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Im Dezember 2009 wird das neueste Konzept
der OLPC-Initiative vorgestellt: ein ultradünner Tablet-PC mit einem
biegsamen Display, das die Vorteile von LCD und E-Ink miteinander verbindet.
Der XO-3 soll
im Jahr 2012 zum Preis von 75 $ erscheinen, ein innovatives
Touch-Display in annähernder DIN A4 Größe sowie eine Kamerafunktion
besitzen und nur halb so dick sein wie das aktuelle iPhone 3GS. Auch
dieses Modell ist von dem Schweizer Yves Béhar und seiner Firma Fuseproject
in San Francisco designt worden.
Ob es tatsächlich gebaut wird, scheint allerdings noch nicht wirklich festzustehen, wenn man sich Negropontes Kommentar dazu ansieht: „Wir müssen es nicht notwendigerweise bauen, es reicht, wenn wir drohen, es zu bauen.“
Interessant genug dafür wäre das neue Modell, denn es ist wasserdicht, besitzt eine kabellose Induktionsaufladung, der Bildschirm soll Multitouch-Gesten interpretieren und 3D-Grafiken anzeigen - und der Energieverbrauch unter einem Watt liegen.
Auf die Frage, ob seine Pläne nicht unrealistisch seien, entgegnet Negroponte: „Die Welt braucht Leute, die nicht realistisch sind, sonst bekommt man immer nur dasselbe alte Zeug.“
Nachdem Intel bereits 2 Millionen der früheren Versionen des Classmate von
Intel und Microsoft in über 60 Länder und in 20 Sprachen ausgeliefert
hat, wird im März 2010 das
neue Modell mit einem 10,1-Zoll-Touchscreen und Kamera vorgestellt,
das auch Handschrifterkennung unterstützt.
Im gleichen Monat stellt der italienische Hersteller Mindtech mit
dem Minimind 100 ein Netbook vor, das dank preiswertem
Prozessor und Windows CE als Betriebssystem nicht mehr als 100 € kosten
soll. Das mit einem 7-Zoll-TFT-Display, einer 266 MHZ CPU und einem
1.800 mAh Li-Ion-Akku ausgestattete Gerät wird in Italien vor allem
über die großen Supermarktketten und im Rahmen von Kundenrabattaktionen
über Tankstellennetze vertrieben.
Ebenfalls im März 2010 unterzeichnen die OLPC-Foundation
und die Firma Pixel Qi, die uns schon mehrfach begegnet
ist, eine dauerhafte und lizenzfreie Cross-Licensing-Vereinbarung,
die es beiden Partnern ermöglicht, ihre Laptop-Bildschirm-Innovationen
in der Zukunft zu teilen und zu nutzen. Vom XO sind bis zu diesem Zeitpunkt
rund 2,5 Millionen Stück produziert und in 40 verschiedene Länder ausgeliefert
worden, was natürlich recht wenig ist im Vergleich zu den 100 Millionen
Exemplaren, die dem ursprünglichen Plan zufolge schon innerhalb der
ersten zwei Jahre nach Produktionsstart ausgeliefert werden sollten.
Nur in Uruguay verfügt inzwischen beinahe jedes Schulkind über einen
OLPC-Laptop – auch in entfernt gelegenen Dörfern.
Im Mai folgt die Meldung, daß OLPC erwartet, bis Ende dieses Jahres einen funktionierenden Prototypen des XO-3 Tablet fertig zu haben, um ihn im Januar 2011 auf der Consumer Electronics Show (CES) Las Vegas vorstellen zu können. Das geplante Gerät soll allerdings nicht vollkommen neu entwickelt, sondern auf Basis eines 99 $ teuren Tablets gebaut werden, das Chip-Hersteller Marvell vor kurzem angekündigt hat. Kernstück des neuen Projekts ist daher auch die Prozessortechnologie der Firma, die sich auf äußerst stromsparende Chips spezialisiert hat.
