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Solarhäuser und solare Bauelemente (2015 A)


Zuerst einige interessante Entwürfe. Im März 2015 werden gleich mehrere davon vorgestellt, angefangen mit dem Tornado Tower, den das Architekturbüro Kinslow, Keith & Todd im Rahmen des Wettbewerbs ‚Reimagining Downtown‘ für das lokale Magazin Tulsa People entworfen hat.

Der offiziell Oklahoma Weather Museum & Research Center genannte Wolkenkratzer in der Innenstadt von Tulsa, der einem sich drehenden Tornado ähnelt, soll ein Wettermuseum, ein Wetterforschungszentrum und ein sich drehendes Restaurant an der Spitze umfassen.

Bis jetzt haben sich allerdings noch keine Investoren gemeldet, die das geschätzte 150 Mio. $ teure Bauprojekt übernehmen wollen, das ein ikonisches Symbol für die Stadt und und die sogenannte ‚Tornado Alley‘ in Oklahoma werden könnte.


Im Zuge der diesjährigen eVolo Skyscraper Competition 2015 zeigen die Blogs im März eine äußerst mutige Vision, die bei dem Wettbewerb eine lobende Erwähnung erhält.

Bio-Pyramid Grafik

Bio-Pyramid
(Grafik)

Der Vorschlag namens Bio-Pyramid: Reserving Desertification will die antiken Pyramiden Ägyptens in einen gigantischen, oasenartigen Wolkenkratzer zur Bekämpfung der Wüstenbildung verwandeln. Dieser nutzt sorgfältig kultivierte Mikroklimata, um die vertikale Landwirtschaft, die Wasseraufbereitung, die Erzeugung sauberer Energie und viele weitere nachhaltige Technologien zu unterstützen.

Das für die Bio-Pyramide verantwortliche internationale Designteam besteht aus David Sepulveda, Wagdy Moussa, Ishaan Kumar, Wesley Townsend, Colin Joyce, Arianna Armelli und Salvador Juarez. Es schlägt vor, den Status quo der Denkmalpflege und des Tourismus über Bord zu werfen und eine Bio-Sphäre zur „Reaktivierung von Gebieten zu schaffen, die wirklich einen globalen Unterschied machen.“

Im Detail soll der 390 m hohe Wolkenkratzer als ‚lebende Maschine‘ von von einem unterirdischen Wasserreservoir gespeist werden, wobei das Wasser durch das Zentrum des Gebäudes nach oben gepumpt wird. Kondensatabscheider, Grauwasser-Recycling und andere Wassergewinnungssysteme füllen den Wasservorrat wieder auf. Zudem soll das massive Mischnutzungsgebäude ein Museum, einen Einzelhandelsmarkt, Forschungslabore, Touristenattraktionen und eine Universität umfassen.


Ebenfalls eine lobende Erwähnung erhält das Projekt Unexpected Aurora in Chernobyl von Zhang Zehua, Song Qiang und Liu Yameng aus China. Das neue Bauwerk soll in Tschernobyl errichtet werden, das 1986 von einer Nuklearkatastrophe heimgesucht wurde. Da inzwischen zunehmend mehr Menschen in ihre Heimat zurückkehren, die sich in dem Sperrgebiet in der Nähe der beschädigten Reaktoren befindet, haben die Architekten ein Bauwerk entworfen, das es ihnen ermöglicht, die Strahlung zu bekämpfen und in ihre Häuser zurückzukehren.

Der leuchtende Wolkenkratzer, der eine Art vertikaler Garten Eden werden soll, wird dazu beitragen, die Menschen wieder anzusiedeln, indem er die Strahlung absorbiert und ein weiches oder intensives Licht abgibt, das Informationen über die Umweltbedingungen in seiner Umgebung vermittelt. Der Bau umfaßt zudem Luft- und Wasserreinigungssysteme sowie Mechanismen zur Gewinnung von Solarenergie.


