allTEIL C

WINDENERGIE - Ausgewählte Länder

Dänemark (Fortsetzung)


Es gibt viele weitere kleinere Produzenten, die in den 1980er Jahren auf dem Markt erscheinen und für eine kürzere oder längere Zeit bestehen. Ich werde sie im folgenden kurz zusammenfassen:

Poulsen Møllen: In dem von 19801982 aktiven Unternehmen entwickelt Ulrik Poulsen eine 15 kW Turbine mit Blättern aus stranggepreßtem Aluminium, die von der VPF Maskinfabrik produziert wird. Ein populärer Name für diese Turbine war Stork (Storch), da sie wie ein Storch wirkt, der in den Wiesen nach Fröschen pickt. Bei einem zweiten 30 kW Modell wird der Rotor mit seiner Gondel auf einem herkömmlichen, aufrecht stehenden Turm plaziert. Diese Anlage besitzt einen zweiten Generator von 5,5 kW, der bei niedrigen Windgeschwindigkeiten in Betrieb geht.

Vølund A/S: Die in Viborg beheimatete Firma für Kraftwerke und Großverbrennungsanlagen ist ab 1980 mit einer 15 kW Anlage (M-15) auf dem Markt, und später wird auch ein einziger Prototyp einer von Helge Petersen mitentworfenen 265/58 kW Turbine gebaut (M-265), der 1982 im Süden Dänemarks errichtet wird. Das etwas spezielle Design scheint die Kunden allerdings abzuschrecken. Die Anlage leitet sich technisch von den NIBE-Turbinen ab, für die Vølund mittels einer Wickeltechnik D-Holme produziert hatte. Nun will man die daraus gewonnenen Erfahrungen kommerzialisieren, doch schon 1982 (?) fusioniert das Unternehmen mit der  Dansk Vind Teknik A/S.

Vølund 256 kW

Vølund 256 kW

Dansk Vind Teknik (DVT) oder Danish Wind Tehnology (DWT): 1981 durch die Firmen Vølund A/S, das Elektrotechnikunternehmen ASEA A/S und das Ministerium für Energie gegründet, zu denen später noch das Stromversorgungsunternehmen SEAS stößt, welches 1957 die Turbine in Gedser errichtet hatte (s.o.). Kleinere Turbinen ab 15 kW (Windane 9) werden nur als Prototypen hergestellt, doch von dem 340 kW Modell Windane 31 werden einige Stück an den Windpark Lynæs, Seeland, verkauft. Im Februar 1989 wird die DVT mit der Vestas zusammengeführt.

Kramsbjerg Møllen: Die von 19811984 aktive Firma von Jørgen Hansen produziert 10 kW Haushaltsturbinen zur Erzeugung von Warmwasser.

Lolland: Das Unternehmen stellt ab 1982 Anlagen zwischen 3 kW und 120 kW her, die teilweise für den Export in die USA auch als 60 Hz-Versionen angeboten werden. Die Lolland-Turbine gilt als erfolgreichste Umsetzung des Smedemester-Konzepts.

Odder Møllen: Diese 18,5 kW WKA werden 19821990 von der Firma Scandinavian Wind Systems Ltd. in der Stadt Odder, südlich von Århus, hergestellt.

Thy Møllen: Hier werden zwischen 1983 und 1988 Anlagen mit 7,5 kW und 11 kW produziert.

Reymo: Auch diese von 1983 bis 1989 bestehende Firma stellt für den US-Markt 60 Hz-Versionen ihrer 22 kW und 65 kW Anlagen her. Daneben werden Turbinen von 15 kW, 18,5 kW und 55 kW produziert und vermarktet. 1988 werden außerdem Prototypen für 95 kW, 150 kW und 275 kW Turbinen gebaut, die aber nicht mehr auf den Markt kommen.

K. M. Vindmøller: Das Unternehmen des Ingenieurs Kjeld Reinholdt Møller, das zwischen 19831994 auf dem Markt ist, stellt eine 11 kW Turbine her (KM-T 103), die entweder ans Netz angeschlossen werden kann, oder mit einem Synchron-Generator Strom für Heizelement zur Warmwasserversorgung liefert. Später entwickelt Møller eine erfolgreiche 2-Blatt-Turbine namens Swinger mit einem Rotordurchmesser von 13 m, aus der später die britische Gaia-Turbine wird.

Nordex A/S: Das 1985 von den Brüdern Carsten und Jens Pedersen aus Thyregod gegründete Unternehmen beginnt mit einer 75 kW Anlage (N17/75), an deren Entwicklung Knud Buhl-Nielsen maßgeblich beteiligt ist, der zuvor am FolkeCenter an dem Smedemester-Design mitgearbeitet hat – und später die Lolland-Turbine entwickelt. Danach werden WKA mit 150 kW entwickelt (N27/150), von denen gut 200 Stück produziert werden, gefolgt von knapp 60 Stück 250 kW Anlagen (N27/250). In den Jahren danach werden bis zu 800 kW leistende Turbinen entwickelt und hergestellt, wobei ein 600 kW Modell mit fast 550 verkauften Abnlagen als das erfolgreichste gilt. 1995 errichtet Nordex den Prototyp einer neuen 1,5 MW Anlage. Nachdem 1996 die zur Babcock-Borsig AG gehörende Balcke-Dürr 51 % von Nordex übernimmt, gefolgt von weiteren 26 % im Jahr 1998 – behandle ich die Firma ausführlicher unter Deutschland.

