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Andere elektrische Fahrzeuge

Podcars und People Mover (IV)


Die seit 2005 aktive polnische Firma Mister Sp. z o.o. von Ollie Mikosza in Opole arbeitet an der Entwicklung eines Hängekabinen-Systems unter dem Namen MISTER (Metropolitan Individual System of Transportation on an Elevated Rail), dessen Kabinen ein wenig an Skilifte erinnern und für 3 Personen ausgelegt sind.

Hängekabinensystem Mister

Mister

Es handelt sich um ein neues, innovatives öffentliches Verkehrsmittel für Städte, bei dem sich kleine, vollautomatische und fahrerlose Kabinen unter einem Netzwerk aus leichten Führungsschienen in einer Höhe von 5 - 10 m über dem Straßenniveau fortbewegen. Die 300 kg schweren Kabinen werden in dem Netzwerk mit einer konstanten Geschwindigkeit von rund 50 km/h und ohne Zwischenhalt von der Start- bis zur Ziel-Haltestelle transportiert und eignen sich auch für den Frachtverkehr. Angetrieben werden die äußerst energieeffizienten Kabinen von kleinen integrierten und fremdversorgten Elektromotoren. Für den Start benötigen diese zwar ca. 20 kW, während der Fahrt aber weniger als 2 kW.

2006 erhält das Unternehmen eine Forschungsförderung von der Technischen Universität in Warschau, und im Juli werden Mister und die Stadt Warschau Partner des neu gestarteten EU-Forschungsprojekts CityMobil für die Entwicklung zukünftiger städtischer Transportsysteme, bei dem 28 Partner aus 10 Ländern 40 Mio. € ‚verbraten’ dürfen.

Im April 2007 unterzeichnet die Firma eine Absichtserklärung mit dem polnischen Luftfahrtinstitut in Warschau, um gemeinsam die Entwicklung eines Prototyps anzugehen. Im Juli wird die Erlaubnis zum Bau einer 1 – 4 km langen Demonstrationsstrecke in Opole erteilt, und schon im September wird ein funktionsfähiger Prototyp vorgestellt. Angedacht ist ein Streckennetz, das in seiner Endausbaustufe insgesamt 34 km umfassen und die wichtigsten Wohngebiete mit den Arbeit-, Unterhaltungs- und Einkaufszentren miteinander verknüpfen soll.

Mister sucht allerdings noch nach einem Investor, der mit 10 Mio. € einsteigt um die trotz bereits erfolgter Patentierung noch anstehenden Entwicklungsarbeiten zu finanzieren. Im Januar 2008 bietet das Unternehmen Aktien an, scheint damit aber keinen Erfolg zu haben, dann nach einem letzten öffentlichen Auftritt im Mai auf einer Ausstellung unter dem Titel ‚HOLON - grüne Vision von Warschau’ hört man nichts mehr von der polnischen Innovation.


Der uns schon gut bekannte J. Edward Anderson gründet Anfang 2005 gemeinsam mit zwei Ex-Vorstandsmitgliedern der damaligen Taxi 2000 Corp. die neue Firma PRT International LLC in Minneapolis, Minnesota. Nun wird ein Konzept namens ITNS verfolgt (Intelligent Transportation Network System), bei dem es sich um eine optimierte Form der Personal Rapid Transit mit hoher Kapazität handeln soll (High Capacity Personal Rapid Transit, HCPRT). Natürlich gibt es Streit um das geistige Eigentum, den zu lösen es mehrere Jahre dauert, und dies, obwohl diverse der Patente längst abgelaufen sind. Das neue Unternehmen versucht die Mittel zu beschaffen, um eine 800 m lange ovale Teststrecke zu errichten, entsprechende Fahrzeuge zu bauen, und das Gesamtsystem nach seiner Optimierung zu vermarkten. Ein Erfolg stellt sich nicht ein, und der letzte nichtssagende Eintrag im Blog der Firma stammt von Anfang 2009.


