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Auch in diesem Jahr beginne ich mit dem Volocopter,
den ich noch immer als eines der interessantesten und sympathischsten
Flugtaxis betrachte.
Im Januar 2021 wird berichtet, daß die Federal Aviation Administration (FAA) der USA den im Vormonat eingereichten Antrag der Firma auf parallele Anerkennung der Zulassung für sein elektrisches Passagierflugtaxi VoloCity angenommen hat – parallel zur laufenden Musterzulassung der europäischen Flugsicherheits-Agentur EASA. Sobald die FAA die Anerkennung bestätigt hat, kann Volocopter seine Flugtaxidienste in den USA anbieten.
Im März sammelt das Unternehmen bei einer neuen Finanzierungsrunde D unter Leitung des südkoreanischen Investors WP Investment frisches Kapital im Umfang von 153 Mio. € (andere Quellen: mehr als 200 Mio. $). Neben den bereits bestehenden Investoren wie Geely, Daimler, DB Schenker, Intel Capital und weiteren, beteiligen sich nun auch Honeywell, Avala Cpital, das italienische Infrastrukturunternehmen Atlantia S.p.A., der Automobilzulieferer Continental AG, der Technik- und Business-Solutions-Anbieter NTT, der Vermögensverwalter BlackRock sowie Tokio Century, eine japanische Leasing-Gesellschaft.
Die Volocopter, die seit ihrer Gründung im Jahr 2011 von den Investoren mehr als 495 Mio. € bekommen hat, wurde bereits vor der neuen Geldspritze mit 1,5 Mrd. € bewertet. Die Firma will mit dem frischen Kapital die Zertifizierung des VoloCity und seine Markteinführung in ersten Städten beschleunigen. Volocopter beschäftigt inzwischen mehr als 500 Mitarbeiter und hat nach eigenen Angaben mehr als 1.000 erfolgreiche öffentliche und private Testflüge absolviert.
Im Mai präsentiert die Volocopter auf der EBACE Connect Konferenz ein weiteres Senkrechtstarter-Modell, das ihr ‚Ökosystem für urbane Luftmobilität‘ ergänzen soll. Das Münchner Entwicklungs-Team unter der Leitung von Chefingenieur Sebastian Mores arbeitet seit über zwei Jahren an dem Flugzeug und hat dafür mehrere Patente ein gereicht. Der VoloConnect genannte Flieger soll eine größere Reichweite haben als der VoloCity und Vororte mit den Städten verbinden.
Hierfür besitzt der VoloConnect u.a. ein ‚Push-Design‘ und einen ‚Hybridlift‘, was bedeutet, daß Tragflächen und zwei Mantelpropeller für den Vorwärtsschub mit sechs Rotoren auf zwei Auslegern für den Auf- und Abstieg kombiniert sind. Damit sollen mit der gegenwärtigen Batterietechnik bis zu vier Passagiere bei einer Geschwindigkeit von 180 km/h maximal 100 km weit befördert werden können. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt 250 km/h. Zur Erinnerung: Der kleinere VoloCity hat eine Reichweite von 35 km mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h.
Skalierte Prototypen des Voloconnect werden bereits geflogen und auch die Erprobung von Versionen in Originalgröße macht der Firma zufolge rasche Fortschritte. In seiner Endform wird der Flieger eine Leermasse von 700 kg aufweisen und eine Nutzlast von 300 – 400 kg befördern können.
Beim Paris Air Forum im Juni 2021 in Le Bourget steigt erstmals in Frankreich ein Volocopter 2X in die Höhe und legt bei einem dreiminütigen Flug per Fernsteuerung eine Strecke von rund 500 m zurück. Dabei fliegt er in einer Höhe von etwa 30 m und beschleunigt auf 30 km/h.
Ebenfalls im Juni stellt der Logistikkonzern und Volocopter-Partner DB Schenker auf der Nationalen Luftfahrtkonferenz am Flughafen Berlin-Brandenburg die Schwerlastdrohne VoloDrone vor, die mit einem ersten Beispiel für ein Transportbehältnis von DB Schenker bestückt ist. Das autonome Fluggerät wird rein elektrisch betrieben und kann bei einer Reichweite von bis zu 40 km bis zu 200 kg Ladung transportieren. Der Durchmesser der Volodrone beträgt 9,15 m und die Höhe 2,15 m, das maximale Startgewicht wird mit 600 kg angegeben. Seit dem Erstflug 2019 werden regelmäßige Tests auf verschiedenen Flugfeldern in Süddeutschland durchgeführt.
Anfang Juli übernimmt die Volocopter ihren langjährigen Entwicklungs- und Produktionspartner DG Flugzeugbau samt dessen rund 40 Mitarbeiter und verschafft sich damit die nötige europäische Hersteller-Lizenz. Die EASA-Zertifizierung der DG Flugzeugbau als Herstellungsbetrieb, die in Bruchsal bisher vor allem Segelflugzeuge und Motorsegler produziert hat, bringt der Volocopter einen wichtigen Wettbewerbsvorteil.
Im selben Monat unterzeichnet das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit der Luftfahrt-Ausbildungsfirma CAE Inc., um ein innovatives Pilotenausbildungsprogramm für die Volocopter-Fluggeräte zu entwickeln, zu zertifizieren und einzuführen. Dieses wird Technologien wie künstliche Intelligenz (AI), virtuelle Realität (VR), gemischte Realität (MR) sowie Datenanalysen nutzen, um eine sichere Einführung des eVTOL-Betriebs zu gewährleisten.
Die CAE verpflichtet sich, ihr weltweites Ausbildungsnetz mit einer voraussichtlichen Investition von bis zu 40 Mio. $ zu erweitern, um den von Volocopter prognostizierten Bedarf an Piloten in den ersten Jahren des Betriebs zu decken. In einem in diesem Monat veröffentlichten CAE-Whitepaper ‚Advanced Air Mobility‘ wird geschätzt, daß innerhalb des ersten Jahrzehnts des Betriebs 60.000 Piloten benötigt werden.
Im August folgt auf der AirVenture Oshkosh 2021 auf dem Wittman Regional Airport in Wisconsin der erste öffentliche Demoflug eines Volocopter 2X in den USA mit einem Piloten an Bord. Dabei erreicht das Fluggerät eine Höhe von 50 m, eine Höchstgeschwindigkeit von 29 km/h, und bleibt vier Minuten lang in der Luft.
Ein weiterer großer Schritt erfolgt im September, als die Volocopter die Gründung eines Joint Ventures mit der Firma Aerofugia bekanntgibt, einer Tochtergesellschaft des chinesischen Innovationskonzerns Geely Technology Group. Zum Hintergrund: Der im Jahr 2006 gegründete Flugautohersteller Terrafugia Inc. aus Massachusetts (s.u. 2013) war Ende 2017 von der chinesischen Zhejiang Geely Holding (ZGH) übernommen worden – woraus dann die Aerofugia entstand (Anfangs: Hubei Geely Terrafugia Co.). Geely wiederum ist seit 2019 ein wichtiger Partner und strategischer Investor der Volocopter.
Ziel der neuen Volocopter (Chengdu) Technology Co. Ltd. (Volocopter Chengdu) ist die Einführung der urbanen Luftmobilität in China innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre. Im Zuge der Gründung unterzeichnet das neue JV eine Vereinbarung über den Kauf von 150 Volocopter-Flugzeugen. Zudem wird ein Vertrag mit der General Aviation Manufactory Base von Geely Technology über die Produktion von Volocopter-Fluggeräten und -Teilen geschlossen.
Im Oktober erfolgt im Hafengebiet von Hamburg am Rande des ITS World Congress 2021 der erste öffentliche Testflug Schwerlastdrohne VoloDrone, der rund drei Minuten dauert. Für die Logistiksimulation wird Drohne, die für den Transport von ISO-Paletten aller Größen ausgelegt ist, mit einer Ladebox zwischen dem Landegestell ausgestattet, welche beladen und anschließend zu einem Cargo Bike von DB Schenker geflogen wird.
Bei dem Kongreß wird auch eine Neuentwicklung des österreichischen Komplettanbieters für gezogene Nutzfahrzeuge Schwarzmüller GmbH vorgestellt, die im Rahmen einer Partnerschaft mit dem ebenfalls österreichischen Design- und Konstruktionsstudio Bumblebee Innovation und der Volocopter entstanden ist: eine mobile Start- und Landeplattform für Schwerlastdrohnen namens Mobile Vertipad, die Anfang 2023 für den ersten Testeinsatz bereit sein soll.
Die Konzeptstudie ist ein Anhänger in den Größenordnungen eines herkömmlichen Fernverkehrstrailers, exakt 12 m lang, 2,4 m breit und 3,9 m hoch. Auf das Fahrwerk ist ein Ladecontainer gebaut, der die VoloDrone aufnimmt. Damit daraus eine Start- und Ladefläche wird, fährt zuerst aus dem Fahrwerk eine Unterkonstruktion aus Metallprofilen aus, und dann faltet der Container seine Wände nach dem Origamiprinzip auf und es entsteht eine kreisförmige Plattform mit 20 m Durchmesser. Der multifunktionale Anhänger dient zudem als Ladestation für die Akkus der Drohne und als Station für die technische Wartung.