Ein weiterer Wettbewerbsbeitrag mit lobender Erwähnung trägt den Titel Times Squared 3015 und stammt von dem US-Team Blake Freitas, Grace Chen und Alexi Kararavokiris.

Times Squared 3015 Grafik

Times Squared 3015
(Grafik)

Die Ziffer bezieht sich auf eine Zeit in tausend Jahren, in der ein neu gestalteter Times Square in New York City die Heimat eines einzigen, massiven Wolkenkratzers ist, der nicht nur Wohnungen, Geschäfte und Büros, sondern auch vertikale Farmen, einen Strand, ein Miniaturgebirge und einen Mammutbaumwald beherbergt.

Dem Team zufolge soll der Turm 1.733 m hoch über die Stadt hinausragen und „die Grenzen der Vertikalität eines Wolkenkratzers verschieben“. Indem er seine Vorteile voll ausschöpft, soll er beweisen, daß die Typologie des Wolkenkratzers in der Lage ist, eine ganze Stadt in sich aufzunehmen und sogar die Freuden der Natur ins Haus zu holen.

Die Anzahl der Stockwerke wird mit 321 angegeben, wobei die einzelnen Turmabschnitte mit allerlei Konzepten zur Erzeugung erneuerbarer Energien, wie Windfarmen, transparente Solarkollektoren und Bioenergie-Systemen gefüllt sind, um u.a. auf mehreren Etagen verteilt Nahrung für die Bewohner des Gebäudes anzubauen. Darüber hinaus soll es 16 Parks, vier Museen, 50 Restaurants sowie mehrere Einrichtungen für Universitäten und andere Institutionen geben.

Der Verkehr wird durch eine vertikale U-Bahn abgewickelt, die an den zwölf Hauptmodulen, aus denen der Turm besteht, anhält. Von dort aus müssen die Reisenden nur eine Reihe von sekundären Aufzügen und Treppen benutzen, um sich innerhalb jedes Moduls vertikal zu bewegen. Auf der nach Süden gerichteten Seite ist ein offener Bereich vorgesehen, um eine maximale Sonneneinstrahlung zu gewährleisten.

Um Verwechselungen vorzubeugen: Es gibt bereits einen Times Square Tower. Dieser nur 47 Stockwerke hohe Wolkenkratzer im Zentrum von Manhattan wurde im Jahr 2004 fertiggestellt.


Schließlich sollte noch der Beitrag von Nurzhanat Kenenov aus Singapur erwähnt werden, der sich mit der Verfügbarkeit von Wasser in Somalia beschäftigt. Als Lösung wird ein Netz von Aquädukten vorgeschlagen, das die Städte miteinander verbindet und sauberes Wasser liefert. Als Quelle soll Salzwasser aus dem Indischen Ozean in solaren Türmen verdampft werden, die mit dem Aquäduktnetz verbunden sind und Water Skyscraper genannt werden.

Die Struktur jedes Turms wird einen großen Trägerring mit Verstärkern enthalten, die das Sonnenlicht auf die isolierte vordere, mit Eisenrohren bestückte Stahlbetonwand lenken. Dabei richten die Verstärker das Licht jeweils auf einen bestimmten Teil der Rohre, um eine kontinuierliche Erwärmung zu ermöglichen. Das untere Ende der Rohre befindet sich in einem Wasserbecken, in das Wasser aus dem Meer fließt. Das meiste Licht der Verstärker wird daher auf die unteren Enden der Rohre gelenkt, um dort die höchste Temperatur für die Wassererwärmung und Verdampfung zu erreichen.

Der Designer stellt sich vor, daß das verdampfte Wasser dann durch Turbinengeneratoren geleitet wird, um Energie zu erzeugen, wobei der Dampf im obersten Teil des Turms durch starke Winde auf den flüssigen Zustand abgekühlt wird. Das gekühlte Wasser wird schließlich mit den erforderlichen Mineralien behandelt und fließt durch die Schwerkraft hinunter in das Aquäduktnetz, wobei es durch Generatoren fließt und ein weiteres Mal Energie erzeugt. Der erste und höchste Turm soll an der Küste des Ozeans stehen, in der Nähe der somalischen Hauptstadt Mogadischu.


