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Solarhäuser und solare Bauelemente (2012 A)

Auch in diesem Jahr nimmt die Menge der Entwürfe und Umsetzungen stark zu. Um nicht immer weiter abgehängt zu werden und einen relativ aktuellen Status zu erhalten, sehe ich mich gezwungen, die Übersichten dieses und der folgenden Jahre drastisch zu kürzen. Aus diesem Grund werde ich mich auf ganz besonders innovative Entwürfe und ästhetische Umsetzungen beschränken.


Bei den Entwürfen und Designs beginne ich mit dem Hong Kong Planning Museum des ebenfalls in Hongkong ansässigen Architekturbüros 10 Design. Das im Januar vorgestellte Stadtplanungsmuseum, das sich im Herzen des Hauptregierungsbezirks befindet befindet, wird auch eine Bibliothek, ein wissenschaftliches Zentrum und eine Erholungshalle für Jugendliche umfassen. Zudem wird das Gebäude die neuesten nachhaltigen Technologien und Designs präsentieren.

Das Museum verfügt über eine glatt geformte Fassade, welche die umliegende Stadt und Landschaft widerspiegelt. Inspiriert von nautischen Elementen in der Küstenstadt ähneln das geschwungene Dach und die gewundene Fassade des Gebäudes einer brechenden Welle oder einem großen Wal, und die mit Photovoltaikzellen betriebenen Lichter des Museums leuchten nachts in Aquamarin. Das Design betont auch die Tendenzen zum passiven Heizen und Kühlen, indem die Ost- und Westfassaden minimiert und die Eingänge verschoben sind.

Die fließenden Krümmungen des Gebäudes werden sowohl innen als auch außen durch eine photokatalytische Nanobeschichtung und spezielle Polymerbeschichtungen geschützt, um die Konstruktion vor Verschmutzung, Pilzen und erhöhter Isolierung zu schützen.

Greenland Group Suzhou Center Grafik

Greenland Group
Suzhou Center
(Grafik)


Ebenfalls im Januar enthüllt das Architekturbüro SOM mit dem Greenland Group Suzhou Center einen hoch aufragenden, von Tageslicht durchfluteten Turm, bei dem die digitale Modellierung der Aerodynamik entscheidend für die Gestaltung des Bauwerks war.

Das 75-stöckige Gebäude, das sich in der Nähe des Ufers des Taihu-Sees in der chinesischen Provinz Jiangsu befindet, wird über Büros, Servicewohnungen, ein Hotel und Einzelhandelsflächen verfügen. Die geschwungene und sich verjüngende Form des Hochhauses wird durch ein 30-stöckiges und schlankes Atrium in der Mitte unterbrochen, das als Lunge für das Gebäude fungiert und über steuerbare Fenster frische Luft in den Wohn- und Hotelbereich zieht.


Im Februar stellen die Designer von Bukowska Arkitekter aus Stockholm die Projektidee der Marine Biology Field Station vor, ein Informations- und Lernzentrum, das gleichzeitig ein selbstversorgendes Kraftwerk darstellt.

Das Gebäude soll der Erforschung der Bedürfnisse von Algen dienen, die für ihr Wachstum reichlich Wasser, Kohlendioxid, Mineralien und Licht benötigen. Dabei sollte das Sonnenlicht weder zu stark noch zu schwach sein. Algen haben die Tendenz zu wachsen und dicht zu werden, und wenn dies geschieht, dringt das Sonnenlicht nicht weiter als 8 cm ein. Eine Umwälzung der Algen soll daher verhindern, daß sie an der Oberfläche bleiben.

Fibrous Towers of Multiple Natures Grafik

Fibrous Towers
of Multiple Natures
(Grafik)


Das Konzept der Fibrous Towers of Multiple Natures geht auf das österreichische Architekturbüro Soma zurück und soll die Natur von Wolkenkratzern in einer urbanen Landschaft neu definieren, und zwar biomimetisch. Das bedeutet, daß das Design so kalibriert ist, daß es im Einklang mit der Natur bleibt und sich gleichzeitig anpaßt, um den Bewohnern ein komfortables Leben zu ermöglichen.

