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Das Projekt The Around the Sea (ATS) auf der Prinz-Eduard-Insel in Kanada, das erstmals im Januar 2016 vorgestellt wird, löst das Problem, daß in einem Bed and Breakfast am Meer jeder den Meerblick will, mit einem rotierenden Gebäude. Inspiriert dazu wurde der Initiator Steve Arnold durch das oben beschriebene Everingham Rotating House.
Das zweistöckige Deltec-Fertighaus, das sich den ganzen Tag über langsam dreht, befindet sich in North Rustico am Green Gables Shore und bietet einen Blick auf den National Park Beach der Insel. Neben dem 275 m2 großen Untergeschoß verfügt es über vier 57,5 m2 große luxuriöse Appartements auf der Hauptebene.
Der Drehmechanismus besteht aus einem 35 Tonnen schweren stählernen Schienensystem, das über ein Getriebe von zwei kleinen Motoren angetrieben wird. Das Haus kann alle 40 Minuten eine komplette Wendung machen, gesteuert vom iPhone.
Ab dem Frühjahr soll das Haus zur Miete zur Verfügung stehen und dann 365 Tage im Jahr in Betrieb sein und Gäste aus der ganzen Welt empfangen, die ein einzigartiges Urlaubserlebnis wünschen. Die Miete richtet sich nach der Saison und beträgt zwischen 800 $ und 1.700 $ pro Woche (Stand 2019).
Ansonsten bietet die Firma Deltec eine ganze Reihe verschiedener Net-Zero-Häuser zu Preisen ab 75.000 $ an - und arbeitet mit der Appalachian State University zusammen, um deren Gewinner-Design bein Solar Decathlon 2011 in die Massenproduktion zu überführen.
Im Mai 2016 werden gleich zwei neue Drehhäuser präsentiert.
Zum einen das zweistöckige Galiläi-Haus des Architekten Raymond
Alexander, das dieser im Vorort Spanish Farm der Stadt Somerset
West im südafrikanischen Weinanbaugebiet Helderberg für den
deutschen Geschäftsmann Harald Scheppig und seine
Frau gebaut hat. Nach zwei Jahre der Planung und weiteren zwei Jahren
für die Errichtung war es bereits 2001 fertiggestellt
worden.
Die 275 m2 große zweite Etage des insgesamt 625 m2 großen Kuppelhaus mit Blick auf die False Bay in der Provinz Western Cape ist um 348° schwenkbar, um Wind und Sonne zu entkommen. Sie befindet sich auf 60 cm hohen Kugellagern und ist über einen Steg zugänglich, der nach Belieben angehoben oder abgesenkt werden kann und für den Drehmechanismus notwendig ist, während die untere Ebene direkt vom Eingangstor aus erreicht werden kann.
Der elektrische Antrieb, der eine Drehung der oberen Ebene im oder gegen den Uhrzeigersinn ermöglicht, wird von einem 3,8 kW Getriebemotor angetrieben, der über einer Kette arbeitet und mit einem Kettenschloß ein rastet. Das Dachgeschoß hat einen Durchmesser von 15 m und wiegt 850 Tonnen.
In Zusammenarbeit mit einem namibischen Betonkünstler fertigte das Designteam mehrere Kuppeln mit hohen Decken und Oberlichtern, die das natürliche Tageslicht tief in den Innenraum bringen. Es gibt fünf Schlafzimmer im Haus und das Wohnzimmer hat eine Kuppel, die mittels leuchtender Glasfaserkabeln mit einer echten Darstellung der Sternbilder der Nord- und Südhalbkugel aufwartet. Runde Fensterscheiben verstärken die organisch Ästhetik, und breite Glasschiebetüren ermöglichen einen ungetrübten Blick auf Berge und Buchten.
Alle Wohnbereiche führen zum beheizten Pool, zum Grill und zum Garten. Das gesamte Haus wird zentral mit einer Wasserheizung beheizt. Zwischen den beiden Ebenen steht ein Lift zur Verfügung und es gibt eine Garage für vier Autos. Scheppig bietet das Haus für rund 1,8 Mio. $ zum Verkauf, hat es nicht damit aber sehr eilig (Stand Mitte 2019).
