TEIL C
SolarhÄuser und solare Bauelemente
(2011 A)
Auch die Übersicht diesen Jahres soll in der bewährten Folge nach
Größe und Stand der Umsetzung präsentiert werden.
(Grafik)
Im Januar 2011 wird in den Blogs eine Katastrophen-Unterkunft aus
Japan vorgestellt, die zunächst als Container ins betroffene Gebiet
gebracht wird, sich dort auf Knopfdruck entfaltet und dann von mehreren
Leuten bewohnt werden kann.
Hergestellt wird das 2,4 x 2,5 x 6 m große und 10 Tonnen schwere EDV-01 von der japanischen Firma Daiwa Lease Industry Co. Ltd. mit Firmensitz in Osaka. Die Unterkunft bietet einigen Personen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern sogar ein Büro, eine kleine Küche, ein Badezimmer und einen Satelliten-Anschluß zum telefonieren. Das EDV steht dabei für Emergency Disaster Vehicles, auch wenn die Behausung nicht eigenständig mobil ist.
Hier aufgeführt wird das Teil in erster Linie, weil die Stromversorgung von 2 kW Solarzellen auf dem Dach und an einer Seite des Gebäudes, Wasserstoff-Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Akkus übernommen wird. Was nur vernünftig ist, da bei Erdbeben o.ä. Katastrophen regelmäßig die Stromnetze zusammenbrechen.
Auch die Struktur ist ziemlich clever: In nur vier Minuten klappen die vier hydraulischen Stabilisatoren heraus, während die obere Ebene nach oben gleitet, um den Raum in Form eines zweiten Stockwerks zu verdoppeln. Die untere Ebene beinhaltet Sanitäreinrichtungen nebst einer Kompost-Toilette und Wasserdampfkondensatoren zur Trinkwasserbeschaffung, der bis zu 20 Liter pro Tag liefern kann. Dazu gibt es hier ein Lager für Vorräte und Ausrüstung.
Im Juni 2011 erscheinen die ersten Fotos der vollautomatischen EDV-01 Unterkunft, die per Schiff, LKW oder sogar Hubschrauber transportiert und ohne externe Ressourcen von zwei Menschen bis zu einem Monat lang genutzt werden kann. Die Haut ist perforiert, um diffuses Licht in das Obergeschoß zu lassen, und die eingebauten LEDs können visuelle Informationen anzeigen. Die öffentliche internationale Vorstellung erfolgt während der Little Tokyo Design Week im Juli in Los Angeles.
Daiwa hat bereits einige Erfahrung in diesem Bereich, da die Firma nach einem Erdbeben im Jahr 1995 insgesamt 14.772 Einheiten einer Vorgängerform gebaut hatten, die inzwischen in die ganze Welt verschickt worden sind. Auch bei dem Tōhoku-Erdbeben im März 2011 errichtet das Unternehmen über 11.000 temporäre Wohneinheiten.
Das EDV-01 erscheint zwar noch einmal im August 2012 in der Fachpresse, nachdem es Gewinner des Good Design Award 2011 geworden war, doch Pläne, es zu vermarkten scheint Daiwa Lease noch keine zu haben. Statt dessen will man die Größe halbieren, um das System noch besser verfügbar zu machen. Dem Stand von 2019 zufolge befindet sich die containergroße Notunterkunft aber noch immer nicht im Angebot der Firma.
Mehr für den Einsatz als Freizeiteinrichtung in der unberührten Wildnis
gedacht ist das Eco-Temporary Refuge, das im April 2011 präsentiert
wird. Es war erstmals auf dem ETR :: International Mountain
Summit’10 der Öffentlichkeit vorgestellt worden.
Die temporäre, solarbetriebene Berghütte von Cimini Architettura ist eine kleine Kabine, die mit dem Hubschrauber zum Einsatzort gebracht und auf eingebauten Rohrträgern aufgestellt werden kann. Sie ist so konzipiert, daß sie vollständig selbstversorgend ist und mit minimalen Auswirkungen auf das Gelände errichtet und wieder entfernt werden kann, selbst inmitten der Schweitzer Alpen.
