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Im Jahr 2010 entwickelt der Designer Adam Robinson für die britische Firma Plus Minus Design Ltd. aus Leeds das Konzept einer Solar-Leuchte, die gleichzeitig als Ladegerät für kleine Elektronikgeräte dienen soll.
Der Solar Pebble ist vorrangig für die Entwicklungsländern Afrikas als kostengünstige Licht- und Stromquelle gedacht.
Die Leuchte ist klein genug, um herumgetragen, auf der Vorderseite eines Fahrrades angeklemmt oder von der Decke eines Hauses gehängt zu werden.
Mit einer 12-stündigen Aufladung kann sie einen ganzen Tag lang Licht abgeben. Das Produkt soll Mitte des Jahres auf den Markt kommen.
Mitte 2010 unterzeichnen die
beiden Unternehmen MIC Electronics und Beltron
Telecom Green Energy Systems Ltd. (BTGES) eine Vereinbarung, um 330.000 LED-Lampen in den
ländlichen Gebieten des indischen Bundesstaates Bihar zu verteilen.
MIC Electronics hat bereits gleichartige Vereinbarungen mit der Indian Oil Corp. getroffen, einem der führenden indischen Öl-Unternehmen, um diese Lampen in sieben weiteren Staaten des Landes zu verteilen. Die Lampen können entweder durch Sonnenkollektoren oder in Ladestationen aufgeladen werden, die mit Biokraftstoff aus landwirtschaftlichen Rückständen oder tierischen Abfällen betrieben werden. Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren zehn Millionen Lampen zu verteilen.
Als
Beispiel für die Vielzahl von Kleinprojekten, die von den unterschiedlichsten
Akteuren initiiert werden, sei das Solar
Recharchable Latern System (SLRS) Projekt in Laos genannt,
das die Münchner Solaventus-Stiftung gemeinsam mit
den Firmen eco:factum und Kaiser
Solar finanziert und durchführt. Lokale Partner sind das
Lao Institute For Renewable Energy (LIRE) sowie die Firma Sunlabob
Renewable Energy Ltd.
Laos gehört zu der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder und gilt gemeinsam mit Kambodscha als das ärmste Land Asiens, in dem rund 67 % der auf dem Land lebenden Menschen keinen Zugang zu Elektrizität haben (Stand 2008).
Auch bei diesem Projekt werden die Solarlampen gegen ein geringes Entgelt in der dorfeigenen zentralen Ladestation aufgeladen. Mit diesem Beitrag investieren die Dorfbewohner gleichzeitig in die Zukunft des Projektes, denn die Ladestation wird von einem im Dorf einheimischen Techniker betrieben und gewartet, der damit den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdient. Die Umsetzung eines solchen Projektes für 50 Haushalte erfordert eine Grundfinanzierung von 8.000 €.
Hinter der im August 2001 gegründeten Firma Sunlabob und ihren gleichnamigen Laternen steckt der deutsche Elektro-Ingenieur und Unternehmer Andy Schroeter, der 1995 mit seiner Frau nach Laos gekommen war, die als Entwicklungshelferin tätig war. Bei Reisen durch das Land sieht er die bitterarmen Dörfer ohne Strom und beginnt, mit diversen Leuchten zu experimentieren und ein Konzept mit Strahlern und Aufladestationen zu entwickeln.
Die ersten Prototypen sehen aus wie Grubenlampen, während inzwischen leuchtend orangefarbene Strahler in Form überdimensionaler Taschenlampen zum Einsatz kommen, die gegenüber feuchtem Dschungelklima, Regengüssen oder Hinfallen unverwüstlich sind. Die Pico genannten Strahler kommen von der Firma Phocos aus Ulm, geben 55 Stunden lang Licht und werden über solare Ladestationen aufgeladen.
Da die Bewohner selten Geld genug haben, um sich ein kleines Solar-Home-System für ihre Hütte kaufen zu können, vermietet Sunlabob die Energieanlagen über ein Franchise-System an private Nutzer. Bis Mitte 2008 sind es schon rund 3.000.
Laut Presseberichten vom Juli 2013 kosten die Sunlabob-Strahler aufgrund ihrer hohen Qualität 48 €, weshalb die Sunlabob-Projekte eine Initialspende brauchen. Im Fall von sieben Dörfern zahlt die deutsche Botschaft in der Hauptstadt Vientiane 10.000 € für sieben Ladestationen mit je 50 Strahlern. Da sich Schroeters Konzept bewährt, gibt es Sunlabob-Stationen in ähnlicher dörflicher Eigenregie auch schon in Uganda und Tansania. Auch in Mikronesien hat die Firma bereits 70 Dorf-Ladestationen mit 3.500 Strahlern installiert. Außerdem gewinnt Sunlabob Preise der Weltbank und des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP).
Auch das in
Hongkong ansässige und von dem amerikanischen Patentanwalt und Erfinder Steve
Katsaros gerade neu gegründete Unternehmen Nokero
International Ltd. (für: No
Kerosene) stellt 2010 eine Solar-Leuchte
vor, die in Entwicklungsländern anstatt der bisherigen Kerosin-Lampen
eingesetzt werden soll.
Die Modelle N100 bzw. N200 sind mit 1.000 mAh Batterien und Leuchtkörpern aus vier LEDs ausgestattet. Energie erhält die Lampe über ein kleines Solarpaneel, das dem Stand der Sonne nachgerichtet werden kann. Nach einer eintägigen Ladezeit kann die Lampe bis zu 6 h lang Licht spenden, während es im ‚Turbo-Modus’ für ungefähr 2,5 h ein besonders helles Licht gibt.
Eine Solarleuchte des Modells N200 kostet 20 $, bei größeren Stückzahlen nur 15 $, während das Vorgängermodell N100 mit vier kleinen Solarzellen etwas günstiger ist (Einzelpreis 15 $, höhere Stückzahlen ab 10 $). Laut Nokero sind bislang 50.000 Stück produziert und vorrangig im Irak, in Kenia, Marokko und Pakistan eingesetzt worden. Besonders clever: Die Halterung ist wie der Schraubfuß einer Glühlampe geformt, womit sie sich in jeder entsprechenden Halterung leicht befestigen läßt.
Im Oktober 2013 berichten die Fachblogs, daß die Nokero, die mit einem Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen zusammenarbeitet, seit ihrer Gründung bereits 500.000 Exemplare der Solarlampen in 120 Ländern verkauft habe. Nun habe das Unternehmen seinen bislang größten Auftrag erhalten – 275.000 Stück –, die bis Dezember ausgeliefert werden sollen.
Was den Gesamtmarkt anbelangt, so sind der Firma zufolge seit 2009 in Afrika rund 1,4 Mio. Solar/LED-Leuchten unterschiedlicher Hersteller verkauft worden, wobei der Absatz jedes Jahr um mehr als 100 % steigt.
