nun ganz genau und möchte auch weiter mit Drohnen-Lieferungen experimentieren. Die russische Post distanziert sich hingegen schnell von dem Absturz und behauptet, beim Start nur als Gast dabei gewesen zu sein, während die Drohne von einer anderen Firma namens Rudron/Expeditor 3M hergestellt worden sei.
Im Mai 2018 führt die in Florida beheimatete Firma Aergility von Jim
Vander Mey und Larry Yonge mit ihrem ATLIS eine
neue Art vertikal startendes und landendes Frachtflugzeug vor,
das sie in den letzten Jahren entwickelt und getestet hat. Die flügellose
autonome Drohne ist so konstruiert, daß mit einer Reisefluggeschwindigkeit
von gut 160 km/h über Hunderte von Kilometer fliegen kann. Was gegenwärtig
nur mit Brennstoffen funktioniert. Erwähnt wird die ALTIS hier, weil
es sich um eine Hybrid-Drohne handelt.
Die Watts Innovations in Maryland – bekannt für ihre schweren Kameradrohnen MFD 3000 und MFD 5000 – wird beauftragt, ein Modell im Maßstab 1:4 zu entwerfen und zu fertigen, hauptsächlich aus Kohlefaser und Flugzeugaluminium. Es verfügt über acht elektrische Rotoren, die für Auftrieb und Steuerung sorgen, sowie einen benzinbetriebenen Propeller am Heck für den Vorwärtsschub. Zudem wird ein zum Patent angemeldetes System namens Managed Autorotation genutzt, das einen Flugcontroller verwendet, um die Drehzahl der Rotoren zu steuern.
Bei dem sehr unkonventionellen Tragschrauber verwaltet der Flugregler die elektrische Nettoenergie des Flugzeugs, indem er die Drehzahl der acht Propeller/Rotoren mit fester Blattstellung so steuert, daß sie im Allgemeinen um die keine Energie benötigende Autorotation herum schwanken. Der Auftrieb wird durch das gleichzeitige Einschalten aller Rotoren erreicht, während die Flugsteuerung dadurch erfolgt, daß einigen Rotoren mehr Energie zugeführt wird, um die Drehzahl zu erhöhen, während andere regenerativ gebremst werden, um die Drehzahl zu verlangsamen.
Somit wird während des Fluges keine elektrische Nettoenergie verbraucht, weshalb das 25 kg schwere ATLIS-Modell nur eine 2 kWh Pufferbatterie an Bord hat, einen Benzin-Antriebsmotor und die acht Elektromotoren, die die acht Propeller/Rotoren direkt antreiben – aber keine Generatoren, Tragflächen, Flugkontrollflächen und Servos usw. Die zu transportierende Nutzlast wird auf eine Plattform unter dem Flugzeug geladen, die dann ins Innere des Rumpfes hochgezogen wird. Bei Tests erreicht das Modell eine Geschwindigkeit von über 110 km/h.
Das Projekt-Team plant nun den Übergang zu einem Prototyp des Aergility Atlis Cargo UAV im Originalmaßstab, dessen Bau voraussichtlich ein Jahr dauern wird. Das etwa 180 kg schwere autonome UAV ist für eine Nutzlast von bis zu 160 kg ausgelegt, soll einer einzigen Treibstofftankfüllung eine Reichweite von bis zu 960 km haben und dabei auch noch eine Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h erreichen können.
Eine weitere Hybrid-Drohne, die hier noch kurz erwähnt
werden soll, ist die Dauntless der Firma Mobile
Recon Systems LLC aus Lexington, Kentucky, die 2015 einen
ziemlich großen Quadrokopter namens KittyHawk vorgestellt hatte, der
drei GoPro-Kameras tragen kann.
Nun, im November 2018, zeigt das Unternehmen das neue Dauntless UAV, das über 90 kg heben und transportieren kann und entweder als Quadrokopter oder – durch Hinzufügen eines zusätzlichen Motors und eines Satzes von Rotoren an jedem der vier Arme – als Oktokopter erhältlich ist. Als Quadrokopter wiegt die Drohne 35 kg und kann eine Nutzlast von mindestens 45 kg heben. Die höhere Tragkraft wird mit der Oktokopter-Version erreicht.
Die Dauntless besitzt einen Rahmen aus Titan und Flugzeug-Aluminium sowie ein Gehäuse aus Kohlefaser, eine Kabinenhaube, einen Batteriekasten und Rotoren. Die Benutzer können die Drohne für den Transport in fünf Teile zerlegen und mit integrierten Handgriffen tragen, sobald alles zusammengesetzt ist.
Die elektrische Energie wird von zwei 2,4 kW Generatoren geliefert, die wiederum mit einem Benzinmotor verbunden sind. Dieser Aufbau soll Flugzeiten von bis zu fünf Stunden ermöglichen. Zusätzlich gibt es zwei Lithium-Polymer-Batterien, die bei Bedarf zur Leistungssteigerung oder zur Durchführung von Notlandungen im Falle eines Ausfalls der Generatoren herangezogen werden können.
Wenn die Benutzer ihre Fracht nicht unter dem UAV baumeln lassen wollen, können sie sich für einen Bordbehälter entscheiden, der im Quadrokopter maximal 36 kg oder im Oktokopter 72 kg tragen kann. Und natürlich kann die Dauntless auch mit optionalen Extras wie kardanisch aufgehängten Kameras, Wetterstationen, Strahlungsdetektoren, Radar- oder LiDAR-Modulen ausgestattet werden. Die Kosten variieren stark je nach Konfiguration und Optionen, erreichen aber „einen niedrigen sechsstelligen Betrag pro Einheit.“
Ebenfalls im Mai 2018 veröffentlicht das Gesundheitsministerium
der Republik Vanuatu in Zusammenarbeit mit der UNICEF eine
Ausschreibung über den Einsatz unbemannter Flugzeugsysteme als schnelles,
zuverlässiges und effektives Transportmittel für die Lieferung von Impfstoffen
an Krankenstationen, Hilfsposten und mobilen Impfstoffteams. Bislang
waren hier nur nach dem Zyklon Pam im Jahr 2015 kleine
Drohnen eingesetzt worden.
Der Y-förmige pazifische Archipel besteht aus 83 relativ kleinen Inseln vulkanischen Ursprungs, die sich 1.600 km weit von Nord nach Süd erstrecken. 65 Inseln sind bewohnt, doch nur 20 von ihnen verfügen über funktionierende Flugplätze und etablierte Straßen. Viele Inseln und Dörfer sind nur per Boot erreichbar, und die Straßen auf den größeren Inseln, die sowieso nur die wichtigsten Städte und Dörfer verbinden, sind in einem schlechten Zustand und werden aufgrund der vorherrschenden Klimabedingungen häufig überflutet oder weggespült.
Aufgrund dieser Einschränkungen ist die Logistik der Impfstoff- und Gesundheitsversorgung teuer, risikoreich und unzuverlässig. Häufig müssen mobile Teams von Krankenschwestern und Ärzten viele Stunden zu Fuß gehen, um Dörfer und Gemeinden in abgelegenen Gebieten zu erreichen, und dabei temperaturempfindliche Impfstoffe und Ausrüstung mit sich führen. Wird die Kühlkette zwischen 2° und 8°C jedoch unterbrochen, bauen sich die Impfstoffe schnell ab und werden nutzlos.
Das Hauptziel des Projekts ist es daher, noch in diesem Jahr die technische und die wirtschaftliche Machbarkeit der Aufnahme des neuen Verkehrsmittels in das bestehende Impfprogramm zu testen. Um dieses Ziel zu erreichen, möchte das Gesundheitsministerium bis zu drei Dienstleistungsunternehmen unter Vertrag nehmen, wobei sich die bis Juni offene Ausschreibung auf die Inseln Pentecost, Épi, Shepherd und Erromago bezieht.
Im Oktober folgt die Meldung, daß zwischenzeitlich kommerzielle Verträge an zwei Drohnenfirmen vergeben wurden, die 2017 gegründete australische Swoop Aero Pty Ltd. und die deutsche Wingcopter, die uns weiter unter nochmals begegnen werden, um in der ersten Dezemberwoche mit dem dreimonatigen Pilotprojekt zu starten, die Impfstoffen mittels UAVs in ansonsten unzugängliche Gebiete zu liefern.
