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MUSKELKRAFT

DreirÄder (2)


Das in Durham, North Carolina, beheimatete Unternehmen Organic Transit von Rob Cotter präsentiert ebenfalls im Juli 2012 den Stadtflitzer ELF, der mit Muskelkraft und Sonnenenergie fährt. Auch dieses Dreirad kombiniert den vom Fahrrad bekannten Kettenantrieb mit einem Elektromotor. Außerdem soll das überdachte E-Bike dank Recycling-Materialien und Solarpaneel neue Maßstäbe in Sachen Umweltfreundlichkeit setzen, auch wenn das Design eher schlicht gehalten ist.

ELF 1

ELF 1

Das ELF, dessen Serienproduktion 2013 beginnt, basiert auf einem Trike, das um einen Aluminium-Aufbau erweitert wurde. Auch alle anderen Bauteile sind rostfrei und das Dach dient nicht nur als Wetterschutz sondern kann durch sein Solarpaneel innerhalb von sieben Stunden den Akku laden, der einen 600 W Elektromotor versorgt und dem Fahrgerät eine Geschwindigkeit von ca. 32 km/h und eine Reichweite von rund 70 km erlaubt – ohne Pedalieren. Tritt der Fahrer dazu in die Pedale, fährt das E-Bike entsprechend schneller und die Batterie wird entlastet.

Das individuell vom Kunden konfigurierbare Fahrzeug kostet als Standardmodell 5.495 $ (Stand 2015). Gegen Aufpreis von 500 $ wird ein Sitz für einen Mitfahrer eingebaut (Modell 2FR). Innerhalb von 18 Monaten werden 425 ELFs in acht Ländern verkauft, die z.T. auch von Lieferdiensten und Postboten eingesetzt werden. Dies wird durch eine maximale Zuladung von 250 kg und eine Transportbox im hinteren Teil des Fahrzeugs ermöglicht.

Um die Produktion anzukurbeln startet Organic Transit im November 2012 eine Kickstarter-Kampagne, die auch erfolgreich verläuft: Bis Januar 2013 tragen 547 Unterstützer zur Verwirklichung des Projekts bei – mit einer Summe von 225.789 $. Und Ende 2015 gewinnt das Unternehmen den People & Planet Award für das ,effizienteste Fahrzeug auf dem Planeten’.


Ein ebenfalls verkleidetes Velomobil, das im August 2012 in der Presse erscheint und zumindest auf den Abbildungen leicht gewöhnungsbedürftig wirkt, trägt den Namen Tripod und stammt aus den Werkstätten der Firma Columbia Cycle Works LLC von Philip Rausch in Portland. Das bereits Anfang 2010 debütierte Gefährt, das in erster Linie pedalbetrieben werden soll, wird bislang nur auf Bestellung hergestellt, doch nun ist das Unternehmen im Begriff, die Produktion in großem Stil hochzufahren.

Im Gegensatz zu vielen anderen Velomobilen, in denen der Fahrer niedrig und weit zurückgelehnt sitzt, wird das Tripod in einer mehr aufrechten Position gefahren, was zwar seine Aerodynamik etwas verringert, dafür aber dem Fahrer einen guten Blick auf die Straße erlaubt und ihn auch für die anderen Verkehrsteilnehmer besser sichtbar macht. Wozu auch eine vollständige Lichtanlage nebst elektrischer Hupe sowie eine orangefarbene Sicherheitsfahne dienen.

Zudem hat das Fahrgerät standardmäßig einem 500 W Nabenmotor als Hilfsantrieb, der es mit 32 km/h voranbewegt, dem in den USA und anderswo vorgegebenen gesetzlichen Grenzwert für motorisierte Fahrräder (in der EU sind es 25 km/h). Denn würden diese schneller fahren, dann müßten sie als Kraftfahrzeuge registriert und entsprechend versichert werden.

Die Hülle der Tripod aus verstärkten Polymer-Material soll stark, haltbar und leicht sein. Zum Ein- und Aussteigen wird das Verdeck mit Hilfe von zwei Gasdruckfedern geöffnet und kann bei heißem Wetter auch vollständig entfernt werden, sollte das Öffnen der Fenster und des Schiebedachs nicht ausreichen.