Außerdem tritt die Volocopter dem Osaka Roundtable bei, um ihre eVTOL-Technologie nach Japan zu bringen und diese während der Expo 2025 Osaka Kansai zu präsentieren. Da die Firma bereits im September 2020 von ihrem Investor Japan Airlines (JAL) eine Reservierung über 100 eVTOL-Flugzeuge erhalten hat, bestehend aus VoloCity-Lufttaxis und VoloDrones, soll schon 2023 mit öffentlichen Testflügen in Japan begonnen werden.
Einen weiteren Testflug des Volocopter 2X mit Passagieren an Bord wird im November 2021 auf dem Gelände des Flughafens Gimpo International in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul absolviert. Der Flug ist Teil einer Veranstaltung des südkoreanischen Ministeriums für Land, Infrastruktur und Verkehr (MOLIT) mit dem Titel ‚Open the Urban Sky‘, mit der sich das Land an die Spitze der Flugtaxi-Industrie setzen will.
Während des fünfminütigen Tests fliegt der 2X eine Strecke von etwa 3 km, erreicht eine maximale Höhe von 50 m und eine Höchstgeschwindigkeit von rund 45 km/h. Volocopters kommerzieller Lufttaxidienst in Südkorea soll 2025 an den Start gehen.
Ebenfalls im November sagt der Flugtaxi-Entwickler seinen SPAC-Börsengang in den USA ab, über den seit dem Sommer spekuliert wurde. Als Grund werden das Marktumfeld und die Ergebnisse der Börsengänge einiger Wettbewerber wie Lilium genannt (s.u.), bei denen die Anleger nur verhalten zugegriffen hatten. Für die ca. 750 Crowdinvestoren, die einst den Start des Projektes finanziert hatten, ist die Absage eine Enttäuschung, da sie gehofft hatten, bei dem Börsengang ihren einstigen Einsatz vervielfachen zu können.
Anfang Dezember 2021 meldet die Firma, daß sie ein Joint Venture mit der Planstadt NEOM gegründet habe, um Flugtaxis und vertikale Logistikdienste in das multimodale und emissionsfreie Verkehrssystem der ‚smarten und nachhaltigen Region‘ im Nordwesten Saudi-Arabiens am Roten Meer zu integrieren, die bislang erst als Zukunftsversion existiert.
Das neue JV wird der alleinige Betreiber der ersten Routen in NEOM sein und hierfür ab 2022 eine offene Plattform für vertikale Mobilitätsdienste einschließlich Logistik, Notfalleinsätze und Tourismus schaffen. Um den Flugbetrieb innerhalb der nächsten 2 – 3 Jahre aufzunehmen, gibt NEOM eine Flotte von zehn VoloCitys und fünf VoloDrones in Auftrag.
Als nächstes soll die Entwicklung bei der Firma Lilium GmbH betrachtet
werden, dem zweiten deutschen Start-Up, das sich aktiv an die Spitze
der Flugtaxi-Entwicklung voran arbeitet.
Die Firma gibt Ende Januar 2021 bekannt, daß sie mit dem spanischen Bauunternehmen und Flughafenbetreiber Ferrovial S.A. eine Vereinbarung über den Aufbau eines Netzes von mindestens zehn und bis zu 14 Vertiports – die speziellen Flughäfen für die Lilium-Jets – im Bundesstaat Florida unterzeichnet habe, das die wichtigsten Städte der Region miteinander verbinden soll. Im November letzten Jahres war bereits gemeldet worden, daß der erste Vertiport für Orlando geplant sei (s.u. 2019).
Die Lilium hat von ihren Finanzinvestoren bislang insgesamt 392 Mio. $ eingesammelt, während sie mit dem chinesischen Technologieinvestor Tencent nur einen einzigen strategischen Investor hat.
Im Februar gibt ein Lilium-Sprecher bekannt, daß die Firma im nächsten Jahr eine größere Version seines bislang als Fünfsitzer konzipierten elektrisch angetriebenen Flugtaxis erstmals fliegen lassen will. Die Zertifizierung soll dann bis Ende 2023 erreicht werden. Unter Berufung auf ehemalige Lilium-Mitarheiter berichtet die Presse allerdings, daß die Entwicklung des Fünfsitzer-Prototyps nur minimale Fortschritte gemacht habe, bevor er im Februar des Vorjahres einem Brand zum Opfer fiel. Insbesondere sei nicht das entscheidende Manöver gelungen, die Propeller vollständig vom Vertikal- in den Horizontalmodus zu bringen.
Ende März 2021 veröffentlicht die Lilium eine Pressemeldung mit ihrer Absicht, durch eine Fusion mit der börsennotierten New Yorker Zweckgesellschaft Qell Acquisition Corp., einem sogenannten ‚leeren Börsenmantel‘, an der NASDAQ eingetragen zu werden. Der Zusammenschluß mit dieser ‚Special Purpose Acquisition Company‘ (SPAC) verschafft Lilium zudem Zugang zu Kapital und Branchenerfahrung und soll auch den geplanten Start des kommerziellen Betriebs im Jahr 2024 unterstützen. Durch die Fusion will Lilium Finanzmittel in Höhe von von 830 Mio. $ erhalten, während der kombinierte Unternehmenswert mit etwa 3,3 Mrd. $ angegeben wird.
Außerdem wird nun die Entwicklung eines 7-sitzigen elektrischen Senkrechtstarters als erster Serien-Flieger verkündet, der in den Kommentaren mit einem ‚Kleinbus‘ verglichen wird. Dem Unternehmen zufolge wird bereits seit 2018 im ‚Stealth-Modus‘ an dieser Version gearbeitet, die eine Reisegeschwindigkeit von 280 km/h in einer Höhe von 10.000 Fuß und eine Reichweite von über 250 km verspricht.
Besonders positiv beurteilt wird, daß die Lilium an den kleinen, kanalisierten Jet-Ventilatoren festhält, von denen 36 in vier kippbaren Bänken entlang der Tragflächen montiert sind. Mit dem geschwungenen Mantaray-Design und dem Fehlen großer, unförmiger Propeller, gilt das Lilium-Flugzeug als eines der attraktivsten eVTOLs auf dem zukünftigen Markt: „Es sieht wie die Zukunft aus, während Dinge mit großen, unförmigen Propellern wie die Vergangenheit aussehen.“
Im April folgen Berichte, denen zufolge die Lilium die Flughäfen von München (Franz-Josef-Strauss) und Nürnberg (Albrecht Dürer) zu Drehkreuzen für ein regionales Luftmobilitätsnetz in Bayern machen will, weitere solcher Knotenpunkte sind in Nordrhein-Westfalen geplant. Der Aufbau des Netzes in Bayern erfolgt auf Basis von Partnerschaften mit den beiden genannten Flughäfen – wobei der Aufbau des Luftmobilitätsnetzes mit 100 Mio. € gefördert wird.
Daß nun das US-amerikanische Luft- und Raumfahrtunternehmen Honeywell Anteilseigner an der Lilium wird, indem es sich mit Aktien beteiligt, meldet die Presse im Juni 2021. Wie hoch Honeywells Investition in Lilium ausfällt, wird aber nicht bekannt. Die Vereinbarung ist auch insofern interessant, als sie Lilium den Weg zur Zertifizierung erleichtern und verbilligen dürfte.
Außerdem wird die Firma ihr künftiges siebensitziges Flugtaxi mit elektronischen Systemen von Honeywell ausrüsten, wie ein Avioniksystem mit einer vereinfachten Benutzeroberfläche sowie ein ‚Compact Fly-By-Wire‘-Flugsteuerungssystem, das für die Steuerung der beweglichen Teile verantwortlich ist. Zur Steigerung der Redundanz besitzt es drei verschiedene Rechenwege, auf denen drei verschiedene Softwaresysteme auf drei verschiedenen Hardwaresystemen laufen.
Da drei Flugsteuerungscomputer jede Entscheidung getrennt treffen und die Ergebnisse miteinander vergleichen, ist auch die Wahrscheinlichkeit eines böswilligen Hackerangriffs aus der Ferne sehr viel geringer. Wenn ein System nicht mit den anderen beiden übereinstimmt, gewinnt die Mehrheitsentscheidung. Übrigens arbeitet Honeywell bereits für den Konkurrenten Vertical Aerospace und dessen VA-1X-Lufttaxi (s.u.).
In einem Blog-Beitrag antwortet der im Dezember des Vorjahres neu ernannte CTO des Unternehmens, Alistair McIntosh, der zuletzt als Chefingenieur und Geschäftsführer von Rolls-Royce Deutschland tätig war, auf einige Kritikpunkte. Er bestätigt zwar, daß die Lilium-Konstruktion mit ihren kleinen kanalisierten Ventilatoren im Schwebeflug zwar doppelt so viel Energie verbraucht wie eine ähnlich schwere Konstruktion mit größeren Kipprotoren. Doch nach den ersten 30 Sekunden des vertikalen Aufstiegs und des Übergangs bieten die kleinen Ventilatorbänke einen geringen Luftwiderstand im Vorwärtsflug, im dem sich diese Flugzeuge die meiste Zeit über befinden.
