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Entwicklung der photovoltaischen Nutzung 2016 (a)

 

Die erste Meldung in diesem Jahr kommt von sehr weit her: Mitte Januar 2016 bricht die Jupiter-Forschungssonde Juno (o. Jupiter Polar Orbiter) der NASA den interplanetaren Entfernungsrekord für Raumfahrzeuge, die PV-Paneele als primäre Stromquelle nutzen.

Juno vor Jupiter Montage

Juno vor Jupiter
(Montage)

Mit einer Entfernung von 493 Millionen Meilen von der Sonne setzt die 2011 gestartete Sonde einen neuen Standard für die Nutzung von Solarenergie bei der Erforschung des Weltraums. Der bisherige Rekordhalter ist die immer noch funktionierende Raumsonde Rosetta der Europäischen Weltraumorganisation, die im Oktober 2012 erstmals den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko abfing.

Junos Hauptkörper ist ein sechsseitiges Prisma mit einer Kantenlänge von etwa 2 m. An drei der sechs Seiten sind vierfach zusammenklappbare Solarflügel mit 8,9 m Länge und einer Breite von 2,00 m bzw. 2,65 m befestigt. Zwei davon sind komplett mit Solarzellen belegt, das dritte nur auf drei Feldern, das vierte trägt einen Magnetometer. Insgesamt verfügt die Raumsonde über 18.698 strahlungsresistente Hightech-Galliumarsinid-Solarzellen mit einer Gesamtfläche von über 60 m2.

Während die Paneele beim Jupiter etwa 500 W Strom erzeugen, wären es bei ihrer Größe auf der Erde 14 kW. Dennoch reichen sie mit ihrem Wirkungsgrad von 28 % aus, um das Raumschiff auch am fernen Jupiter voll funktionsfähig zu halten. Dieses ist so erfolgreich, daß die NASA den Einsatz später bis 2025 verlängert.


Wie im April 2023 zu erfahren ist, haben die Ingenieure der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zur Stromversorgung der gerade gestarteten Jupite-Forschungssonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) ebenfalls auf Galliumarsenid-basierte Solarzellen gesetzt, die in diesem Fall ein Drei-Schichten-Zellendesign verwenden. Die GaAs-Triple-Junction-Zellen der AZUR SPACE Solar Power GmbH aus Heilbronn erreichen einen Wirkungsgrad von fast 30 %.

JUICE hat zehn mit Karbonfasern und einer Wabenstruktur verstärkte Paneele in den Maßen 2,5 x 3,5 m, wobei auf jeder Seite fünf davon kreuzförmig angeordnet sind. Insgesamt haben die schwenkbaren Paneele eine Spannweite von 27 m und eine Fläche von ca. 85 m2. Es sind die bislang größten Sonnengeneratoren, die jemals bei interplanetaren Missionen eingesetzt wurden. Der Eintritt in den Orbit um Jupiter soll im Juli 2031 erfolgen.


Genau am Weltwassertag der Vereinten Nationen im März 2016 startet das Cleantech-Unternehmen Watly eine Kampagne auf Indiegogo, um seine besondere Solartechnologie zu finanzieren.

Watly Grafik

Watly
(Grafik)

Der gleichnamige Watly ist ein Generator, der PV-Paneele nutzt, um Strom zu speichern, der dann zur Reinigung und Entsalzung von Wasser, zur netzunabhängigen Stromerzeugung und zur Ermöglichung von Internetanschlüssen genutzt wird. Unter der Leitung des italienischen Unternehmers Marco A. Attisani will das Watly-Team in erster Linie Gemeinden in Afrika dabei helfen, Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer gesicherten Energieversorgung zu erhalten.

Das 2013 gegründete Unternehmen mit Niederlassungen in Spanien und Italien war in vier Finanzierungsrunden mit Mitteln in Höhe von fast 2,4 Mio. € ausgestattet worden, das Ergebnis einer fünften Runde wird nicht bekanntgegeben. Ein erster Prototyp wird seit Juli 2013 getestet, während der zweite - eine Watly 2.0 genannte Maschine - ab März 2014 in Abenta Village in Ghana in der Erprobung ist. Der Firma zufolge zeigen beide ein hohes Leistungsniveau und keine Anzeichen von mechanischen Störungen oder Ausfällen.