Danwin: Das zwischen 1985 und 1993 existierende Unternehmen, zu dessen Schlüsselpersonen die Ingenieure Per Lading und Thorkild Dahlgreen zählen, entwickelt und produziert WKA zwischen 99 kW (Danwin 19) und 225 kW. Im Zuge des Windbooms stellt die Firma in Kalifornien 233 Turbinen mit einer Gesamtleistung von 36 MW auf.

Dencon: Diese 200 kW und 250 kW Turbinen, deren Entwurf ebenfalls aus dem FolkeCenter stammt, werden zwischen 1985 und 1989 auf der Ærøskøbing-Werft auf der Insel Ærø hergestellt. Das Design hat zunächst den Namen Aerodan, und später Dancon bzw. Dencon. Es werden etwa 20 Turbinen produziert.

Vind-Syssel: Die Firma von Flemming Østergaard ist von 1985 bis 1990 aktiv und bietet WKA zwischen 130 kW und 270 kW an. Am erfolgreichsten sind die 150 kW Anlagen, von denen rund 50 Stück hergestellt werden, und die zumeist in Dänemark, aber auch in Schweden (3 Stk.), auf den Färöer-Inseln (1 Stk.) und sogar in China (4 Stk.) errichtet werden, wo sie die ersten netzgekoppelten Anlagen überhaupt sind. Auf dem US-Markt kann das Unternehmen allerdings nicht landen.

Danish Wind Power (DWP): Diese Firma produziert zwischen 1986 und 1993 Turbinen mit 90 kW, 150 kW und 175  kW. Ein im Jahr 1990 gebauter 300 kW Prototyp geht jedoch nicht mehr in Produktion.

Wind World: Das 1987 in Skagen gegründete Unternehmen der Brüder Karl Erik und Lars Olsen stellt WKA mit Leistungen zwischen 90 kW und 750 kW her. 1999 wird die Firma an die Nordtank Energy Group verkauft.


Doch nun weiter mit der allgemeinen Chronologie:

Auf einer 800 m langen Mole an der Spitze der Jütländischen Halbinsel Mols entsteht 1986 der erste (fast) Offshore-Windpark der Welt. Insgesamt 16 Anlagen mit je 55 kW speisen zusammen 880 kW in das Versorgungsnetz des 4.000-Einwohner-Ortes Ebeltoft ein. Die Kosten des von der Regierung geförderten Projektes betragen 21 Mio. DK, und es wird mit einer Amortisationszeit von 5 – 6 Jahren gerechnet. Ebenfalls 1986 entsteht der Ubshore-Windpark Odesund mit 52 Anlagen.


1986
erwirtschaftet die Branche mit 8.200 Beschäftigten bereits 400 Mio. DM Gewinn, hauptsächlich durch den Export in inzwischen über 60 Länder. Jährlich werden über 7.000 Anlagen hergestellt, zumeist robuste Dreiflügler mit ca. 60 kW Leistung. Der Marktführer Vestas in Jütländ verschifft täglich Anlagen mit einer Gesamtleistung von 5 MW in alle Welt. Alleine nur die fünf großen dänischen Hersteller (Vestas, Micon, Nordtank, Wind-Matic und Danregn) haben seit Beginn der 1980er Jahre bereits mehr als 4.000 Windräder nach Übersee exportiert.

Als der Windboom in Kalifornien Ende des Jahres allerdings plötzlich endet, geraten sogar die großen Hersteller wie Vestas und Nordtank in Schwierigkeiten. Kleinere Firmen wie Aerostar oder Kuriant verschwinden völlig vom Markt.

Den staatlichen Plänen von 1986 zufolge sollen sich bis zum Jahre 2000 jedoch schon rund 60.000 kleine Rotoren drehen – und bis 2050 soll der gesamte dänische Energiebedarf durch erneuerbare Primärenergieträger wie Wind und Sonne gedeckt werden. Zur Förderung dieser Entwicklung werden dänischen Windmühlenbesitzern vom Staat 15 - 30 % der Anschaffungskosten erstattet.


1987
erwirbt Vestas Deutschland 5.000 qm in Husum, um dort in einem neuen Werk 75 kW Anlagen in Lizenz herzustellen. Außerdem wird ein 200 kW System weiterentwickelt, das zu 70 % aus deutschen Zulieferungen besteht. Auf deutscher Seite sperren sich das BMFT und die KfA Jülich jedoch gegen diese Pläne, und Zuschüsse werden verweigert.

1988 wird ein Küstenprojekt mit 45 MW geplant, das bis 1990 ans Netz gehen soll. Die Kosten hierfür werden mit etwa 400 Mio. DK berechnet. Für erste Tests werden zwei Anlagen mit jeweils 1 MW errichtet. Vestas stellt 1990 die erste 500 kW Anlage vor, die bald darauf in Serie geht.

ELSAM 2 MW Windkraftwerk

ELSAM


Ebenfalls ab 1988 betreibt das dänische Elektrizitätsunternehmen Elsam bei Tjæreborg eine 2 MW Forschungsanlage ELSAM, die bis 2001 im Einsatz ist (das hier gezeigte Foto stammt von Flemming Hagensen). Die Entwicklung basiert auf dem 1982 begonnenem zweiten dänischen Windenergieprogramm, das sich auf den den Bau von zwei 750 kW Turbinen und einer 2 MW Turbine konzentriert. Bei der großen Turbine gibt es einige Probleme mit dem Steuersystem und dem Getriebe.