Die Drohnen werden vom Nordende der Insel Efate starten, über drei kleinere Inseln vor der Küste fliegen und ein Paket auf einem abgesperrten Bereich eines Fußballfeldes deponieren, bevor sie wieder zurückfliegen. Anfang Januar 2019 wird dann eine zweite Phase stattfinden, in der die Drohnen Impfstoffe an Gesundheitseinrichtungen auf denselben vorgelagerten Inseln ausliefern sollen.
Mitte Dezember berichtet die Presse, daß die einen Monat alte Joy Nowai die erste Person auf Vanuatu ist, die mit einem Impfstoff geimpft wurde, der per Drohne eingeflogen wurde. Die Impfkampagne erstreckte sich über fast 40 km zerklüftetes, bergiges Gelände von Dillon’s Bay auf der Westseite der Insel bis zur abgelegenen Cooks Bay im Osten, wo 13 Kinder und fünf Schwangere geimpft wurden. Die dortige eine kleine, verstreute Gemeinde verfügt weder über ein Gesundheitszentrum noch über Elektrizität, und ist nur zu Fuß oder mit kleinen lokalen Booten erreichbar.
Um die Impfstoffe zu liefern, trugen die von Swoop Aero betriebenen Drohnen mit Eis und elektronischen Monitoren gefüllte Styroporkisten, um sicherzustellen, daß die Impfstoffe in der warmen Umgebung nie eine unerwünschte Temperatur erreichten. Während der Versuche reisten die Drohnen über 50 km und landeten am gewünschten Zielort innerhalb eines Radius von 2 m. Vanuatu ist nun daran interessiert, die Drohnen auch für die Lieferung dringend benötigter medizinischer Hilfsgüter in abgelegene und unterversorgte Gebiete einzusetzen.
Im Februar 2019 startet die Swoop Aero auf der Insel Épi ihr zweites Drehkreuz für die Mobilität aus der Luft. Über die Rolle der Firma Wingcopter bei den Vanuatu-Projekt gibt es einen im Netz abrufbaren 24-seitigen Abschlußbericht vom Mai 2019 unter dem Titel ‚Vaccine Delivery Service in Vanuatu‘.
Im August folgt ein ähnliches Projekt zur Lieferung von Impfstoffen in der Provinz Équateur der Demokratischen Republik Kongo (DRC), und im November bekommt die Firma vom Ministerium für Zivilluftfahrt im Malawi grünes Licht für den Beginn von Flügen jenseits der Sichtlinie und sogar von Nachtflügen, um dort gemeinsam mit USAID und Chemonics in der Region Nkhata Bay ein neues Drohnen-Luftverkehrsnetz aufzubauen.
Im September 2021 geht die Swoop Aero eine Partnerschaft mit der Firma Iris Automation ein, um deren Casia-Detect-and-Avoid-System (DAA) in die Drohnen zu integrieren und damit den Kunden sichere Flüge jenseits der Sichtlinie ermöglichen zu können.
Im Juni 2019 folgt ein Bericht über das von Thomas
Lauzon und Eugene Maseya gegründete Startup MamaBird,
ein Drohnen-Logistikunternehmen in Lilongwe, Malawi, das lebensrettende
Hilfsgüter liefern will, mit besonderem Schwerpunkt auf der Gesundheit
von Müttern und Neugeborenen. Hierzu sollen Frauen darin geschult werden,
Drohnen für medizinische und Babynahrungs-Lieferungen einzusetzen.
Die Gründer schlagen ein Netzwerk kosteneffizienter Schwerlast-Drohnen mit Hybridantrieb vor, die Dörfer bis zu 60 km von einem Gesundheitszentrum entfernt erreichen und dabei zehnmal so viel Nutzlast transportieren können wie herkömmliche Drohnen.
Mehr über den deutschen Drohnenhersteller Wingcopter GmbH aus
Darmstadt ist im Zusammenhang mit einem Pilotprojekt im Auftrag des deutschen
Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) zu erfahren, bei dem ein zu Tansania gehörender Inseldistrikt im Viktoriasee mit medizinischen Gütern versorgt
wird.
Im Oktober 2018 schließt Wingcopter gemeinsam mit dem Logistikdienstleister DHL und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erfolgreich den Einsatz ab, bei dem die Partner im Rahmen des ‚Deliver-Future‘ Projekts sechs Monate lang die Lieferung von Medikamenten per Drohne von einem zentralen Warenhaus in der Stadt Mwanza zu einem Krankenhaus auf der Insel Ukerewe im Viktoriasee erprobt haben.
Der dabei eingesetzte, bis zu 150 km/h schnelle DHL Parcelcopter 4.0 schaffte die 60 km lange Flugstrecke vom Festland bis zur Insel bei einer Fluggeschwindigkeit von 130 km/h in durchschnittlich 40 Minuten. Die Versorgungsflüge wurden komplett autonom und bis zu sieben mal am Tag ausgeführt. Insgesamt wurden in dem Pilotprojekt mehr als 180 Starts und Landungen durchgeführt, über als 2.200 km geflogen und rund 2.000 Flugminuten registriert.
Die medizinische Versorgung der rund 400.000 Bewohner des Inseldistrikts war bislang stark eingeschränkt, da man für die 240 km lange Strecke über Land sechs Stunden benötigt. Auf dem Wasserweg werden etwa vier Stunden benötigt. Die Belieferung medizinischer Einrichtungen zur Notfallversorgung der Bevölkerung mit nur kurz haltbaren, kühlpflichtigen Medikamenten war dadurch so gut wie nicht möglich. Die senkrecht startende und landende Drohne hingegen kann dieses Problem lösen – und läßt sich auf dem Rückflug zudem mit Blut- und Laborproben beladen.
Zur Erinnerung: Der von Wingcopter gebaute Parcelcopter (anfangs: Paketkopter), der bis zu 6 kg Fracht tragen kann, wurde in Deutschland bereits eingesetzt, um Medikamente auf die Nordseeinsel Juist (2014) und in den Ort Reit im Winkl in Oberbayern zu fliegen (2015).
Im August 2021 meldet die Presse allerdings, daß DHL die Entwicklung der Zustelldrohne Paketkopter eingestellt habe, nachdem es schon seit Längerem nicht mehr fortgeführt worden war. Auch das zusammen mit der GIZ und dem Drohnenhersteller Wingcopter durchgeführte Pilotprojekt zum Medikamentenversand in Tansania wird nicht fortgesetzt, neue Pilotprojekte sind auch keine mehr vorgesehen. Genaue Gründe für die Entscheidung werden nicht angegeben.
Zur Abrundung noch ein Blick auf die Ursprünge der Firma Wingcopter,
die auf Jonathan Hesselbarth zurückgeht, der ab 2011 -
sowie später im Zuge seines Masters in Maschinenbau an der TU
Darmstadt - eine
neue Schwenktechnik-Drohne entwickelt, die auf den ersten Blick an ein
Flugzeug mit vier Hubschrauber-Propellern erinnert. Sie kann senkrecht
starten und sich dann in der Luft in ein Propellerflugzeug verwandeln.
Das erste Patent (DE-Nr. 102012106869) meldet Hesselbarth im Jahr 2012 an,
in welchem er auch die Firma Hesselbarth Flugsysteme gründet.
Nachdem er Tom Plümmer kennenlernt, der an seinem Master in Kreativwirtschaft sitzt, arbeiten die beiden Studenten interdiziplinär an der Weiterentwicklung des Wingcopters und beschließen dann, das Projekt als Vollzeitjob gemeinsam voranzutreiben, um die Drohne als professionelles Fluggerät in der kommerziellen Premiumklasse zu etablieren. Sie brechen ihre jeweiligen Master-Studiengänge ab und leihen sich das Startkapital – eine sechsstellige Summe – von der Familie und von Freunden.