Der nun zum Bau vorgesehene Watly 3.0, der mit einer Länge von 40 m als der „größte solarbetriebenen Computer der Welt“ bezeichnet wird, besteht aus vier bogenförmigen Einheiten und kombiniert photovoltaische und thermische Solartechnik, um mindestens 15 Jahre lang pro Tag 5.000 Liter Wasser zu reinigen und gleichzeitig Gemeinden mit bis zu 3.000 Personen mit Strom und Internet zu versorgen. Das Reinigungsverfahren arbeitet ausschließlich mit Sonnenenergie und basiert auf dem Prinzip der Dampfkompressionsdestillation. Irgendwelche Details zu dem vorgesehenen PV-System sind nicht zu finden - und eigentlich wird auch nicht klar, wozu die Computer da sind.

Das Ergebnis der Indiegogo-Kampagne ist jedenfalls ernüchternd, denn das Zahlungsziel von 75.000 $ wird mit dem tatsächlichen Ertrag von nur 17.939 $ weit verfehlt. Watly gewinnt jedoch bei zwei Runden des von der EU geförderten Programms Horizon2020, mit deren Hilfe die erste vorindustrielle Version des Watly 3.0 finanziert wird. Das Gerät soll ab September 2016 im Rahmen einer europäischen Roadshow vorgestellt werden, was sich allerdings nicht bestätigen läßt. Inzwischen ist die Firma nicht mehr existent.

Hidden Mickey Solar Farm

Hidden Mickey
Solar Farm

Mitte April 2016 wird im Walt Disney World Resort in Orlando, Florida, eine PV-Solaranlage in Form einer Mickey Mouse eingeweiht, der bislang größte Solarpark des Medienkonzerns, der von Duke Energy gebaut wurde. Disney hat sich selbst ambitionierte Klimaschutzziele verordnet und will seine Klima-Emissionen bis zum Jahr 2020 – im Vergleich zum Jahr 2012 – um 50 % senken.

Die Anlage mit dem Namen Hidden Mickey Solar Farm in der Nähe des Epcot Centers hat eine Kapazität von 5 MW und besteht aus 48.000 Solarpaneelen auf einer Fläche von knapp 9 ha. Mit dem Strom werden die vier Themenparks, zwei Wasserparks und 23 Hotelanlagen des Ressorts versorgt, ebenso wie Hotels entlang des Hotel Plaza Boulevards sowie das Four Seasons Resort.

Anfang 2018 kündigte das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Reedy Creek Improvement District und dem Solarprojektentwickler Origis Energy USA an, um eine weitere Solarfarm zu errichten. Der neue 50 MW Solarpark wird eine halbe Million Solarmodule beherbergen und genug Energie produzieren, um zwei der vier Themenparks in Zentralflorida zu versorgen.


Eine Idee, die - im Nachhinein - auf der Hand liegt, erscheint im Mai in den Blogs. Das Motiv des libanesischen Teams um den Architekten und Produktdesigner Antoine Sayah und seines Start-Ups Beachill ist leicht nachvollziehbar: Es gibt nur wenige Dinge im Leben, die besser sind als ein Tag am Strand, doch ein Aufenthalt abseits von Stromanschlüssen kann schnell zu leeren Handy-Akkus und warmen Getränken führen.

Beachill A-Zero

Beachill A-Zero

Die Lösung besteht aus einer wasser- und UV-beständigen Liegematte namens Beachill A-Zero, die über eine abnehmbare, keilförmige Kopfstütze verfügt, in welche ein 7 W Solarpaneel und ein USB-Ladegerät eingearbeitet sind. Im Durchschnitt soll sich die Batterie alle drei Minuten um 1 % aufladen. Eine Reißverschluß-Tasche nimmt den USB-Anschluß auf und dient auch dazu, kleine Wertsachen außer Sichtweite aufzubewahren.

