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Im März 2006 wird ein weiteres Drehhaus bezogen, diesmal in Australien. Das achteckige Everingham Rotating House wiegt 50 Tonnen, hat einen Durchmesser von 24 m und eine rings herum verlaufende Veranda von 3 m Breite. Geboren wird die Idee, als Nachbarn von Luke Everingham erzählen, daß sie ihr neugebautes Haus um 15° nördlicher orientieren würden, wenn sie noch einmal von neuem beginnen könnten.
Nach fast einem Jahrzehnt an Forschung, Planung und Design wird das Drehhaus in zehn Monaten Bauzeit errichtet, die sich allerdings über einen Zeitraum von zwei Jahren hinwegziehen. Es steht in New South Wales, etwa 40 km von Wingham entfernt, im Hinterland des Manning-Tals am Nowendoc River. Oder auch vier Stunden nördlich von Sydney – was für Australien quasi um die Ecke ist.
Die Außenwände sind zumeist aus Glas und Stahl, die Dachplatte besteht aus Colorbond-Stahl, und das Haus kann sich computergesteuert um volle 360° um einen zentralen Sanitär- und Elektro-Kern drehen. Von diesem Kern aus besteht auch Verbindung zu einem 120 m langen geothermischen Rohrleitungssystem in 2,5 m Tiefe, das dem Haus eine konstante Temperatur von 22°C beschert.
Die Drehmechanik besteht aus einen 200 Tonnen schweren Zentrallager, 32 Stützrädern, zwei 500 W Elektromotoren, die nicht viel größer als Waschmaschinenmotoren sind, einem Untersetzungsgetriebe sowie Antriebsrädern. Die Rotationsgeschwindigkeit kann variiert werden: Bei der langsameren Geschwindigkeit von 40 m/h dauert eine Rotation 2 Stunden, während es mit der Höchstgeschwindigkeit von 160 m/h ca. 30 Minuten dauert. Auch dieses Haus wird zwischenzeitlich in den Ferien vermietet.
Im Zuge des Baumbooms am Arabischen Golf
bekommen auch Konzepte eine Chance, die es an anderen Orten noch nicht
einmal in die engere Auswahl schaffen würden.
Mitte 2006 gibt die High Rise Realstate LLC bekannt, daß sie in Dubai die Errichtung einen insgesamt 20-stöckigen Rotating Tower errichten will, der vier mittels Solarenergie drehbare Penthouses und eine ebenfalls drehbare Villa ‚on the top’ besitzen soll.
Das interessante Projekt, das im Gebiet von Jumeirah Village South geplant ist, wird später aufgrund der Finanzkrise jedoch auf Eis gelegt. Wobei natürlich klar ist, daß es sich bei der Planung der Rotation um eine rein ästhetische Komponente handelt, bei welcher energetische Gesichtspunkte kaum eine Rolle spielen.
Im Dezember 2006 wird gemeldet,
daß sogar dieses Projekt noch getoppt werden soll, und zwar durch ein
30-stöckes Gebäude, das sich komplett drehen kann.
Ebenfalls in Dubai soll unter dem Namen 55° Time (auch: Time Residences) ein rotierender Turm entstehen, der unter anderem 200 Ein- und Zweibett-Appartements sowie Penthauses enthalten wird. Zur Bewegung des 80.000 Tonnen schweren Objekts ist die Nutzung von Solarenergie eingeplant. Die Drehung um 360° wird in sieben Tagen zurückgelegt, sodaß jeder Wochentag eine andere Aussicht hat – und der Turm als weltgrößte Uhr bekannt werden könnte.
Der Entwurf des 109 Mio. $ teuren Projekts stammt von Glenn Howells Architects sowie den Entwicklern des Baustandorts City of Arabia, Palmer and Turner. Auftraggeber ist die UK Property Group/AP International FZC. Der Rotationsmechanismus wird von der Fachfirma M.G. Benet and Associates engineers entwickelt.
