TEIL C
Solarhäuser und solare Bauelemente (2009 C)
Bereits bezogen werden 2009 die ersten
Gebäude des Distrito C (später: Distrito Telefónica)
in Las Tablas, zwischen Madrid und Alvobendas,
einem ehrgeizigen 500 Mio. € Projekt des größten Unternehmens in
Spanien, der Firma
Telefónica SA. Hier sollen langfristig 40.000 Mitarbeiter
untergebracht werden. Später ist allerdings nur noch von 14.000 die
Rede.
Der Komplex, dessen Bau 2004 begonnen wurde, umfaßt vier Gruppen von jeweils drei Gebäuden. Das Design und die Materialien für die Konstruktion der Gebäudegruppen sind identisch, wodurch der Zeit- und Materialaufwand auf ein Minimum reduziert werden konnte.
Der Entwurf stammt von dem Madrider Architekten Rafael de La-Hoz, der eine passende Lösung für die heiße Sonne Spaniens findet. Um die Sonnenwärme gut zu reflektieren, wird eine speziell für dieses Projekt entwickelte, besondere Art von Glas installiert, während vorstehende Platten als Sonnenblenden wirken und dem Gebäude gleichzeitig einen einzigartigen ästhetischen Charakter verleihen.
Die Konzeption des Telefónica-Komplexes führt zu großen Einsparungen bei der Klimatisierung und Heizung (15 % im Winter und 34 % im Sommer) und die Wahl der Glasfassaden bedeutet eine Einsparung von 42 % der Beleuchtungskosten.
Als Verbindung zwischen den vier Baugruppen auf einer Gesamtfläche von 140.000 m2 gibt es überdachte Gehwege, so daß die Menschen darunter im Schatten laufen können. Gleichzeitig bilden diese Überdachungen zusammen eine der weltgrößten Aufdach-Photovoltaikanlagen aus insgesamt 15.300 Paneelen, die pro Jahr mindestens 4 Mio. kWh produzieren sollen.
Der Landschaftsbau rund um den Komplex umfaßt in erster Linie einheimische Pflanzen, die wenig Wasser benötigen, wobei das erforderliche Bewässerungswasser von einer Regenwasser-Sammelanlage auf jedem Gebäude stammt - was sich langsam breitflächig durchzusetzen scheint und bei den nachfolgenden Projekten nicht mehr extra erwähnt werden wird.
in Madrid
Auch das neue 4-stöckige Hauptquartier von Coca-Cola in
Calle Ribera del Loira, Madrid, das von La
Puerta + Asensio Architects entworfen, von Ferrovial errichtet
und 2009 eröffnete wird, nutzt zu 20 % recyceltes
Material, LEDs als Beleuchtung, sowie auf dem Dach 140 PV-Paneele
mit insgesamt 24 kW Leistung zur Stromerzeugung.
Die Ausrichtung des Gebäudes mit seinem Y-förmigen Grundriß, das aus zwei ineinandergreifenden rechteckigen Blöcken besteht, die mit dunklem Granit und horizontalen Fensterbändern aus grün getönten Glasscheiben verkleidet sind, maximiert das natürliche Licht und den solaren Gewinn durch eine zweischalige Fassade, die als dauerhaftes Sonnendach dient. Im Innern tragen Solarrohr-Installationen und faseroptische Sensoren zur Optimierung des natürlichen Lichts bei.
Zusätzlich erzeugen 16 Solarkollektoren 70 % des benötigten Warmwassers, und ein Regen-, Abwasser- und Grauwassersystem reduziert den Wasserverbrauch um 40 %.
Noch im Bau befindet sich hingegen das 105 m lange und 21 m breite
Hauptquartier der Firma 3M mit 10.300 m2 Nutzfläche,
das auf dem Malaspina Business Park im Bezirk Pioltello der italienischen
Stadt Milano errichtet wird. Der Entwurf des Büros Mario
Cucinella Architects Srl ist Teil eines Masterplans von 2005.
Die Form und Ausrichtung des Gebäudes ermöglicht eine optimale Umweltkontrolle. Die Nord-, Ost- und Westfassaden verfügen hierfür über speziell entwickelte Verglasungs- und Beschattungssysteme. Die Südseite der ‚Gebäudetreppe‘ bildet wiederum eine Reihe von Terrassen, die den Büroangestellten schattige Außenräume bieten und als Umweltpufferraum fungieren, der das Gebäude im Sommer und Winter vor klimatischen Extremen schützt. Zudem wird die Transparenz durch zwei Innenhöfe gesteigert.
