allTEIL C

SolarhÄuser und solare Bauelemente

Maritime Habitate (C)


Im Jahr 2012 ist zum einen der im März veröffentlichte Beitrag namens Noah’s Ark von Aleksandar Joksimovic und Jelena Nikolic aus Serbien zu nennen, mit dem sie sich an der eVolo Skyscraper Competition 2012 beteiligen. Ihre Hoffnung ist es, eine sichere und sich selbst erhaltende Welt zu entwerfen, die für den Fall genutzt werden kann, daß Natur- oder andere globale Katastrophen unsere Häuser zerstören.

Das Duo konzipiert hierfür mit der modernen ‚Arche Noah‘ eine nachhaltige schwimmende Stadt, die aus einer Reihe terrassenförmiger Ringe mit tiefen Unterwassertürmen besteht, die als Ballast dienen und die Stabilität erhöhen. Solar- und Windenergie werden genutzt, um Strom zu erzeugen, während das Regenwasser von allen Oberflächen für die Nutzung im Inneren gesammelt wird. Unterwasserturbinen sollen zudem die Gezeitenenergie einfangen, und alle Oberflächen sind mit künstlichen Korallen bedeckt, um das Meeresleben zu fördern.

Mehrere Archen können über Unterwasserkabel zu einem Netzwerk verbunden werden, wobei jede  über Wohnhäuser, Büros, Ackerland, Tiergehege, Energieerzeugungsanlagen und Erholungsgebiete verfügt. Die Seiten der künstlichen Inseln sind hoch genug, um das Innere vor schweren Stürmen oder Tsunamis zu schützen. Im Notall können sich die Bewohner in luftgefüllte Blasen in den Tiefen der Inseln zurückziehen und Schutz suchen.

Das Konzept erscheint nochmals 2013 und zuletzt 2014 in den Blogs, doch von einer Umsetzung ist nichts zu hören.

Floating Archipelago Grafik

Floating Archipelago
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Zum anderen ist ein schwimmender Archipel (Floating Archipelago) aus autarken, künstlichen Inseln zu erwähnen, den die Studenten Joanna Luo, Weijia Song und Alexander Yuen von der Rice School of Architecture (RSA) entwerfen und 2012 zeigen.

Zusammen mit ihrem beratenden Professor Neeraj Bhatia erhalten sie dafür im Oktober den mit 40.000 $ dotierten Hauptpreis für die innovativste nachhaltige Idee im Bereich Architektur, Chemie oder Ingenieurwesen des diesjährigen Odebrecht Award for Sustainable Development, der seit 2008 von Odebrecht gesponsert wird, einem in Brasilien ansässigen multinationalen Ingenieur- und Bauunternehmen.

Das preisgekrönte Konzept namens The Petropolis of Tomorrow (o. Petropia) stellt einen kühnen Plan dar, der das Leben von Arbeitern auf Ölplattformen weit vor der brasilianischen Küste verbessern soll. Eine 600 km lange Kette von künstlichen Inselgemeinschaften, die Landwirtschaft betreiben und Schulen besuchen. Sie würde eine neue Grenze für die brasilianische Ölindustrie definieren, die bis zu 50.000 ihrer Mitarbeiter ins Ausland verlagern will, um näher an den Tiefseebohrinseln hunderte von Meilen vor der Küste zu sein.

Die Inseln wären mit zentralen Pipelines ausgestattet, um den Einsatz von Shuttle-Tankern für den Öltransport an Land zu reduzieren und den Besatzungen die Möglichkeit zu geben, sich von der Routine auf den Bohrinseln zu erholen. Einige Inseln könnten auch für die Lebensmittel- und Energieproduktion genutzt werden. Für die Jury scheint besonders wichtig gewesen zu sein, daß die Inseln keinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen, wenn sie wieder entfernt werden. So wie die Website, auf der die Arbeit des Teams ausführlich beschrieben wurde, auch nicht mehr existiert.

Solar Floating Resort Grafik

Solar Floating Resort
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Im Mai 2012 ist erstmals das Designkonzept Solar Floating Resort (SFR) des italienischen Industriedesigners Michele Puzzolante und seinem Büro MPD Designs Pte Ltd. zu sehen, das dieser für eine neue Form des Urlaubs in der Zukunft entworfen hat, bei der die Menschen nicht länger in eingezäunten Resorts festsitzen. Der Gesamtplan für ein 125 Mio. $ teures Resort sieht ein zentrales Fünf-Sterne-Hotel vor, von dem aus schwimmende, pod-ähnliche Einheiten starten, die bis zu sechs Personen auf dem Meer beherbergen können.

Ein solches futuristisches SFR – eine Kombination aus Yacht und U-Boot – ist zu 100 % autark, da es mit einer Haut aus Farbstoff-Solarzellen überzogen ist, welche die Struktur mit Energie versorgen. In einigen Berichte ist auch die Rede von einer Energiegewinnung mittels künstlicher Photosynthese – d.h. die Verwendung von Chlorophyll-Molekülen zur Umwandlung von Licht in elektrischen Strom. Der leichte Korpus besteht aus zwei Schichten aus glasfaserverstärktem Balsaholz mit einem 30 cm breiten Vakuum dazwischen, wie es in der Beschreibung heißt.

Die schwimmenden Wohneinheiten verfügen über zwei Einzel- und zwei Doppelzimmer, wobei jedes Zimmer mit einem eigenen Bad ausgestattet ist. Dazu gibt es eine geräumige Küche, einen Eßbereich, eine Sitzecke mit Bar und einen ‚Pilotraum‘. Im Außenbereich finden die Gäste eine große, halbrunde Lounge mit Liegen und einem Jacuzzi für sechs Personen.

Eine Besonderheit des Solar Floating Resorts bildet der vollständig unter Wasser liegende, atemberaubende Beobachtungsraum, der mit ebenfalls sechs Sessel ausgestattet ist, in denen sich die Gäste entspannen können, während sie durch ein kristallklares Glas einen atemberaubenden 360°-Blick unter Wasser genießen. Ist kein Sonnenlicht vorhanden ist, kann ein Ring aus 200 W Lichtern den Beobachtungsbereich beleuchten. Laut Puzzolante werden bereits Gespräche über den Bau des Resorts auf den Philippinen geführt. Doch auch in diesem Fall ist später nichts mehr davon zu hören.


Im Juni 2012 berichten die Blogs über das Projekt SeaOrbiter (o. Sea Orbiter), einer gigantischen schwimmenden und tauchenden Wasserstadt der Zukunft, die für Forschungsaufgaben eingesetzt werden soll. Die Konstruktion soll nicht nur als eine Art U-Boot dienen, und das für eine extrem lange Zeit, sondern bei Bedarf auch 22 m über das Wasser hinausragen und somit zu einer kleinen schwimmenden Stadt für Forscher werden, die über Wochen und Monate auf See bleiben.

Das „erste vertikale Schiff der Welt“ hat einen Rumpf aus einer Legierung aus Aluminium und Magnesium, eine Gesamthöhe von 51 m, von denen 31 m unter dem Wasser liegen, und soll 18 – 22 Personen befördern. Außerdem ist das aus zehn Decks bestehende Labor mit einem Gewicht von 1.000 Tonnen vollkommen nachhaltig, da es mit Solar-, Wind- und Wellenenergie betrieben und von Meeresströmungen bewegt wird. Zwei kleine Propeller dienen dem Manövrieren.

Das Projekt des französischen Architekten Jacques Rougerie, an dem dieser schon seit rund zwölf Jahren arbeitet und das ursprünglich schon 2010 in Betrieb gehen sollte, soll nun ab Oktober diesen Jahres zu einem Preis von etwa 40 Mio. € gebaut werden. Das SeaOrbiter-Projekt wird von der Organisation Floating oceanographic laboratory verfolgt, das von Rougerie gemeinsam mit dem Ozeanographen Jacques Piccard sowie dem Astronauten Jean-Loup Chrétien geleitet wird.

Rougerie hatte zudem im Jahr 2009 innerhalb des Institut de France die Jacques Rougerie Foundation Génération Espace Mer gegründet, deren Ehrenpräsident der Technik- und Innovationsbegeisterte Fürst Albert II. von Monaco ist. Die Stiftung stützt sich auf ihre beiden jährlichen internationalen Architektur- und Kunstwettbewerbe, um Mut und Innovation bei architektonischen Unternehmungen sowie künstlerisches Schaffen im Zusammenhang mit dem Meer und dem Weltraum zu fördern. Dabei werden unter anderem Ideen zum Umgang mit dem steigenden Meeresspiegel auszeichnet. Insgesamt gibt es acht Preise in verschiedenen Kategorien, die jeweils mit 50.000 € dotiert sind.

MORPHotel Grafik

MORPHotel
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Zu den auf der Stiftungs-Hompage dokumentierten Gewinner-Designs gehören im Jahr 2011 die schwimmenden Enercité-Städte für Umweltmigranten von Camille Benoit – denen im Laufe der Folgejahre noch viele, viele ähnliche Konzeptionen folgen, die man sich auf jeden Fall ansehen sollte. In diesem Jahr wird aber auch Yannick Lelogeais für sein Konzept ausgezeichnet, Bamb’Loon genannte Hauskapseln aus Bambus und gewebten Fasern zu konstruieren, die durch einen Ballon vor Naturkatastrophen flüchten können.

Eines der Designs mit ‚besonderer Erwähnung‘ von 2012 ist das MORPHotel des Architekten Gianluca Santosuosso – ein mit den Strömungen durch die Ozeane treibendes Megahotel der Zukunft, das als selbstversorgender künstlicher Organismen gestaltet ist und dessen einzelne Segmente mit Wirbeln vergleichbar und ebenso beweglich sind. So kann sich die entlang des ‚Rückgrats‘ etwa 1 km lange Struktur den jeweiligen Gegebenheiten und Orten anpassen.

