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MUSKELKRAFT

ZweirÄder (3)


Eine weitere spezielle Entwicklung im Zweiradbau betrifft die speichenlosen Modelle (Hubless Bicycle), die es bereits zuhauf gibt - zumeist aber nur als Designs. Aber nicht immer.

In der Ausgabe des US-Amerikanischen Magazins Road Bike Action von September 1994 wird das speichenlose Black Hole-Rad eines Unternehmens namens Wear and Tear gezeigt, welches als Vorderrad bei einem Rennrad eingesetzt ist. Ein Vorläufer, von dem es ebenfalls einige Fotos gibt, besitzt hingegen noch eine fast halb geschlossene Trägerstruktur im Inneren.

Dem Bericht zufolge rotiert das Rad auf drei selbstschmierenden Kugellagern in einer einseitigen Gabel, wobei es nach Angaben der Firma gut ein halbes Kilogramm weniger wiegt als ein herkömmliches Rad. Es soll Mitte der 1990er Jahre für kurze Zeit tatsächlich in die Produktion gegangen sein, wird von der  Union Cycliste Internationale (UCI) jedoch von den Bahnrennen verbannt. Über nähere Informationen darüber würde ich mich freuen.

Nulla bike Grafik

Nulla bike (Grafik)


Eines der ersten neueren, futuristischen Konzepte stammt von dem Industriedesigner Bradford Waugh aus Newark, Delaware, und trägt den Namen Nulla bike. Wobei ,nulla’ eine der Kurzfassungen ist, um auf Italienisch ,nichts’ zu sagen. Es erscheint erstmals im August 2006 in den Blogs.

Das minimalistische Fahrrad, das Waugh als eine Metapher für die heutige Entwicklung und Innovation betrachtet, besteht aus neuen Materialien, leichten und beständigen Legierungen, hat dafür aber weder einen Zentralrahmen noch eine Kette. Statt dessen übertragen die Pedale die kinetische Kraft direkt auf die Räder. Nähere technische Details gibt es aber nicht, auch von einer Verwirklichung ist noch nichts verlautet.


Ein weiteres Modell wird im November 2008 bekannt. Es ist das City Bike der Abteilung für Industriedesign der italienischen Modebranche-Edeldesign-Firma Alberto Del Biondi aus Noventa Padovana, die das Rad als Premium-City-Bike für Pendler und Innenstadttouren konzipiert.

City Bike Grafik

City Bike (Grafik)

Die Räder werden von Perimeterbalken gehalten und die Pedale übertragen die Bewegung über ein im Rahmen verstecktes Zahnrad auf das Hinterrad.

Abgesehen von viel Design-Geschwafel über Avantgarde-Konzepte und einfache, aber dynamische Linien sowie dem Hinweis, daß man im fertigen Entwurf für eine maximale Gewichtsreduzierung an eine auf Kohlenstoff basierende Technologie denkt, mittels derer das Rad zwischen 5 kg und 6 kg wiegen soll, werden keine weiteren Angaben gemacht.


Im August 2009 folgt das Konzept des ehemaligen Olympia-Radrennfahrers Chris Boardman, der sich nach seinen Rekorden wie der Olympia-Goldmedaille 1992 nun mit der Entwicklung und Verbesserung von Rennrädern beschäftigt.

Sein britisches Unternehmen Boardman Bikes Ltd. beginnt Mitte 2007 mit dem Verkauf der Räder und kann schnell einen Erfolg verbuchen, als Nicole Cooke bei den Olympischen Spielen 2008 auf einem Boardman-Rad ebenfalls Gold gewinnt.

Bei dem nun vorgestellten ,intelligenten’ Bike, das noch keinen Namen hat, handelt es sich bislang zwar nur um einen Entwurf – doch der hat es in sich. Abgesehen von den speichenlosen Reifen, einem Kohlefaser-Rahmen und den selbst aufpumpenden Reifen soll das Rad auch ein eingebautes Computersystem erhalten, das den Kalorienverbrauch beim fahren registriert und auf Wunsch Musik spielt. Der Rahmen besitzt ferner eine nicht aufbrechbare Sperrvorrichtung, die nur der Besitzer per Fingerabdruckerkennung öffnen kann. Zudem wird es einen solarbetriebenen Motor geben, den man bei Ermüdung zuschalten kann.

