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Transport- und
Lieferdrohnen
Im Januar 2016 wird von einem Projekt berichtet, bei
dem Frauen per Drohne mit Verhütungsmitteln versorgt
werden. In Ghana wird demzufolge im Rahmen eines Pilotprojekts
seit einigen Monaten getestet, zur Auslieferung von Medikamenten, Kondomen
und anderen medizinischen Versorgungsgütern, wie Oxytocin, das die Blutung
während der Geburt verhindert, Drohnen einzusetzen. Pro Auslieferung
fallen nur etwa 15 $ an Kosten an.
Das gemeinsame Pilotprojekt des United Nations Population Fund (UNFPA) und der niederländischen Regierung heißt Dr. One und wird von Kanyanta Sunkutu geleitet, einem südafrikanischen Spezialisten für das Gesundheitswesen. Es scheint Ende 2014 aus der Taufe gehoben worden zu sein, als sich eine Gruppe von Experten im Öffentliches Gesundheitswesen mit dem Problem beschäftigte, wie man für Frauen in den abgelegensten und schwer zugänglichen Dörfern im ländlichen Afrika den Zugang zur Verhütung verbessert.
Ende November des vergangenen Jahres trägt ein unbemanntes, automatisiertes Fluggerät mit einer Spannweite von etwa 125 cm erstmals eine etwa 2 kg schwere Lieferung in Teile von Ghana. Von einem Piloten geflogen, der in einer nahe gelegenen Gesundheitsstation stationiert ist, entlädt die Drohne ihre Auslieferung an einer Stelle im Dorf, die für das Absetzen der Produkte bestimmt ist. Das lokale Gesundheitspersonal nimmt die Ware auf und bringt sie in die örtliche Klinik.
Die Tests in Ghana verlaufen jedoch so erfolgreich, daß nun mehrere andere afrikanische Länder das System als ,Project Last Mile’ bei sich nutzen und selbst finanzieren wollen (Simbabwe, Sambia, Äthiopien, Ruanda, Tansania und Mosambik). Es handelt sich um das erste Projekt, bei dem ein nachhaltiges, langfristiges Programm für die Empfängnisverhütung durch Drohnen entwickelt wird.
Im selben Monat stellt der französische Industriedesign-Student Raphael
Doukhan von der STRATE École de design in Sèvres
das Konzept einer autonomen Drohne vor, die je nach Bedarf ein Fracht-
oder ein Passagiermodul tragen kann.
Die futuristische Drohne mit Mehrzweckfunktion ist ein Designvorschlag für den internationalen Lieferservice FedEx. Der Entwurf basiert auf einer einzigen Flugeinheit, an die das jeweils benötigte Modul angeflanscht wird. Weil die Drohnen autonom operieren, können die Dienste rund um die Uhr angeboten und die Lieferzeiten halbiert werden. Ob es auch zu einer Umsetzung kommen wird, steht allerdings noch in den Sternen.
Ebenfalls im Januar wird darüber berichtet, daß Henning Pedersen und
seine Ingenieurstudenten an der Universität Oslo in
Norwegen einen Weltrekord aufgestellt haben, als ihr Multikopter 61
kg auf eine Höhe von rund einem Meter hievt – zusätzlich zum Eigengewicht,
wohlgemerkt. Die Gruppe hatte 18 Monate lang an der Rekord-Drohne aus
Alumiumprofilen und Sperrholz gearbeitet und wollte damit eigentlich
sogar knapp 150 kg heben. Der Weltrekordversuch im Osloer Wissenschaftspark
fand bereits im vergangenen Sommer statt, wurde aber erst jetzt offiziell
zertifiziert und veröffentlicht.
Die riesige Drohne namens Megacopter besteht aus acht Hexakoptern, die jeweils eine eigene Stromversorgung besitzen und an einem achteckigen Gestänge befestigt sind. Weil die 48 Motoren allerdings alle simultan von nur einem Steuergerät aus bedient werden, gilt das Flugobjekt als einzelne Drohne. Nach einer ,Flugzeit’ von nur 37 Sekunden sind die Batterien allerdings schon so leer, daß die Forscher das Vehikel landen lassen müssen, um einen Absturz zu vermeiden. Einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gibt es für diesen Kurzflug trotzdem.
Die Entwickler betrachten ihre Arbeit als einen ersten Schritt auf dem langen Weg zum automatischen Lufttransport von schweren Gütern, bei dem mit leistungsfähigeren Akkus völlig neue Transportaufgaben möglich wären. Mit Drohnen, die schwere Gewichte tragen können, lassen sich beispielsweise Verletzte bergen, die in unzugänglichen Regionen verunglückt sind. Ebenso ließen sich Menschen mit ausreichenden Mengen an Nahrungsmitteln versorgen, die durch eine Umweltkatastrophe von der Umwelt abgeschnitten sind.
Im Februar bekommt das Projekt meines Freundes Thomas Gottschalk und
seiner 2010 in Berlin gegründeten Firma Mobisol viel
Presse, in dessen Verlauf bereits in tausenden Haushalten in Tansania,
Kenia und Ruanda PV-Solaranlagen installiert worden sind. Dabei bietet
Mobisol kompakte Systeme an, die ausreichend Strom für die Grundversorgung
einer Familie liefern – also Licht, Radio und Handy. Größere Versionen
können auch einen Kühlschrank oder Maschinen in Betrieben und Krankenhäusern
betreiben.
Die Kosten der Solaranlagen, die von 30 – 200 W Leistung liefern und zwischen 320 und 1300 € kosten, werden von den Kunden über ,Micro Payments’ innerhalb von 36 Monaten erworben. Entwickelt und organisiert wird in Berlin, gefertigt werden die Einzelgeräte in Deutschland und China. Seit Mai 2014 werden zudem in der ,Mobisol Academy’ einheimische Berater und Techniker ausgebildet. Bis Ende 2015 sollen in Ostafrika bereits 25.000 Anlagen angeschlossen sein. Ich werde über das Projekt noch ausführlich im Kapitelteil Solarleuchten berichten (Update in Arbeit).
Weshalb die Sache nun (wieder) in die Presse kommt, hat mit der neuen Idee zu tun, zusätzlich auch einen Lieferdienst mit Solar-Drohnen aufzubauen. Die Flugobjekte könnten die Solaranlagen auf den Hütten sozusagen als ,Tankstellen’ nutzen, was sie befähigt, auch weite Strecken zurück zu legen und Waren in bislang schwer erreichte Gebiete zu liefern.
