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Anfang 2008 meldet die
Presse, daß Siemens Wind Power seine bis zu 52 m langen und 16 t schweren
Rotorblätter inzwischen in Dänemark herstellt, wobei das patentierte
Integral-Blade-Verfahren ohne Klebstoffe und Chemikalien auskommt. Hauptbestandteil
ist Fiberglas, ein glasfaserverstärkter Kunststoff, der im Gegensatz
zum sonst beim Flügelbau verwendeten PVC wiederverwertbar ist und somit
kein Abfallproblem darstellt.
Darüber hinaus ist der Flügel, der eine Lebensdauer von etwa 20 Jahren aufweist, besonders robust, was vor allem dem Einsatz in Offshore-Anlagen zu Gute kommt. Zukünftig will Siemens Rotorblätter von sogar 60 m Länge herstellen.
Unter dem Namen Structural Health Monitoring (SHM) verfolgen Forscher mehrerer Fraunhofer-Institute und verschiedener Industriepartner ein Konzept, bei dem sie die sensorielle Struktur der menschlichen Haut zu imitieren versuchen.
Auf einem Quadratzentimeter Haut befinden sich mehr als 300 Rezeptoren bzw. Sensoren, die rund um die Uhr Informationen über den Zustand unserer äußersten Hülle empfangen und über ein weit verzweigtes Netzwerk bis ins Gehirn weiterleiten.
Ein elektronisches Netzwerk, das sich dieses Nervensystem zum Vorbild nimmt, soll künftig technische Strukturen wie die Rotorblätter von Windkraftanlagen schützen, aber auch Flugzeuge, Rohrleitungen usw. Dies geschieht, indem ein ausgeklügeltes Systeme aus Sensoren, Aktoren und Signalverarbeitung frühzeitig Risse, Rost und andere Verletzungen aufspürt, um Schäden zu verhindern.
Bei der strukturellen Zustandsüberwachung sind die Sensoren fest mit der Struktur verbunden und können diese während des alltäglichen Betriebs ständig auch überwachen. Herzstück der verwendeten Sensoren sind keramische Piezo-Fasern, die mechanische Energie in elektrische Impulse umwandeln und umgekehrt (mehr darüber im Kapitel Micro Enery Harvesting).
Die 1999 im Ostseebad Rerik als Projektplanungsbüro
gegründete eno energy systems GmbH, später mit weiterem
Sitz in Rostock, errichtet im März 2008 den Prototyp
der ersten Windenergieanlage des Unternehmens namens eno 82.
Mit der Serienproduktion wird schon Ende des Jahres begonnen, 2010 folgt
das Modell eno
92, und 2014 werden WKAs
mit Nennleistungen von 2,05 - 3,5 MW und
Rotordurchmessern von 82 - 126 m produziert, während der Jahresumsatz
der Firma rund 80 Mio. € beträgt.
Ebenfalls im März 2008 erfolgt die Gründung der Firma TimberTower GmbH mit Sitz in Hannover, die Windkraftanlagen mit Holztürmen konstruieren will, da der Traditionsbaustoff stabiler und vor allem billiger ist als Stahl. Gründer Gregor Prass hatte einen mehreckigen, geschlossenen Holzturm entwickelt, der schlank und nach oben hin schmaler ist als seine Stahl-Verwandten. Im Inneren steckt ein hölzernes Gerüst, das 30 cm dicke Brettsperrholzplatten trägt. Zusammengesteckt und verleimt werden die Elemente direkt am Standort der Windkraftanlage, der Aufbau soll höchstens zwei Tage dauern. Inklusive Transport und Montage soll ein Holzturm 20 - 30 % billiger als ein Stahlturm sein.
Schon Ende 2009 kann ein TT100 Holzturm mit 100 m Nabenhöhe für eine Wensys 77 Maschine mit 1,5 MW durch den TÜV zertifiziert werden, und 2010 folgt in Hannover, Stadtteil Marienwerder, der Bau des ersten Testturmes, um den Bauablauf zu optimieren.
Eine weiße Abdeckfolie aus Kunststoff wappnet den Holzturm nach außen gegen Wind und Wetter, obwohl Holz sowieso schon gut mit Salzluft klarkommt, wie man an alten Seebrücken erkennt. Stabiler als Stahl ist der Holzturm nicht zuletzt wegen dem als Baumaterial verwendeten Brettsperrholz, dessen kreuzweise übereinander gestapelten und miteinander verleimten Fichtenbretter die Eigenbewegungen des Holzes reduzieren sollen. Zudem dämpft ein Holzturm die Geräusche der Windkraftanlage und erhöht die Sicherheit, da er keinen Strom leitet.
Nach dem Abschluß einer 2. Finanzierungsrunde durch die Impulsus Clean Technology Gmbh im April 2011, wird genau ein Jahr später in Naover Marienwerder der erste Prototyp der zertifizierten Anlage errichtet und im Dezember 2012 in Betrieb genommen, in dessen Entwicklung rund 1,8 Mio. € geflossen sind.
Anfang 2014 läuft das Genehmigungsverfahren für einen 140 m hohen Holzturm, der im Landkreis Nienburg aufgestellt werden, und durch seine Höhe einen Mehrertrag von bis zu 40 % erbringen soll. Machbar sind der Firma zufolge sogar Türme bis zu 200 m Höhe – wobei mit jedem 100 m hohen Turm aus Holz 300 Tonnen Stahl eingespart werden. Das Unternehmen geht von einer Lebensdauer von 40 Jahren aus.
Die Fachpresse meldet im Juni 2008, daß die Windkraft
in Deutschland an ihre Grenzen stößt, da an Land kaum noch Platz ist,
und das Offshore-Geschäft nicht voran kommt. Bislang dreht sich vor der
deutschen Küste noch kein einziger Rotor. Die deutschen Windfirmen wenden
sich daher verstärkt dem Ausland zu, insbesondere China und den USA.
Nach Angaben des Bundesverbands Windenergie decken deutsche Hersteller
und Zulieferer derweil mehr als ein Drittel des Weltmarkts ab.
Der norddeutsche Windturbinenhersteller Nordex beispielsweise, der wegen des schwachen Inlandsmarkts 2003 fast pleitegegangen ist, weist inzwischen einen Auftragsbestand von 2,9 Milliarden € aus, womit das Unternehmen bis Ende 2009 ausgelastet ist. Außerdem investiert das Unternehmen 350 Mio. € in den Aufbau neuer Fertigungen in Rostock, China und in den USA.
