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Entwicklung der photovoltaischen Nutzung 2011 (B)


Nach den Solar-Planen und -Zelten sollen nun einige Solar-Schirme aufgeführt werden - angefangen mit dem im Februar 2011 vorgestellten Modell Solar Dok, eine Ladestationen im Freien, die nicht nur solarbetrieben, sondern auch aus recycelten Materialien hergestellt ist.

Solar Dok

Solar Dok

Die Entwicklung stammt von der 2006 gegründeten US-Firma EnerFusion Inc. in Eaton Rapids, Michigan, und wir nun an der University of Central California (UCF) aufgestellt.

Der obere Teil des Schirms besteht aus Photovoltaik-Paneelen ausgestattet und kann auf verschiedene Winkel eingestellt werden, um eine maximale Sonneneinstrahlung zu gewährleisten. Darunter befindet sich eine Sitzfläche mit Ladebuchsen.

Der in verschiedenen Farben lieferbare Schirm verfügt über eine Batterie zur Speicherung und unterbrechungsfreien Stromversorgung sowie über eine digitale Anzeige der Leistungsstufen. Darüber hinaus verfügt der Solar Dok über ein LED-Beleuchtungssystem und eine Zeitschaltuhr für den Nachtbetrieb. Der Preis liegt bei  12.795 $. Die Firma stellt zudem eine ganze Reihe weiterer Ladestationen in Form von Bänken, Bushaltestellen, Fahrrad-Haltern u.ä. her.


Auch in diesem Fall werde ich an dieser Stelle eine Auswahl der Schirme zusammenfassen, die in den Folgejahren designt oder hergestellt und installiert werden.


Im Mai 2012 präsentiert die belgische Firma Umbrosa nv auf der Mailänder Designwoche die Entwürfe von zwei Solar-Sonnenschirmen mit den Namen Eclipse und Kosmos, die großen Anklang finden. Sie spenden Schatten und laden gleichzeitig Laptops, Telefone und Tablets auf.

Eclipse besteht aus einem großen Ring, der ein Schattensegel hält, das innen gespannt ist und auf der Oberseite mit dünnen, biegsamen organischen Solarpaneelen besetzt ist. Der Sonnenschirm fängt die Sonnenenergie ein, um Geräte sofort aufzuladen oder die Energie in einem Akkupack für den späteren Gebrauch zu speichern. Das im Lieferumfang enthaltene Akku-Pack ist mit Plug-and-Play-Technologie, einer Ladestatusanzeige und einer hochwertigen Ladeelektronik mit vielen Schutzfunktionen ausgestattet.

Das schlichte Designobjekt mit allen Trümpfen eines funktionellen Sonnenschirmes und der einfache Aufbau hätten eigentlich für einen Markterfolg sorgen müssen, tatsächlich ist von den beiden Konzepten später aber nichts mehr zu hören - und auch auf der Homepage des Herstellers sind sie nicht mehr zu finden.

Booster Brolly

Booster Brolly

Einen Solarschirm, der auch wie ein (Regen-)Schirm aussieht, zeigt die Telekommunikationsfirma Vodafone im Juni 2012. Der Booster Brolly genannte Prototyp-Hybridschirm wurde in Zusammenarbeit mit dem Dozenten Kenneth Tong und seinen Doktoranden am University College in London entwickelt.

Der 0,8 kg schwere Schirm verfügt über zwölf flexible und leichte amorphe Silizium-Solarzpaneele, die in die Kappe eingenäht sind und über einen USB-Anschluß im Griff ein Mobiltelefon in etwa drei Stunden aufladen oder eine Taschenlampe speisen können. Ansonsten wird der erzeugte Strom in einer im Griff versteckten wiederaufladbaren Batterien mit hoher Kapazität gespeichert.

Über eine eingebaute Kombination aus einer Antenne mit hoher Verstärkung und einem Signalverstärker mit geringer Leistung kann zudem der Funkempfang aller Handys in einem Radius von 1 m um den Schirm verbessert werden. Zu den weiteren Funktionen gehören eine LED-Taschenlampe für die Navigation bei Nacht und eine Freisprecheinrichtung für Smartphones. Das Festival-Gadget wird ein Wochenende lang auf dem Isle of Wight Festival 2012 getestet.


Einen ganz besonderen Schirm bildet der Cumulus (o. Cumulus Parasol) des niederländischen multidisziplinäre Designstudios Toer, denn dieser nutzt die Solarenergie quasi zu eigenen Zwecken.

Der im März 2014 auf der Mailänder Designwoche gezeigte Sonnenschirm besitzt zwar an der Oberseite ein kleines Solarmodul, doch dieses bietet keinen Ladestrom, sondern aktiviert automatisch sobald Sonne scheint, ein Gebläse, das den Körper des Stoffschirms in etwa 20 Sekunden zu einer skurrilen Form mit einem Durchmesser von 2 m aufbläst, die an eine Kumuluswolke erinnert.

Der Sonnenschirm hat keine Metallkernstruktur; die geschwungene Form ist aerodynamisch, so daß er auch windigem Wetter standhält; eine Silikonbeschichtung macht ihn wasserabweisend; und die Nylonhaut macht ihn haltbar, leicht und stark. Bei trübem Himmel entleert sich der Sonnenschirm entweder automatisch oder kann über einen in den Mast integrierten Mechanismus manuell ausgeschaltet werden.


Im August 2016 erscheint wieder einmal ein ,normaler’ Schirm, den ein saudisch-palästinensisches Unternehmen namens Knowledge-Base für Muslime entwickelt hat, die die jährliche Hadsch-Pilgerfahrt absolvieren. Im September werden sich mehr als drei Millionen von ihnen aus aller Welt auf den Weg nach Mekka in Saudi-Arabien machen - und immer wieder sterben einige an Hitzeschlag, wenn sie zu Fuß unter der prallen Sonne zwischen den heiligen Stätten unterwegs sind.

Kafya

Kafya

Der palästinensischen Beraterin Manal Dandis zufolge besteht der ,intelligente Schirm’ mit dem Namen Kafya (كافية) - was genügend bedeutet - aus zwei Schichten wärmeisolierendem Stoff, auf dem gleichmäßig 16 Solarzellenstreifen verteilt sind. Sie wandeln die starken Sonnenstrahlen in Strom um, der im Griff gespeichert wird und zum Betrieb der eingebauten Taschenlampe, des in der Mitte angebrachten Ventilators und des GPS-Systems verwendet werden kann, das Familien hilft, sich gegenseitig zu finden.

Über die drei USB-Anschlüsse an der Unterseite des Griffs können außerdem Telefone und Laptops aufgeladen werden. Und zusammengeklappt kann der 400 g schwere Schirm auch als Gehstock benutzt werden.