Da die Zielgruppe von Mobisol in ländlichen, teils abgeschiedenen Gegenden in Afrika lebt, stellt der Transport von Ersatzteilen und weiterem Zubehörs eine besondere Herausforderung dar und geht nur mit langen Wegen und hohen Kosten einher. Mit dem Einsatz von Drohnen für diese Transporte soll das Problem aus der Welt geschafft und dazu noch die Lieferzeit für die Kunden verringert werden. Ein entsprechendes Pilotprojekt mit dem Drone Delivery Network (DDN) soll Anfang 2017 starten.
Gesteuert werden sollen die Drohnen via GPS, da in der Datenbank von Mobisol bereits alle GPS-Punkte der Kunden und der zukünftigen ,Packstationen’ gespeichert sind. Zu den positiven Nebeneffekten des autonomen und wiederaufladbaren Lufttransportsystems wird das dezentralisierte Einkommen gezählt, das entsteht, weil Kunden mit einem zusätzlichen Geldfluß belohnt werden, wenn die Drohnen mit der Elektrizität aus ihrer Solaranlage aufgeladen werden. Auch Arzneimittel, Telekommunikationsgüter u.v.a. will man auf diesem Wege transportieren.
Über einen weiteren interessanten neuen Einsatzbereich wird im März 2016 berichtet, als
bekannt wird, daß nun auch die weltweit größte Containerschiff-Reederei A.P.
Moller Maersk A/S Drohnen testet, die kleine Ersatzteile, Briefe
oder Medikamente für die Besatzung an Bord bringen und so die Lieferkosten
dafür senken sollen. Ersten Analysen zufolge könnte der dänische Konzern
damit pro Schiff und Jahr 9.000 $ einsparen, da die Containerriesen gegenwärtig
eine Flotte von Kleinstschiffen und Schuten benötigen, um die Versorgung
der Besatzung mit Nahrungsmitteln und anderen Gütern sicherzustellen.
Zudem sei denkbar, die Drohnen auch für andere Aufgaben wie die Inspektion von Schiffsrümpfen oder das Innere von Tanks einzusetzen. Alleine die Tankschiffsparte Maersk Tankers besitzt rund 100 Schiffe, der gesamte Konzern kommt auf mehr als 600 Schiffe.
Maersks erster Versuch verlief in der Nähe der dänischen Hafenstadt Kalundborg größtenteils erfolgreich. Im Januar transportierte eine Drohne der französischen Firma Xamen ein rund 2 kg schweres Paket über eine Distanz von 250 m und warf es aus 5 m Höhe über dem Deck eines Tankschiffs ab. Statt von einem Lastkahn zu starten, sollte die Drohne eigentlich vom Festland aus zum Schiff fliegen, was aufgrund von schlechten Wetter aber abgesagt wird.
Die genannte Firma mit Hauptsitz in Pau bietet eine ganze Reihe verschiedener Drohnen an, angefangen von dem kleinen Quadrokopter BE-4000, über die Kamera-Drohne LE 4-8 X, die es auch mit Doppelrotoren gibt, bis hin zum Modell LE 4-8X Dual ATEX, welches als erstes UAV bezeichnet wird, das speziell für explosive Umgebungen konstruiert wurde.
Ebenfalls im März ist zu erfahren, daß auch die Post von Zypern plant,
innerhalb von zwei oder drei Jahren Drohnen zur Auslieferung einzusetzen,
falls bis dahin ein rechtlicher Rahmen für die Verwendung dieser Geräte
besteht. Im Budget der Post für 2016 sei bereits ein
kleiner Betrag für die Untersuchung der neuen Möglichkeit festgeschrieben
worden.
Im April 2016 beginnen die japanische Regierung und
Unternehmen in der Präfektur Chiba mit Verhandlungen
über die Installation eines Drohnen-Hauslieferdienstes, bei dem Päckchen
zwischen kommerziellen Einrichtungen und Wohnungen transportiert werden.
Hierfür wird die Stadt Chiba zu einer speziellen Deregulierungszone gemacht.
Das gemeinsame Projekt der Zentralregierung, der Stadt, Forschungseinrichtungen und Unternehmen einschließlich des Online-Shopping-Riesen Rakuten Inc. sei die weltweit erste Lieferdrohnen-Studie in einem städtischen Bereich. Bei dieser werden die Drohnen Pakete aus einem Lager neben der Bucht von Tokio abholen und sie an den etwa 10 km entfernten Bezirk Mihama in Chiba liefern.
Die Stadt plant, den Drohnen-Hauslieferdienst im Jahr 2020 zu starten, wenn Tokio die olympischen und paralympischen Spiele beherbergt. In Vorbereitung darauf werden Immobilienentwickler aufgefordert, bei der Errichtung von Eigentumswohnungs-Hochhäusern in Mihama auf dem Balkon einer jeden Wohnung eine Landestelle für die Drohnen einzurichten.
Auf Grundlage der aktuellen Studie wollen die Projektpartner Technologien entwickeln, um einen stabilen Flug auch bei Regen und starkem Wind zu gewährleisten, sowie ein Verkehrsleitsystem für Drohnen einrichten.
Ein ähnlicher Test war schon im Februar in der Stadt Naka in der Präfektur Tokushima durchgeführt worden, wobei es dort um einen Drohnen-Hauslieferdienst ging, der Menschen, die in einem kaum bewohnten Gebiet leben, das Einkaufen erleichtern soll.
Ebenfalls im April 2016 meldet Rakuten, ab dem Mai und unter dem Namen Sora Raku einen Drohnen-Lieferservice für Golfer starten zu wollen, bei dem die Spieler mit Golfbällen, Snacks und Getränken versorgt werden. Der einmonatige Testlauf wird auf dem Camel Golf Resort in der Präfektur Chiba stattfinden.
Golfspieler, die ein paar fehlerhafte Schüsse zu viel gemacht haben, können die Tenku-Drohnen des Unternehmens über eine spezielle Android-App rufen, um ihnen einige Extra-Bälle zu bringen, zusammen mit anderen Wünschen. In einem Depot wird dann eine Schachtel mit den bestellten Gegenständen gefüllt und in ein Abteil unterhalb der Drohne geschoben. Das Fluggerät, das eine Ladekapazität von 2 kg hat, fliegt dann autonom zu den vorgegebenen Drop-off-Punkten, wo die Box automatisch freigegeben wird, bevor es zum Depot zurückkehrt.
Wenn der Versuch erfolgreich ist, hofft Rakuten, den Sora Raku Service darüber hinaus auf Lieferungen in dünn besiedelte Gebiete, in Bergregionen sowie in Katastrophengebiete zu erweitern.