Boardman zufolge stünde die Technologie dafür bereits zur Verfügung, es braucht nur den Willen, alles zusammenzusetzen. Mit dem entsprechenden Budget sei er bereit, dies innerhalb von zwei Jahren zu tun. Nach heutigem Stand würde das Rad 500.000 £ kosten, doch als Massenprodukt könne der Preis auf rund 2.000 £ gesenkt werden. Boardman prognostiziert allerdings, daß es noch bis zu 20 Jahre dauern kann, bis sich die Menschen an das Konzept gewöhnen.

Zero Bike Modell

Zero Bike (Modell)


Das Zero Bike der japanischen Designer Makota Makita und Hiroshi Tsuzaki aus Tokio ist der weitere Entwurf eines sehr leichten naben- und speichenlosen Fahrrads, das 2008 in den Blogs vorgestellt wird.

Das Besondere dieser Maschine ist, daß die Räder magnetisch gelagert sein sollen – und auch der Antrieb soll so erfolgen, indem magnetische Pedale angekurbelt werden, welche die Reifen drehen. Doch auch hier gibt es leider keine weiteren technischen Details darüber, wie die Technologie tatsächlich funktioniert – oder funiktionieren soll.


Im Februar 2010 erscheinen in den Blogs gleich drei neue Konzepte speichenloser Räder. Das erste ist die Vision eines BMX Bike ohne Naben und Kette, dessen Entwurf von Nikolay Boltachev und seinem Zigzain Studio in Kirov, Russische Föderation, stammt.

Die reine Designstudie sollte aber eher als eine Art Brainstorming betrachtet werden, da Boltachev BMX Bikes am laufenden Band gestaltet, ohne sie jedoch auch alle zu bauen.

Flying Bike Grafik

Flying Bike (Grafik)


Das zweite Konzept namens Flying Bike geht auf die Designer Hoyoung Lee, Youngwoo Park und Jungmin Park zurück, die zu den innovativsten der Branche gehören.

Ihr Fahrrad ist nicht nur ohne Speichen, sondern soll während der Fahrt auch noch durch ein starkes Magnetfeld in der Schwebe gehalten werden. Die hierfür benötigte Energie wird dabei beim fahren selbst erzeugt, bis die Rückseite des Fahrrades mit zunehmender Geschwindigkeit die mechanische Verbindung zum Hinterrad verliert und schließlich buchstäblich in der Luft im Zentrum des Reifens schwebt und nur durch die Kräfte des Magneten damit verbunden bleibt. Etwas Ähnliches passiert an der Vorderseite, aber in einem viel kleineren Maße.

Es wird betont, daß die magnetische Aufhängung besonders gut als Stoßdämpfer zur Absorption von Auswirkungen von Steinen, Beulen, Löchern usw. dient. Doch auch hier muß leider gesagt werden, daß das Rad bisher pure Theorie ist.


Dies ist auch der Fall bei dem Entwurf Hybrid City des Designers Peter Dudas aus Cento (Ferrara) in Italien, dem dritten Konzept in diesem Monat – das eine befremdliche Ähnlichkeit mit dem obenstehenden City Bike von Alberto Del Biondi aufweist.

Auch die Beschreibung liest sich wie abgeschrieben, bis hin zum Namen und der Bezeichnung als ,Premium-City-Bike für Pendler’, sodaß es sich möglicherweise um ein Plagiat handelt.

Henrich-Rad Grafik

Henrich-Rad (Grafik)

Was insofern aber nicht so wichtig ist, da sowieso später in keinem der vorangegangenen Fälle etwas von einer technischen Umsetzung zu finden ist.


Recht spektakulär ist auch der Entwurf des deutschen Architekten Stephan Henrich aus Stuttgart, der im März 2010 auf der Taipei Cycle Show in Taiwan, der größten Fahrradmesse Asiens, gezeigt wird – und dort im Rahmen der International Bicycle Design Competition (IBDC) auch einen Merit Award bekommt.

Das Infinity besitzt ebenfalls keine Speichen und bewegt sich nicht auf Rädern, sondern auf einer Kette mit Gummioberfläche, die rund um das gesamte Rad läuft, was nun wirklich eine ausgefallene Idee ist.

Die Konstruktion ist als Beach- und City-Cruiser konzipiert, hat bislang aber noch kein Interesse bei den Herstellern gefunden... die sich ja vielleicht von den großen Krabben auf der Grafik haben abschrecken lassen.