Nun bringt Nokero eine neue Serie solarbetriebener Lampen auf den Markt, die Leuchten N222-Huron und N180-Start. Die 45 $ teure N222 ist ein technologisch fortschrittliches Spitzenmodell, das nach dem Aufladen sechs Stunden lang bei hoher Leistung und bis zu 15 Stunden bei niedriger Einstellung leuchtet, über Anschlüsse für USB- und Nokia-Kabel verfügt und außerdem Strom zum Aufladen von Mobiltelefonen bereitstellt.
Die N180-Start wird hingegen als die „erschwinglichste Solarglühbirne der Welt“ zu einem Preis von 5 – 6 $ angeboten, muß aber zwei Tage lang aufgeladen werden, bevor sie zum ersten Mal in Betrieb gehen kann, wobei sie danach etwa vier Stunden lang leuchtet.
Mitte 2014 kommt die N182 hinzu, die diesmal als „die hellste und erschwinglichste Solarglühbirne der Welt“ bezeichnet wird. Sie ist ein gemeinsames Projekt von Nokero und der Firma Seoul Semiconductors, welche ultra-effiziente LEDs mit mittlerer Leistung zur Verfügung stellt. Durch die Kombination mit hocheffizienten Mikro-Solarpanels und verbesserten Leiterplatten können die neuen Lampen jeden Ort mehr als fünf Stunden lang erhellen, nachdem sie nur 6 – 8 Stunden lang direktem Sonnenlicht ausgesetzt wurden.
Im Jahr 2015 folgt das Modell N233, das doppelt so effizient ist wie seine Vorgänger, von denen die meisten auf einen Wert von nur rund 300 Lumenstunden kommen. Die neue Lampe hingegen soll bis zu 700 Lumenstunden erreichen, was bedeutet, daß ihre 500 mAh LiFePO4-Batterie innerhalb von sechs Stunden vollständig geladen ist und dann je nach Einstellung der Lichtstärke zwischen sechs und 15 Stunden Licht spenden kann.
Insgesamt soll die Batterie zudem 2.000 Ladezyklen überstehen, bevor sie ausgetauscht werden muß, und dabei eine Ladung theoretisch bis zu 18 Monate lang beibehalten. In den USA ist die 8,3 x 3,8 x 1,5 cm große und nur 85 g schwere Solarlampe für 18 $ erhältlich – und wie schon bisher wird zudem für jede im Einzelhandel verkaufte Lampe ein Exemplar an bedürftige Familien in Entwicklungsländern gespendet (Buy One, Gift One; BOGO).
Es
gibt aber auch Alternativen zum Solarzellen-Betrieb. Im Sommer 2010 testen
Studenten und Dozenten der Arizona State University (ASU) in einigen
ghanesischen Dörfern die Erfindung
ihres Kommilitonen Michael Pugliese. Bei dem Twig
Light handelt
es sich um eine kreisförmige LED-Leuchte, die von einem Holzfeuer betrieben
wird. Dabei wird die Biomasse innerhalb einer undurchsichtigen Box
verbrannt, in welcher die Hitze einen thermoelektrischen
Generator betreibt,
der Strom für das Licht und das Laden von Mobiltelefonen erzeugt.
Der kompakte Generator überbrückt eine Lücke zwischen zwei, jeweils 15 cm langen Aluminium-Kammern, von denen eine den heißen Brennraum darstellt, während die andere mit Wasser gekühlt wird. Die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Kammern treibt den Generator an.
Im Jahr 2009 hatte das Team von der National Collegiate Inventors and Innovators Alliance eine Förderung in Höhe von 16.000 $ bekommen, um das System im Rahmen des universitätsinternen Programms GlobalResolve zu entwickeln und zu erproben.
Eine Umsetzung für das Verbrennen von Holzkohle erfordert später ein leicht verändertes Design, Partner ist dabei das Centre for Energy, Environment and Sustainable Development, eine lokale Organisation in Ghana. Sobald die Entwicklung marktreif ist, wollen die ASU-Studenten bei der Gründung kleiner ghanaischen Unternehmen helfen, welche die Lichter produzieren und auf dem lokalen Markt verkaufen sollen.
Eine weitere Alternative wird mit Muskelkraft betrieben.
Die von Gary Zieff im Jahr 2005 in San Francisco gegründete
Firma Dissigno arbeitet mit gemeinnützigen Gruppen
und Gemeinschaften in Haiti, Indien und Tansania zusammen. In Haiti
implementiert sie ein System, bei dem Menschen tragbare LED-Leuchten
für 2 $ pro Monat mieten können.
Aufgeladen werden die 12 V Batterien der Lampen durch ein pedalbetriebenes Gerät – mit jeweils sechs Stunden ‚strampeln’. Beim Betrieb der 1,5 W LEDs über mehrere Stunden jede Nacht reicht die Aufladung etwa einen Monat. Mit Unterstützung der Weltbank sollen ab 2010 auch in Tansania Vermietungssysteme für bis zu 6.000 Solarlichter installiert werden, die von 20 Pedalgeneratoren aufgeladen werden. Die Generatoren selbst werden in Handarbeit in Nepal gefertigt und können sehr einfach gewartet werden – ein wesentlicher Vorteil gegenüber der Photovoltaik.
Der italienische Architekt und Video-Künstler Matteo Ferroni,
der vom Oktober 2010 bis zum Februar 2011 als
Gastprofessor an der Ecole Superieure d’Ingegnerie d’Architecture et
d’Urbanisme in Bamako in Mali unterrichtet, befaßt
sich dort insbesondere mit der Planung und Umsetzung des öffentlichen
Beleuchtungssystems in ländlichen Gebieten, wo etwa 90 % der Einwohner
keinen Zugang zu einem Stromnetz haben.
Als Lösung entwickelt Ferroni, der für das Projekt u.a. mit dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin zusammenarbeitet, aus einem alten Fahrrad den Prototyp einer mobilen solarbetriebenen Lampe, die von den Einheimischen leicht nachgebaut werden kann. In einem Dorf namens Cinzana, etwa 300 km nördlich der Hauptstadt Bamako, hatte er Schweißer beim Bau der traditionellen Eselskarren beobachtet. Mit denselben Kenntnissen und Werkzeugen, die dafür verwendet werden, können die Menschen aus Fahrradteilen und Wasserrohren, die man in fast jedem Dorf in Mali kaufen kann, auch die solarbetriebenen Lampen bauen und reparieren.
Die Lampenschirme bestehen aus geschmolzenen alten Getränkedosen, die Batterie wird über die Solarpaneele in den Dörfern aufgeladen (über deren Besitzer bzw. Betreiber Ferroni aber nichts sagt), und die einzigen Teile, die nicht aus Afrika kommen, sind die LEDs.