Zudem sei es möglich, die Konstruktion so skalieren, daß sie bis zu 16 Passagiere aufnehmen kann, ohne die Spannweite wesentlich oder überhaupt zu vergrößern, indem einfach die Länge des Flugzeugs vergrößert wird. Die sei mit größeren eVTOLs mit offenem Rotor hingegen nicht machbar; sie würden entweder zu groß oder zu laut werden, um sich auf städtischen Hubschrauberlandeplätzen einsetzen zu lassen.
Da die Lilium im Zuge des geplanten Börsengang diverse Dokumente bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichen muß, werden nun auch einige Details über die ambitionierten Preise und Pläne des Unternehmens bekannt. Aus den Dokumenten geht hervor, daß der Ticketpreis 2,25 $ pro Meile oder 1,16 € pro Kilometer betragen soll, was unterm Strich günstiger als ein Taxi am Boden wäre.
Den aktuellen Plänen zufolge sollen die ersten Einnahmen im Jahr 2024 fließen. Bis dahin sollen 90 Lilium-Jets in der Luft unterwegs sein. Langfristig soll die Flotte aber 1.000 Flugzeuge umfassen. Das Unternehmen rechnet dabei mit einem Preis von 4 Mio. $ pro Flugzeug. Ab 2025 sollen dann 25 Flüge pro Tag mit einer durchschnittlichen Distanz von 100 km durchgeführt werden, womit ein Umsatz von 1,3 Mrd. $ zu erwirtschaften wäre.
Diesen Plänen steht das überaus komplizierte und kostspielige Zertifizierungsverfahren bei der amerikanischen Bundesluftfahrtbehörde (FAA) und der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) gegenüber, das Schätzungen zufolge bis zu einer Milliarde Dollar kosten kann. Der Grund dafür ist, daß der Zertifizierungsprozeß als ein unternehmensweites Qualitätssystem betrachtet wird und nicht nur als eine einfache Musterzulassung für eine einzelne Flugzeugkonstruktion.
In der Zwischenzeit ist ein Modell des siebensitzigen Lilium-Flugzeugs in Originalgröße gebaut worden, das einen guten Blick auf das Innere bietet. Der Flieger soll 8,5 m lang werden bei einer Flügelspannweite von knapp 14 m. Außerdem ist der zweite Demonstrator mittlerweile auch wieder abgehoben, obwohl sie die Firma mit Details zu ihren Testflügen sehr bedeckt hält.
Im Juli 2021 korrigiert die Lilium ihre bereits beschlossene Bilanz für 2019. Nach der Neuberechnung beträgt der damalige Anlaufverlust nicht 42,8 Mio. €, sondern 75,4 Mio. €. Im Jahr 2020 lag der Verlust bei 188,4 Mio. €. In diesem Zusammenhang macht die Firma darauf aufmerksam, daß ihr ohne den im dritten Quartal anstehenden US-Börsengang oder alternative Finanzierungen im Dezember 2022 das Geld ausgehen wird.
Ende des Monats wird in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, daß die Lithium-Ionen-Batteriezellen für den siebensitzigen Lilium-Jet von der deutschen Firma Customcells stammen werden.
Anfang August wird gemeldet, daß die Lilium mit der größten brasilianischen Fluggesellschaft Azul S.A. eine Absichtserklärung über den Verkauf von 220 Maschinen im Gesamtwert von 1 Mrd. $ unterzeichnet habe. Der Deal soll bis zum Jahresende stehen, wobei das Geld nur fließen wird, wenn das deutsche Start-Up auch tatsächlich ein Produkt liefern kann. Hinter der Airline steht der brasilianisch-amerikanische Geschäftsmann David G. Neeleman. Die Partner beabsichtigen zudem, Verhandlungen über den Aufbau eines exklusiven eVTOL-Netzes in Brasilien aufzunehmen, das schon 2025 in Betrieb gehen soll.
Im selben Monat veröffentlicht die Lilium zwei kurze YouTube-Videos mit Aufnahmen aktueller, ferngesteuerter Testflüge auf dem Flughafen Oberpfaffenhofen. Zum Einsatz kommt dabei ein älteres 5-sitziges Modell, das 2019 zum ersten Mal geflogen ist und nun als Tech-Demonstrator-Prototyp der 5. Generation bezeichnet wird. Der Klang, den das Fluggerät dabei macht, ist eher ein hohes, scharfes Rauschen.
Als der o.e. Börsengang im September vollzogen wird, bringt er allerdings weniger Geld als erhofft, da sich 65 % der ursprünglichen Qell-Anleger entschieden, ihre Papiere noch vor dem Kauf des deutschen Flugtaxi-Unternehmens wieder zurückzugeben, anstatt sie gegen Lilium-Aktien zu tauschen und auf den künftigen Erfolg des Luft-Taxi-Unternehmens zu setzen. Dadurch fallen die Einnahmen aus dem Börsengang mit nur 584 Mio. $ beträchtlich niedriger aus als erwartet.
Im Oktober wird angekündigt, daß die Ladeinfrastruktur für das regionale Hochgeschwindigkeits-Luftverkehrsnetz von Lilium durch Firma ABB E-mobility GmbH bereitgestellt werden soll. Im Rahmen der Vereinbarung wird ABB eine Schnelladeinfrastruktur namens MegaWatt Charging System (MCS) entwickeln, testen und bereitstellen, die das Laden mit Gleichstrom von bis zu 1.000 kW ermöglicht. Sie ist so ausgelegt, daß die Batterien in 15 Minuten zu 80 % und in etwa 30 Minuten vollständig aufgeladen werden können. Erst damit werden die geplanten 20 – 25 Flüge pro Flugzeug und Tag möglich.
Der wohl am weitesten fortgeschrittene internationale Konkurrent von
Volocopter und Lilium ist das chinesische Luftmobilitätsunternehmen EHang (Guangzhou
EHang Intelligent Technology Co. Ltd.) das auch in diesem Jahr einige
interessante Entwicklungen meldet.
Der im vergangenen Dezember gemeinsam mit dem Immobilienunternehmen Greenland Hong Kong Holdings Ltd. bekanntgegebene Start urbaner Luftmobilitätsdienste beginnt im Januar mit einem Testbetrieb des autonomen Zwei-Personen-Luftfahrzeugs in der Touristenstadt Zhaoqing der südchinesischen Provinz Guangdong.
EHang betreibt hierfür eine Flugbasis im Forest Lake Projekt, das in einem Gebiet liegt, das auf einer Fläche von 3 Mio. Quadratmetern sieben natürliche Seen und Feuchtgebiete umfaßt und ganz in der Nähe eines neuen Flughafens liegt, der gerade gebaut wird: dem Zhaoqing-Pearl River Delta-Hub Airport. Den Anwohnern und Besuchern wird die Möglichkeit geboten, das Gebiet von oben zu betrachten.
Die beiden Unternehmen beabsichtigen, in Zukunft auch in anderen Städten Rundflüge in niedriger Höhe anzubieten, während EHang seine weltweiten Testflüge in den USA, Südkorea, Dubai und Europa fortsetzt. Zudem wurden bereits 40 funktionierende Lufttaxis zu Test-, Schulungs- und Demonstrationszwecken an Kunden ausgeliefert.
Im Februar teilt die Firma mit, daß sie als einziger eVTOL-Partner für Passagierflugzeuge am Projekt SAFIR-Med teilnimmt (‚Safe and Flexible Integration of Advanced U-Space Services for Medical Air Mobility‘), einem Forschungs- und Innovationsprojekt zur Förderung des Einsatzes unbemannter Luftfahrzeuge in Gesundheitssystemen in der gesamten Europäischen Union. Innerhalb von zwei Jahren sollen im Rahmen des Projekts, das u.a. von der EASA und dem Roten Kreuz unterstützt wird, fortschrittliche U-Space-Dienste demonstriert werden, die ein höchstmögliches betriebliches Sicherheitsniveau ermöglichen.
In diesem Zusammenhang wird EHang den und das mittelgroße UAV Falcon für den Transport von medizinischen Gütern im städtischen Umfeld einsetzen. Die Demonstrationen werden in Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen in den Städten Antwerpen (Belgien), Aachen (Deutschland), Heerlen (Niederlande) und Maastricht (Niederlande) stattfinden. Anschließend sollen die Projektergebnisse in Athen (Griechenland) und Prag (Tschechische Republik) demonstriert werden.
Das Projekt ist eines von mehreren, die vom Single European Sky ATM Research Programme (SESAR) verwaltet werden, eine von der Europäischen Kommission und EUROCONTROL ins Leben gerufene pan-europäische Initiative zur Vereinheitlichung, Harmonisierung und Synchronisierung der Dienste im Rahmen des europäischen Flugverkehrsmanagements.
Mitte des Monats meldet die Fachpresse allerdings, daß die EHang inzwischen Gegenstand einer Börsenkontroverse ist, da behauptet wird, das Unternehmen sei nicht mehr als eine ausgeklügelte Aktienwerbung und hätte über Produkte, Herstellung, Einnahmen, Partnerschaften und behördliche Genehmigungen gelogen. So soll beispielsweise der Kunde Shanghai Kunxiang Intelligent Technology Co. Ltd. erst neun Tage vor der Unterzeichnung eines Kaufvertrags mit EHang in Höhe von rund 65 Mio. $ gegründet worden sein.
