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MUSKELKRAFT


Sport und Spiel (2)


Dem Streß-Abbau nach einem harten Arbeitstag dient eine innovative Lampen-Serie des Designers Saravanan Nagasundaram aus Bangalore in Indien, dessen Konzeption im Februar 2011 veröffentlicht wird. Von Nagasundaram stammt auch der Entwurf der pedalbetriebenen Waschmaschine Green wash (s.d.).

Stress Buster Grafik

Stress Buster
(Grafik)

Der nun vorgestellte Stress Buster besteht aus einem Boxsack, einem Kicksack sowie mehreren kleinen Bällen, die mit der Faust zusammengedrückt werden. Durch eine Piezoschicht, die in all diesen Objekten vorhanden ist, wird der Streß in nutzbare Energie umgewandelt.

Jedes Mal, wenn die Nutzer die Teile schlagen, treten oder quetschen, wird etwas Strom in den eingebauten Akkus gespeichert – um anschließend für die zweite Funktion der Objekte genutzt zu werden, nämlich als Lampen.

Die Squeeze-Bälle dienen dabei als portable Geräte, die ebenso als Notbeleuchtung eingesetzt werden können wie auch als kleine Stromerzeuger, da jeder von ihnen einen entsprechenden Ladeanschluß besitzt.


Bei dem Pinnacle Trainer S770 der Firma SportsArt aus Tainan City, Taiwan, der im Mai in den Blogs vorgestellt wird, handelt es sich im Gegensatz zu den vielen vorangegangenen Konzepten um eine bereits im Handel erhältliche Trainingsmaschine, die neben ihrem komplexen Aufbau zur Körperertüchtigung auch noch zur Energieerzeugung dient.

Die neue Maschine, die als eine der ersten ihrer Art bezeichnet wird, besitzt auch einen Herzfrequenz-Monitor, dessen Stromversorgung komplett durch die während des Trainings erzeugte und umgewandelte kinetische Energie erfolgt. Überschüssiger Strom wird über einen Wechselrichter zurück ins Netz gespeist.

Dem Unternehmen zufolge kann der S770 während des Trainings bis zu 2.000 W erzeugen und soll damit pro Jahr potentiell bis zu 3.000 $ an Stromkosten sparen.


Faß-Generator


Zu den stromproduzierenden Spielgeräten für Kinder gehört wiederum ein Faß-Generator, der von dem Kollektiv Pirates of the Danube aus Ungarn entwickelt worden ist und einem vergrößerten Eichhörnchen-Rad ähnelt.

Das gemeinsam mit der niederländischen Initiative Play4Power durchgeführte Prototyp-Projekt ist für Spielplätze gedacht und wird erstmals im Jahr 2011 auf dem London Design Festival präsentiert.

Es lassen sich aber keine Spuren davon finden, ob der Entwurf später in breitem Maße umgesetzt worden ist.


Im Februar 2011 zeigen die Blogs luftfilternde ‚Bäume‘ namens TREEPODS, die von den Designern Mario Caceres und Cristian Canonico für den SHIFTboston Urban Intervention Contest entworfen worden sind.

Die TREEPOD-Systeme machen sich die Biomimikry zunutze, um die Eigenschaften von Bäumen effizient nachzuahmen. Sie entfernen Kohlendioxid aus der Luft und setzen Sauerstoff frei, indem sie einen CO2-Entfernungsprozeß namens ‚moisture swing behaviour’ nutzen. Das Design der ‚Äste‘ ist nicht nur den Bäumen, sondern auch der menschlichen Lunge nachempfunden und weist mehrere Kontaktpunkte auf, die als winzige CO2-Filter dienen.

Zusätzlich zu ihren luftreinigenden Fähigkeiten enthalten die TREEPODS auch PV-Paneele und gewinnen – weshalb sie an dieser Stelle erwähnt werden – kinetische Energie durch eine interaktive Wippe an der Basis des TREEPODs. Wenn Passanten mit der Wippe spielen, treibt sie Displays an, die den Entkarbonisierungsprozeß der TREEPODS erklären. Zudem versorgen die Solarzellen und die kinetische Energiestation den Luftfilterungsprozeß und die Innenbeleuchtung.