Ab 2012 will die Firma dann jährlich Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 4.500 MW produzieren – das ist mehr als fünfmal so viel wie 2008. Der (z.Zt. noch) größte deutsche Windturbinenhersteller Enercon wiederum will seine jährliche Produktion von 2.700 MW auf 3.200 - 3.400 MW erhöhen.
Auch der amerikanische Siemens-Konkurrent General Electric – seinem Börsenwert nach das drittgrößte Unternehmen der Welt nach ExxonMobil und PetroChina – weitet seine Aktivitäten aus und arbeitet an der Expansion seines deutschen Wind- und Solarstandorts Salzbergen, der zum Zentrum für erneuerbare Energien in Europa werden soll. GE hatte den Standort mit 750 Beschäftigten 2002 von Enron übernommen. Weltweit hat GE bisher mehr als 8.500 Windturbinen ausgeliefert.
Mitte Juli 2008 errichtet Siemens Energy nahe der Stadt Ringkobing in West-Dänemark eine hochinnovative und getriebelose ‚Konzept-Windturbine’ mit einer Leistung von 3,6 MW, die anschließend einen zweijährigen Testlauf absolvieren soll.
An dieser Technologie wird bereits seit 1999 gearbeitet. Das Unternehmen bezeichnet seine Anlage als die ‚erste mit getriebeloser Antriebstechnik’ – was jedoch nicht stimmt, da Enercon schon seit Jahren Anlagen mit einer getriebelosen Technik ausliefert.
Nachdem bei RWE für den Ausbau des Geschäfts mit erneuerbaren Energien der Ex-Chef des Windanlagenbauers Repower Fritz Vahrenholt zuständig wird, steigt die Tochtergesellschaft RWE Innogy Mitte 2008 mit einem vorerst kleinen Anteil von 7,5 Mio. € bei der britischen Firma Quietrevolution ein, die Garagen- oder Hausdächer mit Windrädern bestückt.
Die ab Ende 2007 in noch geringer Stückzahl produzierten modernen und leisen Darrieus-Rotoren sind bereits mit Design- und Technikpreisen dekoriert. Das erste Modell QR5 (5 m Höhe, 3,1 m Durchmesser, 4,2 kW bei 11 m/s) wird an der Kings College School in Wimbledon installiert.
Kommerziell werden die Turbinen inzwischen auch auf einigen Hochhäusern und bei einer größeren Pub-Kette betrieben. Ende 2009 oder Anfang 2010 soll der Export nach Deutschland beginnen, als Preis werden rund 30.000 € plus Installation veranschlagt.
Auf der im September laufenden Messe Husum WindEnergy 2008 werden
Abschlüsse in einer Gesamthöhe von 3 Mrd. € erwartet. Gleich am ersten
Tag bestellt E.ON bei Siemens medienwirksam 500 Stück 2,3
MW Windkraftanlagen
im Wert von 1 Mrd. €, die 2010 und 2011 in
den USA (600 MW) und Europa (550
MW) aufgestellt werden sollen. Die Gesamtleistung
dieser Anlagen entspricht damit 1,15 GW.
Die Produktbreite bei Siemens umfaßt zu diesem Zeitpunkt Windrotoren von 1,3 - 3,6 MW. Die Nachfrage nach Windkraftsystemen ist mittlerweile so groß, daß bereits Lieferengpässe bei Maschinenteilen auftreten.
Ebenfalls auf der Husum WindEnergy 2008 stellt die
REpower Systems AG ihre neue Onshore-Windkraftanlage REpower
3.XM vor, die mit einer Nennleistung von 3,3
MW, einem Rotordurchmesser
von 104 m und einer Nabenhöhe von 80 m die Lücke zwischen den bisherigen
Onshore-Baureihen und der 5 MW bzw. 6
MW Offshore-Klasse schließt, und
sich durch besonders geringe Schallemissionen auszeichnet.
Der Prototyp wird im Dezember 2008 im Windpark Südermarsch nahe Husum errichtet, eine zweite Anlage folgt wenige Wochen später in einem anderen Windpark. Beide Anlagen werden in Bremerhaven gefertigt, wo REpower zu diesem Zeitpunkt auch die Serienproduktion der Offshore-Anlage REpower 5M sowie die Montage der neuen 6M startet. Für das Geschäftsjahr 2009 plant das Unternehmen, 30 Anlagen des Typs 3.XM zu produzieren und die Kapazitäten in den darauf folgenden Jahren deutlich auszubauen. Mittelfristig ist ein neues Werk in Osterrönfeld geplant, Kreis Rendsburg-Eckernförde.
REpower erhält außerdem von dem Investor Saxovent einen Auftrag über die Lieferung von 15 Windenergieanlagen des Typs MM92. Die Anlagen mit je 100 m Nabenhöhe und 2 MW Nennleistung sollen 2010 an einem küstennahen Windstandort in Mecklenburg-Vorpommern errichtet werden.
Im Oktober 2008 fällt bei Nordex die Entscheidung, im Craighead Technology Park in Jonesboro, Arkansas, ein US-Fertigungswerk zu errichten, in welchem die Maschinenhäuser und Rotorblätter der Turbinenfamilie N90 und N100 (2,5
MW) hergestellt werden. Geplant ist, jährlich Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 750
MW zu produzieren. Hierfür sollen rund 100 Mio. $ investiert
werden, der Produktionsstart ist für Januar 2010 vorgesehen.
Nordex gehört zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen in der Windenergiebranche weltweit. Seit 2004 stieg der Umsatz der Gruppe jährlich um mehr als 50 %. Das deutsche Unternehmen verfügt inzwischen über Büros und Tochtergesellschaften in 18 Ländern und beschäftigt weltweit mehr als 2.000 Mitarbeiter. Die Zentrale von Nordex USA Inc., befindet sich in Chicago, das auch den Spitznamen The windy City trägt.
