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MUSKELKRAFT

Rollschuhe (1)


Über die Geschichte der Rollschuhe habe ich schon zu Beginn dieses Kapitelteils berichtet. Der erste Boom endet im Weltkrieg, und erst in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren kommt neues Leben in diese muskebetriebene Forbewegungsmethode, wobei nun Rollschuh-Rennen die Hauptattraktion bilden, die sogar als Sechstagerennen stattfinden. Das erste Roller-Derby-Rennen, ein Vollkontaktsport mit Rollschuhen, wird 1935 von dem Sportpromoter Leo A. Seltzer in Chicago veranstaltet.


Interessant finde ich die Abbildung aus dem US-Magazin Popular Mechanics vom Juli 1936, auf welcher japanische Rollschuhe für rauhe Oberflächen zu sehen sind, die mit Ketten ausgestattet sind, welche über Sätze von mehreren Rädern laufen.

Um die Rollschuhe an den Füßen zu halten, gibt es Hosenträger-ähnliche Bänder, die um das Bein angebracht werden. Leider sind keine weiteren Informationen darüber zu finden.

Im selben Jahr läßt sich Christian S. Siffert aus Deerfield, Illinois, das Design für einen kostengünstigen Inline-Skate mit drei kugelgelagerten Rädern in Reihe patentieren, der sowohl auf Gehwegen, als auch – durch den Wechsel zu scharfkantigen Rädern – auf Eis verwendet werden kann  (US-Nr. 2.113.862). Im Gegensatz zu den Entwürfen anderer Erfinder wird sogar ein Produkt daraus, und Mitte der 1940er Jahre beginnt die Firma AFCO Products Inc. in Chicago mit der Herstellung und Vermarktung unter dem Namen Jet Roller Skate und zu einem Preis von 4,95 $ inkl. Versand. Der Schlittschuh-Zusatz kostet weitere 2,25 $. Trotzdem bleiben die Verkaufserfolge bescheiden.

In Europa erlebt das Rollschuhfahren erst in den 1950er Jahren seine Glanzzeit, als es sich nach und nach zum Volkssport entwickelt, um dann letztendlich vor allem von Kindern betrieben zu werden.

Inline-Skates der Rocket Skate Co.

Inline-Skates der
Rocket Skate Co.


Ein neuartiges Modell mit zentrierten Rädern, das diesen Rollschuhen das Gefühl und die Manövrierfähigkeit von Schlittschuhen gibt, wird im November 1953 im US-Magazin Popular Science vorgestellt.

Mit den abgerundeten statt flachen Räder aus künstlichem Gummi sollen die Skates der Firma Rocket Skate Co. aus dem kalifornischen Burbank leiser und schneller sowie besser für Wenden und plötzliche Stopps geeignet sein.

im Jahr 1960 lassen russische Rollschnelläufer die Inline-Idee wieder aufleben, was aufgrund des damaligen eisernen Vorhangs aber erst später im Westen bekannt wird. Auch in der ehemaligen DDR werden Inline-Skates als Eisschnellauf-Trainingsgerät für den Sommer eingesetzt. Einen Marktdurchbruch schaffen die mit Kunststoffrollen versehenen Schlittschuhe allerdings nicht.


Auch die ab 1960 produzierten Rollschuhe der Firma Chicago Skate Co., die häufig als die ersten modernen Inline-Skates bezeichnet werden, lassen sich nur zögerlich vermarkten.

Dies passiert auch Friedrich Mayer in Deutschland, der die ersten deutschen Inline-Skates erfindet und diese als Zwei-Rollen-Inline-Skate im Oktober 1970 zu Patent anmeldet. Da zu dieser Zeit gerade die sogenannten Roller-Skates groß in Mode kommen – die mit ihren zwei Achsen, breiten Gummi-Rollen und einem dicken Stopper vorn auch als Disco-Roller bezeichnet werden – interessiert sich kein Hersteller für Mayers Patent.


Beginnenden Erfolg hat erst der damals 19-jährige Eishockey-Spieler Scott Olson aus Minnetonka in Minnesota, dem im Jahr 1979 im Schaufenster eines kleinen Sportgeschäfts das Inline-Skate-Modell eines Hobby-Tüftlers auffällt, da er schon länger über moderne Rollschuhe nachdenkt, um auch im Sommer nicht auf seinen Sport verzichten zu müssen.