Die physische Struktur des Turms ist eine visuelle Meisterleistung. Das Ganze besteht aus einem faserigen Turm, der sich als vertikale Typologie erhebt und sich auflöst, wenn er die Basis erreicht, wo die insgesamt acht Beine so aufsetzen, so daß Menschen zwischen ihnen flanieren können. Die äußeren Beine des Turms sind nach außen erweitert und bilden Plattformen, die von der Öffentlichkeit als Observatorium genutzt werden sollen.

Was diesen Entwurf noch besonderer macht, ist seine Null-Kohlenstoff-Ausrichtung. Die autarke Struktur produziert ihre eigene Energie vor Ort aus erneuerbaren Quellen. In das Dach des Museums und der Ausstellungsräume sowie auf der Außenhaut sind Photovoltaik-Paneele integriert. Dabei werden effiziente kristalline Module mit halbtransparenten Zellen genutzt, um das Licht durchzulassen.


Im März werden die Gewinner der eVolo-Skyscraper Competition 2012 bekannt gegeben. Den ersten Platz belegt der wasserspeichernde Himalayan Water Tower von Zhi Zheng, Hongchuan Zhao und Dongbai Song aus China. In den 55.000 Gletschern des Himalaya-Gebirges lagern 40 % des Süßwassers der Welt. Aufgrund des Klimawandels schmelzen die massiven Eisschichten immer schneller, was schlimme Folgen für Asien haben kann, insbesondere für die Dörfer und Städte, die an den sieben vom Himalaya gespeisten Flüssen liegen.

Der Himalaya-Wasserturm ist daher der Vorschlag eines Wolkenkratzers hoch oben im Gebirge, der Wasser speichert und dabei hilft, dessen Verteilung auf das Land darunter zu regulieren, wenn die natürlichen Vorräte der Berge versiegen. Der Wolkenkratzer, der massenhaft nachgebaut werden kann, sammelt in der Regenzeit Wasser, reinigt es, friert es zu Eis und speichert es für die zukünftige Nutzung.

Der untere Teil eines Himalaya-Wasserturms besteht aus sechs stammartigen Rohren, die das Wasser sammeln und speichern und wie der Stamm einer Pflanze stark wachsen, während sie ihre maximale Wasserkapazität aufnehmen. Der obere Teil des Gebäudes, der oberhalb der Schneegrenze sichtbar ist, wird für die Gefrierlagerung genutzt. Dazwischen befinden sich mechanische Systeme, die dabei helfen, das Wasser einzufrieren, wenn die klimatischen Bedingungen dazu nicht in der Lage sind, das Wasser zu reinigen und die Verteilung von Wasser und Eis in der Struktur zu regulieren.

Der zweite Platz geht an Yiting Shen, Nanjue Wang, Ji Xia und Zihan Wang aus China für ihr Projekt Mountain Band-Aid, ein Entwurf, der die vertriebene Bergbevölkerung der Hmong gleichzeitig in ihre Heimat zurückbringen und die Ökologie der Bergkette von Yunnan wiederherstellen soll.

Vertical Landfill Grafik

Vertical Landfill
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Den dritten Platz erzielen Lin Yu-Ta und Anne Schmidt aus Taiwan für ihr Vertical Landfill – eine vertikale Mülldeponie, die in den größten Städten rund um den Globus aufgestellt werden soll, sowohl als Erinnerung an die extreme Menge an Müll, die wir produzieren, als auch als Kraftwerk.

Da immer weniger Platz für giftige Mülldeponien zur Verfügung steht, wird vorgeschlagen, stattdessen gewaltige Türme aus eben diesem Abfall zu bauen und aus dem sich zersetzenden Müll Strom für die größten Städte der Welt zu erzeugen. Neben dem Strom aus den bei der Zersetzung entstehenden Gasen würde das Bauwerk auch Tankstellen, Recyclingstationen, Abwasseraufbereitungs- und -lagerungsanlagen sowie eine Fabrik beherbergen, in der weitere Ziegelsteine aus Müll hergestellt werden könnten, was die Höhe des Deponieturms immer weiter ansteigen ließe.

