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WINDENERGIE - Ausgewählte Länder

Israel - Palästina


Im Gegensatz zu den vielen Aktivitäten im Bereich der Sonnenenergie spielt die Windkraft in Israel bislang keine besonders große Rolle. Trotzdem gibt es einige nenneswerte Entwicklungen - und viele, viele Pläne.

Moshe D. Hirsch, ein Berater des Ministeriums für Energie und Infrastruktur, leitet zwischen 1980 und 1990 ein Programm zur Erforschung der Windkraft, in dessen Rahmen auch diverse kleinere bis mittlere Einzelanlagen importiert, errichtet und getestet werden.

WindMaster in Yodfat

WindMaster-Anlage
in Yodfat

1981 wird mit einer 45 kW WindMatic aus Dänemark begonnen, die bei Iskar Industries in Maalot, im nördlichen Galilea, aufgestellt wird.

Von 1984 bis 1989 werden an 20 Standorten auf den besetzten Golanhöhen unter Aufsicht des israelischen Wetterdienstes und mit Unterstützung des Instituts für Luftfahrt am Technion Windmessungen durchgeführt, an denen sich auch die Mei Golan Water Cooperative (eine Wassergenossenschaft der landwirtschaftlichen Siedlungen auf den Golanhöhen, die auch das Eden-Mineralwasser abfüllt) sowie die Mei Golan Wind Energy Ltd. beteiligen (s.u.).

Auch eine einjährige Studie zwischen 1988 und 1989 in der Negev-Wüste dient der Lokalisierung von Standorten für Windparks. Sie wird von der Firma Magal Ltd. an sechs Standorten durchgeführt, unter der Aufsicht des meteorologischen Beraters Prof. Yitzhak Mahrer und mit Unterstützung durch das Ministerium für Energie und Infrastruktur (ab 1996 Ministerium für Nationale Infrastruktur; und seit 2012 Ministerium für Energie und Wasserressourcen).

1985 folgt in Tel Katif auf dem Golan die Errichtung einer 55 kW Anlage von Vestas, die ihren Strom an die Mei Golan Water liefert - und damit als der erste private Stromanbieter Israels gilt.

Im Jahr 1986 werden dann eine belgische WindMaster mit 250 kW bei der Israel Electrical Co. in Yodfat, sowie eine 200 kW Anlage von Vestas im Kibutz Ma’aleh Gilboa in Betrieb genommen.

1987 geht es mit einer 225 kW Vestas-Turbine in Beit Yatir weiter, der sich 1988 eine 250 kW Turbine des ebenfalls dänischen Herstellers Dencon anschließt, die auf dem Berg Kabir (= groß) bei Elon More errichtet wird.

Nach einem internationalen Workshop des UN Development Programme im Juni 1988, bei dem Hirsch sowohl seine Ergebnisse - ein Windkraftpotential von 24 GW - als auch seine zukünftigen Pläne vorlegt, nämlich bis 2020 beachtliche 1 GW Windstrom erzeugen zu wollen, scheint es jedoch nicht mehr weiterzugehen.


Eine Ausnahme bildet eine selbst entwickelte und gebaute Experimentalanlage des israelischen Unternehmens Sivan Technologies, die 1988 bei Kfar Hachoresh im südlichen Galilea aufgestellt wird.

Die sechs Segel-Rotorblätter aus Plastik der 200 kW Anlage sind von einem luftgefüllten Torus umgeben, was zu einem sehr leichten Rotorkranz führt. Das innovative System soll die Installationskosten im Vergleich zu den herkömmlichen Technologien um mindestens 50 % reduzieren, während die Rentabilität aufgrund des hohen Wirkungsgrads und der geringen Wartungskosten innerhalb von 3 - 5 Jahre erreicht wird.

Warum man danach über 20 Jahre lang nichts mehr von dieser patentierten Innovation hört, habe ich nicht herausfinden können. Weiter geht es erst im Januar 2009, als die Firma Winflex mit Sitz im Kibbutz Moran gegründet wird, die mit Mitteln einer ungenannten europäischen Industrie- und Bankengruppe sowie Zuschüssen aus dem Ministerium für Energie und Wasserressourcen einen zweiten Prototyp mit 10 kW entwickelt und am Firmensitz aufstellt.

Als im November 2010 die Preise der Ecomagination Challenge von GE vergeben werden, gehört Winflex zu den fünf Innovationspreisträgern, die jeweils 100.000 $ einheimsen dürfen. Im Zuge der Berichterstattung darüber ist zu erfahren, daß das Unternehmen das Ziel hat, den Windkraftenergiemarkt mit einer 1 MW Anlage zu stürmen, wozu es bislang aber noch nicht gekommen ist.

Dezember 2013 vergibt BIRD ENERGY einen Zuschuß für ein gemeinsames Entwicklungsprogramm mit GE, und dem Stand von 2014 zufolge bietet Winflex inzwischen eine 50 kW Anlage mit der Typenbezeichnung W132 und einem Rotordurchmesser von 20 m an, deren Rotorkranz nur 650 kg wiegt – die es bislang aber nur als Entwurf gibt. Verkauft hat Winflex noch nichts.


Die erste und für lange Zeit einzige kommerzielle Windfarm in Israel wird 1992 in Tel Assania auf der Benei-Rasan Kuppe, etwa 5 km von der syrischen Stadt Quneitra entfernt, von der österreichischen Firma Villas Austria GmbH im Auftrag der israelischen Mei Golan Wind Energy Ltd. errichtet (manchmal auch Mey geschrieben), einem unabhängigen Unternehmen für erneuerbare Energien. Auch dieses Projekt wird vom Energieministerium unterstützt.

Golan-Windfarm

Golan-Windfarm

Die zehn 600 kW Windrotoren vom Typ Floda 600 der ebenfalls österreichischen Firma Windtec, mit einer Höhe von 39 m und einem Rotordurchmesser von 36 m, leisten zusammen etwa 6 MW und gehen im Sommer 1993 in Betrieb. Zu den Abnehmern des per Erdkabel gelieferten Stromes gehören der Kibbutz Naot Mordechai, der Mineralwasserhersteller Mei Eden und die Golan Heights Winery. Der Rest des erzeugten Stroms von rund 20 % wird in das Stromnetz eingespeist. Bis auf kurze Zeiten der Aktivität stehen die Turbinen die meiste Zeit allerdings still.

