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MUSKELKRAFT

DreirÄder (1)


Angeblich aus dem Jahr 1963 stammt das beeindruckende dänische Kunstoff-Velomobil Hajen, das in 5 - 6 Exemplaren von einem Per Schou gebaut wird.

Besonders interessant ist der lineare Seilantrieb, bei dem sich ein Drahtseil auf einer Rolle am Hinterrad auf- und abwickelt. Dazu gibt es eine stufenlose Schaltung.

Leider ist über dieses ästhetische Pedale-Dreirad ansonsten nichts zu finden.


Über das TWIKE – eines der bekanntesten Dreirad-Vehikel in Europa – berichte ich auch im Kapitelteil Elektromobile und Hybridfahrzeuge, da der pedalbetriebene 2-Sitzer mit einem 5 kW Elektromotor ausgestattet ist. Dennoch muß das schnittige Gefährt auch hier erwähnt werden, da sein Urahn von Studenten der ETH Zürich für die Weltausstellung in Vancouver 1986 entwickelt wird – und zwar als vollverkleidetes und rein muskelbetriebenes, dreirädriges Fahrrad.

Ur-TWIKE

Ur-TWIKE

Das Twike wiegt 50 kg und kann per Pedalantrieb eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h erreichen. Schon im gleichen Jahr gewinnt es bei der Human Powered Vehicle World Championships einen der ersten Preise.

Als im Jahr 1991 das alltagstaugliche TWIKE 2 vorgestellt wird, hat es bereits einen starken elektrischen Hilfsantrieb. Bis 1995 entwickelt die TWIKE AG diese Version Fahrzeug zur Serienreife weiter, und 1996 werden die ersten 190 Exemplare des Modells TWIKE 3 ausgeliefert. Im Sommer 1998 fährt eine Gruppe von TWIKEs 10.000 km von Bern über das Baltikum ans Nordkap und über Skandinavien zurück, wofür es einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde gibt.

Nach einigen Turbulenzen übernimmt die 1998 als deutscher Generalimporteur gegründete FINE Mobile GmbH im hessischen Rosenthal nahe Marburg im Jahr 2002 die komplette Produktion aus der Schweiz. Hier wird 2014 mit der Herstellung der stark verbesserten Version TWIKE 5 begonnen.

Der Preis eines neuen TWIKE für zwei Personen, das 5 Gänge sowie einen 3 kW Elektromotor besitzt und ca. 300 kg wiegt, beträgt rund 25.000 €.


Ein ähnliches verkleidetes, muskelbetriebenes Fahrrad mit elektrischem Zusatzmotor, bei dem allerdings ist die Anordnung der Räder entgegengesetzt ist, wird übrigens eine Zeit lang von der Firma Zap! aus Santa Rosa, Kalifornien, unter dem Namen Zap e-pod angeboten. Auch darüber berichte ich im Kapitelteil zur elektrischen Mobilität (2006). Ein Vorläufer ist übrigens das Dreirad-Auto Fantom von Kjäll Andersson aus Schweden im Jahr 1944.


Da es in diesem Kapitelteil aber primär um pedalgetriebene Dreiräder geht, die im angelsächsischen Raum auch als Velomobile bekannt sind, soll nun ein kurzer Blick auf diese Entwicklungslinie geworfen werden, bei der es sich hauptsächlich um Einsitzer, in seltenen Fällen auch um Zweisitzer handelt, häufig in einer Liegeradkonfiguration.

Die Ursprünge der Velomobile können bis in die Anfänge des zwanzigsten Jahrhunderts zurückverfolgt werden, wobei die modernen, schlanken und aerodynamisch optimierten Versionen erstmals in den 1980er Jahren erscheinen, als beispielsweise der dänische Ingenieur und Pilot Carl-Georg Rasmussen das oben erwähnte schwedische Selbstbau-Velomobil Fantom wiederentdeckt und daraus eine überarbeitete, moderne dreirädrige Version namens Leitra entwickelt, was für ,Leichter individueller Transport’ steht.

Inspiriert dazu, dieses erste praktische Velomobil zu entwerfen und zu bauen, wird Rasmussen durch die Ölkrise von 1978/1979. Das im Jahr 1980 vorgestellte Ergebnis ist ein ungemein interessantes Gefährt für den muskelbetriebenen Individualverkehr, dessen aufklappbare Hülle aus einer kompletten Glasfaserverkleidung besteht, das Bremsen an allen der drei aerodynamisch verkleideten Rädern besitzt und auch sonst technisch gut durchdacht ist.

