TEIL C
Solarhäuser und solare Bauelemente (2009 D)
Die meisten der neuen Entwürfe zielen jedoch naturgemäß auf den
Arabischen Golf – dem größten Architektur-Sandkasten der Welt.
Vorreiter ist wieder einmal das Emirat Dubai.
(Design)
Bekannt als O-14 (o. O14), entsteht seit 2007 ein 23-stöckiger Büroturm an der sogenannten Business Bay von Dubai, der zur Reduzierung des Energieverbrauchs eine passive Sonnenenergie-Technik nutzt.
Das 102 m Hochhaus des Büros Reiser + Umemoto RUR Architecture PC aus New York, das eine Nutzfläche von 28.000 m2 hat, sitzt auf einem zweistöckigen Podium, und sein mit 1.000 Öffnungen perforierter Mantel, der einen Meter vor den Fenstern sitzt, schafft einen Kamineffekt, bei dem die heiße Luft aufsteigt und die Oberfläche der Glasfenster hinter der Schale effektiv kühlt.
Dieses passive Gebäude wird sehr schnell realisiert und bereits im Frühjahr 2010 eröffnet. Man geht von einer Kühlenergie-Ersparnis von 30 % aus. Das O-14 ist der Gewinner des Emporis Skyscraper Award 2009 und wird 2010 auch mit dem Engineering Excellence Award des American Council of Engineering Companies (ACEC) ausgezeichnet.
(Design)
Vom Pariser Eiffelturm inspiriert ist das 170
m hohe, 24-stöckige EKO Hochhaus der Firma 10
Raisons Architects aus Bordeaux.
Geplanter Standort ist der Za’abeel Park in Dubai City, und erwähnt wird das Bauwerk hier, weil es neben einer Bibliothek, einer großen Ausstellungshalle und einer Bar auch noch auf seiner Südseite von 8.500 m2 eines ‚Nano-Solar-Materials’ umhüllt ist, wobei allerdings nicht im Details darauf eingegangen wird, um was es sich dabei konkret handeln soll.
Mit einer Nutzfläche von 40.000 m2 soll das von 350 Palmen umgebene Projekt 240 Mio. $ kosten, weitere Detais gibt es nicht - und von einer Umsetzung ist bislang auch nichts zu hören.
Der Beitrag des amerikanisch-schweizerischen
Büros XTEN Architecture bei der ThyssenKrupp
Elevator Competition in Dubai weist ebenfalls einige
,grüne’ Features auf. Es handelt sich dabei um den Za’abeel
Park Observation (ZPO) Turm, dessen
Design auf den geometrischen Ornamenten der arabisch-islamischen
Tradition beruht.
(Design)
Die Oberseite des Turms ist mit der Basis durch ein leicht gedrehtes Rohrnetz verbunden, das dem Turm sein einzigartiges Aussehen verleiht. Es gibt sechs Rohre mit einem Durchmesser von jeweils 30 m, drei Innen- und drei Außenrohre. Die Innenrohre umfassen das Zirkulationssystem für den Turm; eines enthält die Aufzüge, eines eine offene Treppe und eines eine geschlossene, feuerfeste Notausgangstreppe. Die drei Innenrohre dienen auch als strukturelle Unterstützung für die dynamische Konfiguration der drei Außenrohre.
Der ZPO soll als Null-Energie-Turm gebaut werden. Hierfür werden mehrere hundert Quadratmeter Dünnschicht-Solarzellen die horizontalen Ebenen der jeweils 70 m weit herausragenden drei Blütenblatt-Dächer sowie die nach Süden, Westen und Osten exponierten Flächen des Turms verkleiden.
Dies soll die Komplettversorgung des filigranen Bauwerks sicherstellen, das sich um 270° verdreht aufwärts windet. Gründächer reduzieren außerdem die direkte Sonneneinstrahlung, die Mehrheit der Baustoffe wird aus recycelten Quellen stammen, das Wasser wird ebenfalls recycelt, und die Kühlung und Belüftung soll aus geothermischen Quellen erfolgen.
(Design)
Ein weiteres Bauwerk für Dubi wird unter dem Namen Almeisan
Tower bekannt. Das ungewöhnliche Konzept des Architekten
Robert Ferry aus Pittsburgh, Pennsylvania, ist im Grunde eine gewaltige Solarturm-Anlage,
die auf dem Dach eines Hochhauses sitzt. Almeisan (o. Alhena) ist übrigens
der arabische Name für den dritthellsten Stern im Sternbild Zwillinge
(Gamma Geminorum).