Die gesamte Kühl- und Heizleistung wird über ein geothermisches System bereitgestellt, bei dem das Grundwasser später in die Wassergräben des Parco della Besozza geleitet wird, um dessen Ökosystem zu unterstützen. Die ist in das Design integrierte Photovoltaik besteht aus 396 Modulen à 225 W mit einer Gesamtfläche von 493 m2, einer Gesamtleistung 89 kW und einem Gesamtjahresertrag von 100.000 kWh.
Auch nach dem Abschluß der Arbeiten im Jahr 2010 sieht das Bauwerk gewissermaßen unfertig aus, was an der terrassenartigen Form liegt, die von fünf auf zwei Stockwerke abgestuft ist.
Im November 2009 wird von der Samsung C&T
Corp. in Yongin, Provinz Gyeonggi, das Green
Tomorrow Nullenergiehaus vorgestellt, das ausschließlich
erneuerbare Energien verwendet. Das 400 m2 (andere Quellen:
500 m2) große Haus ist dem Unternehmen zufolge mit 68
energiesparenden oder energieerzeugenden Technologien gebaut worden.
Damit sollen die gut 33.000 kWh, die die meisten Haushalte jährlich
verbrauchen, um 56 % reduziert werden, während die restlichen 44
% aus erneuerbaren Energiequellen stammen.
Zu den Energiesparmaßnahmen gehören dreischichtige Fenster, Tageslichtsensoren, Wärmepumpen, Wärmedämmungen, eine Fußbodenheizung, eine stromunabhängige Innenbeleuchtung sowie Elektroinstallations- und Lüftungssysteme, die den Energieverbrauch weiter minimieren. 163 m2 Solarpaneele auf dem Dach erzeugen jährlich 21 MWh, und zum Heizen und Kühlen des Hauses wird die Oberflächen-Geothermie genutzt. Ein Grauwassersystem reduziert den Wasserverbrauch.
Das von Samoo Architects mit Hilfe von Arup entworfene Pilotprojekt soll dabei helfen, den Energieverbrauch in allen Wohnungen der firmeneigenen Premium-Wohnungsmarke Raemian, die älteste und heute eine der teuersten Wohnungsmarken in Korea, um 50 % zu senken – ein Ziel, das Samsung Anfang des Jahres angekündigt hatte und hofft, es bis 2013 zu erreichen. Die Kosten für den Bau liegen derzeit etwa doppelt so hoch wie der Durchschnitt, aber das Unternehmen erwartet, daß sich der Preis bis 2015 auf etwa 110 % des Wohnungsbaupreises senken lassen wird.
Das Green Tomorrow House ist das erste Gebäude in Ostasien, das die LEED Platinum Bewertung erhält. In einem weiteren Pilotprojekt, das im nächsten Jahr starten soll, will Samsung neue Wohnungen vorstellen, die den Verbrauch um bis zu 80 % senken. Langfristig will die Firma alle ihre Gebäude energieautark machen.
Außerdem werden 2009 zuhauf
neue Pläne für Großbauten publiziert, von denen einige sogar
umgesetzt werden. Aus der Fülle des Materials habe ich ganz subjektiv
ein paar besonders schöne Beispiele ausgewählt.
(Design)
Ein Jahr
nach dem das Bouwkunde Gebäude, das die Fakultät für Architektur
der TU Delft beherbergte, bei einem verheerenden
Brand zerstört wurde, hat die Universität einen Design-Wettbewerb
gestartet, um das Gebäude mit nachhaltigen Kriterien wieder aufzubauen.
Die Abschlußarbeit von Adam Wojtalik ist zwar nicht unter den im März 2009 bekanntgegebenen Gewinnern – soll hier aber trotzdem kurz vorgestellt werden:
Sein neues Bouwkunde Gebäude sieht aus wie eine gigantische Skateboard-Rampe, die allerdings weitgehend aus PV-Paneelen besteht. Das geschwungene Glasdach verbindet einen 11-stöckigen Turm mit einem kleineren 5-stöckigen, und soll zur Hälfte mit Photovoltaik-Modulen abgedeckt werden, die mit einer Gesamtfläche von 1.500 m2 täglich 4.000 kWh Solarstrom erzeugen sollen.
