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Windenergie und Architektur (II)

2007

Hypergreen Grafik

Hypergreen (Grafik)


Der Architekt Jacques Ferrier aus Paris beteiligt sich 2007 mit seinem 246 m hohen Wolkenkratzer namens Hypergreen an einem Wettbewerb. Das Gebäude soll zu seiner Energieversorgung neben Geothermie und Sonne auch integrierte Windkraftanlagen nutzen.

Das im Jahr 2005 begonnene Forschungsprojekt Hypergreen wird von der Agentur Jacques Ferrier Architecte in Zusammenarbeit mit der Lafarge-Gruppe durchgeführt.

Es ist das Konzept eines Turmes zur Mischnutzung, der in den großen Mega-Städten wie Shanghai, Hongkong, Tokio oder Sao Paulo etabliert werden soll.

Auch dieses Projekt hat noch keine Schritte zu seiner praktischen Umsetzung gemacht.


Bill Dunster und seine ZEDfactory Ltd. gestalten den SkyZED Flower Tower, der in Wandsworth Roundabout, Westlondon, errichtet werden soll.

Hier sind neben zwei großen Turbinen auf den Dächern auch diverse kleinere zwischen den vier Blütenblätter-artigen Gebäudeteilen geplant. Außerdem soll sich im freien Innenraum zwischen den 35-stöckigen Gebäudeteilen ein 5 Stockwerke hoher Senkrechtachser drehen.

2007 werden die Baukosten auf 60 Mio. Pfund beziffert, von einer Verwirklichung des Projekts ist bislang nichts bekannt.

Das gleiche Prinzip sollte bereits 2004 bei einem 15-stöckigen Wharf ZED Tower in Hammersmith, ebenfalls in Westlondon, umgesetzt werden – was wegen der dort gültigen Traufhöhe von maximal 5 Stockwerken jedoch abgelehnt worden ist.

Anti-Smog Konzept Grafik

Anti-Smog (Grafik)


Vom Design her wesentlich durchdachter und organischer, präsentiert sich das Baukonzept Anti-Smog, als Prototyp einer post-industriellen Gegend von Paris, in der eine neue Architektur erfunden wird, die selbstversorgend und umweltreinigend ist.

Bei dem 2007 erstmals öffentlich präsentierten Konzept von Vincent Callebaut Architectures handelt es sich um ein Ensemble aus zylindrischem Hochhaus und einer vorgelagerten Inselstruktur, die eine Seine-Brücke überspannt.

Die Fassaden sowie die Dachstruktur bestehen aus parzellenweise abwechselnd angeordneten Grünräumen und Feldern mit 2-Blatt-Rotoren.

Besonders interessant finde ich die den Hauptturm umlaufende Spiralstruktur, um die wiederum die luftverbessernde und energieerzeugende Außenhaut gelegt wird.

ECO-MIC Detail Grafik

ECO-MIC Detail
(Grafik)

Auf dem Dach des Hochhauses sollen außerdem Solarzellen installiert werden, wodurch das Ganze eine positive Energiebilanz erreichen und außerdem auch noch die umgebende Luft reinigen soll. Dies geschieht durch den photokatalytischen Effekt einer mit Titanium-Dioxid angereicherten Oberfläche des Bauwerks.

Das Projekt ist auf der Homepage von Vincent Callebaut detailliert beschrieben, alleine die exzellente grafische Aufarbeitung lohnt einen Besuch.

Im selben Jahr stellt der engagierte und sehr aktive Architekt auch das Konzept eines Öko-Turms namens ECO-MIC (Ecological and Metropolitan Infographic Center) vor, welchen er für Mexico City entwirft.

Neben der Solarthermie-Nutzung sollen an den Fassaden in großer Zahl angebrachte Dreiblattrotoren Windstrom erzeugen.

In beiden Fällen ist es bislang leider bei schön ausgearbeiteten Entwürfen geblieben.


Eine völlige neue Hochhauskonzeption bildet die 2007 vorgestellte sogenannte Dynamic Architecture, die erstmals in Dubai umgesetzt werden soll. Dabei handelt es sich um ein Gebäude, das durch ständige Bewegung seine Form verändert – und außerdem noch in der Lage ist, sowohl für sich selbst als auch für andere umliegende Gebäude elektrische Energie zu erzeugen.