Im April 2016 wird ein neuer Designwettbewerb bekannt,
die Airbus Cargo Drone Challenge, die von der Airbus
Group SE und der US-Firma Local Motors Inc. aus
Tempe in Arizona ausgeschrieben wird und Preise in drei Kategorien und
einer Gesamthöhe von 117.500 $ verspricht: den Airbus Main Prize, den
Cargo Main Prize sowie den Community Prize. Die Drohnen sind in erster
Linie dafür gedacht, Arzneimittel zu transportieren. Einsatzgebiete sollen
Katastrophen- oder Kriegsgebiete sowie abgelegene ländliche Regionen
sein. Sie sollen aber auch in Großstädten Medikamente zum Patienten bringen.
Dem entsprechend lauten die Bedingungen, daß die Drohnen senkrecht starten und landen müssen, aber keine Multikopter sein dürfen, sondern Tragflächen und mindestens einen Propeller für den Horizontalflug haben müssen. Die Drohne selbst darf nicht schwerer als 25 kg sein. Sie soll in der Lage sein, 5 kg Nutzlast mindestens 60 km oder 3 kg Nutzlast mindestens 100 km weit zu transportieren. Als Geschwindigkeit werden mindestens 80 km/h vorgegeben.
Nach dem Eingang von 425 Beteiligungen aus 53 Ländern werden auf der Luftfahrtmesse Farnborough International Air Show im Juli die fünf besten Entwürfe prämiert, obwohl eigentlich in jeder Kategorie drei Preise ausgelobt waren. Einige Beteiligungen sind allerdings auch in mehreren Kategorien nominiert worden.
Die fünf Gewinner, die sich das Preisgeld teilen, sind Alexey Medvedev aus Omsk in Russland (Zelator-28), der Franzose Frédéric Le Sciellour aus Pont De L’Arn (Thunderbird), die beiden US-Bürger Harvest Zhang aus Mountain View in Kalifornien (Volans) und Finn Yonkers aus North Kingstown, Rhode Island (SkyPac), sowie der Deutsche Dominik Felix Finger aus Aachen (Minerva).
Der jeweilige Ausarbeitungsgrad fällt sehr unterschiedlich aus. Le Sciellour stellt beispielsweise gleich noch eine Dockingstation für zwölf Exemplare seiner Thunderbird-Drohne vor, die eine automatische Be- und Entladung impliziert. Auch die Details der jeweiligen technischen Beschreibungen variieren stark in ihrer Aussagekraft, sie lassen sich im Netz leicht finden.
Für Airbus und Local Motors bildet die Cargo Drone Challenge nur den Anfang eines langen kollaborativen Prozesses, der eine Reihe von gemeinsamen Entwicklungsaktivitäten, Online-Wettbewerben, Open-Source-Projekten und Hackathons umfaßt, die alle darauf ausgerichtet sind, eine kommerzielle Drohnenlösung der nächsten Generation zu entwerfen. Später in diesem Jahr ist die zweite Phase des Projekts geplant, ein Hackathon zur Weiterentwicklung von Elektronik und Anwendungen.
Der nächste Schritt soll der Bau einer Demonstrationsversion durch eine offene Zusammenarbeit innerhalb der Community sein. Der Airbus-Partner Local Motors, der als Vorreiter für die schnelle Entwicklung von Fahrzeugen gilt, etwa einem Auto aus dem 3-D-Drucker, ruft dazu auf, das Design des Siegermodells Zelator vom Konzept in die Realität zu übertragen.
Dies scheint auch geklappt zu haben, denn auf der Firmenhomepage wird später gemeldet, daß die 2,70 m lange Drohne mit 4 Spannweite Ende November tatsächlich in den Himmel aufgestiegen sei – leider ohne weitere Angaben dazu. In Presseberichten wird allerdings gemeldet, daß der Zelator beim Erstflug auf einem Fluggelände in Boulder in Nevada versagt hätte. Das Fluggerät vibrierte zu stark, hatte nicht genug Festigkeit, das Heck war zu schwer und die Motorplazierung stimmte nicht. Nach zwei Anläufen wird der Versuche abgebrochen.
Nun muß der Schwerpunkt des Modells geändert und das Gewicht verringert werden. Es wird aber schon als ein Erfolg gewertet, daß es gelungen war, eine Drohne binnen weniger Wochen flugfertig zu bauen. Die Chefin der neuen Aktivitäten von Airbus, das Drohnengeschäft neben dem militärischen Bereich nun auch hin zu zivilen Kunden auszurichten, Jana Rosenmann, ist davon überzeugt, daß ein Prototyp der Medizindrohne noch in diesem Jahr fliegen wird. Die Details würden im vierten Quartal entschieden, so daß ein erster Demonstrationsflug mit Medizinfracht vielleicht schon im nächsten Jahr erfolgen könnte.
Ein nicht prämierter Entwurf, der aufgrund seiner sehr eigenen und eigenwilligen Gestaltung hier trotzdem abgebildet werden soll, ist die medizinische Lieferdrohne Alpha-Centauri, über die allerdings keine weiteren Details vorliegen – außer, daß sie von Will Stavanja und seiner Firma Wilstair LLC stammt, der uns im November letzten Jahr mit dem Konzept von Drohnen-Transporten innerhalb von Krankenhäusern begegnet ist.
Im Mai 2016 findet auf dem Twente Safety Campus im niederländischen
Venlo die bereits dritte internationale Unmanned Cargo Aircraft
Conference statt. Veranstalter ist die im Juni 2011 von
dem an der University of Twente tätigen Prof. Hans
Heerkens gegründete Platform for Unmanned Cargo Aircraft (PUCA),
deren Ziel es ist, die Entwicklung von unbemannten Frachtflugzeugen (unmanned
cargo aircraft, UCA) zu erleichtern und ihren Mitgliedern eine sinnvolle
und rentable Rolle bei dieser Entwicklung zu geben.
Aktuell richtet die PUCA ihr Augenmerk vor allem auf UCA mit einer Nutzlast von zehn Tonnen oder weniger, wobei zwei Anwendungen unterschieden werden: erstens der Kontinentalverkehr, bei dem zum Beispiel Unternehmen in Mittel- und Osteuropa, die durch eine unzureichende Bodeninfrastruktur eingeschränkt sind, ihre Waren aus kleinen Flugplätzen (vielleicht speziell für UCA) auf westeuropäische oder sogar amerikanische Märkte transportieren könnten, und zweiten der interkontinentale Transport, in dessen Rahmen beispielsweise kleine Unternehmen im chinesischen Hinterland ihre Waren über das Internet an Kunden in Europa verkaufen und über kleine lokale Flughäfen verschicken.