Dieses basiert auf acht strukturellen Pfeilern, die auf einer Höhe von 50 m von einem Spannring umfaßt werden, bevor sie auf doppelter Höhe wie die Knospe einer Blume wieder auseinanderstreben. Hier befindet sich die Aussichtsplattform samt einem Café. Die Pfeiler sind aber auch Teil eines passiven Kühlsystems, indem heiße Luft Öffnungen zugeführt wird, in denen die Kaminwirkung zum tragen kommt und die Luft 110 m weit hinaufzieht.
Auch bei diesem Projekt handelt es sich um einen Wettbewerbsbeitrag für ein neues Wahrzeichen für den Za’abeel Park – der allerdings nicht unter den Gewinnern ist, was natürlich schade ist, da es sich bei den Konzept um eine wirkliche Pioniertat handeln würde. Die Anlage des insgesamt 165 m hohen Turmes wäre in der Lage, mittels 224 großen Heliostat-Spiegeln, welche der Sonne folgen, beachtliche 600 kW zu erzeugen – indem sie die gebündelten Lichtstrahlen auf einen zentralen Kollektor reflektieren, in welchem sich flüssiges Natrium auf konstante 500°C erhitzt und eine Dampfturbine antreibt.
Überraschenderweise gibt es noch ein
weiteres urbanes Sonnenturm-Projekt – dem ich allerdings auch
keine Chancen auf Umsetzung gebe, was so vielleicht auch besser
ist.
(Design)
Diesmal geht es um die Entwicklung einer Food City genannten Freizone, für welche die Landschaftsarchitekten der etwas ominösen Firma Green Concepts Landscape Architects LLC mit Sitz in Dubai einen Masterplan vorlegen, bei dem ein ganzer Stadtteil energetisch autark gemacht werden soll.
Das Projekt umfaßt eine lange Liste nachhaltiger, stadtplanerischer Ideen, einschließlich vertikal gestapelter Landschaften, künstlichen Dachlandschaften, Wasser-Farmen, der Nutzung erneuerbarer Energien und eine thermische Konditionierung.
Um einen bewohnten (!) Solarturm herum, auf dessen Spitze das Licht der Heliostaten gerichtet wird, soll es auch noch mit Dünnschicht-Zellen bedeckte, kleinere Türme geben, piezoelektrische Böden in den Fußgängerzonen, eine Erzeugung von Methan aus dem Abwasser, eine Meerwasser-Entsalzung durch konzentrierende Solarkollektoren, Grauwasser-Recycling und vieles mehr.
Das Ganze wirkt wie eine Verschmelzung aller städtischen Nachhaltigkeitsinitiativen der vergangenen Jahre. Und manchmal ist das dann zuviel des Guten - man stelle sich nur einmal vor, was bei einem Defekt der Heliostaten-Steuerung geschehen könnte. Daher mag es beruhigen, daß inzwischen weder von der Firma, noch von dem Projekt irgendetwas zu hören ist.
Tower (Design)
Ein
dritter Wettbewerbsbeitrag für den Za’abeel Park ist
der 170 m hohe energieautarke Aussichtsturm des Kölner Büros bk2a
architektur,
der unter dem Namen Solar Elevation Tower bekannt
wird.
Die äußere Schale der 170 m hohen Struktur soll gemäß einem Logarithmus entlang der vertikalen Entwicklung in ihrer strukturellen Dichte reduziert werden, was zu einer optimierten Tragwerksstruktur führt.
Im Kern des ganzen befindet sich der vertikale Schacht eines Aufwindkraftwerks: Der thermische Sog treibt einen Generator, der den Turm mit Energie versorgt. Die Entwicklung der Tragwerksplanung und des Aufwindkonzepts erfolgt in Kooperation mit der Firma SBP - Schlaich, Bergermann & Partner aus Stuttgart.
Nachdem das Büro bk2a im Jahr 2015 geschlossen wird, ist auch über dieses Projekt nichts mehr zu finden.
