allTEIL C

Solarhäuser und solare Bauelemente

Maritime Habitate (D)


Unter den diversen schwimmenden Habitaten, die im Jahr 2015 veröffentlicht werden, gehört das im März vorgestellte WaterNest100 des oben bereits erwähnten italienischen Architekten Giancarlo Zema - der sich schon lange auf schwimmende Objekte spezialisiert hat, die zudem einen ökologischen Beitrag leisten - zu den besonders ästhetischen und dennoch schlichten Varianten.

Beim Bau des futuristischen Hauses, das aufgrund seiner runden Form gut auf das Wasser und in die Natur paßt, kommt hauptsächlich recyceltes Brettschichtholz zum Einsatz, das zu 98 % wiederverwendet werden kann. Der Rumpf ist aus recyceltem Aluminium gefertigt. Auf dem abgerundeten Holzdach sitzen Sonnenkollektoren und eine 60 m2 große 4 kW PV-Anlage, die genügend Energie liefert, um das 12 m durchmessende und 4 m hohe Haus mit Strom zu versorgen. Vier Oberlichter flankieren beide Seiten der Photovoltaikanlage.

Das in der Standardversion 100 m2 große runde schwimmende Haus besitzt große Fenster sowie an den Seiten angebrachte Balkone, die jederzeit einen Sprung in das kühle Naß erlauben. Um das Gebäude als ‚verbrauchsarmen Lebensraum‘ zu klassifizieren, haben die Entwickler ein ausgeklügeltes System der internen natürlichen Mikrobelüftung und Klimatisierung entwickelt, das für einen niedrigen Energieverbrauch ausgelegt ist.

Der Anbieter, das britische Unternehmen EcoFloLife, bietet die Häuser, die man ohne Bootsführerschein fahren darf, mit unterschiedlichen Ausstattungen und Dimensionen an. Die flexible Innenraumgestaltung bietet die Möglichkeit, zusätzlich eine Cocktailbar oder einen Fitneßraum zu integrieren. Statt sie als Wohnung zu nutzen, kann die schwimmende Öko-Kapsel aber auch leicht in einen Büroraum, eine Lounge-Bar, ein Restaurant, einen Laden oder eine Ausstellungsfläche umgestaltet werden.

Die Designer stellen sich auch ein WaterNest Village vor, indem mehrere Lebensräume in radialer oder linearer Anordnung auf Seen, in Buchten, bei Atollen und in Meeresgebieten mit ruhigem Wasser installiert werden, um ein Öko-Resort aus schwimmenden Dörfern zu schaffen.

Floating Farm Grafik

Floating Farm
(Grafik)


Im Mai 2015 erscheinen die ersten Berichte über einen geplanten schwimmenden Kuhstall mitten im Hafen von Rotterdam, dessen Konzept von der lokalen Firma Beladon stammt. Bei dem 2 – 2,5 Mio. € teuren Projekt Floating Farm soll auf einer etwa 30 x 40 m großen Pontonfläche eine Art Hightech-Kuhstall errichtet werden – der ein Modellprojekt für die Lebensmittelversorgung in Zeiten des Klimawandels sein soll. Unterstützt wird das Vorhaben unter anderem von der Initiative ‚Uit Je Eigen Stad‘, die Obst und Gemüse in Rotterdam anbaut und verkauft, und das Geld stammt von privaten Geldgebern und vom Investmentfont Sofie, hinter dem der Hafen von Rotterdam steht.

Der Farmbetreiberin Minke van Wingerden zufolge kamen sie und ihr Mann Peter, der als Ingenieur bei der Beladon tätig ist, bereits 2012 auf diese Idee – während einer Geschäftsreise nach New York, nachdem der Hurrikan Sandy die Stadt überschwemmt und die Lebensmittelversorgung unterbrochen hatte. Um ihre Vision zu verwirklichen, investiert das Paar hunderttausende Euro aus eigenen Mitteln.

Der wohl erste schwimmende Kuhstall der Welt, der mit einer Fläche von 1.980 m2 auf drei miteinander verbundenen Betonpontons errichtet ist, wird Ende 2019 im Gebiet von Merwehaven in Betrieb genommen – und seitdem werden die Kühe dort regelmäßig an automatische Melkmaschinen angeschlossen, wobei die Milch direkt auf dem Farmfloß zu Joghurt verarbeitet wird.

Im ersten Stock finden bis zu 40 Kühe Platz, die täglich 1.000 Liter Milch liefern. Die Gülle kann durch die kleinen Öffnungen im Boden ablaufen und in Behälter fließen, wo sie aufbereitet und anschließend zur Wässerung der Pflanzen benutzt wird, die später wiederum als Futtermittel dienen.

80 % des Futters werden aus Lebensmittelabfällen bestehen. Dazu gehören Getreide, das von örtlichen Brauereien weggeworfen wird, Essensreste von Restaurants und Cafés in der Umgebung, Nebenprodukte von örtlichen Weizenmühlen und sogar Grasschnitt, die alle von Elektrofahrzeugen des örtlichen Grünabfallunternehmens GroenCollect gesammelt und geliefert werden.

Ein aus einer speziellen Membran hergestellter Fußboden soll unangenehmen Gestank verhindern – und der oben liegen bleibende Dung wird währenddessen von kleinen Robotern eingesammelt. Ein Teil davon wird zur Düngung der Pflanzen an Bord genutzt, der Rest bereits getrocknet zu naheliegenden Höfen an Land gebracht. Zu den kultivierten Pflanzen gehören Rotklee, Luzerne, Gras sowie Wasserlinsen, die ein erstklassiges Tierfutter abgeben.

Floating Farm Poultry Grafik

Floating Farm Poultry
(Grafik)

Im Geschoß darunter sind mit effektiven LEDs beleuchtete Gewächshäuser untergebracht, in denen Gras und Klee als Futter gezüchtet werden, sowie eine Molkerei, in der die Milch weiterverarbeitet wird. Besucher können Milch, Käse, Joghurt und Butter direkt vor Ort kaufen – und in benachbarten Supermärkten. Die Kühe bekommen zudem einen Steg, über den sie an Land laufen können, um dort auf einer echten Weide zu grasen. Und natürlich gibt es Solarzellen auf dem Glasdach des schwimmenden Stalls.

Weitere Informationen über das fortschrittliche Projekt sind über die Betreiberfirma Floating Farm Holding BV und den Entwickler Goldsmith Company zu erhalten – wobei letzterer bereits mit den Planungen zum Bau einer solarbetriebenen schwimmenden Geflügelfarm für rund 7.000 Legehennen beschäftigt ist, die neben der Kuhfarm entstehen soll.

Das Gebäude mit dem Namen Floating Farm Poultry wird ebenfalls auf einer schwimmenden Plattform aus drei Pontons stehen und 3.500 m2 groß sein, die sich auf drei Etagen verteilen. Die untere Ebene wird für den Anbau von Gemüse, Kräutern und Kresse unter LED-Beleuchtung genutzt, während sich darüber eine Produktionshalle für die Verarbeitung und Verpackung befindet. Die oberste Etage ist als Geflügelbereich konzipiert und wird die Legehennen beherbergen. Die Solarpaneele auf dem Dach werden einen erheblichen Teil des benötigten Stroms erzeugen, obwohl das Gebäude auch weiterhin Strom aus dem Netz beziehen wird.


Im August 2015 berichten die Blogs über das erste schwimmende Öko-Dorf in Argentinien, das auf dem Rio de la Plata inmitten privater Yachten und Segelboote liegt. Es ist das erste Projekt des Designers Fabián De Martino und seiner Schwester Victoria Carrasco, die sich auf einer Reise nach Amsterdam von ähnlichen Initiativen haben inspirieren lassen.

Das 40 Minuten von Buenos Aires entfernte Eco-Floating Village (o. Eco-Barrio Flotante) verfügt derzeit über fünf zweistöckige Häuser mit Namen wie La Victoria, Infinit View oder Allegra, die gemietet oder gekauft werden können und mit WiFi, Fernsehen, Klimaanlage, Außenbereichen und mehr ausgestattet sind. Sie sind aus haltbaren, leichten und feuerfesten Materialien gefertigt und verfügen jeweils über eine eigene biologische Kläranlage zur Abwasserreinigung und eine Solaranlage.

Die Wohnboote verfügen über ein vorgelagertes Deck aus Holz, das mit einer Liege und einem Außen-Whirlpool ausgestattet ist. Unterschiedlich in Stil und Größe, bietet das größte Haus eine Wohnfläche von 235 m2.


Um im Kontext des oben behandelten Nahrungsmittel-Anbaus zu bleiben: Bereits im September 2015 ist von einem in Barcelona ansässigen Unternehmen zu hören, das sich auch Gedanken zur Ernährung der Menschen in der Zukunft gemacht und dabei die Smart Floating Farms (SFF) entwickelt hat. Das sind dreistöckige, autarke  Gebäudekomplexe, die schwimmend auf dem offenen Meer, auf Flüssen und Seen errichtet werden können. Sie bieten viel Platz für Hydrokulturen und Fischzucht und verfügen auf den Dächern über Solarpaneele.

Die SFFs sind als intelligente und vollautomatische Systeme konzipiert, die Solarenergie, Hydrokultur und Aquakultur kombinieren. Dabei ist jede der gigantischen Farmen, die über eine Fläche von mehreren zehntausend Quadratmetern verfügen, dafür ausgelegt, pro Jahr gut 8 Tonnen Gemüse und rund 1,7 Tonnen Fisch zu produzieren.

Die Form der rechteckigen SFF-Module ist von der traditionellen Gitteranordnung inspiriert, die in schwimmenden Fischfarmen in Asien verwendet wird. Jedes Leichtbaumodul ist 200 x 350 m groß und kann mit anderen Modulen zu Clustern mit integrierten Gehwegen verbunden werden. Das einzelne Modul umfaßt drei Hauptebenen: ein Erdgeschoß für Aquakultur- und Entsalzungstechnologien, das erste Stockwerk für den Hydrokultur-Anbau von Gemüse, Kräutern, Obst und Getreide, sowie ein Dachgeschoß mit Sonnenkollektoren, Oberlichtern und Regenwasserkollektoren.

Obwohl der Schwerpunkt auf der Aquaponik liegt, kann das Projekt auch Module umfassen, die der landwirtschaftlichen Forschung oder Ausbildung dienen. Mit ebenfalls zu installierenden Windturbinen könnte noch mehr Strom gewonnen werden, um die Farmen entsprechend zu versorgen. Und mit entsprechenden Schutzvorrichtungen wie aufblasbaren Wellen-Protektoren sollte das System auch bei rauhem Seewetter funktionieren.

Das Team der gleichnamigen, von Javier F. Ponce neu gegründeten, Firma Smart Floating Farms (SFF) präsentiert sich im April 2016 erfolgreich bei der 6. Offshore Mariculture Conference in Barcelona sowie auf dem World Forum for a Responsible Economy in Arras, Frankreich, und sind einer der Gewinner des in Wien vergebenen Sustainable Entrepreneurship Award 2016 (SEA). Bislang ist es aber noch nicht gelungen, die ambitionierte Vision zu verwirklichen.