Im Juli 2015 präsentieren die Blogs das Konzept einer riesigen Arkologie in der Sahara, die von den französischen Architekturbüros Nicholas Laisné Associés und OXO Architectes ausgearbeitet wurde. Der Turm namens La Tour des Sables, der wie ein aus dem Sand ragender Felsen aussehen soll, wäre eine in sich geschlossene vertikale Stadt, die völlig energieautark ist und sich 426 m über den Boden erhebt.

Das Gebäude mit einer Gesamtfläche von 77 Hektar ist mit einem internen Turm ausgestattet, in dem sich eine vertikale Farm befindet. In den Etagen koexistieren ein Hotel, Wohnungen, Geschäfte, ein Panorama-Restaurant, ein meteorologisches Observatorium, ein Museum der Wüste, Büros usw.

Das Gebäude soll pro Jahr auch schätzungsweise 45.000 m3 Regenwasser auffangen, das tief unter der Erde gelagert wird. Dort soll es in Dampf umgewandelt und zur Energieversorgung des Gebäudes genutzt werden – was aber nicht näher erklärt wird. Die passend ockerfarbenen, schützenden Außenfassaden bestehen aus Beschattung und Sensoren, die die lebensnotwendige Energie und die Kühlung für den Turm erzeugen. Zusätzliche Energie wird aus Sonnenkollektoren gewonnen. Die Firmen stellen sich vor, daß der Bau im Jahr 2025 beginnt – was aber eher unwahrscheinlich ist.

Concordia Lightscape Grafik

Concordia Lightscape
(Grafik)

Ein besonderer Entwurf namens Concordia Lightscape ist der Sieger eines Wettbewerbs, an dem sich Architekten, Designer und Künstler aus aller Welt mit 282 Beiträgen beteiligt hatten, um ein Mahnmal für das havarierte Kreuzfahrtschiff Costa Concordia und seine 32 Todesopfer zu errichten. Das Schiff war im Januar 2012 vor der Insel Giglio im Mittelmeer mit einem Felsen kollidiert, leckgeschlagen und manövrierunfähig vom Wind in Richtung Insel gedrückt worden, wo es auf Grund lief und kippte.

Das im August 2015 präsentierte Konzept der in Großbritannien beheimateten Ideenplattform Matterbetter, hinter der der Pole Andrzej Gwizdala und der Belgier Adrien Mans stehen, umfaßt eine lange Reihe von schlanken, Stelen, die zum Wasser hin immer dicker werden und ein Balkengerüst mit einem schmalen Fußgängerweg bilden. Sie reichen von der Insel aus bis weit ins Meer und machen damit die Grenze zwischen Land und Wasser umso deutlicher sichtbar.

Der Entwurf wird hier erwähnt, weil er nachts mit 1.000 m2 horizontaler Lichtplatten beleuchtet werden soll, die von einer nahegelegenen PV/Speicher-Anlage mit Strom versorgt werden.


Im Juli folgt mit Vertical City der Entwurf des italienischen Architekturbüros Luca Curci für ein vertikales Stadtgebäude, das im Nahen Osten errichtet werden soll. Ausgangspunkt war die Analyse der zeitgenössischen Wolkenkratzerstruktur, die als kompaktes, glattes und vom umgebenden Raum entfremdetes Element konzipiert ist.

Das neue Projekt versucht, dies durch massive sechseckige Hohlräume in eine offene Struktur umzuinterpretieren, die Sonnenlicht, Regen und alles, was Mutter Natur zu bieten hat, herein läßt und auf jeder Ebene Grünflächen und viel natürliches Licht und Belüftung bietet.