Eigentlich soll die Konstruktion bereits im Juni 2007 beginnen und im ersten Quartal 2009 beendet sein, was sich aber nicht verwirklichen läßt. Beim Update Mitte 2011 befindet sich auch dieses Projekt noch immer in der Planungsphase - und später wird es sogar vollständig abgesagt.
Noch gewaltiger ist der Plan einer 1,6 Mrd. $ teuren Rotating
City, die ebenfalls von der VAE-beheimateten Firma High
Rise konzipiert wird (die beim Update 2011 allerdings
nicht mehr zu finden ist).
Anders als der Name implizieren mag, soll sich jedoch nicht die ganze Stadt drehen, sondern (nur) so gut wie alles, was darin erbaut wird. Es soll rund 300 rotierende Villen, 20 Apartment-Gebäude, Restaurants und zwei Hotels geben – wie auch schwimmende und sogar ‚fliegende’ Villen, womit Wohnungen gemeint sind, die nicht nur rotieren, sondern an ihrer Zentralachse auch auf und absteigen können. Was stark an ähnliche Rummel-Objekte erinnert, die sich allerdings wesentlich schneller bewegen.
Ebenfalls eingeplant sind eine Einschienenbahn sowie ein Themenpark. Umgesetzt wurde die rotierende Stadt bislang aber nicht.
Bevor es um die wahrlich utopischen Pläne der Scheiche
am Golf wieder etwas ruhiger wird, kommt im Mai 2007 noch
ein Entwurf in die Presse, dem man die Verwirklichung wirklich wünschen
möchte.
Es handelt sich um ein drehendes Hochhaus, das seine Form ständig verändert und seinen Bewohnern erlaubt, je nach Tageszeit einen anderen Blick zu wählen und das eigene Stockwerk entsprechend auszurichten. Jeder Boden ist so konzipiert, daß er sich maximal 6 m/min oder eine volle Umdrehung in 180 Minuten dreht.
Ich habe schon im Kapitel Windenergie und Architektur ausführlich über dieses Projekt berichtet, da Windturbinen zwischen den einzelnen Geschossen und Sonnenkollektoren auf jedem Stockwerk den Energiebedarf decken und sogar noch die Nachbarschaft versorgen sollen.
Im Juni 2008 kündigt der Florenzer Architekt David Fisher, Entwickler des Dynamic Tower, an, daß der erste 80-stöckige Turm schon Mitte 2010 in Dubai, der zweite bald danach in Moskau stehen wird. Die einzelnen Wohneinheiten des dynamischen Wolkenkratzers werden in der Fabrik vorgefertigt und müssen vor Ort nur noch an der innen liegenden Tragestruktur befestigt werden. Die kleinste Wohnung mit 123 m2 kostet 4 Mio. $, die größten Luxusappartements in den obersten Stockwerken kommen mit 1.200 m2 auf 38 Mio. $. Weitere Projekte sind in London, Paris und New York geplant.
Dadurch, daß 90 % der Bauteile in Fabriken hergestellt und vor Ort nur noch zusammengesetzt werden müssen, sollen 30 % der regulären Bauzeit eines Wolkenkratzers eingespart werden.
Der Baustart des 420 m hohen Dynamic Tower mit veranschlagten Baukosten in Höhe von ca. 330 Mio. $, der auch als Dynamic Architecture Building oder Da Vinci Tower bekannt ist, wird allerdings mehrfach verschoben, doch im Jahr 2017 meldet die zuständige Dynamic Architecture Group, daß das rotierende Hochhaus nun spätestens zur Expo im Oktober 2020 fertiggestellt werden soll. Tatsächlich wurde mit dem Bau bislang aber noch immer nicht begonnen (Stand Mitte 2019).
Ebenfalls um diese Zeit herum wird durch die Firmen
Dutch Ducklands International und Dura
Vermeer ein 25-stöckiger Floating
Rotating Tower für Dubai geplant, der sich um 1° pro Minute
drehen soll.
