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Wellenenergie (XX) - Ausgewählte Länder

USA (Fortsetzung)


Im Jahr 2007 wird das interessante Konzept einer Umsetzung bekannt, bei der zur Verminderung von Hurrikanen im Golf von Mexiko mittels einer riesigen Zahl von Wellenenergie-Pumpen kaltes Tiefenwasser an die Oberfläche gefördert werden soll, um diese abzukühlen. Die Idee stammt von dem Erfinder Phil Kithil aus New Mexico, der mit seiner im Vorjahr gegründeten Firma Atmocean Inc. in Santa Fe bereits einzelne Pumpen hergestellt hat, mit denen es ihm im Experiment gelingt, die umgebende Wasseroberfläche um etwa 7° abzukühlen. Kithil arbeitet zusammen mit dem Ingenieur Phillip Fullam von der Reytek Corp. an dem Projekt, seitdem sie 2004 ein Unternehmen für Fahrzeugsicherheit verkauft haben.

Kithil Straws Grafik

Straws
(Grafik)

Bei dem Anti-Hurrikan-Projekt im Umfang von 5 Mrd. $ sollen 1,6 Millionen Pumpen in Form eines 1.600 km langen Bandes eingesetzt werden – was 100 Montageschiffe erforderlich macht, welche die sogenannten Straws vier Monate lang Tag und Nacht ins Wasser bringen und verankern.

Im Juli 2007 will Kithil bei den Bermudas testweise zehn Stück seiner patentierten, wasserkühlenden Pumpen einsetzen, welche aus jeweils 200 m langen flexiblen Schläuchen bestehen, an deren Spitze sich eine Schwimmboje mit dem Pumpmechanismus befindet, der das kältere und nährstoffreiche Wasser aus der Tiefe holt. Größere Wellen bedeuten mehr Kühlung, was günstig ist, da Hurrikanen üblicherweise besonders große Wellen vorangehen.

Kithils Team wird auch die Auswirkungen auf die marine Tierwelt messen, da vermutet wird, daß der erhöhte Nährstoffgehalt des Wassers die Gesundheit der Nahrungsmittelkette im Ozean verbessert. Möglicherweise steigert es auch die natürliche Fähigkeit des Meeres zur Kohlenstoffbindung, indem das Wachstum von Plankton nahe der Meeresoberfläche angeregt wird. Die ersten Beobachtungen weisen jedenfalls darauf hin.

Um die sogenannte Karl-Letelier Hypothese zu überprüfen, der zufolge eine wesentlich größere Netto-Absorption von CO2 im Meerwasser möglich ist, wenn der Nitratgehalt – als limitierender Nährstoff – gesteigert wird, beteiligt sich Atmocean im Mai 2008 mit drei Pumpen an einem Test im Pazifik, etwa 60 nautische Meilen nördlich von Hawaii. Der Versuch wird auf dem Discovery Channel in der Serie Project Earth, Episode ‚Hungry Oceans’ vorgestellt.

Als Alternative zum Zweck der Energiegewinnung stellt die Atmocean zudem das Konzept einer Wave Energy Sequestration Technology (WEST) vor, bei der – den Grafiken zufolge – auf- und zuklappende Paddel an einer langen Kette hängen, die das Auf und Ab der Wellenbewegung in hydraulischen Druck wandeln. Jede dieser Ketten soll 1,5 t wiegen.

Bis 2010 führt das Unternehmen insgesamt 21 Ozean-Tests mit verschiedenen Dimensionen der wellenbetriebenen Pumpen durch, wobei Durchmesser von 3 – 13,5 m und Schlauchlängen von 60 – 300 m zum Einsatz kommen. Für Oktober 2010 ist die Installation von 10 Stück miteinander verbundener WEST-Anlagen vor New Jersey im Atlantik geplant, die ein Jahr lang weitere Daten liefern sollen.

Die Kommerzialisierung des Systems könnte dann ab 2013 beginnen, als primärer Zielmarkt gelten Inseln und Inselstaaten, vor denen in Wassertiefen zwischen 20 m und 100 m große Arrays der punktabsorbierenden Bojen installiert werden sollen. Doch auch im Falle dieses Unternehmens können die Pläne nicht so schnell umgesetzt werden, wie eigentlich geplant.

Dies veranlaßt Kithil und sein Team im Frühjahr 2010 zur Neugestaltung des wellenbetriebenen Pumpystems, damit es nun auch Strom erzeugen kann. Wieder werden Prototypen entwickelt und eine Reihe von Tests und Design-Iterationen führen zu einem Testprogramm der California Polytechnic State University, das von WEST-System zwischen Mai und September 2011 auf offener See durchgeführt wird. Dabei werden Erkenntnisse zur Langlebigkeit, zum Input-Output-Verhältnis und zu den Auswirkungen von Bewuchs gewonnen.

Atmocean WEST Grafik

Atmocean WEST
(Grafik)

Seitdem das Unternehmen im Februar 2012 auf Facebook präsent ist, werden die weiteren Arbeiten dort dokumentiert.

Nach Beendigung weiterer Konstruktionsoptimierungen und dem Bau von Prototypen initiiert die Atmocean 22 Seetests in der Nähe von Coos Bay, Oregon, die im Sommer abgeschlossen werden und in erster Linie mit Techniken zur Ausbringung und zum Einholen der Geräte gedacht sind. Im Mai 2013 sind Wellenttank-Tests an der britischen Universität Plymouth geplant, gefolgt von Seetests eines Mini-Arrays aus Geräten in voller Größe, die ab Herbst 2013 an der FabTest Site Ort in der Nähe von Falmouth stattfinden sollen. Anschließend will man ein 249 kW Pilot-System produzieren und implementieren.

Im Juni 2012 erteilt das US Army Corps of Engineers seine Genehmigung für einen dreiwöchigen Versuch der WEST-Technologie im Meer vor Coos Bay, Oregon, der im September starten soll. Wobei unter dem Begriff WEST inzwischen Wave Energy Seawater Transmisson verstanden wird.

Im Februar 2013 wird die britische Tochter Ocean HydroPower Systems Ltd. (OHS) gegründet. In der Pipeline sind bereits verschiedene Entwicklungsaktivitäten in der Region Cornwall und im Südwesten des Landes. Tatsächlich wird die OHS aber schon im Mai 2014 wieder aufgelöst.

Im Juli 2012 gibt es zwei Treffen auf der niederländischen Karibikinsel Curaçao mit dem dortigen Energieminister und auf Aruba mit der Firma W.E.B., welche die drittgrößte Entsalzungsanlage der Welt betreibt und auch der Energieversorger von Aruba ist. Die Atmocean plant, im Sommer 2013 Pilotprojekte für beide Inseln durchzuführen, wozu es dann augenscheinlich aber nicht kommt.