Der 330 Mio. $ (andere Quellen: 700 Mio. $) teure Entwurf des italienisch-israelischen Architekten David Fisher und seiner Firma Infinity Design Co. sieht eine Kombination aus Hotel, Wohn- und Büro-Turm mit einer Gesamtbaufläche von 146.000 m2 vor, bei dem sich jede Etage - unabhängig - 360° um die Gebäudeachse drehen kann, was zu einer sich ständig verändernden architektonischen Form führt. Eine ganze Drehung dauert dabei 90 Minuten.

Während sich die unteren Etagen entsprechend der Computerprogramme einer zentralen Steuerung drehen, haben die obersten fünf Ebenen sogar die Freiheit, ihren Ausblick mittels einer Fernsteuerung selbst zu bestimmen!

Zwischen den einzelnen Etagen aus vorgefertigten Elementen befinden sich, fast versteckt, jeweils zwei horizontal um die Gebäudeachse rotierende Windenergieturbinen, von denen jede 300 kW erzeugt.

Die in der Rotating Towers technology factory in Italien entwickelten Turbinen sollen dank ihrer besonderen Form aus Kohlefasern völlig lautlos sein. Gemeinsam mit einer Solaranlage auf dem Dach kann damit Strom im Wert von jährlich rund 7 Mio. $ erwirtschaftet werden.

Dynamic Building Detail

Dynamic Building
(Detail)

An dem Projekt sind die Mejren Group von Scheich Mejren bin Sultan, ein Entwicklungsbüro namens Kriston Co. mit Sitz in Athen, sowie die Firma Gowealthy, ein Immobilien-Marketing-Unternehmen in Dubai, beteiligt. Baubeginn soll Mitte 2008 sein, die Bauzeit wird mit 22 Monaten angegeben.

Von einem tatsächlichen Baubeginn ist allerdings nichts bekannt (wie überall wird auch hier die weltweite Finanzkrise als Grund angeführt), doch das Konzept gewinnt im November 2008 immerhin den World Architect of the Year Preis in den USA, und im Dezember den Confapi Innovationspreis in Bari, Italien. Auch das Magazin Time führt den Dynamic Tower in der Ausgabe vom 10. November 2008 in seiner Liste ,Best Innovations of the Year’ auf.

In den technischen Angaben auf der Hompage von David Fisher wird Anfang 2010 sogar von einem 80-geschössigen Bau mit 420 m Höhe gesprochen. Die Apartmentgrößen rangieren von 124 m2 (3,7 Mio. $) bis zu 1.200 m2 (36 Mio. $) - samt Garage innerhalb des Apartments: „In diesen Wolkenkratzern können Sie ihren Ferrari am Eingang Ihres Luxusappartements parken und mit speziellen Fahrzeugaufzügen hinauf fahren. Die Tür des Aufzugs öffnet sich über ein sprachgesteuertes Sicherheitssystem, und Ihr Wagen wird auf Ihrem persönlichen Appartementparkplatz geparkt.“ Ich hoffe, daß dies auch mit Elektrofahrzeugen funktioniert (sic!).

Die ersten 20 Etagen sind als Büros konzipiert, bis Etage 35 soll es ein Hotel geben, und bis zur 70. Etage Luxusappartements. Die darüber befindlichen 10 Etagen werden als ‚luxuriöse Villen’ bezeichnet. Sie verfügen über Schwimmbecken im Innenbereich, sowie offene Gärten. Die Rotating Tower Technologie Company, geleitet von der Dynamic Architecture Group, eröffnet im Oktober 2008 die Reservierungsliste für den ersten Dynamic Tower in Dubai.


Ein weiteres, teilbewegliches Gebäude soll übrigens im Herzen der russischen Hauptstadt Moskau gebaut werden. Der Turm, dessen Baubeginn für den Sommer 2008 angesetzt wird, soll über 70 Stockwerke verfügen und eine Höhe von 400 m erreichen.

Entwickler ist die internationale MIRAX GROUP Co. mit Sitz in Moskau, welche die Gesamtsumme der Investitionen für den Bau mit über 400 Mio. $ beziffert. Die Gesamtfläche wird fast 110.000 m2 umfassen, mit Büros und Geschäften in den unteren, nicht-beweglichen Stockwerken, während die oberen, beweglichen Stockwerke als Appartements und Penthouses gedacht sind. Über den Einsatz erneuerbarer Energien wird dagegen nichts gesagt. Der Bauabschluß ist für die erste Hälfte des Jahres 2011 geplant.