Der Bericht von Wolfpack Research basiert auf einer Untersuchung, die Fotos hinter den Kulissen, aufgezeichnete Telefongespräche und Besuche vor Ort in den EHang-Anlagen umfaßt. Demnach sei die Produktionsstätte von EHang mitten am Arbeitstag meist leer und nur wenige Mitarbeiter anwesend. Auch fehlte es an fortschrittlicher Fertigungsausrüstung und einer Montagelinie.
EHang weist die Behauptungen zurück, macht aber keine Angaben dazu, welche Fehler sie enthalten. Kurz danach kündigt die Firma an, daß noch in diesem Jahr eine neue Produktionsstätte in Yunfu City eröffnet werden soll. Außerdem werden sowohl die ersten Testflüge des EH216 (bisher: EHang 216) in Peking erfolgreich abgeschlossen, bei denen zwei Exemplare des Fluggeräts bei einer Lufttemperatur von -14°C insgesamt fünf unbemannte Testflüge über dem zugefrorenen Yanqi-See in Peking absolvieren, als auch Testflüge über dem südchinesischen Meer zwischen der Sonderwirtschaftszone Hengqin New Area und der Insel Dong Ao in Zhuhai City.
Im März gibt EHang Pläne für einen von Bäumen inspirierten Vertiport in Italien bekannt, der in Zusammenarbeit mit dem italienischen Architekturbüro Giancarlo Zema Design Group (GZDG) entworfen wurde, das auch im Bereich der maritimen Habitate aktiv ist und schon 2002 ein schwimmendes Haus namens Jelly-Fish 45 mit Platz für sechs Personen entworfen hat (s.d.).
Das vom afrikanischen Affenbrotbaum inspirierte Bauwerk wird die Form eines 30 m hohen Turms haben, der aus Stahl und laminiertem Holz besteht. Die Passagiere werden mit einem Aufzug zur Start- und Landeplattform auf der Dachterrasse fahren. Unmittelbar unter dieser Terrasse werden sich ein Warteraum und ein 200 m2 großes Panoramarestaurant befinden.
Darüber hinaus ist eine 300 kW Photovoltaikanlage geplant, deren Strom zum Teil in drei unabhängige Ladestationen fließen wird, die von den auf dem Dach landenden EH216 eVTOLs mit zwei Passagieren genutzt werden. Obwohl die EHang ihre Fahrzeuge in erster Linie für den Einsatz in städtischen Zentren vorsieht, ist der Vertiport für die Ökotourismusbranche gedacht: Die Lufttaxis sollen die Passagiere am Turm abholen und sie dann zu Sightseeing-Touren in die Umgebung bringen.
Der genaue Standort des italienischen Vertiports wurde noch nicht bekannt gegeben, aber das Unternehmen erklärt, daß bereits weitere Strukturen an anderen Orten in Europa und Südostasien geplant werden.
Im April treffen sich die Ingenieure und Verantwortlichen von EHang mit Vertretern der chinesischen Zivilluftfahrtbehörde (CAAC), um den Zertifizierungsprozeß für den EH216 offiziell voranzutreiben. An dem Treffen nehmen auch Inspektoren, Zertifizierungsingenieure und Experten verschiedener Verwaltungen und der Luftfahrtakademie teil, ebenso wie Mitarbeiter des Instituts für Zivilluftfahrt und mehrerer Universitäten.
Außerdem hat ein EH216 in diesem Monat einen Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Chinese Football Association Super League (CSL) im Guangzhou Tianhe Stadion vor etwa 30.000 Zuschauern, als das autonome Flugtaxi den Vulcan Cup, die Meistertrophäe der CSL, einfliegt. Das eingesetzte Fluggerät im Besitz der Guangzhou Heli Chuangxing Intelligent Technology Co. Ltd., einem lokalen Kunden von EHang, und wird von ihm betrieben.
Daneben wird die Gründung einer strategischen Partnerschaft mit Zaragoza bekanntgegeben, der fünftgrößten Stadt Spaniens, die nach Sevilla und Llíria in Spanien sowie Linz in Österreich die vierte Pilotstadt für Demonstrationsprojekte in den Bereichen Personenbeförderung, Lufttourismus, Luftlogistik und anderen Anwendungsszenarien werden soll. EHang wird in Zukunft Flugtests und Pilotprojekte im Hera Drone Hub und entlang des Flusses Ebro durchführen.
Eine weitere Partnerschaft wird mit Aeroports de Catalunya geschlossen, um in den Bereichen Passagierbeförderung, Luftlogistik, Start- und Landeinfrastruktur, Luftraummanagement und behördliche Zertifizierung zusammenarbeiten. Unter anderen soll dabei der Flughafen Lleida-Alguaire zu einer innovativen Plattform für die urbane Luftmobilität in Europa werden.
Nachdem EHang bislang strikt an dem technischen Aufbau des EH216 festgehalten hatte, wird Ende Mai mit dem Modell VT-30 ein neues Langstreckenflugzeug mit ‚Lift and Cruise‘-Funktion für Intercity-Reisen vorgestellt, das zwei Passagiere völlig autonom bis zu 300 km weit befördern soll – was im Vergleich zu dem Vorgänger, dessen Reichweite auf 35 km begrenzt ist, einen großen Entwicklungsschritt darstellt. Mit einer einzigen Ladung des noch nicht näher spezifizierten Akkupacks soll das neue Modell Flugzeiten von bis zu 100 Minuten ermöglichen.
Der VT-30 besitzt acht VTOL-Propeller, die koaxial auf vier Antriebsgondeln gestapelt sind, welche um eine kleine Teardrop-Kabine herum ausbalanciert sind. Darüber hinaus gibt es einem einzelnen Schubpropeller am hinteren Ende der Kabine, der Geschwindigkeiten im Bereich von 200 km/h verspricht. Für ein hohes Sicherheitsniveau sorgt ein dreifach redundantes Fly-by-Wire-Steuerungssystem. Nähere technische Details werden nicht bekannt gegen.
Ein breiter Flügel sorgt für den nötigen Auftrieb beim effizienten Vorwärtsflug, und dank eines Fahrwerks kann das Fluggerät Start- und Landebahnen nutzen, wo diese vorhanden sind. Ansonsten startet und landet es auf Hubschrauberlandeplätzen. In den Kommentaren wird allerdings beanstandet, daß es aussieht, als sei der Prototyp ziemlich unbequem beim Ein- und Aussteigen.
Laut EHang ist der VT-30 mit seiner stromlinienförmigen Struktur insbesondere für Flüge zwischen den Städten gedacht, z.B. im Großraum Guangdong-Hongkong-Macao, im Jangtse-Delta, in der Wirtschaftsregion um Tianjin usw. Ein Prototyp in vollem Maßstab wird bereits in vertikalen Start- und Landetests geflogen, allerdings werden in den kommenden Jahren noch viele weitere Tests folgen. Huazhi Hu, Gründer, Vorsitzender und CEO von EHang, erklärt dazu, daß die beiden Produktserien in Zukunft als Kernentwicklung für eine serviceorientierte Betriebsstrategie genutzt werden sollen.
Im Juni absolviert ein EH216 die ersten unbemannten und autonomen Testflüge in Japan, darunter einen auf dem Flugplatz Kasaoka in der Präfektur Okayama während der Veranstaltung ‚Leading the Revolution of Urban Air Mobility‘. Mit dem lokalen Partner, der Okayama Kurashiki Mizushima Aero & Space Industry Cluster Study Group (MASC), soll auch in Zukunft weiter zusammengearbeitet werden.
Im Juli folgt eine strategische Partnerschaft mit Globalvia, einem spanischen, multinationalen Transportinfrastrukturunternehmen, das Konzessionsrechte für den Betrieb von 27 Autobahn- und Eisenbahnprojekten in sieben Ländern besitzt, nämlich Spanien, die USA, Irland, Portugal, Mexiko, Costa Rica und Chile.
Außerdem schließt das China National Fire-Fighting Equipment Quality Supervision Testing Center (NFFE) in diesem Monat die technische Prüfung des Feuerwehrmodells EH216F erfolgreich ab, das in der Übersicht 2020 beschrieben wurde. Im Laufe von zehn Monaten hatte das NFFE u.a. Tests in Bereichen wie Flugsteuerungsfunktionen, Schwebeflug und Rückkehrgenauigkeit, Flüge in großer/geringer Höhe, elektromagnetische Verträglichkeit, Windbeständigkeit, Anpassungsfähigkeit bei hohen/niedrigen Temperaturen, Vibrations-/Schockbeständigkeit, sowie Beständigkeit gegen Strahlungswärme und Rauchentwicklung durchgeführt.
Im Folgemonat wird das Modell EH216F neben anderen Flugzeugen ein einer Feuerwehrübung in Laixi City in der Provinz Shandong eingesetzt. Bei der Übung wird auf einer Baustelle das Szenario eines Hochhausbrandes nachgestellt – und das EH216F schießt u.a. Feuerlösch-Geschosse ab, um Fenster durchzuschlagen und Feuer im Inneren der Räume zu löschen.
Ebenfalls im August bestätigen sich die Fortschritte bei der EHang, als die Firma das Video einer voll funktionsfähigen eVTOL-Produktionsanlage zeigt, in der Bauteile gefräst, Karbonschalen verlegt, Karosserien lackiert und Antriebssysteme montiert und getestet werden. Denn während die meisten anderen Unternehmen alles tun, um eine kommerzielle Zertifizierung zu erreichen, geht EHang in Produktion, bevor überhaupt eine Zertifizierung vorliegt.