Die 2006 gegründete Nordwind Energieanlagen GmbH in Neubrandenburg gewinnt 2008 gemeinsam mit dem Schumann Büro für industrielle Formentwicklung, Münster, sowohl den renommierten Designpreis red dot award als auch den Internationalen Designpreis Baden-Württemberg 2008 für eine pitchgeregelte, zweiflüglige 850 kW Windkraftanlage, die eine völlig neuartige Technologie der Energieübertragung besitzt.
Dabei wird die Kraftübertragung an die Strom erzeugenden Aggregate nicht mehr wie bisher üblich über mechanische Getriebe, sondern über ein hydrostatisches Pumpensystem gelöst, das zugleich auch andere Funktionskomponenten, wie beispielsweise die Drehantriebe, versorgt. Dadurch entfallen viele Verschleißteile sowie interne Energieverbraucher.
Es ist jedoch nichts darüber zu finden, ob das System bislang zum Einsatz gekommen ist.
Im November 2008 klagen Nordfrieslands Windanlagen-Besitzer
über Millionen-Verluste, weil E.ON den Netzausbau verzögert. Zum wiederholten
Male fordert die regionale Mitgliederversammlung des Bundesverbands WindEnergie
(BWE) einen zügigen Ausbau der Stromnetze. Allein in den Monaten
Januar und Februar 2008 hätten sich die Ertragsausfälle
im auf rund 2,5 Mio. € addiert.
Schon vor geraumer Zeit hatte der Schleswig-Holsteinische Landtag E.ON aufgefordert, Erdkabel zu verlegen statt die in der Bevölkerung höchst unbeliebten Überlandleitungen zu bauen. Der Konzern weigert sich jedoch mit der Begründung, daß Erdkabel teurer seien.
Die juwi Netzwerk GmbH & Co. KG gibt Anfang Dezember 2008 einen
100 Mio. € Vertragsabschluß mit dem Unternehmen Kenersys Europe bekannt,
der den Kauf von 35 Stück K-100 Windturbinen umfaßt.
Die Kenersys GmbH in Münster (früher: RSBconsult GMBH) ist die europäische
Tochter der indischen Kalyani Group – und juwi der erste
Kunde in Deutschland. Die Windkraftwerke mit einem Rotordurchmesser von
100 m leisten jeweils 2,5 MW und sollen
ab 2009 über
einen Zeitraum von 3 Jahren in Wismar hergestellt werden.
Juwi wird die Anlagen in zwei Varianten in Deutschland und anderen europäischen Ländern betreiben, einmal mit einem 100 m hohen Stahlturm, und zum anderen mit einem 133 m hohen Hybridturm von ATS (s.u.).
Auch die REpower Systems AG unterzeichnet zu diesem Zeitpunkt Großverträge.
Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Electrabel, einer Tochter des französischen
Konzerns GDF Suez, wird REpower im ersten Quartal 2010 in
der Zentralsektion der Les Hauts Pays Windfarm im Département Haute-Marne,
im Nordosten Frankreichs, 23 Stück seiner REpower MM92 Turbinen
(Nabenhöhe 100 m, Leistung 2 MW)
installieren. Weitere 11 Stück mit einer Nabenhöhe von 80 m werden in
der Nordsektion errichtet. Betreiber des Windparks ist der französische
Projektentwickler Erelia Haute Marne, eine weitere Tochter der GDF Suez.
Bereits 2009 in Betrieb gehen sollen 10 Windturbinen gleichen Modells (allerdings mit einer Nabenhöhe von 78,5 m), die REpower an die Echo Windfarm in Oregon liefert, und anschließemd als REpower USA Corp. gemeinsam mit der US-Firma John Deere Renewables bewirtschaften wird.
REpower beendet im Dezember 2008 ferner die Montage von drei REpower 6M Turbinen in Bremerhaven, die Anfang 2009 in der Westre civic Windfarm der Grenzstrom Vindtved GmbH & Co. KG an der Deutsch-Dänischen Grenze installiert werden sollen. Dort werden die jeweils 6 MW leistenden Großwindräder einem intensiven Testprogramm unterzogen um zertifiziert zu werden.
Etwa zum Jahresende 2008 überholen die USA Deutschland
als Nummer eins in Sachen installierter Windleistung. Bereits im Sommer
war die 20 GW Grenze erreicht worden, was
einer Verdoppelung innerhalb von nur zwei Jahren entsprach.
In Deutschland drehen sich Ende 2008 etwa 20.301 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 23.902 MW. Im Laufe des Jahres neu installiert wurden davon 866 Anlagen mit einer gemeinsamen Leistung von 1.667 MW.
Nach der jüngst verabschiedeten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) wird die Windstromvergütung an Land ab 2009 von 7,9 auf 9,2 Cent pro kW/h erhöht.
Die 1991 (?) gegründete Firma BRAUN
Windturbinen in Nauroth im Westerwald beschäftigt sich im Laufe der Jahre
mit der Entwicklung und Herstellung von Kleinwindkraftanlagen vom Typ
Antaris im Leistungsbereich von 1,5 – 10 kW. Im Januar 2009 erfolgt die
Umfirmierung von der Einzelfirma zur BRAUN Windturbinen
GmbH.
Bereits 2007 entsteht in Portugal der erste Windpark mit 40 Windturbinen im Netzparallelbetrieb. Die Anlagen haben jeweils eine Leistung von 3,6 kW, die Fertigstellung erfolgt Ende 2008.
Nach Angabe des Unternehmens vom Januar 2013 sind bislang rund 1.200 Windgeneratoren ausgeliefert worden, der gegenwärtige Jahresausstoß beträgt ca. 150 Stück.
Es ist übrigens auch eine der etwa 7.000 € teuren Antaris-Anlagen, die der Freiburger Architekt Wolfgang Frey im Jahr 2011 einsetzt, als er eine Gesetzeslücke in den Genehmigungsvorschriften nutzt, derzufolge Bäume nicht als Bauwerke gelten und deshalb auch kein bauliches Genehmigungsverfahren brauchen.
Es wird ja auch tatsächlich auf Baustraße, Fundament und Mast verzichtet, als die Windkraftanlage mit 3,40 m Rotordurchmesser in Freiamt im Kreis Emmendingen auf einer rund 30 m hohe Douglasie montiert wird.