Das Hochhaus aus Stahl und Glas soll auf einem nur 6 m tiefen, schwimmenden Fundament errichtet werden, während eine ebenfalls schwimmende, aber befestigte Ringplattform das Bauwerk mit dem Ufer verbindet. Auch dieses Projekt wird durch die Finanzkrise ausgebremst.
Ende 2009 erscheinen
in der Presse die ersten Artikel über einen Hotelneubau an der Adria,
der auf der Insel Šolta in der Nähe von Split in Kroatien geplant
wird.
Der Bau des dreistöckigen Gebäudes soll 2010 beginnen und im Jahr 2012 fertiggestellt sein. Zu dem Gesamtprojekt, das umgerechnet 80 Mio. € kosten wird, gehören auch Villen und eine Marina mit 170 Anlegeplätzen.
Für das 61 m durchmessende Hotel, das sich langsam um die eigene Achse dreht und fortlaufend andere Aussichten bietet, sind 1,3 Rotationen pro Tag geplant, wodurch alle Gäste in den insgesamt 50 Suiten die Möglichkeit erhalten, zeitweilig aufs Mittelmeer zu blicken – womit unterschiedliche Zimmerpreise der Vergangenheit angehören.
Im Zentrum befindet sich ein feststehender Kern mit 22 m Durchmesser, der die Rezeption, das Treppenhaus und die Fahrstühle enthält. Der Entwurf des Drehhotels, das inmitten eines runden Schwimmbeckens plaziert ist, stammt von Richard Hywel Evans vom Studio RHE aus London.
Bei einem späteren Update mußte ich allerdings feststellen, daß das Šolta Island Resort noch immer nicht realisiert worden ist. Es gibt auch keinerlei neuere Meldungen darüber, außer, daß sich bislang kein Investor für das Projekt fand.
Im März 2010 erreicht ein Drehgebäude seine zweite
Baustufe, das von Robin Hamilton in Snelston am
Stadtrand von Ashbourne in Großbritannien errichtet und nach seiner
Beendigung einen 360° Blick auf die Weaver Hills und das Dove Valley
bieten wird. Robin ist kein Architekt, sondern ein multidisziplinärer
Ingenieur mit über 40 Jahren Erfahrung in den Bereichen Luftfahrt,
Automobil, Recycling und erneuerbare Energien.
Nach sechs Jahren der Planung waren Hamilton und sein Architekt Ian Bevan im Januar 2007 bereit, die Idee eines Drehhauses in die Tat umzusetzen, das nach seiner Fertigstellung das größte rotierende Privathaus der Welt sein wird.
Das 650 Tonnen schwere Dumble-Haus (The Dumble) mit 10.000 m2 Wohnfläche auf drei offen gestalteten Etagen ist umweltfreundlich konzipiert und bewegt sich auf 100 Rollen, um das Gewicht zu verteilen. Durch die Drehung um 180° über einen Zeitraum von 12 Stunden folgt es der Sonne von morgens bis abends und nutzt dabei maximale Mengen an Sonnenenergie. Die passive Sonnennutzung erfolgt über die riesigen Fenster, und die interne Heizung wird von einer Erdwärmepumpe unterstützt, die sich in einem Bohrloch befindet, aus dem auch die Wasserversorgung gedeckt wird.
Die über einen Meter dicken isolierenden Wände sind interaktiv und sorgen dafür, daß das Haus im Winter warm und im Sommer kühl bleibt. Der Strombedarf soll komplett durch PV-Paneele sowie speziell entwickelte Windenergieanlagen im Dachbereich gedeckt werden. Die konstante Versorgung wird durch Batterien gewährleistet.