Auf der anderen Seite der Kopfstütze gibt es eine 2-Liter-Kühlbox, ebenfalls mit Reißverschluß, in der Getränke aufbewahrt werden können, wobei es sich bei diesem ,Thermokühlschrank' um eine Kühltasche ohne Stromanschluß handelt. Die aus Dralon-Acryl gefertigte vierteilige (plus Kopfstütze) A-Zero wiegt 1,7 kg, läßt sich auf 50 x 60 x 40 cm zusammenfalten und verfügt über einen integrierten Griff zum einfachen Transportieren.

Um das nötige Geld für den Produktionsstart der Faltmatratze zu sammeln, führt die Beachill eine Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo durch, bei der die A-Zero ab 119 $ kostet, was 40 % unter dem späteren Einzelhandelspreis liegt. Wenn alles wie erhofft verläuft, will die Firma im Juli mit der Auslieferung beginnen. Das Ergebnis der Kampagne ist allerdings fatal, denn von dem Finanzierungsziel in Höhe von 40.000 $ wird nicht ein Dollar eingenommen. Weshalb man danach auch nie wieder etwas von der eigentlich recht sinnvollen Idee hört.


Ebenfalls im Mai 2016 bekommt das Thema Balkonkraftwerke, über dessen Anfänge ich am Schluß der Jahresübersicht 2012 berichtet habe, erneut Presse, als die im Vorjahr gegründete Wiener Firma homemade.energy GmbH mit einem Mini-Solarkraftwerk namens simon auf den Markt kommt.

Das Unternehmen ist eine Tochter der seit 1999 bestehenden österreichischen oekostrom GmbH für Vertrieb, Planung und Energiedienstleistungen (früher: oekostrom Vertriebs GmbH, oekostrom AG). Die Entwickler von simon sind der Namenspate Simon Niederkircher und Michael Garhaup.

Greenpeace Energy hatte im vergangenen Mai 2015 eine Crowdfunding-Kampagne für das Mini-Kraftwerk begleitet, deren Finanzierungsziel von 567.000 € fühlbar überschritten wurde, als sich 967 Unterstützer mit insgesamt 654.223 € beteiligten. Bei der Kampagne wurden die ersten 1.000 Exemplare des simon für 499 € angeboten, darüber hinaus kosten sie 599 €. Das Einzelpaneel hat die Maße 139 x 69 und muß lediglich aufgestellt und per Stecker an das Stromnetz angeschlossen werden.

Das Marketing ist anschaulich und Bürgernah: Laut den Initiatoren, zu denen auch der österreichische Solarmodul-Pionier Energetica in Klagenfurt als Produktionspartner gehört, kann das Paneel mit seiner Spitzenleistung von 150 W täglich genügend Strom gewinnen, um ein Mittagessen für zwei Personen zu kochen, eine Ladung Wäsche zu waschen oder 35 Tassen Kaffee zu bereiten.

Solarheld

Solarheld


Etwa zeitgleich mit der homemade.energy GmbH (die übrigens Mitte 2019 liquidiert und ein Jahr später endgültig gelöscht wird) startet das Kölner Unternehmens Infinitum Energie GmbH eine Crowdfunding-Kampagne auf startnext zugunsten einer kompakten Mini-Solaranlage namens Solarheld für rund 495 €, mit der die Energiewende auf dem Balkon weiter vorangetrieben werden soll. Das Team benötigt zur Umsetzung eine Summe von 100.000 €, scheitert damit aber.


Darüber hinaus hatte im November 2015 das Berliner Start-Up indielux eine Photovoltaikanlage für den Balkon vorgestellt, die aus einem oder mehreren PV-Modulen besteht, die sich werkzeugfrei an der Balkonbrüstung befestigen lassen. Mit einem Modul können etwa 200 kWh Strom pro Jahr erzeugt werden.

Allerdings leisten die deutschen Netzbetreiber noch immer Widerstand gegen den Anschluß solcher steckerfertigen Mini-Solarkraftwerke und verunsichern die Nutzer. Auch der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) äußert weiterhin Sicherheitsbedenken gegen diese Form der Guerilla-Photovoltaik, wie sie auch genannt wird, und legt im September 2016 den Entwurf einer Norm vor, die die Anlagen allerdings deutlich verteuern und so die Energiewende auf dem Balkon erschweren könnte. Zu diesem Zeitpunkt sollen in Deutschland schon 10.000 - 20.000 solcher Anlagen in Betrieb sein.


Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) gründet auf der Intersolar 2016 im Juni die Arbeitsgruppe PVplug, bestehend aus Ingenieuren, Wissenschaftlern, Rechtsanwälten, Unternehmern, Fachjournalisten und PR-Arbeitern. Die PVplug erhält umgehend den pv magazine award 2016.

Ziel der Gruppe ist der Abbau bürokratischer Hürden, um die dezentrale Energieversorgung weiter voranzutreiben und möglichst viele Menschen, vor allem Mieter und Kleingärtner, an der Energiewende teilhaben zu lassen. Das Engagement der Arbeitsgruppe wird zudem 2018 mit den renommierten Georg- Salvamoser-Preis geehrt.

DGS SolarRebell 2.0

DGS SolarRebell 2.0

Gleichzeitig wird im Juni eine großangelegte Aktion unter dem Namen DGS SolarRebell gestartet, um für DGS-Mitglieder und solche, die es werden wollen, eine mit der Firma GP Joule (s. 2012) ausgehandelte Kleinst-PV-Anlage zur direkten Einspeisung in das Hausnetz zu einem Sonderpreis anzubieten.

Das Paket miniJOULE Single XL Letrika 250, das in seiner klassischen Anwendung ein Balkonmodul darstellt, besteht aus einem polykristallinen 250 W PV-Modul von Canadian Solar, einem Wechselrichter, einer Unterkonstruktion aus Aluminium sowie Kabel samt Stecker zu einem Preis von 408 € für DGS-Mitglieder. Für Nichtmitglieder beträgt er 473 €. Später kommt auch eine Version DGS SolarRebell 2.0 auf den Markt.


Ebenfalls im Juni 2016 kursiert eine verblüffende Meldung aus Chile. Demnach hat sich die in das chilenische Stromnetz eingespeiste Solarenergie-Kapazität seit 2013 vervierfacht, und aktuell leiten 29 Solarparks ihren Strom in das Netz ein, weitere 15 sind für die Zukunft geplant. Als Resultat wird nun mehr Solarstrom erzeugt, als verbraucht werden kann.

Bis April sind die Spotpreise für Solarstrom an 113 Tagen des Jahres auf Null gesunken, und es wird erwartet, daß noch viele weitere Tage mit kostenlosem Solarstrom folgen werden. Für die Bürger ist die Nutzung des kostenlosen Solarstroms ein Vorteil, aber Investoren und Eigentümer von Solarkraftwerken könnten dabei Geld verlieren.


Ebenfalls im Juni berichtet das Photovoltaik-Institut Berlin (PI Berlin), daß es zusammen mit dem Hamburger Unternehmen Wavelabs und Forschern der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) einen LED-Flasher entwickelt hat, mit dem Installateure die Leistung von PV-Modulen im Feld messen zu können - in Laborqualität, und ohne daß die Module vorher demontiert werden müssen.

LED-Flasher

LED-Flasher

Bisher werden diese überprüft, indem ein mobiles Labor zum Solarpark fährt, wo die Module ausgebaut und dann in dem Laborwagen vermessen werden. Dies kostet aber viel Zeit und Geld, und außerdem kann das Modul dabei weiter beschädigt werden. Erforderlich sind solche Überprüfungen insbesondere nach schweren Unwettern - wie Hagel oder starken Stürmen.

Bei der neuen Technik wird der Flasher über dem Modul plaziert und ein Auslöser gerückt, woraufhin eine Reihe von LED-Lampen aufleuchten und das Sonnenlicht simulieren. Dies geschieht so realitätsgetreu, daß die Leistung des Moduls extrem genau untersucht werden kann. Auf diese Weise lassen sich die Spannung und die Stromstärke und damit die Leistung des Moduls unabhängig von der Tageszeit und der Witterung messen. Wird das Kraftwerk nachts untersucht, hat das für den Betreiber den Vorteil, daß die Anlage keinerlei Ausfallzeiten verzeichnet.