In der rund 24.000 m2 große Produktionsanlage in Yunfu, die Ende Juni in Betrieb genommen war, sollen bald der zweisitzige autonome EH216 und das ebenfalls autonome Langstreckenflugzeug VT30 hergestellt werden. Außerdem gibt es ein Forschungs- und Ausbildungszentrum.
Anfang September absolvieren ein EH216 und ein Logistikmodell Falcon Testflüge für den Flughafentransport und die Paketzustellung in Estland, die im Rahmen des EU-Projekts zur Validierung des integrierten städtischen Luftraums GOF 2.0 stattfinden.
Ende des Monats feiert der VT-30 Seine Weltpremiere bei einer Enthüllungszeremonie und Ausstellung auf dem Jiuzhou-Flughafen in Zhuhai im Vorfeld der 13. Zhuhai Air Show, der größten internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in China. Im Oktober wird im Rahmen des Weltkongresses für Luftverkehrsmanagement Expodrónica auf dem Flugplatz Cuatro Vientos in Madrid ein EH216 ausgestellt – sowie eine Zusammenarbeit mit der spanischen Nationalpolizei und der Polytechnischen Universität Valencia (UPV) gestartet, um das Fluggerät in Notsituationen wie Rettungs- und Überwachungseinsätzen einzusetzen.
Im November folgt in Zusammenarbeit mit dem indonesischen Partner Prestige Aviation der erste Demonstrationsflug für Sightseeing aus der Luft in Bali, und im Dezember erhält das Unternehmen von der österreichischen Zivilluftfahrtbehörde die erste Genehmigung für den kommerziellen Betrieb von Medienshows in der Luft in allen EU-Mitgliedstaaten – also dem Einsatz von kleinen, mit LEDs bestückten Drohnen, wie es andere Unternehmen schon in viel größerem Umfang tun.
Im Dezember äußerst sich sich die EHang hoffnungsvoll, die vollständige Musterzulassung für den EH216 „in den nächsten Monaten“ zu erhalten, da ein Konsens mit der CAACerzielt worden sei. Damit könnte der kommerzielle Betrieb schon Mitte 2022 aufgenommen aufgenommen werden – und damit möglicherweise Jahre früher als die amerikanische und europäische Konkurrenz.
Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben bis zu diesem Zeitpunkt bereits rund 2.800 ‚operative Testflüge‘ in sieben Luftmobilitäts-Testbereichen absolviert, wobei Rundflüge und Kurzstrecken-Mobilitätsdienste in Guangzhou, Hezhou, Shenzen, Zhaoqing und Sanya angeboten wurden – zusätzlich zu den mehr als 20.000 autonomen Testflügen, die der EH216 in elf verschiedenen Ländern absolviert hat. Außerdem wird Ende des Monats der Eingang des ersten Auftrags für das elektrische Langstreckenflugzeug VT-30 bekanntgegeben, der anscheinend von dem o.e. japanischen Partner MASC stammt. Details dazu gibt es bislang keine.
Im Dezember 2021 eröffnet EHang im Innovationspark im Bezirk Huangpu in Guangzhou das 5G Intelligent Air Mobility Experience Center, das auf dem Dach Start- und Landemöglichkeiten für autonome Flugzeuge sowie einen Hangar für die Lagerung der Fahrzeuge, das Aufladen der Batterien und alle erforderlichen Wartungsarbeiten umfaßt.
Das Jahr 2022 beginnt mit der Meldung im Januar, daß die AirX Inc., ein führendes japanisches Unternehmen für digitale Luftmobilitätsplattformen, eine Vorbestellung für 50 Einheiten des EH216 AAV erteilt hat, die für verschiedene urbane Luftmobilitätsprojekte geplant sind und möglicherweise Lufttaxi-Dienste für die Expo 2025 in Osaka anbieten werden.
Im März folgt eine strategische Partnerschaft mit der Aerotree Flight Services Sdn. Bhd., einer Tochtergesellschaft des malaysischen Luftfahrtunternehmens AEROTREE Group, um die urbane Luftmobilität in Malaysia zu entwickeln. Die AEROTREE hatte zuvor bereits eine EH216-S erworben. Im Rahmen der neuen Partnerschaft gibt die AEROTREE eine Vorbestellung für 50 Einheiten der EH216-Serie, sowie für 10 Einheiten des VT-30.
Weitere 100 Exemplare des EH216 werden im April von dem indonesischen Luftfahrtunternehmen Prestige Aviation vorbestellt. Auch das Tochterunternehmen der Prestige Corp. hatte bereits eine EH216 erworben und erste Flugdemonstration in Bali durchgeführt (s.o.). Im Mai wird eine strategische Partnerschaft mit der Charoen Pokphand Group Co. Ltd. (C.P. Group) in Thailand geschlossen, um dort ein Joint Venture für den Verkauf von AAV und die städtische Luftmobilität zu gründen.
Im Juni erhält die EHang einen ersten Auftrag über fünf EH216 von der Tianxingjian Cultural Tourism Investment and Development LLC, einem angegliederten Unternehmen der Stadtverwaltung von Jishou in der Provinz Hunan in China. Im Umsetzung einer früheren Partnerschaft wird ein Rundflugprojekt in der Aizhai Wonder Tourist Area in Jishou geplant. Wenn sich das Projekt weiterentwickelt, ist der Kauf von weiteren 25 Einheiten des EH216 angedacht.
Im Juli hat der EH216 einen Auftritt bei der feierlichen Zeremonie anläßlich des 1.000-Tage-Countdowns bis zur Eröffnung der Expo 2025 – außerdem wird eine Demoflugtour durch vier Städte in Japan absolviert. Im Oktober werden in Spanien Flugvorführungen im Rahmen des EU-Programms Air Mobility Urban - Large Experimental Demonstration (AMU-LED) durchgeführt, denen im Dezember der Erstflug bei der spanischen Nationalpolizei (SNP) folgt, um den Probebetrieb in Spanien einzuleiten.
Nachdem die kaliformische Firma Joby Aero Inc. (o.
Joby Aviation) Ende 2020 mit Übernahme von Uber Elevate,
den Lufttaxi-Aktivitäten des Mobilitätsdienstleisters Uber, ihre Aktivitäten
deutlich verstärkt hat, um einen eigenen eVTOL-Lufttaxidienst in den
USA aufzubauen, wird das Unternehmen laut einer Studie des Lufthansa
Innovation Hub nach Gesamtinvestitionen von 803 Mio. $ aktuell
mit 2,6 Mrd. $ bewertet.
Die Joby verfügt bislang nur über einen Prototypen des sechsrotorigen Flugzeugs in Originalgröße, hat mit diesem seit 2017 aber schon über 1.000 Testflüge absolviert, bei denen mehr als 8.530 km zurückgelegt wurden.
Gemäß Pressemeldungen im Februar 2021 beschert der im letzten Jahr mit Agility Prime geschlossene Vertrag der Firma nun die ersten Einnahmen ihrer Geschichte. Noch wichtiger seien aber der dadurch ermöglichte Zugang zu wichtigen Forschungseinrichtungen und Ausrüstungen sowie die Möglichkeit, die Reife und Zuverlässigkeit des Flugzeuge bereits Jahre vor dem kommerziellen Einsatz unter Beweis zu stellen.
Im Gegenzug stellt Joby der US-Regierung Daten und Einblicke in den Betrieb und die Leistung von eVTOL-Flugzeugen zur Verfügung, um dabei zu helfen, Chancen für eine frühzeitige Einführung zu erkennen und das Verständnis dafür zu erweitern, wie sich der eVTOL-Markt in wirtschaftlicher und technologischer Hinsicht entwickeln und ausweiten wird.
Zum Hintergrund: Da von den wichtigsten Luftfahrtbehörden der Welt bislang noch kein elektrischer Multikopter für den kommerziellen Betrieb zugelassen wurde, und die FAA und EASA erst noch entsprechende Vorschriften erlassen müssen, wissen die involvierten Unternehmen immer noch nicht genau, welche Kriterien sie erfüllen müssen, um die Zulassung für ihre Fluggeräte zu erhalten.
Dank einer nun bekanntgegebenen Vereinbarung mit der FAA hat Joby nun aber ein wenig mehr Klarheit. Demnach werden die Flugzeuge des Unternehmens nach den bestehenden FAA-Anforderungen gemäß Teil 23 für kleine Flugzeuge der normalen Kategorie zugelassen, wobei eine Reihe von Sonderbedingungen hinzugefügt wurden, die laut Joby voraussichtlich in den kommenden Monaten im US-Bundesregister veröffentlicht werden.
Im Februar 2021 kündigt die Joby eine Partnerschaft mit der Garmin Ltd. an, welche zukünftig das Avionikpaket G3000 für das Flugtaxi liefern wird - und Ende des Monats werden zwei Videos veröffentlicht, auf denen zum ersten Mal zu sehen ist, wie das Lufttaxi abhebt, in den Horizontalflug übergeht, kreist und wieder landet – und wie leise es dabei ist. Die Veröffentlichungen erfolgen im Rahmen einer Investorenwerbung, da sich das Unternehmen auf einen Börsengang an der New Yorker Börse mit einer Special Purpose Acquisition Company (SPAC) namens Reinvent Technology Partners (RTP) vorbereitet, ähnlich wie es die Volocopter geplant hatte (s.o.).