Die einzelnen Segmente beinhalten unterschiedliche Funktionen: natürlich Hotelzimmer, aber auch Theater, Geschäfte, Restaurants und nicht zuletzt landwirtschaftlich genutzte Flächen. Am größten Segment ist ein Pier mit Anlegestellen für Schiffe und einem Hubschrauberlandeplatz angedockt. Strom wird über die Umwandlung von Sonnen- und Wellenenergie erzeugt, während Trinkwasser aus gefiltertem Regenwasser und entsalztem Meerwasser gewonnen wird.

Zu den beeindruckenden Designs, die im Jahr 2016 ausgezeichnet werden, gehört zum einen das Projekt Civilization 0.000 von Dimo Ivanov aus Bulgarien, einem schwimmenden Kraftwerk, das mit 19 Windturbinen, sechs Gezeiten- und vier Wellenkraft-Wandlern ausgestattet ist. Mit einer Höhe von 520 m oberhalb des Meeresspiegels und 260 m darunter, soll das schmale, segelartige Bauwerk 500 Personen beherbergen. Es wird davon ausgegangen, daß der schwimmende Wolkenkratzer jährlich 100 Mio. kWh erneuerbare Energie erzeugen wird.

Bemerkenswert ist auch das Projekt H2O (Humanitarian Harbour of the Ocean) von Zhicheng Weng, Zicheng Cui und Léo Bentegeat vom Architekturbüro JDS in Kopenhagen – aus dem eine schier endlose Reihe von Konzepten und Planungen stammt, die häufig auf schwimmenden, oder zumindest wassernahen Objekten basieren. So auch diese Rettungsinseln gegen den steigenden Meeresspiegel, bei denen das einzelne Notsiedlungs-Modul aus zwei riesigen ‚Röhren‘ besteht, die über einen Steg miteinander verbunden sind.

In der einen Röhre befinden sich auf mehreren Ebenen 250 Wohnungen sowie alle erforderlichen gesellschaftlichen Funktionen. Insgesamt können 500 Klimaflüchtlinge auf dem Modul wohnen. Die andere Röhre ist der Intensiv-Landwirtschaft vorbehalten, bei der auf innovative Anbaumethoden ohne Erde gesetzt wird, wie Aeroponik, Aquaponik oder Entomokultur, also der Insektenzucht und -haltung. Dank regenerativer Energie und Wertstoffkreisläufe ist das Modul autark.

CIMITERIUM Grafik

CIMITERIUM
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Jedes Modul funktioniert für sich, doch erst im Verbund wird das Potential deutlich. Dann können sie als Streifen vor der Küste eine Stadt ins Meer erweitern. Oder sie bilden als ringförmige Strukturen eigenständige Inseln, die wiederum mit anderen H2O-Ringen verknüpft urbane Netzwerke auf dem Meer entstehen lassen. Vorerst sollen die Module in der Nähe einer unmittelbar von einer Katastrophe getroffenen Stadt eingesetzt werden, sie können aber auch als städtische Farmen genutzt werden, die lokale Produkte für Städte ohne Ackerland anbieten.

Unter den Gewinnern des Jahres 2017 finde ich das futuristische Konzept Current for Currents des in Manila ansässige Architektenteam von Studio DADA besonders erwähnenswert, das sich als Lösung für die Anfälligkeit von Küstengemeinden für Naturkatastrophen und den steigenden Meeresspiegel darstellt, insbes ondere in entlegenen Gebieten der Philippinen, wo eine zuverlässige Energieinfrastruktur fehlt.

Current for Currents ist eine kreisförmige Anordnung von modularen Wohneinheiten, die auf der Wasseroberfläche schwimmen. Jede Wohnung besteht aus geformtem Kunststoff in einer Form, die an Schiffe erinnert, ist auf dem Meeresgrund verankert und wird sowohl durch Gezeiten- als auch durch Solarenergie betrieben. Nach dem Motto „Blau ist das neue Grün“ verbindet diese schwimmende Küstengemeinde die Bewohner mit wichtigen Ressourcen und Dienstleistungen auf eine Art und Weise, die mit herkömmlichen Booten nur schwer zu erreichen ist.

Die Wasserkraftturbinen direkt unter der Oberfläche der einzelnen Einheiten sollen mehr als genug Strom für die einzelnen Häuser liefern und sogar zu einer potentiellen Einnahmequelle werden, indem die Bewohner, die diese Anlagen besitzen und instand halten, die überschüssige Energie an Gemeinden auf dem Festland verkaufen, so daß sie nicht mehr an Land gehen müssen, um zu arbeiten.

Ich würde gerne auch noch all die anderen grandiosen Entwürfe aufzeichnen, die im Laufe der Jahre bei der Rougerie-Stiftung eingegangen sind, wenn es diese Chronologie nicht sprengen würde. Ich beschließe die Auswahl daher mit dem Konzept der schwimmenden Friedhof-Inseln von Adam Fernandez aus Frankreich, der dieses im Jahr 2019 eingereicht und wie folgt beschrieben hat:

„CIMITERIUM ist eine temporäre Meeresinsel der Ruhe und Kontemplation, auf der der Raum scheinbar grenzenlos ist. Die schwimmende Megastruktur wird das Zuhause eines jeden Lebewesens in seinem irdischen Leben nach dem Tod sein. Jeder Mensch kann eine Pflanze in eines der Millionen von Fächern auf der Insel setzen. Die Pflanzen werden von einem reichhaltigen Kompost genährt, der auf natürliche Weise durch die Zersetzung von Körperresten in Humus durch Mikroorganismen entsteht. Es ist eine Rückverbindung zur Erde, um den Planeten zu befruchten.

Sobald die maximale Kapazität erreicht ist, wird die Insel abdocken und zu einem Schiff werden, das sich auf eine Reise ohne Wiederkehr begibt und durch ein anderes ersetzt wird. Verankert im offenen Meer und vom Wind getragen, wird dieser neuartige Wald seine Aufgabe der Bestäubung auf planetarischer Ebene übernehmen und als Zufluchtsort für wandernde Arten dienen.“

Der Startschuß für die Jungfernfahrt des SeaOrbiter sollte im Jahr 2013 in Monaco fallen, doch wie sich erweist, läßt sich dieser Termin nicht einhalten, obwohl das Projekt von dem ehemaligen NASA-Administrator Dan Goldin, der Europäischen Weltraumorganisation ESA sowie von mehreren Industrieunternehmen unterstützt wird, wie Rolex, dem norwegischen Laboratory Marintek, dem französischem Anlagenbau-Unternehmen Technip S.A. (2017 in der TechnipFMC aufgegangen) sowie dem französischen Schiffsbauer Direction des constructions navales (DCNS, ab 2017: Naval Group, S.A.).

Cité des Mériens Grafik

Cité des Mériens
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Nachdem auch die im November 2013 gestartete Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung des L’Oeil de SeaOrbiter erfolgreich abgeschlossen werden kann – das Ziel von 325.000 € wird Ende Januar 2014 mit 344.650 € um 106 % übertroffen – kündigt das SeaOrbiter-Team an, daß der Bau nun im April 2014 beginnen soll. Zwar wird das oberste Modul, das zur Kommunikation und Steuerung gedacht ist (deshalb das ‚Auge des SeaOrbiters‘), bis zum Mai 2015 fertiggestellt, doch weiter ist das Projekt bislang nicht gediehen.

Statt dessen zeigt Rougerie im August 2015 das Design einer riesigen schwimmenden Universität in Form eines Mantarochens, die sich mit Meeresenergie zu 100 % selbst versorgen soll. Das etwa 900 x 500 m große Bauwerk namens Cité des Mériens kann 7.000 Forscher, Professoren und Studenten über einen langen Zeitraum beherbergen und wird mit Labors, Hörsälen, Wohnräumen und Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten und Sport ausgestattet sein.

Im Inneren ist ein Hafen für Forschungsschiffe wie den SeaOrbiter vorgesehen. Auf beiden Seiten des Zufahrtkanals sind Aquakultur-Zuchtfarmen integriert und an den Enden der Flügel Hydro-Gewächshäuser. Die Aufgabe der internationalen Universität, die mit den Strömungen durch die Ozeane treibt, ist die Beobachtung und Analyse der biologischen Vielfalt der Meere sowie die Erstellung einer globalen Datenbank.


Das ORSOS Island Concept, das erstmals im Juni 2012 in der Presse erscheint, stammt von der  österreichischen Firma ORSOS Island GmbH, die Gábor Orsós gegründet hat, ein Unternehmer mit umfassender Erfahrung im Gastgewerbe und im Immobiliensektor. Dieser möchte sein Wissen aus beiden Branchen nutzen, um die positiven Aspekte von Immobilien auf dem Festland mit denen von Luxusyachten zu kombinieren.

ORSOS Island Concept Grafik

ORSOS Island Concept
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Zu Beginn des Projekts hat Orsós das Ziel, eine exklusive, hochwertige Hotelkette auf schwimmenden Plattformen zu schaffen, beschließt jedoch im weiteren Verlauf des Projekts, die Kosten für die schwimmenden Inseln zu senken, um sie für möglichst viele Menschen erschwinglich zu machen. Mit über 20 m Breite und mehr als 37 m Länge ist das Ergebnis eine nicht ganz so kleine Insel mit gut 400 m2 pro Etage bzw. insgesamt rund 1.000 m2 Wohnfläche, die sich auf drei Ebenen verteilen.

