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Solararchitektur

DrehhÄuser (2)

 

Nachdem der französische Architekt Patrick Marsilli und der belgische Konstrukteur Ivo van Gils im Jahr 1988 das erste Domespace-Haus entwerfen, verbreiten sich diese ausgesprochen schönen rotierenden Gebilde im Laufe der Folgejahre auf fast allen Kontinenten - ausgehend von Frankreich, wo bis 2008 über 130 Stück errichtet werden. Daß sie durch ihre aerodynamische Form äußerst stabil sind, belegt ein Haus in Taiwan, das ohne Schäden im Jahr 1994 dem Zyklon Tim mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km/h widersteht.

Da die zu 90 % aus Holz gebauten, zweistöckigen Häuser auf einem ‚elastischen Gürtel’ errichtet werden, der als Dämpfblock wirkt, sind sie zudem auch beständig gegenüber Erdbeben. Der Getriebe-Stahlring ist fest auf einem Sockel aus Stahlbeton verankert. Die Rotation erfolgt mit ca. 10 cm/s und geht bis 330°, dann muß wieder zurückgedreht werden.

In Frankreich erfolgen die Herstellung und der Vertrieb durch Marsillis Firma Domespace International im bretonischen Quimper; in den USA durch die Firma Solaleya. Das erste Domespace Haus in Deutschland wird im Dezember 1993 vom Verein Ökospeicher e.V. in Wulkow, nahe Frankfurt an der Oder, erbaut. Es wird UFO genannt - und nach dem Umzug des Vereins in den früheren Gutsspeicher einer Ritterguts im Jahr 2004 als Ferienhaus mit vier Doppelzimmern vermietet.

Im März 2019 trennt sich der Ökospeicher e.V. vom Domespace Haus. Die neuen Besitzer sind Privatpersonen aus Berlin, welche das UFO selbst als Gäste- und Ferienhaus nutzen, aber auch an externe Besucher und Seminargruppen vermieten möchten.


1997
gründen der Architekt Ronan Le Glatin und der Holzrahmen-Experte Cormac McCarthy im kanadischen Vancouver die Firma Sunspace Rotating Homes, die augenscheinlich völlig identische Drehhäuser anbietet – inspiriert von den in Frankreich gesehenen Exemplaren. Später erfährt man, daß es dadurch zu einigen Kontroversen über das Design und die Herstellungsrechte gekommen ist.

Sunspace bietet Drehhäuser mit 10 verschiedenen Durchmessern zwischen 5,38 m und 12,40 m bzw. mit Grundflächen von 75 m2 bis 390 m2 an, wobei die Preise zwischen 46.000 $ und 186.000 $ variieren. Isoliert sind sie mit Kork, die Fenster kommen von Velux. Der Drehtisch wird von einem Motor angetrieben, der von der Energie aus den Solarzellen auf dem Dach gespeist wird.

Bis Anfang 2004 verkauft die Firma rund um den Globus über 300 Häuser, die der Sonne nachfolgen können, hauptsächlich in Alaska, Kanada und Kalifornien.

Zwar ist noch eine Meldung von Januar 2005 zu finden, der zufolge das Unternehmen, das zu diesem Zeitpunkt neun verschiedene Modelle herstellt, die in einem Paket im Modulformat versandt werden können, über ein Vertriebsagenten-Netzwerk auf den asiatischen Markt expandieren will, weitere Neuigkeiten sind jedoch nicht zu verzeichnen.

Terhorst-Drehhaus

Terhorst-Drehhaus


Der Architekt Theddo Terhorst aus Rheine baut 1990 im Technologiepark Rheine für das Transferzentrum für angepaßte Technologien GmbH ein dreieckspyramidenförmiges Solarhaus, das sich mit der Sonne dreht. Das 180 t schwere Terhorst-Drehhaus steht auf einer Betonplatte, unter der kreisrunde Schienen verlegt sind. Die Sonnennachführung erfolgt durch einen 20 W Motor im Keller des Hauses.