Bislang gibt es jedoch noch keine Bestätigungen für den Baubeginn beider Gebäude, und nach dem enstprechenden Hype, der bis Ende 2008 geht, wird es um die Projekte auch sehr schnell wieder ruhig.


Da der Arabische Golf die aktuelle Spielwiese für architektonische Innovationen bildet, verwundert es nicht, daß das Dortmunder Büro Gerber Architekten International GmbH ab dem Jahr 2006 an dem Konzept einer Transformation altarabischer Baukunst arbeitet – in Gestalt des Burj Al-Taqa - Energy Tower. Das erste Null-Primärenergie Hochhaus für den Mittleren Osten basiert auf den Klimatisierungstechniken der historischen Windtürme Arabiens, und wird 2007 in Bahrain, Riad und Dubai vorgestellt.

Burj al Taqa (Grafik)

Burj al Taqa
(Grafik)

Die traditionellen Windtürme fangen den Wind über dem Gebäude ein und leiten ihn kühlend durch das Gebäudeinnere. Die Jahrhunderte alte Technik ermöglicht eine ökologische Form der Gebäudekühlung, da hierfür allein die Energie des Windes genutzt wird. In ihrer modernen Form wird die heiße Außenluft über Kanäle am Meeresgrund oder im Erdreich vorgekühlt. Eine Doppelfassade, die den Energy Tower vollständig umhüllt, dient dabei als Abluftfassade.

Der Burj Al-Taqa mit einer Gesamthöhe von 322 m und 68 Stockwerken ist nicht nur äußerst sparsam im Energieverbrauch, sondern erzeugt die Energie, die er benötigt, zu 100 % selbst - und ausschließlich aus den erneuerbaren Energiequellen Sonne, Wind und Meer. Zur Speicherung überschüssig produzierter Energie sollen Wasserstoff- und Heißwassertanks genutzt werden.

Auf der Spitze des Gebäudes erzeugt eine 61 m hohe Weiterentwicklung der Darrieus-Turbine mit flammenähnlicher Form Strom aus Windkraft – wodurch das Gebäude ein wenig an eine Kerze erinnert. Schutz vor Aufheizung des Gebäudeinneren bietet ein 4.000 m2 großer sogenannter Solar-Schild - eine mit der Sonne um das Gebäude rotierende und mit Photovoltaikzellen beschichtete Schale, die zugleich Sonnenstrom erzeugt. Weitere 8.000 m2 Solarzellen befinden sich auf den Dächern der zwei- bis dreigeschossigen Verkaufsbereiche am Fuß des Gebäudes.

Auf einem Gewässer neben dem Energy-Tower schwimmt außerdem eine ‚Solarinsel’ mit gekrümmten Spiegeln, die Wasser in einem Rohr erhitzen. Die dadurch entstehende Energie wird für die Kühlung des Turmes benutzt. Der Prinz von Bahrain soll bereits Kaufinteresse angemeldet haben, möglicherweise wird dadurch die Almoayed Holdings in Manama zum ersten Bauherrn dieser neuartigen Hochhausform.

Dem Stand von 2012 nach ist das Projekt noch immer in der Schwebe - zumindest ist noch keine offizielle Absage erfolgt.


2008

Konzept von The Tower (Grafik)

The Tower
(Grafik)


Im Februar 2008 wird der Ökoturm der britischen Firma Popularchitecture erstmals öffentlich vorgestellt. Mit seiner Höhe von rund einer Meile (bzw. 1,6 km) würde der Turm die Skyline Londons dominieren und gleichzeitig das höchste Gebäude der Welt sein.

In den 500 Stockwerken des Eco Tower sind neben Geschäften und Kneipen auch Schulen und Krankenhäuser vorgesehen, die Gesamtpopulation des Gebäudes wird mit 100.000 Personen angegeben.

Alle 20 Stockwerke ist eine große Öffnung vorgesehen, hinter denen sich öffentliche Räume mit botanischen Gärten, Eisbahnen und Schwimmbädern befinden, während sich hinter kleineren Öffnungen Windkraftanlagen verbergen, die einen Großteil der benötigten Energie erzeugen sollen.

Genauere technische Details werden nicht bekanntgegeben, es ist auch fraglich, ob der zumeist nur The Tower genannte Wolkenkratzer bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage überhaupt finanziert werden kann. Falls ja, dann soll er in Tower Hamlets in East London errichtet werden.