In ihrer jetzigen Form hat die ORSOS-Insel das Raum-äquivalent von sechs Doppelzimmern und bietet Platz für bis zu zwölf Bewohner, doch wenn die Unterbringungskapazität das einzige Ziel ist, können theoretisch 80 Personen aufgenommen werden. Die Kosten für die Ausstattung sind je nach Geschmack sehr unterschiedlich, ein Basismodell wird jedoch rund 3,6 Mio. € kosten. Dafür bekommt man eine energieautonome, grüne Insel mit einer ausgeklügelten Hightech-Ausstattung, die fast alle Bedürfnisse erfüllt.

Ihre Energie bekommt die schwimmende Insel Tag und Nacht über ein geräuschloses Windenergiesystem, das täglich bis zu 30 kWh beschaffen soll, sowie am Tag über die mehr als 160 m2 große Solaranlage. Ein Computersystem überwacht und steuert das gesamte Energiemanagement, wobei überschüssige Energie auf verschiedene Batterien aufgeteilt oder für die Umkehrosmose-Entsalzungsanlage zur Trinkwasseraufbereitung genutzt wird.

Um auch bei erhöhtem Energieverbrauch oder schlechten Witterungsbedingungen die Stromversorgung zu gewährleisten, ist die Insel mit zwei Reserve-Dieselaggregaten ausgestattet. Eine Wärmerückgewinnung aus dem Meerwasser stellt die Basis für Heizung und Klimaanlage dar, und die Müllselektion funktioniert über ein Mülltrennungs- und Lagerungssystem in einem eigenen, gekühlten Mülldepot. Hier wird der Abfall gepreßt, hygienisch sowie geruchsfrei zwischengelagert und kann jederzeit abtransportiert werden.

Durch die Bepflanzung, besonders im Außenbereich der Insel, wird das Gefühl vermittelt, mitten in der Natur zu leben. Ein Prototyp ist in Deutschland und Ungarn bereits in Arbeit und soll Ende 2013 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eine Bestätigung dafür ließ sich bisher aber nicht finden.


Ohne konkret ein schwimmendes Bauwerk zu sein, sollen an dieser Stelle auch die Unterwasser-Gärten des italienischen Forschers Sergio Gamberini erwähnt werden, die für das Seasteading in Zukunft möglicherweise sehr wichtig werden könnten. Denn einige Meter unter der Wasseroberfläche im Mittelmeer ist es warm, sonnig und auch feucht. Zudem herrscht ein konstanter Witterungszustand und auch die Temperatur schwankt nur minimal. Optimale Voraussetzungen also für die Pflanzenzucht.

Die Geschichte von Nemo’s Garden beginnt im Jahr 2012 in der Bucht von Noli an der italienischen Riviera, 60 km von Genua entfernt, als Gamberini, der Gründer der Ocean Reef Group, die Idee hat, zwei seiner Leidenschaften miteinander zu verbinden: Tauchen und Gartenarbeit. Das erste Experiment wird bereits im Sommer mit einer sehr kleinen Biosphäre durchgeführt, die auf dem Meeresgrund verankert ist. Hier wird grünes Basilikum angepflanzt und auf Anhieb eine gute Ernte erzielt. Diese Struktur ist aber noch zu klein, als daß die Agronauten sie betreten könnten.

Im Sommer 2013 wird die Unterwasserfarm um zwei 800-Liter-Polyäthylen-Biosphären erweitert. Diese Strukturen sind groß genug, um das Wachstum des Basilikums bis zur Ernte auch im Inneren zu verfolgen. Die Gewächshäuser ähneln ein wenig gigantischen Ballons, die in die Länge gezogen sind. Die Pflanzen befinden sich in einer Luftblase im Trockenen, während die stabilen Kuppeln die Gewächse umschließen und das Einfallen von Licht ermöglichen. Knapp 8 m unter der Wasseroberfläche sind die Gewächshäuser im Boden verankert.

Erster Prototyp von Gamberini

Erster Prototyp
von Gamberini

Da die Gewächshäuser nach unten hin offen sind, gelangt Meerwasser in den Ballon, verdunstet und kondensiert am oberen Rand. Sind die Tropfen groß genug, fallen sie als Süßwasser auf die Pflanzen und sorgen für deren Bewässerung. Der Vorteil bei den Gewächshäusern unter Wasser ist daher, daß sie kaum Energie und Pflege benötigen, zudem sind die Pflanzen sicher vor Schädlingen.

Eine vom privaten Forschungsinstitut CeRSAA durchgeführte Analyse ergibt, daß das Unterwasser-Basilikum den gleichen Geschmack hat wie das an Land gezüchtete Basilikum, während die Blätter sogar mehr ätherische Öle als die Standardkultur enthalten: 72,94 % gegenüber 57,13 %.

Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Biosphären wird im Sommer 2014 eine größere 2.000-Liter-Biosphäre entworfen und unter Wasser installiert. Außerdem wird mit dem Anbau von Salat begonnen. Im Laufe des Jahres 2015 wächst die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter, und auch der Unterwasserlebensraum wird immer größer. Außerdem ist Nemo’s Garden Teil der Expo 2015 in Mailand, deren Motto äußerst passend lautet ‚Den Planeten ernähren, Energie für das Leben‘.

Während des Sommers werden grünes Basilikum, rotes Basilikum, verschiedene Salatsorten, Tomaten, Zucchini, Bohnen, grüne Erbsen, Kräuter, Blumen, Aloe vera, Pilze und vieles andere gepflanzt – nicht immer erfolgreich, die in einigen Fällen die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist und die Wachstumsbedingungen nicht ideal sind. Chemische Tests ergeben keine negativen Auswirkungen der geringeren Sonneneinstrahlung.

Auch in den Folgejahren geht die Entwicklung erfolgreich weiter. So im Sommer 2016 mit einem völlig neuen Unterwasserlebensraum aus fünf starren, 2 m breiten Biosphären aus Acryl mit einem Fassungsvermögen von etwa 2.000 Litern und Experimenten mit dem Anbau von Pflanzen für kosmetische und pharmazeutische Anwendungen. Außerdem läuft das Projekt zum ersten Mal über den Winter weiter – und eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Kickstarter bringt 31.130 $ ein, um die Gewächshäuser zu einem Serienprodukt weiterzuentwickeln.

Im Jahr 2017 wird die Unterwasserfarm um eine weitere Biosphäre erweitert, die für Studien im Zusammenhang mit der Süßwassergewinnung dienen soll. Außerdem wird erstmals die Hydrokultur als Anbaumethode verwendet, wodurch eine beträchtliche Menge an Gemüse geerntet werden kann.

Struktur der dritten Biosphäre

Struktur der
dritten Biosphäre

Die Saison 2018 steht dann ganz im Zeichen der Optimierung des Systems und der Technologie sowie der Maximierung der Frischwasserproduktion. Dabei werden spezielle Kondensatoren gebaut, um die täglich produzierte Frischwassermenge zu erhöhen, sowie in Kombination mit dem vertikalen System neue horizontale hydroponische Systeme installiert, die auf Regalen innerhalb der Biosphären angebracht sind und erlauben, bis zu 90 Pflanzen pro Biosphäre anzubauen. Als neu angebaute Pflanzen kommen u.a. auch Erdbeeren hinzu.

Als im Herbst der größte Sturm, der jemals im Mittelmeer aufgezeichnet wurde, auftritt – mit Wellen bis zu 10 m Höhe, halten die Biosphären zwar stand, aber der Meereswasserspiegel im Inneren steigt an und zerstört Pflanzen, Technik und Kabel. Das Team krempelt die Ärmel hoch und erneuert 2019 den Lebensraum, um ihn noch stabiler und nachhaltiger zu machen als bisher. Auch die Anzahl der Solarzellen wird erhöht, um das Habitat mit Strom zu versorgen, sowie mehr Kondensatoren gebaut, um das gesamte für die über 100 Pflanzen pro Biosphäre benötigte Wasser bereitzustellen. Und um Studien über die Thermodynamik innerhalb der Biosphäre durchzuführen, wird eine Zusammenarbeit mit der Università Degli Studi Di Genova aufgenommen.

Das Jahr 2020 fordert das Projekt ein weiteres Mal heraus: Aufgrund der COVID19-Einschränkungen bleibt der Lebensraum sich selbst überlassen und unbewacht – überlebt im Wesentlichen aber unbeschadet, was beweist, daß die Struktur dauerhaft und zuverlässig ist. Erst mit zweimonatiger Verspätung können die Taucher die Pflanzen erneut anbauen. Außerdem übersteht Nemo’s Garden Ende des Jahres problemlos mehrere Stürme.

Im Laufe der Jahre muß Gamberini aber auch Rückschläge hinnehmen: Vier Mal geht die komplette Ernte verloren. Daran sind allerdings nicht die Bewohner der Umgebung Schuld: Zwar mögen Kopffüßler Höhlen und suchen deshalb gern Schutz unter den Ballons und auch Krabben sind schon in die Ballons hineingekrabbelt – die Pflanzen werden aber in Ruhe gelassen.

Die jüngste Meldung stammt vom Juli 2021 und besagt, daß das Projekt jetzt in die neu gegründete Firma NG srl eingegliedert worden ist, die die Möglichkeiten einer nachhaltigen Unterwasserkultur von Pflanzen erforscht. Zudem hat das Projekt das Interesse von Siemens gewonnen, weshalb es in das Xcelerator-Portfolio von Siemens aufgenommen wird. Ein weiterer neuer Partner ist TekSea, ein Beratungsunternehmen mit Sitz in Genua, welches das Startup auf den Radar wichtiger Industriepartner bringen will.

