TEIL C
SolarhÄuser und solare Bauelemente
Maritime Habitate (B)
Das Design eines ‚Unterwasser-Wolkenkratzers’ wird im Januar 2010 vorgestellt.
Der autarke Undersea Scraper stammt von den spanischen
Architekten Higinio Llames und Ifigeneia
Arvaniti und soll seine Energie ausschließlich aus erneuerbaren
Quellen erzeugen, um es seinen Bewohnern zu ermöglichen, als unabhängige
Gemeinde zu leben.
(Grafik)
Die aus dem Wasser ragende Kuppel erzeugt Energie mit Photovoltaik-Paneelen und Windkraftanlagen, während die Haut des Tauchgebäudes auf eine leider nicht genauer erklärte Art und Weise in der Lage sei, mit der Umgebung dergestalt zu interagieren, daß sie als Gezeiten- bzw. Strömungskraftwerk nutzbar ist.
Im Februar 2010 wird
das schwimmende Informationszentrum der Internationalen
Bauausstellung (IBA) in Hamburg in Betrieb genommen. Mit
dem IBA-Dock am
Müggenburger Zollhafen, gegenüber dem Auswanderermuseum BallinStadt,
ist Deutschlands bislang größtes schwimmendes Ausstellungs- und Bürogebäude
entstanden.
(Schnittmodell)
Das hochmoderne Gebäude, das wie ein Stapel bunter Container auf einem Ponton wirkt, ist mit einem ausgeklügelten Energiekonzept der Firma Immosolar GmbH ausgestattet, das Solarzellen, eine 34 m2 große solarthermische Anlage, einen Wärmetauscher, eine Wärmepumpe und mehrere Pufferspeicher integriert.
Damit soll das schwimmende Gebäude weitgehend ohne fossile Energiequellen auskommen. Hauptwärmequelle ist das Elbwasser, dem ein Rohrsystem, das in die untere Wand des Pontons eingegossen ist, mit dem darin kursierenden Wasser/Glykol-Gemisch Wärme entzieht.
Das Gebäude ruht auf einem 50 m langen und 26 m breiten Beton-Ponton, die Aufbauten sind in Modulbauweise aus Stahl gefertigt. Der Hannoveraner Architekt Han Slawik, der den Bau entworfen hat, betrachtet schwimmende Häuser als erste Antwort auf den prophezeiten Klimawandel und steigende Meeresspiegel.
(Grafik)
Ebenfalls im Februar 2010 stellt die niederländische
Architektin Anne Holtrop in Zusammenarbeit mit Michel
Kreuger und seinem 2008 gemeinsam mit dem
Ex-Fußballprofi Kizito ‚Kiki‘ Musampa gegründeten
Umwelttechnikunternehmen Studio Noach sowie dem
Botaniker Patrick Blanc den Entwurf einer künstlichen
schwimmenden Insel mit Gärten und einem Spa vor. Der für Amsterdam
gedachte Entwurf ist derzeit im Rahmen der Ausstellung Architecture
of Consequences - Dutch designs on the Future im Niederländischen
Architekturinstitut in Rotterdam zu sehen.
Die schwimmenden Gärten, die wie ein winziges Gebirge wirken, würden im Inneren Bäder und Behandlungsräume enthalten, während die Außenseiten mit hydroponischen Grünpflanzen bedeckt wären. Der zweistöckige, aus recyceltem hochstabilen Polystyrol gebaute Spa wird im Erdgeschoß über vier Pools verfügen, darunter einen Infinity-Pool im Freien und einen Whirlpool mit Blick auf den See. Außerdem wird es zwei Restaurants/Bars und fünf Saunen geben. Im oberen Stockwerk sind drei Behandlungsräume und ein großer Raum für Gruppentherapien vorgesehen, alle mit Blick über den See.
Der Floating Gardens Spa soll eigentlich Mitte 2014 eröffnet werden – doch leider ist später nie wieder davon zu hören.
(Grafik)
Das Projekt Floating States of Maldives von William
Fong, Joshua Loke und Livee Ta bekommt
im März 2010 viel Presse. Das Team beteiligt sich
mit seinem Entwurf an der Skyscraper Competition 2010, um
einen Rettungsplan für rund 400.000 Einwohner des aus 1.200 Einzelinseln
bestehenden Archipels vorzuschlagen, die sich im Durchschnitt nur
150 cm oberhalb des Meeresspiegels befinden und daher als erste vom
steigenden Wasser überspült werden dürften. Das Konzept gehört zu
den Finalisten des Wettbewerbs.
Die einzelnen Elemente des schwimmenden Staates bestehen aus knospenartigen Hochbauten, die sich inmitten einer künstlichen Lagune bis zu 1.000 m hoch in den Himmel recken, während der Kiel gleichzeitig bis in 1.000 m Wassertiefe reicht. Leider wird über die Art der dafür ins Auge gefaßten Energieversorgung nichts gesagt.
(Grafik)
Ein ähnliches Rettungskonzept bildet der Vorschlag des niederländischen
Designers Koen Olthuis und seines Büros Waterstudio.NL,
das eine schwimmende Insel in Form eines Seesterns entwirft – genannt Greenstar.
Die Insel ist mit einem 800-Zimmer-Hotel, einem Konferenzzentrum
mit 2.000 Sitzen, einem Golfplatz, Wohnappartements und anderem
mehr ausgestattet und weist zudem grüne Dachflächen, Pools und
künstliche Sandstrände auf.
Die Inseln sollen in Zusammenarbeit mit der 2005 von Olthuis und Paul H.T.M. Van de Camp gegründeten Firma Dutch Docklands verwirklicht werden, die sich auf die Entwicklung schwimmender Strukturen spezialisiert und für die Malediven einen Masterplan mit diversen schwimmenden Inseln wie White Lagoon, Royal Indian Ocean Club oder Maldivian Yacht Club entwickelt hat. Eine entsprechende Vereinbarung wird im März 2010 unterzeichnet. Auch hier ist bislang noch nichts über die geplante Energieversorgung zu hören.
Außerdem verfaßt Olthuis, der auch als ‚der schwimmende Holländer‘ bekannt ist, zusammen mit David Keuning im Jahr 2010 ein Buch mit dem Titel Float, das sich mit dem Bauen auf dem Wasser beschäftigt. Für das Olthuis auch ganz pragmatische Designlösungen entwickelt, wie die Floating City Apps, bei denen es sich um umgerüstete Schiffscontainer handelt, die auf Betten aus recycelten Plastikflaschen schwimmen. Die erste größere Lieferung, darunter ein Klassenzimmer und ein schwimmendes Solarkraftwerk, soll 2014 nach Bangladesch gehen.
(Grafik)
Im Jahr 2011 stellt Watertudio.NL, das unter dem Motto steht: „Grün ist gut, blau ist besser“, mit dem Sea Tree einen geschützten schwimmenden Lebensraum für Flora und Fauna in der Nähe urbaner Zentren vor, die mit einem Kabel am Meeresgrund verankert ist und eine Reihe von Schichten für eine Vielzahl von Arten enthält – allerdings nicht für Menschen. Die Struktur soll mit einer Offshore-Technologie gebaut werden, die den von Öllagertürmen ähnelt, und für spezielle Standorte wie Flüsse, Seen oder den Ozean angepaßt werden.
Die völlig autarke Struktur dient als Basis, auf der mit der Zeit Vögel, Bienen, Fledermäuse und andere Kleintiere heranwachsen und leben können. Daher hat sie schmale und steile Seiten an der Wasserlinie, so daß Menschen nicht darauf gelangen und die Tiere stören. Das Konzept soll zum Schutz natürlicher Lebensräume in städtischen Gebieten beizutragen und besonders gut für New York City geeignet sein.
Im Oktober 2013 gibt Waterstudio Pläne für den Bau des weltweit ersten schwimmenden Apartmentkomplexes im Folgejahr bekannt. Der erstmals im Juli 2009 vorgestellte Komplex mit dem Namen The Citadel ist Teil eines Projekts namens ‚New Water‘ und wird 60 Luxuswohnungen mit eigenen Gartenterrassen bieten, die aus 180 modularen Einheiten bestehen. Entstehen sollte der Komplex eigentlich schon im März 2010.
(Grafik)
Die Wohnungen sind um einen zentralen Innenhof angeordnet und mit begrünten Dächern versehen. Dazu gibt es einen Parkplatz, eine schwimmende Zufahrtsstraße sowie Bootsanleger. Dank des Einsatzes von Wasser-Kühltechniken wird die Konstruktion 25 % weniger Energie verbrauchen als ein herkömmliches Gebäude an Land.
Es ist geplant, die Wohnzitadelle auf einem Polder zu bauen, ein vertieftes Gebiet unter dem Meeresspiegel, in dem sich das Hochwasser nach starken Regenfällen sammelt. In den Niederlanden gibt es fast 3.500 Polder, und fast alle werden ständig leergepumpt, um zu verhindern, daß das Hochwasser die umliegenden Häuser und Gebäude zerstört. Im Rahmen des Projekts New Water werden die Polder hingegen absichtlich mit Wasser geflutet, und alle Gebäude sind perfekt dafür geeignet, auf dem steigenden und fallenden Wasser zu schwimmen.
Von einer Realisierung des schwimmenden Apartmentkomplexes ist allerdings auch 2021 noch nichts zu sehen.