Im Jahr 2005 gründet das führende südkoreanische Stahlunternehmen POSCO eine Tochterfirma mit dem Namen Vectus Ltd. und Hauptsitz in Schweden, um ein eigenes PRT-System zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Die koreanische Regierung hatte unter dem Titel PRT Next Generation Urban Transit System Development ein fünfjähriges und mit 30 Mio. $ ausgestattetes Forschungsprogramm gestartet, das von dem 1996 aus der Taufe gehobenen Korea Railroad Research Institute geleitet wird. Es ist zu vermuten, daß die Ergebnisse dieses Programms in die Vectus-Technologie eingeflossen sind.

Vectus Kabinen

Vectus Kabinen

Von schwedischer Seite basiert das Vectus-Konzept auf dem ursprünglich studentischen Fornebu/Oslo PRT-Projekt. Im Zuge der Stadtentwicklung in der Gegend um den neuen Hauptsitz der norwegischen Telefongesellschaft Telenor auf der direkt vor Oslo liegenden Halbinsel Fornebu, die im Jahr 2000 startet, werden auch verschiedene mehr oder weniger innovative öffentliche Verkehrssysteme in Betracht gezogen. Dabei wird ein PRT-System als mögliche lokale Lösung sowie als Geschäftsmöglichkeit ins Auge gefaßt. Ab 2002 wird das Projekt zusammen mit verschiedenen Partnern aus der Industrie weiter ausgebaut, und als POSCO der Projektgruppe beitritt, erfolgt die Weiterentwickelung im schwedischen Uppsala.

Bei dem Vectus-System, das dem o.g. Ultra-PRT technisch sehr ähnlich aufgebaut ist, bewegen sich kleine, leichte und fahrerlose Transportkabinen für 4 – 5 Passagiere auf einem Netzwerk von miteinander verbundenen Fahrspuren, wobei die einzelnen Kabinen ähnlich wie Taxis ihre Passagiere auf Bestellung aufnehmen, und ebenso wie diese den Zielort ohne Haltestellen entlang der Strecke erreichen. Die Pods fahren mit Kunststoffrollen über Stahlschienen und werden von einem Linearmotor (LIM) angetrieben, der seinen Strom von einer separaten Schiene erhält. Dies reduziert den Rollwiderstand und erspart die Batterien, macht die Trasse allerdings teurer als bei anderen Systemen. Der Fahrweg ist einfach und robust, da es keine Weichen oder andere bewegte Teile gibt – die gesamte Mechanik, um die Spur zu wechseln, ist in den Kabinen selbst untergebracht.

Im April 2006 legt das neue koreanisch-schwedische Konsortium den Grundstein für den Bau einer 385 m langen Teststrecke auf einem ehemaligen Fußballplatz in der Nähe der Universität Uppsala, die – zeitgleich mit einer weiteren Teststrecke in Korea – schon Ende des Jahres in Teilbetrieb genommen wird. Die Schienen und die Fahrzeuge werden in Großbritannien hergestellt, nach Schweden transportiert und dort installiert. Die Steuerung, die Elemente der LIM-Antriebe in der Fahrspur (die mittig angeordneten recheckigen Boxen auf dem Foto) und die meisten Ingenieursarbeiten kommen direkt aus Schweden.

Vectus investiert etwa 14 Mio. $ in die Testanlage Rosedalsområdet und beginnt im Sommer 2007 mit den Versuchsfahrten drei seiner vollautomatischen Fahrzeuge, stellt die Anlage während der 2007 PodCar City Conference vor, die in jenem Jahr in Uppsala stattfindet, und darf ab September 2008 auch Passagiere transportieren. Bei den Tests, die anschließend bis 2010 und in Kooperation mit der Uppsala Public Transport fortgeführt werden, erreichen die Wagen auf dem äußeren Teil der Strecke bis zu 45 km/h. Nach der erfolgreichen Erprobung soll innerhalb von zwei Jahren ein Pilotprojekt folgen, bei dem das Biomedizinische Forschungszentrum mit der Universitätsklinik über eine Strecke von 3 – 4 km verbunden werden. Im März 2008 beginnen ferner Vorbereitungen für eine ähnliche Teststrecke in Bolanderna im südlichen Teil von Uppsala, die vom Hauptbahnhof bis zu Ikea führen soll. Die endgültige Entscheidung darüber soll im Herbst fallen.