Das schlichte Design bietet Platz für sechs Kojen nebst Bad, Foyer und Wohnraum. Ein riesiges Aussichtsfenster kann Solarwärme hereinlassen, und wenn die Sonne untergeht, hilft ein Wärmevorhang, die Wärme im Inneren zu halten. Die Kabine wird von einer 4 kW Solaranlage versorgt, die an den Wänden montiert ist, um zu verhindern, daß Schnee sie bedeckt. Das Array liefert den Basisstrom für die Insassen, aber die Planer wollen die Kabine auch mit einer Fußbodenheizung ausstatten, die vermutlich nicht elektrisch funktioniert, Details gibt es darüber bislang keine.
Das Solarsystem, das alle Geräte der Kabine betreibt, ist auch dafür verantwortlich, Schnee zu schmelzen, um in die Wasserversorgung der Einheit eingespeist zu werden. Für den Notfallbedarf an Heizung und Kochen steht eine Versorgung mit Bioethanol zur Verfügung.
Ein recht ähnliche Berghütte wird im Oktober 2011 im
italienischen Courmayeur am Freboudze Gletscher
im Mont Blanc Massiv auf 2.835 Höhenmetern installiert.
Die vordere Hälfte ragt über den Fels hinaus, was einen fast uneingeschränkten Blick durch das große Panoramafenster auf die italienischen Alpen und den Abgrund unter der Kapsel möglich macht. Das rote Strickpullover-Muster auf der Außenseite soll helfen, sie aus der Ferne zu erkennen.
Die für Bergsteiger und Kletterer verfügbare Kapsel mit einer Breite von 3,55 m, einer Höhe von 2,87 m und einem Gesamtgewicht von 2,5 Tonnen wurde in vier vorgefertigten Einzelteilen auf den Gletscher geflogen. Die Röhren-Einheiten, deren luftdichte Hüllen aus hochgedämmten Sandwichplatten hergestellt wurden, die aus Faserverbundstoffen und Polyesterharz bestehen, wurden vor Ort in wenigen Stunden miteinander verbunden und an sechs Kontaktpunkten im Fels verankert.
(im Bau)
Die energieeffiziente Gervasutti-Hütte (New Refuge Gervasutti, o. LeapHut) wurde von CAI Torino, dem italienischen Alpenverein, in Auftrag gegeben und nach Ende der Designphase im Dezember 2010 ab dem Mai diesen Jahres von der ebenfalls italienischen, 2012 von Stefano Testa und Luca Gentilcore gegründeten Architekturfirma LEAPfactory aus Turin realisiert, welche modulare Strukturen entwirft, entwickelt und aus nachhaltigen Materialien produziert, die für extreme Umgebungen gedacht sind und dabei die Umwelt so wenig wie möglich belasten. LEAP steht für Living Ecological Alpine Pod.
Als alpines Refugium der neuesten Generation bietet das Refugium die optimale Kombination aus Komfort, Sicherheit und Umweltschutz. Dabei erinnert der komfortable Holzinnenausbau an eine traditionelle Berghütte.
Der Biwak kostet zwar 250.000 €, dafür bietet er auf 30 m2 Nutzfläche aber auch fließend Wasser, mehrere Toiletten, einen Küchenbereich mit Induktionsherd, einen Computer mit Internetanschluß und detaillierten Informationen über das Wetter, einen großen Eßtisch, Klappbetten für bis zu zwölf Personen und eine integrierte Heizung. Zur Energieversorgung sind in das Dach 24 PV-Paneele eingearbeitet, die mit ihren 2,5 kW den gesamten elektrischen Bedarf decken, während der Schnee nach starkem Niederschlag durch den runden Bau alleine von der Oberfläche rutschen und die Paneele wieder freimachen soll.
Im September 2013 stellt die LEAPfactory für ein russisches Tourismusunternehmen auf dem südlichen Gletscher des Elbrus, dem höchsten Berg im Kaukasus, das LeapRus Eco Hotel fertig, das auf 3.912 Höhenmetern insgesamt 49 Gästen Platz für den Aufenthalt bietet.
