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Kasachstan in Zentralasien ist das zweitgrößte Land
in der GUS und besonders reich an Windressourcen, da über 50 % des
Landes eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von über 5,4 m/s
aufweist. Die besten Bedingungen bieten sich in der Gegend an der Dsungarischen
Pforte an der Grenze zur VR China (Gebiete Almaty und Ostkasachstan),
in Zentral- und Nordkasachstan, am Kaspischen Meer sowie in Teilen
der Gebiete Kysylorda, Südkasachstan und Shambyl. Es gibt Schätzungen,
die von einem landesweiten Potential von 760 GW ausgehen.
Genutzt wird davon noch nichts. Dem Stand von 2014 zufolge wird 85,5 % des kasachischen Stroms aus Kohlekraftwerken und 8,7 % aus der Wasserkraft erzeugt, während der Anteil der alternativen Energieproduktion nur 0,4 % beträgt.
Im Jahr 1997 erläßt die kasachische Regierung ein Energie-Spar-Gesetz um die effiziente Nutzung von Treibstoffen und Energien voranzutreiben, das auch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen empfiehlt. Eine direkte Wirkung auf die Nutzung der Windenergie scheint dies aber nicht zu haben.
Immerhin werden in den Jahren 1998 - 2000 im Rahmen eines UNDP/GEF-Projekts Windmessungen im Chylyk Korridor und in der Dsungarischen Pforte durchgeführt, einer Talebene und ein Gebirgspaß an der Grenze zwischen Ost-Kasachstan und Nordwest-China, wo im Jahresdurchschnitt Windgeschwindigkeiten von 9 – 10 m/s festgestellt werden.
Im Juli 1998 wird berichtet, daß das in der ehemaligen Hauptstadt Almaty beheimatete und 1992 gegründete Öl- und Gasunternehmen KUAT Holding Co. auf der Suche nach westlichen Firmen ist, die Interesse an der gemeinsamen Entwicklung von Windfarmen in diesen Regionen haben. Daraus wird aber nichts, und die KUAT geht später in Konkurs.
Zeitgleich legt das US-Energieunternehmen York Research Corp. aufgrund der aktuellen politischen Situation seine Windpark-Pläne auf Eis, nachdem es im Vorjahr eine Vereinbarung bekannt gegeben hatte, um in der Dsungarischen Pforte mindestens 500 MW Windstrom zu entwickeln, was durch ein Konsortium von Finanzunternehmen aus den Ölländern des Nahen Osten gesichert werden sollte. Für die ersten 50 MW hatte man sich bereits auf Vestas-Anlagen verständigt – doch anschließend wird es wieder still im die Angelegenheit.
Das erste praktische Projekt im Bereich der Windenergie wird im Jahr 2004 in Zusammenarbeit mit der UNDP gestartet, als im Zuge einer mehrjährigen Studie in der Dsungarischen Pforte der Bau einer Windkraftanlage vorangetrieben wird (nicht verifiziert).
Mit dem 2009 verabschiedetem Gesetz über Erneuerbare
Energien wird dann ein wesentlicher Schritt hin zur effektiven Nutzung
erneuerbarer Energiequellen gemacht, wobei gleichzeitig das Ziel gesetzt
wird, ihren Anteil bis zum Jahr 2024 auf mindestens
5 % zu steigern.
Im Februar 2011 unterzeichnen die UNDP und die Kazakhstan
Electricity Association (KEA) ein Memorandum über die Zusammenarbeit
im Bereich der Entwicklung erneuerbarer Energien. Besondere Aktivitäten
des Committee on Renewable Energy Sources der KEA sind bislang aber
nicht zu bemerken.
Im März wird berichtet, daß ein Konsortium von Unternehmen 1 Mrd. $ in zwei Windparks im südlichen Kasachstan investieren will. Die beiden geplanten Projekte in der Region Zhambyl sollen am Standort Shokpar 200 MW bzw. bei Zhanatas 400 MW erzeugen. Eine Machbarkeitsstudie für das Projekt soll die Firma Central Asia Green Power verfassen, ein Joint-Venture zwischen der kasachischen Private Equity-Gesellschaft Visor Group und der türkischen Tochtergesellschaft der italienischen Relight Group. Ein entsprechendes Memorandum wird mit der staatlichen Netzgesellschaft KEGOC unterzeichnet. Bislang scheint das Projekt jedoch noch in der Planungsphase festzustecken.