Vectus Design von Pininfarina Grafik

Vectus Design
von Pininfarina (Grafik)

Ab 2007 beschäftigt sich POSCO auch mit Plänen eines PRT-Systems für einen Öko-Park im südkoreanischen Suncheon, Provinz Süd-Jeolla (o. Cheolla), wo eine 4,64 km lange Strecke, die parallel zur Fluß Suncheon-dong verläuft, die Suncheon Bay mit dem Gelände des zukünftigen Internationalen Gartenbau-Festivals Suncheon Bay Garden Expo verbinden soll (Motto: Garden of the Earth). Nach Fertigstellung der Anlage im Jahr 2013 sollen hier 40 PRTs für bis zu 6 Insassen mit einer Geschwindigkeit von 45 – 60 km/h unterwegs sein. Pro Stunde können das System 1.200 Personen nutzen. Doch auch bei diesem Projekt gibt es Verzögerungen, und das Memorandum-of-understanding wird erst im September 2009 unterzeichnet. Im Mai 2011 wird die Baugenehmigung erteilt, und im Juni erfolgt endlich die Grundsteinlegung für das 70 Mrd. Won teure Projekt (~ 56 Mio. €).

Auf einer Ausstellung im Juli 2012 in London wird erstmals ein neuer Kabinen-Entwurf als Modell im Maßstab 1:18 vorgestellt, der aus dem italienischen Design-Haus Pininfarina stammt. Die Verwendung von leichten Kohlefaser-Rahmen reduziert den Energieverbrauch des Systems, und große Fenster bieten einen weiten Ausblick. Parallel dazu wird ein größeres Fahrzeug für 50 – 60 Passagiere entwickelt, das als Mini-U-Bahn eingesetzt werden könnte, z.B. in Perugia (s.o.).

Inzwischen hat auch der Bau der Suncheon Bay PRT line (SC-PRT) begonnen, und bereits im Oktober 2012 wird gemeldet, daß die Arbeiten am Depot, den Bahnhöfen und dem Fahrweg kurz vor dem Abschluß stehen. Es ist nicht klar warum, aber schon Anfang 2013 kursiert die Meldung, daß das PRT-System nun doch nicht fristgerecht bis zum 20. April fertiggestellt werden kann, obwohl in der Nähe der ersten Station bereits ein Probebetrieb im Gange ist.

Testbetrieb in Suncheon

Testbetrieb in Suncheon

Kurz nach dem Termin bestätigt das Unternehmen, daß das vollständige System erst irgendwann im Herbst für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Als Grund wird angegeben, daß zu wenig Zeit war um alle Fahrzeuge zu bauen und zu testen, die sich technisch erheblich von den bisherigen Modellen unterscheiden. Dazu gibt es Verspätungen bei der Zulieferung. Bislang werden nur Versuchsfahrten und verschiedene Testprogramme mit zwei der neuen Fahrzeuge durchgeführt.

Mitte August 2013 erfolgt die offizielle Eröffnung des PRT-Systems, allerdings sind zu diesem Zeitpunkt nur 20 Stück der neuen Fahrzeuge in Betrieb, die Platz für 6 – 9 Personen bieten. Dafür ist ihre Nutzung bis Oktober umsonst. Die Projektkosten werden seitens des Auftraggebers Suncheon Ecotrans mit 53,5 Mio. $ angegeben.

Hierzu noch ein Hinweis: Seit 1947 befaßt sich das britische Familienunternehmen Severn Lamb in der Nähe von Stratford-upon-Avon mit der Planung, dem Bau und Betrieb von Freizeit-Bahnen sowie leichten städtischen Verkehrssystemen. Eine der Spezialitäten sind Einschienenbahnen auf Stahlschienen, die den Kundenwünschen entsprechend als Schneemann, Rakete oder Raupe daherkommen. Zum Antrieb werden alternativ Diesel-, Benzin oder Elektromotoren angeboten. Einer Werbebroschüre der Firma zufolge scheint Severn Lamb auch die Vectus-Kabinen für das Suncheon-Projekt herzustellen.