Ebenfalls im März 2010 folgt ein sehr ästhetischer Entwurf des in Wisconsin beheimateten Designers John Villarreal, bei dem ebenfalls neu entwickelte Materialien und Herstellungstechniken zu Einsatz kommen.

Bei dem futuristischen Fahrrad, das aus Kohlefasern oder pulverbeschichtetem Aluminium gefertigt werden soll, sind alle überflüssigen Teile aus dem Körper und den Rädern entfernt – sogar die LED-Leuchten am Lenker und an der Rückseite sind in die Elemente integriert.

Soopa Scoota Modell

Soopa Scoota
(Modell)


Schon im April wird das Konzept eines weiteren Zweirads mit nabenlosen Reifen vorgestellt, dem die Designerin Liron Bobrov aus Milano in Italien den Namen Soopa Scoota verleiht.

Im Gegensatz zu den anderen hier aufgeführten Modellen handelt es sich um ein Vehikel ohne Pedale, auf dem man liegend und mit dem Gesicht voraus abschüssige Straßen hinunterrollen kann -  mit bis zu 80 km/h, wenn man sich traut.

Das auch Soopa Downhill genannte Rad ist speziell für Extremsport-Liebhaber gedacht und soll dem vorgestellten Modell nach sogar zusammenklappbar sein. Weitere spezifische physikalische Details gibt ist aber keine.


Im Juni 2010 werden die Fotos der Diplomarbeit des Amerikaners Lukas Douglas an der Loughborough University in den Blogs veröffentlicht, der mit seinem Lunartic Cycle ein weiteres Rad ohne Speichen entworfen hat – zumindest das Hinterrad besitzt keine.

Das Konzept-Bike mit Zahnriemenantrieb bildet eine einzigartige Kombination von verschiedenen Radgrößen, wobei das Hinterrad aufgrund der Kreiseleffekts großer Räder sehr stabil ist und die Geschwindigkeit und den Straßenoberflächenkontakt steigert, während das kleine Vorderrad Platz spart und die Manövrierbarkeit verbessert.

Abgesehen von dem interessanten Design, für den James Dyson Awards-Designpreis nominiert wird, hat Douglas auch erste Schritte in Richtung einer Umsetzung getan, wie man auf dem zweiten Foto sehen kann.

Im Netz ist zudem ein Video-Clip zu begutachten, der den Erfinder bei Probefahrten auf seinem Prototyp zeigt. Er betont allerdings, daß bis zu einer Produktreife noch erhebliche Weiterentwicklungen notwendig sind.


Bei der International Bicycle Design Competition (IBDC) 2013 erhält der ungarische Ingenieur und Designer János Insperger und sein Büro ij-BicycleDesign einen Merit Award für seinen Entwurf Steam-O.

Steam-O Modell

Steam-O (Modell)

Interessant an dem Konzept ist die retro-futuristische Kombination, die von dem großartigen Zeitalter der aerodynamischen Dampflokomotiven inspiriert ist. Weshalb der Drehmoment beim Treten auch durch Koppelstangen wie bei Dampfmaschinen übertragen werden soll, während die nabenlosen Räder an Planetenrollen laufen. Von dem Entwurf existiert bislang jedoch nur ein Miniaturmodell. Dafür finden sich auf Inspergers Seite noch viele andere tolle Designs.


Im Mai 2014 wird schließlich das weltweit erste klappbare Fahrrad ohne Speichen und Naben vorgestellt, das den Namen SadaBike trägt und immerhin schon als Konzeptstudie gelten kann, auch wenn es bei weitem noch kein fertiges Produkt ist.

Seine Entwicklung beginnt der Italiener Gianluca Sada im Zuge der letzten Jahre seines Studiums an der Politecnico di Torino mit dem Ziel, ein Faltrad ohne Speichen zu schaffen, das sich sowohl in einen Rucksack als auch in einen Trolley umwandeln läßt.

Nachdem er von 2008 bis 2010 unermüdlich an seinem Projekt arbeitet, wird ihm im März 2010, zeitgleich mit seinem Abschluß in Fahrzeugtechnik, das italienische Patent erteilt (Nr. TO2010A000166). Im Oktober folgt die Auszeichnung als beste innovative Diplomarbeit des Jahres durch den Ingenieursverband von Turin.

Mit Unterstützung des auf Präzisionstechnik spezialisierten Unternehmens Palmec snc beendet Sada im Dezember 2011 den Bau des Prototyps aus einer Aluminiumlegierung. Der von ihm entworfene Rahmen läßt sich mit einem Handgriff auf erstaunlich kompakte Maße zusammenfalten.