INACHUS

INACHUS


Während dem London Design Festival 2012 im September stellt das Büro Sanitov Studios ein modernes Wohnboot mit dem Namen INACHUS vor, das im Vorjahr in Kent gebaut wurde und nun in den St. Katharine Docks liegt, nur wenige Minuten von der Tower Bridge entfernt. Das zweistöckige schwimmende Haus verfügt über drei Schlafzimmer, zwei Bäder mit Sauna, ein offenes Wohnzimmer und eine Küche, umlaufende Balkone und eine große Terrasse, die mit einem Whirlpool im nordischen Stil ausgestattet ist.

Das Haus des dänischen Designers Alexander Troels Host ist zudem äußerst energieeffizient und verfügt über Sonnenkollektoren, Doppel- und Dreifachverglasung, eine hochwertige Isolierung, eine Kreuzlüftung, viele Fenster und geschichtete Lamellen auf beiden Seiten, welche die Sonneneinstrahlung regulieren und Winde abprallen lassen. Im Inneren empfängt die Besucher am Eingang eine lebende Grünwand, und auch die Terrasse soll bald von einem begrünten Dach gekrönt werden.

Das Sanitov Studio entwirft später neben weiteren schwimmenden Häuser auch eine komplette schwimmende Gemeinschaft für das Royal Victoria Dock in London. In Zusammenarbeit mit dem dänischen Architekturbüro ADEPT Architects wird ein innovatives und nachhaltiges Design vorgeschlagen.


Die Designs und Entwürfe des Jahres 2013 beginnen mit dem schwimmendeb Resort und Meeresobservatorium Pearl Atlantis der Architektin Maria Cecilia Garcia Cruz, das im Februar in der Kategorie Futuristisches Design den Goldenen Preis der A’Design Award & Competition gewinnt. Es handelt sich um eine architektonische Konzeptionsforschung als Abschlußarbeit, die vom November 2010 bis zum April 2012 dauerte.

Die nachhaltige schwimmende Architektur soll im Cagayan Ridge Marine Biodiversity Corridor, Sulu Sea, bei den Philippinen errichtet werden, etwa 200 km östlich der Küstenstadt Puerto Princesa auf der Insel Palawan, und 20 km nördlich der Grenzen des Tubbataha Reefs Natural Park.

Mit dem Bau eines solchen monumentalen Touristenmagneten soll das Bewußtsein der Menschen für die Erhaltung der marinen Biodiversität gestärkt werden, für die die Philippinen bekannt sind. Für die Stabilität des Resort sollen Module verwendet werden, da dies die praktischste Art des Designs und der Konstruktion ist, wobei das gesamte Resort aus zahlreichen ‚Schiffen‘ mit derselben Technik besteht, was verschiedene Konfigurationen ermöglicht und viele Möglichkeiten für eine Erweiterung bietet.

In Bezug auf die Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien gibt es keine Details, allerdings sind auf den Renderings der Architektin Solar-Ballons zu sehen, die sie vermutlich dem Konzept der Balloon-Satellites abgeschaut hat, die 2007 am Technion Institute in Israel vorgestellt worden waren. Ich habe sie im Kapitelteil der Optimierungs- und Verstärkungstechniken präsentiert (s.d.).

Makoko Floating School

Makoko Floating School


Anfang März 2013 wird in Makoko – den bekanntesten Slum in Nigeria – die Makoko Floating School fertiggestellt, die gerade mal 6.250 $ gekostet hat. Der hauptsächlich aus Pfahlbauten bestehende Slum liegt an einer Lagune am Rande der Millionenstadt Lagos und hat rund 100.000 (andere Quellen: bis zu 300.000) Einwohner, eine Gemeinde von Fischern der ethnischen Gruppe der Egun, die sich vor 200 Jahren in der Gegend niedergelassen haben. Heute leben in Makoko Menschen aus einer Vielzahl von Flußgemeinden entlang der nigerianischen Küste. Der auch als ‚Venedig Afrikas‘ bezeichnete Ort ist jedoch ständig von Überschwemmungen und anderen Wetterextremen bedroht.

Um die Gemeinde aufwerten, baut der nigerianische Architekt Kunlé Adeyemi, der das Studio NLÉ leitet und seit fast einem Jahrzehnt eng mit dem niederländischen Architekten Rem Koolhaas zusammenarbeitet, gemeinsam mit den Einwohnern von Makoko eine solar betriebene schwimmende Schule. Bei der Umsetzung des Projekts leisten die deutsche Heinrich-Böll-Stiftung, das Bundesumweltministerium, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), die Yaba Local Council Development Area (LCDA) und die Makoko Waterfront Community Hilfe.

Die dreistöckige und steil dreieckige Bambus- und Holzkonstruktion mit einer Gesamtfläche von 220 m2 ist auf 256 recycelten Fässern errichtet und bietet Platz für 100 Kinder. Die Klassenräume befinden sich auf der zweiten Ebene und sind teilweise mit verstellbaren Lamellen umschlossen. Die Räume sind außerdem von einer öffentlichen Grünanlage umgeben. Unter den Klassenzimmern befindet sich ein Spielplatz, während auf dem Dach ein zusätzliches Freiluftklassenzimmer untergebracht ist.

Lagos Water Communities Grafik

Lagos Water Communities
(Grafik)

Die Lagunengemeinde, die anfangs begeistert von der Schule ist, ist dann aber enttäuscht, weil die Eröffnung erst im Oktober 2015 erfolgt. Auch kann die Schule nur etwa 60 Schüler aufnehmen.

Zu den nachhaltigen Merkmalen gehören die Verwendung von Solarzellen auf dem Dach, nachdem es im Dezember 2015 die finanzielle Unterstützung dafür gab, ein Regenwasser-Auffangsystem und Kompost-Toiletten – woraufhin der Entwurf u.a. mit dem AR+D Award 2013 ausgezeichnet wird. Was jedoch viel wichtiger ist: Die schwimmende Schule bringt Makoko weltweite Aufmerksamkeit und verhindert damit die Pläne der Regierung des Bundesstaates Lagos Makoko, die den gesamten schwimmenden Slum im Vorjahr für illegal erklärt und versucht hatte, die Bewohner zu vertreiben, um ihn abzureißen. Dabei waren 30.000 Menschen obdachlos geworden – und bei den heftigen Proteste dagegen sogar ein Bewohner getötet worden.

Die Regierung verzichtet nun auf den Abriß und genehmigt stattdessen einen Sanierungsplan. Die Entwürfe der Schule werden sogar vom staatlichen Ministerium für Stadtentwicklung für neue Hauspläne übernommen – und es gibt Überlegungen, den Prototyp zu nutzen, um zusätzliche Infrastrukturen für die Gemeinde bereitzustellen, darunter ein Unterhaltungszentrum, ein Gemeindezentrum und Gesundheitskliniken – das Projekt Lagos Water Communities, das von NLÉ schon seit 2012 verfolgt wird.

Die Initiative Ärzte ohne Grenzen hatte vor Ort bereits im Januar 2011 eine schwimmende Klinik eröffnet, die sich zwar großer Beliebtheit erfreute, aber nur weniger als ein Jahr geöffnet blieb. Details darüber ließen sich bislang nicht finden, ich vermute aber, daß es sich dabei um ein entsprechend ausgestattetes Schiff ging. Hierzu noch eine Bemerkung:

Schwimmende Kliniken auf Booten und Schiffen gibt es weltweit viele und schon lange. Als aktuellere Beispiele seien die schwimmende Arztpraxis der Irrawaddy River Doctors in Myanmar genannt; das Schiff mit dem Namen Papst Franziskus, mit dem die Franziskaner den riesigen Amazonas befahren; die Mobile Marine Mini-Clinics (M3Cs) des Angkor’s Kinder e.V. auf dem Tonle-Sap-See in Kambodscha; oder die schwimmende Poliklinik Nicolai Pirogow, die den Fluß Ach in West-Sibirien entlang fährt, um nur einige zu nennen.

Und irgendwie gehört auch das Abtreibungsschiff Aurora dazu, das von dem  Projekts Women on Waves betrieben unter niederländischer Flagge in internationalen Gewässern unterwegs ist und dort seine Dienste anbietet. Nicht realisiert wurde hingegen eine schwimmende Tötungsklinik, die der australische Euthanasiearzt Philipp Nitschke vor Englands Küste betreiben wollte. Nicht zu vergessen sind die großen militärischen und zivilen Hospital-Schiffe, die aber nicht Gegenstand dieser Übersicht sein sollen.

Die schwimmende Schule in Makoko wird nach nur sechs Betriebsmonaten im März 2016 wegen Sicherheitsbedenken aufgegeben und stürzt drei Monate später bei einem Sturm ein. Die Bewohner des Slums nutzen die Reste, um sie an anderer Stelle ihrer Gemeinschaft zu verwenden. Als Ersatz wird ein verbesserter Prototyp des Gebäudes verwendet, die Makoko Floating School II (MFS II), die als vorgefertigte Schnellmontageversion des Originals konzipiert ist. Sie wird erstmals auf der Architektur­Biennale 2016 in Venedig enthüllt und prompt mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet.

Eine dritte Version, die Makoko Floating School III (MFS III), wird 2018 in Brügge, Belgien, vorgestellt. Hier wird daran gearbeitet, die schwimmende Schule so umzugestalten, daß sie strukturell stabiler ist und eine Lebensdauer von 25 Jahren erreicht.