Im diesem Jahr findet erstmals die Messe ReEnergy Kazakhstan statt – deren Hauptsponsor die Firma Vestas ist.
Im Dezember 2011 wird in der Region Zhambyl die erste kommerzielle 1,5 MW Windkraftanlage in Kasachstan in Betrieb genommen, als erster Teil des Kordai Windparks, dessen Kapazität zukünftig auf 10 MW erhöht werden soll. Investor ist die Firma Izen-Su bzw. die Central Asia Green Power companies group, zu der auch die in ähnlichen Projekten erfahrenen Unternehmen Relight Gruppe und Visor gehören. Am Bea beteiligt ist auch die Firma Vista International LLP.
Aus späteren Berichten ist zu erfahren, daß eine ,erste Phase’ des Kordai Windparks mit einer Kapazität von 4 MW im Jahr 2013 ans Netz genommen wird, der im Dezember 2014 in einer zweiten Phase neun weitere WKA aus deutscher Produktion folgen, mit denen die Kapazität der Farm auf 9 MW ausgebaut wird. Bis zum dritten Quartal 2015 sollen hier weitere zwölf Windenergieanlagen hinzukommen.
Meldungen vom Oktober 2012 berichten, daß im Dorf Novonikolsky im
Bezirk Kyzylzharsky zwei WKA aus Deutschland installiert worden sind,
was die verantwortliche Firma Zenchenko and Co. mehr
als 1 Mio. € kostet. Nähere Details darüber ließen sich bislang nicht
finden. Möglicherweise handelt es sich um die beiden Anlagen, die im
Rahmen des Arbeitsprogramms ,Beitrag zur ländlichen unternehmerischen
Initiative’ gekauft wurden, um die erforderlichen Engineering-Kommunikationseinrichtungen
für die Entwicklung des Gebiets Kyzylkuginsky der Region Atyrau zu
versorgen, wie der Pressedienst der regionalen Verwaltung berichtet.
Im Januar 2013 folgt die Verabschiedung eines Aktionsplans
für die Entwicklung der erneuerbaren Energien durch die Regierung,
dem zufolge das Land bis 2020 unter anderem 13 Windparks
mit insgesamt 793 MW, 14 Wasserkraftwerke (170 MW)
sowie vier Solarparks (77 MW) bauen will.
Im März 2013 wird von dem im Jahr 2010 initiierten
Projekt einer geplanten 24 MW Windfarm in dem Dorf Tainty,
Bezirk Ulan, berichtet, deren Projektkosten auf 54 Mio. $ beziffert
werden. Initiatoren des Projekts sind die spanischen Firmen LLP Spain
Consulting (ein Gemeinschaftsunternehmen kasachischer und spanischer
Unternehmen) und das Ingenieurbüro EPG SL, als Generalunternehmer treten
die lokale Aktiengesellschaft Yertys, die Hydro China International
Engineering, die Grupo ACS und die SEMI SA auf. Der Bau der Farm sollte
im Frühjahr 2014 beginnen, doch einem Bericht vom
März 2015 zufolge sei die Regierung noch immer mit
den Vorbereitungen beschäftigt. Inzwischen wird allerdings von einem
78 MW Windpark gesprochen, dessen Inbetriebnahme nun bis 2016 geplant
ist.
Ebenfalls im März unterzeichnet der im Mai 2007 gegründete
staatliche Energiekonzern Samruk-Energo (Teil des
Staatsfonds Samruk-Kazyna) eine Vereinbarung mit der deutschen Firma
KD Stahl- und Maschinenbau, um eine Joint-Venture-Produktion von Windkraftanlagen
mit geringer Kapazität aufzubauen. Möglicherweise handelt es sich dabei
um Darrieus-Anlagen der ebenfalls deutschen Firma Amperius, die von
der KD hergestellt werden. Über irgendwelche Umsetzungen in Kasachstan
ist später jedenfalls nicht mehr zu hören.
