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WINDENERGIE - Ausgewählte Länder

Holland (Fortsetzung)


Auch im Jahr 1982 werden zwei neue Firmen gegründet. Zum einen ist dies die Aerotech/Newinco B.V. in Rhenen – die irgendwie mit der o.g. Newinco B.V. zusammenhängt und verschiedenen Modelle zwischen 20 kW (Modell 10 PI 20) und 500 kW (34 PI 500 ) anbietet. Dieses Unternehmen entwickelt später auch eine 1 MW Turbine (NW 62).

Windpark Herbayum

Windpark Herbayum

Ein Windpark aus zehn Mühlen mit einer Leistung von jeweils 250 kW wird im Januar 1984 in Herbayum in Betrieb genommen. Ein großer Teil der Gesamtinvestition von 6,3 Mio. Gulden wird durch öffentliche Zuschüsse abgedeckt. Vier der zehn Kraftwerke des Typs Aerotech 23 PI 200/500, die von der Newinco geliefert werden, finden einen Platz direkt an der Uferpromenade.

Die Markeneintragung für das Warenzeichen AeroTech wird ürbigens von der dänischen Firma Danish Commercial Energy Research A/S (DCER) aus Slagelse im Februar 1986 in den USA eingereicht – und im Jahr 1994 annulliert. Die DCER hatte als Yachtbaufirma unter ihrem früheren Namen Coronet Boats im Jahr 1981 mit der Entwicklung neuer Rotorblätter begonnen, die unter dem Namen AeroStar bekannt werden. Später wird das Unternehmen in Alternegy umbenannt, bevor es schließlich zur DCER wird.

Anmerkung: Es gibt diverse gleichnamige Firmen, was eine nähere Recherche nicht gerade erleichtert. In Taiwan existiert beispielsweise eine Aerotech Turbines Inc., die sich 2010 mit der Entwicklung und Vermarktung eines Darrieus-Rotors beschäftigt. In China gibt es die Metallbaufirma Shanghai Aerotech, die auch Bremsen für WKA herstellt; in New Mexico, USA, ist die Aero Tech Inc. registriert, welche u.a. Dienstleistungen für die Kontrolle und Wartung von Windkraftanlagen bietet; und eine Aerotech Australia befaßt sich 2013 mit der Ceres Wind Farm in Südaustralien – hat aber vermutlich ebenso wenig mit der niederländischen Firma zu tun, wie die anderen hier genannten Unternehmen, zu denen auch die Aerotech Engineering & Research Corp. in Lawrence, Kansas, gehört, ein kleiner Auftragnehmer im Bereich Raumfahrt und Verteidigung; die Aerotech World Trade Ltd. in Maidenhead, Berkshire; die Aerotech Inc. in Pittsburgh, Pennsylvania; usw. usf.


Die zweite 1982 gegründete Firma ist die Stork FDO Wind Energy Systems B.V.  mit Sitz in Amsterdam, eine Tochtergesellschaft der Industriegesellschaft VMF-Stork Group, die das Modell Newecs-25 entwickelt, ein 2-Blatt-Rotor mit 300 kW. Hierfür erhält Stork einen Zuschuß aus dem Ministerium für Wirtschaft. Es werden drei Newecs-25 Turbinen produziert, deren Rotorblätter in Hengelo hergestellt werden, wobei diese Blattproduktion 1989 zur Firma Aerpac B.V. wird (die 1998 einen Anteil von 15 % der weltweiten Rotorblattproduktion erreicht – aber schon 2001 in Konkurs geht und von der amerikanischen Enron übernommen wird).

Die drei Anlagen gehen an Stromversorgungsunternehmen, deren erstes der Netzbetreiber PZEM in der Provinz Zeeland ist, welcher in Vlissingen im April 1983 die erste Newecs-25 Windkraftanlage in Betrieb nimmt, die auf kommerzieller Basis betrieben wird (hier fliegt im März 1989 als Resultat einer Korrosionsermüdung der Flanschschrauben ein Blatt ab).

Parallel dazu bestellt die PZEM auch eine Windkraftanlage von Polenko (s.o.), um die beiden Turbinen zu vergleichen und zu entscheiden, welche Art in Zukunft bestellt werden soll. Noch im selben Jahr gerät der Rotor der vor Ort PEP-2 genannten Newecs-25 Turbine, in welche Stork rund 1,5 Mio. Gulden investiert hatte, außer Kontrolle, was zu einem Kollaps der beiden Blätter führt. Die Bestellung bei Polenko wird storniert, und die Newecs-25 wird mit einer neuen elektrischen Bremse wieder neu errichtet und 1984 und Betrieb genommen.

Die zweite Newecs-25 geht an die Elektrizitätsgesellschaft von Schiedam in Süd-Holland, wo sie im Juni 1985 in der Nähe eines Hafens startet und immer wieder Ausfälle hat, während die dritte der Kodela Elektrizitätsgesellschaft in Curaçao verkauft wird und dort im September in Betrieb geht.

Bereits 1983 beginnt Stork in Zusammenarbeit mit dem Rotorblatthersteller Polymarin B.V. mit der Entwicklung einer 1 MW Turbine, deren einziger Prototyp Newecs-45, welcher durch die Elektrizitätsgesellschaft PEN Energieberijf Noord-Holland NV in Wieringermeer in der Nähe in Medemblik errichtet wird, den Spitznamen de ambtenaar bekommt (= der Bürokrat), da er nach seiner Installation erst einmal nicht funktioniert. Die EU fördert die knapp umgerechnet 1,2 Mio. € teure Aktion mit rund 475.000 €. Nach einem Versagen der Blätter  im Juni 1986 bekommt die Anlage neue, geht aber erst im September 1988 wieder ans Netz.