Im März 2008 präsentieren die Architekten Adrian Smith und Gordon Gill ihren Clean Technology Tower.

Clean Energy Tower (Grafik)

Clean Energy Tower
(Grafik)

Der Turm ist nach den Prinzipien der Biomimikry gestaltet, also der technologischen Imitation biologischer Strukturen und Prozesse.

Geplant wird das Hochhaus für Chicago, es soll neben Büroflächen ein großes Hotel, einen Wellnessbereich und auf Straßenebene Einzelhandelsflächen umfassen.

In den Ecken des Bauwerks sind Darrieus-Rotoren integriert, deren Zahl mit zunehmender Höhe ebenfalls zunehmen soll.

Um ihren effektiven Betrieb zu gewährleisten sollen sie in aerodynamisch optimierten Nischen untergebracht werden, bei denen der Venuri-Effekt wirksam wird.

An der Spitze des Turmes soll außerdem ein ganzes Feld aus gewundenen Darrieus-Rotoren installiert werden, wobei deren Effizienz durch eine strömungsverstärkende Dachstruktur deutlich gesteigert werden soll, die gleichzeitig dazu dient, das Innere des Turms zu belüften.

Das Dach selbst ist gleichzeitig eine einzige PV-Anlage aus transparenten Solarzellen.


Im selben Monat wird bekannt, daß die Entwicklungsfirma Trammell Crow Co. in der Stadt Huston umgehend mit dem Bau eines 29-stöckigen und 149 m hohen Büroturms beginnen wird, der bereits im vergangenen Jahr angekündigt worden war.

Den Schätzungen zufolge könnten die Kosten des Projekts einen Umfang von mehr als 300 Mio. $ erreichen.

Für uns interessant ist, daß an der Spitze der neuen, 30-stöckigen Bürohochhauses Discovery Tower auch 10 Windkraftanlagen installiert werden – auch wenn klar ist, daß es sich dabei primaär um ein  Design-Statement handelt, das der Vermarktung des Gebäudes dient.

Leere Rotorzeile des Discovery Tower

Leere Rotorzeile
des Discovery Tower

Das von dem internationalen Architekturbüro Gensler entworfene 300 Mio. $ Gebäude wird von der Firma Gilbane Building Co. gebaut, und im Juni 2010 eröffnet. Es ist unter anderem mit wassersparenden Installationen und effizienten Heiz- und Kühlsystemen ausgestattet.

Bereits im Januar 2009 hatte die Hess Corp. den gesamten Turm grmietet – worauf er den neuen Namen Hess Tower bekommt.

In dem Bericht eine Kritikers vom Dezember 2012, aus dem auch die hier gezeigte Abbildung stammt, ist jedoch zu lesen, daß in der Zwischenzeit ein Stück einer der Turbinen auf die Straße fiel, und dabei möglicherweise ein Fahrzeug beschädigt hat.

Als Reaktion darauf waren die pro Stück rund 30.000 $ teuren V3.5 Turbinen bereits im Dezember 2010 wieder entfernt worden, wie man auf dem Foto sieht – und dies, obwohl der ganze Spaß schätzungsweise ca. 1 Mio. $ gekostet hat. Pläne, die bisherigen Turbinen durch andere zu ersetzen,  gibt es offenbar keine.


Ein völlig neues System der Integration von Windenergie-nutzenden Techniken in die Gebäudestruktur, bildet die ‚grüne Umhüllung’ namens Nano Vent-Skin (NVS) des Designers Augustin Otegui und seiner Firma NOS Design aus Mexico-City, die im Mai 2008 bekannt wird.

Dabei handelt es sich um ein Netzwerk aus Bio-Mikroturbinen (10,8 x 25 mm), die aufgrund ihrer organischen Struktur Energie aus Wind und Sonne umwandeln können.

Nano Vent Skin Konzept (Grafik)

Nano Vent Skin
Konzept (Grafik)

Die bislang nur konzipierten NVS-Elemente sind biotechnologische Organismen aus einer Nano-Fertigung, bei denen verschiedene Arten von Mikroorganismen zusammenarbeiten, um natürliche Energie aus der Umwelt zu absorbieren und zu transformieren. Einen weiteren Vorteil der Verwendung von lebenden Organismen bildet deren Aufnahme von CO2 aus der Luft.