Wie zu erwarten, bereiten die Windverwirbelungen im Kronenbereich Probleme, weshalb Frey seine Räder zukünftig 2 – 4 m über den Baumkronen montieren will. Und neben seinem Konztept der Windkraftanlagen auf Baumkronen will er Windräder mit 5 m Durchmesser auch noch auf Strommasten installieren, und zwar gleich drei Stück pro Mast. In Freiburg wird im September eine erste Pilotanlage installiert.
Bei einem Wettbewerb anläßlich des 60. Geburtstages Baden-Württembergs, der vom Staatsministerium des Landes und dem Südwestrundfunk (SWR) ausgeschrieben wird, kürt die Jury im Januar 2012 die 60 ,Übermorgenmacherinnen’ und ,Übermorgenmacher’, (...geht’s noch sperriger?!).
Dabei wird auch das Architekturbüro Frey für seine Öko-Initiative ,Free Energy’ ausgezeichnet, die Mini-Windräder als alternative Energiequelle nutzt – wie bereits bei dem Neubau ,Greenhouse’, im Stadtteil Rieselfeld, auf dessen Dach sich vier, jeweils knapp 5 m große Windräder drehen.
Forscher des Fraunhofer-Instituts
für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg, die
als ausgewiesene Experten in Sachen Roboter gelten, stellen Anfang 2009 einen Prüfroboter
für Rotorblätter von Windkraftanlagen namens RIWEA vor,
der mit einer Reihe von modernen Sensorsystemen ausgestattet ist. Dabei
kann der Roboter auch Schäden feststellen, die dem menschlichen Auge
verborgen bleiben.
Das Inspektionssystem besteht aus drei Teilen: Ein Infrarotstrahler leitet Wärme auf die Oberfläche der Rotorblätter, eine hochauflösende Wärmekamera nimmt die Temperaturmuster auf und registriert so Fehler im Material. Zusätzlich ist ein Ultraschallsystem mit an Bord sowie eine hochauflösende Kamera. Ein speziell entwickeltes Trägersystem mit 16 Freiheitsgraden sorgt dafür, daß sich der Inspektionsroboter selbstständig an Seilen hochziehen kann und sicher und präzise entlang der Rotorblattfläche geführt wird. Über eine Anwendung ist bisher noch nichts verlautet worden.
Das
2009 neu gegründete Fraunhofer-Institut
für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in
Bremerhaven soll Forschung und Entwicklung für die gesamte Wertschöpfungskette
der Windenergie von der Materialentwicklung bis zur Netzintegration
bieten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Land
Bremen hatten bereits die Vorgängereinrichtung des IWES, das Fraunhofer-Center
für Windenergie und Meerestechnik CWMT, institutionell gefördert, u.a.
durch Baumaßnahmen in Höhe von 12,8 Mio. €.
Nun wird im Laufe des Jahres 2009 auch das auf die Stromversorgung aus regenerativen Quellen spezialisierte Institut für Solare Energieversorgungssysteme (ISET) der Universität Kassel in das IWES integriert, was das Land Hessen mit 10,5 Mio. € fördert. Gleichzeitig unterstützen das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMU und das Land Bremen den Aufbau eines Rotorblattkompetenzzentrums als Teil des CWMT mit 12,6 Mio. €, während der Bremer Senat den weiteren Ausbau des IWES Bremerhaven in den Jahren bis 2014 mit 10 Mio. € fördern wird. Außerdem stellt das BMU in den Jahren 2009 bis 2013 Projektmittel in Höhe von 25 Mio. € in Aussicht.
Aus der Vielzahl an bearbeiteten Projekten sollen einige signifikante Exempel genannt werden. Im Jahr 2010 beispielsweise begleitet die vom IWES koordinierte Forschungsinitiative RAVE den Bau und Betrieb des Testfeldes alpha ventus, um eine breite Basis an Erfahrungen und Erkenntnissen für zukünftige Offshore-Windparks zu gewinnen.
Im Juni 2011 wird eine Rotorblatt-Testhalle für bis zu 90 m lange Rotorblätter in Betrieb genommen, wo im Schnelltest die Dauerbelastungen der Blätter simuliert werden können. In kurzer Zeit werden die gigantischen Flügel derart strapaziert, daß sie altern wie in zwei Jahrzehnten auf hoher See. Dabei biegt ein neuartiger Kippstand, an dem das Rotorblatt für Tests angebracht ist, die Blätter um bis zu 30 m vertikal, und belastet sie mit 180 Tonnen statisch.
Im August errichtet das IWES im Rahmen des BMU-Forschungsprojektes ,Windenergienutzung im Binnenland’ auf einer bewaldeten Bergkuppel am Rödeser Berg in Wolfhagen-Nothfelden nahe Kassel in Hessen einen 200 m hohen Meßmast, um grundsätzliche Erkenntnisse für den Bau von höheren Windenergieanlagen nahe bzw. in Wäldern zu gewinnen. Zu diesem Zeitpunkt arbeiten am Fraunhofer IWES schon etwa 260 Wissenschaftler und Angestellte, hinzu kommen studentische Hilfskräfte, die in den jeweiligen Fachbereichen tätig sind. Das Jahresbudget beträgt über 16 Mio. €.
Im
Januar 2013 gründen das Fraunhofer IWES,
das Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR), und ForWind (s.o.)
den Forschungsverbund
Windenergie. Insgesamt bringen die drei Einrichtungen 600
Wissenschaftler/innen in die Kooperation ein.
Bei dem ersten gemeinsamen Forschungsprojekt unter dem Titel ,Smart Blades – Entwicklung und Konstruktion intelligenter Rotorblätter’, das vom Bundesumweltministerium mit 12 Mio. € gefördert wird, geht es um aerodynamisch optimierte Rotorblätter.
Im Fokus steht dabei ein sogenanntes ,Bananenblatt’. Diese gebogene Konstruktion soll die Energieausbeute steigern und gleichzeitig die Betriebslasten senken. Zudem erhofft man sich, durch Änderungen im Blattdesign den Schall zu reduzieren. Was interessant ist – denn ein solch geformtes Blatt gibt es mindestens schon seit 2006 – und zwar bei dem Skystream 3.7 von Southwest Windpower (s.u. Neue Designs und Rotorformen).
Darüber hinaus sollen die Smart Blades mit Hilfe von laser-optischen Fernerkundungsverfahren auf starke Windböen reagieren können, indem sie das einströmende Windfeld erfassen und daraus Rückschlüsse für die optimale Regelungsstrategie ziehen. Um sich lokalen Windströmungen anzupassen, sollen bewegliche Hinterkanten und Vorflügel eingesetzt werden.