Im Oktober 1984 berichtet die Presse, daß Stork gemeinsam mit der Firma Holec (s.o.) und dem Schiffbauunternehmen Van der Giessen de Noord 10 Mio. £ benötigen, um den Prototyp einer 3 MW Turbine zu bauen und anschließend drei Jahre lang zu testen. Näheres darüber ist jedoch nicht zu finden, und das Unternehmen scheint seine Windaktiviäten im Jahr 1987 beendet zu haben. Anderen Quellen zufolge hat es 1989 noch an der Entwicklung einer Newecs-55 gearbeitet.


Im Jahr 1984 gründet eine Studiengruppe der niederländischen Universität Utrecht das Beratungsunternehmen Ecofys, das Dienstleistungen in den Bereichen der Energieeffizienz, der Erneuerbaren Energien und der Klimapolitik abbietet. 1997 eröffnet die erste deutsche Niederlassung in Köln, und im Jahr 2000 wird – als Anbieter nachhaltiger Energielösungen – die weltweit tätige Unternehmensgruppe Econcern N.V. gebildet, die in Form einer Holding den Unternehmen Ecofys, Ecostream, Ecoventures, Evelop und OneCarbon vorsteht. Und auch größter Aktionär der Darwind wird (s.o.).

Die Ecofys ist Mitinitiator der ‚Plattform UrbanTurbines’, in der neben niederländischen Herstellern auch Importeure, Beratungsgesellschaften und Forschungseinrichtungen vertreten sind. Außerdem entwickelt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Delft und dem ECN Konzepte für urbane Windturbinen, die in sogenannten ‚built up areas’ installiert werden können.

Das 2001 am weitesten fortgeschrittene experimentelle Design trägt den Namen Neoga, kombiniert in seiner ersten Version Darrius- und Savonius-Elemente, hat einen Durchmesser von 2,8 m, ist 4 m hoch, und leistet 3 kW. Die von M. J. Koehorst designte Konzeptanlage wird ab 2002 durch das Schwesterunternehmen Evelop weiterentwickelt, sie soll auf Gebäuden mittlerer Höhe plaziert werden.

Neoga-FX

Neoga-FX

Bis 2008 werden diverse Prototypen konstruiert und getestet, anschließend erfolgt eine Neugestaltung um eine höhere Effizienz zu erreichen. In diese Zeit fällt auch ein Umbau durch den türkischen Desiger Kerem Odabaşı, bei dem die Blätter des Rotors mit LEDs bestückt werden. Das für Werbemaßnamhmen gedachte Objekt mit dem Namen Neoga-FX ist in der Lage, während der Rotation Texte und einfache Grafiken zu zeigen. Bei den Versuchen wird anstelle des Rotors ein Öl-Barrel als Rotationskörper genutzt, woraus sich auch die zylindrische Form ableitet. Es ist jedoch nichts darüber zu finden, daß Ecofys das Designkonzept auch praktisch genutzt hätte.

Kaum nachvollziehbar ist, daß die Econcern-Gruppe, die 2007 zu den 500 am schnellsten wachsenden Unternehmen in Europa zählt, schon im Mai 2009 Insolvenz anmelden muß. Aus der Konkursmasse werden die Ecofys Beratungsunternehmen von dem niederländische Energieversorgungsunternehmen Eneco gekauft.

Weitere Fortschritte erfolgen ab dem Juli 2010 durch die Zusammenarbeit der Ecofys mit der neu gegründeten Real NewEnergy LLC (RNE) aus Arnhem sowie einem nicht benannten großen US-Luftfahrtunternehmen, bei welcher der Neoga-Rotor technisch so optimiert wird, so daß er nun pro Jahr etwa 1.900 kWh Energie erzeugt. Die nächste Phase der Entwicklung umfaßt den Bau mehrerer Prototypen der bereits 4. Generation, während die Vermarktung nun in 12 – 18 Monaten erfolgen soll.

Zwar wird die Turbinentechnologie im Februar 2012 in BladeRunner umbenannt, und gemeinsam mit der Firma Concurrent Technologies Corp. (CTC) aus Johnstown im US-Bundesstaat Pennsylvania, sowie der Non-Profit-Organisation Renewable Manufacturing Gateway (RMG) aus Pittsburgh, wird außerdem die neue Gesellschaft Blade Runner LLC ins Leben gerufen.

Es dauert allerdings nicht lange, bis unter dem Namen BladeRunner eine ganz andere Technik verfolgt wird – bei der es sich um eine Micro-Hydro-Turbine mit einem spiralförmig gestalteten Rotor handelt, die ich im Kapitel über Laufwasserkraftwerke beschreibe (s.d.). Von der ehemaligen Neoga-Windturbine ist dagegen nichts mehr zu hören.

Die erwähnte Firma Real NewEnergy LLC (RNE) meldet im Oktober 2011, daß sie nach einem Jahr der Vorbereitung nun die Initiative Poseidon Atlantic gestartet hat, bei welcher der Privatsektor ein Prüf- und Zertifizierungszentrum für Windkraftanlagen entwickeln soll, das sich vor allem auf Offshore-Anlagen konzentriert. Die Partner der RNE sind dabei Ecofys und Fugro, weitere Unterstützung kommt von der Virginia Port Authority (VPA), dem Virginia Department of Mines, Minerals and Energy und der Organisation Virginia Economic Development Partnership – da der Teststandort an der Ostküste von Virginia entstehen soll.