Zur Vorbereitung der geplanten Installation vor Coos Bay werden im August 2012 die Variable Sea Anchors (VSA) ins Meer geschleppt. Diese hängen im Einsatz unter die Seewasserpumpe, um den Widerstand zu gewährleisten, der ihren Betrieb ermöglicht. Außerdem ist die Atmocean nach eigener Aussage kurz davor, ihre erste Pilotanlage vor der Küste von Lima in Peru zu realisieren. Dies scheint sich jedoch zu verzögern, denn aus dem Jahr 2013 ist nur zu erfahren, daß das Unternehmen mit den Sandia National Laboratories (SNL) in New Mexico zusammenarbeitet, um die Pumpen zur Stromerzeugung weiter zu optimieren.

Danach gibt es eine Lücke in der Berichterstattung, bevor im August 2014 gemeldet wird, daß die Firma eine Finanzierung in Höhe von 100.000 $ bekommen hat, um nun im Folgejahr in Peru das „weltweit erste kommerzielle Wellenkraftwerk“ zu errichten, wofür aber noch weitere 650.000 $ benötigt werden. Im September wird daher eine Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo gestartet, die jedoch nur magere 9.741 $ einbringt.

Ende des Jahres verweist die Atmocean darauf, seit 2005 insgesamt drei Jahre Analyse durch die SNL, sechs Tage Wellentanktests an der Universität Plymouth sowie 59 Tage Ozeantests in Texas, Bermuda, Hawaii, Kalifornien und Oregon durchgeführt zu haben, wodurch die Technologie die Serienreife erreicht habe. Es zeigt sich später allerdings, daß diese Behauptung verfrüht war.

Atmocean-Test 2015

Atmocean-Test
(2015)

Im Dezember erhält die Firma die Genehmigung der peruanischen Marine für den Einsatz des Wellenenergiesystems nördlich der Hafenstadt Ilo in Peru. Ein komplettes Wellenenergiesystem würde aus 15 Bojen mit einer Nennleistung von jeweils 0,5 MW auf einer Fläche von 120 × 180 m bestehen. In Peru, wo auch eine Tochtergesellschaft gegründet wird, soll hingegen ein Demonstrationssystem installiert werden, das aus fünf miteinander verbundenen Bojen nebst Druckpumpen besteht und primär als Machbarkeitsnachweis – über die früheren Pilotversuche mit Einzelbojen hinaus – fungieren soll.

Zudem die Atmocean nun mit der Global Technology Deployment Initiative (GTDI) zusammen, um einen strategischen Plan zu entwickeln, der den weltweiten Einsatz ihrer Technologie beschleunigt.

Im Januar 2015 beginnt die Herstellung des ersten Demonstrationssystems im Werk des Produktionspartners seit 2010, dem in Albuquerque beheimateten Ingenieurbüro Reytek. Im Mai kommen die Bojen in Ilo Peru an, und zeitgleich unterzeichnet die peruanische Marine offiziell die Genehmigung, die der Atmocean eine einjährige Lizenz zur Demonstration ihrer Wellenenergietechnologie gewährt. Bei diesem Einsatz konzentriert sich die Atmocean ausschließlich auf die Frischwasserproduktion, da die Stromerzeugung aufgrund des billigen peruanischen Energiemarktes keine praktikable Option ist.

Hierzu werden nun auch einige technische Details bekannt. Demnach gelangt das Wasser mit einem Druck von etwa 180 psi (~ 12,5 bar) zu den Onshore-Konvertern an Land. Dazu werden Energierückgewinnungsgeräte genutzt, die im wesentlichen mechanische Räder drehen, um den Druck von  14 % des ankommenden Meerwassers auf 900 psi (62 bar) zu erhöhen, wie er für die Umkehrosmose benötigt wird. Die Umkehrosmose-Anlage selbst ist so groß wie ein Schiffscontainer und wird von den Industriepartnern der Atmocean hergestellt.

Die für Mitte Juni geplante Installation verzögert sich aufgrund ungeeigneter Wetterbedingungen bis Anfang Juli. Nachdem die Bojen installiert worden sind, müssen sie aber schon drei Wochen später wieder geborgen werden, wobei nur gesagt wird, daß der Wintereinsatz mit Wellenhöhen von 4 m sehr lehrreich war und man sich nun darauf freut, das System in den peruanischen Gewässern in den kommenden Monaten weiterzuentwickeln.

Nachdem neue Komponenten für einen Haltbarkeitstest entwickelt  worden sind, wird das System Anfang Oktober ein weiteres mal zu Wasser gelassen, was bei diesem System innerhalb eines Tages geschieht. In dieser 2. Testphase soll es bis zu sechs Monate lang im Meer bleiben, um die Leistungs- und Haltbarkeitsdaten zu bestätigen. Dies soll zu einer möglichen Installation vollständiger kommerzieller Systeme mit 15 (später: 16) Einheiten bis Ende des Jahres führen.

Atmocean-Test 2015

Atmocean-Test
(2015)

Auf der Fachmesse AquaTech im November 2015 wird das stromlose Umkehrosmose Entsalzungssystem des Unternehmens (zero-electricity reverse/osmosis, ZER/O) als eine der führenden Innovationen der Wassertechnologie ausgewählt. Es erzeugt Süßwasser mittels Wellenenergie, indem es die Offshore-Pumpenreihe von Atmocean mit einem Entsalzungsmodul kombiniert, das ohne Netzstrom arbeitet. Damit können die ZER/O-Systeme vollständig netzfern betrieben werden und Süßwasser für abgelegene Küsten- oder Inselgemeinden liefern, sowie zur Tröpfchenbewässerung von Küstenwüsten zum Anbau landwirtschaftlicher Nutzpflanzen und zur Absorption von atmosphärischem CO2 verwendet werden.

Ende März 2016 folgt ein mehrtägiger Wellentank-Test an der Texas A&M University, um die VSA-Designs für das erste kommerzielle System fertigzustellen, bevor im zweiten Quartal die endgültigen Tests in Peru stattfinden. Eine zweite Runde der Tests mit einem Modell im Maßstab 1:8 findet Ende Juni statt, eine dritte im August. Mit diesen Wellentankstudien kann die Atmocean den Wellenenergiewandler nun an standortspezifische Gegebenheiten anpassen.

Es scheint jedoch noch weiterer Forschungsbedarf zu bestehen, denn um vierte Testrunde durchführen zu können, bietet das Unternehmen im Dezember im Rahmen einer aktienbasierten Crowdfunding-Kampagne 5.000 Aktien an, aus denen ein Erlös von 25.000 $ erwartet wird. Immerhin verläuft die Kampagne mit Einnahmen in Höhe von 19.000 $ diesmal erfolgreicher als 2014.