Das zweite Objekt ist demgegenüber fast winzig zu nennen. Es handelt
sich nämlich um ein voll im Trend liegendes ,Tiny House‘, das als
nützliche Erweiterung dieses Konzepts auf einer rotierenden Bodenplatte
errichtet ist. Knallt die Sonne im Sommer zu sehr in das Schlafzimmer,
wird das Haus einfach auf die Schattenseite gedreht. Und im Winter
können die letzten Sonnenstrahlen noch optimal zur Ausleuchtung des
Wohnzimmers genutzt werden.
Das 359 getaufte und von der Kaiser Group + Path Architecture aus Portland, Oregon, konstruierte Mini-Haus des Designers Ben Kaiser kann mittels eines Hebels gedreht werden, was nicht viel bedarf. Im einem Video ist zu sehen, wie das zwei Kinder schaffen. Der Name bezieht sich auf die (nur) 359°, um die sich das Häuschen drehen läßt – damit die Wasser- und Elektroanschlüsse während des Drehens nicht beschädigt werden. Der Besitzer Kaiser hat allerdings den Plan, es in Zukunft zu einer vollen Drehung zu bringen.
In dem Tiny House mit seiner Grundfläche von 3,65 x 3,65 m – d.h. knapp 14 m2 – sind ein Wohnzimmer, eine Küche und ein Badezimmer enthalten, zudem gibt es ein Schlafzimmer, das über eine Treppe erreichbar ist. Für mehr Unabhängigkeit kann das Minihaus mit Solarpaneelen auf dem Dach ausgestattet werden.
Im August 2016 folgt der Bericht über ein sehr eigenes
Bauwerk mit dem Namen ReActor, das auf die Künstler
und Architekten Alex Schweder und Ward Shelley zurückgeht.
Die beiden beschäftigten sich mit der Frage, wie wir in unseren Häusern
das Gleichgewicht finden – und zwar buchstäblich. Ihr Objekt befindet
sich im Omi International Arts Center in Gent, New
York, etwas mehr als eine halbe Stunde südlich von Albany.
Das 13,5 x 2,4 m große Haus aus Beton, Glas und Holz ist eine Performance-Architektur mit minimalistischem Design, die je nach Bewegung der Bewohner, Wind und Wetter kippt und sich um 360° dreht. Das Kunstprojekt, das etwas größer als ein Schiffscontainer ist, hat ein minimales Fundament und steht auf einer 4,5 m hohen Säule. Wie der Drehmechanismus genau funktioniert, verraten die Architekten nicht, aber er beinhaltet wohl eine Achse und Lager, die in der Säule versteckt sind.
In einem Facebook-Post beschreiben die Künstler, die fünf Tage in das schiefe Haus ziehen und darüber Tagebücher führen, die Bewegungen des Kipphauses als „anmutig und ozeanisch“. Laut Shelley „hören wir fast nie auf, im Kreis zu treiben. Es braucht nur die geringste Brise, um uns in Bewegung zu setzen“ – und dabei eine Ansicht genießen zu können, die sich ständig ändert.
Während der fünf Tage erleben Schweder und Shelley eine neuartige Verbindung zur Umwelt und zueinander, da sie sich stets bewußt sein müssen, wohin sie sich bewegen. Sie genießen die sanften Bewegungen des Hauses, spüren aber auch manchmal, daß ihre Bewegungen eingeschränkt sind, da sie ständig kleine Anpassungen zugunsten des Gleichgewichts vornehmen müssen.
Das Haus ist komplett eingerichtet und verfügt über eine ausklappbare Küche mit Propangasherd, ein Badezimmer mit Dusche, eine chemische Toilette, zwei Betten, Regale, Stauräume und ein paar bequeme Liegestühle. Und natürlich auch Jalousien, falls die Sonne zu stark scheint. Im September und Oktober 2016 kehren die beiden für weitere Kurzaufenthalte in den ReActor zurück, der insgesamt für zwei Jahre im Omi Center stehen wird.
Über ein Haus in Norwegen, das für maximale Sonneneinstrahlung oder
zur Steuerung des Blicks aus den Fenstern auf einem massiven Drehtisch
aufgebaut wurde, berichten die Fachblogs im Oktober 2016.