In Schweden besonders aktiv ist derweil das Institute for Sustainable Transportation (IST) in Stockholm, das im Rahmen seines Netzwerks KOMPASS, an dem sich verschiedene Stadtverwaltungen beteiligen um die Podcar/PRT-Technologie zu unterstützen, im Oktober 2007 in Uppsala die erste Podcar City Conference veranstaltet. Mitorganisatoren sind das Bürgermeisteramt Uppsala sowie die Verwaltung der schwedischen Bahn Banverket. Im Zuge dieser Konferenz wird der 1. Oktober als weltweiter Podcar Day proklamiert. Die zweite internationale PRT-Konferenz findet dann im September 2008 an der Cornell University in Ithaca statt.


Auf dem zweiten World Future Energy Summit im Januar 2008 in Abu Dhabi wird erstmals einer der Podcars der holländischen Firma 2getthere aus Utrecht ausgestellt, die den internen Personennahverkehr in der CO2-freien Reißbrett-Stadt Masdar in Abu Dhabi bestreiten sollen. Über das Projekt selbst berichte ich ausführlich im Kapitel Sonnenenergie (s.d.).

CyberCab

CyberCab

Nach seiner Realisierung wird es sich bei dem geplanten 30 km langen Nahverkehrsnetz mit rund 1.500 Stationen um das weltweit größte PRT-System handeln. Die Planungen sehen vor, daß kein Punkt innerhalb der Stadt weiter als maximal 200 m von der nächsten Station entfernt liegt, wo die vollautomatisch gesteuerten und mit Solar- und/oder Windstrom betriebenen 6-sitzigen Kabinentaxis (4 Erwachsenen und 2 Kinder) individuell angewählt werden können. Die Konstruktionsfirma CH2M Hill, die Masdar errichtet, plant für die Elektrokabinen ein unterirdisches Netz.

In der zweiten Jahreshälfte 2009 werden in Masdar die ersten Podcars von 2getthere in Betrieb genommen – allerdings nur wenige Stück und auf einer stark verkürzten Versuchsstrecke, da man im Zuge der internationalen Finanzkrise von dem ursprünglichen Netzplan abgerückt ist. Das Unternehmen (das als Ausgründung der Firma Frog u.a. die ParkShuttels auf dem Flughafen Amsterdam-Schipohl betrieben haben, s.o.) hofft aber weiterhin, daß in Masdar City irgendwann einmal 3.000 Pods 85 Stationen bedienen werden.

Die Fahrzeuge vom Modell CyberCab der 2. Generation sind mit fortschrittlichen Lithium-Eisenphosphat-Batterien ausgestattet, die nach einer 1,5-stündigen Aufladezeit eine Reichweite von etwa 60 km bieten. Die Podcars bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h auf einer Fahrbahn, in der alle 5 m Magneten stecken, die das Fahrzeug zur Navigation nutzt. Wenn eine Person ein Ziel wählt, ermittelt der Zentralcomputer den besten Weg für das Fahrzeug und die Bordelektronik stellt sicher, daß sich der Pod auch daran hält. Die offizielle Eröffnung erfolgt im November 2010.


CyberCab-FRT

Die Strecken, die sich in einem unterirdischen Gewölbe befinden – ein künstlicher Keller, der durch eine Erhöhung der Fußgänger-Ebene um 6 m entstanden ist –, werden auch Platz für ein ebenfalls vollautomatisches Fracht-System (Freight Rapid Transit, FRT) bieten, das mit 5.000 Fahrten pro Tag Lasten und Lieferungen für die Bewohner, Geschäfte und Hotels transportieren soll. Die flachen Fahrzeuge können jeweils zwei Paletten mit einer maximalen Nutzlast von insgesamt 1.600 kg bewegen. In der ersten Phase des Projekts sind nun 10 CyberCab-Podcars im Einsatz, 2 davon mit VIP-Lederausstattung. Dazu kommen 3 FRT-Fahrzeuge. Die 1,2 km lange Pilotstrecke verfügt über 5 Stationen (2 für Passagiere, 3 für den Güterverkehr), beginnt an einem Parkplatz und endet am Masdar Institute of Science and Technology (MIST).

Für 2getthere ist das Projekt jetzt schon eine gute Werbung, denn Polit- und Medienprominenz aus aller Welt wird von den arabischen Gastgebern eingeladen, eine Schnupperfahrt zu machen – darunter Hollywood-Regisseur James Cameron ebenso wie Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon oder Prinz Albert von Monaco. Andere Neuigkeiten gibt es bislang noch nicht.