Die 18 m2 Solarzellen und -kollektoren sind in das Hausdach mit der klassischen Pyramidenneigung von 51 Grad und 51 Minuten integriert, und an allen drei Hausecken gibt es Wintergärten, die auch im Winter viel natürliches Licht und wohlige Temperaturen garantieren. Kostenpunkt des 153 m2 großen Solar-Drehhauses mit seinen vier Etagen (inkl. Keller): 550.000 DM.

Das Schlafzimmer befindet sich übrigens unter der verglasten Spitze der Pyramide, wodurch man ganz im Sinne des Wortes ‚unter dem Sternenzelt’ einschlafen kann. 1993 sind bereits vier Nachfolger in Hude/Niedersachsen, in Bielefeld und im süddeutschen Raum geplant; ich konnte allerdings nicht verifizieren, ob es tatsächlich zu ihrem Bau kam.


In dem 1992 geschriebenen und 1993 veröffentlichten Gründungsbuch der Planetary Engineering Group (PEGE) ‚Aufstieg zum Solarzeitalter’ von Roland Mösl, das sich mit Grundlagen für eine dauerhafte Gesellschaft mit hohem Lebensstandard beschäftigt, wird auch eine kleine Siedlung aus sechs animierten Gemini-Häusern vorgestellt, bei denen es sich eigentlich um bewohnte Sonnenkraftwerke handelt, die sich einzeln der Sonne nachdrehen, um für ihre jeweils 150 m2 großen Photovoltaik-Dächer mehr Sonnenenergie zu bekommen. Dieses Projekt wird allerdings nie umgesetzt.

Ausschlaggebend für die Entwicklung des Gemini-Hauses ist ein Wettbewerb mit dem Titel ‚Das Einfamilienhaus der Zukunft’, der von der Wüstenrot-Versicherung im Jahr 1994 ausgeschrieben wird. Erwin Kaltenegger übernimmt das Haus-Konzept des Salzburger Computer-Programmierers Mösl, der gemeinsam mit dem Steirer Robert Santner dafür 1993 mit der Goldmedaille der Erfindermesse in Brüssel ausgezeichnet worden war. Kaltenegger beginnt anschließend, aus Mösls Maschine ein bewohnbares Haus zu machen und errichtet im Jahr 2001 einen Einzelbau (s.u.).


Ein weiteres drehbares Solarhaus entsteht 1994 in Merzhausen bei Freiburg. Das Heliotrop-Haus mit dem Namen Villa Sonnenschein, das 5- bis 6-fach mehr Strom produziert, als es zu seinem eigenen Verbrauch benötigt, dient seinem Erbauer und vielfach ausgezeichneten Öko-Architekten Rolf Disch als Wohnhaus und Werbefläche in Litfaß-Gestalt.

Das zylindrische Gebäude ist 22 m hoch und hat einen Durchmesser von 10,5 m. Es steht auf einer 14 m hohen, tragenden Zentralsäule, welche eine Wendeltreppe sowie die Elektro- und Wasserinstallationen enthält. Die 18-eckige Spiralkonzeption weist umlaufend aufsteigend angeordnete Wohn- und Arbeitsebenen auf, die alle miteinander verbunden sind. Obenauf gibt es eine begrünte Dachterrasse mit Regenwasser-Sammelanlage und eine 54 m2 große und zweiachsig sonnennachgeführte 6,6 kW PV-Anlage aus 60 Modulen.

Helitrop-Haus in Offenburg

Heliotrop-Haus
in Offenburg

Zusätzlich sind an den Balkonbrüstungen 34,5 m2 Vakuum-Röhrenkollektoren angebracht, mit denen Energie für Warmwasser und Heizung gewonnen wird. Außerdem sind ein Erdwärmetauscher, ein Pellet-Ofen, ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung sowie Fußboden- und Niedertemperatur-Deckenstrahlungsheizungen integriert.