Die genialen, ernüchternden und düsterem Türme wären natürlich riesig – allein in New York landen jedes Jahr 2.372.000 Tonnen Müll auf den Deponien, was ausreicht, um jedes Jahr einen 1.318 m hohen Turm zu errichten.


Ebenfalls in diesem Monat stellt das Architekturbüro Denoldervleugels aus den Niederlanden ein futuristisches Konzept für das Nature Activity Center vor, das für das Naturentwicklungsgebiet Oostvaardersplassen unweit von Amsterdam geplant ist.

Es soll am Waldrand mit Blick auf die Oostvaardersplassen gebaut werden und sowohl durch seine Ästhetik als auch durch seine Umweltfreundlichkeit verblüffen. Entworfen wurde die Struktur durch die Kombination der Expertise eines Ökologen und eines Landschaftsarchitekten.

Die architektonischen Attribute der Struktur sollen sowohl physische als auch mentale Ruhe vermitteln, weshalb sie weder eine Vorder- noch eine Rückseite hat und sich natürlich in die Umgebung einfügt. Für die Konstruktion werden langlebige Materialien verwendet, so daß das Gesamtdesign des Gebäudes im Einklang mit der Natur steht. Dies soll durch eine dünne Glasfassade erreicht werden, die das Innere und Äußere des Gebäudes trennt und ihm eine flexible Gestaltung verleiht.

LH-Zentrale Grafik

LH-Zentrale
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Das in Los Angeles ansässige Unternehmen DRDS gewinnt zu dieser Zeit mit seinem Entwurf den internationalen Wettbewerb für die neue Unternehmenszentrale der Korean Land + Housing Corp. (LH) in der Nähe einer malerischen Flußpromenade in Jinju, Südkorea, im Wert von 320 Mio. $. Die LH beschäftigt sich mit dem Bau, der Renovierung und der Verwaltung von Grundstücken, Wohnanlagen und Städten in Südkorea und international.

Das Projekt spiegelt die Marke von LH wider, indem es ein Gebäude schafft, das sowohl optisch als auch technologisch mit der umgebenden Landschaft harmoniert, indem es zahlreiche nachhaltige Methoden sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene implementiert. Zu den Besonderheiten gehören eine auffällige ‚Brise Soleil‘ (der Fachbegriff für Sonnenschutz) an der Südfassade des Turms und mehrstöckige interaktive Zonen im Westen, die eine intelligente Haut nutzen, welche kühle Luft durch das Gebäude zieht.

Die 65.000 m2 umfassen Verwaltungsbüros, öffentliche Dienste sowie Sozial- und Kultureinrichtungen, zu denen Sporteinrichtungen, eine Ausstellungshalle, Unterrichtsräume, Rundfunkstudios, eine Bibliothek, eine Kreditgenossenschaft, eine Cafeteria, eine Kinderbetreuung und ein Konferenzzentrum gehören. Die Sportplätze befinden sich südlich der stehenden Struktur, um das Sonnenlicht für sportliche Veranstaltungen und die tägliche Nutzung zu verwerten. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2015 geplant.


Im März enthüllt Arup Associates den Entwurf eines solarbetriebenen Vorzeigestadions – genannt The Showcase – für die Fußballweltmeisterschaft 2022 im Emirat Katar, das angesichts des enormen ökologischen Fußabdrucks, den das größte Sportereignis der Welt unweigerlich hinterläßt, aus Marketinggründen darauf achtet, Umweltbelange zu berücksichtigen.

The Showcase Detail

The Showcase
(Detail)

Eines der auffälligsten Merkmale der Arena ist das geschwungene Vordach aus Hunderten von spitz zulaufenden Paneelen, die so bewegt werden können, daß sie Schutz vor Hitze oder aggressiven Winden bieten und gleichzeitig eine natürliche Belüftung gewährleisten. Gleichzeitig werden Fresnel-Parabolspiegel für die solarthermische Kühlung und die netzgekoppelte photovoltaische Energieerzeugung eingesetzt.