Im Januar 2017 können daher zwei Abschlußrunden von Wellentank-Test angekündigt werden, und Anfang Februar meldet die Atmocean, daß sie einen Zuschuß in Höhe von 20.000 $ aus dem New Mexico Small Business Assistance (NMSBA) Programm erhalten hat, um gemeinsam mit den Sandia National Labs eine Modellierung der numerischen Strömungsmechanik zu realisieren. Das Projekt wird fünf Monate dauern. Es ist der bereits vierte Zuschuß, der Atmocean im Rahmen des NMSBA-Programms gewährt wird, und der die Gesamtfinanzierung auf 150.000 $ steigert.

Über ein neues Projekt wird erstmals im Juni informiert. Dabei geht es um den Plan der Atmocean, eine Einzelpumpen-Einheit für eine dritte Runde von Ozeantests vor der Stadt Lord’s Cove in Neufundland in Kanada zu installieren. Die Firma wird dabei mit dem Wave Energy Research Center (WERC) des College of the North Atlantic zusammenarbeiten.

Ende September nimmt die Atmocean ihre neu entwickelte und Waverider genannte Pumpe, die eine höhere Pumpeffizienz besitzt und gleichzeitig die Investitionskosten um 50 % reduziert, etwa 500 m vor der kanadischen Ostküste in Betrieb. Der Einsatz ist Teil eines gemeinsamen Projekts zur Entwicklung eines landbasierten, integrierten multi-trophischen Aquakultursystems (integrated multi-trophic aquaculture, IMTA).

Im Oktober beginnen Verhandlungen zwischen der Atmocean und der Inter-American Development Bank, einer Gruppe peruanischer Grundbesitzer und Interessenvertreter, über die Entwicklung des ersten kommerziellen Entsalzungssystems bis 2019, und im Dezember beginnt die Firma mit der Erforschung von Möglichkeiten, wie man wellenenergiebetriebenen Anlagen zur Kohlenstoffsequestrierung einsetzen kann, d.h. der Kohlenstoffabscheidung und langfristigen Speicherung von atmosphärischem CO2.

OSCAR-Test

OSCAR-Test

Die Atmocean wird hierzu die Ocean Surface Carbon Relocation (OSCAR)-Technologie als Teil ihrer operativen Expansion mit aufnehmen. OSCAR ist eine Meerespumpe, welche die Wellenenergie und den Salinitätsgradienten nutzt, um kohlenstoffreiches Oberflächenwasser bis unter 1.000 m Tiefe zu pumpen, wo der Kohlenstoff isoliert und über Jahrzehnte bis Jahrhunderte abgetrennt verbleiben soll. Nach Oktober 2017 erhält die Atmocean keine weitere Presse mehr, auch die FB-Einträge enden Ende diesen Jahres.

Im März 2018 veröffentlicht die britische Energie- und Umweltberatungsfirma Aquatera eine einjährige Studie, welche die Perspektiven für die Entwicklung erneuerbarer Energien im Wasser von Peru beschreibt und die Wellen-, Gezeiten-, schwimmende Windkraft-, schwimmende Solar- sowie Flußhydrokinese-Technologien umfaßt. Die Ergebnisse zeigen, daß die Gebiete mit den größten Ressourcen auf See in den pazifischen Nord- und Zentralregionen zu finden sind.

Ein Spinout der Atmocean mit dem Namen Ocean-Based Climate Solutions Inc. setzt im Juni vor der Küste von San Diego in Kalifornien ein OSCAR-System im Maßstab 1:3 für die erste Runde der Seeversuche ein. Doch auch in diesem Fall ist später nichts mehr darüber zu hören.


Anfang 2007 bekommt die bereits 1989 gegründete und dem US-Militär nahestehende Firma Scientific Applications & Research Associates Inc. (SARA) aus Cypress, Kalifornien, ein Patent zugesprochen, das den langen Titel Modular liquid-metal magnetohydrodynamic (LMMHD) power generation cell trägt (US-Nr. 7.166.927). Diese Technologie wird kurzgefaßt auch als MHD Wave Energy Conversion (MWEC) bezeichnet. Interessanterweise beruft sich das Unternehmen auf das bereits 1992 an einen Timothy M. Rynne aus Huntington Beach erteilte Patent (US-Nr. 5.136.173), das sich ebenfalls mit dem Einsatz eines magnetohydrodynamischen Generators zur Nutzung der Wellenenergie beschäftigt.

Die SARA behauptet, damit eine kostengünstige Lösung zur Energiegewinnung aus Meereswellen entwickelt zu haben, die außerdem einen Wirkungsgrad von rund 50 % aufweist. Das Unternehmen entwirft, baut und testet im März 2007 einen 100 kW MHD-Generator als Labor-Demonstrator, und entwickelt zudem das Konzept eines Generators, der im tiefen Ozean vertäut werden kann.

Der MHD-Generator wird mit einem verankerten System verbunden, das von den Wellen auf und ab bewegt wird, wobei eine (mechanische) Welle die Bewegung zu dem Generator überträgt, der sich tief unter Wasser befindet. Dadurch wird die leitende Flüssigkeit durch leistungsstarke Permanentmagnete hindurchgepreßt, was einen elektrischen Niederspannungs-Kreislauf erzeugt. Dieser wird durch einen elektrischen Wechselrichter in 60 Hz Wechselstrom umgewandelt. Pro Boje sollen dabei 16 in Serie geschaltete MHD-Zellen zum Einsatz kommen. Die Ergebnisse des Versuchs oder Informationen über weitere Entwicklungsschritte hat die SARA bislang nicht veröffentlicht.

Auf der 18. International Offshore and Polar Engineering Conference in Vancouver Mitte 2008 legen Wissenschaftler der chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Firma TransUniv Machinery Co. Ltd. in Shanxi, China, ein Papier mit dem Titel Analysis of Liquid Metal MHD Wave Energy Direct Conversion System vor – womit anzunehmen ist, daß die Entwicklung dieser interessanten Technologie in Zukunft eher in China weiterverfolgt werden wird, ähnlich wie es bereits mit der Magnetschwebebahn Transrapid und diversen anderen Technologien geschehen ist. Eine weitere Veröffentlichung im Dezember 2009 scheint dies zu belegen.

In der ersten Untersuchung, die im Netz leider nicht vollständig veröffentlich worden ist, wird auch davon gesprochen, daß ein MWEC-System bereits 2005 durch die SARA im praktischen Einsatz getestet worden sei. Andere Informationen aus späterer Zeit gibt es jedoch nicht - das Projekt scheint also auch in China nicht weiterverfolgt worden zu sein.