Dandis und ihr Geschäftspartner, der in Mekka geborene Forscher und Umweltingenieur Kamel Badawi hoffen, daß ein internationales Unternehmen oder eine staatliche Einrichtung ihnen hilft, den Prototypen in ein kommerziell erhältliches Produkt umzuwandeln, das sowohl für Pilger als auch für die breite Öffentlichkeit attraktiv ist. Sie planen, mindestens eine Million Regenschirme im Nahen Osten herzustellen, die zu einem bescheidenen Preis angeboten werden sollen.

Außerdem betreiben sie Crowdfunding auf launchgood.com mit einem Zahlungsziel von 10.000 $, bekommen aber nur 954 $ zusammen - weshalb das ganze Projekt beendet wird. Eine Patentierung in den USA oder am Golf, wie behauptet, ließ sich nicht bestätigen.


Ein Jahr später, im Januar 2017, ist es der Hightech-Schirm Sunflower, dessen öffentliches Debüt auf der CES 2017 viel Presse bekommt. Der in Los Angeles ansässige Produktdesigner Armen Gharabegian und seine 2013 gegründete Firma ShadeCraft Inc. verwirklichen mit dem schlicht-eleganten Entwurf die Vision, den ganzen Tag draußen im Schatten sitzen zu können, ohne den Schirm dabei bewegen zu müssen. Dafür wird das Gerät zum Gewinner des IDA Gold Award 2017.

Der erste Roboterschirm der Welt, der autonom der Sonne folgt, kann mit Hilfe von drei Elektromotoren um 360° gedreht und um 45° geneigt werden. Über schmale Photovoltaik-Paneele auf dem Achsenkreuz ist er selbst solarbetrieben - und kann zudem andere Geräte aufladen, indem er die überschüssige Energie in einer Batterie speichert. Diese ist innerhalb von zwei Stunden vollständig aufgeladen, wobei der Schirm dank ihrer hohen Kapazität 72 Stunden lang ohne Sonnenlicht funktionieren kann.

Er ist mit Sensoren ausgestattet, die die Luftqualität, das Wetter und den Wind überwachen. Wird die Windgeschwindigkeit zu hoch, schließt sich der 3 m hohe Sunflower selbständig, um Schäden zu vermeiden. Der Schirm ist außerdem Wi-Fi- und Bluetooth-fähig, so daß er auch als als Smart-Home-Hub für draußen dient.

Mit der SmartShade-App kann der Nutzer auf die Daten zugreifen oder den Sunflower aus der Ferne steuern. Ein Mikrofon und ein Lautsprechersystem ermöglichen die Integration von Sprachbefehlen und künstlicher Intelligenz - oder spielen die Lieblingsmusik ab. Außerdem ist der Schirm mit vier leistungsstarken LED-Lichtelementen ausgestattet - sowie mit Kameras, die einen 360°-Panoramablick in Form von Video- und Standbildern aufzeichnen können, die entweder der Sicherheit dienen oder einfach einen malerischen Moment festhalten.

ShadeCraft zufolge könne das intelligente Beschattungssystem bereits Anfang 2018 für rund 2.700 $ (andere Quellen: 8.000 $) ausgeliefert werden. Man habe bereits 2 Mio. $ von privaten Investoren erhalten, um die Produktion zu finanzieren. Auf der CES 2018 werden dann zum ersten Mal Bestellungen entgegengenommen, doch mehr passiert nicht. Und auch ein weiteres Design von 2020, ein runder Solar-Lade-Tisch für den Außenbereich namens Suntable, schafft es nicht in die Produktphase, und später ist von der SmartShade überhaupt nichts mehr zu hören.

Humbrella

Humbrella

Im Mai 2018 ist dann der von der chinesischen Hanergy Thin Film Power Group Ltd. entwickelte stromerzeugende Sonnenschirm Humbrella zu sehen, der einen Durchmesser von 2,7 m hat und nur 8,8 kg wiegt.

Das Produkt ist mit integrierten CIGS-Dünnschicht-Solarmodulen ausgestattet, kann bis zu 40.000 mAh Strom (andere Quellen: nur 9.600 mAh) speichern und über 4 USB-Anschlüsse im Griff des Schirms mobile Kleingeräte wie Mobiltelefone oder elektronische Moskitofallen mit Elektrizität versorgen. Es bietet auch eine abendliche Beleuchtung für netzferne Gebiete, wobei der  gespeicherte Strom für zehn Stunden nächtliche Lesezeit ausreicht.

Beim Start des Projekts ,Lighting Africa’ kündigt Hanergy an, aus dem Verkaufserlös der ersten Lieferung solarbetriebener Regenschirme einen Betrag von 160.000 $ an Regionen Afrikas zu spenden, die nicht an das Stromnetz angeschlossen sind. Andere Quellen schreiben, daß die Firma Solarschirme im genannten Wert spenden will. Mehr über das genannte Projekt findet sich in der Übersicht der Solarleuchten.

Eine neue und größere Version namens Humbrella Side wird erstmals auf der CES Asia im Juni 2019 öffentlich präsentiert, wo sie mit den CES Asia Innovation Awards 2019 ausgezeichnet wird. Sie verfügt über einen 6-fachen anstelle eines 8-fachen Schirm, der um 360 °drehbar ist, und hat die Stange an der Seite statt in der Mitte. Neben einer höheren Leistung von 52 W besitzt sie eine 25.200 mAh Batterie.


Zu den Auswüchsen der COVID-Panik zählt ein besonderer ,Solarschirm’, der im April 2020 in den Blogs gezeigt wird. Er wurde von dem Mailänder Unternehmen DesignLibero entwickelt und verleiht dem ,persönlichen Raum’ eine ganz neue Bedeutung.

Das Konzept Bubble Shield bietet seinen Trägern eine private, schützende Barriere, und ermöglicht ihnen sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne mit Keimen oder Verschmutzungen in Kontakt zu kommen. Die beiden Hälften sind mit einem leicht zu öffnenden Reißverschluß verbunden, so daß die Träger einfach in die futuristische durchsichtige Blase hinein- und wieder heraussteigen können, die aus thermisch verschweißtem ETFE besteht.

Der Schutzschild wird mit Solarenergie betrieben, und zwar dank eines eingebauten Satzes blumenförmiger, flexibler Solarzellen auf der Oberseite der Kunststoffkuppel. Die in einem Akkupaket im Rucksack gespeicherte Energie wird zum Aufblasen der Struktur verwendet und dient als Stromquelle für den Kompressor der Luftpumpe und die Ventilatoren, um die Luftzufuhr aufrechtzuerhalten und das Innere der Blase zu kühlen. Auswechselbare Filter dienen der Reinigung der Luft im Inneren der Blase.

Parelio Grafik

Parelio
(Grafik)

Obwohl auch in letzterem Fall nichts über einen kommerziellen Erfolg zu finden ist - die Idee an sich ist nicht totzukriegen.