Die letzten Meldungen über dieses Projekt, bei denen es um Genehmigungsverfahren und Umweltverträglichkeit geht, datieren vom Dezember 2012. Danach scheint Ruhe eingekehrt zu sein.

Twinmaster

Twinmaster


Auch die Firma Kaal – Van der Linden B.V., ein seit 1947 bestehender Installateur von Kabelnetzen und späterer Hersteller von Licht- und Antennenmasten, beschäftigt sich um das Jahr 1984 herum mit der Windkraft.

Das Unternehmen entwickelt eine Windkraftanlage mit zwei Rotoren, die bei Hillegom, nahe dem Flughafen Amsterdam, auf dem Gelände einer Tulpen-Gärtnerei errichtet wird. Über das eigenwillige System mit dem Namen Twinmaster ist nur bekannt, das es 110 kW leistet und mit 7,5 m durchmessenden Aerostar-Turbinen ausgestattet ist. Als das abgebildete Foto gemacht wird, ist erst ein Rotor angebracht. Auch eine Sixmaster-Installation ist geplant, scheint aber nicht umgesetzt wurden zu sein.

Ansonsten ist über das Projekt nichts zu erfahren – und das Unternehmen, das sich 1992 in Kaal Technische Aanneming und Kaal Mastenfabriek B.V. aufspaltet und von der Firma A.Hakpark übernommen wird, scheint sich auch nicht weiter damit beschäftigt zu haben.


Im nordholländischen Camperduin sollen 1985 zwei netzverbundene Windkraftwerke eine Siedlung aus 28 Eigenheimen mit Strom versorgen. Die Initiative geht auf das Energieforschungszentrum ECN in Petten und die Provinciaal Elektriciteitsbedrijf van Noord-Holland (PEN) zurück, welche die Möglichkeit sehen, dieses Pilotprojekt im Rahmen des Nationalen Entwicklungsprogramms 2 (NOW-2) zu finanzieren und durchzuführen. Wissenschaftlich begleitet wird es von der Universität von Amsterdam.

Tatsächlich wird die erste 75 kW WKA von Lagerwey (LW15/75), die den Namen ,De Monnik’ erhält, allerdings erst Ende 1989 installiert. Später folgen hier noch diverse weitere Anlagen, die ebenfalls sehr individuelle Namen bekommen, wie die ,Drie Nonnen’ oder die ,Drie Musketiers’.


Ein Pressebericht von Mai 1986, dem zufolge ein Elektrizitätswerk in der Nähe von Rotterdam ein 450 kW Kraftwerk geordert haben soll, das aus sechs Einzelrotoren besteht die an einem einzigen Mast montiert sind, ließ sich nicht verifizieren.

Möglicherweise davon inspiriert stellt der holländische Landschaftsarchitekt Paul van Beek – allerdings erst im Juni 2007 – die abgebildete grafische Umsetzung eines derartigen ‚Windbaums’ vor, der trotz seiner Höhe von 120 m eine größere Akzeptanz bei der Bevölkerung finden soll.

Was sich wohl als Fehlannahme herausstellt, denn bislang sind derartige Projekte nirgendwo umgesetzt worden.


Nachdem in der ersten Hälfte der 1980er Jahre die Windenergie in den Niederlanden primär in der Hand von mehr als 20 Kleinstfirmen lag, fördert die Regierung ab dem Mai 1986 – d.h. unmittelbar nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl – im Rahmen des  Integraal Programma Windenergie (IPW) vorwiegend kommerzielle Anlagenhersteller und vergibt Investitionszuschüsse für den Erwerb der WKA in Höhe von 40 %, worauf sich allmählich ein expandierender Windmarkt entwickelt. Weitere 40 % des selbst getragenen Kosten darf der Käufer steuerlich absetzen. Das Ziel des IPW ist es, bis 1990 Windparks mit einer Gesamtkapazität von 100 – 150 MW zu errichten, was sich allerdings verzögert, vornehmlich aufgrund von Anrainerprotesten.

Durch das IPW, das große Anlagen bevorzugt, reduziert sich die Zahl der Hersteller Anfang der 1990er Jahren auf die drei größeren Anbieter (Lagerwey, NedWind und Windmaster), die in ihrem Bestreben, möglichst leistungsstarke Anlagen möglichst schnell auf den Markt zu bringen, für eine erhöhte Schadensanfälligkeit der Anlagen verantwortlich sind. Als die Energieversorger 1993 den Windplan aufgeben, lassen sich keine Abnehmer für die entwickelten Modelle finden, und das Ganze entwickelt sich zu einem Minusgeschäft.

Außerdem wird in dieser Zeit Holland auch an Windpumpen für Entwicklungsländer gearbeitet, die bereits in beachtlichen Stückzahlen für den Export hergestellt werden.


Die installierte Gesamtkapazität Ende 1986 beträgt rund 7 MW.

 

Im Jahr 1988 gehen neben den o.g. noch mehrere andere neue Windfarmen in Betrieb. Eine Kooperative in Bath, Zeeland, nimmt drei 75 kW Lagerwey Turbinen ans Netz; in Oosterbierum werden im Rahmen eines experimentellen Projekts für 60 Mio. Gulden 18 Turbinen von Holec mit je 300 kW und Stahlblättern errichtet, für deren Herstellung die Firma rund 6 Jahre benötigt hatte – und die ab Beginn diverse Probleme machen; und ein Projekt der Elektrizitätsgesellschaft von Nord-Holland (PEN) in Zijpe vergleicht verschiedene Anlagentypen. Der aus 15 Turbinen bestehende Park setzt sich aus aus fünf verschiedenen Modellen zusammen: Lagerwey 75 kW, Newinco 50 kW, Newinco 100 kW, NCH 75 kW und Berewoud 80 kW.