2007 wird in Portland der Oregon Wave Energy Trust (OWET) gegründet, an dem Fischerei- und Umweltgruppen, die Industrie und die Regierung beteiligt sind. Die gemeinnützige Public-Private-Partnership wird vom Oregon Innovation Council finanziert und hat die Aufgabe, die verantwortungsvolle Entwicklung der Wellenenergie in Oregon zu unterstützen, um den Bundesstaat zum Marktführer in Nordamerika zu machen. Dabei will man bis 2010 etwa 800 Haushalte mit 2 MW Wellenergie-Strom beliefern – und bis 2025 bei einer Leistung von 500 MW angekommen sein.


Die 2007 von Bill Staby gegründete Firma Resolute Marine Energy Inc. (RME) aus Boston, Massachusetts, arbeitet an einer eigenen, netzunabhängigen Technologie zur Wellenkraft-Nutzung. Das Unternehmen wird vom U.S. Department of Energy und dem Minerals Management Service des U.S. Department of Interior dabei stark unterstützt, verschiedene Prototypen zu bauen und zu testen. Die RME will kurzfristig mit 1 – 10 kW Anlagen auf den Markt kommen und zielt dabei auf offene Aquakultur-Farmen, Entsalzungsanlagen und Meeresobservationssysteme. Später sollen größere System hinzu kommen, die ans Netz angeschlossen werden können. RME arbeitet insbesondere an der Entwicklung von zwei Konverterarten, welche die mechanische Energie der Wellen in Strom, Druckluft oder Meerwasser unter Druck umwandeln.

AirWec

AirWec

Der zum Patent angemeldete AirWec nutzt eine Platte unter Wasser sowie eine Schwimmboje, die dem Wellenverlauf folgt, um Druckluft zu liefern. Dieses System soll primär bei der Offshore-Fischzucht eingesetzt werden. Ein erster Prototyp wird im Januar 2009 im Golf von Maine, etwa 3,2 km östlich der Nordspitze von Plum Island in Newburyport, Massachusetts, getestet. Die Kosten werden mit 100.000 $ in Form von Beteiligungen sowie einem 30.000 $ Zuschuß der U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration gedeckt. Für weitere Tests und die Entwicklung der 2. Generation beantragt RME weitere 100.000 $.

Der zweite Konverter des Kleinunternehmens trägt den Namen SurgeWec und besitzt eine senkreche Platte, die eine hydraulische Pumpe nutzt, um die kinetische Energie der Wellen in unter Druck befindliches Meerwasser zu konvertieren. Dieses System gleicht dem finnischen Waveroller bzw. dem Oyster-System aus Großbritannien (s.d.), wobei das SurgeWec an seiner Oberkante ein verschlossenes Rohr als Auftriebskörper besitzt und in erster Linie dazu gedacht ist, eine Entsalzungsanlage zu betreiben.

Für diese Entwicklung beantragt die RME 1,2 Mio. $ vom DOE und versucht die restlichen 700.000 $ über private Investoren aufzutreiben. Für eine Demonstrationsanlage werden rund 3 Mio. $, und für den Prototyp einer kommerziellen Ausführung sogar 20 Mio. $ benötigt. Man hofft, bis zum Sommer 2011 die Computermodellierung und verkleinerte Wellentank-Tests beider Geräte abzuschließen und mit ersten Versuchen im Ozean beginnen zu können. Versuche mit einer größeren Version sollen dann im Sommer 2012 beginnen.

Im Oktober 2008 beteiligt sich die RME an der Gründung des Marine Renewable Energy Consortium (MREC), bei dem ein Netzwerk aus Technologie-Entwicklern und Benutzern die Nutzung der Erneuerbaren Energien aus dem Meer forcieren will. Im selben Monat genehmigt das U.S. Department of Interior Zeit für Wellentank-Tests bei der National Oil Spill Response Research & Renewable Energy Test Facility (Ohmsett) in Leonardo, New Jersey.

Im Januar 2009 beginnt das Unternehmen mit den Vorbereitungen des See-Tests des AirWEC im Golf von Maine. Die Versuche sind Abschluß einer sechs Monat langen Forschungs- und Entwicklungsperiode, die durch einen Zuschuß von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) unterstützt wurde. Ziel des Projektes ist es, die Anwendbarkeit des Systems bei einer bestimmten Anwendung zu demonstrieren – der Erzeugung von Druckluft für den Einsatz in der Offshore-Fischzucht. Projektleiter ist demzufolge auch eine Gesellschaft, die Aquakultur-Systeme für Fischzucht im offenen Meer produziert, die Ocean Farm Technologies Inc. (OFT) aus Searsmont, Maine. Dritter Partner bei dem Projekt ist das Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Im Mai folgt eine Förderung des DOE, um ein innovatives System zur Leistungsoptimierung großer Wellenenergiekonverter-Arrays zu entwerfen und zu bauen, und im Juli ist die RME einer der drei Gewinner des Clean Energy Investment Prize. Außerdem wird der Hauptsitz von Watertown nach Boston verlagert. Die Prototypen-Fabrikation erfolgt weiterhin am Advanced Technology and Manufacturing Center der University of Massachusetts Dartmouth in Fall River.

Im August bekommen die RME und die OFT den zweiten Zuschuß der NOAA, um an dem Projekt zur Integration des AirWEC in den Aquapod Aquakultur-Systemen von OFT weiterzuarbeiten, Prototypen zu bauen und See-Tests durchzuführen. Im November gibt es dann auch Fördermittel des DOE für die Weiterentwicklung des SurgeWEC. Das Unternehmen nennt allerdings keinerlei Beträge – und hält sich auch sonst mit Zahlenangaben auffallend zurück.

Ohmsett-Anlage

Ohmsett-Anlage

Im Februar 2010 (andere Quellen: Juni) nutzt die RME eine Testwoche in der 203 m langen und 3,4 m tiefen Ohmsett-Anlage des Bureau of Ocean Energy Management (BOEM) für Vermessungen, gefolgt von einer zweiwöchigen Untersuchung im Wellenkanal des Alden Lab in Holden im April. Auch darüber werden keine Ergebnisse veröffentlicht.

Mitte des Jahres gibt das DOE bekannt, daß man die RME im Rahmen verschiedener Programme fördern wird, damit das Unternehmen 2011 einen Prototyp in Maine ins Wasser bringen kann. Schon im August gibt es daraufhin wieder einmal Geld vom DOE, das diesmal dafür gedacht ist, ein innovatives System zur automatischen Änderung der Geometrie des Wellenenergie-Sammlers, in Reaktion auf sich ändernde Wellen-Bedingungen, zu entwickeln. Mit dem Zuschuß sollen die Seetests in Maine im Folgejahr finanziert werden.