Neben so vielem anderen, gibt es in Dubai natürlich auch einen
Industriekomplex namens Technopark. Als für diesen ein neues zentrales
Element geplant wird, äußerst sich dies in einem weiteren
Wettbewerb im Jahr 2009, dessen Gewinner die Technosphere wird:
Eine gewaltige Kugel, die das gegenwärtige und zukünftige Ökosystem
der Erde darstellen soll. Von der Struktur her scheint es sich
dabei um einen Rund-Dom zu
handeln.
(Design)
Der Entwurf stammt von James Law Cybertecture International mit Stammsitz in Hong Kong, beinhaltet Büro- und Wohnflächen sowie ein Hotel und öffentliche Räume, und soll die Kraft der Synergien zwischen Natur und Technik symbolisieren - indem er z.B. seinen Strom aus der Solarenergie bezieht. Law war uns übrigens mit seinem Cybertecture Egg bereits in der Übersicht des Jahres 2008 begegnet (s.d.).
Die sozusagen lebendige, atmende Technosphere arbeitet in ähnlicher Weise wie die Erde selbst, durch die Bereitstellung von Energie, von aufbereitetem Wasser und sogar von Nahrung. Die PV-Paneele sind in der Hülle eingelassen, und im Inneren schützen hängende Gärten vor der Sonne und filtern die Luft, um mit frischem Sauerstoff zu Verbesserung des Raumklimas beizutragen.
Ende 2009 ist die Konstruktion bereits im Bau, da sie grünes Licht erhalten hatte, doch als der finanzielle Tsunami dieses Jahres zuschlägt, werden die Arbeiten sehr schnell gestoppt und das Projekt, zusammen mit vielen anderen, auf Eis gelegt.
Zwar gibt es laut Law im Jahr 2013 einige Gespräche mit dem Kunden Technopark, ob das Projekt wiederbelebt werden kann, doch ohne positives Resultat. Allerdings erscheint der äußerst detailliert gerenderte Entwurf in den Folgejahren noch mehrfach in den Blogs, zuletzt Mitte 2019.
(Design)
Unter dem Namen Vertical Village wird
für Dubai ferner ein imposanter Baukomplex geplant, der auf den ersten
Blick durch eine Gruppe von funkelnden, geometrischen Pools auffällt
– bei denen es sich tatsächlich um vernetze, blattartige Strukturen
handelt, die aus optimal zur Sonne ausgerichteten PV-Ppaneelen und
Solarkollektoren bestehen. Nähere technische Details
darüber sind allerdings nicht zu finden.
Die Architekten der GRAFT – Gesellschaft von Architekten mbH mit Stammsitz in Berlin und Büros in Los Angeles und Peking erarbeiten einen futuristischen Block aus in Scheiben geschnittenen und schrägen Komponenten, die trotzdem harmonisch zueinander passen. Entworfen um die Sonneneinstrahlung zu verringern und die Solarproduktion zu nutzen, ragen die Gebäude an der Nordseite in dicken Scheiben auf, um sich gegenseitig Schatten zu spenden. Neben den Wohnhäusern gibt es in dem Komplex Hotels, Kinos, Restaurants, Geschäfte und ein Theater.
Wie aus späteren Pressemeldungen hervorgeht, habe sich auch der Schauspieler Brad Pitt an dem Entwurf des Vertical Village beteiligt. GRAFT zufolge sei das Projekt allerdings auf Eis gelegt, und man wisse nicht, ob es jemals wiederbelebt wird.
Im benachbarten Emirat Abu Dhabi befindet sich
derweil ein Appartement-Hochhaus im Shams Gate District auf der Insel
Al-Reem im Bau, dessen Name eigentlich besser zu einem der oben
beschrieben Solarturm-Konzepte passen würde.
& Sky Tower
Der 65-stöckige Shams Tower – was nämlich nichts anderes heißt als Sonnenturm, oder eben Sun Tower – der Bauentwicklungsfirma Aldar Properties PJSC wird eine Fassade erhalten, an der 1.120 Solarpaneele von Suntech Power insgesamt 292 kW liefern. Der Entwurf und die Installation des 2.500 m2 großen Solarsystems, das pro Jahr 450 MWh Strom erwirtschaften soll, erfolgt durch die in Abu Dhabi beheimatete Firma Enviromena.