Nach dem Flop im Jahr 2009 mit dem indischen Sakshat-Notebook
(s.o.) kündigt der Erziehungsminister Kapil Sibal im Juli 2010 an,
er wolle einen besonders billigen Tablet-PC herstellen lassen, der
trotz Touchscreen, Webcam, W-Lan und Mediaplayer-Software nur 1.600
Rupien kosten soll (~ 26 €). Mit den Lowcost-Computern sollen in erster
Linie Schüler und Studenten ausgestattet werden. Der Presse zufolge
hat die indische Regierung bereits einen entsprechenden Produktionsauftrag
an die Firma Hindustan Computers Ltd. (HCL) vergeben, wobei die erste
Auslieferung schon im Januar 2011 erfolgen soll.
Die ebenfalls indische Firma Allgo hat derweil
den Prototypen eines besonders billigen Tablet-Rechners zeigen können,
für den allerdings ein Verkaufspreis von 50 $ angepeilt wird (dem Stand
von 2015 nach sind beide Unternehmen nicht mehr präsent).
Statt dessen wird im November 2010 mit dem I-Slate ein
billiger, solarbetriebener Tablet- Computer vorgestellt, der im Rahmen
einer Partnerschaft zwischen der Nanyang Technological University (NTU)
in Singapur und der Rice University in Houston entwickelt wurde, die
dafür das gemeinsame Institute for Sustainable and Applied Infodynamics
(ISAID) begründen.
Ein weiterer Partner ist die indische NGO Villages for Development and Learning Foundation (ViDAL), die ebenfalls den Ansatz hat, Kinder in Entwicklungsländern zu helfen, Zugang zu Computertechnologien zu erhalten. Nachdem im Laufe des Sommers eine Anzahl von Prototypen des Computers produziert und im August von einer Klasse mit 10- bis 13-jährigen Schülern einer ländlichen Schule in der Nähe von Hyderabad getestet worden sind, ist nun eine zweite Testreihe geplant. Nähere technische Details gibt es bislang nicht.
Im Januar 2011 stellt OLPC das Modell XO
1.75 vor, eine Aktualisierung der XO 1 und XO 1.5 Laptops,
die nun mit einem 1 GHz Armada-Prozessor von Marvell ausgestattet
ist, wodurch das neue System nur 2 W Leistung benötigt.
Zeitgleich kündigt Staatschef Hugo Chávez in Venezuela in
seiner wöchentlichen TV- und Radiosendung Aló Presidente den Kauf von
einer halben Million Low-Cost-Netbooks aus Portugal an.
Die Netbooks Magalhães mit einem Arbeitsspeicher von 1 GB werden seit September 2008 in der Nähe der Stadt Porto im Rahmen eines Kooperationsabkommens mit dem US-amerikanischen Halbleiterhersteller Intel hergestellt.
Nachdem die Kinder der ersten Klasse bereits mit Beginn des Schuljahres 2009/2010 mit den Computern und entsprechender Lernsoftware ausgestattet worden sind, sollen die nun bestellten Geräte an die Kinder der zweiten Grundschulklasse verteilt werden. Insgesamt sollen bis Ende des Jahres 875.000 Geräte importiert werden, welche die venezolanische Regierung mit der eigenen Linux-Distrubition Canaima ausstattet. In Portugal werden die Geräte an Schüler für ganze 20 € abgegeben, im freien Handel sind sie ab 285 € zu haben.
Aus Indien ist in diesem Monat zu hören, daß die Regierung
ihr ehrgeiziges 35 $ Laptop-Projekt unterbrochen und die Ausschreibung
für den Sakshat annulliert hat, da es der frühere Anbieter versäumte,
eine Bankgarantie zu stellen. Außerdem wird gesagt, daß die Komponenten
für den Computer eher um 125 $ gekostet hätten. Nun wird die Veröffentlichung
einer neuen Ausschreibung geplant.
Im August 2011 gibt
die indische Firma Bharat
Electronics Ltd. (BEL), ein führender Hersteller von Radaranlagen
und Kommunikationseinrichtungen für das Verteidigungsministerium
in Indien, die Entwicklung eines 75 $ Tablets bekannt. Das Unternehmen
ist in der Lage, den solarbetriebenen Klein-PC im Auftrag des Ministeriums
für ländliche Entwicklung in weniger als fünf Monaten zu entwerfen
sowie 2.000 Musterexemplare zu produzieren und zu verschiffen.