An Spieltagen, an denen große Mengen an Strom benötigt werden, wird durch Biokraftstoff erzeugte Energie die Solarenergie ergänzen, während das Stadion außerhalb der Spielsaison als groß angelegter Solarpark für die Region dienen soll. Mit seiner sehr geringen Kapazität von nur 500 Plätzen wird das Stadion während der Hauptevents selbst eher für informelle Fußballspiele genutzt werden. Wegen seiner hochmodernen Kühl- und Klimasteuerungstechnologien wird es für den WAN Award nominiert.


Zeitgleich beginnt eine interessante Diskussion um Holz-Hochhäuser. Die größten Holzgebäude der Welt sind alte japanische Tempel, die teilweise einer Höhe von 19 Stockwerken entsprechen, während das höchste moderne Holzgebäude derzeit das zwischen 2007 und 2009 errichtete Londoner Stadthaus in Murray Grove, das neun Etagen besitzt. In Deutschland ist das höchste Holzhaus ein E3 genanntes 7-stöckiges Gebäude des Berliner Architekturbüros Kaden + Klingbeil im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, das im Jahr 2009 bezugsfertig geworden ist.

Das kanadische Architekturbüro Michael Green (MGA) will diesen Rekord nun mit einem Plan für ein 20-stöckiges Holz-Hochhaus brechen. Um potentielle Bauherren zu interessieren, legt MEG eine im Netz einsehbare, 200-seitige Studie (‚The Case for Tall Wood Buildings‘) vor, nach der theoretisch sogar bis zu 30 Stockwerke hohe Holzhäuser gebaut werden könnten. Das dabei zur Anwendung kommende sogenannte FFTT-System (‚Finding the Forest Through the Trees‘) ist ein überwiegend aus Holz bestehendes System mit einem zentralen Aufzugs- (und Treppen-) Kern aus Massivholz und Holzbodenplatten.

Shenlong Tower Grafik

Shenlong Tower
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Äußerst futuristisch wirkt auch der im März präsentierte, Wasser sammelnde Shenlong Tower für Hongkong, der vom mythischen chinesischen Regendrachen inspiriert ist. Der Turm ist ein autarker, visionärer Wolkenkratzer, der drei der Hauptprobleme angeht, mit denen der Stadtstaat konfrontiert ist, nämlich dem begrenzten Frischwasser, der starken Luftverschmutzung und dem begrenzten Landraum.

Das erste Problem, das Mikey Nitro, Josh Wong, Jon Kim und Ini Archibong angehen wollen, ist der Mangel an Süßwasser (Hongkong gibt jedes Jahr etwa 3 Mrd. HKD für Süßwasserimporte aus, was rund 300 Mio. € entspricht). Um hier Abhilfe zu schaffen, nutzt der Shenlong Tower eine hocheffiziente geothermische Kühlung, um die Temperatur der Bereiche entlang der Unterseite der drei Spiralen auf den Taupunkt zu senken, was über den Tag verteilt große Mengen an sauberem Wasser produziert. Die Form der Dreifachspirale maximiert die verfügbare Oberfläche für die Kondensation und bildet einen Weg für das Wasser, um sich nach dem Auffangen fortzubewegen.

Um das zweite Problem der Luftverschmutzung zu lösen, soll das kondensierte Wasser den natürlichen Reinigungsprozeß des Regens nachahmen, um die giftigen Schadstoffe, Chemikalien und anderen Partikel aus der Luft aufzufangen. Das verunreinigte Wasser trifft dann auf einen Filter an der Oberseite des darunter liegenden Bodens, der die Schadstoffe von dem reinen Wasser trennt. Das gereinigte Wasser wird dann zwischen den Nutzern des Gebäudes, seinen Grünflächen und Hongkong aufgeteilt.

Das dritte Problem der begrenzten Landfläche umgeht der Shenlong Tower, indem er direkt auf dem Wasser schwimmt und dabei seine eigene Energie mit einer mehrschichtigen Konstruktion erzeugt, die die Meeresströmung und die von den an den Docks ankommenden Booten erzeugten Wellen nutzt.