Die beiden 750 kW Turbinen werden bereits im Jahr 1987 von dem Stromversorgungsunternehmen Elkraft auf der Insel Masnedø installiert, wo bis 1989 noch drei weitere dazu kommen. Eine der Anlagen wird im Oktober 1987 durch ein Feuer zerstört, später aber wieder repariert. Aufgrund von Getriebeproblemen erreicht die maximale Leistung der Maschinen nur 450 kW. Zwei der Anlagen sind mit Rotorblättern aus Holz ausgestattet.


Im Jahr 1990 wird in Jütland der bis dato größte Windpark Europas installiert, dessen 42 Nordtank-Turbinen (300 kW) zusammen 12,6 MW erzeugen.

In diesem Jahr setzt die Regierung eine Zielvorgabe von 800 – 1.350 MW Windenergie bis zum Jahr 2000 fest.

Bereits 1991 wird vor der Ostseeinsel Lolland, rund 2 km von Vindeby entfernt, die weltweit erste Offshore-Windfarm mit 5 MW in Betrieb genommen, allerdings bislang nurzu Versuchszwecken.

Überraschenderweise ist ist die Leistungsfähigkeit der 11 Turbinen des Windparks Vindeby auch nach 20 Jahren Betriebsdauer noch immer zufriedenstellend - wobei sie auch noch einen um etwa 20 % höherer Ertrag erwirtschaften als an vergleichbaren Standorten an Land.

Über die weiteren entsprechenden Entwicklungen berichte ich in dem separaten Kapitelteil über Offshore-Windfarmen (s.d.).


Ein Windkraftunternehmen, das im Laufe der Folgejahre maßgeblichen Einfluß gewinnt, ist die 1991 oder 1992 in Roskilde als Ingenieurbüro gegründete Windgineering ApS, die sich später in WEA Engineering A/S umbenennt, bevor sie im Jahr 2001 den Namen Norwin A/S annimmt. Die Firma, inzwischen mit Hauptsitz in Gadstrup, ist eine Tochtergesellschaft der Norwin Holding ApS.

Nach der Gründung der Firma wird das Produktportfolio der ehemaligen Windenergiefirma Danwin übernommen, das hauptsächlich eine 225 kW Windkraftanlage umfaßt, die ursprünglich von Per Lading entwickelt worden war. Das erste Modell dieser WKA wird 1984 installiert. Anschließend folgen über 365 Turbinen in Dänemark, Schweden, Deutschland und den USA. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Turbine führt zu der später weit verbreiteten Norwin 29-Stall-225kW Windkraftanlage.

29-Stall-225kW

Norwin 29-Stall-225kW

Für einen deutschen Lizenznehmer entwickelt Ole Sangill als Konstrukteur (im Namen der  Windgineering) ferner eine 600 kW Windkraftanlage, deren Prototyp im Jahr 1995 errichtet wird und die erste Generation der Norwin 47-ASR-750 kW Turbine darstellt.

Die ersten Windfarmen in Dänemark, die mit Norwin-Turbinen bestückt werden, sind die Teile 1 und 2 des Windparks Svallerup, wo 1988 sowohl eine 150 kW als auch eine 225 kW Anlage errichtet werden (hier kommen 1993 eine Vestas V27/225 mit ebenfalls 225 kW, und im Jahr 2000 zwei NEG Micon M1500-750 Anlagen mit zusammen 1,5 MW hinzu), der Gasetofte Windpark (1998) sowie der Bjæverskov Windpark (1999).

Außerdem werden auf dem Windpark Orsted im Jahr 1998 zwei Norwin 46-ASR-599 kW mit einer Nennleistung von 599 kW aufgestellt (hier stehen seit 1988 bereits Nordtank NTK130/22 und NTK300/31 Anlagen, 1998 kommen noch fünf NEG Micon NM48/750 dazu, und 2000 eine Bonus B54/1000).

Inzwischen entwickelt und bietet Norwin Windenergieanlagen im mittleren Größenbereich zwischen 200 kW und 2 MW an, die von Lizenznehmern auf der ganzen Welt produziert werden. 2007 können die ersten Verträge für die Lizenzproduktion der Norwin-Anlagen mit Partnern in Indien und China unterzeichnet werden, und 2008 installiert die Tochter Norwin America LLC (NAL) die erste netzverbundene Windkraftanlage in der östlichen Karibik.

Zu erwähnen ist, daß auch in dem weltweit ersten Gebäude mit integrierten Windkraftanlagen, dem WTC in Bahrain, drei 225 kW Rotoren von Norwin installiert sind – ebenso wie in dem Strata SE1 Hochhaus in London. Mehr dazu im Kapitelteil Windenergie und Architektur (s.d.).

Im Oktober 2012 wird eine strategische Partnerschaft mit der kanadischen Firma Endurance Wind Power (EWP) gebildet, die bislang nur kleine Windkraftanlagen von 5 - 50 kW herstellt. Nun wird Endurance auch die 225 kW Windkraftanlage von Norwin herstellen und unter dem Namen Endurance Wind Power X-29 vermarkten.

2013 folgen ein Kooperationsvertrag mit der deutschen Firma Ferrostaal für die Türkei und Russland, sowie mit der Schweizer Firma Protech Energy AG, um auch im Mittelmeerraum eine Lizenzproduktion von Norwin Windkraftanlagen zu starten. Dem Stand von 2014 nach hat Norwin bislang weltweit über 500 WKA in den Größen 200 kW, 225 kW, 500 kW und 750 kW installiert.


