TEIL C
SolarhÄuser und solare Bauelemente
(2013 B)
Über den 2010 begonnenen Umbau des Flakbunker
Hamburg-Wilhelmsburg zu einem regenerativen Kraftwerk mit
Großwärmespeicher habe ich bereits im Kapitelteil Heißwasserspeicher gesprochen
(s.d.). Die Hamburger Flaktürme sind zwei große, in Betonbauweise
mit Stahlarmierungen errichtete Luftabwehr- und Luftschutzbauten in
den Hamburger Stadtteilen St. Pauli und Wilhelmsburg.
Der im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2013 in Hamburg umgebaute Energiebunker ist in diesem April auch Inhalt der internationalen Blogs, da die Arbeiten an der rund 2.000 m2 großen Solarhülle auf dem Dach und an der Südseite des Bauwerks nahezu abgeschlossen sind.
Wenn das Wetter im Frühjahr und Sommer wärmer wird, soll auf dem Dach zudem eine Freiluftterrasse mit Außenbestuhlung entstehen. Die Aussichtsplattform in rund 30 m Höhe bietet einen 360°-Blick auf die Elbinsel und den Hamburger Hafen.
Die Energieproduktion des Bunkers deckt insgesamt den Strombedarf von rund 1.500 Haushalten und versorgt 1.700 Wohnungen mit Wärme aus erneuerbaren Energien. Auch Schulen, Kitas und weitere Einrichtungen im Reiherstiegviertel profitieren von dem Ökostrom. Das besondere Konzept des Energiebunkers wird u.a. mit dem Europäischen Solarpreis 2013 ausgezeichnet. Fertiggestellt wird der Energiebunker im Jahr 2015.
(Montage)
Zeitgleich beginnen die Planungen zum Umbau des Hochbunkers auf dem Hamburger Heiligengeistfeld in der Nähe des Millerntor-Stadions in St. Pauli zu einem ‚grünen Bunker’, der bis 2021 abgeschlossen werden soll. Hier entstehen unter anderem fünf pyramidenartige neue Etagen, auf denen mit etwa 4.700 Bäumen, Gehölzen, Sträuchern, Hecken, Kletterpflanzen und Bodendeckern ein öffentlicher Stadtteilgarten entstehen wird. Dabei soll der 38 m hohe Bau um weitere 20 m wachsen.
Als Privatinvestor finanziert die Thomas J. C. Matzen GmbH den Umbau mit rund 40 Mio. € (andere Quellen: 46 Mio. €). Der Bau wird neben einem Hotel mit 136 Zimmern ein Fitneßstudio sowie eine Sport- und Kulturhalle für bis zu 2.300 Besucher beherbergen. Auch eine Bar, ein Coffee-Shop und ein Restaurant sollen dort Platz finden. Zudem ist ein Bio-Brennofen geplant, der heißes Wasser und Energie aus verrottetem Holz produziert. Wasser soll gesammelt und wiederverwendet werden.
Für die gemeinschaftliche Planung und Nutzung der öffentlichen Flächen der begrünten Aufstockung ist der Hilldegarden e.V. verantwortlich. Hierzu gehört auch ein üppig grün bepflanzter Bergpfad, der rund um die Bunkeraußenseiten führt – angefangen an der Nordseite bis hoch zum öffentlichen Dachpark.
Die Umsetzung verzögert sich allerdings, und erst im November 2022 wird der erste Baum per Kran auf den Bunker gehievt. Nun wird die endgültige Eröffnung für Ende 2023 anvisiert.
In Vorbereitung auf die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014 wird
zu dieser Zeit auch das Band für die neue Solaranlage auf dem Dach
des brasilianischen Stadions Estádio Governador Magalhães
Pinto, kurz Mineirão, in Minas Gerais durchgeschnitten,
was eine Ära umweltfreundlicherer Weltmeisterschaften einläuten soll.
Die Finanzierung für das 16,1 Mio. $ teure Stadionkraftwerksprojekt
stellen die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das
Energieunternehmen Companhia Energética de Minas Gerais S.A. (CEMIG)
bereit.
Die 1,4 MW Solaranlage aus 6.000 Paneelen erstreckt sich auf dem runden Dach des Stadions, wird aber nicht nur direkt vom Stadion genutzt. Stattdessen versorgt sie direkt 1.200 Haushalte in der Umgebung mit Strom.
Das ursprünglich 1965 erbaute, denkmalgeschützte Stadion schließt sich damit dem im vergangenen Jahr vorgestellten Mané-Garrincha-Stadion an, das über eine 2,5 MW Solaranlage verfügen wird.
Im Juni präsentiert der italienische Stararchitekt Renzo
Piano, eigentlich ein Fachmann für architektonische Großprojekte
wie den Potsdamer Platz, das Centre Pompidou oder das New York Times
Building, zur Abwechslung mal ein sehr kleines Haus – das in der
Presse teiweise abwertend als „Wohnklo für Utopia“ bezeichnet
wird.
Das schnell aufgebaute Mini-Haus steht auf dem Firmengelände des Designunternehmens Vitra in Weil am Rhein, heißt Diogene, ist 3,2 m hoch, wiegt 1,2 Tonnen und hat nur eine Ebene, in der auf 2,40 x 2,96 m Grundfläche Wohnzimmer, Küche und Bad untergebracht sind.
In dem kleinen Prototyp-Holzhaus, um das sich eine Aluminiumhaut zieht, die es vor Regen, Schnee, Sonne und Wind schützt, können sich eine Person, maximal ein Pärchen aufhalten. Der Rückzugsort für Leute, die die Einsamkeit suchen, sammelt Regenwasser und erzeugt über Solarmodule selber Strom. Zudem gibt es eine Komposttoilette.
Wenn alles gut läuft, geht das nach dem griechischen antiken Philosophen Diogenes von Sinope benannte ‚Tiny-House‘ nächstes Jahr in Serie. Die einfache Version soll 20.000 €, die Luxusversion 50.000 € kosten. Tatsächlich ist später aber nichts mehr über den interessanten Ansatz zu hören.
Ein ganz besonderes solarbetriebenes Gebäude, dessen Bau seit dem
Sommer 2010 lief, wird Ende Juni diesen Jahres
eröffnet. Dabei handelt es sich um das Refuge du Goûter (auch
Goûter-Hütte) – eine Schutzhütte des Club Alpin Français in den
Savoyer Alpen auf 3.835 m über dem Meeresspiegel. Es ist das
höchstgelegene französische, zwischen Juni und Ende September bewirtschaftete
Schutzhaus und der höchstgelegene bewirtschaftete Stützpunkt zur
Besteigung des Mont Blanc.
