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Im November 2009 präsentieren die Designer Chengyuan
Ren und Zhihua Wang aus China das Konzept
eines Handys, das aufgeladen werden kann, indem man es wie einen Kreisel
zum rotieren bringt. Der dazu passende Name des Entwurfs lautet natürlich Rotary
mobile phone.
Die kinetische Energie durch die Drehung des Telefons, wenn der Besitzer damit spielt, wird in elektrische Energie umgewandelt und direkt in der Batterie des Handys gespeichert.
Besonders nett ist die Tatsache, daß die kreisrunde Form die Designer dazu inspiriert hat, die früher bei Telefonapparaten übliche Wählscheibe wieder zu beleben. Wobei – quasi als Nebeneffekt – aus der beim Drehen des Ziffernkranzes aufgewendeten Muskelenergie ebenfalls eine wenig Strom für den Akku produziert wird.
Unterwegs Strom zu erzeugen, ist die Idee hinter dem Energie-Spazierstock CaneLight,
den der Designer Seok Ha aus Südkorea im September 2009 vorstellt.
Der aus Plastik bestehende Stock mit gummiertem Griff erzeugt durch einen Mikro-Generator nahe der Spitze elektrische Energie, wenn man mit ihm herumläuft, und speichert diese in einem Lithium-Polymer-Akku im Inneren. Der bei 10-minütigem Herumlaufen erzeugte Strom soll ausreichen, um das LED-Licht 30 Minuten lang zu versorgen.
Eine Klammer ermöglicht es zudem, den Spazierstock auf verschiedenen Oberflächen wie Tischen und Stühlen zu befestigen und als Lampe zu nutzen.
Im November 2009 wird in den Blogs das Design Eco
Shower vorgestellt, bei dem es aber fraglich ist, ob es auf
die beschriebene Weise überhaupt funktionieren kann.
Das von dem Industriedesigner Paul Frigout vorgeschlagene Konzept einer autarken Dusche soll in erster Linie den Verbrauch von Energie und Wasser verringern. Auch dadurch, daß sie aus recyceltem Beton, Stahl und Glas hergestellt wird, anstelle der traditionellen nicht wiederverwertbaren Keramik.
Der Boden der Dusche ist mit Druckblöcken ausgestattet, die das Wasser zum Duschkopf hinauf pumpen – alleine durch das Gewicht und den Muskelkraft-Aufwand des darauf herumtrampelnden Nutzers. Im Inneren des Duschkopfs ist eine Turbine integriert, sodaß das hindurch strömende Wasser Strom erzeugt, der wiederum verwendet wird um das Wasser zu erhitzen.
Der Wasserfluß durch das System wird automatisch entsprechend dem Gewicht des Benutzers geregelt und zudem recycelt, um den Bedarf an Frischwasser zu vermindern.
Naheliegender und sicherlich auch viel leichter umzusetzen ist ein Konzept,
über das im Dezember 2009 berichtet wird.
Unter dem Titel E~Cart schlagen die Industriedesigner Kitae Pak und Inyong Jung aus Südkorea die Aufrüstung der Einkaufswagen vor, die in den Supermärkten herumgeschoben werden, um die dabei aufgewendete kinetische Energie der Kunden nutzbar zu machen.
Alleine nur in ihrer Heimat gäbe es 331 große Geschäfte für den Massenmarkt, die teilweise 24 Stunden lang offen sind. Dabei werden es im Durchschnitt 10.000 Kunden pro Tag gezählt, an den Wochenenden sogar bis zu 15.000.
Die neuen Einkaufswagen verfügen über spezielle Räder, welche die Rollenergie in Elektrizität umwandeln und in integrierten Batterien speichern. Wird der Einkaufswagen wieder angedockt, fließt der erzeugte Strom weiter in einen Hauptspeicher.
Völlig neu ist die Idee aber nicht, denn die Designstudenten Tim
Pion, Kim Vanderhoven und Johan Van
Stichel von der Artesis Hogeschool Antwerpen in
Belgien hatten schon im Rahmen der Interaction Design Workshop Week am
Higher Institute of Integral Product Development Anfang 2007 ein
ganz ähnliches Konzept verfolgt – und in Form einer relativ groben Versuchsanordnung
sogar schon getestet.