Die Transaktion soll bis zum Ende des zweiten Quartals beendet sein und 1,6 Mrd. $ an frischem Kapital in die Kassen des Unternehmens spülen, mit denen natürlich die Entwicklung des rein elektrischen fünfsitzigen Senkrechtstarters bis zum geplanten kommerziellen Betriebsstart 2024 vorangetrieben werden soll, einschließlich der Zertifizierung und dem Bau von Produktionsanlagen. Erwartet wird dann eine Gesamtbewertung des Unternehmens in Höhe von rund 6,6 Mrd. $.
Außerdem gibt die Joby bekannt, daß noch in diesem Jahr der Bau einer Produktionsstätte starten soll. Den Standort nennt das Unternehmen nicht. Es heißt lediglich, daß Toyota am Entwurf der Fabrik beteiligt sei. Offensichtlich ist hingegen, daß Joby die Stärke dieser Kooperation auch nutzen wird, wenn es an der Zeit ist, die Maschinen in Serie zu produzieren, um den pilotengesteuerten Lufttaxi-Service auf Abruf anbieten zu können.
Im Juni folgt die Meldung, daß die Joby neue Partnerschaften eingeht, die es der Firma ermöglichen, ihre Start- und Landemöglichkeiten erheblich zu erweitern und Skyports auf Parkhäusern in ganz Amerika zu errichten. Die Parkhausbetreiber besitzen nämlich bereits die perfekten Standorte dafür – in fußläufiger Entfernung zu den Orten, an denen viele Menschen unterwegs sind. Sie haben riesige, oft ungenutzte Dachflächen zur Verfügung, und die Gebäude sind strukturell so ausgelegt, daß sie ein hohes Gewicht tragen können.
Die erste offizielle eVTOL-/Parkplatz-Kooperation wird zwischen Joby Aviation und dem Parkplatzbetreiber REEF Technology unterzeichnet, der mehr als 5.000 Standorte in Nordamerika und Europa besitzt. Die beiden Unternehmen werden sich zunächst auf Los Angeles, Miami und die Großräume New York und San Francisco Bay Area konzentrieren. Durch die Vereinbarung erhält Joby auch Zugang zur Neighborhood Property Group (NPG), einer mit Reef verbundenen Immobilienerwerbsgesellschaft, um künftige Standorte auf der Grundlage ihres Luftverkehrspotentials auszuwählen.
Einen Monat später kündigen die Joby Aviation, die JetBlue Airways und die Signature Flight Support einen neuen Weg zu Netto-Null-Emissionen in der Luftfahrt durch die Nutzung von Elektro- und Wasserstoff-Credits an, der Anreize für die rasche Kommerzialisierung von sauberen Antriebssystemen schaffen soll. Dabei soll sichergestellt werden, daß die Kohlenstoffmärkte für die Luftfahrt die Erzeugung von Emissionsgutschriften für Flüge mit umweltfreundlichen Elektro- und Wasserstoff-Antriebstechnologien einschließen.
Ebenfalls im Juli stellt Jobys Flugtaxi mit einer einzigen Ladung der handelsüblichen Lithium-Ionen-Batterien einen neuen Streckenrekord für ein eVTOL-Flugzeug in voller Größe auf, als es in einem einzigen 77-minütigen Flug 248,75 km zurücklegt, einschließlich der energieaufwendigen vertikalen Start- und Landephasen. Das vom Boden aus ferngesteuerte (leere) Flugzeug startet von Jobys Electric Flight Base in Big Sur, Kalifornien, geht dann in den Flügelflug über und absolviert mit einer durchschnittlichen Fluggeschwindigkeit von 193,83 km/h elf Runden auf einem Rundkurs, bevor es wieder zur Landung ansetzt. Der Firma zufolge ist dies der längste rein elektrische eVTOL-Flug, der bis heute durchgeführt wurde - allerdings ohne das Gewwicht eines Menschen an Bord.
Ende des Monats wird zudem der erste Schritt zum Aufbau der „ersten eVTOL-Fluggesellschaft“ getan, indem die Joby das Verfahren zum Erhalt eines Part 135 Air Carrier Certificate der FAA einleitet, das erforderlich ist, damit Joby sein Flugzeug als Lufttaxidienst in Städten und Gemeinden in den USA betreiben kann. Neben der Musterzulassung und der Produktionsbescheinigung ist dies eine der drei behördlichen Genehmigungen, die für den geplanten Start von Jobys vollelektrischem Ridesharing-Service im Jahr 2024 entscheidend sind.
Der o.e. Zusammenschluß mit der RTP wird im August vollzogen, wodurch die Joby ein börsennotiertes Unternehmen wird, dessen Stammaktien und Optionsscheine an der New Yorker Börse (NYSE) gehandelt werden. Nach Abschluß der Transaktion, durch die der Unternehmenswert nun mit 4,5 Mrd. $ bewertet wird, ändert die RTP ihren Namen in Joby Aviation Inc. - und das Flugzeug wird vor der NYSE zur Besichtigung ausgestellt.
Anfang September läuft eine knapp zweiwöchige Testkampagne auf der Elektroflugbasis von Joby, bei der gemeinsam mit der NASA die akustische Signatur des eVTOL-Flugzeugs untersucht wird. Im Rahmen der NASA Advanced Air Mobility (AAM) National Campaign werden die NASA-Ingenieure ihre Mobile Acoustics Facility und mehr als 50 Bodenplattenmikrofone in einer Gitteranordnung einsetzen, um eine multidirektionale Messung der Schallemissionen des Joby-Flugzeugs zu ermöglichen.
Die Beteiligung von Joby an der Nationalen Kampagne ist der nächste Schritt in einer langen Geschichte der Zusammenarbeit. So hat Joby in den letzten zehn Jahren mit der NASA an einer Reihe von Flugzeugprojekten gearbeitet, bei denen elektrische Antriebe erforscht wurden, darunter ein eVTOL-Demonstrationsflugzeug mit langer Flugdauer namens Lotus, das LEAPTech-Projekt sowie das Experimentalflugzeug X-57 Maxwell, über die alle in den Jahresübersichten bereits berichtet wurde.
Die Analyse der neuen Daten soll die AAM-Kampagne auf die Durchführung der ersten Testreihe (NC-1) vorbereiten, die für 2022 geplant ist und komplexere Flugszenarien und noch verschiedene andere Luftfahrzeuge umfaßt.
Ende Dezember übernimmt die Joby die Firma Inras GmbH, ein führendes Unternehmen für die Entwicklung von Radarsystemen mit Sitz in Linz, Österreich. Die fortschrittliche Sensortechnologie der Firma, die in das Lufttaxi von Joby integriert werden soll, wird insbesondere die Erkennungs- und Navigationsfähigkeiten des Flugzeugs verbessern. Die Joby plant jetzt, das Flugzeug auf dem Marina Municipal Airport in Marina, Kalifornien, in Serie zu produzieren.
Die slowenische Firma Pipistrel Aircraft, die erfolgreich
bereits vier verschiedene ‚klassische‘ Elektroflugzeug-Modelle anbietet,
gibt im Januar 2021 eine Partnerschaft mit der Firma Green
Aerolease bekannt, einer Tochtergesellschaft der W3-Gruppe.
Die Vereinbarung, die mit Unterstützung des französischen Luftfahrtverbandes
geschlossen wurde, beginnt mit einer Bestellung von 50 EASA-typgeprüften
zweisitzigen Flugzeugen Velis Electro, die für die
Ausbildung von Piloten konzipiert sind.
Die Velis Electro basiert auf der Zelle der zweisitzigen Virus SW 121, ist 6,5 m lang und hat ein Leergewicht von 428 kg inklusive Batterie. Der Elektromotor an Bord leistet beim Start kurzzeitig bis zu 57,6 kW und während des Flugs maximal 49,2 kW. Die Nutzlast beträgt 172 kg, die maximale Flughöhe 12.000 Fuß. Die beiden Batterien mit einer Nennspannung von 345 V haben eine Kapazität von jeweils 11 kWh, wodurch eine Verweildauer in der Luft von bis zu 50 Minuten plus Reserve möglich sein soll.
Der Einsatz der Ausbildungs-Maschinen wird bereits Mitte des Jahres zunächst in Frankreich erfolgen und sich dann nach und nach auf mehrere europäische Länder ausweiten. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen sogar 200 Pipistrel-Elektroflugzeuge in Frankreich und in anderen Ländern eingesetzt werden.
Als im gleichen Monat die Gewinner des weltweiten Aufrufs bekanntgegeben werden, um ein System der Luftmobilität in der Region Paris zu entwickeln, gehört auch die Pipistrel zu den ausgewählten Akteuren in der Kategorie ‚Fahrzeugentwicklung‘. Unter den weiteren erfolgreichen Bewerbern finden sich diverse, die in den Jahresübersichten erwähnt werden, wie Airbus, Ascendance Flight Technologies, Ehang, H3 Dynamics, Safran Electronics & Defense, Volocopter, Vertical Aerospace und Zipline.