Anfang 2017 veröffentlicht die PUCA zwei Reports, bei denen es sich um eine Masterarbeit von Rian van Groningen an der Erasmus University Rotterdam handelt (,Cost Benefit Analysis Unmanned Cargo Aircraft: Case Study Stuttgart – Urumqi/Shenzhen’), sowie um eine Abschlußarbeit von Erik Waller an der Hogschool van Amsterdam in zwei Teilen (,Realizing a UCA flight from Weeze airport to Twente airport’).
Die nächste UCA-Konferenz findet im Juni 2017 in Venlo statt – und die inzwischen 8. dann im Dezember 2019 in Amsterdam.
Ich erwähne die PUCA hier nur zur informellen Abrundung – da sich die Organisation in erster Linie mit sehr großen und konventionell betriebenen unbemannten Flugzeugen beschäftigt. Als Beispiele seien genannt: ATLAS, ein unbemannter mittelgroßer Container-Frachter; HUULC, ein wasserstoffbetriebenes, unbemannten, ultragroßes Flugzeug der TU Delft, das 100 Container tragen kann; FlyOx I, eine bereits verkäufliche amphibische Drohne von Singular Aircraft, die bis zu 1,85 Tonnen Ausrüstung über 1.200 km transportieren soll; oder die hier abgebildete AirMule Drohne der israelischen Firma Urban Aeronautics Ltd., die 500 kg laden kann und wie ein dicker Käfer aussieht.
Ebenfalls im Mai 2016 berichtet die Presse über ein
Frachtdrohnen-Projekt mit Sonderstellung. Das automatische Air Shuttle
für Container der französischen Firma Voliris aus Yzeure
basiert nämlich z.T. auf LTA-Prinzipien – d.h. es ist eine Art Hybrid-Luftschiff,
das sowohl aerostatischen Auftrieb aufgrund des Trägergases, als auch
aerodynamische Auftrieb durch die Form des Flügels erhält.
Die 1999 von Simon Theuveny und seinem Sohn gegründete Firma beginnt mit der Entwicklung und Herstellung mehrerer kleiner ferngesteuerter Luftschiffe. Um die theoretischen Studien durch experimentelle Messungen zu stützen, entwickelt und baut das Unternehmen sieben Prototypen mit Längen zwischen 3 m und 37 m.
Das erste bemannte Luftschiff, die 31 m lange Voliris 900 (o. V900), unternimmt ihren Jungfernflug im Juni 2003, angetrieben von einem konventionellen 100 PS Motor. Im April 2005 finden weitere Flüge statt. Dazu startet das Unternehmen ein Forschungsprogramm, um die Empfindlichkeit von Luftschiffen drastisch zu reduzieren und den Übergang zum Flug ohne CO2-Emissionen zu ermöglichen.
Im Jahr 2008 wird Voliris von dem Mehrheitsaktionär Alain Bernard und seiner New York Finance Innovation (NYFI) übernommen, worauf sich das Unternehmen auf die Forschung und Entwicklung von Hybrid-Luftschiffen konzentriert, um deren Leistung deutlich zu steigern. Das erste Luftschiff mit der neuen Hüllenform, einer Annäherung an einen Dreifachkörper, ist der Prototyp V901C, der seinen ersten Flug im Juli 2012 absolviert und anschließend zwei Jahre lang getestet wird. Die V901RC ist eine verkleinerte Version mit Funkfernsteuerung. Bei der V901D wird die Hüllenform erstmals zu einer Tragfläche erweitert, ebenso wie bei der ferngesteuerten kleineren V901RC.
Die V902Mini ist – wie der Name schon sagt – eine stark verkleinerte und ebenfalls ferngesteuerte Ausführung der Hybridform. Im Jahr 2012 wird auch ein Patent angemeldet (mit Priorität von 2011), in dem als Erfinder Alain Bernard genannt wird (,Method and system for transporting containers by modular aircraft’, US-Nr. 20140255139, veröffentlicht 2014; vgl. EP-Nr. 2763901A1).
Als Ergebnis langjähriger Studien kann im Jahr 2014 der Erstflug der V902RC erfolgen, einem Hybrid-Liftflugzeug, das sich noch im experimentellen Stadium befindet, aber schon den strukturellen Aufbau des Container-Transporters besitzt. Hauptsächliches Ziel ist weiterhin, im Rahmen des Programms DGV2 (Dirigeable à grande vitesse et à géométrie variable) ein Luftschiff mit hoher Geschwindigkeit und variabler Geometrie marktreif zu machen, das für den ,grünen’ Transport der Zukunft geeignet ist.
Zwar wird die Maschine zunächst mit (teurem) Helium und herkömmlichen Motoren arbeiten, aber langfristig soll Wasserstoff zum Einsatz kommen, ebenso wie andere Antriebskonzepte. Das Hybrid-Luftschiff soll in geringer Höhe um 150 m fliegen, die Fluggeschwindigkeit rund 150 km/h betragen und in der Lage sein soll, einen 30 Tonnen Standard-Container zu transportieren.
Im Oktober 2016 erhält der ultraleichte Luftschiff-Prototyp V902 ULM mit seinem Volumen von 80.316 m3 einen offiziellen Guinness-Weltrekord-Eintrag als das kleinste bemannte Luftschiff der Welt (s.a.: Solar-Luftschiffe und Solar-Ballone). Wie es angetrieben wird, ist mir nicht bekannt.
Im Mai gibt die US-Firma Uvionoix bekannt, daß sie plant,
auf Bestellung frisch gebrühten Kaffee und kleinere Snacks per
Drohne zu verschicken – für einen Aufpreis von 3 $. Zum Einsatz kommen
soll die durch das Unternehmen produzierte nSky Lieferdrohne.
Dabei will der Drohnenbauer nicht selbst Kaffee versenden, sondern mit
vielen unabhängigen Geschäften zusammenarbeiten und nur die benötigte
Infrastruktur zur Verfügung stellen. Zu dieser gehört neben der Lieferdrohne
selbst auch eine App, über welche die Kunden ihre Bestellungen aufgeben
können.
Die Auswahl wird aber dadurch beschränkt, daß die Drohne nur Waren mit einem Gewicht von weniger als 540 g transportieren kann, wie z.B. einen Becher Kaffee. Erfrischungsgetränke in Flaschen sind allerdings zu schwer. Die autonomen Lieferungen, die von einem sogenannten Co-Piloten auf einem Monitor überwacht werden, sollen auf Bestellungen in einem Umkreis von knapp 10 km beschränkt bleiben. Leider läßt sich darüber hinaus aber weder über die Firma noch über die genannte Drohne irgend etwas finden.