Die TREEPODS mit ihren riesigen weißen und durchsichtigen Baumkronen sollen vollständig aus recyceltem und auch recycelbarem Kunststoff von Getränkeflaschen hergestellt werden – und Nachts in einer Reihe von auffälligen Farben leuchten. Eine Realisierung erfolgte bisher nicht.

Giraffe Street Lamp Grafik

Giraffe Street Lamp
(Grafik)


Ebenso bislang nur ein tolles Design stellt die Spielplatz-Schaukel dar, deren darüber angebrachte LED-Lampe durch das Schaukeln mit Strom versorgt wird.

Das Konzept der chinesischen Designer Chen Wei und Lu Yanxin, das im Februar 2012 zu sehen ist, trägt den Namen Giraffe Street Lamp (o. Green-Yard) und ist auf der Lampenoberseite mit einem Solarmodul ausgestattet, damit der Spielplatz nicht komplett im Dunkeln liegt, wenn mal eine Zeit lang nicht geschaukelt wurde.

In einer ausführlichen Berechnung wird belegt, daß bei einem angenommenen Wirkungsgrad von 75 % bei der Energieumwandlung der Schaukelbewegung bzw. 15 – 28 % bei den Solarpaneelen genügend Strom für eine 11-stündige Beleuchtungszeit gesammelt werden kann. Es wird allerdings nichts darüber gesagt, wie lange die Kinder dafür schaukeln müssen.


Eine weitere Stromschaukel – diesmal mit einem mehr künstlerischen Ansatz – stammt von Ingrid Gabor und Guilherme Pena Costa, die sie mit dem Ziel entworfen haben, Menschen dazu einzuladen, Spielplätze auch in der Nacht zu besuchen und zu nutzen.

Ihre Light Swing, die im Juni 2012 in den Blogs vorgestellt wird, wird als eine interaktive Lichtinstallation beschrieben, bei welcher die beim schaukeln erzeugte kinetische Energie direkt in die LED-Bänder fließt, welche um die Schaukelseile und -achse gewickelt sind, und diese zum Aufleuchten bringt.


Bereits im April 2012 erscheint in den Blogs das Konzept eines innovativen Designs namens CITYLIGHT, das dem Designer Zhongren Zhang bereits einen 3. Preis bei den Green Dot Awards 2011 beschert hat.

Der Entwurf setzt auf sportliche Aktivitäten, die an öffentlichen Fitnessgeräten verschiedenster Art den Strom für die LED-Straßenbeleuchtung der Zukunft liefern sollen. Und auch hier wird die umgewandelte kinetische Energie, die mit den Geräten erzeugt wird, erst einmal in Batterien zwischengespeichert, um dann Nachts genutzt zu werden.

Eine Anzeige liefert den Überblick über die in den Akkus vorhandene Restenergie, was Fußgänger dazu animieren soll, selbst aktiv zu werden und über die eigene Kraft den Laternen zu neuer Energie zu verhelfen. Zusätzlich kann man an der Anzeige ablesen, wie viel Energie man der Laterne durch seine sportliche Aktivität zugeführt hat und wie viel Kalorien man selbst dafür verbraucht hat.

Kidetic Grafik

Kidetic
(Grafik)


Im Mai 2012 werden gleich mehrere neue Designs vorgestellt. Als erstes ist der Entwurf Kidetic von Andrew Simoeni, Joel Lim und Funfere Koroye zu nennen, Studenten der Domus Academy in Milano, die einen kompletten Spielplatz präsentieren, der mit Apparaten ausgestattet ist, die eingebaute Dynamos zur Stromerzeugung haben.

Mit Anlagen wie dieser in einem öffentlichen Park oder in einer Schule sollte recht viel Energie erzeugt werden, da es kaum einen Mangel an kleinen Menschen gibt die äußerst scharf darauf sind, mit den Geräten zu spielen, bis man sie vermutlich gewaltsam wegziehen muß.

Die konzipierten Standard-Einheiten, über die es keine näheren technischen Details gibt, sollen in jeder Stunde des Spiels 31,5 W Energie generieren, was genug ist, um etwa 20 LED-Lampen für eine ganze Stunde zu versorgen. Es bleibt zu hoffen, daß es eine Idee ist, die auch bald in der Praxis umgesetzt wird.