Ziel des Forschungsprojektes mit seiner Laufzeit von 39 Monaten ist es, die Machbarkeit und die Effizienz von Smart Blades unter Beweis zu stellen, ohne daß die Rotorblätter durch die aktiven Mechanismen fehleranfälliger, teurer, schwerer und wartungsintensiver werden. Anschließend sollen die Konstruktionsunterlagen den Herstellern zugänglich gemacht werden.
Ebenfalls Anfang 2013 startet das Fraunhofer IWES ein neues Projekt namens BladeMaker zur industriellen Fertigung von Rotorblättern, da diese noch immer fast vollständig in Handarbeit gefertigt werden. Beim Vakuuminfusionsverfahren – dem Stand der Technik – werden zwei Formen bzw. Blatthälften mit Glas- oder Kohlenstoff-Faserbahnen belegt.
Gemeinsam mit 15 weiteren Industrie- und Forschungspartnern soll nun nach Automatisierungslösungen gesucht werden, um die Herstellung von Rotorblättern kostengünstiger und schneller zu machen und dabei auch eine höhere Qualität zu erreichen. Das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit 8 Mio. € geförderte Projekt läuft bis Ende September 2017.
Im September 2013 folgt die Grundsteinlegung für eine weltweit einmalige Prüfeinrichtung für komplette, 400 Tonnen schwere Gondeln von Windenergieanlagen. Das Dynamic Nacelle Testing Laboratory (DyNaLab) bietet eine Antriebsleistung von 10 MW, die dynamische Aufprägung der fünffachen Schubkraft eines Hafenschleppers zur Nachbildung der Rotor-Windlast und ein künstliches Mittelstpannungsnetz zur vollwertigen elektrischen Anlagenzertifizierung.
Und da wir schon bei den Fraunhofer-Instituten
sind, füge ich hier auch die entsprechenden Arbeiten anderer Institute
an, welche die Windenergie betreffen.
So wird beispielsweise 2009 unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) bei der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt GmbH (HSVA) ein praktischer Versuch durchgeführt, um die Wirksamkeit von Riblet-Strukturen zu untersuchen, die auch als ,Haifischhaut’ bekannt sind.
Das im Rahmen des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten, und vom Projektträger Jülich (PTJ) betreuten Verbundprojektes HAI-TECH durchgeführte Experiment führt zu einem positiven Ergebnis und belegt, daß Haifischhaut-Strukturen den Strömungswiderstand meßbar reduzieren. Mit einem entsprechenden Lack werden die strömungsmechanischen Vorteile der Haifischhaut zunutze gemacht, welche Turbulenzen vermindern.
Bei dem Versuchskörper mit strukturierter Oberfläche wird bei der maximal erreichten Strömungsgeschwindigkeit von 10 m/s gegenüber der unstrukturierten Oberfläche eine Reibungswiderstandsreduzierung von mehr als 5 % gemessen, woraus sich sich ein hohes Potential zur Senkung von Treibstoffkosten für die Schiffahrt ableiten läßt. Auch im Luftverkehr ist ein Einsatz denkbar.
Auf Basis dieser positiven Ergebnisse erarbeitet das Projektkonsortium - bestehend aus dem IFAM, der Beluga Fleet Management GmbH & Co. KG (s.u. SkySails), der Fahrion Produktionssysteme GmbH & Co. KG, der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt GmbH sowie der TKMS Blohm+Voss Nordseewerke GmbH - ein praxistaugliches industrielles Gesamtsystem zur Beschichtung großer Transportschiffe mit ribletstrukturierten Lacken.
Im Mai 2010 meldet die Presse, daß die von Yvonne Wilke, Volkmar Stenzel und Manfred Peschka am IFAM entwickelte Farbe auch dazu beitragen kann, daß sich die Flügel von Windkraftanlagen effizienter drehen. Nun ist zu erfahren, daß die Farbe mit einer Schablone aufgebracht wird, um ihr die Haifischhaut-Struktur zu geben, und etwa fünf Jahre lang halten soll, bevor sie entfernt und wieder neu aufgebracht werden muß. Das Rezept für die aerodynamische Haut umfaßt Nanopartikel, damit der Lack der UV-Strahlung, Temperaturwechseln von -55°C bis +70°C, sowie mechanischen Belastungen standhalten kann.
In Anerkennung der Leistungen wird das Team mit dem Joseph von Fraunhofer-Preis des Jahres 2010 ausgezeichnet.
Im März 2014 berichten die Ingenieure des Fraunhofer IFAM im Journal für Oberflächentechnik über die Ergebnisse ihrer Laborversuche mit Rotorblättern für Windenergieanlagen, die mit dem Riblet-Lacksystem behandelt sind. Dafür, daß inzwischen schon über 5 Jahre vergangen sind, klingen die Aussagen allerdings ziemlich vage: Es wird erwartet, daß die verbesserten aerodynamischen Eigenschaften die Lärmemission der Windenergieanlagen senken, gleichzeitig könnte die Energieausbeute durch das Lacksystem um 5 – 6 % gesteigert werden.
Das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und
Umformtechnik (IWU)
entwickelt gemeinsam mit Fachleuten der Schirmer GmbH, der ESM Energie-
und Schwingungstechnik Mitsch GmbH und dem Ingenieurbüro Dr. Ziegler
eine aktive Dämpfung für Windräder. Bei dem durch die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt reagieren Piezoaktoren
selbstständig auf Frequenzwechsel und dämpfen die entstehenden Geräusche
– unabhängig davon wie schnell sich die Windenergieanlage dreht.
Diese Piezoaktoren, die an den Auflagern des Getriebes angebracht sind, reagieren auf von Sensoren gemessene Daten und wandeln elektrischen Strom in mechanische Bewegung um. Dadurch erzeugen sie ‚Negativschwingungen’, also eine Art Gegenlärm, der den Schwingungen des Windrads genau entgegengesetzt ist - und sie dadurch auslöscht.