Das derzeit höchste Öko-Hotel der Welt umfaßt eine Gesamtfläche von 140 m2 und besteht aus fünf Einzelgebäuden: drei weiße, röhrenförmige Einheiten mit mehr Elementen als die LeapHut, eine silberne Box und eine etwas entfernt gelegene Hütte mit der Kläranlage. Eine der Röhren beinhaltet das Restaurant mit Küche sowie die Hausmeisterwohnung. Sämtliche sanitäre Einrichtungen und Technikräume sind in der metallverkleideten Box untergebracht. Die Beleuchtung erfolgt mit energiesparenden LED-Lampen.
Auf den Dächern der Röhren auf einer Fläche von rund 81 m2 Solarthermie- sowie Photovoltaik-Module mit einer Nennleistung von 8,6 kW installiert. An bewölkten Tagen gewährleistet ein 76 kW Generator im Technikraum die Energieversorgung. Die Temperierung der Innenräume erfolgt über eine kontrollierte Lüftung, bei der Wärmetauscher die Frischluft vor dem Eintritt ins Gebäude vorwärmen, so daß die thermischen Verluste gering gehalten werden. Die notwendige Heizenergie stellt ein gasbetriebener Niedertemperaturkessel bereit.
(Grafik)
Bislang nur ein Plan der Zürcher Architektur- und Designfirma Nau
Gmbh (Nau2) ist ein selbstversorgendes Pod-Haus, das sich
auf dem Dach eines jeden Gebäudes aufstellen läßt. Die im Mai 2011 vorgestellte Living
Roof-Kapsel ist eine vielseitige Fertigteil-Wohnlösung,
die sich auf Knopfdruck vom Büro über eine Lounge bis hin zu einem
Schlafbereich verwandeln kann, indem sich ein Außenring dreht und
der Innenraum z.B. von einem Schlafraum zu einem Arbeitszimmer wechselt.
Der 8,5 m lange Pod, der von der Stadtlandschaft bis zum Amazonasgebiet überall eingesetzt werden kann, ist so konzipiert, daß er seine gesamte Energie selbst erzeugt. Eine Reihe von Photovoltaikmodulen fängt die Sonnenenergie ein und speichert sie in Batteriezellen. Winzige Windturbinen an jedem Ende belüften den Innenraum und erzeugen dabei ebenfalls Strom. Zudem helfen sie, das Regenwasser, das zum Baden und Trinken gesammelt und gereinigt wird, in den Pod hineinzuleiten.
Das Architekturbüro stellt sich den mit einer hochisolierten Außenhülle vorfabrizierten Living Roof-Pod als privates, mobiles Penthouse für Reiche und Umweltbewußte vor, das an Freunde vermietet, im Urlaub genutzt oder als Rückzugsort in der eigenen Stadt eingerichtet werden kann.
Im Jahr 2015 wird ein weiteres Design präsentiert, das von der Form her an eine Getränkedose erinnert. Das Konzept für eine erschwingliche und nachhaltige Wohnkapsel wird als Reaktion auf die positiven Rückmeldungen auf den Living Roof-Pod erarbeitet.
Das Living Roof 2.0 genannte Objekt soll eine Serienproduktion ermöglichen, wobei die Idee einer autarken Kapsel beibehalten wird, die diesmal aus einem Zylinder mit mikrogeprägter Edelstahloberfläche, Glas und flexiblen Solarpaneelen besteht. Auf die kleinen Windturbinen wird dagegen verzichtet. Die Reduktion des Gewichts der neuen Konstruktion erlaubt einen vereinfachten Transport per Lastwagen.
Wie sein Vorgänger beinhaltet der multifunktionale Innenraum, dessen jeweils gewünschte Konfiguration quasi ‚nach unten gedreht‘ wird, Merkmale wie Sitzelemente, Schreibtischelemente, motorisierte Sonnenblenden, Generator- und Akkupacks, einen Duschbereich, eine Toilette u.v.m.
Unter dem Namen Living Roof London wird im März 2016 eine noch weiter vereinfachte Version gezeigt, die – unter Beibehaltung der Kernfunktionen – äußerlich eher einem gewöhnlichen Container ähnelt. Auch dieses Konzept befindet sich bislang aber erst in der Planungsphase.