Eine weiterer Transport-Drohnen-Einsatz wird im Mai aus Südkorea gemeldet,
wo zahlreiche Organisationen versuchen, die abgeschottete Bevölkerung
Nordkoreas aus der Luft mit Informationen zu versorgen, wofür bisher
zumeist Ballons genutzt wurden. Auf dem Oslo Freedom Forum berichtet Jung
Gwang-il, der 2004 nach Südkorea flüchtete
und Gründer der Organisation No Chain ist, daß man gemeinsam
mit der Human Rights Foundation bereits seit dem vergangenen Jahr Hexakopter
nutzt, um Speichersticks mit südkoreanischen und amerikanischen
Filmen über die schwer bewachte Grenze in das Nachbarland zu bringen.
Zudem sei auf den Speichersticks auch eine Offline-Version der Wikipedia zu finden. Insgesamt sollen die Aktivisten so bereits mehr als 1.000 Speichersticks transportiert haben. Aus Sicherheitsgründen wird nicht bekannt geben, von welchem Land aus die Drohnen starten und welche Regionen sie in Nordkorea beliefern. Sie seien aber in jedem Fall deutlich zuverlässiger als die bisher genutzten Ballons, die vom Wind auch schon aufs Meer hinausgetrieben wurden.
Im Juni 2016 erhält die Firma Natilus Inc. –
im April 2015 von Aleksey Matyushev im
kalifornischen San Jose gegründet – eine Seed-Finazierung in Höhe von
750.000 $ durch den Investor Draper Associates. Das Unternehmen will
die weltweit erste kommerzielle Drohne bauen, die signifikante Lasten
trägt, allerdings angetrieben durch zwei Pratt&Whitney-Turbofan-Triebwerke.
Ich erwähne das Projekt hier ebenfalls zur Abrundung - und weil es eine
Modell geben wird, möglicherweise mit elektrischem Antrieb.
Die ebenfalls Natilus genannte (aber Nautilus ausgesprochene) Drohne ist halb so groß wie eine Boeing 747, kann eine Frachtlast von 100 Tonnen tragen und fliegt mit ca. 480 km/h. Ein Flug über den Pazifik würde 30 Stunden dauern. Da das Wasserflugzeug, das aus Kohlefaser- und Fiberglas-Verbundwerkstoffen besteht, keine Piloten hat und deshalb weniger Onboard-Systeme benötigt, liegen die geschätzten Produktionskosten be 25 Mio. $, verglichen mit einem Boeing 777-Frachtflugzeug, das einen Listenpreis von etwa 250 Mio. $ hat.
Die Firma beabsichtigt nun, einen Modell-Prototyp mit einer Spannweite von 6 m zu bauen, um den Autopiloten und das Starten und Landen auf dem Wasser zu testen. Das Modell soll in 18 Monaten flugbereit sein, während sich ein vollwertiger, kommerzieller Natilus drei Jahre später in die Luft erheben soll. Im Februar 2017 wird gemeldet, daß die erste Prototyp-Drohne, genannt Nemo, im zweiten Quartal des Jahres startbereit sein soll.
Wenn Drohnen als Überwachungskameras oder Auslieferungs-Roboter Teil
des städtischen Gewebes werden sollen, ist sowohl eine Regulierung
als auch eine Infrastruktur notwendig. Ein Beispiel dafür, wie letztere
aussehen könnte, kursiert im August in den Blogs.
Im Rahmen eines Wettbewerbs zur Neugestaltung der Autobahn G107 der chinesischen Stadt Bao’an in Shenzhen entwerfen die beiden Büros Avoid Obvious Architects und Tetra Architects & Planners als Teil ihrer futuristischen Vision die erste Drohnen-Autobahn. Die im Herzen des Pearl River Delta gelegene Stadt, die sich von einem Produktionsdrehkreuz zu einem nachhaltigen und technologieorientierten Zentrum entwickeln will, bat Architekten um Vorschläge zur Sanierung der 30 km langen, 12-spurigen Strecke.
Das Konzept der beiden Büros sieht zwei erhöhte, vierspurige Bahnen in Umhüllungen vor, die von Grünflächen umgeben und mit Landschaftsparks überzogen sind. Im Mittelpunkt steht Multifunktionalität: Nicht nur Autos und Fußgänger würden die neu gestaltete G107 benutzen, ebenso würde sie auch als Autobahn für fliegende Drohnen verwendet werden, die Lieferungen machen. Die U-Bahnlinie würde unter der Autobahn verlaufen, und das mehrschichtige Design soll nicht nur für einen reibungslosen Transit sorgen, sondern mittels eingebauter intelligenter Technologien auch zur Bewältigung von Wasser- und Luftverschmutzung beitragen.
Im selben Monat erscheint ein Design des kanadischen Ingenieurs und Angel-Investors Charles
Bombardier, der seine diversen Konzepte seit 2013 online
veröffentlicht. Der oft als Visionär beschriebene Innovator vertritt
die Ansicht, daß sich Architekten, Planer und Entwickler auf die ,Drohnen-Revolution’
vorbereiten sollten – denn Drohnen kommen, und sie werden eine Menge
Dinge ändern, wie wir unser Leben gestalten. Warum also unsere Gebäude
nicht gleich so gestalten, daß sie bereit dafür sind?
In nicht allzu ferner Zukunft werden auch die ersten persönlichen, fliegenden Fahrzeuge verkauft werden, wie sie bereits von verschiedenen Seiten entwickelt werden (s.u.). Vielleicht setzt ein innovatives architektonisches Unternehmen hierfür die Idee eines ,drone-ready’ Wohnungsturms um.
In Zusammenarbeit mit dem Designer Ashish Thulkar schlägt Bombardier spezielle Drohnenbalkone für jede Einheit vor, die versenkbare Geländer haben, um sie auch als (normale) Balkone nutzen zu können. Hier sollen neben kleineren elektrischen Lieferdrohnen auch manntragende Fluggeräte landen können. Und da man auch die großen Drohnen nicht selbst besitzen, sondern sie teilen und als autonomes Fahrzeug bei Bedarf rufen würde, würden sie auch nicht ungebraucht immer herumstehen.
Ende August 2016 ist auch wieder etwas von der US-Kette Domino’s
Pizza Enterprises Ltd. zu hören, die schon 2013 eine
erste Marketingaktion mit Drohnen durchgeführt hatte. Nun wird die Kooperation
mit dem Drohnenhersteller Flirtey bekannt geben, um
in Neuseeland Pizzen per unbemanntem Fluggerät zuzustellen
– das der Firma zufolge die weltweit am meisten vorausschauenden Luftverkehrsregeln
habe.