Ebenfalls für Kinder gedacht ist das Arcade-Spielkonzept NRG51, bei dem sich die Kugel durch ein Spielfeld bewegt, welches durch eine durchsichtige konvexe Kuppel abgeschirmt ist. Dabei können vier Spieler gleichzeitig unter sechs Möglichkeiten wählen, um Energie zu erzeugen, zu nutzen und zu speichern: mit Scheiben, Rädern, Rampen, Pedalen, Griffen und Kugeln.

Das Konzept von Netali Hernandez aus Murrieta, Kalifornien, die damit eine Gewinnerin des James Dyson Award wird, bietet den Kindern dabei aber mehr als nur einen spannenden Flipper-Wettbewerb, denn das innovative Design zielt darauf ab, die jugendliche Phantasie zu fördern, um in die Zukunft zu schauen, einige grundlegende Energiekonzepte sowie den Wert von Teamwork zu lehren.

Dabei verwendet NRG51 Flipper-Flossen, um den Ball gegen verschiedene Bumper, Schalttore und eine zentrale Turbinen zu schmettern – alles Aktionen, die eine meßbare kinetische Energie erzeugen. Erreichen die Spieler höhere Ebenen des Spiels, steigern sich auch die Klänge und visuellen Effekte, was ein Gefühl der Spannung, Bewegung und Leistung schafft.

Im Laufe des Spiels können die Spieler sogar überschüssige Energie produzieren – das heißt, über den unmittelbaren Bedarf der elektronischen Elemente des Spiels hinaus, wobei dieser Überschuß berechnet und in einer Batterie in der Basis der Einheit gespeichert wird. Diese Leistung kann später für Lampen verwendet werden, oder um das Telefon aufzuladen.


Mehr etwas für Erwachsene sind die stromerzeugenden Outdoor-Fitneßgeräte der im Januar 2007 gegründeten britischen Firma The Great Outdoor Gym Company (TGO), welche im Mai 2012 vier neue Geräte vorstellt, die ein Cardio-Training anbieten und dabei pro Gerät 50 -100 W Strom für den Betrieb von Lichtinstallationen erzeugen.

Outdoor-Fitneßgeräte der TGO

Outdoor-Fitneßgeräte
der TGO

Über pedalerzeugten Strom in Fitneß-Studios habe ich weiter oben schon ausführlich berichtet – und auch im vorliegenden Fall kommt diese Technik zum Einsatz. Aber nicht nur. Wobei das Neue bei dem TGO-Konzept hauptsächlich darin besteht, daß es die Geräte an die freie Natur bringt, wo es bislang kaum mehr als Klimmzugstangen und ähnliche Vorrichtungen gab.

Das nun erstmals in einem Stadtpark in Hull im Nordosten von England installierte Outdoor-Fitneß-Studio erzeugt genug Strom, um die Lichter des Bereichs in der Nacht in Betrieb zu halten. Als Prototyp kostet es allerdings 100.000 $, doch die Firma arbeitet bereits an einem billigeren 32.000 $ Modell, das auch in der Lage sein wird, die mobilen Geräte der Benutzer wieder aufzuladen – was dann Cardio Charge genannt wird – und möglicherweise sogar etwas Energie zurück ins Netz zu senden. Die bisherigen 350 Installationen der Firma haben dagegen keine Harvesting-Technik.

TGO bietet Herz-Kreislauf-, Tonus- und Krafttraining-Maschinen an, die farblich gekennzeichnet sind und den Plug-in-Maschinen ähneln, die in einem typischen Indoor-Fitneß-Club zu finden sind – mit dem Unterschied, daß sie keine externe Energiezufuhr benötigen und speziell dafür entwickelt worden sind, nur sehr wenig Wartung zu benötigen. Obwohl jedes Stück bis zu 700 W erzeugen kann, produziert der durchschnittliche Benutzer nur zwischen 50 und 100 W. Die Firma behauptet, daß ein typischer Satz von Ausrüstung je nach Einsatz 1 kWh Energie pro Tag erzeugen kann.