(Grafik)
Es gibt zudem Objekte, die eher grenzwertig zwischen reiner Kunst
und Anwendung liegen. Eine sehr eigene Variante, die im Juli 2011 in
den Blogs erscheint, stammt von den Architekten Craig
Hodgetts und HsinMing Fung von HplusF
Design and Architecture aus Los Angeles, die eine Art
‚Gebäude‘ aus recycelten Fahrzeugen bauen, das als Einfamilienhaus,
Büro, Kunststudio oder anderes genutzt werden soll.
Das Hummer House wurde für die Prefab 20/20 - An Open Ideas International Competition 2009 entwickelt (wo es eine Ehrenauszeichnung erhält), nachdem bekannt wurde, daß die Produktion der Hummer SUVs im Mai 2010 eingestellt werden wird. Die beiden Künstler-Technologen waren zu dem Schluß gekommen, daß die metallischen Komponenten der SUVs langlebig genug sind, um als Außenhülle eines schiffsähnlichen Einfamilienhaus mit allen notwendigen Annehmlichkeiten im Inneren verwendet zu werden.
Das Hummer Home, das aus Karosserien von acht identischen Fahrzeugen besteht, bietet auch noch genügend Platz für eine Klimaanlage, eine Heizung, ein 12-Volt-Bordnetz sowie verschiedene Medienkomponenten. Um das Projekt nachhaltiger zu gestalten, werden Photovoltaikzellen, eine Isolierung aus Naturmaterialien und eine geothermische Heizung und Kühlung eingesetzt – wobei die letztgenannte Technologie leider nicht weiter ausgeführt wird.
Das Hause kann auch als kleinere Einheit aus nur vier Autos, oder umgekehrt noch mehr erweitert werden, um größere Mehrfamilienhäuser zu schaffen. Doch auch bei diesem Konzept scheint es sich bislang um einen reinen Entwurf zu handeln.
(Grafik)
Eine andere Verbindung zwischen Wohnung und Fahrzeug bildet der Entwurf Habitat (o.
Habitat Micro Home) des US-amerikanischen Produktdesigners Jon
Salerno aus Boston vom Juni 2011. Das Wohn-
und Aufenthaltskonzept basiert auf der Idee des Andockens, das inzwischen
für unsere intuitive Nutzung von Technologie steht, und setzt sie
zur Lösung von Problemen des nicht nachhaltigen Lebens und des Pendelns
ein.
Die Grundstrukturen von Habitat sind ein 9 m2 großer kubischer Pod und ein 3 m2 großes Elektrofahrzeug, das separat als Auto genutzt werden kann – oder um unter dem Raum geparkt gemeinsam einen mehrstöckiges kleines Haus von 12 m2 zu schaffen.
So sind beispielsweise die vier Sitze des Fahrzeugs rekonfigurierbar. Angeordnet in einer normalen Vorwärtsposition zum Fahren, sind sie drehbar, um sich gegenseitig gegenüberzustehen und damit ein kleines Wohnzimmer für die Bewohner zu schaffen, wenn das Auto an das Haus angedockt ist. Das Mikrohaus kann aber auch für sich allein stehen. Die Sanitäranlagen sind in den Pfeilern versteckt, die es hochhalten.
Durch die Nutzung von Sonnen- und Windenergie speisen sich die beiden Strukturen jeweils gegenseitig und speichern zudem Energie. Abgesehen von einem Hinweis auf verstellbare Solarmodule auf dem Dach der Wohnstruktur und Brennstoffzellen unter dem Boden des Wohnraums, gibt es dazu aber keine weiteren Details. Darüber hinaus hat der kleine Raum des Mikrohauses genügend Platz für ein bequemes Bett auf einer Mini-Ebene, die an der Decke aufgehängt ist, eine Küchenecke und einen Tisch mit Speicherraum.
(Grafik)
Interessanterweise stellt der japanische Automobilhersteller Nissan auf
der Elektronikmesse CEATEC im Oktober 2011 in
Tokio ein sehr ähnliches Smart House-Konzept namens NSH-2012 vor.