Mit dem Geld von zehn Anlegern – vor allem Freunde und potentielle Kunden – gründet Rasmussen die gleichnamige dänische Firma Leitra DK ApS mit Sitz in Herlev, und zusammen mit genügend Vorauszahlungen ist es ihm möglich, im Jahr 1983 mit der Herstellung der ersten zwölf Leitras zu beginnen.

Die mit Verkleidung und Zubehör 28 - 30 kg wiegenden Räder werden mit einer Länge von 195 - 205 cm hergestellt (abhängig von der Länge der Beine), die Breite beträgt 98 cm und die Höhe 120 - 140 cm (je nach Körpergröße des Fahrers). Die Nutzlast wird mit 100 kg angegeben und in die Gepäckboxen passen 100 Liter.

Trelo Grille

Trelo Grille

Bis 2015 werden etwa 260 Leitras produziert. Die Produktion ist auftragsbezogen, da jeder Leitra für einen bestimmten Kunden gebaut wird. Der aktuelle Preis beträgt 4.500 €.


Wesentlich weniger Erfolg hat das Trelo Grille, ein Produkt, das in Deutschland in den 1980er Jahren über den Otto-Versand vertrieben wird.

Von diesem teilverkleideten Sesseldreirad, das 28 kg wiegt und 1.490 DM kostet, werden nur wenige Exemplare verkauft, obwohl es zwei Einkaufskörbe oder Kindersitze hat und mit einem aufrollbaren Verdeck, 3-Gang-Kettenschaltung und zwei Bremsen ausgestattet ist. Möglicherweise ist daran das etwas befremdliche Design Schuld. Leider ließen sich bislang keine weiteren Informationen darüber finden.


Das Ende der 1980er Jahre von Bart Verhees in den Niederlanden entwickelte Alleweder wiederum, dessen erste verkaufsfähige Modelle ab 1991 auf dem Markt erhältlich sind, gilt mit all seinen verschiedenen Versionen als das am häufigsten verkaufte Velomobil seiner Zeit.

Alleweder

Alleweder

Das Modell wird heute u.a. von der kanadischen Firma BlueVelo (s.u.) zu einem Preis von 6.350 CDN-$ als reines Pedalfahrzeug - sowie für 7.950 CDN-$ mit 350 W/48 V Hilfsantrieb angeboten.


Moderne Velomobile wiegen zwischen 24 und 40 kg, sind rund 250 cm lang, 80 cm breit und 95 cm hoch. Sie erreichen eine konstante Reisegeschwindigkeit von 35 km/h.

Unterteilbar sind sie in zwei Varianten: Fahrzeuge, bei denen der Kopf des Fahrers aus dem Korpus ragt, sowie Fahrzeuge, bei denen der Fahrerraum vollständig geschlossen ist. Daneben gibt es Zweisitzer wie das Bakmobiel, das auch als Lastenfahrrad eingesetzt werden kann, oder das Modell DuoQuest, das ebenfalls aus den Niederlanden stammt.


Ebenfalls seit 1991 engagiert sich die Firma Beyss Kunstofftechnik von Michael Beyss aus Straelen im Ultraleicht-Fahrzeugbau und in der Entwicklung von Velomobilen. Bekannt wird das Unternehmen durch die Weiterentwicklung und Serienfertigung des Go-One, welcher auf den Designer Michael Goretzky aus Tübingen zurückgeht.

Go-One Evolution

Go-One Evolution

Nachdem der erste gemeinsam gebaute Prototyp Go-One2 in teiltragender Glasfaser-Karosserie mit eingepaßtem Aluminiumrahmen gebaut wird, tauscht man diesen bei den ersten Serien-Fahrzeugen gegen einen Stahlrahmen in Leichtbauweise ein. Später werden Teile des Glasfaserchassis zu tragenden Elementen.

Bis 2010 wird das Folgemodell Go-One3 gebaut, das danach durch das weiterentwickelte, aerodynamischere Modell Go-One Evolution (oder Evo-K) abgelöst wird, das mit einer Länge von 264 cm und einer Höhe von 88 cm rund 32 kg wiegt. Genau wie sein Vorgänger verfügt es über eine Hülle aus einem modifizierten, leichten Kohlefaser-Verbundwerkstoff. Die Preise des auch für größere Fahrer bis etwa 2 m Körperlänge geeigneten Velomobils beginnen bei 10.000 €.