Adeyemi schafft derweil weiter südlich an der nigerianischen Küste in Port Harcourt das schwimmende Medienzentrum Chicoco Radio, dessen Konstruktion über einen Mast verfügt, von dem aus eine Brücke zu Wasser gelassen werden kann. Und Anfang 2021 wird berichtet, daß die inzwischen ‚Makoko Floating System‘ genannte Technik auch beim Floating Music Hub in São Vicente, das zu den Kapverdischen Inseln vor der Westküste Afrikas gehört, zum Einsatz kommen wird.

Die schwimmende Architektur bildet ein Kunstzentrum aus drei leichten Strukturen, die einen Live-Performance-Raum, ein Aufnahmestudio und eine Bar beherbergen. Das Projekt, das sich an der Hafenstraße der Stadt Mindelo befindet, sollte schon im ersten Quartal 2020 eröffnet werden, was sich u.a. wegen der Covid-Einschränkungen aber stark verzögert hat. Über eine neue Schule in Makoko ist derweil nichts mehr zu hören.

Hydroelectric Waterfall Prison Grafik

Hydroelectric Waterfall Prison
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Die Designs gehen mit dem im März veröffentlichten Entwurf Hydroelectric Waterfall Prison der Architektin Margot Krasojević weiter – einem nachhaltigen Gefängnis, das gleichzeitig ein Wasserkraftwerk darstellt und für einen Standort im Pazifischen Ozean in unmittelbarer Nähe der kanadischen Küste gedacht ist. Seine Oberfläche besteht aus einem Geflecht aus verstärkten Stahlelementen, in die holographische Glasscheiben eingebettet sind, deren Tiefenschärfe die Illusion einer grenzenlosen Architektur vermittelt.

Die vertikale Struktur aus Stahlbeton besteht aus einer schwimmenden Plattform mit Zugbeinen, die am Meeresboden befestigt ist und die meisten vertikalen Bewegungen verhindert. Der Betonträger ist mit 4-Säulen-Halbtauchbooten verbunden, die durch einen Ring aus schwimmenden Tyson-Turbinen stabilisiert werden. Eine Reihe von freitragenden Bögen verteilen das Gewicht gleichmäßig über die gesamte Anlage.

Der aktuelle Entwurf beruht auf den Prinzipien eines Pumpspeicherkraftwerks, das in Zeiten geringer Stromnachfrage die überschüssige Kapazität des Stromnetzes nutzt, um Wasser aus einem Reservoir, in diesem Fall dem Meer, in ein höher gelegenes Reservoir zu pumpen, also den Speichertank des Gefängnisses, der eine Höhe von etwa 50 m hat. Bei Bedarf wird das Wasser aus dem Speicher auf die schwimmenden Turbinen im Meer gerichtet leitet und Strom erzeugt. Auch ein zweiter Ring von Wellenenergiewandlern, der um die Hauptstruktur herum schwimmt, wird zum Pumpen und Speichern von Wasser verwendet.

Im Februar 2019 präsentiert das in Peking ansässige Büro Margot Krasojević Architecture einen etwas ‚zivilisierteren‘ Vorschlag, bei dem eine Ölplattform vor der südkoreanischen Küste zu einem futuristischen schwimmenden Hotel umgewandelt werden soll, das mit schwenkbaren Turbinen um den Hauptkern des Bauwerks ausgestattet ist, um die Gezeitenenergie für den Betrieb des Hotels samt einer Entsalzungsanlage zu nutzen.

Das Innere des Lighthouse Hotel wird aus drei Hauptbereichen bestehen: den Gästezimmern, der Lobby und verschiedenen Gemeinschaftsbereichen. Der Leuchtturmraum, der sich natürlich an der Spitze des Hotels befindet, wird über eine Fresnel-Glasleuchte verfügen, die Lichtstrahlen auf das Meer hinauswirft.

In Bezug auf die Produktivität der Architektin soll hier noch auf den für Cape Town gedachten Entwurf Tidal House hingewiesen werden, der bereits im September 2014 präsentiert wird – damals unter dem Namen Hydroelectric House und mit dem Verweis, daß seine Stromversorgung in erster Linie auf Wellenenergie basiert, weshalb er in dem dortigen Kapitel behandelt wird.

X_Lands Grafik

X_Lands
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Kontextbezogen führe ich an dieser Stelle ein weiteres Projekt an, das Offshore-Ölplattformen zu selbstversorgenden, pflanzengedeckten Häusern umfunktionieren möchte. Das in Paris ansässige Designbüro XTU Architects, das das Projekt X_Lands im März 2020 vorstellt will damit nicht nur Familien autarke Wohnungen bieten, sondern auch die globalen Symbole für massive Umweltverschmutzung in „Leuchtfeuer der Nachhaltigkeit“ verwandeln.

Die großen, nutzlosen Ölplattformen einer zukünftigen Welt, in der die Ölbohrungen abgeschafft worden sind, schwimmen zwar nicht alle, sondern sind oft am Boden verankert, können dessen ungeachtet aber dennoch zu Keimzellen des Seasteading werden.

Bislang haben die Designer allerdings nur beeindruckende Renderings vorgelegt, von denen ich hier ein Konzept wiedergebe, das blasenartige Wohneinheiten vorsieht, die mit üppigem Grün bedeckt sind und den Bewohnern eine natürliche, gesunde Atmosphäre bieten. Die futuristischen Wohneinheiten sind so ausgestattet, daß sie mit Hilfe von Solar- und Windenergie ihre eigene saubere Energie erzeugen und so völlig autarke, wasserbasierte Gemeinschaften bilden. Darüber hinaus bieten die Häuser den Bewohnern Platz für den Anbau ihrer eigenen Lebensmittel.

Bloom Grafik

Bloom
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Der ebenfalls im März 2013 von Sitbon Architectes – einem Büro für architektonische Forschung und Experimente, das 2011 von Emmanuel Sitbon gegründet wurde – vorgestellte Entwurf Bloom ist wiederum eine kugelförmige schwimmende Phytoplankton-Farm, die Kohlendioxid absorbiert und den Anstieg des Meeresspiegels überwacht. Sie schwimmt ähnlich einem Eisberg im Wasser, so daß nur ein Teil aus dem Wasser ragt.

Im Inneren befinden sich kleine kugelförmige Konstruktionen mit unterschiedlichen Funktionen: Wohn- und Arbeitsräume für Wissenschaftler, Räume zum Anbau von Phytoplankton und Räume zur Entsalzung von Meerwasser – ohne daß es dazu oder zu Energiefragen irgendwelche Details gibt.

Das große schwimmende Phytoplankton-Aquarium, das von Wissenschaftlern und Meeresexperten ständig kontrolliert wird, soll die Sauerstoffmenge in den Gebieten regulieren, die am stärksten von der globalen Erwärmung betroffen sind. Das Phytoplankton würde Kohlendioxid absorbieren und durch Photosynthese Sauerstoff freisetzen. Die Bloom-Kapsel soll als erstes im Indischen Ozean installiert werden – wenn sie denn irgendwann einmal gebaut wird.


Im Mai 2013 wird das Exbury Egg – eine schwimmende, energieeffiziente und sich selbst versorgende Wohnkapsel – in einem Mündungsgebiet des Flusses Beaulieu nahe Southampton im Vereinigten Königreich zu Wasser gelassen. Eine Gruppe von Architekten, Künstlern und Ingenieuren hatte vor zwei Jahren angekündigt, einen derartigen eiförmigen Raum zu schaffen, in dem der Künstler Stephen Turner leben sollte.

Das Exbury Egg eine Zusammenarbeit zwischen Turner und dem britischen Designbüro SPUD, Perring Architecture + Design (PAD), dem lokal ansässigen Bootsbauer Paul Baker und dem Schiffbauingenieur Stephen Payne. Die Struktur ist ungefähr 6 m lang, mit einem Durchmesser von 2,80 m an der dicksten Stelle. Regionale Bautraditionen fortsetzend, bestehen die Spanten und die Rahmenkonstruktion aus vor Ort vorkommender Douglastanne, die mit wiedergewonnenen, kalt geformten Zedernholzstreifen beplankt sind. Das Innere des Eies ist ein einfacher Raum mit einer Hängematte, einem kleinen Ofen, einem Schreibtisch und einer Naßzelle.

Tatsächlich lebt Turner ab Mitte Juli zwölf Monate lang in dem mit modernstem Equipment ausgerüsteten Ei und nutzt den Raum, um das Leben in einem Gezeitenfluß, die Vielfalt ökologischer Muster im Mündungsgebiet und die Art und Weise, wie der Mensch hier mit der Natur interagieren kann, zu untersuchen – und darüber zu bloggen Anschließend wird das Exbury-Ei in eine Wanderausstellung umgewandelt, welche die Ergebnisse der Forschungen vermitteln soll.

Schwimmendes Hotel von Sigge Grafik

Schwimmendes Hotel von Sigge
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Im Juni 2013 zeigt das finnische Architekturbüro Sigge Architects die Entwürfe verschiedener Einrichtungen, die sich als Reaktion auf die wachsende Kritik an der Fähigkeit des sogenannten Golfstaates Katar, die Fußballweltmeisterschaft 2022 auszurichten, verstehen lassen. Die Finnen entwerfen u.a. Projekte für schwimmende Hotels, Luxusvillen und einen Wasserpark namens Oryx Island vor der Küste Dohas.

Das Konzept des schwimmenden Hotels wird als platzsparende, energieeffiziente Struktur entwickelt, die Elektrofahrzeuge, Wassertaxis, Fähren und Privatboote zur Verfügung stellt, um die Besucher ans Festland zu bringen. Das Hotel wird außerdem über eine unabhängige Kläranlage, Recyclingmöglichkeiten und eine eigene Stromerzeugung verfügen. Weitere technische Details gibt es leider keine.