IngSOC Grafik

IngSOC (Grafik)

Zu den technischen Details und der genauen Funktionsweise des Rades wird nichts verraten. Vermutlich, weil Sada noch immer der Suche nach einem passenden Investor für seine Idee ist.


Ein interessant gestaltetes speichen- und kettenloses Rad-Design, das im Dezember 2015 erstmals zu sehen ist, trägt den Namen IngSOC und stammt von den Designern Edward Kim und Benny Cemoli aus Los Angeles, Kalifornien.

Der Rahmen des Fahrrads, das die aerodynamische Form eines Triathlon-Bike mit einer flexiblen Handhabung verbindet, soll aus kohlenstofffaserverstärktem Polymer hergestellt werden. Außerdem soll das Fahrrad dank einer Hybrid-Technologie in drei Modi betrieben werden können: batteriebetrieben, mit Batterieunterstützung und im Batterielademodus, bei dem der Benutzer den Akku durch die Pedale auflädt.

Was nicht unwichtig ist, da die Batterie neben dem Motor, dem Scheinwerfer und der hinteren Rückleuchten auch noch eine iPhone Ladeschale versorgen muß, damit man unterwegs nach Hause telefonieren kann.


Auch einige Gefährte mit zwei parallelen Reifen gibt es derweil. Einer der ersten Entwürfe eines Doppelreifen-Systems, mit dem man quasi auf dem trockenen, d.h. auf fast jeder festen Art von Oberfläche ,surfen’ kann, und das auch noch mit hoher Geschwindigkeit, wird unter dem Titel Loop In im Juli 2007 vorgestellt.

Die Räder und die Platte im Inneren rotieren unabhängig voneinander, sodaß man wie von einer Welle kontinuierlich vorwärts geschoben werden soll. Indem man sich an den innen umlaufenden Haltestangen festhält, kann man zudem problemlos Überschläge und Rollen durchführen, ohne in Gefahr zu laufen irgendwo aufzuschlagen. Die verblüffende Kombination aus skaten und surfen stammt von dem spanischen Designer Marcial Ahsayane. Über die genaue Antriebstechnik ist leider nichts bekannt.

Diwheel

Diwheel


Eines der ersten verwirklichten Doppelräder der Neuzeit, für das sogar zwei Fahrer vorgesehen sind, die auch noch in unterschiedliche Richtungen blicken, wird 2008 auf dem jährlich Fahrrad-Festival Bike Kill in Brooklyn, New York, vorgeführt, auf dem primär exzentrische Räder gezeigt werden.

Wollen die Fahrer des Diwheel vorwärts kommen, muß einer von ihnen nach vorne treten und der andere rückwärts, denn wenn sie beide in der gleichen Richtung pedalieren, dreht sich das Teil auf der Stelle.

Das seltsame Rad (das stabil genug ist, damit sich sogar ein Passagier an den linken Reifen klammern kann, wie man sieht) ist vom Madagaskar Institute in Brooklyn gebaut, das sich als ,Kunstkombinat für großformatige Skulpturen und Fahrgeschäfte’ bezeichnet.


Ansonsten sind solche Parallelreifen-Gefährte bislang nur als vereinfachte und auf Spielzeuggröße geschrumpfte, ferngesteuerte Versionen umgesetzt, wie der Roboni-i, der im September 2009 auf den US-Markt kommt.

Der auch selbststeuernde Roboter verfügt über vier Prozessoren und insgesamt 16 Sensoren, davon 11 Infrarot-Sensoren zur Verbindung mit seiner Basisstation und (ggf.) anderen Roboni-i, sowie weitere Infrarot- und Tast-Sensoren, um Hindernisse zu erkennen und zu vermeiden. Hinzu kommen Funksensoren, um mit Zusatzelementen, die mit RFID-Chips versehen sind, zu interagieren. Hersteller ist die Südafrikanisch/US-Amerikanische Startup-Firma Robonica, der Preis liegt bei 249 $.

Trekbot

Trekbot


Knapp ein Jahr später wird ein weiterer, noch viel kleinerer Renner mit Prallelbereifung namens Trekbot beworben den es schon für knapp 20 $ gibt.

Der nabenlose Mikro-Roboter der Firma Desk Pets International (HK) Ltd. kann Überschläge durchführen, scharfe Kurven fahren und auf extrem hohe Geschwindigkeiten kommen.