Auch geschwungen, jedoch um die senkrechte
Achse, ist die Fassade eines geplanten
Studentenwohnheims in Wembley. Das von dem Londoner
Architekturbüro
CZWG entworfene Hochhaus wird 435 Räume haben,
in der Nähe des bekannten Wembley-Stadions stehen und Teil einer
Sanierung sein, mit der die lokale Stadtlandschaft erneuert werden
soll.
in Wembley (Design)
Der 20-stöckige Bau besteht aus drei modularen Flügeln unterschiedlicher Höhe um einen zentralen, spiralförmigen, 19-stöckigen Turm herum. Die von Peter Dann entworfenen Flügel werden außerhalb des Standortes gefertigt und ausgestattet, bevor die Module mit einer Rate von sieben Modulen pro Tag vor Ort mit Mobilkränen installiert werden. Das Resultat sind über 90 % weniger Abfall während des Baus und eine sechsmonatige Zeiteinsparung verglichen mit der traditionellen Bauweise.
Die beiden nach Süden ausgerichteten Fassaden werden teilweise mit Photovoltaik-Paneelen verkleidet, die einen Teil des hauseigenen Strombedarfs decken sollen, wobei allerdings noch nicht bekannt ist, wie viel dieser Anteil betragen wird.
Mit seiner Eröffnung im Jahr 2011 bietet das Host Wembley (Victoria Hall), das 23 Mio. £ gekostet hat, drei Arten von Unterkünften an: Studio-Wohnungen, Penthouse-Studios und Deluxe-Schlafzimmer. Die Preise liegen zwischen 175 £ und 235 £ pro Woche. Die Studios verfügen über private Küchen, die vollständig ausgestattet sind. Die Deluxe-Schlafzimmer haben eine gemeinsame Küche und einen Fernsehbereich mit maximal vier weiteren Bewohnern.
Es dauert allerdings nicht lange, bis sich einige Studenten über unhöfliches Personal, deprimierende Räume, ausfallenden Strom, defekte Kochfelder und Fernseher beschweren. Im Sommer sei es glühend heiß – mit Fenstern, die sich nur einen Zentimeter öffnen lassen. Und schließlich gäbe es an Veranstaltungstagen im Stadion noch einen stetigen Strom von Leuten auf dem Weg zum Hauptbahnhof zu ertragen, die stundenlang ‚Wembley‘ grölen.
(Design)
Im Auftrag der taiwanesischen Regierung entwirft
das in Peking ansässige Büro MAD Architects ein
neues Kongreßzentrum für die Stadt Taichung, das
auch Büros, ein Hotel, Geschäfte und Ausstellungsräume umfaßt.
Aussehen wird das Taichung Convention Center wie eine Gruppe plissierter Vulkane, wobei deren gefaltete Jalousie-artige ,Haut’ dazu dient, die Struktur natürlich zu belüften und mittels integrierter PV-Module gleichzeitig Solarstrom zu erzeugen. Offene Höfe und Balkone verbinden die Gebäude mit den Außenbereichen.
Damit Licht eindringen kann, besteht die Öko-Haut auf der einen Seite aus transparentem Material, auf der anderen aus einer halbfesten Schicht. Das Zentrum soll mit seinen 39 bis 85 m hohen Bauten mit einer Gesamtfläche von gut 70.000 m2 ein neues lokales Wahrzeichen werden und die Aufmerksamkeit der Besucher auf die nachhaltige Entwicklung lenken.
Bei
dem geplanten Forschungszentrum für Erneuerbare Energie im spanischen
Murcia, einem Entwurf der Madrider
Architekturfirma
A-Cero, liegt natürlich nahe, dieses mit
PV-Paneelen auszustatten. Das Büro
war als Gewinner aus einem entsprechenden Wettbewerb hervorgegangen.
(Design)
Der 9.000 m2 große und bislang nur Academic Research Center for Renewable Energy Sources genannte Komplex wird die Trennung zwischen Architektur und Freiraum verwischen; er soll Lehrbereiche, eine Bibliothek, ein audio-visuelles Auditorium, einen administrativen Bereich und verschiedene andere Einrichtungen beinhalten.