Ohne die Batterie, die eine rein elektrische Reichweite von etwa 48 km verspricht, wiegt das Tripod etwa 50 kg. Und mit einem Preis von 7.450 $ (ebenfalls ohne Batterie) ist es eines der billigsten Velomobile in Nordamerika.

Hornet

Hornet


Günstiger ist zu diesem Zeitpunkt nur das Velomobil Hornet der in Collingwood, Ontario, angesiedelten kanadischen Firma BlueVelo von Ray Mickevicius, das für 5.700 $ angeboten wird – inkl. 37 V/10 Ah Lithium-Batterie und 350 W Motor. Allerdings hat dieses Modell kein Hardtop-Verdeck, und auch die Front- und Rückleuchten, Blinker und Hupe sind alle optionale und recht teure Extras.

Firmengründer Mickevicius, ursprünglich Importeur von europäischen Velomobilen, hatte das Rad 2011 für seinen kleinen Sohn entwickelt. Abhängig von der genauen, vom Käufer gewählten Konfiguration wiegt die Hornet mit Akku und Motor etwa 44 kg. Den auch hier voreingestellten Grenzwert von 32 km/h kann man im übrigen leicht übertreffen – indem man die eigene Tretkraft einsetzt.


Im  Oktober 2013 folgt mit dem e-fox so etwas wie das ,häßliche Entlein’ unter den Velomobilen, das von dem ehemaligen Navy-SEAL Jesse Stephenson entworfen wurde und von seiner Firma Nu Way 2 Commute in Wilmington, North Carolina, gefertigt wird.

Als Plattform wird ein Terra Trike Rover Liegedreirad genutzt, das eine Hülle aus faserverstärktem Kunststoff nebst Windschutz- und Heckscheibe bekommt, während die Rolltüren aus klarem Kunststoff bestehen. Dazu kommen eine 36 V/15 Ah Lithium-Batterie und ein 500 W Nabenmotor, der eine Geschwindigkeit von 32 km/h und eine Reichweite von 48 km verspricht, solange man nicht zusätzlich in die Pedale tritt.

Um die Mittel für eine volle Produktion seiner 60 kg schweren Vehikel mit einer Nutzlast von bis zu 122 kg zu bekommen, startet Stephenson eine Kickstarter-Kampagne mit einer Zielsumme von 45.000 $, um die ersten 10 Serienmodelle des e-fox zu produzieren, die dementsprechend 4.500 $ kosten sollen. Während der für später geplante Verkaufspreis 4.850 $ beträgt.

Und anscheinend ist mein ästhetisches Empfinden doch nicht so abwegig, denn bis November beteiligen sich nur zehn Förderer mit zusammen gerade einmal 451 $ an der Kampagne, was vermutlich einen absoluten Minusrekord darstellt.


Wesentlich schnittiger ist das Bridgestone-Trike des Designers Shungo Fujita, das erstmals im November 2013 auf der Tokyo Motor Show gezeigt wird.

Bei dem Namen Bridgestone denkt man unweigerlich an Reifen. Tatsache ist, daß das Unternehmen daneben auch noch Fahrräder und Golfausrüstung herstellt. Außerdem hat man sich schon an Motorrädern versucht. Fujita beschließt deshalb, alle drei Dinge in einem atemberaubenden Konzeptfahrzeug zu verbinden – ein Pedal-elektrisches Dreirad, das einen Satz Golfschläger tragen kann.

Das Unternehmen ist von dem Konzept so angetan, daß bereits Pläne bestehen, die Fahrzeuge als Beförderungsmittel für die Athleten im Olympischen Dorf in Tokio im Jahr 2020 zu fertigen. Technische Details gibt es noch keine, einzig von einem 600 W Hilfsmotor wird gesprochen, der dem Fahrzeug eine Spitzengeschwindigkeit von gut 30 km/h erlaubt.

Veloschmitt

Veloschmitt


Ebenfalls aerodynamisch, zudem aber auch noch nostalgisch, ist der Veloschmitt KR E-250, der sein kultiges Vorbild, den Messerschmitt-Kabinenroller aus den fünfziger Jahren, nun als Dreirad-Pedelec zurückbringt. Urheber dieser Renaissance sind die Designer Fred Zimmermann und Achim Adlfinger aus dem hessischen Großzimmern.