Übrigens gewinnt Richard Dähne die HPV-Weltmeisterschaft 2014 im französischen Saone mit einem Evo-K, als er u.a. die 200 m in nur 9.947 Sek. durchfährt, was einer Geschwindigkeit von 72.384 km/h entspricht.


Aus dem Jahr 1998 soll ein geschlossenes, dreirädriges und Batterie-gestütztes Fahrzeug namens Perspirator (o. Perspir) stammen, das vermutlich ein Einzelstück ist, das auf Jarmo Laine aus  Finnland zurückgeht.

Auch dieses Gefährt gehört zu der Gruppe, über die es ansonsten kaum Informationen gibt.


Einem langjährigen Leser des Buchs der Synergie zufolge basieren die besten und energieeffizienten Fahrzeuge auf dem genialen Design des Hamburger Aerodynamikers Eggert Bülk. Die Modelle der Milan-Serie werden von der Firma Räderwerk GmbH in Hannover hergestellt und kosten zwischen 6.950 € und 9.865 €.

Ein kleines, leichtes und ganz in Carbon gefertigtes Meisterstück aus der Hand von Daniel Fenn ist der Klassiker DF, den die Firma InterCityBike NL für 8.150 € anbietet, während der Hersteller Velomobil.nl mit seiner Quest-Serie sehr erfolgreich ist, deren Modelle zu Preisen von 6.250 € bis 7.250 € vertreiben werden. Das Wesentliche ist, daß es sich in allen Fällen um straßentaugliche Velomobile handelt, mit denen man sich (insbesondere unter Hinzunahme kleiner Elektromotoren) sehr schnell sehr weit bewegen kann und die ein Auto voll ersetzen – wenn bislang auch nur für eine Person.

Milan SL MK 1

Milan SL MK 1

Auch mit dreirädrigen Velomobilen werden Weltrekorde gefahren. Zu den aktuellen gehören ein 24-Stunden-Rekord von Christian von Ascheberg mit dem Milan, der im August 2010 in dieser Zeit eine Strecke von 1.219,02 km fährt. Überhaupt zeigt es sich, daß diese Velomobil-Bauform auf Langstrecken (ab 12 h aufwärts) Modellen mit zwei Rädern überlegen ist. Im Jahr 2014 erzielt Wulf Kraneis aus Deutschland in einem Milan SL einen 12-Stunden-Weltrekord mit 676,45 km, während Petra von Fintel - ebenfalls in einem Milan SL - mit 819,40 km einen neuen Rekord für Frauen über 24 Stunden verzeichnen kann.

2015 wird Kraneis von Hartwig Müller mit 680,68 km übertroffen, und von Fintel bricht ihren eigenen Rekord, indem sie in diesem Jahr in 24 Stunden 1.011,94 km schafft.


Für weitere Informationen: Auf einer speziellen Seite des No Tech Magazine existiert eine interessante Übersichtsgrafik mit 27 verschiedenen Velomobil-Modellen aus über 70 Jahren.


Eduard Ganske
und Wasili Gess aus Kirgistan leben seit 1987 in Deutschland. Im Jahr 2000 beginnen sie mit der Entwicklung des Leiba, das sich durch seine kratzfeste Lexan-Scheibe auszeichnet, die eine gute Sicht voraus erlaubt. Das Gefährt wiegt 30 kg, ist 217 cm lang, 82 cm breit und 113 cm hoch und wird durch zwei Joysticks gesteuert. Die Kosten betragen ab 4.250 €.

Die im Juni 2014 (?) gegründete Firma LEIBA Velomobile GmbH in Gifhorn wird schnell mit ihren verschiedenen Modellen bekannt, von denen ich besonders den 6.850 € teuren Cargo hervorheben möchte, der sich in Einigem von seinen Mitbewerbern unterscheidet – nicht zuletzt durch die Möglichkeit, einen Passagier mitzunehmen.

Hierfür besitzt das 50 kg schwere, 257 cm lange, 88 cm breite und 119 cm hohe Gefährt hinten rechts eine einzelne Tür. Die Option Elektromotor gibt es gegen Aufpreis. Produziert wird es von dem Velomobil-Hersteller Elmar Maier.