Das Gesamtprojekt der Sorouh Real Estate unter dem Namen Shams Abu Dhabi, das etwa 25 % der Insel umfaßt und dessen erste Phase bereits im ersten Quartal 2010 abgeschlossen sein soll, beinhaltet neben dem Sun Tower auch noch einen 74-stöckigen Sky Tower, bei dem aber nichts über Photovoltaik gesagt wird. Anderen Quellen zufolge soll dieser Turm 289 m hoch sein und 83 Stockwerke haben.
Tatsächlich werden im März 2011 die ersten Appartements an ihre neuen Besitzer übergeben, und der erwartete Fertigstellungstermin für das Gesamtprojekt lautet nun 2013.
Beobachtungsturm
Um Verwechslungen vorzubeugen: Enviromena installiert ebenfalls in Jahr 2009 auf den spindelförmigen Verschattungsstrukturen, die direkt an den 60 m hohen Beobachtungsturm der Yas Marina Rennstrecke angebaut sind, Schauplatz des Formel-1 Abu Dhabi Etihad Airways Grand-Prix 2009 eine netzverbundene Solaranlage unter dem gleichlautenden Namen Shams Tower – vermutlich, weil der Beobachtungsturm selbst so bezeichnet wird. Hier leisten 1.120 Suntech Power Module zusammen 291 kW.
Anderen Informationen zufolge ist der Burj Al Shams (o. ENI Shams Tower) auf Al-Reem eine 32-stöckiges Wohnanlage mit einer Terrasse mit Blick auf das Wasser des Arabischen Golfs, die der Firma Emirates National Investment (ENI) gehört. Es gibt zudem einen Entwurf namens Shams Tower c13 der Architecture & Planning Group (APG), der zwei eckige Bauten mit jeweils 39 Stockwerken vorsieht, und auch der Architekt Frederic Levrat aus New York designt einen Shamstower, der allerdings völlig anders aussieht und sich auch nicht verorten läßt.
Außerdem wird von der Aldar Properties zwischen 2018 und 2019 der 26-stöckige Meera Shams Tower 2 gebaut. In allen genannten Fällen lassen sich keine näheren technischen Details herausfinden, es scheint aber nicht, daß sie für diese Übersicht irgendeine Signifikanz haben.
Mit
Plänen für ein 224-stöckiges Hochhaus für Abu Dhabi, das komplett
von einer PV-Haut umhüllt ist und damit seinen Gesamtverbrauch
an Energie vollständig alleine decken kann, macht in diesem Jahr
auch der renommierte Bauarchitekt Tommy
H. Landau aus
dem kalifornischen Santa Monica von sich reden. Das 3,5 Mrd. $ teure
Projekt würde wesentlich höher ausfallen als das mit 828 m derzeit
größte Hochhaus der Welt, der Burj Khalifa.
Nachdem die lokalen Behörden den Vorschlag jedoch ablehnen, da er den Luftverkehr beeinträchtigen würde, gibt es keine Anzeichen dafür, daß er jemals umgesetzt wird.
Überall am Golf (und
natürlich auch anderswo) könnte dagegen schon bald ein von dem Architekturbüros
Orlando De Urrutia aus Barcelona entworfenes,
92 m hohes Bauwerk stehen, das wie ein großer Wassertropfen geformt
ist – was auch eine äußerst präzise Aussage für seine Funktion
ist.
(Design)
Das Water Building Resort ist ein nachhaltiger Komplex mit einem Unterwasser-Aquarium, Restaurants, Hotels, Konferenzräumen, einem Wasser-Museum und ähnlichem mehr. Außerdem gewinnt das Bauwerk Solarenergie und erzeugt trinkbares Wasser.
Die nach Süden ausgerichtete Fassade besteht aus transparentem Photovoltaik-Glas, während das gitterförmige Design eine bessere natürliche Belüftung ermöglicht, was wiederum die benötigte Energie verringert, um die Innenräume kühl zu halten. Der Komplex beinhaltet in der untersten Etage – unterhalb des Wasserspiegels – eine Wasseraufbereitungsanlage, die Meer- und Regenwasser reinigt, und schließlich soll auch noch die oben austretende Abluft einen waagrecht liegenden Windrotor antreiben.
Ein weiteres wesentliches Element ist der Einsatz der TeexMicron-Technologie, bei der durch Kondensation aus der gekühlten Luft Trinkwasser gewonnen wird.