Olson kauft daraufhin den gesamten Lagerbestand und verbessert die Konstruktion gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Brennan in monatelanger Arbeit immer weiter. Anderen Quellen zufolge soll es sich bei der Vorlage um patentierte Rollschuhe der Firma Super Skate Inc. aus dem kalifornischen Marina Del Ray handeln, bei denen als Erfinder ein Morris L. Silver aus Los Angeles genannt wird (US-Nr. 3.880.441, beantragt 1973, erteilt 1975).

Rollerblade

Rollerblade

In der 1980 von Olson gegründeten Firma Rollerblade Inc. beginnt 1981 die erste Serienproduktion der Inline-Skates, bei denen drei, vier oder auch fünf Rollen in einer Linie unter dem Schuh verlaufen. Die Rollerblades haben aber noch einige Konstruktionsfehler: sie sind schwierig anzuziehen und einzustellen, anfällig für Schmutz und Feuchtigkeit in den Kugellagern und auch die Räder sind schnell  beschädigt. In den ersten beiden Jahren werden sie zudem noch ohne Bremse verkauft, und erst 1982 wird ein Stopper hinzugefügt, der aber nicht gut funktioniert und deshalb 1984 durch eine Fersenbremse ersetzt wird.

Doch schon zwei Jahre später muß sich der Entwickler aus finanziellen Gründen von seinem kleinen Unternehmen trennen – das 1984 von der italienischen Firma Benetton Sportsystem gekauft wird. Deren Besitzer Robert Naegele Jr. überarbeitet die Skates und bringt mit dem Lightning TRS das erste erfolgreiche Modell auf den Markt. Das Modell überflügelt bald darauf die bis dahin dominierenden Rollschuhe und das Unternehmen ist lange Zeit der einzige Hersteller. Mit dem neuen Inhaber tritt der Name Rollerblade seinen Siegeszug um die ganze Welt an und wird für lange Zeit zum Synonym für Inline-Skates. 2003 wird die Firma von der ebenfalls intalienischen Tecnica Group übernommen.

Scott Olson beschäftigt sich übrigens mit seiner neuen Firma SkyRide Technology ab 2011 mit der Vermarktung eines schienengeführten Skyride-Systems, über das ich bereits weiter oben gesprochen haben. Außerdem bietet er im Rahmen einer weiteren Firma namens RowBike seit 2014 die gleichnamigen Ruderräder an, die unter den Zweirädern erwähnt wurden (s.d.).


Zwischenzeitlich wird die Ballsportart Roller Hockey (o. Rollhockey), die auf Rollschuhen ausgeübt wird, zum ersten Mal als Demonstrationssportart bei den Olympischen Spielen von Barcelona im Jahr 1992 vorgeführt. Initiator ist der spanische Nationaltorwart der 1950er Jahre Juan Antonio Samaranch. Es wird die einzige Sportart, in der sämtliche Spiele ausverkauft sind. Das Finale gewinnt Argentinien vor 17.000 Zuschauern mit 8:6 gegen Spanien.

Interessanterweise hatte das erste notierte Hartball-Rollen-Hockey-Spiel schon im Jahr 1878 in London stattgefunden, wo es anfänglich als Roller Polo bekannt ist. In den Vereinigten Staaten wird der Sport im Jahr 1882 mit der Gründung des National Roller Polo League in Dayton, Ohio, eingeführt, mit Teams in sieben Städten – und in den frühen 1900er Jahren spielen sogar illustre Stummfilmstars wie Stan Laurel und Charlie Chaplin Roller Hockey.

Heute gibt es neben dem Rollhockey, das traditionell mit klassischen Rollschuhen gespielt wird, auch noch die Mannschaftssportarten Inlinehockey und Inline-Skaterhockey (o. Streethockey).

Wheels Of Doom

Wheels Of Doom


Bob Childs veröffentlicht 1993 die Anleitung zum Eigenbau von Off-Road-Skates mit großen Rädern von über 12 Zoll, die er im Jahr zuvor zum Skaten mit einem Lenkdrachen entworfen hatte. Weshalb sie auch nur ausnahmsweise hier aufgeführt werden.

Über die massiven, Wheels Of Doom genannten Rollschuhe ist ansonsten nur wenig bekannt, bei passendem Wind soll mit ihnen eine Geschwindigkeit von bis zu 90 km/h erreichbar sein.