Das Gebäude in Form eines vierstöckigen elliptischen Zylinders, das als ‚Höhenhotel‘ bezeichnet wird, hat außen eine Verkleidung aus rostfreiem Stahl und dreifach verglaste Fenster, während das Innere aus einer Gebälkkonstruktion aus Tannen- und Fichtenholz der Gegend besteht. Die große, umweltfreundliche Hütte hält Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h stand, kostete 7,5 Mio. € und bietet Platz für 120 Gäste.
Das selbstversorgende Refuge du Goûter wird von Windturbinen und 750 m2 Solarzellen auf dem Dach angetrieben und verfügt über ein Notstromaggregat, das mit Rapsöl betrieben wird. Die Solarenergie wird auch genutzt, um aus Schnee Wasser zum Kochen und für die Spülung der wassersparenden Toiletten zu schmelzen.
In einer völlig anderen Umgebung werden fast zeitgleich die Gewächshäuser
in den Gardens by the Bay in Singapur eröffnet,
die mit einer Fläche von 16.500 m2 als die größten klimatisierten
Gewächshäuser der Welt gelten. Die beiden Bauten sind von Wilkinson
Eyre entworfen und haben jeweils ein eigenes Klima – der
Flower Dome hat eine kühl-trockene Zone mit mediterranem Flair,
während der Cloud Forest ein kühl-feuchtes Biom mit einem riesigen
tropischen Wasserfall im Inneren ist.
Der Flower Dome erforscht die Probleme zwischen Menschen und Pflanzen und der Cloud Dome zeigt, wie der Klimawandel und die Zerstörung der tropischen Nebelwälder die Artenvielfalt der Erde bedrohen.
Um die Gewächshäuser energieeffizient zu betreiben, werden ausgeklügelte Systeme entwickelt. Der Schlüssel für den gesamten Betrieb sind die Umhüllungen, deren unzählige Glaspaneele dazu dienen, Licht hereinzulassen und gleichzeitig den solaren Wärmegewinn zu reduzieren. Die Low-E-Paneele nehmen etwa 65 % des einfallenden Tageslichts auf, aber nur 35 % der Sonnenwärme. Kühle, trockene Luft wird in der Nähe des Bodens der Gewächshäuser zwischen die Pflanzen und Menschen geleitet, während heiße Luft nach oben und aus den Strukturen aufsteigt oder für andere Prozesse, wie z. B. die Entfeuchtung, zurück in das System geleitet wird.
18 nahegelegene ‚Supertrees‘ fungieren als vertikale Gärten mit Entlüftungsöffnungen, um die heiße Luft nach außen zu leiten und gleichzeitig Warmwasser und Strom für den gesamten Komplex zu erzeugen. Regenwasser wird vor den Gewächshäusern gesammelt, gespeichert und dann für die Bewässerung verwendet. Ein Biomasse-Heizkessel auf dem Gelände, der ausschließlich mit Grünabfällen aus den Parks befeuert wird, liefert zusätzliche Wärme und Strom.
Die Gewächshäuser werden mit dem World Building of the Year, dem WAF Award 2012 und dem BCA Green Mark Platinum 2012 ausgezeichnet. Der 1,28 Hektar Fläche überdeckende Flower Dome wird als größtes Glasgewächshaus der Welt ins Guinness-Buch der Weltrekorde 2015 aufgenommen.
Ebenfalls im Juni wird in Würzburg das Energy Efficiency
Center (EEC) eingeweiht, in welches das Bayerische Zentrum
für Angewandte Energieforschung e.V. (ZAE Bayern) einziehen wird,
das mit seinem Institutsneubau ein ganzes Bündel innovativer Technologien
demonstrieren und weiter erforschen will. Am Bau sind mehr als 30
Industriepartner beteiligt, die nicht nur die Technik liefern, sondern
diese auch zusammen mit dem ZAE Bayern weiterentwickeln und testen
werden.
Am auffälligsten ist das energieoptimierte textile Dach des Neubaus, der von dem Architekten Thomas Rampp konzipiert wurde. Neuartige, transluzente Membranfolien lassen in Verbindung mit speziellen Deckenelementen Tageslicht in das Gebäude und schaffen zugleich eine regulierbare Zwischenklimazone. In den Bereichen Technikum und Veranstaltungsraum sind in Dachbereichen zweilagige textile Kissen verbaut, die pneumatisch in Form gehalten werden. Durch diese ebenfalls transluzenten Kissen fällt Tageslicht diffus gestreut und damit blendfrei in die darunterliegenden Räume.
Durch den Einsatz von moderner Technik wird eine hohe Energieeffizienz erzielt. Dazu zählen u.a. wärmegedämmte Vakuumisolationspaneele und die abhängig vom Wetter geregelte Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Umweltfreundliche Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung wird zum Heizen, zur Warmwasserbereitung und zur Gebäudekühlung mittels offener Sorptionskältetechnik genutzt. Insbesondere die Nutzung der Sorptionskältetechnik und des Passive Infrared Night Cooling (PINC) Konzepts, d.h. die Abkühlung eines fluiden Wärmeträgers auf Dachflächen unter Ausnutzung der Wärmeabstrahlung an den ‚kalten‘ Nachthimmel, sind hochinnovative und energieeffiziente Ansätze.
Die Pufferung von Temperaturspitzen erfolgt mittels Phasenwechselmaterialien. Im EEC sind dazu Gipskartonplatten mit mikroverkapseltem PCM (Comfortboard von Knauf Gips KG) und in Teilbereichen PCM-Compoundplatten (Energain von DuPont de Nemours) verbaut. Die in den Sommermonaten zusätzlich erforderliche gezielte Wärmeentsorgung aus dem Gebäude geschieht durch eine Heiz-/Kühldecke, die zur thermischen Kapazitätserhöhung mit makroverkapseltem PCM (CSM-Module von Rubitherm Technologies GmbH) ausgestattet ist.
In diesem Monat wird außerdem zum Weltflüchtlingstag ein solarbetriebenes
Haus vorgestellt, das IKEA gemeinsam mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR)
entwickelt hat. Flüchtlingslager sind oft der Schauplatz von Krankheiten
und viel Gewalt, die sich vor allem gegen Frauen und Kinder richtet.
Hinzu kommen schlechte Sicherheitsbedingungen und fehlende Beleuchtung.
Das Problem ist, daß es sehr viel Geld braucht, um um die gegenwärtig 45,2 Mio. Flüchtlinge in Ländern wie Jordanien, dem Libanon, Mali, dem Südsudan und Syrien eine angemessene Unterkunft zu bieten – ganz zu schweigen von Nahrung, Kleidung und Zugang zu frischem Wasser.