Die Außenhaut der Struktur absorbiert das Sonnenlicht durch eine organische Photovoltaik-Haut, und überträgt die Energie auf Nano-Fasern im Inneren der Verdrahtung, von wo aus sie zu Speichereinheiten am Ende jeden Einzelelements geleitet wird.

Die Mikro-Turbinen produzieren den Strom durch chemische Reaktionen an ihren beiden Enden, welche mit der Rahmenstruktur verbunden sind. Verantwortlich dafür sind polarisierte Organismen, die den Prozeß bei jeder Umdrehung neu in Gang setzen.

Die innere Haut der Mikro-Turbinen arbeitet wiederum wie ein Filter, und absorbiert CO2 aus der Umwelt, wenn der Wind hindurch bläst.

Die Vernetzung des gesamten Systems sorgt dafür, daß beim Bruch oder Defekt einer Mikro-Turbine sofort ein Signal durch die Nano-Drähte an das Zentralsystem gesendet wird, woraufhin automatisch Baumaterial durch das zentrale Rohr geschickt wird, um den Störungsbereich durch einen selbstmontierenden Prozeß zu regenerieren.

Die interessante Technologie soll Otegui zufolge aber auch noch viele andere Einsatzbereiche haben, so zum Beispiel in Autobahn-Tunnels oder Trennbarrieren von Straßen, um deren Beleuchtung zu versorgen, aber auch in Eisenbahntunnels, in denen der von der Geschwindigkeit der Züge erzeugte Wind genutzt wird, um Elektrizität für die Lichter der nächsten Station zu liefern.

Trotz der vielen Presse, die das NVS-System bekommt, ist bislang leider nichts davon zu sehen, daß dieser hochspannende Ansatz weiter verfolgt wird.


Im Juni 2008 wird aus Chicago gemeldet, daß neben dem beachtlichen Gründach-Programm der Stadt, und einem Projekt für grüne Straßen, nun noch eine weitere nachhaltige Initiative in Form einer Eco-Bridge gebaut werden soll.

Die vorgeschlagene Öko-Brücke wird dem Monroe Hafen als Wellenbrecher dienen, den Standort für eine Kette von Windturbinen bilden, und als Erholungsraum für Bewohner und Besucher genutzt werden können.

Ein derartiger Brückenbogen war schon in den frühen 1900er Jahren konzipiert worden, und zwar als Teil des 1909 vorgelegten Burnham-Plans für Chicago.

Die neue Brücke wird nun von der lokalen Firma Adrian Smith + Gordon Gill Architecture entworfen. Sie soll 3,2 km lang werden und die entgegengesetzten Enden der Innenstadt mit dem Grant Park verbinden.

Chicago hofft, mit der Brücke seine Chancen bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2016 zu verbessern, und daß der ebenfalls vorgesehene Aussichtsturm dann dazu verwendet wird, die olympische Flamme zu beherbergen. Die Brücke wird dann aber doch nicht gebaut – und Vergabe erfolgt an Rio de Janeiro. Ätsch!

Tornado Tower Grafik

Tornado Tower
(Grafik)


Sehr interessant, wenn auch ästhetisch etwas gewöhnungsbedürftig, wirkt der Entwurf des Tornado Tower durch Vision Division in Zusammenarbeit mit Markus Wagner von Svens Standard, der als neues Opernhaus für Taipei, Taiwan, gedacht ist.

Die gesamte Fassade des im Juli 2008 erstmals präsentierten, wolkenartigen Designs besteht aus Windenergie-nutzenden Elementen, die als Vielblatt-Rotoren mit senkrechter Achse, ähnlich einem liegenden Wasserrad, konzipiert sind.

Die Energie, die durch den Tornado Tower generiert wird, liefert nicht nur Strom für das Kunstzentrum des Turms, sondern soll quantitativ ausreichen, um eine ganze Stadt zu versorgen.

Leider gewinnt der Tornado Tower den Designwettbewerb für das Tapei Performing Arts Center nicht, stattdessen wird ein relativ nüchterner Entwurf des Office for Metropolitan Architecture (OMA) als Sieger ausgewählt.

Anmerkung: Dieser Entwurf hat nichts mit dem 200 m hohenTornado Tower zu tun, der als das neue Wahrzeichen von Doha gilt, und den Namen wegen seiner Form trägt, die ein klein wenig an einen Tornado gemahnt.