Fällt die Leistung eines Moduls signifikant zu niedrig aus, ist das ein eindeutiges Indiz für einen Fehler wie Mikrorisse, defekte Zellteile oder schadhafte Bypass-Dioden. In diesem Fall kann das Modul mittels Thermografie- und Elektrolumineszenzaufnahmen (EL) weiter untersucht werden, um die Art des Fehlers genauer feststellen. Hierzu werden z.B. mobile EL-Geräte der Firma Suncyle GmbH mit Sitz im thüringischen Isseroda oder der Solartechnik Fladung GmbH aus Aachen eingesetzt.

Schäden zeigen sich bei der EL-Messung durch eine Rückwärtsbestromung. Bei dieser wird mit einem speziellen Gerät Strom auf den Modulstrang gelegt, wodurch eine elektromagnetische Strahlung entsteht. Die angeschlossenen Module einer Reihe fangen an zu glimmen, vergleichbar mit LEDs. Diese Strahlung läßt sich von einer speziellen Kamera nur im Dunkeln aufnehmen, weshalb die Messungen nachts durchgeführt werden. Das Leuchten liegt visuell im Nahinfrarotbereich und ist mit einer normalen Foto- oder Wärmebildkamera nicht sichtbar.


In diesem Zusammenhang sei auch schon auf ein im September 2023 vorgestelltes System verwiesen, das von Forschern des National Renewable Energy Laboratory (NREL) mit Unterstützung von Industriepartnern entwickelt wurde und die Photolumineszenz nutzt, als grundlegende Eigenschaft der Halbleiter in Solarzellen.

Das PLatypus genannte Gerät bestrahlt die Solarzellen mit Licht, das diese dann an die Kameras des Geräts zurücksenden. Beschädigte Zellen leuchten weniger hell, was einen schnellen Hinweis auf den Zustand der Module gibt. Damit kann ein ganzes System in einem Bruchteil der Zeit und der Kosten überprüft werden, die zuvor erforderlich waren - und das, ohne die Elektronik des Systems abzuschalten.


Im gleichen Kontext folgt im Juli 2024 der Bericht einer Forschergruppe der chinesischen Beihua-Universität und der Northeast Electric Power University, die eine neuartige Methode zur Erkennung von PV-Defekten entwickelt hat, die auf Deep Learning der Elektrolumineszenz beruht.

Der Bericht mit dem Titel ,Defect detection of photovoltaic modules based on improved VarifocalNet’ ist im Netz einsehbar. Ebenso wie die Studie ,A PV cell defect detector combined with transformer and attention mechanism’, die im September von einem Team des Zhejiang Industry Polytechnic College und der Northeastern University (NEU) in Shenyang veröffentlicht wird und einen neuen Algorithmus zur Erkennung von PV-Defekten vorstellt.


Zeitgleich im September beginnt das Start-Up Solevi GmbH, ein in Reutlingen beheimatetes Unternehmen für Elektrolumineszenz-Inspektion, mit drohnengestützten Inspektionsdiensten für Solaranlagen auf Dächern. Damit sollen nur einige Beispiele für den aktuellen Stand der Technik gegeben werden, der hier aber nicht weiter vertieft werden soll.

Advanced Regeneration Technology

Advanced
Regeneration Technology

Anders ist es im Fall einer Technologie, die Solarzellen verjüngen soll. Wie im Dezember 2023 gemeldet wird, haben Forscher der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur nach jahrelangen Versuchen nun ein Beleuchtungsgerät mit hoher Intensität vorgestellt, das selbst über die PV-Module rollen und die durch Licht, Hitze und Feuchtigkeit verursachten Löcher in Silizium-Solarzellen ,flicken’ kann. Der Prozeß, bei dem die Paneele nicht entfernt werden müssen, dauert weniger als fünf Minuten und kann den Modulen helfen, bis zu 5 % ihrer verlorenen Leistung wiederzuerlangen.

Die neue Technik mit der Bezeichnung Advanced Regeneration Technology, die sich bereits in verschiedenen kommerziellen Anwendungen bewährt hat, besteht darin, die Solarzellen mit intensivem Licht und kontrollierter Temperatur zu bestrahlen, um die Polysiliziummoleküle anzuregen und in schnelle Bewegung zu versetzen. Dadurch soll ihre Anordnung verändert werden, was die Löcher ,stopft’ und die Module bis zu fünf Jahre lang wieder auf optimale Leistung bringt.

