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Windenergie und Architektur (V)

2011


Dieses Jahr beginnt mit dem Design eines Energieturmes, der von Farm Architecture and Research aus Portland, Oregon, stammt und im Februar 2011 veröffentlicht wird.

Das Konzept ist für die Stadt Detroit entworfen und zielt darauf ab, eine Beschäftigung für obdachlose Menschen zu bieten – in Verbindung mit der Gewinnung von grüner Energie für eine saubere und emissionsfreie Umgebung.

Der Power Tower wartet mit einer Windmühle an der Spitze, sowie mit Photovoltaik-Modulen an den Seiten auf, während sich im Inneren vertikale Gemeinschaftsgärten stapeln, wo Lebensmittel für die Gemeinschaft produziert werden sollen.

Zur Lagerung und Bereitstellung von natürlichem Süßwasser, das zur Bewässerung dieser urbanen Gärten benötigt wird, gibt es ein Zisternensystem, das an eine Regenwasser-Sammelanlage angeschlossen ist.

Bislang gibt es nur einige Grafiken, von einer Umsetzung ist noch nichts zu sehen.


Im März 2011 wird der Gewinner der Skyscraper Competition bekannt gegeben, den die US-amerikanische Architekturzeitschrift eVolo veranstaltet. Es handelt sich um die französische Architektenagentur Atelier CMJN aus Paris.

LO2P Grafik

LO2P (Grafik)

Die Designer Julien Combes und Gaël Brulé hatten mit den LO2P einen Wolkenkratzer mit Gewächshäusern als grüner Lunge für Neu Delhi konzipiert. Als wichtiges Baumaterial sollen recycelte alte Autos genutzt werden.

Das Gebäude besitzt eine gigantische Windturbine, die wie ein aufgehängtes großes Rad aussieht, und für die Initiatoren des Projekts auch Symbolcharakter hat. Für sie ist LO2P eine Metapher für „Kreisläufe, für die Produktion von Sauerstoff, und für einen wirklichen Wandel in der Beziehung zwischen Mensch und Natur“.

Die Luftverschmutzung in Neu Delhi soll dabei auf zwei verschiedenen Wegen reduziert werden. Zum einen gibt es in der Basis des Turms ein System rotierender Filter, die der Luft Schmutzartikel und Kohlenoxid entziehen, wobei das Kohlenoxid für die ins Projekt integrierten Gewächshäuser genutzt wird. Hier dient es dem Wachstum von Pflanzen, die Sauerstoff produzieren, der wiederum an die Umwelt abgeben wird. Und zum anderen sollen diese Pflanzen als Basis für die Produktion von Biotreibstoffen genutzt werden.

Zur Energieversorgung werden neben der Windkraft auch Solar-Paneele an der Außenfassade genutzt.


Eine weitere vertikale Farm mit Windkraftanlage, mit der in der neuen Zeit Landwirtschaft betrieben werden soll, und die im März 2011 in den Blogs präsentiert wird, ist die Dallas Skyfarm.

Während die oberen Ebenen Nahrung produzieren, wobei flache Hydrokultursysteme zum Einsatz kommen sollen, können die unteren Ebenen, die größere Bäume beherbergen, auch als Grünanlagen verwendet werden. Dazu gibt es ein Regenwasser-Sammelsystem.

Dafür, daß konsequent grüne Energie produziert und genutzt wird, sollen Windkraftanlagen sorgen, die auf den Grafiken allerdings nicht zu sehen sind.

Das Konzept stammt von dem Designer Davin Tanasa aus Shanghai, China, und wird als Teil des Real Sites, Research, Communities Design Studio an der University of Melbourne entwickelt.

Tree of Life Grafik

Tree of Life
(Grafik)


Unter dem Namen Tree of Life wird ebenfalls im März 2011 ein nachhaltiger Wolkenkratzer gezeigt, der als selbständiges Ökosystem agieren soll, in dem die Bewohner leben und arbeiten sollen.

Auch dieser Entwurf von Svirid Denis und Gudzenko Anastasiya aus der Ukraine ist ein Beitrag zur 2011 Skyscraper Competition, wo er mit einer Lobenden Erwähnung ausgezeichnet wird.

Analog zu einem Baum, wird die ,Wurzel oder Basis ein geothermisches Kraftwerk für die Produktion von Energie enthalten, zusammen mit einer unterirdischen Wasserreinigungsanlage.

Der Hauptkörper oder der ,Stamm wird von zwei verschiedenen, aber miteinander verflochtenen Bauelementen durchdrungen sein, die für die strukturelle Stabilität sorgen.