IFC von KEO Grafik

IFC von KEO
(Grafik)


Ein weiteres Hochhaus, das an seiner Spitze mit Windkraftanlagen ausgestattet werden soll, und das in diesem Monat in den Fachblogs erscheint, ist das 40-stöckige Gebäude des Sabah Al Ahmed International Finance Center (ICF) der Firma KEO International Consultants, das in Kuwait errichtet werden soll.

Dem Design kann man entnehmen, daß es sich dabei um senkrecht stehende, spiralförmige Darrieus-Rotoren handelt. PV-Systeme sollen einen weiteren Teil des Energiebedarfs decken.

Neben Büroetagen ist auch hier ein 4-Sterne-Businesshotel mit 200 Zimmern eingeplant, außerdem gibt es vier übereinander liegende Innenhof-Atrien, die jeweils 8 -13 Stockwerke umfassen.

Falls das Hochhaus tatsächlich gebaut wird, wäre es das erste Öko-Hochhaus mit LEED-Zertifizierung in Kuwait. Bis zum aktuellen Update Ende 2014 ist dies allerdings noch nicht geschehen.


Im November 2008 stellt das Atkins Designs Studio den Plan für einen über 600 m hohen Anara Tower vor, der in Dubai von der Baufirma Tameer Holding Investment errichtet werden, und anschließend als deren Hauptquartier dienen soll.

Das Hochhaus mit 125 Etagen krönt ein gewaltiger Windrotor – der allerdings nur als Designelement gedacht ist, und sich auch gar nicht drehen kann, wie die Presse berichtet.

Anara Tower Detail Grafik

Anara Tower Detail
(Grafik)

Statt dessen beherbergt die Gondel des überdimensionalen Propellers ein verglastes Luxus-Restaurant. Der Kommentar dazu in einigen Blogs ist eindeutig: Dubious Dubai.

Die Architekten haben alle 27 Etagen offene Gärten vorgesehen, außerdem wird angestrebt, die Effizienz des Wolkenkratzers zu maximieren, indem Wassereinsparungs- und Energieeffizienzstrategien umgesetzt, und möglicherweise auch erneuerbare Energiequellen installiert werden. Details dazu gibt es jedoch keine.

Die Bauarbeiten sollten Ende 2009 beginnen - tatsächlich wird zu diesem Zeitpunkt jedoch die Streichung des Projekts bekanntgegeben, vermutlich ebenfalls aufgrund der aktuellen Finanzkrise.


Eine lobende Erwähnung bei der 2008 Skyscraper Competition erhält der Entwurf Wind Catcher Tower des deutschen Architekten Dipl. - Ing. Tassilo Hager aus Köln Lindenthal, der wie ein gebäudegroßer, leicht gedrillter Savonius-Rotor aussieht.

Das 560 m hohe Gebäude hat 125 Stockwerke und kann für verschiedene Aktivitäten genutzt werden, wie Einzelhandel, Büros, Wohnungen und Penthouse-Etagen.

Da Statiker im Fall von Hochhäusern den Wind als bedeutenden Belastungsfaktor definieren, sieht es Hager als sinnvoll an, einen aerodynamisch optimierten Wolkenkratzer zu entwerfen, der in der Lage ist, die Windkraft zu absorbieren und es verwenden, um Strom zu produzieren.

Umgesetzt werden soll dies, indem das Gebäude auf einer rotierenden Plattform errichtet wird, womit der Turm jederzeit die richtige Position einnehmen kann, in der seine Oberfläche den Wind optimal einfangen kann. Die Windströmung würde beschleunigt nach oben geleitet werden, und dort durch drei Windgeneratoren zu ziehen, die auf der letzten technischen Etage in einer vertikalen Position installiert sind. Der Wind an der Oberfläche des Gebäudes könnte aber auch die Klimaautomatik unterstützen.

Die Stahlböden der Etagen sind an den zentralen Kern montiert, in dem sich auch die Aufzüge und Fluchttreppen befinden. Der Strom für die langsam und sanft bewegliche Plattform soll durch den autarken Turm selbst generiert werden.  

Eco-Laboatory (Grafik)

Eco-Laboatory (Grafik)


Ein Team von Weber Thompson Architects aus Seattle entwirft mit dem Eco-Laboratory das Design eines der innovativsten und nachhaltigsten Gebäude dieses Jahres, mit dem es sich an dem Cascadia Natural Talent Design-Wettbewerb 2008 beteiligt - und dort auch prompt den ersten Preis gewinnt.