Das Büro ist aber auch im Sinne der Menschen unterwegs. Olthuis arbeitet z.B. an dem Projekt eines schwimmenden Hafens für Dubai, den man in gewisser Weise ebenfalls als Solarinsel bezeichnen kann. Das dreieckige Gebilde mit einer Seitenlänge von 700 m, dessen eine Ecke hochgebogen ist, soll seine gesamte Energie aus seinem Solarzellen-Überzug gewinnen. Außerdem legt das Büro eine schier endlose Zahl an weiteren Entwürfen für schwimmende Habitate aller Größen und Formen vor, die ein Stöbern auf der Firmen-Homepage lohnenswert machen.
für Ijburg
Dort sind aber auch diverse Umsetzungen zu sehen, bei denen es sich hauptsächlich um etwa 20 große und luxuriöse Hausboote handelt, die in Holland realisiert werden. Daneben gibt es noch knapp 30 Projekte, die in Arbeit sind, wie eine schwimmende Moschee für Dubai oder einen schwimmenden Boulevard in Antwerpen, die aber alle auf dem Reißbrett bzw. auf der Festplatte bleiben.
Die ersten beiden Wasser-Villen, die Watertudio.NL für ein schwimmendes Viertel in Amsterdam namens Ijburg entworfen hat, das schließlich aus 38 Wasser-Villen bestehen wird, waren übrigens schon im August 2008 vor Ort eingetroffen. Jede dieser Villen besteht aus drei Stockwerken, von denen das unterste teilweise unter dem Wasserspiegel liegt. Die Gesamtfläche des Gebäudes beträgt 175 m2.
Zudem wird im August 2014 gemeldet, daß im Folgejahr der Baustart für ein auf dem Wasser schwimmendes Fünfsternehotel in Form eines Eiskristalls ist, das ab Ende 2016 in einem norwegischen Fjord bei Tromsö in der Nähe des Polarkreises dümpeln soll.
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Zunächst werden die Teile des Krystall Hotel in einem Trockendock gebaut und dann vor Ort zusammengesetzt. Die Konstruktion soll ein Fundament aus Beton erhalten, die Form einer Schneeflocke ihr Stabilität verleihen. Die Gäste gelangen nur per Boot in ihr Luxusdomizil, das selbstversorgend sein wird – ohne daß es dazu weitere Details gibt. Ebenso wenig wie irgendwelche Belege dafür, daß der Bau inzwischen tatsächlich erfolgt ist.
Im Juni 2015 erhält Waterstudio.NL von dem in Dubai ansässigen staatlichen Projektentwicklungs- und Immobilienunternehmen Nakheel die Genehmigung für die Amillarah genannten, zusammen mit Jean-Michel Cousteau entworfenen und im Januar diesen Jahres erstmals vorgestellten privaten schwimmenden Inselhäuser, die im Rahmen von OQYANA World First entstehen sollen, einem Archipel aus über 300 künstlichen Inseln, die die australasiatische Region von The World vor der Küste Dubais bilden.
Hier sollen nun 33 schwimmende Luxuswohnungen entstehen, jede mit eigenem Garten, Pool und Strand und ganz nach dem Geschmack des Kunden gestaltet. Die Entwickler von Oqyana Real Estate und Amillarah Private Islands planen zudem, ähnliche schwimmende Häuser auf den Malediven und vor der Küste von Miami in den USA anzubieten. Dutch Docklands arbeitet für Nakheel zudem an The Floating Proverb – einer Ansammlung von 89 schwimmenden Inseln, die von oben betrachtet ein arabisches Sprichwort darstellen.
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Im September 2017 ist zu erfahren, daß das Amillarah-Projekte nun in Form einer Reihe von privaten künstlichen Inseln auf den Malediven, die von oben wie eine Koralle aussehen, in die Umsetzungsphase übergeht. Demnach hat Dutch Docklands im August 2016 die Genehmigung erhalten, eine erste Insel auf den Malediven zu testen, nebst einem Pachtvertrag über 100 Jahre in einem Teil des Indischen Ozeans vor der Küste. Die erste Insel soll bis Oktober montiert und gebaut werden, Dutzende weitere anschließend folgen.
Meldungen im Januar 2018 sprechen davon, daß die Errichtung der Amillarah-Wassersiedlung zusammen mit dem Bauträger Dutch Docklands noch in diesem Monat vor der Küste von Dubai beginnen soll. Jede der künstlichen schwimmenden Inseln wird zwischen 13.800 und 41.400 m2 groß sein und über einen Swimmingpool mit Terrasse, Bäumen und Landschaftsgestaltung verfügen. Die aktuellen Preise beginnen bei 23 Mio. $ pro Insel.
Laut Waterstudio.NL sind die Betonsockel der Villen für eine Lebensdauer von 100 Jahren ausgelegt, wobei die Sockel dazu beitragen können, einen Unterwasserlebensraum für Meeresbewohner zu schaffen. Die Käufer können ihre eigene Insel entwerfen, und jede Insel ist autark. Leider ist aber auch hier noch immer nichts von einer Realisierung zu sehen, ebenso wenig wie bei den zuvor genannten Projekten.
Bis 2019 will das Unternehmen Millionen von Dollar investieren und die ersten 50 Inseln aufs Wasser bringen, die dann über Christie’s in New York City an Privatpersonen verkauft werden sollen. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts wird mit insgesamt 100 kleinen Inseln gerechnet. Doch auch diesmal dauert die Realisierung länger als erhofft, und erst im April 2021 gibt es Neuigkeiten von dem Projekt Maldives Floating City (MFC).
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Demnach hätten die Regierungsbeamten des aus insgesamt 1.190 Inseln bestehenden Staates nun offiziell Pläne für den Bau dieses ehrgeizigen und nachhaltigen Stadtprojekts nur wenige Minuten von der Hauptstadt Male entfernt angekündigt. Auf einer 200 ha großen Lagune werden Tausende von Wasserwohnungen in einem flexiblen, funktionalen Raster schwimmen. Das System wird auf einem Ring von Inseln verankert, die die Basis und gleichzeitig die stabilisierende Stützmauer für alle Strukturen bilden.
Die gesamte Stadt wird etwa eine dreiviertel Quadratmeile groß sein und über niedrige Wohngebäude sowie kommerzielle Einrichtungen verfügen, damit die Bewohner nicht ständig von Insel zu Insel hüpfen müssen. Der Komplex ist zwar auf den Barriereinseln verankert, doch wird es sich wahrscheinlich um eine modulare Verbindung handeln, die bei steigendem Meeresspiegel verlängert werden kann. Um sicherzustellen, daß die beste grüne Technologie und Stadtentwicklung für das Überleben der Küstengemeinde integriert wird, arbeite das MFC-Team auch mit Waterstudio.NL zusammen.
Derzeit werden die Kosten für diese Häuser auf etwa 250.000 $ geschätzt, wofür man eine Fläche von 92 m2 einschließlich einer Dachterrasse erhält. Der Baubeginn ist für 2022 geplant, und der schwimmende Komplex wird neben den Wohnungen und Geschäften auch Krankenhäuser, Schulen, Freizeiteinrichtungen und öffentliche Plätze für die Einwohner umfassen. In der aktuellen Pressemitteilung heißt es zudem, daß in der schwimmenden Stadt nicht nur die traditionellen Fischerfamilien leben sollen, sondern auch diejenigen, die in die Immobilien als Ferienhäuser investieren.
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Eine tatsächliche Umsetzung, die weit über das gewöhnliche Hausboot hinausgeht und daher eine Erwähnung verdient, auch wenn sie viel kleiner als eine schwimmende Insel ist, zeigt Watertudio.NL im Oktober 2019.
Unter dem Namen ARKUP (o. ARKUP Liveable Yacht) wird die „weltweit erste solarbetriebene, bewohnbare Yacht“ vorgestellt, die mit zwei 100 kW starken elektrischen Azimut-Schubdüsen zur Bewegung ausgestattet ist – und mit vier 12 m langen hydraulisch ausfahrbaren Stützen, die das absolut stabile Ankern in bis zu 6 m Wassertiefe ermöglichen und die Wohnyacht über den Wasserspiegel heben.
Die nachhaltige und zukunftssichere Yacht mit einer Wohnfläche von 400 m2 ist vollständig solarbetrieben, um ein netzunabhängiges Leben auf dem Wasser zu ermöglichen. Ihr 212 m2 großes Dach sammelt Regenwasser und ist mit 30 kW (andere Quellen: 36 kW) Solarmodulen bedeckt. Die Energie der Solarzellen reicht nicht nur für die Beleuchtung und die Klimaanlage, sondern auch für die Elektromotoren, die mit einer einzigen Ladung der 182 kWh Batterie 35 km weit fahren können.
Die im Inneren luxuriös ausgestattete ARKUP verfügt über Glaswände, mehrere Ebenen, die in miteinander verbundene Räume unterteilt sind, vier Schlafzimmer, vier Bäder, eine 42 m2 große, einziehbare Terrasse, ein Sonnendeck sowie selbstverständlich einen direkten Zugang zum Wasser. Es werden zwei Versionen angeboten: eine kleinere Arkup 40, die man in verschiedenen Konfigurationen vorbestellen kann, sowie die im Bild gezeigte Arkup 75, die etwa 23 m lang ist.