Das Tablet, das einen mit Solarzellen bestückten Rücken hat, läuft mit Android 2.2 und gilt im Vergleich zu dem gekappten Sakshat-Tablet auch als lebensfähig. BEL übernimmt das erste zivile Projekt seiner Unternehmensgeschichte mit einer langfristigen Vision und investiert etwa 1,5 Mio. $ zum Aufbau zusätzlicher Einrichtungen, um modernisierte Versionen des solarbetriebenen Tablets für Schüler zu produzieren. Bis November sollen bereits 600.000 Stück hergestellt werden.
Zur gleichen Zeit meldet OLPC, daß das XO-3 Tablet,
dessen Entwicklung bereits im Jahr 2009 begann, nach
längerer Verzögerung nun endlich im Februar 2012 auf den Markt kommen
soll. Die Verzögerung wird mit der sehr aufwendigen Entwicklung eines
geeigneten Displays begründet. Bei diesem handelt es sich um die Abwandlung
eines Pixel-IQ-Displays, das sich deshalb so gut für das Projekt eignet,
weil es selbst in grellem Sonnenlicht ablesbar und darüber hinaus auch
sehr energieeffizient ist.
Dabei kann das transflektive Display in zwei Modi arbeiten: Im Multimediamodus zeigt es Farben und erreicht eine Auflösung von 1.024 x 600 Pixel, während es im E-Reader-Modus 64 Graustufen bei dreifacher Auflösung zeigt, wobei das einfallende Sonnenlicht so reflektiert wird, daß die Leistungsaufnahme um 80 % sinkt.
Darüber hinaus soll das XO-3 Tablet, dessen Kaufpreis unter 100 $ liegen wird, mit einer Kamera, einem Mikrofon, einem Anschluß für Kopfhörer und einem USB-2.0-Anschluß ausgestattet sein. Außerdem sollen auch hier Solarzellen integriert werden.
Im Oktober 2011 melden die Blogs in Bezug auf den
o.g. I-slate, daß nach Abschuß der Feldtests und Analyse
der Ergebnisse nun in Produktion gehen soll. Während die aktuelle Version
noch von einer traditionellen Batterie betrieben wird, wird dies bei
zukünftigen Modelle durch Solarenergie geschehen. Dank eines extremen
Low-Power-Chips, der von dem Projektleiter Krishna
Palem konzipiert
worden ist, kann das Tablet vollständig von seinen integrierten Solarzellen
versorgt werden. Eine Serienversion des Palem-Chip ist derzeit in der
Entwicklung.
Die ersten solarbetriebenen I-slate, die voraussichtlich für weniger als 50 $ in den Verkauf gehen werden, sollen bis Mitte des Jahres 2012 bereit sein. Ob das Gerät auch für Verbraucher in Ländern der Ersten Welt zur Verfügung stehen wird, ist bislang unklar.
Ebenfalls im Oktober 2011 kommt
in Indien das Tablet Aakash (,Himmel’)
in den Handel. Das Gerät des britischen Herstellers DataWind mit
Sitz in Kanada wird für 2.276 Rupien (~ 34 €) an die indische Regierung
verkauft, welche die Tablets ihren Studenten kostenlos zur Verfügung
stellt. Ausgestattet sind sie mit einem 7-Zoll-Bildschirm, WLAN, einem
Multimedia-Player, 256 MB RAM, 2 GB Speicher, einen Slot für Micro-SD-Karten
und zwei USB-Ports. Als Betriebssystem dient Android 2.2 Froyo und
ein Browser, eine Text-Verarbeitung und eine Applikation für Videokonferenzen
sind bereits vorinstalliert. Der 2.100 mAh Akku hat eine Laufzeit von
2 – 3 Stunden.