Daß die Erfindung in eine Marktlücke gestoßen war, war schon damals klar, denn die Kleinserie von 15 Exemplaren des Prototypen, die Hesselbarth hergestellt hatte, hatten sich alle gut verkauft. Zusammen mit Ansgar Kadura wird im Jahr 2016 die gleichnamige Firma Wingcopter Holding GmbH & Co. KG (o. Wingcopter GmbH) gegründet. Für die Weltpremiere in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird ein vergoldeter Wingcopter gebaut, der dann auch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewinnt und Interesse für die besondere Technik weckt. Ob er auch fliegen kann, ist nicht bekannt.
Die (normale) hybride Hochgeschwindigkeitsdrohne aus Kohlenstoffaser/Glasfaser-Verbundwerkstoffen ist 1,32 m lang, wiegt 16 kg, hat eine Spannweite von 1,78 m und besitzt vier Schwenk-Rotoren. Nach dem senkrechten Start schwenken die beiden vorderen Rotoren um 90° nach vorne, während sich die beiden hinteren Rotoren um 90° nach hinten drehen und die Blätter anlegen, so daß die Drohne nun wie ein Flächenflugzeug fliegt – und das mit einer Geschwindigkeit von bis zu 180 km/h bei Reichweiten von bis zu 120 km.
Dank des patentierten Schwenkrotor-Mechanismus samt entsprechender Software kann die autonom fliegende Maschine innerhalb weniger Sekunden zwischen den beiden Flugzuständen hin- und herwechseln, was entscheidend dazu beiträgt, daß der Wingcopter 178 Heavy Lift, wie der reguläre Name lautet, deutlich stabiler und länger unterwegs sein kann als andere Drohnen.
Bei der maximalen Zuladung von 6 kg ist eine Einsatzdauer von über einer Stunden möglich, wobei der Wingcopter bei einer Geschwindigkeit von circa 70 km/h am effizientesten ist. Mit einem Tablet als Bodenstation kann das Fluggerät über GPS auf einer Strecke von bis zu 100 km gesteuert werden. Auch bei kräftigem Wind bis zu 90 km/h oder schlechtem Wetter fliegt der Wingcopter autonom und zuverlässig.
Mit solchen technischen Leistungen und aufgrund der Herstellung in Handarbeit liegen die Preise allerdings im fünfstelligen Bereich – je nach Konfiguration und Sensorik, die der jeweilige Kunde wünscht.
Im September 2017 belegt das junge Unternehmen beim Digital Logistics Award den zweiten Platz, zudem wird ihm in diesem Jahr vom Bundesministerium für Wirtschaft ein Exist-Gründerstipendium über 120.000 € gewährt, so daß es sich ganz auf die weitere Geschäftsentwicklung konzentrieren kann. Und der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie verleiht Hesselbarth und Plümmer den Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt. Irgendwann wird auch noch eine Guinness-Weltrekordgeschwindigkeit von 240 km/h erzielt.
Geschäftlich geht es auch gut voran, nachdem z.B. die Dubai Electricity and Water Authority (DEWA) ein Exemplar kauft, das mit einem hochwertigen live-Kamera-System ausgestattet eigenständig Hochspannungsleitungen inspiziert; oder die Zoological Society London, die mit einem Wingcopter samt Multispektral-Kamera und Laser-Scanner weite Teile des indonesischen Regenwaldes vermessen und dreidimensional einscannen möchte.
Im Dezember 2019 meldet die Fachpresse, daß das hessische Drohnen-Startup eine Finanzierung in Höhe von rund 5 Mio. € von Corecam Capital Partners aus Singapur erhalten hat, mit der das bereits 35-köpfige Team mit weiteren Spezialisten verstärkt werden soll, um die Entwicklung der nächsten Generation des Wingcopters vorantreiben sowie das globale Service- und Vertriebsnetzwerk ausbauen.
Zu diesem Zeitpunkt ist Wingcopter bereits in zehn Ländern für diverse Kunden aktiv. Weitere erfolgreiche Projekte haben u.a. in Japan, England, Malawi, Äthiopien, Norwegen und Kanada sowie in der Arktis stattgefunden, wo die Leistungsfähigkeit der Drohne unter extremsten Bedingungen (bis -42°C) unter Beweis gestellt werden konnte. Zudem konnte in Partnerschaft mit Vodafone und dem lokalen Kunden SIS vor kurzem in Irland – und erstmalig in Europa – eine Lieferung Insulin außerhalb der Sichtweite (BVLOS) und trotz schwieriger Windverhältnisse über eine Strecke von 21 km durchgeführt werden.
Ein weiteres erfolgreiches Beispiel ist der Einsatz für das Helmholtz-Zentrum Potsdam/Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) im Herbst 2019, bei dem ein Wingcopter mit einer speziellen Sensorik synchron die Konzentration an Treibhausgasen sowie atmosphärischer Turbulenzen (Auf- und Abwinde) mißt. Außerdem erhält die UPS im Oktober die Genehmigung der FAA, um eine Drohnenflotte als Fluggesellschaft zu betreiben.
Jüngster Meilenstein im Februar 2020 ist das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit mit 107.000 € geförderte und gemeinsam mit der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und Merck durchgeführte Projekt ‚ProGeDa – Probentransport zwischen Gernsheim und Darmstadt’, bei dem Wingcopter-Drohnen Pigmentproben aus dem Merck-Werk Gernsheim zur Kontrolle in das Werk Darmstadt transportieren, was bisher zwei Mal täglich durch einen straßengebundenen Kuriertransport erfolgte.
Die zu absolvierende Strecke von knapp 25 km führt über über Strom- und Zugtrassen, Autobahnen und Bundesstraßen sowie Produktionsinfrastruktur hinweg, so daß der Flug teilweise als BVLOS-Flug stattfindet. Merck erhofft sich von der neuen Liefermethode vor allem eine Zeitersparnis, um die Proben schneller auswerten und Ergebnisse zurückmelden zu können. Ultimatives Ziel ist ein langfristiges Geschäftsmodell, wie der werksübergreifende Transport in der Zukunft organisiert werden könnte.
Nachdem die Wingcopter Anfang des Jahres ihre neue Zentrale in Pfungstadt bezogen hat, wobei es Überlegungen gibt, auch die Produktion aus Flörsheim dorthin zu verlegen, berichtet die Presse im März 2020, daß der neue Investor Corecam Capital Partners einen weiteren Millionenbetrag nachgelegt habe. Da sich die Technik beliebig skalieren läßt, wird mit den Mittels nun der nächste Prototyp mit 5 m Spannweite entwickelt, der bis zu 2,5 h Flugzeit erreichen und 10 kg Last transportieren soll.
Im selben Monat gibt die Wingcopter ihre Kooperation mit der Firma UPS Flight Forward (UPSFF) bekannt, einer Tochtergesellschaft von UPS, um gemeinsam die nächste Generation von Paketlieferdrohnen zu entwickeln, die verschiedenste Einsatzzwecke in den USA und international abdecken sollen. Die Zusammenarbeit soll den Weg für Zustelldienstleistungen in neuen Einsatzgebieten öffnen, wofür die UPS Flight Forward ein Netzwerk aus Technologiepartnern aufbauen will, um Kunden einen erweiterten Service zu bieten.
Die Wingcopter-Drohnen sind in der Lage, auf beengtem Raum senkrecht zu starten und zu landen, sowie in einen effizienten horizontalen Hochgeschwindigkeitsflug überzugehen. Die Kerninnovation ist ein patentierter Schwenkrotor-Mechanismus, der einen nahtlosen Übergang zwischen zwei Drohnentypen, nämlich vom Multikopter für das Schweben zum Starrflügler für den Vorwärtsflug ermöglicht. Sogar bei schwierigen Wetterverhältnissen agiert das aerodynamische Fluggerät mit hoher Stabilität.
Im November 2020 startet das Projekt Drone & Data Aid, bei dem Wingcopter zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und in Kooperation mit der UNICEF Medikamente per Lastendrohne in die ländlichen Gebiete von Malawi liefert. Auf dem Rückweg werden dann Laborproben von den Stationen an die städtischen Krankenhäuser transportiert.