Auf Initiative der 2011 von Ferroni und anderen gegründeten Schweizer Stiftung Fondazione eLand wird das Projekt in der ländlichen Gemeinde Cinzana im südlichen Zentrum des Landes erprobt. Lokale Handwerker werden geschult, welche die Bausätze herstellen und an Frauenkollektive aus 25 Dörfern und an drei Gesundheitszentren liefern. Zur Umsetzung stellt die Universität Barcelona Mittel bereit, während die grundlegende Technologieentwicklung durch die italienische Firms Nadlec Srl (o. Nadlec Lighting) erfolgt.
Bis 2012 entstehen 62 Exemplare dieser kollektiven LED-Leuchten, die von den Frauen vor Ort Foroba Yelen (Gemeinschafts-Lichter) genannt werden und das Leben hunderter Dorfbewohner in Gemeinden in der Umgebung zum Besseren verändern. Die Lichtbäume sind mobil und lassen sich leicht zu den jeweiligen Orten sozialer Aktivitäten und Interaktionen transportieren. Die nächtliche Beleuchtung ermöglicht Gemeinschaftsaktivitäten und wirtschaftliche Entwicklungen, die im Land bislang undenkbar waren.
Und wenn andere Dörfer für irgendeine Gelegenheit Licht brauchen, leihen sie einen oder mehrere der Laternenpfähle aus, gehen zur Zeremonie und bringen sie wieder zurück. Dafür müssen sie aber bezahlen, um den Wert der Lichter zu erfahren und zu schätzen.
Die Fondazione eLand gibt zudem ein Handbuch heraus, das es jeder Gemeinde ermöglicht, ihre eigenen Lampen zu bauen. In Berlin präsentiert ZUSPIEL im März 2012 im Künstlerhaus Bethanien die Installation ‚by the Niger river‘ des Künstlers und Musikers Robert Lippok, der zwei der Foroba Yelen-Leuchten mit Tonaufnahmen vor Ort, Gesprächen mit Dorfbewohnern, Sequenzen von Musikkompositionen, Texten und gefundenen Objekten zusammenbringt. Und 2013 gewinnt Foroba Yelen den LAMP Lighing Solutions Award.
Im ersten Halbjahr 2014 bekommt das Projekt noch etwas Presse, doch über weitere Schritte ist nichts mehr zu erfahren. Immerhin ist es ständig in der Biosphere in Montreal zu sehen.
Unter dem Namen Lighting Africa läuft ein internationales
Programm, das den Zugang zu sauberen Energiequellen für die Beleuchtung
verbessern soll. Das Programm ist Teil des Beitrags der Weltbankgruppe
zur Initiative Sustainable Energy for All (SEforALL),
die auf Anregung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Ban
Ki-moon, im Rahmen des ‚Internationalen Jahres der Nachhaltigen
Energie für Alle‘ durch einen Beschluß der UN-Vollversammlung im Dezember 2010 gegründet
wird. Sie verfolgt das Ziel, den Zugang zur Energieversorgung zu verbessern,
die Energieeffizienz zu steigern und den Anteil von Erneuerbaren Energien
am weltweiten Energiemix zu erhöhen.
Lighting Africa wird in Partnerschaft mit dem Energy Sector Management Assistance Program (ESMAP) durchgeführt, einem globalen Programm für Wissen und technische Hilfe, das von der Weltbank verwaltet wird. Finanziert wird es von der Public – Private Infrastructure Advisory Facility (PPIAF) der Weltbank, dem niederländischen Außenministerium, dem italienischen Ministerium für Umwelt, Land und Meer (IMELS) und der IKEA-Stiftung.
In einigen Quellen wird berichtet, daß die ersten Pilotprojekte bereits im Jahr 2009 in Ghana und Kenia durchgeführt worden sind. Dabei liegen die Prioritäten mehr auf der Verwaltungsebene: Marktbeobachtung, Sicherung der Qualität, Zugang zur Finanzierung, Verbraucherbildung und Unterstützung der Geschäftsentwicklung. Als Eckpfeiler des Lighting Africa-Programms gilt aber das Engagement für Qualität.
Dies ist auch sehr sinnvoll, denn der Kauf eines netzunabhängigen Beleuchtungsprodukts oder eines Solar Home Systems stellt für eine Familie in Subsahara-Afrika eine erhebliche Investition dar, und die Verbraucher können es sich einfach nicht leisten, etwas zu kaufen, das nicht gut funktioniert oder nicht lange hält. Um sie vor minderwertigen Produkten zu schützen, werden eine Reihe von Qualitätsstandards und Prüfverfahren entwickelt, deren Koordinierung und Prüfung der VeraSol (früher: Lighting Global Quality Assurance) übertragen werden.
Bis 2021 ermöglicht Lighting Africa bereits 32,3 Mio. Menschen in ganz Afrika, ihren grundlegenden Strombedarf zur Beleuchtung und zum Aufladen von Mobiltelefonen durch qualitätsgesicherte netzunabhängige Solarprodukte zu decken.
Ebenfalls im Dezember 2010 berichtet das indische
Ministeriums für neue und erneuerbare Energien, daß die Regierung im
Laufe des Jahres Subventionen in Höhe von 10 Mio. $ für Projekte zur
Nutzung von Solarenergie in ländlichen Gebieten bereitgestellt habe.
Die Zuschüsse gingen an Projekte, die in Dörfern in ganz Indien Solarlaternen
verteilten und solare Heimbeleuchtungssysteme installierten. Im Einzelnen
wurden Förderungen in Höhe von etwa 53 $ für verschiedene Solarlaternenmodelle
gewährt, die zwischen 55,5 und 192 $ kosten.
Im März 2011 berichten die Fachblogs über eine Initiative
in Jordanien, bei der – unterstützt durch das Umweltministerium
– zwei Beduinenfrauen, die Analphabetinnen sind und noch nie berufstätig
waren, von den Dorfältesten ausgewählt worden waren, um einen sechsmonatigen
Kurs am Barefoot College in Indien zu besuchen, wo
sie zu Solaringenieurinnen ausgebildet wurden.
Das von Sanjit ‚Bunker‘ Roy gegründete und geleitete Barefoot College hat den Solarstromkurs für Frauen im Jahr 2004 ins Leben gerufen und seitdem mehr als 150 Großmütter aus 32 Ländern geschult. Als Resultat werden bereits über 10.000 Häuser in 100 Dörfern mit Solarstrom versorgt.
Die 61-jährige Seiha al-Raja, ihr Sohn Badr Awwad Fahd Hamed und die 30-jährige Rafea Abdulhamid, eine Mutter von vier Kindern, aus dem Dorf Mansheyet al-Ghayath (andere Quellen: Rawat Bandan) nahe der irakischen Grenze kehrten nun nach Hause zurück und warten jetzt auf die Geldmittel, um ein Projekt im Umfang von 50.000 Jordanischen Dinar zur Installation von PV-Paneelen für etwa 200 Familien in ihrem Dorf in Angriff zu nehmen. Das jordanische Umweltministerium setzt sich hierfür mit mehreren Geberorganisationen und Unternehmen des Privatsektors in Verbindung.