Ein weiteres Sportstadion wird im April vorgestellt. Brasilien wird im Sommer 2014 Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft sein, wenn die erfolgreichste internationale Fußballmannschaft versuchen wird, den Wettbewerb zum sechsten Mal zu gewinnen – und zum ersten Mal auf heimischem Boden.

Die brasilianische Regierung kündigte bereits im September 2011 an, mit allen zwölf Turnierstadien einen Mindeststandard an Nachhaltigkeit und eine Zertifizierung für nachhaltiges Bauen anzustreben. Dabei soll das 1974 errichtete und nun fast vollständig abgebaute Estádio Mané Garrincha in der Hauptstadt Brasília so modernisiert werden, daß es zum ersten Fußballstadion der Welt wird, das den LEED-Platin-Status erreicht, die höchste erreichbare Stufe.

Bei den Renovierungsarbeiten, die bereits im Dezember dieses Jahres abgeschlossen sein sollen, wird die Kapazität von 42.000 auf über 70.000 Plätze erhöht. Weiterhin wird ein Dach aus gespanntem Segeltuch zum Einsatz kommen, auf dem PV-Paneele mit einer Gesamtkapazität von 2,5 MW installiert sind. Das reicht aus, um selbst in Spitzenzeiten während des Turniers mindestens 50 % des Energiebedarfs des Stadions zu decken. Zu anderen Zeiten soll der Überschuß ins Netz eingespeist werden.

Mobilhaus Grafik

Mobilhaus
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Um auch die kleineren Solarhäuser nicht zu vergessen, soll das ebenfalls im April präsentierte Mobilhaus-Design von Mehdi Hidari Badie erwähnt werden. Der moderne, clevere und kompakte Entwurf hat alles was man braucht, um den begrenzten Raum optimal zu nutzen. Auseinandergefaltet erreicht es die dreifache Größe seiner ursprünglichen Struktur.

Unter Berücksichtigung nachhaltiger Entwicklungsstandards verwendet die Einheit eine Kombination aus Stahl, Aluminium, recyceltem Kunststoff und thermoplastischer Isolierung. Das vielseitige Design ist nicht nur unglaublich leicht zu transportieren, sondern hat auch eine raffinierte Ästhetik, die nach dem mehrstufigen Ausklappen nicht mehr als Mobilhaus zu erkennen ist. Im Gegensatz zu der Gesamtabdeckung des Dachs mit Solarpaneelen, die gut zu sehen sind.


Im Mai zeigt das Büro Adrian Smith + Gordon Gill Architecture mit Sitz in Chicago das Design von zwei Dancing Dragons Towers, die nebeneinander stehend im neuen Yongsan International Business District in Seoul, Süd-Korea, entstehen sollen. Die beiden Gebäude sind ca. 450 m bzw. 390 m hoch und werden Wohn-, Büro- und Einzelhandelselemente enthalten.

Den Namen ‚Tanzende Drachen‘ erhält das Hochhausensemble aufgrund der schuppenartigen Haut aus sich überlappenden Glaspaneelen, die ein performatives Element darstellen, das zur Belüftung genutzt wird und über 600 mm große Öffnungen verfügt, durch welche die Luft zirkulieren kann.

Zu den weiteren umweltfreundlichen Merkmalen gehören Photovoltaik-Anlagen auf den Dachflächen, tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerungen, Strahlungsheizungen, eine Wärmerückgewinnung über elektrische Zentrifugalkühlmaschinen, Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerke im Untergeschoß und dreifach verglaste Fenster zur Minimierung von Wärmeverlusten. Zudem werden riesige Oberlichter das Dach jedes Turms überspannen. Das Projekt wird später mit dem American Architecture Award 2013 ausgezeichnet.

Bienenstock-Apartment Grafik

Bienenstock-Apartment
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Die thailändischen Architekten Achawin Laohavichairat, Montakan Manosong und Peerapon Karunwiwat konzipieren wiederum ein faszinierendes bienenstockartiges Apartment, das von den Abfällen und dem Abwasser bestehender Gebäude lebt. Der Entwurf wird im Juli in den Blogs vorgestellt.