Die beim Training erzeugte und gespeicherte Energie wird auf einer Energy Display Unit (EDU) angezeigt. Bis Ende November 2012 sind in Hull bereits 40 kWh generiert worden. Pressemeldungen vom Januar 2014 zufolge hätte das Unternehmen inzwischen bereits an nahezu 400 Standorten stromerzeugende Outdoor-Fitness-Studios installiert.

Im Juni 2017 eröffnet im Queen Elizabeth Olympic Park (QEOP) in London ein öffentliches Fitneßstudio, das die Firma Right Guard gespendet hat. Es hat zwei Besonderheiten: es besteht teilweise aus 113 kg recycelten Spraydosen aus Aluminium – und es erzeugt Strom, mit dem ein Info-Display und die interaktive Beleuchtung versorgt werden.

Das Recycling-Unternehmen TerraCycle hatte die TGO gefragt, ob diese ihre Outdoor-Fitneßstudios auch aus recyceltem Aluminium herstellen kann. Die TerraCycle sammelte dafür landesweit 2.500 Aerosoldosen der Right Guard, einem US-Hersteller von Deodorants für Männer, und will nun ein herausragendes Nachhaltigkeitsprojekt für diese Marke finden. Zum Einsatz kommt das Aluminium zur Hälfte im QEOP und zur Hälfte in einem zweiten Fitneßstudio im Gadebridge Park, das im März 2019 in Hemel Hempstead eröffnet wird.

Das resultierende – und um die Recycling-Vision ergänzte – maßgeschneiderte Design bezieht natürlich die TGO Energy-Kardiogeräte mit ein. Im Angebot hat die Firma inzwischen ein Handbike, einen Heimtrainer, ein Liegerad und einen Crosstrainer. Zudem werden Ladeanschlüsse eingebaut, damit die Nutzer des Right Guard-Fitneßstudios ihre Geräte während des Trainings aufladen können.

Swing

Swing

Eher schlicht und funktional wirkt die öffentliche Kunstinstallation Swing in Portugal, die im November 2012 in den Blogs erscheint und auf das in Porto und Berlin ansässige Designerkollektiv Moradavaga zurückgeht, das aus der Zusammenarbeit der Architekten Manfred Eccli und Pedro Cavaco Leitão entstanden ist.

Durch einfaches Schwingen auf den aus Low-Tech-Materialien wie Holzpaletten und Hanfseilen hergestellten Schaukeln erzeugen die Nutzer Energie, die dann für die Beleuchtung unter dem Boden verwendet wird. Dabei ist jede Schaukel mit einem Rad verbunden, das bei jeder Bewegung einen Dynamo in Gang setzt. Dieser wiederum schaltet ein Licht darunter ein.


Im November, 2013 ist der Cadbury House Club im britischen Congresbury, Bristol, eines der ersten Fitness-Studios der Welt, das die Geräte der ARTIS-Serie installiert, die von der bereits 1983 gegründeten italienischen Firma Technogym in Cesena neu entwickelt worden sind.

Die 42 ARTIS-Crosstrainer, -Fahrräder und -Laufbänder, die zusammen 600.000 £ kosten, wandeln die während des Trainings produzierte Energie in 100 W Strom pro Stunde um, die zurück in die Stromversorgung des Gebäudes fließen.

Hier abgebildet ist das Laufband-Modell ARTIS Run, das zu einem Preis von 16.668 £ angeboten wird. Die anderen Modelle, die mit der Energy-Harvesting-Technologie erhältlich sind, sind der ARTIS Abductor, der die Gesäßmuskulatur trainiert (5.820 £), sowie der ARTIS Multi Hip, der das Training aller Muskeln der Hüft- und Beckenregion unterstützt (6.300 £).


Im April 2018 folgen Berichte über die Fitneßstudio-Kette Terra Hale in London, in deren drei, erst vor wenigen Wochen eröffneten, Studios in den Stadtteilen Fulham, Notting Hill und Shepherd’s Bush ebenfalls die Gäste beim Sport Strom erzeugen.