Das Zweisitzer-Dreirad mit hintereinander angeordneten Sitzen, das in seiner Basisversion mit einem 250 W Motor und einem 36 V/10 Ah LiFePO4-Akku ausgestattet ist, läßt sich mit seinem Hinterantrieb auf bis zu 70 km/h beschleunigen. Auf Wunsch soll aber auch ein 1,5 kW starker Permanentmagnet-Motor geordert werden können und als Option soll zudem eine dynamische Kurven-Neigetechnik erhältlich sein. Die maximale Zuladung beträgt 200 kg. Zusätzlich zur Pedalarbeit erlaubt ein 4 kW starker Elektromotor am Hinterrad dem etwa 60 kg schweren Veloschmitt eine Reichweite von 60 km.

Weitere Spezifikationen sind das Kohlefaser-Chassis, ein Glasfaserkörper mit einer kleinen Windschutzscheibe, welche die zwei Sitze im Inneren umhüllen, sowie die Maße 285 x 120 x 110 cm.

Nachdem gleich beim ersten Auftritt auf der Spezialradmesse in Germersheim im April 2014 zehn Veloschmitts verkauft werden können, planen die Initiatoren zum Jahresende eine Kleinserie von 200 Exemplaren, die je nach Aufbau und Ausstattung zwischen 7.500 € und 9.000 € Euro kosten sollen. Beim aktuellen Update Ende 2015 ist die Homepage des Projekts jedoch nicht mehr zu erreichen, und auch sonst ist nicht Neues zu erfahren.


Ein weiteres geschlossenes und muskelbetriebenes Velomobil, das im Februar 2015 in den Blogs erscheint, weil sein Erfinder Rich Kronfield aus Minneapolis eine Kickstarter-Croudfunding-Kampagne startet, ist der Raht Racer, dessen elektrischer Hilfsantrieb die Tretkraft des Fahrers so sehr verstärkt, daß sich das Gefährt ebenso schnell bewegen kann wie die Autos drumherum.

Anstelle eines direkten Antriebs der Räder sind die Pedale des Renners mit einem speziellen Schwungradgenerator verbunden, der den 20 kW Elektromotor in der Hinterradnabe des Fahrzeugs versorgt. Wie bei den üblichen Pedelecs erkennt das System das Drehmoment, das durch den Fahrer auf die Pedale aufgebracht wird, und verwendet dann den Motor, um es zu verstärken. Damit soll ein durchschnittlicher Erwachsener in der Lage seine, ohne besondere Mühe eine Reisegeschwindigkeit von rund 48 km/h oder sogar mehr zu halten. Zudem soll eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h erreichbar sein.

Einiges der Tretkraft wird auch verwendet, um den 9,2 kWh Lithium-Ionen-Akku zu laden und die Reichweite zu steigern, die ohne Pedalunterstüzung etwa 80 km beträgt.

Der aktuelle, 259 kg schwere Zweisitzer-Prototyp hat eine Kohlefaser-Karosserie mit einem Aluminium-Überrollkäfig in Verbindung mit Annehmlichkeiten wie Scheinwerfern, Rücklichtern, Sicherheitsgurten, Airbags, Vollfederung und einem Kofferraum. Weshalb es auch eine gute Sache ist, daß er nicht rein menschlich-betrieben wird.

Bei einem geschätzten Verkaufspreis zwischen 35.000 $ und 45.000 $ setzt Kronfield sein Finanzierungsziel mit 75.000 $ recht niedrig an – und scheitert trotzdem, als sich bis April 2015 nur 191 Förderer finden, die zusammen 29.960 $ zu investieren bereit sind.


Mit nicht ganz so hohen technischen Ansprüchen belastet, dafür aber durch sein sympathisches Design herausragend, ist das Velomobil GinzVelo, das im Juni 2015 in den Blogs vorgestellt wird und Ergebnis einer vierjährigen Entwicklung der gleichnamigen, im Jahr 2011 von Peter Ginzburg gegründeten Firma ist.

GinzVelo

GinzVelo

Das 39 kg schwere Liegedreirad mit einer schlanken GFK/Schaumkern-Karosserie basiert auf einem Chassis von ICE Adventure und verfügt über einen bürstenlosen 500 W Radnabenmotor als Hilfantrieb, der seinen Strom von einem 48 V/20 Ah Lithium-Polymer-Akku bezieht. Bei der typenüblichen geregelten Spitzengeschwindigkeit von 32 km/h wird ohne zu treten eine Reichweite von bis zu 160 km angegeben. Da das Fahrzeug aber so aerodynamisch und auch anderweitig sehr effizient ist, kann es mit Pedalkraft allein über 48 km/h erreichen.