Anstatt in Bangkoks dichter Stadtlandschaft neue Strukturen zu errichten, schlagen die Designer vor, kleine Wohnungen wie wilde Bienenstöcke an bestehende Gebäude anzuhängen. Diese parasitären Strukturen würden dann die Abwässer des Wirtsgebäudes reinigen und damit gleichzeitig die Energie erzeugen, die sie zum Funktionieren brauchen.

Es ist allerdings zu bezweifeln, daß das interessante und phantasievolle Konzept dieser futuristischen Null-Energie-Wohnungen in naher Zukunft tatsächlich umgesetzt werden wird.


Wesentlich realistischer ist das ebenfalls in diesem Monat gezeigte Konzept eines solar- und windbetriebenen Wohnhauses des Büros Organic Scapes and Architecture (OS+A ). Das Projekt, das für den kalten und eisigen Norden von Alaska gedacht ist, ist speziell darauf ausgelegt, die Wintersonne optimal zu nutzen und hat eine mit einem Photovoltaik-Folienlaminat überzogene Doppelhaut, die die Stärke und Struktur eines Hummerschwanzes nachahmt.

Bei dem Beitrag zur 2012 Living Aleutian Home design competition ermöglichen kleine integrierte Windturbinen an der doppelschaligen Außenhülle den vorbeiziehenden Wind einzufangen und so bis zu 33 % der benötigten Energie des Hauses zu liefern. Die restlichen 67 % der Energie soll die PV-Umhüllung beschaffen. Durch die besondere Bauweise wird die Menge an Eis, die sich unter dem Gebäude ansammelt, reduziert.

Dabei sitzt die 1.365 m2 große Konstruktion auf einem Betonsockel, der nur halb so groß ist wie die gesamte Grundfläche. Diese Strategie ermöglicht es, daß die Windströme unter der Struktur hindurchfließen, wodurch die Eisbildung im Winter reduziert wird und eine thermische Isolierung gegen den gefrorenen Boden darunter entsteht.

Solarpyramide der Survey Solutions Scotland

Solarpyramide der
Survey Solutions Scotland


Im Juli 2012 wird zudem auf dem pyramidenförmigen Bürogebäude der Vermessungsfirma Survey Solutions Scotland im schottischen Loanhead südlich von Edinburgh eine spezielle Solaranlage fertiggestellt, deren Installation sich durch den ungewöhnlich steilen Neigungswinkel des Gebäudes als besondere Herausforderung für den britischen Projektierer Sustainable Renewable Technologies (SRT) dargestellt hatte.

Die 48 kW Anlage der Solarpyramide besteht aus 193 Solarmodulen, für deren Installation das Montagesystem MetaSole des deutschen Herstellers Renusol verwendet wird. Im den Eindruck eines vollständigen Solardachs zu erwecken, werden an den Ecken der Pyramide Solarmodul-Attrappen eingesetzt. Die fertige Anlage produziert über 41.000 kWh pro Jahr und deckt damit 85 % des jährlichen Strombedarfs von Survey Solutions Scotland.


Im August stellt das Büro JDS Architects aus Brüssel Pläne für das Beijing Green Visitor Center vor, das am Eingang zu einem neuen nachhaltigen Industriepark stehen wird. Das Gebäude dient als Empfangsbereich für Besucher und Mitarbeiter und verbindet das bestehende Parkhaus mit dem Forschungs- und Entwicklungszentrum.

Beijing Green Visitor Center Grafik

Beijing Green Visitor Center
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Im Inneren des 5.000 m2 großen, nachhaltigen Besucherzentrums befinden sich neben Multifunktions- und Ausstellungsräumen auch ein Empfangsbereich, ein VIP-Raum, ein Shop, ein Café und ein Kinderbereich. Das wellenförmige Dach, das man betreten kann und das bei Bedarf auch als Sitzgelegenheit und Amphitheater dienen kann, ist charakteristisch für den Designstil von JDS Architects und wird durch eine gebäudeintegrierte Photovoltaikanlage auf dem Teil, der nach Süden ausgerichtet ist, gekrönt.