Die langjährigen Planungen, den Park auf die doppelte Leistung auszubauen, bzw. ein Repowering auf 14 MW vorzunehmen, sind bislang nicht realisiert worden.

Im Februar 2010 wird gemeldet, daß die neuen Anlagen von der Firma Ruhot HaGolan (Winde des Golan) von Avi Zeira gebaut werden sollen, der schon die ursprünglichen Windkraftanlagen vor 25 Jahren errichtet hatte.

Zwar unterzeichnet die israelische Investmentgesellschaft Multimatrix Ltd. (s.u.) im Mai eine Absichtserklärung, um für 20 – 25 Mio. $ einen Anteil von 50 % der Stromproduktionsrechte der Golan-Windfarm zu übernehmen, wobei die Vereinbarung auch den Bau von sieben neuen Windenergieanlagen im Jahr 2011 zu einem Preis von rund 27 Mio. $  beinhaltet – doch verwirklicht wird davon erst einmal nichts. Laut Zeira sind es in erster Linie bürokratische Hürden, welche den großen Durchbruch in der Windenergie verhindern.

Und dies, obwohl  der Firma Green Wind Energy, welche die Windfarm seit 18 Jahren betreibt, im August eine Genehmigung des Innenministeriums, der Stromregulierungsbehörde und der Israel Electric Corp. erteilt wird. Das Unternehmen nimmt daraufhin Gespräche mit der Firma DE Wind Ltd. auf, einer Tochtergesellschaft der südkoreanischen Daewoo International Corp., um den Windpark zu bauen, dessen Kosten auf 25 Mio. $ geschätzt werden. Außerdem prüft Green Wind das Angebot der DE Wind, das gesamte Projekt zu finanzieren.

Pressemeldungen vom März 2012 berichten dann, daß die Erweiterung nun bis Jahresende abgeschlossen werden soll, wobei 850 kW Anlagen von Gamesa zum Einsatz kommen werden. Doch auch dies scheint später gekippt worden zu sein.

Statt dessen wird im Januar 2015 berichtet, daß das lang erwartete Repowering der Farm erneut verschoben wurde. Nun hofft Green Wind, die sechs geplanten Goldwind-Turbinen bis Ende des Jahres installieren zu können. Außerdem rechnet die Firma damit, in diesem Jahr auch den Startschuß für zwei weitere Projekte mit insgesamt 205 MW zu bekommen.


Mitte 1993 legt das Israel Institute of Technology (Technion) dem Handels- und Industrieministerium ernstzunehmende Pläne vor, um mittels eines SNeh Aero-Electric Power (SNAP) genannten Windenergiesystems die 80 km/h starken Winde in einer Höhe von 1.000 m über der Negev-Wüste zur Stromerzeugung zu nutzen.

Über die weiteren Entwicklungen bei diesem Projekt berichte ich ausführlich im Kapitelteil Abwindkraftwerk (s.d.).


Im März 1998 meldet die Presse, daß die MENABANK (Bank for Economic Cooperation and Development in the Middle East and North Africa) ein gemeisames Israelisch-Jordanisches Windpark-Projekt unterstützen wirll das Strom für beide Ländern liefern soll. Die Projektkosten des Wadi Araba/Arava Wind Power Project im Süden des Landes werden auf rund 85 Mio. $ geschätzt.

Bevor es einen Schritt weitergeht, dauert es allerdings 10 Jahre, denn erst Anfang 2008 wird wieder von Plänen einer Gruppe von Geschäftsleuten gesprochen, die gegen die Kritik von Vogelschützern (das Land liegt auf der Route vieler Zugvögel) in der Arava/Araba Wüste einer 50 MW Windfarm errichten wollen. Das inzwischen auf 100 Mio. $ bezifferte Projekt soll von Afcon Industries in Petah Tikva finanziert werden, einem Teil der Afcon Holdings Ltd.

Im September 2008 erreicht Afcon Industries eine Vereinbarung mit den landwirtschaftlichen Kollektiven Degania, Ma’aleh Gilboa und Beit Zera, um an zwei Standorten in Ramat Sirin, westlich von See Genezareth, sowie auf dem Bergzug des Gilboa Windenergieanlagen zu errichten, eine Region, für die schon seit 2003 eine Genehmigung des National Planning and Building Board zur Errichtung von Windenergieanlagen vorliegt. Beginnen  soll das Projekt, das bis zu 70 Mio $ kosten kann, nachdem die Israel Electric Corp. (s.u.) ein System installiert hat, um den Strom weiterleiten zu können, und gebaut werden sollen die Farmen von Afcons Tochtergesellschaft Afcon E.B. Wind Energy.

Meldungen vom März 2012 besagen, daß Afcon hofft, noch in diesem Frühjahr die Finanzierung für die Windfarmen in Ramat Sirin im Kibbutz Degania (11 WKA, 9,35 MW) und in Ma’aleh Gilboa (14 WKA, 11,90 MW) zum Abschluß bringen zu können, damit sich dort Anfang 2013 insgesamt 25 Gamesa-Turbinen (850 kW) zu drehen beginnen. In Petah Tikva ist dafür bereits die Sirin & Gilboa Windfarm Ltd. gegründet worden. Doch die Verzögerungen gehen weiter, denn ein wichtiger Gegner des Projekts ist das israelische Verteidigungsministerium.

Im Juni 2014 wird gemeldet, daß Afcon für die zwei Windparks mit zusammen 21,25 MW eine Finanzierung in Höhe von 200 Mio. Schekel gesichert habe, von denen 160 Mio. Schekel aus einem Darlehen der Bank Hapoalim stammen, während die restlichen 40 Mio. Schekel aus dem Eigenkapital der Afcon und aus Darlehen der Besitzer kommen.

Tatsächlich befinden sich die Parks Anfang 2015 endlich im Bau, und die Inbetriebnahme ist nun für Anfang 2016 geplant. Afcon hat inzwischen ein Genehmigungsverfahren für weitere 10 MW bei Sirin zu laufen.


Auch die im Jahr 2000 gegründete Arava Power Co. (APC) will in der Arava/Araba Region Strom aus erneuerbaren Quellen produzieren und an die Bewohner des Gebiets verkaufen. Das Unternehmen wird im Rahmen einer regionalen Initiative gegründet, deren Ziel es ist Arava zum Silicon Valley der Erneuerbaren Energie in Israel zu machen.