Ein besonderer People Mover-Typ stammt von der Südtiroler Firma Leitner AG mit Sitz in Sterzing, die im Seilbahnbau und im Bereich Umwelttechnik tätig ist. Das Unternehmen baut auch Standseilbahnen und Schrägaufzüge (s.u.), haben mit den ebenen Systemen aber wesentlich mehr Erfolge, weshalb ich Leitner auch an dieser Stelle hier aufliste.

Die MiniMetro des Unternehmens ist eine vollautomatisierte seilgezogene Anlage zur Beförderung von Personen, die schienengebunden ist. Sie besteht aus Fahrzeugen, die an das Umlaufseil ankuppelbar sind und an beliebig vielen Haltestellen entlang der Strecke zum Fahrgastwechsel abgekuppelt und angehalten bzw. wieder angekuppelt und beschleunigt werden können, falls das System nicht für eine Verbindung zwischen nur zwei Punkten eingesetzt wird.

Im italienischen Perugia wird im Februar 2008 eine 3,2 km lange Strecke mit sieben Stationen eingeweiht, um den Stadtverkehr zu entlasten. Die Anlage verfügt über 25 Fahrzeuge von je ca. 5 m Länge, die jeweils 25 Personen bei einer Geschwindigkeit von 20 – 25 km/h und einem Fahrzeugabstand von ca. 1,5 Minuten transportieren. Schon im ersten Betriebsjahr beträgt die technische Verfügbarkeit 99,9 %.

MiniMetro in Kairo

MiniMetro in Kairo

Nach dem Erfolg in Perugia wird von Leitner eine weitere 1,8 km lange MiniMetro gebaut, die am Flughafen Kairo in Ägypten drei Terminals mit dem Shopping Center und dem Parkhaus verbindet. Die 20 Mio. € teure Anlage verfügt über zwei großräumige Kabinen mit Platz für je 170 Passagiere, die eine hochmoderne Luftkissentechnologie nutzen und sich mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h bewegen.

Im März 2012 wird die SQUAIRE Metro am Frankfurter Flughafen eröffnet, eine 300 m lange seilgezogene MiniMetro, die das avantgardistische Bürogebäude THE SQUAIRE mit dem dazugehörigen Parkhaus verbindet, wobei sie die Strecke in 80 Sekunden zurücklegt. Die vollautomatische Bahn hat 2 Kabinen, die für jeweils 50 Personen ausgelegt sind, fährt in 16 bis 18 m Höhe und bietet spektakuläre Ausblicke.

Nur einen Monat später erhält Leitner den Auftrag zur Errichtung einer knapp 2 km langen MiniMetro-Strecke in Pisa, die den Flughafen Galileo Galilei mit dem Zentralbahnhof der Stadt verbinden wird, mit einem Zwischenstopp am Pendlerparkplatz. Die Fertigstellung des 77 Mio. € teuren Projekts ist für April 2015 geplant.

 

In Finnland beginnt Ende 2008 die Entwicklung eines PRT-Systems namens Bubble Motion durch die von Asko Kauppi in Helsinki gegründete Firma BM Design Oy. Die Patentanmeldung dafür wird im März 2010 eingereicht, doch im Jahr 2012 muß der Antrag aus Geldmangel zurückgezogen werden.

Im Frühjahr 2011 wird das Projekt in das Autodesk Cleantech Startup Programm aufgenommen, welches durch Anwendung von Computermodellierungs- und Simulationswerkzeugen höchster Güte ein Virtual Prototyping erlaubt.

Anfang 2013 versucht Kauppi das benötigte Eigenkapital in Höhe von bis zu 10 Mio. € durch eine Investorenrunde zu bekommen, was jedoch leider nicht gelingt. Dies ist ausgesprochen schade, da man anhand der umfangreichen Präsentation auf der Homepage des Designbüros sehen kann, wie intelligent und ausgetüftelt das ganze Konzept schon ist. Die Träger und die Laufspur bestehen aus sehr schmalen Rohren, und die einzelnen leichten Kabinen, die darüber laufen, sind für 2 - 3 Personen ausgelegt. Größere Gruppen können mehrere Fahrzeuge gruppieren und quasi zusammen reisen.