Das Tablet ist Teil eines Bildungsprogramms der indischen Regierung, mit dem Studenten der Zugang zum Internet ermöglicht werden und dem Analphabetismus im Land entgegengewirkt werden soll. Der Auftrag zu seiner Entwicklung hat das Ministry for Human Resource Development (MHRD) erteilt. Damit alle Bevölkerungsgruppen in den Besitz eines Exemplars kommen können, hält Datawind eine weitere Preissenkung auf umgerechnet 26 € für möglich – während langfristig sogar ein Preis von 7,50 € denkbar sei.
Medienberichten zufolge will die Regierung als Teil eines Pilotlaufes insgesamt 100.000 Stück kaufen, um diese Geräte kostenlos an Studenten zu verteilen. Der reguläre Verkaufspreis des Tablets wird voraussichtlich rund 60 $ betragen, wenn das Gerät als kommerzielle Version namens UbiSlate 7Ci in die Regale kommt (was tatsächlich im Dezember 2013 passiert – zu einem Preis von nur 30 £). Außerdem soll in wenigen Wochen eine zweite Version für 3.000 Rupien mit GPRS und Slot für SIM-Karten folgen, der das Tablet damit auch als Handy nutzbar macht.
Im November 2012 präsentiert Indiens Präsident Pranab Mukherjee persönlich den verbesserten Akash 2, der Studierenden zu einem subventionierten Preis von etwa 20 $ verkauft wird, während es auf dem Markt für ungefähr 40 $ gehandelt werden soll. Das neue Modell besitzt ein 7-Zoll-Display, eine vordere VGA-Kamera, einem 1 GHz Prozessor, 512 MB RAM, 4 GB Speicher, einen microSD-Kartenslot, einen USB-Port und einen 3.000 mAh Akku.
Und genau ein Jahr später, im November 2013, gibt es bereits den Aakash 3 mit Anfruf-Funktionalität und einer stärkeren Batterie.
Im Oktober 2011 läßt Staatspräsident Evo
Morales von Bolivien die
ersten von insgesamt fast 130.000 Rechnern an Schulen verteilen, die
dabei helfen sollen, den Unterricht zu verbessern. Auf den Rücken der
aus dem Bildungsetat finanzierten Computer prangt weiß das Gesicht
des lächelnden Präsidenten und der Satz: ,Technologische Revolution
in der Erziehung’ – was nicht ohne Kritik bleibt. Die Regierung verteidigt
das Konterfei als Sicherheitssiegel um zu verhindern, daß die Rechner
auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Das Pikante: Es handelt sich
um Windows-Rechner, die den Staatshaushalt insgesamt 50 Mio. $ kosten.
Negroponte
wiederum kündigt auf dem Open Mobile Summit in San Francisco im November
an, daß OLPC die Laptops bald von Hubschraubern aus in entlegenen Dörfern
abwerfen wird, damit sich die Kinder dort selbst das Lesen beibringen,
nachdem man dies mit den lokalen Führungspersonen abgesprochen hat.
Ein Jahr später soll dann geprüft werden, ob die Kinder Fortschritte
gemacht haben.
Angst um die Geräte habe man nicht, denn Kinder und ihre Familien schätzen die Laptops und wenden äußerste Sorgfalt an, um sie sicher zu halten. So konnte in Äthiopien festgestellt werden, daß von den 5.000 verteilten OLPC-Laptops ein Jahr später nur zwei Stück beschädigt bzw. verloren gegangen waren.
Der neue Ansatz beruht außerdem auf den Erfahrungen im Slum von Kalkaji in Neu-Delhi, Indien, wo Prof. Sugata Mitra das Projekt Hole-in-the-Wall gestartet hatte. Mitra, Chefwissenschaftler beim Software-Konzern NIIT, liebäugelte bereits seit 1982 mit der Idee von Computern und nicht überwachtem Lernen.
Als sein Team im Januar 1999 in einem Loch in einer Wand einen Computer mit Internetzugang installiert, dauert es weniger als eine halbe Stunde, bis eine drumherum versammelte Gruppe nichtalphabetisierter Kinder ohne jede Erklärung auf das Internet zuzugreifen und durch diverse Seiten surfen konnte.