Technisch basiert Vertical City auf einem modularen, vorgefertigten Strukturelement, das sich sowohl horizontal als auch vertikal wiederholt und ein 3D-Netzwerk schafft, das jedes einzelne Stockwerk trägt. Die Struktur ist von einer durchgehenden Membran aus Photovoltaik-Glas umgeben, die das gesamte Bauwerk mit Strom versorgt und es so zu einem autarken Null-Energie-Stadtgebäude macht, das Nachhaltigkeit mit Bevölkerungsdichte verbindet.

Der Turm ist 750 m hoch und hat einen Gesamtdurchmesser von 155 m, wobei 120 dieser Meter auf das zentrale Atrium entfallen, das sich über die gesamte vertikale Länge der Struktur erstreckt, die zum Teil unter Wasser liegt. Mit einem Gesamtvolumen von 3.750.000 m3 kann er bis zu 25.000 Menschen beherbergen. Auf den 18 Etagen befinden sich insgesamt 200.000 m2 Grünfläche, 58.000 m2 Büros und Geschäfte sowie 2.500 Wohnungen.


Mindestens eine ganze Dimension größer ist das im August 2015 von dem schon mehrfach erwähnten Design- und Innovationsberatungsunternehmen Carlo Ratti Associati und der internationalen Klimatechnik-Firma Transsolar vorgestellte Demonstrationsprojekt, das erforscht, wie der Klimawandel in Städten umgekehrt werden kann (‚Cool Paris – Reversing climate change in cities‘). Geschäftsführer der Transsolar ist übrigens Prof. Thomas Auer von der TU München.

Ile de la Cite (Grafik

Überspannte Ile de la Cite
(Grafik)

Das gemeinsam mit der Pariser Stadtverwaltung entwickelte Projekt ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen im Rahmen von Paris Climat 2015 und der Initiativen für den UN-Klimagipfel COP 21. Es ist von der Spitzenforschung im Bereich der Nanotechnologie an der Stanford University inspiriert und wird zeigen, wie neue photonische Membranen, die die Sonnenstrahlung reflektieren, dazu beitragen können, die extremen Temperaturen in unseren Städten zu senken, und zwar ohne Energiekosten und ohne Wasserbedarf.

Die Idee dahinter ist quasi das Gegenteil eines Gewächshauses, das die kurzwellige Strahlung der Sonne hereinläßt, während es das Entweichen der langwellige Strahlung reduziert – woraufhin im Innern die Temperaturen steigen. Ein gegensätzlich funktionierendes Material würde die einfallende kurzwellige Sonnenstrahlung reflektieren bzw. in den Weltraum abstrahlen, was im Ergebnis zu einer Nettokühlung führt.

In einem mit dem optimierten Material bedeckten Stadtgebiet könnten theoretisch sogar im Sommer Temperaturen unter Null erreicht werden. In der Realität erzielen die heutigen Membranen immerhin schon eine Temperatursenkung von mehreren Grad. Würde man zum Beispiel die Ile de la Cite in Paris mit einer photonischen Membran umhüllen, wäre die dortige Temperatur um 5 – 10° niedriger. Ein solcher Eingriff ist vielleicht nicht praktikabel, doch die Abdeckung von Innenhöfen und öffentlichen Plätzen könnte eine machbare Option sein.

Über die Entwicklung der photonischen Strahlungskühlung seit 2012 habe ich bereits sehr ausführlich unter dem Schwerpunkt Cool Roof / White Roof berichtet (s.d.). Die Methode nutzt eine ‚erneuerbare Ressource‘, von der viele gar nichts wissen: die extrem niedrige Temperatur des Universums. Das Demonstrationsprojekt in Paris soll nun verschiedene Arten von Membranen erforschen und Computersimulationen nutzen, um herauszufinden, welche Gesamteffekte erreichbar wären.


Eine letzte, im November 2015 veröffentlichte Vision, die vermutlich nie verwirklicht wird, stammt von AMBS Architects, das von dem irakischen Architekten Ali Mousawi gegründet wurde und Büros in London, Bagdad und Marrakesch unterhält.