Im September gibt es – inzwischen fast schon routinemäßig – einen weiteren DOE-Zuschuß für die Entwicklung eines innovativen Energieaufnahme-Systems (dritten Quellen zufolge in Höhe von 1 Mio. $). Zu diesem Zeitpunkt erwartet das Unternehmen, die Computer-Modellierungen und Tanktests der verkleinerten Modelle beider Geräte bis zum Sommer 2011 abgeschlossen zu haben. Ein Kraftwerk in größerem Maßstab ist für den Sommer 2012 geplant, und die Kommerzialisierung dann im Jahr 2013.

Tatsächlich wird im Juni 2011 eine weitere Testwoche im Ohmsett-Tank abgeschlossen – während das Unternehmen gleichzeitig eine Gründer-Finanzierungsrunde durchführt, deren ungenannter Erlös für die weitere Produktentwicklung und die Patentanmeldungen verwendet werden soll. Die Startinvestoren sind mehrere Familienstiftungen im Raum Boston sowie eine Reihe von Privatpersonen. Im September finanziert das U.S. Department of Interior – Bureau of Reclamation die Entwicklung eines kritischen Subsystems, das es den Wellenenergiekonvertern erlaubt, kostengünstige Energie für Umkehrosmose-Entsalzungsanlagen zu liefern.

Im Dezember 2011 gelingt es der RME endlich, den SurgeWEC-Prototyp am Jennette’s Pier von Nags Head in den Atlantik abzusenken, wo das Gerät nun Daten über die Menge der von ihm nutzbaren Wellenenergie sammeln soll – ein wichtiger Schritt nach den vielen Jahren an Vorbereitungen. Der 2,3 m breite und 1,7 m hohe Prototyp wird innerhalb von zwei Tagen etwas außerhalb der Surf-Zone in 7,5 m Tiefe durch Taucher auf dem Meeresboden montiert. Große Backsteine passen als Ballast-System in den Sockel, und zwei große Anker halten das Gerät im Falle von schwerer See fest.

Unterstützung bekommt RME bei diesem Projekt vom Coastal Studies Institute der University of North Carolina sowie der North Carolina Aquariums Society, welche das sich 305 m weit ins Meer erstreckende Jennette Pier besitzt und betreibt. Bei dem Versuch erweist es jedoch, daß die RME das Design noch kräftig überarbeiten muß, um zumindest ein vor-kommerzielles Niveau zu erreichen. 

Bereits im November 2009 hatte die Stadtverwaltung von Yakutat in Alaska darüber informiert, daß sie ein Demonstrations-Wellenergieprojekt finanzieren wird, das in vier Phasen umgesetzt werden soll. Vom Stromversorger Yakutat Power finanzierte und vom Electric Power Research Institute (EPRI) durchgeführte Konzept- und Machbarkeitsstudien für zusammen 44.000 $ waren mit positivem Ergebnis abgeschlossen worden.

Nun soll die schottische Firma Aquamarine Power mit dem Bau der 1,6 Mio. $ teuren Pilotanlage beauftragt werden, wobei ein 650 kW Oyster-Wellenkonverter zum Einsatz kommen soll. Yakutat schlägt vor, die anfallenden Kosten zwischen dem Staat Alaska (75 %) und dem US Department of Energy (25 %) aufzuteilen. Der Projektstart ist für den Januar 2011 vorgesehen. Im Erfolgsfall soll nach einiger Zeit eine Farm mit bis zu 5,2 MW Leistung in Form von acht kommerziellen Einheiten entstehen, deren Gesamtkosten auf gut 46 Mio. $ geschätzt werden.

Später rückt man aus Gründen, die ich noch nicht herausfinden konnte, davon wieder ab - statt dessen stellt die RME im Juli 2012 den Antrag über die vorläufige Genehmigung der Federal Energy Regulatory Commission (FERC) für das nun offiziell Yakutat Wave Energy Project genannte Vorhaben vor der Cannon Beach im Golf von Alaska. Die Genehmigung wird es RME ermöglichen, den optimalen Standort für das Projekt zu identifizieren, Studien durchzuführen und die Vorbereitung einer Anwendungslizenz zu unterstützen.

Im September gewinnt RME auf dem 2. jährlichen Savannah Ocean Exchange den Solution Inspiring Action Award – und wird auf dem World Summit on Innovation and Entrepreneurship in Boston als Global Hot 100 Company ausgezeichnet. Anfang Dezember wird ein weit größeres Modell des SurgeWEC bei der Feldforschungsstation des U.S. Army Corps of Engineers in Duck, New Carolina, ins offene Wasser gerollt und sechs Wochen lange geprüft. ,Gerollt’ deshalb, weil die beweglich gelagerte 17,5 m2 große senkrechte Platte auf einem Stahlrahmen befestigt ist, an dem 16 Reifen angebracht sind. Die Versuchsinstallation an einem sich langsam absenkenden Meeresboden wird dadurch sehr erleichtert, und das Zurückholen des Prototyps ebenso. Bei dem Versuch wird ein Wirkungsgrad von 30 % festgestellt.

Im Januar 2013 genehmigt die FERC den vorläufigen Antrag für das Yakutat-Wellenkraftwerk – was den offiziellen Beginn des Projekts markiert, bei dem in einem Bereich von 25 Quadratmeilen 10 - 15 SurgeWEC-Wellenenergiekonverter installiert werden sollen, die Meerwasser durch ein Turbinen/Generatorsystem an Land mit einer Leistung von 500 - 750 kW pumpen.

Der 650-Seelen-Ort Yakutat, der von den jährlich über 3.000 MWh Strom profitieren soll, liegt in einer abgelegenen Region im südöstlichen Teil von Alaska, ist vom Tongass Nationalforst umgeben, hat keinen Schienen- oder Straßenzugang, und die nächste Hochspannungsleitung ist einige Hundert Meilen weit weg. Bislang wird die Energieversorgung durch Dieselkraftstoff gewährleistet, der zudem über eine Entfernung von 1.750 km herangeschifft werden muß.

Ab dem Sommer werden mehrere Studien durchgeführt, um den Anforderungen der genehmigenden Stellen genüge zu tun, sowie entsprechende Anträge gestellt. Die Installation des ersten Prototyps in Yakutat wird für den Herbst 2014 geplant. Bis zum Juli 2015 soll dann das ganze Kraftwerk stehen. Tatsächlich läßt sich jedoch nicht das Geringste mehr über ein Fortschreiten des Projekts finden.