Die Ausdehnung des Daches dient auch dazu, den Innenraum vor direkter Sonneneinstrahlung, Blendung und Überhitzung zu schützen, während gleichzeitig natürliches Tageslicht in den Raum eindringen kann. Bewegliche PV-Lamellen auf der Südseite blockieren das direkte Licht zusätzlich, indem sie es absorbieren und Energie erzeugen.

Im Winter steht die Sonne tief genug, um in den Innenraum zu gelangen und die Böden aufzuheizen, die als thermische Masse fungieren und die Wärme im Innenraum verteilen. Außerdem wird Regenwasser gesammelt und in einer unterirdischen Zisterne gespeichert, um es für die Toiletten und den Park zu verwenden.


Eine ganz besondere Ästhetik hat das Projekt XishuangbanNa Residence des chinesischen Büros Tokamarch Architects, bei dem es sich um ein nachhaltiges, modernes Bambus-Hochhaus für China handelt. Durch die Verwendung von mehrschichtigen Hölzern und Bambus wollen die Designer eine völlig neue urbane Ästhetik etablieren, die den bedauerlichen Trend zum Beton, der so viele Städte Chinas und anderswo prägt, übertrumpft.

Das im September veröffentlichte Konzept imitiert als vertikale Form die sogenannten Dai-Häuser aus lokalen Materialien wie Bambus und Holz, für welche die Region mit ihren tropischen Regenwälder bekannt ist. Das Design des Bauwerks im Zentrum der Stadt JingHong und mit Blick auf den Fluß LanCang in der Ferne soll die Gemeinden, in denen die Gebäude errichtet werden, sowohl respektieren als auch aufwerten.

Die Fassade des Hochhauses ist offen, aber die Privatsphäre wird durch Bambuszäune und eine Reihe von einheimischen Pflanzen gewährleistet. Diese tragen auch zu einem angenehmen Mikroklima bei, bieten Schutz vor Sonne und Wind und absorbieren gleichzeitig die Verkehrsgeräusche der Straßen. Daneben sorgen zweigeschossige öffentliche Höfe mit doppelter Höhe auf einer zurückgesetzten Plattform sowie luftige Gärten für ein gemeinschaftliches Umfeld mit einer grünen Ästhetik. Darüber hinaus wirken Böden als Regeneratoren, die helfen, die Wärme im Raum zu halten, um Energie zu sparen.

Archäologisches Museum Rabat Grafik

Archäologisches Museum Rabat
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Im Oktober werden die Pläne des Architekturbüros Archi5 veröffentlicht, wie das 1932 erbaute und inzwischen dringend renovierungsbedürftige Archäologische Museum von Rabat in Marokko in Zukunft aussehen soll.

Der bereits 2010 eingereichte Entwurf besteht aus einer Reihe von kastenförmigen Bändern, die mit Glas gefüllt sind, und soll mit erneuerbaren Energien betrieben werden – im Einklang mit Marokkos Ambitionen, die Solarenergieproduktion des Landes zu steigern. Weshalb die 24.730 m2 große Anlage mit Photovoltaik-Zellen auf dem Dach ausgestattet werden soll, die nicht nur Energie erzeugen, sondern auch ein schönes Schattenspiel im Inneren der verschiedenen Gebäude erzeugen.


Ein besonderes Thema, das ich bereits kurz in der Übersicht des vergangenen Jahres erwähnt habe und das als eigener Schwerpunkt bearbeitet worden ist, sind 3D-gedruckte Häuser (s.d.). An dieser Stelle soll das im Oktober vorgestellte, freitragende ProtoHouse des Architektenteams SoftKill Design erwähnt werden, das allerdings ziemlich unkonventionell ist.