(Grafik)
Mit diesem Anliegen hatte sich die IKEA Stiftung 2010 mit dem UNHCR zusammengetan, wobei die Wohltätigkeitsorganisation des Möbelherstellers innerhalb von drei Jahren 3,2 Mio. $ investiert hat, um eine solarbetrieben Unterkunft zu entwickeln, die in Massenproduktion hergestellt und an Flüchtlingslager auf der ganzen Welt verteilt werden kann.
Die Kunststoffunterkünfte werden flach verpackt geliefert, so daß sie leicht zu transportieren sind. Der Aufbau der gut 17 m2 großen Hütte, in der fünf Personen bequem schlafen können (das ist etwa doppelt so groß wie die derzeitigen Standardzelte), ist ebenfalls einfach und kann ohne Werkzeug in nur vier Stunden erfolgen. Die als modulare Einheiten konzipierten Fassaden bestehen aus einer haltbaren, leichten Polymerverkleidung namens Rhulite, die einfach über einem zerlegbaren Stahlskelett installiert wird.
(in Äthiopien)
Das Beste daran ist, daß die Häuser mit Solarpaneelen versehen sind, so daß die Bewohner ihren eigenen Strom erzeugen können und keine Kerzen oder Kerosinlampen mehr benötigen. Das Photovoltaik-Paneel liefert genug Energie, um das mitgelieferte Licht zu betreiben oder ein Mobiltelefon aufzuladen. Reflektierende Paneele an der Außenseite isolieren den Innenraum und reduzieren Sonneneinstrahlung um 70 %, wodurch der Innenraum tagsüber kühl bleibt.
Die neuen IKEA/UNHCR-Unterkünfte kommen zum ersten Mal im Juli in Äthiopien zum Einsatz und sollen im Oktober für die Massenproduktion bereit sein. Dann wird das Design auch auf den ‚Open-Source‘-Markt kommen, was es jedem interessierten Unternehmen ermöglicht, die Häuser herzustellen und an das UNHCR zu verkaufen. Die Zelte, die derzeit verteilt werden, halten in der Regel nicht länger als sechs Monate, während die neuen Fertighäuser bis zu drei Jahre lang halten. Was aber auch ein Nachteil sein kann.
So zögert die libanesische Regierung lange, die Verwendung der IKEA-Unterkünfte für die geschätzt 125.000 syrischen Flüchtlinge zu genehmigen, aus Angst, daß sie sich als zu dauerhaft erweisen könnten. Sie erlaubt dies erst im Dezember – nach sechsmonatigen Verhandlungen und zu spät, um viele der Flüchtlinge vor dem harten Winter zu schützen.
Ende 2014 bekommt die Unterkunft den Swedish Design Award verliehen.
Im Juli wird in Trient das Museo delle Scienze (MUSE)
eröffnet, dessen Pläne der Architekt Renzo Piano bereits
Anfang 2011 vorgestellt hatte.
Das Wissenschaftsmuseum befindet sich auf einer 11 Hektar großen Industriebrache, die an den Fluß Etsch und eine ehemalige Michelin-Reifenfabrik am Rande des Stadtzentrums angrenzt und die Anwohner effektiv vom Fluß abschnitt. Das neue Museum ist Teil eines viel größeren Sanierungsprojekts, das Wohn-, Freizeit-, Geschäfts- und Büroflächen umfaßt und das Gebiet wieder mit dem Stadtzentrum verbindet.
Das 140 m lange Gebäude, das von einem Wassergraben umgeben ist, hat Gipfel und Täler, die von den Bergen um Trient inspiriert sind, während die Exponate im Inneren speziell auf die Ökosysteme der alpinen und küstennahen Umgebung Norditaliens Bezug nehmen.
Da Energieeffizienz eine der obersten Prioritäten bei der Gestaltung des Museums ist, wird eine Reihe von nachhaltigen Designstrategien umgesetzt. Viele der Fassaden sind mit grünem Stein verkleidet, um Sonnenenergie zu absorbieren, während die natürliche Belüftung dazu beiträgt, das Gebäude bei Bedarf kühl zu halten. Auch die Fenster wurden sorgfältig entworfen, um die thermischen Eigenschaften des Gebäudes zu optimieren, wobei die Tageslichtbeleuchtung die Energiebelastung durch die Beleuchtung reduziert.
Photovoltaik-Paneele auf dem Dach erzeugen einen Teil des Stroms für das Gebäude und Sonnenkollektoren sowie ein geothermisches System sorgen für energieeffizientes Heizen und Kühlen. Das auf dem Dach gesammelte Regenwasser reduziert den Wasserverbrauch des Gebäudes um 50 % und wird zur Bewässerung des Innengartens verwendet.
in China
Anfang August findet in China der erste Solar
Decathlon statt, der jemals in Asien läuft. Der neuntägige
Wettbewerb wird in Chinas Kohlehauptstadt Datong im
Norden des Landes vom U.S. Department of Energy (DOE), der National
Energy Administration of China (dem chinesischen Pendant des DOE)
und der Peking University ausgerichtet. Während seiner 12-tägigen
Laufzeit zieht der Wettbewerb fast 200.000 Besucher an.
Die Gewinner, die sich unter 22 (o. 24) Teams von 33 Universitäten aus 14 Ländern durchsetzen und den ersten bzw. zweiten Platz belegen können, sind die University of Wollongong (UOW) und das TAFE Illawarra Institute aus Australien mit ihrem Illawarra Flame Haus – und die South China University of Technology (SCUT) mit einem E-Concave Haus. Auf den dritten Platz kommt die Chalmers University of Technology aus Schweden mit ihrem HALO genannten Haus. Unter den anderen Teilnehmern sind Teams aus Ägypten, England, dem Iran, Israel, Malaysia, der Schweiz, Singapur, der Türkei und der USA.
Die beiden Siegerteams entwerfen Häuser mit Vorgärten, die nahtlos in die Wohnräume übergehen, und mit organischen Gärten im Hinterhof. Beide Teams verwenden außerdem lokale und recycelte Materialien, um den Energieaufwand zu minimieren, und wählen ein modulares Design, um den Bauprozeß zu beschleunigen. Aber hier enden die Ähnlichkeiten.
Mit Hilfe komplexer Computermodelle leistet das australische Team Pionierarbeit bei der Verwendung polykristalliner PV-Module der zweiten Generation, die vom Sponsor BlueScope Steel zur Verfügung gestellt werden, um ein duales System zu entwickeln, das die Effizienz der Solarstromerzeugung maximiert. Das im Netz gut dokumentierte Illawarra Flame Haus der UOW ist nicht nur eine Nachrüstung einer bestehenden Struktur (ein Novum beim Solar Decathlon), sondern auch eine dramatische Wende für einen in Australien vorherrschenden energieverschlingenden Haustyp, der Faserzementplatten für die Konstruktion verwendet.