Das Basismodell der Arkup 75 wird 5,5 Mio. $ kosten und mit den wichtigsten Annehmlichkeiten sowie Möbeln ausgestattet sein, während für eine komplett ausgestattete Version, die auch noch über ein ‚intelligentes Kommunikationssystem‘ mit Satelliten-TV- und WI-FI-Antennen, LTE und UKW verfügt, bis zu 10,5 Mio. $ bezahlt werden müssen.
Weitere Projekte, die unter dem Dach der 2016 gemeinsam mit Nicolas Derouin gegründeten Arkup LLC mit Sitz in Miami, Florida, verfolgt werden, bislang aber nur in Form von hübschen Renderings vorliegen, sind Arkup Wing, eine schwimmende Villa mit grüner Energie und Selbststabilisierung, die sowohl für private als auch für gastgewerbliche Zwecke gedacht ist und mit einem zusätzlichen zentralen schwimmenden Pool gekoppelt werden kann – sowie Arkup Modular, bei dem mehrere Einheiten miteinander verbunden sind, um schwimmende Resorts mit einer Konfiguration nach Wahl zu schaffen.
Im November 2019 stellt Waterstudio.NL das Design des weltweit ersten schwimmenden Holzturms vor, der für die Gewässer von Rotterdam vorgesehen ist und eine „zeitgenössische Interpretation der schwimmenden Architektur“ darstellen soll.
(Grafik)
Der 40 m hohe Turm besteht aus Cross Laminated Timber (CLT), auch Brettsperrholz genannt, wodurch die Struktur viel leichter ist als eine Betonkonstruktion. Die Verwendung von CLT bedeutet außerdem, daß das Gebäude aus einer erneuerbaren Ressource hergestellt wird und der Stadt Rotterdam damit ein modernes, nachhaltiges Wahrzeichen bietet.
Der Turm wird in den oberen Stockwerken Büroräume, und in den unteren Stockwerken und auf dem Hauptdeck eine öffentliche Grünanlage, eine Galerie, eine Kaffeebar und ein Restaurant mit Terrasse beherbergen, große Glasflächen haben, um viel natürliches Licht in das Innere zu lassen, sowie innen und außen reichlich bepflanzt sein, wozu auch mit Gemüse bepflanzte Taschengärten zählen.
Ein üppig begrünter Innenhof wird den Mitarbeitern und Besuchern zusätzlichen Raum bieten, um Tag und Nacht frische Luft zu genießen. Dieser Bereich ist als flexibler Raum für verschiedene Funktionen und Veranstaltungen konzipiert, die das ganze Jahr über stattfinden.
für Ijburg
Im gleichen Kontext ist das niederländische Architekturbüro Marlies
Rohmer zu erwähnen, das ebenfalls mit schwimmenden
Wohnkomplexen bekannt wird, zu deren nachhaltigen Strategien
eine dichte, die Gemeinschaft fördernde Bauweise sowie eine natürliche
Kühlung durch das Wasser gehören. Auch Rohmer beteiligt sich im Jahr 2011 am
Aufbau des schwimmenden Stadtviertels Ijburg.
Die schwimmenden Häuser werden von Beton-Wannen getragen, die bis zu einer halben Etage tief im Wasser versenkt sind. Darauf wird eine leichte tragende Stahlkonstruktion gebaut, die mit Verglasungen und bunten Kunststoffverkleidungen gefüllt werden kann. Aufgebaut auf einer Reihe von Basismodulen werden Türen, Fenster und Wände je nach den Bedürfnissen der einzelnen Häuser flexibel eingesetzt, während Stege und Rampen als improvisierte Straßen und de facto Gehwege zwischen den Gebäuden dienen.
Die oberen Decks bieten Ausblicke auf das Wasser, während Gemeinschaftsgebäude zusätzliche Dienstleistungen und Räume für gemeinschaftliche Aktivitäten bereitstellen. Zwischen den schwimmenden Häusern wird viel Platz für Boote reserviert.
Eines der Alleinstellungsmerkmale dieser Bauweise ist, daß die ganze Mini-Stadt aus schwimmenden Häusern praktisch an einem einzigen Tag entsteht, da die einzelnen Gebäude nur mit Lastkähnen und Booten durch Schleusen und Dämme an ihren Bestimmungsort geschoben und gezogen werden müssen. Damit übertrifft sie in Sachen Schnelligkeit sogar den Vor-Ort-3D-Druck in der Architektur. Das schwimmende Amsterdamer Stadtviertel Ijburg besteht inzwischen aus 97 Häusern (Stand 2015).
Das fünfzehn Minuten von Amsterdam entfernt liegende Viertel, das auf dem Wasser des Eimersees schwimmt und später Waterbuurt (‚Wassernachbarschaft‘) genannt wird, wird nach seiner Fertigstellung insgesamt 18.000 Wohnungen für 45.000 Menschen umfassen. Anzumerken wäre, daß die hier schwimmenden Bauten – im Unterschied zu Hausbooten – nicht einfach wegfahren können, da sie fest im Grund verbaut sind. Sie können sich nur mit dem Wasserspiegel nach oben oder unten bewegen und sind so vor Hochwasser geschützt.
(Grafik)
Ein weiteres solarbetriebenes schwimmendes Haus wird
im April in den Blogs gezeigt, nachdem es den red dot design
award 2010 gewonnen hat. Konzipiert wurde das The Last
Resort genannte Wohnschiff von dem 2007 von Rafael
Schmidt gegründeten Schweizer Büro RAFAA Architecture & Design,
und zwar gezielt für das Lausitzer Seenland.
Das Haus, das sich durch seine fließenden Formen von anderen Entwürfen abhebt, ist etwa 5 m breit, 15 m lang und besteht aus zwei Ebenen. Auf der unteren Ebene befinden sich Schlafkojen, die mechanische Geräte und Luken, während die obere Ebene Wohnraum, Küche, Bad und zwei Schlafzimmer mit insgesamt sechs Betten beherbergt. Vertikale Jalousien an der Fassade dienen der Beschattung des Innenraums und als Sichtschutz. Eine Treppe führt auf das Dach, das als zusätzliche Terrasse dient, und in das Dach integrierte Solarpaneele erzeugen Strom für die beiden Elektromotoren, die das Haus antreiben.
Das Team rechnet damit, bis Ende des Jahres mit der Herstellung mehrerer dieser eleganten Wasserhäuser beginnen zu können. Was augenscheinlich nicht der Fall ist, denn danach hört man nichts mehr davon.
Im Mai 2010 veröffentlicht eines der größten japanischen
Unternehmen, die Shimizu Corp., eine Reihe von Projektkonzepten
unter dem Motto ‚Dreams’, zu denen auch eine sehr professionell durchgeplante
schwimmende Stadt gehört, wie sie in dieser Größe sonst noch niemand
angedacht hat.
(Grafik)
Das Projekt Green Float soll ab 2025 als ‚botanische Stadt’ ein urbanes Leben in Harmonie mit der Natur und als Teil eines Ökosystems ermöglichen. Sogar Wälder sind eingeplant. Durchgeführt wird die Projektierung in Kooperation mit der Super Collaborative Graduate School, und gefördert wird sie von dem japanischen Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technik sowie Nomura Securities.
Keimzelle ist eine Konstruktion, die wie eine Wasserrose auf dem Meer schwimmt – und dies am besten im Pazifischen Ozean auf Höhe des Äquators, wo Sonnenlicht reichlich vorhanden und die Bedrohung durch Taifune minimal ist. Jede einzelne der gewaltigen Insellandschaften umschließt einen etwa 1.000 m hohen Turm für 30.000 Einwohner, während weitere 10.0000 Menschen in flachen Gebäuden und in unmittelbarer Nähe zu Stränden und Lagunen leben.
Eine Zelle – d.h. jede schwimmende Insel – hat am Fuß einen Durchmesser von 3 km, und der Zentralturm beherbergt neben der üblichen städtischen Infrastruktur auch neue Industrieformen, die Natur und Technologie vereinen, ebenso wie Raum für den Pflanzenanbau (vertical farming). Die Zellen sollen sich zu Modulen mit einer Einwohnerzahl von 100.000 Menschen verbinden und schlußendlich Einheiten mit einer Million Einwohner bilden.
Auch technisch orientiert sich die Stadt an der Pflanzenwelt, und durch Maßnahmen wie die Vermeidung von Verkehr, das Reduzieren des Energieverbrauchs und den Einsatz erneuerbarer Energien (Sonne, Wind, OTEC u.a.) könnte sogar eine positive CO2-Bilanz erreicht werden. Jede Insel ist ein in sich geschlossenes System: Nahrungsmittel werden zu 100 % auf der Insel erzeugt, während der anfallende Abfall kompostiert oder zur Energieerzeugung genutzt wird.
(Grafik)
Ein ähnlich ambitioniertes Design, allerdings nicht ganz so groß,
bilden die hO2+ scraper des Architekturbüros BDA
Building Design Art von Sarly Adre Bin Sarkum aus
Malaysia - schwimmende Hochhäuser, die zum großen Teil unter Wasser
angesiedelt sind. Die autonomen Einheiten aus bewohnbarem, funktionalem
und selbstversorgendem Lebensraum erzeugen ihre eigene Energie
mittels Solararrays, Windgeneratoren, Wellen, Strömung, Biomasse
etc., sowie ihre eigene Nahrung durch Ackerbau, Aquakultur und
Pflanzen in Hydrokultur.