Jellyfish Lodge Grafik

Jellyfish Lodge
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Ein ähnliches, allerdings wesentlich bescheideneres Projekt namens Jellyfish Lodge stammt von der Designerin Jennifer Hung. Die erstmals im Oktober 2016 vorgestellten schwimmenden Farmen, die gesunde Nahrung produzieren und gleichzeitig verschmutzte Luft und verschmutztes Wasser reinigen sollen, sind ein beeindruckendes Stück Biotechnologie mit einer Kombination aus müllsammelnden Tentakeln, aquaponischen Gärten und einem Wasserfiltersystem.

Der Name leitet sich von der Tatsache ab, daß die Lodges mit ihren nach unten ragenden Tentakeln tatsächlich quallenartig wirken. Die langen Tentakel dienen aber nicht nur dazu, Müll aus dem Wasser zu fischen, sondern auch um das Wasser auf Giftstoffe zu testen. Sollten solche entdeckt werden, kommen spezielle mikrobielle Filterkammern zum Einsatz, die das Wasser reinigen und anschließend zurück in den Fluß leiten.

Die Gebilde beziehen ihre Energie aus Solarzellen und verfügen im Inneren über Gärten, in denen nachhaltig Nahrungsmittel angebaut werden und die gleichzeitig zur Wasserfilterung beitragen. Außerdem filtern die Gärten über ein elektrostatisches System auch die Luft. Auch dieses Konzept ist bislang nicht umgesetzt worden – hat bei der Biodesign Competition 2016 aber immerhin eine lobende Erwähnung erhalten.


Über das zeitgleich präsentiert Design einer schwimmenden geodätischen Bambuskuppel mit dem Namen Hope Waters Dome habe ich bereits im Kapitelteil der geodätischen Dome berichtet (s.d.).


Die südkoreanischen Designer Taeung Kim, Sunae Shin, Sungho An, Seungjun Lee und Mirae Park werden wiederum Ende 2017 für ihr zukunftsweisendes Anbausystem Lotus ausgezeichnet, das sie für den Kunden Korea Hydro & Nuclear Power Co. entworfen haben. Sie erhalten dafür den K-Design Award des von der Firma DESIGNSORI Co. Ltd. veranstalteten internationalen Designwettbewerbs.

Im Unterschied zu den vorangegangenen Versionen ist diese solarbetriebene schwimmende Farm gleichzeitig ein Restaurant, da Lotus entwickelt wurde, um in einem vertikalen hydroponischen Garten frische Produkte anzubauen und diese dann in Innen- und Außenbereichen zu servieren, wo die Besucher die Aussicht auf das Wasser genießen und mehr über die Produktion der Lebensmittel erfahren können.

Floating Seahorse Grafik

Floating Seahorse
(Grafik)


Zurück zum chronologischen Ablauf, der mit schwimmenden Apartments weitergeht, die über drei luxuriöse Ebenen verfügen, von denen eine komplett unter Wasser liegt. Pressemeldungen vom April 2015 zufolge ist beabsichtigt, daß die in Dubai ansässige Kleindienst Group insgesamt 42 Exemplare der Floating Seahorse genannten Offshore-Wohnungen baut, die dann weltweit angeboten werden sollen. Das Konzept war erstmals auf der Dubai International Boat Show im März vorgestellt worden.

Die schwimmenden Villen mit Antrieb, die sich fortbewegen lassen, werden aus drei Decks bestehen – dem Unterwasser-, dem Meeres- und dem Oberdeck. Die untere Ebene ist einer 25 m2 großen, raumhohen Unterwasserverglasung ausgestattet, die einen Blick auf die Unterwasserwelt bietet. Sowohl das Hauptschlafzimmer als auch das Badezimmer liegen vollständig unterhalb des Wasserspiegels. Auf der Meeresebene gibt es einen offenen Wohnbereich, eine Küche und einen Eßbereich, während das Deck eine kleine Bar und einen Whirlpool mit Glasboden bietet, eine Wanddusche und eine Sonnenliegefläche.

Die Fertigstellung der Floating Seahorses, die der Firma zufolge bereits an zahlreiche Investoren verkauft sind, ist für Ende 2016 geplant. Aufgrund der großen Nachfrage soll es aber nur ein Jahr später schon über 130 Stück dieser schwimmenden Villen geben. Der Name des Projekts ist eine Hommage an die vom Aussterben bedrohten Meeresbewohner. Um zum Schutz der Seepferdchen beizutragen, wird unter jeder Villa ein umlaufendes künstliches Korallenriff angelegt, in dem Seepferdchen und andere Kreaturen leben und sich vermehren können.

Eine Bestätigung für die Verwirklichung und Vermarktung der ursprünglichen ‚Tzar Edition‘ fand sich im Zuge der Recherchen erst im Juni 2021. Demnach wurde der ursprüngliche Preis von 1,4 Mio. $ für die schwimmenden Villen bis Ende 2015 auf 1,9 – 2,7 Mio. $ erhöht, nachdem das Interesse überwältigend war. Das erste Exemplars wird im Januar 2016 in einem Trockendock der Dubai Maritime City zu Wasser gelassen und dient anschließend als Show-Villa für potentielle Kunden.

Floating Seahorse Wasserung

Floating Seahorse
(Wasserung)

Daneben wird eine 372 m2 große ‚Signature Edition‘ für Familien und Gruppen auf den Markt gebracht, die vier Schlafbereiche besitzt, in denen insgesamt bis zu acht Erwachsene und acht Kinder Platz finden, und die tagsüber als Wohnräume genutzt werden können.

Letztlich beginnt die Übergabe der schwimmenden Immobilien erst Ende 2020, wobei jeden Monat vier Villen in den Hafen gebracht werden. Für Besucher und Eigentümer sollen sie ab dem letzten Quartal 2021 bereit sein.

Das Projekt Floating Seahorse Villas – das zu dem 5  Mrd. $ Projekt der Kleindienst-Gruppe ‚The Heart of Europe‘ auf den The World Islands in Dubai gehört – umfaßt schließlich 133 Exemplare, die dort schwimmen. Die vollständig möblierten Villen, die andere Quellen zufolge für jeweils 20 Mio. € verkauft wurden, haben eine Fläche von 368 m2, einschließlich einer Außenterrasse, und bieten Platz für bis zu acht Personen.


Im Juni folgen Berichte über das Konzept eines schwimmenden Hotels mit Katamaran-Apartments, das von der serbischen Firma Salt & Water aus Novi Sad entworfen darauf abzielt, den Tourismus auf Binnengewässern einzuführen, ohne die natürliche Harmonie der Umgebung zu stören. Der Entwurf, der mit dem Millennium Yacht Design Award 2015 ausgezeichnet wird, besteht aus zwei Teilen: einem zentralen Schwimmkörper sowie separaten Wohneinheiten in Form von Katamaranen.

Der Hauptteil des schwimmenden Hotels enthält den Empfangsbereich, ein Restaurant, einen Veranstaltungssaal, ein Café und Büros für das Personal, die über Wege mit den Katamaran-Apartments verbunden sind. Jeder Katamaran kann bis zu vier Gäste beherbergen und verfügt über einen Salon, eine Kombüse, ein Badezimmer, einen Flur mit Stauraum und einen Schlafbereich über dem Salon. Durch die Trennung des Katamarans von der Anlegestelle können die Gäste ihren eigenen Standort auswählen.

Eco Barge

Eco Barge

Genau ein Jahr später hat das Designstudio eine schwimmende Plattform namens Eco Barge auf der Donau in der serbischen Hauptstadt Belgrad zu schwimmen. Die Plattform beherbergt ein kleines Gebäude an einem Ende und ein Gewächshaus mit vertikalen Gärten am anderen, soll aber nicht in erster Linie zur Nahrungsproduktion genutzt werden, sondern um interessierten Einwohnern der Stadt verschiedene Konzepte und Techniken des Urban Farming zu demonstrieren

Die Energie wird mit Hilfe von Solarzellen und kleinen Windrädern gewonnen, und die saubere Elektrizität wird u.a. eingesetzt, um eine effiziente Bewässerungsanlage für die angebauten Pflanzen zu betreiben. Dabei kann sogar aufbereitetes Abwasser aus dem angrenzenden Haus genutzt werden.


Über eine Insel mit dem seltsamen Namen Kokomo Ailand wird im September 2015 berichtet. Bislang war Kokomo nur der Namen einer fiktiven Trauminsel aus dem gleichnamigen Hit der Beach Boys aus dem Jahr 1988. Das in Graz ansässige Unternehmen MIGALOO Private Submersible Yachts, das ansonsten Luxus-Jachten und -Unterseeboote entwirft, möchte diesen Traum nun als als künstliche schwimmende Luxus-Insel mit verschwenderischen Wohnräumen, Pools und Wasserfällen, vertikalen Gärten und Palmen sowie einem Landeplatz für den hauseigenen Helikopter verwirklichen.

Dabei ist der riesige Wohnkomplex im Prinzip ein 117 m langes und 78 m breites Schiff auf halbtauchenden Plattformen, das aus mehreren Decks besteht und sich mit etwa 14 km/h fortbewegen kann. Zur Ausstattung gehören ein Eßzimmer unter Wasser, ein Wellness-Bereich mit Fitneß-Studio, ein Kino, eine Bar und diverse Pools. Ganz oben, in 80 m Höhe und mit einem Aufzug zu erreichen, bietet das Penthouse einen Panoramablick über die wohl ungewöhnlichste Wohninsel der Welt.

Kokomo Ailand ist aber nicht nur etwas für schwerreiche Millionäre und Milliardäre. Denkbar wäre auch die Nutzung als schwimmendes Luxushotel, als Kasino oder Unternehmenszentrale. Bis die erste Insel aber tatsächlich zu Wasser gelassen wird, wird es wohl noch einige Zeit dauern.

Wasservilla Weesperzijde

Wasservilla
Weesperzijde


Im Oktober wird in den Blogs die Wasservilla Weesperzijde vorgestellt, die auf der Amstel in Amsterdam liegt. Bei dem von +31ARCHITECTS entworfenen 198 m2 Schwimm-Haus dreht sich alles um die Aussicht auf den Fluß: Das luxuriöse schwimmende Domizil verfügt über eine Glasfassade und eine Terrasse, die sich über die gesamte Länge der Villa erstrecken.

Der untere Teil des Hauses ist einem Schiff nachempfunden und befindet sich unter der Wasserlinie, während das obere Stockwerk auf der Wasseroberfläche liegt. Glasschiebetüren vom Wohnzimmer und Küche bieten Zugang zu der schwimmenden Terrasse, die neben der Villa vertäut ist und sich über den ganzen Wohnbereich erstreckt. Im fensterlosen Untergeschoß befinden sich zwei Schlafzimmer und Bäder sowie ein kleiner Aufenthaltsraum.

Technische Raffinessen, wie drei in den Rand des Flachdachs integrierte automatisierte Sonnensegel, die per Knopfdruck ausgefahren werden können, sowie strategisch plazierte LED-Leuchten sorgen für einen modernen Touch.


Aus dem Jahr 2016 ist zu allererst das Design einer mobilen Insel mit Selbstversorgung zu erwähnen, die aufgrund ihrer Form den äußerst passenden Namen UFO trägt, der hier allerdings ‚Unidentified Floating Object‘ bedeutet. Es erscheint im April in den Blogs.