Den Strom bezieht der Winzling über ein eingebautes USB-Ladegerät, wobei nach 30 Minuten Ladezeit rund 15 Minuten Spielzeit drin sind, und gesteuert wird mit einer 5-Tasten-Fernbedienung.


Recht nah an der eigentlichen Vision ist der Entwurf eines 2-Personen-Fahrrads mit übergroßen Rädern durch den Designer Pengtao Yu aus Pasadena, Kalifornien.

Bei dem Doppelrad-Fahrzeug Cojoy sitzen die beiden Fahrer nebeneinander, wobei jeder ein Rad antreibt. Wie bei einem Paddelboot müssen sie zusammenarbeiten und in einen Rhythmus mit gleicher Geschwindigkeit kommen. Auch Wenden müssen abgesprochen werden, denn das Fahrrad hat keinen Lenker. Stattdessen muß der jeweils äußere Fahrer schneller treten, wenn sich das Gefährt drehen soll. Es erfordert daher eine gute Kommunikation, Kooperation und ein Minimum an Geschick.

Mconcept Grafik

Mconcept (Grafik)


Sehr eigen ist auch das Laufrad-Konzept Mconcept des argentinischen Designers Andre Monteiro und seiner Firma Lobo Concepts, das im Februar 2011 seinen Weg in die Blogs findet.

Der ,Null-Emissions-Segway’ verbraucht keinen Kraftstoff oder Lade-Strom, sondern wird alleine durch Muskelkraft betrieben. Dies geschieht, indem sich eine Person mit beiden Beinen auf die Plattform stellt und mit der Kraft ihrer Arme die seitlich angebrachten Hebel hin und her bewegt. Diese besitzen einen Mechanismus, der die Energie umsetzt und an die speichenlosen Räder weitergibt, um voranzukommen.

Die vom Benutzer durchgeführt Bewegungen liefern die mechanische Energie, die in Strom umgewandelt in dem abnehmbaren Akku des Steh-Rollers gespeichert wird und bei Überschuß auch noch andere elektronischen Geräte aufladen kann. Die Lenkung wird ebenfalls von den Armen unterstützt, womit das Ganze wie eine Mischung aus Nordic Walking und Stelzenlauf wirkt.

Eine praktische Umsetzung ist allerdings bislang noch bei keinem dieser Konzepte auszumachen.


Dies geschieht dafür umso breiter dafür im Bereich der Laufräder, die zum Teil dem dreirädrigen StreetFlyer ähneln (s.o.).

Eines der ersten und einfachsten dieser seltsamen Zweiräder ist das von Dave Vidmar erfundene GlideCycle, bei dem der Fahrer zwischen den Rädern auf einem Sattel sitzt, der an dem bogenförmigen Korpus des Rades hängt. Damit soll das quasi schwerelose Laufen auch in der Natur für alle möglich werden. Um voranzukommen kann man sich aber auch mit beiden Füßen am Boden abstoßen.

GlideCycle

GlideCycle

Als das im März 2009 gegründete gleichnamige Unternehmen aus Ashland, Oregon, ein Geschäftsbereich der Alkavida Inc., das GlideCycle vorstellt, wird es auch gleich von weltweiten Anfragen überschwemmt. Insbesondere Personen mit Prothesen, Sportverletzungen oder amputierten Gliedern sind von dem neuen Laufrad so begeistert, daß sich das Unternehmen vor Bestellungen kaum retten kann.

Seinen Nutzern zufolge ist das Rad schnell zu montieren, leicht zu beherrschen, bequem und auch noch erschwinglich. Ende 2015 werden die beiden verfügbaren Modelle vergünstigt angeboten, die zuvor jeweils 1.649 $ gekostet haben: das GlideCycle PT für 989 $ und das seit 2014 vertriebene Top-Modell GlideCycle X-Runner für 1.199 $.


Im August 2012 folgen die ersten Meldungen über das Laufradkonzept FLIZ der Designer Tom Hambrock und Juri Spetter aus Halle (Saale), dessen Ausgangspunkt eine Untersuchung der Laufmaschine von Karl Freiherr von Drais war, dem Urvater des Fahrrades (s.o.).

Bei dem Resultat wird die natürlichste Art der Fortbewegung – der menschliche Gang – aufgegriffen und den heutigen Ansprüchen an Mobilität angepaßt.