Zum Abschluß der Zulassung durch die Flugsicherheitsbehörde CAA demonstrieren die beiden Unternehmen dem neuseeländischen Transportminister Simon Bridges in Auckland eine solche Lieferung, bei der auch eine neue Verpackung eingesetzt wird, welche die Temperatur und den Geschmack der frischen Pizza während der Auslieferung bewahrt.
Flirteys leichte, autonome Zustelldrohnen bestehen aus Kohlefaser-, Aluminium- und 3D-gedruckten Komponenten. Sie werden autark mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h in einer Höhe von 60 m fliegen und in der Anfangsphase Pizzas an Kunden in eines Umkreises von 1,5 km um ausgewählte Geschäfte liefern. Sobald es die Verordnungen erlauben, soll der Radius auf 10 km erhöht werden. Es ist geplant, den regulären kommerziellen Dienst in einigen der insgesamt 100 Filialen noch in diesem Jahr aufzunehmen.
Bereits im März hatte Domino’s die robotische Pizzazustellung (auf dem Boden) durch vierrädrige Roboter vorgestellt. Die Domino’s Robotic Unit (DRU) wird derzeit in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington getestet.
Tatsächlich findet dann im November in Whangaparaoa erfolgreich die erste kommerzielle Flugdrohnen-Lieferung von zwei Käse-Pizzen an einen Kunden statt.
Mit den zum 29. August 2016 geltenden neuen Regeln für
Drohnenflüge in den USA wird auch hier der nächste Schritt
zur breiten Einführung der unterschiedlichsten Liefer- und Dienstleistungen
möglich.
Damit auch Kunden, die in Hochhäusern leben, ihre Pizzen
oder Pakete direkt an Ihre Fenster geliefert bekommen, hat sich der südkoreanische
Designer Yoonjae Choi ein Fenster-GPS-Leuchtfeuer ausgedacht,
das im September 2016 in den Blogs gezeigt wird.
Benutzer können ihre eigenen, dedizierten Leuchtfeuer an jedem Fenster installieren, so daß die Drohnen ihr Transportgut direkt dorthin liefern.
Mit dem System soll es auch möglich sein, Pakete zu erhalten, wenn man gar nicht zu Hause ist – indem man einfach ein Fenster offen läßt.
Ein weiterer interessanter, in diesem Monat veröffentlichter Entwurf
stammt von dem vietnamesischen Designer Huynh Ngoc Lan aus
Hanoi, der bislang hauptsächliche durch elektrische Mobilitätskonzepte
aufgefallen war.
Sein Drohnendesign namens FLYCAT verfügt über vier kleine Rotoren zum senkrechten Abheben und Landen, sowie über einen großen Motor, um durch den Himmel zu fliegen. In Kombination mit den Doppeldecker-Flügeln soll es so hohe Geschwindigkeiten und eine beeindruckende Stabilität erreichen.
Mit seiner entsprechenden Ladebucht läßt sich der Flieger als vielseitig einsetzbare Lieferdrohne verwenden – oder mit empfindlichen Kameras als fliegendes Auge.
Im September 2016 stellt das im Vorjahr gegründete japanische
Unternehmen Prodrone Co. Ltd. aus Nagoya auf der InterDrone-Messe
in Las Vegas eine Drohne vor, die Dinge selbständig greifen und wieder
absetzen kann, was eine Vielzahl an neuen Einsatzmöglichkeiten erlaubt.
Die Greifrohne kann beispielsweise die Stühle in einem Restaurant durch die Gegend fliegen, aber auch Objekte von Stellen holen, die vom Menschen nicht mehr betreten werden können – beispielsweise aus einsturzgefährdeten oder gar brennenden Gebäuden. Dabei kann die Drohne Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h erreichen und eine Ladung von maximal 10 kg ergreifen und durch die Luft fliegen. Eine Ladung der 2 x 16.000 mAh Akku soll für einen rund halbstündigen Flug ausreichen.
Theoretisch ermöglichen die Greifarme auch den Einsatz von speziellen Werkzeugen. So spricht der Hersteller beispielsweise davon, daß mit Hilfe der neu entwickelten Drohne auch Kabel gefahrlos durchtrennt werden können. Im Laufe der Zeit dürften zudem noch zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten entdeckt werden.
Die Steuerung der aktuell noch PD6B-AW-ARM genannten Drohne ist allerdings etwas komplizierter als gewöhnlich, da die Greifarme noch nicht autonom agieren, sondern ebenfalls gezielt gesteuert werden müssen. Das Ausbalancieren der Ladung wird aber durch einen Algorithmus übernommen, so daß die Drohne sowohl mit als auch ohne Beladung die selben Flugeigenschaften zeigt. Wieviel die Greifdrohne kosten soll, wurde bislang nicht bekanntgegeben. Die Firma stellt außerdem verschiedene Multikopter für Nutzlasten von 3,5 – 30 kg her.
Die im März diesen Jahres im britischen Wells, Somerset, gegründete Firma Windhorse
Aerospace stellt im September mit der Gleiter-Drohne Pouncer eine
Lösung für das Problem vor, nach Naturkatastrophen dringend benötigte
Güter wie Wasser, Nahrung und Medikamente schnell in die betroffenen
Gebiete zu bringen. Mehr noch – auch die Drohne selbst soll von den betroffenen
Menschen genutzt werden können.
Der Gründer der Firma, Nigel Gifford, arbeitete unter anderem für die britische Armee und entwarf Ernährungsprogramme für Soldaten in schwierigen Umgebungen. Außerdem ist er einer der Luftfahrtingenieurs, die an der 2014 von Facebook aufgekauften Ascenta-Drohne mitgearbeitet haben (später: Aquila).
Die Idee für die Pouncer Drohne kam Gifford bereits vor Jahren, als er sich Gedanken darüber machte, wie man Nahrungsmittel in das kriegsgebeutelte Syrien bringen könnte. Traditionelle Methoden für die Lieferung von Hilfsgütern über die Luft beinhalten meist den Abwurf mittels Fallschirmen, wobei aber die Gefahr besteht, daß das Ziel verfehlt wird und die Hilfsgüter verloren gehen.
Die neuartige Drohne basiert auf einem Sperrholzrahmen und einer vorgeformten Kunststoffschale, die wasserdicht und hoch aerodynamisch ist. Vakuumverpackte Lebensmittel, Wasser und medizinische Hilfsgüter werden als Komponenten innerhalb der Flügel und des Körpers integriert. Zudem kann auch die Drohne selbst nach der Landung weiter verwendet werden. Der Holzrahmen kann z.B. als Brennmaterial genutzt werden, die Hülle als Unterschlupf oder zum Sammeln von Regenwasser. Das Unternehmen experimentiert sogar damit, eßbares Material für die Tragflächen zu verwenden.