Das Projekt, das bis zu 25.000 Menschen beherbergen soll, könnte in sieben bis acht Jahren fertig gestellt werden, also noch rechtzeitig vor der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft. Später läßt sich über diesen Entwurf aber lange nichts mehr finden - erst 2020 kommen die schwimmenden Hotels wieder in die Presse (s.u.).


Über den Grand Cancun (o. Eco Island) genannten und im Juli 2013 gemachten Vorschlag des Architekten Richard Moreta Castillo für eine schwimmende Stadt der Zukunft, die nicht nur vor Küsten als Plattform für Bewohner dienen, sondern gleichzeitig die Ozeane unserer Welt reinigen soll, habe ich bereits im Kapitel über Solarhäuser und solare Bauelemente berichtet (s.d.).


Im September 2013 plant die neu gegründete Firma SRT EcoBuild Ltd. die Errichtung eines Dorfes mit schwimmenden Häusern in den Wasserstraßen von Leith, Edinburgh. Die bescheidenen, energieeffizienten Häuser mit zwei Schlafzimmern sollen deutlich weniger kosten als Häuser gleicher Größe in der immer teureren schottischen Hauptstadt. Die Tatsache, daß kein Land gekauft werden muß, trägt dazu bei, die Kosten für die Häuser auf etwa 95.000 £ zu senken – im Vergleich zu den etwa 150.000 – 200.000 £, die ansonsten anfallen würden.

Der Standort an den ehemaligen Handelskais würde zudem die Wasserwege im Norden Edinburghs nutzen und möglicherweise zur weiteren Wiederbelebung des Viertels beitragen. Ein YouTube-Video des Unternehmens zeigt Renderings der einander recht ähnlichen 10 x 5 m großen schwimmenden Häuser, die größtenteils mit Solarenergie betrieben werden sollen, wobei die Wärmeversorgung über Luftwärmepumpen erfolgt. Um eine weitgehende Autarkie zu erreichen, ist auch eine Regenwassernutzung vorgesehen.

Edinburgh muß noch klären, ob und welche Einschränkungen bei der Baugenehmigung für das Projekt gelten. Sobald dies geklärt ist, hofft Tom King, der Geschäftsführer von SRT EcoBuild, das erste Haus, in dem er selbst wohnen wird, bis Ende des Jahres in Betrieb nehmen zu können. Was augenscheinlich nicht geschieht. Den Daten zufolge wird die Firma Ende 2018 gelöscht.

Nomadia Grafik

Nomadia
(Grafik)


Der französische Designer Sylvain Viau stellt im Oktober das Konzept eines riesigen Schiffs namens Nomadia vor, das so groß ist, daß man es getrost als schwimmende Insel bezeichnen kann. Immerhin hat es eine Länge von 372 m, eine Breite von 369 m und eine Verdrängung von 790.000 Tonnen. Das Konstrukt ist dafür gedacht, an einem bestimmten Ort für längere Zeit sicher vertäut zu werden. Dabei denkt der Designer an Orte der Geschichte, Kultur, Freizeit, Geschäftszentrum usw.

Nomadia ist als riesige Plattform mit zwölf Decks konzipiert, die auf eine Gesamtfläche von 62.600 m2 bis zu 3.000 Gäste in Komfort und Luxus beherbergen kann. Das Hauptdeck und die Wohnbereiche, die auf beiden Seiten von langen Galerien mit Restaurants und anderen Unterhaltungsmöglichkeiten begrenzt werden, erreicht man über Treppen. Auf der Rückseite ist ein Hafen integriert, der Yachten, Segelboote und Tauchboote aufnehmen kann und an beiden Seiten Badebereiche hat.

Einer der wichtigsten Aspekte dieses Projekts ist die Integration eines Systems zur Erzeugung von Strom aus den Wellen mit Hilfe von Generatoren, die in das Herz der Nomadia integriert sind. Damit soll auch ein Teil des Stroms gedeckt werden, der für das Leben an Bord während der Zeit benötigt wird, wenn das Schiff vor Anker liegt.


Ebenfalls im Oktober 2013 wird gemeldet, daß die Arbeiten an dem von Baca Architects entworfenen ersten Amphibienhaus Großbritanniens kurz vor dem Abschluß stehen. Es handelt sich um ein Einfamilienhaus auf einer Insel in der Mitte der Themse, das auf steigendem Hochwasser schwimmen kann wie ein Schiff in seinem Dock. Das Londoner Architekturbüro entwarf das Bauwerk für ein Paar, das sieben Jahre lang nach einem Grundstück für den Bau eines Hauses auf der hochwassergefährdeten Flußinsel bei Marlow in Buckinghamshire gesucht hatte.

Das Ehepaar entschied sich für Baca aufgrund von Forschungsarbeiten über Wasserstraßen, die das Unternehmen zusammen mit dem britischen Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten im Rahmen des Projekts LifE (Long-term Initiatives for Flood-risk Environments) durchgeführt hat. Anstatt Hochwasserschutzanlagen zu bauen, verfolgt LifE einen Ansatz, der anerkennt, daß der Mensch die Natur nicht besiegen kann, und der dem Wasser Raum gibt.

Um mit den unvorhersehbaren Wasserständen auf dem Gelände umzugehen, wurden verschiedene Ansätze in Betracht gezogen, darunter eine vollständig schwimmende Struktur – eine Option, die von der Umweltbehörde ausgeschlossen wurde – und die Erhöhung des Hauses auf Stelzen, was wiederum nicht in die Nachbarschaft gepaßt hätte. Der Vorteil eines amphibischen Hauses ist hingegen, daß es in jeder Hinsicht wie ein normales Haus aussieht und auch einen echten Bezug zum Garten hat.

Naßdock des Amphibienhauses

Naßdock des
Amphibienhauses

Die leichte Holzrahmenkonstruktion mit verglasten Giebeln befindet sich in einem ausgehobenen ‚Nassdock‘ aus Stahlspundwänden mit einem Netzboden, damit das Wasser auf natürliche Weise ein- und austreten kann. Das Haus verfügt über ein Fundament aus wasserundurchlässigem Beton, das sich wie ein Schiffsrumpf um das Erdgeschoß legt. Während des Hochwassers hebt sich das gesamte Haus sanft wie ein Boot und hält alle bewohnbaren Räume sicher über dem Hochwasserniveau, wobei vier Pfosten als vertikale Leitschienen dienen.

Das Haus ist derzeit so konzipiert, daß es bis zu 2,5 m hoch überflutet werden kann. Die Versorgungsleitungen werden über ein flexibles Kabel angeschlossen, das Strom, Wasser und Abwasser transportiert. Aus Sicherheitsgründen wird das Haus nur mit Strom und nicht mit Gas versorgt.

Im September 2015 stellt Baca Architects zudem ein schwimmendes Hauskonzept vor, das auf Londons Wasserwegen eingesetzt werden könnte, um den Mangel an neuen Wohnungen in der Hauptstadt zu beheben. Das Architekturbüro arbeitete mit der Firma Floating Homes Ltd. zusammen, um das Buoyant Starts genannte Wohnkonzept für einen von der Denkfabrik New London Architecture (NLA) veranstalteten Wohnungswettbewerb zu entwickeln.

Das Projekt zielt darauf ab, schwimmende Fertighäuser auf stillgelegten Flächen entlang der 80 km langen Flüsse und Kanäle im Großraum London sowie auf 150 ha zusätzlicher Wasserflächen in den Docklands, in Jachthäfen und Hafenbecken zu errichten.


Nach Angaben des in Florida ansässigen Unternehmens Freedom Ship International Inc. (o. Freedom Cruise Line International) im November 2013 steht die gleichnamige, 1.800 m lange und 250 m breite schwimmende Stadt, in der 50.000 – 100.000 Menschen leben sollen, kurz vor dem Baubeginn. Das Freiheitsschiff wurde ursprünglich Ende der 1990er Jahre von dem Ingenieur Norman Nixon aus Sarasota, Florida, vorgeschlagen und so benannt wegen des freien internationalen Lebensstils, der durch eine mobile Kolonie auf dem Meer ermöglicht wird.

Es ist geplant, daß das 25 Stockwerke hohe schwimmende Bauwerk auch ein Krankenhaus, ein Schule, ein Hotel, ein Kasino, Geschäfts- und Büroräume, zollfreie Einkaufsmöglichkeiten und andere Einrichtungen umfaßt, neben Kunstgalerien, Parks, einem Aquarium und sogar einem kleinen Flughafen auf dem Dach mit einer Landebahn für private und kommerzielle Flugzeuge. Der Komplex soll durch Solarzellen angetrieben werden, während er die Welt umrundet, und  ansonsten etwa 70 % des Jahres vor den großen Küstenstädten ankern.

Die Firma schätzte die Baukosten des Freedom Ship im Jahr 1999 zunächst auf 6 Mrd. $, die bis 2002 jedoch auf 11 Mrd. $ stiegen. Nun, im Jahr 2013, soll das Projekt mit einem geschätzten Preis von 10 Mrd. $ wiederbelebt werden. Dies scheint jedoch nicht zu klappen, und obwohl das Projekt im Jahr 2016 von dem indischen Schiffbauer Kanethara Marine weiterverfolgt wird, ist bisher noch immer nichts über einen tatsächlichen Baubeginn zu hören.