Es gehört Jarle Hegerland aus Haugesund in
Ostnorwegen – wo es bekanntermaßen nicht allzu viele Sonnentage gibt
– der im Jahr 2010 mit der Planung begannt und den Bau knapp zwei
Jahre später abschließen konnte.
Das App-gesteuerte und 340 m2 große Drehhaus wiegt rund 100 Tonnen und kann in einer halben Stunde um 360° rotieren. In dem entsprechenden Video-Clip wird der massive Motor unter dem Haus gezeigt, der die Plattform dreht.
Der seit über fünfzehn Jahren in der Bauindustrie tätige Hegerland, der auch als Tischler arbeitet, lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in dem Haus, über das ansonsten keine weiteren Details zu finden sind.
Im gleichen Monat Oktober gewinnt ein 15-köpfiges Studententeam der
kalifornischen Santa Clara University die vom Sacramento
Municipal Utility District (SMUD) gesponserte ‚Tiny House Competition‘,
deren Ziel es ist, das beste klimaneutrale Tiny House zu entwickeln.
Bei dem 2014 initiierten und nun erstmalig stattfindenden
Wettbewerb zur Förderung des Energiebewußtseins, der Solartechnik,
der Grünes-Bauen-Techniken und der STEAM-Entwicklung (= Science,
Technology, Engineering, Architecture and Mathematic) bei jungen
Erwachsenen, der auf eine Idee von Suzette Bienvenue zurückgeht
und einen Ableger des Solar Decathlon des US-Energieministeriums
darstellt (s.u.), konkurrieren zehn Studententeam aus Kalifornien
miteinander.
Die prämierte Lösung der Studenten ist ein kleines Häuschen auf einer rotierenden Plattform, das sie rEvolve House nennen. Es sitzt auf einem Auflieger, der auf einem Sonnennachlaufring der spanischen Firma Colossun plaziert ist.
Mit dieser Konzeption kann die Solarstromanlage, die aus acht 330 W Modulen besteht und am meisten Energie produziert, wenn die Sonnenstrahlen – was allerdings nur wenige Stunden der Fall ist – direkt auf die Zellen fallen, automatisch dem Lauf der Sonne folgen und dadurch rund 30 % mehr Energie liefern als vergleichbare fixe Anlagen. Das Array ist an Batterien angeschlossen, und dieses System liefert die gesamte benötigte Energie für den Haushalt.
Der Kostenpunkt für das Haus, dessen Aufbau in drei Tagen erfolgt, wird mit 61.000 $ angegeben, zuzüglich 25.000 $ für die dazugehörige Plattform. Die reine Wohnfläche beträgt rund 22 m2 und das Haus ist in seinen Bewegungen vollkommen frei. Der Innenraum verfügt über einen Eß- und Küchenbereich, es gibt eine Dusche und der Wohnbereich dient auch als Schlafzimmer. Zudem verfügt das Haus über eine Dachterrasse, die Platz für sechs Personen bietet und über eine Außentreppe zugänglich ist.
Den für den Wettbewerb gebauten Prototyp stellen die Studenten anschließend der gemeinnützigen Organisation ‚Operation Freedom Paws‘ (OFP) zur Verfügung, die sich um Kriegsveteranen kümmert, die den Umgang mit Assistenzhunden lernen müssen. Der Kurs dauert allerdings 48 Wochen, weshalb viele Veteranen eigens nach Kalifornien reisen und dort im Hotel untergebracht werden müssen. Zumindest jeweils einer kann zukünftig aber in dem rotierenden rEvolve House übernachten.
Im November 2016 wird in den Blogs ein Tiny House
des Konstrukteurs Telmo Cadavez aus Portugal gezeigt,
das als minimalistischer Waldrückzugsort gedacht ist. Auch diese drehbare
Mikrokabine soll der Sonne folgen und den Solarwärmegewinn
maximieren.
Der Bau der aus Kiefernholz bestehenden Kabine durch Cadavez, seinen Cousin und einen befreundeter Schreiner dauert etwa sechs Monate. Zur Isolierung wird Kork verwendet, während für das Dach und Teile des Innenraums schwarzer Schiefer zum Einsatz kommt.