Im November 2007 wird das teilverkleidete Elektrodreirad Drymer vorgestellt, das aus einer seit 2002 bestehenden Zusammenarbeit zwischen der TU Delft, dem Kathalys Centrum voor Duurzame Productinnovatie, der niederländischen Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung sowie den Firmen Gazelle und Nike entstanden ist und zu Beginn noch den Namen Mitka Trike trägt.

Mitka Trike

Mitka Trike

Das für Pendler gedachte Dreirad mit Elektro-Unterstützung ist 175 cm lang, 85 cm breit und wiegt ein wenig mehr als 45 kg. Während im Pedalbetrieb Geschwindigkeiten von bis zu 35 km/h erreicht werden, sind im reinen Elektrobetrieb 25 km/h und eine Reichweite von bis zu 35 km drin. Ein abnehmbarer Palmtop-Computer im Armaturenbrett liefert dem Fahrer Leistungsdaten.

Um das Mitka praktischer zu machen, bieten eine in der Höhe einstellbare Windschutzscheibe sowie ein einziehbares transparentes Dach einen gewissen Schutz vor den Elementen. Daneben gibt es auch noch eine kleine Kofferablage. Die größte Anziehungskraft entfaltet das Mitka Trike aber durch seine Neigemechanik, die es dem Fahrzeug erlaubt, sich wie ein normales Zweirad in die Kurven neigen zu können.

Ein Prototyp existiert zwar noch an der Universität, doch das Ganze zeigt einmal mehr, wie Unternehmen und Institutionen Unmengen von Geld in ein Projekt stecken – und dieses dann ruhig in einer dunklen Ecke sterben lassen. Was nun durch die Firma Drymer in Stadskanaal verhindert wird, welche das Neigedreirad zwischenzeitlich in aller Ruhe zu einem fast produktionsreifen Gefährt weiterentwickelt hat.

Nach neun Jahren Entwicklungszeit und unter geändertem Namen soll der sportlich-komfortable Drymer zum Sommerende 2011 in den Verkauf gehen. Das 70 kg schwere Gefährt mit den Abmessungen 2,01 x 0,84 x 1,68 m besitzt einen Aluminiumrahmen, während für Chassis und Dachverglasung Glasfaserverbundstoffe und Acryl eingesetzt werden. Der 250 W Nabenmotor mit 15,4 Ah/48 V Li-Ion-Akku bietet eine rein elektrische Reichweite von 70 km, und die stabilisierte Neigetechnik ist auf maximale Geschwindigkeiten um 70 km/h ausgelegt auf.

Weitere Features sind hydraulische Bremsen in den Vorderrädern und eine mechanische Scheibenbremse im Hinterrad, durch den Nutzer anpaßbare Federung an allen Rädern, ein verschließbarer Stauraum von 22 Litern sowie Platz hinter dem Sitz für eine 40 – 50 Liter große Gepäcktasche oder ein Cargo Case.

Bis die Firma aber wirklich Bestellungen annimmt, ist es schon Juli 2012, nachdem die Produktion als Ergebnis der Gründung Drymer B.V. durch die Drymer Products B.V. und die CGE Holding B.V. im Juni endlich begonnen hatte. Die Herstellung des Trike erfolgt bei der Firma WITEC Fijnmechanische Techniek B.V. in Ter Apel, welche im Vorjahr die an finanziellen Schwierigkeiten leidende Drymer aufgekauft hatte.

Im Januar 2013 geht Drymer eine Partnerschaft mit der Firma Sinner Bikes ein, dem Hersteller des Velomobils Mango, der schon an dem ursprünglichen Konsortium beteiligt war, welches das Drymer-Konzept entwickelt hatte. Nun wird erwartet, daß pro Jahr etwa 50 Maschinen produziert werden. Während die Basisversion zu einem Preis von ca. 6.000 € vertrieben werden soll (2015: ab 5.780 €), wird das mit Verkleidung ausgestattete Business-Modell rund 9.500 € kosten (2015: ab 8.800 €).

Neben den o.g. werden 2015 noch zwei weitere offene Dreirad-Modelle angeboten: der Drymer Glider, ein Low-Rider-Liegerad in neuem Design (ab 1.648 €), sowie der Drymer TWO, der in halb liegender Position gefahren wird (ab 2.990 €).