Im Januar 2021 macht sich die Wingcopter bereit, mit Drohnen Corona-Impfstoffe in entlegene Gegenden der Welt auszuliefern, nachdem das Unternehmen weitere gut 18 Mio. € Risikokapital eingesammelt hat. Investoren sind die kalifornische Xplorer Capital und der hessische Wachstumskapitalfonds Futury Regio Growth. Mit dem Geld soll die industrielle Produktion einer stark verbesserten neuen Version der Lieferdrohne aufgebaut werden. Geplant sei auch eine Produktion in den USA, wo bereits ein Zulassungsverfahren bei der Luftfahrtbehörde FAA läuft.
Das neue Modell namens Wingcopter 198 wird im April vorgestellt. Es ist die erste Lieferdrohne auf dem Markt, die drei separate Ziele auf nur einem Flug beliefern kann, was Triple-Drop genannt wird. Die bis zu drei kleinen Pakete (à 22 x 40 x 19 cm) pro Flug werden mit Hilfe von Seilwinden aus der Luft präzise abgeladen, alternativ kann die Drohne auch zwei mittelgroße oder ein großes Paket transportieren. Sie kann zur Auslieferung aber auch auf dem Boden landen.
Angetrieben wird der 198 von acht Antrieben mit der patentierten Kipprotor-Technologie von Wingcopter. Der Flieger mißt 65 x 198 x 152 cm und wiegt 20 kg, einschließlich zweier schnell austauschbarer 814 Wh Li-Ionen-Akkumodule. Das maximale Abfluggewicht beträgt 25 kg, die maximale Reisegeschwindigkeit soll bei 144 km/h liegen (andere Quellen: 150 km/h). Leer lassen sich pro Akkuladung bis zu 110 km Strecke zurücklegen. Bei voller Ausnutzung der Traglast von 5 kg sind es bis zu 75 km oder 40 Minuten Flugzeit. Die Serienproduktion soll in Kürze anlaufen.
Zeitgleich gibt die All Nippon Airways (ANA) bekannt, Japans größte Fluggesellschaft, daß sie im kommenden Jahr mit Wingcopters Hilfe in das Auslieferungsgeschäft mit unbemannten Flugobjekten einsteigen wird. Im Zuge gemeinsamer Testflüge lieferte eine Drohne schon Medikamente zu entlegenen Inseln in Südjapan.
Im August geht Wingcopter eine strategische Partnerschaft mit Air Methods ein, um in den USA ein auf das Gesundheitswesen zugeschnittenes Drohnenlieferungsnetz aufzubauen. Das 1980 gegründete Unternehmen Air Methods verfügt über eine Flotte von 450 Hubschraubern und Starrflüglern an mehr als 300 Standorten in 48 US-Bundesstaaten, die jährlich fast 100.000 Lieferungen medizinischer Hilfsgüter und Ausrüstungen an Krankenhäuser und Menschen, vor allem in ländlichen Gebieten, vornehmen.
Die Wingcopter kommt im Januar 2022 mit der Meldung groß in die Presse, daß sie im Rahmen ihres ersten Großauftrags im Umfang von mehr als 16 Mio. $ für das im Vorjahr von der Air Methods gegründete und in Arizona beheimatete Unternehmen Spright (o. Areion UAS LLC) eine nicht genannte Zahl Lieferdrohnen bauen wird, mit denen Medikamente, Laborproben, Impfstoffe und weitere medizinische Produkte in entlegene Gegenden der USA geflogen werden sollen. Die Firmen vereinbaren zudem, daß die Spright in den gesamten USA exklusiver Partner für Wartung, Reparatur und Instandhaltung der Wingcopter 198 wird.
Ein erster Versuch von Spright läuft bereits seit dem Herbst in der Gemeinde Hutchinson im nördlichen Kansas zusammen mit dem Projektpartner Hutchinson Regional Medical Systems. Langfristig ist ein landesweiter Einsatz geplant, bei dem die Drohnen an den mehr als 300 Standorten der Spright-Mutter Air Methods in 48 US-Bundesstaaten stationiert werden sollen.
Im Februar geht eine Partnerschaft mit der UAV Latam ein, einer lateinamerikanischen Holding mit Erfahrung im unbemannten Luftfahrzeugraum. In Zusammenarbeit mit der Tochtergesellschaft UAV del Peru sollen die Wingcopter-Drohnen eingesetzt werden, um schwer erreichbare Gemeinden in den peruanischen Anden mit medizinischen Produkten zu versorgen. Später soll der Service auch auf andere Länder der Region ausgedehnt werden.
Im März vereinbaren die Zeitfracht Gruppe und die diesr zugehörigen Firma German Airways mit der Wingcopter den Kauf von 17 Wingcopter-Transportdrohnen und Optionen für die Bestellung von zusätzlichen 115 Fluggeräten in zwei weiteren Tranchen bis Ende 2023. Die Drohnen sollen dann ab dem zweiten Halbjahr 2024 zum Einsatz kommen – zunächst offshore für Ersatzteillieferungen in Windparks u.ä. Die Zeitfracht Gruppe ist in diesem Geschäft bereits mit ihrer Spezialreederei OPUS Marine tätig.
Entsprechend technisch anspruchsvoll ist der Einsatz der Lieferdrohnen, die auch auf einem fahrenden Schiff punktgenau landen müssen. Starten sollen die Wingcopter vom Flughafen Rostock-Laage aus, der seit Jahresbeginn ebenfalls zur Zeitfracht Gruppe gehört und dem Entwicklungsteam von Wingcopter ein Umfeld für Testflüge sowie Räumlichkeiten für Messungen und die Auswertung der dabei gesammelten Daten bietet.
Mitte Mai folgt eine Partnerschaftsvereinbarung mit der Continental Drones Ltd., einer Tochtergesellschaft der in Ghana und Dubai ansässigen Atlantic Trust Holding, um in den nächsten fünf Jahren mit 12.000 Wingcoptern auf dem gesamten afrikanischen Kontinent drohnengestützte Liefernetze aufzubauen. Die Continental Drones fungiert dabei als autorisierter Wingcopter-Partner für alle 49 Länder südlich der Sahara.
Im Juni 2022 gibt die Firma eine erfolgreiche Finanzierungsrunde bekannt, bei der sie über 42 Mio. $ von mehreren strategischen und Finanzinvestoren einnehmen kann, zu denen erstmalig die deutsche REWE Group sowie die deutschen Investoren Salvia und XAI technologies gehören, neben dem japanischen Großkonzern Itochu und den Bestandsinvestoren Futury Capital aus Deutschland sowie Xplorer Capital aus den USA. Die neue Finanzierung ist Teil einer Erweiterungsrunde der Serie A und verdreifacht das bisher aufgenommene Eigenkapital auf mehr als 60 Mio. $.
Ebenfalls im Juni setzen Wingcopter und das Berliner Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) erstmals auf dem afrikanischen Kontinent das mobilfunkbasierte Drohnenkommunikationssystem SUCOM ein, das die sichere Steuerung von Drohnen ermöglicht, die sich außerhalb der Sichtweite des Piloten befinden. Bei dem Projekt kooperieren Wingcopter und das HHI in Malawi mit dem Ministry of Health, der Civial Aviation Authority, den Krankenhäusern der Distrikte Kasungu, Ntchisi und Salima sowie über 20 lokalen Krankenstationen in ländlichen Gebieten.
Das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMVI) mit 1,15 Mio. € geförderte Verbundprojekt SUCOM (Superior UTM Communication System) war im August 2020 gestartet worden und läuft bis August 2022. Erste Testflüge waren im Juli 2021 erfolgreich abgeschlossen worden. Die maßgeschneiderte Kommunikationslösung soll ein Höchstmaß an Ausfallsicherheit gewährleisten, indem 4G/5G Modems mit einem 4x4 MIMO Mehrantennensystem sowie ein MAVLink basiertes Kommunikationsprotokoll zum Einsatz kommen. Zudem werden redundante Mobilfunknetze genutzt.
Projektpartner sind neben dem HHI und der Wingcopter die Firmen Emqopter GmbH und CiS GmbH, assoziierte Partner die Vodafone GmbH und die Deutsche Flugsicherung GmbH. Bis zum geplanten Abschluß der Tests in Malawi gegen Ende des Jahres wollen die Partner das lokale Lieferdrohnenprogramm mit weiteren örtlichen Piloten zu einem dauerhaften Betrieb ausbauen.