Und so verwundert es kaum, daß im Juni 2021 ein weiterer Solarschirm auf dem Tapet erscheint, der diesmal von dem renommierten Design- und Innovationsbüro Carlo Ratti Associati (CRA) und dem Architekten Italo Rota für Italiens führende Gelato- und Frozen-Dessert-Marke Sammontana entworfen wurde. Die ersten Prototypen wurden im Biblioteca degli Alberi Milano Park im Stadtzentrum von Mailand ausgestellt.

Ein Schlüsselelement des Parelio genannten Schirms sind die sich per manuell betriebenem Seilzug entfaltenden PV-Felder, die in Zusammenarbeit mit Prof. Chuck Hoberman von der Harvard University konstruiert wurden und sich an den neuen, im Origami-Stil aufgebauten Photovoltaiksystemen der NASA-Raumschiffe orientieren. Der etwas verspielt wirkende Sonnenschirm ist 2,5 m hoch und hat einen Durchmesser von 3,2 m.

Der erzeugte Strom wird für die Kühlung in Form von Mini-Kühlschränken mit kalten Getränken und erfrischendem Sprühnebel verwendet. Mehrere Schirme, die miteinander verbunden sind, haben das Potential, eine größere Eiskühltruhe zu betreiben oder Strandbäder auf verschiedene Weise mit Strom zu versorgen.


Weiter mit der allgemeinen Chronologie, die sich nun mit einem weiteren Schwerpunkt befaßt, den mobilen und stationären Umsetzungen für Dienstleistungen und Unterricht.

Der Medienkünstler Sebastian Fleiter aus Potsdam stellt im Sommer 2011 erstmals sein mobiles Projekt The Electric Hotel vor, mit dem er durch die internationale Musikfestivalszene und andere Open-Air-Veranstaltungen tourt, denn auf mehrtägigen Events ist Strom für die Besucher oft Mangelware. Auch Großveranstaltungen wie Industriemessen und Renn-Wochenenden bezeichnet Fleiter als Stromdienstleistungswüsten.

Als Lösung stellt der hochglanzpolierte und zu einem mobilen Kraftwerk umgebaute Airstream-Trailer aus den 1950er Jahren mittels regenerativer Energieerzeugung direkt vor Ort gewonnenen Strom den Event-Besuchern zur Verfügung. Der Trailer ist auf dem Dach mit Solarzellen und einer Senkrechtachser-Windkraftanlage ausgerüstet. Im Inneren befinden sich eine Batteriebank, 200 softwareverwaltete Ladefächer, QR-Scanner und Retro-Elektrik aus über hundert Jahren Technikgeschichte.

Am Tresen im Art-Deco-Stil nehmen Mitarbeiter das Mobiltelephon entgegen und checken es in einem computerunterstützten ein und bei Abholung wieder aus. Pro Tag können 2.000 Handys wieder aufgeladen werden, wobei das Laden regulär 2 € pro Stunde kostet - sofern das Electric Hotel nicht von den Sponsoren für Großveranstaltungen gebucht wird, denn dann ist das Aufladen oft kostenlos. Das Projekt wird u.a. mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland und dem Green World Award for Innovation in Gold ausgezeichnet.

Fleiter hat noch eine Reihe weiterer Umsetzungen anzubieten, die man auf seiner Homepage anschauen sollte, wie z.B. das weltweit erste und einzige mobile muskelbetriebene 10 W Pumpspeicherwasserkraftwerk namens Hydrocharge XXL, ein zum Generatorfahrrad umgebautes Spinning Bike, ein stromerzeugendes Drehkarussell oder eine muskelbetriebene Carrera-Bahn. Mehr über solche Geräte findet sich im Kapitel Muskelkraft.

Solar Ice Pop Truck

Solar Ice Pop
Truck

Im Juli startet in den Straßen von New York City ein mit Biodiesel und Solarenergie betriebener Eiswagen seine Tour durch mehrere US-Bundesstaaten, um auf Bauernmärkten, Festivals und anderen öffentlichen Veranstaltungen kostenlos Bio-Eis am Stiel zu verteilen, das von dem Unternehmen GoodPop stammt. Entworfen haben den Solar Ice Pop Truck die Designerin Kelli Anderson und der Marketingleiter Jason Anello. In einem Video wird gezeigt, wie sich die Solarpaneele des Lastwagens öffnen, um die Eis-Pops zu verteilen.

Der orange-weiße ehemalige Postwagen ist Teil der Kampagne des Solarenergiedienstleisters Sungevity aus Oakland, mit der er den Markt an der Ostküste über das Potential der Solarenergie für Haushalte aufklären will. Indem es den Menschen hilft, sich mit Solarenergie abzukühlen, sowie durch Installationsangebote auf iPads vor Ort und bunten Infografiken, möchte Sungevity zeigen, daß Solarsysteme inzwischen auch für den Durchschnittsbürger erschwinglich sind.


Ich bleibe auch in diesem Fall kontextbezogen und berichte schon hier von ähnlichen mobilen und stationären Projekten der Folgejahre.


Zu erwähnen wäre beispielsweise der Agri-Cube, der nach zweieinhalb Jahren Forschungsarbeit bei dem in Osaka ansässigen japanischen Bauunternehmen Daiwa House Industry Co. Ltd. durch ein Team um Shigeto Inoue im April 2012 erstmals öffentlich präsentiert wird. Mit der Idee, die Landwirtschaft zu industrialisieren, um auch in Krisenzeiten eine Nahrungssicherheit zu garantieren, soll der 30 m3 große, mobile Container den Menschen in Zukunft ermöglichen, ihr Gemüse fernab von störenden Umwelteinflüssen auf Regalen wachsen lassen.

Mit einer Länge von weniger als 5 m und einer Breite von 2,5 m ist der High­tech-Bauernhof für die Großstadt kleiner als ein entsprechender 20-Fuß-Container. Die Grundstruktur besteht aus einem Stahlrahmengebäude mit Boden-, Wand- und Deckenisolierung. Vor Ort benötigt der Agri-Cube ein etwa 10 m2 großes Betonfundament, ebenso wie Anschlüsse für Sanitär- und Elektroinstallationen.

Er wird gebrauchsfertig geliefert, mit allen hydroponischen Geräten, einer Klimaanlage zur Aufrechterhaltung der idealen Wachstumstemperaturen, einem wärmeaustauschenden Belüftungssystem und speziellen Wachstumslampen. Dank Hydrokultur und Solarner­gie können so bis zu 10.000 Kopfsalate jährlich gezogen we­den - bei Betriebskosten von etwa 4.500 $ - wie auch dutzende verschiedene Arten anderer eßbarer Pflanzen. Eine Lüftung und Klimaanlage halten die Innentemperatur konstant auf demselben Niveau.