Unter dem Titel Energy on Wheels geht es ihnen dabei aber um eine völlig andere Zielgruppe, denn ihr stromerzeugender Einkaufswagen ist für Obdachlose gedacht, um diesen dabei zu helfen, Energie aus ihren täglichen Aktivitäten zu gewinnen. Vor allem in den Vereinigten Staaten fahren viele Obdachlose Einkaufswagen mit sich herum, um ihre Sachen zu lagern und zu transportieren.
Für den Prototypen wird ein solcher Wagen mit Dynamos ausgestattet, sodaß das Schieben des Wagens genug Energie erzeugt um ein Licht, ein Radio oder einen kleinen Lüfter zu betreiben. Durch das Speichern dieser Energie und dem anschließenden Verbinden mehrerer Wagen könnte sogar ausreichend Strom zusammenkommen, um einen Ofen zum Erhitzen von Essen zu versorgen.
Das System könne funktionieren, wenn viele Obdachlose bereit sind, beim Aufbau eines menschlichen Energienetzes zu kooperieren. Sie würden während des Tages Energie speichern, um in der Nacht etwas zu essen vorzubereiten oder eine kleine Heizung zu betreiben. Und statt Geld zu verwenden, würden sie Energie nutzen, um untereinander zu handeln.
Was übrigens Inhalt des 2011 erschienenen SF-Romans Wie die Welt endet von Will McIntosh ist – eine Dystopie, in der Menschen als Nomadenstämme umherziehen und unterwegs gewonnene und gesammelte Energie gegen Lebensmittel eintauschen, während sie von den Resten der Verwaltung drangsaliert werden (und auch die Handys noch immer funktionieren!).
Auch eine Version für den modernen, gut situierten urbanen Nomaden gibt
es inzwischen schon – zumindest als Konzept. Im Dezember 2008 läßt
sich Ohad Folman aus New York das Ergebnis seiner
Abschlußarbeit an der ITP-NYU Tisch School of the Arts namens Pluggage markenrechtlich
schützen (US-Nr. 77629771). Zudem meldet er den Soft-Rollkoffer zum
Patent an.
Das neuartige Gepäckstück nutzt neben einem aufgesetzten flexiblen Solarpaneel auch noch die Räder, deren Drehung über einen Generator in elektrische Energie umgewandelt wird. Die installierte Batterie soll durch eine Stunde Sonneneinstrahlung voll aufgeladen werden können – oder eben durch die kinetische Energie von zwei Stunden des Herumlaufens. Zum abgreifen des Stroms gibt es vier USB-Anschlüsse.
Folman behauptet zwar, auch den Prototyp einer Version für Kinder in Arbeit zu haben, doch nachdem der Markenschutz 2010 aufgegeben wird, ist nichts Neues mehr darüber zu hören.
Im August 2009 erscheint in den Blogs unter dem Namen Generator
Trolley das weitere Design eines Reisekoffers mit zwei patentierten
stromerzeugenden Rädern, die als Dynamos wirken, dessen Entwicklung fünf
Jahre lang gedauert haben soll.
Der Entwurf der italienischen Firma O-range aus Genua, die ansonsten Rucksäcke und Massenger-Taschen mit aufgesetzten Solarpaneelen herstellt, ist ein Halbschalen-Trolley aus dünnem Polycarbonat/ABS in den Maßen 55 x 32 x 20 cm und mit einer Kapazität von 20 Litern, dessen erste Version zu einem Preis von 280 € auf den Markt kommen soll.
Dem Unternehmen zufolge soll es ausreichen, mit diesem Trolley 100 m weit zu Flanieren, um genug Strom für zwei Stunden Musik oder eine Stunde Sprechzeit auf dem Handy zu erzeugen. Der Generator des Trolleys sei aber stark genug, um auch einen Laptop aufzuladen – sofern man lange genug herum spaziert. Leider scheint die Innovation trotz der Ankündigung bisher aber nicht bis zum vermarktbaren Produkt weiterentwickelt worden zu sein.
Eine dritte Variante stellt die Designerin Inyoung Jung aus
Korea im Dezember 2011 vor. Auch bei ihrem futuristisch
anmutenden Koffer Travel Charger lädt die kinetische
Energie der Rollen eine im Inneren montierte, herausnehmbare Batterie
auf, an die dann bis zu fünf elektronische Kleingeräte abgeschlossen
werden können. Es scheint auch in diesem Fall bislang beim Prototypen
geblieben zu sein.