Ich werde die 1990er Jahre nun stärker zusammenfassen und mich neben den neuen Unternehmen auf nur einige wenige Beispiele für die weitere Entwicklung beschränken.

Die installierte Gesamtkapazität Ende 1991 beträgt etwa 86 MW.

Windpark Eemshaven

Windpark Eemshaven


Im September 1993 wird in der Region Groningen der 10 MW Windpark Eemshaven von Essent eröffnet. Die 40 Stück 250 kW Windkraftanlagen von NEG Micon, die sich auf einer Länge von fast 6 km aneinanderreihen, kosten 22 Mio. Gulden, von denen die Regierung 8 Mio. Gulden übernimmt. Es handelt sich zu diesem Zeitpunkt um einen der größten Windparks in Europa – dessen Anlagen bis November 2007 wieder demontiert werden, um Raum für neue Turbinen zu schaffen.

Ein Jahr später geht der 34 MW Windpark Eemsmond mit 94 Kenetech-Turbinen ans Netz – dessen Rückbau im Dezember 2009 endet. Denn auch hier gibt es von Anfang an Probleme, da die Kenetech Windpower Inc. aus San Francisco, USA, die zeitweilig als der größte Windenergieanlagenhersteller der Welt gilt, Entwicklungs- und Konstruktionsfehler bei der Herstellung der Rotorblätter und der Getriebe gemacht hat. Sowohl in einem spanischen Windpark als auch in Palm Springs bricht eines der Blätter, und der Austausch von insgesamt 1.200 – 1.400 Blättern und einer großen Zahl von Getrieben wäre so teuer, daß Kenetech im Juni 1996 lieber Antrag auf Insolvenz stellt und bankrott geht.

An Stelle dieser beiden Parks wird wird im Mai 2009 der 156 MW Westereems Windpark im Bereich Eemshaven eröffnet, wobei einige Anlagen bereits seit dem Spätsommer 2008 Strom ins Netz einspeisen. Der Park der RWE Innogy besteht aus einer Mischung aus 34 Vestas V90 3 MW Anlagen (auch als GroWind-Projekt bezeichnet) sowie 35 Enercon E 82 3 MW Anlagen (Westereems).

Eemshaven ist deshalb ein so wichtiger Standort, weil er den Firmen als Bau-, Lager- und Basis-Hafen für Offshore-Windenergieanlagen dient.


Auch der o.e. und erst 1988 errichtete und im April 1994 wieder stillgelegte  Windpark Oosterbierum soll durch entweder 12 Stück 500 kW Turbinen oder 24 Stück 250 kW Maschinen ersetzt werden, wofür der Stromversorger NUON, der den Park im Januar 1995 kauft, 12 - 15 Mio. Gulden veranschlagt.

Ab 1994 drehen sich im 2 MW Windpark Lely von NUON (Vattenfall AB) im Ijsselmeer vier NedWind 40/500 Windkraftanlagen im Offshore-Betrieb.

Ende 1995 sind in den Niederlanden 1.050 Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 255 MW in Betrieb – die bis Ende 1997 jedoch nur auf 319 MW ansteigen.

Im November 1996 gehen in der Ketelbrug in Dronten 28 Windkraftanlagen mit einer Leistung von jeweils 500 kW in den Offshore-Betrieb, die allerdings nur ,mit dem großen Zeh’ im Wasser stehen, wie man auf dem Foto gut erkennen kann. Dieser 16,8 MW Windpark wird unter dem Namen Irene Vorrink Windpark bekannt.

Nach umfassenden Umstrukturierungen ab 1998, bei denen viele Windfirmen in ausländischen Besitz übergehen, beginnt die lokale Produktionsbasis wegzufallen, was auf dem niederländischen Markt wiederum zu diversen Konkursen führt. Die NedWind wird beispielsweise von der dänischen Firma NEG Micon A/S übernommen, und die WindMaster geht nach ihren Konkurs an Lagerwey (s.o.).


Ende 1998 sind Windkraftkapazitäten in Höhe von 361 MW am Netz, die bis Ende 1999 auf 409 MW ansteigen. Den Plänen der holländischen Regierung zufolge sollen bis 2020 insgesamt 6.000 MW Windstrom Onshore erwirtschaftet werden, außerdem will man  bis 2030 einen 100 MW Offshore-Windpark errichten.

Tatsächlich bleibt der jährliche Zuwachs relativ bescheiden: Während Ende 2000 etwa 440 MW am Netz sind, steigert sich dies 2001 auf 481 MW.


Im Jahr 2002 wird  in Den Bosch die Firma SWEA Europe B.V. gegründet, die Anlagen im Leistungsbereich von 300 W bis 20 kW anbietet, die z.T. in Fernost hergestellt werden. Es ist nicht klar, ob die Firma auch selbständig produziert – vermutlich nicht.


2002 werden in den Niederlanden 682 MW erreicht, 2003 908 MW, und im Jahr 2004 wird endlich die Tausender-Grenze überschritten – mit 1.078 MW.