Das gesammelte Regenwasser wird zum Spülen und Waschen verwendet, während das Abwasser in einer bepflanzten Teichkaskade auf dem Grundstück geklärt wird. Abfall- und Fäkalien werden geruchlos in einer Trockenkompostanlage zersetzt. Der Hausdreh-Motor verbraucht 120 W und läßt das dreifach wärmeschutzverglaste Bauwerk im Laufe des Tages um 180° der Sonne folgen.

Angeboten wird das 240 m2 große drehbare Ökohaus zu diesem Zeitpunkt für etwa 750.000 DM. Der Prototyp hat allerdings noch 4 Mio. DM gekostet und wurde durch einen Kredit der Ökobank finanziert.

Ein zweites Heliotrop-Haus wird in Offenburg-Elgersweiler gebaut, wo es die ökologisch engagierte Firma Hansgrohe AG als Besucherzentrum und Showroom für ihre Produkte nutzt, während ein für die Swissbau in Basel konzipiertes drittes, mobiles Heliotrop-Modell später nach Hilpoltstein in Bayern transferiert wird und dort inzwischen ein dentaltechnisches Labor beherbergt.

Planungen für größere Dimensionen, wie für verschiedene Heliotrop-Hotels, ein heliotropes Verwaltungsgebäude sowie einen Ausstellungspavillon für die EXPO 2010 in Shanghai werden leider nicht umgesetzt. Von Rolf Disch stammen übrigens auch die ‚Övolution’-Konzepte (s.u.).

Disch gilt auch in anderen Bereichen als Pionier. Bei der Landesgartenschau 1986 in Freiburg beispielsweise präsentiert er muskelkraft- und solarbetriebene Fahrzeuge, zusammen mit der vermutlich weltweit ersten Solartankstelle, einem Glaspavillon mit PV-Paneelen zum Aufladen der Fahrzeugbatterien. Von hier aus startet 1987 die Tour des Sol nach Genf, bei der er mit seinem Solarmobil Lichtblick I Weltmeister wird. Mehr zu dem Thema der Solarmobile findet sich in den neueren Kapitelteilen zur Elektromobilität.

KUBUS

KUBUS


Das Architekten- und Designpaar Susanne Watzeck und Jörg Sturm designen 1996 einen energieautarken Experimentalbau namens KUBUS mit einer Wohnfläche von 7,5 m2 und dem Anspruch, daß die einzelnen Funktionen Wohnen, Kochen, Waschen, Schlafen und Arbeiten in separaten Einheiten untergebracht sind.

Beim Wechsel von einer Funktionseinheit zur nächsten soll der Außenraum als Teil der Wohnwelt wahrgenommen werden, wobei die Konfrontation mit Kälte, Nässe oder Wind für den kurzen Zeitraum des Standortwechsels erwünscht ist. Der Kubus steht auf einem Kugellager und kann je nach Sonneneinstrahlung oder gewünschter Ausrichtung gedreht werden. Umgesetzt wird allerdings mur eine erste Einheit namens ‚Ruhe und Rückzug’. 


In den Jahren 1996 - 1997 errichtet der Architekt und Zimmermeister Heinrich Rinn im hessischen Heuchelheim in der Nähe von Gießen ein drehbares Haus der 1. Generation. Die Idee dafür hatte er sich schon Anfang der achtziger Jahre patentieren lassen. In dem Haus wohnt er selbst mit seiner Familie.

Das gut gedämmte, zylindrische DrehHaus mit kegelförmigem Dach besitzt eine große Fensterfront sowie Solarkollektoren zur Brauchwassererwärmung und Heizungsunterstützung, welche durch die Drehbarkeit des Hauses die stets maximale Sonneneinstrahlung nutzen. Das aus Holz gebaute Haus ist an einem zentralen Holzzylinderturm aufgehängt, der das Gewicht auf einen großen Drehkranz im Keller weitergibt. Es hängt damit an einem Turm, und steht nicht auf dem Boden wie konventionelle Häuser.