Dabei handelt es sich um das höchste Gebäude der Welt, das in Basra im Süden des Irak entstehen soll. Mit einer Höhe von 1.152 m (auf 964 m beginnt die Antenne) würde das The Bride genannte Bauwerk, das aus vier miteinander verbundenen Türmen unterschiedlicher Höhe besteht, alle derzeitigen Wolkenkratzer überragen. Der zentrale Turm soll von einem gläsernen Vordach oder ‚Schleier‘ überdacht werden, der den darunter liegenden Ebenen und öffentlichen Bereichen Schatten spendet.

Mit einer Grundfläche von 468.120 m2 wird die „erste vertikale Stadt der Welt“ viel Raum für Büros, Hotels, Wohneinheiten, Gewerbeflächen, Parks und Gärten bieten – und mittels Sonnenenergie den gesamten Strom, die sie verbraucht, selbst erzeugen.


Was die Umsetzungen in diesem Jahr anbelangt, so werden im Januar 2015 die Gewinner der ersten Oman EcoHouse Design Competition bekannt gegeben, die der Forschungsrat des Sultanats (The Research Council, TRC) Mitte 2011 ins Leben gerufen hatte. Der Wettbewerb knüpft an das reiche architektonische Erbe Omans und soll das Bewußtsein für die Bedeutung von grünem Bauen und Ökodesign schärfen. Energieeinsparung und die Entwicklung erneuerbarer Energien zusammen mit dem Schutz der Umwelt gehören zu den Prioritäten des achten Fünfjahresplans von Oman.

Der TRC hat die Grundstruktur und die Regeln des Wettbewerbs vom Solar Decathlon des US-Energieministeriums abgeleitet und an die klimatischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen des Omans angepaßt.


GreenNest

Es beteiligen sich fünf lokale Team. Sie stammen von der Dhofar University (DU), dem Higher College of Technology (HCT), der University of Nizwa (UoN), der Sultan Qaboos University (SQU) und der in Maskat beheimateten German University of Technology (GUtech). Alle teilnehmenden Universitäten haben offizielle Projektpartner aus der Regierung und dem Bausektor, und die Häuser werden an einem festen Standort auf dem jeweiligen Campus oder in dessen Nähe errichtet.

Das HCT mit der Projektleiterin Mona Al Farsi gewinnt den ersten Preis mit dem zweistöckigen Ökohaus-Projekt GreenNest. Es hat eine Wohnfläche von 287 m2 und ist mit einer solarthermischen und einer für eine sechsköpfige Familie ausreichenden photovoltaischen Anlage ausgestattet, wirkt ansonsten aber eher konventionell. Etwa 60 % des Wassers im Haus wird für die Bewässerung wiederverwendet.

Zweiter wird die Gutech mit ihrem zylindrischen EcoHaus, Dritter die UoN mit ihrem Projekt Bustan of Oman (Bustan = Garten).


Im März wird gemeldet, daß die bislang unscheinbare und ungeschützte Sarajevo-Brücke in Barcelona demnächst ein umfassendes Facelifting mit grünen Wänden und Pergolen erhalten wird. Die Brücke ist das nördlichste Bauwerk, das die Avinguda Meridiana überspannt, eine Autobahn, die den Verkehr in Richtung Süden in die katalanische Hauptstadt leitet.

Die vom spanischen Architekturbüro BCQ entworfene Modernisierung der Infrastruktur ist Teil des Plans der Stadtverwaltung von Barcelona, die Brücke in ein umweltfreundliches neues Tor zur Stadt zu verwandeln. Mit neuen Sitzgelegenheiten und Schatten spendenden Elementen soll sie zudem als fußgängerfreundlicher städtischer Treffpunkt zwischen den beiden Trinitat-Vierteln dienen.