Große biolumineszente Tentakel bieten der Meeresfauna einen Raum zum Zusammenleben, während durch ihre kinetische Bewegung zusätzliche Energie gewonnen wird. Das Design ist ein Beitrag für die Skyscraper Competition 2010 und erhält eine lobende Erwähnung.
(Grafik)
Die Gruppe A.O.C.A
– Environmental Design / Zigloo aus
dem kanadischen Victoria B.C. stellt wiederum ein Konzept namens Gyre-Seascraper vor,
bei dem es sich um ein großes, kreuzförmiges Habitat für die offene
See handelt, das in erster Linie für den Öko-Tourismus gedacht ist
und bis zu 400 m tief ins Wasser reicht. Das Design ermöglicht die
gleichzeitige Anwendung von Solar-, Wind- und Gezeitenenergie.
Den inneren Kern des Konzept bildet eine Spirale mit einer Doppelhülle aus verstärktem Glas, wobei die konzentrisch angelegten Etagen Ringe mit Wohnflächen von 30.000 m2 bis 600 m2 bilden. Die Bruttogeschoßfläche der gesamten Struktur beträgt ca. 212.000 m2, während die vier radial auseinanderstrebenden Arme an der Wasseroberfläche über eine Fußgängerzone und ein darunter liegende Transportsystem verfügen, um die äußeren Schutzwälle zu erreichen. Diese schaffen einen innen gelegenen Hafen von rund 1,25 km Durchmesser, was den Bedürfnissen selbst der größten Schiffe entspricht, die es gegenwärtig gibt.
Neben der Verwendung von PV-Arrays, semi-transparenten Solar-Fenstern und einer Reihe von Vertikalachsen-Windkraftanlagen wird die elektrische Energie auch durch Gezeiten-Generatoren erzeugt, die wiederum zu Triebwerken zum Bewegen der Wohninsel umgepolt werden können.
(Grafik)
Ebenso phantastisch ist das einzigartige Konzept Sub Biosphere
2 des britischen Ingenieurs Phil Pauley,
der ein nachhaltiges Unterwasser-Habitat aus mehreren Kugeln für
Aquanauten, Touristen und Wissenschaftler entwirft, das innerhalb
einer Art Lastenaufzug von der Meeresoberfläche in die Tiefe bzw.
wieder hoch fahren kann.
Bei einem Gesamtdurchmesser der Anlage von 340 m hat die zentrale Hauptkugel einen Durchmesser von 120 m, während die acht Einzelkugeln einen Durchmesser von jeweils 60 m haben. An der Spitze befindet sich eine Observationskugel mit 20 m Durchmesser.
Die zentrale Kugel würde sich vierzig Stockwerke über dem Wasser erheben, während weitere zwanzig unter dem Meeresspiegel liegen würden. Die umliegenden einzelnen Kugeln würden sich in zehn Stockwerke über und zehn unter der Wasseroberfläche aufteilen.
Wesentliches Element des Designs sind autonome und selbstversorgende lebenserhaltende Systeme für Luft, Wasser, Lebensmittel, Strom und andere Ressourcen. Außerdem soll die Konstruktion als sichere Unterwasser-Samenbank für den Anbau hydroponischer Pflanzen zur Ernährung der 100 Bewohner genutzt werden. Das Projekt wird in den Folgejahren immer wieder in die Blogs gebracht, kommt der Realisation aber keinen Schritt näher.
(Grafik)
Im Juni 2010 berichten die Blogs über das 2004 von Ramon
Knoester in Rotterdam gegründete internationale Büro WHIM
Architecture, das eine gigantische recycelte Insel vorschlägt,
die aus Plastikmüll aus dem berüchtigten Nordpazifikwirbel gebaut
werden soll. Das Projekt Recycled Island der ebenfalls
von Knoester gegründeten Recycled Island Foundation soll
nicht nur zur Reinigung der Ozeane beitragen, sondern auch ein Zuhause
für Klimaflüchtlinge sein.
Die Abfälle werden in eine über 10.000 km2 große Fläche aus recyceltem Plastik umgewandelt, auf der Plastiksiedlungen errichtet werden sollen. Der bewohnbare Teil der Insel wird als städtisches Umfeld mit einem grünen Lebensraum gestaltet, wobei Kompost-Toiletten zur Schaffung von fruchtbarem Boden beitragen werden.
Die Siedlung wird auch über eigene Energiequellen verfügen, wodurch der autarke Lebensraum nicht mehr von der Hilfe anderer Länder abhängig ist und seine eigenen Ressourcen zum Überleben finden bzw. aufbauen wird.
Die Idee wird im September auf der Ars Electronica 2012 in Linz vorgestellt und zeitgleich eine Kickstarter-Kampagne gestartet, um einen Prototypen zu konstruieren, die jedoch erfolglos ist, da sie mit nur gut 1.800 $ weit hinter dem Finanzierungsziel von 70.000 € zurückbleibt.
(Grafik)
WHIM stellt im Juli 2013 gemeinsam mit einem Schiffbauer und einem Bauingenieur einen wohl leichter umsetzbaren Entwurf von Recycled Island vor: eine autarke schwimmende Villa aus recyceltem Kunststoff, deren Konstruktionsprinzip auf dem Bau von Yachten in Verbundbauweise basiert und die Schiffsarchitektur mit der Bautechnik verbindet. WHIM will einen Prototyp dieser schwimmenden Villa bauen, der später in jeder Hafenstadt ausgestellt werden kann.
Die Realisierung eines Prototyps soll das Gesamtkonzept physisch beweisen und die Möglichkeit bieten, die Festigkeit der recycelten Kunststoffe zu testen. Der Prototyp soll dementsprechend aus Hohlelementen gebaut werden, die durch Recycling von Kunststoffabfällen aus Küstengebieten hergestellt und mit Naturfasern verstärkt werden. Bislang ist es aber nicht zu einer Realisierung gekommen.
Das Projekt Recycled Island schafft es in den Folgejahren immer wieder in die Presse, konnte bislang aber nicht verwirklicht werden. Statt dessen starten WHIM und die Recycled Island Foundation im Jahr 2014 in den Niederlande das Recycled Park Project mit dem Ziel, Plastikmüll in der Neuen Maas in Rotterdam aufzufangen, bevor er in die Nordsee gelangt. Drei schwimmende Abfallfallen mit Netzen sammeln den Müll im Wasser ein, während Freiwillige das Flußufer fegen. Die Maas führt eine große Menge an Plastikmüll mit sich, der nach der Flut an den Ufern freiliegt.
Das gesammelte Plastik wird dann in sechseckige Bausteine umgewandelt, die zum Bau eines schwimmenden Inselparks im Fluß selbst verwendet wurden. Der Park ist für die Allgemeinheit zugänglich und mit Pflanzen und Bänken ausgestattet, so daß die Menschen einen neuen grünen Lebensraum mitten in der Stadt genießen können. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung von Rotterdam und wird von der Audi-Umweltstiftung unterstützt.
Im Laufe des Jahres 2017 beginnt der schwimmende Park zu wachsen, und im Juli 2018 kann ein 140 m2 großer Prototyp für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es besteht die Hoffnung, daß fünf weitere Plastikmüllfallen in den Fluß eingebaut werden können, so daß letztlich eine noch größere Insel entsteht. Diese Initiative wird später von der Aktion Clear Rivers weiterverfolgt, deren Mitgründer Knoester ist. Im Mai 2019 schwimmen bereits 28 Inseln mit insgesamt 140 m2. Die beiden nächsten Einsatzorte für die Auffangbecken sind die indonesische Insel Ambon und Brüssel.
(Grafik)
Während der im August 2010 beginnenden Architekturbiennale
Venedig 2010 zeigt der australische Pavillon im Rahmen der Ausstellung
‚Now + When Australian Urbanism Exhibition‘ eine Reihe von Entwürfen,
die Australien in 40 oder mehr Jahren vorstellen. Diese waren zu
einem Wettbewerb zur Gestaltung der Zukunft des Landes eingereicht
wurden.
Zu sehen ist dort u.a. das Konzept Ocean City (o. Syph Ocean City) von Arup Biomimetics, eine vorgeschlagene Unterwasserstadt, die durch das steigende Interesse an biomimetischen Verfahren und Materialien im Zuge des Klimawandels entstanden ist. Der Entwurf sieht eine Ansammlung spezialisierter Organismen oder Schoten vor, von denen einige der Energieerzeugung dienen, andere der Industrie und wieder andere der nachhaltigen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Sie arbeiten zusammen, um gemeinsam eine komplette Unterwasserstadt zu bilden.
Die Abwanderung der australischen Bevölkerung vom Land ins Meer bietet die Möglichkeit, ein neues Stadtbild zu entwickeln, weit weg von den in die Höhe schießenden Bodenpreisen.
of the Drowned Nations
(Grafik)
Das Australian Institute for Landscape Architects schreibt 2010 den Sea
Change 2030 Wettbewerb aus, bei dem es um innovative Ideen für
die urbanen Planung, Gestaltung und Verwaltung der Anpassung an den
Meeresspiegel-Anstieg geht.