Gemeinsam mit dem im Kibbutz Ketura beheimateten Arava Institute of Environmental Studies plant die APC den Aufbau des ‚möglicherweise ersten Erneuerbare-Energie-Park der Welt’ (?). Under dem Namen Center for Renewable Energy and Energy Conservation soll der Park lokale und ausländische Talente anlocken, die sich an der Entwicklung neuer Energie-Technologien, darunter auch der Windenergie, beteiligen. Außerdem soll das Zentrum als Keimzelle für das Enstehen grüner Gemeinden in der Region wirken, die Solarkollektoren und kleine Windkraftwerke einsetzen. Benannt werden soll es nach dem 2002 bei einem Autounfall getöteten Solarenergie-Pionier Bryan Medwed.

Anfang 2011 – die Arava gehört inzwischen zu 40 % der deutschen Firma Siemens – startet zwar im Kibbutz Ketura der Bau der mit 4,95 MW größten kommerziellen PV-Anlage in Israel, doch im Windsektor tut sich noch immer nichts.


Eine Sonderstellung nimmt Israel auch bei den Statistiken ein, denn statt Zuwächsen werden in den Quellen zwar unterschiedliche, aber in allen Fällen abnehmende installierte Windenergieleistungen angegeben, so beispielsweise von 10 MW im Jahr 2001 auf 8 MW im Jahr 2010, oder von 7 MW im Jahr 2002 auf 6 MW 2013.


In einem Bericht des Energieministeriums von 2002 wird das nutzbare Windkraftpotential Israels auf 600 MW geschätzt. Insbesondere die Nordregion und der Süden des Landes seien gut geeignet - wie man auch auf der Windkarte von 3TIER ersehen kann.

Nun beschließt die Regierung auch die Förderung der Einrichtung und des Betriebs von elektrischen Anlagen und Kraftwerken aus erneuerbaren Energiequellen durch unabhängige Stromerzeuger und die staatliche Electric Corp.

Darüber hinaus werden die Rahmenziele für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gesetzt: Ab 2007 soll mindestens 2 % des Strom aus entsprechenden Anlagen produziert werden, wobei dieser Satz alle drei Jahre um 1 % steigen und im Jahr 2016 eine Höhe von 5 % erreichen soll. Im Jahr 2003 initiiert das Ministerium dann eine umfassende Untersuchung, um die bisherigen Winddaten zu aktualisieren.


Erst 2006 scheint es mit der Windkraft etwas weiter zu gehen, als die Mei Golan Wind Energy mit dem US-Energieunternehmen AES Corp. Verhandlungen über die Errichtung eines riesigen Windparks auf den nordöstlichen Golan-Höhen beginnt. Auf einer Fläche von mehr als 140 km2 sollen rund 150 Turbinen insgesamt 380 MW Strom erzeugen. Die Kostenschätzung für das Projekt beträgt 500 - 600 Mio. $.

Im April 2008 wird immerhin schon die Absichtserklärung für ein Joint-Venture zwischen der Mei Golan Wind Energy und der AES unterzeichnet, die sich nun bei der israelischen Elektrizitätsverwaltung um eine Genehmigung für die erste Ausbaustufe von 200 MW bemüht, deren Kosten auf 330 Mio. $ geschätzt werden. Der Park soll zwischen Majdal Shams und Alonei Habashan auf privatem Grund errichtet werden, der zur Hälfte jüdischen Siedlern und zur Hälfte den eigentlichen Drusischen Einwohnern gehört.

Im August 2008 erhält Mei Golan die Genehmigung für die Errichtung einer inzwischen auf 400 MW angehobenen Windfarm auf den Golan-Höhen. Doch weiter voran kommt das Projekt erst einmal nicht.

Auch die im Jahr 2009 gegründete Firma Energix - Renewable Energies Ltd. (ENRG) in Ramat Gan, die sich zu 67 % im Besitz der Alony Hetz Properties and Investments Ltd. befindet, einer Tochter der Amot Investments Ltd., hat das Ziel, Großwindparks zu installieren und zu betreiben.

Im Mai 2010 wird gemeldet, daß nun die o.g. Investmentgesellschaft Multimatrix Ltd. zusammen mit der US-amerikanischen AES Corp. insgesamt 160 Windenergieanlagen errichten will, die rund 450 MW Strom erzeugen sollen. Die Gesamtkosten dieses Projekts, das zwischen Massadeh und Majdal Shams angesiedelt ist, werden auf 800 Mio. $ geschätzt. Das Unternehmen mietet bereits Flächen von den drusischen Bewohnern der Region und plant, innerhalb von sechs Monaten mit dem Bau zu beginnen, der bis Ende 2012 abgeschlossen sein soll.

Andere Informationen besagen, daß Multimatrix und AES planen, nur 400 Mio. $ in den Aufbau von 70 Turbinen zu investieren, die 155 MW erzeugen sollen. Begrüßenswert ist auf jeden Fall der politische Kommentar der Firma: „Wenn das Land im Zuge eines Friedensabkommens an Syrien zurückgeht, werden wir kompensiert. Schließlich kann dieses Projekt für uns oder für sie arbeiten. Jemand wird immer den Strom immer brauchen.“

Doch obwohl Ministerpräsident Netanjahu im September 2010 ein Dekret unterzeichnet, das den Windpark zu einem nationalen Projekt erklärt, befördert dies die Umsetzung auch nicht weiter.

Im Juli 2011 berichtet die Presse, daß Energix nun für 45 Mio. Schekel 50 % der Rechte der Multimatrix Ltd. an deren 155 MW Golan-Windkraftprojekt erworben habe. Die andere Hälfte liegt durch die Mei Golan bei den Unternehmensgründern Avraham und Eyal Melamed, sowie Tzahal Harel. Bislang verkauft, installiert und betreibt Energix hauptsächlich kleine 50 kW Photovoltaikanlagen.

Den Meldungen des Unternehmens aus dem Jahr 2014 zufolge würde es inzwischen eine Anzahl von Windpark-Projekten mit einer Gesamtleistung von etwa 295 MW entwickeln. Außerdem wird in Windenergieunternehmen in Polen investiert, wo Energix zwei Windparkprojekte mit einer geschätzten Gesamtkapazität von 100 MW besitzt, die beide in ihrer letzten Entwicklungsphase sind. Von Umsetzungen innerhalb Israels ist trotz der vollmundigen Ankündigungen allerdings noch immer nichts zu sehen.

Polen scheint über eine besondere Anziehungskraft zu verfügen, denn auch der Israel Infrastructure Fund erwirbt 2014 den 50 %-igen Anteil eines dortigen Windparks.