Doch auch in Deutschland ist die Firma Wingcopter aktiv. So wird im September 2022 das ebenfalls vom BMVI mit rund 430.000 € geförderte Projekt DroLEx – Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung bekanntgegeben, dessen erste Flüge im Süden Hessens im Frühjahr 2023 starten sollen. In dem Projekt werden Wingcopter und die Frankfurt UAS erproben, inwiefern der auf Kundenbestellung erfolgende On-Demand-Transport von Gebrauchsgütern die Nahversorgung in Gemeinden des ländlichen Raums verbessern kann.
Im Rahmen des auf zwölf Monate angelegten Projekts sollen Güter des täglichen Bedarfs per Wingcopter von einem Mittelzentrum in umliegende kleinere Ortsteile geflogen und dort per E-Lastenrad an private Endkunden zugestellt werden. Das Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt UAS wird die Projektumsetzung anschließend aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht evaluieren und im Erfolgsfall ein nachhaltiges und beliebig skalierbares Geschäftsmodell entwickeln.
Der Startschuß für DroLEx erfolgt allerdings erst im Oktober 2023. Unter dem Namen LieferMichel bietet das Pilotprojekt Bewohnern entlegener Ortsteile im hessischen Michelstadt die Möglichkeit, Lebensmittel und Gebrauchsgüter per Wingcopter-Lieferdrohne und Lastenrad schnell und emissionsfrei nach Hause liefern zu lassen. Zu Beginn werden die zwei außerhalb liegenden Ortsteile Rehbach und Würzberg angeflogen. Neben der Stadt Michelstadt und REWE gehören zu den Projektpartnern Vodafone sowie Riese & Müller. Das Projekt läuft vorerst bis Jahresende, soll bei Erfolg jedoch fortgeführt werden.
Im März 2023 berichten die Blogs, daß die Wingcopter gemeinsam mit der Hamburger Firma ZAL GmbH inzwischen an einem Wasserstoff-Antrieb für die Lieferdrohnen arbeitet. Dieser solle später von Wingcopter selbst produziert werden. ZAL-Ingenieure konnten bereits in der Vergangenheit mit der eigenen Wasserstoffdrohne ZALbatros eine Flugdauer von über zwei Stunden erreichen. Verwendet wurde dafür druckgespeicherter, gasförmiger Wasserstoff in Kombination mit einer Brennstoffzelle.
Im Juni 2018 informieren die chinesischen Unternehmen EHang
Holdings Ltd. und Yonghui Superstores über
ihre neue Zusammenarbeit im Bereich des intelligenten Einzelhandels und
der Lieferung von Lebensmitteln per Luft-Drohne. Die 2014 gegründete
und anfangs nur für ihre Ghost Drone bekannte EHang hatte Anfang 2016 mit
dem Konzept des Lufttaxis EHang 184 für Furore gesorgt, das uns weiter
unter bei den Personentragenden Fluggeräte wieder begegnen wird.
Der Liefereinsatz wird wird vom Super Species aus beginnen, dem Frischwarengeschäft von Yonghui im M+ Park in Guangzhou. Die genutzte Lieferroute zu den peripheren Stadtteilen ist auch der erste normalisierte Flugroboter-Lieferflugkorridor in China. Ab Mitte Mai hatten die Logistikdrohnen über 600 Testflüge durch diesen Luftkorridor durchgeführt – ohne jeglichen Ausfall. Mit Hilfe der Drohnen wird die Lieferzeit von mindestens 30 Minuten auf etwa 15 Minuten reduziert, was Frische und Effizienz gewährleistet.
Super Species hat bereits 44 Ladenketten im ganzen Land gegründet und versucht, um jeden Laden herum einen ‚Servicekreis‘ mit einem Radius von 3 km zu entwickeln, wobei der Drohnen-Lieferdienst ins Spiel kommt: Zunächst müssen Kunden, die sich in der Nähe des Geschäfts befinden, eine Bestellung über die mobile App von Yonghui aufgeben, woraufhin das System automatisch entscheidet, ob die Bestellung durch Kurier oder Drohne ausgeliefert wird.
Wenn das Personal das Produkt in den Lebensmittelkarton unter der Drohne legt und auf ‚Take-off‘ klickt, macht sich diese entlang vorgegebener Luftwege auf den Weg in die Zielgegend. Bevor die Drohne landet, erhält der dortige örtliche Kurier eine Benachrichtigung und begibt sich zum Landepunkt, um das Essen abzuholen und die Drohne wieder zurückzuschicken, bevor er die Sendung über die letzten 100 m bis zur Tür des Bestellers selbst ausliefert.
Die Liefer-Quadrokopter von EHang können mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h fliegen, eine Nutzlast von 0,5 kg tragen und sich innerhalb eines Radius von 4,5 km bewegen. Die Firma wird in Zukunft aber noch größere Lieferdrohnen mit einer Tragfähigkeit von 5 kg und einer Reichweite von 7 km auf den Markt bringen. Bei der Flugroutenplanung, Datenübertragung und Fernsteuerung der Drohnen unterstützt Huawei das Projekt.
Mitte Mai 2019 folgt die Meldung, daß EHang gemeinsam mit dem Logistik-Joint-Venture DHL-Sinotrans in Guangzhou nun erstmals eine feste, innerstädtische Drohnen-Route zu einem nicht näher benannten Unternehmenskunden eröffnet hat. Für dieses Pilotprojekt wurden zwei Lieferstationen errichtet, zwischen denen vollautomatische Drohnen Pakete mit jeweils bis zu 5 kg Gewicht als Expreß-Sendungen über eine Entfernung von 8 km transportieren. Die Lieferstationen öffnen beim Anflug der Drohne automatisch das Dach für die Landung, woraufhin das Fluggerät seine Ladung selbständig absetzen oder aufnehmen kann.
Der Kunde läßt seine Expreß-Lieferungen nun mindestens zweimal am Tag per Drohne abholen und zum DHL-Servicezentrum bringen. Mit dem Auto benötigt man für die Strecke etwa 40 Minuten – die neueste Falcon-Drohne von EHang, einem Quadrokopter mit acht Rotoren und 10 km Reichweite erledigt das in acht. Zudem sind Kosteneinsparungen von bis zu 80 % möglich.
Im Januar 2021 tritt Chinas erster nationaler Standard für Expresszustellung durch unbemannte Flugzeuge in Kraft, der gemeinsam mit branchenführenden Unternehmen wie EHang, JD.com und ZTO Express formuliert und vom Staatlichen Postamt der VR China herausgegeben wurde. Die neue Norm gilt für Expresszustellungsdienste durch UAVs mit einem maximalen Leergewicht von 116 kg, einem maximalen Startgewicht von 150 kg und einer Fluggeschwindigkeit von höchstens 100 km/h.
Bereits im Juli 2018 bestätigt sich das Vorpreschen
Chinas durch die Meldung, daß nun auch die Online-Handelsplattform JD.com
Inc. (früher: JD Multimedia) gemeinsam mit der SF Holding
Co. Ltd., dem größten Expreß-Zulieferunternehmen des Landes,
daran arbeitet, ein Netzwerk aufzubauen, das nicht nur kleine Auslieferungsdrohnen
umfaßt, sondern ein ganzes System, einschließlich großer autonomer Starrflügelflugzeuge,
die von kleinen Flughäfen oder Landebahnen starten, um Massengüter zwischen
den Lagerhäusern zu befördern.
Was Chinas Bemühungen besonders auszeichnet, ist seine Fähigkeit, alle Teile, die für Drohnenlieferungen benötigt werden, einschließlich der Vorschriften, der Infrastruktur und des weltgrößten E-Commerce-Marktes, ohne Zögern zusammen zu bringen. Damit all diese Elemente effektiv zusammenarbeiten können, braucht es jedoch Daten und Erfahrungen.