An dieser Stelle passend ist auch ein stromproduzierender Kinderwagen einzuordnen,
der im Januar 2012 in den Blogs erscheint und für Passagiere
bis zum Alter von ungefähr zwei Jahren geeignet ist. Er ist übrigens
auch beim aktuellen Update im Herbst 2016 noch lieferbar
– weltweit und ohne weitere Versandkosten.
Der 850 $ teure Origami Power-Folding Stroller der Firma 4moms aus Pittsburgh in Pennsylvania klappt sich bei Druck auf den bläulich beleuchteten Startknopf nicht nur automatisch auf und wieder zu, sondern hat auch sonst noch einige Hightech-Funktionen zu bieten. So z.B. einen speziellen Sensor, um zu erkennen, ob überhaupt ein Kind im Wagen sitzt – was verhindern soll, daß sich das Gefährt samt Insassen zusammenklappt.
Darüber hinaus hat der Buggy einzeln gefederte Räder, Front- und Rücklichter, um gut gesehen zu werden, sowie LEDs in den vorderen Achsen, die im Dunkeln den Weg ausleuchten. Am Griff gibt es ein LCD-Display, das die Temperatur anzeigt, den Akkustand und wie schnell und weit man den Nachwuchs schon geschoben hat. Und Es gibt natürlich auch noch eine Ladebuchse für Smartphones (40 $ Aufpreis).
Der Strom für das alles kommt aus kleinen Generatoren in den beiden Hinterreifen, die beim Fahren elektrische Energie erzeugen und in dem On-Board-Akku speichern.
Im Juni 2016 folgt ein nicht-klappbares Modell namens Moxi Stroller, dessen Preis mit 700 $ angegeben wird. Auch dieses ist mit stromerzeugenden Rädern ausgestattet.
Die erste energieerzeugende Innovation, die im Jahr 2010 veröffentlicht
wird, ist das Konzept Corky Mouse, eine schnurlose Maus
für den Desktop-PC, die sich von alleine auflädt und im Februar in den
Blogs zu sehen ist.
Das von der Amerikanerin Adele Peters entwickelte Corky verwendet piezoelektrische Elemente, um dafür die kinetische Energie des Benutzers zu nutzen. Immer wenn die Maustaste geklickt, das Rad gescrollt oder die Maus über den Tisch bewegt wird, werden einige Milliwatt Energie erzeugt, mit denen interne Akku der Maus aufgeladen wird.
Der Name kommt von dem gewählten Material Kork, das als sehr umweltfreundlich gilt und sich einfach über den Hausmüll entsorgen läßt. Das Konzept ist zwar einer der 18 Finalisten des aktuellen Greener Gadgets-Wettbewerbs, doch später hört man nie wieder davon.
Knapp zwei Jahre später, im Januar 2012, erscheint unter
dem Namen Leaf Wireless Mouse ein zwar völlig anderes
Design, das vom technischen Ansatz allerdings ähnlich ist.
Der schlanke und ästhetische Entwurf der Designer Lu Hairong und Zhang Xuehui nutzt die Bewegung durch ein ,Self-powered system’, das den veröffentlichten Grafiken zufolge auf einer Art mechanischem Mini-Genrator zu basieren scheint. Details dazu gibt es jedenfalls keine. Und auch in diesem Fall erfolgt augenscheinlich keine weiterführende Beschäftigung damit, um zu einem marktfähigen Produkt zu gelangen.
Im April 2010 wird eine sehr sinnvolle Idee veröffentlicht,
die aus der Feder von Junjie Zhang stammt, Dozent für
Industrie-Design an der China Academy of Arts.
Sein More+ genannten Haltegriffe sind für Busse und Bahnen gedacht, wo man sich daran festhält oder diese gar mit dem ganzen Körpergewicht nach unten zieht. Integrierte Piezo-Keramik-Elemente in den Griffen könnten damit eine ganze Menge an Elektrizität erzeugen, die entweder für die Beleuchtung im Bus genutzt, oder über Netzstecker für Radios, Player, Ladegeräte oder ähnliches an die Passagiere zurückgegeben werden kann.
Es ist bedauerlich, daß man auch von dieser leicht umsetzbaren und breit anwendbaren Idee später nichts mehr hört.