Wind Lotus Senkrechtachser

Wind Lotus


Im Jahr 2006 wird von Daniel Farb die Firma Leviathan Energy Inc. (LE) gegründet, die mit großen Zielen antritt, denn man will „die Fundamente des Marktes für Erneuerbare Energie auf globaler Ebene verändern“, wie es in der Stelbstdarstellung des Unternehmens heißt. Mittels einer Anwendung, die auf der Nutzung der Physik fluider Strömungen beruht, will man Wind-, Wasser- und Wellenkraftwerke bauen.

Bei der Wind Lotus genannten Schwachwind-Turbine de Unternehmens handelt es sich jedoch um nichts anderes als einen weiterentwickelten Savonius-Rotor – hier im Leistungsbereich von 3,5 kW oder 5 kW –, der sich leicht auf Flachdächern aufstellen läßt. Das erste Modell wird im Februar 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Doch während dieses Modell noch halbwegs ,technisch’ aussieht, wird im August 2010 mit einem neuen Design geworben, das zwar dem Blütennamen Wind Tulip entspricht, aerodynamisch aber eher fragwürdig erscheint – auch wenn diese Anlage vollmundig als die strömungsbeste und kostengünstige kleine Windturbine in ihrer Klasse bezeichnet wird. Die geplanten 2 kW und 3,5 kW Versionen sind 4,2 m hoch und 2,5 m im Durchmesser, wiegen 350 kg und sollen zwischen 7.800 $ bzw. 11.500 $ kosten. Erste Prototypen werden in einigen israelischen Städten installiert.

Wind Energizer

Wind Energizer

Außerdem stellt Farb bereits im April 2009 einen selbstentwickelten, sogenannten Wind Energizer vor, ein Gebilde aus Stahl und Kunststoff, das am Sockel des Windrads errichtet den Wind in Bodennähe so in Richtung der Windturbine lenkt, daß dort höhere Windgeschwindigkeiten erreicht werden.

Bei Feldtests soll der Output einer Windkraftanlage 20 – 40 % erhöht werden sein. Es wird sogar behauptet, daß bei geringen Windgeschwindigkeiten bis zu 6 m/s Steigerungen um die 150 % möglich sind. Auf den US-Markt soll die Konstruktion bereits im Mai kommen, zu einem Preis zwischen 300.000 $ und 500.000 $.

Zwar wird das Unternehmen im Jahr 2013 in den USA in Leviathan Energy LLC mit Sitz in Amherst umfirmiert, um auf den weltweit größten Markt zu expandieren – doch von irgendwelchen Geschäftsabschlüssen ist auch bis Ende 2014 nichts festzustellen.


Ebenfalls im Jahr 2006 werden erstmals Einspeisetarife für große kommerzielle Solaranlagen veröffentlicht, erweisen sich aber zu niedrig um Photovoltaik-Entwicklung voranzutreiben, weshalb sie 2008 erweitert werden. Bald darauf folgen auch Tarife für kleine Produzenten von Windenergie. Einen signifikanten Einfluß scheint dies jedoch nicht zu haben.


Die Firma Coriolis Wind Ltd. in Ramat haSharon wiederum, ein Portfoliounternehmen von Precede Technologies, wird 2007 gegründet um innovative Windenergiesysteme zur Stromerzeugung zu entwickeln, die auch schwache und/oder turbulente Luftströmungen nutzen können. Dabei möchte man sich sowohl auf Kleinanlagen als auch auf große Windparks konzentrieren.

Bei den patentierten Strukturen handelt es sich um ‚Wände’ aus einer Vielzahl einzelner Darrieus-Rotoren, die über- und nebeneinander montiert sind. Dadurch sind paßgenaue und modular aufbaubare Anlagen möglich, die sicher, leise und vibrationsarm sind. Durch den Einsatz massenhaft hergestellter Windblätter aus Plastik sollen sich sehr günstige Anlagenpreise ergeben.

Im November 2008 wird das Coriolis Wind Screen genannte System erstmals öffentlich präsentiert – als Kleinmodell einer 1,5 MW Anlage.

Nach erfolgreichen Tests mit einem Prototyp geht 2009 in dem Dorf Kfar Yarok eine Pilotanlage mit drei Rotoren in den Testbetrieb. Diese sind jeweils 2 m hoch und bestehen aus leichten Kunststoffblättern. Zusammen mit einem großen (namentlich nicht benannten) amerikanischen Energieunternehmen und einer 10 Mio. $ Investition will Coriolis bis 2011 in den USA eine zweite Pilotanlage bauen – was augenscheinlich nicht klappt, denn auch dies ist eine jener Firmen, von denen man später nie mehr etwas hört. Mit einem gleichnamigen britischen Windparkentwickler hat die Coriolis Wind übrigens nichts zu tun.

TSW2000

TSW2000


Ebenfalls im Jahr 2007 nimmt die bereits 2004 gegründete israelische Firma TechnoSpin Ltd. (mit Sitz in New York und F&E Zentrum in Netanya) ihre Geschäftstätigkeit auf. Nach dem Erhalt des ersten Patents 2006 bekommt das Unternehmens im April 2008 eine Finanzpritze in Höhe von 8 Mio. $ von der US-Kapitalbeteiligungsgesellschaft 21 Ventures.

Die TechnoSpin befaßt sich mit der Entwicklung kleiner Windrotoren im Leistungsbereich zwischen 400 W und 2 kW bei Rotordurchmessern von 1,16 m bis 3 m, deren erstes Modell im Mai auf dem Dach des Unternehmens aufgestellt werden soll. Außerdem beschäftigt man sich mit der Entwicklung von Getrieben für große Windkraftanlagen.

Tatsächlich startet im Mai 2008 die Herstellung der Erstserie von 2 kW Windrotoren des Typs PowerSpin TSW 2000, die in Israel erfolgt, und im Juli wird der Abschluß der Entwicklung einer kleinen ComSpin S Windturbine (20 - 70 W) bekanntgegeben, der im August die Modelle ComSpin C und ComSpin L folgen, die für die Telekommunikationsindustrie maßgeschneidert wurden.

Im Januar 2009 wird eine TSW2000 auf dem Dach der südafrikanischen University of the Witwatersrand in Johannesburg installiert, und im März folgen ein weitere Installation als erste Turbine eines kleinen Windfarm-Projekts, sowie die erste schlüsselfertige Umsetzung für Sendetürme.