Das Fraunhofer-Institut Hochfrequenzphysik
und Radartechnik (FHR) in Wachtberg wiederum erhält im Juli 2012 vom
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
den Auftrag, eine intelligente Steuerung für Warnleuchten an
Windenergieanlagen (Befeuerung) zu entwickeln. Das System soll die Kollisionswarnlichter
nur bei Annäherung niedrig fliegender Flugzeuge einschalten, da Anwohner
die blinkenden roten Lichter am Nachthimmel als störend empfinden. Zudem
locken sie Vögel an, die dann mit den Rotoren kollidieren.
Im Projekt ,Passiv Radar basierte Schaltung der Objektkennzeichnung für die Luftfahrt’ (PARASOL) erfolgt die Detektion sich annähernder Flugzeuge durch Passiv-Radar-Sensoren, die keine eigene Radarstrahlung abgeben, sondern bereits vorhandene Rundfunksignale nutzen um Flugzeuge zu orten. Das Verfahren zeichnet sich daher durch Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit, geringe Kosten und die Tatsache aus, daß keine Sendegenehmigung wie bei anderen, aktiven Verfahren erforderlich ist.
Das Fraunhofer FHR bearbeitet das Projekt PARASOL mit Unterstützung der Firma Dirkshof EED GmbH & Co. KG, einem Dienstleister für erneuerbare Energien, der seine Windparks für Messungen und Erprobungen zur Verfügung stellt. Das Auftragsvolumen beträgt 1,22 Mio. € für eine Projektlaufzeit von 2,5 Jahren.
Im Dezember 2013 wird gemeldet, daß das
Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (LBF) in Darmstadt ein neues Projekt mit dem Ziel gestartet hat, die
Konstruktion von Windkraftanlagen sicherer zu machen.
Im Rahmen des vom Land Hessen geförderten Projekts ,Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz’ (LOEWE) kann das Fraunhofer LBF seine Expertise zur aktiven und passiven Schwingungsminderung am Zentrum AdRIA (Adaptronik – Research, Innovation, Application) stark erweitern und neue Technologien erproben, die jetzt auch für die Windkraft eingesetzt werden sollen.
Anhand einer Kleinwindanlage vom Typ AeroCraft 752, die von der Firma Gödecke Energie- und Antriebstechnik zur Verfügung gestellt worden ist, werden die Schwingungen analysiert, um zu klären, mit welchen Maßnahmen sich diese am wirksamsten reduzieren lassen.
Hersteller von Windkraftanlagen setzen bereits während der Entwicklung darauf, ihre Anlagen möglichst schwingungsarm zu konstruieren, um verschiedene Schadensbilder zu vermeiden, die auf schädliche Vibrationen zurückzuführen sind. Als Fortentwicklung bietet das Fraunhofer LBF nun zusätzliche aktive Schwingungsreduktionsmaßnahmen an, bei denen mittels einer Aktorik zusätzliche Kräfte eingeleitet werden, um die in einer Struktur vorhandenen Schwingungen zu kompensieren.
Diese Maßnahmen können die Lebensdauer verlängern und die an die Umgebung abgegebenen Emissionen gering halten. Möglicherweise können die an der Kleinwindanlage gewonnenen Erkenntnisse sogar hilfreiche Informationen für den Einsatz solcher Systeme an großen Windkraftanlagen liefern.
Die weiteren wesentlichen Informationen
des Jahres 2009 beginnen im Februar mit der Meldung,
daß sich die deutsche Windkraftindustrie vom Klimapaket der neuen US-Administration,
bei dem in den kommenden drei Jahren die Produktion erneuerbarer Energien
verdoppelt werden soll, kräftige Wachstumssprünge erhofft. Die Exportquote
der Branche lag bereits 2007 deutlich über dem Durchschnittswert
des deutschen Maschinenbaus und erreichte mit 85 % einen neuen Rekord.
Im März 2009 präsentiert Siemens
Energy auf der Europäischen Windenergiekonferenz (EWEC) in Marseille
eine 2,3 MW Windenergieanlage namens SWT-2.3-101 mit
einem Rotordurchmesser von 101 m für Standorte mit niedrigen bis mittleren
Windgeschwindigkeiten.
Auf
der Hannover Messe im April 2009 stellt REpower die
aktuell leistungsstärkste Windenergieanlage der Welt vor, die REpower
6M mit einer garantierten
elektrischen Nennleistung von 6,15 MW.
Die Anlage verfügt über einen Rotordurchmesser von 126 m bei einer Nabenhöhe
von 80 - 95 m im Offshore-, sowie 100 - 117 m im Onshore-Einsatz.
Im Jahr 2006 gründet
die Innovative Energy Group (IEG), eine in Dubai ansässige diversifizierte
Unternehmensgruppe, die selbst erst seit dem September 2005 besteht,
die Firma Innovative
Windpower AG (IWP), mit Hauptsitz in Bremerhaven.
Das Unternehmen hält diverse Patente – und entwickelt auch eine eigene 1,25 MW Windkraftanlage namens Falcon, deren Entwurf erstmals im Mai 2009 vorgestellt wird, und als „die effizienteste und vielseitigste Windkraftanlage aller Zeiten“ bezeichnet wird. Das Unternehmen plant auch schon 3,5 - 4,5 MW Anlagen.
Der modulare Aufbau des Falcon-Systems bedeutet, daß die Komponenten in Standard-Containern transportiert und damit Konstruktionen auch in abgelegenen Gebieten oder rauhen Umgebungen durchgeführt werden können. Die Technik ist so konzipiert, daß die Elektronik, das Getriebe, die Kupplung oder die Transformatoren auch einzeln aus dem Gehäuse eines Rotors herausgenommen werden können. Die Turbine selbst ist so vielseitig, daß sie je nach Windklasse Rotorblätter mit Durchmessern von 62 - 70 m aufnehmen kann.
Im April 2009 nimmt die IWP ihre erste Produktionsstätte in Betrieb, und im August meldet die Presse, daß die Firma, gemeinsam mit der Flensburger Fachhochschule als Kooperationspartner, auf dem einstigen Eggebeker Fliegerhorst bzw. späteren Nato-Flugplatz einen Rotor zu Forschungszwecken aufstellen will – sofern die Finanzierung klappt. Vorgesehen ist eine 128 m hohe Anlage mit einer Leistung von 1,75 MW, die 1,5 – 2 Mio. € kosten soll. Zum Vergleich: REpower hatte für die Lieferung einer ähnlich dimensionierte Anlage rund 3,5 Mio. € verlangt. Das nicht verwirklichte Projekt wird dann einige Jahre später mit einer älteren und wesentlich günstigeren 240 kW Enercon E30 umgesetzt.