Zu den Änderungen am Grundriß gehört die Umwandlung des dritten Schlafzimmers in einen offenen Wohn- und Eßbereich sowie der Einbau von Dachfenstern, um die natürliche Beleuchtung und Belüftung zu verbessern. Weitere Merkmale sind eine 9,4 kW Photovoltaikanlage sowie Grauwasseraufbereitungs- und Regenwasserauffangsysteme. Das Klimatisierungssystem ist eine Kombination aus einem PVT-Luftsystem und einem PCM-Wärmespeicher, der das Haus heizt und kühlt, die Wärmelasten zwischen Tag und Nacht ausgleicht und einen hohen Standard der Raumluftqualität gewährleistet.
Das PV-System umfaßt zwei Arten von Zellen: Ein Dünnschicht-CIGS-Array sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite des Daches funktioniert gut bei schwachem und diffusem Licht, während polykristalline Module, die sich über einen großen Teil des Daches erstrecken, mit einem hohen Wirkungsgrad Strom erzeugen. Währenddessen entfernt das PVT-System heiße Luft von der Unterseite der CIGS-Solarmodule, erhöht ihren elektrischen Wirkungsgrad und sorgt für Raumheizung im Winter und nächtliche Strahlungskühlung im Sommer.
Das auf Netto-Null-Energie umgerüstete Illawarra Flame House wird später in der Nähe des Sustainable Buildings Research Centre auf dem Innovation Campus in North Wollongong aufgestellt und kann für 120 $ pro Nacht (bei einem Mindestaufenthalt von 3 Nächten) angemietet werden.
Das chinesische SCUT-Team wiederum verwendet für sein gut 71 m2 großes E-Concave Haus kostengünstige einheimische Baumaterialien, nämlich Bambus und Zuckerrohr, wobei das Äußere, das Innere und die Einrichtung alle mit Bambus verkleidet. Entsorgte Zuckerrohrfasern werden als Wandisolierung verwendet und ein reflektierender Pool, der das Haus umgibt, hält es kühl. Und auch hier gibt es selbstverständlich ein Solardach. Allerdings keine weiteren Details.
Über das drittplazierte HALO Haus des schwedischen Teams der Chalmers University of Technology wird gesagt, es sei „von Studenten für Studenten entworfen und gebaut“. Das kurvenreiche, 60 m2 große Passivhaus mit großen Gemeinschaftsbereichen und kleineren Privaträumen hat seinen Namen und seine Form von dem regenbogenartigen optischen Phänomen um die Sonne herum – von der es auch mit Energie versorgt wird.
So ist das geschwungene Dach aus monokristallinen Silizium-Solarzellen aufgebaut, die in dünnen Acryl-Kunststoff laminiert und mit einem hochfesten Polymer beschichtet sind. Die Zellen werden dann auf 10 mm dicke, doppelwandige und wasserdichte Polycarbonatplatten aufgebracht, die als Abdichtungsmembran für das Dach dienen und zu einem Vordach mit Innen- und Außenbereichen geformt werden. Die Solarzellen sind somit nicht auf dem Dach angebracht, sondern sie sind das Dach.
Die Gebäudehülle ist nach den Prinzipien des Passivhausdesigns entworfen, mit stark isolierten Wänden, Dach und Boden und minimalen Öffnungen. Kühlung, Heizung und Warmwasser werden von einer kleinen Lüftungs-/Wärmepumpeneinheit mit Wärmerückgewinnung in einem zentralen Kernmodul bereitgestellt, was kürzere Anschlüsse und eine einfache Verteilung ermöglicht.
Auch die etwa 30 Studenten des israelischen Shenkar College of Engineering & Design demontieren ihr 70 m2 großes solarbetriebenes Haus, verpacken und verschiffen es nach China. Das Haus wurde aus vorgefertigten und wiederverwertbaren Stahlträgern gebaut, ist gut isoliert und mit Faserzementplatten verkleidet. An seiner Entwicklung sind auch Studenten der Universität Tel Aviv, der Abteilung für Design am College of Management und der Neri Bloomfield School of Design and Education in Haifa beteiligt.
Das kompakte All [e] Land Haus, das seine Energie aus 54 m2 Solarzellen auf dem Dach bezieht, verfügt über eine hervorragende Isolierung, die übermäßige Wärmeverluste verhindert und das Haus dennoch atmen läßt. Ein Regenwasserauffangsystem sammelt das Regenwasser und bereitet es für die Bewässerung auf, während die Klimatisierung über eine ausgeklügelte Solarthermie-Technologie erfolgt. Ein passives Solardesign mit Tageslicht, Beschattung und Belüftung trägt dazu bei, den Energieverbrauch zu reduzieren.
Das Haus verfügt außerdem über Solarfenster, ein nächtliches Strahlungskühlsystem und fortschrittliche Steuerungen zur Überwachung und Optimierung der Effizienz. Womit es in der Gesamtwertung immerhin den vierten Platz belegt.
in den USA
Um im Kontext des Wettbewerbs zu bleiben: An zwei Wochenenden im
Oktober wird im Orange County Great Park in Irvine, Kalifornien,
der alle zwei Jahre stattfindende US Solar Decathlon ausgetragen,
bei dem diesmal 19 Teams ihre solarbetriebenen, nachhaltigen Häuser
vorstellen. Es ist das erste Mal, daß die Veranstaltung außerhalb
von Washington, D.C., stattfindet. Die Teams stammen von Colleges
und Universitäten aus den USA, Österreich, Kanada und der Tschechischen
Republik.
Auf der Homepage solardecathlon.gov gibt es sehr detailliertes und gut bebildertes Material über die Teilnehmer, die Häuser und die eingesetzten Technologien.
Zum Sieger erklärt wird das Team Austria von der Technischen Universität Wien mit dem Gebäudeprototypen LISI (Living Inspired by Sustainable Innovation), einem einfachen, smarten und nachhaltigen Haus, dessen Photovoltaikanlage auf dem Dach mehr Strom erzeugt als es verbraucht. Das Haus paßt sich an verschiedene Klimazonen und unterschiedliche Lebensstile an.