Darüber hinaus wird der Komplex mehrere begrünte Dächer haben, die genügend Platz für Solarthermische- und Photovoltaik-Module bieten. Daneben sollen aber auch noch weitere saubere Energiesysteme und Anlagen zur Energieeinsparung integriert werden.
Leider gibt es keine weiteren Details über dieses ansprechende und wichtige Projekt, dem ich wirklich eine Umsetzung wünsche.
Drittplazierter Gewinner eines nationalen iranischen Architekturwettbewerbs
unter dem Motto ‚Housing concept for 2050‘ während der Tabriz International
Exhibition wird im Mai 2009 das Architekturbüro M&A
Architects mit Sitzen in Teheran, Montreal und Los Angeles.
(Grafik)
Eingereicht werden sollten Vorschläge für die Gestaltung eines Hauses unter besonderer Berücksichtigung der angenommenen Umweltbedingungen im Jahr 2050, wenn viele nicht erneuerbare Energiequellen, und insbesondere das Erdöl, wahrscheinlich erschöpft sein werden. Was es erforderlich macht, daß die Architektur der Zukunft den Schwerpunkt auf grüne und erneuerbare Technologien wie Wind- und Sonnenenergie legt.
Das von Aliakbar Mirshafiei entworfene Haus wurde daher so konzipiert, daß es außen mit transparentem PV-Glas ausgestattet ist, um tagsüber so viel Sonnenlicht wie möglich einzufanen und den Energiebedarf des Gebäudes zu decken. Um neben der Maximierung der Sonnenenergie auch die Energie des Windes zu nutzen, wurde die Architektur des Hauses in U-Form entworfen, mit einem nicht näher beschriebenen System im inneren Teil des Gebäudes, das die mechanische Energie des Windes umwandeln und als elektrische Energie speichern soll.
Da bis 2050 zudem die Gefahr einer akuten Wasserknappheit besteht, wurde in die Gestaltung des Hauses ein schwammartiges Material integriert, das für Trinkwasserzwecke Regenwasser sammeln, speichern, filtern und aufbereiten kann.
Als das erste klimaneutrale Gebäude in Mailand wird
ein Entwurf des Büros MarioCucinella
Architects bezeichnet:
Das äußerlich unspektakuläre Santander Building,
das mit 4.000 m2 PV-Paneelen
auf dem Dach geplant wird. Damit soll das 13 m über den Boden aufgeständerte
Gebäude seinen gesamten Energiebedarf für die Kühlung decken können.
Planungen für noch größere Bau-Ensembles werden
in diesem Jahr beispielsweise im Rahmen des Re:Vision
Dallas Wettbewerbs
erarbeitet. Ein besonders schönes Projekt stammt von der in Los Angeles
beheimateten Architekturfirma Standard. Es ist von
den Bauten der Anasazi inspiriert, die als erste Pueblos in Nordamerika
gelten, konkret von ihren unter Felsüberhängen errichteten Bauten,
die als Cliff Dwellings bezeichnet werden.
(Design)
Das Projekt Co Op Canyon ist eine terrasierte, urbane Oase voller vertikaler Gärten und üppig bewachsener Räume, die einen ganzheitlichen, community-orientierten und nachhaltigen Wohnblock bildet. Das Bauwerk soll genug Regenwasser-, Solarenergie und landwirtschaftliche Produkte ernten, um seine 1.000 Einwohner vollständig zu versorgen.
Die nach innen offene Struktur ähnelt einem Canyon aus Wohneinheiten, die in der umlaufenden Wand versteckt sind. Auf dem Boden des Canyons sind Gemeinschaftsgärten für Bio-Obst und Gemüse, das die Bewohner selbst anpflanzen, für sich oder zum Tausch innerhalb der kooperativen Gemeinschaft. Zusätzlich verfügt jede Wohneinheit über einen kleinen eigenen Garten nebst Hofraum.
Das Co Op Canyon konzentriert sich allerdings nicht nur auf die Produktion von Nahrungsmitteln, sondern auch auf ein engeres Zusammenleben seiner Bewohner mit Hilfe einer Gemeinschaftsküche, offener Räume, Picknickplätzen, einer gemeinschaftlichen Kinderbetreuung, einem Fitneß-Center sowie Einzelhandelsflächen. Den Energiebedarf der Gemeinde soll Strom aus Solarzellen decken.