Auch in diesem außergewöhnlichen Laufrad-Prototyp hängt man förmlich in der Luft und muß zunächst den verstellbaren 5-Punkt-Gurt anlegen und sich festschnallen – und dann durch Laufen für Vortrieb sorgen. Auf den beiden waagerechten Querspanten ist zudem das Auflegen und Anschnallen von Gepäck möglich.

Der aus Glas- und Kohlefaser gefertigte Rahmen ist so konstruiert, daß eine natürliche Dämpfung erfolgt. Dadurch werden laut seinen Entwicklern die Gelenke entlastet und das Körpergewicht auf einen größeren Bereich verteilt. Während der Fahrt können mit Hilfe der schmalen Tritte am hinteren Ausfallende auch Beine und Füße entlastet werden. Und für abschüssige Strecken gibt es eine Hydraulikbremse. Ob es Pläne gibt, das knapp 10 kg schwere Laufrad irgendwann als Produkt auf den Markt zu bringen, ist nicht bekannt.

Flying Rider Bike

Flying Rider Bike


Eher eine Mischung aus Hängerad und normalem Rennrad ist das Flying Rider Bike, dessen Prototyp im Juni 2014 vorgestellt wird, nachdem der Erfinder, Architekt und Ingenieur David M. Schwartz aus Fair Oaks, Kalifornien, im Jahr zuvor das Patent dafür erhalten hatte (US-Nr. 8.474.851, beantragt 2012). Begonnen mit der Entwicklung hatte Schwartz, als er auf einem ansteigenden Abschnitt der Tour de France 2011 bemerkte, wie die Körper der Fahrer beim radeln auf und ab schwingen.

Die Grundlage des Flying Rider ist ein 1988’er Standard-Rennrad von Schwinn, dessen Sitzrohr und Oberrohr durch eine Anordnung aus Stahlrohren ersetzt werden, die bogenförmig auf Rückenhöhe des Fahrers unter seinen Achseln nach vorne geführt sind. Und auch hier hängt der Fahrer in einem Gurt, der aus diesen Rohren befestigt ist. Nicht ganz klar ist, ob es eine Fußablage gibt solange man nicht in die Padale tritt.

Schwartz zufolge soll ein 77 kg schwerer Fahrer bei der Treteffizienz eine Zunahme von etwa 10 % erreichen. Was sich allerdings als ziemlich teuer erweist. Da jedes der rund 9 kg schweren Räder speziell für seinen Besitzer gemacht wird, liegt der minimale Preis bei 5.995 $.

Im September gibt der Erfinder bekannt, daß er zunächst 100 Bikes mit Kohlefaser-Rahmen produzieren will, die von der kanadischen Firma Dynamic Composites hergestellt werden. Nun ist von einem Verkaufspreis von 4.770 $ für das ganze Rad oder 2.462 $ nur für den Rahmen und die Gabel die Rede.


Das jüngste Fahrrad dieser Gattung wird im Oktober 2015 vorgestellt. Das interessante Modell Bird of Prey ist ein Liegerad, auf dem man erhöht, auf dem Bauch liegend und mit dem Kopf voraus strampelt, was dem Schöpfer des Fahrrads John Aldridge zufolge sehr komfortabel sei. Dieser hatte bereits 1991 die ersten Designs dafür entwickelt, während die Konstruktion ab 2010 durch Russ Denny durchgeführt wurde. Auch hier steht die Idee im Vordergrund, das Scheuern am Gesäß und die Rückenbelastung zu vermeiden.

Hinzu kommt, daß das Fahren auf dem Bauchlieger (prone bike) wesentlich aerodynamischer als auf einem Sitz-Fahrrad ist. Aldridge rechnet jedenfalls vor, daß bereits bei einer Geschwindigkeit von 36 km/h rund 80 % der Anstrengung erforderlich sei, nur um den Luftwiderstand zu überwinden.

Durch seinen niedrigen Schwerpunkt sei das Rad sehr schnell und kann engere Kurven fahren – wobei aber selbst bei einem Nothalt keine Gefahr besteht, über den Lenker zu kippen.

Die zu 100 % kundengerecht gebauten und individuell gestaltbaren Fahrräder kosten je nach Größe und Art der verwendeten Produkte zwischen 7.000 $ und 8.500 $.