Im August 2013 investiert die Vodia Ventures mit Sitz in Concord, Massachusetts, in die RME – die zudem in diesem Monat Zuschüsse aus dem Water Power Program des DOE für zwei Projekte erhält. Zum einen soll gemeinsam mit den Projektpartnern University of Michigan und Re Vision Consulting LLC ein Rückkopplungsregelalgorithmus für das SurgeWEC entwickelt werden, wobei der Gesamtwert des Projekts 1,36 Mio. $ beträgt, und zum anderen wird die RME mit der ABB Inc. und der Texas A&M University zusammenarbeiten, um als Ersatz für das bestehende hydraulische Zapfwellensystem ein kompaktes elektrisches Zapfwellensystem der nächsten Generation zu bauen und zu demonstrieren. Der Gesamtwert dieses Projekts beträgt 2,5 Mio. $.

Die Total Impact Advisors (TIA) werden im September von der RME beauftragte, die Plazierung von 8 Mio. $ als Vorzugsaktien der Serie B bei institutionellen Investoren zu unterstützen. Es gibt jedoch keine Meldung über einen Erfolg der Geldbeschaffung.

Im April 2014 wird ein dreiwöchiges Wellentank-Testprogramm im Orion Energy Centre (OEC) in Inverness, Schottland, abgeschlossen – ohne daß jedoch irgendwelche Daten bekanntgegeben werden. Im September folgen die Registrierungen von 100 %-igen Tochtergesellschaften in der Republik Südafrika (Resolute Marine SA Ltd., RMESA) und in Irland (Resolute Marine Ltd., RML), und im November beteiligt sich die in New York ansässige Euthenia Capital an der 2,5 Mio. $ Wandelanleihe von RME.

Im Laufe des Jahres 2015 sammelt die RME zwar diverse Preise und Auszeichnungen, doch technisch scheint es keine Fortschritte zu geben – obwohl im August vom DOE weitere Zuschüsse zur Fortsetzung der o.g. Arbeiten an dem Rückkopplungsregelalgorithmus sowie zur Entwicklung und kommerzielle Anwendung einer speziellen Methode zur Umwandlung der bidirektionalen Bewegungen des SurgeWEC in eine unidirektionale Drehbewegung, die für den Antrieb einer Pumpe oder eines Motors geeignet ist, fließen.

Die Resolute Marine (Cabo Verde), eine weitere Tochtergesellschaft der RME, erhält im Januar 2016 einen Zuschuß vom Sustainable Energy Fund for Africa (SEFA), der von der African Development Bank (AfDB) verwaltet wird, um eine Entsalzungsanlage für Umkehrosmose zu entwickeln und einzusetzen, die ausschließlich mit Wellenenergie betrieben wird. Das Hauptziel des Projekts besteht darin, einen Beitrag zur Lösung des Problems der Wasserknappheit auf der Inselgruppe der Kapverden zu leisten.

Der SEFA-Zuschuß unterstützt die Studien und Vorarbeiten, die für den Einsatz und die Erprobung einer Wave2O genannten Pilotanlage erforderlich sind, und anschließend für die Beschaffung und Inbetriebnahme einer kommerziellen Anlage im Vollmaßstab mit einer geplanten täglichen Produktionskapazität von 4.000 m3. Weitere Meldungen aus diesem Jahr gibt es nicht.

Im Juli 2017 erhält die RME vom DOE für ein Projekt mit dem Titel ‚Wave-Powered Desalination System‘ 150.000 $, und im August wird mit dem Cape Verde National Institute for Fisheries (INDP) die Absichtserklärung über eine Standortcharakterisierung und Ressourcenbewertung unterzeichnet, die in Praia Grande auf der Insel Sao Vicente stattfinden wird, die als idealer Standort für eine kommerzielle Demonstration der wellenbetriebenen Entsalzungstechnologie von RME ausgewählt worden war.

Für ein Projekt mit dem Titel ‚Nachweis der wirtschaftlichen Machbarkeit eines wellenbasierten Entsalzungssystems‘ gewährt die EU der RME Ende des Jahres einen Zuschuß in Höhe von 50.000 €, um die Finanzmodelle im Zusammenhang mit dem Einsatz des ersten Wave2O-Projekts auf den Kapverden zu verbessern. Weitere Schritte zur Umsetzung des Projekts lassen sich bislang nicht nachweisen.


Der Wave Reaper – eine low-cost und open-source Wellenenergieanlage mit einem angeblichen Wirkungsgrad von 30 % – erscheint erstmals 2008 in den Blogs. Aus den entsprechenden Grafiken kann man ersehen, daß es sich um ein mechanisches System handelt, bei dem das Auf und Ab einer oder mehrerer Schwimmbojen durch einen Seilzug an eine Generatorbox an Land transferiert wird.

Mir scheint allerdings, daß die Protagonisten derartiger Systeme stets vergessen, daß auch die Seilzüge ein Gewicht haben, dessen Trägheit erst einmal überwunden werden muß, bevor nützliche Arbeit erzeugt werden kann. Herkunft und Quelle dieses Systems sind nicht herauszufinden, und auch die entsprechende Seite ist nicht mehr am Netz.

FWG Modell

FWG-Modell


Ein sogenannter Floating Wave Generator (FWG) - der nicht mit dem gleichnamigen kanadischen Gerät verwechselt werden darf (s.d.) - ist das Ergebnis der Entwicklungsarbeiten von Glenn Edward Cook aus Simpson, Pennsylvania. Die Beschäftigung mit der Wellenenergie führt zur Erteilung eines entsprechenden Patents (US-Nr. 7.315.092) im Jahr 2008.

Zwei andere Systeme desselben Erfinders werden unter den Bezeichnungen Syphon Wave Generator (US-Nr. 7.355.298) sowie Under The Bottom Generator geführt (Anmeldungen Nr. 2009/006752 und 2010/0171313), wobei letzterer auch als Bottom Wave Generator bekannt wird.

Die Gerätschaften befinden sich alle noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium - und es gibt auch keine Anzeichen dafür, daß mehr als nur kleine Demonstrationsmodelle der ersten beiden Systeme gebaut und getestet worden sind.

Dies geschieht durch die im Jahr 2008 in Newport Beach, Kalifornien, gegründete Firma Green Wave Energy Corp., die sich auch mit innovativen Wind- und Solarenergiesystemen beschäftigt. Der Bottom Wave Generator scheint dabei besonderes Interesse zu finden, denn von diesem gibt es einen YouTube-Clip (hochgeladen im Mai 2009), auf dem man den Test eines Modells von beachtlicher Größe beobachten kann, mit welchem die Funktionsfähigkeit des Konzepts bewiesen werden soll.