Statt dessen gibt die Samruk-Green Energy, ein Teilunternehmen der Konzern, im Mai den Plan bekannt, bis zu 94 Mio. $ in einen 45 MW Windpark zu investieren. Doch ganz soviel sind dann wohl doch nicht nötig, denn schon im Juni wird dann berichtet, daß der der Zuschlag an die deutsche Firma FWT Trade GmbH (FWT) gemeinsam mit ihrer ukrainischen Schwestergesellschaft Wind parks of Ukraine LLC gegangen ist, nachdem es der eigens für die Errichtung des Parks gegründeten TOO Perwaja Wetrowaja Elektritscheskaja Stanzija (PVES), eine Tochter von Samruk-Energo, im April gelungen war, für die Finanzierung des Vorhabens die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) sowie den Clean Technology Fund (CTF) zu gewinnen, die den Bau des Windparks mit gut 71 Mio. € unterstützen werden. Auftraggeber ist neben Samruk-Energo die Verwaltung des Gebietes Akmola.
Die FWT, die erst im Februar aus Teilen der insolventen Fuhrländer AG hervorgegangen ist, wird nun im Norden des Landes in Jereimentau, rund 150 km östlich von Astana, den 45 MW Ereymentau Windpark errichten (auch: Yereymentau, Yereimentau, Erementau, Ereimentau, Erejmentau, Ereimentauskiy und Ereymentay), der später auf bis zu 300 MW ausgebaut werden könnte.
Der erste kasachische Windpark, dessen Kosten sich auf rund 118 Mio. $ belaufen, soll bis 2014 fertiggestellt sein, da man auch das Messegelände der Expo 2017 in Astana mit dem Windstrom versorgen will – schließlich soll die Expo, die unter dem Motto Energie der Zukunft steht, eine ,grüne’ Ausrichtung der gesamten kasachischen Wirtschaft einleiten.
Im Dezember 2013 berichtet die FWT, daß sie in ihrem Werk Waigandshain/Westerwald mit der Produktion von 22 Anlagen des Typ FWT 2000 begonnen habe, die in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur-Büro W2E für die speziellen klimatischen Verhältnisse des Standorts angepaßt werden, die sich durch heiße Sommer mit +40°C und kalte Winter bis -40°C charakterisieren, und dies bei hoher Luftfeuchtigkeit.
Während die Technologie der Anlagen aus Deutschland kommt, werden die 100 m hohen Stahltürme in der Ukraine gefertigt und die 100 m langen Rotorblätter liefert ein (ungenannter) chinesischer Hersteller. Die Auslieferung der ersten Gondel findet im November 2013 statt, und im März 2015 wird die Errichtung der 21. Turbine bekannt gegeben.
Als Inhaber der Farm tritt die Firma Wind parks of Ukraine LLC aus Kramatorsk, Ukraine, auf, die eng mit der im Oktober 2010 ebenfalls in Kramatorsk gegründeten LLC Fuhrlaender Wind Technology zusammenarbeitet, dem bislang einzigen Unternehmen in der GUS-Region, das moderne Windkraftanlagen produziert, nachdem es im März 2011 von der Fuhrländer AG eine Lizenz für die Herstellung der 2,5 MW WKA vom Typ FL2500 erworben hatte. Im Jahr 2012 werden die Produktionsstätten eingerichtet, und 2013 folgen Lizenzen der deutschen Firma W2E für die Herstellung von 2,05 / 2,5 / 3,0 MW Windkraftanlagen.
Es ist ferner geplant, den Ereymentau Windpark bis Ende 2017 für rund 200 Mio. $ um weitere 30 – 50 MW auszubauen, wobei andere Quellen berichten, daß hierbei um die 50 MW Samal Windfarm handelt, an der die Firma Chevron Munai Inc. bereits zugange ist, nachdem im Juli 2013 nach Abschluß der Machbarkeitsstudie eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Chevron und der Region Akmola unterzeichnet worden war.
Die LLC Fuhrlaender Wind Technology arbeitet derweil an mehreren anderen Projekten, allerdings nur in der Ukraine.
Im Juni 2013 genehmigt der kasachische Senat einen
Gesetzesentwurf, der den Einsatz erneuerbarer Energien unterstützten
soll – gezielt auch in abgelegenen Dörfern und Bauernhöfen in netzfernen
Regionen. So wird der kasachische Staat 50 % der Kosten für die Beschaffung
von EE-Systemen bis zu 5 kW Leistung erstatten, die
nicht mit dem Stromnetz verbunden sind.