Das Design stammt von der 2012 gegründeten Firma Jet Capsule S.r.l. des italienischen Designers und Bootsbauers Pierpaolo Lazzarini, der damals mit dem Elektro-Freizeitboot SeaJet Capsule bekannt wurde und der 2017 u.a. auch einen Multikopter namens IFO (Identified Flying Object) entwickelt.

Die nun vorgestellte schwimmende Insel UFO 1.2 fährt mit selbst produzierter Energie und einer Spitzengeschwindigkeit von 4,5 km/h (andere Quellen: 6,5 km/h) über die Weltmeere, bereitet dabei Regen- und Meerwasser auf und bietet sogar ausreichend Platz, um eigene Lebensmittel anzubauen. Saubere Energie für den Antrieb und für den Betrieb der Räumlichkeit und der Entsalzungsanlage wird mit einem 40 m2 großen klappbaren Solarpaneel auf dem Dach, kleinen Windturbinen ober- und optionalen Wasserturbinen unterhalb der Plattform erzeugt.

UFO 2.0 Grafik

UFO 2.0
(Grafik)

Das Wasser-UFO besteht aus zwei sphärischen Hüllen aus Fiberglas, die sich ober- und unterhalb einer schwimmenden Plattform befinden. Oberhalb der Wasseroberfläche gibt auf rund 20 m2 den Speise- und Aufenthaltsraum, während unterhalb des Wassers 10 m2 für den Schlafraum mit Panoramafenster und den Waschraum zur Verfügung stehen. Die Deckenhöhe in den Räumen beträgt 2,20 m, während das gesamte UFO 6 m hoch ist. Im Inneren der Scheibe befinden sich Batterien, Wassertanks und Gewichte, die für die nötige Last sorgen, um den untergetauchten Teil unter die Wasserlinie zu drücken.

Der um die Wohnkapsel verlaufende Ring mit einem Durchmesser von 12,5 m sorgt nicht nur für Stabilität, sondern kann als Deck zum Sonnenbaden wie auch dem Gemüseanbau dienen. Die Kugel soll auch unsinkbar sein, da ein spezielles elastisches Ankersystem verwendet wird, um die Stabilität auch bei rauher See zu erhalten.

Der Bau eines Prototyps wird rund 700.000 € kosten, doch das Unternehmen hofft, die UFO-Insel in Serienproduktion für etwa 180.000 € anbieten zu können. Bisher existiert die mobile und autarke Insel allerdings nur auf dem Papier bzw. Bildschirm, dafür aber sehr detailliert. Um das nötige Kapital einzusammeln, soll nun eine Crowdfunding-Kampagne gestartet werden (von der bisher aber nichts zu sehen ist). Wenn alles gut geht, hofft die Firma, Anfang 2018 mit der Auslieferung der ersten Modelle beginnen zu können.

Daneben existieren noch Pläne einer vergrößerten Version namens UFO 2.0, einem Partyboot mit einem Durchmesser 20 m, auf dem man sogar radfahren kann – allerdings immer nur im Kreis. Hier hat der Hauptwohnbereich eine Größe von 80 m2, bei einer Gesamtfläche von 314 m2, und ganz oben befindet sich noch das Cockpit mit den Steuerelementen. Die schwimmende Villa ist mit zwei 80 PS starken Elektromotoren ausgestattet, die sie mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 16 km/h bewegen können.

WAYA Grafik

WAYA
(Grafik)

Bis etwas davon realisiert wird, was bis 2021 geplant ist, kann man sich auf der Firmen-Homepage diverse gerenderte Zukunftsvisionen ansehen, wie beispielweise eine modulare schwimmende Wasserstadt namens WAYA (o. Wayaland), die auf einem See oder in einer Meeresbucht vielen Menschen eine neue Heimat bieten soll. Die pyramidenförmigen Gebäude der Stadt sind den Bauwerken des Maya nachempfunden, woher vermutlich auch der Name kommt.

Die auf schwimmfähigen Plattformen errichteten und bis zu 30 m hohen Bauten sollen sogar einen ‚Keller‘ bekommen, der zum Beispiel als Unterwasser-Schlafraum dienen kann. Außerdem würde das Untergeschoß den Motor beherbergen, der die Gebäude antreibt, sowie Energiespeicher und andere Serviceeinrichtungen wie Entsalzungsanlagen.

Aus den einzelnen Modulen soll eine ganz Stadt zusammengestellt werden, mit Wohnhäusern, Geschäften, Schulen, Kinos, Gewächshäusern und Sportanlagen. Das Zentrum wird ein großer Hafen für die vielen Boote sein, die vom Land hierherkommen. Die benötigte Energie wird aus Solarzellen, Wind- und Wasserturbinen stammen.

Aktuell befindet sich Wayaland noch in der Planungsphase, doch Lazzarini startet auch eine Crowdfunding-Aktion zur Finanzierung des ersten Gebäudes aus Fiberglas, Kohlefaser und Stahl, der Pyramide Nummer 1. Dieses schwimmende Wohnmodul mit einer Fläche von 100 m2 auf zwei Etagen wird dem Designer zufolge etwa 350.000 € kosten. Die Einweihung ist für das Jahr 2022 anvisiert. Bislang scheint er jedoch keinen Erfolg damit zu haben, Unterstützer zu überzeugen, einen Aufenthalt im Haus für 1.000 € pro Nacht vorzubestellen.


Auch in diesem Jahr liefert der stets präsente Designer Vincent Callebaut einen interessanten Entwurf ab. Unter dem Namen Aequorea stellt er im Januar 2016 eine Unterwasserfarm vor, die ihren Namen von einer leuchtenden Qualle mit langen Tentakel hat – und die aus Algoplast 3D-gedruckt werden soll, einem Verbundwerkstoff aus Algen und dem Müll des ‚7. Kontinents‘. Callebaut entwirft hierzu ein Zukunftsszenario, in dem mehr als 250 Millionen Klimaflüchtlinge, die sich in NGOs engagieren, eine neue Unterwasserurbanisierung erfinden, die energieautark ist, alle Abfälle recycelt und die Versauerung der Ozeane bekämpft.

Die wie verdrehte Türme bis in 1.000 m Tiefe geformten Aequoreas haben die Fähigkeit, sich durch umweltfreundliche, natürliche Verkalkung selbst zu bauen, genau wie Muscheln, indem es das im Wasser enthaltene Kalziumkarbonat zur Bildung eines Außenskeletts nutzen. Jeder Turm kann bis zu 20.000 Aquanauten beherbergen, der Hauptzugang erfolgt über die Wasseroberfläche durch vier mit Mangroven bewachsene Häfen, die auf einer schwimmenden Kuppel mit einem Durchmesser von 500 m liegen.

Neben Solaranlagen verfügt jeder Turm über ein OTEC-Kraftwerk (Ocean Thermal Energy Conversion), das den Temperaturunterschied zwischen dem warmen Oberflächenwasser und dem kühlen, aus der Tiefe gepumpten Wasser nutzt, um kontinuierlich Strom zu erzeugen. Die Tentakel helfen der futuristischen Unterwasser-Siedlung beim Schwimmen und gewährleisten ihre Stabilität, während sie gleichzeitig weitere Energie produzieren.


Im April 2016 ist erstmals von dem Projekt Swale zu hören, bei es um einen schwimmenden Garten geht, in dem die Stadtbewohner von New York spazieren gehen und Veranstaltungen besuchen können. Das von Mary Mattingly initiierte und von A Blade of Grass geförderte Kunstprojekt hat einen ernsten Hintergrund. So gibt es aktuell eine ganze Reihe verschiedener Konzepte, welche die klassische Landwirtschaft ergänzen oder auch teilweise ersetzen sollen. Dies beginnt beim Vertical Farming und geht über das Urban Gardening bis hin zum Aqua Farming auf dem Wasser.

Das Projekt Swela stellt eine Mischung aus den beiden letztgenannten Alternativen dar, denn es handelt sich um einen umgebauten ehemaligen Lastkahn, der vor der Küste New Yorks ankern und dort frisches Gemüse produzieren soll. Dieses wird dann aber nicht verkauft, sondern von den Bewohnern kostenfrei selbst geerntet, da es sich ja nicht um eine kommerzielle Einrichtung handelt. Die Initiatoren wollen damit vor allem die Frage aufwerfen ob es richtig ist, daß frisches Gemüse teuer bezahlt werden muß – oder sollte dies nicht Teil der öffentlichen Grundversorgung sein?

Die schwimmende Nahrungsmittel-Insel soll in der Lage sein, etwa 300 Menschen für vier Tage die Woche mit dem lokal angebauten Gemüse zu versorgen - was mir angesichts der kleinen Fläche ausgesprochen viel erscheint. Die Auswahl der angebauten Pflanzen ist durchaus vielfältig und reicht von Himbeeren über Mangold und Rote Beete bis hin zu Lauch und Artischocken.

Der Wasserverbrauch soll teilweise über Regenwasser und teilweise durch Flußwasser gedeckt werden. Letzteres muß allerdings vorher gereinigt und entsalzt werden, weshalb auf der Insel auch eine entsprechende Anlage integriert ist. Etwa 70 % der benötigten Energie kommt von fünf Solarpaneelen, die auf der Gemüse-Barke installiert sind.

Swale ist insofern auch ein provokantes öffentliches Kunstwerk, als daß der Anbau oder die Ernte von Lebensmitteln auf öffentlichem Grund in New York seit fast einem Jahrhundert illegal ist, weil man befürchtet hatte, daß eine Flut von Sammlern das Ökosystem zerstören könnte.

Das Projekt folgt demgegenüber den Erkenntnissen der Sozialwissenschaftlerin Elinor Ostrom, die ihr Leben damit verbracht hat, die verschiedenen Arten der Bewirtschaftung von Gemeingütern (o. Allmendegebiete) durch indigene Kulturen auf der ganzen Welt zu erforschen und dabei herausfand, daß Gemeingüter dort nachhaltig verwaltet werden können, wo die Menschen einander kennen, einander vertrauen und bei der Pflege eines Ortes zusammenarbeiten.

Was auch in New York möglich zu sein scheint, denn als Swale im Sommer 2016 im Concrete Plant Park in der South Bronx startet, einer der „größten Lebensmittel-Wüsten der Vereinigten Staaten“, wie es Mattingly ausdrückt, und es noch nicht viel Reifes zu ernten gibt, bringen die Menschen an manchen Tagen mehr Pflanzen mit als sie mitnehmen. Bis Ende 2020 verzeichnet das Projekt schon über 200.000 Besucher, darunter auch viele Schulklassen. Anschließend wird die Barke renoviert und soll 2022 zu einem dauerhaften schwimmenden Park werden.

Als direktes Ergebnis von Swale und der Unterstützung von Gemeinschaftsgruppen eröffnete das New York City Parks Department übrigens im Jahr 2017 sein erstes landbasiertes Pilotprojekt – einen öffentlichen ‚Foodway‘, ebenfalls im Concrete Plant Park in der Bronx. Darüber hinaus will Swale auf Governors Island einen landbasierten Lebensmittelwald für unterversorgte Bevölkerungsgruppen aufbauen.