Wie direkt aus der Zukunft wirkt der ,Rollerman’ Jean Yves Blondeau, der im Jahr 1995 einen Spezialanzug mit Rollen am ganzen Körper entwickelt (Buggy Rollin Suit), mit welchem er auf dem Bauch liegend abschüssige Strecken entlang düst.

Im Laufe der Jahre wird der Anzug in der im französischen Albens beheimateten Firma Buggy Rollin immer weiter optimiert, und schon 1998 gibt es ein zu 100 % aus Carbon bestehendes und mit Kevlar verstärktes Modell, mit dem im Jahr 2000 eine Geschwindigkeit von 100 km/h erreicht wird.

2002 folgt eine Rüstung aus silbernem, spiegelnd poliertem Metall, mit der im Jahr 2003 ein Rekord von 110 km/h erzielt wird, der 2008 auf 116 km/h gesteigert werden kann. Auch wenn es sich bei dem Rollenanzug um kein alltagstaugliche Fortbewegungsmethode handelt, die zudem auch nicht als muskelbetrieben gelten kann, sollte die lustige Innovation nicht unerwähnt bleiben – als drastische Erweiterung des Rollschuhs auf den gesamten Körper.


Genau am anderen Ende der Größenskala angesiedelt sind die Freeline skates (o. Freeliner), die im Jahr 2003 in San Francisco von Ryan Farrelly als bessere Lösung zum Downhill-Skaten entwickelt und mit Hilfe von Jason Galoob in die kalifornische Skater-Szene eingeführt werden.

Freeline skates

Freeline skates

Mit den Skates – eine Mischung aus einem halbierten Skateboard und schuhlosen Inline-Skates – kann in gewissem Umfang das Fahrverhalten eines Snowboards auf Asphalt nachgeahmt werden, da der Vortrieb nicht durch Anschieben erzeugt wird, sondern durch Drehbewegungen des Oberkörpers in Verbindung mit Gegenbewegungen der Füße.

Das einzelne Skate besteht aus einer etwa 17 x 14 cm großen Platte aus Aluminiumguß, unter der hintereinander feststehend zwei Inliner-Rollen angebracht sind, während die Oberseite weder Schuhe noch Bindungen aufweist, zur Erhöhung der Griffigkeit aber mit Griptape belegt ist.

Ab 2005 werden die Skates von der Firma Freeline Skates Inc. hergestellt und u.a. unter dem Namen Xlider (o. Xglider) bekannt. In Deutschland werden sie seit 2008 zu einem Preis von rund 100 € verkauft, doch im Jahr 2013 ist nur noch die Meldung zu finden, daß die FB-Seite des Unternehmens dauerhaft geschlossen ist. Allerdings gibt es inzwischen andere Modelle, die vermutlich auch von anderen Herstellen stammen und unter Namen wie HUDORA 1200 – Skatesystem, SportPlus X-Skates, Freeline EdgeGuard Set oder Freeline Drift Skates angeboten werden.

Super Inline Skates

Super Inline Skates


Eine Weiterentwicklung unter den Namen Super Inline Skates (o. 720 Skates) des Designers Tay Kian Khuan erscheint im November 2007 in den Blogs.

Im Gegensatz zu der starren Räderreihe der üblichen Modelle besitzt die für Wettbewerbe konstruierte Neuentwicklung jeweils vor und hinten ein Räderpaar auf unabhängig rotierenden Zahnrädern, was Skatern die Möglichkeit gibt, an Ort und Stelle um 360º zu drehen oder auch seitwärts zu fahren. Ob diese Skates inzwischen produziert werden, ist mir nicht bekannt.


Auch die Idee der Schwerkraft-nutzenden Rollschuhe von 1909 taucht erst in den 1980er Jahren wieder auf – in Form der Anmeldung eines Patents mit dem Namen ,Self-propelled roller skate’ durch Hyman Suroff (US-Nr. 4.417.737, angemeldet 1982, erteilt 1983), dem als weiteres Patent ein ,Step action wheel skate’ von Zygmunt Piotrowski folgt (US-Nr. 5.056.802, angemeldet 1990, erteilt 1991). Kommerzialisiert werden beide Innovationen aber nicht.

Dies geschieht erst mit den sogenannten Booster Blades von Bryan Rawlings, einem Bildhauer und Erfinder aus dem britischen Keynsham, der dafür im April 2007 auf dem Erfindersalon in Genf mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wird.