In Rotation versetzt wird das Haus mit einem Trimmrad, dessen Bewegung über ein einfaches Getriebegestänge in den Keller geleitet, und dort über einen Keilriemen auf eine Antriebsrolle übertragen wird. Womit das Haus zu einem durch Muskelkraft bewegten Bauwerk wird – eine wahre Seltenheit, wie es sie seit den manuell in den Wind drehbaren Windmühlen früherer Jahrhunderte wohl nicht mehr gegeben hat. Wahlweise kann die Drehung aber auch über einen 0,18 kW Elektromotor mit zeitlicher Taktung oder im manuellen Modus erfolgen. Die Drehmechanik funktioniert seit der Erbauung problemlos.

Rinn-DrehHaus 2008

Rinn-DrehHaus
(2008)

Ein DrehHaus der 2. Generation im Doppelsinn ist das 2008 von den Architekten Christopher und Jürgen Rinn erbaute Gebäude in Heuchelheim, das als Weiterentwicklung des Drehhauses ihres Vaters konstruiert wird. Es ist im Kern allerdings anders konzipiert, denn ab Oberkante Kellerdecke handelt es sich um ein übliches Passivhaus in Holzrahmenbauweise.

Auch in dem neuen Haus wird neben einem kleinen Elektromotor ein Hometrainer eingebaut, mit dem die Drehbewegung in Gang gesetzt werden kann. Über eine elektronische satellitengestützte Steuereinheit kann die Gebäudedrehung exakt an die Jahreszeit und den Sonnenstand angepaßt werden, wobei die Bedienung von einem Monitor in der Diele des Hauses oder auch über das Internet aus der Ferne erfolgen kann. Außerdem gibt es eine kleine Fernbedienung, über die der Nutzer das Haus z.B. von der Dachterrasse aus bewegen kann.

Die Sonnenseite der Fassade hat einen Glasanteil von etwa ca. 75 %, die Wohnfläche beträgt 241 m2, und gedämmt ist das Drehhaus mit Zellulose. Röhrenkollektoren im Geländer des oberen Balkons sowie eine 80 m tiefe Erdwärmesonde mit einer Wärmepumpe unterstützen die Fußbodenheizung, und 100 m2 Dünnschichtmodule auf dem Dach liefern Strom.

Von Katharina Gröger gibt es ihre online veröffentlichte Bachelorarbeit an der KIS Systems Engineering Hochschule RheinMain von 2010 über dieses Drehhaus (PDF). Darin kommt sie zu dem Ergebnis, daß das Rinn-DrehHaus mehr Energie produziert als es selbst verbraucht, und daher als Aktivhaus zu betrachten sei.

Durch persönliche Korrespondenz mit Christopher Rinn erfahre ich, daß 2014 ein neues DrehHaus für einen begeisterten Kunden in Rödental bei Coburg in Bayern errichtet wurde: „Herr Friedenstab wohnt seit Mitte des Jahres in seinem drehbaren Sonnenhaus“, das als Bauwerk der 3. Generation bezeichnet wird.

Beim aktuellen Update Mitte 2019 wird auf der Firmenhomepage über den Bau eines weiteren DrehHauses in Heuchelheim berichtet, das bereits sein Richtfest feieren konnte. Als Highlight ist ab diesem DrehHaus-Typ die komplette Steuerung für den Besitzer über ein Smartphone möglich. So kann man zum Beispiel schon beim Einkaufen dafür sorgen, daß das Haus sich in eine bestimmte Position dreht, um bei der Ankunft zu Hause die Eingangstür am Parkplatz zu haben. Dies erleichtert den Transport des Einkaufs ins Haus – passend zum Motto des Unternehmens: „Wir haben den Dreh raus...“


1999
läßt sich Ernst Oßwald das Patent über Axialkugellager für Trägerelemente eintragen, Grundlage einer Vorrichtung zum Drehen eines ganzen Wohnhauses. Seine Firma Wohnbautechnik-Oßwald GmbH in Bissingen legt großen Wert auf die Energieeinsparungen die daraus resultieren, wenn Gebäude mit dem Lauf der Sonne beliebig gedreht werden können, um diese kostenlose Energie optimal zu nutzen. Die Technik erlaubt beliebige Grundrisse und uneingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten, mit oder ohne Keller. Umsetzungen lassen sich bislang nicht belegen.