Die Pflanzenfabrikeinheit wird in zwei verschiedenen Größen angeo­ten und kostet umgerechnet zwischen 50.000 € und 77.000 €. Allerdings heißt es hier, daß beide Produkte „optional mit 1 kW Solarpaneelen ausgestattet werden“ können, so daß die betonte Erwähnung der Solarenergie in der Berichterstattung eher wegen des Marketings erfolgt ist. Wie auch immer, der Agri-Cube wird noch auf lokalen Messen ausgestellt, doch sonst gibt es keine weiteren Informationen darüber.

SolarKiosk Grafik

SolarKiosk
(Grafik)

Mitte Juli wird in der Nähe des Langano-Sees in Äthiopien der weltweit erste SolarKiosk eröffnet. Der von dem Berliner Architekturbüro GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH (o. GRAFT Lab architects) und dem ebenfalls Berliner Rechtsanwalt Andreas Spiess entworfene mobile Solarladen stellt eine autonome Geschäftseinheit dar, die Energie, Produkte, Werkzeuge und Dienstleistungen verkauft und damit ökologische und ökonomische Wirkung erzielt.

Angesichts von rund 1,5 Milliarden Menschen auf der Welt, die noch immer keinen Zugang zu einer stabilen Lichtquelle haben, soll der SolarKiosk eine sichere, saubere und erschwingliche Lösung für Bewohner in netzfernen Gebieten bieten und ihnen Zugang zu moderner Technologie und Kommunikation ermöglichen. Vor allem in der Dunkelheit wird das kleine Solar-Unternehmen zum Signal und vielleicht schon bald zum neuen Treffpunkt im Ort, wo man sich bei einem gekühlten Getränk mit Freunden über Neuigkeiten austauschen kann.

Der Solarkiosk basiert auf Leichtbauweise, deren kleinste Einheit einen Kubus von 2,45 x 3,7 m bildet. Er wird als Bausatz geliefert und kann auf dem Rücken eines Esels transportiert werden. Während die elektrischen Komponenten zentral bezogen und vormontiert werden, um Qualität und Langlebigkeit zu gewährleisten, können alle anderen Komponenten aus lokalen Baustoffen wie Bambus, Ziegel oder Lehm gefertigt und montiert werden.

Auf dem Dach sind PV-Module installiert, die Strom produzieren, um Mobiltelefone, Autobatterien, Lampen, Computer und einen Kühlschrank zu versorgen. Die Batterie, die den erzeugten Solarstrom speichert, befindet sich im Boden unter dem Kiosk, gut geschützt vor großen Temperaturschwankungen.

Die Verkäufer werden so geschult, daß sie den Kiosk selbständig betreiben und warten können. Im Angebot gibt es nicht nur Strom zum Aufladen von Geräten. Das Warenspektrum reicht von solar-betriebenen Lampen bis zu gekühlten Getränken und Lebensmitteln. Da der kleine Solar-Shop wahrscheinlich den einzigen Kühlschrank am Ort bietet, können darin auch wichtige Medikamente gekühlt und gelagert werden.

SolarKiosk

SolarKiosk

Die Marke SOLARKIOSK (o. Solarkiosk Solutions plc) richtet später lokale Fertigungsstätten in Äthiopien, Kenia und Ghana ein, die sowohl Ost- als auch Westafrika abdecken. Die Kioske sollen durch Module erweiterbar sein. Denkbar ist, daß eine größere Version mit einem zusätzlichen Senkrechtachser-Windrad genug Strom erzeugen wird, um auch einen Mobilfunk-Sendemast zu betreiben.

Auf dem African Drone Forum in Ruanda Anfang 2020 präsentierten GRAFT und die Organisation DroneMasters GmbH, die uns aus dem Kapitel Drohnenrennen bekannt ist, ein neues Konzept, das die schnelle und einfache Umsetzung eines dezentralen Drohnen-, Energie- und Bildungsnetzwerks ermöglichen soll. Die Idee ist, die bestehenden Funktionen des SOLARKIOSK mit einer Drohneninfrastruktur zu verbinden, um die ländliche Konnektivität in Afrika zu erhöhen (GRAFT Energy Drone Hub). Außerdem wird das Geschäftsmodell hinsichtlich autonomer Energielösungen und Räume für Kunden wie Flüchtlingslager, Gesundheitsstationen, Schulen und andere Dienstleistungen überarbeitet.


Im August 2012 wird in Südafrika im Township Alexandra außerhalb von Johannesburg das erste LaunchPad-Lernlabor fertiggestellt, das Schülern den Kontakt zu Mentoren in der ganzen Welt ermöglicht. Um das  Computerlabor im Container zu realisieren, hatte sich das weltweit, in diesem Fall pro bono tätige Architektur- und Designbüro Perkins+Will mit der gemeinnützigen US-Organisation Infinite Family zusammengetan, die in Südafrika aktiv ist.

LaunchPad-Container

LaunchPad-Container

Das LaunchPad besteht aus einem 40-Fuß-Schiffscontainer und ist so konzipiert, daß es sicher, energieeffizient, autark und so umweltverträglich wie möglich ist. Eine Wand aus recycelten Wasserflaschen dient als thermische Masse und sorgt für Kühlung im Inneren. Ein Sonnendach spendet Schatten und die Fenster sind so plaziert, daß sie je nach Standort optimal zur Sonne und zu den vorherrschenden Brisen ausgerichtet sind, die für natürliches Tageslicht und Belüftung sorgen. Im Inneren ist der Raum in offene Bereiche und modulare Räume für verschiedene Aktivitäten unterteilt.

Nach Anlieferung der modularen Bauteile am Standort dauert es nur ein bis zwei Tage bis ein Solarkiosk steht, mit dem dann bis zu fünf neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Das mit Hochgeschwindigkeitskapazitäten und Hochleistungstechnologie ausgestattet Mentoring-Labor besitzt eine Photovoltaikanlage auf Dach und Vordach sowie eine Notstrombatterie, um es netzunabhängig zu machen. Genauere technische Angaben über Größe und Leistung der PV-Module sind allerdings nicht zu finden.

Die Initiatoren planen nun, in den nächsten fünf Jahren 100 LaunchPad-Labore in ganz Südafrika und anderen afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu errichten, um damit jährlich 11.000 Menschen zu helfen, die Kriminalität zu verringern und die Beschäftigung zu fördern. Das ist vielleicht etwas hoch gegriffen, doch Mitte 2021 stehen immerhin schon 45 Solarkioske in ländlichen Gebieten in zehn Ländern, sieben davon in Afrika.


Ein Jahr später, im Juli 2013, weiht der Verein basis.wissen.schafft e.V. gemeinsam mit Projektpartnern aus Industrie, Lehre und Forschung den ersten energieautarken Wissenscontainer auf dem Tempelhofer Feld in Berlin ein. Dem Verein geht es um die Entwicklung des für Berlin historisch wichtigen Ortes und die Verbreitung von Wissen zu erneuerbaren Energien. Was ihn aber nicht gehindert hat, das in Berlin entstandene Buch der Synergie vollständig zu ignorieren...