Ich habe das Konzept, das auch schon als Luxushotel vermarktet werden sollte, bereits im Kapitelteil über Maritime Solarinseln vorgestellt – da es zumindest visuell ‚über den Wassern schwebt’.
Mitte 2012 erscheint das Projekt ein weiteres mal in der Blogosphäre, was angebracht sein könnte, da der Immobilienmarkt in Dubai wieder anzieht und Wasser ein immer sensibleres Thema wird, nicht nur im gesamten Mittleren Osten, sondern auch sonst fast überall auf der Welt. Trotzdem bleibt es bei den Planungen, und einige Jahre hört man nichts mehr davon.
Erst im Juli 2016 taucht es wieder auf, diesmal in Verbindung mit Victor Fernandez Alvarez, dem Eigentümer des spanischen Unternehmens TeexMicron Technologies Sl (o. TeexMicron Ethical Co.) in Gijón, das die patentierten, Atmospheric Drinking Water Generators (GAAP) genannten Geräte entwickelt und produziert, die durch Kondensierung der relativen Luftfeuchtigkeit Trinkwasser aus der Atmosphäre ziehen.
Alvarez schließt mit Barceló Hotels & Resorts eine Vereinbarung ab, um das Water Building als Fünf-Sterne-Hotel, das sein Wasser und seine Energie selbst erzeugt, in drei in Länder des Mittleren Ostens einzuführen. Demnach soll ein arabischer Investmentfonds zwischen 75 und 85 Mio. € in den den Bau jedes Hotels stecken, die dann von Barceló mit langfristigen Mietverträgen in Doha, Dubai und anderen Städten betrieben werden. Die Green Hotels, die wenigstens 200 Zimmer haben werden, können im Prinzip an fast jedem Ort der Welt gebaut werden, da sie keine Wasserressourcen im Untergrund benötigen. Bislang sind aber noch keine weiteren Umsetzungsschritte bekannt geworden.
Ein gigantomanisches Projekt für Roosevelt Island in
New York City geht auf den bereits mehrfach genannten Architekten Vincent
Callebaut zurück. Das 600 m hohe Konzept einer ‚vertikalen
Farm‘ wird 2009 unter dem Namen Dragonfly vorgestellt.
Das 132-stöckige Bauwerk mit der Silhouette eines ruhenden Schmetterlings
soll mit insgesamt 28 landwirtschaftlich nutzbaren Feldern aufwarten,
auf denen Nahrung für die Bewohner angebaut wird.
Der Architekt rechnet damit, daß die Hälfte des Stromverbrauchs durch die Solarzellen auf der Südseite gedeckt werden kann, während die andere Hälfte von drei gewaltigen Darrieus-Windturbinen erzeugt wird, die sich in den drei übereinanderliegenden, linsenförmigen Aussparungen der Nordseite befinden. Aus diesem Grund wurde das Bauwerk bereits im Kapitelteil Windenergie und Architektur vorgestellt (s.d.).
(Grafik)
In meinen Augen wesentlich interessanter ist das Konzept eines invertierten Wolkenkratzers von BNKR Aquitectura, das es in diesem Jahr zum Finalisten der eVolo Magazine Scraper Competition schafft. Bei dem für Mexico City gedachten Earthscraper handelt es sich um ein 65-geschossiges Gebäude, das sich 300 m weit in die Tiefe erstreckt.
Die auf dem Kopf stehende, unterirdische Pyramide mit einem zentralen Hohlraum, der allen bewohnbaren Räumen natürliches Licht und Belüftung ermöglicht, soll die Höhenbeschränkungen für neue Gebäude in der Hauptstadt umgehen. Das entstehende 240 x 240 m große Loch auf dem Hauptplatz der Stadt, bekannt als Zocalo, ist mit einem Glasboden bedeckt, um das natürliche Licht aus der oberen Welt einzulassen.
Dem Plan zufolge sind die ersten zehn Stockwerke einem präkolumbianischen Museum gewidmet. Die nächsten zehn Stockwerke sind Einzelhandels- und Wohnräume, während die tieferen 35 Stockwerke Büroflächen bieten. Das Konzept wird in den Folgejahren immer wieder in die Presse gebracht, über reale Pläne zu einer Umsetzung ist allerdings nichts bekannt.