Anläßlich der Steirischen Landesausstellung 2001 unter dem Motto Energie wird im Schloßpark der Stadt Weiz ein weiteres Drehsolarhaus als Prototyp errichtet, dessen Konzeption auf den Programmierer Roland Mösl aus Salzburg aus dem Jahr 1991 zurückgeht (s.o). Der Entwurf wird 1994 gemacht, und die Ausführungsplanung erfolgt innerhalb von 20 Monaten während der Jahre 1999/2000 durch die kw solartechnik GmbH in Graz. Bauherr des Gemini-Hauses ist die Stadt Weiz, ausführender Architekt der o.e. Erwin Kaltenegger, der für die Realisierung des Hauses den österreichischen Euro-Solar-Preis 2001 erhält.

Gemini-Haus

Gemini-Haus

Der Korpus des futuristischen, ca. 103 t schweren Hauses besteht aus einem stehenden Zylinder von 10,38 m Durchmesser und 7,08 m Höhe, der drehbar auf seinem Betonfundament gelagert ist, das zugleich der Keller ist. Die zwei Stockwerke haben eine Wohnfläche von zusammen 124 m2. Im Gegensatz zu den Zahnkranz-Systemen anderer Drehhäuser, die extrem teuer sind und beim ‚Anfahren’ ruckeln, basiert das System des Gemini-Hauses auf Rädern und Gummiwalzen, die das Haus fast unmerklich drehen.

Der Bau wird azimutal dem Tageslauf der Sonne nachgeführt, während die auf dem Dach angebrachten PV-Module gleichzeitig vertikal nachgeführt werden. Von den insgesamt 70 m2 Solarzellen beträgt die installierte Leistung des Dachkollektors 2,7 kW, und die des beweglichen Sonnenvorhangs vor den Fensterflächen 4,0 kW. Ein 140 W Drehmechanismus bewegt das Haus mit ca. 2 cm/min., ein weiterer 80 W Mechanismus den Sonnenvorhang.

Nach dem Bau stellt sich allerdings heraus, daß der von Mösl durch das Drehen des Hauses vorausgesagte Energieeintrag von 30 % viel zu hoch angesetzt war – tatsächlich liegt der Prozentsatz bei nur 8 %. Durch die gute Wärmedämmung, eine 10 m2 große Vakuum-Röhren-Kollektoranlage, eine Wärmepumpe sowie die Wärmerückgewinnung ist das Gemini-Haus aber trotzdem ein Plusenergiehaus.

Bei stürmischem Wind rafft das Gemini-Haus sein Solarsegel auf dem Dach, und die normalerweise steil zur Sonne ausgerichteten Paneele ducken sich zur Reduktion ihrer Windangriffsfläche in eine flache Sturmstellung.


Im Jahr 2001 errichtet das südafrikanische Unternehmen Petrel Engineering aus Cape Town ein Haus, dessen zweiter Stock mit einer Fläche von 280 m2 sich um 360° drehen und der Sonne folgen kann. Das an einem Berghang in Somerset West, Johannesburg, gebaute Haus bietet einen weiten Blick über einen Großteil der Kap-Halbinsel, einschließlich der False Bay und der Table Bay. Kosten tut es 7 Mio. Rand (~ 700.000 €), von denen alleine 2,5 Mio. Rand auf den Drehmechanismus entfallen.