Ein wesentlicher Schritt ist, daß der Straßenbelag der Brücke durch photokatalytischen Beton ersetzt wird, der als selbstreinigendes Material Schadstoffe oxidiert und die Luft reinigt. Und um das Bauwerk energieautark zu machen, wird es mit solarbetriebenen LEDs und in den Beton eingelassenen photolumineszenten Elementen beleuchtet.


Ebenfalls im März 2015 wird über das Bauunternehmen BaleHaus berichtet, das eine Reihe neuer energieeffizienter Häuser vorgestellt hat, die mit einem vorgefertigten Strohdämmsystem ausgestattet sind und eine um 90 % niedrigere Heizkostenrechnung als ein durchschnittliches Haus versprechen. BaleHaus ist eine Gruppe, die sich aus drei Firmen zusammensetzt: Cadan Developments, White Design und die für die Strohisolierung verantwortliche ModCell.

Die angebotenen Häuser gibt es in verschiedenen Formen und Größen, darunter Reihenhäuser mit drei Schlafzimmern wie auch Ein-Zimmer-Wohnungen, was die Vielseitigkeit des Strohbausystems beweist. Auch die in den Häusern installierten Technologien sind sehr unterschiedlich und umfassen Photovoltaikanlagen auf dem Dach in verschiedenen Größen, eine Regenwassernutzung und Luftwärmepumpen.

Wichtiger als die fertigen Häuser ist vielleicht das ModCell-Dämmsystem selbst. Die Strohballenbauweise gibt es zwar schon lange, aber das ModCell-System bietet vorgefertigte Paneele, die im Grunde aus einem Holzrahmen bestehen, in den eine tiefe Strohballenisolierung eingepackt und mit einer Holzfaserdämmplatte abgedeckt ist. Mit diesen modularen Einheiten läßt sich relativ einfach ein nachhaltiges Haus bauen, das mit Holz, Ziegeln oder Schiefer verkleidet werden kann.

Daten, die im Rahmen eines abgeschlossenen LILAC-Wohnprojekts in Leeds gesammelt werden, belegen, daß sich die viermonatige Heizungsrechnung im Winter für ein Ein-Zimmer-Apartment auf nur 18 £ belief, während sie für ein Haus mit vier Zimmern bei immer noch beeindruckenden 50 £ lag. LILAC steht für Low Impact Living Affordable Community.


Im April wird das internationale Designbüro Snøhetta ausgewählt, um zusammen mit Envelope Architecture + Design und Harrison & Koellner LLC das legendäre und mehrfach ausgezeichnete Restaurant French Laundry in Yountville im kalifornischen Napa Valley zu renovieren. Das 1896 als Saloon erbaute Gebäude wurde in den 1920er Jahren als französische Dampfwäscherei genutzt, worauf sich der Name des 1978 gegründeten Restaurants bezieht.

Nachdem die French Laundry bereits im Jahr 2004 ein geothermisches Heizungs- und Klimatisierungssystem installiert hatte, umfaßt die aktuelle Renovierung neue Solarzellen, eine Brennstoffzelle sowie die Erweiterung des bestehenden geothermischen Kreislaufs.

Palazzo Italia

Palazzo Italia

Bei der Weltausstellung Expo 2015 unter dem Motto ‚Feeding the Planet, Energy for life‘, die vom Mai bis zum Oktober im italienischen Mailand stattfindet, beeindruckt das Palazzo Italia mit einer besonders innovativen und nachhaltigen 9.000 m2 großen Fassade. Diese wurde nämlich mit über 700 (andere Quellen: ca. 900) von Italcementi entwickelten ‚biodynamischen Betonpaneelen‘ realisiert, wobei jede der mit der Styl-Comp-Technologie hergestellten Platten ein Unikat ist.

Die bei den Betonplatten eingesetzte photokatalytische Zement TX Active fängt die Luftverschmutzung ein, wenn das Material der Fassade mit der Lichtenergie der Sonne in Berührung kommt, und wandelt sie dann in inerte Salze um, wodurch die Smogbelastung in der Umwelt reduziert wird. Für die Betonpaneele werden rund 2.000 Tonnen des biodynamischen Zements verbraucht.