Weitere ‚Wow‘-Faktoren sind die zentrale Wendeltreppe und ein riesiger gekrümmter Balkon, der teilweise durch den Dachüberstand geschützt wird. Da es keine tragenden Innenwände gibt, kann das Haus nach Belieben konfiguriert werden. Und auch der nicht rotierender Bauabschnitt mit vier Garagen weist eine Fülle innovativer Merkmale auf, darunter isolierte Wände aus riesigen, recycelten Kunststoffrohren, die vertikal angeordnet und mit Beton gefüllt sind, um eine große thermische Masse zu erzeugen. Hierfür hatte Hamilton eine neue umweltfreundliche Form von Beton entwickelt, die absolut keinen Zement verwendet und genannt Dumblecrete wurde.
Noch vor seiner Fertigstellung wird The Dumble über Knight Frank oder Fisher German für 4,5 Mio. $ auf dem Markt angeboten.
Im Jahr 2011 arbeiten Studenten
der TU Delft an einem Hausboot – das allerdings explizit
als schwimmendes und rotierendes
Wohnobjekt beworben wird, und das im Prinzip auch auf festem Grund
errichtet werden kann, weshalb ich es hier, und nicht im Kapitel
über Solarboote aufführe.
Dem Team zufolge bilden die Wärme der Sonne und die Kühle des Wassers eine ideale Kombination, und ihr ReVolt House soll sich energetisch vollständig auf Sonnenkraft verlassen können. Der Name ist zudem mehrdeutig und hat einen dreifachen Bezug zur Essenz des Hauses: REVolving (also drehen), VOLTage (was sich auf seine autarke Kapazität bezieht) und REVOLTing (revoltieren) gegen das bisherige Paradigma, was und wie ein Haus sein soll.
Das Studententeam, dessen Mitglieder aus 15 verschiedenen Nationen auf vier Kontinenten kommen, will sich mit seinem durchdachten und ästhetisch ansprechenden Entwurf im September des Folgejahres an dem universitären Solarhaus-Wettbewerb Solar Decathlon Europe 2012 in Casa de Campo, Madrid, beteiligen und hofft, das Gebäude bis dahin fertiggestellt zu haben. Was anscheinend aber nicht geklappt hat, denn über eine tatsächliche Umsetzung und Beteiligung ist später nichts zu finden.
Ein Unternehmen, das eigenen Angaben zufolge drehbare Bungalows bereits
in Serie baut, ist die in Auckland, Neuseeland, beheimatete Firma Lighthouse
Rotating Homes. Der
Bau des ersten Prototyps wird im Juli 2000 abgeschlossen.
Mitte 2011 werden sechs verschiedene Designs in drei Größen des im Laufe von 18 Jahren von Don Dunick entwickelten und patentierten 360° Drehhauses für Wohn- und Büroräume angeboten. Leider lassen sich auf der Homepage des Unternehmens weder Referenzen noch irgendwelche technischen oder finanziellen Details finden.
Sicher ist nur, daß zur Rotation ein Wälzlager genutzt wird, wie es üblicherweise bei Kränen zum Einsatz kommt – was nicht wundert, denn Dunick ist gelernter Kran-Wartungstechniker. Mit der möglichen Höchstgeschwindigkeit läßt sich das Rotating Home in nur 15 Minuten drehen. Das 112 m2 große Modell hat im unteren Stockwerk drei Schlafzimmer, während das darüberliegende Penthouse mit einer runden Bar ausgestattet ist. Als Preis dieser Version werden 450.000 $ genannt, die bei Serienproduktion auf 300.000 $ fallen könnten.
Das Design eines weiteren drehenden Bauwerks stammt von einem Designerteam
aus Jakarta, Indonesien, das sich Mitte 2011 mit dem Erhalt des empfindlichen
Mangroven-Ökosystems im Norden der Stadt beschäftigt.
Das rotierende Agung Sedayu Center ähnelt Mangroven und überspannt den natürlichen Lebensraum des Ökosystems. Der nachhaltige ‚Mangroven-Turm’ dient einer Mischnutzung und soll atemberaubende Aussichten auf die Wälder und die Weite der umliegenden Küste bieten.