Sehr poetisch: Das Team Austria – geleitet von Prof. Karin Stieldorf vom Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien – betrachtet das Haus als ein ‚soziales Wesen‘, das seinen Platz in einer vielfältigen Gemeinschaft finden möchte und auf einen verantwortungsvollen Umgang mit den wertvollsten Ressourcen unseres Planeten achtet. Maßgebliche Unterstützung kommt von der Fachhochschule St. Pölten, der Fachhochschule Salzburg und dem Austrian Institute of Technology (AIT).
Zu den weiteren Eigenschaften des gemeinsam mit den TU-Architektur-Absolventen Gregor Pils und Andreas Claus Schnetzer entwickelten Solar-Haus gehören umweltfreundliche Bau- und Dämmstoffe aus Holz, veränderbare architektonische Elemente, zwei Innenhöfe, ein Regenwasserreservoir sowie ein passives Solardesign, das, kombiniert mit einem automatischen Schirm- und Markisensystem, Schatten spendet und die Wohnräume kühl und komfortabel hält.
Neben den Photovoltaik-Modulen, deren Überschuß, für den Betrieb von Elektrofahrrädern oder -fahrzeugen genutzt werden kann, liefern zwei hocheffiziente Luft-Wasser-Wärmepumpen Kalt- und Warmwasser für die Raumheizung und -kühlung sowie für die Warmwasserbereitung. Ein Lüftungsgerät mit Energierückgewinnung sorgt als Wärme- und Feuchtigkeitsaustauscher zwischen Abluft und frischer Zuluft für Behaglichkeit und Gesundheit in den Wohnräumen. Reguliert wird das Raumklima über ein multifunktionales Unterflursystem (ClimaLevel Multiboden HKL von der Kölner ClimaLevel Energiesysteme GmbH).
Nach dem Solar Decathlon wird das Team eingeladen, LISI auf Österreichs größtem Musterhaus-Ausstellungsgelände zu präsentieren.
Auf dem 2. Platz folgt die University of Nevada, Las Vegas (UNLV)
mit einem DesertSol getauften Haus, das die natürlichen
Ressourcen der örtlichen Mojave-Wüste voll ausnutzen soll. So verfügt
es über Photovoltaik-Module, die von einem Automatisierungssystem
gesteuert ihre Position so anpassen, daß die Sonneneinstrahlung maximiert
wird.
Das DesertSol, das 320.000 $ kostet und als Ferienhaus für einen saisonalen Rückzugsort gedacht ist, verfügt außerdem über LED-Beleuchtung, ein hocheffizientes Belüftungssystem und eine kanallose Wärmepumpe, welche die Energieverluste eines herkömmlichen Luftkanalsystems eliminiert. Solarthermische Kollektoren sorgen für Fußbodenheizung und Warmwasserbereitung. Das Regenwasser und die Feuchtigkeitssammlung werden ebenfalls integriert, wobei die entstehende Flüssigkeit sowohl zur Verdunstungskühlung als auch zur Bewässerung verwendet wird.
Nach Abschluß des Wettbewerbs wird der ultra-effiziente Bau dauerhaft im Botanischen Garten des Springs Preserve angesiedelt, einem innerstädtischen Naturschutzpark westlich des Stadtzentrums von Las Vegas, wo er ab dem März 2014 für die Öffentlichkeit zugänglich ist und die Anwohner als Modell für nachhaltige Häuser und als öffentliches Ausstellungsstück über nachhaltiges Leben aufklären wird..
An 3. Stelle steht das tschechische Team der Technischen
Universität Prag. Sein einfaches und unkompliziertes Hausdesign
zeichnet sich durch ein ‚Haus im Haus‘-Prinzip aus, bei dem ein
minimaler Innenwohnbereich mit einem großzügigen Außenbereich kombiniert
wird. Das Gebäude ist fast vollständig aus Holz gefertigt, einschließlich
der tragenden Struktur sowie der Wärmedämmung, der Fassade, des
Innenausbaus und der Möbel.
Das AIR genannte Haus richtet sich an die Generation der über 50-jährigen, die sich dem Ruhestand nähern – wie viele der Eltern der Teammitglieder. Der Prototyp für ein erschwingliches (affordable = A), innovatives (I) und recycelbares (R) Haus ist daher für die tschechische Tradition, Wochenenden auf dem Land zu verbringen, konzipiert – und als ständiger Wohnsitz nach der Pensionierung. Um dieser Zielgruppe gerecht zu werden, setzt das Haus auf Barrierefreiheit in der Raumaufteilung sowie auf einfach zu bedienende Funktionen.
Ein Solar-Holzvordach schützt den umhüllten Bereich vor Sonne und Wind und erzeugt gleichzeitig den gesamten Strom, der für den Betrieb des Hauses benötigt wird, und der auch zum Laden eines Elektrofahrrads genutzt werden soll. Ein solares Warmwassersystem sorgt für die Aufbereitung von Warmwasser, während ein Strahlungskühldeckensystem für Komfort und Stabilität im Innenbereich sorgt. Hinzu kommt ein Grauwassersystem, das Wasser aus den Dusch- und Waschbecken sammelt, filtert und zur Bewässerung der Pflanzen wiederverwendet.
Nach dem Solar Decathlon kehrt das AIR House auf den Campus der Universität zurück, wird im Frühjahr 2014 umgebaut und dient dann etwa ein Jahr lang als Informations- und Bildungszentrum. Anschließend wird es Teil des Universitätszentrums für energieeffiziente Gebäude, um von Doktoranden und wissenschaftlichen Mitarbeitern als Forschungsinstrument genutzt zu werden.
Und im Juni 2014 findet in Versailles, Frankreich, der nächste Solar Decathlon Europe statt (s.d.).
in Kopenhagen
Doch nun weiter mit der Jahresübersicht 2013. So
wird Anfang Juli in Kopenhagen, Dänemark, vom UN-Generalsekretär Ban
Ki-moon und Königin Margrethe II. von Dänemark
das vom lokalen Architekturbüro 3XN entworfene neue Regionalbüro
der Vereinten Nationen eingeweiht, dessen achtzackiger Grundriß
für das Engagement der UN in allen Teilen der Welt steht.
Eine skulpturale Treppe, die sich in der Mitte des mit Tageslicht durchfluteten Atriums befindet, verbindet alle Stockwerke des Gebäudes miteinander – und soll auch den Dialog und das multikulturelle Zusammenleben fördern. Das Gebäude selbst befindet sich auf einer künstlichen Insel.
Der 5-stöckige Flügelbau hat 3 m lange weiße, perforierte Sonnenschutzpaneele, die Schatten zum Büro erzeugen, ohne den Blick nach draußen oder das einfallende Licht zu blockieren. Sie lassen sich individuell einstellen und schaffen eine lebendige, dynamische Fassade. Das Gebäude wird mit Meerwasser gekühlt und verfügt über ein Regenwassersammelsystem, dessen Wasser für die Toilettenspülung verwendet wird. Die Bürofläche beträgt 45.000 m2.