Die Kosten für die Behandlung sollen etwa 20 % der Kosten für ein neues Paneel betragen, was mir allerdings sehr hoch erscheint. Weitere technische Details über das Gerät werden nicht bekanntgegeben. Um die Technologie zu vermarkten, gründen die Forscher das Start-Up EtaVolt Pte Ltd., dem die an der NTU entwickelte und patentierte Verjüngungsmethode lizenziert wird - die in den Kommentaren noch etwas skeptisch betrachtet wird.


Weiter mit der allgemeinen Jahresübersicht geht es im Juni, als die Forscher Janne Halme, Ghufran Hashmi, Alpi Rimppi und Merve Özkan der Aalto-Universität in Helsinki über eine von ihnen entwickelte Methode berichten, um Solarzellen mit jedem erdenklichen Bild oder Text zu bedrucken - im vorliegen Fall beispielsweise mit Fotos von drei Teammitgliedern und einer Botschaft in Form eines QR-Codes, der auf die Forschungsarbeit des Teams verweist.

Bei der neuen Technik werden eine spezielle photovoltaische Tinte, die Licht absorbiert und einen Teil der dabei erzeugten Wärme in Strom umwandelt, und farbstoffsensibilisierte, halbtransparente Solarzellen verwendet, auf die mit dem Tintenstrahldrucker gedruckt werden kann, um individuelle Bilder zu erstellen, die eingerahmt werden können, während sie gleichzeitig Strom aus den Sonnenstrahlen erzeugen.

Der Artikel mit dem Titel ,Dye-sensitized solar cells with inkjet-printed dyes', an dem noch weitere Forscher beteiligt sind, darunter auch Prof. Michael Grätzel, auf den die Farbstoff-Solarzellen zurückgehen, ist im Netz einsehbar.


Im September 2016 erfahre ich zum ersten Mal von einem ,Geheimbund der Solarbranche', der sich seit 14 Jahren zu geheimen Treffen trifft, um Strategien zu entwickeln, wie die Solarenergie zur vorherrschenden Energiequelle der Erde werden kann. Der Bericht von David Ferris wird vom Renewable & Appropriate Energy Laboratory (RAEL) der University of California, Berkeley (UC Berkeley) unter dem Titel ,TECHNOLOGY: Inside solar’s secret society’ veröffentlicht.

Der Solar Circle, der im Jahr 2002 von 30 Vertretern aus allen Bereichen der solaren Wertschöpfungskette gegründet wurde, ist außerordentlich vielfältig und umfaßt Innovatoren, Unternehmer, Philanthropen, Ingenieure, Hersteller, Risikokapitalgeber, Architekten, Projektentwickler, Aktivisten, Lobbyisten, Physiker, Journalisten und politische Entscheidungsträger sowie Spezialisten für die meisten technologischen Methoden zur Gewinnung von Energie aus der Sonne sowie für angrenzende Bereiche wie die Windkraft.

Zu Gründungsmitgliedern gehört beispielsweise der Architekt Steven Strong, der 2002 die ersten PV-Paneele auf dem Weißen Haus installiert hat (s. Jahresübersicht 2007).

Die Gruppe ist eine Art Brain Trust, dessen Mitglieder aufgrund ihrer Talente und ihres Engagements für die Sache handverlesen wurden und werden. Er hat systematisch jeden Aspekt der Versorgungskette erforscht und versucht, ihn zu verbessern, und dabei eine Rolle hinter den Kulissen gespielt, als sich die Solarenergie von einer Hippie-Kuriosität in die am schnellsten wachsende neue Energiequelle im Stromnetz verwandelte.

Die US-amerikanisch geprägte Gruppe setzt sich regelmäßig zweimal im Jahr bei geheimen Treffen zusammen, obwohl sie kein Budget, keine rechtliche Struktur und keine Mitarbeiter hat. Die Mitglieder reisen auf eigene Kosten zu den an unterschiedlichen Orten stattfindenden Wochenendtagungen. Wer sich mehr dafür interessiert, sollte die Recherche mit dem o.g. Artikel beginnen.