Das Bauwerk besteht aus zwei asymmetrischen Türmen, deren Drehung jeweils dem Lauf der Sonne folgt, wenn ich die Beschreibung richtig verstanden habe. Sie sind von einem variablen Fassaden-Gitterwerk umgeben, das den Innenräumen Schatten bietet und oben und unten miteinander verbindet. Die künstliche Mangrove soll von der Öffentlichkeit genutzt werden, um die Gesundheit des Waldes zu erhalten, wobei das Gebäude nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich ist. Auftraggeber ist der Träger des Zentrums, die Agung Sedayu Group.
Im Oktober 2011 erscheint in den Blogs das Design
eines modular aufgebauten Hauses namens D*Dynamic,
dessen Einzelmodule auf Schienen stehen und sich unabhängig voneinander
bewegen lassen, so daß es seine Form je nach Wetterlage in verschiedene
Konfigurationen verwandeln kann. Gesteuert wird die Transformation
des Hauses mathematisch durch das ‚Haberdasher Problem‘, das der britische
Mathematiker Henry Ernest Dudeney im Jahr 1903 erfand: „Die
Zerlegung eines Quadrats in vier verschiedene Formen ermöglicht es,
dieses zu einem gleichschenkligen Dreieck umzugestalten, während alle
Teile in Kontakt mit mindestens einem anderen bleiben.“
Das seine Gestalt wandelnde Öko-Vorfertigungsgebäude wurde von der Londoner Firma D*Haus Company speziell für kältere Klimazonen wie Lappland und Schweden entwickelt, um Wetteränderungen, einer besseren Wärmeregulierung, der Sonnenausrichtung und anderen äußeren Einflüssen Rechnung zu tragen. Im Winter ist das Haus quadratisch angelegt, mit kleinen Fenstern und hoher thermischer Masse. Es umarmt sich buchstäblich selbst.
Wenn sich die Jahreszeit ändert und das Klima erwärmt, öffnet sich das Haus wie eine Blume, die Licht und Luft in das Innere des Gebäudes eindringen läßt und einen vollen Panoramablick auf die Umgebung bietet. Die dicken, schweren Außenwände entfalten sich zu Innenwänden, während aus Glasinnenwänden Fassaden werden. Türen werden zu Fenstern und umgekehrt. Im Sommerplan schaut Schlafzimmer eins nach Osten und man sieht den Sonnenaufgang, wenn man aufwacht. Man kann das Haus aber auch so drehen, daß der Nutzer ständig im Sonnenlicht steht, während das Haus durch seine Solarmodule Energie erzeugt.
Wie die Website des Unternehmens aufführt, gibt es allerdings noch einige Punkte zu klären, nämlich das Gewicht der beweglichen Teile, wie man das gesamte architektonische Puzzle sicher verbindet und wie die beweglichen Teile angetrieben und bewegt werden. Bislang scheint noch kein voll funktionsfähiges D*Dynamic gebaut worden zu sein, auch nicht eine Version mit rotierendem Dach, die im September 2017 unter dem Namen Devon House vorgestellt wird.
Hier soll sich ein verglastes Dachgeschoß auf einer kreisförmigen Plattform drehen und das ganze Jahr über einen freien Blick auf die umliegende Landschaft aus buchstäblich jedem Blickwinkel bieten.
Über das drehbare Haus des Ingenieurs Bohumil Lhota,
das sich in der tschechischen Landschaft rund 100 km nordöstlich von
Prag befindet, wird international erst im August 2012 berichtet,
obwohl der Erfinder bereits 1981 mit dem Bau begonnen
hatte. Es dauert allerdings mehr als zwei Jahrzehnte, bis Lhota sein
Projekt 2002 abschließen kann, da er fast alles eigenständig
macht.