Beastie

Beastie


Einen Bauchlieger mit Linearantrieb gibt es auch. Es heißt Beastie und stammt von dem schottischen Bahn- und Straßenradrennfahrer Graeme Obree, zweifacher Weltrekordhalter im Stundenrennen. Im September 2013 gelingt es ihm während der World Human Powered Speed Championships in Battle Mountain, Nevada, mit einer Geschwindigkeit von 90,592 km/h den bisherigen Rekord für einen Linearantrieb von 87,84 km/h zu brechen.

Letzterer war einige Jahre zuvor von Richard Byrne auf dem Bauchlierad Dragonfly von Steve Ball erzielt worden – wobei es sich bei diesem Rad um eine Maschine handelte, für deren Antrieb beide Arme und Beine eingesetzt wurden. Leider sind darüber kaum Informationen verfügbar.


Auch stehend in die Pedale treten ist angesagt, unter anderem deshalb, weil man im Stehen durch Einsatz des gesamten Körpergewichts mehr Kraft auf die Pedale bringen kann, als sitzend.


Ganz ohne Sitz kommt daher beispielsweise das Dreamslide genannte Rad des Franzosen Jean-Marc Gobillard aus, das im Oktober 2010 in der Presse erscheint. Der Rollschuh- und Boardsport-Enthusiast hatte elf Jahre lang daran gearbeitet, da ihm die kleinen Räder dieser Gefährte nicht schnell genug waren.

Das Besondere an seinem Steh-Fahrrad ist zudem, daß es ein eigenes Pedalsystem namens Adaptive Pedaling System (APS) besitzt, das speziell für stehende Fahrer konzipiert worden ist und dessen Pedale sich unabhängig voneinander bewegen, in Anpassung an die Muskelkraft des Fahrers. Über einen Single-Speed-Antriebsstrang wird dadurch eine konstante Leistung erzeugt, die ohne viel Mühe Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h erlaubt. In der Neutralstellung sind beide Füße des Fahrers unten, einer vorn und einer hinten. Außerdem soll das APS-System den toten Punkt in der herkömmlichen Pedalumdrehung eliminieren.

Das Dreamslide soll noch in diesem Jahr in Europa in die Läden kommen – außerdem ist es für 1.250 € über die Website des Unternehmens erhältlich.


Immerhin eine Art Lehnposter hat das Kwiggle Bike, das als das gegenwärtig weltweit kleinste Faltrad gilt. Mit seinen 8 kg paßt es – innerhalb weniger Sekunden auf 50 x 40 x 25 cm zusammengefaltet – sogar ins Handgepäck im Flugzeug. Es wird erstmals auf der Eurobike im August 2013 in Friedrichshafen gezeigt.

Kwiggle Bike

Kwiggle Bike

Mit dem aus Aluminium hergestellten Single-Speed-Prototyp, der aussieht wie ein Klapproller, dem Pedale und ein Sattel gewachsen sind, fährt man fast aufrecht stehend und doch angenehm abgestützt. Das Rad kann Fahrer mit einem Gewicht von bis zu 100 kg tragen und eine Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h erreichen.

Sowohl die Antriebstechnologien, das Faltsystem als auch die einstellbare Sitzeinrichtung der ,Übung in Minimalismus’, die das Ergebnis einer vierjährigen Entwicklung von Karsten Bettin und seiner Firma Kwiggle Bike GmbH in Hannover ist, sind patentiert. Zudem wird an einem Modell gearbeitet, das zwei bis sechs Gänge hat und als Produktionsmodell nur noch 6 kg wiegen soll.

Zwar soll das Bike nun so schnell wie möglich in Serienproduktion gehen, doch weder darüber noch über den geplanten Preis ist bislang etwas herauszufinden.

Als Vorläufer können das 1986 erfunden MicroBike angeführt werden, von dem zwischen 1988 und 1993 in Schweden rund 16.000 Stück hergestellt und in Europa, den USA, Japan und auf anderen Märkten zu einem Preis von umgerechnet 560 $ verkauft wurden – oder das von Sir Clive Sinclair in Großbritannien erfundene, nur 5,5 kg schwere und im Jahr 2006 in den Markt eingeführte A-bike, das im Juli 2015 eine Renaissace erlebt, als eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne gestartet wird, um eine Version mit Elektromotor-Unterstützung namens A-bike Redux zu produzieren.


Ein weiteres Steh-Rad, das durch eine Kickstarter-Kampagne im September 2014 von sich reden macht, ist das Occam Cycle, das auf die im Vorjahr von Chris Wlezien, Jim Gibson und Sean Hannon gegründete Firma Great Scott Technology LLC (GST) zurückgeht.