Bei dem Eco-Laboratory Konzept handelt es sich um die Konstruktion eines preisgünstigen Wohnhauses mit einen Job-Trainingcenter, einem Obdachlosenheim, einer Gesundheitsstation und einem öffentlichen Markt für landwirtschaftliche Produkte.

Das Bauwerk integriert ein Regenwasser-Sammelsystem; hydroponische Gärten, um Nahrung für die Gemeinschaft zu erwirtschaften, ein biologisches Abwasserreinigungssystem sowie unterirdische Rohre, welche die in das Gebäude strömende Luft reinigen.

Außerdem gibt es Sonnenkollektoren, Vertikalachsen-Windturbinen auf den Dächern und an der Seite der ‚Felder’, sowie Brennstoffzellen, die mit Methan angetrieben werden, das als Nebenprodukt der Abwasserreinigung gewonnen wird.

Im Laufe des Jahres 2008 wird das für Seattle konzipierte Projekt außerdem mit dem 1. Preis der nationalen Natural Talent Design Cometition ausgezeichnet.


Der bereits erwähnte Architekt Vincent Callebaut schlägt 2008 auch eine Lösung für Klimaflüchtlinge vor: schwimmende Ökostadt-Inseln namens Lilypad, die ab 2058 die Ozeane bevölkern sollen.

Für ihre Nennung an dieser Stelle sind in erster Linie die vielen Windkraftrotoren verantwortlich, die an diversen Stellen der ringförmigen Außenseite der schwimmenden Gebäude installiert sind.

Neben dem Wind soll aber auch Energie aus anderen Quellen gewonnen werden: Solarthermie und Photovoltaik, Wasserströmungen, osmotisch Energie und Biomasse.


Ebenfalls im Jahr 2008 stellt das Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron aus Basel den Entwurf eines für Paris geplanten Gebäudes vor, das aus einen Blickwinkel wie eine massive Pyramide aussieht, während es aus einem anderen schwindelerregend dünn ist. Der ursprüngliche Name, Delanoë-Turm, nach dem sozialistische Bürgermeister Bertrand Delanoë, der darum gekämpft hat, um Hochhäuser in die flach gebaute Stadt zu bringen, wird schnell wieder aufgegeben.

Le Projet Triangle Grafik

Le Projet Triangle
(Grafik)

Im September 2011 erhält das inzwischen Le Projet Triangle genannte Projekt die Baugenehmigung des parteiübergreifenden Rates von Paris, womit nun gute Chancen bestehen, daß es – wie geplant – bis 2017 abgeschlossen werden kann. Als Standort ist ein bereits Gelände rund 200 m vom Porte de Versailles entfernt ausgewählt.

Die 180 m hohe Pyramide wäre das erste Hochhaus seit 1977, dessen Bau für die Stadtmitte von Paris zugelassen wird, nachdem der damalige Bürgermeister von Paris, Jacques Chirac, ein entsprechendes Verbot von Häusern mit mehr als 37 m Höhe ausgesprochen hatte. Außerdem wäre es nach dem Eiffelturm und dem Tour Montparnasse das dritthöchste Gebäude der Stadt. 

Die Orientierung des 42-stöckigen Bauwerks, das so schlank ist, daß es in der einen Richtung praktisch keine Schatten wirft, soll ferner so optimiert werden, daß es sowohl Solar- wie auch Windenergie nutzen kann. Details darüber, welche Rotoren dabei eingesetzt werden, gibt es bislang nicht.

Das privat finanzierte Gebäude des Projekteigentümers VIPARIS soll neben Büros auch ein Luxushotel mit Blick auf das Stadtzentrum enthalten, dazu gibt Pläne für Luxus-Boutiquen, ein Panorama-Restaurant, ein Schwimmbad, hängende Gärten und einem Babel-ähnliches ,Museum der Sprachen der Welt.

Nach Verzögerungen, die auf Ermittlungen der AMF im Jahr 2013 im Zusammenhang mit der Vergabe öffentlicher Aufträge zurückgehen, soll die Realisierung des anspruchsvollen 520 Mio. € Projekts tatsächlich im folgejahrstarten - auch wenn es bereits Proteste dagegen gibt. Im November 2014 wird das Projekt vom Pariser Stadtrat jedoch mit knapper Mehrheit von 83 zu 78 Stimmen abgelehnt. Die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigt daraufhin an, gegen das Votum klagen zu wollen.

 

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