Louisiana PRT Grafik

Louisiana PRT (Grafik)

Studenten der Universität von Louisiana in Lafayette stellen im Mai 2009 das Konzept für ein automatisiertes PRT-System vor, mit dessen Kabinen die Staus auf den Straßen ‚umfahren’ werden sollen.

Das potentiell zukünftige öffentliche, fahrerlose Verkehrsmittel besteht aus kleinen elektrisch betriebenen Wagen, die an der Seite von erhöht installierten Gleisaufhängungen montiert sind.

Falls es gelingt die erforderlichen Mittel zu bekommen, soll in absehbarer Zeit ein funktionierender Prototyp gebaut werden. Bislang ist davon allerdings noch nichts zu sehen.


Aus dem Jahr 2010 stammt der Entwurf Community Transit des Designers Dave Olsen aus Harper Woods, Michigan, der sich von der Struktur und Funktion von Pflanzenzellen – sowie von dem People Mover in Morgantown (s.o.) – hat inspirieren lassen.

Das System soll gleichermaßen für den Personen- wie auch den Frachttransport genutzt werden, während besonders betont wird, wie sehr die Privatsphäre der Passagiere in den Einzelkabinen geschützt sei, in welchen zwei Erwachsene und zwei Kinder Platz finden.

Angedacht ist auch der Einsatz halbtransparenter Solarfolien an den Außenseiten der Kabinen, um den Betriebsstrom zumindest teilweise aus dieser regenerativen Quelle zu beziehen.


Etwa ab dem Jahr 2011 läuft in Mexiko das Programm ModuTram GRT (Group Rapid Transit), das von der mexikanischen Regierung finanziert und im Rahmen einer Hochschulkooperation umgesetzt wird. Ziel ist die Entwicklung und Vermarktung eines PRT-Systems mit kleinen Kabinen, das speziell für Anwendungen innerhalb des Landes gedacht ist, wobei die Kosten der einfachen Spurführung nur 6 Mio. $ pro Meile betragen sollen.

ModuTram Kabine

ModuTram Kabine

Schon im Januar 2012 wird eine Teststrecke eingeweiht - und es werden Versuche mit Kabinen in voller Größe durchgeführt, die von der zwischenzeitlich gebildeten Firma ModuTram Mexico S.A. de C.V. in Zapopan im mexikanischen Bundesstaat Jalisco entwickelt und hergestellt worden sind. Im Rahmen des Projekts ist ein strategisches Innovations-Netzwerk aus 8 Unternehmen, 4 Universitäten und 4 Forschungszentren gebildet worden, mit dem der Grundstein für einen neuen High-Tech- Cluster in Mexiko gelegt wird.

Der Bau und die Inbetriebnahme der 650 m langen ovalen Test- und Demonstrationsanlage ist ein wichtiger Schritt für das neue Verkehrssystem, das in kürzerer Zeit und auch an Orten, wo andere Systeme nicht passen, installiert werden kann.

Geplant ist eine Anzahl von Fahrzeugen, deren erstes Modell für langsame, kurze Ausflüge als Kabine mit Stehplätzen ausgelegt ist. Um die Menge an teuren Batterien zu verringern, handelt es sich um Hybridfahrzeuge, deren Elektromotor und Verbrennungsmotor völlig unabhängig voneinander funktionieren. Die Fahrzeuge haben Allradlenkung und folgen mit einer Toleranz von 2 mm der Führung der Seitenwände, und zwar mittels zwei kleinen Führungsrädern, die unmittelbar vor und hinter jedem Rad angebracht sind.

Ein besonderes Merkmal des Systems ist, daß die Fahrzeuge langsam durch die Stationen fahren, ohne komplett zu stoppen, wobei Passagiere aussteigen, sobald das Fahrzeug die Station erreicht, während andere zusteigen, bevor es die Station wieder verläßt – was sich sogar bei Versuchen mit behinderten Passagieren bewährt. Die fahrerlosen Leichtbau-Fahrzeuge bieten Platz für bis zu 6 Passagiere und können auch zusammengekoppelt werden, um einen Mini-Zug zu bilden. Als Einsatzbereiche werden touristische Bahnen, Flughafenshuttles und der urbane Nahverkehr ins Auge gefaßt. Im Oktober 2013 wird während der Messe Green Solutions im WTC-Morelos Convention Center in Cuernavaca eine kurze Demonstrationsstrecke aufgebaut und der Öffentlichkeit präsentiert.