In jedem Spinning-Kurs generieren die Sportler beim Strampeln 1.500 – 3.000 W. Am Ende der Stunde wird jeder Sportlerin und jedem Sportler auf einen Bildschirm angezeigt, wie viel Watt sie bzw. er erzeugt hat. Wird mehr Strom produziert, als das Studio verbraucht, wird er gespeichert und ins Netz eingespeist.

Die eigene Stromproduktion ist dabei nicht das einzige, was die Studios von Terra Hale zu ‚grünen‘ Studios macht: In den Räumlichkeiten gibt es kein Einwegplastik, die Materialien in den Studios sind durchweg recycelt und die Hygiene- und Pflegeprodukte entsprechen ökologischen Standards. Die Wände bestehen aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und sind mit Pflanzen wie Efeu bedeckt, die die Luft reinigen sollen.

SportsArt-Laufband

SportsArt-Laufband

Zeitgleich wird über die neuen ECO-POWR-Geräte der o.e. Firma SportsArt berichtet, die seit jüngstem im Studio Sacramento Eco Fitness von Jose Antonio Avina in Kalifornien zum Einsatz kommen und dieses beim Training mit Strom von seinen Mitgliedern versorgen. Nach Angaben des Studios erzeugt ein einziger Fahrradkurs genug Energie, um zwei Kühlschränke 24 Stunden lang zu betreiben.

Das Fitneßstudio bietet eine ganze Reihe der SportsArt-Geräte an, darunter Ellipsentrainer, Crosstrainer, Rudergeräte, diverse Räder sowie das „weltweit erste energieerzeugende Laufband“, was aber nicht stimmt, wenn man sich an das o.e. Modell ARTIS Run erinnert.

Ein einziges Gerät der SportsArt-Serie kann bis zu 200 W pro Stunde erzeugen. Der Strom wird in die Batterie des Studios eingespeist, die wiederum für die Stromversorgung von Lampen, Handys, Laptops und vielem mehr genutzt wird. Dem Betreiber zufolge waren die Einsparungen sofort spürbar – die Stromrechnung des Unternehmens sank demnach von 680 $ pro Monat auf nur 30 $.


Neben den Wippen zum Pumpen, die ich weiter oben vorgestellt habe, gibt es auch viele Modelle, die primär zur Stromerzeugung dienen und mit denen inzwischen diverse Initiativen und Unternehmen Werbung machen.

Energy Playground

Energy
Playground


Die im Jahr 2002 (als FashionPeace) gegründete gemeinnützige Organisation Global Inheritance in Los Angeles, Kalifornien, hat das Ziel, weltweit Menschen dabei zu stärken, bei der Lösung globaler Probleme kreativ zu denken und zu handeln. Das 2007 gestartete Energieprogramm der Organisation hat die Mission, die Menschen über die Vorteile, Nachteile und Zukunftspotentiale der einzelnen Energiequellen zu unterrichten.

Auf dem Coachella Valley Music & Arts Festival, das Global Inheritance organisiert, wird erstmals 2007 die Energy FACTory aufgebaut, ein interaktives, energieproduzierendes Museum, das verschiedene Medien verwendet, um die Öffentlichkeit über die erneuerbaren Energiequellen zu informieren.

Daraus geht im Jahr 2010 der Energy Playground hervor, ein Energiespielplatz, auf dem alle Wippen, Schaukeln, Bikes, Handkurbeln und Laufräder mit Generatoren ausgestattet sind. Da das Thema Laufräder besonders interessant ist, werde ich ihm weiter unten einen eigenen Absatz widmen. Der gewonnene Strom wird verwendet, um alles mögliche zu versorgen – von Eiskugel-Maschinen und Handy-Ladegeräten bis hin zu ganzen DJ-Sets.

Der Großteil der durch den Spielplatz produzierten Elektrizität wird im Energy Well gespeichert, was als vollständig in Echtzeit überwachbare und anpassungsfähige Lithium-Ionen-Batterie-Kommandozentrale bezeichnet wird. Der Spielplatz für Erwachsene, der auch unter den Namen Sweatshop Mixer bzw. (aufgrund des Sponsors) Prius Playground bekannt wird, ist so erfolgreich, daß er auch auf den Festivals der Folgejahre zum festen Inventar gehört. Besonders die Wippen sind fast durchgängig in Gebrauch.