Booster Blades

Booster Blades

Begonnen mit der Entwicklung hatte er 2005 gemeinsam mit Dave Bees und der Firma Jetway Associates Ltd. sowie mit einer Förderung in Höhe von 7.000 £ durch das Ministerium für Handel und Industrie. Und schon damals hatte es bei dem British Invention of the Year Award eine Bronze-Medaille für die Neuerfindung gegeben.

Der Antrieb erfolgt über einen Riemen und eine spiralförmige Nockenwelle, Ritzeln und eine Kette, welche die Hinterachse dreht, die wiederum durch einen Freilauf das Hinterrad antreibt. Damit kommt man mit jedem Aufstampfen schneller vorwärts als durch die reine, seitwärts schiebende Beinmuskel-Bewegung.

Dem Stand von 2015 zufolge bietet Rawlings zwei Modelle an: Booster Blades Original (ohne Stiefel) für 445 £, sowie die abgespeckte Version Booster Blades Sprint für 199 £, die Herstellung erfolgt auf Bestellung. Das Einzige, was die erfolgreiche Verbreitung behindert, scheint der Umstand zu sein, daß die Fortbewegung mit den Booster Blades ziemlich seltsam aussieht...

OrbitWheel Fussreifen

OrbitWheel


Auf der New York Toy Fair 2008 wird eine Minimalversion angeboten, die vom Aufbau her dem FreeRider Skatecycle der Firma Brooklyn Workshop Inc. ähnelt, das unter den Zweirädern aufgeführt ist (s.o.).

Das neuartige, OrbitWheel genannte Fußgefährt gehört aber hier hier zu den Rollschuhen, da es separate Reifen für jeden Fuß vorsieht, die sich jeweils um diesen herum drehen.

Die Fußringe sollen zahllose Tricks und Manöver erlauben, die so komplex und kreativ sein können wie die Phantasie und Körperbeherrschung ihrer Nutzer. Sie werden für 100 $ von der 2003 in Camas, Washington, durch Shane Chen gegründeten Firma Inventist Inc. angeboten, die uns bereits mit dem Solowheel begegnet ist und weiter unten bei dem Aquaskipper nochmals in Erscheinung treten wird.

Zudem zeichnet sich Chen für die Swerver Skates verantwortlich, einem Hybrid aus Rollschuh und Inline-Skate mit vier großen seitlich angebrachten Rollen, Fersen-Bremse und Neigemachanismus, sodaß man sich zur Lenkung wie mit Skiern im Schnee einfach nur in die Kurve legen muß. Dieses Modell wird für 395 $ angeboten.


Eine ähnliche 4-rädrige Ausführung unter dem Namen Flexiskates, die im Juni 2013 in den Blogs erscheint, als ihre Initiatoren eine Kickstarter-Kampagne mit einem Finanzierungsziel von 200.000 $ lostreten, schafft es dagegen nicht in die Produktion, da nur magere 3.874 $ zusammenkommen – vermutlich, weil der präsentierte Prototyp noch arg zusammengeschustert aussieht.

LandRoller

LandRoller


Eine weitere Variante bildet der LandRoller, der in dem Kinofilm In 80 Tagen um die Welt aus dem Jahr 2004 eine besondere Rolle spielt, als Phileas Fogg (Steve Coogan) mit einer ,antiquierten’ Ausführung sogar über Kopfsteinpflaster jagt.

Mit den in den USA im Laufe von zehn Jahren durch Bert Lovitt und seiner Firma LandRoller Inc. im kalifornischen Hermosa Beach entwickelten Skates und ihrer patentierten Angled Wheel Technology können die Nutzer problemlos auf unebenem Gelände und auf Feldwegen fahren. Als Grund wird die besondere out-of-line-Konfiguration der Räder angegeben, die aus jeweils zwei unterschiedlich großen, an den Außenseiten der Schuhe schräg angebrachten Rädern besteht.

Das erste Patent, das als Miterfinder Warren Winslow nennt, wird 1997 beantragt (US-Nr. 5.951.028, erteilt 1999; s.a. 6.273.437 von 2001 und 6.443.464 von 2002). Die Herstellung der Skates erfolgt in Thailand. Das Unternehmen ist 2015 im Netz nicht mehr erreichbar – die LandRoller-Skates werden aber zumindest in Deutschland auch weiterhin angeboten, ihr Preis beträgt 299 €.