In diesem Zusammenhang werden noch andere Projekte erwähnt, wie z.B. das erste als Privatresidenz ausgestattete Seeschiff The World (zuvor: ResidenSea), dessen Bewohner in 165 komfortablen Appartements an Bord leben, während das Schiff seit 2003 die Weltmeere befährt und sich in den meisten Häfen zwei bis drei Tage aufhält. Der dauerhafte Aufenthalt auf dem Schiff kostet zwischen 3 und 15 Mio. $ pro Zimmer.

Manta

Manta Resort


Ebenfalls im November 2013 eröffnet das Manta Resort auf der tropischen Sansibar-Insel Pemba in Tansania ein einzigartiges, schwimmendes Unterwasser-Hotelzimmer, in dem man tief unter der Wasseroberfläche schlafen kann. Die kleine dreistöckige schwimmende Villa, die nicht besonders spektakulär ist, wird ca. 250 m vor der Küste plaziert und liegt, von mehreren Verankerungsleinen gehalten, ruhig auf dem Meer direkt neben einem Korallenriff.

Highlight ist natürlich das 4 m tief liegende Unterwasser-Schlafzimmer, das mit einem komfortablen Doppelbett ausgestattet ist und Fenster in alle vier (Wasser-)Richtungen besitzt. Die Idee dazu stammt von dem schwedischen Künstler Mikael Genberg, der bereits im Juni 2000 auf dem See Mälaren in der Nähe von Stockholm ein ähnliches Bauwerk eröffnet hat. Das Utter Inn Hotel besteht allerdings nur aus einem Einzelzimmer, das 3 m unter der Oberfläche liegt und zwei Betten und einen Tisch enthält.

Im Jahr 2006 wurde dann die Firma Genberg Underwater Hotels AB mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet, das Konzept weiterzuentwickeln und Unterwasserzimmer auf der ganzen Welt einzurichten. Dementsprechend hilft das Unternehmen dem Manta Resort auch beim Bau des neuen Zimmers. Weitere Aktivitäten sind noch nicht gemeldet worden.


Auch das Floating House des in Singapur ansässigen Architekten Dymitr Malcew wird erstmals im November gezeigt. Es soll das Nomadenleben auf dem Wasser so angenehm und luxuriös wie möglich gestalten. Das mobile Gebäude ist vollständig nachhaltig und verfügt über ein eigenes Wasseraufbereitungssystem und Solarzellen für die Stromversorgung. Es ist für den Pariser Bauherrn h2orizon entworfen, der sich auf schwimmende Strukturen spezialisiert hat.

Das von der Natur inspirierte Design hebt die Landschaft hervor und zeichnet sich durch raumhohe Glaswände und viel Holz aus. Das Dach wird von einem Säulensystem getragen, jedes Zimmer hat einen einfachen Zugang zu einer umlaufenden Terrasse, und riesige Fenster lassen viel natürliches Licht herein. Damit sich das Floating House mit den Gezeiten heben und senken kann, ist es auf schwimmenden Stahlpontons gebaut. Auf Wunsch kann auch ein Motor eingebaut werden.

Searena Grafik

Searena
(Grafik)


Im Februar 2014 ist in den Blogs die Masterarbeit von Jarek Siwiecki an der RWTH Aachen zu sehen, ein schwimmendes Stadion namens Searena, für das er beim Campus Masters Wettbewerb den 1. Platz erringt. Hintergrund ist, daß die Fußball-WM 2020 erstmals über mehrere europäische Länder verteilt stattfinden werden, weshalb eine multifunktional einsetzbare maritime Arena, die zwischen verschiedenen Ländern und Städten wandert, die optimale Lösung ist. Durch das Konzept soll eine neue Typologie von schwimmenden Bauwerken entstehen.

Die Grundform der Searena ist ein Kreis mit einem Durchmesser von etwa 305 m, da sich das Gebäude in keinem direkten städtebaulichen Kontext befindet und daher auch keine ortstypische Richtung aufnehmen kann. Das rechteckige Spielfeld ist der Ausgangspunkt, von dem sich geometrisch die Zuschauerränge nach oben aufreihen bis sie die perfekte Kreisform ergeben. Große Öffnungen unterhalb der Tribünen schaffen vier beruhigte Hafenbereiche, an denen die Zubringerfähren oder Privatboote anlegen können.

Dort befinden sich auch die öffentlichen Einrichtungen an der ‚Hafenpromenade‘. Den Besuchern werden hier Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten geboten, wodurch das Stadion auch außerhalb der Veranstaltungszeiten genutzt werden kann. Der sogenannte ‚Schwimmer‘, der sich im Wasser befindet und die für den Auftrieb notwendigen Luftkammern beinhaltet, sorgt mit seiner Masse für die Balance des Stadions und läßt sich, je nachdem wie be- oder entladen das Stadion ist, sogar fluten. Weitere Informationen über technisch-energetische Details gibt es leider nicht.


Der Presse zufolge prüft die China Transport Investment Co. Ltd., einer der größten chinesischen Immobilieninvestoren, im Mai 2014 den Vorschlag einer schwimmenden Stadt mit denselben Technologien, die derzeit von der Baufirma China Communications Construction Co. (CCCC) für den Bau der Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke (HZMB) zwischen Hongkong, Macau und Zhuhai verwendet werden. Diese ist inklusive Tunnel 29,6 km lang und gilt bei ihrer Fertigstellung im November 2017 als die längste Überwasser-Brücke der Welt.

Der Plan des Londoner Architekturbüros AT Design Office im Auftrag der CCCC sieht eine ausgedehnte, energieeffiziente Floating City aus dreieckigen und sechseckigen Modulen vor, mit Bereichen über und unter Wasser. Die Inseln, die sich über vier Quadratmeilen erstrecken und in Clustern mit anderen Fertighausinseln angeordnet werden sollen, wären durch Unterwassertunnel und ein Netz von Straßen, Stegen und Tunneln sowohl untereinander als auch mit dem Festland verbunden.

Grüngürtel bilden den zentralen Knotenpunkt der Insel und verweben sich unter und über Wasser zu einem durchgängigen Park, während ein Hotel und eine Vergnügungsstadt unter Wasser untergebracht sind. Das umweltfreundliche Projekt soll autark sein und vertikale Farmen und Fischbrutstätten umfassen, um eigene Lebensmittel zu produzieren, sowie nachhaltige Abfallentsorgungsanlagen und eine eigene Stromerzeugung.

Die Fortbewegung in der Stadt soll mit Elektroautos erfolgen. Daneben ist ein öffentlicher Verkehrsknotenpunkt für umweltfreundliche Boote und U-Boote, Kreuzfahrtschiffe und Fähren vorgesehen, um um Menschen und Güter auf die Meeresstadt zu bringen und die Bewohner zum Festland oder innerhalb des Floating Island Clusters zu transportieren. Nun wird ein mögliches Projekt in kleinem Maßstab vor den Toren Hongkongs im nächsten Jahr ins Auge gefaßt. Auch dieses ambitionierte Projekt erscheint in den Folgejahren noch mehrfach in den Blogs, ohne daß jedoch von irgendwelchen weiteren Umsetzungsschritten zu erfahren ist.

Schwimmendes Dorf in London Grafik

Schwimmendes Dorf in London
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Im Juli 2014 enthüllt Londons Bürgermeister Boris Johnson die Pläne für Großbritanniens erstes schwimmendes Dorf. Demnach hat das Konsortium Carillion Igloo Genesis den Wettbewerb für die Planung und den Bau dieses schwimmenden Dorfes am Royal Victoria Dock gewonnen. Es ist Teil eines Gesamtplans, der alle drei historischen Royal Docks in East London in ein großes, gehobenes Geschäftsviertel verwandeln soll.

Wenn das Projekt verwirklicht wird, soll sich das Dorf über eine Fläche von 6 ha erstrecken und neben 50 Wohnungen auch schwimmende Büros, Restaurants, Cafés, Bars und möglicherweise sogar ein schwimmendes Schwimmbad und eine Eislaufbahn umfassen. Das Konsortium beabsichtigt, die gleiche Bautechnologie zu verwenden, wie sie für das o.e. Projekt in Ijburg in den Niederlanden verwendet wird.

Bevor das Projekt in Angriff genommen werden kann, muß noch ein Bauantrag beim Stadtrat von Newham – dem Londoner Stadtbezirk, in dem sich das Dorf befinden würde – eingereicht und von diesem genehmigt werden. Da Newhams Bürgermeister Sir Robin Wales das schwimmende Dorf der Presse gegenüber allerdings schon mal als ‚Yuppie-Ghetto‘ bezeichnet hat, sind die Aussichten für einen positiven Bescheid eher düster. Tatsächlich hat sich danach auch nichts mehr Neues ergeben.


Im gleichen Monat sind in den Blogs schwimmende Solarorchideen zu sehen, die als Pop-Up-Restaurants im Hafen von Singapur entstehen könnten. Der Konzeptvorschlag des Büros Spark Architects umfaßt ein schützendes Vordach und mehrere solarbetriebene, schwimmende Pods, die jeweils einen Straßenverkäufer beherbergen. Das Vordach selbst ist ein energieerzeugendes, aufgeblasenes ETFE-Kissen, das mit Dünnschicht-Photovoltaikzellen bestückt ist.

Ausschlaggebend für das Projekt Solar Orchid war die Beobachtung, daß Singapur nach Jahrzehnten der rasanten Stadtentwicklung, Industrialisierung und Landgewinnung die Verbindung zu seiner Wasserlandschaft verliert und viele der landestypischen Architekturen an der Küste ausgelöscht werden. Dabei wurde Singapur auf einer engen Beziehung zum Wasser aufgebaut, das seit jeher eine Arterie für Kultur, Handel und Erholung ist.