Podder Grafik

Podder (Grafik)

Während es aus dem Jahr 2011 bislang keine neuen Designs zu vermelden gibt, wird 2012 unter dem Namen Podder ein leicht gewöhnungsbedürftiges, futuristisches Vehikel bekannt, bei dem 1-Personen-Kabinen wie senkrecht stehende Eier auf einer einzelnen erhöhten Schienenstrecke entlang gleiten. Die neue Form eines elektrisch betriebenen öffentlichen Verkehrsmittels ist für die Stadt Singapur im Jahr 2020 angedacht.

Der Entwurf des Industriedesigners Zelin Ong aus Singapur stellt ein personalisiertes, ‚intelligentes’ Transportgerät dar, das von einem Satz Gyroskopen und Beschleunigungsmessern ausbalanciert wird. Die Steuerung erfolgt durch ein interaktives System, das in den oberen Teil der Windschutzscheibe integriert ist und durch einen Touchscreen aktiviert wird.


Ebenfalls im Jahr 2012 wird von den Startup Unimodal Inc. die Installation eines SkyTran PRT-Systems in Tel Aviv vorgeschlagen. Die Entwicklung des Systems hatte der Raumfahrt-Ingenieurs Doug Malewicki bereits 1990 begonnen, der später hierfür die Firma SkyTran LLC gründet. SkyTran besteht aus Leichtbaukabinen für jeweils zwei Personen, die an einer erhöhten Fahrspur hängen und dabei eine passive Magnetschwebetechnik nutzen, weshalb ich sie auch hier, und nicht im Unterkapitel Maglev präsentiere. Die Maximalgeschwindigkeit der Kabinen beträgt 240 km/h, im praktischen Betrieb sind aber geringere Geschwindigkeiten vorgesehen. Dadurch, daß die Kabinen besonders leicht und einfach sind, ist es möglich, das System ausschließlich durch Ökostrom zu versorgen, z.B. aus Solarzellen. Außerdem sei SkyTran das einzige Nahverkehrssystem, das in der Lage ist Steigungen bis 20° zu nehmen. 1992 erhält Malewicki das Patent für seine Innovation (US-Nr. 5.108.052).

SkyTran Grafik

SkyTran (Grafik)

Um das System zu erproben und weiterzuentwickeln, arbeitet die SkyTran mit der NASA zusammen, wobei am Ames Research Center in Moffett field, Kalifornien (wo sich SkyTran inzwischen angesiedelt hat), der Prototyp des Fahrzeugs sowie ein entsprechender Gleisabschnitt konstruiert werden. Das Projekt wird vom US-Transportministerium unterstützt. Das für den Einsatz vorgesehene Inductrack-System wird von General Atomics an einem Modell in voller Größe getestet (s.o.).

Der Antrieb der rund 450 kg schweren Wagen erfolgt durch einen Linearmotor in der Fahrspur oder im Fahrzeug selbst, während die Fahrschiene 6 - 9 m über dem Boden verläuft und von standardmäßigen Metall-Strommasten getragen wird. Sie kann aber auch an den Seiten von Gebäuden angebracht werden. Die Kosten pro laufender Kilometer werden auf 6,2 Mio. $ geschätzt. Im Jahr 2008 soll Unimodal auch mit der Firma PRT Advanced Maglev Systems Inc. aus Seattle kooperieren.

Mitte 2009 gibt das Unternehmen bekannt, daß es am selben Standort innerhalb von 18 Monaten eine 1,6 km lange Rundkurs-Teststrecke errichten will. Es sieht jedoch nicht danach aus, als ob dies gelungen sei.