Auf dem Dach befinden sich 1.400 Solarmodule, die das Gebäude versorgen und pro Jahr 297.000 kWh erzeugen sollen. Zudem wird das Dach mit einer weißen, recycelbaren Membran aus pflanzlichen Materialien beschichtet, die das Sonnenlicht reflektiert und die solare Erwärmung des Gebäudes reduziert.
Hot Spring Resort
Von gegensätzlicher Form ist das ebenfalls zu dieser Zeit fertiggestellte
Fünf-Sterne-Luxushotel Sheraton Huzhou Hot Spring Resort,
das von dem Pekinger Architekturbüro MAD in den
See Taihu – zwischen Nanjing und Shanghai – hinein konstruiert
wird, um allen Gästen ein höchstmögliches Maß an natürlichem Licht,
unverbauter Aussicht und natürlicher Lüftung zu bieten. Das 27-stöckige,
100 m hohe und 116 m breite toroidale Gebäude hat 321 Zimmer, darunter
44 Suiten und 39 Villen.
Besonders augenfällig ist die Metallfassade, die mit einem LED-Lichtsystem ausgestattet ist, das die Umrisse des Hotels bei Dunkelheit eindrucksvoll auf der Oberfläche des Sees widerspiegelt. Was denn auch der rund dafür ist, daß das Bauwerk hier aufgeführt ist – denn besonders viele nachhaltige Attribute hat es nicht.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Glasvorhangfassaden, die oft im Hoteldesign verwendet werden, benötigt das 1,5 Mrd. $ teure Sheraton Huzhou allerdings nicht viele Klimaanlagen. Die Form des Gebäudes bietet Schatten für alle Balkone und fördert die natürliche Belüftung – und das ultraweiße Glas läßt natürliches Licht in jeden Raum, so daß tagsüber keine zusätzliche künstliche Beleuchtung erforderlich ist.
(Grafik)
Eine im Juli 2013 präsentierte Idee, deren Umsetzung eher unwahrscheinlich ist, stammt von dem bulgarischen Design- und Entwicklungsbüro Morphocode und wäre sowieso nur etwas für Leute, die kein Problem mit Höhe und Lärm haben. Das Wohnkonzept folgt der Idee der Loft-Bewegung, d.h. der Wiederverwertung von aufgegebenen Gewerbeflächen und ihrer Umwandlung in Wohneinheiten.
Das Wind Turbine Loft ist ein futuristisch anmutendes Haus auf einer Offshore-Windturbine und ist für Techniker gedacht, die den einsamen Job der Turbinenwartung erledigen. Die Wohneinheit, die innerhalb des erweiterten Volumens der Windturbinen-Gondel installiert ist, soll auch Überwachungs- und Diagnosegeräte für die Offshore-Windfarm beherbergen. Ein Ausflug zum nächsten Café erfordert allerdings einen längeren Hubschrauber- oder Bootsflug.
(Grafik)
Die Berliner Architektin Agnieszka Preibisz und
der Künstler Peter Sandhaus präsentieren im Oktober 2013 den
Projektentwurf einer vertikalen Gartenstadt mit ‚Urban Gardening‘
am Alexanderplatz, die einen gewaltigen Umschwung
bei der Stadtentwicklung bedeuten würde. Ein früherer ‚Masterplan‘
zur Umgestaltung des Großareals, den der Architekt Hans Kollhoff im
Rahmen eines Architektur-Ideenwettbewerbs 1993 vorgelegt
hatte, wartet zu diesem Zeitpunkt noch immer auf seine Umsetzung.
Die Green8 genannte neue Vision – wobei der Name auf die futuristische Form des Gebäudes hindeutet, eine gedrehte 8 – ist ein schön anzusehendes und modern wirkendes Hochhaus, das urbanes Wohnen, Nachhaltigkeit und ein Leben in Harmonie mit der Natur kombinieren will.
Idealerweise sollte hinter dem Projekt eine Genossenschaft stehen, die ein tatsächliches Interesse an seiner nachhaltigen Ausrichtung hat: „Eine generationsübergreifende Baugenossenschaft organisiert hier nicht nur die Lebensmittelherstellung sondern auch Sport- und Freizeitaktivitaten sowie Betreuung. Die Lebensmittelherstellung findet im zentralen, in eine transparente Membrane eingehüllten, Atrium statt. Jede Familie hat einen Garten direkt vor der Wohnungstür und einen atemberaubenden Blick auf das Stadtpanorama.“
Nachbemerkung: Auch zehn Jahre später werden in der deutschen Hauptstadt nur langweilige, eckige Klötze gebaut, häufig auch noch mit senkrechten ‚Schießscharten‘-Fenstern. Die Bausünden der 1960er und 1970 Jahre sind dagegen noch harmlose Bauklotz-Konstrukte.
(Grafik)
Im Dezember beginnen in die Bauarbeiten an der neuen Zentrale des
staatlichen indonesischen Öl- und Gaskonzern PT Pertamina (Persero)
im Stadtteil Rasuna Epicentrum der Hauptstadt Jakarta. Das 523
m hohe Bürohochhaus mit dem Namen Pertamina Energy Tower wird
das höchste Bauwerk in Indonesien sein und soll 2020 fertiggestellt
werden. Der Turm bietet Platz für bis zu 23.000 Mitarbeiter und
wird als zentraler Büroraum für Pertamina und seine Tochtergesellschaften
dienen.
Das Gebäudedesign des amerikanischen Architekturbüros Skidmore, Owings & Merrill (SOM) zeichnet sich auch durch innovative Lösungen zur Nachhaltigkeit und Energieeffizienz aus. Das 99-stöckige Gebäude hat eine leicht geschwungene Struktur, die sich sanft zur abgerundeten Spitze des Turms hin verjüngt.
Das Fassadendesign beinhaltet eine umfangreiche Nutzung der Sonnenschutzstruktur ‚brise soleil‘ zur Wärmeregulierung und natürlichen Beleuchtung im Inneren des Gebäudes. An seiner Spitze beherbergt der Turm einen Windtrichter, um die vorherrschenden Windströmungen für die Stromerzeugung zu nutzen.
Zudem ist das neue Hauptquartier als Township geplant: Es wird einen Pavillon für darstellende Künste und Ausstellungen, eine Kongreßhalle, Sporteinrichtungen, eine Moschee und eine zentrale Energieanlage beherbergen. Daneben gibt es ein Auditorium mit einer Kapazität von 2.000 Plätzen für Vorträge und Aufführungen.