Das Projekt einer autarken, solarbetriebenen Neuerfindung des ursprünglichen mobilen Straßenhändlers von Singapur soll daher die jüngste Initiative der Regierung zur Entwicklung schwimmender Solaranlagen in den Stauseen von Singapur ergänzen.

In jedem der Pods sind Kochstellen untergebracht, die neben gedeckten Tischen über eingebaute Abluft-, Wasser-, Gas- und Stromanschlüsse, Abfallsammel- und Wasserrecycling-Systeme verfügen. Die Pods können in verschiedenen Formationen aneinander gereiht werden, um Restaurations-Zentren zu schaffen, die sich an unterschiedliche Standorte und Bedingungen anpassen können.


Im Rahmen des internationalen Kongresses über Flußdeltas Deltas in Times of Climate Change 2014 in Rotterdam im September wird auch ein Workshop über das Konzept der schwimmenden Städte abgehalten – für viele der teilnehmenden Länder ist dies etwas, das sie hier zum ersten mal hören.

Jellyfish Barge

Jellyfish Barge


Im November 2014 zeigen die Architekten Antonio Girardi und Cristiana Favretto und ihr in Venedig beheimatetes Designbüro Studiomobile ein modulares schwimmendes Gewächshaus als netzunabhängige Lösung für die Nahrungsmittelknappheit und die urbane Landwirtschaft. Es soll Familien und Gemeinden an Flüssen und in Küstengebieten die Möglichkeit geben, ihre eigenen Lebensmittel anzubauen, ohne daß sie dafür Land benötigen. Der erste funktionierende Prototyp war Ende Juni im Navicelli-Kanal zwischen Pisa und Livorno installiert und getestet worden.

Das achteckiges Gewächshaus namens Jellyfish Barge – aufgrund seiner Form und Lichtdurchlässigkeit – das sein eigenes frisches Wasser und seine eigene Energie ausschließlich mittels Solarenergie erzeugt, steht auf einem rund 70 m2 großen Holzsockel, der wiederum auf 96 recycelten Kunststoff-Fässern schwimmt. Die Pflanzen werden hydroponisch angebaut, wobei das hocheffiziente System automatisiert und aus der Ferne gesteuert werden kann – sowie eine Wassereinsparung von bis zu 70 % im Vergleich zu herkömmlichen hydroponischen Systemen erreicht.

Das Frischwasser wird von sieben solaren Entsalzungsanlagen bereitgestellt, die von dem Umweltwissenschaftler Paolo Franceschetti entwickelt wurden. Die sieben Apparate, die um das Gewächshaus herum angeordnet sind, können täglich bis zu 150 Liter sauberes, frisches Wasser aus Salz-, Brack- oder verschmutztem Wasser produzieren. Zur Bewässerung der Pflanzen wird eine Mischung aus destilliertem Wasser und 15 % Meerwasser verwendet.

Das kompakte und modulare Gewächshaus kann genug Lebensmittel für zwei Familien produzieren und läßt sich mit zusätzlichen Modulen leicht erweitern, um auch größere Gemeinschaften zu versorgen. Das einfache und kostengünstige Design wurde mit Blick auf die Anpassungsfähigkeit entwickelt, so daß es in einer Vielzahl von Umgebungen für eine langfristige Nutzung eingesetzt werden kann.

Die transportable und replizierbare Lösung Jellyfish Barge, die von Project Nature (Pnat), einem Spin-off-Unternehmen der Universität Florenz, entwickelt wurde, ist auf der Expo 2015 in den Mailänder Docks von Darsena zu sehen, 2017 bei der Ausstellung GOOD SPACE - Political, Aesthetic and Urban Spaces in der Villa Merkel in Esslingen bei Stuttgart, sowie – als Modell – auf der Gwangju Design Biennale 2019 in Südkorea. Zudem erhält die Umsetzung diverse Innovationspreise.


Ebenfalls im November stellt die japanische Baufirma Shimizu Corp. den Plan einer schwimmenden Unterwasserstadt vor, die ihre Energie aus dem Meeresboden bezieht. Es handelt sich zwar um keine mobile Konstruktion, doch ihr Standort im Meer und die Art ihnen Energieversorgen machen es sinnvoll, sie in dieser Auszählung trotzdem zu erwähnen.

Die Unterwasserstadt, die größtenteils knapp unter der Wasseroberfläche schwimmt, wobei ihre Spitze die Oberfläche durchbricht, wird von ihren Erfindern Ocean Spiral getauft und kann bis zu 5.000 Menschen eine Heimat geben. Die Behausungen befinden sich unter einer großen Kugel mit einem Durchmesser von 500 m und mehr. Neben Wohnungen sollen in den 75 Stockwerken der Kugel auch Hotels und kommerzielle Bauten Platz finden. Tiefsee-Aquakulturen werden die Bewohner mit Nahrung versorgen, während eine Entsalzungsanlage für Trinkwasser sorgt.

er Name stammt von einer in die Tiefe reichenden Spirale, an der entlang sich Tiefseegondeln bewegen, um Menschen und Material zu einer Forschungseinrichtung zu transportieren. Von diesem Earth Factory genannten Außenposten in 3.000 – 4.000 Metern Tiefe, wo Edelmetalle wie Kupfer und Zink abgebaut werden, bezieht die Stadt auch ihre Energie. Hierzu werden unter anderem spezielle Bakterien eingesetzt, die CO2 in Methan umwandeln. Außerdem sind OTEC-Generatoren geplant, die den Temperaturunterschied zwischen verschiedenen Meerwasserschichten nutzen.

Nach eigenen Angaben arbeitet Shimizu mit Experten der Universität Tokyo, der Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology sowie der Fischereiforschungsbehörde der Regierung daran, die Pläne umzusetzen. Die Technologien, die zur Umsetzung der Ozeanspirale benötigt werden, sollen bis 2030 zur Verfügung stehen, und das Projekt sieht eine Bauzeit von fünf Jahren vor. Die hohen Baukosten von 25 Mrd. $ sollen von privaten und öffentlichen Geldern gedeckt werden. Bislang kann man sich aber nur an den äußerst detaillierten Grafiken und Plänen erfreuen.

FreiLichtHaus Grafik

FreiLichtHaus
(Grafik)


Im Jahr 2014 startet auch das Projekt autartec, bei dem die beiden Dresdner Fraunhofer-Institute für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI und Keramische Technologien und Systeme IKTS in Zusammenarbeit mit der TU Dresden, der Brandenburgischen Technische Universität (BTU) in Cottbus-Senftenberg sowie mehreren regionalen Partnern auf dem Geierswalder See nordwestlich von Hoyerswerda ein schwimmendes Haus installieren wollen, das sich selbst mit Wasser, Strom und Wärme versorgen kann. Das Nutzungsszenario orientiert sich am Energie- und Platzbedarf eines 4-Personenhaushaltes.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit etwa 9 Mio. € gefördert, knapp 1 Mio. € kommen vom Fraunhofer-Institut, und weitere 3,3 Mio. € steuern die beteiligten Unternehmen bei, darunter die Heliatek GmbH, die Wilde Metallbau GmbH, die Rupp Betonerzeugnisse GmbH u.a.

Das Konsortium wird das gestalterische Konzept bis 2018 in die Praxis umsetzen und die innerhalb des Projektes entwickelten Technologien in das Gebäude integrieren. Wenn es fertig ist, wird sich das Haus über zwei Ebenen erstrecken und auf einem Stahlponton mit einer Fläche von 13 x 13,5 m stehen. Das Haus selbst besitzt eine Wohnfläche von 68 m2 im Erdgeschoß und 33 m2 im Obergeschoß. Dazu kommt eine 18 m2 große Terrasse, die den See überblickt.

Mit Strom wird das FreiLichtHaus über Solarzellen in der Gebäudehülle versorgt, und die gewonnene Energie wird in Lithium-Polymer-Akkumulatoren gesammelt, die platzsparend in die Textilbetonwände und Treppenelemente eingebaut sind. Daneben gibt es ein effizientes Wärme-Kälte-System. Im Winter heizt ein moderner Salzhydrat-Kamin das Haus: Brennt das Feuer, werden die Salzhydrate flüssig und nehmen Wärme auf. Wenn die Hydrate komplett verflüssigt sind, läßt sich die Wärme so nahezu unbegrenzt speichern. Freigesetzt wird sie dann mit einem funkbasierten Kristallisationsauslöser.

Außerdem wird der Kamin von einem Zeolithspeicher im Ponton unterstützt. Im Sommer trocknen die Zeolithmineralien und speichern dabei Wärme, im Winter reicht feuchte Luft aus, um die Mineralien dazu zu bringen, ihre Wärme abzugeben. Im Sommer sorgt dann eine adiabate Kühlung, das keinen Strom benötigt, über die Verdunstungskälte von Wasser und Luft für angenehme Temperaturen, wozu auch eine Grünwand dient.

Auch die Wasserversorgung des schwimmenden Hauses ist komplett autark, indem eine Kombination aus keramischen Membranen und verschiedenen elektrochemischen und photokatalytischen Prozessen stets für frisches Wasser sorgt.

Mitte 2018 wird begonnen, das kantige, zweistöckiges Gebäude mit umlaufender Terrasse als Technologiedemonstrator zu errichten. Architektonisch spiegeln die drei sich durchdringenden Kuben die drei Facetten der angestrebten Autarkiebereiche für Wasser/Abwasser, Elektroenergie und Wärmeenergie wider. Die vielen Flächen werden genutzt, um Energie zu ernten und sie in den Wänden zu speichern. Nach einer 5-jährigen Entwicklungszeit wird das autartec-Haus im April 2019 feierlich eingeweiht.

 

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