Der nur vorgeschlagene erstmalige öffentliche Piloteinsatz des SkyTran-Systems in Tel Aviv soll eine Route umfassen, die vom Kiryat Atidim Technology and Business Park im Nordosten der Stadt über den Bahnhof der Universität bis zum ehemaligen Hafen führt, der heute ein wichtiger Unterhaltungs- und Freizeitbereich ist. Eventuell wird die Strecke auch bis zum neuen Ariel Sharon Ecology Park geführt werden, dem ehemaligen Hiriya Müllberg. Die Fertigstellung ist für Mitte 2014 geplant. Im Falle eines Erfolgs soll das System auch in anderen Teilen des Landes errichtet werden, beispielsweise im östlichen Teil der Küstenstadt Netanya, wo es zwei große Industrie- und Gewerbegebiete mit dem neu gebauten Fußballstadion verbinden könnte. Daneben befindet sich das Unternehmen bereits in Gesprächen zur Akquise der 50 Mio. $, die für den Bau einer rund 6,5 langen Linie benötigt werden. Interessenbekunden liegen ferner aus der Stadt Stavanger in Norwegen vor – sowie aus zwei Städten im südindischen Bundesstaat Kerala.

 

Beem Car Grafik

Beem Car (Grafik)

Ein weiteres System wird ab 2011 in Großbritannien von Peter Lovering und seiner Firma Composite Solutions UK Ltd. in Shildon, County Durham, entwickelt.

Der Beem Car ist ein aufgehängtes Fahrzeug aus Leichtbau-Verbundwerkstoffen mit den Maßen 2,4 x 2 x 1,8 m und 5 Sitzen.
Der einem Hubschrauber-Cockpit ähnliche Podcar kann eine Nutzlast von 500 kg aufnehmen, bewegt sich an schmalen und leichten Führungsschienen und wird durch Linearinduktionsmotoren angetrieben. Bis auf die eine Grafik ist bislang aber noch nichts weiter veröffentlicht worden.


Ein US-Patent von 2013 (Nr. 8.735.865) beschreibt wiederum eine spanische PRT-Entwicklung, die auf den Designer und Erfinder Alberto Zayas zurückgeht, der hierfür die Firma Intelligent Track Vehicles & Trackways Corp. (ITVTCORP) gründet. Das Konzept umfaßt ein vollautomatisches und autonomes Transport-System mit hoher Kapazität für Personen und Fracht in kleinen, aufgehängten Pods. Das Ganze befindet sich allerdinges noch in einer sehr frühen konzeptionellen Phase.


Die Designer Supriyo Roy und Ameya Baporikar aus Hyderabad bzw. South West Delhi stellen im September 2013 unter dem Titel Orion das Konzept eines PRT-Systems vor, das sie speziell für das urbane indische Umfeld konzipiert haben.

Mit Zunahme der Bevölkerung in Indien werden mehr und mehr Millionen Einwohner regelmäßig zu ihren Arbeitsplätzen bzw. im Rahmen ihrer täglichen Aktivitäten zu Einkaufszentren, Parks, Einrichtungen des Gesundheitswesens usw. unterwegs sein – und dabei in der Regel persönliche Fahrzeuge verwenden. Orion soll die daraus entstehenden Probleme verringern, indem das System den Bedarf zum Besitz eines eigenen Fahrzeugs obsolet macht.

Dis neue Konzept stellt ein Transit-System für ‚geschlossene Gruppen’ dar, das sich im Besitz von Körperschaften wie Wohnungsbaugesellschaften o.ä. befindet und auch ausschließlich durch diese betrieben, und exklusiv von den jeweiligen Bewohnern genutzt wird. Es handelt sich um kleine, offene Podcars für vier Personen, zwei davon sitzend, deren halbtransparente Fiberglasdächer mit Solarzellen bestückt sind um zusätzlichen Strom für die Li-Io-Batterien zu liefern, mit denen das Fahrzeug angetrieben wird. Geführt werden die Pods, die eine Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h erreichen, über Spuren, die entweder aus magnetischen Drähten, elektrischen Kabeln oder auch nur aus Farbmarkierungen bestehen, während das Fahrzeug mit den jeweils entsprechenden Sensoren bestückt ist. Als Fahrer braucht man nicht zu steuern, sondern muß über einen Touchscreen nur das gewünschte Ziel innerhalb des aktiven Streckennetzes eingeben.

 

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