Und auch eine Kunstinstallation aus diesem Jahr ist erwähnenswert. In Zusammenarbeit mit der Sternwarte Stuttgart, die ehrenamtlich vom Verein Schwäbische Sternwarte e.V. betrieben wird, baut der Steinbildhauer, Installations- und Performamcekünstler Pablo Wendel im September 2016 das Projekt Sternenfänger auf, mit dem Lichtenergie aus dem All gesammelt und mittels einer Batterie als ,Kunststrom’ gespeichert wird. Den Rahmen bildet das von der Kulturregion Stuttgart gemeinsam ausgerichtete und bis Mitte Oktober laufende Lichtkunstfestival.

Projekt Sternenfänger

Projekt Sternenfänger

Wendel hatte 2012 die Performance Electrics gGmbH als Stromanbieter zur Produktion und Distribution von Kunststrom gegründet und nach diversen Aktivitäten in Berlin, Stuttgart, Brüssel und São Paulo inzwischen mit seinem Team eine Methode entwickelt, die Energie des Sternenhimmels einzufangen - also auch Sonnenenergie, nur eben aus viel weiterer Ferne. Es werden zwar keine Details genannt, doch den veröffentlichten Grafiken zufolge wird dazu eine vermutlich hochsensible PV-Zelle vor dem Okular eines der Teleskope angebracht.

Der Sternenfänger, der in der Presse als das mit Abstand interessanteste Projekt des Festivals bezeichnet wird, als konzeptuell stringent, kritisch und klug, besteht aus einer neben der Sternwarte errichteten aufblasbaren Kuppel, in der sich nichts als ein kleines Lämpchen befindet, das mit der Energie gespeist wird, die vom Licht der Sterne abgezapft wird. Was ausgerechnet zur Vernissage aber nicht klappt: Das Wetter ist lausig, die Lampe bleibt dunkel.

In wolkenlosen Nächten klingt das schon anders: „Der halbrunde Raum versinkt in fast völliger Finsternis, einzig das Licht des Lämpchens zeugt von der kaum faßbaren Kraft des vergänglichen Lichts, das aus den unendlichen Weiten des Universums eingefangen wurde. Das durch den kosmischen Raum strahlende Licht wird in seiner physikalischen und energetischen Qualität erfahrbar. In der Zartheit des Lichtimpulses bekommt die Transformation der Sternenenergie eine poetische Dimension.“

Von der Seite der Sternwarte ist das Kunstprojekt inzwischen verschwunden, aber im Jahr 2018 gründet die Performance Electrics das E-WERK Luckenwalde, wo im Laufe der Zeit diverse Projekte und Performances stattfinden, die alle mit der Idee Kunststrom zu tun haben und über die man sich auf den Homepages der Initiative und des Künstlers näher informieren kann und sollte.

 

Das quantitative Jahresfazit lautet:

Laut den Zahlen des US-Analysehauses IHS und des Solarenergieverbandes SolarPower Europe erreicht der Photovoltaik-Ausbau in Europa bereits Mitte 2016 einen Meilenstein, als das Ausbauvolumen von 100 GW überschritten wird. Davon entfallen allein auf Deutschland etwa 40 GW.

Auch global ist die Nutzung der Solarenergie weiter auf Wachstumskurs. Dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) zufolge sind 2016 weltweit Solarstromanlagen mit einer Nennleistung von rund 70 GW neu hinzugekommen, ein Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) geht sogar von einem Zuwachs in Höhe von 75 GW aus.

China hat demnach Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von rund 34 GW installiert, dahinter folgen die USA mit rund 13 GW und Japan mit etwa 9 GW. Damit erreicht die global installierte solare Kraftwerksleistung mit 300 GW (IEA: mindestens 303 GW) ebenfalls einen Meilenstein. Das entspricht der Erzeugung von etwa 375 Mrd. kWh Solarstrom pro Jahr, was 1,8 % des weltweiten Strombedarfs entspricht.

Laut BSW-Solar hat das Weltwirtschaftsforum (WEF) in einer aktuellen Studie zudem festgestellt, daß Photovoltaik in mehr als 30 Ländern mittlerweile so günstig ist, daß sie dort ohne Förderung wirtschaftlich betrieben werden kann.

 

Weiter mit der photovoltaischen Nutzung 2017...