Dessen Technologie ist ausgesprochen einfach, denn die Turbine besteht aus nichts weiter als einem strukturell verstärkten Fiberglas-Zylinder mit einem großen Propeller im Inneren, der mit einem elektrischen Generator verbunden ist. Öl- oder Hydrauliksysteme werden nicht benötigt. Die Turbine wird vertikal an einer Stelle außerhalb der Brandung fest verankert, so daß nur die Spitze aus dem Wasser ragt. Die Stromproduktion des Generators beruht auf dem mit den Wellen steigenden und fallenden Wasser im Inneren des Zylinders, welches den Propeller dreht, wobei das Wasser zweimal genutzt wird – wenn es im Zylinder nach oben steigt und wenn es wieder nach unten abfließt.

Das klingt gut, aber die Ergebnisse mit dem 6 m langen und 1,8 m durchmessenden Rohr sind bislang noch nicht veröffentlicht worden. Dafür liegt schon der Verkaufspreis für kommerzielle 5 kW Anlagen vor: 20.000 $.

In der Planung hat die Green Wave Energy auch ein Strömungskraftwerk namens Zero Impact Water Current Turbine, das die Stromproduktion revolutionieren soll – was sogar stimmen mag, wenn die bislang bekanntgegebenen Zahlen tatsächlich in ein funktionierendes und marktfähiges Produkt verwandelt werden können. In jeden Fall werde ich die Sache im Kapitelteil Strömungsenergie weiter im Auge behalten. Mit der Wellenenergie beschäftigt man sich aber nicht mehr - und später verschwindet auch die Firma vollständig.


Im August 2008 berichtet die Presse über den Erfinder Tom Windle aus Bartlesville, Oklahoma, der sich seit 30 Jahren mit der Wellenenergie beschäftigt und u.a. eine Schwimmplattform entwickelt hat, die er in umliegenden Seen testet. Sein 1986 eingereichtes Patent wird ihm 1988 erteilt (US-Nr. 4.754.157).

Windle mit Boje

Windle mit Boje

Windle ist ein lokaler Pionier, der schon seit den 1970er Jahren energiesparende Ideen verfolgt und umsetzt. Seinen Schmuck- und Edelstein-Shop auf dem South Washington Boulevard hat er mit der damals größten Solaranlage des gesamten Bundesstaates beheizt, und heute wärmt und kühlt er sein Geschäft mit Hilfe der Geothermie.

Die Windle-Boje funktioniert mittels einer Kolbenpumpe, die Wasser durch eine Turbine zur Stromerzeugung drückt. Mitte der 1980er experimentiert der Erfinder vor der Küste von Texas, und ein Prototyp, der von 1990 bis 1995 erfolgreich vor La Jolla im Wasser in Betrieb ist, überlebt problemlos drei schwere Stürme. Es wird sogar in der Popular Science vom Januar 1993 darüber berichtet. Die Weiterentwicklung muß aus Geldmangel jedoch eingestellt werden.

Inzwischen schlägt Windle vor, die vielen bestehenden Offshore Öl- und Gas-Bohrplattformen umzubauen, so daß sie mittels Wellenenergie Wasserstoff produzieren. Was prinzipiell auch sinnvoll wäre, da es den Rohstoff Meerwasser zu Genüge gibt, eine Zwischenspeicherung der Wellenenergie sich erübrigt, und der Wasserstoff mittels bereits existierender technischer Anlagen auch problemlos speicher- und verschiffbar ist. Dennoch ist später nichts mehr über den Erfinder und seine Bojen zu finden.


Ebenfalls im August 2008 unterzeichnet die auf den Bermudas beheimatete Triton Renewable Energy Ltd. eine Absichtserklärung mit der Renewable Energy Holdings Plc., um eine Wellenfarm für die Bermudas zu planen, zu bauen und zu betreiben. Die Triton konzentriert sich auf Projektentwicklungen im Bereich der Erneuerbaren Energien auf der Insel, welche durchschnittlich 80 MW verbraucht, mit einer Spitzenlast im Sommer von 110 MW.

Eingesetzt werden soll die CETO-Technologie der australischen Carnegie Wave Energy Ltd. (s.d.), mit der ebenfalls eine Absichtserklärung unterzeichnet wird. Zuerst ist eine Demonstrationsanlage mit 2 MW geplant, anschließend eine netzverbundene 20 MW Farm, die auch Wasser entsalzen soll.

Ein Zeitplan für das Projekt liegt noch nicht vor, doch das Projekt wird im Februar 2009 von der Bermuda Electric Light Company Ltd. (BELCO), dem alleinigen Stromlieferanten vor Ort, als bevorzugtes Projekt für erneuerbare Energien auswählt.

Im Dezember 2010 erhält die Triton die Genehmigung für den Einsatz einer Wellenmeßboje zur Bestimmung der standortspezifischen Wellenenergie-Ressourcen. Die solarbetriebene Triaxys-Boje wird im April 2011 bei 25 m Wassertiefe vor Garden Island (andere Quellen: Cooper’s Island) auf der östlichen Seite der Bermudas installiert und soll nun für einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten Daten sammeln. Die Vor-Machbarkeits- und Umweltstudien des Projekts sind derweil abgeschlossen worden.

Ebenfalls im April meldet die Firma Carnegie, daß die Onshore-Prüfung der CETO Pumpe und des Hydraulik-Moduls in kommerziellem Maßstab für die Demonstration vor Garden Island erfolgreich beendet wurde. Im Mai 2012 wird der Abschluß der einjährigen Wellenmessungs-Studie verkündet, die mit technischer Unterstützung der Ground Electronics Services and Bermuda Weather Service (BAS-Serco Ltd.) durchgeführt wurde. Danach ist jedoch nie wieder etwas über das Projekt zu hören.


Im Februar 2009 gibt der Bürgermeister von San Francisco Gavin Newsom, der schon Solardächer und städtische Windkraftanlagen in die Stadt gebracht hat, bekannt, daß er die vorläufige Genehmigung für die Errichtung eines 10 – 30 MW Wellenenergie-Projekts vor der Küste des Stadt gegeben hat, das in Zukunft sogar bis auf 100 MW erweitert werden könnte. Grundlage dafür ist eine jüngst beendete Studie, welche die Stadt mittels einer Förderung durch die Sidney Frank Foundation und anderer Seiten durchgeführt hatte.