Zweier-Tretrad Triclo

Triclo


Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer neuer Umsetzungen sowie interessanter Konzepte – wie beispielsweise das Triclo von Randall Marin, das im August 2009 in der Presse erscheint.

Will man etwas eleganter unterwegs sein und es auch etwas geschützter haben, dann sollte man hoffen, daß das Design möglichst bald zu einem Produkt umgewandelt wird.

Das Design mit den Maßen von 1,8 x 1,5 x 1,1 m und einer Tragfähigkeit von 180 kg besteht aus recyclingfähigen Materialien. Bei einer Verwirklichung würde es eines der größten Dreiräder weltweit sein. Nähere technische Details gibt es nicht zu erfahren.

Besonders interessant finde ich die technische Lösung des zentralen, großen Doppelrades, das sich nach oben hin V-förmig teilt und damit offene Sicht nach vorne bietet.


Ein ganz eigenes Dreirad-Velomobile, das im Oktober 2009 in den Blogs veröffentlicht und als Zwitter aus elektrisch unterstütztem Liegefahrrad und Kayak bezeichnet wird, stammt von dem tschechischen Erfinder David Buchwaldek.

Amphi-Rad HEPAV 1.1

Amphi-Rad HEPAV 1.1

Das Besondere an diesem Gefährt namens HEPAV 1.1 ist, daß es amphibisch ist – was man auch an dem winzigen Propeller am hinteren Ende sieht, der für die Fortbewegung im Wasser sorgt.

Auf der Seite von Buchwaldek befinden sich auch unzählige Fotos von muskelbetriebenen Fahrzeugen, Fliegern, Booten usw., die ihn inspiriert hätten - leider jedoch ohne jegliche Namen oder Details, die eine vertiefende Recherche erlauben würden.


Im September 2010 folgt die Meldung, daß die Firma Hase Bikes mit dem Klimax 2K den Eurobike Green Award für die Pionierleistung im Bereich grüne Mobilität gewonnen hat.

Die Geschichte des Unternehmens beginnt 1989, als der damals 17 Jahre alte Marec Hase beim Landeswettbewerb von ,Jugend forscht’ mit der Konstruktion eines Tandemdreirads den 1. Platz gewinnt. Nach weiteren Entwürfen und Preisen erfolgt 1994 die Gründung der Firma in Bochum (später: Waltrop), welche umgehend mit der Herstellung von Liegedreirädern beginnt.

Das Besondere an dem prämierten Liegedreirad ist dessen faltbare Verkleidung, die den Fahrer unter dem Verdeck schön trocken und kuschelig hält, während ein elektrischer Hilfsmotor nebst 418 Wh Akku bei Steigungen das Pedalieren unterstützt. Die erreichbare Höchstgeschwindigkeit des 31 kg schweren Rades mit einer maximalen Zuladung von 120 kg soll bis 25 km/h betragen.

2011 gibt es für den Klimax 2K auch noch den IF Gold Award und den Red Dot Design Award. Der Preisliste von 2015 zufolge wird das Rad für 6.599 € angeboten.

Racer T-10 Grafik

Racer T-10 (Grafik)


Der Entwurf eines weiteren Muskel-Dreirads, welcher im Januar 2011 veröffentlicht wird, geht auf den Industriedesigner Ernesto Rosales Ramirez aus Peru zurück, der davon immerhin schon einen ersten Prototypen baut und zeigt.

Der schlanke und in leichter Bauweise ausgeführte Racer T-10 ist mit Blick auf Menschen mit körperlichen Behinderungen entworfen, insbesondere in Bezug auf Geschwindigkeit und Stabilität.

Das perfekte Beförderungssystem für jemanden mit begrenzter Beinmobilität wird durch die Arme angetrieben. Hierfür ist es mit einem strukturierten Sitzsystem ausgestattet, das dem Oberkörper die benötige Unterstützung gibt, während die Beine auf Stützen aufliegen, ähnlich wie bei einem Balance-Schreibtischstuhl. Der Lenkmechanismus des Handbike-Renners wird mit den Armen und der Neigung des Körpers aktiviert.


Im August folgen Bilder des Ajiro Bamboo Velobike, das der australische Design-Student an der Monash University Alexander Vittouris hergestellt hat.