Im August 2010 wird von der Installation eines 4 kW Modells auf einem Telekom-Turm in Indien berichtet, und in der Folgezeit werden Anlagen bis 13 kW und Rotor-Durchmessern bis 8 m entwickelt und hergestellt, wobei das größte Modell die Bezeichnung ComSpin C 13000 trägt.

Von Projekten in Israel ist lange nichts zu hören, und erst und erst im Dezember 2012 meldet die Fachpresse, daß die TechnoSpin nun in Kürze in der Region Eilot ihr erstes netzgekoppeltes Windprojekt installieren wird.


Auch das israelische Unternehmen IQWind Ltd. in Bazra, das sich auf die Entwicklung eines optimierten Getriebesystems für Windturbinen spezialisiert hat, das deren Effizienz merklich steigern soll, wird 2007 gegründet. Der Einsatz dieser Innovative Variable IQGear genannten, patentierten Technik soll außerdem den Preis für den Bau einer Windkraftanlage um bis zu 25 % reduzieren. Finanzmittel gibt es daraufhin in einer ersten Investitionsrunde von Terra Venture Partners aus Jerusalem, während Meldungen vom Juli 2009 davon berichten, daß die Firma von der Israel G-Tek LLC aus Florida 500.000 $ bekommen hat.

Möglicherweise basiert diese Entwicklung auf jener der 2005 gegründeten Firma Variable Wind Solutions Ltd. (VWS) aus Tel-Aviv, die durch Integration einer Voltage Regulation Solution (VRS) Technologie den ersten langsam drehenden, getriebelosen Wechselstrom-Synchrongenerator mit variabler Drehzahl der Branche vorgestellt haben – laut eigenen Angaben (VWS-X-Serie). Denn von dieserm Unternehmen ist später nie wieder etwas zu hören.

Im Juni 2010 wird jedenfalls ein Partnerschaftsabkommen mit der spanischen Guascor Group geschlossen, welche das IQGear System und die IQgearbox ab dem Folgejahr herstellen und vermarkten soll. Als erstes Produkt ist eine 750 kW IQgearbox für den Nachrüstmarkt geplant, die im nächsten Jahr eingeführt werden soll. Darüber hinaus befindet sich eine neue 2,5 MW Turbine namens IQTurbine in der Entwicklungsphase, die ebenfalls auf der IQGear-Technologie basiert.

Im selben Monat Juni 2010 wird aber auch berichtet, daß die IQwind eine Absichtserklärung mit der kanadischen Kapitalgesellschaft Industrial Growth Income Corp. (IGIC) aus Winnipeg, Manitoba, unterzeichnet, welche die gesamten Aktien der IQwind erwerben will, um diese zu ihrer 100 %-igen Tochtergesellschaft zu machen. Es ist nicht klar, ob es tatsächlich zu dieser Übernahmen gekommen ist – die IGIC wird ihrerseits jedenfalls im Juli 2011 von der Pyrogenesis Canada Inc. geschluckt, während die Guascor bei Dresser-Rand landet … worauf sie die Spuren des Ganzen endgültig verlieren.


Im Jahr 2008 wird die Firma Global Wind Energy (GWE) als 100 %-ige Tochtergesellschaft von Clal Energy gegründet, die wiederum der Clal Industries gehört, einer einflußreichsten Wirtschaftsgruppe in Israel. Unternehmensziel ist es, sich auf globaler Ebene mit Investitionen in Energie und Verkehr zu beschäftigen sowie Großwindparks und Photovoltaik-Projekte zu entwickeln. Was jedoch nicht in die Gänge gekommen zu sein scheint.

Etwas erfolgreicher ist da schon die bereits im Jahr 2006 gestartete Firma Sunflower Sustainable Investments Ltd. (SNFL) aus Ramat Gan, die ihre Tätigkeit im Bereich der erneuerbaren Energien durch Investitionen in PV-Anlagen in Spanien beginnt, was dann ab 2010 auch auf Polen, Italien und Israel selbst ausgedehnt wird.

Ab 2012 wird Sunflower über die Tochtergesellschaft Windflower auch in der Windbranche aktiv, indem in Polen mehrere Windfarmen errichtet werden, und im Jahr 2014 wird auch mit der Entwicklung von Windparks in Finnland begonnen. Dabei werden WKA unterschiedlicher Hersteller installiert (Vestas, Senvion und Gamesa). Für Israel selbst scheint es jedoch keinerlei entsprechende Pläne zu geben.


Im Mai 2008 stellen Vertreter der Startup-Firma ALT E ihren Plan vor, auf eines der Hochhäuser von Tel Aviv eine Windenergieanlage zu setzen, die einen Teil des Gebäude-Strombedarfes decken soll. Aus dem Konzept sollen sich später ‚urbane Windfarmen’ entwickeln. Es handelt sich um klassische H-Darrieus-Senkrechachser mit fünf geraden Blättern.

Der Presse zufolge wird im Februar 2009 noch immer an der Sache gearbeitet, wobei sich bereits ein Doppelrotor auf einem Dach dreht, während sich die Firma im April in SOVNA umbenennt. Und das ist dann auch das schon Letzte, was man von dem Projekt oder dem Unternehmen hört.

Auch ensprechende Forschungen, welche die Windenergie voranbringen würden, gibt es in Israel keine. Das Zentrum für erneuerbare Energie verbindet zwar 300 Forscher in sieben Fakultäten der Universität Tel Aviv, die sich in 55 Forschungsgruppen aufteilen – doch von Aktivitäten im Bereich der Windenergie ist nicht das Geringste festzustellen.


Die US-Firma Hillpoint Energy aus Cedarhurst, New York, die in Israel eine Entwicklungsabteilung unterhält, gibt im September 2008 bekannt, daß man in einigen Wochen eine neue 1 MW Windenergieanlage vorstellen wird, sobald die entsprechenden Patentanträge eingereicht worden sind.

Bei der Technologie handelt es sich um eine in großer Höhe fliegende LTA-Windturbine (lighter-than-air), wie ich sie ausführlich in einem eigenen Kapitel beschreibe (s.u. Jet-Stream und Höhenwinde). Leider bleibt es bei dieser kurzen Medienpräsenz, denn zu mehr scheint es nicht gekommen zu sein, während die Technik von diversen anderen Firmen weiterentwickelt wird.