Es gibt zu dieser Zeit, d.h. im April 2016, übrigens auch den Entwurf einer schwimmenden Insel des New Yorker Architekten Eytan Kaufman, welche die High Line mit dem Hudson River verbinden soll. Die High Line ist eine 2,33 km lange und 7,5 m über dem Boden liegende ehemalige Güterzugtrasse im Westen von Manhattan, die ab 2006 zu einer Parkanlage umgebaut wird, dem High Line Park. Bei dem Hub on the Hudson genannten Entwurf mit fünf pyramidenförmigen Gebäuden aus Stahl und Glas handelt es sich aber nicht wirklich um ein schwimmendes Objekt, da es auf hochbelastbaren, im Fels verankerten Senkkästen ruht.

Dies ist gleichermaßen der Fall bei dem im Mai 2021 eröffneten Little Island Park in New York City, der ebenfalls häufig als schwimmend bezeichnet wird. Auch dieser Park steht fest auf 280 Stahlbetonpfählen, die in das Flußbett des Hudson getrieben wurden. Diese Projekte sind hier nur erwähnt, um Mißverständnisse zu vermeiden.


Berichten vom Juni 2016 zufolge kosten Hausboote in Abu Dhabi inzwischen weniger als die Miete auf festem Boden, weshalb das Leben auf schwimmenden Häusern zu einem wachsenden Trend unter den ‚Expats‘ in den VAE geworden ist. Der niederländische Designer und Unternehmer Berend Lens van Rijn erkennt, daß er seine Liebe zu Booten mit einer einzigartigen Nische auf dem Wohnungsmarkt verbinden kann, indem er luxuriöse Hausboote für diejenigen baut, die den horrenden Mietpreisen entkommen wollen.

Seine Firma Waterlovt mit Sitz in Abu Dhabi produziert nun selbstversorgende solarbetriebene Hausboote in vier verschiedenen Größen, die alle auf einem Basisdesign basieren. Jedes verfügt über eine Eingangsebene mit Wohnzimmer, Küche und Eßbereich sowie über eine untere Ebene. Die beiden kleineren Hausboote sind mit Schlafzimmern auf der Hauptebene ausgestattet, während die größeren Versionen bis zu vier separate Schlafzimmer auf der unteren Ebene haben können.

Ein 3,5 kW Solargenerator auf dem Dach versorgt die Klimaanlage an Bord, eine Waschmaschine und einen Fernseher, und lädt außerdem die Batterie der schwimmenden Wohnung auf, die nachts Strom liefert.

NLW Grafik

NLW
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Nur zwei Monate später meldet die Presse am Golf, daß der niederländische Entwickler New Living on Water (NLW) von Kees Kat im September auf der Cityscape Global eine organisch geformte, schwimmende Residenz vorstellen wird, die sich durch eine Kombination aus Luxus, Privatsphäre, ökologischer Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien auszeichnet.

Das schwimmende Haus wurde von NLW in Zusammenarbeit mit der ebenfalls niederländischen Firma CIG entwickelt, einem Aluminium- und Stahlverarbeitungsunternehmen, das Bausätze für Schiffsbauer und Strukturen für Architekturbüros herstellt und auch im Bereich der erneuerbaren Energien tätig ist. Auf der Firmen-Hompage der NLW werden vier verschiedene Designs mit Innen-Nutzflächen von 145 m2 bis 1.600 m2 gezeigt, die jeweils nochmal entsprechende Außenflächen haben.

Der Preis der Strukturen hängt natürlich von der Größe und Ausstattung der Häuser ab, aber das für die Cityscape vorgesehene Modell R2000 H mit 145 m2 Innenraumfläche und 50 m2 Außenfläche soll etwa 11 Mio. $ kosten. Als weitere Produkte werden schwimmende Lodges in vier Größen zwischen 60 m2 und 150 m2 angeboten, die als eigenständige Unterkunft wie auch als Satelliten-Hotelzimmer genutzt werden können.

Die NLW erklärt zwar, daß sie zwischen 2013 und 2018 acht verschiedene Arten von schwimmenden Einheiten entwickelt habe, zu denen neben den Residenzen und Lodges auch noch  ein schwimmendes Hotel mit drei Etagen gehört, von denen eine unter dem Meeresspiegel liegt. Irgendeine tatsächliche Umsetzung kann die Firma aber auch Ende 2021 noch nicht vorweisen.


Im September 2016 stellen die Blogs das Projekt Copenhagen Urban Rigger des renommierten dänischen Architekturbüros Bjarke Ingels Group (BIG) vor, das patentierte, nachhaltige schwimmende Studentenwohnungen in Kopenhagen betrifft, die aus recycelten Schiffscontainern bestehen, welche auf einer schwimmenden Basis angeordnet sind.

Das Projekt besteht aus neun Containern, die schwimmend im Hafen der Stadt aufgestellt sind. Die insgesamt 680 m2 Nutzfläche verteilen sich auf Wohnräume, einen gemeinsamen begrünten Wintergarten/Hof, eine Kajak-Anlegestelle, eine Badeplattform, einen Grillplatz sowie Sitzgelegenheiten. Außerdem verfügt das Studentenwohnheim über eine große Dachterrasse und ein Untergeschoß mit zwölf Lagerräumen, einer Waschküche und einem Technikraum.

Innen sehen die Containerwohnungen geräumig, lichtdurchflutet und attraktiv aus, auf jeden Fall viel ansprechender als viele der heruntergekommenen Studentenunterkünfte in Backsteinbauweise, die es überall in Europas Städten gibt. Das Problem der Isolierung, eine echte Achillesferse für solche Projekte, wird hier gelöst, indem die Container mit einem hochisolierenden Aerogel ausgekleidet werden, das von der NASA entwickelt wurde.

Der Strom wird von einer Solaranlage auf dem Dach erzeugt, während ein Wärmetauschersystem das Meerwasser, auf dem die Container schwimmen, zum effizienten Heizen und Kühlen der Innenräume nutzt. Die monatliche Miete pro Unterkunft liegt bei umgerechnet 600 $.

Die BIG und Urban Rigger, das Startup-Unternehmen für Studentenwohnungen, das das Projekt in Auftrag gegeben hat, wollen den Prototyp nun weiterentwickeln und auch in andere Städte exportieren. Als Nächstes ist ein Projekt mit 24 Wohneinheiten in Schweden geplant, und es besteht sogar die Möglichkeit, daß das System als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden könnte. Ende 2020 besteht die Gemeinschaft am Wasser in Kopenhagen bereits aus über zwölf Wohnungen (23 m2 – 30 m2) auf jeweils einem von sechs Riggern, in denen insgesamt etwa 100 Studenten leben.

Oceanix City Grafik

Oceanix City
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Im Übrigen präsentiert die BIG gemeinsam mit dem MIT Center for Ocean Engineering, Mobility in Chain, Sherwood Design Engineers, Transsolar, dem Center for Zero Waste Design und anderen Partnern Anfang April 2019 beim ersten hochrangigen runden Tisch der UN in New York zum Thema ‚Nachhaltige schwimmende Städte‘ das Konzept Oceanix City – einen visionären Vorschlag für die weltweit erste robuste und nachhaltige schwimmende Gemeinschaft für 10.000 Menschen.

Die modulare, 75 ha große schwimmende Metropole ist auf Selbstversorgung ausgelegt, mit Merkmalen wie Null-Energie- und Null-Abfall-Systemen. Sie soll mit der Zeit aus 2 ha großen Modulen mit bis zu 300 Einwohnern wachsen und sich organisch anpassen – von Stadtvierteln zur ganzen Stadt –, mit der Möglichkeit einer quasi unbegrenzten Skalierung. Größere 12 ha Dörfer bestehen aus sechs Nachbarschaftsmodulen, die sich um einen geschützten zentralen Hafen gruppieren und soziale, Freizeit- und kommerzielle Funktionen für bis zu 1.650 Einwohner beherbergen.

Im Kleinen fächert sich jedes Gebäude auf, um die Innenräume und den öffentlichen Raum selbst zu beschatten, was für Komfort und niedrigere Kühlkosten sorgt und gleichzeitig die Dachfläche für die Sonneneinstrahlung maximiert. Unter dem Meeresspiegel, also unterhalb der Plattformen, reinigen schwimmende Bioriffe, Algen, Austern und eine Muschelzucht das Wasser und beschleunigen die Regeneration des Ökosystems. Herzstück jeder Plattform ist die gemeinschaftliche Landwirtschaft, die den Bewohnern ermöglicht, eine Kultur des Teilens einzuführen.

Im August 2020 kursiert dann die Meldung, daß die BIG den Zuschlag für den Masterplan für die Initiative Penang2030 erhalten hat, bei der eine BiodiverCity genannte Stadt aus drei Inseln entstehen wird, die durch autonome Fahrzeuge zu Lande, zu Wasser und in der Luft miteinander verbunden sind, um sie zu einem Lebensraum ohne Verkehrsemissionen vor der Küste von Malaysia zu machen. Die drei Inseln sollen als Kultur-, Geschäfts- und Wohnzentren dienen.

Es ist ein äußerst interessantes Projekt mit einer Vielzahl umweltfreundlicher Technologien – da die Inseln aber nicht schwimmend geplant werden, werde ich hier nicht ausführlicher auf das Projekt eingehen. Einzig in der Laguna – eine Gruppe von acht kleinen Inseln, die um einen Jachthafen herum gebaut werden sollen – können die Menschen in terrassenförmigen, aufgeständerten oder auch schwimmenden Häusern leben.


Ein eher konventionelles Design, das im Jahr 2016 von dem Boote-Designer Max Zhivov vorgestellt wird, zeichnet sich allerdings durch eine Besonderheit aus, die es bislang noch nicht gab, denn diese schwimmenden Häuser haben quasi eigene ‚Andockstationen‘ am Ufer. Damit sollen die Vorteile von Land und Wasser auf innovative Art und Weise vereint werden.

Das Tiny Eco Hotel ist sozusagen teilbar: Während ein Teil an der Küste als gemütliche Unterkunft dient, die der Designer in verschiedenen Ausführungsformen zeigt, lädt der andere Teil als Hausboot zur Erkundung der umliegenden Wasserwege ein. Die Elemente können sowohl einzeln auch auch zusammen genutzt werden und bieten den Besuchern damit eine maximale Flexibilität. Während das Hausboot an dem kleinen Haus festgemacht ist, erfüllt es die Funktion eines großen offenen und begrünten Balkons.

Der aufgeständerte kleine Teil ist zwar nur 3 x 4,5 m groß, besitzt aber einen großzügigen Balkon, eine Küche sowie ein Badezimmer und bietet Platz für bis zu vier Personen. Auch in dem 4,5 x 10 m großen Hausboot sind Küche und Toilette vorhanden. Zudem sind die Wände des elektrisch angetriebenen Bootes aus farbigem Glas gefertigt, so daß im Innern ein eindrucksvolles Lichtspiel entsteht – und auf dem oberen Deck lädt ein natürlicher Belag aus Sand, Gras und Steinen zum Sonnenbaden ein. Bislang ist das Konzept aber noch nicht verwirklicht worden, ebenso wenig die die anderen Hausboot-Designs von Zhivov.


In diesem Jahr 2016 entwickelt das Technologieunternehmen Ekwadraat in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung Leeuwarden, AchterboschZantman Architects, Wetsus und Hunter Douglas unter dem Namen Lotus House ein nachhaltiges Architekturprojekt in Liyang, China. Der Namen bezieht sich auf das als Lotus-Effekt bekannte Phänomen, das auftritt, wenn Wasser oder Schmutz auf dem Blatt eines Lotus landet: Es klebt nicht. Diese selbstreinigende Eigenschaft wird in der östlichen Kultur als Symbol für Reinheit und Perfektion gesehen.