Für den Ein- und Ausstieg gibt es ein Klappdach, außerdem vorne und hinten LEDs als Blinker und Bremsleuchten, sowie ein Belüftungssystem, das die Öffnungen der Räder und eine Entlüftungsöffnung auf der Rückseite integriert. Als geplanter Verkaufspreis wird ein Betrag zwischen 9.000 $ und 12.000 $ genannt, und der Vertrieb soll ab dem Dezember 2015 über die Firma Hybrid Pedals in Arlington Virginia, erfolgen.

Und auch in diesem Fall geht die Kickstarter-Kampagne, obwohl sie einen Frühbucherpreis von nur 6.500 $ auslobt, ins Leere, als statt der erhofften 50.000 $ nur 6.306 $ von 16 Unterstützern eingesammelt werden können.


Inspiriert von dem schrulligen britischen Morgan Threewheeler, einem Auto mit Kultstatus, von dem zwischen 1909 und 1953 in England über 30.000 Stück hergestellt worden sind, stellt die in Minsk, Weißrussland, beheimatete Firma Ekomobil im Juni 2015 eine Reihe von unterschiedlich designten Muskel/Elektro-Hybrid-Repliken vor.

Bei den etwa 60 kg schweren und 2,5 x 1,2 m großen Gefährten mit einer lackierten Karosserie aus Verbundwerkstoffen und 24-Zoll-Rädern an der Außenseite werden bei der Innenverkleidung Holzfurnier und Leder kombiniert, und auch die Sitzfläche besteht aus einer Kombination von echtem und Kunstleder. Zu den verfügbaren Extras gehören ein Beleuchtungssystem mit 7 Ah Batterie, eine Quarzuhr im Armaturenbrett und ein integrierter MP3-Player.

Der optionale 1 kW Nabenmotor wird von einer integrierten Batterie gespeist und soll das Fahrzeug auf eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h bringen und gleichzeitig eine nicht-pedalunterstützte Reichweite von 30 – 40 km bieten. Die Preise reichen von 2.500 € bis 3.000 €, zudem ist ein kleineres Modell für Kinder in Planung.


Im Dezember 2015 folgt ein weiteres Velomobil, das diesmal den Namen Ego Urban Transporter trägt und von dem Erfinder Eliel Rojas aus Illinois stammt.

Ego Urban Transporter

Ego Urban Transporter

Das Muskel/Elektro-Hybridfahrzeug ist mit einer Höhe von 1,4 m gut sichtbar und bietet dem Fahrer eine weit bessere Sicht auf die Straße als in Liegesitzposition, obwohl man auch hier zurückgelehnt in einem bequemen Sessel sitzt. Die offenen Seiten sind für zusätzliche Belüftung gedacht und haben den Nebeneffekt, daß Seitenwind durch das Ego bläst, anstatt es zu drücken. Für eine bessere Aerodynamik und/oder mehr Schutz vor den Elementen gibt es Nylon-Vorhänge, die heruntergerollt werden können.

Das 234 cm lange, 91,5 cm breite und 142 cm hohe pedalbetriebene Dreirad in seiner aerodynamischen Schale hat – was inzwischen schon fast als Standardfunktion bei Velomobilen gilt – einen elektrischen Hilfsmotor, der im vorliegenden Fall eine Leistung von 750 W besitzt. Falls man alleine nur mit elektrischer Leistung fahren möchte, bietet die Batterie eine Reichweite von über 48 km.

Rojas plant, Anfang 2016 eine Kickstarter-Kampagne zu starten um die Produktion seines städtischen Personentransporters zu finanzieren. Wenn alles klappt, sollen die ersten 20 Unterstützer ein ein Ego für 3.750 $ bekommen, wobei der endgültige Verkaufspreis mehr bei rund 5.000 $ liegen wird.


Ebenfalls im Dezember wird ein Entwurf der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig gezeigt, der unter dem Namen Solectrike als ein „Fahrrad für Spaß in der Sonne!“ bezeichnet wird.

Entworfen mit Küstenstädten im Hinterkopf, bildet das Solectrike ein innovatives Fahrzeug-Sharing-System und zukünftiges Mobilitätskonzept, das speziell für touristische Ziele angepaßt ist. Durch seine Nutzung können die Touristen schneller und komfortabler zwischen den verschiedenen Stränden und Sehenswürdigkeiten reisen.