Der Wissenscontainer mit dem nicht besonders kreativen Namen ,Solarmodul’ beherbergt das Büro des Vereins und wird komplett autark über ein Solarsystem betrieben, das gemeinsam von der Organisation einleuchtend e.V., Studenten der Hochschule Berlin für Technik und Wirtschaft (HTW) und dem Systemintegrator Phaesun ausgelegt und installiert wurde. Die Komponenten für die Anlage stellt Phaesun zusammen mit den weiteren Co-Sponsoren Steca Elektronik, ET Solar, Studer Innotec und Intact zur Verfügung.

Es ist nicht herauszufinden, was später aus dem Solar-Container geworden ist - auf dem Tempelhofer Feld scheint er nicht mehr zu stehen -, und weitere wurden wohl nie gebaut. Den Verein gibt es jedenfalls auch nicht mehr.


Wie im Oktober 2013 berichtet wird, hat die Firma Coca-Cola ein Projekt ins Leben gerufen, um in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Deka R&D insgesamt 1.500 - 2.000 Schiffscontainer in Wasseraufbereitungsstationen umzuwandeln, die man bis zum Jahr 2015 gemeinsam mit verschiedenen strategischen Partnern in 20 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nordamerika installieren will. Zu den Projektpartnern zählen Unternehmen wie IBM, McCann Health, TechnoServe, NRG Energy Inc. und UPS.

Das EKOCENTER genannte Schiffscontainermodul soll abgelegenen und in der Entwicklung befindlichen Gemeinden die Möglichkeit bieten, sauberes Trinkwasser zu produzieren und Zugang zu drahtloser Internettechnologie und solarbetriebenen Ladegeräten zu erhalten. Zudem werden sie Produkte des täglichen Bedarfs, eine Apotheke, eine Ladestation für Mobiltelefone und einen  Internetzugang enthalten und als Anlaufstelle für Hygiene-Schulungen dienen. Im Rahmen des Projekt sollen Unternehmerinnen beschäftigt werden, die für den täglichen Betrieb der Einrichtung verantwortlich sind.

Der erste Prototyp eines EKOCENTERS wird in Heidelberg, Südafrika, getestet. Er besteht aus einem leuchtend roten, 6 x 2,5 m messenden Schiffscontainer, der mit einem ausgesprochen großen PV-Dach bedeckt ist, dessen Kollektorfläche das Vordach vergrößert, das auch gleichzeitig vor Sonne und Regen schützt. Ausführliche technische Angaben werden aber nicht mitgeteilt.

EKOCENTER-Einsatztyp

EKOCENTER-Einsatztyp

Der Container ist mit einer Slingshot-Wasseraufbereitungsanlage ausgestattet, die mittels Dampfkompressionsdestillation sauberes Trinkwasser erzeugt. Die vom Deka-Forschungs- und Entwicklungsleiter Dean Kamen (der auch den Segway erdacht hat) erfundene Slingshot-Technologie kann fast jede Art von Schmutzwasser, einschließlich Fluß- und Meerwasser, in sauberes Trinkwasser verwandeln. Dabei liefert jede Maschine etwa 850 Liter sauberes Trinkwasser pro Tag und verbraucht dabei weniger als 1 kWh Strom). Da der Wasserfilter Stirling-betrieben ist, findet sich im Kapitelteil Stirling-Motor mehr darüber (s.d.).

Im Juni 2016 wird auch in der Stadt Ruhunda in Ruanda ein EKOCENTER eröffnet. Damit sind bereits mehr als 100 Exemplare in sieben Ländern in Betrieb. Übergens ist Andreas Spiess des o.e. SolarKiosk der Betriebspartner von EKOCENTER in Ruanda und vier weiteren afrikanischen Ländern.

Außerdem wird zu Marketingzwecken bis 2017 ein Exemplar an 33 US-Universitäten im ganzen Land gezeigt, wobei der Höhepunkt der Veranstaltung ein 360°-Virtual-Reality-Blick auf das in Betrieb befindliche EKOCENTER in Ruhunda ist. Im April 2018 gibt es bereits mehr als 150 Installationen, vor allem in Kenia, Tansania, Ruanda, Äthiopien, Ghana und Vietnam, und es ist geplant, weltweit weiter zu expandieren.


Im Januar 2014 beginnt die Umsetzung des Projekts DigiTruck, eine Kooperation zwischen den gemeinnützigen Organisationen Close the Gap und Hoops of Hope sowie dem Technikunternehmen Arrow Electronics mit dem Bau des ersten Trucks. Ähnlich wie bei dem o.g. LaunchPad-Lernlabor hat das Projekt das Ziel, Kindern in abgelegenen Gebieten Afrikas digitale Bildung zukommen zu lassen.

Der DigiTruck selbst ist ein 12,2 m langer Schiffscontainer, der nun zu einem voll ausgestatteten digitalen Klassenzimmer umgebaut wird, der durch Solar-Module auf dem Dach betrieben wird. Da er zudem auf einem Anhänger montiert ist, ist er sowohl netzunabhängig als auch mobil. Darüber hinaus verfügt er über eine Isolierung zum Schutz vor Hitze, über Stahltüren und verriegelte Fensterläden zur Sicherheit sowie über LED-Beleuchtung. Der Truck bietet Platz für bis zu 18 Schüler und ist mit renovierter IT-Ausrüstung ausgestattet, darunter 20 Laptops, ein LED-Bildschirm, ein Drucker und zwei Router.

Der von einheimischen Arbeitern in Arusha, Tansania, gebaute Truck wird nun in dem von Neema International unterstützten Waisenhaus Tuleeni eingesetzt, das in dem abgelegenen Dorf Rau in der Kilimanjaro-Region des Landes liegt. Dort wird er einige verbringen, bevor er 2016 an seinen nächsten Standort weiterzieht. Wenn er weiterfährt, werden seine derzeitigen Laptops und IT-Geräte dem Waisenhaus gespendet und der Truck mit neuen Geräten für seine nächste Station ausgestattet.

Es ist geplant, eine Reihe weiterer DigiTrucks für den Einsatz in ganz Afrika zu bauen. Bei Bedarf kann das Fahrzeug auch zu einem mobilen Gesundheitszentrum, zu Schulungszwecken für die Gemeinde oder zu einem Internetcafé umgebaut werden.


In Vertretung einer ganze Klasse mobiler PV-Systeme, die in erster Linie der Stromerzeugung dienen, sei das von Ecosphere Technologies Inc. im Juli 2014 vorgestellte Solarkraftwerk Ecos PowerCube genannt, das einen Schiffscontainer, Solarenergie und sauberes Trinkwasser in einem einfach zu transportierenden Paket vereint, das sich per Luft-, See-, Schienen- oder Straßenverkehr an jeden Ort der Welt liefern läßt, an dem es benötigt wird.