Im Gegensatz zu anderen Ideen kann der Konzern aber schon ein original
großes Modell vorweisen.
Auch bei diesem Design bindet ein auf Stelzen gebautes, futuristisch anmutendes Haus die Batterie das darunter geparkten Leaf-Elektromobils ins Hausnetz ein. Die Idee zu einem entsprechenden Einsatz der Elektrobatterie des Fahrzeugs – sozusagen als Notstromaggregat auf Rädern – hatte die Firma schon im August unter dem Stichwort Leaf to Home verkündet (Vehicle-to-Grid, V2G).
Und exakt wie bei Salernos Entwurf erzeugen auch beim NSH-2012 auf dem Dach installierte Solarmodule Strom, und zusätzlich ist eine Brennstoffzelle in das System integriert, das etwa 1 – 2 kW für Beleuchtung, Lüfter, TV, Mini-Kühlschrank und Klimaanlage verbraucht.
Den während der Messe veröffentlichten Pressemeldungen zufolge will Nissan das polyedrische, von modernem Flugzeugrumpfdesign und alten japanischen Häusern inspirierte energieautarke und katastrophensichere Wohnkonzept ab Ende 2012 in Japan anbieten. Zwar wird der Nissan Leaf im Oktober 2019 als erstes V2G-Elektroauto auf dem deutschen Energiemarkt zugelassen, doch über eine tatsächliche Vermarktung des NSH-2012 ist noch immer nichts zu finden.
in Fraser
Eines der ersten regulären und bereits errichteten Häuser, die im
Januar 2011 vorgestellt werden, ist ein von Bryan
Bowen und Kristen Uitto von Bryan
Bowen Architects aus Boulder entworfenes Nullenergiehaus
in Fraser, Colorado, das dank Photovoltaik und
Vakuumröhren-Solarthermie keinerlei fossile Brennstoffe verbraucht.
Das mit beeindruckender aktiver und passiver Gebäudetechnik konzipierte Net-Zero Energy House ist netzgekoppelt, wobei sein 17 kW PV-Array auch zwei vollelektrische Plug-in-Fahrzeuge versorgt.
Neben einer dick isolierenden Hülle sind beim Bau unter anderem amerikanische Lehmputzwände, automatisierte Fensterbeschattungen und ein Gründach integriert worden.
Von der 2003 gegründeten französischen Firma Solaleya
Designs, die auch für die Domespace-Drehhäuser verantwortlich
ist (s.d.), stammt eine von dem Designer David Fanchon entworfene
Öko-Architektur-Perle im Bereich der optimalen, passiven Nutzung
der Sonnenwärme, ohne mechanische oder elektrische Hilfsmittel.
Das Pearl genannte Haus, das im März 2011 vorgestellt wird, verfügt über eine auffällige Kuppel mit integrierten Solarmodulen, die sich für den Sonnenschutz anpassen und auch den wechselnden Jahreszeiten nachstellen lassen. Wirklich herausragend ist dieses Design aber in der Nutzung der passiven Solarprinzipien.
Dies geschient zum einen durch die Orientierung, denn das Haus ist nach Süden ausgerichtet und besitzt große Erker, die mit automatisierten Lüftungssystemen ausgestattet sind, damit die Wärme und das Licht der Wintersonne umfassend in jeden Raum gelangen können. Im Sommer reflektiert das weiße Stahldach durch seinen Winkel das Sonnenlicht und sorgt so für kühle Innenräume. Zusätzlich verfügen die Innenräume über eine Holzverkleidung zur Wärmedämmung.
Das künstlerisch gestaltete Dach kann mit einer Schicht aus Luft- und Korkperlen isoliert werden, während die Außenwände mit 30 cm dickem, komprimiertem Stroh gedämmt sind. Zudem ist das Bauwerk mit einer Erdwärmeheizung und einer Regenwassernutzung ausgestattet.