Einen der drei ersten Preise gewinnt das zehnköpfige Team OCULUS aus Sydney mit dem Konzept einer schwimmenden Botschaft der ertrunkenen Nationen (Embassy of the Drowned Nations). Mit der Mini-Stadt, die auch ein Klimawandel-Institut und ein Forschungszentrum beinhaltet, soll allerdings kein Klagelied auf eine verlorene Vergangenheit angestimmt, sondern das Engagement für eine bessere Zukunft und die menschliche Anpassung an den globalen Wandel symbolisiert werden.
von solus4
(Grafik)
An den Stil der weltberühmten irakischen Architektin Zaha
Hadid erinnert das Design eines schwimmenden Meeresforschungs-Instituts,
dessen Form von Tsunami-Wellen inspiriert sein will. Der für Bali,
Indonesien, gedachte Entwurf der Firma solus4 aus
Kittery, US-Bundesstaat Maine, erscheint
im Oktober 2010 in den Blogs und ist ebenfalls Ergebnis
eines internationalen Wettbewerbs.
Das extrem energieeffiziente Institut mit einer Nutzfläche von 2.500 m2 soll rund 150 m vor der Küste von Kuta Beach verankert werden. Zu den vorhandenen Räumlichkeiten gehören Unterwasser-Labors, Wissenschaftler-Wohnungen, ein Auditorium, ein Meerwasser-Pool, eine aquatischer Garten und vieles mehr.
Auch auf dem Energiesektor soll das Design ein modernes und nachhaltiges Modell mit internationaler Strahlkraft bilden, da hier Energieträger wie passive Sonnenenergie und Wellenkraft eingesetzt werden, zusätzlich zu einem natürlichen Belüftungssystem, einer Regenwasser-Sammelanlage, Isolierglas und hochreflektierenden Glasfasermaterialien.
(Grafik)
Daß sich auch russische Designer mit dem Thema des Klimawandels und
der steigenden Pegel der Weltmeere beschäftigen, beweist das Büro Remistudio von Alexander
Remizov aus Moskau. Hier wird ein bogenförmiges, futuristisches schwimmendes
Hotel namens The Ark konzipiert, dessen bioklimatischer
Entwurf auf unabhängigen, lebenserhaltenden Systemen beruht, deren
Elemente wiederum einen geschlossen funktionierenden Zyklus gewährleisten.
Eine künftige Umsetzung des Konzepts, für die der Architekt mit einem ungenannten deutschen Design- und Ingenieur-Unternehmen zusammentut, wird durch die Struktur aus vorfabrizierten Elementen erleichtert, die sich schnell und einfach zu neuen Archen montieren lassen. Die runde Form mit einer Grundfläche von 2.900 m2 und einer Gesamtnutzfläche von 14.000 m2 entsteht durch aufgespannte hölzerne Bögen, die durch eine selbstreinigende Folie abgedeckt und von Stahlseilen gehalten werden.
Zur Energieversorgung sind an der Dachhülle große PV-Arrays und thermische Sonnenkollektoren angebracht, der Wärmegehalt des Wassers sowie die innere Abwärme sollen genutzt werden, und im zentralen Teil ist sogar ein Augmentor-System geplant, eine Art künstlicher Tornado, der durch seitlich hineinblasenden Wind angefacht wird. Am oberen Ende der Hohlsäule sind Windgeneratoren und Wärmepumpen installiert, und am unterem Ende wird die Solar-, Wind- und thermische Energie gespeichert und in Elektrizität umgewandelt. Die Technik wird von dem Moskauer Wissenschaftler Lew Britwin konzipiert, der auch schon energiesparende Lösungen für Raumstationen entwickelt hat.
Im November 2010 wird in den Blogs die von der niederländischen
Architektengruppe +31ARCHITECTS entworfene und jüngst fertiggestellte Watervilla
de Omval in Amsterdam vorgestellt, die auf dem Fluß Amstel
schwimmt. Die moderne Interpretation des traditionellen Hausboots
hat eine Fläche von 195 m2, eine Glasfassade und eine
Dachterrasse, die die Umgebung optimal nutzt. Besonders augenfällig
sind das geschwungene Äußere, das gut in einen SF-Film passen würde,
ebenso wie die Innenausstattung, bei der keine Kompromisse gemacht
wurden.
Die Watervilla de Omval ist mehr als nur ein kompaktes Hausboot mit zwei Schlafzimmern. Eine lang gezogene Fensterfront auf der Kanalseite bietet einen grandiose Ausblick aus den Wohnräumen heraus auf das Wasser. Eine besondere Herausforderung bestand darin, daß die maximale Höhe, mit der das Hausboot aus dem Wasser ragen darf, nur 3 m beträgt. Ansonsten wären zahlreiche überbrückte Wasserwege für die Wasservilla unpassierbar.
Die Absenkung eines der beiden Räume um ein halbes Stockwerk ermöglicht nicht nur einen Übergang zur darüber liegenden Terrasse, sondern auch einen Zugang vom Erdgeschoß zum Untergeschoß mit Badezimmer, Arbeitszimmer und Technikraum. Ein großer Hohlraum bringt Tageslicht in das Untergeschoß und ermöglicht eine visuelle Verbindung zwischen den Etagen. Auf der Kanalseite befindet sich zudem ein Deck, das zum Anlegen eines Bootes oder einfach zum Genießen des Wassers genutzt werden kann.
(Grafik)
Aus einer Zusammenarbeit des Bostoner Architekten und Designers E.
Kevin Schopfer mit der Visualisierungsfirma Tangram
3DS entsteht Ende 2010 das Konzept Harvest
City, bei dem es sich um eine schwimmende Stadt mit Landwirtschaft
und Leichtindustrie handelt, die vor der Küste von Haiti cruisen
soll.
Das 3,2 km durchmessende Meereshabitat besteht aus diversen miteinander verbundenen schwimmenden Modulen und ist mit Solardächern sowie verschiedenen Windkraftanlagen ausgestattet.
Auch 2011 werden in den Fachblogs viele neue und
interessante Konzepte veröffentlicht, die über die Grenzen einzelner
maritimer Solarinseln weit hinausgehen.
(Grafik)
Mit einem Konzept für Haiti tut sich der Architekt Vincent Callebaut hervor, von dem im Buch der Synergie schon viele Entwürfe vorgestellt worden sind, welche erneuerbare Energien explizit mit einbeziehen.
Diesmal handelt es sich um das Coral Reef Project, das Opfern des Erdbebens in Haiti Rehabilitation, Schutz und ein nachhaltiges Ökosystem für die lokale Flora und Fauna bieten soll. Ähnlich wie Korallen aufeinander wachsen, sollen hier schachtelähnliche Wohneinheiten in konvexen und konkaven Kurven gestapelt werden, um ein nachhaltiges grünes Dorf in Form einer doppelten Welle zu bilden, in der 1.000 Familien leben.
Zwischen diesen Wellen gibt es Grünflächen und Gärten zum Nahrungsanbau, Aquakultur-Farmen und Grauwasser-Recycling-Anlagen, während zur Stromversorgung Photovoltaik-Paneele und Vertikalachsen-Windkraftanlagen eingesetzt werden. Auch die Nutzung von Meeresströmungen, Gezeitenenergie und thermischer Meeresenergie sind realistische Optionen. Bei dem Projekt handelt es sich allerdings nicht um ein schwimmendes Habitat, da der Architekt als Fundament einen künstlichen Pier auf erdbebensicheren Pfählen vorschlägt.
(Grafik)
Im Februar 2011 zeigen die Blogs dem Water-Scraper von Sarly
Adre Bin Sarkum (den man nicht mit Waterscraper von Mathias
Koester verwechseln darf, s.o / s.u.). Dieser Water-Scraper erweitert
das Konzept einer schwimmenden Insel zu einem vollwertigen Unterwasser-Wolkenkratzer,
der erneuerbare Energie erntet und seine eigene Nahrung anbaut.
Das Bauwerk erzeugt seine Energie mit Hilfe von Wellen-, Wind- und Solarenergie und nutzt verschiedene hydroponische Technologien für den Anbau von Nahrungsmitteln. Die Oberfläche des Unterwasser-Wolkenkratzers beherbergt einen kleinen Wald, während die unteren Etagen den Bewohnern Platz zum Leben und Arbeiten bieten.
Das Gebäude wird mit Hilfe eines Ballastsystems aufrecht gehalten, das von einer Reihe krakenartiger Tentakel unterstützt wird, die die kinetische Energie der Wasserbewegungen nutzen, um weiteren grünen Strom zu erzeugen.
(Grafik)
Tatsächlich im Meer schwimmen sollen hingegen die großen stählernen
Strukturen, die wie umgedrehte Eifeltürme aussehen, falls das Konzept Lady
Landfill Skyscraper der Designer Milorad Viadojević, Jelena
Pucarević und Milica Pihler aus Serbien
verwirklicht wird. Ihr Beitrag zur eVolo Skyscraper Competition
2011, der eine lobende Erwähnung erhält, ist ein riesiger
Unterwasser-Wolkenkratzer, der Plastikabfälle sammeln und als Energiequelle
recyceln soll, um die verschmutzten Meere zu reinigen.
Während im unteren Teil des Turmes die Kunststoffabfälle gesammelt und solange deponiert werden, bis im mittleren Abschnitt ihre Wiederverwertung erfolgt, gibt es oberhalb der Recyclinganlagen Büro- und Wohnflächen, die über das Wasser blicken.