Das Design ist von alten Hirtenwagen inspiriert, die in der Gegend verwendet und von Kühen gezogen wurden. Cadavez paßt das Design an, macht es asymmetrisch und fügt die Drehfunktion hinzu. Das Innere der Kabine mißt zwar nur 8 m2, ist aber mit ‚Transformer-Möbeln‘ ausgestattet, die es ermöglichen, den verfügbaren Platz zu maximieren, wie einem Klapptisch und zwei multifunktionalen Hockern, die in größere Sitze verwandelt oder zur Unterstützung des Klappbettes verwendet werden können. Eine Seite ist durch ein großes Fenster abgedeckt, das viel natürliches Licht hereinläßt und eine gute Belüftung bietet.
Die Initiatoren planen, das Design zu patentieren und zu verkaufen. Bis dahin kann die bestehende Kabine im Naturpark Montesinho in der Region Trás-os-Montes, im Nordwesten Portugals, gemietet werden.
Über den visionären Öko-Architekten Vincent Callebaut wird
noch häufiger in den nachfolgenden Übersichten der Solarhäuser
berichtet. Wie den Grafiken eines
27.000 m2 großes Öko-Resorts für Palawan auf
den Philippinen zu entnehmen ist, die er im September 2017 veröffentlicht,
beinhaltet der futuristische, sich selbst versorgende Komplex namens Nautilus neben
verschiedenen Forschungszentren und muschelförmigen Hotels auch rotierende
Apartmenttürme.
Callebaut entwirft Nautilus als eine nachhaltige, selbsttragende Gemeinschaft, die eben den Luxushotels und rotierenden Wohnungen eine Grundschule und ein Sportzentrum umfaßt. Ein wissenschaftliches Forschungs- und Lernzentrum ist für Reisende gedacht, die aktiv an der Verbesserung der lokalen Umwelt mitwirken möchten. Das Konzept will damit die Idee des verantwortungsvollen Ökotourismus fördern und zu verbreiten.
Der Bau und Betrieb des Komplexes soll mit zu 100 % wiederverwendeten und/oder recycelten Materialien aus der Umgebung funktionieren, wobei alle für den Bau verwendeten Materialien Produkte aus biologischem Anbau wären, die aus pflanzlicher Biomasse gewonnen werden. So soll das verwendete Holz aus ökologisch verträglichen Wäldern vor Ort stammen, während zur Herstellung von Bio-Fliesen Mikroalgen und Leinöl verwendet werden.
Das Haupt-Touristendorf soll auf Teleskoppfählen errichtet werden, die sowohl Gezeiten- als auch Temperaturgradient-Energie erzeugen. Zusammen mit PV-Systemen würde dadurch genügend Energie für das Dorf produziert werden, das auch mit Grünwänden und begrünten Dächern ausgestattet sein wird, um die thermische Trägheit der Gebäude zu erhöhen und die natürliche Temperaturregelung zu optimieren.
Der Grund dafür, das Projekt hier vorzustellen, sind die im Westen liegenden zwölf kleinen Spiraltürme mit insgesamt 164 Wohneinheiten, die auf Drehbasen geplant sind und sich je nach Sonnenverlauf um die eigene Achse drehen können. 360° in 24 Stunden bieten eine optimale Sicht auf die Umgebung und den ganzen Tag lang natürliches Licht. Technische Details über die geplante Ausführung gibt es keine.
Auf der Ostseite des Komplexes sollen wiederum zwölf schneckenförmige Hotels aus recyceltem Beton entstehen – mit Ausstellungsflächen in den unteren und Gästezimmern in den oberen Stockwerken. Im Herzen des Ressorts wird ein wissenschaftliches Forschungszentrum und ein nautisches Erholungsgebiet liegen. Wie bei allen Callebaut-Entwürfen ist es allerdings sehr fraglich, ob Nautilus jemals realisiert wird.
Der von Dominic Ash und Jeremy Fitter in ihrer im britischen Gloucestershire beheimateten Firma Podmakers Ltd. entworfene und gefertigte Escape Pod, ein mit Zederschindeln verkleidetes Fertigteil, das für eine Vielzahl von Anwendungen maßgeschneidert werden kann, wird erstmals im November 2017 vorgestellt.