Zudem werden die Kursteilnehmer andere Menschen in ihrem Dorf und in anderen Dörfern in der Umgebung darin schulen, wie man Solarzellen zur Stromerzeugung nutzt, Solarpaneele aufstellt und repariert, wofür das Bildungsministerium ein Klassenzimmer zur Verfügung stellt.
Im November erscheint ein Dokumentarfilm über Rafea Abdulhamid, der seine Premiere auf dem Tribeca Film Festival in Doha feiert. Die ägyptisch-amerikanischen Regisseurinnen Jehane Noujaim und Mona Eldaief begannen mit diesem Filmprojekt, indem sie drei Frauen aus der ganzen Welt auf ihrem Weg zur Solaringenieurin begleiteten und sich dabei auf Rafea konzentrierten, weshalb der Film auch den Titel Solar Mamas (o. Rafea – Solar Mama) trägt.
Nun erfährt man, daß Rafeas Ehemann zwei Monate nach Beginn des Programms plötzlich darauf bestand, daß sie nach Hause zurückkehrt, oder er würde sich von ihr scheiden lassen und ihr die Kinder wegnehmen. Rafea kehrt zwar in ihr Dorf zurück, doch es gelingt ihr, ihren Mann und die anderen Familienmitglieder davon zu überzeugen, daß ihr Studium allen zugute kommt. So kann sie nach Indien zurückkehren und ihre Ausbildung abschließen, obwohl ihr neu gewonnenes Selbstvertrauen und ihre Fähigkeit, ein eigenes Einkommen zu erzielen, die Ältesten ihres Dorfes immer noch beunruhigen.
Im Januar 2012 gewinnt der Film den erstmals verliehenen und mit 25.000 $ ausgestatteten Hilton Worldwide LightStay Sustainability Award des Sundance Institute in der Kategorie ‚in Arbeit befindlicher Spielfilm‘.
Die Frauen warten allerdings im März 2013, dem Datum des letzten Berichts über das Projekt, noch immer auf eine Finanzierung. Weder die UNDP/GEF hätte dafür Mittel zur Verfügung, noch das jordanische Planungsministerium, das für die Unterstützung kleiner sozioökonomischer Projekte zuständig ist. Dafür bietet das Barefoot College selbst den ehemaligen Studentinnen Hilfe an: Neben der Suche nach Finanzierungsquellen stellt es ihnen eine begrenzte Anzahl von PV-Paneelen zur Verfügung, die von den Frauen erfolgreich zusammengebaut werden, wodurch nun zumindest drei Häuser des Dorfes Solarsysteme besitzen. Über weitere Schritte oder Erfolge ist leider nichts zu finden.
Das Erdbeben im Januar 2010 in Haiti ist auch der
Anlaß für die Architekturstudentinnen Anna
Stork und Andrea Sreshta vom Design-Studio
der Columbia
University of Architecture, um sich mit einem neuen solarbetriebenen
Lichtkörper zu befassen. Das Ergebnis mit dem Namen LuminAID soll
die unsicheren Bedingungen in den Zeltstädten während der Nacht verbessern.
Unter gleichem Namen gründen die beiden auch eine Organisation, um
die Leuchte zu vermarkten und zu vertreiben.
Im April gewinnt das Projekt den 1. Preis beim Columbia Venture Wettbewerb - und im Zuge ihres Abschlusses im November 2011 werden rund 100 Einheiten in Indien getestet.
Bei dem zum Patent angemeldeten Gerät, dessen Produktion über eine im Mai 2012 gestarteete IndiGoGo-Crowdfunding-Kampagne gesichert wird, die mit knapp 50.000 € fünf mal soviel einbringt, wie geplant, handelt sich um ein kleines PV-Modul nebst Batterie und LED, das zwischen zwei Lagen Kunststoff-Folie eingeschweißt und dadurch vor Beschädigungen geschützt sowie wasserdicht ist. Bewegliche Teile gibt es keine, und die Lebensdauer der Batterie wird mit drei Jahren angegeben.
Im gefalteten Zustand sind die in Asien hergestellten Solarleuchten flach und ausgesprochen leicht zu transportieren - während sie in aufgeblasenen Zustand auf einer Wasseroberfläche schwimmen können. Nach einer 5-stündigen Aufladung kann 4 – 6 Stunden lang Licht abgegeben werden.
Einem Bericht vom Oktober zufolge sucht LuminAID Partner im Nahen Osten, da sich die aufblasbare Solarleuchte für die syrischen Flüchtlingslager in Jordanien und in der Türkei eignen würde. Im Laufe der vergangenen zwei Jahre sind bereits 1.500 Stück in mehr als 25 Ländern verkauft worden, und nun haben Spenden die beiden Initiatorinnen gesammelt, um über 3.000 Lampen für NGOs zu finanzieren, die in Ländern wie Indien, Uganda und Laos arbeiten.
Die Lampen werden derzeit online in den USA verkauft, aber das Team plant, den Vertrieb im kommenden Jahr auch international einzuführen. Im Rahmen der gemeinsam mit UNAIDS und UN Peacekeeping gestarteten Initaitive Give Light, Get Light arbeitet das Unternehmen mit gemeinnützigen NGOs in über zehn Ländern zusammen, um die LuminAID-Leuchten an Menschen zu verteilen, die eine bessere Lichtquelle benötigen. Dabei werden zwei Give Light, Get Light-Pakete für etwa 25 $ verkauft, von denen eines an eine bedürftige Person gespendet wird.
Später bringt LuminAID auch noch eine kleine wasser- und staubdichte Solar-Laterne in drei Versionen auf den Markt, die mit einem integrierten Handy-Ladegerät ausgestattet ist und ja nach Lichtstärke und Leuchtzeit zwischen 49 und 73 $ kostet (2-in-1 Power Lanterns). Einem Interview vom März 2015 zufolge hat LuminAID bis zu diesem Zeitpunkt schon 200.000 Exemplare der Solarleuchten produziert.
Zudem wird nun eine neue Produktlinie auf den Markt gebracht. Die sogenannte Pack Line umfaßt den PackLite 16 (eine aktualisierte Version des ursprünglichen Produkts), den PackLite 12 und den PackLite Spectra. Die PackLite 16 verwendet zwei Multi-Chip-LEDs, die über 45 Lumen liefern, und hält in der Einstellung LOW über 16 Stunden, während die PackLite 12 und die Spectra aufblasbare Würfel sind, die sich durch Drehen schließen lassen.