Strom zu erzeugen, wenn man z.B. auf dem Weg zur Bahn oder in einen Vergnügungspark
ein Drehkreuz passiert, ist wiederum die Idee des VIVA Design
Teams an der Guangdong University of Technology in
China, dessen Mitglieder die Designer Bi Zhao, Fengchi
L, Meixian Su, Fengming Chen, Yuke
Li, Jiamin Liang und Yujie Chen sind.
Das im September 2010 in den Fachblogs vorgestellte Konzept Green Pass kombiniert die Funktionen eines normalen Drehkreuzes mit einem Energieerzeuger, um durch die Nutzung mechanischer Energie den eigenen Verbrauch zu decken. Dies geschieht, indem das Gerät jedes mal etwas Strom speichert, wenn es durch die Muskelenergie der passierenden Menschen gedreht wird – was auch dienlicher ist als die ,harte’ Bremsfunktion, die man bislang von Drehkreuzen gewohnt ist.
Die gespeicherte Energie wird verwendet, um die elektrischen Funktionen beim Einwerfen von Münzen, Einführen von Karten, Zählen der Menschen usw. zu versorgen.
Das Konzept gewinnt zwar 2010 bei der LiteOn-Preisverleihung in Taiwan den Gold Award (Lite-On war die erste Firma, die LEDs herstellte), ist bislang aber auch noch nicht umgesetzt worden.
Ein weiteres Gewinner-Konzept dieses Wettbewerbs stammt von den Designern Shuo
Yang, Bolong Huang and Qiao Yang.
Ihr Entwurf namens Slide ist ein kinetischer Dynamo der Energie erzeugt, wenn er entlang dem Handgeländer einer Treppe geschoben wird.
Hierfür wird das grüne Manschetten-ähnliche Gerät einfach über das Treppengeländer gelegt, festgehalten, und beim Gehen mitgezogen. Innenliegende Räderchen sind dann für die Energieumwandlung zuständig.
Mit dem erzeugten Strom sollen die LEDs der pfeilförmigen Bereiche auf dem Slide versorgt werden, um während eines Stromausfalls oder einer anderen Notsituation Licht zu liefern.
Gar nicht einmal dumm ist eine weitere Kombination – bei der diesmal
ein Wischfeudel mit einer Stehlampe vereint werden.
Das im Januar 2011 vorgestellte Konzept des chinesischen Designers Arthur Xin und seinem Sexin Design Studio trägt den Namen External Light und besteht aus einer Stehlampe in Form einer Besenstils, in dessen oberen Bereich LEDs integriert sind. Beim regelmäßigen wischen der Böden wird ein Teil der aufgewendeten kinetischen Energie gespeichert, um die Lampe zu betreiben, sobald sie senkrecht aufgerichtet in ihrer ,Docking-Station’ plaziert wird.
Dem Designer zufolge habe seine neuartige Idee aber auch noch eine tiefere Bedeutung. Da er sich auf einer spirituellen Reise befindet stellt seine Arbeit eine symbolische Art dar, aus schlechter Energie durch Aufwischen positive Energie zu schaffen. Über die zugrundeliegende Technologie bei der praktischen Energieumsetzung verlautet jedoch nichts.
Ebenfalls für den Haushalt gedacht ist das im gleichen Monat gezeigte
Konzept eines Bügeleisens, das der Designer Rizki Tarisa aus
Jakarta in Indonesien gestaltet hat.
Das als Philips 4472 bezeichnete Dampfbügeleisen soll die kinetische Energie der Arbeit selbständig in elektrische Energie und anschließend in Wärme umwandeln. Was natürlich bedeutet, daß man es zum Aufwärmen erst einmal kräftig bewegen muß, bevor man es tatsächlich benutzen kann. Mittels einer ,Auto Gill’ genannten Technologie soll zudem Feuchtigkeit aus der Luft extrahiert und in Dampf umgewandelt werden.
Ob sich ein derartiges selbstbetriebenes Dampfbügeleisen tatsächlich verwirklichen läßt, ist etwas fraglich – sogar Tarisa selbst rechnet damit, daß eine Weiterentwicklung bis zur kommerziellen Umsetzbarkeit mehr als nur ein paar Jahre dauern würde.
Weiter mit weiteren Innovationen der Muskelkraft...