Lotus Housea Grafik

Lotus Houses
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Das Projekt nutzt seine Umgebung optimal und minimiert seine Auswirkungen. Die Energie- und Wasserversorgung der schwimmenden Häuser, von denen jedes ein eigenständiger Lebensraum mit voll funktionsfähigen Heiz-, Kühl- und Energiesystemen ist, basiert auf der Sonne und dem Regenwasser. Die zum Bau verwendeten Materialien wie Bambus und Weichholz stammen so weit wie möglich aus der unmittelbaren Umgebung. Der Strombedarf wird durch eine PV-Anlage gedeckt, die auf den beweglichen Teilen des Lotus-Hauses installiert ist.

Auch die Form der einzelnen Gebäude ist von der Natur inspiriert und spiegelt die schwimmende Lotusblume wider. Ähnlich wie diese ist jedes Haus in drei Abschnitte unterteilt: den Kelch oder die zentrale Blüte, die Blütenblätter, und die stützende Blattbasis.

Der Kelch stellt das Herz des Hauses dar, während die Blütenblätter als schützende Schilde fungieren, die das Sonnenlicht absorbieren und in Strom umwandeln. Das Besondere an den Blättern ist, daß sie nicht starr sind. Ähnlich wie der Lotus selbst können sich auch die Blütenblätter des Hauses tagsüber öffnen, um mehr Licht zu sammeln, und sich nachts wieder schließen, um die Wärme des Tages zu speichern. Der dritte Teil des Lotus, die Blätter, die die Basis bilden, ermöglichen es dem Haus zu schwimmen und fungieren gleichzeitig als Wasserfilter.

Für die Klimatisierung wird die natürliche Konvektion genutzt, unterstützt durch die natürliche Form des Hauses und das Wasser, in dem es schwimmt. Das Regenwasser wird aufgefangen und für die Trinkwasserversorgung gepuffert, während die selbstreinigenden Materialien für die Fassade und die Fensterteile verwendet werden. Es ist bedauerlich, daß bislang noch nichts von einer Umsetzung zu sehen ist.

Heal-Berg Grafik

Heal-Berg
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Als im April 2017 die Ergebnisse der diesjährigen Evolo Skyscraper Competition bekannt werden, gehört das schwimmende Hochhaus Heal-Berg von Luca Beltrame aus Italien und Saba Nabavi Tafreshi aus dem Iran zu den Designs, die eine ehrenhafte Nennung erzielen.

Das Konzept – das als Auszug aus dem „Bericht der Wissenschaftler des Planeten Erde vom März 2039“ präsentiert wird – sieht einen großen, futuristischen schwimmenden Wolkenkratzer auf dem Wasser vor, der in seiner Umgebung aktiv gegen die Effekte des Klimawandels vorgeht. Dabei setzen die Designer auf mehrere Säulen. Zum einen soll das Gebäude komplett mit erneuerbarer Energie betrieben werden, die durch Windturbinen und ein Osmose-Kraftwerk erzeugt wird.

Außerdem soll die Konstruktion die Luft in der Umgebung des Wolkenkratzers von überschüssigen O2 reinigen, wobei eine im Jahr 2014 an der University of California, Davis, erfundene Lasertechnik zum Einsatz kommt, die das CO2 in Sauerstoff umwandelt. Wenn es um die Baumaterialien geht, sind 3D-Druck-Technologien und eine am MIT entwickelte spezielle 3D-Form von Graphen vorgesehen, als eines der stärksten Leichtbaumaterialien, die es überhaupt gibt.

Was die Mobilität der Bewohner anbelangt, so soll das Gebäude an ein Hyperloop-Netz angeschlossen werden, was allerdings bedeutet, daß das schwimmende Gebäude selbst nicht mobil sein kann. Lieferungen an das Gebäude geschehen – ganz dem futuristischen Stil folgend – mittels Drohnen, die hierfür einen integrierten Drohnen-Bahnhof nutzen. Die überaus optimistischen Designer hoffen die Einweihungsfeier in der Antarktis bereits im Jahr 2022 feiern zu können.


Da schwimmende Häuser ein Markenzeichen des Lausitzer Seenlandes werden sollen, dort wo sich ehemals riesige Tagebaue befunden hatten, setzt der Unternehmer Frank Storm aus Hänchen bei Cottbus im Mai 2017 per Kran zwei baugleiche schwimmende Häuser auf dem Gräbendorfer See, die er aus Holland gekauft hat – als Kapitalanlage für die eigene Altersversorgung. Zur Erinnerung: Bereits 2011 waren auf dem Geierswalder See mehrere Exemplare des Seehaus in Betrieb genommen worden, was damals nicht ganz ohne Probleme ablief (s.o.).

Die 84 m2 Wohnfläche des Möwe 2 genannten Hauses lassen kaum einen Wunsch offen: zwei separate kleine Schlafzimmer, ein voll ausgestatteter Wohn- und Eßbereich inklusive Kochfeld, Herd und Spülmaschine, ein Duschbad mit WC. Zusammen mit seinem ‚Bruder‘ schwimmt es direkt neben der ehemaligen Tauchschule von Storm, die inzwischen Möwe 1 heißt und ein zweistöckiges, 116 m2 großes Ferienhaus ist. Später kommt noch weitere schwimmende Häuser hinzu.

Im April 2019 werden vom dem Unternehmen FHG floating house GmbH aus Berlin zwei schwimmende Häuser auf den Bärwalder See gehievt, von denen eines an der Marina in Kitten als Musterhaus dienen wird, während das andere bereits verkauft worden sei. Der Boxberger Gemeinderat hatte für das Vorhaben der schwimmenden Häuser bereits Anfang des Jahres grünes Licht gegeben. Daß es hier künftig 26 Häuser auf dem Wasser geben wird, meldet die Lokalpresse im Februar 2020, und im Mai 2021 wird bekannt, daß die FHG hierfür 10 Mio. € investiert.

Die Firma bietet sowohl Hausboote als auch schwimmende Häuser unterschiedlichster Größe und Ausstattung an – und zeigt auf ihrer Homepage zudem eine ganze Reihe von Entwürfen, die von opulenten Wasser-Villen bis zu einem schwimmenden Hotel reichen.

Schwimmendes Forschungscenter Grafik

Schwimmendes Forschungscenter
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Im gleichen Monat wird auch das Projekt The Forgotten – Dead or Alive des kamerunischen Architekten Hermann Kamte bekannt, das sich mit dem afrikanischen Tschadsee befaßt, dessen Wasserspiegel seit jeher stark schwankt, wobei der aktuell extrem niedrige Wasserstand allerdings menschengemacht ist. Nach Angaben seines Büro Hermann Kamte & Associates (HKA) hatte der See im Jahr 50.000 v. Chr. eine Fläche von mehr als 770.000 Quadratmeilen. Im Jahr 2001 sind davon nur noch 1.544 Quadratmeilen übrig.

Der Architekt möchte verhindern, daß der See im Dreiländereck von Nigeria, dem Tschad und Kamerun komplett austrocknet – indem er ihn mit Wasser aus dem 1.000 km entfernten Atlantik wieder auffüllt. Was mittels einer Pipeline geschehen soll, die etwa 45.000 m3 Meerwasser pro Stunde befördert.

Ohne im Detail darauf einzugehen, wie dies geschehen soll, hat Kamte die Vision, das das Wasser erst entsalzen und dann in den See geleitet wird, wo ein schwimmendes Forschungscenter für Süßwasserbiologie dafür sorgt, daß das Befüllen überwacht und mit Maßnahmen zur Wiederaufforstung flankiert wird. Dem Szenario zufolge könnte der Tschadsee bis 2080 wieder auf seine ursprüngliche Größe angewachsen und erneut eine Quelle für Leben sein.


Vom Februar 2018 stammt der Bericht über ein  schwimmendes Netto-Null-Haus, das die Architektin Michelle Lanker von Lanker Design LLC und ihr Ehemann Bill Bloxom als ihr neues Refugium entwerfen. Das Haus mit dem Namen Houseboat H, das am Lake Union in Washington angedockt ist, zeichnet sich zudem durch eine Vielzahl umweltfreundlicher Elemente aus – von der Auswahl der Materialien bis hin zu erneuerbaren Energiequellen.

Eine Besonderheit sind schwimmenden Inseln, die neue Lebensräume im Wasser schaffen: Die schwimmenden Pflanzgefäße aus recyceltem Kunststoff beherbergen einheimische Pflanzen, die Wurzelsysteme bilden, um das Wasser zu reinigen und die Artenvielfalt um sich herum zu fördern. Die wachsenden aquatischen Lebensräume können von einem großen Fenster im Schwimmkeller des Hauses aus beobachtet werden.

Große dreifach verglaste Fenster, die oft vom Boden bis zur Decke reichen, lassen natürliches Licht ins Innere gelangen und erlauben einen weitläufigen Blick auf die Skyline von Seattle. Die Glaswände lassen sich vollständig öffnen, so daß die Grenze zwischen drinnen und draußen verschwimmt. Um den Energieverlust zu minimieren, sind die Wände und das Dach mit Sprühschaumisolierung in maximaler Dämmstärke gefüllt. Ein kleines Gründach trägt ebenfalls zur Isolierung bei.

Eine 5,43 kW Solaranlage, die auf dem Stehfalzdach angebracht ist, versorgt die LED-Beleuchtung, die energiesparenden Geräte und den Warmwasserbereiter mit einem Speicher für das Fußbodenheizungssystem. Außerdem ist ein Wärmetauscher installiert, der die Wärme aus dem See auffängt.

Villa Mukara Grafik

Villa Mukara
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In Vertretung alles Unterwasserbauten, die in dieser Übersicht nicht im einzelnen berücksichtigt werden, soll hier die Villa Mukara auf der kleinen Malediveninsel Rangali erwähnt werden, die als „erste Unterwasservilla der Welt“ gilt, im November 2018 in Betrieb geht und damit wirbt, daß die Hotelgäste hier im Bett liegend Rochen, Seeschlangen und exotische Fische beobachten können, wofür ein Acryl-Kuppelfenster sorgt, das einen 180°-Bick auf die Meeresfauna und -flora im Indischen Ozean gestattet.

Betrieben wird die 12,5 Mio. € teure und in 5 m Tiefe liegende Unterwasser-Residenz von dem Luxushotel Conrad Maldives Rangali Island – ein Tochterunternehmen des US-amerikanischen Hotel-Unternehmens Hilton Worldwide – das sich für die Übernachtung 50.000 $ zahlen läßt.

Dafür gibt es neben dem Schlafzimmer ein Doppel-Badezimmer und ein Unterwasser-Lounge-Bereich, während das obere Stockwerk ein King-Size-Schlafzimmer und ein Twin-Size-Schlafzimmer, so daß in der gläsernen Koralle Platz ist für insgesamt neun Gäste ist. Abgerundet wird das Angebot durch einem Wohnbereich mit Küche, Bar und Eßplatz, der auf eine Terrasse führt.