(Design)
Gewinner des Re:Vision Dallas Wettbewerbs, bei dem 176 Vorschläge aus 14 Ländern eingehen, sind allerdings drei andere Entwürfe, von denen einer bis Ende des Jahres zur Umsetzung ausgewählt wird. Die zwei weiteren sind das Projekt Entangled Bank von Little aus Charlotte, North Carolina, sowie Greenways Xero Energy von David Baker + Partners und Fletcher Studio aus San Francisco, Kalifornien.
Die endgültige Wahl fällt schließlich auf das Projekt Forwarding Dallas, eine Gemeinschaftsarbeit der beiden portugiesischen, in Lissabon beheimateten Achitekturfirmen Atelier Data and Moov. Die Wohnhäuser des Blocks sind hier einer Landschaft von Hügeln und Tälern nachempfunden.
Und während sich in den ,Tälern’ Bäume und Vegetation verbreiten und an den Seiten öffentliche Gewächshäuser befinden, sind auf den ,Hügeln’, also den Dächern der Gebäude, Solarthermie, Photovoltaik und Windkraft (horizontale Darrieus-Rotoren) im Einsatz, um 100 % des Strombedarfs der rund 850 Bewohner zu decken. Der Baubeginn ist für Anfang 2011 geplant - was dann aber nicht erfolgt, und weitere Informationen gibt es auch keine.
Auch neue
Designs für ‚grüne’ Hochhäuser gibt
es in diesem Jahr sehr viele, von denen hier einige – regional zugeordnet
– präsentiert werden sollen, die zum Teil sogar schon im Bau sind:
(Design)
Shenzhen,
im Süden der Provinz Guangdong, ist eine der erfolgreichsten Sonderwirtschaftszonen
Chinas.
Das Stadtbild des Central Business Districts soll nun mit einem 49-stöckigen Solar- und Windkraft-Turm geschmückt werden, der von dem österreichischen Architekturbüro Coop Himmelb(l)au entworfen wurde, das uns oben schon einmal begegnet ist. Die Wiener hatten bei dem Shenzhen 4 Tower in 1 Wettbewerb um das neue Hauptquartier der China Insurance Group (Ping An Insurance) den ersten Preis gewonnen.
Die zweite, fließende Außenhaut des Gebäudes ist mit Photovoltaik-Zellen besetzt und verfügt über Mechanismen, die für eine natürliche Belüftung sorgen, den Winddruck reduzieren, im Inneren Schatten spenden und außerdem noch als Multimedia-Display dienen können.
Letzlich scheint der Entwurf aber doch zu utopisch gewesen zu sein, denn das Unternehmen bezieht 2017 sein neues Hauptquartier im neu errichteten, 115-stöckigen Pingan International Finance Center, das mit einer Höhe von 599 m eines der höchsten Gebäude der Welt ist – aber keinerlei besondere energietechnologische Vorzüge aufzuweisen hat.
(Design)
Sogar 128-stöckig und 632 m hoch wird der Shanghai
Tower werden, der für eine kurze Zeit Chinas höchstes
Gebäude sein wird, wenn sein Bau im Jahr 2014 beendet
ist.
Das im November 2008 begonnene, sich um 120° spiralig nach oben windende Hochhaus im Finanzbezirk Lujiazui in Shanghai wird auch sehr grün sein, mit Atrien und üppigen Gärten auf dem Turm und einer großen Grünfläche unten. Die Verdrehung wiederum soll dazu verwendet werden, Regenwasser für die Klimaanlage und die Heizung zu gewinnen.
Die doppelte Haut des Hochhauses ist eine hocheffiziente Doppelglas-Isolierung, mit welcher der Turm wie eine Thermosflasche funktioniert. Die Technik wird erstmals bei einem so hohen Gebäude angewendet. Daber ist die Fassade so konstruiert, daß sie die Windbelastung um 24 % reduziert, wodurch viel Baumaterial gespart werden kann.
So werden beispielsweise 25% weniger Baustahl verwendete als bei einer konventionellen Konstruktion ähnlicher Höhe, wodurch die Bauherren schätzungsweise 58 Mio. $ an Materialkosten sparen.