Dem Stand von 2022 gibt es auch noch ein Modell LuminAID Packlite Max 2-in-1, mit dem sich auch Handys aufladen lassen, das für 30 – 50 € angeboten wird. Ein Imitat scheint die aufblasbare Calima LED-Solar-Campinglaterne zu sein, die nur 15 € kostet.
Speziell für Ghana entwickelt John Bowers,
Leiter des Institute for Energy Efficiency an der University
of California in Santa Barbara,
eine kleine solare Leselampe. Diese verbindet eine lichtstarke LED
mit einer robusten, wetterresistenten Solarzelle, einem integrierten
Schaltung und einem einzelnen AA-Akku. Ein 8-stündige Ladung bietet
4 Stunden Leselicht in der Nacht.
Zur Verbreitung der Solarlampe wird im kalifornischen Goleta die Initiative Unite-to-Light gegründet, welche die Lampen in Partnerschaft mit der non-profit Organisation Pangaea Network und der Presbyterian Church zu einem Preis von 12 $ verkauft. Bis Ende 2010 sind bereits 10.000 Lampen nach Ghana, Uganda und Kenia ausgeliefert worden, und bis Ende des Jahres sollen insgesamt 100.000 Stück produziert werden.
Eine ähnliche Solarlampe wird
von der in Melbourne beheimateten und 2005 von
Stewart Craine gegründeten australischen Firma Barefoot
Power Pty. Ltd. vertrieben, nachdem die Auszeichnung mit
einem niederländischen Businessplan-Preis im Jahr 2006 die
ersten Kapitalgeber an Bord geholt hat.
Der Wirtschaftsingenieur Craine hatte als Freiwilliger in Nepal gearbeitet, wo er den hohen Bedarf an LED-Technologie bemerkte. Mit einem Startkapital von 65.000 $ gründete daraufhin das Unternehmen zusammen mit Harry Andrews, mit dem er bei Hydro Tasmania an Produkten für erneuerbare Energien gearbeitet hatte.
Die nun geschaffenen Leuchten namens Firefly besitzen ein 1,5 W Solarpaneel, eine 0,75 Ah LiFePO4-Batterie, kommen aus China und werden mit einer Gewinnmarge von 20 – 30 % verkauft.
Als das Unternehmen im März 2010 eine Förderung der EU in Höhe von 1 Mio. € erhält, hat es in Uganda und Kenia bereits 50.000 Haushalte erreicht und mittels zweier Tochtergesellschaften Dutzende neuer Arbeitsplätzen geschaffen.
Weitere 50.000 Haushalte profitieren in mehr als 30 Ländern von der solaren Lichttechnologie, darunter Papua Neuguinea, Vanuatu, Haiti, Indien, Tansania und Ghana. Mit dem neuen Geld sollen nun Initiativen gestartet werden, um bis zu 500.000 Haushalte vom Gebrauch ihrer Kerosinlampen zu befreien.
Anfang 2011 hat die Firma bereits 30 einheimische und 15 ausländische Mitarbeiter und erreicht einen Umsatz von 6 Mio. $. Bis 2012 sollen fünf Millionen und bis 2015 zehn Millionen Menschen mit Strom versorgt werden.
Im Jahr 2014 bietet die Barefoot Power vier Versionen mit 2 – 4 ultrahellen LEDs an, wobei jede Lampe eine Lichtleistung von 150 Lumen aufweist. Daneben werden werden im Rahmen der Connect-Serie langlebige und erschwingliche Solar Home Systeme für die Beleuchtung und Strom für Mobiltelefon, Radio u.ä. angeboten, die mit 12 V und 2 x USB-Steckdosen ausgestattet sind und je nach System zwei bis neun Räume beleuchten können.
In diesem Jahr wird Barefoot zudem von Unilever ausgewählt, um als Teil des ‚Sustainable Living Plan‘ des Unternehmens in den Häusern von 14.000 Mitarbeitern in Kenia und Tansania Solar Home Systeme zu installieren. Und nach einer erfolgreichen zweijährigen Testphase bringt Barefoot 2015 einen solarbetriebenen 12 V Fernseher auf den Markt.
Nachdem sich die australische Holdinggesellschaft von Barefoot Power zu einer freiwilligen Liquidation entschließt, erfolgt im November 2018 ein Wechsel des Eigentümers, als die Manager der in Afrika ansässigen Tochtergesellschaften von Barefoot Power die Vermögenswerte der australischen Holdinggesellschaft in Afrika und China aufkaufen, um die Mission weiterzuführen.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß Craine, der auch die o.g. Light Up the World Foundation (LUTW) unterstützt hat, zusammen mit Kim Chen und Lucy Symons im Juni 2012 im Vereinigten Königreich die Village Infrastructure Angels (VIA) mitbegründet, eine Angel-Investmentgruppe, die sich ausschließlich auf die Mikro-/Dorfinfrastruktur in Schwellenländern konzentriert.
Das Geschäftsmodell der VIA basiert darauf, daß insbesondere Verbraucherfinanzierungen der Schlüssel zur Erschließung dieses Marktes sind. Hierzu wird eine Kampagne zur Kartierung aller netzunabhängigen Haushalte in der Welt gestartet, damit die Branche besser planen kann, wie sie alle erreichen will. Zudem bauen VIA und die Angels ein Portfolio von Projektanlagen auf, in der Regel durch 3 – 5-jährige Pachtverträge mit lokalen Gemeinden oder Zwischenpartnern.
Mit anfänglicher Unterstützung von Rotary International (Melbourne und Arlington), der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), der Asiatischen Entwicklungsbank, der Weltbank, der internationalen Kooperationsorganisation Hivos und einem Dutzend Angel-Investoren entwickelt VIA eine Reihe von Pilotprojekten auf Vanuatu, in Indonesien, Honduras und an weiteren Standorten.
Diese Projekte konzentrieren sich auf 5 – 10 W Solarstrom pro Haus für die Beleuchtung und das Aufladen von Telefonen auf Haushaltsebene, während bei späteren Projekten 125 – 500 W Solarstrom für 20 – 50 Haushalte installiert werden, die sich eine solarbetriebene Mühle für die landwirtschaftliche Verarbeitung teilen, wie z.B. eine Reisschälmaschine, eine Maisschälmaschine, eine Mehlmühle oder eine Kokosnuß/Kassareibe.
Diese Pilotprojekte bewiesen, daß lokale Teams mit einer bescheidenen Anzahl von Solarstromprojekten in ländlichen Dörfern schnell genügend Einnahmen erzielen können, um ihre täglichen Betriebskosten zu decken und zusätzliche Einnahmen zu erzielen, mit denen auch die Investoren ‚ausgezahlt‘ werden. Weitere Details sind auf der Homepage villageinfrastructure.org zu finden.