Inzwischen hat die Hole-in-the-Wall Education Ltd. (HIWEL) an verschiedenen Standorten in ganz Indien und im Ausland bereits mehr als hundert solcher Rechner bereit gestellt, die sich auch als äußerst langlebig erweisen, da sie von den Straßenkindern selbständig bewacht werden.
Im Jahr 2011 kündigt
die neu gewählte Regierung in Thailand an,
an alle Grundschüler im Alter von 6 – 8 Jahren Tablet-Computer verteilen
zu wollen - schätzungsweise eine Million Stück. Das Projekt trägt den
Titel One Tablet Per Child (OTPC) - wobei ich bislang
nichts darüber finden konnte, ob die Namensähnlichkeit mit OPLC abgesprochen
ist oder nicht.
Im Mai 2012 wird der entsprechende Vertrag im Umfang von 32,8 Mio. $ unterzeichnet. In Partnerschaft mit der chinesischen Firma Shenzhen Scope (Shenzhen Yitoa Intelligent Control Co.) sollen nun innerhalb der nächsten 90 Tage 400.000 Tablets verschifft werden, anschließend kommen weitere 530.000 Einheiten hinzu. Sollte auch der Deal für die zweite Sendung umgesetzt werden, wird das Budget für das gesamte Programm den beachtlichen Betrag von 75,7 Mio. $ erreichen.
Bei dem gewählten Modell, das pro Einheit 81 $ kostet, handelt es sich um ein 7-Zoll-Android-Gerät vom Typ Scopad SP0712 mit 1 GB RAM, 8 GB Speicher und 1,5 GHz CPU. Für den Support richtet Shenzhen Scope in dem südostasiatischen Land 30 Hilfszentren ein. Die Produktionskapazität der Firma liegt derzeit bei 30.000 Einheiten pro Tag, von denen 80 % der thailändischen Initiative vorbehalten sind. Shenzhen Scope verhandelt derweil mit weiteren Regierungen, um das Tablet auch anderen Schülern verfügbar zu machen, darunter Pakistan, Brasilien und Südafrika.
Die ersten Tablets erreichen ihre Adressaten im September, wobei die Verteilung Provinz für Provinz in alphabetischer Reihenfolge durchgeführt wird und bis Dezember beendet sein soll. Dabei wird nun von einer Gesamtzahl von 800.000 Stück gesprochen. Die Bedingungen sind streng: Sollte ein Schüler sein Gerät verlieren, würde es seine Eltern rund 84 $ kosten, das Tablet zu ersetzen.
Außerdem bestellt die Regierung weitere knapp 403.000 Tablets von der thailandischen Firma Jasmine Telecom Systems pcl für Schüler der 7. Klasse in den nördlichen und nordöstlichen Provinzen.
Auf der CES wird im Januar 2012 der Prototyp der neuesten Version des XO-3 (oder XO 3.0) enthüllt, der sich voll und ganz auf Möglichkeiten konzentriert, netzfern mit sauberem Strom aus sowohl Solar- wie auch menschlicher Energie betrieben zu werden.
Der XO-3 mit 8-Zoll-Display von PixelQi und Wi-Fi verfügt über einen optionalen 4 W Solardeckel in Kombination mit einer Batterie, so daß eine einstündige Plazierung in der Sonne zwei Stunden Rechenzeit zur Verfügung stellen. Ebenso gibt es (wieder) die optionale Handkurbel Freeplay Clamp Charger (s.o.), um das Tablet mit Menschenkraft zu versorgen. Mit dieser sollen sechs Minuten manuelles drehen zwei Watt Energie liefern, was genügt, um das Tablet eine Stunde lang zu nutzen.
Im Mai 2012 kündigen die Non-Profit-Organisation Worldreader aus
San Francisco und der spanische Fußballverein FC
Barcelona eine Kampagne
an, um 1 Mio. eBooks nach Afrika zu bringen. Worldreader hatte vor
kurzem eine ähnliche Initiative gestartet, um für Schüler in subsaharischen
Gemeinden mehr als 100.000 E-Books bereitzustellen. Die Organisation
will mit prominenten Team-Mitgliedern wie Lionel
Messi, Xavi Hernandez,
Eric Abidal und Seydou Keita die
Schüler dazu motivieren, mehr zu lesen.