Die Architektur des Kaliforniers Michael Jantzen ist eine Melange aus futuristischer Vision, modernster Technologie und ästhetischer Bauweise. Als Student trifft er Richard Buckminster Fuller (s.u.), und in den siebziger Jahren baut er, als einer der ersten, Häuser mit Solarzellen.

Im Jahr 2001 gründet Jantzen sein Human Shelter Research Institute und widmet sich fortan ökologisch-alternativen Systemen und neuartigen Bauelementen – unter besonderer Berücksichtigung erneuerbarer Energiequellen. Eine ganze Reihe seiner Entwürfe finden sich beispielsweise im Kapitel über Windenergie und Architektur, weitere werde ich weiter unten zeigen.

In der überbordenden Fülle seiner Entwürfe lassen sich auch diverse rotierende Gebäude und Konstruktionen finden. Im Sinne der hier vorgestellten Drehhäuser möchte ich beispielhaft sein Orbiting Eco House nennen, das aus zwei getrennten Strukturen besteht. Der untere Teil enthält Platz für Bad und Küche, während im aufgeständerten oberen Teil Studios, Büro- oder Wohnräume untergebracht sind.

Transformation House Grafik

Transformation House
(Grafik)

Beide Strukturen können sich unabhängig voneinander um einen stationären Kern drehen, in dem sich eine Treppe befindet. Oben auf dem Kern befindet sich eine trichterförmige Regenwasser-Sammelanlage, die aus PV-Paneelen besteht, in deren Mitte auch noch eine große Vertikalachsen-Windkraftanlage installiert ist.

Noch verrückter ist der Entwurf eines Gebäudes, das von Segmenten umgeben ist, die sich um eine horizontale Achse drehen lassen. Das Transformation House ist eine Design-Studie für eine interaktive Struktur, die ihre Form verändern kann, um verschiedene Funktionen zu erfüllen.

Fünf Abschnitte rund um die Wohnfläche lassen sich manuell oder automatisch drehen, um Sonne zu tanken und das Haus zu erwärmen, um den Wind einzufangen und das Haus zu kühlen, um Regenwasser zu sammeln oder einfach nur um verschiedene Aussichten zu genießen.


Im Jahr 2004 bekommt der Designer Luigi Colani viel Presse, als er den Prototyp seiner Rotor-Haus-Studie vorstellt, die er zum 75. Geburtstag der Firma Hanse Haus aus Lübeck-Travemünde verwirklicht. Allerdings dreht sich hier nur ein Zimmerteil innerhalb des quadratischen Bungalows, so daß ich das Konzept ausschließlich ehrenhalber erwähne (und um Mißverständnisse bezüglich seines Namens zu vermeiden).

Wer in das nur 36 m2 große Rotor-Haus eintritt wird von einem Flur überrascht, der um die Kurve zu gehen scheint. Dieser führt nämlich um eine ,Trommel’ herum, in der Schlafnische, Bad und Küche untergebracht sind. Nur eines dieser Wohnelemente ist zeitgleich vom Wohnbereich zugänglich. Je nach Bedarf kann über ein Bedienfeld das gewünschte Element angewählt werden, woraufhin ein Motor die runde Grundfläche wie bei einer Drehbühne rotieren läßt und sich das betreffende Element zum Wohnraum hin öffnet.


Ebenfalls im Juni 2004 meldet die Presse, daß das Pensionärehepaar Al und Janet Johnstone den Bau ihres rotierenden Hauses in San Diego County, USA, beendet haben, das sie ab 1991 selbst entworfen und mit Hilfe diverser Sponsoren zu etwa 75 % sogar eigenhändig errichtet haben. Während dessen melden die beiden 45 Patente an, die sich aus der Entwicklung und Konstruktion ihres Rotating Home ergeben (was auch der Name ihrer Internetpräsenz ist).