Im Februar 2015 meldet die Pertamina, daß der weitere Bau des Pertamina Energy Towers aufgrund der niedrigen Ölpreise ausgesetzt wird. Im April 2016 berichtet die Presse, daß nun ein verkleinerter Turm mit nur 30 Stockwerken errichtet werden soll, und zwar von der lokalen staatlichen Bank PT Bank Negara Indonesia Tbk (BNI).
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Ein Entwurf, der im Dezember 2013 endgültig das grüne Licht der Stadt Melbourne im australischen Victoria erhält, ist ein 2011 von BKK Architects (Black Kosloff Knott) entworfenes, 238 m (andere Quellen: 244 m) hohes Gebäude namens Elysium (o. 54 Clarke), das an seiner schmalsten Stelle nur 12 m breit sein wird. Der Turm war bereits Anfang des Jahres genehmigt worden, was durch das Victorian Civil and Administrative Tribunal (VCAT) jedoch angefochten wurde.
Die Appartements des schlanken, 73-stöckigen (andere Quellen: 75-stöckigen) Hochhauses mit zwölf unterirdischen Geschossen, das für den Standort 54-56 Clarke Street in Southbank geplant ist, werden ‚verdrehte Blumenstängel‘-Grundrisse aufweisen, die für eine optimale Belichtung der Wohnungen sorgen sollen. Das Gebäude wird 256 (andere Quellen: 288) Wohnungen, ein erhöhtes Spa, eine Sauna, eine Poolterrasse sowie Geschäfte und Cafés im Erdgeschoß enthalten. Die Lobby erstreckt sich über die gesamte Höhe eines siebenstöckigen Podiums.
Der Turm sollte auch umweltfreundliche Gebäudestrategien nutzen, die von einer modularen Bauweise über ein integrierten Wassermanagement bis zur Solarstromerzeugung reichen. Eine Umsetzung kommt aber nicht in Gang, und erst im März 2017 ist zu erfahren, daß der Standort und die Genehmigung für den höchsten Wolkenkratzer Melbournes nun für rund 9 Mio. $ verkauft werden sollen, was dem Projekt ein zweites Leben einhauchen könnte. Im Vorjahr war mehrfach erfolglos versucht worden, das 597 m2 große Grundstück zu vermarkten.
Schließlich wird der geplante Wolkenkratzer im Jahr 2019 endgültig gestrichen, statt dessen werden Pläne für ein konventionelles Wohnhochhaus mit 24 Stockwerken eingereicht.
Zu den peripheren Meldungen von Interesse zählt das im Januar 2013 gestartete und von der EU finanzierte, zweijährige Projekt uLites (o. ULITES), bei dem ein modularer, aufblasbarer Schutzraum entwickelt werden soll, der zu einer luftdichten Struktur von fast beliebiger Größe erweitert werden kann. Die Gesamtkosten des Projekts mit dem Bandwurm-Namen ‚Ultra-lightweight structures with integrated photovoltaic solar cells: Design, analysis, testing and application to an emergency shelter prototype‘ betragen knapp 1,4 Mio €.
Entwicklungspartner sind die Technische Universität München (TUM), die Universität Padua in Italien, das spanische International Center for Numerical Methods in Engineering (CIMNE) sowie die beiden italienischen Firmen Reglass und Naizil SPA.
Knapp vor Ende der Projektlaufzeit wird im Dezember 2014 in Barcelona von einem weiteren Partner, dem internationalen Ingenieur- und Architekturbüro Buildair mit Sitz in Spanien, ein Modul des uLites-Prototyps aus Kohlefasergurten und PVC-beschichteten Gewebemembranen gebaut, bei dem auf der Oberseite der Membranen auch einige flexible PV-Module integriert werden.
Der Prototyp der geplanten Notunterkunft ist 7,5 m lang und besteht aus drei aufblasbaren Schläuchen, die jeweils einem Gewicht von 250 kg haben und eine Fläche von 150 m2 abdecken. Der Aufbau mit einem Team von acht Personen dauert weniger als zwei Stunden, das Aufblasen bis zu einem Druck von 20 Millibar ca. 30 Minuten. Um die aufgeblasene Struktur beizubehalten, muß sie pro Tag für etwa 5 Minuten mit zusätzlicher Luft gefüllt werden, wobei der Energieverbrauch auf 250 W pro Tag geschätzt wird.
Über einige wissenschaftliche Publikationen und Vorträge auf Konferenzen hinaus lassen sich bislang aber keine weiteren Schritte nachweisen.
Ebenso interessant ist ein Bericht der Stanford
University vom März 2013, in dem eine völlig neue Form von Kühlpaneelen beschrieben
wird, die auch dann funktionieren, wenn die Sonne scheint (‚Ultrabroadband
Photonic Structures To Achieve High-Performance Daytime Radiative
Cooling‘). Ein solches Paneel kann die Kühlung von Gebäuden, Autos
und anderen Strukturen bei Tageslicht erheblich verbessern, indem
es Sonnenlicht zurück in das kühle Vakuum des Weltraums strahlt.
Das Team um Prof. Shanhui Fan entwickelt eine „neue metall-dielektrische photonische Struktur, die den größten Teil des Sonnenlichts reflektiert und gleichzeitig Wärme in diese Kälte abgibt, was die vom Menschen geschaffenen Strukturen auch tagsüber kühlt.“
Der Trick besteht erstens darin, daß der Reflektor als effektiver, breitbandiger Spiegel so viel Sonnenlicht wie möglich reflektiert, und zweitens, daß die Struktur die Wärme effizient in den Raum zurückstrahlt, und zwar innerhalb eines bestimmten Wellenlängenbereichs, in dem die Atmosphäre nahezu transparent ist. Das Stanford-Team schafft dies, indem es nanostrukturierte photonische Materialien einsetzt. Diese Materialien können so konstruiert werden, daß sie die Lichtreflexion in bestimmten Wellenlängenbereichen verstärken oder unterdrücken.
Dabei wird der thermische Emitter und den Solarreflektor in einem Gerät kombiniert, was es sowohl leistungsfähiger als auch viel robuster und praktischer macht. Damit sind sowohl industrielle als auch netzferne Anwendungen möglich. Das eingesetzte Material besteht aus nanostrukturiertem Quarz und Siliziumkarbid, beides sehr schwache Absorber von Sonnenlicht.