Auf der Homepage des Unternehmens werden später acht verschiedene, ein- und zweistöckige Modelle mit Nutzflächen von 34 m2 bis 456 m2 und entsprechend großen Terrassen angeboten. Es werden aber keinerlei weitere Umsetzungen dokumentiert.
in Schmölln
Marktgängiger sind – zumindest in Deutschland – Eigenheime, wie sie
beispielsweise von der Firma HELMA Eigenheimbau AG angeboten
werden. Das EnergieAutarkeHaus (EAH) macht seine
Bewohner völlig unabhängig von Energieversorgern, denn der Primärenergiebedarf
liegt 70 % unter dem Passivhausstandard. Die Projektgruppe, die
das Haus entwickelt hat, wurde von Prof. Dipl.-Ing. Timo
Leukefeld geleitet. Das erste Einfamilienhaus-Exemplar,
das 2011 in Lehrte errichtet
wird, hat eine Nutzfläche von 162 m2, benötigt keinen
Stromanschluß, und die Sonne deckt 65 % des Jahreswärmebedarfs
über ein solarthermisches Heizkonzept.
Ganzjährig steht Sonnenwärme aus einem 6,2 m hohen Langzeitspeicher zur Warmwasser-Bereitung zur Verfügung, und im Winter werden damit über Wandflächen- oder Fußbodenheizung die Räume beheizt. Ein Stückholzofen sorgt für den restlichen Wärmebedarf. Eine 8 kW Photovoltaik-Anlage sowie ein 48 kWh Akku liefern den Strom für die Eigenversorgung und die Ladestation des Elektroautos. Ich hatte das Gebäude bereits in Verbindung mit dem ebenfalls von Leukefeld initiierten und in den Folgejahren mehrfach gebauten Energetikhaus100 in der Übersicht des Jahres 2004 vorgestellt (s.d.).
Ein Beispiel für die Entwicklung der Folgejahre: Im August 2017 eröffnet die VR-Bank Altenburger Land in Schmölln das erste EnergieAutarkeHaus in Thüringen, das nun mindestens ein Jahr lang als Musterhaus für Besprechungen mit Bankkunden und Interessenten genutzt werden soll. Es hat eine Wohnfläche von 147 m2, einem 9,3 m2 Schichtenspeicher, 46 m2 thermische Kollektoren sowie eine 59 m2 große 9,84 kW PV-Anlage. Die Bank bezeichnet sich als Spezialist für die Finanzierung von Immobilien und Anlagen zur nachhaltigen Energiegewinnung und sieht sich als idealer Multiplikator und perfekter Partner für das innovative Hauskonzept.
Leukefeld selbst, der für seine Energiekonzepte inzwischen schon etliche Preise eingeheimst hat, zieht Ende 2013 in das „deutschlandweit erste energieautarke Haus“ ein, das im sächsischen Freiberg steht, gemeinsam mit anderen Ingenieuren entwickelt wurde und schlüsselfertig knapp 400.000 € kostet. Auch hier wird Solarthermie mit Photovoltaik und einem gigantischen Wärmespeicherkessel kombiniert.
Um nicht der einseitigen Werbung bezichtigt zu werden: Auch der Mitbewerber,
die Firma WeberHaus GmbH & Co. KG im badischen
Rheinau-Linx, bietet mit dem Konzept WeberHaus
PlusEnergie seit
dem April 2006 Häuser an, die mehr Energie gewinnen als sie brauchen.
Dabei blickt die Firma auf eine beachtliche Historie zurück: Seit 1990 baut WeberHaus ausschließlich Niedrigenergiehäuser. 1996 wird das erste Null-Heizenergie-Haus entwickelt, bei dem solare Anlagen Warmwasser und Strom erzeugen – und im Jahr 2000 folgt das erste Passivhaus mit Direktheizung und Wärmerückgewinnung.
Das PlusEnergie-Haus produziert im Durchschnitt 56 % mehr, als die Immobilie benötigt. Dieser Überschuß kann einem Elektroauto zu Gute kommen.