Dabei ist das Rad teilbar in das sogenannte Power-Modul, welches das Hinterrad, die Pedale und den elektrischen Hilfsantrieb umfaßt, während sich die vordere Hälfte, die als Beach Using Modul bezeichnet wird, leicht über den Sand ziehen und dann zu einem Liegestuhl ausklappen läßt. Zudem besitzt dieser Teil einen entfaltbaren Sonnenschirm.


Zwischenzeitlich wird jedoch Geschichte geschrieben:

Ende Dezember 2013 berichtet die Presse von dem weltweit ersten Fahrrad namens White ICE Cycle, das den Südpol erreicht hat. Die 35-jährige schwedischstämmige, britische Extremsportlerin und Abenteurerin Maria Leijerstam legt in ihrem Liegedreirad die fast 650 km lange Strecke vom Ross-Schelfeis am Rand des antarktischen Festlandes über den Leverett-Gletscher bis zum geographischen Südpol in etwas mehr als 10 Tagen zurück.

Bei ihrer Antarktis-Expedition nutzt Leijerstam ein modifiziertes Trike des 1998 von Chris Parker und Neil Selwood gegründeten britischen Herstellers Inspired Cycle Engineering (ICE), der bereits seit 1986 mit seinem Modell Trice bekannt ist und 1999 sogar zwei Liegedreirad-Tandems namens X2 bzw. Expedition vorstellt.

Die wichtigsten Neuerungen des Rekord-Rades sind grob profilierte, 4,5 Zoll breite Ballonreifen sowie eine modifizierte Gangschaltung mit besonders kurzen Übersetzungen. Um Schneeverwehungen zu durchqueren, können zudem Ski-Kufen unter die Vorderräder montiert werden.

Liegedreirad-Tandem Expedition

Liegedreirad-Tandem Expedition

Aufgrund der Fähigkeit des Trikes, auch große Steigungen zu bewältigen, kann Leijerstam die kurze Route über die Südpol-Traverse wählen, auf der sie deutlich schneller ist als zwei männliche Mitbewerber, die parallel einen Rekordversuch mit zweirädrigen Fahrrädern unternehmen und deshalb eine flachere, aber erheblich längere Route nehmen müssen. Ein weiterer Vorteil des Liegedreirads ist dessen Stabilität gegenüber den oft sehr starken Winden, da es der Fahrerin erlaubt, sich einfach auf das Vorankommen zu konzentrieren, anstatt Zeit und Mühe darauf zu verschwenden, das Gleichgewicht zu halten.

Nach diesem Erfolg ist es nur naheliegend, daß ICE das Modell nun auch kommerziell auf den Markt bringt. Unter dem Namen Full Fat wird es ab Oktober 2014 für rund 7.200 $ angeboten. Ohne Vorderradaufhängung und dem Antriebsstrang, der auf einer 27-Gang-Kettenschaltung basiert, ist man schon für ca. 5.400 $ dabei.

Tandem Pro

Liegedreirad Tandem Pro


Es gibt natürlich noch andere Unternehmen, die solche Tandems produzieren. Die 1996 von Jack Wiswell und Wayne Oom gegründete Firma WizWheelz Inc. in Grand Rapids, Michigan, die insbesondere mit ihrem TerraTrike bekannt wird, stellt beispielsweise die Modelle Rover Tandem (2.098 $) und Tandem Pro (4.999 $) her.

Unter Verwendung des Rahmen-Designs des Rover Trike als Plattform kann das Rover Tandem Zusatzgerät genutzt werden um ein Modell Rover 8 Speed in ein Tandem und wieder zurück zu verwandeln. Beide Modelle sind zudem mit dem Independent Pedaling System (IPS) ausgestattet, was bedeutet, daß sich der eine Fahrer ausruhen kann, während der andere in die Pedale tritt.


Sowohl für ein ähnliches, als auch für das genau gegenteilige Terrain entworfen sind die Rungu-Trikes der 2010 gegründeten Firma Standard Bearer Machines LLC aus San Clemente, Kalifornien.

Wie schwer es ist, auf losem und sandigen Untergrund Fahrrad zu fahren, hat wohl schon jeder einmal erfahren. So wurde das neue Design insbesondere durch den Versuch inspiriert, Surfbretter über den Sand zu transportieren.