Die oberen Ebenen des Stammen die wichtigsten öffentlichen Bereiche der Verwaltungs-, Freizeit- und Bildungszonen beherbergen, während die einzelnen Etagen durch pneumatische Aufzüge miteinander verbunden sind.

Zahlreiche überhängende Gehäuse sollen wie Terrassen als landwirtschaftliche Gewächshäuser dienen, und für die saubere Energieerzeugung werden integriere PV-Paneele und Windturbinen sorgen. Diese erscheinen auf den Grafiken als mehrfach hintereinander gestaffelte, horizontale 4-Blatt-Rotoren, ohne daß es dazu aber weitere Angaben gibt.


Ebenfalls im März 2011 erscheint ein ehrgeiziger Masterplan für die Stadt Inglewood im Los Angeles County, Kalifornien, den einige ehemaligen Mitarbeiter des Architekturbüros Gehry entwickelt haben.

Der Vorschlag wird bei der Living City Competition eingereicht, einem mit 125.000 $ ausgestatteten Wettbewerb für Visionen einer Stadt, die an strengen Umweltstandards festhält.

Die Architekten des in Inglewood selbst beheimateten (fer) Studio wollen in diese depressive Stadt Kaliforniens mit ihren 112.000 Einwohnern eine breite Schneise schlagen – um sie in eine laubbedeckte, nahverkehrsgeeignete, mit natürlichem Quellwasser gespeiste Öko-Oase verwandeln, die dazu auch noch mit Energie aus dem Wind versorgt werden soll. Einen großen Teil der Neugestaltung soll ein System der urbanen Landwirtschaft bilden.


Im April 2011 wird eine Installation von Trevor Lee und Clare Olsen präsentiert, die für Abu Dhabi entworfen wurde.

WindNest Grafik

WindNest (Grafik)

Der Beitrag WindNest für die Land Art Generator Initiative (LAGI) Competition 2010 verbindet Ästhetik mit sauberen Energieerzeugung, und soll am Standort Nr. 2 in zwischen den Inseln Saadiyat und Yas errichtet werden.

Die mehrsträngige Struktur ist zum Teil mit dem Boden verwurzelt,  teils schwebt sie in der Luft, um Sonnen- und Windenergie aufzunehmen.

Sie soll der Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts in der Umgebung dienen, und ist deshalb mit einem Netz von sogenannten Windsack-Windturbinen ausgestattet, von denen es allerdings kaum Details zu erfahren gibt.

Das einzige, was die Designer darüber veröffentlichen, ist, daß ein Drittel der energierzeugenden Windsäcke mit einem Solar-Gewebe umhüllt sein soll, damit sie auch die Sonnenenergie nutzen können. Zusätzlich dazu ist jeder der Säcke mit einem Turbine ausgestattet.

Für die verschachtelten Elementen werden handgewebte, natürliche und leichte Materialien verwendet. Für das Fundament sollen Stäbe aus Karbonfasern in den Boden eingesetzt werden, während das verknüpfende Seile-Netzwerk selbst aus UV-beständigen und leichten Teflon-Fasern bestehen soll.


Unter dem Titel ,modernste Moschee Deutschlands erscheint im Juni 2011 in der Presse ein Bericht über ein Neubauprojekt mit einer ausgefallenen Architektur in der Stadt Norderstedt in Norddeutschland.

Das Gotteshaus wurde für die Türkische Islamische Gemeinde zu Norderstedt als Begegnungszentrum entworfen, samt Büros, Läden und Café.

Das etwa 2,5 Mio. € teure Bauwerk des türkischem Architekten Selcuk Ünyilmaz mit einer Nutzfläche von 1.300 m2 soll mit zwei Minarette von jeweils 22 m Höhe ausgestattet werden.

Diese bilden denn auch einen Teil des Selbstversorger-Energiesystems der Moschee, da in ihnen Windenergieanlagen mit einem Durchmesser von jeweils 1,50 m Durchmesser untergebracht sind, die mindestens 30 % des Energiebedarfs decken sollen. Einen weiteren Teil der benötigten Energie sollen Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach erwirtschaften.

Dabei sollen die von außen sichtbaren, vertikal angebrachten Rotorblätter aus Glas bestehen, um Licht- und Schatteneffekte zu ermöglichen, die sich mit den Ornamenten der Glasoptik der Fassade des Hauptgebäudes vermischen.

Die geplante Baustart sollte eigentlich schon im Sommer 2012 erfolgen, kann aus finanziellen Gründen jedoch noch nicht beginnen, denn bislang fehlt ein Geldgeber für das Millionenprojekt. Sollten die finanziellen Mittel für den Bau zusammenkommen, wäre die Windkraft-Moschee weltweit wohl die Erste ihrer Art.