Das Design war auf Anregung des Vorstandsmitglieds Jean-Michel Cousteau entwickelt - als Antwort auf die als unzureichend empfundene Reaktion auf den Hurrikan Katrina im Jahr 2005 - und in seiner ersten Version erstmals vor sieben Jahren öffentlich gemacht worden. Der in Florida beheimateten und 1998 gegründeten Firma zufolge ist der patentierte autarke Ecos PowerCube der weltweit größte mobile solarbetriebene Generator.

Das Pop-up-Kraftwerk ist in ISO-Containern mit einer Länge von 10, 20 und 40 Fuß erhältlich. Nach dem Entladen rollen auf Knopfdruck die Solarmodule aus ihren schützenden Fächern heraus, wodurch sich die Größe der Anlage auf das Dreifache der Grundfläche des Containers erhöht und sofort die Stromerzeugung mit bis zu 15 kW beginnen kann. Hierfür besitzt der Ecos PowerCube Hochleistungs-PV-Paneele sowie eine einfach zu installierende kleine Windturbine. Die gewonnene Energie wird in bordeigenen Batterien gespeichert.

Der überdachte Bereich einer geöffneten und betriebsbereiten Einheit bietet darunter einen Ort, der als vorübergehendes Klassenzimmer oder Schlafraum genutzt werden kann. Darüber hinaus verfügt die Einheit über viele weitere integrierte Funktionen, darunter Kommunikationssysteme, die Internetverbindungen mit einer Reichweite von ca. 50 km und eine Satellitenkommunikation bereitstellen können, sowie ein Wasseraufbereitungs- und -verteilungssystem, das atmosphärische Generatoren nutzt, um Wasser aus der Luft ziehen.

Und wenn das Wetter ungemütlich wird, läßt sich die gesamte Einheit blitzschnell wieder zusammenpacken. Außerdem kann sie aus der Ferne überwacht und betrieben werden. Als Einsatzbereiche werden humanitäre und Katastrophenhilfe genannt, militärische Anwendungen und die Stromerzeugung an abgelegenen Orten.


Über ein weiteres ähnliches Bildungsprogramm mit dem Namen Solar Classroom in a Box wird im August 2015 berichtet. Die Arbeit daran begann zwei Jahre zuvor. In diesem Fall ist der Initiator die Londoner Firma Aleutia Computers, ein Hersteller von preisgünstigen Desktops und Servern, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Computer in alle Teile der Welt zu bringen. Als man dies im ländlichen Kenia tun will, wo es in den Dörfern keinen Strom gibt, existiert nur eine Quelle, um die Geräte zu betreiben - die Solarenergie.

Solar Classroom in a Box

Solar Classroom
in a Box

Die Idee, Solarzellen auf dem Dach zu montieren, liegt nahe, aber in einigen Dörfern gibt es auch keine Schulen. Also hätten sie auch Schulen bauen müssen, deren Dächer die Installation von Solarzellen ermöglichen. Gebrauchte Schiffscontainer nachzurüsten erweist sich ebenso als nicht machbar, da diese über die ländlichen Straßen nicht ins Landesinnere transportiert werden können. Außerdem wäre vor Ort ein Kran erforderlich, um den Container vom Pritschenwagen zu entladen, und solche sind nur schwierig zu bekommen oder sehr teuer.

Die Lösung besteht aus einer Zusammenarbeit mit Designexperten der Edinburgh School of Architecture and Landscape und Architekten aus Nairobi, um eine kostengünstige, isolierte Struktur zu entwerfen, die sich leicht zusammenbauen und transportieren läßt. Dabei entscheidet man sich für lokal verfügbare Baumaterialien wie Wellblechdächer, Ziegelsteine und einen Stahlrahmen. Lokale Arbeiter benötigen zwei Tage, das Klassenzimmer aufzubauen, dann werden die Solarzellen auf dem Dach montiert, die Batterien angeschlossen und die Computer ausgepackt.

In jedem Klassenzimmer gibt es zehn Computer für die Schüler. Es gibt zwar kein Internet, aber auf dem Computer des Lehrers ist eine Schul-Version von Wikipedia mit 6.000 Offline-Artikeln vorinstalliert, die für die Verwendung im Unterricht kuratiert sind. Darüber hinaus kann jedes Klassenzimmer eine kleine Anzahl anderer elektronischer Geräte aufladen, wie z.B. Telefone.

Der Bau einer Solarbox kostet 10.000 $ und weitere 10.000 $ für die Computer. Der Aleutia Computers zufolge gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 180 (andere Quellen: 240) Solar Classrooms in a Box in zehn Entwicklungsländern in Afrika. Nun sollen in jedem der 47 Bezirke Kenias ein Solarklassenzimmer installiert werden. Die Firma wird allerdings im August 2022 geschlossen, so daß weitere Recherchen über den Projektfortgang nicht mehr möglich sind.


Einen ganz anders gearteten Einsatzbereich decken die solarbetriebenen Lebensmittelwagen ab, die im Sommer 2015 in New York aufgestellt werden sollen. Street Food ist ein berühmter Bestandteil der New Yorker Stadtkultur, aber viele der derzeitigen gasbefeuerten mobilen Imbißbuden sind nicht gerade umweltfreundlich.

Um die Luft- und Lärmbelästigung zu bekämpfen, kündigt das in Queens ansässige Unternehmen MOVE Systems im Mai an, im Rahmen eines Pilotprogramms zur Verringerung von Treibhausgasemissionen und Sicherheitsrisiken sowie für eine bessere und saubere Zubereitung von Lebensmitteln 500 ,grünen' Verkaufswagen zu verteilen. Die Wagen sollen nicht nur die Umweltverschmutzung verringern, sondern auch zur Verbesserung der Gesundheit der Verkäufer und derjenigen beitragen, die in der Nähe Geschäfte betreiben und sich über die Abgase beschweren.

Die als MRV100 Hybrids bezeichneten Wagen - da sie mit einer von Hybridautos übernommenen Technologie ausgestattet sind - sind etwa 1,5 m breit und 3 m lang und können für die Zubereitung einer Vielzahl von Speisen verwendet werden. Sie werden mit Solarpaneelen und wiederaufladbaren Batterien ausgestattet sein, zusätzlich zu Spülen, Kühlschränken und Grills.

Das Programm wird ausschließlich durch Spenden und private Partnerschaften finanziert, so daß MOVE die Wagen kostenlos zur Verfügung stellt. 100 der Wagen sind für behinderte Veteranen vorgesehen. Wie die verbleibenden 400 Wagen auf die über 3.000 zugelassenen Händler in New York verteilt werden sollen, ist noch nicht bekannt. Es ließ sich bislang auch nicht verifizieren, ob das Projekt umgesetzt wurde oder nicht.