Das im März 2014 vorgestellte Resultat ist ein Gefährt mit einem einzelnen Rad auf der Rückseite und zwei Rädern vorne, wobei ein spezielles Lenkgestängesystem dafür sorgt, daß sich die beiden Vorderräder gemeinsam schwenken lassen. Die Dual-Vorderräder verteilen das Gewicht in die Breite und helfen, das Rad und den Fahrer aufrecht zu halten. Die aufrechte Konfiguration soll zudem eine bessere Pedaleffizienz als ein Liegerad bieten.

Zum Verkauf stehen zwei Modelle des Rungu-Trike: Der hier abgebildete Juggernaut verfügt über fette 26 x 4,7-Zoll-Reifen und ist vor allem für den Einsatz auf Sand und Schnee bestimmt. Es wiegt 25,4 kg und kostet ab 3.500 $. Hiervon gibt es zudem eine Variante mit zusätzlichem 2 kW E-Motor und 48 V/12,5 Ah Lithium-Polymer-Akku, die mit 5.300 $ zu Buche schlägt und ihr Debüt auf der Interbike im September 2015 hat.

Der 24,4 kg schwere Kilimanjaro wiederum hat zwar noch einen fetten Reifen im Rücken, nutzt vorn aber zwei schmaleren 29 x 2,5-Zoll Vorderreifen und ist mehr für die Verwendung auf der Straße oder festgetretener Erde gedacht, wo Schnelligkeit und Beweglichkeit wichtiger sind. Der Preis dieses Rades beträgt 3.300 $.


In einer Sammlung der 10 schönsten Fahrräder, welche der BBC im September 2015 veröffentlicht, finden sich neben einigen Lastfahrrädern sowie den Zweirädern AreoVelo Eta und Halfbike II (s.u.) auch das Velomobil Zeppelin des Künstlerkollektivs The Future People um das Ehepaar Cameron und Rachael Van Dyke aus Michigan, welches den ziemlich vereinfachten Nachbau eines Dymaxion-Autos von Buckminster Fuller darstellt.

Unter dem Namen Future Cycles verfolgen die Van Dykes ein multidisziplinäres Projekt, das die Gestaltung und Herstellung von spekulativen Fahrzeugen, Kurzfilmen und ihre öffentliche Präsentation umfaßt – und weniger, verbrauchertaugliche Räder. Der Räder-Zepp bietet Platz für zwei Passagiere, welche zur Vorwärtsbewegung die Pedal im Gleichklang treten, sowie einer geräumigen Lagefläche hinter den Sitzen, was ideal ist für Besorgungen in der Stadt.

Trivek

Trivek


Eine ganz eigene Form von Dreirad, die im Mai 2015 präsentiert wird, ist das Trivek des seit 2013 bestehenden australischen Herstellers Hiele Tricycles das berechtigterweise als ,nicht-ganz-Liegerad’ bezeichnet wird. Als Grund für die Entwicklung wird angegeben, daß viele Menschen die üblichen tief liegenden Bikes und Trikes scheuen, da sie Bedenken hinsichtlich der Sichtbarkeit haben.

In der nun vorgestellten Alternative mit großen Rädern kann man sich in einem bequemen, ergonomischen Sitz zurücklehnen, wobei man auch im Sitzen immer noch groß genug ist, um auch von Autofahrern gut gesehen zu werden. Weitere interessante Funktionen sind ein Lenksystem, mit dem sich das Trike in Kurven legen kann, ein ausgeklügelter Frontantrieb sowie hydraulische Scheibenbremsen.

Um die Mittel für die Produktion des Trivek zu bekommen, das zu einem Preis von 1.899 $ verkauft werden soll, startet das Unternehmen im Mai eine Kickstarter-Kampagne, die allerdings gründlich schief geht, denn statt der erwünschten 100.000 $ beteiligen sich nur zwölf Interessenten mit gerade einmal 7.754 $ - und noch dazu australische Dollar.

TheraTryke

TheraTryke


Vollständig anders aufgebaut ist das TheraTryke, das ebenfalls im Mai 2015 in die Presse kommt. Das Abschlußprojekt einer Gruppe von vier Studenten des Calvin College in Michigan umfaßt die Entwicklung und den Bau des Prototyps einer Vorrichtung, welche das Ober- und Unterkörper-Training bei Menschen mit MS, Rückenmarksverletzungen oder vollständig querschnittsgelähmten Personen verbindet.