Besonders interessant
ist auch das folgende Projekt, denn es erlaubt mir den Hinweis auf
eine überaus erfolgreiche amerikanische Innovation im Bereich des sozialwirtschaftlichen
Engagements: die 2009 gegründete Online-Plattform Kickstarter,
die es unbedingt auch auf europäischer Ebene geben sollte. Dort können
Innovatoren, Erfinder und Gründer in einem kurzen Film und mittels
weiterer Unterlagen ihr jeweiliges Anliegen vorstellen und den benötigten
Finanzierungsbedarf nennen.
Im vorliegenden Fall handelt es sich um das Konzept einer kleinen und robusten Solar/LED-Lampe, die sich auf jede Flasche stecken läßt – zum Aufladen oder als Tischleuchte. Die Idee der WakaWaka solar LED lamp stammt von Camille van Gestel und seinem Team Off-Grid Solutions, aus dem später die Firma WakaWaka BV wird. Nach einem Ladetag sind 16 h Lichtabgabe geplant, der Preis soll bei maximal 10 $ liegen, und die Handybatterie kann damit auch aufgeladen werden.
Vorbestellungen für eine limitierte Auflage werden für 35 $ entgegengenommen, um den Start des Projekt zu unterstützen. Später soll der offizielle Preis 40 $ betragen.
Tatsächlich gehen bis zum Ende der Frist sogar weit mehr als die benötigten 30.000 $ ein. Insgesamt 787 Spender und Vorbesteller, welche die Verwirklichung des Projekts aus Freude und Begeisterung unterstützen, zahlen zusammen 48.399 $ ein und ermöglichen dem jungen Team, das Projekt zur Herstellung der nun WakaWaka Light genanten Solarleuchte im Jahr 2011 zu (kick-)starten - und dies ganz ohne die Last langwieriger und mühseliger Kredit- oder Förderanträge.
Im Jahr 2012 ist die WakaWaka-Leuchte Gewinner von vier Accenture Innovation Awards.
Im Januar 2013 wird das neue WakaWaka Power vorgestellt, das in Zusammenarbeit mit einem Team von Ingenieuren in den Niederlanden neu entwickelt wurde, um dünner und leichter als das WakaWaka Light zu sein und Extrastrom für Smartphones, Tablets und andere USB-Geräte zu bieten. Hergestellt werden soll das kompakte Solarladegerät dann in China.
Wenn nach acht Stunden in der prallen Sonne die volle Ladung des 2.200 mAH LiPo-Akku erreicht ist, lassen sich nicht nur ein Telefon oder ein anderes Gerät aufladen, sondern auch die primären zwei LED-Lampen entweder im blinkenden SOS-Modus oder in einer von drei Helligkeitsstufen einschalten. Dabei reichen die LED-Laufzeiten von gut 20 Stunden in der hellsten Einstellung bis zu über 200 Stunden auf der Sparstufe mit geringer Leistung.
Auch die Finanzierung des 79 $ teuren Nachfolgers, der „das beste kompakte Solarkraftwerk für die Hosentasche“ werden soll, wird über Kickstarter und über die niederländische Plattform Oneplanetcrowd eingesammelt. Während die Kampagne auf Kickstarter einen Zielbetrag von 50.000 $ hat und von 5.622 Unterstützern schließlich 419.472 $ einbringt, wird auf Oneplanetcrowd das Finanzierungsziel von 25.000 € um 855 % übertroffen, als hier von 1.428 Unterstützern 213.766,90 € eingehen.
Und auch in diesem Fall zieht besonders der Anreiz, daß für jedes in der Kickstarter-Phase bestellte Modul ein weiteres an Familien auf Haiti gespendet wird. Bei dem Projekt Let’s light up Haiti kooperiert WakaWaka mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und kann über 700.000 $ einnehmen, um die Kosten für etwa 12.000 LED-Lampen zu decken, die an die Familien ohne Strom gehen.
Ende 2013 veröffentlicht die Firma ein Video, dem zufolge sie im Rahmen des Projektes Solar for Syria 25.000 Solarleuchten an syrische Flüchtlinge verteilt hat. Darüber hinaus wird eine ‚buy one, give one‘-Kampagne gestartet, um die in den Lagern lebenden Menschen weiter zu unterstützen. Auf der Übersichtskarte von 2014 läßt sich ablesen wieviele der Geräte bislang wo im Einsatz sind.
Ebenfalls ab 2014 aktiv ist die Waka Waka Foundation, eine international tätige NRO zur Bekämpfung der Energiearmut, die zwar eng mit der WakaWaka BV zusammenarbeitet, aber eine von ihr getrennte Einheit darstellt. Die Stiftung sammelt Gelder, um Familien in humanitären Krisen mit Solarprodukten zu versorgen und den Zugang zu sicherer und nachhaltiger Solarenergie in ländlichen Gemeinden zu verbessern. Die Jahresreporte sind auf der Stiftungs-Homepage zu finden.
Im Oktober 2014 ist der Solargeräte-Innovator mit einem neuen Modell zurück, dem WakaWaka Base, das entweder einen 5.000 oder 10.000 mAh Akku enthält und mit dem tragbaren 7,5 oder 10 W Solarpanel aufgeladen werden kann. Dazu bietet das Kit zwei kleine LED-Lampen, von denen eine durch Einstecken in die Basis mit Strom versorgt wird und die andere über einen internen Akku verfügt, der über das Modul und den Akkupack aufgeladen werden kann. Die Verkaufskosten betragen 89 $ aufwärts (2022: nur noch ca. 44 $).
Der gesamte ‚Erste-Hilfe-Kasten für Strom und Licht‘ paßt in eine kleine Tasche für Transport und Aufbewahrung und bildet eine passende Ergänzung für Notfallausrüstungen oder eine netzunabhängige Reiseausrüstung. Diesmal sind es 2.257 Unterstützer auf Kickstarter, welche die Herstellung mit 296.588 $ finanzieren, wobei der Zielbetrag bei 70.000 $ lag.
Informationen über die weitere Entwicklung finden sich auf der Homepage waka-waka.com. Hier ist auch zu erfahren, daß WakaWaka den Energy Globe Award 2020 gewonnen hat.
Das oben schon mehrfach erwähnte Prinzip ‚Buy One,
Give One’ verfolgt auch die 2005 von Warner
Philips grgründete Firma Lemnis
Lighting BV mit Sitzen in Holland und in
San Francisco. Das Unternehmen ist ein Joint-Venture zwischen den
Firmen Gemex Consultancy BV und Tendris Holding BV. Im Jahr 2006 stellt
die Lemnis Lighting erstmals ihre LED-Lampe Pharox vor
- für die sie
2009 vom Weltwirtschaftsforum die Auszeichnung ,Technology
Pioneer’ erhält.