Mitte 2015 listet die Organisation bereits 73 Events auf, bei denen – ausschließlich durch Muskelkraft – zusammengerechnet 54 Mio. Wh erzeugt worden sind, was ausreicht, um 10 Mio. Smartphones aufzuladen.

Piezoelectric Playground Grafik

Piezoelectric Playground
(Grafik)


Ebenfalls im Jahr 2010 stellt die die äußerst aktive (und attraktive!) Architektin und Designerin Margot Krasojević, die über Architektur-Design-Studios in London und Peking verfügt, ein Projekt mit dem Namen Piezoelectric playground vor, das von den Clavilux-Lichtprojektionen des dänischen Musikers und Erfinders Thomas Wilfred (aka Richard Edgar Løvstrøm) aus den 1930er Jahren inspiriert ist. Die Initiatorin wird uns später noch im Bereich der Windenergie und Solararchitektur mehrfach begegnen.

Die für den Park der Pioniere in Belgrad, Serbien, geplante temporäre Struktur soll als Musikpavillon und Spielplatz genutzt werden. Ihr Baldachin, der die Beziehung zwischen Innen- und Außenraum verwischt, besitzt eine in sich selbst gefaltete hyperbolische Struktur, die Regenwasser in den direkt darunter befindlichen Pool leitet, wo es als ein Prisma das Licht beugt und die Aktivitäten innerhalb der Überdachung vergrößert.

Bewegungen mobilisieren Piezokristallscheiben, die innerhalb der Struktur selbst einen elektrischen Strom erzeugen, der wiederum entsprechend der Musik oder den Veranstaltungen die Lichtprojektionen der holographischen glasverkleideten Überdachung und der optischen Fasern  choreographiert. Wo denn nun genau spielende Kinder vorgesehen sind, die mit ihrem herumtoben Strom erzeugen, ist dem Konzept jedoch nicht zu entnehmen.

Im Jahr 2016 stellt Krasojević ein weiteres Projekt mit dem Titel Piezoelectric Trolleybus Garden vor, das als Terminal für städtische Oberleitungsbusse gedacht ist, da diese beim Bremsen Strom aus kinetischer Energie erzeugen, die hier gespeichert und bei Bedarf wieder Energie freigesetzt werden kann. Zudem sind gedruckte piezoelektrische Zellen auf dem Hauptkörper der Helix-Struktur des Bauwerks angebracht, die Strom aus Impulse der O-Bussse erzeugen, die durch die Station passieren.

Weitere Projekte ihres im Jahr 2000 eröffneten Forschungs-Design-Studio Decodeine, das sich auf erneuerbare Energien und nachhaltige Architektur konzentriert, sind u.a. das ,Hydroelectric prison’ in Kanada, der ,Spillway pavilion’ in Paris, das ,Hydro-electric Tidal House’ in Cape Town, und die ,Water purifying footbridge’ in Amsterdam, um nur einige zu nennen.


Die exakte Verortung spielender Kinder ist bei einen Spielplatz der Fall, den die Designer You Song Young, Jin Soo Yeon, Ahn Ho Sang und Lee Sung Jae von der Firma Hyundai engineering and construction entwerfen, und der im April 2011 in den Blogs gezeigt wird.

Der Natural Energy Park ist zum Teil ein Klettergerüst, und zum Teil ein wissenschaftliches Experiment – als Einstiegs-Unterricht in der Welt der erneuerbaren Energien. Wofür es 2010 auch einen red dot design award gibt.

Bei verschiedenen Aktionen der Kinder wird deren Bewegung in elektrische Energie umgewandelt – wofür sie aber auch etwas zurückbekommen, in Form von Bildung und Unterhaltung. So können die Kinder nach dem Erklimmen einer Leiter ein Labor betreten und dort ein Rad drehen, das ,Benjamin Franklins Drachen’ beleuchtet. Wird ein Solarpaneel in verschiedenen Winkeln ausgerichtet, dreht sich eine optische Täuschung mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, und durch das Treten der Pedale eines Energie-Bikes wird ein Windrad in Betrieb gesetzt und die Lampen rund um die Struktur gehen an.