Obwohl der Großteil der Energie des Turms aus konventionellen Energiesystemen gewonnen wird, sollen 270 Vertikalachsen-Windturbinen in der Fassade und in der Nähe der Turmspitze pro Jahr bis zu 350.000 kWh zusätzlichen Strom erzeugen und damit immerhin 10 % des elektrischen Bedarfs des Gebäudes decken. Darüber hinaus nutzen die Heiz- und Kühlsysteme des Gebäudes geothermische Energiequellen. Details darüber, wie sich die Energietechnologien im tagtäglichen Einsatz behaupten, sind leider nicht aufzufinden.
Das Projekt des US-Architekturbüros Gensler wird direkt neben zwei bereits bestehenden Hochhäusern errichtet, dem Jin Mao Tower (1998 vollendet) und dem Shanghai World Financial Center (2008). Der Bau der Shanghai Tower kann im Sommer 2015 abgeschlossen werden. Das Fehlen aller erforderlichen Genehmigungen der örtlichen Feuerwehr und die damit verbundene Unmöglichkeit, die offizielle Nutzungserlaubnis (die schließlich Ende Juni 2017 erteilt wird) zu erhalten, führten jedoch zu Problemen bei der Mietergewinnung. Bis dahin waren zwar rund 60 % der Büroflächen vermietet worden, aber nur 33 % der Mieter auch tatsächlich eingezogen.
Da bei dem Projekt auch Windkraftanlagen involviert sind, wird es im entsprechenden Kapitelteil Windenergie und Architektur ebenfalls behandelt (s.d.).
Es gibt auch einen
Entwurf aus Mittelamerika, der es verdient, hier erwähnt zu werden.
Der Mexikaner Jorge Hernandez de la Garza konzipiert
für Coyoacan in der 9-Millionen-Metropole Mexico City einen Vertical
Park,
der viel Grün in die Stadt bringen soll – in Form eines modularen
Hochhauses aus einer Reihe von übereinander gestapelten Einheiten.
Jedes Stahlrahmen-Modul kann so konfiguriert werden, daß es Platz für öffentliche oder private Nutzung bietet, als Wohn- oder Arbeitsräume dient, oder auch der städtischen Landwirtschaft, der Sammlung von Regenwasser bzw. Sonnenenergie mittels Solarzellen-Arrays. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität in Design, Größe und Lage.
Der Stahlrahmen des Vertikalparks würde an warmen Tagen Wind durch die Struktur strömen lassen sowie die Solarmodule tragen, die die verschiedenen Funktionen des Gebäudes mit Strom versorgen. Außerdem breiten sich die vertikalen Hochhaus-Module auch horizontal aus, um Vordächer für den Straßenhandel zu schaffen.
In Europa gibt es dagegen Pläne für einen 450 m hohen
Turm in der zweitgrößten Stadt in den Niederlanden. Der Rotterdam
Tower des Büros MONOLAB architects, der
anscheinend schon im Vorjahr konzipiert wurde, soll mit einer
Haut aus ca. 7.500 vorgefertigten Dreiecksplatten aus Photovoltaikglas
überzogen werden, welche die gesamte erforderliche Energie für das
Gebäude liefern.
(Design)
Der Turm mit einer Gesamtnutzfläche von 83.400 m2 wird öffentliche, gewerbliche und Wohnräume integrieren, wobei für die öffentlichen Bereiche hochtransparentes PV-Glas, für die Wohnungen und Büroetagen hingegen fast undurchsichtiges geplant ist. Daneben wird es drei Aussichtsplattformen geben, sowie Cafés, Restaurants, Bars usw.
Während herkömmliche Türme auf großen Parkplätzen stehen, soll der neu vorgeschlagene Wolkenkratzer in den Hafen verlagert werden und im Wasser der Maas stehen. Im Gegenzug soll auf dem frei gebliebenen Gelände ein Parkplatz für 1.000 Fahrzeuge entstehen. Eine ‚Boulevard‘ genannte, 380 m lange und 40 m breite Fußgängerbrücke in Form einer Stahlgitterkonstruktion mit profilierten Glasbohlen, die den Zugang zum Turm ermöglicht, überquert den Parkplatz und den Hafen und bildet die Schnittstelle zur nahegelegenen Metrostation Maashaven.