Chinas absoluter Vorteil ist der Markt. Das Land verfügt sowohl über die fortschrittliche Drohnentechnologie als auch über mehr als 590 Millionen ‚ländliche‘ Verbraucher, die teilweise in abgelegenen Gebieten leben, die nur schwer – und manchmal gar nicht – mit dem LKW zu erreichen sind. Die chinesische Zivilluftfahrtbehörde (CAAC) hatte der JD.com und der SF Holding Co. daher bereits im vergangenen Jahr grünes Licht gegeben, um in bestimmten ländlichen Gebieten mit dem Versand von Paketen per Drohne zu beginnen.
So startete die JD.com Mitte Juni ihre erste Starrflügeldrohne von einem Spielplatz in der Stadt Xi’an, um in einer fußballgroßen Kiste eine Bestellung in ein Dorf in den Bergen im Süden zu liefern. Der Trikopter mit Doppelrotoren an den drei Armen ist einer von rund 40 Stück, die entwickelt wurden, um die Lieferzeiten für Artikel wie Smartphones und Lebensmittel in entlegene Gebiete zu verkürzen, in die der Transport auf dem Landweg zu teuer oder zu langsam ist.
In einem Extremfall muß ein Kurier vier Stunden lang einen Berg hinauf- und hinunterklettern, um ein Paket in ein Dorf zu liefern. Eine Drohne kann die Fahrt in wenigen Minuten bewältigen. Die JD.com, die laut eigenen Angaben beim Versuchsbetrieb mit den Drohnen schon über 5.000 Stunden Flugzeit zurückgelegt hat, rechnet vor, daß die Kosten für die Paketzustellung in ländlichen Gegenden fünfmal so hoch sein können wie in Städten.
Wieviel durch fliegende Drohnen eingespart werden könnte, kann bislang noch nicht exakt beziffert werden, doch die Partner rechnen damit, daß die Kosten auf jeden Fall geringer sein werden als bei der Zustellung durch Menschen, sobald die Technologie für den breiten Einsatz bereit ist. Die JD.com bietet derweil Testdienste für UAVs auch in Tansania, Indonesien und Thailand an.
Das Rennen um die Drohnenlieferungen in China selbst wird durch den Wettbewerb zwischen JD.com und dem Rivalen Alibaba angeheizt. Dessen Geschäftsmodell ist bei der Lieferung auf Partner angewiesen ist, aber seine Logistikabteilung Cainiao hat sich bereits mit der Firma Beihang Unmanned Aircraft System zusammengetan, um die entsprechenden Frachtdrohnen zu entwickeln. Ein brennstoffbetriebenes Modell, an dem gearbeitet wird, kann eine Tonne Güter über 1.500 km transportieren. Außerdem erhielt Ele.me, der Nahrungsmittellieferant von Alibaba, im Mai eine Genehmigung, um die Drohnen in einer großen Industriezone zu testen.
In diesem Rahmen recht interessant: Im Februar 2019 gibt die Deutsche Post DHL Group bekannt, daß sie ihre Supply-Chain-Aktivitäten auf dem chinesischen Festland, in Hongkong und Macau an den asiatischen Logistikdienstleister SF Holding übertragen hat. Im Rahmen dieser Transaktion erhält die Deutsche Post rund 700 Mio. €, zudem wird sie in den nächsten zehn Jahren umsatzabhängige Partnerschaftsgebühren erhalten, und zwar für Markenlizenzen, Kundenempfehlungen, Mitarbeiterschulungen, den Austausch von Best-Practice Ansätzen sowie andere Bereiche des Supports.
Über die DHL-eigenen Aktivitäten im Bereich der Lieferdrohnen habe ich bereits in der Jahresübersicht geschrieben – Neuigkeiten zum aktuellen Stand gibt es weiter unten.
Nachdem JD.com seit mehr als zwei Jahren Drohnen für Lieferungen in China einsetzt, plant die Firma nun ihr Fachwissen weltweit, beginnend mit Indonesien, einzusetzen. Hier hatte die Firma ihre Aktivitäten 2016 mit dem E-Commerce-Unternehmen JD.ID gestartet. Mit inzwischen mehr als 20 Millionen registrierten Benutzern in diesem Land strebt JD.com an, 85 % seiner Bestellungen noch am selben oder nächsten Tag mit Drohnen über die verstreuten Inseln des Landes – insgesamt 17.000 und damit ein äußerst passendes Terrain für UAVs – an die Kunden auszuliefern.
Während die Idee einfach klingt, ist die Logistik beträchtlich komplizierter, denn für die Verteilung von mehr als einer Million Produkte müssen zehn Lagerhäuser, sieben Inseln, 483 Städte und nicht weniger als 6.500 Landkreise koordiniert werden. Anfang Januar 2019 führt JD.com daher die erste von der Regierung genehmigte Drohnen-Lieferoperation durch, bei der Rucksäcke und Bücher an die Mis Nurul Falah Leles Grundschule im Dorf Jagabita transportiert werden.
Der Logistikkonzern UPS, der 2017 einen
Workhorse-Lieferwagen mit HorseFly-Drohne für die letzte Meile vorgestellt
hatte, startet Anfang April 2018 in North Carolina das
erste von der FAA genehmigte ertragsorientierte Drohnen-Zustellungsprogramm
in den USA, das gemeinsam mit der Drohnenfirma Matternet durchgeführt
wird – die in der Jahresübersicht 2011 ausführlich
präsentiert wurde und deren Drohnen u.a. seit 2015 auch
von der Schweizer Post eingesetzt werden.
Der erste Flug mit dem kompakten M2-Quadrokopter von Matternet geht vom Krankenhaus der WakeMed in Raleigh aus. Zu dessen Testlabors werden im weiteren Verlauf des Projekts, das im August des Vorjahres unter Aufsicht des Verkehrsministeriums von North Carolina mit den anfänglichen Tests begonnen hatte, Blutproben aus verschiedenen Kliniken transportiert. Diese Proben werden in ein sicheres und verschlossenes Fach unter dem Kopter geladen.
Die Drohne kann mit jeder Batterieladung Nutzlasten von etwa 2,3 kg in rund drei Minuten über 20 km befördern, wofür ein menschlicher Fahrer im durchschnittlichen Tagesverkehr ca. 30 Minuten benötigt. Auch wenn die Drohne autonom operiert, überwacht ein Pilot jeden Flug und kann bei Bedarf eingreifen. Die Fluggeräte, die von speziell dafür vorgesehenen Pads an jedem Standort aus operieren, werden anfangs etwa zehn Flüge pro Tag durchführen, wobei mehr möglich sind, sobald sich der Dienst einspielt. Sowohl UPS als auch Matternet hoffen, den Service schnell auf andere Standorte im ganzen Land ausweiten zu können.
Die Initiative in North Carolina ist Teil des dreijährigen Pilotprogramms der US-Bundesluftfahrtbehörde FAA, das bereits 2017 initiiert wurde um zu evaluieren, wie unbemannte Flugzeuge am besten in den kommerziellen US-Luftraum integriert werden können.
Im Juli 2019 verkündet UPS, daß die kürzlich neugegründete Tochtergesellschaft UPS Flight Forward Inc. (UPSFF), die bereits mit der Firma Wingcopter kooperiert (s.o.), eine FAA-Zulassung nach Artikel 135 für den Einsatz kommerzieller Drohnen beantragt hat, um einer der ersten vollständig zertifizierten Drohnenbetreiber in den USA zu werden. Bei Zulassung legt diese Zertifizierung die Grundlage für Drohnenflüge außerhalb der Sichtlinie des Betreibers und auch für Flüge bei Tag und Nacht. Außerdem würden die Drohnen und ihre Nutzlasten ein Gesamtgewicht von 25 kg überschreiten dürfen.
Gegenwärtig führt UPS die Drohnen-Zustellung für das Gesundheitswesen in einem ‚speziellen Anwendungsfall‘ gemäß dem Artikel 107 der FAA-Vorschriften durch.
Tatsächlich erhält die UPS Flight Forward bereits im Oktober von der FAA die erste unbeschränkte Lizenz des Landes für unbemannte Frachttransportflüge ohne Beschränkung hinsichtlich der Frachtmasse oder der Anzahl der Flugdrohnen, Piloten oder Flüge. Die Firma ist damit die erste kommerzielle Drohnen-Fluggesellschaft der USA – und führt noch am Tag der Lizenzerteilung ihren ersten kommerziellen Drohnenfrachtflug auf dem Areal des Krankenhauses durch.