Später wird jede Bestellung des Pharox Solar Kits mit einem weiteren Exemplar honoriert, das der Anfang 2011 neu gegründeten non-profit Stiftung Empowered by Light zur Verfügung gestellt wird. Die Lampen werden dann Schulen in ländlichen Gemeinden in Sambia und anderswo übergeben, die keinen Zugang zu Elektrizität haben.
Der empfohlene Verkaufspreis beträgt 39,95 $ je Stück, während es über die Weihnachtszeit die Möglichkeit gibt, für 49,95 $ zwei Stück zu erwerben, von denen der zweite Kit direkt dem Solar: Sambia Programm zugute kommt.
Die Pharox Kits bestehen aus einem 1,5 W Solarpaneel und einer kugelförmige LED-Lampe mit integriertem USB-Port und Ladegerät. Das Paneel kann leicht positioniert werden und ist in der Lage, die Batterie des Kits innerhalb von acht Stunden vollständig aufzuladen. Je nachdem, welche von drei Einstellungen verwendet wird, kann die LED-Lampe dann zwischen 8 und 45 Stunden lang Licht liefern. Im Zuge des Empowered by Light-Programms hat Lemnis bereits mehr als 1.000 Kits an Schulen in Sambia geliefert, Ziel ist es allerdings, 5.000 solarbetriebene Leuchten zu spenden.
Mit der Initiative arbeitet auch die Solarfirma Sungevity zusammen, welche die Verteilung des Pharox Solar Kits unter dem Motto Every Child Has a Light verfolgt. Für jede neu aufgestellte Solaranlage spendet das Unternehmen ein Kit nach Sambia. Was die Stiftung Empowered by Light anbelangt, so ist auf deren Homepage später aber nur noch von größeren Gemeinde-Solarprojekten die Rede, von dem Pharox Solar Kit ist hingegen nichts mehr zu hören, ebenso wenig wie von der Firma Lemnis Lighting.
Im Oktober 2009 berichten die Fachblogs über Frederik
C. Krebs, den leitenden Wissenschaftler des dänischen Risø
National Laboratory for Sustainable Energy, der eine LED-Lampe
entwickelt hat, die direkt in ein flexibles, druckbares Solarpaneel
eingebettet ist, gemeinsam mit einer ebenfalls integrierten ultradünnen
Lithiumbatterien. Die in Bahnen ausgedruckte Kombination kann aufgerollt
werden, um eine Lampe zu bilden – und könnte so die Kerosinlampen ersetzen,
die in vielen Entwicklungsländern noch immer verwendet werden.
Zwar gehören die noch in der Entwicklung befindlichen Paneele nach eigenen Angaben des Wissenschaftlers zu den am wenigsten effizienten Zellen auf dem Markt, sind dafür aber äußerst kostengünstig und nehmen selbst bei einem Wirkungsgrad von nur 1 % immer noch genug Energie auf, um damit Licht zu erzeugen.
Einige Prototypen der Lampen werden bereits in Sambia getestet. Tagsüber werden die ‚Blätter‘ flach liegen gelassen, um die Batterien aufzuladen. Am Abend werden sie dann zu einer kegelförmigen Lampe aufgerollt, und wenn man die Metallverschlüsse an den Ecken zusammendrückt, leuchten sie mit ausreichend starkem Licht, um damit lesen zu können. Krebs will die Lampen im nächsten Jahr auf den Markt bringen und bis dahin den Preis auf 7 $ senken. Die Geräte halten zwar nur ein Jahr lang, aber bei diesem niedrigen Preis könnten sie die jährlichen Beleuchtungskosten in abgelegenen Dörfern trotzdem um bis zu 75 % senken.
Eine Recherche zeigt, daß die Entwicklung aber nicht weiterverfolgt wird – und die 2014 gegründete dänische Firma infinityPV, als deren Geschäftsführer Krebs ab 2018 agiert, gilt zwar als Entwickler und Hersteller von gedruckten Polymersolarzellen, die auch in Form von Solar-Ladegeräten angeboten werden, doch von der obigen Dreierkombination ist nie wieder etwas zu hören.
Das Anfang 2008 gegründete Unternehmen Duron
Energy Pvt. Ltd. im indischen Karnataka kommt im Januar 2010 in
die Fachblogs, als es mit dem gleichnamigen Duron ein
nur 130 $ teures Solarstromsystem für zu Hause auf den Markt bringt,
mit dem man den Solarstrom speichern, Geräte aufladen und LED-Leuchten
betreiben kann.
Der Duron verfügt über ein 5 W Solarpaneel, einen Anschluß für ein Handy-Ladegerät, drei LED-Leuchten und ein Netzladegerät. Wenn das System nach einem Tag im Sonnenlicht vollständig aufgeladen ist, kann es drei Stunden lang helles Licht oder zehn Stunden lang gedämpftes Licht erzeugen. Zu den Kunden der Firma gehören Schulen und kleine Unternehmen, wobei das Unternehmen bereits jeden Monat einige Tausend Geräte verkauft.
Das von Idealab, einem in Kalifornien ansässigen Inkubator für Technologieunternehmen, geförderte Unternehmen hat seine erste Finanzierung im Oktober 2011 von Intel Capital erhalten, eine zweite Finanzierungsrunde mit einem spanischen Cleantech-Investor folgte im Februar 2012.
Unter dem Namen Sunbeam wird zudem eine Solarlaterne mit separatem 3 W PV-Paneel angeboten, wobei die Duron Energy eine Produktionskapazität von 1 Mio. Stück pro Monat angibt.
Nachdem die Firma – eine Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Unternehmens Distributed World Power – im Januar 2013 die Pilotvermarktung ihrer Plug-n-Play-Solarbeleuchtungslösungen in zwei Bundesstaaten (Karnataka und Uttar Pradesh) abgeschlossen hat, bei der die Heimsysteme in rund 3.200 Dörfern installiert wurden, wird nun eine Expansion im ganzen Land angestrebt, für deren Finanzierung Risikokapital in Höhe von bis zu 10 Mio. $ gesucht wird.
Zu diesem Zeitpunkt werden vier Modelle mit einer Leistung von 5 – 120 W angeboten, die 4 – 6 Stunden lang Energie liefern. Die speziell für ländliche Gebiete entwickelten Versionen Duron Breeze, Lite, Mini und Mega verfügen über eine Batteriestandsanzeige, einen Schalter zum Dimmen und Aufhellen des Lichts, einen Ventilator, eine mobile Ladestation und energieeffiziente, wasserfeste LED-Leuchten.
Im Januar 2014 wird die Duron Energy von der ebenfalls indischen RAL-Gruppe (RAL Consumer Products Ltd.) aufgekauft, welche das Marktsegment der Solarleuchten und Heimsysteme unter dem Namen Mitva weiterführt.