Als besonderes Highlight ist eine regelrechte ‚Wolke’ aus bis zu 200 verglasten Fahrgondeln geplant, die sich mit jeweils maximal zwölf Fahrgästen an der Außenseite bewegen und schwindelfreien Passagieren eine herrliche Aussicht auf die Stadt bieten.
Alle Gondeln bewegen sich einzeln mittels eigener Energiezellen und zwei Elektromotoren, einer oben und einer unten. Jeder Motor treibt einen Kopfausleger an, der in das Stahlgitter einrastet und die Gondel nach oben, unten und auch schräg entlang des Gitters fährt. Die mittels Touchscreens gesteuerten Gondeln stehen zudem in ständiger Verbindung miteinander, um Staus und Störungen zu vermeiden.
Nicht bekannt ist, ob die Schöpfer der Computerspiele Grand Theft Auto IV und Grand Theft Auto: Chinatown von diesem Hochhausplan wußten – oder ob es nur ein Zufall ist, daß ein markanter, im Art-déco-Stil erbauter Wolkenkratzer, der in den Spielen erscheint und auf dem real existierenden Empire State Building basiert, ausgerechnet Rotterdam Tower heißt.
(Grafik)
Ein besonders interessantes Design, auf das ich hier verweisen möchte,
wird im Mai 2009 in den Blogs vorgestellt. Mit
dem Harvest Green Project 1, eine vertikale Farm
für Tiere und Pflanzen, gewinnen Romses Architects Inc. die 2030
Challenge in Vancouver, Kanada. Bereits im Vorjahr hatte das
Projekt eine lobende Erwähnung im Wettbewerb Form Shift erhalten.
Der Grüne Ernte-Turm, der im Wesentlichen aus vorgefertigten Modulen besteht, soll es einfacher machen, Kühe, Hühner und Fische zusammen mit Obst, Gemüse und Kräutern in der Stadt zu züchten. Neben der Begrünung der Skyline von Vancouver wird sich die vertikale Farm durch PV-Verglasungen und mehrere Windturbinen auszeichnen, um die Struktur in eine Solar- und Windenergieinfrastruktur zu verwandeln. Zudem sollen die Geothermie und die Methan-Ezeugung aus der Kompostierung genutzt werden. Überschüssige Energie wird an das Netz abgegeben.
Eine große Regenwassergewinnungsanlage wird das gesamte Süßwasser, das der Turm für die Pflanzen und Tiere benötigt, bereitstellen. Die vertikale Farm würde auch Platz für Agrarstudenten und Wissenschaftler bieten, um Tiere und Samen in einer kontrollierten Umgebung zu untersuchen. Außerdem ist eine Ziegen- und Schafmolkerei geplant.
(Design)
In Berlin wiederum könnte ein aus zwei Spiralen
gebildetes, kegelförmiges Hochhaus gebaut werden, das Philipp
von Bock im Rahmen
seiner Diplomarbeit an der Universität Stuttgart entworfen
hat. Als Bauort schlägt er die Freiflächen nördlich des neuen Hauptbahnhofs
vor, in Sichtweite zum Regierungsviertel. Das Bauwerk wäre jedenfalls
eine wohltuende Alternative zu den derzeit dort ringsum entstehenden,
öden Billighotelbauten mit ihren einfallslosen senkrechten ,Schießscharten-Fenstern’.
Der graphisch äußerst detailliert ausgearbeitete Spiral Tower - ein Beitrag zur 2020 Skyscraper Competition - wird als ein familienfreundlicher Wolkenkratzer beschrieben, der durch die Vorteile des Lebens in den Vorstädten inspiriert ist – Stichwort: Spiral Living. In der Mitte von Berlin soll er eine grüne Gemeinde für Familien bilden, die sich das Beste aus beiden Welten wünschen.
Das Gebäude ist mit Sonnenkollektoren, Windrädern und Wassersammel- und Aufbereitungssystemen ausgestattet. Die Wohneinheiten sind treppenförmig in entgegengesetzten Richtungen gestapelt, um für jede Wohnung Terrassen und Freiflächen zu schaffen. Zudem sind über den gesamten Komplex offene Außen- und Erholungsgebiete verteilt.
Es ist äußerst bedauerlich, daß auch dieses Projekt in der Schublade liegen geblieben ist.
Weiter mit den Solarhäusern und solaren Bauelementen 2009 ...