Ende 2008 legt die israelische Stromaufsichtsbehörde einen Entwurf der zukünftigen Bestimmungen zur Erteilung von Lizenzen zum Bau und Betrieb von Windkraftwerken vor. Auch das für Energiepolitik zuständige Infrastruktur-Ministerium kündigt ein Programm zur Förderung der Windenergie an. Als Förderinstrument sind attraktive, staatlich für 15 Jahre festgelegte Tarife vorgesehen, zu denen die staatseigene Elektrizitätsgesellschaft IEC den Strom der Windpark-Betreiber abnehmen muß.

Dabei plant das Ministerium, bis 2012 über 300 MW Windstrom zu verfügen, womit 5 % des landesweiten Strombedarfs gedeckt werden könnten. Die Unternehmer klagen jedoch weiterhin über die vielen Verordnungen und die zeitraubende Bürokratie.


Im September 2009 wird die Helios Energy Investments mit Sitz in Ramat Hasharon gegründet – mit einem Anfangskapital von 100 Mio. $ und dem Ziel, mittlere und größere PV-Anlagen zu errichten. Anfang trägt das Unternehmen den Namen DKLH Energy Investments.

Weiteres Kapital gibt es im November 2013, als die Versicherungen Migdal, Menorah und Ayalon sowie die Gilad Pensionskasse zusammengenommen 320 Mio. Schekel in Helios investieren. Bald darauf hat der Fonds Anteile an Solar- und Windenergie-Projekten mit einer Erzeugungskapazität von über 40 MW in Israel, Italien und Rumänien, wie er behauptet. Tatsächlich läßt sich jedoch nichts darüber finden, daß es bislang zu einer Realisierung von Projekten im Windbereich gekommen ist – egal wo.


Im Jahr 2009 erfolgt auch die Gründung der Green Energy Association of Israel (GEA-IL) mit dem Ziel, die Umsetzung der erneuerbaren Energien der der Stromproduktion in Israel zu fördern. Für die Windenergie bedeutet dies jedoch keinen entscheidenden Fortschritt.


Auf den Hügeln südlich von Hebron auf der Westbank leben mehrere Tausende palästinensische Bauern und Hirten in Zelten, Hütten und Höhlen in bitterer Armut, nachdem sie in den frühen 1980er Jahren von israelischen Siedlern verdrängt worden sind. Die 180 Bewohner des Dorfs Um Al-Kheir, das die israelische Besatzungsadministration nicht anerkennt, sind ein gutes Beispiel: Ihre Wasserzufuhr wird von der israelischen Wasserbehörde Mekorot beherrscht, welche die Leitung ins Dorf auf ein Rinnsal einschränkt, und auch der Anschluß an das vorhandene Stromnetz ist den Menschen verboten.

Elad Orian und Noam Dotan, zwei Physiker, kommen seit Jahren, um den palästinensischen Bewohnern der Südhebronhügel beizustehen, die sich im sogenannten C-Gebiet befinden. Dies bedeutet, daß jede Infrastrukturmaßnahme von der israelischen Administration genehmigt werden muß – was aber kaum geschieht. Worauf Noam und Elad beginnen, mit alternativen Energiequellen zu arbeiten, da diese keine feste Infrastruktur darstellen, und damit auch nicht genehmigungspflichtig sind.

Mit ihrer NGO Comet-ME (Community Energy Technology in the Middle East) führen sie im Dorf Susya ein Pilotprojekt durch – und können Ende 2009 mit Hilfe von Medico International und des Deutschen Auswärtigen Amts, das etwa 170.000 € zur Verfügung stellt (andere Quellen: 600.000 €), mit einem großangelegten Projekt beginnen, bei dem in fünf Gemeinden Wind- und Solaranlagen installiert werden. Diese werden von die beiden Aktivisten aus Hunderten von Einzelteilen selber gebaut, um Geld zu sparen. Mit Hilfe von Studenten aus einer technischen Fachhochschule in Hebron erhalten über 300 Menschen eine Basisstromversorgung.

Berichtet wird über das Projekt erst nach seiner erfolgreichen Beendigung im März 2010, aus Furcht, daß es die israelischen Behörden ansonsten verhindert hätten.

Im April 2012 wird bekannt, daß Israel Anfang des Jahres gegen vier der elf Projekte eine Baustopp-Verfügung erlassen hat, wovon inzwischen drei in einen Abrißanordnung umgewandelt wurden. Nach Intervention des deutsche Außenministers Westerwelle im Februar wird davon nicht abgelassen – sondern noch eine weitere Baustopp-Verfügung gegen ein fünftes Projekt erlassen. Wie es dann weiterging, habe ich noch nicht herausfinden können.


Im April 2010 bereitet die Israel National Roads Co. (später: Israel National Transport Infrastructure Co. Ltd.) eine Ausschreibungen für die Lieferung, Installation und 20-jährige Wartung von Kleinwindkraftanlagen zur Stromerzeugung für die Autobahn-Beleuchtung entlang der Küstenstraße vor, die auf den Lichtmasten installiert werden sollen. Ein weiteres interessantes Projekt, das danach für immer in der Schublade verschwindet.


Ebensowenig in Fahrt gekommen zu sein scheint eine israelisch-palästinensische Initiative, über die im April 2010 berichtet wird. Bei dieser wollen die 2008 gegründete Israel Wind Power Ltd. aus Ramat Gan und die Firma Brothers Group Engineering des Apothekers Mohammed Salem aus Bethlehem ein Joint-Venture für die Herstellung, den Vertrieb und die Installation von Windkraftanlagen im Bereich von 2 - 50 kW bilden.

Das 2006 mit Hilfe der Ingenieure ohne Grenzen gegründete palästinensische Unternehmen ist auf erneuerbare Energien spezialisiert und hat bereits fünf Windlader mit Leistungen von 200 W bis 2 kW entwickelt und in Bethlehem installiert, während die israelische Firma der lokale Vertreter einer Reihe führender internationaler Anlagenhersteller ist und die palästinensischen Kollegen nun mit technischem Know-how sowie bei der Finanzierung und Vermarktung unterstützen will.

Das Joint-Venture soll seinen Betrieb innerhalb eines Jahres aufnehmen – und eigentlich will man die Entwicklung der palästinensischen Windturbine auf der CleanTech-Ausstellung in Tel-Aviv auf einem gemeinsamen Stand präsentieren, doch verifizieren läßt sich dies nicht – und von dem Joint-Venture gibt es auch keinerlei weitere Informationen. Die palästinensische Firma soll dagegen etwa pro Tag ein Windrad produzieren.