1995
entsteht als weiteres Pilotprojekt ein Windenergiepark mit 10 Anlagen von je 500 kW vor Jütland. Die damals als größte maritime Installation der Welt geltende 5 MW Tunø Knob Windfarm von DONG Energy mit 10 Stück Vestas V39 Anlagen befindet sich im Niedrigwasser des Riffs vor der gleichnamigen jütländischen Insel.


Die Firma NEG Micon A/S in Randers entsteht im Jahr 1997 aus der Fusion der Nordtank Energy Group A/S (NEG) aus Balle mit der Moerup Industrial Windmill Co. (Micon). Beide Unternehmen haben eine lange Tradition in der Herstellung von Windenergieanlagen nach dem dänischen Prinzip.

Die 1995 entstandene NEG beispielsweise, die auf die 1980 von Thorkild Rørbæk Jensen gegründete Straßentankwagen-Firma Nordtank zurückgeht, stellte Anlagen im Bereich von 11 kW (NTK 11) bis 1,5 MW (NTK 1500) her. Der Prototyp der ersten 22 kW NEG-Maschine wird nach einer Versuchszeit an der Produktionsstätte in Balle im Jahr 1981 an den Vater von Erik Grove-Nielsen verkauft, wo sie auch drei Jahrzehnte später noch immer zufriedenstellend funktioniert.

In den 1980er Jahren werden in Kalifornien mehr als 1.000 Nordtank-Anlagen installiert. 1995 verschmilzt die NEG mit der eigenen Muttergesellschaft Nordtank Holding A/S, 1996 wird die Tochter Nordtank Energy Group India Private Ltd. in Mumbai gegründet, und 1997 erhält die NTK 1500/60 Windkraftanlage den iF product design award.

Die 1982 oder 1983 von Peder Mørup gegründete Micon wiederum, die auch unter dem Namen Micon Energy Systems bekannt wurde und 1983 als Moerup Industrial Windmill Co. - Micon A/S auch in San Diego, Kalifornien, eingetragen wird, stellte Anlagen im Leistungsbereich von 55 kW bis 750 kW her, die viele Ähnlichkeiten mit den Nordtank-Maschinen aufweisen.

Da Mørup in einem viel größeren Umfang Unterlieferanten nutzt, als seine Konkurrenten in Dänemark, gelingt es ihm die Lieferungen an den kalifornischen ,Wind Rush’ in den 1980er Jahren zu beschleunigen, ohne eigene Produktionskapazitäten aufbauen zu müssen. Auch Mørups Bruder Erling tritt in die Gesellschaft ein, was allerdings zu so großen Kontroversen führt, daß sich die beiden Brüder im Januar 1986 trennen, wodurch zwei neue Gesellschaften entstehen: die Wincon unter Erling Mørups Leitung, die sich um den Verkauf kümmern sollte, sowie die von Peder Mørup geleitete Wenergy, als Hersteller der Turbinen. (Dem Bericht der California Energy Commission von 1994 zufolge sind in Kalifornien 199 Wincon-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 21,2 MW installiert).

Nachdem Peder Mørup 1987 jedoch die totale Kontrolle über Micon erwirbt, spricht sein Bruder nie wieder ein Wort mit ihm. Im gleichen Jahr müssen rund 500 Micon-Anlagen wegen eines Konstruktionsfehlers an den Flügelspitzen gestoppt werden.

Die neue NEG Micon bietet 35 verschiedene Modelle von 200 kW (M570) bis 2.875 kW (NM80/2875) an. In der Windkraftindustrie sehr beliebt sind die Modelle NM-48 (750 kW), NM-52 (900 kW), NM -72 (1,5 MW - 2,1 MW) und NM-82 (1,5 MW und 1,54 MW), die man in großen Windparks auf der ganzen Welt sehen kann.

Im März 2004 wird die NEG Micon von der Firma Vestas Wind Systems übernommen.


Ende 1997 verfügt Dänemark über 5.000 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.116 MW. Sie haben einen Anteil von 6,5 % an der dänischen Stromversorgung. Bis 2008 sind fünf neue Windparks mit insgesamt 500 Windrädern der 1,5 MW-Klasse geplant, wodurch dieser Anteil auf 15 % gesteigert werden soll. Die Kosten werden etwa 2,3 Mrd. DM betragen. Und bis 2030 will man sogar Windkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 5,5 GW installieren, davon 4 GW Offshore. Vier Standorte in der Ostsee und einer in der Nordsee sind bereits fest eingeplant. Dänemark will bis 2040 aus der Windkraft 40 % seiner Elektrizität beziehen - 2001 liegt der Wert nach Zahlen der Esa noch bei 13 %.

Middelgrunden-Windpark

Middelgrunden-Windpark
(Satellitenfoto)

Im Jahr 2000 wird rund dreieinhalb Kilometer vor dem Kopenhagener Hafen der 40 MW Middelgrunden-Windpark von DONG Energy errichtet – ironischerweise auf einem Riff, das vorher als Halde für Hafenschlamm und kontaminierten Müll genutzt wurde.

Die 3.400 m lange Reihe mit den 20 riesigen 2 MW Windrädern von Bonus ist sogar auf Satellitenfotos zu erkennen. Mit einer Jahresleistung von 89.000 MWh deckt der Pilot-Windpark allerdings gerade einmal 3 % des Energiebedarfs der 1,1 Mio. Einwohner von Kopenhagen.