Realisiert wurde der Bau in Zusammenarbeit mit dem Aquarientechnik-Experten Mike Murphy der irma M J Murphy Ltd. in Neuseeland, die bereits 2005 für Conrad Maldives Rangali das Restaurant Ithaa baute, das ebenfalls unter Wasser liegt.


Im Dezember 2018 werden die ersten sieben schwimmenden Häuser der neuen Schoonschip Community (o. Hausboote 2.0) im Norden von Amsterdam, in einem Seitenarm des IJ-Kanals, an ihren Ankerplatz geschleppt. Das Besondere an diesen nahezu energieautarken Häusern ist, daß sie das neue Energiemanagement Amperix nutzen, das am deutschen Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) entwickelt wurde. Damit sollen die schließlich 30 schwimmenden Häuser mit 47 Wohnungen in den nächsten zwei Jahren zum nachhaltigsten schwimmenden Quartier in Europa werden. Fossile Brennstoffe gibt es hier keine.

Die Grundidee ist, daß die Häuser eine ‚Energieeinheit‘ bilden, die ihren Strom mittels Solarenergie weitgehend selbst erzeugt und die Energie mit Wärmepumpen und Batterien auch selbst speichert. Die Häuser sind untereinander vernetzt, verfügen zur Absicherung in Spitzenverbrauchszeiten, bei leeren Batteriespeichern und wenig Sonne, aber auch über einen Anschluß an das kommunale Stromnetz – allerdings nur einen für das gesamte Wohnprojekt.

Insgesamt besteht die von Space & Matter entworfene Amsterdamer Hausbootsiedlung, die seit 2011 in der Entwicklung ist, aus 30 Wärmepumpen, 30 Photovoltaikanlagen und 30 Energiespeichern. Über das Energiemanagementsystem werden diese  intelligent miteinander und mit den ebenfalls eingebundenen Elektroautos gekoppelt. Dies geht, weil sich die Eigentümer verpflichtet hatten, auf ihre eigenen benzinbetriebenen Autos zu verzichten und die Elektroautos der Gemeinschaft zu nutzen. Space & Matter designt zwei der schwimmenden Häuser selbst, die anderen stammen von diversen unterschiedlichen Architekturbüros.

Die Wassersiedlung wird später auch begrünt in Form schwimmender Gärten; ebenso werden die Dächer als Grünfläche genutzt. Die ITWM-Forscher begleiten das Projekt auch weiter.

Schoonschip Community 2021

Schoonschip Community
(2021)

Anfang 2021 umfaßt die sich selbst versorgende schwimmende Gemeinschaft bereits 46 Hausboote auf 30 Wasserparzellen mit zusammen mehr als 100 Bewohnern, die über innovative Technologien verfügen, wie 500 PV-Paneele und ein begrüntes Dach auf jedem Haus.

In einem langen Bericht vom Mai werden einige Falschmeldungen der Presse korrigiert: Demnach wird kein Grauwasser zur Bewässerung der Pflanzen verwendet und es werden auch keine Lebensmittel auf den Dächern angebaut. Stattdessen wird das Grauwasser zum Duschen, für die Waschmaschine und die Geschirrspülmaschine verwendet. Schwarzwasser, d. h. menschliche Abfälle, wird in Zusammenarbeit mit dem Wasserversorger Waternet in einer Bioraffinerie vergoren und in Energie umgewandelt.

Interessant sind auch die Aussagen einiger der Bewohner. So berichtet die Initiatorin des Projekts, die Fernsehregisseurin Marjan de Blok, die selbst seit dem Mai 2019 dort wohnt: „Für mich persönlich hat sich mein Leben völlig verändert. Ich zog von einer kleinen Dachgeschoßwohnung im geschäftigen Westen Amsterdams in den Norden. Am Wasser zu leben bedeutet, mit dem Wetter zu leben. Aber die größte Veränderung für mich ist die soziale Komponente. Ein Dorf oder eine Nachbarschaft mit Menschen zu teilen, die man kennt, ist eine große Veränderung im Vergleich zum Leben in einem Haus in einer Straße, in der man kaum einen Nachbarn kennt. Jetzt im Winter, mag es ein bißchen ruhig erscheinen, aber im Sommer ist es wild. Alle schwimmen und spielen und die Kinder beherrschen den Steg.“

Für Hanneke Maas Geesteranus, hier wohnhaft seit dem Juni 2019, war die größte Umstellung beim Umzug nach Schoonschip, daß sie und ihre Familie für das eigene Haus und alle technischen Einrichtungen wie die PV-Paneele, die Wärmepumpe, das Ladegerät usw. verantwortlich sind, weshalb sie ihr Wissen über nachhaltige Techniken vertiefen mußten. Und auch bei dieser Familie hat das Leben in einer Gemeinschaft wie in einem kleinen Dorf sehr positive Aspekte: „Wir kennen uns untereinander recht gut. Alle sind freundlich, hilfsbereit und unterstützen sich gegenseitig.“

Die ursprünglich als Stiftung aufgebaute Gemeinschaft ist zwischenzeitlich in eine Wohnungseigentümergemeinschaft umgewandelt wurden. Ihr weiteres Ziel ist es, Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren und zu informieren, damit auch diese versuchen, eine Rolle bei einer nachhaltigeren Lebensweise zu spielen und Teil der Entwicklung des Gebiets zu werden, in dem sie leben.


Eine schwimmende Hotelsuite aus Fiberglas, die im September 2019 in den Blogs zu sehen ist und einem Hollywoodstreifen entsprungen zu sein scheint, ist tatsächlich von einem James-Bond-Film inspiriert. Der Name der eindrucksvollen Luxusbleibe auf dem Wasser lautet Anthénea, und zu bieten hat die außergewöhnliche Hotelsuite alles – außer einem festen Standort. Dafür befindet sich im Inneren ein großer Glasboden, der einen weiten Blick auf die Unterwasserwelt ermöglicht.

Die von dem französischen Marinearchitekten Jean-Michel Duacancelle streng nach ökologischen Gesichtspunkten entworfene UFO-förmige, schwimmende Suite ist seinen Angaben zufolge von dem Film Der Spion, der mich liebte aus dem Jahr 1977 inspiriert, in dem Roger Moore alias 007 gegen den Schurken Karl Stomberg kämpft, der von einer ähnlichen Wasserburg namens Atlantis aus agiert.

Mit einer Größe von 50 m2 ist die autarke Mini-Insel Anthénea für die Verwendung auf Seen oder Flüssen konzipiert – als schwimmendes Hotel mit fünf verschiedenen Wohnbereichen oder auch als Spa, das genügend Raum für mehrere Personen bietet. Ebenso kann der Bau aber auch als echtes Zuhause genutzt werden. Immerhin gehören zur Ausstattung neben den fünf Solarpaneelen samt sechs leistungsstarken Batterien auch eine Entsalzungsanlage für Meerwasser, ein Holzofen, eine Klimaanlage und ein Generator für die Notstromversorgung. Ein besonderer Clou ist jedoch der motorisierte Schirm auf dem Oberdeck, unter dem bis zu zwölf Personen Platz finden.

Die Innenbereich ist in drei Wohnbereiche aufgeteilt: ein Wohnzimmer mit Plüschsofa und Minibar, ein Schlafzimmer mit rundem Bett und Badewanne – und das 360°-Solarium auf dem Dach.

Wenn die Anthénea als Hotel genutzt werden soll, wird sie in Position geschleppt und kann mit optionalen elektrischen Bugstrahlern manövriert werden. Wird sie jedoch als Haus genutzt, ist sie standardmäßig mit Bugstrahlern ausgestattet, die eine Höchstgeschwindigkeit von 9,26 km/h ermöglichen. Das nach fünf Prototypen im Laufe von15 Jahren kürzlich fertiggestellte und hier  abgebildete Modell der Anthénea liegt derzeit in der Bretagne, Frankreich, und wird für 480.000 $ (andere Quellen: 535.000 $) angeboten.

Auf den Homepage werden bereits mehrere Modelle offeriert, angefangen von der Anthenea Suite, einer Öko-Lodge mit Unterwasserblick, über eine Anthenea mit zwei Kabinen und SPA, bis hin zur Anthenea Business, die als unglaublicher Treffpunkt und Arbeitsort vermarktet wird. Dabei hilft sicher, daß Anthénea mit der Innovationstrophäe 2019 des französischen Tourismusmagazins L’Echo Touristique ausgezeichnet wurde.

Ocean Community Grafik

Ocean Community
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Als im September 2019 die Preisverleihung des Red Dot Award: Design Concept in Singapur stattfindet, gehört zu den Gewinnern auch ein futuristischer Entwurf des polnischen Designers Wojciech Morsztyn, der mit seiner Ocean Community einen Lebensraum auf dem Ozean bieten will, in dem Menschen im Wesentlichen auf dem Meer leben und Kolonien bilden können.

Die Idee dabei ist, die Küstenlinie einer Stadt zu erweitern. Hierzu schafft Ocean Community mobile Wohneinheiten für die See, die nicht mehr als 800 m von der Küste einer Stadt entfernt liegen. Dadurch können die Bewohner der Ocean Community leicht in die Stadt gelangen, um Einrichtungen zu nutzen und ein normales Stadtleben zu genießen, bevor sie in ihr Haus auf dem Meer zurückkehren – und die neuen Meeresgemeinschaften zu einer natürlichen Erweiterung der Küstenstädte werden.

Die Villen werden auch das Angebot an Sonne, Wasser und Wind nutzen, um Energie zu gewinnen, so daß sie vom Stromnetz unabhängig betrieben werden können. Mit zwei Etagen und einem Panoramablick auf das Meer sowie auf die Küstenlinie der nahe gelegenen Stadt könnte die Ocean Community aber auch gut als eine Erweiterung für Hotels und Resorts eingesetzt werden.


Ein im Oktober 2019 gestarteter internationaler Wettbewerb für schwimmende Häuser, die Kiribati Floating Houses competition, fordert die Teilnehmer dazu auf, ein neues Wohnmodell zu entwerfen, das sich nicht nur an den steigenden Meeresspiegel anpaßt, sondern auch die Kultur und Lebensweise der Einheimischen respektiert. Der von der Young Architects Competition (YAC) veranstaltete Wettbewerb soll letztlich Ideen für ein widerstandsfähiges Kiribati zu entwickeln.

Als der Wettbewerb im Januar 2020 endet, geht der erste Preis an das Projekt des polnischen Architekten Marcin Kitala, eine schwimmende Gemeinschaft auf fünfeckigen Plattformen, die für die verschiedensten Einsatzbereiche konfiguriert sind – und insgesamt ein wenig an das Spiel Siedler von Catan erinnern. Der zweite und der dritte Platz gehen an das Team JiT und an Giacomo Caputo, während weitere Beiträge, die sich zumeist ebenfalls mit schwimmenden Strukturen beschäftigen, mit ‚ehrenvollen Erwähnungen‘ ausgezeichnet werden. Auch hier lohnt sich das Durchblättern der YAC-Homepage.

New Kiribati Grafik

New Kiribati
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Im März 2021 legt das in Amsterdam und London ansässiges Designbüro UOOU Studio einen architektonischen Vorschlag vor, der sich auf die Schaffung einer Wohnlösung für eine Gruppe von Atollen konzentriert, die im Südpazifik schwimmen, irgendwo zwischen Hawaii und Australien. Der Gesamtentwurf für die Gemeinde ähnelt einem Baum, wobei das Stadtzentrum den Stamm bildet, während die Wohneinheiten die Äste darstellen.