Das erste offiziell zertifizierte Passivhaus im Bundesstaat New York
wird im März 2011 im Hudson Valley,
rund zwei Stunden nördlich von New York City, eröffnet. Der am
‚Earth Day‘ im April des Vorjahres begonnene Bau ist von dem Architekten Dennis
Wedlick und seiner in New York ansässigen Firma BarlisWedlick
Architect LLC entworfen worden. Die von der historischen
Scheunenform inspirierte Struktur aus vorgefertigten Kiefer-Bogenbalken
wird innerhalb weniger Tage durch die Bill Stratton Building
Co. errichtet und dann im Laufe einiger Monate in ein
Steinhaus verwandelt.
Der Prototyp, der den Namen Hudson Passive House (anfangs: The Hudson Passive Project) trägt, deckt dank der hochisolierten Decke, der Wände und des Bodens, die das Haus im Winter warm halten, fast seinen gesamten Wärmebedarf durch die Sonneneinstrahlung durch das großzügige, 7 m hohe Südfenster. Elektronisch gesteuerte Isolierfensterblenden runden das Wärmepaket ab. Sogar ohne den Einsatz von Photovoltaik, Windkraft, Solarthermie oder anderen Energieanlagen wird ein Energieverbrauch von nahezu Null erreicht.
(im Bau)
Das 2012 mit dem Building Excellence Award der Structural Insulated Panel Association (SIPA) ausgezeichnete Projekt besitzt eine hohe Kathedralendecke und beherbergt auf einer Fläche von ca. 150 m2 drei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, einen kleinen Unterhaltungsraum und einen riesigen loftartigen Wohnraum. Das Ganze ist mit einem Wärmerückgewinnungsventilator ausgestattet, der die Luft frisch, zirkulierend und warm hält und dabei nur wenig Energie verbraucht. Außerdem gibt es für die Heizung zwei Wärmepumpen und drei elektrische Sockelleistenheizungen.
Die Entwicklung des Hudson Passive Project zwischen 2010 und 2013 wird auf der Website hudsonpassiveproject.com ausführlich dokumentiert. Von dort stammt auch das Foto, auf dem zu sehen ist, wie die Bogenbalken mit reiner Muskelkraft aufgestellt werden, eben ganz so, wie früher – und bei den Amish auch heute noch – Scheunen und ganze Häuser errichtet wurden.
Das Projekt, an dem auch die Timberline Panel Co. beteiligt ist, wird mit Unterstützung der New York State Energy Research Development Authority (NYSERDA) realisiert. Was vermutlich auch notwendig ist, denn die eigentlich geplanten Kosten von 595.000 $ werden kräftig überschritten. Anfang 2012 steht das auch Claverack Passive House genannte Gebäude jedenfalls für 675.000 $ zum Verkauf.
Ebenfalls im März 2011 kann das international renommierte
Architekturbüro Foster & Partners sein erstes
Projekt in Afrika abschließen.
Die ersten beiden von drei Gebäuden, die von der marokkanischen Banque Marocaine du Commerce Exterieur (BMCE) in Auftrag gegeben wurden, werden in Rabat und Casablanca gebaut und zeichnen sich durch Energieeffizienz, lokale Materialien und ein stromloses Erdrohr-Kühlsystem aus. Bei letzterem wird Frischluft in ein leeres Rohr gesaugt, das das Gebäude unterirdisch umgibt, wo sie von der Erde natürlich gekühlt und dann in den Raum abgegeben wird.
Das zeitgenössische, Licht durchströmte Innere ist von einer energieeffizienten Hülle umgeben, das dem traditionellen, geometrischen arabischen Design nachempfunden ist – bis hin zur einer moscheeförmigen Kuppel. Um die Hitze gering zu halten, werden die gitterförmigen, nahezu erflochtenen Blenden aus rostfreiem Edelstahl gefertigt. Dadurch bleibt die Energieeffizienz hoch, und das Gebäude benötigt nur sehr wenig zusätzliche Kühlung.
Inmitten des Gewerbeviertels Lindholmen im Stadtteil Lundby, unweit
des Fährhafens Fredirikshavn, wird im schwedischen Göteborg im
März 2011 das Bürogebäude Kuggen (Zahnrad)
fertiggestellt. Das Gebäude befindet sich auf dem Lindholmen Campus
der Chalmers University und ist über zwei Skyways im ersten Stock
mit den Gebäuden Jupiter und Science Park verbunden.