Die ersten Ergebnisse des OLPC-Versuchs, in den abgelegenen äthiopischen Dörfern
Wonchi und Wolonchete zwanzig sonnenenergiebetriebene Motorola-Zoom-Tablets,
auf denen unter anderen ein ABC-Lernprogramm nebst Spielen, Büchern,
Comics und Filmen vorinstalliert sind, in verpacktem Zustand und ohne
ein Wort der Erklärung zurückgelassen, werden im Oktober 2012 bekanntgegeben.
Was mit den Tablets gemacht wird, erfährt das Team durch Beobachtung
– und indem jede Woche zwei Leute zu den Kindern kommen und die Speicherkarten
der Tablets austauschen.
Demnach hätten die nicht alphabetisierten Kinder innerhalb von vier Minuten den ersten Karton geöffnet und den Ein/Aus-Schalter eines Geräts gefunden. Innerhalb von fünf Tagen nutzte jedes Kind im Durchschnitt 47 der vorinstallierten Apps, und bereits zwei Wochen nach Beginn des Experiments wurden die ABC-Lieder nachgesungen. Nach fünf Monaten hatte das erste Kind so viel über Android herausgefunden, daß es eine unbeabsichtigt deaktivierte Kamera freischalten konnte, außerdem gelang es den Kindern erstaunlicherweise, den Desktop des Tablets zu verändern - trotz der durch OLPC auferlegten Software-Schranke.
Ebenfalls im Jahr 2012 kommt eine Studie an 320 Schulen in Peru jedoch zu dem Ergebnis, daß ein Laptop pro Kind nicht ausreicht, um bessere Lernerfolge zu erzielen. Im gleichen Jahr verläßt Negroponte die OPLC-Initiative.
OLPC arbeitet derweil an dem XO 4 (oder XO 4.0), bei
dem es sich mehr oder weniger um eine Variante der bisherigen XO-Laptops
handelt. Erstmals vorgestellt wird das Gerät, das ein robusteres Gehäuse
sowie ein Display und einen Prozessor mit niedrigem Stromverbrauch
besitzt, auf der CES im Januar 2013.
Den Hauptunterschied zu seinen Vorgängern bildet ein Touchscreen-Display und ein Dual-Core 1,2 Ghz-Prozessor. OLPC erwartet, die Massenproduktion des XO-4 im März zu starten – zu einem Einzelhandelspreis von rund 200 $ bei einer Mindestbestellmenge von 10.000 Stück.
Das neue XO Tablet wird wiederum im Juli 2013 präsentiert,
ein leistungsstarkes 6-Zoll-Android-Gerät, das über eine innovative
Lern-Schnittstelle verfügt und das das einzige mehrsprachige Google-zertifizierte
Tablet für Kinder auf den Markt ist.
Es verfügt über einen Gummischutz mit Trageschlaufe und enthält 100 freie vorinstallierte Apps, Spiele und Bücher. Bereits in diesem Monat beginnt der Verkauf bei Walmart in den USA für 149 $, zeitgleich startet der Vertrieb in Entwicklungsländern wie Uruguay, Kambodscha und Barbados.
Auf der CES im Januar 2014 folgen in Zusammenarbeit
mit Vivitar zwei neue Kinder-Tablets von OLPC, ein 7-Zoll Modell XO
2 (149 $, sieben
Stunden Batterielaufzeit) und ein 10,1 Zoll Modell XO
10 (199 $, zwölf
Stunden), beide mit einem Quad-Core-Prozessor, 1 GB RAM, 8 GB Speicherkapazität
und integriertem Bluetooth und GPS. Außerdem gibt es eine drahtlose
Tastatur, die ein weiteres Mal von Yves Béhar entworfen
worden ist. Ebenfalls im Jahr 2014 wird der Hauptsitz
der OLPC-Initiative in Boston aufgelöst.