Ölplattform
(Grafik)
Ebenfalls eine lobende Erwähnung des Wettbewerbs erhält der Beitrag
von YoungWan Kim, SueHwan Kwun, JunYoung
Park, JoongHa Park aus Südkorea, der
sich mit der Umwidmung alter Ölplattformen befaßt – nicht als erster,
aber mit einem sehr sinnvollen und ästhetischen Ansatz. Die in
der ganzen Welt verteilten Plattformen sollen nämlich in nachhaltige
‚Seascraper’ verwandelt werden, die Süßwasser produzieren und speichern.
Die vorhandenen Rohre sollen genutzt werden, um Wasser in kugelförmige Behälter zu pumpen, die an der Haupt-Struktur angebracht sind und durch eine Reihe von Destillationsverfahren – möglicherweise unter Einsatz von Sonnenenergie – frisches Wasser produzieren. Dieses soll dann in bedürftige Länder transportiert werden. Eine der Plattformen wird auch eine Forschungseinrichtung und Wohnungen für Techniker enthalten, sowie Grünflächen als Erholungsbereiche und Kleinfarmen.
(Grafik)
Dietmar Koering aus Delbrück, Chef des Designbüros Arphenotype und
Architekturprofessor in London, ist schon länger für seine futuristischen
Designs und organischen Formen bekannt. Im April 2011 stellen
einige Fachblogs sein Konzept Floating Permaculture vor,
ein synergetisches Design vieler grüner Technologien, das als Lösung
für die unvermeidliche Verknappung der fossilen Brennstoffe und
dessen Auswirkungen auf Lebensmittel dienen soll. Ermöglicht wird
die autarke und auf Kreislaufsystemen basierende Konzeption durch
ein Stipendium der Bakema Stiftung und die Zusammenarbeit mit dem
Niederländischen Architektur-Institut.
Koerings schwimmende Permakultur bildet ein radikales und futuristisches System, das in der Nordsee zum Einsatz kommen soll. Abwasser und Regenwasser werden entweder durch eine Algenfarm mit anschließendem Bioreaktor oder durch ein Filter-System mit Zebramuscheln gereinigt und wiederverwertet, wobei die Muscheln auch als Nahrung für Fische und Hühner dienen können, die auf den Schwimminseln gezogen werden. Die Exkremente der Fische und anderer Tiere düngen die Reisfelder, von denen sich wiederum die Hühner ernähren, zusammen mit dem Überschuß an Algen aus dem Wasser-Reinigungssystem.
Die Farmen mit mehreren Ebenen beziehen ihre Energie ausschließlich aus erneuerbaren Ressourcen, wie Solar-Receivern, Windturbinen und Wellenenergie-Generatoren. Bei hoher Last sind zur Unterstützung Wasserstoff-Brennstoffzellen an Bord.
Die „weltgrößte künstliche schwimmende Insel”, die tatsächlich
schon schwimmt, ist das Floating Island Projekt
der Firma MG auf dem Fluß Han (Hangang)
in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Der Komplex mit Restaurants,
Kultur- und Sporteinrichtungen besteht aus drei Inselteilen, von
denen das erste im Mai 2011 eröffnet wird, während
die anderen beiden im September in Betrieb gehen.
Öffentliche und private Investoren haben knapp 84 Mio. $ in das Projekt gesteckt, welches das Kernstück eines umfassenden Entwicklungsplans für den Fluß ist - und auf Anregung von Kim Eun-sung, einem Bürger der Stadt, gebaut wurde. Was eigentlich Vorbildcharakter haben sollte.
Der Gesamtkomplex heißt Sebitseom (o. Sebit islets), und jede der drei Teilinseln hat einen eigenen Namen bekommen: Die mit 85 x 49 m größte Insel heißt Gavit (o. Vista), ist ein Zentrum für Kunst- und Kulturveranstaltungen, und ihr Gewicht von rund 2.000 Tonnen wird von 24 großen Luftsäcken über Wasser gehalten. Die dreistöckige, mittlere Insel namens Chavit (o. Viva) beinhaltet ein Kongreßzentrum mit 700 Sitzen, ein Restaurant und Arkaden, während die dritte Insel Solvit (o. Terra) wassersportlichen Aktivitäten vorbehalten ist. Zudem gibt es eine Freilicht-Bühne mit Großleinwand.
Eine Navigationssystem hält die einzelnen Teile stabil: Schon bei der kleinsten Positionsänderung werden automatisch Korrekturen vorgenommen. Die Inseln, die zusammen mit einer Nutzfläche von über 20.000 m2 Platz für mehrere tausend Menschen bieten, nutzen 54 m2 Solarpaneele, um täglich 6 kWh Strom zu erzeugen. Sie sind übrigens in dem Blockbuster-Film Avengers: Age of Ultron von 2015 als Standort der Labore von Dr. Helen Cho zu sehen.
(Grafik)
Im Mai stellen Eric Tan und Leon Lai vom
Designbüro PinkCloud.DK mit ihrem Konzept INFLATABLE eine
weitere Form von Solarinsel vor, die für nur einen ganz bestimmten
Zweck gebaut werden soll und einige ziemlich einzigartige Technologien
aufweist. Sie gewinnen damit den 2. Platz bei dem DawnTown Miami
Floating Stage 2011 Wettbewerb (obwohl sie meines Erachtens
den 1. verdient hätten), bei dem es darum geht, das verlassene Miami
Marine Stadium am Virginia Key Basin als Veranstaltungsort und Symbol
der Stadt neu zu beleben. Das Miami Marine Stadium war von Hilario
Candela entworfen und im Jahr 1963 gebaut
worden, ist später jedoch aufgegeben und seitdem durch Vandalismus
stark zerstört worden.
Das Konzept des jungen Teams erfüllt die drei Bedingungen des Wettbewerbs. Die Lösung muß erstens einfach aufzubauen und zu bewegen sein, zweitens billig genug, um die Steuerzahler zu überzeugen, und drittens soll es durch eine einzigartige Identität Aufmerksamkeit erregen.
Die mobile, pneumatische Architektur INFLATABLE besteht aus einem großen, mit Helium befüllten Diskus von 85,5 m Spannweite, der über sechs Ankerkabel mit einer schwimmenden Bühne verbunden ist, die überall in der Marina plaziert werden kann und durch ihre Flexibilität Konfigurationen für eine Vielzahl von Veranstaltungen und Aufführungen erlaubt. Der schwebende Diskus bietet auch Schatten bzw. Regenschutz für die Bühne.
Dünnschicht-PV-Module auf der Oberseite der aufblasbaren Scheibe versorgen die Bühne mit Strom, darunter auch die in die Scheibe integrierten Leuchtröhren, die diffuses, natürliches Tageslicht auf die Bühne werfen, sowie LED-Spots als zusätzliche Beleuchtung.
Ein ganzes schwimmendes Offshore-Stadion für den FIFA World Cup
2022 und weitere internationale Turniere in Katar entwirft die
Firma stadiumconcept design consulting aus Düsseldorf.
Das im Mai 2011 präsentierte Projekt mit 65.000
Sitzplätzen ist ein mobiles, nachhaltiges Gesamtkonzept mit ökologischer
und effizienter Energieversorgung, zu der Sonne, Wind und Wasserkraft
beitragen sollen. Im Fall einer Auftragserteilung ist die Fertigstellung
für 2019 geplant.
Ebenfalls im Mai 2011 wird erstmals über das Lausitz
Resort am Südufer des Geierswalder Sees in
Sachsen berichtet. Die Anlage besteht aus zwei schwimmenden
Häusern und ist ein Projekt der Ferien- und Freizeitpark
Geierswalde GbR des Unternehmers Thomas Wilde,
der auch Inhaber der Firma Wilde Metallbau in Massen
bei Finsterwalde ist, welche die Gebäude herstellt.
Das jeweilige Seehaus (o. Seehaus 13) ist mit einer vollwertig ausgestatteten Einbauküche, einem Bad mit Wanne und Dusche, einem großzügigen Eßbereich, einem Wohnzimmer mit Galerie und einem Schlafzimmer mit Blick auf den See ausgestattet und kann mit 2 + 2 Personen belegt werden. Auf dem möblierten Sonnendeck, ca. 7 m über dem Wasser, sollen sich traumhafte Sonnenuntergänge erleben lassen.
Später werden am Ferienhafen Scado noch weitere Exemplare des Seehauses zu Wasser gebracht - und zudem zwölf baugleiche Ferienhäuser auf festem Untergrund im gleichnamigen Feriendorf errichtet.
Ab Ende 2017 sind die schwimmenden Häuser allerdings Gegenstand eines Rechtsstreites in Höhe von 5 Mio. €, denn die Unternehmer-Brüder Holm und Dirk Nehrig, die in drei schwimmenden Häuser investiert haben, können sie nicht nutzen. Wegen ‚mangelnder Sicherheit‘ sind die Ferienobjekte von der Genehmigungsbehörde des Landkreises Bautzen gesperrt worden. Angeblich baugleiche schwimmende Häuser anderer Eigentümer, die sogar am selben Steg liegen, werden indes weiter uneingeschränkt vermietet.
Die Angelegenheit hat einen bedenklichen Hintergrund: Als im Oktober diesen Jahres die Herbststürme Xavier und Herwart mit mehr als 110 km/h über die Lausitz hinwegfegten, haben zwei der drei schwimmenden Häuser dem extremen Wind nicht standgehalten. Sie wurden von den Stegen gerissen und kollidierten miteinander. Die beiden auf dem Wasser treibenden Häuser mußten von Kräften des Technischen Hilfswerkes wieder zur Steganlage nahe dem Ufer zurückgebracht werden und sind dann sofort amtlich gesperrt worden.