Im  Januar 2005 startet im Rahmen der ALTENER-EU-Programme zur Förderung erneuerbarer Energien ein zweijähriges Projekt zur Integration von Windenergie in der städtischen Umwelt (Wind Energy Integration in the Urban Environment, WINEUR). Das Ziel ist die Erarbeitung von technischen und wirtschaftlichen Informationen über Kleinwindkraftanlagen, wobei neben Horisun und der Stadt Amsterdam und dem niederländischen Beratungsunternehmen Horisun renewable energy strategies aus Utrecht die europäischen Partner IT Power (Großbritannen) sowie Axenne und ADEME (Frankreich) teilnehmen. Ein weiterer Partner ist das ,Windy cities’ Netzwerk.

Beim 1. Workshop-Meeting in Leeds im Juni 2006 wird über Exkursionen zu drei verschieden Kleinanlagen berichtet: zu einem 2,5 kW Darrieus-Rotor vom Modell Turby, der auf einem Gebäude in Hoofddorp, südwestlich von Amsterdam, aufgebaut ist; zu einem verdrillten 120 W Savonius-Rotor vom Modell WindSide der gleichnamigen finnischen Firma, der auf einem Kanalboot in Amsterdam installiert ist; sowie zu einer 3,6 kW Windwall-Turbine auf dem Bürogebäude einer lokalen Behörde.


Vermutlich im Jahr 2005 wird die Firma Blade Wind Tech gegründet, über die es ansonsten aber kaum Informationen gibt.

Spin

Spin

Das Unternehmen bietet verschiedene Kleinwindanlagen zwischen 600 W und 100 kW an, wobei die Modellreihe EOL Dreiblatt-Turbinen von 3 kW bis 100 kW umfaßt, die sich durch ihr schlichtes Design und ihren geringen Wartungsaufwand auszeichnen sollen.

Die kleinen Rotoren der Modellreihe Spin besitzen ebenfalls drei Blätter und werden mit 660 W sowie 1,1 kW und 2,1 kW angeboten.

Dazu wird eine Reihe von Senkrechtachsen-Windturbinem angeboten, die aus einer Savonius/Darrieus-Kombination bestehen und mit Leistungen von 600 W bis 3,5 kW verfügbar sind.

Tatsächlich handelt es sich dabei wohl um TYPMAR Maglev-Windkraftanlagen der chinesischen Firma Shenzhen TIMAR Wind Energy Technology Co. Ltd., obwohl das niederländische Unternehmen mit keinem Buchstaben darauf hinweist (s.u. Darrieus/China).


Ende 2005 erreicht Holland 1.224 MW, und Ende 2006 bereits 1.559 MW, woran u.a. die 108 MW Egmond aan Zee Offshore-Windfarm mit 36 Anlagen beteiligt ist. Es ist die erste größere des Landes.


Die im Jahr 2007 gegründete Firma Dutch Rainmaker B.V. in Badhoevedorp entwickelt eine ganze besondere Windkraftanlage, die aus der Luft bis zu 7.500 Liter sauberes Wasser pro Tag produziert – sofern die Luftfeuchtigkeit mindestens 30 % erreicht.

Die Idee für diese Technik entstand im Jahr 2004 durch der Firmengründer Piet Oosterling, und das Unternehmen wird von der Investmentgesellschaft Icos Capital finanziert.

Die 25 Tonnen schwere Anlage vom Typ AW 75, deren Rotordurchmesser 20 m beträgt, und die auf einem 24 m oder 36 m hohen Turm sitzt, nutzt den erzeugten Strom direkt zur Versorgung einer Wärmepumpe, mit welcher der Wasserdampf in der Luft kondensiert und für die Trinkwasserversorgung oder zu Bewässerungszwecken gesammelt wird. Als Preis einer darartigen Anlage werden 200.000 – 300.000 € genannt.

Rainmaker AW 75 in Kuwait

Rainmaker AW 75
in Kuwait

Ein Modell namens AW 55, das auf der Technologie des Modells AW 75  basiert und die gleiche Wasserherstellungseinheit und Wärmepumpentechnologie verwendet, ist eine elektrische oder dieselbetriebene Wasserproduktionsanlage, die in ihrer Elektroversion 75.000 € kostet.

Im Jahr 2008 wird auf dem Wetsalt-Prüfgelände in Harlingen ein kleines Testmodell errichtet, und bis Ende 2011 soll ein erster Prototyp auf der Testfarm Nij Bosma Zathe in Goutum installiert werden – andere Quellen sprechen von der Experimental Area im Newton Park IV in Leeuwarden als Standort (nicht verifiziert).

Anfang 2013 wird das Unternehmen mit dem Enlightenmentz of the Year Award für nachhaltige Innovationen ausgezeichnet – und im September geht bei der Kuwaiti Environmental Protection Agency (KEPA) in Kuwait eine voll funktionsfähige AW 75 in Betrieb, die als Pilotinstallation Wasser für das große Green Wall Projekt in Um Al Himam liefern soll, bei dem in den nächsten zehn Jahren entlang der Grenzen von Kuwait eine 420 km langen Strecke mit bis zu 315.000 Bäumen bepflanzt werden soll.

Eine weitere Rainmaker befindet sich bei einem Pilotkunden in den Niederlanden im Probebetrieb. Die Firma erwartet im Jahr 2014 etwa 50 Anlagen absetzen zu können, und in zwei Jahren bereits 120 Stück. Bislang ist davon allerdings noch nichts festzustellen. Ähnliche Systeme werden übrigens auch in Australien und Frankreich entwickelt (s.d.).


Im Jahr 2007 findet das Architekturbüro 2012Architecten aus Rotterdam eine nette Lösung für den Einsatz ausgemusterter Rotorblätter.