Dem Stand von Ende 2014 zufolge befindest sich das interessante Projekt noch immer in der Schwebe.


Ebenfalls im Juni 2011 werden von Core77 die besten Konzepte veröffentlicht, die ein interner Wettstreit der Designstudios von frog design inc. erbracht hat.

Design Chicago

Design Chicago
(Grafik)

Der erste Wettbewerb der neuen Future or Fiction Reihe dreht sich um den Energiesektor, und hier speziell um den Einsatz der Windenergie.

Die Designer sollten sich innovative Wege und unerwartete Lösungen ausdenken, wie Windkraft in bereits vorhandener Infrastruktur, oder in neu zu bauende Infrastruktur einbezogen werden könnte.

Das Siegerkonzept wird dann mit den Engineering-Möglichkeiten von frog ausgearbeitet, indem durch eine technische Machbarkeitsbewertung, eine CAD-Simulation, und möglicherweise sogar eine Modellerstellung zur Bestätigung des Konzepts, ein realisierbares endgültiges Design entworfen wird.

Unter den nun gezeigten Konzepten befinden sich Vorschläge wie die Tribeca-Wand, die aus einer Vielzahl winziger Plättchen besteht, die sich im Wind bewegen und Leistung für die Beleuchtungsinfrastruktur bereitstellen; oder eine Düsseldorf genannte Installation, die aus einer Reihe von ebenso einfachen, segmentierten Senkrechtachsern besteht.

Bei dem Konzept Chicago werden die Ecken von Hochbauten mit windnutzenden Paddeln bestückt, die durch Seepferdchen inspiriert sind; Während der Pisa genannte Entwurf einen Zweckbau darstellt, der mittels seiner ,Windrad-Etagen, genügend Energie erzeugen soll, um die stromhungrigen Rechenzentren in dem Gebäude zu versorgen. Und unter dem Titel Umea wird ein Entwurf gezeigt, bei dem die Pylone von Viadukten und Brücken, die oftmals starkem Wind ausgesetzt sind, von Anfang an als gleichzeitige Träger von Windkraft-Großanlagen geplant werden.

Sky Lantern Tower Grafik

Sky Lantern Tower
(Grafik)

Bislang ist es mir nicht gelungen herauszufinden, welcher dieser Entwürfe letztlich das Rennen gemacht hat – und ob es bereits zu einer weiteren Bearbeitung gekommen ist.


Ein weiteres, sehr individuelles, Design trägt den Namen Sky Lantern Tower, und stammt von dem Architekten Forrest Fulton aus Birmingham, Alabama. Es wird im Juni 2011 in den Blogs präsentiert.

Anstatt mit einem Aufzug werden die Besucher seines Aussichtsturmes mittels vier Helium-Ballons, und unter minimalem Einsatz von Material und Energie, 300 m hoch gehoben, wobei jeder Ballon in der Lage ist, 20 - 30 Passagiere zu befördern.

Die Idee dazu basiert auf dem taiwanesischen Tradition, fliegende Laternen in den Himmel zu entlassen – die hier allerdings auf einen städtischen Maßstab erweitert wird.

Das Bauwerks selbst übernimmt seine schlanke Form aus der strukturellen Logik des Bambus. Die Teilglieder, die sich in der Mitte und oben treffen, um die Struktur zu verspannen, verjüngen sich von 4 m im Durchmesser an der Basis, bis auf 0,5 m an seiner Spitze. Errichtet werden diese Elemente aus gewalzten Edelstahlplatten, ähnlich einer Fahnenmast-Konstruktion.

Außerdem soll das Gebäude Taichung mit sauberer Energie versorgen, wobei von der Spitze der Struktur aus mehrere Höhen-Windkraftanlagen zu Einsatz kommen, über die es aber eine nähern Details gibt. Auf den Grafiken ist allerdings ein Modell der Firma Magenn zu sehen (s.d.).


Im Juli 2011 wird in den Blogs ein Design von Michael Davies und seiner 2009 gegründeten Firma Daedal architecture ltd. aus Neuseeland vorgestellt, das den Namen Generic Warehouse trägt.

Das einfach und doch dynamisch gestaltete Projekt wird als ein nachhaltiges Lagerhaus für Logistik-Unternehmen entwickelt, dessen Energie durch senkrechte und waagrechte Windenergieanlagen erzeugt wird.


Der Architekt Vikas Pawar aus New Delhi, Geschäftsführer von Rethinking The Future (RTF), einem Zentrum der Dienstleistungen für Architektur und Design, präsentiert im August 2011 ein Wolkenkratzer-Konzept, das für die Bürger von Noida in Indien sauberes Wasser, Nahrung und Energie bereitstellen soll.