Der erste Großdemonstrations-Offshore-Windpark Horns Rev von Elsam wird 2002 in Betrieb genommen. Er ist der erste in der Nordsee gebaute Offshore-Windpark überhaupt, und liegt vor der Küste westlich von Esbjerg auf der Sandbank Horns Rev. Ausgesattet mit 80 Vestas V 80 Anlagen erreicht der Park eine Leistung von 160 MW. Bereits 2004 müssen jedoch alle Anlagen wegen technischer Schäden durch die rauhen Bedingungen auf See abgebaut und an Land repariert werden, bevor sie wieder installiert werden konnten. 2008 folgt hier der Bau eines zweiten Windparks Horns Rev 2 mit 209 MW (91 Siemens SWR 2.3-93 Anlagen), später wird ein Windpark Horns Rev 3 geplant, der 400 MW erreichen soll.

2004 produziert der dänische Blatthersteller LM Glasfiber sein mit 61,5 m bislang längstes Rotorblatt.


Nach einer Lücke in der Chronologie geht es im April 2007 weiter - als das dänische Designhaus Demakersvan aus Rotterdam belegt, daß die Nutzung der Windenergie auch eine Nummer kleiner geht.

Die aus Segeltuch, Edelstahl und Holz gefertigte Lampe namens light wind ist für den Außeneinsatz gedacht, und wird natürlich vom Wind angetrieben. Sie ist 2,4 m hoch, und der Rotor hat einen Durchmesser von 2,15 m.

Mehr derartige eigenwillige Entwürfe finden sich im Kapitelteil Neue Designs (s.d.). Hier soll es dagegen mit den großtechnischen und wissenschaftlichen Entwicklungen weitergehen.

Im  Oktober 2008 gibt die in Kopenhagen beheimatete Vestas Aufträge über mehr als 314 MW bekannt. Die Windenergieanlagen sollen in Spanien (18 Stk. V90 mit 3 MW und 25 Stk. V90 mit 1,8 MW; Region Terra Alta in der katalanischen Provinz Tarragona), der Türkei (5 Stk. V90; Ayyıldız-Projekt in der Provinz Balıkesir), China (100 Stk. V52 mit 850 kW; für die Suniteyou Windfarmen III und IV nahe der Stadt Xilinguole) und Italien (5 Stk. V90 mit 3 MW, 20 Stk. V90 mit 2 MW sowie 26 Stk. V90 mit 1,8 MW; davon 62 MW in der Region Apulia und 40 MW in der Region Molise) installiert werden. Die Lieferungen sollen 2009 erfolgen. Das Unternehmen hat zu diesem Zeitpunkt weltweit schon mehr als 35.000 Windkraftwerke ausgeliefert.

Ebenfalls im Oktober 2008 bilden 63 dänische Landwirte aus De Zuidlob, dem südlichsten Teil der Verwaltungsregion Zeewolde, gemeinsam mit der Nuon-Tochter WEOM das Windenergie-Konsortium De Zuidlob, um eine Windfarm mit einer Leistung von mindestens 108 MW zu errichten. Der in drei Ausbaustufen geplante Park mit 12 Windturbinen von jeweils 3 bzw. 4,5 MW wird bei Projektabschluß im Jahr 2012 einer der größten Windparks in Dänemark sein. Teil der Vereinbarung ist auch die über 10 Jahre garantierte Stromabnahme durch Nuon.

Etwas gebremst wird die weitere Entwicklung in Dänemark Anfang 2009, als Vestas wegen der weltweit sinkenden Nachfrage 15 % überschüssige Produktionskapazitäten meldet – und Mitte des Jahres beschließt, überwiegend in Dänemark und Großbritannien bis zu 1.900 Arbeitsplätze zu streichen. Gegen die Schließung einer Turbinenfabrik auf der britischen Isle of Wight wehrt sich die dortige Belegschaft durch Besetzung der Fabrik.

Gleichzeitig kämpft der dänische Weltmarktführer unter den Windanlagenherstellern gegen die Verhinderungspolitik der extrem neoliberalen Regierung, die von erneuerbaren Energieträgern wenig hält und schon vor Jahren den weiteren Ausbau der Windenergie zum Erliegen gebracht hat. Erst in jüngster Zeit, im Vorfeld des Kopenhagener Klimagipfels, werden wieder neue Offshore-Projekte in Angriff genommen.

ADAPWING

ADAPWING

Im Juli 2009 folgt eine Meldung aus dem Risø National Laboratory for Sustainable Energy, dessen Wissenschaftler einen neuen Rotorflügel entwickelt haben, der die Stabilität eines Habicht-Flügels bei stark turbulentem aerodynamischem Geschehen nachahmt. Die elastische Komponente für die Hinterkanten großer Windturbinenblätter soll deren Lebensdauer drastisch verlängern. Das Projekt ADAPWING (ADAPtive WING geometry for reduction of wind turbine loads) hatte bereits im Oktober 2003 begonnen.

Im Januar des Folgejahrs legt das Risø National Laboratory mit der Meldung nach, daß es gelungen sei, die Stromproduktion einer Windkraftanlage um 5 % zu erhöhen, indem diese mit einem integrierten Windmesser ausgestattet wurde. Das System arbeitet mit einem Laser (Wind LIDAR), um den entgegenkommenden Wind zu ,sehen, bevor er die Turbinenblätter erreicht. Dadurch können sich diese sofort für eine optimale Stromerzeugung anpassen.