Das ProtoHouse ist ein experimentelles Design, das nach einem Jahr Forschung realisiert wird und für den größten heute erhältlichen 3D-Drucker entworfen ist. Gedruckt wird es in mehreren Abschnitten, die dann zur Baustelle transportiert und dort aufgebaut werden, was nicht nur die Bauzeit verkürzt, sondern auch den ökologischen Fußabdruck des Projekts erheblich reduziert. Der Konstruktionsprozeß an sich besteht primär aus dem Ineinanderstecken der faserigen Abschnitte, was keinen Klebstoff benötigt.

Um das Konzept besser erfaßbar zu machen, druckt das Londoner Unternehmen ein Modell im Maßstab 1:33 der faserigen, höhlenartigen Behausung, die mit einer Knochenwachstumsformel hergestellt wird, die nur dort Material einsetzt, wo es strukturell notwendig ist, und damit explizit auf das herkömmliche Massivhaus verzichtet. Durch die Verwendung der Formel ist Softkill in der Lage, die Menge der für den Bau benötigten Materialien zu verringern und die gleichzeitig Gesamtkosteneffizienz des Projekts zu steigern.

Solar Loop Grafik

Solar Loop
(Grafik)


Der im November von Paolo Venturella, einem Architekturbüro mit Sitz in Rom, und MenoMenoPiu Architects aus Paris präsentierte Solar Loop ist eine skulpturale Solaranlage, die gleichzeitig als Veranstaltungsort für den Freshkills Park des Stadtbezirks Staten Island in New York City dienen soll. Die Struktur, die einen der Finalistenbeiträge für den Wettbewerb der Land Art Generator Initiative darstellt, kann als Überdachung oder als Arena für größere Indoor-Konzerte und Veranstaltungen genutzt werden.

Die Form des Pavillons ist direkt von Solardiagrammen abgeleitet, so daß sein Düünschicht-PV-Dach die Energie der Sonne aus jedem Winkel nutzen kann, fast wie eine statische künstliche Sonnenblume.

Ansonsten besteht der Solar Loop aus zwei verschiedenen Oberflächen, die sich ineinander verdrehen. Die erste ist die Photovoltaikfläche, die immer der Sonne ausgesetzt ist, während die zweite eine verspiegelte Fläche ist, die ihre Umgebung reflektiert.


Das letzte hier vorgestellte Design aus diesem Jahr, das ebenfalls im November veröffentlicht wird, betrifft eine Null-Netto-Energie-Schule, die von Skidmore, Owings and Merrill LLP (SOM) mit Sitz in Chicago entworfen ist. Die Schule wird von der Schulbaubehörde der Stadt New York (SCA) als ‚Nachhaltigkeitslabor‘ bezeichnet, als Testfall für reale Versuche mit erneuerbarer Energieerzeugung vor Ort und Niedrigenergietechnik und -design.

Laut SOM sind die 6.000 m2 der grundlegenden Form des Gebäudes sowie dessen Ausrichtung für Licht optimiert, sowohl für die Beleuchtung des Innenraums als auch für die optimale Nutzung der Photovoltaikanlage, die einen Großteil des Gebäudes bedecken wird. Das auf zwei Stockwerke begrenzte Hauptgebäude ist um einen Innenhof herum gebaut, was die verglaste Fläche erheblich vergrößert, mehr Tageslicht ins Innere läßt und so den Bedarf an elektrischer Beleuchtung reduziert. Außerdem erhält das Gebäude eine zusätzliche Südfassade, die eine weitere Fläche für kosteneffiziente Photovoltaikmodule bietet.

Die ultradichte Gebäudehülle bedeutet, daß durch die Minimierung von Luftleckagen die Heiz- und Kühlsysteme effizienter laufen werden. Darüber hinaus wird eine Erdwärmepumpe dazu beitragen, den Kohlenstoff-Fußabdruck von Heizung und Kühlung weiter zu reduzieren. Die Belüftung wird sowohl mit Energierückgewinnung als auch mit bedarfsgesteuerter Technik optimiert.

Die Arbeiten an dem Projekt der Grundschule für 444 Schüler – ebenfalls auf Staten Island, New York – haben bereits begonnen und sollen bis 2015 abgeschlossen werden.

 

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