Auf die internationale Initiative, die durch die RATP-Gruppe, die Groupe ADP und Choose Paris Region im Oktober des Vorjahres gestartet worden war, gingen 150 Bewerbungen aus 25 Ländern ein. Nun sind rund 30 Gewinner bestimmt worden, um ab Juni diesen Jahres auf dem im vergangenen September eingeweihten Testgelände des Flugplatzes Pontoise-Cormeilles-en-Vexin, etwa 16 km nordwestlich von Paris, Versuche durchzuführen.
In enger Zusammenarbeit mit der französischen Zivilluftfahrtbehörde (DGA) und mit Unterstützung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) und Eurocontrol werden dort Tests zum Parken, Starten und Landen sowie zum Betrieb rund um das Fahrzeug, zur Wartung und zum elektrischen Aufladen in einer realen Luftfahrtumgebung durchgeführt.
Auf der Grundlage der ersten Kundenrückmeldungen und -bedürfnisse bringt Pipistrel im Februar die autonome, hybride VTOL-Frachtdrohne NUUVA V20 neu auf den Markt, die seit ihrer ersten Markteinführung im September 2020 eine „immense Marktresonanz“ gefunden habe. Die neue Version bietet Fähigkeiten, die über die reine Beförderung von Fracht hinausgehen, indem sie ISR-Funktionen mit einer Vielzahl von Nutzlasten, Sensoren und Datenverbindungsoptionen bietet. Die ersten Auslieferungen der für eine Nutzlast von bis zu 20 kg konzipierten Drohnen sollen im ersten Quartal 2022 erfolgen.
Parallel dazu arbeitet Pipistrel im Rahmen des EU finanzierten Projekts UNIFIER19 mit der TU Delft, dem Politecnico Milano und der Universidad Carlos III de Madrid zusammen und führt intern Machbarkeitsstudien zum Konzepts eines kleinen Regionalflugzeugs durch: Der Miniliner ist ein neuartiges emissionsfreies und leises Flugzeug in der Größenklasse von 20 Sitzen, das Start- und Landebahnen mit einer Länge von weniger als 1 km, einschließlich Graslandebahnen, nutzen kann.
Die Miniliner sollen eine Senkung der direkten Betriebskosten um 30 – 40 % pro Sitzplatz im Vergleich zu den heutigen Lösungen ermöglichen. Eine Markteinführung ist für eine Zeit zwischen 2028 und 2030 angestrebt. Um die Herausforderungen in den Bereichen Regulierung, Betrieb und Technologie zu bewältigen, arbeitet Pipistrel mit den europäischen Organisationen Clean Aviation, SESAR und EASA zusammen und gründet mehrere Partnerschaftsinitiativen der Industrie.
Im April 2021 wird gemeldet, daß sich Pipistrel für das hybride unbemannte und autonome Frachtflugzeug NUUVA V300, das Lasten von bis zu 460 kg über eine Entfernung von mehr als 300 km befördern kann, für das Attitude Heading Reference System (AH-2000) und das Air Data Module (ADM) von Honeywell entschieden hat, die wichtige Navigations- und Bewegungserkennungsdaten liefern und mit dem ebenfalls von Honeywell stammenden Fly-by-Wire-System an Bord des Flugzeugs zusammenarbeiten.
Zudem geht Pipistrel in diesem Monat eine Partnerschaft mit der Firma SF Express ein, Chinas führendem integrierten Logistikdienstleister, der beabsichtigt, seine Liefernetzwerkflotte durch den Einsatz großer unbemannter VTOL-Frachtflugzeuge zu erweitern, die auch in abgelegenen und isolierten Gebieten eingesetzt werden können. Die SF Express geht davon aus, in den nächsten zehn Jahren mehr als 1.000 Stück davon zu benötigen.
Die in München ansässige SF Express-Tochtergesellschaft Amazilia Aerospace, die auf jahrelanger Forschung an der Technischen Universität München (TUM) aufbaut, wird dabei ein fortschrittliches automatisches Flugsteuerungs- und Fahrzeugmanagementsystem (AFCS/VMS) für eine innovative VTOL-Frachtdrohne liefern, die von Pipistrel entwickelt und hergestellt wird – vermutlich auf Grundlage der NUUVA V300.
Das neue VTOL-Drohne soll in der Lage sein, mehr als 300 kg Fracht in einem 2,3 m3 großen Laderaum über eine Reichweite von 500 km mit einer Flughöhe von bis zu 6.000 m zu transportieren. Das Flugzeug wird hierfür mit acht Vertical-Lift-Paketen ausgestattet, die jeweils aus einem Pipistrel E-811-Motorrotor mit hocheffizienten und redundanten Batteriepaketen bestehen, die einen sicheren Betrieb gewährleisten, selbst wenn zwei Rotoren ausfallen.
Der Flugzeugprototyp soll anfangs in Europa getestet werden, gefolgt von einer Betriebsvalidierung in China ab 2022. Bereits 2023 will SF Express die Frachtdrohnenflotte dann im Inlands- und Auslandsgeschäft einsetzen.
In Europa bekunden zunehmend mehr Militärvertreter das Interesse an den Pipistrel-Elektrofliegern. Dies beginnt Mitte Mai, als General Philippe Lavigne, der Chef der französischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte, einen Testflug mit dem Velis Electro macht. Im Juni least das dänische Verteidigungsministerium zwei Elektroflugzeuge vom Pipistrel-Partner Green Aerolease, die an der Flugschule in Karup für eine zweijährige Testphase als Schulungsflugzeuge eingesetzt werden sollen.
Im selben Monat besucht der slowenische Verteidigungsminister Matej Tonin das Unternehmen Pipistrel und unterzeichnet eine Vereinbarung über die Erprobung der Pipistrel-Flugzeuge für die Ausbildung der slowenischen Streitkräfte (SAF). Basierend auf der Vereinbarung wird Pipistrel dem Verteidigungsministerium jeweils ein Exemplar der Flugzeuge Virus SW 121, Velis Electro und Panthera, sowie einen Velis X-Alpha VR Flugsimulator und ein Pipistrel OPV, ein Hybridflugzeug zwischen klassischem und unbemanntem Flugzeug, für Tests zur Verfügung stellen. Als erstes wird im Oktober die Virus SW 121 an die Luftfahrtschule der SAF übergeben.
Ebenfalls im Juni übernimmt die polnische Militärische Technische Universität (MUT) in Warschau eine Virus SW 121, das speziell für die universitäre Forschung auf dem Gebiet der Fernerkundung, der Luftbildfotografie und der Photogrammetrie modifiziert wurde. Und die britische Royal Air Force (RAF) testet den Velis Electro auf dem Flugplatz Damyns Hall in der Nähe von Essex. Im Juli erhält dann der Pipistrel-Vertriebspartner in Uruguay Besuch von Vertretern der nationalen Luftwaffe Uruguays, die ihre alte Trainer-Flotte ersetzen möchte.
In Australien stellt derweil die Flugschule Eyre to There Aviation in Zusammenarbeit mit Recreational Aviation Australia RA-Aus, West Coast Bitumen und Aerometrex einen Weltrekord für die Ausdauer eines Elektroflugzeugs auf, mit dem die im vergangenen Jahr in Deutschland aufgestellte Marke von 750 km durchbrochen wird. Der Rekordflug der Alpha Electro rund um Südaustralien von Parafield nach Adelaide dauert sieben Tage, hat 18 Zwischenstopps und eine Länge von 1.350 km. Die einzelnen Etappen, bevor die Batterien wieder aufgeladen werden müssen, betragen etwa 125 km.
Auf der Strecke bricht das Team, das aus drei Piloten, fünf Mitarbeitern am Boden, einem zweiten (benzinbetriebenen) Unterstützungsflugzeug sowie zwei Fahrzeugen mit Ladegeräten für das Flugzeug besteht, noch andere Weltrekorde für Elektroflugzeuge, darunter den längsten Flug über Wasser (30,8 km), die weiteste Entfernung innerhalb von 24 Stunden (330 km) und die schnellste Geschwindigkeit zwischen Wegpunkten (177 km/h).
Im Juli stellt die Beam Global (ehemals: Envision Solar International Inc.), ein führender Anbieter nachhaltiger Technologien für das Aufladen von Elektrofahrzeugen aus San Diego, Kalifornien, einen neuen Weltrekord für den längsten Flug in einem Serien-Elektroflugzeug auf, das mit netzunabhängiger, erneuerbarer Solarenergie betrieben wird. Für den 227 nautische Meilen langen Etappenflug der Alpha Electro werden an mehreren Flughäfen mobile EV-ARC-Solarladestationen von Beam Global installiert.
Ebenfalls im Juli startet der Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen gemeinsam mit der Flugschule Westflug ein Projekt zur Erforschung der Pilotenausbildung mit vollelektrisch angetriebenen Flugzeugen vom Typ Silent Air Trainer – bei denen es sich um das Modell Velis Electro handelt.
Im Rahmen der Ausbildung am Verkehrslandeplatz Aachen-Merzbrück, dem Standort der Flugschule sowie auch Forschungs- und Lehrstätte der FH, soll bei dem Projekt NEFT (Next Generation Electric-Flight Training) herausgefunden werden, wie die Pilotenausbildung mit E-Flugzeugen umgesetzt werden kann, und wie sich die Instandhaltung der elektrisch angetriebenen Flugzeuge in bestehende Wartungsprozesse integrieren läßt. Mit einer Förderung des Verkehrsministeriums NRW in Höhe von rund 810.000 € werden hierfür zwei E-Flugzeuge sowie ein passender Flugsimulator angeschafft.