Der Wikado Spielplatz im Kinderparadijs Meidoorn erhält Tunnel, Türme, Brücken, Hügel und Rampen, die aus fünf in Teile geschnittenen Blättern bestehen und mit Rutschen, Netzen und anderen Elementen verbunden sind.


Im Februar 2008 wird gemeldet, daß Studierende an der Technischen Universität Delft an einer Verbesserung der Methode arbeiten, Meerwasser mittels Windmühlen in Frischwasser zu verwandeln.

Prinzip der TU Delft Grafik

Prinzip der TU Delft
(Grafik)

Bei den im Handel erhältlichen Systeme erzeugt die Windmühle Elektrizität, die in Batterien gespeichert wird. Wenn Wasser benötigt wird, wird eine Hochdruckpumpe aktiviert, um die Salze durch Umkehrosmose aus dem Wasser zu entfernen. Die Nachteile sind die teuren Batterien und die hohen Verluste durch das Speichern und die spätere Umwandlung zurück in mechanische Arbeit.

In der überarbeiteten Version, die unter der Motto Drinking with the wind (DWTW) bekannt gemacht wird, treibt die Windmühle die Hochdruckpumpe direkt an, und anstelle von Strom wird das frische Wasser gespeichert (zu viel niedrigeren Kosten). Auch die in das System eingebauten Sicherheitsvorkehrungen sind mechanischer Natur, so daß sie ohne Strom funktionieren, was in bestimmten Entwicklungsländern oder in Notfällen ausgesprochen vorteilhaft ist. 

In der Nähe von Delft ist bereits ein erster Prototyp in Betrieb, für den eine relativ langsam drehende und robust Windmühle gewählt wurde, wie sie für die Bewässerung verwendet wird. Dieser Prototyp wird nun nach Curaçao transportiert, um dort mit Seewasser getestet zu werden. Je nach Windgeschwindigkeit wird mit einer Produktion von 5 - 10 m3 Frischwasser pro Tag gerechnet, was genug Trinkwasser für einem kleinen Dorf von ca. 500 Menschen wäre. Ein angeschlossenes Reservoir speichert genug Wasser für 5 Flauten-Tage.

Im Jahr 2009 arbeitet die TU Delft gemeinsam mit den Firmen Hatenboer-Water B.V., Fortis Wind Energy und NieuweWeme Technische Montages an der Weiterentwicklung des System. In Greenaruba wird eine Demo-Installation errichtet, ein Container-basiertes System, das von einem PV-Paneel sowie einem 3-Blatt-Rotor versorgt wird. Zu einer kommerziellen Vermarktung scheint es bislang jedoch noch nicht gekommen zu sein.

Unter dem gleichen Motto DWTW agiert übrigens auch die 2002 gegründete Aqua-Aero WaterSystems B.V. (AAWS) in Delft, die neben der Wasserspeicherung, der Trinkwasseraufbereitung mit solarbetriebenen UV-Systemen auch eine solarbetriebene Entsalzung im Angebot hat (WaterPyramid, 2003). Unterlagen aus dem Jahr 2010 zufolge scheint sich die AAWS auch mit der Vermarktung des o.g. Systems der TU Delft zu beschäftigen.

Prinses Amalia Offshore-Windfarm

Prinses Amalia
Offshore-Windfarm


Ebenfalls im Jahr 2008 geht in der Nordsee, 23 km vor Ijmuiden, die 120 MW Prinses Amalia Offshore-Windfarm von Eneco Energie mit 60 Vestas V80 Anlagen in Betrieb. Während ihrer Entwicklung war sie auch unter dem Namen Q7 Wind Farm bekannt.

Nach dem Ende 2007 insgesamt 1.747 MW erreicht werden, steigert sich die Kapazität bis Ende 2008 auf 2.225 MW.


Im April 2009 erfolgt die Veröffentlichung einer schon seit langem überfälligen Untersuchung, bei welcher in der windreichen niederländischen Provinz Zeeland über einen Zeitraum von einem Jahr zwischen dem April 2008 und dem März 2009 neun kleine Windenergieanlagen im realen Einsatz getestet werden – mit teilweise erschreckenden Resultaten. Ich habe darüber bereits ausführlich im Kapitelteil Neue Designs und Rotorformen berichtet (s.d.).


Im Jahr 2009 wird in Lelystad die Firma STX Windpower B.V.  gegründet, die sich auf die Erforschung und Entwicklung von neuen Technologien in Verbindung mit Multi-Megawatt-Windkraftanlagen mit Direktantrieb konzentriert. Das Unternehmen ist eine 100 %-ige Tochtergesellschaft der STX Heavy Industries Co. Ltd. aus Südkorea und Mitglied der STX-Gruppe. Angeboten werden die Modelle STX 72 und STX 82 (mit 1,5 MW), sowie STX 72,  STX 82 und STX 93 (mit 2 MW).

Es ist nicht viel mehr über die Firma herauszufinden, außer daß ihre Anlagen an vier Standorten errichtet worden sind. In Südkorea steht auf dem Gyeongpo Windpark ab dem Februar 2011 zwei 1,5 MW Anlagen, während das Korean Institute of Energy Research im Mai 2012 im Demonstrations-Offshore-Windpark bei der Insel Jeju eine 2 MW Anlage in Betrieb genommen wird. In Finnland wiederum stehen nahe der Stadt Dragsfjard auf den Windparks Högsara 1-3 und Högsara 2 der Via Wind Oy insgesamt drei 2 MW Anlagen.