Die ungewöhnliche Form des 22,4 m hohen zylinderförmigen, knallbunten, dekonstruktivistischen Baus des schwedischen Wingårdh Arkitektkontor erklärt sich u.a. aus dem Entwurfsansatz bezüglich des Sonnenschutzes: Jedes der fünf Geschosse ist 1,5 m größer im Umfang, wächst um zwei Fenster pro Stockwerk und ist nach Süden verschoben, um das darunter liegende Stockwerk zu beschatten.
Da das fünften Obergeschoß keinen Schatten hat, wird an der Fassade eine außen liegende, umlaufende Metallschiene und ein Sonnenschutz installiert, der der Sonne nachgeführt wird und die dahinter liegenden Räume beschattet. Der Sonnenschutz, der das Gebäude zu jeder Tageszeit anders erscheinen läßt, ist außerdem mit Solarzellen bestückt.
Das Erdgeschoß ist öffentlich zugänglich und hat ein Café, während die Büroflächen des ersten Obergeschosses beliebig zusammengeschlossen und erweitert werden können, um auch als Ausstellungsräume genutzt zu werden. Die verbleibenden drei Obergeschosse sind allein der gewerblichen Büronutzung vorbehalten.
Die Fassade erscheint als willkürliche Aneinanderreihung von drei- und viereckigen Segmenten. Die dreieckigen Fensterflächen stehen auf ihrer Spitze, so daß das Licht tief in den Raum einfallen und eine maximale Nutzung des Tageslichts gewährleistet wird. Die langlebigen Fassadenplatten bestehen wiederum aus glasiertem Terracotta in sieben unterschiedlichen Farbtönen. Auf dem Dach erzeugt eine Solarthermieanlage Warmwasser für den Einsatz im Gebäude, zudem gibt es anpassungsfähige Belüftungs- und Lichtanlagen sowie eine interaktive Heizung und Kühlung.
Im Mai 2011 wir in Sarasota, Florida, das Power Haus (das tatsächlich so geschrieben wird) von Josh Wynne Construction vorgestellt, das die niedrigste HERS-Bewertung in den USA erreicht, eine negative 22. Das Home Energy Rating System (HERS) ist ein nationaler Industriestandard, an dem die Energieeffizienz eines Hauses gemessen wird. Mit einem negativen HERS-Wert produziert das Haus mehr Energie, als es auf Jahresnettobasis verbraucht.
Das Haus liegt inmitten großer, bestehender Bäume, deren Schattenlinien in Verbindung mit großen Traufen genutzt werden, um Schutz vor der Sonne Floridas zu bieten. Um der dortigen Feuchtigkeit entgegenzuwirken und die Anzahl der Tage mit natürlicher Lüftung zu erhöhen, wird eine unabhängige, automatische Entfeuchtung installiert.
Das Haus verfügt über ein 14,2 kW PV-Array aus amorphen Siliziumzellen, das die Hälfte des Daches bedeckt, während die Energieeinsparungen durch eine Vielzahl von passiven und aktiven Anwendungen erreicht werden, darunter argongefüllte Fenster, ein Hybrid-Durchlauf-Wassererhitzer und LED-Beleuchtungen. Eine Echtzeit-Energieerzeugungs- und Beleuchtungssteuerung ist auf einem iPad oder iPhone verfügbar. Weitere Nachhaltigkeitselemente sind polierte Betonböden, Lehmböden und recyceltes Zypressenholz im ganzen Haus.
Regenwasser wird auf der Dachfläche erfaßt und in eine Zisterne geleitet, von wo aus es in den Pferdeställen verwendet wird. Sobald gefiltertes Regenwasser zukünftig am Wasserhahn erlaubt wird, soll es auch im Inneren genutzt werden. Der Wasserverbrauch im Innenbereich wird aktuell durch Low-Flow-Armaturen und mit Grauwasser gespeisten WCs reduziert.
Weiter mit den Solarhäusern und solaren Bauelementen 2011 ...