Die als Fluchtkapsel bezeichnete ellipsenförmige Einheit, die ebenso als Gartenzimmer wie als Schreibstudio dienen kann, ist von der Natur inspiriert, von der runden organischen Form bis hin zur umfangreichen Verwendung von Holz innen und außen. Jede der 7 m2 großen Kapseln wird in einer Werkstatt in Gloucestershire gebaut und anschließend mit einem Hubwagen oder Kran angeliefert und installiert. Die lichte Höhe innen beträgt knapp 2,5 m, die größte Innenweite fast 3 m.
Der Pod ist einen halben Meter über dem Boden erhöht und kann manuell gedreht werden, um das natürliche Licht und den Blick durch die Fenster zu optimieren. Eine Stecktür im Flugzeug-Stil öffnet sich zu einem behaglichen, anpassungsfähigen Innenraum, der mit Isolierung, Elektroverkabelung und Heizung ausgestattet ist (wahlweise mit Kaminofen oder Fußbodenheizung). Dazu gibt es ein gewölbtes Oberlicht.
Der Grundpreis für den Escape Pod beginnt bei 19.800 £. Die Firma entwickelte vier empfohlene Layouts: Gartenzimmer, Büro, Schlafzimmer und Arbeitsstudio, wobei der Pod leicht an die unterschiedlichen Bedürfnisse angepaßt werden kann. Zudem wird eine Bausatzversion angeboten, die den Preis auf 17.900 £ reduziert.
Eine Art ‚Luxus-Technik-Gegenstück‘ bildet der straßentaugliche, schlanke
Freizeit-Camper mit zwei Schlafzimmern, der im August 2017 anläßlich
des Caravan-Salon in Düsseldorf in der Presse erscheint.
Mit der Arbeit an dem Konzept des sCarabane hatte
die Firma Fillon Technologies aus Frankreich bereits 2013 begonnen
– wobei die Weiterentwicklung mit Fillon als Partner im vergangenen
Monat von der ebenfalls französischen Firma Green Cat Technologies übernommen
wurde.
Tatsächlich sind bereits drei Prototypen des sCarabane entwickelt worden, der von Sonne und Wind angetrieben wird und sich auf Wunsch entfaltet. Auf der Straße unterwegs, sieht der sCarabane wie ein ordentlicher, unscheinbarer Anhänger von 7,8 m Länge und 2,5 m Breite aus.
Am gewünschten Standort verwandelt sich die 2,5 Tonnen schwere Metallbox per Knopfdruck jedoch in ein kleines, aber voll ausgestattetes und über 53 m2 großes Zuhause. Bei der vollständigen Entfaltung klappen zwei Seitendecks aus und fügen auf der einen Seite ein großzügiges Außendeck und auf der anderen Seite den Platz für zwei Schlafzimmer hinzu. Nach Angaben des Unternehmens dauert für eine Person es etwa 30 Minuten, den sCarabane zu öffnen bzw. vollständig zu schließen.
Im Inneren befinden sich eine Küche, ein Eßbereich, ein Badezimmer mit WC, Dusche und Mini-Waschmaschine sowie die zwei Schlafzimmer, die sich in einem Flügel der herunterklappbaren Räume befinden. Ein zusätzliches Gästebett kann durch den Umbau des Eßtischs bereitgestellt werden.
Das verstellbare Blasenfenster am hinteren Ende beinhaltet einen elektrisch gesteuerten reflektierenden Schirm, der es den Insassen ermöglicht, das Niveau von natürlichem Licht und Wärme einzustellen. Ein großes ‚Rosettenfenster‘ auf jedem Schlafzimmerdach verfügt über eine blütenblattartige Anordnung von transparenten Abschnitten, die manuell eingestellt werden können um die jeweils gewünschte Lichtmenge einzulassen.
Angetrieben und energetisch versorgt wird der Camper durch eine Kombination von Systemen, darunter Solarmodule, die 500 W erzeugen können, eine ausfahrbare Savonius-Windturbine, die zusätzliche 500 W liefern kann, sowie ein sich ausklappender, 6 m2 großer parabolischer 3 kW Solarkonzentrator zur Bereitstellung von Warmwasser für die Wasserhähne, die Dusche, die Waschmaschine und den Geschirrspüler im Inneren.