Dieser Zement wurde ursprünglich von dem Baustoffkonzern Heidelberg Materials AG im Jahr 1996 entwickelt, um die strengen Designvorgaben des amerikanischen Architekten Richard Meier für seine Dives in Misericordia Kirche in Rom zu erfüllen. Das Ziel war es, einen reinen, weißen, augenfälligen Glanz mit ästhetischen Qualitäten zu schaffen, der über die folgenden Jahrzehnte hinweg Bestand haben sollte. Durch die Eigenschaft der Selbstreinigung wird dies bei den drei Betonfertigteilen, die die ‚Segel‘ der Kirche bilden, auch erfolgreich erzielt.

Was den 35 m hohen Palazzo Italia anbelangt, er die einzige dauerhafte Architektur auf der Expo darstellt, so hat dieser eine Netto-Null-Energiebilanz: Dank der umfassenden Verwendung von Photovoltaik-Glas ist das Gebäude in der Lage, seinen Energiebedarf selbst zu decken. Der Pavillon mit sechs Etagen und einer Gesamtfläche von fast 14.400 m2 wird nach der Expo in ein Zentrum für technologische Innovation für die Stadt Mailand umgewandelt.


Im Juni folgen Berichte über den Bau der Copenhagen International School Nordhavn (CIS o. CIS Nordhavn), die sich direkt am Wasser zwischen dem öffentlichen Hafen und dem Stadtgebiet von Kopenhagen befindet und die nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2017 mit einer Bruttogeschoßfläche von 25.000 m2 die größte Schule der Stadt sein wird. Um die Größe des Projekts zu bewältigen, hat das dänische Büro C.F. Møller Architects das Hauptgebäude in vier kleinere, miteinander verbundene Türme unterteilt.

CIS Nordhavn

CIS Nordhavn

Jeder der fünf- bis siebenstöckigen Türme verfügt über unterschiedliche Designs und Grundrisse, die sich am besten für verschiedene Klassenstufen und Altersgruppen von Schülern eignen. Die vier Schuleinheiten befinden sich auf einem zweistöckigen Sockel im Erdgeschoß, in dem Gemeinschaftseinrichtungen wie Sporthallen, Cafeteria, Bibliothek und Aufführungsräume untergebracht sind. Durch die verschachtelten Gebäudequader weckt der Neubau Assoziationen an ein riesiges, gerade angedocktes Containerschiff.

Auf dem Dach der Basisstruktur befindet sich zudem ein Schulspielplatz. Gewächshäuser, in denen Lehrer und Schüler Pflanzen ziehen, ergänzen den Dachaufbau. Kühldecken, eine zugfreie Belüftung und hochdämmende Fensterprofile sorgen für ein angenehmes Lernklima, während die gesamte künstliche Beleuchtung auf LED-Basis erfolgt. Insgesamt bietet das Bauwerk Raum für 1.200 Schüler und 280 Angestellte.

Auffallendstes Merkmal des Neubaus ist die Fassade, die sich aus 12.000 PV-Modulen im Format 70 x 70 cm zusammensetzt und mit einer Gesamtfläche von 6.048 m2 mehr als 50 % des Strombedarfs der Lehranstalt deckt und schätzungsweise mehr als 200 MWh pro Jahr erzeugen wird. Zum Einsatz kommt ein neuartiges Solarglas, dessen farbige Front die PV-Technik verdeckt und sich gut in Fassaden integrieren läßt. Das Spezialglas leuchtet je nach Blickwinkel von Meergrün bis Dunkelblau, wobei der Effekt durch die besondere Montage der Solarmodule verstärkt wird, die in unterschiedliche Richtungen geneigt sind.

Die Schule wird die Solarzellen auch als festen Bestandteil in den Lehrplan integrieren. Die Schüler werden in der Lage sein, die Energieproduktion zu überwachen und die Daten in ihrem Physik- und Mathematikunterricht zu verwenden.

 

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