Die Spannweite der Delta-Flügel-Drohne mit aufgestellten Winglets für eine verbesserte Stabilität beträgt 3 m, ihre Rumpflänge 1,5 m, und ihre Leergewicht 25 kg. Voll beladen wiegt sie 75 kg. Die Drohne hat keinen Motor, sondern wird aus einem Transportflugzeug in einer Höhe von etwa 3.000 m gestartet, von wo aus sie im Gleitflug bis zu 35 km zurücklegen kann. Bei einem Abwurf aus einer Maximalhöhe von 7.600 m beträgt die Reichweite bis zu 100 km. Ein Navigationssystem dirigiert die Drohne an ihr Ziel, wo sie aus einer Höhe von etwa 7 m mit Hilfe eines kleinen Fallschirms zielgenau landet.
Die Produktionskosten für eine Drohne belaufen sich nach Angaben von Windhorse Aerospace auf 130 $ sowie 65 $ für das Navigations- und Flugkontrollsystem. Die Firma erwartet, daß der Jungfernflug bereits nächstes Jahr im April stattfinden kann.
Im September ist erstmals etwas von dem US-Start-Up Hylio Inc. aus
Richmond, Texas, zu hören, das eine Peer-to-Peer-Drohne auf den Markt
bringen will: Die Pegasus ist eine persönliche Zustellungs-Drohne
mit einer Reichweite von 6,4 km (andere Quellen: 11,2 km) und einer maximalen
Nutzlast von 1,1 kg (andere Quellen: 3,6
kg), welche in einer Ladebucht an der Unterseite transportiert
wird.
Der aus Kohlefaser- und Aluminiumkomponenten konstruierte Hexakopter nutzt GPS, um zu seinem Ziel zu navigieren und kann mit einer Smartphone-App oder manuell über einen Controller gesteuert werden. Pro Ladung seines 12.000 mAh Li-Poly-Akkus kann er bis zu 35 Minuten lang fliegen (andere Quellen: bis 50 Minuten) und kleine Gegenstände an ein benutzerdefiniertes Ziel liefern – ähnlich wie die britische Bizzby-Drohne, die bereits im Jahr 2014 getestet, aber bislang noch nicht eingeführt wurde (s.d.).
Andere wichtige Spezifikationen sind, daß die Drohne wasserdicht ist und die Fähigkeit hat, auch bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 64 km/h zu fliegen. Hylio nimmt bereits Vorbestellungen für 1.000 $ an und plant, im Oktober auf Indiegogo eine Crowdfunding-Kampagne zu starten. Dies scheint bislang aber nicht passiert zu sein.
Die bislang einzige weitere Meldung stammt vom Januar 2017 und besagt, daß Hylio in Cartago, Costa Rica, über eine Woche lang zusammen mit dem Kurierdienst GoPato Beta-Tests mit den Lieferdrohnen durchgeführt habe – die überhaupt ersten kommerziellen Drohnenlieferungen in Costa Rica und ganz Lateinamerika. Im Vergleich zu der 45- bis 50-minütigen Standard-Lieferzeit können die Aufträge innerhalb von 10 Minuten oder weniger abgewickelt werden.
Bei den kontrollierten Tests werden Lieferung von 1,5 kg in einem Radius von 3 km um die Geschäfte AMPM, Doña Dona und Hooters transportiert. Hylio plant, dies innerhalb von wenigen Monaten auf 2,5 kg Pakete und einen 5 km Radius zu erhöhen. Der volle Drohnen-Lieferservice in Costa Rica soll nach weiteren Tests beginnen ebenfalls in wenigen Monaten beginnen.
Ebenfalls im September findet in Calvert, Queensland, die Airborne
Delivery Challenge statt (UAV Challenge 2016),
an der 19 Teams teilnehmen, die aus Australien (11), den USA (5) und
China (3) stammen.
Wenn man weißt, daß sie Hauptsponsoren der UAV Challenge Firmen wie Northrop Grumman, Lockheed Martin Australien, Boeing Research & Technology u.ä. sind, dann sollte schnell klar sein, welche Motivation hinter der Veranstaltung steht, auch wenn es offiziell heißt, das Ziel des Wettbewerbe sei es, den Nutzen von unbemannten Luftfahrzeugen (UAVs) für zivile Anwendungen zu demonstrieren, vor allem jene, die in der Zukunft das Leben von Menschen retten werden:
„Wir tun dies, indem wir den Einfallsreichtum und die Leidenschaft von Flugzeug-Modellbauern, Universitätsstudenten und Gymnasiasten auf der ganzen Welt nutzen, um neuartige und kostengünstige Lösungen zu entwickeln.“
Der diesjährige Wettbewerb ist bereits die zehnte UAV Challenge. Die Serie der Wettbewerbe begann im Jahr 2007 mit der ersten kombinierten Outback Rescue und Airborne Delivery Challenge Veranstaltung im australischen Kingaroy in Queensland. Der bis 2014 regelmäßig durchgeführte Outback Rescue Wettbewerb wurde ursprünglich als gemeinsame Initiative der Queensland University of Technology (QUT) und der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) entwickelt, um die Bedeutung von UAVs in Australien zu fördern.
Der Wettbewerb war das direkte Ergebnis eines Workshops unter dem Titel ,Die Zukunft der UAVs – Herausforderungen und Anwendungen im asiatisch-pazifischen Raum’, den das australische Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrtautomation (ARCAA) im Jahr 2005 durchgeführt hatte. Seitdem sind als weitere Partner u.a. die Regierung von Queensland sowie Firmen wie Boeing, Aviation Development Australia Ltd. und AUVS-Australia und beigetreten – und es haben an den verschiedenen UAV Challenge Events über 2.000 Teammitglieder teilgenommen.
Die aktuelle UAV Challenge ist die bislang größte mit in zwei Städten: der High-School Airborne Delivery Challenge in Calvert bei Ipswich, sowie die erstmalig stattfindende Medical Express Challenge in Dalby.
Für 2017 ist eine weitere UAV Challenge Airborne Delivery Challenge, gefolgt von einer UAV Challenge Medical Express in Jahr 2018. Für nähere Details zu den Wettbewerben empfehle ich die Homepage der UAV Challenge.
Das Thema einer passenden Infrastruktur für Drohnen ist auch Inhalt der
Masterarbeit des spanischen Architekten Saúl Ajuria Fernández an
der Universidad de Alcalá in Madrid, die im Dezember 2016 in
den Fachblogs veröffentlicht wird. Seiner Kernthese zufolge ist die
Optimierung des Lieferverkehrs eines der größten potentiellen Einsatzgebiete
für Drohnen.