Eco Skyscraper Grafik

Eco Skyscraper
(Grafik)

Die beiden gegenläufigen Wendeltürme des Eco Skyscraper haben mehr als nur ästhetische Funktionen, denn sie sollen als vertikale Farmen dienen, die durch ein ausgeklügeltes System von Hydrokulturen feuchte Luft in Trinkwasser umwandeln. 

Zusätzlich zu der Trinkwasserversorgung ihrer Einwohner soll die autarke, vertikale Stadt auch Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne bereitstellen.

Das Gebäude ist aus modularen Einheiten konzipiert, die kostengünstig und effizient hergestellt und dann schnell vor Ort zusammengebaut gebaut werden können, und die Mischnutzung mit hoher Dichte bietet Platz für Gewerbeflächen, Büros und Wohnungen, während der vertikale Versatz der einzelnen Einheiten diese jeweils mit einer Dachterrasse ausstattet, auf der Lebensmittel angebaut werden können.

Die Laufstege, welche die oberen Ebenen der beiden Türme verknüpfen, sind mit vier Windkraftanlagen bestückt, über die es allerdings keine näheren Details gibt.


Die bislang größten Rotoren hat wohl der Entwurf des Architekten Vincent Callebaut aus Paris, auf den u.a. auch das Konzept Ecocoon zurückgeht (s.o.).

Sein zukunftsweisendes Design mit dem Namen Bionic Arch, das im September 2011 in den Blogs vorgestellt wird, ist für den neuen Masterplan ,Taichung-Gateway - Active Gateway City gedacht, und soll eine urbane Oase für Lifestyle, Innovation, Kultur und die biologische Vielfalt im Herzen von Zentral-Taiwan bilden.

Es gibt zwar keinerlei technischen Informationen über den Typ der drei riesigen vertikalen Windkraftanlagen, die übereinander angebracht gleichzeitig auch die Achse des gesamten Bauwerks bilden, doch den Grafiken ist immerhin zu entnehmen, daß der Architekt an leicht gedrillte Darrieus-Rotoren denkt, wie sie bislang kommerziell aber nicht angeboten werden.

Daneben soll der massiv begrünte Turm auch die Solarenergie und die Geothermie nutzen.

Antillen Gothic Grafik

Antillen Gothic
(Grafik)


Ebenfalls im September 2011 wird das Konzepthaus Antillen Gothic gezeigt, das auf die 2009 gegründete Firma Amonle Studio Workshop Inc. auf Barbados zurückgeht, welche eine grüne und tropische Lebensweise vorschlägt, die im karibischen Architektur-Stil verwurzelt ist.

Das neue Zuhause ist ein Öko-Konzept, das seinen Ursprung in der Gestaltung und Anordnung des ,Shotgun House hat, das man vom Süden der USA, über die Karibik bis nach Westafrika findet.

Im Mittelpunkt der Planung stehen vier Ziele: Das Haus soll aus Bambus und ähnlichen erneuerbaren Materialien aufgebaut werden; es soll leicht von Mitgliedern der Gemeinschaft, wo es sich befindet, konstruiert werden können; es soll katastrophensicher sein (Erdbeben, Wirbelstürme und Überschwemmungen); und es soll die Nutzung von natürlichem Licht, Belüftung und sauberem Wasser maximieren.

Hierfür verfügt das Haus über einer zweite ,Dachschicht, die der Abschirmung und Zirkulation dient, sowie über große Fässer und eine überdimensionierte Regenrinne, um Wasser zum Waschen, Säubern und zur Bewässerung zu sammeln.

Und auch hier wieder ist eine vertikale Windkraftanlage besonders dominant, die im vorliegenden Fall in der Lage sein soll, pro Jahr 7.500 kWh Strom zu erzeugen.

Das Konzept gewinnt bei den 2011 Caribbean Construction Awards den ersten Preis in der Kategorie Innovation.


Im gleichen Monat September 2011 sieht man auch ein Kunst-Wand-Projekt der Designers Yongpeng Shen, das für die pulsierende und kreative Southbank-Gegend von Melbourne in Australien gedacht ist.

Hinter der Fassade der Art Wall stecken eine Kunstbibliothek, Studios und Galerien, außerdem soll das Gebäude auch Wohn- und Gewerbeflächen beherbergen.

Hier aufgeführt wird das Projekt aufgrund der Integration einer Windkraftanlage in die künstlerisch gestaltete Fassade.

Ob das Projekt umgesetzt wird, ist bislang noch nicht entschieden.

 

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