Mit Unterstützung von Matthias Kimmel entwerfen Gianluca Santosuosso und Eri Pontikopoulou ein nachhaltiges städtebauliches Konzept namens New Kiribati, das auch der Notwendigkeit eines kontrollierten Wachstums im Laufe der Zeit Rechnung trägt.

In der Mitte jeder Wohngruppe befindet sich ein Raum im Freien für die Bedürfnisse der Gemeinschaft und die schwimmende Struktur kann Gärten, Tiergehege oder Becken für die Fischzucht beherbergen. Als primäre Stromquelle gibt es auf den Schrägdächern angebrachte PV-Module, während die geneigten Dächer auch zur Sammlung von Regenwasser dienen, das dann in Tanks unter den Häusern gespeichert wird. Die autarken schwimmenden Häuser können bei Bedarf sogar einen Beitrag für die Nachbarn leisten.


Im Oktober 2019 wird ein schwimmendes, zweistöckiges Haus vorgestellt, das auch wie ein solches aussieht und an der unberührten Küste von Palm Beach, New South Wales, in See gestochen ist, eine Autostunde nördlich von Sydney. Die zweistöckige schwimmende Villa ist kompakt, verfügt aber über ein modernes Design, das den Raum viel größer erscheinen läßt.

Architekt der zu 100 % mit Solarenergie betriebenen Villa ist der australische Designer und Bootsenthusiast Chuck Anderson und sein Little Mill design studio, der seinem exklusiven privaten Rückzugsort in einer idyllischen Meereslandschaft den (schon häufiger genutzten) Namen Lilypad gibt. Die Villa ist über ein Boot oder ein Wasserflugzeug zu erreichen und verfügt über eine große Außenterrasse mit Grillplatz, einem Eßbereich mit 10 Sitzplätzen, einem Lounge-Bereich und großen Sonnenschirmen zum Entspannen im Schatten. Das Haus ist außerdem von einer Holzterrasse umgeben und verfügt über einen kleinen Sprungturm.

Das mit Holz verkleidete Haus verfügt über 3,2 m hohe Glas-Falttüren, die das Innere des Hauses nach außen hin öffnen. Im Inneren gibt es einen großen Wohnbereich mit Holzfußböden, Ledersofa und Flachbildfernseher, an den sich eine moderne Küche anschließt, während ein erhöhtes Loft-Schlafzimmer ein Kingsize-Bett für zwei Erwachsene bietet. Darüber hinaus verfügt das Haus über ein luxuriöses Badezimmer mit extra großer Designer-Dusche – sowie über einen voll ausgestatteten Weinkeller mit kontrollierter Luftfeuchtigkeit. Für kühle Nächte gibt es auch noch einen schönen Kamin.

Die Villa steht für Veranstaltungen oder für Übernachtungen einzelner Paare zur Verfügung, wobei die Angebote bei 1.000 $ (andere Quellen: 1.270 $) pro Nacht und Paar beginnen, dafür aber auch ein privates Beiboot für Selbstfahrer, Champagner und Degustationsteller, Abendessen, Frühstück, vollen Zugang zum Weinkeller an Bord, einen 24-Stunden-Concierge-Service und die Nutzung der Sport- und Angelausrüstung an Bord beinhalten.

Ähnlich aussehende schwimmende Häuser – aber auch viele wesentlich kleinere – schwimmen übrigens seit vielen Jahren auf dem Powell Lake in der Küstenregion von Britisch-Kolumbien. Ursprünglich handelte es sich bei den Float Cabins um Schlafräume oder Arbeitsgebäude für Holzfällerlager oder preiswerte Wochenendunterkünfte zum Angeln und Jagen für Waldarbeiter, da die Hütten vor dem Jahr 2000 nicht reguliert waren und man sie an jedem Ort seiner Wahl aufstellen konnte. Inzwischen gibt es ein Moratorium für die Anzahl der schwimmenden Hütten, die derzeit bei etwa 200 liegt.

Floating Office Rotterdam Grafik

Floating Office Rotterdam
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Im Januar 2020 wird ein weiteres nachhaltiges Projekt in der Stadt Rotterdam angegangen, ein solarbetriebenes schwimmendes Bürohaus im Rotterdamer Rijnhaven, das als neuer Hauptsitz für das im September 2018 als ‚Lösungsvermittler‘ gegründete Global Center on Adaptation (GCA) dienen wird, das Gemeinden, Städte und Länder auf die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten soll – und vom ehemaligen UN-Vorsitzenden Ban Ki-moon, der geschäftsführenden Direktorin des IWF, Kristalina Georgieva, und Bill Gates geleitet wird.

Das dreistöckige Floating Office Rotterdam (FOR) der Powerhouse Company von Nanne de Ru, dessen Planung 2018 begann, besteht aus vorgefertigten Teilen und ist fast ausnahmslos aus Holz gefertigt. Es ruht auf 15 speziell angefertigten Betonpontons. Um Schatten für die großzügige Verglasung zu schaffen, gibt es überhängende Dächer. Das Dach wird auf der einen Hälfte begrünt, die andere von einer 800 m2 großen Solaranlage bedeckt, welche die gesamte benötigte Energie für das Gebäude liefert und an Batterien angeschlossen ist.

Das „größte schwimmende Büro der Welt“ mit einer Nutzfläche von 3.606 m2 (andere Quellen: 4.500 m2) wird außerdem über ein Wärmetauschersystem verfügen, das das Wasser des Hafens nutzt, um eine effiziente Heizung und Kühlung zu ermöglichen. Damit und mit dem Solarstrom soll das schwimmende Bürogebäude autark zu betreiben sein.

Neben den Büros des GCA sowie der Bank ABN Amro, der RED Company und der Powerhouse Company selbst wird das FOR auch ein Restaurant mit einer großen Außenterrasse sowie einen Swimmingpool beherbergen. Da die Gebäudestruktur aus Holz besteht, kann sie leicht demontiert und wiederverwendet werden. Nachdem der Bau Ende des Jahres abgeschlossen ist, soll das Gebäude 5 – 10 Jahre lang genutzt werden, danach kann es je nach Bedarf einen anderen Mieter aufnehmen oder an einen anderen Standort verlegt werden.

Ende August erreicht die riesige schwimmende Bodenplatte mit einer Größe von 24 x 90 m ihren endgültigen Liegeplatz im Rotterdamer Rijnhaven, nachdem sie aus dem über 80 km entfernten Zaandam dorthin geschleppt worden war. Woraufhin die Errichtung des Bauwerks beginnt. Das schwimmende Büro wird Anfang September 2021 von Seiner Majestät König Willem-Alexander der Niederlande eingeweiht.

Schwimmende Hotels bei Qetaifan Grafik

Schwimmende Hotels bei Qetaifan
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Ebenfalls im Januar 2020 gibt das Immobilienunternehmen Qetaifan Projects bekannt, wie es den Touristenandrang während der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar in den Griff bekommen möchte: mit schwimmenden Hotels, die eigens für die Veranstaltung geplant und gebaut werden sollen. Mit ihrer Hilfe könnten ausreichend Unterkünfte bereitgestellt werden.

Die gesamte Anlage soll im Norden der Insel Qetaifan, nördlich von Lusail City, direkt am Ufer entstehen. Dabei besteht der Komplex aus 16 Einheiten, welche allesamt gleich groß sind. Auf vier Etagen bieten die etwa 72 m langen und 16 m breiten Wohneinheiten jeweils 101 Gästezimmer, was in Summe 1.616 Zimmer für mehr als 3.000 Gäste ergibt. Zudem wird jedes Hotelschiff sowohl über ein Restaurant als auch über eine Bar verfügen.

Die Realisierung des Projekts übernimmt das finnische Unternehmen Admares, mit dem eine Absichtserklärung unterzeichnet wird. Admares versucht dabei gezielt ein Konzept umzusetzen, das die spätere Weiternutzung ermöglicht. Hierfür wird darauf geachtet, daß der Tiefgang möglichst gering ist. Mit nur 4 m liegt er letztlich noch unter dem eines regulären Kreuzfahrtschiffes. Damit können die schwimmenden Hotels später an jeder beliebigen Position entlang der Küste zum Einsatz kommen.

Um einen energieeffizienten Wohnraum zu gestalten, wird bei den vom finnischen Architekturbüro Sigge Architects entworfen Wasserbauten u.a. ein ausgeklügeltes Solarsystem eingesetzt, welches einen Großteil der benötigten Energie zur Verfügung stellen wird. Sigge hatte bereits Mitte 2013 entsprechende Entwürfe gezeigt, die allerdings nicht die Schlichtheit der gegenwärtig geplanten ‚Kästen‘ hatten (s.o.). Bislang ist noch nichts von einer Umsetzung zu sehen.


Im selben Monat wird aber auch über ein kleines und recht eigenes schwimmendes Hotel in Schwedisch-Lappland berichtet, das nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit nun eröffnet wurde, was eigentlich schon Ende 2018 geschehen sollte. Das runde Arctic Bath, das von oben betrachtet ein wenig an einen gefrosteten Donut erinnert, schwimmt auf dem schwedischen Fluß Lule, der früher für den Holztransport genutzt wurde, was sich in der Gestaltung des von Holzstämmen inspirierten Äußeren widerspiegelt.

Der Schwerpunkt liegt auf Gesundheit und Wohlbefinden. Das Gebäude, das das eisige Tauchbecken in seiner Mitte umgibt, bietet seinen Besuchern einen luxuriösen Aufenthalt in vier verschiedene Saunen und einen Spa-Behandlungsraum an. Zudem gibt es sechs Hotelzimmer, einen Laden, eine Bar und ein Restaurant.

Aufgrund des lokalen Klimas wird das Arctic Bath im Sommer frei an der Oberfläche schwimmen und im Winter an Ort und Stelle gefroren sein. Die Preise beginnen bei etwa 700 $ (andere Quellen: 1.000 $) für ein Doppelzimmer, was das Frühstück einschließt – und möglicherweise einen Blick auf die Nordlichter, die von den Zimmern aus zu sehen sind. Und es werden auch Aktivitäten wie Hundeschlittenfahrten, Reiten und Eisfischen angeboten. In der Nähe gibt es außerdem noch sechs schwimmende Hütten mit Platz für jeweils zwei Personen.

Parkipelago Grafik

Parkipelago
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Über ein weiteres Highlight der schwimmender Architektur in Kopenhagen wird im April 2020 berichtet – ein Projekt von Marshall Blecher, Magnus Maarbjerg und dem Studio Fokstrot, das die Stadt um begrünte, parkähnliche schwimmende Inseln erweitern wird. Der erste Prototyp, die Insel CPH-Ø1, war bereits 2018 fertiggestellt worden und hat sich als beliebtes Ausflugsziel erwiesen und sogar eine Fotoausstellung beherbergt. In diesem Jahr werden drei weitere Inseln in Betrieb genommen, und in den nächsten Jahren sind noch mehr geplant.

Initiator des Ganzen ist die gemeinnützige Initiative Copenhagen Islands, die von der Københavns Kommune, Og Havn und Den Gode Havneliv unterstützt wird. Die Parkipelago genannten Inseln werden im Südhafen von Kopenhagen installiert und vor Ort in Handarbeit mit traditionellen Bootsbautechniken aus recycelten und nachhaltig beschafften Materialien errichtet.