Zur Erkennung von Lufthindernissen wie zum Beispiel anderen Flugdrohnen installiert Flight Forward Sensoren am Boden. Daher plant sie vorerst keine Flüge über öffentlichem Grund. Allerdings möchte die Firma mit weiteren Herstellern neben Matternet ins Geschäft kommen. Zudem sucht sie nach anderen Branchen, die Bedarf an schneller Güterbeförderung innerhalb geschlossener Gebiete haben. Als neue Geschäftspartner werden die Apothekenkette CVS Pharmacy Inc., der Pharmahändler AmerisourceBergen und der Gesundheitsdienstleister Kaiser Permanente angekündigt.
Anfang November verschickt die UPSFF in Zusammenarbeit mit der CVS Health Corp., einer Tochtergesellschaft der CVS Pharmacy, erstmals verschreibungspflichtige Medikamente per Drohne direkt an Patienten. Die ersten beiden kommerziellen Flüge der M2-Drohnen führen von einer CVS-Apotheke zu den Wohnhäusern der Kunden. Der Drohnenversand soll als nächstes auf den Campus der University of Utah Health in Salt Lake City erweitert werden.
Im April 2020 gibt UPS bekannt, daß es im Rahmen des Projekts bereits mehr als 3.700 Flüge durchgeführt habe. In der nächsten Phase sollen die Drohnen eingesetzt werden, um verschreibungspflichtige Medikamente von einer CVS-Apotheke in Florida über eine Strecke von 800 m zu einem Absetzpunkt in der Nähe von The Villages zu transportieren, der mit mehr als 135.000 Bewohnern größten Seniorenwohnanlage der USA. Von dort aus wird ein Bodenfahrzeug die letzte Etappe übernehmen. Der neue Drohnen-Zustelldienst wird Anfang Mai beginnen.
Über einen weiteren Drohnentransport berichtet Thyssenkrupp Steel
Europe im Mai, als eine delivAIRy-Drohne der
Firma doks. innovation GmbH bei ihrem ersten offiziellen
Testflug über dem Hüttenwerk von Thyssenkrupp in Duisburg Laborproben
auf dem Werksgelände autonom ausliefert. Bisher machte sich ein Werksarbeiter
zweimal täglich per Pkw auf den Weg, um kleine Dosen mit Eisenerz oder
Kokskohle von der Rohstoffaufbereitung im Werkhafen Schwelgern ins Zentrallabor
zu bringen.
Um den Transport zu vereinfachen, wird der Plan zur Anlieferung der Proben auf dem Luftweg entwickelt. Als Partner findet sich die doks. Innovaition, deren autonomer Hexakopter delivAIRy mit 1,2 m Spannweite und einer Tragkraft von 4,5 kg für die 2,2 km lange Strecke rund sechs Minuten braucht – im Unterschied zu dem Pkw, der bis zu 15 Minuten oder länger benötigt. Über einen zentralen Leitstand haben zwei Mitarbeiter die Bewegungen der Drohne immer im Blick und wissen genau, wo sich der Flugroboter gerade befindet.
Für eine angedachte Pilotphase von sechs Monaten sind allerdings noch Fluggenehmigungen durch die Landesluftfahrtbehörde Nordrhein-Westfalen nötig.
Die im Umfeld des Fraunhofer-Instituts für Materialfluß und Logistik (IML) in Dortmund im Jahr 2017 gegründete doks. Innovaition entwickelt ab Januar 2018 am Hauptsitz in Kassel Lösungen für Logistik- und Industrieunternehmen, die zur Automatisierung und Digitalisierung der Lager- und Bestandserfassungsprozesse beitragen. Um den Transport von Proben, dringend benötigten Teilen und weiteren Gütern durch die Luft zu ermöglichen, wird die delivAIRy konstruiert, die eine Flugzeit von bis zu 25 Minuten hat und dabei Güter mit bis zu 15 m/s befördern kann. Die Drohne wird von dem Unternehmen als „Industriestandard für sicheren Transport über kurze Distanzen“ bezeichnet.F
Eine Besonderheit bildet das am IML entwickelte und patentierte Modul für die autonome Lastenaufnahme, das ein flexibles und vollautomatisches Greifen von Gütern mit jeder beliebigen Drohne ermöglicht. Es besteht aus zwei ringförmigen Teilen: Adapter und Greifer. Der Adapter wird am Transportgut angebracht. In Mehrwegtransportboxen wird er direkt integriert, bei Paketen in ein Umreifungsband eingehakt. Der Greifer wiederum wird unter einer Drohne angebracht und ist durch einfache Schnittstellen kompatibel mit unterschiedlichen Drohnen. So kann die beste Drohne für den jeweiligen Anwendungsfall gewählt werden.
Die runde Form des Adapters hat den Vorteil, daß sich die Drohne beim Landen nicht um die Mittelachse ausrichten muß. Am Zielort angekommen, entkoppelt sich das Modul vollautomatisch. Zusätzlich dient das Modul zum Aufladen der Drohne. Eine Ladestation mit integriertem Adapter wird hierzu bei Bedarf autonom angeflogen und lädt durch die Verbindung mit dem Greifer die Drohne auf.
Nachdem die Region Nordhessen im September 2018 unter der Federführung der Regionalmanagement Nordhessen GmbH und mit der Unterstützung eines breiten Spektrums von Akteuren der europäischen Initiative Urban Air Mobility beigetreten ist, erhält das nordhessische Forschungsprojekt UAS INVENT im Rahmen des Ideen- und Förderaufrufs zum Thema unbemannte Luftfahrtanwendungen und individuelle Luftmobilitätslösungen (UAS, Flugtaxis) im Februar 2020 vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) einen Förderbescheid in Höhe von ca. 1,9 Mio. €, um über die Laufzeit von drei Jahren eine Lösung für die automatisierte Bestandserfassung in Warenhäusern und Außenlagern zu entwickeln, die auf maschinellem Lernen und der Aufzeichnung anonymisierter Daten durch Drohnen basiert.
Neben der doks. innovation setzt sich das Projektkonsortium aus der B. Braun Melsungen AG, der Regionalmanagement Nordhessen GmbH, der Libri GmbH und dem Standort Kassel der Volkswagen Konzern Komponente zusammen.
Bei einer anderen Anwendung testet der tschechische Automobilhersteller Skoda ab
Anfang Mai 2018 eine Drohne, die in der Lage ist, Behälter
in den Außenbereichen des Stammwerks in Mladá Boleslav aus der Luft zu
identifizieren und zu zählen, um den Inventurprozeß zu unterstützen und
zu beschleunigen.
Die Drohne vom Modell Kingfisher des ebenfalls tschechischen Unternehmens Robodrone Industries fliegt mit ihren sechs Rotoren bis zu 20 km/h schnell und trägt bis zu 5 kg Nutzlast. Während der aktuellen Testphase erfaßt sie autonom drei Mal täglich die Anzahl der leeren Behälter auf den Außenflächen einer Werkshalle, anschließend werden die Daten automatisch an die IT-Systeme der Logistikabteilung übermittelt und können dort weiterverarbeitet werden.
Da sich die Standorte der Behälter per GPS-Technologie nicht exakt genug ermitteln lassen, ist die Drohne mit einer LiDAR-Technologie zur hochpräzisen optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung ausgestattet, die bis zu 300.000 Bilder pro Sekunde macht. Die Drohne navigiert anhand einer 3D-Karte, die auf Basis dieser Technologie entsteht, und erkennt und zählt gleichzeitig die Behälter aufgrund von Algorithmen.
Mittelfristig soll die Drohne nahtlos in den Regelbetrieb eingebunden werden – und in der zweiten Entwicklungsphase erhält der Kingfisher ein eigenes ,Nest‘: Dann steuert die Drohne autonom eine Ladestation an, die auch über eine Wetterstation verfügt, mit deren Hilfe die Drohne kurzfristig mit Informationen zum Wetter versorgt wird.