Das neue Gerät ist in der Lage, eine Netto-Kühlleistung von über 100 W/m2 bei Umgebungstemperatur zu erreichen. Zum Vergleich: Heutige Standard-Solarpaneele mit einem Wirkungsgrad von 10 % erzeugen in etwa die gleiche Menge an Energie. Das bedeutet, daß die Strahlungskühlpaneele theoretisch auf Dächern eingesetzt werden könnten, auf denen bereits vorhandene Solarpaneele Strom für die Klimaanlagen des Gebäudes liefern. Ein typisches einstöckiges Einfamilienhaus, bei dem 10 % des Daches mit Strahlungskühlpaneelen bedeckt sind, kann damit 35 % seines gesamten Klimatisierungsbedarfs während der heißesten Stunden des Sommers ausgleichen.
Die Strahlungskühlung hat noch einen weiteren großen Vorteil gegenüber allen anderen Kühlstrategien. Es handelt sich um eine passive Technologie, die keine Energie benötigt, keine beweglichen Teile hat und einfach zu warten ist. Man kann sie auf dem Dach oder an den Seiten von Gebäuden anbringen und sie nimmt sofort ihre Funktion auf.
von Fan
Im November 2018 gibt es Neuigkeiten von dem Team um Prof. Fan, das anstatt der passiven Dachpaneele inzwischen ein Gerät mit doppeltem Verwendungszweck entwickelt hat. Die Forscher kombinieren die Technologie mit einem Solarmodul und konstruieren damit ein System, das auf der gleichen Dachfläche Strom erzeugen und gleichzeitig das Gebäude passiv kühlen kann.
In ihrem Bericht ‚Simultaneously and Synergistically Harvest Energy from the Sun and Outer Space‘ beschreiben sie ihr Gerät als das erste, das eines Tages am selben Ort und zur selben Zeit Energie erzeugen und Energie sparen könnte, indem es zwei sehr unterschiedliche Eigenschaften des Lichts kontrolliert. Die obere, der Sonne zugewandte Schicht besteht aus Solarzellen-Halbleitermaterialien, während die untere Schicht aus den Metamaterialien besteht, die die Wärme eines Gebäudes in eine bestimmte Wellenlänge des Infrarotlichts umwandeln, die in den Weltraum abgestrahlt werden kann.
Um das Konzept zu testen, wird ein Prototyp mit einem Durchmesser eines Kuchentellers gebaut und auf dem Dach eines Gebäudes in Stanford montiert. Da der Prototyp keine Metallfolie enthält, wie sie normalerweise in Solarzellen zu finden ist, und die das Entweichen des Infrarotlichts verhindert hätte, ist es nicht möglich zu testen, ob das Gerät Strom erzeugt. Die oberste Schicht, die das Sonnenlicht absorbiert, erreicht jedoch eine Temperatur von 24°C über der Umgebungstemperatur, während die darunter liegende Strahlungskühlschicht auf 29°C unter der Umgebungstemperatur fiel.
Nachdem das Team, dessen Experimente von Prof. Zhen Chen von der Southeast University of China geleitet wurden, die Kühlfähigkeit des Systems nachgewiesen hat, arbeitet es nun an der Entwicklung von Solarzellen, die keine Metallverkleidung benötigen.
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Die Firma Velux stellt im April ein solarbetriebenes
Frischluft-Dachfenster vor, bei dem keine Verkabelung
erforderlich ist. Oberlichter sind eine schöne Möglichkeit, Tageslicht
ins Haus zu lassen. Wenn sie geöffnet werden können, sind sie auch
effektiv, um die heiße, stickige Luft, die zur Decke aufsteigt,
abzulassen. Abhängig von ihrer Lage kann es jedoch schwierig sein,
sie zu öffnen, ohne zuvor elektrische Leitungen zu verlegen.
Das Fresh Air Skylight verfügt daher über ein kleines eingebautes Solarpaneel, das auch an bewölkten Tagen oder bei nicht nach Süden ausgerichteten Dächern eine integrierte Batterie auflädt. Diese Batterie treibt den Motor an, der das Dachfenster auf Befehl über eine Funkfernbedienung öffnet und schließt. Mit der Fernbedienung läßt sich das Fenster auch so programmieren, daß es sich nach einem festgelegten Zeitplan öffnet und schließt.
Ein Sensor neben dem Solarpaneel erkennt Regentropfen und veranlaßt das Dachfenster, sich bei einem Regenschauer automatisch zu schließen. Soll das Zuhause vor der Hitze der Mittagssonne geschützt werden, sind optional werkseitig installierte Jalousien erhältlich, die ebenfalls mit der Fernbedienung gesteuert werden können. Das solarbetriebene Fresh Air Skylight ist in verschiedenen Größen und Verglasungsoptionen erhältlich, die Preise liegen zwischen ca. 1.000 $ und 2.000 $.
von Priestman
Die letzte Meldung stammt vom Dezember, als die Fachblogs die Arbeit
des britischen Architekten Adrian Priestman vorstellen,
der das erste für einen bestimmten Zweck 3D-gedruckte Elemente entworfen
hat, das für die Verwendung in der Bauindustrie zugelassen ist.
Demnach verfügt das ETFE-Kunststoffdach des 6 Bevis Marks-Gebäudes in London über eine dekorative Ummantelung, die die weltweit ersten 3D-gedruckten Bauteile enthält. Diese dienen als komplexe Verbindungen zwischen den Säulen des Gebäudes und den Armen der Überdachung.
Priestman wurde in das Projekt involviert, nachdem der Projektberater Vector Foiltec entschieden hatte, daß herkömmliche Stahlknoten ästhetisch nicht geeignet wären. Der Architekt modellierte das neue Bauteil mit einer 3D-Computersoftware und druckte es in Abschnitten mit einem selektiven Lasersinterverfahren. Der Stahl sieht aus wie ein gegossener Knoten, obwohl er in Teilen gefertigt wurde. Die Verkleidung ist ein rein dekoratives Element, das keinen Einfluß auf die strukturelle Integrität der Kabinenhaube hat.
Die Komponenten werden bei extremen Windgeschwindigkeiten und Wetterbedingungen getestet, bevor sie der Bauherr und das Bauunternehmen Skanska genehmigt. Nun wird der Architekt die Zusammenarbeit mit Skanska fortsetzen, um die 3D-Technologie in der Bauindustrie weiter zu implementieren. Was ein guter Anlaß ist, als nächstes den neuen Schwerpunkt 3D-Druck im Bauwesen zu behandeln.
Weiter mit dem 6-teiligen Schwerpunkt 3D-Druck im Bauwesen ...
oder
mit dem
4-teiligen Schwerpunkt Maritime Habitate ...
Anschließend
geht es mit der Jahresübersicht der Solarhäuser 2014 weiter ...