Im Februar 2015 wird
über das Konzept eines neuen modularen Hybrid-Laptops namens
XO-infinity berichtet, der von One Education stammt,
einem australischem Ableger von OLPC, der im Laufe von acht Jahren
mehr als 50.000 XOs an Kinder in Australien und Neuseeland, auf Fidschi
und den Philippinen ausgeliefert hat.
Das neue Gerät besteht aus fünf Komponenten, die wie in einem Puzzle zusammengefügt und auch einfach ausgetauscht werden können, so daß schon Kinder ab vier Jahren das Gerät selbst zusammenbauen können. Die einzelnen Komponenten wie der Prozessor, der Akku, die Kamera, der Bildschirm sowie das Wireless-Modul sind aus robustem Material gefertigt, und da das Display ebenfalls abgenommen werden kann und für sich mit Energie versorgt wird, kann der Bildschirm praktischerweise zugleich auch als Kinder-Tablet fungieren. Die durchschnittliche Lebensspanne eines XO-infinity wird auf mindestens zehn Jahre geschätzt.
Nachdem der Prototypen-Staus laut One Education bereits überwunden ist, soll nun nach finalen Tests eine Crowdfunding-Kampagne gestartet werden, um dem Marktstart ab 2016 in Australien mit genügend produzierten Geräten einleiten zu können, die vorrangig Schulen zu Gute kommen sollen. Wieviel der modulare XO-infinity einmal kosten soll, ist bisher noch nicht bekannt.
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer PC- und Tablet-Projekte
und -Produkte, die aber nicht Inhalt dieser Übersicht sind, da sie
einen rein technischen oder kommerziellen Hintergrund haben. Zu dem
OLPC-Projekt gibt es auch eine Wikipedia-Seite mit
vielen weiteren Informationen, insbesondere technischer Natur,
die allerdings nur bis 2012 geht.
Tatsächlich verschwindet das OPLC-Projekt – ja sogar der ganze Ansatz
– etwa um 2016 herum so gut wie vollständig aus der
öffentlichen Aufmerksamkeit. Und dies, obwohl die Sache seit 2015 von
einer Non-Profit-Organisation in Nicaragua unter Leitung
der Pädagogin Mariana Cortez weitergeführt wird.
Im Mai 2019 erscheinen zwar Artikel, in welchen es um den 2014 ausgelobten Global Learning XPrize geht, der damals mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, das gewaltige Problem des Analphabetismus bei Kindern in Entwicklungsländern anzugehen. Der Wettbewerb verlangte von den teilnehmenden Teams die Entwicklung von Open-Source-Software, die Kinder selbständig als Lernwerkzeuge nutzen können. Insgesamt bewarben sich 108 Teams, aus denen die elfköpfige Expertenjury im September 2017 fünf Finalisten auswählte.
Nun geht der weltweite Wettbewerb zu Ende, ohne daß sich die Jury zwischen zwei der fünf Finalisten entscheiden kann. Die Teams von Kitkit School und onebillion, deren Lernsoftware deutliche Verbesserungen für Schüler beim Erlernen der Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen bringt, teilen sich daher den mit 10 Mio. $ dotierten Hauptpreis der Preisgelder in Höhe von insgesamt 15 Mio. $.
Das Bemerkenswerte daran ist, daß kein einziges Wort über die Hardware fällt – und auch der OPLC-Ansatz überhaupt nicht mehr erwähnt wird. Möglicherweise auch deshalb, weil mit dem von Steve Jobs Anfang 2010 persönlich vorgestellten iPad ein Gerät auf den Markt kam, das zwar nicht annähernd so billig war wie der OLPC XO, aber dennoch schnell zu einem Standardgerät an Schulen auf der ganzen Welt wurde.
Danach läßt sich noch der eine oder andere Schwanengesang finden, nach
dem Motto „einer der großartigsten Fehlschläge der Technikwelt“ –
und das war’s dann. Ich hoffe, daß die vorstehende Dokumentation
dazu beiträgt, das ebenso ambitionierte wie zukunftsgerichtete OPLC-Projekt
vor dem Vergessen zu bewahren … und dies ganz unabhängig von seinem
ursprünglichen Kurbelantrieb.
Weiter mit den federbetriebenen Geräten...