Im September wird die erste Velis Electro in die USA ausgeliefert. Empfänger ist das Florida Institute of Technology (Florida Tech) - das damit die erste amerikanische Universität ist, die dank des Emil Buehler Perpetual Trust ein Elektroflugzeug besitzt und fliegt. Da die zweisitzige Maschine noch auf die US-Zulassung wartet, wird sie in der Kategorie ‚experimentell‘ geflogen.
Ein interessanten Nebenaspekt: Das Flugzeug, das einen Blick in die Zukunft der allgemeinen und kommerziellen Luftfahrt bietet, ist auch für die Federal Aviation Administration (FAA) von Interesse: Die Bundesbehörde will der Florida Tech daher einen Auftrag über 85.000 $ erteilen, um die Daten aus den ersten 50 Flugstunden des Velis Electro zu bekommen. Zudem unterzeichnet die Pipistrel Mitte des Monatsein Technologietransferabkommen mit der Firma Genevation Aircraft, um die Produktion und Endmontage des Virus SW Flugzeugs in Ungarn aufzubauen.
Um bis zu 50 zweisitzige Velis Electro an Flugschulen in ganz Großbritannien zu vermieten, begründen die dortigen Vertriebshändler in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Fly About Aviation und dem V1 Investment Fund im Oktober das Projekt Green Airside, das umgehend die Bestellung der ersten zehn Flugzeuge tätigt.
Ein weiteres Highlight im September ist der „erste Elektroflug eines Staatsoberhaupts“ – als Prinz Albert II. von Monaco in einem Velis Electro von Green Aerolease ohne Lärm und Emissionen von Nizza aus über sein Fürstentum fliegt, pilotiert von Raphaël Domjan von Planet Solar. Dabei wird an den überhaupt ersten Flug eines Staatschefs vor 110 Jahren erinnert, als Ferdinand I., Zar von Bulgarien, im Juli 1910 nach Belgien flog. Die Green Aerolease hatte im Frühjahr 50 Stück des Elektroflugzeugs bestellt, die in einer Kooperation mit dem französischen Luftfahrtverband an Pilotenschulen vermietet werden sollen.
Mitte Oktober 2021 macht die MAHEPA Panthera auf dem Flughafen Cerklje in Slowenien ihren Erstflug mit dem neuartigen, SAF-fähigen, hybrid-elektrischen Antriebsstrang, der im Rahmen des Projekts Modular Approach to Hybrid Electric Propulsion Architecture (MAHEPA) entwickelt worden war.
Zur Erinnerung: Bei dem 2017 gestarteten und über vier Jahre von der EU finanzierten Projekt – einem Nachfolger des Projekts Hypstair von 2016 – wurde der Antriebsstrang des viersitzigen, einmotorigen Pipistrel-Leichtflugzeugs Panthera in Module unterteilt: Den Elektromotor-Schuberzeuger und Verbrennungsmotor/Generator in die Nase des Flugzeugs, der Treibstoff und die Batterien in die Flügel. Der Antrieb besteht aus einem Rotax 915iS, gekoppelt mit einem Generator von Compact Dynamics.
Das MAHEPA-Konsortium – bestehend aus Pipistrel Vertical Solutions, Compact Dynamics, DLR, H2Fly, Politecnico di Milano, TU Delft, Universität Maribor und Universität Ulm – betrachtet den Hybrid-Demonstrator als die passende Plattform, um zukünftige Entwicklungen der hybriden Luftfahrt zu testen. Das Flugzeug hat eine maximale Abflugmasse von 1.315 kg, soll eine Reisegeschwindigkeit von 330 km/h erreichen und bis zu 650 km weit kommen.
Im November vereinbart die Pipistrel mit der Airflow.aero Inc., einem Luft- und Raumfahrtunternehmen in Kalifornien, das ein elektrisches Kurzstart- und -landeflugzeug (eSTOL) entwickelt, der Firma Motoren, Motorsteuerungen und Batterien für ihr Proof-of-Concept-Flugzeug in Originalgröße zu liefern (s.u.). Und im Dezember werden der ASL Flight Academy in Lüttich, Belgien, zwei Velis Electro als Schulungsflugzeuge geliefert.
Kommen wir jetzt zur allgemeinen Jahreschronologie:
Im Januar 2021 erscheint die britische Firma Autonomous Flight erstmals in den Blogs, vermutlich aufgrund einer Erwähnung in der BBC One Show. Die bereits 2017 von dem Unternehmer Martin Warner gegründete Firma entwickelt und produziert „umweltfreundliche vollelektrische Senkrechtstarter, die einfach herzustellen und sehr zuverlässig sind“. Da das Unternehmen bislang von Warner und einer kleinen Gruppe von Privatinvestoren mit 1 Mio. $ finanziert wurde, wird nun eine Finanzierungsrunde B gestartet, um 25 Mio. $ aufzubringen, damit das eVTOL-Flugzeug in Produktion gehen kann. Eine nicht näher datierte erste Finanzierungsrunde A hatte der Firma Mittel in Höhe von 7 Mio. $ eingebracht.
Das Y6S ist ein geflügeltes Flugzeug mit Kipp-Propellern für zwei Passagiere und mit kurzer Reichweite, das eigentlich als Lufttaxi gedacht ist und z.B. vom Flughafen Heathrow bis ins Zentrum Londons nur zwölf Minuten braucht (Y, weil es Y-förmig ist; 6, weil es sechs Propeller hat; und S für Sport). Es wird zunächst von einem Piloten gesteuert, ist aber so konzipiert, daß es ein völlig autonomes Flugzeug werden kann, sobald die Technologie ausgereift und sicher ist. Angetrieben wird es durch von Lithium-Ionen-Batterien.
Das Fluggerät hat einen vorderen Canard-Flügel, der an jedem Ende zwei Kippstützen mit je zwei Propellern trägt. Der hintere Teil des Flugzeugs hat einen hohen Flügel mit Winglets, und hinter diesem befinden sich zwei gestapelte stationäre Propeller, die über einen Kanal verfügen und nur für den Vertikalflug verwendet werden. Virtuelle Videos des Unternehmens zeigen das Y6S mit einziehbarem Fahrwerk, doch der Prototyp in Originalgröße scheint ein festes Fahrwerk zu haben.
Das Flugzeug hat eine maximale Reisegeschwindigkeit von 110 km/h, eine Reichweite von 130 km und eine Flughöhe von 450 m. Es verfügt über mehrere redundante Systeme, die die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls verringern, und ist mit einem ballistischen Fallschirm ausgestattet.
Später entwickelt Autonomous Flight das sechssitzige eVTOL-Flugzeug Y6S Plus mit einem Trikopter-Layout, das 900 kg wiegt, sechs unabhängige Rotoren besitzt und eine Reisegeschwindigkeit von 200 km/h erreicht. Außerdem gibt es Pläne für ein neunsitziges Luft-Shuttle (einschließlich Pilot) mit dem Namen AS1 (für Air Shuttle One), das auch für die Frachtbeförderung eingesetzt werden könnte. Etwas unglaubhaft wirkt allerdings, daß Warner noch 2018 damit gerechnet haben soll, daß das zweisitzige Flugzeug zwischen 20.000 und 30.000 £ kosten werde.
Ein erster Testflug eines Y6S Prototyps in voller Größe ist eigentlich für das dritte Quartal 2019 geplant, ein bemannter Testflug sollte dann im vierten Quartal folgen. Dies läßt sich aber nicht verwirklichen, obwohl in den spärlichen Berichten die Rede davon ist, daß „mehrere Prototypen in kleinerem Maßstab bereits geflogen sind“, und es auch winzige Videoschnipsel gibt, auf denen aber weder die Größe noch sonstige Details zu erkennen sind.
Im Februar 2019 soll die Autonomous Flight bereit sein zum Bau eines flugfähigen Y6S, von dem es bislang nur das Entwicklungsmodell in voller Größe gibt – eigentlich eine 6,0 m breite und 6,7 m lange Attrappe. Tatsächlich steht die Firma nämlich erst am Anfang des Entwurfs- und Bauprozesses des Prototyps und Warner schätzt, daß bis zu 35 Mio. $ benötigt werden, um den Y6S auf den Markt zu bringen.
Es läßt sich nichts darüber finden, wie die eingangs erwähnte Finanzierungsrunde ausgegangen ist, noch lassen sich bislang weitere Entwicklungsschritte nachweisen.
Im Dezember 2021 kündigt Autonomous Flight eine Finanzierungsrunde C an, um weitere 100 Mio. $ für die Zertifizierung und Produktion des eVTOL-Flugzeugs zu sammeln. Zudem seien die Konstruktionsarbeiten am Y6S-Prototyp nun abgeschlossen, während die Montage der Y6S Plus-Produktionsversion im Jahr 2023 stattfinden soll, um anschließend in die Flugerprobung zu gehen. Dennoch will das Unternehmen potentielle Kunden bereits im kommenden Januar auffordern, Vorbestellungen für das Y6S Plus aufzugeben, dessen Auslieferung dann 2024 beginnen soll.
Weiter mit den Elektro- und Solarfluggeräten 2021 ...