Das luxuriöse und 492 m2 große Haus steht hoch oben auf dem nördlichen Hang des Berges Mt. Helix und bietet während seiner 360° Rotation Aussicht auf die Coronado Bridge, die Innenstadt von San Diego, den Ozean nördlich von La Jolla, den Mission Trails Park und die Laguna Mountains.

Das zweite, sich drehende Stockwerk, ist auf dem gut 15 m durchmessenden ersten Stock gelagert, um einen festen Schaft herum und wird von einem 1,5 PS Motor bewegt. Es kann sich einmal in 24 h drehen – oder auch einmal in nur 33 Minuten, und dies in beiden Richtungen. Weitere technologische Features sind eine 4,8 kW PV-Anlage, ein computergesteuertes Beleuchtungssystem sowie ein Dach, das bei einem Brand oder starker Hitze geflutet werden kann und dann als zusätzliche Isolierung dient.

Die Technologie läßt sich auch auf mehrstöckige rotierend Gebäude übertragen, und die Johnstones planen auch schon rotierende Türme, wo sich jedes der 60 Stockwerke unabhängig von den anderen drehen kann. Doch hierbei sind andere schneller.

Suite Vollard

Suite Vollard


Nach einer mehrjährigen Bau- und Umbauzeit werden Ende 2004 in der südbrasilianischen Stadt Curitiba im Suite Vollard-Gebäude die ersten rotierenden Appartements zum Verkauf angeboten – zu einem Stückpreis von 300.000 $.

Das nach einer Serie Grafiken von Picasso benannte 11-stöckige Gebäude ist diesem Zeitpunkt das einzige der Welt mit mehreren sich unabhängig voneinander drehenden Wohnungen, die in einer umweltfreundlichen Umgebung namens Ecoville, 45 Minuten vom Strand entfernt, um 360° kreisen können.

Die Steuerung erfolgt über einen Touchscreen. Eine volle Drehung – im Uhrzeigersinn oder dagegen – dauert etwa eine Stunde. Der zentrale Teil, der sich nicht dreht, umfaßt die Küche, eine Waschküche, das Bad und ein Schlafzimmer für Gäste.

Die rund 300 m2 großen, luxuriösen Appartements sind rundum von Fenstern und einem Balkon umgeben und bieten einen Panoramablick über Curitiba.

Der von der brasilianische Baufirma Moro Construcoes Civis LTDA gebaute Turm war zwar schon mehr als einmal eröffnet worden, zum Beispiel in den Jahren 1999 und 2002, doch abgeschlossen werden kann der Bau erst jetzt.

Hotel Marmara Antalya

Hotel Marmara Antalya


Im Jahr 2005 wird das bislang einzigartige 5-Sterne-Hotel Marmara Antalya eröffnet, das an einer felsigen Steilküste mit Badebucht im Osten der Stadt Antalya liegt, ca. 5 km vom Zentrum entfernt. Das extravagante Hotel ist von dem französischen Designer Christian Allart gestaltet worden und besitzt neben einem 14-stöckigen Haupthaus einen Gebäudeteil mit drei sich drehenden Etagen, in denen sich 24 Deluxe-Zimmer befinden.

Hierfür schwimmt der 2.750 Tonnen schwere Gebäudeteil in einem speziellen Becken mit 470 Tonnen Wasser, wobei die unteren drei Etagen unter Wasser liegen, während die oberen drei Etagen einen langsam rotierenden Panoramablick auf die Umgebung erlauben. Da das Gebäude quasi schwebt, ist die Reibung minimiert, und für die Rotation reichen sechs 1 kW Elektromotoren an der Unterseite der Konstruktion.

Die Drehgeschwindigkeit kann zwischen 2 und 22 Stunden variiert werden, das Optimum liegt dem Hotel zufolge bei rund sieben Stunden. Die Baukosten betragen 12 Mio. $. Im Jahr 2007 wird die Innovation mit dem Preis ,Most Innovative Concept in Luxury Hotels’ gewürdigt.

 

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