Der Clou ist jedoch, daß der entfaltete sCarabane auf einer ringförmigen Schiene sitzt, die es ihm ermöglicht, sich um 360° zu drehen. Damit kann die gesamte Struktur – samt ihrer Solarmodule – den ganzen Tag über dem Sonnenlicht folgen und es optimal einfangen.
Dem Stand von 2019 zufolge stehen die drei Prototypen zum Verkauf: Eine Frühform von 2014 kostet 25.000 €, der Prototyp von 2016 schon 80.000 €, und das im Jahr 2017 entwickelte und hier abgebildete Modell sogar 200.000 €.
Eine weitere futuristische Architektin, die uns in in den nachfolgenden
Übersichten mehrfach begegnen wird, ist die Britin Margot
Krasojević. Im Dezember 2017 zeigt sie
in den Fachblogs ihr neuestes Werk, bei dem es sich um ein hurrikansicheres
Gebäude handelt, das extremen Windlasten standzuhalten vermag.
Das Bauwerk ist so konzipiert, daß es die Kraft eben dieser Hurrikane nutzt, um sich am Boden zu verankern. Hierzu dreht es sich um eine schraubenförmige Stützmauer und gräbt sich dabei in das Land ein: Je stärker der Sturm, desto hartnäckiger verankert sich das Zuhause auf der Erde. Die Idee eines Drehhauses wird hier also nur zum Erhalt des Baus eingesetzt – Sonne und Aussicht spielen dagegen keine Rolle. Informationen über die angedachten Technologien gibt es keine.
Die Hauptwohnräume des Self-Excavation Hurricane House befinden sich in einem vorgefertigten Stahlbetonrahmen mit einer Reihe von gummierten, Ziehharmonikas ähnlichen Wandelementen, die flexibel genug sind um sich anzupassen, während sich das Haus dreht. Dieses liegt zudem auf einer künstlichen Insel, die so angelegt ist, daß sie Flutwasser von den Hauptwohnbereichen wegführt.
Anfang 2018 zeigt der Künstler Mochida Atsuko aus
Tokio die Version eines traditionellen, leicht verfallenen japanischen
Hauses, in das er mit Hilfe eines Teams von Bauarbeitern ein großes
rotierendes Innenraum-Element eingesetzt hat, das sich um 360° dreht.
Im Gegensatz zu den meisten bislang präsentierten Entwicklungen handelt
es sich bei dem im Vorjahr fertiggestellten Projekt, das nun für Besucher
geöffnet ist, um ein architektonisches Kunstwerk und nicht um ein bewohnbares
Drehhaus, das sich den Elementen öffnet.
In dem alten hölzernen Familienhaus von Atsukos Großmutter in der Stadt Mita, das seit 2006 unbewohnt ist, wird ein kreisförmiger Abschnitt des Bodens mit einem Durchmesser von 5 m ausgeschnitten und eine drehbare Plattform hinzugefügt. Anschließend wird der Bereich so umgebaut, daß er genau so aussieht wie zuvor, sich nun allerdings manuell drehen läßt. Dabei ordnet sich das Layout schrittweise neu, indem Abschnitte nach außen geöffnet und die Innenwände verschoben werden.
Da bewußt keine einzige elektrische Komponente verwendet wird, muß die Installation manuell von der Öffentlichkeit in Gang gesetzt werden, so daß diese zu einem integralen, performativen Element des Stückes wird.
Das The Revolving House of T. genannte Gebäude entspringt dem langjährigen Interesse des Künstlers, mit öffentlichen und privaten Räumen zu experimentieren. Atsuko sieht Haus als Statement für seine Großmutter und das sie umgebende System, denn es hat sie für die Hausarbeit eingesperrt und an das Land gebunden. Durch seine Intervention will er diese komplexen Verbindung durchtrennen und das Haus öffnen: „Mit dieser Bewegung kann das alte Haus belüftet werden, es erhält eine neue Form und Funktion“. Wofür Atsuko u.a. den Preis des Jury des Contemporary Art Foundation Award 2018 erhält.