Statt jedoch jede Firma ihr eigenes Süppchen kochen zu lassen, schlägt Fernández eine zentrale Lösung in Form eines großen Drohnen-Hafens vor, der mit Solarenergie betrieben wird. Der Droneport ist als Sphäre ausgelegt, die außen mit kleinen Hangars für die Drohnen ausgestattet ist. Mit der Energie der Solar-Paneele könnte nicht nur das Gebäude selbst betrieben, sondern auch die Akkus der Drohnen in den Hangars geladen werden. Das Innere des Gebäudes könnte ein Logistik- und Wartungszentrum beherbergen, an dem sich jedes Unternehmen mit Interesse beteiligen kann.
Der speziell für die Stadt Madrid entworfene Droneport soll genau in der Schnittstelle von drei öffentlichen Parks liegen, weshalb das Gebäude auf einer Art Stelzenkonstruktion steht und Fußgänger erlaubt, unter ihm hindurchzugehen.
Nach zwei Jahren der Entwicklung und der Prüfung erteilt die Generaldirektion für Zivilluftfahrt in Frankreich im Dezember 2016 der DPDgroup, der internationalen Expreß-Tochtergesellschaft des französischen Postdienstes Le Groupe La Poste, die Genehmigung, um dauerhaft einen wöchentlichen Lieferservice zwischen zwei Depots in der Region Provence zu betreiben. Mitte des Monats nimmt die DPDgroup den weltweit ersten Drohnenverkehr im Linienbetrieb auf.
Die Drohnenzustellung basiert auf einer Partnerschaft zwischen DPDgroup und Atechsys, einem mittelständischen Unternehmen aus dem Süden Frankreichs, die im Jahr 2014 mit ersten Tests der GeoDrone begann (s.d.). Nach 600 Stunden Flugzeit im Testbetrieb absolvierte die Drohne im September 2015 erstmals einen autonomen Flug über 14 km und transportierte dabei ein 1,5 kg schweres Paket.
Pakete werden nun einmal wöchentlich in der Stadt Saint-Maximin-La-Sainte-Beaume auf den Hexakopter geladen, der dann autonom zu einer ca. 15 km entfernt gelegenen Gewerbeareal in der Nähe der benachbarten Stadt Pourrières fliegt, in dem zahlreiche Technologie-Start-Ups angesiedelt sind.
Bei einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h kann die Drohne dabei Pakete bis zu 3 kg transportieren, ihre Reichweite beträgt bis zu 20 km. Für die Zustellung wird ein eigens entwickeltes Terminal genutzt. Start und Landung der Drohne sind damit ebenso sicher möglich wie die Beladung der Drohne und das automatisierte Ablegen der gelieferten Pakete.
Ebenfalls im Dezember 2016 meldet die Firma Connect
Robotics aus Porto in Portugal, daß sie in
Zusammenarbeit mit dem Rathaus von Penela und der Wohltätigkeitsorganisation
Santa Casa da Misericórdia de Penela die erste Nahrungsmittellieferung
durch eine Drohne durchgeführt habe.
Ein passend ,dickes Ende’ für diese Jahresübersicht bilden die Drohnen
der norwegischen Firma Griff Aviation, die wohl zu
den weltweit kräftigsten zählen. Das Modell Griff 300,
das im Dezember 2016 erstmals vorgestellt wird, ist
selbst 75 kg schwer – und kann Ladungen bis 225
kg tragen. Der Okotokopter kann je nach Zuladung mit einer Batterieladung
zwischen 30 und 45 Minuten lang in der Luft bleiben. Das Fluggerät
des Unternehmens ist das erste, das von der norwegischen Zivilluftfahrtbehörde
genehmigt worden ist.
Gesteuert wird die Drohne mit Hilfe einer Fernbedienung. Optional bietet Griff Aviation allerdings auch eine Kontrollstation an, bei der der Nutzer in einer Art Cockpit am Boden sitzt und die Drohne aus einer First-Person-Sicht steuert.
Griff Aviation bietet verschiedene Optionen zum Tragen von Lasten an, wobei der Käufer die Drohne auch nach eigenen Vorstellungen modifizieren lassen kann. Vorgesehen ist die Griff 300 für den professionellen Einsatz im industriellen Bereich, beim Militär, bei Polizeikräften, der Feuerwehr und Such-und-Rettungs-Teams. Ein Preis für die Lastendrohne ist noch nicht bekannt.
Die Modelle 125, 300 und 800 des Unternehmens entsprechen ihren Namen, d.h. die jeweilige Nummer bezieht sich auf das Bruttogewicht in Kilogramm, das jede von ihnen tragen kann, wobei die Griff 800 bislang noch in Planung ist.
Im März 2018 startet in Norwegen ein neues Drohnen-Frachtprojekt, bei dem vier norwegische Technologieunternehmen zusammenarbeiten, um unbemannte Hubschrauber für den Transport von Fracht zwischen Offshore-Schiffen und Offshore-Einrichtungen einzusetzen, wobei insbesondere das Wetter eine große Herausforderung ist, da es oft zu Verzögerungen bei der Lieferung von Ladung, Gütern und Ausrüstung an die Offshore-Anlagen führt.
Das Ziel des Forschungsprojekts ‚Safer Logistics from Unmanned Logistics Helicopter‘, an dem sich u.a. der Offshore-Schiffseigner Olympic Subsea beteiligt, ist die Entwicklung von Systemen für den Einsatz unbemannter Drohnen auf See. Die entsprechenden Drohnen, die schwere Fracht befördern können, werden von Griff Aviation entwickelt und gefertigt.
Das vom Norut Northern Research Institute geleitete Projekt stützt sich auf das Fachwissen der Fakultät für Ingenieurwesen und Technologie an der Arktischen Universität von Norwegen in Narvik, die über umfangreiche Erfahrungen mit automatisierten Drohnenoperationen verfügt. Die Firma STABLE liefert die Stabilisierungstechnologie und wird eine der wichtigsten Herausforderungen des Forschungsprojekts lösen: Die Entwicklung der Steuerungssysteme, damit die Drohnen von einer beweglichen, maritimen Plattform aus starten und operieren können, die in einem Container auf dem Schiffsdeck plaziert werden und den Drohnen zwischen den Flugmissionen auch als Hangar dienen soll.
Auch über dieses, vom norwegischen Forschungsrat finanziell unterstützte Projekt gibt es bislang keine Neuigkeiten.
Weiter mit den Elektro- und Solarfluggeräten...