Im Juni 2010 fusioniert die seit 2008 bestehende Solarenergie-Firma Enlight Renewable Energy Solutions Ltd. (ENLT) mit der Sahar Investments Ltd., einer Tochtergesellschaft der Eurocom Communications Ltd., und wird dadurch zum Arm für Erneuerbare Energien der Eurocom Group, einer der größten Holdinggesellschaften in Israel.

Die Enlight wird hier erwähnt, da sie sich über PV-Projekte hinaus auch mit Windparks beschäftigt. So gibt sie im August 2011 bekannt, gemeinsam mit der Firma Aviram in sechs Gemeinden auf dem Golan bis zu zehn Farmen von jeweils  5 – 10 MW errichten zu wollen, mit einer Gesamtleistung von 50 MW. Die erwarteten Kosten dieses Projekts werden auf rund 111,5  Mio. $ beziffert.

Im Januar 2013 folgt die Meldung, daß die regionale Planungs- und Baukommission der Nordregion ein Windkraftprojekt in Emek Habacha auf den nördlichen Golanhöhen genehmigt hat, nachdem das Verteidigungsministerium seine Einwände gegen das Projekt zurückgezogen hatte. Gegen die 120 MW Windfarm mit ihren geplanten 50 Windkraftanlagen, die mit einer Investition von 250 Mio. € verbunden ist, liegt damit nur noch der Einspruch der Umweltorganisationen vor, die vorschlagen, neun der Anlagen aus der Zugvögelroute weg zu verlegen.

Gefördert wird das KEAEEL - Emek Habacha Windfarmprojekt durch die Firma Kinetic Energies - Alternative Electrical Energies Ltd., die sich im Besitz der Hadas Arazim Investment House Ltd. besfindet. Weitere investierende Seiten sind verschiedene US-Investoren, sechs Gemeinden auf den nördlichen Golanhöhen, sowie Eli Ben-Dov, der bei der Israel Electric Corp. (IEC) für die Windenergie verantwortlich ist. Die IEC ist übrigens der einzige integrierte Stromversorger in Israel und erzeugt, überträgt und verteilt im wesentlichen den gesamten lokal verbrauchten Strom. Der Staat Israel besitzt rund 99,85 % des Unternehmens.

Im Oktober 2013 erhält Enlight eine bedingte Lizenz zur Errichtung von 34 WKA mit insgesamt rund 58 MW auf den Golanhöhen, wofür das Unternehmen etwa 125 Mio. $ benötigen würde, doch auch dieser Ansatz bleibt unrealisiert.

Zwar wird im Juli 2014 berichtet, daß Enlight zusammen mit ihren Partnern beim Emek Habacha Windprojekt eine Absichtserklärung mit der Bank Hapoalim unterzeichnet habe, welche die Rolle des Projektfinanzierer übernehmen soll. Nun wird allerdings von nur 30 Turbinen und einer Leistung von 2,5 - 3 MW gesprochen. Doch auch hier ist von einer Umsetzung noch immer nichts zu sehen.

Im September 2014 kommt das Thema Windenergie wieder auf, als Enlight bekannt gibt, nun gemeinsam mit der China-CEE für rund 406 Mio. € zwei polnische Windprojekte in Höhe von insgesamt 250,5 MW kaufen zu wollen (noch nicht bestätigt). Weitere Investition in Windunternehmen werden in Irland und Finnland erwogen.

Die o.g. Aviram Ltd. wiederum versucht seit 2010 den Entscheidungsträgern die Vorteile von Windkraftanlagen aufzuzeigen, indem sie als Pilotprojekt die seit 1986 bestehende 200 kW Turbine in Ma’aleh Gilboa betreibt (s.o.). Da der Standort bereits eine Baugenehmigung hat, will die Firma dort eine größere Anlage errichten – was von verschiedenen Behörden jedoch blockiert wird. Auch die Zusammenarbeit der beiden Firmen, die sich in der Schaffung der gemeinsamen Enlight-Aviram Wind’s Initiative Ltd. äußert, bringt das Projekt nicht weiter.

Im Januar 2015 wird dann zwar gemeldet, daß die Enlight vom Ministeriums für nationale Infrastruktur, Energie und Wasserressourcen nun vorläufige Lizenzen für drei Großprojekte auf den Golanhöhen zur Erzeugung von 401 MW Windstrom erhalten habe, wobei es sich im Einzelnen um das auf 860 Mio. Schekel geschätzte Emek Habacha (Tal der Tränen) Projekt mit 34 WKA und 102 MW, das Emek Haruchot (Tal der Winde) Projekt mit 169 MW sowie das Ruach Bereshit (Wind Gottes) Projekt mit 130 MW handelt. Andere Quellen sprechen von vier Projekten mit insgesamt 461 MW. Wann mit der Errichtung der Anlagen begonnen wird, ist allerdings noch völlig unklar.


Ebenfalls im Jahr 2010 beschließt die israelische Genossenschaft für Erneuerbare Energien (ECOOP), die bereits seit dem Vorjahr ein erfolgreiches und gewinnbringendes Energieeffizienz-Projekt betreibt, als zweites eine Windkraftanlage anzugehen. Zwar wird ein 20-jähriger Pachtvertrag mit dem Grundbesitzer eines passendes Landstückes im Norden unterzeichnet, doch spätestens Mitte 2012 wird klar, daß das Projekt wohl niemals umgesetzt wird, weil die langen Wartezeiten und gewundenen Wege der Bürokratie, die Forderung nach immer wieder neuen Plänen, sowie die große Zahl der am Genehmigungsprozeß beteiligten Behörden von den verzweifelten Mitgliedern der Kooperative nur noch als beängstigend beschrieben wird.


Im Januar 2011 werden von der Regierung die überarbeiteten Vorschläge einer Einspeisevergütung für Kleinwindkraftanlagen bis zu 50 kW veröffentlicht, die zwischen 10 und 12 $-Cent/kWh betragen sollen – was nur ein Viertel dessen ist, was im Jahr 2009 als möglicher Tarif gehandelt wurde. In jeden Fall sind derartig Einspeisetarife zu niedrig, um zu einer Verbreitung von Windparks zu führen.