Bei der anschließenden Untersuchung stellt sich heraus, daß eine zweite Sicherung, beispielsweise mit einer Kette unter Wasser, gefehlt hat. Zudem habe die Firma Metallbau Wilde bei der ursprünglichen Gebäudeplanung lediglich maximale Wellenhöhen von 37 cm berücksichtigt, obwohl ein Gutachten der Technischen Universität Dresden von deutlich über 1,20 m liegenden Wellenhöhen am Geierswalder See spricht.
Außerdem sei die Gebäudehülle nicht dicht genug, die Fußböden entsprächen nicht den Bauvorschriften, die Befestigungen der Vorhangfassaden seien nicht regelkonform, auch frostsichere Wasserleitungen und Dämmungen fehlen. Der Erbauer der schwimmenden Häuser, Thomas Wilde, der am Geierswalder See selbst zwei Schwimmhäuser besitzt (Lausitz Resort), erklärt hingegen, daß die drei Gebäude der Nehrigs zu großen Teilen in deren eigener Verantwortung erstellt worden seien. Die Metallbau Wilde habe lediglich die Schwimmkörper und die Gebäudehüllen als Ausbauhäuser errichtet. Der Unternehmer betont, daß er in jeden Fall weitere 15 Exemplare der schwimmenden Modulhäuser errichten will.
Berichten vom September 2011 zufolge gibt es auch
ein 2008 gestartetes Forschungsprojekt zur Entwicklung
von Amphibienhäusern, die im Falle einer Überschwemmung
schwimmen sollen. Das Projekt FLOATEC sieht den
Hauptmarkt für diese Häuser in den Niederlanden, die aufgrund ihres
tief liegenden Landes besonders anfällig für die Auswirkungen des
steigenden Meeresspiegels sind.
FLOATEC ist ein europäisches F&E-Projekt, das von EUREKA, einem zwischenstaatlichen Netz zur Unterstützung marktorientierter Innovationsprojekte von Industrie, Forschungszentren und Universitäten in allen technologischen Sektoren, gefördert wird. Der federführende Forschungspartner ist das niederländische Unternehmen Dura Vermeer, das als ein Marktführer auf dem Markt für schwimmende Gebäude gilt.
Da die bisher verwendete Technologie bei den Fundamenten, die aus mehreren Lagen leichten Kunststoffschaums bestehen, der den Beton stützen und ihn schwimmen lassen, ihre Grenzen hat, da es eine maximale Größe und ein maximales Gewicht gibt, bei deren Überschreitung eine Struktur ihren Auftrieb verliert und einfach untergeht, tut sich Dura Vermeer mit dem spanischen Unternehmen Acciona Infrastructures und dem spanischen Ingenieurbüro Solintel zusammen, um eine neue Methode zum Bau schwimmender Strukturen zu entwickeln, die einfacher und stabiler ist und leichtere Materialien verwendet.
Die neu entwickelte Baumethode verwendet expandiertes Polystyrol (EPS), das in mehreren Lagen zwischen Schichten aus Verbundwerkstoff und Beton eingefügt und in balkenartige Module unterteilt wird, die leicht zu einer größeren Tragstruktur zusammengesetzt werden können. Die Module werden in einem schwimmenden Gitter angeordnet, in das der Beton gegossen wird. Da weniger Material verwendet wird, ist die neue Technologie nicht nur fortschrittlicher als herkömmliche Methoden, sondern auch viel billiger. Es ist daher überraschend, daß nach dieser Meldung nie wieder etwas über das Projekt zu hören ist, das noch nicht einmal mehr auch der EUREKA-Homepage erwähnt wird.
Einen sehr eigenen Stil haben die Sunny Water Lillies des
Architekten Winy Maas von Why Factory und
einer Forschungsgruppe der Technischen Universität Delft in
den Niederlanden, die im Juli zu sehen sind. Die auf Schwimminseln
plazierten Sonnenkollektoren, die ein wenig an Lilien erinnern, sollen
dem Image entgegenwirken, daß Sonnenfarmen das Landschaftsbild bzw.
die Schönheit der Natur zerstören.
(Grafik)
Als Einsatzort der Riesenblumen sind die thailändische Stadt Phuket sowie Wasserflächen zwischen verschienen Pazifik-Inseln vorgesehen, wo sie sauberen Strom erzeugen und zusätzlichen Raum für Attraktionen bieten sollen. Kleine Schiffe dienen als Verkehrsmittel zwischen den Blumen-Kollektoren; sinnvollerweise sollten dies ebenfalls Solarschiffe sein.
Auf den Solarinseln sind Einkaufs- und Sightseeingmöglichkeiten und sogar Hotels denkbar. Den Designern zufolge hätten sich schon Interessenten aus Australien, China, Indien, Korea, Taiwan, Thailand und den Arabischen Emiraten gemeldet.
(Grafik)
Die nächsten beiden Einträge Mitte 2011 haben sehr
ähnliche Namen. Das Projekt Seatropolis des Designers Andrew
Bowen aus Tempe, Arizona, ist als Mega-Refugium für eine
dystopische Zukunft konzipiert, in der die Welt durch langfristige
Auswirkungen der globalen Erwärmung von Überschwemmungen gebeutelt,
und der einzig mögliche Fluchtweg für die menschlichen Zivilisation
ein Leben auf offener See ist.
Die organische, teilweise unter Wasser befindliche, Struktur erhält durch knollenartige Oberlichter natürliches Sonnenlicht, und es gibt einen inneren Teich, der mit einer Fischfarm verbunden ist. Diese soll zusammen mit Hydrokulturen zur Erzeugung von Nahrungsmitteln genutzt werden. Die Versorgung mit sauberem Wasser erfolgt über Entsalzungs-Systeme und die Erzeugung erneuerbarer Energie soll durch photovoltaisches Glas, ein Wellenenergie- sowie ein OTEC-System erfolgen.
Das Konzept Wetropolis (A Post Diluvian Future)
wiederum stammt von der Architekturfirma S+PBA aus
Bangkok. Es bildet den Plan einer sich selbst erhaltenden schwimmenden
Stadt, die trotz der steigenden Fluten gedeihen und die verschmutzten
Gewässer der Region sogar noch entgiften kann.
(Grafik)
Daß man sich gerade in Bangkok intensiv mit diesem Thema beschäftigt, ist naheliegend, denn die Stadt sinkt pro Jahr etwa um 10 cm ab, da ihr Untergrund zunehmend vom Hochwasser des Meeres erodiert wird. Gebaut wurde sie vor 300 Jahren auf sumpfigem Land, und die Entwicklung der Stadt samt einer explodierenden Bevölkerung haben die unterirdischen Grundwasserleiter dermaßen ausgeschöpft, daß sie nicht mehr in der Lage sind, dem Druck des Meerwassers zu widerstehen.
Außerdem ist die Stadt von Feldern aus verschmutztem Wasser umgeben, die von der einst prosperierenden Garnelenfarm-Industrie zurückgelassen worden sind. Einer UN-Studie zufolge wird ein Großteil der Stadt bis zum Jahr 2050 wieder zu Sümpfen werden.
Doch Bangkok ist schon immer von Meerwasser überspült worden, und deshalb schlagen die Architekten vor, dies als eine Konstante zu akzeptieren, zu lernen damit umzugehen und die Flut nicht als Krise zu betrachten, sondern als Chance. Die Grundlage von Wetropolis ist daher ein Wald aus indigenen Mangroven, die die Regierung in Bangkok bereits anzupflanzen versucht. Die Mangroven filtern das Wasser auf natürliche Weise, liefern frischen Sauerstoff und sorgen für eine natürliche Kühlung. In dem gefilterten Wasser kann eine nachhaltige Garnelenzucht betrieben werden.
Die Gemeinde selbst lebt über den Wasserfeldern in einem Netzwerk miteinander verbundener Häuser, Gehwege und Straßen, deren geschwungene Linien das Plätschern der Wasserwellen unterhalb der Bauwerke widerspiegeln. Über die Energieversorgung lassen sich die Entwickler nicht aus, es ist jedoch naheliegend, diese mittels erneuerbaren Ressourcen zu gewährleisten. Auf den Grafiken sind jedenfalls schwimmende Solarfelder zu sehen.
Das Projekt gehört auch zu den Exponaten der Ausstellung Water: Curse or Blessing der AEDES Galerie in Berlin im September und Oktober 2011.
der RWE
Im Juli 2011 nimmt die RWE Effizienz GmbH in Kooperation mit dem Kieswerk Maas-Roeloffs sowie dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) auf dem Kiesbaggersee Birgelfeld in Kalkar-Hönnepel ein 100 m2 großes Einfamilienhaus auf einem schwimmenden Stahlponton als Plus-Energiehaus in Betrieb. Was bedeutet, daß das Gebäude nicht nur seinen Energiebedarf für Heizung, Warmwasser und elektrische Geräte durch die Nutzung der Sonne und des Seewassers deckt, sondern sogar mehr Energie erzeugt als benötigt.