Die in einen grasbewachsenen Hang hinein gebaute High-Tech-Wohnung kann nach Belieben gedreht werden, wodurch die Sonnenstrahlen die natürliche Beleuchtung maximieren und gleichzeitig den Stromverbrauch minimieren. Außerdem läßt sich das Haus per Knopfdruck absenken, so daß die Kühle der Erde dazu beiträgt, auch im Hochsommer eine stabile Temperatur zu halten, ohne daß die Klimaanlage eingeschaltet werden muß.
Die obere Ebene hat Wohnräume mit Blick auf die Berge, während die untere Ebene ein kreisförmiges Schwimmbad ist. Dazu gibt es viele Fenster und ein Kuppeldach, das auf verschiedene Weise verstellt und verschoben werden kann.
Das Casa em Movimento ist ein Konzept der Universität
Porto, das im September 2012 in den Fachblogs
vorgestellt wird, als die mit involvierte, 2010 von Manuel
Vieira Lopes gegründete und in portugiesischen Matosinhos
beheimatete Firma Casas em Movimento ihren ersten
Drehhaus-Prototypen für den Solar Decathlon Europe 2012 in
Madrid errichtet. Er ist eines der 20 ausgewählten Projekte, die dabei
mit einem Preis von jeweils 100.000 € ausgezeichnet werden.
Den Energieverbrauch zu senken, indem das Haus der Sonne folgt, ist im vorliegenden Fall nicht der einzige Grund, es drehbar zu gestalten. Stattdessen will man mit ein Haus erschaffen, das mit seinen Bewohnern mitwachsen kann. Zudem will man dadurch, daß das Haus der Sonne folgen kann, erreichen, das die Energieerzeugung mittels der Solar-Paneele optimiert wird. Alle Bewegungssysteme sind elektrisch (es gibt keine Hydrauliksysteme), was eine höhere Energieeffizienz, garantierte Sicherheit und geringere Wartungskosten ermöglicht.
Zudem werden nachhaltige Materialien, die für die portugiesische Industrie charakteristisch sind, wie Kork und Holz verwendet, um dem Haus Stabilität und Langlebigkeit zu verleihen. Diese Materialien tragen auch zur Energieeinsparung und zu einem angenehmen Raumklima bei.
Um die Technologie zu entwickeln, zu demonstrieren, zu testen und zu optimieren, baut die Firma vier Prototypen, die jeweils eine andere Phase im Forschungs- und Entwicklungsprozeß darstellen. Prototyp II wird 2014 gebaut und enthält ein automatisiertes Untergestell, das die Drehbewegung des Gebäudes und den Kippmechanismus des PV-Daches in die Sommerposition ermöglicht. Es wird mehreren Tests unterzogen, um die Zuverlässigkeit der Konstruktion und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Faktoren wie starke Winde zu gewährleisten.
Mit dem Prototyp III, der im Jahr 2015 in Porto am Meer gebaut wird, wird die Funktion des Dreh- und Neigungsmechanismus demonstriert. Bei der Konstruktion dieses Prototyps wird bevorzugt Glas eingesetzt, um die verschiedenen Mechanismen und Technologien, die bei der Konstruktion verwendet werden, sichtbar zu machen. Der Prototyp wird auf einem Metallfuß mit einem Durchmesser von 7 m und einer Tiefe von 30 cm installiert.
Der 2017 im Zentrum von Matosinhos neben dem Rathausgebäude errichtete Prototyp IV dient als Demonstrationsbühne für die Dynamik der Innenräume und um die Ergebnisse des Forschungs- und Entwicklungsprozesses zu präsentieren. Er soll für mindestens drei Jahre lang an diesem Standort bleiben. Auf der Hompage des Projekts wird darauf verwiesen, daß die Technologie dieses Drehhauses, die den Drehmechanismus des Gebäudes, den Mechanismus zur Bewegung des PV-Daches sowie den Bewegungssteuerungsalgorithmus umfaßt, bereits in 77 Ländern patentiert sei.
Im März 2014 stellen die Blogs ein Drehhaus vor, das
den Namen Girasole Home trägt, aber nichts mit der
weiter oben beschriebenen Villa in Italien zu tun hat.