Verabschiedet wird dann allerdings eine Einspeisevergütung in Höhe von 27 $-Cent/kWh für Windkraftanlagen, die bis Ende Dezember 2013 genehmigt werden, bzw. 24 $-Cent/kWh für nach diesem Zeitpunkt genehmigte WKA. Andere Quellen nennen einen Betrag von 8 €-Cent/kWh. Nach einem im Frühjahr 2011 gefaßten Kabinettsbeschluß soll Israel bis 2020 Windenergiekapazitäten von 800 MW aufbauen. Richtlinien für die Vergabe von Bau- und Betriebslizenzen für Windturbinen werden aber noch immer nicht verabschiedet.

Im Juni 2012 genehmigt zwar das National Planning and Building Board das Grundsatzpapier über Windfarmen in Israel, das die Planungsabteilung des Innenministeriums verfaßt hat, und das die Errichtung von Windparks an der Peripherie und als Teil von Industriezonen empfiehlt, während die Idee der Errichtung von Offshore-Windkparks zurückgewiesen wird, doch die bürokratische Verfahren bleiben dessen ungeachtet mühsam und langsam – was auch ein Grund dafür ist, daß die erneuerbaren Energiequellen noch immer nur 0,44 % der Gesamtkapazität leisten (225 MW), wovon das Meiste aus PV-Anlagen stammt.


Vermutlich 2011 wird als Non-Profit-Organisation die Israeli Wind Energy Association (IsraWEA) gegründet, und im Juli 2012 folgt die Schaffung der Deutsch-Israelischen Kommission für erneuerbare Energien (German-Israeli Renewable Energy Committee, GIREC), die als neuer Ausschuß der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer die Hauptaufgabe hat, Marktführer und kleinere und mittlere Unternehmen aus beiden Ländern zusammenzubringen, um von den zukunftsweisenden Technologien neuer Start-ups zu profitieren und hierfür bilaterale, europäische und internationale Forschungsförderungsprogramme zu nutzen.


Im November 2012 meldet die Presse, daß die israelische Firma Epcon von der Elektrizitätsbehörde eine Lizenz für die Errichtung einer 10 MW Windfarm mit 11 WKA im Norden von Nachal Tabor erhalten hat, auf Land, das zum Kibbutz Degania gehört. Später ist weder von dem Unternehmen, noch von dem Projekt wieder etwas zu hören.


Der interministerielle Ausschuß für Erneuerbare Energie setzt anläßlich der 5. jährlichen Eilat-Eilot Konferenz für erneuerbare Energien im Dezember 2012 neue Akzente beim Ausbau der umweltfreundlichen Stromerzeugung – indem die Kapazitätsquote für Windenergie um 300 MW zugunsten der Solarstromerzeugung gekürzt wird. Dies soll kein grundsätzliches Mißtrauensvotum gegenüber der Windenergie sein, sondern nur eine Folge der Verzögerungen, die in diesem Bereich zu verzeichnen sind. Schließlich wurde in den letzten zwei Jahrzehnten nicht eine einzige neue kommerzielle Installation verwirklicht. Was an die Frage ,Henne oder Ei?’ erinnert.

Die Opposition gegen die Entwicklung einer heimischen Windindustrie ist vielschichtig: Umweltschützer befürchten, Windkraftanlagen könnten Zugvögel stören, da eine deren Routen direkt über das Land führt; das israelische Militär sorgt sich, daß die Anlagen die Überwachung und das Radar im ganzen Land stören könnten; und einige lokale Unternehmer beschweren sich, daß die Israel Electric Corp. die Einrichtung von unabhängigen Stromproduzenten behindert, um sich keinem Wettbewerb aussetzen zu müssen.


Im Juli 2013 bekommt der drusische Unternehmer Kanj Hussein die Erlaubnis der israelischen Regierung, in dem drusischen Dorf Hurfeish in Galiläa einen Windpark zu bauen, der Strom für über 2.000 Haushalte liefern soll. Auch hier ist bislang nichts von einer Umsetzung zu sehen.

Insgesamt werden zu diesem Zeitpunkt vier Windparks zugelassen, wobei die anderen drei im Jordan-Tal, in der Nähe von Beit She’an und natürlich auf den Golanhöhen entstehen sollen. Als Resultat auf die Aufrufe der Regierung zur Einreichung von Vorschlägen für Windfarmen waren mehr als 30 Projekte mit insgesamt 2,5 GW eingegangen.


Eine scharfe Kritik an der Energiepolitik der Regierung gegenüber der Windbranche äußerst die IsraWEA im Januar 2014, nachdem der interministerielle Ausschuß 160 Planungsvorhaben für den Bau von großen Windparks untersucht und empfohlen hatte, nur mit 34 von ihnen in Höhe von insgesamt 500 - 700 MW fortzufahren. Bis auf 15 MW Pläne für Asania und 120 MW Pläne für Emek Habakha werden beispielsweise alle weiteren Anfragen für Projekte auf den Golanhöhen zurückgewiesen.

Anstatt konstruktiv zu reagieren, beschließt der Ausschuß im Februar, 290 MW der für erneuerbare Energien festgelegten Quoten von der Windkraft zur Photovoltaik-Branche zu verlegen – wobei im einzelnen große Windkraftparks mit zusammen 70 MW, kleinen Windkraftanlagen bis 50 kW im Gesamtumfang von 20 MW, sowie 200 MW an solarthermischen Kraftwerken auf die PV-Industrie übertragen werden. Dies ist der zweite Versuch einer derartigen (Ver-)Schiebung seit 2012.

Im Juni 2014 reichen daraufhin diverse Unternehmen wie Enlight, Etgal, Tzomet Energia und Dunham Capital beim Obersten Gerichtshof Petitionen ein, in denen sie die Stromregulierungsbehörde beschuldigen, die Entwicklung der Windenergie regelrecht zu ersticken. Andere Entwickler werfen der Behörde Manipulationen und die Präsentation verzerrter und irreführender Daten vor.

Im Laufe des Sommers veröffentlicht die Regierung dann einen nationalen Masterplan für die Erneuerbare Energie – während der internationale Spezialist für Windmessung 3TIER eine Präsenz in Israel eröffnet – und das Windkraftpotential nun auf über 2 GW schätzt.


Unterm Strich muß konstatiert werden, daß in Israel jahrzehntelang nur heiße Luft und viel Lärm um Nichts produziert wird – und eine Besserung ist noch immer nicht in Sicht. Die Branche erhofft sich nun gewisse Fortschritte durch die im Oktober 2015 geplante World Wind Energy Conference in Jerusalem.

 

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