Umgesetzt ist noch nichts, als Newsom Ende 2010 aus dem Amt scheidet, um die Position des kalifornischen Vizegouverneurs zu übernehmen. In den Fachblogs wird nun gefragt, ob er in seinem neuen Staatsamt erfolgreicher darin sein wird, aus der Kraft des Meeres Elektrizität zu erzeugen. Laut einem Artikel des San Francisco Chronicle hat Newsom diesem Traum jedenfalls noch nicht aufgeben und hofft, im Zeitraum 2012/2013 ein Wellenenergie-Pilotprojekt vor Ort zu sehen. Die Stadt arbeitet zusammen mit dem Beratungsunternehmen URS daran, ein 30 MW Projekt zu entwickeln, das schätzungsweise 120 - 140 Mio. $ kosten wird. Belege für irgendwelche Schritte in Richtung einer Umsetzung lassen sich jedoch nicht finden.


Aiman Alawa und seine Kollegen der 2007 gegründeten Firma Free Flow Energy Inc. aus Lee, New Hampshire, legen im März 2009 einen sehr umfangreichen Bericht über die Einsatzmöglichkeiten von Meeres-Energiesystemen vor, den sie für den Minerals Management Service des US-Innenministeriums zusammengestellt haben.

Sie sammeln darin eine riesige Zahl an Wellen-, Strömungs- und Gezeitenenergie-Patenten aus der Zeit zwischen 1844 und 2008. Für fast alle der von mir präsentierten Technologien lassen sich hier Vorläufer finden. Leider ist der Bericht nach einer Reorganisation der Behörde nicht mehr im Netz abrufbar.

Als das DOE im September 2010 insgesamt 37 Mio. $ für die Entwicklung mariner und hydrokinetischer Energietechnologien vergibt, bekommt die Free Flow Energy 160.000 $, um einen robusten Tauchgenerator zu entwerfen und zu optimieren, der an eine Vielzahl von Gezeiten- und Flußströmungsturbinen gekoppelt werden kann. Der Gesamtwert des Projekts beträgt 192.000 $, doch bis auf einen 80-seitigen Abschlußbericht vom September 2011, der im Netz abrufbar ist (‚Submersible Generator for Marine Hydrokinetic‘), läßt sich nichts weiteres darüber finden, und auch die Firma selbst scheint inzwischen verschwunden zu sein.

Richmond Wave Machine

Richmond mit Grafik
der Wave Machine


Im Mai 2009 berichtet die Presse über die Wave Machine von Freddie Richmond aus der Region Whitfield County, der schon 1955 erste Überlegungen in Bezug auf Wellenenergie-Anlagen angestellt hat. Inzwischen besitzt der Erfinder außerdem mehrere Patente über spezielle Textilmaschinen, die er auch selbst herstellt und weltweit vertreibt.

Das von ihm vorgeschlagene Wellenenergie-System, das bisher noch nicht praktisch erprobt wurde, beinhaltet eine flache Plattform, die zwischen zwei starken Stangen befestigt im Ozean stationiert wird. An der Spitze der Plattform ist ein Zylinder befestigt. Ist keine Welle da, füllt sich dieser mit Luft, und sobald eine Welle die Plattform nach oben drückt, wird diese komprimiert und kann gespeichert werden, um anschließend einen Generator zu betreiben. Bislang scheint sich jedoch noch niemand mit einer Umsetzung des Vorschlags zu beschäftigen.


Ende 2009 ist die im November 2002 gegründete Firma Able Technologies LLC (AT) aus Englewood, New Jersey, soweit, im Wellentank einer Marine-Basis in Leonardo, südlich der Raritan Bay, und unter der Schirmherrschaft des Minerals Management Service des US-Innenministeriums ihren ersten Prototyp zu testen.

Kerngeschäft der Firma ist die Entwicklung und Vermarktung des von Stanley Rutta erfundenen Electricity Generating Wave Pipe (EGWAP) Systems.

Das seit 2001 patentierte Gerät (US-Nr. 6.476.512) besteht aus einem verankerten, nicht korrodierenden Rohr mit Öffnungen, das vom Meeresboden bis über die höchsten Wellenberge reicht. Wenn sich der Wasserstand durch den Wellengang hebt, steigt ein innen angebrachter Schwimmer auf und ein Gegengewicht sinkt ab. Dabei wird über ein Getriebe der Generator zur Stromerzeugung in Bewegung gesetzt. Die Ergebnisse des Tests sollen ermutigend gewesen sein - aber wohl doch nicht ausreichend, denn man hört später nichts mehr davon.

ELGEN Grafik

ELGEN
(Grafik)


Die etwas ominöse kalifornische Firma ELGEN Wave will im Jahr 2009 ihre Horizon Platform genannte Technologie fertig entwickeln und vermarkten, bei der es sich um eine Reihe von speziellen Punktabsorbern in einem sehr stabilen, schwimmenden Plattform-Rahmen handelt. An mehreren, innen angebrachten senkrechten Achsen sind Schwimmer befestigt, die von den Wellen auf und ab bewegt werden.

Aufgrund ihrer Vielzahl befinden sich die stromerzeugenden Schwimmer stets in verschiedenen Positionen, sodaß sie in ihrer Gesamtheit eine stabile Stromabgabe ermöglichen. Von einer Umsetzung ist nichts bekannt, auch auf der Homepage des Unternehmens ist außer einer netten Animation nicht viel mehr zu sehen. In einer undatierten Veröffentlichung wird allerdings behauptet, daß man schon drei Modelle getestet habe.


Das Stevens Institute of Technology (SIT) in Hoboken, NewJersey, eine seit 1870 bestehende und besonders innovative Privatuniversität, entwickelt ab 2008 einen Wellenkonverter, der unter dem Namen Wave Energy Harnessing Device (WEHD) bekannt gemacht wird.

Im Jahr werden 2009 diverse Versuche in Wellentanks durchgeführt, deren Clips auf der Universitäts-Seite zu sehen sind. Über die Besonderheiten der Technologie ist allerdings nicht viel zu erfahren – irgendwie soll sie die Energiedichte in einem Ozean-Wellenfeld erhöhen. Das entsprechende Patent wird 2007 eingereicht (US-Nr. 8.093.736, erteilt 2012).

Zur Vermarktung wird die Firma Seahorse Power LLC gegründet, die das System bis zur Produktreife weiterentwickeln soll. Die WEHD-Plattformen sollen dann pro Stück genug Energie für 400 Amerikaner liefern, wie es auf der Unternehmens-Homepage heißt. Für die On-Board-Energiespeicherung sind 100 kWh Hydraulikspeicher bzw. Hochgeschwindigkeits-Schwungräder vorgesehen. Das Unternehmen sucht nun nach 7,5 Mio. $, um einen ersten Prototyp in voller Größe zu bauen und zu testen, der 1 MW leisten soll. Es sieht jedoch nicht danach aus, als sei das Projekt jemals weitergekommen.

 

Weiter mit der Wellenenergie in den USA...