Als Reaktion auf die relativ hohen Energiekosten von Metall und der Montage konventioneller Fahrräder nutzt das Ajiro die Eigenschaften des Bambus als leichter, starker, flexibler und schnell nachwachsender Rohstoff.

Bei der Produktion denkt Vittouris an die Umsetzung der sogenannten arborsculpture-Technik, d.h. der Formgebung lebender Bäume und anderer Gehölze als Medium, um dadurch vorab festgelegte Strukturen zu schaffen. Seine Vision umfaßt Reihen dieser ,gezüchteten’ Bambus-Fahrradrahmen, die nach und nach in ihre endgültige Form hineinwachsen, ohne daß dabei Methoden wie Dampf- oder Wärmebiegen zum Einsatz kommen.


Im Februar 2012 präsentieren die Fachblogs mit dem von Michael Scholey entwickelten Emcycle das Konzept eines geschlossenen, dreirädrigen Pedelec mit Neigetechnik und Vollfederung, dessen Leergewicht nur 36 kg betragen soll, während die Gesamttragfähigkeit mit 144 kg angegeben wird.

Die Karosserie besteht aus einem schaumverstärkten Tegris-Composite-Monocoque und zur Unterstützung der Beinmuskeln besitzt die erste Version des Emcycle einen 500 W E-Motor mit einer begrenzten Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h (eine 1 kW-Version ist in Planung).

Das größte Verkaufsargument für das schmale Gefährt der 2006 (?) gegründeten und in Kalifornien eingetragenen Firma Emcycle LLC ist allerdings, daß das Fahrrad fast den Komfort, die Sicherheit und den Wetterschutz eines Autos bietet, wie Instrumentierung, Scheibenwischer, drei hydraulische Scheibenbremsen, Handbremse, ein Unterhaltungssystem, zwei abschließbare Türen und einen großen, ebenfalls abschließbaren Stauraum.

Aufgrund seiner Maße von 61 cm Breite, 185 cm Höhe und 203 cm Länge einerseits sowie der hochstabilen Karosserie andererseits kann das Emcycle sowohl auf dem Radweg fahren, als sich auch sicher in den Straßenverkehr mischen. Der geschätzte Preis des Fahrrades wird je nach Ausstattung zwischen 2.000 $ und 4.000 $ betragen.


Im Juli 2012 folgt mit dem Tribey ein ganz spezielles Liege-Dreirad, das nämlich im Stehen gefahren wird. Die merkwürdige Mischung aus Liegedreirad und motorisiertem Skateboard stammt von dem Designer Robert Worobey und seiner in San Francisco, Kalifornien, angesiedelten Firma Black Sparrow Industries.

Tribey

Tribey

Das Fahrzeug wurde mit Blick auf Surfer und Snowboarder gebaut und ist stabil genug um schweren Belastungen zu widerstehen, einschließlich der problemlosen Durchquerung von 7 cm tiefen Schlaglöchern. Mit einem anschraubbaren Sitz läßt sich das 198 cm lange, 76,2 cm breite und 40,8 kg schwere Tribey zudem auch in einer liegenden Position fahren.

Das Trike ist mit einem 48 V/10 Ah Akku nebst Radnabenmotor ausgestattet, was den Spezifikationen zufolge einen Fahrer mit einem Gewicht von 88,5 kg das Erreichen einer Spitzengeschwindigkeit von 40,2 km/h erlaubt, wobei mit einer einzigen Ladung eine Strecke von bis zu 29 km zurückgelegt werden kann. Gesteuert wird mit einem kabelverbundenen Handhebel.

Auf Bestellung gebaut und nur für Kunden über 16 Jahre zugelassen, soll das Modell mark 7 in Kürze zu einem Preis von 2.499 $ in den Verkauf gehen.

Anfang 2015 beginnt die Firma mit dem Folgeprojekt MK XIII, das für 3.299 $ auf den Markt kommen soll. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist es leichter, schmaler und einfacher zu montieren bzw. zu ändern, da das vordere vertikale Rohr für unbegrenzte Geräteeinbauoptionen gut ist. Zudem läßt sich die Vorderradaufhängung entsprechend dem Gelände einstellen. Dieses Modell soll mit einem abnehmbaren LiFePO4-Akkupack und einem bürstenlosen 1 kW Radnabenmotor ausgerüstet werden.

 

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