Im August 2011 vereinbaren die STX Windpower und die Schiffswerft STX Finland Oy eine Zusammenarbeit, um für Offshore-Standorte im nördlichen Ostseeraum sowie Onshore-Standorte in Finnland, Schweden und dem Baltikum schlüsselfertige Windparks anzubieten. Als Pilot- und Demonstarionsprojekt wird STX Finland an der Rauma-Werft zwei STX 93 Windkraftanlagen installieren. Kommerzielle Erfolge sind bislang nicht gemeldet worden.


Niederländische Onshore-Windturbinen generierten 2009 speziell im Norden des Landes nahezu 2.000 MW Strom, zusammen mit den Offshore-Windfarmen nennt die Statistik Ende des Jahres eine installierte Gesamtleistung von 2.229 MW. Überraschenderweise stagniert der Zuwachs danach merklich.

Während 2010 nur 2.269 MW am Netz sind, nimmt diese Zahl bis Ende 2011 auf lediglich 2.328 MW zu, und Ende 2012 sind auch erst 2.391 MW erreicht.

Eine Erklärung dafür ist möglicherweise, daß die neue niederländische Regierung Anfang 2011 zwei Drittel der Subventionen für erneuerbare Energien streicht. Auch in die Offshore-Windkraft soll kein Cent mehr investiert werden.

Stattdessen forderte das Kabinett die Energiekonzerne auf, Bauanträge für Atomkraftwerke zu stellen! In der Koalitionsvereinbarung heißt es dazu, daß „mehr Kernkraft nötig ist, um die Ziele der CO2-Reduzierung sowie eine geringere Abhängigkeit auf dem Gebiet der Energieversorgung zu erreichen.“

Hinzu kommt, daß es der Beratungsfirma Ecofys zufolge in Holland kaum ein Windkraftprojekt gibt, das sich nicht verzögert – zumeist weil die Bewohner der jeweiligen Standorte die Windkraft in ihrer Form als riesige, moderne Anlagen vehement ablehnen.


Andererseits wird im April 2011 auf dem Campus der Universität Wageningen das Lelystad-Testgelände für Windkraftanlagen eröffnet, das als das größte seiner Art in ganz Europa gilt. Hier sollen die WKA der nächsten Generation geprüft und zertifiziert werden. Mit dem Management wird die bereits mehrfach genannte Ecofys beauftragt, welche speziell für diesen Zweck eine neue Firma namens Ecofys Wind Turbine Testing Services (WTTS) gründet. Schon zu diesem Zeitpunkt ist der Standort für die nächsten sieben Jahre vollständig ausgebucht.

Im Laufe des Jahres 2011 sollen acht Turbinen errichtet werden, und 2012 vier weitere folgen. Dazu gehören WKA von STX Windpower, Lagerwey, EWT, Suzlon und Leitwind. Weiterhin angemeldet haben sich Eneco, Zeshoek und Wageningen, deren Anlagen für langfristige Forschungsprogramme genutzt werden sollen, die sich in erster Linie mit Bedienungs- und Wartungs-Strategien beschäftigen.


Eine aktuelle Marktstudie der AHK Niederlande vom Juni 2012, die den Markt für Kleinwindkraftanlagen beleuchtet, berichtet, daß es derzeit in den Niederlanden 21 verschiedene Kleinwindkraftanlagen-Typen im Bereich von 500 - 600 W gibt, von denen 11 in den Niederlanden selbst entwickelt und hergestellt werden. Das Hauptaugenmerk der Regierung liegt gegenwärtig auf diesem Leistungsbereich, da Anlagen der genannten Größe auf bereits bebauten Flächen aufgestellt werden können.

Da die Niederlande bestrebt ist, daß bis 2020 die Zahl der Kleinwindkraftanlagen im Land auf mindestens 48.000 Turbinen zu steigern, die Regelungen und Gesetzgebungen für Kleinwindkraftanlagen aber noch nicht voll entwickelt sind, werden die Niederländische Windenergie Assoziation (NWEA) und das Ministerium für Infrastruktur und Umwelt (InM) mit der Anpassung von Gesetzen und Verordnungen betraut, um den Einsatz von zertifizierten Kleinwindkraftanlagen zu vereinfachen.


Die Fachblogs berichten im Juli 2012 über die Windkraft-Ölpresse Windoil des jungen Designers Dave Hakkens aus Helmond, die es jedem erlaubt, ohne mühevolles manuelles kurbeln aus Nüssen und Samen frische, kaltgepreßte Speiseöle herzustellen.

Die aus einfachen Komponenten zusammengebaute Mühle wandelt die Windkraft über einen Schneckenantrieb in eine langsame, aber sehr kräftig Bewegung. Detailsfotos auf der Homepage des Designers machen den Aufbau und die Leistung gut nachvollziehbar.


Im September 2012 folgt die Meldung, daß die Provinz Nord-Holland weiteren Ausbau der Windkraft verboten hat. Der schmale Landstrich westlich des Ijsselmeers ist Aufgrund seiner Lage (die Nordsee im Westen, das IJsselmeer im Osten) zwar bestens dafür geeignet, um dort Windkraftanlagen zu betreiben, allerdings stellen die Windparks nach Ansicht der Provinzregierung eine so große Verschandelung der Landschaft dar, daß ein weiterer Ausbau jetzt gestoppt wurde. Von dem Verbot betroffen sind 20 geplante Neubauprojekte.