Im Dezember 2016 erscheinen erstmals Berichte über die 2009 von Brandi DeCarli und Scott Thompson gründete Initiative Farm from the Box - die gern das Schweizer Taschenmesser der nachhaltigen Landwirtschaft genannt wird, da sie neuste Technologien mit moderner Landwirtschaft kombiniert. Ausgangspunkt ist die Hochrechnung, daß zwei Hektar Land ausreichen, um eine nachhaltige Lebensmittelversorgung für bis zu 150 Menschen zu gewährleisten.

Farm From a Box ist ein Bausatz für einen Schiffscontainer, der es gemeinnützigen humanitären Organisationen, Schulen, Gemeindegruppen und sogar Einzelpersonen erleichtern soll, mit der Pflanzenproduktion zu beginnen.

Das Farm Kit enthält 3 kW Solarpaneele von SMA America, ein solarbetriebenes Wasserpumpen- und Filtersystem und ein wassersparendes Tröpfchen-Bewässerungssystem. Die Solarenergie versorgt auch eine WiFi-Konnektivität, die es ermöglicht, die Farmbedingungen aus der Ferne zu überwachen. Da die Solaranlage mehr als genug Energie für die Geräte der Farm erzeugt, kann diese komplett ohne Stromnetz betrieben werden. Zudem gibt es ein Lithium-Ionen-Batteriesystem für Tage ohne Sonneneinstrahlung, sowie LED-Beleuchtung. Zum Inhalt zählen auch Saatgut und Werkzeuge bzw. Gerätschaften.

Da es bei der Landwirtschaft vor allem auf Können und Wissenschaft ankommt, enthält das Kit außerdem dreistufiges Schulungsmaterial zu nachhaltiger Landwirtschaft, Farmtechnologie und -wartung sowie zu geschäftlichen Aspekten der Landwirtschaft.

Als ersten Schritt hat das Start-Up aus San Francisco im September 2015 einen Prototyp auf der Shone Farm in Sonoma County, Kalifornien, in Betrieb genommen, der Adam genannt wird. Die Farm ist ein Projekt des Santa Rosa Junior College und Teil eines größeren Freiluftlabors, in dem Studenten lernen, wie man Pflanzen unter Trockenheitsbedingungen anbaut. Zudem sind weitere Testfarmen in Kalifornien und an einem von Veteranen betriebenen Standort in Virginia ins Auge gefaßt, neben potentiellen Standorten in Äthiopien, Nepal, Bhutan und Afghanistan.

Dabei soll das 50.000 $ (andere Quellen: je nach Größe und technischer Ausstattung 25.000 - 45.000 $) teure Farm-Kit als Vorlage dienen, da es möglich ist, Komponenten hinzuzufügen, die speziell auf das lokale Klima und die Bedürfnisse der örtlichen Landwirte zugeschnitten sind. Zu diesen Optionen gehören ein integriertes Kühllager, um die Ernte bis zum Verbrauch oder Verkauf zu konservieren, und/oder ein Wasserreinigungssystem, falls erforderlich. Das Resultat wird Farm from a Box 4.0 genannt.


Eine ganz andere Anwendung, die ebenso auf Solarpaneelen als Energielieferanten basiert, wird am Earth Day im April 2017 in Shanghai vorgestellt: Auf einer 40-Fuß-Schiffscontainerplattform befindet sich eine komplette mobile Abfallverwertungsanlage, die Kunststoff- und Stoffabfälle zu architektonischen Fliesen aufbereiten kann - und recht passend Trashpresso genannt wird.

Trashpresso

Trashpresso

Das neue Gerät der Miniwiz Co., einem in Taiwan ansässigen Unternehmen, das seit 2005 an der Umwandlung von Abfällen in Materialien arbeitet und Produkte wie Polli-Brick entwickelt hat, ein Baumaterial, das zu 100 % aus recyceltem PET-Kunststoff besteht, wurde im Hinblick darauf konstruiert, daß der Umgang mit wiederverwertbaren Materialien in abgelegenen Gebieten ungleich schwieriger ist als in den Industrieländern, die über eine breit aufgestellte Recycling-Infrastruktur verfügen.

Das Gerät kann fast überallhin transportiert werden, wo ein Sattelschlepper hinkommt. Vor Ort öffnet sich der Container wie ein Satellit, der in der Umlaufbahn ausgepackt wird. Die gesammelten Kunststoff- und Textilabfälle werden dann gewaschen, zerkleinert, geschmolzen und in einem automatisierten Prozeß zu massiven sechseckigen Architekturfliesen geformt. Das für die Reinigung des Mülls benötigte Wasser wird wiederverwendet, indem es in den Prozeß zurückgeführt wird.

Eines der Schlüsselelemente der Trashpresso-Maschine ist, daß sie sich dank der angebrachten Solarzellen selbst mit Strom versorgt und keinen Zugang zum Stromnetz oder einem Dieselgenerator benötigt, um genügend Energie für die Abfallverwertung zu haben. Die Maschine soll im Juli dieses Jahres eingesetzt werden, um die Gletscherregion NianBao Yuze zu säubern, die auf dem tibetischen Plateau liegt und in die Flüsse Gelb, Jangtse und Mekong mündet.

Als die mobile solarbetriebene Recyclingfabrik im September beim London Design Festivals als Hauptinstallation der Ausstellung Design Frontiers ihre (westliche) Weltpremiere hat, ist sie mit einer verbesserten Technik ausgestattet, die für den globalen Transport konzipiert ist. Außerdem ist zu erfahren, daß sie eine Idee von Pentatonic ist, einem Möbel- und Designunternehmen mit Sitz in Berlin und London.


Im August 2017 berichten die Fachblogs über das im Vorjahr gegründete italienische Start-Up Off Grid Box, das eine kompakte Lösung für Gemeinden entwickelt hat, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Strom haben. Die gleichnamige Off Grid Box ist ein rund 2 x 2 x 2 m großer Containerwürfel, der alles enthält, was zur Erzeugung, Umwandlung und Speicherung von Solarenergie sowie zum Sammeln, Aufbereiten und Verteilen von sauberem Trinkwasser erforderlich ist.

Mit PV-Paneelen (3,36 kW - 8,16 kW) und kleinen Windrädern auf dem Dach, thermischen Sonnenkollektoren an der Seite, einer Wasseraufbereitung nebst einem 600 Liter (andere Quellen: 1.500 Liter) Speichertank im Inneren, sowie einem 5 kWh - 20 kWh Lithium LiFePO-Akku kann die Box abgelegenen Gemeinden sowohl mit netzunabhängiger Energie als auch mit leicht zugänglichem, gefiltertem Wasser versorgen.

Die OffGridBox kann nach Angaben des Unternehmens in drei Stunden installiert werden und bis zu 1.500 Personen pro Einheit versorgen. Das Basismodell ist mit zwölf Solarmodulen, einem Wechselrichter und einem Batteriespeicher ausgestattet. Es liefert genug Strom, um 300 Akkus aufzuladen, die jeweils zwei Handys aufladen sowie drei LED-Leuchten vier Stunden lang betreiben können.