Um sich vorwärts zu bewegen kann der Fahrer die Hände, die Füße oder beide zusammen nutzen, doch selbst wenn nur die Arme verwendet werden bewegt das Liegerad auch den Unterkörper und trainiert die Beine, die sonst die meiste Zeit bewegungslos verharren. Um ein Feedback der Zielgruppe über das Design zu bekommen soll das TheraTryke versuchsweise in einem Krankenhaus in Grand Rapids zum Einsatz kommen.

Für Begleitpersonen besitzt das sowohl als therapeutisches wie auch als Freizeitfahrzeug gedachte  Trike übrigens einen abnehmbaren Schiebebügel vor dem Hinterrad. Ähnliche Fahrräder mit Kombinations-Pedalen, die für nicht-behinderte Fahrer gestaltet sind, sind z.B. die Modelle Varibike und Raxibo, die uns weiter unten bei den Zweirädern begegnen werden (s.u.).


Ein ebenfalls besonderes Dreirad ist das ONDA Cycle, an dessen Entwicklung Joseph ,Joe’ Hadzicki und sein Sohn Tyler aus San Diego drei Jahre lang gearbeitet haben.

In den Blogs erscheint es im Februar 2013, als die beiden – ebenfalls auf der Kickstarter-Plattform – versuchen, 30.000 $ einzusammeln, was allerdings nicht gelingt. Eine zweite Runde ist dagegen erfolgreich und erbringt im Mai insgesamt 46.704 $ von 140 Unterstützern. Im Juli beginnt die Produktion, und als Verkaufspreis werden 350 $ angegeben.

Das aufs Minimum reduzierte Bike besteht aus zwei kleineren Rädern hinten und einem großem Rad vorne. Sind die hinteren Schwenkräder in Vorwärtsposition verriegelt, wird das Trike wie jedes andere Dreirad gelenkt. Werden sie dagegen freigeschaltet, können sie mit einem Handgriff an der Rückseite gesteuert werden, um enge, präzise Drehungen zu fahren. Das Lenkkonzept haben sich die Hadzickis bereits im September 2011 patentieren lassen (u.a. US-Nr. 8.016.311, angemeldet 2010).

Da der Ledersitz nur 12 cm vom Boden entfernt ist, ist das knapp 16 kg schwere Gefährt, das bis zu 32 km/h erreichen kann, auch sehr stabil. Allerdings ist das maximale Gewicht der Benutzers auf 81,6 kg festgelegt. Die weitere Herstellung erfolgt unter dem neuen Firmennamen Leaux Racing Trikes.


Das Onda erinnert ein wenig an die sogenannten Drift Trikes, die ursprünglich aus Neuseeland kommen, inzwischen bereits seit einigen Jahren auf dem Markt sind und eine wachsende Schar von Enthusiasten begeistern – auch wenn es etwas seltsam aussieht, wenn darauf sitzende erwachsene Männer voller Begeisterung Hangstraßen hinunter schliddern.

drifter

Azzman Drift Trike

Die Drift Trikes zeichnen sich durch spezielle, glatte Manschetten aus (Drift Sleeves o. Rutschis), die über die Hinterräder gespannt werden, die Bodenhaftung verringern und damit den kontrollierten Drift in Kurven ermöglichen. Pedale haben die Vehikel nicht.

Als Vorbild wird ein Kinder-Dreirad namens Big Wheel aus dem Jahr 1970 genannt – das damals allerdings Pedale hatte. Einer der ersten Metallbau-Meisterbetriebe in Deutschland, welcher die Drift Trikes seit 2010 herstellt, ist SpleenWorks von Sebastian Schultze in Berlin-Bohnsdorf.

in den USA wird im Jahr 2011 mit der American Drift Trike Association eine gemeinnützige Organisation gegründet mit dem Ziel, den Sport des Drift Triking zu fördern. Die erste deutsche Meisterschaft, organisiert von der German Drift Trike Association, findet im September 2015 statt.

Und natürlich gibt es inzwischen auch schon unterschiedlich motorisierte Versionen, die aber nicht Inhalt dieser Auflistung sind.

 

Weiter mit den Dreirädern...