Schon im November 2009 berichtet die Presse, daß Vestas gemeinsam mit dem britischen Militärtechnik-Unternehmen QinetiQ eine Lösung für das leidige Problem derFlugsicherungsbehörden und des Militärs gefunden hat, die überall den Bau von Windkraftanlagen blockieren, da diese die Radarsysteme stören.

Die vorgestellten Stealth-Rotorblätter nutzen ähnliche Materialien wie Tarnkappen-Flugzeuge, deren Beschichtung einen guten Teil der Mikrowellen schluckt. Um das zusätzliche Gewicht zu begrenzen, werden zwei Mikrowellen-absorbierende Stoffe – Glasfaser-verstärktes Epoxidharz und Plastik-Schaum – direkt in die Struktur des Verbundwerkstoffes eingebaut, aus dem die Blätter bestehen.

Die Technologie war im Vormonat im britischen Norfolk in einem Demo-Projekt getestet worden, wo der Stealth-Rotor eine gezielte Reduktion der Radarreflexion von etwa 99 % im Vergleich zu Standard-Turbinen erreicht hat. Nun soll das erste komplette Stealth-Windrad errichtet werden, um Ende des Folgejahres mit der serienmäßigen Produktion beginnen zu können. Tatsächlich geht es jedoch nicht ganz so schnell.

Erneute Versuche mit einer Windkraftanlage erfolgen 2011, und 2013 werden zwei weitere Test-Turbinen gebaut. Im September 2014 ist dann zu erfahren, daß die Windkraftanlagen mit Tarnkappen-Technik nun erstmals in dem 96 MW Windpark Ensemble Eolien Catalan (EEC) bei Perpignan in Süd-Frankreich zum Einsatz kommen werden. 


Zurück zur Chronologie:

Vestas sollte es inzwischen wieder besser gehen, wenn man sich anschaut wie es 2010 Aufträge hagelt, von denen beispielsweise 93 MW aus der Türkei, 80 MW aus Deutschland, 42 MW aus Frankreich, und 25 MW aus der Dominikanischen Republik kommen. Im April erhält Vestas dann den bislang größten Auftrag seiner Unternehmensgeschichte: Der portugiesische Regenerativstromerzeuger EDP Renovávais bestellt Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 2.100 MW, die in Nordamerika, Südamerika und Europa installiert werden sollen. Über größere Installationen in Dänemark selbst ist allerdings nichts zu hören.

Dänemarks Windkraft-Anteil am Strom erreicht in diesem Jahr über 20 %.

Im Januar 2011 wird Vestas auf dem World Future Energy Summit in Abu Dhabi für sein 30-jähriges Engagement zur Verbreitung der erneuerbaren Energien mit dem mit 1,5 Mio. $ dotierten Zayed Future Energy Preis ausgezeichnet. Das Unternehmen spendet das Preisgeld zur Hälfte an die neugegründete NGO WindMade, während die andere Hälfte jeweils zu einem Drittel auf die Viert-, Fünft- und Sechstplatzierten der insgesamt sechs Finalteilnehmer aufgeteilt wird.

Im Mai sichert sich Vestas im Hafen von Sheernes, England, ein 70 Hektar großes Gebiet für die Serienproduktion der neuen V164 – 7.0 MW Turbine ab 2015.

Meldungen vom April 2011 zufolge nimmt der Ausbau der Windenergie nun auch im ,Mutterland der Windindustrie wieder Fahrt auf, nachdem die Windbranche dort im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends zunächst lange Zeit auf hohem Niveau stagniert hatte. Nachdem eine Studie der dänischen Klimakommission im vergangenen Jahr festgestellt hatte, daß die Nation durch eine Erhöhung der Kapazitäten von Windkraft und Biomasse bis 2050 anschließend ohne fossile Brennstoffe auskommen könnte, legt die neue sozialdemokratische Regierung eine umfassende Energiestrategie vor. Unter anderem soll bis 2020 die Hälfte des Stroms von Windrädern geliefert werden. In anderen Berichten wird von 42 % Windstrom und 20 % Strom aus Biomasse gesprochen, die bis dahin erwirtschaftet werden sollen.

Während Windräder jahrelang rund 20 % zur Stromproduktion beigetragen haben, sollen es der Dänischen Energieagentur zufolge 2011 bereits 28,1 % sein.

Vestas steckt angesichts des großen Preisdrucks in der Branche, die noch immer an Überkapazitäten leidet, auch weiterhin in einer tiefen Krise und weist 2011 einen Verlust von rund 166 Mio. € aus, worauf im Februar 2012 der Finanzchef des Unternehmens und weitere Manager zurücktreten. Auch der Börsenkurs war in den vergangenen zwölf Monaten um 70 % eingebrochen. Im Rahmen eines harten Sparprogramms werden in diesem Jahr 2.300 Stellen abgebaut. Später wird von der Streichung weiterer 1.400 Arbeitsplätze gesprochen, mit der 250 Mio. € eingespart werden sollen.

Nicht verwunderlich ist daher, daß Presseberichten vom April 2012 zufolge die chinesischen Unternehmen Sinovel Wind Group und Goldwind ein mögliches Kaufgebot für den dänischen Konzern prüfen.