Nach drei Jahren auf dem Markt sind bereits 28 Einheiten an Einzelpersonen und Organisationen verkauft, für jeweils 15.000 $ und mehr, was in bestimmten Teilen der Welt nur schwer aufzubringen ist. Die Hälfte der Einheiten ging an gemeinnützige Organisationen in Madagaskar, Nigeria, Ruanda, Kolumbien und anderswo; die andere Hälfte an „coole Typen, die ein Wohnmobil mitten im Nirgendwo haben und grün und resilent sein wollen“. Und eine Einheit, die an der Küste der philippinischen Insel Bantayan stand, war 2014 von einem Taifun in den Pazifischen Ozean gespült worden.

In Ruanda, wo das Unternehmen aktuell plant, die Einheiten in 18 Dörfern zu installieren, wird zudem ein neues Modell getestet, bei dem die Endnutzer eine geringe Gebühr für die Nutzung der Station zahlen. Eine vierköpfige Familie würde 12 US-Cent pro Tag für Wasser zahlen, während die Solarstrom-Akkus vom Unternehmen subventioniert werden.

Später entwickelt die Firma noch eine Version OffGridBox Mini, die Wasser für Hygiene, Trinken und Kochen sowie Energie für Laptops, Telefone, Werkzeuge und Beleuchtung liefern kann und bei Naturkatastrophen zum Einsatz kommen soll.


Die wohl mit dem größten Solardach ausgestattete Containerlösung stammt von dem 2020 gegründeten deutschen Start-Up Solarbakery GmbH aus Stuttgart, dem eine erfolgreiche erste Crowd-Investing-Kampagne auf conda.de im Jahr 2021 den Bau eines voll funktionsfähigen Prototypen ermöglicht. Insgesamt 718 Investoren tragen dazu bei, das eigentliche Zahlungsziel um  rekordverdächtige 1.196 % zu überschreiten. Im Folgejahr wird der Prototyp offiziell vorgestellt, woraufhin Anfragen aus über 30 Ländern eingehen, zumeist von großen international agierenden Organisationen.

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Solarbakery
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Der Firmengründer Simon Zimmermann hatte schon vorher zusammen mit einem Partner als Pilotprojekt eine Containerbäckerei in Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo betrieben, deren Stromversorgung allerdings durch umweltschädliche und teure Dieselgeneratoren sichergestellt wurde. Nachdem er Torsten Schreiber als Mitreiter gewinnt, der mit Africa Greentec an der solaren Elektrifizierung afrikanischer Dörfer arbeitet, wird auch diese Bäckerei umgerüstet, indem sie ein 52 kW Solardach mit 144 Modulen erhält.

Als nächstes soll Ende März im Senegal eine neue mit Sonnenenergie betriebene Bäckerei eröffnet werden. Das Besondere daran ist, daß die Bäckerei in Deutschland komplett in einem knapp 14 m langen und 2,45 m breiten Container aufgebaut und dann verschifft wird. Vor Ort werden dann die Solarmodule und das Montagesystem ausgepackt und installiert. Der Kostenaufwand dafür wird mit 250.000 € angegeben.

Der dritte Mitgründer, der Bäckermeister Daniel Petruccelli, stellt den Produktionsprozeß so um, daß ein Großteil des Stromverbrauchs tagsüber anfällt und das fertige Brot nur kurz vor Sonnenaufgang im Dunkeln aufgewärmt wird. Ebenfalls wichtig für den Fokusmarkt Afrika: Die integrierte Mühle kann lokale Getreidesorten wie Mais, Hirse und Reis schroten.


Eine vertiefende Recherche würde sicherlich noch diverse weitere Projekte finden, bei denen Solar-Container zum Einsatz kommen. Um das Thema abzuschließen, sei hier noch auf ein stationäres Projekt aus dem Jahr 2024 verwiesen, das eine nachhaltige Energieversorgung sowie bakterien- und virenfreies Wasser für ländliche und abgelegene Gesundheitseinrichtungen in Afrika ermöglicht.

Nach zweieinhalb Jahren Entwicklungszeit kann das Sedogo-Hospital in Léo in Burkina Faso im Juni zwei solarbetriebene Container in Betrieb nehmen, die den Krankenhausbetrieb netzunabhängig mit Kühlung, Dampf und Wasseraufbereitung unterstützen. Auf den Dächern der 40-Fuß-Container ist eine PV-Anlage mit 60 kW Leistung installiert, die als Energiequelle für diverse Prozesse dient.

Einer der Container ist gut gedämmt, in ihm wird Eis erzeugt, das zur Kühlung dient. Der Container dient zudem als Kühllager – bei bis zu -70°C können jetzt Impfstoffe gelagert werden. Auch für die häufiger notwendige Kühltemperatur von -5°C oder -30°C, z.B. für Medikamente und Blutplasma, ist im Kühlcontainer ausreichend Platz.

SophiA-Container

SophiA-Container

Im zweiten Container erzeugt ein Dampferzeuger – untergebracht in einem gut isolierten Metallblock – 400°C heißen Wasserdampf und dient gleichzeitig als thermischer Speicher. Über isolierte Rohre gelangt der Dampf ins Krankenhaus, wo er zum Kochen in der Großküche, für die Wäscherei, aber auch zum Sterilisieren von medizinischen Geräten zur Verfügung steht. Außerdem wird im Wärme-Container Trinkwasser aufbereitet und entmineralisiertes Wasser für medizinische Zwecke hergestellt – hauptsächlich in den Sonnenstunden, wenn die PV-Anlage gute Erträge bringt. Und für Entsalzungsanlage, Tanks und Filter ist auch noch Platz.

Auf dem Krankenhausgelände sind zudem mehrere kleine solarthermische Anlagen installiert, die warmes Brauchwasser bereitstellen, beispielsweise zum Duschen. Und zwei solarthermische Scheffler-Reflektoren versorgen die Küche des Krankenhauses mit Wärme zum Kochen.

In dem dahinter stehenden Forschungsprojekt Sustainable Off-grid solutions for Pharmacies and Hospitals in Africa (SophiA) arbeiten 13 Partner aus Europa und Afrika zusammen. Koordiniert wird es vom Institut für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik an der Hochschule Karlsruhe.

Das Projekt in Burkina Faso das erste von vier Demo-Projekten, die anderen sind in in Kamerun, Uganda und Malawi geplant. Die Container-Lösung soll als Nachrüstung für bestehende Krankenhäuser dienen, von denen viele keine oder keine stabile Stromversorgung haben und deshalb auf Dieselgeneratoren angewiesen sind oder auf bestimmte medizinische Angebote verzichten müssen.

 

Weiter mit der photovoltaischen Nutzung 2011...