Im selben Monat wird in Astana, der Hauptstadt des Landes, die Firma SOWITEC Kazakhstan LLP angemeldet, die sich um die Entwicklung von Windparks und Solarenergieprojekten kümmern will. Eigene Projekte kann die Tochter der SOWITEC international GmbH, die zur deutschen SOWITEC Gruppe gehört, bislang aber noch nicht vorweisen.
Im August 2013 folgt die Meldung, daß die staatlich-kasachische
Firma SPK Zhetysu im Rayon Karatal des Gebiets Almaty mit der Produktion
von Klein-Windturbinen für autonome Stromversorgungen begonnen hat,
wobei zunächst pro Monat zehn Windturbinen mit je 2 kW Leistung
gefertigt werden sollen. Der Preis pro Anlage liegt bei ca. 7.200 €.
Daneben wird bereits an der Entwicklung von 5 kW Turbinen
gearbeitet, von denen man künftig bis zu 100 Stück im Jahr herstellen
will.
Bereits im Oktober des Vorjahres hatte Samruk-Green Energy eine Vereinbarung mit der SPK Zhetysu unterzeichnet, um eine 51 %-ige Beteiligung an der Energia LLC Semisechya zu kaufen – als Umsetzung eines Partnerschafts-Memorandums zwischen Samruk-Energo und der Verwaltung der Region Almaty über den Bau einer Windfarm von 60 - 300 MW.
Auf Grundlage einer UNDP-finanzierten Studie, die von den Firmen Kazselenergoproekt
und Energieteam Co. (Deutschland) erstellt wird, erfolgt im Jahr 2013 auch
die Veröffentlichung einer langen Liste mit potentiellen Standorten
für den Bau von großen Windparks in Kasachstan.
Dies sind ein 1,5 MW Windpark bei Ortschaft Nowonikolskoje (Nordkasachstan), 15 MW im Karkalinski Rajon (Karagandy), 19,5 MW bei der Stadt Fort-Schewtschenko (Mangystau), 48 MW bei Arkalyk (Kostanai), 51 MW am Schelekski Korridor (Gebiet Almaty), die in einer 2. Ausbauphase um zusätzliche 60 MW erweitert werden sollen, 72 MW an der Dsungarischen Pforte, 100 MW bei Shanatas (Shambyl) sowie ein 300 MW Windpark bei der Ortschaft Badamscha (Aktöbe), dessen Verwirklichung für geschätzte 548 Mio. $ zwischen 2015 und 2020 erfolgen soll.
Im September 2013 wird ferner das Projekt einer 250 MW Windfarm vorgestellt, die für 550 Mio. $ im Bezirk Shu in Zhambyl gebaut werden soll. Das kasachische Unternehmen WINDHAN will zusammen mit lettischen Anlegern bereits im nächsten Jahr mit der Umsetzung beginnen. Immerhin hat das Projekt bereits grünes Licht seitens der lokalen Regierung erhalten.
Kurz vor Baubeginn sollen zu diesem Zeitpunkt außerdem ein Zhanatas Windpark mit 100 MW sowie ein K-2 Windpark mit 18 MW stehen. Nähere Details dazu sind noch nicht aufzufinden.
Die nächsten Projekte werden im April 2014 bekanntgegeben.
Dabei handelt es sich um bis zu sechs Windfarmen mit Leistungen von
35 MW bis 100 MW, die bis 2018 in den Regionen Taiynshinsky,
Akkayynsky und Esilsky in Nord-Kasachstan aufgebaut werden sollen.
Die Investitionen von 100 - 150 Mio. $ werden im Staatshaushalt bereitgestellt.
Im Juni werden die schon lange und mit Spannung erwarteten Einspeisetarife für PV- und Windprojekte genehmigt – 0,09 €/kWh für Windstom und ca. 0,145 €/kWh für Solarstrim – worauf Investoren und Projektentwickler Investitionsabsichten bis zum Jahr 2020 von rund 1.647 MW in Form von Windfarmen und 609 MW Solarprojekte angekündigen.
Im Oktober 2014 folgt die Meldung, daß sich die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung bereit erklärt hat, mit 120 Mio. $ einen 50 MW Windpark nahe der Hauptstadt Aqmola zu finanzieren.
Nach all den Plänen und Ankündigungen wird es spannend mitzuerleben,
ob und was davon letztlich auch verwirklicht wird.
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