Nachdem im Dezember 2009 der Rotorblatthersteller SlNOI GmbH die Prototypen der von IWP designten Rotorblätter übergibt, wird auf dem ehemaligen Gelände der Gutehoffnungshütte (GHH) in Blexen die erste Windkraftanlage vom Typ Falcon 1.25 MW errichtet. Doch genau zu diesem Zeitpunkt, kurz vor der Inbetriebnahme des Prototypen, zieht sich der arabische Investor zurück, möglicherweise aufgrund der Immobilienkrise in Dubai, und das Unternehmen ist außerstande, die weitere Entwicklung zu finanzieren. Im Februar 2010 muß es für sich und drei seiner sechs Tochtergesellschaften, darunter die Blexer Firma Mitwind, einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung stellen.
Die verbliebenen Mitarbeiter bringen zwar die Anlage in Blexen zum Laufen und bereiten auch die Produktion für die Zertifizierung vor, tatsächlich produziert wird allerdings nichts mehr. Dafür meldet die Lokalpresse im September 2010, daß die IWP in allerletzter Sekunde vor dem Konkurs gerettet worden sei – und zwar durch das relativ junge US-Investmentunternehmen DBO Private Equity Inc., das in Mönchengladbach eine deutsche Niederlassung unterhält, und nun in die Windenergie einsteigen will. Der Investor, der dem Bremerhavener Unternehmen den neuen Namen DBO Windpower GmbH gibt, soll sogar einen Auftrag über gut 200 Windenergieanlagen mitbringen.
Doch schon einen Monat später ist zu lesen, daß der Investor die Vereinbarungen aus dem notariellen Kaufvertrag nicht eingehalten und sich damit eine Strafanzeige des Insolvenzverwalters eingehandelt hat. Auch die Geschäftsführung der DBO Windpower stuft das Verhalten des US-Unternehmens als „betrügerisch“ ein. Anfang 2011 wird der Sitz der Gesellschaft von Bremerhaven nach Bremen verlegt, doch von irgendwelchen weiteren Umsetzungen ist nichts mehr festzustellen.
Ebenfalls im Mai 2009 wird der erfolgreiche Abschluß
von zwei Forschungsprojekten zum Einsatz nachwachsender
Rohstoffe in Windkraftanlagen
gemeldet, die durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz (BMELV) über dessen Projektträger, die Fachagentur
Nachwachsende Rohstoffe (FNR), gefördert wurden.
Zum einen stellt die Firma Invent GmbH den Prototypen einer Gondel aus naturfaser- und glasfaserverstärkten Kunststoffen für eine 1,5 MW Anlage her, für den nun der Praxistest auf einer echten Windkraftanlage vorgesehen ist, und zum anderen testen die Fuchs Petrolub AG mit ihren Gesellschaften Fuchs Lubritech GmbH und Fuchs Europe Schmierstoffe GmbH gemeinsam mit 5 weiteren Partnern den Einsatz von Schmierölen und -fetten auf Pflanzenöl-Basis in Getrieben und Lagern von WKA.
In beiden Projekten zeigen sich die nachwachsenden Rohstoffe in technischer Sicht mindestens ebenbürtig zu den bislang üblichen konventionellen Produkten, wobei der Bioschmierstoff-Einsatz künftig insbesondere für Offshore-WKA interessant ist, da die Bioöle gegenüber konventionellen Schmierölen einen großen Plus-Punkt aufweisen: Um die Schmiereigenschaften zu verstärken, werden konventionelle Schmierstoffe mit Additiven versetzt. Je höher deren Konzentrationen sind, desto eher neigen sie bei bestimmten Betriebsbedingungen zu einer Verschlammung, was wiederum häufigere Filterwechsel erfordert. Bioschmierstoffe dagegen besitzen eine hohe natürliche Schmierkraft, so daß sie weniger Additive benötigen. Längere Filterwechsel-Intervalle bieten insbesondere bei Offshore-AnlagenVorteile, weil dort die Wartungsarbeiten wesentlich aufwendiger und teurer sind als an Land.
Um diese Zeit herum errichtet die im Jahr 2005 in
Enschede, Niederlande, gegründete Firma Advanced
Tower Systems BV (ATS)
gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Mecal aus Enschede und dem deutschen
Projektentwickler juwi AG auf dem Ende der 1990er Jahre enststandenen
Wind-Testgelände in Grevenbroich, nahe Düsseldorf, die weltweit erste
Windenergie-Anlage mit Hybridturm.
Gebaut und betrieben wird der Prototyp, mit dem ein alternativer Weg im Bereich des Turmbaus für Anlagen mit hoher Nabenhöhe und stetig wachsender Leistung beschritten wird, von der ATS Projekt Grevenbroich GmbH, die sich zu gleichen Teilen im Besitz der juwi Netzwerk GmbH & Co. KG, der Mecal Projects GmbH, der Hurks-Tochterfirma HB Bau GmbH, und der Siemens Project Ventures (SPV) befindet. Man erwartet, daß die Nabenhöhe von 133 m die Turbinenausbeute um 20 % oder mehr steigert.
Die Besonderheit des ATS-Turmes ist, daß sein unterer Bereich aus 15 m hohen, schlanken Segmenten und Eckelementen besteht, wobei Form und Dimensionierung der einzelnen Betonfertigteile so entwickelt wurden, daß sie – im Gegensatz zu den Segmenten anderer Hersteller – auf Standard-Tieflader passen. Damit kann die Notwendigkeit von Spezialtransporten weitestgehend eliminiert werden.
Am Bauort können die einzelnen Betonfertigteile am Boden zu geschlossenen, eckigen Ringen vormontiert und dann mit nur wenigen Hüben zum fertigen Turm zusammengesetzt werden. Darüber sitzt ein gut 50 m hoher Turm von Siemens aus konventionellen, serienmäßigen Stahlelementen, der die 2,3 MW Siemens-Turbine mit 93 m Rotordurchmesser trägt.