Im März 2013 wird an der TU Delft der Prototyp eines elektrostatischen Windkraftwerks installiert, das keine beweglichen Teile hat und völlig geräuschlos ist. Das EWICON (Electrostatic Wind Energy Converter) genannte System der Wissenschaftler um Prof. Johan Smit und Dhiradj Djairam, der bereits 2008 über das Thema promoviert hatte, läuft mit Salzwasser und Gleichstrom, erreicht bislang allerdings nur einen Wirkungsgrad von 5 %.

Über dieses und ähnliche Systeme habe ich bereits ausführlich im Kapitelteil Neue Designs und Rotorformen berichtet (s.d.).


Der bisher größte Onshore-Windpark in den Niederlanden, welcher von einem einzigen Eigentümer errichtet wurde, ist der im September 2013 eröffnete 122 MW Zuidlob Windpark von Vattenfall, der mit 36 Stückt REpower 3.4M 104 Turbinen ausgestattet ist und rund 150 Mio. € gekostet hat – und der bei seiner Eröffnung durch Prinzessin Beatrix persönlich in Princess Alexia Windfarm umbenannt wird.

Der Bau des Windparks war bereits 1998 von 63 Grundbesitzer beschlossen worden, doch die Umsetzung beginnt erst 2005, als die lokalen Behörden, die Landesregierung und die Grundbesitzer eine Gruppe mit dem Namen Zuidlob bilden. Im Jahr 2008 vereinbart Zuidlob den Bau des Windparks mit dem Energieversorger Nuon – welcher das ganze Projekt im Oktober 2011 aufkauft und den Landbesitzern dafür feste finanzielle Entschädigungen für 20 Jahre zusichert. Ende 2011 startet der Bau, der innerhalb von 17 Monaten abgeschlossen wird.


Ebenfalls im September 2013 gibt die Niederlande neue Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien bekannt, wozu nun auf einmal doch wieder der massive Ausbau der Offshore-Windenergie gehört, um der Branche neuen Schwung zu verleihen. Demnach plant das Land, die Offshore-Windenergie bis 2023 von jetzt 1.000 MW auf 4.450 MW auszubauen.  Zugleich sollen aber auch im Onshore-Bereich mehr Windkrafträder gebaut werden, um die zukünftige Energieversorgung sicherzustellen.

Bisher hatte sich die niederländische Regierung aus Kostengründen von der Offshore-Windenergie ferngehalten. Da aber die Kosten für Offshore insgesamt zu sinken beginnen, entsteht nun wieder ein interessantes Investitionsfeld.


Die Entwicklung wird im Oktober von einem Unfall auf dem Piet de Wit Windpark von Deltawind überschattet, bei dem zwei junge Mechaniker sterben, als während der routinemäßigen Wartung einer Vestas V-66 Windkraftanlage ein Feuer ausbricht. Ein Opfer wird auf dem Boden neben der Windkraftanlage gefunden, der andere Körper später aus der verbrannten Gondel geborgen. Zwei weitere Mechaniker können sicher entkommen.

Schon 2012 waren eine Vestas V-112 Windenergieanlagen in Deutschland, sowie eine Vestas V-90 Turbine in Spanien in Brand geraten, und auch in Irland brennt eine Maschine. Im April 2013 geht ein Vestas V-80 Windkraftanlage in Ontario, Kanada, in Flammen auf. Bislang hatte es bei diesen Unfällen jedoch nur Sachschaden gegeben.


Ende 2013 besitzen die inzwischen 1.975 Windkraftanlagen der 447 Windparks an Land eine Gesamtkapazität von 2.479 MW, zu denen noch 228 MW Leistung auf offener See kommen.


Im Mai 2014 berichtet die Presse, daß die staatliche niederländische Eisenbahngesellschaft Nederlandse Spoorwegen (NS) sowie mehrere Privatbahnen den Anteil an erneuerbaren Energien für ihre elektrisch angetriebenen Züge von heute 50 % auf 100 % bis 2018 steigern wollen – wobei die Lokomotiven und Züge ausschließlich mit Strom aus Windkraft betrieben werden sollen. Die Hälfte der jährlich benötigten 1,4 TWh soll dabei im eigenen Land erzeugt werden, während die andere Hälfte aus anderen EU-Staaten wie Belgien, Norwegen oder Deutschland importiert werden muß.

Im gleichen Monat unterzeichnet das Gemini-Konsortium, dessen Hauptanteilseigner der kanadische Stromversorger Northland Power ist, mit der Firma Siemens, die selbst mit 20 % daran beteiligt ist, die Verträge über Errichtung, Betrieb und Finanzierung des größten Offshore- und ersten Hochseewindparks in den Niederlanden, dessen Gesamtbudget auf fast 3 Mrd. € veranschlagt wird.

Der 600 MW Windpark Gemini, der aus zwei benachbarten Hälften besteht, wird in der Nordsee, etwa 85 km vor der Küste Groningens entstehen, und aus 150 Siemens 4 MW Anlagen jährlich 2,6 Mrd. kWh ins Netz des Stromnetzbetreibers Tennet einspeisen. Im Juli 2015 werden die brandneuen Spezialschiffe Aelus und Belus in See stechen, um in einer Wassertiefe von 28 - 36 m die Fundamente in den Meeresboden zu rammen, wobei jedes Schiff vier Fundamente am Tag schaffen soll. Bereits 2016 werden die ersten Mühlen Strom liefern, und ein Jahr später sollen bereits alle am Netz sein.

Mit dem neuen Park, der später durch einen dritten mit 275 MW ergänzt werden soll, wird die Offshore-Windleistung der Niederländer von derzeit 245 MW auf 845 MW steigen. Bis zu den bis 2023 geplanten 4.450 MW ist es aber noch ein ganzes Stück...

 

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