Im September 2010 wird von Prof. Richard
Friend die Spin-out-Firma Eight19 Ltd. gegründet,
um die Forschungsergebnisse seines Teams am Cavendish-Labor der Cambridge
University zu einer neuen Generation von Solarmodulen aus
gedrucktem Kunststoff weiterzuentwickeln und in die Praxis umzusetzen.
Hierfür läßt sich die Eight19, die durch eine Investition in Höhe
von 4,5 Mio. £ des Carbon Trust und des französischen Spezialchemieunternehmens
Rhodia unterstützt wird, im Mai 2011 von Cambridge
Enterprise, dem Kommerzialisierungsbüro der Universität, exklusiv
die entsprechenden Patente lizenzieren.
Im Laufe des Jahrs entwickelt das Unternehmen, dessen Name sich von den acht Minuten und 19 Sekunden ableitet, die das Licht der Sonne braucht, um die Erde zu erreichen, ein revolutionäres, umlagefinanziertes Solarenergiesystem für netzunabhängige Kunden und Gemeinden in Schwellenländern, das unter dem Namen IndiGo bekannt wird. Es ermöglicht den Besitzern nämlich, nicht nur Licht zu haben und ihr Handy aufzuladen, sondern ihren Solarstrom auch zu verkaufen.
Das ‚Pay-As-You-Go‘-System, das mit einem Guthaben arbeitet, vergleichbar mit den Bezahlsystemen für Mobiltelefone, wird erstmals im September 2011 in Kenia angeboten. Das Einsteigersystem, für das eine einmalige Installationsgebühr von etwa 10 $ anfällt, umfaßt ein 3 W Solarpaneel, eine Batterie, zwei LED-Lampen, ein Handy-Ladegerät und ein Modul, mit dem die Nutzer über ihr Mobiltelefon Strom kaufen können. Das System ermöglicht acht Stunden rauchfreie Beleuchtung für zwei Räume und das Aufladen von Mobiltelefonen.
Um ihr IndiGo-Gerät zu nutzen, kaufen die Kunden Rubbelkarten für einen bestimmten Zeitraum, z.B. einen Tag, eine Woche oder einen Monat, und erhalten per SMS den Zugangscode, mit dem sie ihrem Gerät mitteilen, daß es diese Menge an Energieguthaben aktivieren soll. In Kenia liefert Eight19 Strom für etwa 1,5 $ pro Woche, wodurch die Menschen durchschnittlich 2 $ pro Woche für Kerosin und 1 – 1,50 $ für Strom für Mobiltelefone sparen. Nach etwa 18 Monaten ist das Gerät in der Regel vollständig abbezahlt und wird dauerhaft freigeschaltet.
Wenn 3 W nicht ausreichen oder sich die Bedürfnisse der Kunden ändern, können sie über den IndiGo Energy Escalator auf ein 10 W System aufsteigen, das zwei weitere Lampen und ein Radio versorgt – und weiter bis zur Deluxe-Version, die 80 W liefert und neben dem Mobiltelefon vier Lampen, ein Radio, einen Fernseher und eine Nähmaschine versorgen kann.
Im Januar 2012 meldet die Eight19 die Eröffnung einer Fertigungsanlage für organische PV-Module am Unternehmenssitz in Cambridge. Die Fertigung arbeitet mit dem Rolle-zu-Rolle-Druckverfahren und produziert die Module mit einer maximalen Geschwindigkeit von etwa 3,6 km pro Stunde. Die Module befinden sich derzeit in der Entwicklungsphase und sollen ab Anfang des Folgejahres in größerem Maßstab in den IndiGo-Systemen eingesetzt werden.
Im Mai beginnt die Firma mit Tests im Südsudan, um die Leistung der neuen Solartechnologie unter den schwierigen Umweltbedingungen in Äquatornähe zu testen – und auf der UN-Klimakonferenz RIO+20 im Juni wird IndiGo mit dem World Business and Development Award ausgezeichnet. Das Unternehmen, das bis zu diesem Zeitpunkt 4.000 Anlagen in Kenia, Südsudan, Malawi, Uganda und Sambia installiert hat, prüft nun auch den Einsatz in anderen Ländern, vor allem in Südafrika und Ghana sowie auf den indischen Subkontinent.
Aufgrund des schnellen Wachstums von IndiGo entscheidet der Eight19-Vorstand im August, die gesamten IndiGo-Aktivitäten auf die Firma Azuri Technologies Ltd. zu übertragen. Die beiden Unternehmen, die mit Simon Bransfield-Garth denselben Geschäftsführer haben, verbleiben in Cambridge und werden ihre enge Zusammenarbeit fortsetzen. Dabei wird sich die Azuri auf die Erweiterung der IndiGo-Produktfamilie und den Marktzugang konzentrieren, während die Eight19 sich auf ihr Kerngeschäft konzentriert, den Druck kostengünstiger, leichter und flexibler organischer Photovoltaik.
Im Februar 2013 erhält die Azuri einen Betriebsmittelkredit in Höhe von 1 Mio. £ von der Barclays PLC, der drittgrößten Bank in Großbritannien, um weitere 30.000 umlagefinanzierte Solarsysteme für Haushalte in Afrika südlich der Sahara bereitzustellen.
Im Juni ist zu erfahren, daß das IndiGo-Gerät nun in den malaysischen Produktionsstätten der Firma ESCATEC in Serie produziert wird. Die anfängliche Kleinserie war im Werk der ESCATEC Switzerland AG in Heerbrugg hergestellt worden. Wenn alles nach Plan läuft, werden bis Ende des Jahres 75.000 Haushalte in den Ländern südlich der Sahara von der Technologie profitieren, und bis 2014 sollen sich eine Viertelmillion Haushalte in neun afrikanischen Ländern mit Strom aus den Azuri-Solarsystemen versorgen.
Im April 2015 kündigt Azuri eine Partnerschaft mit dem ghanaisches Energieunternehmen Oasis African Resources (OAR) an, um in den nächsten zwei Jahren 100.000 netzunabhängige Haushalte in Ghana mit umlagefinanziertem Solarstrom zu versorgen. Die Partnerschaft wird vom ghanaischen Energieministerium unterstützt, und das Projekt wird mit landwirtschaftlichen Kooperativen und Frauenorganisationen zusammenarbeiten und sich vor allem auf die Kakaoanbau-Gebiete in der Zentralregion des Landes konzentrieren.
Ende Juli gibt der Energieminister Kwabena Donkor den offiziellen Startschuß für die Einführung des PayGo-Solarstroms für Privathaushalte in der Gegend von Assin Sienchem. Zum Einsatz kommt hier das 15 W Azuri quad solar lighting packs (o. Azuri Quad 15 W Solar Home System) mit vier Leuchten und einem Radio. Die weitere Entwicklung kann auf der Homepage azuri-group.com verfolgt werden.
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