Daneben gibt auch noch ein pedalbetriebenes Radio, ein Wasserrad, das durch eine Wippe betrieben wird, eine Lochkamera, eine Video-Telefon-Periskop zwischen dem ersten und zweiten Stock, sowie ein Flugzeug, das aufgrund magnetischer Levitation ,fliegt’ und von den Kindern mit Hilfe eines Steuerhebels, wie bei echten Piloten, kontrolliert wird. Durch diese interaktiven Experimente bekommen die Kinder sowohl Einblick in die Konzepte hinter der Verwendung von Wind, Wasser und Sonne als Energieträger, als auch die Erfahrung der kinetischen Energieerzeugung. Und alles unter dem Deckmantel von Spaß. Man kann den Kindern dieser Welt nur wünschen, daß dieses tolle Konzept auch bald verwirklicht wird.


Ende des Jahres 2012 wird mit Hilfe des britischen Förderprogramms Springboard die bulgarische Firma Playground Energy Ltd. gegründet, die sich mit Outdoor-Spielzeug beschäftigt, welches die von den Kindern erzeuge Energie ernten kann. Auch hier soll diese den Kindern in Form von Licht oder Geräuschen zurückgegeben werden, um sie zu motivieren, noch mehr zu spielen.

LUMI 1

LUMI 1

Mitte 2013 wird das erste Produkt des Unternehmens präsentiert, eine Federwippe namens LUMI 1 aus schlagfestem, aber lichtdurchlässigem Kunststoff, in dessen Inneren sich ein Generator befindet, der die Bewegungsenergie der Schaukelbewegung erntet und in Strom für LEDs und Lautsprecher umwandelt. Angeboten wird die Wippe für 350 £. Später wird ein vereinfachtes Modell LUMI 2 entwickelt.

Für die verschiedenen Leistungsniveaus können Belohnungen in Form verschiedenfarbiger Lichter, besonderer Sequenzen oder Geräusche einprogrammiert werden, und mit vier solcher Federwippen, die miteinander verbunden sind, lassen sich auch Wettbewerbsspiele durchführen.

Da das Spielzeug genug Strom generiert, um auch noch ein kleines WiFi-Gerät zu versorgen, denken die Initiatoren an ein Smartphone-App für Eltern, auf dem diese sehen, wie viel Energie ihre Kinder erzeugen. Indem sie die Farbe oder die Reihenfolge der Lichter ändern, können sie auch selbst Teil des Spiels werden.

Die Firma arbeitet auch schon an weiteren Modulen für Schaukeln, Wippen oder ande Spielgeräte. In den Referenzen werden 2015 bereits drei Spielplätze in Kardjali, Pazardjik und Kran in Bulgarien genannt, die mit den Federwippen ausgestattet sind.


Ähnlich wie bei den Pumpen-Wippen verhält es sich auch bei den Karussells. Einige davon, die der Stromerzeugung dienen, wie die merry-go-round Spielgeneratoren der 2007 gegründeten Firma Empower Playgrounds Inc. (EPI), habe ich bereits weiter oben unter Pumpen und Wassertransport vorgestellt.


Im Auftrag der niederländischen Gemeinde Dordrecht errichtet ecosistema urbano, eine im Jahr 2000 gegründete Madrider Gruppe von Architekten und Stadtplaner, auf dem Governeursplein Square Park von Dordrecht ein Energieerzeugungskarussell, das dort zwischen 2010 und 2012 für viel Spaß sorgt.

Das Zentrum für Bildende Kunst in Dordrecht hatte in Zusammenarbeit mit dem Amsterdamer Designbüro Carve zehn europäischen Design-Firmen eingeladen, um erfinderische und spielerische Objekte für den öffentlichen Raum zu entwickeln. Als einer der Sieger wird das energy carousel für die Umsetzung ausgewählt, dessen hier abgebildetes Foto von Emilio P. Doiztua stammt.

Bei dem Karussell wird die geerntete Energie der an Seilen, Riemenscheiben und Schaukeln hängenden Kinder, welche das Karussell auch selbst in Drehung versetzen, zuerst in einer Batterie gespeichert und in den Abendstunden zur Versorgung einer eingebauten Light-Show verwendet. Dabei verändert sich die Farbe des Lichts, je nachdem wie viel Energie an diesem Tag durch die Kinder erzeugt worden ist.