Das etwa 9 kg schwere und sehr klein zusammenklappbare Rad besitzt eine höhenverstellbare Lenkstange, die durch das Umlegen eines Hebels nach unten geklappt wird, einen Single-Zahnantriebsstrang und besonders breite Pedale.

Die Innovatoren können nach diversen Prototypen ein produktionstaugliches Modell ihres klappbaren, sitzlosen Bike vorweisen und setzen sich nun ein Finanzierungsziel von 105.000 $, um die Herstellung aufzunehmen. Als geplanter Verkaufspreis werden 359 $ angegeben. Die Kampagne scheitert allerdings, da innerhalb der gesetzten Frist nur 35.842 $ zusammenkommen.


Stehen tut man auch auf einer Reihe von Rädern, die entfernt an die Roller erinnern, mit denen wir als Kinder sicherlich alle gespielt haben.

Bikeboard

Bikeboard

Das erste derartige Modell namens das Bikeboard, das tatsächlich nichts anderes als ein Fahrrad/Skateboard-Hybrid darstellt, stammt von der britischen Firma Indian Summer Company und wird erstmals im August 2008 öffentlich vorgestellt.

Das ursprüngliche Konzept wird von der der US-Innovationsberatungsfirma Davison überarbeitet und in Form verschiedener Modelle und Größen markttauglich gemacht.

Die seltsame, 15,5 kg schwere Kombination wird für 125 € auch über Amazon angeboten und soll nicht nur Kindern Spaß machen. Später ist von dem Unternehmen aber nichts mehr zu finden. Dafür gibt es im Netz verschiedene Anbieter, welche die Bikeboards zu Preisen zwischen 79 € und 179 € offerieren. Besonders hochwertige Modelle kosten aber auch schnell mal 1.626 CHF.

Zudem gibt es zwischenzeitlich stabilere Versionen mit zusätzlichem Elektroantrieb, für die es wiederum aufschraubbare Sitze gibt und die deshalb eher den Dreirädern zugeordnet werden müssen.


Im Mai 2011 wird in den Blogs eine weitere Variante vorgestellt, wobei als Erfinder des patentierten und Sbyke genannten Gefährts ein Brad Wernli angegeben wird, der gemeinsam mit den Rennfahrer-Brüdern Bart und Steve Wilson die Firma Sbyke USA LLC mit Sitz in Las Vegas, Nevada, gründet, um das Gefährt zu vermarkten, das im Gegensatz zu den Vorläufern über die Hinterräder gelenkt wird.

Dem Stand von 2015 zufolge wird der Fahrrad-Roller in drei Größen angeboten: P16 (149 $), A20 (159 $) und P20 (249 $).


Eine weiterentwickelte Version bildet das Hybridrad Pibal, das aus einer Kooperation des französischen Designers Philippe Starck und des Autoherstellers Peugeot ensteht und im Februar 2013 der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Das auf Retro gestylte aber aus Aluminium hergestellte Fahrzeug, dessen gelbe Bereifung für erhöhte Sichtbarkeit sorgen soll und mit dem der Benutzer wie ein Fahrrad, aber bei dichtem Verkehr ebenso auf dem Fuß stehend wie ein Roller fahren kann, ist für ein Bike-Sharing-Projekt in Bordeaux gedacht, wo es  die Bewohner in diesem Sommer kostenlos ausprobieren sollen.

Bordeaux steht seit mindestens 2010 an der Spitze der Bike-Sharing-Bewegung.

Moox Bike

Moox Bike


Genau zum Zeitpunkt des aktuellen Updates Ende 2015 läuft die Kickstarter-Kampagne der in San Francisco beheimateten Firma Moox Inc. von Mike Silvestri für ein ähnliches Rad namens Moox Bike, das im Vorverkauf 649 $ und später 999 $ kosten soll.

Im Gegensatz zu dem Pibal hat es dicke 20 x 4-Zoll-Reifen und schwere mechanische Scheibenbremsen, abgedichtete Lager und eine Shimano 7-Gang-Schaltung.

Das Finanzierungsziel von 75.000 $ wird jedoch nicht erreicht, da nur 40.151 $ von 38 Unterstützern zusammenkommen. Über ähnliche Gefährte, die allerdings völlig ohne Pedale daherkommen, berichte ich weiter unter bei den Rollern und Boards.

 

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