(Design)
Zum Abschluß der Jahresübersicht soll
noch eine ganz spezielle Bauwerksfamilie erwähnt werden, bei der
immer mehr Mitglieder auf Erneuerbare Energien umsteigen – insbesondere
auf die Solarenergie. Was bei Stadien mit ihren
oftmals riesigen Dachflächen eigentlich auch naheliegend ist.
Für Rom wird von Gino Zavanella der Entwurf für
das Franco Sensi Stadium vorgestellt, das neben
der Spielfläche und den Sitzplätzen auch Restaurants, Lounges, Bars
sowie ein Museum der römischen Fußballmannschaften enthält.
Wichtigstes Element im Rahmen dieser Übersicht ist jedoch der Fakt, daß die gesamte Außenhülle, die an ein prall aufgeblasenes Schlauchboot erinnert, komplett mit energieerzeugenden Photovoltaik-Paneelen verputzt ist. Wann das Stadion gebaut werden soll, ist bislang noch nicht entschieden.
In
Tokio wiederum wird das historische Hanshin
Koshien Stadion im Rahmen eines 2007 begonnenen
Umbaus u.a. mit 1.600 Solarpaneelen ausgestattet, die mit den erwarteten
193.000 kWh pro Jahr geschätzte 5,3 % des Stromverbrauchs dieses
Stadions decken werden, das den japanischen Baseballfans quasi
heilig ist.
Als die Arbeiten im März 2010 beendet werden, ist auch neuer Efeu gepflanzt, der schon früher über die Außenwände des Stadions hing und im Zuge des Umbaus entfernt werden mußte. Die Bildung einer Luftschicht zwischen dem Efeu und den Wändem trägt dazu bei, die Temperatur des Stadions im Sommer um 5 - 10 °C gegenüber der Außentemperatur zu senken.
Für die Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2016 (die später an Rio de Janeiro vergeben werden), hatte Tokio übrigens noch weitere Pläne vorgelegt, bei denen u.a. das Hauptstadion nahe des Wassers komplett durch Solarenergie versorgt werden sollte.
Das internationale Architekturbüro NBBJ Ltd. konzipiert
seinerseits ein nachhaltiges Fußballstadion für China. Das Dalian
Shide Stadium auf der Halbinsel Liaodong im Nordosten des
Landes, das eher einem Garten nachempfunden ist, beinhaltet zwei
Wände mit Grünzonen, die die Luft filtern und auch ein ausreichendes
Maß an Dämmung bieten. Zudem besitzt es ein ganzheitliches Wasserrecycling-System.
(Grafik)
Die Gartenmauern, die außen mit lebenden Pflanzen verkleidet sind, enthalten auch alle wichtigen Systeme des Gebäudes, sowie die VIP-Suiten, die Toiletten- und Konzessionsstände, die Technikräume und die Ticketschalter.
Das Dach des Stadions besteht aus einem flexiblen System aus Kabeln und Gewebe, und auf der Innenseite der Wände sind zur Halle hin riesige LED-Displays angebracht, die ihren Strom von Windturbinen und Solarzellen beziehen, die an den Wänden, auf dem Dach und im Umfeld installiert sind.
Später wird der Auftrag des Stadtplanungsbüros von Dalian für ein 38.500 m2 großes Dalian Football Stadium, das Platz für 40.000 Zuschauer bietet, jedoch an das Amsterdamer Architekturbüro UNStudio erteilt, das als Gewinner aus dem Projekt-Wettbewerb hervorgegangen war. Dieser Entwurf hat ein zweischichtiges, gitterartiges Dach, das von traditionellen chinesischen Fußbällen inspiriert ist, die aus Schichten von farbigem Bambus hergestellt werden.
Auch dieses Design optimiert den thermischen Komfort und schützt die Zuschauern vor übermäßigem Sonnenlicht, indem für das Dach ein hochreflektierendes Material verwendet wird, das die solare Wärmeentwicklung reduziert. Ebenso soll der für das Stadion benötigte Strom aus Windturbinen und Solarmodulen an Wänden und Dach erzeugt werden, ohne daß es jedoch irgendwelche Details darüber gibt. Angedacht sind ferner eine solarthermische Warmwasserversorgung und eine Meerwasser-Wärmepumpe zum kühlen im Sommer und heizen im Winter.