Das erste Unternehmen in Deutschland, das die Genehmigungen des Regierungspräsidiums
Stuttgart und der Deutschen Flugsicherung für automatisierte Drohnenflüge
auf seinem Werksgelände erhält, ist im November 2018 der
Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen AG, bei dem
seit kurzem im Friedrichshafener ZF-Werk 2 ein Drohnen-Prototyp Ersatzteile
wie Sensoren oder Steuerkarten vom Zentrallager zu dezentralen Werkstätten
fliegt.
Der Hexakopter kann bis zu 5 kg auf dem Luftweg transportieren – nach Abzug für Greifer und Transportbox bleiben 3 kg reine Nutzlast übrig, was für die weitaus meisten Ersatzteil- und Werkzeugtransporte auf dem Betriebsgelände ausreicht. Aus Sicherheitsgründen fliegt die 30 km/h schnelle Drohne überwiegend über die Dächer der Werkhallen und kreuzt Fahr- und Gehwege nur, wo es sich nicht vermeiden läßt. Zudem ist der für etwa 30 – 40 Minuten elektrischen Flugbetrieb reichende Akku ebenso redundant ausgelegt wie die Propeller und Motoren.
Nach Abschluß der Testflüge wird der Drohnen-Einsatz den Werksverkehr entlasten und auf bis zu einem Kilometer langen Wegen und den oftmals in oberen Gebäudeetagen befindlichen Anlieferungsorten viel Zeit sparen. Bis dahin sind aber noch sind einige Anpassungen für einen störungsfreien Flug nötig, wie z.B. das Ausprobieren etlicher Sensoren für die Navigation, die auch zwischen den Werkhallen eine präzise Ortsbestimmung sicherstellen.
In diesem Kontext: Im Juli 2019 folgt eine weitere industrielle
Umsetzung, bei der das Werk von Seat in Martorell im
spanischen Katalonien per Drohne mit Lenkrädern und Airbags beliefert
wird. Der Drohnenflug-Service, der das Logistikzentrum von Sesé in Abrera
mit dem Werk verbindet, wurde gemeinsam mit dem Logistikdienstleister Grupo
Sesé eingeführt. In der Testphase sind mehrere Drohnenflüge
pro Tag geplant, welche von der spanischen Agentur für Flugsicherheit
(AESA) überwacht werden.
Die etwa 2 km lange Strecke, die die beiden Unternehmen trennt, legt die Drohne in nur 15 Minuten zurück. Die Lieferung der Fahrzeugteile per Lkw dauerte bislang etwa 90 Minuten.
Die Drohne mit dem ohnehin geringeren CO2-Ausstoß wird laut Seat zudem mit Strom aufgeladen, der aus erneuerbaren Energien stammt.
Der indische App-Essenslieferant Zomato erwirbt im Dezember 2018 das
Start-Up TechEagle Innovations für einen ungenannten
Betrag, um in Indien die Drohnenlieferung von Lebensmitteln einzuführen.
Zomato arbeitet derzeit mit 75.000 Restaurants zusammen, um in 100 Städten
in Indien Essen auszuliefern. Mit der Übernahme von TechEagle plant die
Firma nun den Aufbau eines Netzwerks für die Lebensmittelzustellung aus
der Luft. Ein erster Versuch, bei dem Tee ausgeliefert wurde, erfolgte
in Zusammenarbeit mit Online Kaka bereits im April in
Lucknow, gefolgt von vielen weiteren Versuchsflügen.
Wie man auf der Homepage der in Gurgaon, Haryana, beheimateten TechEagle sehen kann, arbeitet das Anfang 2017 von Vikram Singh und Anshu Abhishek gegründete Start-Up mit unterschiedlichen Drohnentypen, wobei ab Januar 2019 auch eine Starrflügel-eVTOL-Drohne zum Einsatz kommt. Das Modell Vertiplane X3 soll die schnellste in Indien hergestellte Hybriddrohne sein, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h, einer Reichweite von 100 km und einer Nutzlastkapazität von 3 kg. Die maximale Flughöhe beträgt 4.500 m.
Im Juni 2020 meldet die Presse allerdings, daß Zomato beschlossen habe, sich von TechEagle zu trennen, da man sich über die zukünftigen Ziele nicht mehr einig war. Es wird vereinbart, daß beide Unternehmen von nun an als eigenständige Einheiten operieren werden. Die Entwicklung folgt auf die Tatsache, daß Zomato zusammen mit Unternehmen wie Dunzo, Swiggy und der Billigfluglinie SpiceJet vom Generaldirektor der Zivilluftfahrt die Genehmigung erhalten hat, ihre Drohnen für die Auslieferung jenseits der Sichtlinie zu testen. Zudem hat Zomato ein eigenes Drohnenteam aufgebaut.
Im Juli 2021 erhält TechEagle bei einer Seed-Finanzierungsrunde Startkapital in Höhe von 500.000 $ von India Accelerator und drei weiteren Investoren – und im September wird gemeinsam mit der Regierung des Bundesstaates Telangana „Asiens 1. Kühlketten-Impfstofflieferung per Drohne“ durchgeführt. Bei dem von HMCA Jyotiraditya Scindia ji gestarteten Projekt werden auch Medikamente transportiert.
Im November folgt ein ähnliches Projekt der Regierung von Meghalaya, wo die Auslieferung in den Bergen mit 10-fach höherer Geschwindigkeit erfolgt als beim Bodentransport. Später folgen Flüge in den Bundesstaaten Nagaland, Himachal Pradesh und Gujarat. Das derweil fünf Jahre alte Unternehmen behauptet, inzwischen 25 Drohnen im Dienst zu haben, die bisher insgesamt 2.250 Flugstunden absolviert und 78.750 km zurückgelegt haben.
Ebenfalls im Dezember 2018 folgt eine Meldung, der
zufolge die DB Digital Ventures, mit der die Deutsche Bahn (DB)
neue digitale Geschäftsmodelle fördert, in das im Vorjahr gegründete
Londoner Startup Skyports investiert,
das Landeplätze für Fluggeräte entwickelt und betreibt und von der
Ladeinfrastruktur über die Waren- und Passagierabfertigung bis hin
zur Klärung von Rechts- und Sicherheitsfragen alle Aspekte rund um
innovative Transporte in der Luft organisiert.
In einem gemeinsamen Pilotprojekt soll zunächst der Einsatz von Drohnen in einer Logistik-Lieferkette getestet werden, wobei das Ziel ist, die Warentransporte dadurch schneller, flexibler und effizienter zu machen.
Die Weiterentwicklung der Drohnentechnologie erforscht die DB bereits in dem von der EU unterstützten Modellprojekt Urban Air Mobility mit einem Testfeld in Ingolstadt. Zudem läßt die DB schon seit 2015 regelmäßig Multikopter aufsteigen, unter anderem zur Vegetationskontrolle entlang der Bahntrassen oder zur Inspektion von Brücken und Bauwerken.
Die wohl ‚schrägste‘ Lieferdrohne in diesem Jahr erscheint in einem
Patent, das im August der Firma IBM erteilt wird. Es
beschreibt den Einsatz von Drohnen, die bei Personen Müdigkeitsanzeichen
erkennen und den Betreffenden daraufhin Kaffee nachgießen (US-Nr.
10.040.551, beantragt 2015).
Mit anderen Worten, die Drohne wäre in der Lage, bestimmte Energieparameter einer Person wie Blutdruck, Pupillenerweiterung und Gesichtsausdruck zu erkennen und ihr dann einen koffeinhaltigen Schub zu geben.
Das IBM-Szenario bietet mehrere Optionen für die Kaffeeausgabe, bei denen die Kaffeedrohne zum Beispiel auch durch eine Handbewegung herbeigerufen werden könnte. Es gibt auch mehrere Optionen für die Lieferung des Kaffees selbst. Bei der einen Variante wird der Kaffee direkt in die Tasse einer Person gegossen, während eine andere einen umfassenden Service bietet, indem der Kaffee in einem versiegelten Beutel geliefert wird, um den Empfänger davor zu schützen, von oben herab begossen zu werden.
Weiter mit den Elektro- und Solarfluggeräten ...