Die Inseln werden unterschiedliche Formen und Größen haben und mit Gras und Bäumen bewachsen sein. Sie werden zu den verschiedenen Jahreszeiten im Hafen verlegt und für Schwimmer, Kajakfahrer und Bootsfahrer zugänglich gemacht. Außerdem können sie bei Bedarf für besondere Veranstaltungen und dergleichen zu einer großen Insel zusammengefügt werden und eine völlig neue Art von öffentlichen Parks in Kopenhagen darstellen. Weitere Ideen für die Zukunft, die auf demselben Design basieren und vom Team vorgeschlagen werden, umfassen schwimmende Saunen, Muschelfarmen und ein ‚Sail-in-Café‘.


Über das erste 3D-gedruckte schwimmende Haus, das im Juni 2020 in Tschechiens in nur 48 Stunden entsteht, habe ich bereits im Kapitelteil zum 3D-Druck in der Architektur ausführlich berichtet (s.d.).


Anfang 2021 scheint das das Interesse an einem sicheren Zufluchtsort mitten im Meer so groß wie nie zuvor. Eine Reihe von Inselmaklern berichten über einen enormen Anstieg der Nachfrage nach Privatinseln in den Monaten, nachdem die Covid-Einschränkungen einen Großteil der Welt zum Stillstand gebracht hatte. Dies ist vermutlich auch der Grund für die starke Resonanz auf eine schwimmende Luxusimmobilie, die 2025 in der Nähe der Bahamas entstehen soll.

So wird die 2016 gegründete Blue Estate Group mit Anfragen überschwemmt, nachdem sie im Januar ihre Pläne für die von Menschenhand geschaffene schwimmende Insel Blue Estate Island vorstellt, die nur 25 Flugminuten von der Bahamas-Hauptstadt Nassau und knapp 90 Minuten von Miami entfernt liegen soll. Mit einer Fläche von 1.500 x 1.000 m wird die aus ‚ultrahochfesten Betonmodulen‘ gebaute Insel halb so groß wie Monaco sein und Platz für bis zu 15.000 ständige Bewohner bieten.

Das Angebot der Immobilien reicht von 20 m2 großen Innenwohnungen für 19.800 $ über Balkonwohnungen für 194.400 $ bis hin zu einer Gartenvilla mit fünf Schlafzimmern im Wert von 54 Mio. $ und zwei Mega-Villen mit dem Namen ‚Signature Estate‘, die jeweils 1,15 Mrd. $ kosten sollen. Dafür gibt es auf der Insel aber auch eine hochmoderne Gesundheitsklinik sowie eine internationale Schule. Und die Bewohner werden dank der erstklassigen Lage der Insel mit mehr als 340 Sonnentagen im Jahr verwöhnt, ebenso wie mit einer Reihe von Meeresclubs, Pools im Lagunenstil, Spielplätzen, Märkten, Restaurants, Bars und Einkaufsmöglichkeiten.

Die Bauarbeiten sollen im nächsten Jahr beginnen und die Insel 2025 vollständig fertiggestellt sein. Um das Ziel zu erreichen, eine der grünsten Gemeinden der Welt zu werden, wird die gesamte Energie der Insel aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Details darüber werden nicht genannt.

Nachdem das Projekt so viel Presse bekommen hat, verwundert die weitere Entwicklung – denn zumindest bis Oktober diesen Jahres geschieht gar nichts mehr, obwohl bereits im Februar behauptet wurde, daß einige Bezirke der Insel schon fast komplett ausverkauft seien. Die letzte Twitter-Meldung der Blue Estate stammt vom März – und im Netz ist inzwischen weder das Unternehmen noch die Projekthomepage mehr erreichbar.

Eco-Floating Hotel Grafik

Eco-Floating Hotel
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Mindestens genauso ambitioniert – und hoffentlich seriöser – sind die Pläne für ein schwimmendes Hotel in Katar, das von dem in Istanbul beheimateten Büro Hayri Atak Architectural Design Studio (HAADS) entworfen wurde und im März in den Blogs erscheint. Das Eco-Floating Hotel hat die Form eines großen gläsernen Doughnuts und soll eine Fläche von 35.000 m2 mit insgesamt 152 Zimmern umfassen, die mit luxuriösen Annehmlichkeiten wie privaten Balkonen, Innen- und Außenpools, einer Sauna, einem Spa und einem Fitneßraum ausgestattet sind.

Das Besondere an diesem Projekt, das auf einer Reihe von schwimmenden Plattformen direkt vor der Küste liegen soll, ist jedoch, daß sich der gesamte Bau drehen wird. Die Drehbewegung mittels einer Reihe von Triebwerken und Propellern würde aber sehr langsam erfolgen, so daß es 24 Stunden dauert, bis eine Umdrehung vollendet ist. Der mitdrehende Außenring ist segmentiert und beinhaltet einen großen Pools, einen Tennisplatz, einen Garten, Restaurants usw.

Zu den geplanten Nachhaltigkeitsmerkmalen des Designs im Auftrag der P.H. Tourism & Hotel Management gehören das riesige, wirbelartige Glasdach, das Regenwasser für die Bewässerung der integrierten Grünanlagen und andere Zwecke auffängt, sowie Solarzellen, kleine Windturbinen und ein Gezeitenenergie-System für die Stromversorgung. Laut HAADS laufen derzeit Machbarkeits- und technische Studien, um das Projekt bis 2025 zu verwirklichen. Mehr über Drehäuser findet sich in einem eigenen Kapitelteil (s.d.).


Der in London lebende Architekt Miroslav Naskov, der bereits mit dem Architekturnetzwerk Populous und Zaha Hadid Architects gearbeitet hat – was man seinen Entwürfen auch klar ansieht – und der seit 2020 sein eigenes Architektur- und Designstudio minD führt, präsentiert ebenfalls im März 2021 ein futuristisches Konzept für schwimmende Gärten, die als Grünflächen für Gemeinschaften auf dem Wasser dienen sollen.

Die Gestaltung der Floating Gardens bietet Spazierwege, auf denen die Besucher die Landschaft, die frische Luft und die Architektur genießen können, was wir nur selten tun können, wenn wir in einer großen Stadt leben. In den schwimmenden Gärten lassen sich aber auch eßbare Produkte anbauen, wodurch sie zu einer praktischen landwirtschaftlichen Alternative in einer städtischen Umgebung werden. Ein weiteres, ähnliches Konzept, das allerdings auf nicht sichtbaren Stützen ruht, trägt den Namen Futuristic Gardens.

Enclaves Grafik

Enclaves
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Im Mai 2021 stellen die Blogs das von Agnieszka Białek, einer Absolventin der Akademie der Schönen Künste in Krakau, und ihrem Büro Monolight Studio entwickelte architektonische Konzept des schwimmenden Co-Working Space vor, mit dem „insbesondere in dieser pandemischen Ära“ ein erfrischender Arbeitsraum geschaffen werden soll. Białek hat dafür die lokale Landschaft in der Nähe des Wawel-Schlosses an der Weichsel visualisiert, dem Wahrzeichen der Stadt.

Die Elemente der Struktur namens Enclaves, die von den geometrischen Formen des Flußschaums inspiriert sind, können je nach Standort am Fluß auf unterschiedliche Weise angeordnet werden. Jedes Modul ist ein privater Arbeitsbereich, der auf einer Plattform installiert ist, die auf im Flußbett verankerten Schwimmern ruht. Dabei konzentriert sich die Struktur darauf, Distanz zu schaffen und leere Räume zu präsentieren, die in der ‚post-covidischen‘ Realität erwünscht sein mögen. Das Projekt bietet so die Möglichkeit, auch außerhalb des Hauses zu arbeiten.

Der Co-Working Space kann mit einem stundenweisen Buchungssystem gemietet werden. Er ist benutzerfreundlich für jede Person, egal ob diese tagsüber oder nachts aktiv ist, ohne zeitliche Begrenzung. Um diese Struktur zu erreichen, muß man ein Kajak benutzen. Białek glaubt, daß die Elemente in Zukunft aus wasserfesten, wiederverwertbaren Materialien im 3D-Druckverfahren hergestellt werden können. Über die energetischen Aspekte des Designs ist bislang nichts bekannt.


Im Juli folgt das Konzept We The Planet Campus (WTP) der Designagentur 3deluxe – transdisciplinary design aus Wiesbaden, bei dem es um einen zu 100 % autarken, mobilen schwimmenden Campus vor der Küste Manhattans geht. Dabei soll diese grüne Plattform in erster Linie für internationale Gipfeltreffen, Workshops und Bildungsprogramme genutzt werden, die sich auf die Umgestaltung unserer Welt für eine bessere Zukunft konzentrieren.

Die Studie im Auftrag der in New York ansässigen Organisation WeThePlanet versucht, neue zukunftsweisende Möglichkeiten in menschenfreundlicher und naturnaher Architektur auszuloten und ein inspirierendes Vorbild für zukünftiges Leben, Wohnen und Arbeiten zu werden. Dabei praktiziert 3deluxe ein ganzheitliches Design mit einer expressiv-biomorphen Formensprache, die vom Wachstum organischer Systeme inspiriert ist. Das 50/50-Konzept, das dabei zur Anwendung gelangen soll, begreift Architektur in Zukunft als sogenannte ‚shared spaces‘ zwischen Menschen und Natur.

Die Grundidee besteht darin, daß zukünftig alle Bauvorhaben genauso viel Substanz der Natur zurückgeben, wie sie ihr nehmen. Auf diese Weise werden zum Ausgleich für Flächenversiegelung, CO2-Produktion, Energie- und Materialverbrauch neue innerstädtische Lebensräume für Flora und Fauna geschaffen. Konsequent angewendet wird diese Vorgabe das zukünftige Stadtbild völlig verändern. Die prägendsten diesbezüglichen Maßnahmen beim WTP sind schwimmende Sumpfbiotope, eine Wildwiese, ein Sandbiotop und die Reet- und Gründächer, die neuen Lebensraum für Flora und Fauna schaffen.

Das WTP Campus ist eine ortsungebundene und vom Ansteigen des Meeresspiegels unabhängige Immobilie, welche die dicht bebaute Landfläche von Manhattan um ein Stück zusätzliches Grün erweitert, da das teilweise öffentliche schwimmende Biotop ein zusätzliches Ziel für Sport, Freizeit und Kommunikation darstellen wird, als auch einen attraktiven neuen Besuchermagnet. Weshalb die Option besteht, das Prinzip der grünen schwimmenden Plattformen auszuweiten und weitere stadtnahe schwimmende Parks und grüne Laufstrecken entlang des Ufers zu installieren.

Die Baumaterialien teilen sich auf in natürliche Materialien wie Holz, Lehm und Reet sowie recycelte Materialien wie z.B. Bioplastik. Neuste Oberflächentechnologien zur Luftreinigung sollen ebenso eingesetzt werden wie Algenreaktoren, Windfarmen, Photovoltaik-Paneele und Strömumgskraftwerke unter der Plattform zur Energiegewinnung. Ziel ist es, komplett autark zu sein und Energie und Trinkwasser selbst zu gewinnen.

 

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