Das ATS-Turm-Konzept ermöglicht es, alle für den Turm benötigten Betonfertigteile mit nur drei Schalungen herzustellen, und das Unternehmen bietet bald eine breite Palette vom 100 m Betonturm bis zum 150 m Hybridturm an. Bei einigen Projekten wird die Option angeboten, das untere Drittel der Anlagen farblich nach den Wünschen der Standortgemeinde zu gestalten.
Auch Firmen wie Enercon und Nordex bauen bereits Betontürme mit einer Höhe von rund 120 m. So errichtete Nordex z.B. im Dezember 2007 in der vorpommerschen Gemeinde Iven zwei Windturbinen auf Hybridtürmen, die ebenso wie die ATS-Konstruktion aus einem Betonsockel und einem noch einmal so hohen Stahlturm aus drei Sektionen bestehen. Der Betonsockel beim Nordex-Turm wird jedoch nicht aus vorgefertigten Teilen montiert, sondern direkt an seinem künftigen Standort gegossen, wobei der Bau und das anschließende Abbinden (Trocknen) zwischen vier und sechs Wochen dauern.
Im März 2009 beginnt die Windtest GmbH mit der Untersuchung des Betriebsverhaltens des ATS-Turmes, indem an dessen Außenwand 80 Meßstreifen angebracht werden um zu bestimmen, wie die Windlast auf den Übergang vom Stahl- auf den Betonteil wirkt.
Bis Ende 2010 sind mehr als 20 weitere ATS-Systeme geplant, doch wie so häufig geht es dann doch nicht so schnell. Zwar werden in diesem Jahr zwei Türme in Dannstadt-Schauernheim errichtet (Kenersys K100, 2,5 MW), und 2011 folgen mit gleichartigen Turbinen ausgerüstete Türme in Winterborn (1 Stück) und in Schornsheim (4 Stück), doch einen Durchbruch gibt es erst im Jahr 2012, als in Udenheim eine Anlage errichtet, und auf dem 40 MW Windpark Gau-Bickelheim mit dem Bau von 16 Betontürmen mit einer Höhe von 92 m begonnen wird.
Ebenfalls im Jahr 2012 erfolgt die Gründung der ATS Construction GmbH in Wörrstadt, um die europaweite Umsetzung von Projekten mit ATS-Hybridtürmen zu forcieren. Im April 2014 entstehen im Windpark Offenbach an der Queich sechs 139 m hohe Hybrid-Türme.
Und während die Siemens AG im Laufe des Jahre 2009 neue Produktionsstandorte in China und in den USA errichtet,
...die REpower Systems AG mit einem Konsortium aus zwölf deutschen und internationalen Banken und Kreditversicherungs-Unternehmen über einen Kredit von 600 Mio. € vereinbart, von denen 100 Mio. € als Betriebskapital, und der Rest für die Bereitstellung von Bürgschaften und Garantien gedacht ist,
...Enercon in Juni damit beginnt, in der Antarktis für die Forschungsstation Neumayer III des Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) einen Windpark mit 15 Stück E-10 Kleinwindanlagen mit jeweils 30 kW zu errichten, die von dem Projektleiter Saad El Naggar speziell umgebaut und an die polaren Bedürfnisse angepaßt worden sind, z.B. indem sie permanent beheizt werden, damit die Komponenten im Stillstand nicht einfrieren,
...Prof. Mohamed Ibrahim von der Hochschule Heilbronn am Campus Künzelsau - Reinhold-Würth-Hochschule - ein internationales Forschungsprojekt im Bereich von Windenergieanlagen mit Ägypten initiiert, wobei bei dem bestehenden Windpark Zafarana am Roten Meer ein Forschungs-Windpark errichtet werden soll, in welchem man neuartige Reglungsmethoden untersuchen will,
...im August und nach zwei Jahren Vorbereitung der Offshore-Windpark Alpha Ventus in Betrieb geht, und damit erstmals Strom von Windrädern auf offener See ins deutsche Netz fließt, und kurz darauf etwa 80 km vor Sylt in der Nordsee auch die Forschungsplattform FINO3 in Betrieb genommen wird,
...und während die Windstrombranche zunehmende Einschränkungen aufgrund von Sicherheitsbedenken der Bundeswehr beklagt, da Windparks immer häufiger nicht genehmigt würden, weil sie angeblich die Radaranlagen der Bundeswehr störten, so daß in Niedersachsen und Schleswig-Holstein Investitionen in Höhe von vielen Hundert Millionen Euro blockiert sind,
...erreicht mit der Einweihung des Windparks Ochsenfurt-Erlach in Bayern im September 2009 die Leistung der Windenergie in Deutschland die 25 GW Marke.
Pünktlich
zum ersten Advent im November 2009 dreht sich vor den
Toren Münchens der größte rotierende Weihnachtsstern der Welt – eine
Lichtinstallation namens Stern des Südens mit einem
Durchmesser von fast 70 m, die Siemens gemeinsam mit dem Münchner Multimedia-Künstler
Michael Pendry entwickelt und auf dem Fröttmaninger Müllberg umgesetzt
hat.
Das technologische Pionierprojekt besteht aus 9.000 LEDs, die mit Weltraum-Superkleber an den Flügeln eines Windrades angebracht sind, wobei das Zusatzgewicht der bunt leuchtenden Installation pro Rotorblatt 100 kg beträgt.
Die Animation der Beleuchtung wird in Echtzeit auf die verschiedenen Windstärken bzw. die Drehgeschwindigkeit des Rads abgestimmt. Der Stromverbrauch beläuft sich auf nur wenige Kilowatt.
In Windkanalversuchen waren an der Technischen Universität Berlin zuvor mehr als 15 verschiedene Konfigurationen unter Berücksichtigung von Anordnung, LED-Modellen und Kabelführung analysiert worden, bis das Optimum gefunden war. Dabei zeigten Tests, daß durch die LED-Installation nur minimale Leistungseinbußen des Windrads zu erwarten sind.
Dem Bundesverband Windenergie
zufolge setzen die deutschen Windkrafthersteller 2009 insgesamt
6,4 Mrd. € um, wobei von den weltweit zehn bedeutendsten Herstellern,
die rund 80 % des Umsatzes unter sich ausmachen, die deutschen Hersteller
Enercon, Nordex, Siemens und REpower weit vorn mit dabei sind.
Weiter geht es mit der Entwicklung ab 2010...