Im einzelnen reduzieren die gute Dämmung sowie Fenster mit Dreifachverglasung den Wärmebedarf des Hauses auf ein Minimum, so daß die noch benötigte Heizleistung von nur 3 kW von einer speziell für das Projekt entwickelten Wärmepumpe erbracht werden kann, die das Seewasser als Energiequelle nutzt. Die Stromerzeugung übernimmt eine aus drei verschiedenen Systemen bestehende PV-Anlage mit einer Gesamtfläche von 40 m2.
Neben klassischen PV-Modulen mit Dachaufständerung werden auch Paneele mit Sonnennachführung eingesetzt. Dazu kommen senkrecht an der Terrasse installierte Module, deren Effektivität durch die Lichtreflexion der Seewasseroberfläche erhöht wird. Das Pilotprojekt ‚Wohnen mit Weitblick‘ wird im Rahmen des RWE Innovationsprogramms ‚Energiehaus der Zukunft‘ umgesetzt und soll nun weiter erforscht werden.
Im August 2015 wird die RWE Effizienz GmbH in die RWE AG integriert, weiterführende Informationen über das Projekt lassen sich nicht mehr finden.
(Grafik)
Das Projekt Utopia, das im September 2011 in
den Blogs erscheint, hat die Maße eines kommerziellen Kreuzfahrtschiffs
und ist groß genug, um eine kleine Bevölkerung aufzunehmen. Es entsteht
aus einer Zusammenarbeit des britischen Schiffbauers Yacht
Island Designs mit dem Beratungs- und Ingenieurbüro BMT
Nigel Gee Ltd.
Die ‚Insel‘ ist kreisförmig, hat einen Durchmesser von 100 m und erstreckt sich über 11 Decks mit Wohnraum. Die oberen Decks sind mit einem Glasdach bedeckt, durch das Sonnenlicht ins Innere fällt. Wenn das Wetter es zuläßt, kann das Glasdach geöffnet werden und das oberste Stockwerk fungiert als Außenpooldeck mit zentralem Schwimmbereich.
vier Plattformbeine verankern das Schiff auch unter extremen Bedingungen an Ort und Stelle, wobei jedes Bein über einen Propeller verfügt, der es der Insel ermöglicht, sich bei langsamer Geschwindigkeit gleichmäßig zu bewegen. Es gibt Hubschrauberlandeplätze und Anlegestellen, im Inneren befinden sich ein Theater, ein Restaurant, Einzelhandelsgeschäfte, Bars usw., und eine Aussichtsplattform im Krähennest in 65 m Höhe einen 360°-Blick über das Meer.
Daneben existiert der Entwurf eines Schiffes, dessen Oberdeck eine kleine Vulkaninsel darstellt. Noch spezieller ist der überhaupt erste Designvorschlag des Teams namens The Streets of Monaco, quasi ein schwimmendes mediterranes Mikro-Fürstentum samt der berühmten Grand-Prix-Strecke als voll funktionsfähige Kartbahn, das etwa 1 Mrd. $ kosten würde.
(Grafik)
Yacht Island Designs befindet sich daher auch Jahre später noch in der Konzeptphase, bietet aber schon mehrere Entwürfe für Luxusyachten im Inseldesign an, wie auch als moderne Interpretation einer riesigen chinesischen Dschunke und als Superyacht im arabischen Stil.
Im Juli 2015 zeigt die BMT Asia Pacific Ltd. als Teil der BMT Group das neues Konzept für eine schwimmende Luxusvilla, die für ruhige Gewässer in Küstennähe gedacht ist und über ein Unterwasser-Schlafzimmer verfügt, in dem man buchstäblich mit den Fischen schlafen kann.
Der Entwurf SeaScape – Wortspiel aus Sea und Escape – basiert auf einem dreieckigen schwimmenden Ponton mit einer Fläche von 65 m2, der durch zusätzliche vorgefertigte Zusatzmodule wie Sonnendecks und Schwimmbäder auf bis zu 167 m2 erweitert werden kann. Das Hauptmerkmal ist aber das Schlafzimmer, in dem ein zylindrischer Raum mit einem Durchmesser von 4 m aus hochwertigem Acrylglas installiert werden kann, der ein einzigartiges Resort-Erlebnis bietet.
Die Villen aus maritimem Aluminium und Fiberglas werden vorgefertigt und können zerlegt in einem Standard-Schiffscontainer transportiert werden. Alle Systeme sollen sich selbst mit Wasser und Strom versorgen, weshalb die Eigentümer die Möglichkeit haben, PV-Paneele usw. zu installieren, um das kleine bordeigene Diesel-Aggregat zu ergänzen. Fortbewegen wird sich das Apartment mit Elektromotoren. Das SeaScape-Villenkonzept in die Realität umzusetzen, scheint bislang aber nicht gelungen zu sein.
(Grafik)
Im Oktober 2011 erscheinen die ersten Abbildungen
eines schwimmenden Mini-Atolls namens Ome,
das auf die Bedürfnisse der Inselbesitzer in dem Projekt The
World Islands der Firma Nakheel in Dubai abzielt,
die ein wenig in den gewässern des Arabischen Golfes herumschippern
möchten. Das schwimmende Haus ruht auf einer monocoqueartigen Struktur
und entspricht den Seefahrtsgesetzen.
Das Produkt von Atoll Floating Islands, einem Joint Venture zwischen Palmerstone und Donald Starkey Designs, wird einen Durchmesser von rund 32 m haben und sowohl über ein oberes als auch ein unteres Deck verfügen. Außerdem hat es einen eigenen Meerwasserpool mit 10 m Durchmesser. Das Innere der schwimmenden Wohninsel umfaßt fünf Schlafzimmer und einen großen offenen Wohnbereich. Die Insel wird sich zudem selbst versorgen, wobei die Strom-, Wasser- und Abfallsystenme in das Design integriert sind.
Die Energieversorgung erfolgt durch Photovoltaikzellen auf dem Dach, deren Leistung von 30 kW normalerweise ausreicht, um sechs Haushalte zu versorgen. Besonders nett wirken die beiden landestypischen Palmen, die den Nutzern des Sonnendecks etwas Schatten verschaffen.
(Grafik)
Eine gewisse Art von maritimem Habitat bildet auch das visumfreie
Offshore-Zentrum für ausländische Innovatoren in Kalifornien, das
von dem dortigen Startup-Unternehmen Blueseed geplant
und im Dezember 2011 veröffentlicht wird. Max
Marty und sein Team wollen ein Schiff zu bauen oder umzurüsten,
das 1.000 der besten ausländischen Unternehmern die Chance geben,
ihre Ideen in einem Ökosystem ohne ernsthafte gesetzliche Hindernisse
zu entwickeln, nur 12 Seemeilen von San Francisco entfernt.
Die Bewohner des schwimmenden Geschäftszentrums, bei dem auch modernste Technologien zur Abfallentsorgung und Energieerzeugung integriert werden sollen, haben Zugang zum Internet sowie zu Unterhaltungs-, Fitneß- und medizinischen Einrichtungen an Bord. Außerdem werden sie rund um die Uhr Lebensmittel kaufen können.
Interesse scheint es geben, denn sogar Paypal-Mitgründer Peter Thiel soll sich an der 500.000 $ teuren Startkapital-Runde des Projekts beteiligt haben – was andere Quellen allerdings dementieren. Der Start ist für den Sommer 2014 geplant, doch das Projekt wird schon 2013 wegen unzureichender Finanzierung auf Eis gelegt. Außerdem war da noch die Frage des Startup-Visa-Gesetzes, das dem damals Kongreß vorlag, und die daraus resultierende Ungewißheit, die das Blueseed-Boot schließlich sinken ließ.
(Grafik)
Aus dem Jahr 2011 datiert auch Aquaria,
ein schwimmender Pavillon, der als Forschungsstation
und als Besucherzentrum mit Ausstellung gedacht ist. Der Entwurf
stammt von dem Architekten Pat Panupaisal aus Bangkok,
Thailand, und ist noch während seines Studiums an der Academy
of Art in San Francisco entstanden. Panupaisal entwickelte
die Form des Gebildes aus seinen Untersuchungen zum Thema Wasser-Strukturen
und Gezeiten.
Schwerpunkt des futuristisch wirkenden Besucherzentrums, das aus weißen, faserartigen Schalen besteht, ist die Erforschung der Synergien von Architektur und Wasser. Dabei sollen neue Potentiale und Ansätze zur schwimmenden Architektur und zur Unterwasser-Architektur gewonnen werden. Erschlossen werden die Räumlichkeiten über Rampen, die wie eine Art Labyrinth angeordnet sind. Je nach Wasserstand verschwinden die Wege und tauchen erst bei Ebbe wieder auf.
Im Innern gibt es neben dem Foyer, einem Restaurant und einem Museumsshop die zwei Hauptausstellungsbereiche mit den Themenschwerpunkten ‚Skeletorium‘ und ‚Aquaditorium‘. Der erste widmet sich der Vergangenheit – hier sind vor allem Skelette aus der Unterwasserwelt ausgestellt, die der Grundlagenforschung dienen und das abstrakte Gebäude als Ort der Stille darstellen – währen es in dem zweiten um das Hier und Jetzt der lebendigen Meereswelt geht. Das Besondere an diesem Raum ist, daß sich das Licht mit Wasserstand sowie Tageszeit ändert und so eine einzigartige Raumerfahrung schafft, in der die lebenden Tiere zu sehen sind.
Weiter mit den maritimen Habitaten...