Es steht in Crace, einem ruhigen Vorort der australischen Hauptstadt Canberra. Der Bauherr John Andriolo von MAG Constructions hatte die lokale Firma DNA Architects damit beauftragt, ihm ein Haus zu bauen, das der Sonne folgte. Dessen langsame und leise Bewegung wird so berechnet, daß sie die natürlichen Ressourcen voll ausnutzt und den Wirkungsgrad einer 10,5 kW Solaranlage auf dem Dach maximiert.
Das Haus dreht sich schrittweise nach einem Programm, das angibt, wo sich die Sonne den ganzen Tag über am Himmel befindet. Für die Drehung gibt es unter dem Haus zwei Motoren, die mit einem Rahmen auf 28 Rädern verbunden sind und für ihre Funktion nur die Energie einer Glühbirne benötigen.
Die Bewohner können die Drehung aber auch über ein iPad initiieren, um das Gebäude in weniger als 10 Minuten vollständig zu drehen. Es erweist sich, daß die Solaranlage in den Sommermonaten weitaus mehr Strom produziert als die Bewohner verbrauchen, was ihnen einen erfreulichen Überschuß auf ihre Rechnung bringt.
Auch andere Maßnahmen unterstützen die Effizienz des Hauses. Doppelverglaste Wohnzimmerfenster ermöglichen es der Wintersonne, das Haus mit Blick nach Norden zu erwärmen, während es sich im Sommer von der Sonne abwenden kann, um sich durch kleinere Fenster und ein Low-E-Verglasungssystem, das die Wärme reflektiert, zu schützen. Zudem schützen eine Weathertex-Verkleidung aus Holzresten und Naturwachs in Kombination mit einer 10 cm dicken Schaumstoffdämmung das Haus vor Hitze im Sommer und Kälte im Winter.
Eine Gebäudeversion, bei der sich einzelne Räume zumindest um 90° drehen
lassen, ist das im Juli 2014 gezeigte Sharifi-ha-Haus des
iranischen Architekturbüros Nexoffice mit Sitz in
Teheran. Das außergewöhnliche Sharifi-ha-Haus befindet sich in Darrous, Teheran,
Iran, und wurde von dem Architekten Alireza Taghaboni für
die Klienten Mojgan Zare Nayeri und Farshad
Sharifi Nikabadi entworfen.
Die im Vorjahr fertiggestellte luxuriöse siebenstöckige Residenz in Darrous, Teheran, umfaßt eine Gesamtfläche von 1.400 m2. In den beiden unterirdisch liegenden Geschossen befinden sich ein Swimmingpool und Fitneßeinrichtungen, während das Erdgeschoß aus einem Parkplatz und dem Hauswirtschaftsraum besteht.
In den darüberliegenden vier Etagen mit Wohnzimmern, Schlafzimmern, Bädern sowie zusätzlichen Küchen- und Aufenthaltsbereichen gibt es drei Räume, die an große Holzkisten erinnern und auf bedienbaren Drehbühnen sitzen, die von den eigenen Mitarbeitern des Eigentümers für diesen Zweck entwickelt wurden. Anderen Quellen zufolge sei das spezielle Raum-Drehsystem auf Wunsch des Eigentümers in Deutschland entwickelt worden.
Bei kaltem Wetter bleiben sie in einer flachen oder ‚geschlossenen‘ Position und das Gebäude bleibt vollständig vor dem Frost geschützt. Scheint jedoch die Sonne, kann sich jeder Raum separat auf Knopfdruck um 90° nach außen drehen, um eine Terrassenfläche freizulegen, die den Bewohnern im Inneren auch mehr Belüftung und Licht zur Verfügung stellt.
Im April 2015 erscheinen die ersten Graphiken eines
von dem Industriedesigner Shin Kuo aus San Francisco
entworfenen drehenden Hochhauses, das den malerischen Titel Turn
to the Future trägt und ein wenig an den von David Fischer
geplanten Drehturm in Dubai erinnert (s.o.). Das Abschlußprojekt an
der Academy of Art University von 2014 gewinnt
nun den Preis Futuristic Design Winner der A’Design Award and Competition.