Im Juni beginnt Vestas damit, die Produktion für 850 kW Anlagen im chinesischen Hohhot auslaufen zu lassen, da man in den nächsten Jahren eine nur geringe Nachfrage für dieses Produkt erwartet – und sich jährliche Einsparungen von rund 10 Mio. € erhofft.

Die 2001 gegründete dänische Firma SSP Technology A/S fertigt Anfang 2013 das mit 83,5 m längste Rotorblatt der Welt, das umgehend auf dem Teststand des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Bremerhaven geprüft wird. Bis Oktober wird ein Satz der Blätter an einer 7 MW Offshore-Testwindkraftanlage der Samsung Heavy Industries (SHI) im schottischen Methil angebracht, die im März 2014 in den Versuchsbetrieb geht.

Berichte im Februar 2013 sprechen davon, daß Vestas 2012 seine Verluste auf 963 Mio. € vergrößert hat. Grund für das immense Defizit sollen vor allem Abschreibungen sowie zahlreiche Projektverzögerungen sein. Auch die Entlassung von 10 % der Arbeiter in den beiden Vestas-Rotorblattfabriken im US-Staat Colorado ändert nicht viel. Am Weltmarkt halten die Dänen noch 11,8 % - wobei GE inzwischen aber schon genauso viel erreicht.

Als im März in einer der neuen Offshore-Windfarmen die 36. Turbine errichtet wird, erreicht Dänemark eine installierte Gesamtkapazität von 1 GW.

Obwohl Vestas u.a. im April einen 300 MW Auftrag der kanadischen Entwickler EDF EN Canada und Enbridge erhält, verkauft das Unternehmen im Oktober insgesamt sechs Produktionsstätten in Norwegen, Schweden, Deutschland, China und Dänemark für einen symbolischen Euro an die deutsche Beteiligungsgesellschaft VTC Partners (später könnten erfolgsabhängig noch 25 Mio. € hinzukommen). Dafür werden Abschreibungen in Höhe von 50 Mio. € vorgenommen.

Als innovatives und kommerzielles Geschäftsmodell wird auch das Projekt ,Wind for Prosperity, betrachtet, das Vestas zusammen mit dem arabischen Masdar-Konzern umsetzen will, wie im November bekannt wird. Dabei will der Windenergieanlagen-Produzent in weniger entwickelten Regionen der Erde fabrik-überholte Altanlagen zusammen mit modernen Diesel-Generatoren zu Hybridsystemen verknüpfen, welche die Stromversorgung kleiner, lokaler Netzgebiete erlauben. Der Wind soll 45 - 70 % des Stroms eines Hybridkraftwerks liefern.

Die Umsetzung startet zusammen mit dem kenianischen Energie-Ministerium, dem kenianischen Versorger Kenya Power and Light Co. und einer Reihe weiterer Behörden in 13 kenianischen Gemeinden. Ziel der gesamten Kampagne ist es, bis 2017 weltweit in 100 Gemeinden und Dörfern mindestens eine Millionen Menschen mit Strom aus den recycelten Windmühlen zu versorgen, die beim Repowering anfallen. In Frage kommen dafür Länder wie Äthiopien und Tansania, aber auch der Jemen, Pakistan, Vietnam und Nicaragua.

Bereits im Juni 2013 kündigt der dänische Rotorblatt-Hersteller LM Wind Power an, in einem neu aufgelegten Forschungsprojekt ,intelligente Rotorblätter entwickeln zu wollen, die mit einer Sensor-Technologie ausgestattet sind, welche es den Flügeln ermöglichen soll, die Wetterbedingungen zu prognostizieren und optimal zu nutzen.

Das Projekt, das von LM Wind in Zusammenarbeit mit der Universität von Aalborg und den dänischen Firmen PolyTech und kk-electronic realisiert wird, hat einen Umfang von rund 65 Mio. dänische Kronen (~ 8,7 Mio. €), von denen 33 Mio. dänische Kronen durch die Danish Advanced Technology Foundation beigesteuert werden.

Im Januar 2015 stellt Dänemark durch die Erzeugung von 39 % seines Stroms aus Windkraft einen Weltrekord auf.


Deutsche Demokratische Republik (bis 1990)


Eine der ältesten, noch bestehenden Windmühlen der DDR ist das Windschöpfwerk Kachlin auf Usedom, das in der Nähe des Kachliner Sees steht.

Windschöpfwerk Kachlin

Windschöpfwerk
Kachlin

Das Windrad, das 1920 durch den Gutsbesitzer Rudolf Heydemann ursprünglich bei Zirchow gebaut wurde, hat einen Durchmesser von 8,5 m und Flügel aus Metall. 1926 wird es auf den heutigen Standort bei Kachlin umgesetzt. Je nach Windgeschwindigkeit kann es 500 – 1.500 m3 Wasser pro Stunde kostengünstig bewegen. Daneben gibt es auf Usedom noch zwei gut erhaltene, klassische Windmühlen: Die Mühle Benz und die Pudalga Windmühle.

1969 sollte das Windschöpfwerk, weil es nicht mehr genutzt wurde, demontiert werden. Durch die Unterschutzstellung als technisches Denkmal konnte es aber erhalten werden. Bei einem starken Sturm über Usedom zu Silvester 1979 wird das Windrad zerstört und liegt danach mehrere Jahre am Boden. Erst 1994/95 wird es komplett saniert und bildet heute ein funktionsloses Schaumodell.