Noch wesentlich größere Räder besitzen die Chariot Skates, die Ende 2009 in den Blogs vorgestellt werden.

Der Elektriker Michael Jenkins aus Adelaide in Australien hatte Ende 2004 damit begonnen, diese Wheelskates zu entwickeln, bei denen die Rollen ebenfalls seitlich am Fuß befestigt sind. Zur Stabilität gibt es zudem noch kleine Stützräder an der Rückseite.

Nach der Fertigstellung mehrerer Prototypen und dem Einreichen einer vorläufigen Patentanmeldung geht Jenkins Hilfe von Familie und Freunden sowie Investoren nach China, um mit einem geeigneten Carbon-Composite-Sportartikelhersteller an vier weiteren Prototypen zu arbeiten. Zudem gründet er in Hongkong die Firma Chariot Skates Ltd., welche die Wheelskates unter der Marke Chariot Skates produzieren und ab 2010 international vermarkten will.

Cycle-Skating 1923

Cycle-Skating (1923)

Die kniehohen Räder haben unterhalb den Achsen Träger für die Füße, was bedeutet, daß diese nicht in Stiefel gezwängt werden müssen. Dafür werden die Unterschenkel in eine Reihe von Torsions- und Beinstützstreben aus Kohlefaser geschnallt. Der niedrigere Schwerpunkt bietet Stabilität und zum Bremsen kann man mit Handschuhen hinunter greifen, um die Räder zu verlangsamen. Von großartigen Verkäufen der immerhin 4.250 $ teuren Rollschuhe ist bislang nicht zu sehen.


Als ziemlich ähnlicher Vorläufer, bei dem die Räder allerdings auf der Innenseite der Beine angebracht waren, sind die in einem Kurzfilm der British Pathé aus dem Jahr 1923 zu sehen, in dem das Cycle-Skating als neue Sportart vorgestellt wird.


Mit vier Rädern auf zwei Achsen eher konventionell aufgebaut sind die patentierten Skorpion Skates, deren großen Rollen besonders fürs Gelände gedacht sind. Initiator ihrer Entwicklung im Jahr 2005 ist Reg Reid aus Matamata in Neuseeland, der Freizeit-Skatern den gleichen Spaß bieten will, wie ihn Fahrer von Geländewagen haben.

Die Firma Skorpion Sports Ltd. in Hamilton bringt 2006 das erste Modell QuadLine zu einem Preis von rund 170 $ auf den Markt, dem im Laufe der Jahre diverse weitere folgen, dann auch zu wesentlich günstigeren Preisen.

Die Besonderheit dieser Multi Terrain Skates sind die 130 mm großen Räder mit 5-Speichen Felgen, die aus griffigem Elastomer hergestellten Laufflächen die Benutzung auch auf Oberflächen erlauben, auf denen man mit herkömmlichen Skates kaum Chancen hätte. Zudem ist jedes einzelne Rad mit zwei voll verkapselten Kugellagern ausgestattet. Gemeinsam mit der breiten Spur sorgen die insgesamt 8 Kugellager pro Skate für einen geringen Rollwiderstand und hohe Stabilität, was wiederum hohe Geschwindigkeiten erlaubt. Besonders wichtig ist die Einzelaufhängung der Räder und die damit erzielte vierfache Federung.


Die im Februar 2013 gegründete Firma Cardiff Skate Co. im gleichnamigen Cardiff in Kalifornien stellt ebenfalls Inline-Skater mit vier Rädern vor, die mit einem Ratschenbindungssystem einfach an die Schuhgröße anzupassen sind.

Cardiff Skates Aufsicht

Cardiff Skates
(Aufsicht)

Rollen tun diese Skates allerdings auf nur drei Rollerblade-Räder, die in einer Delta-Formation angeordnet sind, während das vierte Hinterrad ausschließlich als Bremse dient. Dem Unternehmen zufolge gibt diese Konfiguration dem Anwender während des Laufens eine einzigartige Wendigkeit sowie eine hervorragende Stabilisierung beim Bremsen.