Die Realität sieht dann allerdings so aus, daß im Juli 2013 das 1,5 Mrd. $ teure Dalian Sports Center eröffnet wird, das ein Mehrzweckstadion für 61.000 Zuschauer umfaßt und von dem US-Architekturbüro Nadel Inc. entworfen wurde, welches ebenfalls als Wettbewerbsgewinner bezeichnet wird. Das elliptische Gebäude ist mit 2.745 ETFE-Kissen in den drei Farbtönen Weiß, Grau und Blau verkleidet, wie sie vom Water Cube oder aus der Allianz Arena in Deutschland bekannt sind. Über Energieeinsparungen oder den Einsatz erneuerbarer Energien fällt jedoch kein Wort mehr.
Die eindeutig schönste Umsetzung eines solaren
Stadions erfolgt allerdings in Taiwan. Das für die im Juli 2009 in
der taiwanesischen Hafenstadt
Kaohsiung stattfindenden 8.
World Games errichtete
Bauwerk gilt außerdem als das erste Öko-Stadion der Welt, das seinen
Energiebedarf tatsächlich zu 100 % selbständig deckt.
Das im Mai eröffnete spektakuläre Solarstadion, das wie eine ruhende Schlange wirkt, wurde vom dem japanischen Architekten Toyo Ito entworfen und faßt 55.000 Zuschauer. Auf seinem 14.155 m2 großen Dach trägt es 8.844 Solarpaneele, mit denen 1,14 GWh pro Jahr erzeugt werden, genug, um die 3.300 Lampen des Stadions sowie zwei riesige Bildschirme zu versorgen - und an besonders sonnigen Tagen auch noch Überschußstrom verkaufen zu können.
Das Stadion glänzt außerdem mit zusätzlichen grünen Elementen wie durchlässigen Pflasterungen und der weitgehenden Verwendung von wiederverwendbaren, lokalen Materialien. Auf einer freien Fläche von ca. 19 Hektar werden fast 7 Hektar für durchgängige öffentliche Grünflächen, Radwege, Sportparks und einen ökologischen Teich reserviert. Zusätzlich wurden alle Pflanzen, die sich vor dem Bau auf dem Gelände befanden, verpflanzt.
(Design)
Unter dem Titel Za(breg)
Stadium 2012 stellt
das kroatischen Designbüro njiric+ arhitekti
Doo aus Zagreb ein nachhaltige
Stadion vor, das in einem künstlichen Hügel aus recyceltem Gummi
untergebracht ist, dessen gebogene Aluminiumbleche blau eingefärbt
sind.
Das Team entwickelt passend dazu eine solarbetriebene künstliche Wolke, die über dem offenen Stadien Schatten spenden soll.
Die einfach nur Cloud genannte Ballon-Struktur hat eingenähte Photovoltaik-Zellen, die erneuerbare Energie für das Stadion gewinnen. Bei einem nicht näher benannten internationalen Architektur-Wettbewerb gibt es für den ‚blauen Vulkan’ einen 1. Preis. Weiter ist die Sache bislang aber nicht gediehen.
Dazu paßt die Meldung, daß Architekten
des Büros Carlo Ratti Associati aus Turin zusammen
mit weiteren Partnern an dem Projekt arbeiten, über der Londoner
Skyline eine künstliche, digitale Wolke aufzuhängen, die auch nur The
Cloud genannt
wird. Der Entwurf schafft es immerhin in die engere Auswahl eines
Wettbewerbs zur Gestaltung einer touristischen Attraktion im dortigen
Olympiapark während der Spiele 2012.
An 120 m hohen Gittertürmen befestigt, bilden die Plastik-Blasen eine Aussichtsplattform für Besucher, wobei die Mühe beim Aufstieg über die spiralig gewundenen Rampen einen Beitrag zum großen kollektiven Energieerzeugen darstellt – wenn die betreffende Person den Weg hinunter dann im Fahrstuhl antritt, der mit einem Bremsenergie-Rückgewinnungssystem ausgestattet ist.
Von außen und innen sind über LED-Paneele Bilder und Daten zu sehen, wie Wetter-Informationen, Ergebnisse Olympischer Wettkämpfe oder Zuschauerzahlen. Deren Stromversorgung erfolgt über Solarzellen auf dem Rücken der Blasen und am Boden. Doch auch bei diesem Projekt blieb es bei den schönen Grafiken.
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