Neue Ansätze im Windenergie-Bereich sind in der DDR nur vereinzelt nachzuweisen.

Der im Rostocker Dieselmotorenwerk tätige Ingenieur Otto Jörn forscht im Auftrag der DDR-Energieversorgung ab Mitte der 1980er Jahre an Windkraftanlagen, schreibt über die Nutzung von Windkraft zur Energiegewinnung an der DDR-Küste und baut in Rostock eine erste Windkraft-Experimentieranlage auf (Dierkower Anlage). Sie besitzt vier Rotorblätter, die von einem sowjetischen Hubschrauber stammen und auf einem mittels Drahtseilen abgespannten Mast montiert sind. Die Konstruktion geht allerdings nie in Betrieb, denn schon nach den ersten Umdrehungen verbiegen sich die Rotorblätter im Wind und verfangen sich in den Drahtseilen.


In diesen Jahren leistet die DDR auch Projekthilfe gegenüber Staaten der sogenannten 3. Welt, wie z.B. Syrien, wo eine kleine Sonnen- und Windenergie-Versuchstation mit je 2 kW Leistung errichtet wird.

Es zeigt sich aber, daß solche Geschenke nicht viel bringen. Mangels Wartung aufgrund fehlender Verantwortlichkeit kochen die Batterien über, außerdem wird das Kupferkabel des Gleichstrom-Windgenerators geklaut, sodaß die Anlage bald darauf nur noch Schrottwert hat. Den Studenten der Universität nützt sie jedenfalls nichts mehr.


Auch der Ingenieur Gerd-Albrecht Otto zählt in der DDR zu einer kleinen Schar von Exoten, die sich mit erneuerbaren Energien, und vor allem mit den Möglichkeiten der Windenergie, beschäftigen. Schon 1986 meldete er das Patent für eine getriebelose Windenergieanlage an und versucht, ein eigenes Ingenieurbüro für die Planung von Windenergieanlagen auf die Beine zu stellen.

Zu einer Realisierung seiner Bemühungen kommt es aber nicht, weil der damalige stellvertretende DDR-Minister für Kohle und Energie seine Bemühungen mit der Begründung behindert, daß Windstrom viel teurer als Kohlestrom sei. Man betrachtet ihn als verrückten Visionär - wobei zumindest der letztere Begriff stimmt, wenn man sich seinen Entwurf einer Windkraftanlage in Höhe des Berliner Fernsehturmes anschaut.

Seine Visionen zur zukünftigen Energienutzung schreibt Otto ab 1984 in seinem Buch ,Aerogie – Windenergienutzung nieder, das er seit 1990 im Eigenverlag verkauft. Nach Ende der DDR gründet er das Ingenieurbüro für Windenergienutzung und schadstofffreie Energetik, Aerogie. Glück hat Otto aber auch nach der Wende keines. Die Genehmigung, eine 500 kW Anlage am Parsteiner See zu errichten, wird vom Potsdamer Umweltministerium mit dem Verweis auf den dort besonders schützenswerten Landschaftsraum verweigert.

Luther-Windrad

Luther-Windrad


Bereits im Jahr 1988 gibt es im Energieministerium der DDR eine Studie, welche sich mit der Nutzung der Windenergie zwischen Arkona und dem Fichtelberg befaßt, und im Januar 1989 wird sogar an die Errichtung eines Windparks nahe dem Leuchtturm Darßer Ort gedacht, was aus vornehmlich militärischen Gründen jedoch sehr schnell wieder verworfen wird.


Unter den Pionieren, die von der Windenergietechnik überzeugt sind, ist auch der Güstrower Ingenieur Herbert Luther zu nennen, der 1988 in seiner Freizeit ein 15 m hohes Windrad mit 6 kW konstruiert und im Garten seines Wochenendhauses aufstellt. Der komplette Aufbau ist selbstkonstruiert und fast vollständig in Handarbeit gefertigt, auch die Rotorblätter sind Marke Eigenbau.

Im September 1989 stellt Luther sein Windrad in der Nähe von Goldberg auf, nur wenige Tage bevor bei Wustrow ein dänisches Windrad errichtet wird (s.u.). Die Anlage läuft ein Jahr lang, dann kommt die Deutsche Einheit und mit ihr viele neue Gesetze. Heute ist die Windmühle im technischen Landesmuseum eingelagert und wartet auf den Wiederaufbau.


Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, daß die Nutzung der Windkraft in der DDR just in dem Moment beginnt, als das ganze Land seinen Abgang macht. Denn das erste kommerzielle Windkraftwerk auf dem Fischland-Darß, südwestlich von Wustrow, eine Vestas V25 mit 200 kW Leistung, wird von den Initiatoren Otto Jörn und Klaus-Jürgen Beel im Oktober 1989 in Betrieb genommen, nur wenige Wochen vor dem Mauerfall.

Der Kauf der Anlage für für 440.000 DM war bereits ein Jahr früher, im Herbst 1988, auf der Leipziger Messe durch Beel erfolgt, der als Chef des VEB Holzhandel Rostock nach einer Energiequelle für eine Trocknungsanlage suchte. Der wurde Dank eines Überschusses an westlicher Währung aus dem für die DDR profitablen Handel mit Holz möglich. Die Anlage erweist sich in der Folgezeit als sehr effektiv und ist auch heute noch in Betrieb, wobei sie monatlich 2.000 € einbringt. Jörn und Beel wollen das Windrad jetzt zum Denkmal machen.

 

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