Mehr für den tatsächlichen Gebrauch gedacht ist die Drehscheiben-Strandhütte
namens The Spy Glass in England, die im September 2018 in
den Fachblogs erscheint. Die vom Londoner Architekturbüro JaK
Studio entworfene Hütte ist von den klassischen, farbenfrohen
Strandhütten inspiriert, die einst ein Symbol der britischen Küste
waren, sowie von den üblichen Ferngläsern mit Münzbetrieb, die an
vielen Touristenorten zu finden sind.
Die Retro-Strandhütte mißt 2 x 3 x 3 x 3 m, wird durch eine Holztür erreicht und besteht es aus Betonfertigteilen mit einem lichtdurchlässigen Mittelteil, das nachts leuchtet. Ein Schlafbereich ragt nach oben und verfügt über zwei Fenster im Bullaugen-Stil, die an Ferngläser erinnern. Die mit einer Ganzglasfassade auf der einen Seite versehene Hütte beinhaltet im Inneren eine gepolsterte Sitzecke, ein Waschbecken und einen Umkleideraum, während sie außen über eine Außendusche verfügt.
Um alle Sehenswürdigkeiten des Ufers nach Belieben sehen zu können, ruht sie an der beliebten Eastbourne Beach auf einem neuartigen, im Boden versenkten Drehtisch für Schwerlastfahrzeuge. Dadurch kann die gesamte Struktur über eine Fernbedienung um 180° Grad gedreht werden und sich der Sonne, dem Meer oder dem nahegelegenen Eastbourne Pier zuwenden.
The Spy Glass wurde nach einem Architektenwettbewerb vom englischen Eastbourne Council in Auftrag gegeben. Das Budget betrug nur 10.000 £. Die Hütte kann als Veranstaltungsraum gemietet werden.
Ein modernes Gebäude, bei dem sich zumindest eine neuartige, bewegliche
Terrasse dreht, wird im Mai 2019 präsentiert. Das
Architekturbüro KWK Promes von Robert Konieczny im
polnischen Katowice war damit beauftragt worden, in einem Vorort
in Mittelpolen ein Haus zu bauen, das in irgendeiner Weise auf die
Sonne reagieren kann.
Die Firma entwickelt daraufhin ein bemerkenswertes Luxushaus, dessen innovative Terrasse das Licht reguliert, das in das Haus eindringt. Das Quadrant House ist weitgehend L-förmig, wobei sich die bewegliche Terrasse automatisch zwischen einem Wohnzimmer mit einer Glasfront und einem Spa bewegt, um diese Räume zu erweitern und Licht und Schatten zu steuern. Je nach Jahreszeit reguliert sie die Menge an Sonnenlicht in den angrenzenden Räumen. Im Sommer spendet sie den gewünschten Schatten, während sie im Winter mehr Sonnenlicht ins Innere läßt.
Die Terrasse fährt langsam auf einer in den Boden eingelassenen Schiene mit automatisiertem Antrieb und integrierten Sicherheitssensoren, wobei die Geschwindigkeit an die Bewegung der Sonne am Himmel angepaßt ist. Das System kann aber auch manuell bedient werden verfügt zudem über automatisch verstellbare Jalousien.
Das Innere des Hauses hat eine Gesamtfläche von 558 m2, die sich über zwei Etagen erstreckt. Neben der beweglichen Terrasse, dem Wohnzimmer und dem Spa befinden sich im Erdgeschoß eine Garage, eine Küche und ein Eßbereich. Im Obergeschoß befinden sich drei Schlafzimmer. Auf der Straßenseite hat das Quadrant House ein Satteldach, um den Planungsanforderungen gerecht zu werden, aber die gartenseitige Seite ist flach, entsprechend dem Wunsch des Eigentümers. Von der Straße aus gibt es auch keine sichtbaren Fenster, während auf der gartenseitigen Seite großzügige Verglasungen angebracht sind.
Für weiterführende Informationen zu kinetischen Bauten ist das 2008 erschienene Buch des Architekturexperten Chad Randl zu empfehlen: Revolving architecture: a history of buildings that rotate, swivel, and pivot. Randl zufolge gibt es zu diesem Zeitpunkt weltweit an die 100 individuell gestaltete rotierende Häuser.
Als nächstes kommen die Dome - ebenfalls rund, äußerst sinnvoll und schön, aber im allgemeinen nicht drehbar.
Weiter mit den geodätischen Domen ...