Was nach 2012 aus dem Karussell geworden ist, ließ sich bislang nicht herausfinden.

Bicycle Of Death

Bicycle Of Death


Im April 2015 kursiert ein YouTube-Clip, auf dem ein muskelbetriebener Freizeitpark namens Osteria Ai Pioppi in Treviso, nördlich von Venedig, zu sehen ist.

Eines der Objekte, das den dramatischen Namen Bicycle Of Death trägt, ist eine Art pedalbetriebene Schiffschaukel, die von zwei Personen immer stärker in Schwung gebracht wird, bis sie über den Scheitelpunkt kippt.

Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Fahrgeschäfte wie z.B. eine Achterbahn, die aber alle nur funktionieren, wenn sie durch den/die Fahrer selbst angetrieben oder angeschoben werden. Gebaut wurde der Freizeitpark im Laufe der letzten 40 Jahre von einem Mann namens Bruno Ferrin. Als Grund gibt er an, daß seine Osteria damals zu wenig Gäste anzog, weshalb er 1969 damit begann, die ersten Rutschen zu bauen.

Eine Stromerzeugung ist bislang nirgendwo integriert. Dafür müssen die Gäste für die Benutzung der Spielgeräte aber auch nichts bezahlen, solange sie nur ihr Essen und Trinken in Ferrins Osteria kaufen.


Ebenso dem Bereich Spiel und Beleuchtung wird die Play & Lighting-Lampe des Designers Sanghoon Yoon zugeordnet, die im November 2016 in den Blogs erscheint, nachdem sie bei den iF Design Awards einen studentischen Designpreis erhielt.

Die Lampe ist ein aufziehbares Beleuchtungsgerät für die Dritte Welt, das an einer Flasche befestigt wird und nicht nur als Laterne dient, sondern auch als Spielzeug. Das Design der Lampe verleitet Kinder dazu, mit ihr zu spielen und sie rotieren zu lassen, wodurch die Lampe aufgeladen wird. Eine einzige Minute Schwingen sorgt für etwa 10 Minuten Beleuchtung, was bedeutet, daß eine durchschnittliche Spielstunde des Kindes einer Familie leicht stundenlang Licht spenden kann.

Bedauerlicherweise ist auch in diesem Fall bislang nichts von einer Realisierung zu sehen.

Loop

Loop

Als Teil von Luminothérapie, dem größten jährlichen Wettbewerb für temporäre Kunstinstallationen im öffentlichen Raum in Quebec, installieren die Künstler Olivier Girouard und Jonathan Villeneuve in Zusammenarbeit mit dem multidisziplinären Kreativstudio Ottoblix in den Straßen von Montreal eine Reihe von beleuchteten interaktiven Rädern, die vom mechanischen Zoetrop inspiriert ist, einem Gerät aus der Vorfilmzeit, das Standbilder in einem sich drehenden Rahmen anzeigt, um die Illusion von Bewegung zu erzeugen.

Im Laufe von drei Monaten Designarbeit und 800 Stunden Montage entstand die Wanderausstellung Loop, die aus 13 verschiedenen Geschichten mit jeweils 24 Bildern besteht, in Form von lebensgroßen interaktiven Zoetropen, in denen eine oder zwei Personen sitzen können. Die Insassen bewegen eine hüfthohe Stange hin und her, um eine Pumpe zu aktivieren, die den sich drehenden Loop antreibt und ein Stroboskop in Gang setzt, das die monochromen Bilder beleuchtet.

Die Ausstellung ist bis Ende Januar 2017 in Montreal zu sehen sein, bevor sie zu anderen Orten in Kanada und im Ausland weiterzieht, wo andere ähnliche Wettbewerbe für öffentliche Kunst stattfinden, wie Impulse in Brüssel und Lugano; Entre les rangs in Cergy-Pontoise, Frankreich; und Prismatica in Ottawa und Georgetown, Washington, D.C.

 

Weiter mit den Reifen und Rädern...