Die Erfindung der Cardiff Skates geht auf Brian Green im Jahr 2004 zurück, der seinen Entwurf nach einigen Jahren des Testens verschiedener Radkonfigurationen 2008 der marwin productdesign in München vorlegt. Die Gruppe hilft Green, die optimale Positionierung der Räder für die perfekte Stabilität sowie ein automatisches Justierungssystem zu entwickeln (Automatic Size Adjustment, ASA), das umgehend patentiert wird. 2009 folgt die Zusammenarbeit mit einer Industriedesignfirma in Kalifornien, und mit Hilfe eines großen Skate-Herstellers in Asien werden ab 2010 zweijährige Tests mit den ersten Produktions-Prototypen durchgeführt.

Nach der 2013 gemeinsam mit Bob Pollack erfolgten Firmengründung werden die Modelle S1 und S2 in ausgewählten Sportgeschäften angeboten. Im Mai 2015 folgt die Einführung der High-Performance-S-Serie in verschiedenen Größen, deren Verkaufspreise zwischen 120 $ und 160 $ betragen.


Vielleicht noch interessanter ist das Modell Walk Wing, das im August 2015 in den Blogs vorgestellt wird und ebenfalls normale Schuhe in Rollschuhe verwandelt.

Im Gegensatz zu den Vorgängern verfügen die Strap-on-Skates mit ihren Fersenriemen, der Zehenabdeckung und einem Ratschenknöchelriemen über vier Räder aus Polyurethan, die sich durch das Verschieben eines Hebels an der Rückseite an ihren Platz absenken lassen. Gestoppt wird mit einer Fersenbremse, die sich unter dem Spannhebel der Räder befindet. Der auch dazu gedacht ist, die Räder wieder in ihre Verkleidungen hochzuziehen, wenn der Benutzer auf ein Hindernis wie Treppen oder eine Kiesfläche trifft.

Der Erfinder Y. J. Lee aus Kalifornien hatte fünf Jahre an der Entwicklung gearbeitet, bevor er die Walk Wings nun im Rahmen einer Indiegogo-Kampagne für 90 $ anbietet – wobei der spätere geplante Verkaufspreis bei rund 200 $ liegen soll. Während dieser ersten Crowdfunding-Finanzierung, deren Ziel eigentlich 50.000 $ sind, stößt die in Südkorea beheimatete Firma Walk Wing allerdings auf ein Problem mit den internationalen Versandkosten, weshalb die Kampagne für das Modell 1.0 erst einmal gestoppt wird.

Inzwischen entwickelt das Unternehmen das Modell Walk Wing 2.0, das auch als Kinder- und  Jugend-Skates sowie als elektrisches Modell auf den Markt kommen soll.


Ebenfalls im Mai 2015 startet das französisch Start-Up Flaneurz eine Kickstarter-Kampagne, um einfache Skate-Plattformen mit vier Rädern und einer Vorderrbremse namens On Wheelz in die Produktion zu nehmen, die entwickelt wurden, um mit normalen Schuhen getragen zu werden.

On Wheelz

On Wheelz

Im Unterschied zu den bisherigen Modellen anderer Entwickler und Hersteller, welche mittels Riemen am Fuß befestigt werden, weisen die On Wheelz ein sogenanntes Step-in-System auf, ähnlich wie bei bügellosen Fahrrad-Pedalen. Das System besteht aus einer Mechanik, die in dem Zehen- und Fersenabschnitt der Sohle eingebaut ist – sowie dem entsprechenden Gegenstück in Form von Zehen- und Fersenhaken auf der Plattform. Mittels eines Auslöseschlüssels können die Schuhe in Sekunden wieder abgenommen werden.

Mit einem Startpreis von 250 € sind die On Wheelz nicht gerade billig, obwohl man auch ein Paar Turnschuhe bekommt – und von einem Super-Frühbucher-Rabatt in Höhe von 40 % gesprochen wird. Grund für die Preisgestaltung ist zum Teil, daß Flaneurz keinen DIY-Hardware-Kit bietet, sodaß man entweder neue Turnschuhe kaufen oder dem Unternehmen eigene, neue Schuhe schicken muß, um die Hardware installieren zu lassen.

Einen Markt für diese Step-in-Turnschuh-Skates scheint es trotzdem zu geben, denn die im Juni gestartete Kickstarter-Kampagne bringt in kurzer Zeit von 468 Unterstützer insgesamt 94.900 € zusammen, mehr als doppelt so viel wie das ursprüngliche Ziel von 60.000 $. Erstbesteller sollen die Skate-Plattformen für 340 € bekommen, wobei die Auslieferungen noch im Laufe des Jahres stattfinden soll.

 

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