Damit jeder Mensch die Möglichkeit erhält, aus seinen Lebensräumen eine gleichberechtigte Sicht auf seine Stadt und Landschaft zu haben, entwirft Kuo ein Gebäude mit Wohnungen, die auf einer Spiralschiene um eine zentrale Säule gleiten. Dabei beginnen die einzelnen Wohneinheiten oben ihre Reise und rollen auf der Schiene von Halteplatz zu Halteplatz hinunter, wobei sich Dienstleistungen wie Strom, Wasser und Abfall jeweils selbständig ein- und ausschalten bzw. trennen und erneut verbinden.
Für den Architekten bedeutet dies das Ende der architektonischen Ungleichheit zwischen den Besserverdienern, die sich die oberen Etagen konventioneller Gebäude leisten können, und den anderen, die mit den unteren Etagen vorlieb nehmen müssen, denn auf der Fahrt von oben nach unten bekommt jeder 360°-Aussichten und eine lustige Kranfahrt durch die Mitte des Gebäudes wieder nach oben, wo sie von vorne beginnt. Obenauf befindet sich eine offene und öffentliche Dachterrasse.
Die bei der Konstruktion dieses Gebäudes verwendeten Materialien sind: Aluminium, Stahl, intelligentes Glas und Solarmodule, während die Materialien, die für die Wohneinheiten in Betracht gezogen werden, leicht, stark und weich sein sollen, einschließlich Kohlefaser, biegsamem Beton und künstlichen Knochen. Diese Einheiten sollen im 3D-Druck-Verfahren in der Fabrik hergestellt und dann zum Baustandort geschickt werden. Innovativ ist auch das geplante regenerative Bremssystem für die abwärts gleitenden Wohneinheiten.
Im November 2015 wird in den Blogs das Konzept einer zweistöckigen Ferienvilla vorgestellt, die in Marbella, an der Costa del Sol in Spanien, entstehen soll.
Das runde Solarhaus mit raumhohen Fenstern und 360°-Panoramablick ist sie so konzipiert, daß es sich alle 15 Minuten drehen oder den ganzen Tag über dem Lauf der Sonne folgen kann. Ein Besonderheit sei die eco rotation-Software, die es dem Haus ermöglicht, die Temperatur zu überprüfen und zu entscheiden, in welche Richtung es sich orientieren soll. Der Drehmechanismus kann mit der Energie der dachintegrierten PV-Paneele betrieben werden.
José Carlos Moya und sein Partner Bertrand Coue, die Designer des Sunhouse 360 und Inhaber des Architekturbüros Sunhouse in San Pedro Alcántara, waren vor zweieinhalb Jahren auf die Idee gekommen und sind nun fast bereit, sie kommerziell in Produktion zu nehmen.
Die luxuriöse, 247,5 m2 große Immobilie aus leichten Materialien mit energieeffizienten und langlebigen Eigenschaften, mit denen sich 70 % der Energiekosten einsparen lassen sollen, wird etwa 540.000 £ kosten. Die Konstrukteure arbeiten aber auch daran, kompaktere Häuser zu entwickeln. Interesse an dem solarbetriebenen und umweltfreundlichen Haus sei aus der ganzen Welt bekundet worden. Das erste Exemplar für einen Privatkunden soll schon im nächsten Jahr gebaut werden.
Tatsächlich kann aber erst im August 2019 gemeldet werden, daß in der Nähe von Estepona mit dem Bau der ersten Dreh-Villa begonnen wurde. Dabei handelt es sich um das Modell Urban, eines aus einer Reihe von verschiedenen Designs und Größen, die unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechen, aber alle das gleiche Rotationsprinzip besitzen.
Weiter mit den Drehhäusern ...