werkzeugTEIL B

GEPLANTE INNOVATION

 

„[2] Was unten ist, ist das gleiche wie das, was oben ist, und was oben ist, ist das gleiche wie das, was unten ist, um das Wunder des Einen Prozesses zu erreichen.

[8] (Der Eine Prozeß) steigt auf von der Erde zum Himmel, und von dort fällt er wieder herab zur Erde, und er nimmt auf die Kraft des Oberen und des Unteren. Durch diesen Vorgang wird das Licht die ganze Welt erreichen, und alle Dunkelheit wird weichen.

[9] Dies ist von allen Kräften die (dreifach-mächtigste) Kraft ...“

Hermes Trismegistos (74)


Meine persönliche geplante Innovation funktioniert im Grunde durch einen offenen Intuitions-Zufluß und eine stets erneuerte Bereit­schaft gegenüber Veränderungen – innen wie auch außen. So erklärt sich auch, warum ich beim Lesen der obigen Verse sofort das Gefühl bekommen habe, daß es sich bei diesem Text mit großer Wahrscheinlichkeit um eine weitere ‚codierte’ Beschreibung einer maschinellen Funktion handelt. Was man sicherlich nachvollziehen kann, sobald man die Technologie des Synergetischen Modells verstanden hat, das in Teil D dieser Arbeit vorgestellt wird.

Doch die offene Intuition ist nicht alles. Von den aus der Psychologie bekannten vier Phasen des kreativen Prozesses (Präparation – Inkubation – Illumination – Evaluation) hängen zumindest zwei mit richtiger Arbeit zusammen. Und es gibt auch genügend Zitate mit dem Tenor: „Genialität besteht 10 % aus Inspiration, und zu 90 % aus Transpiration.“ (!)

Nachdem die frühen Kreativitätstheorien eher Mißerfolge waren, schwenkte die Wissenschaft in den 1980er Jahren um. Es hatte sich gezeigt, daß die kreative Leistung vor allen Dingen davon abhängt, daß der Betreffende in einem ganz bestimmten Bereich Berge von ‚spezifischem Wissen’ erworben hat, wozu neben den Sachkenntnissen selbst auch ‚prozedurales Wissen’ gehört, das ‚Know-how’ ebenso einschließt wie auch handwerkliche Fähigkeiten und ähnliches mehr (75). Was das Sachwissen anbelangt, so ist uns heute ja die Gnade zuteil geworden, neben den konventionellen schriftbasierten Dokumenten auch noch auf einen rasant wachsenden digitalen Datenbestand zurückgreifen zu können. Die Hauptschwierigkeit wird in Zukunft nicht der Mangel an Wissen sein, sondern eher dessen häufig noch inadäquate Codifizierung.

Schon bei Ausrissen, Kopien, Notizen usw. kommt es nicht darauf an, möglichst viel Material zu sammeln, sondern es dergestalt zu archivieren und zu indizieren, daß es stets zugänglich und damit überhaupt erst auswertbar ist. Denn dies hilft uns dabei, konstruktiv mit den Überraschungen umzugehen, die sich durch einen fortgesetzten innovativen Input ergeben.

Das Wesen der Technologie – als Schöpferin neuer Möglichkeiten – enthält ein ja unreduzierbares Element der Ungewißheit, der unvorhersehbaren Folgen. Wir sollten uns daher auf eine systematische Erwartung von Wandel einzustellen, der geistige, soziale, wirtschaftliche und politische Folgen haben wird... und oftmals sogar alles zugleich. Gewohnheiten (auch bei der Art des Denkens) können schön und gut sein, eingefahrene Ganglien des Gehirns machen sie auch häufig zur problemlosen Selbstverständlichkeit, doch viel zu oft wirken sie hemmend gegenüber neuen Vorstellungen, Gedanken und Ideen.

Mit der Feststellung, daß in der Regel diese ‚üblich gewordenen Gewohnheiten’ nur durch junge Menschen, und nicht durch in der Routine eingefuchste Pragmatiker überwunden werden können, erscheinen auch die Stufen und Eigentümlichkeiten verschiedener Lebensalter in einem milderen und zugleich deutlicherem Licht (76). In diesem Zusammenhang werden die Neuronen des Gehirns sehr genau erforscht. Als Nervenzellen sind sie jedoch gar nicht die eigentlichen Informationsspeicher, es sind vielmehr die funktionellen Änderungen der Querverbindungen zwischen den Neuronen, welche die Speicherung von Gedächtnisinhalten zustande kommen lassen (77). Es ist daher äußerst wichtig festzustellen, wie derartige Querverbindungen entstehen, was ihre Entstehungsgeschwindigkeit beeinflußt, und wie sie gegebenenfalls auch wieder zu lösen sind. Selbst wenn dies nur zeitweise funktionieren würde, so könnte es älteren Gehirnen immerhin für einige Stunden wieder das Jung- und damit Umdenken ermöglichen. Und vielleicht ließen sich mit diesem Wissen auch die bereits erwähnten ‚Denkblockaden’ abbauen – oder es läßt sich wenigstens eine neue Blockadenbildung verhindern.

Eine besonders garstige Denkblockade ist der berühmt-berüchtigte Satz, daß ein Perpetuum Mobile unmöglich sei. Häufig auch von Menschen ausgesprochen, die so gut wie nichts über Unendlichkeit und Dauer wissen, bildet dieser Satz eine regelrechte Art Fluch. Das Wort Perpetuum Mobile wird im Gehirn untrennbar mit dem Begriffkomplex unmöglich, nicht machbar, schwachsinnig und/oder nutzlose Zeitvergeudung verkettet. Womit jeglicher Ansatz verhindert wird, sich mit unkonventionellen energetischen Vorschlägen zu beschäftigen, wie ich sie in dieser Arbeit darbiete.

Es dürfte aber jedem klar sein, daß durch derartige Blockierungen jede im Menschen la­tent vorhandene Innovations- und Intuitionsenergie endgül­tig versandet, verschüttet, vergessen oder verdrängt wird. Doch schon ein einziger bewußter Prozeß der Informationsübermittlung kann kreativitätsfördernd sein, denn die Schöpfungskraft beruht im Grunde auf direkter oder indirekter assoziativer Verknüpfung im Denkprozeß – wenn sich Erinnertes mit Vorgestelltem zu etwas Neuem verbindet.

Und so treffen wir in der Wissenschaft die schon so oft dagewesene Situation, daß ein ‚Neuer’ dort einen Zusammenhang herstellt, wo seine Vorgänger alle immer nur die unüberbrückbaren Gegensätze gesehen haben. Im Kreativitätsprozeß besteht die Hauptaktivität darin, neue Kombinationen zu finden. Läuft dieser Prozeß im Bewußtsein ab, so bedienen wir uns beschreibbarer Methoden, um aus den gegebenen Sachverhalten neue Kombinationsmöglichkeiten zu finden. Womit der bewußte Kreativitätsprozeß über ein Methodenstudium auch erlernbar ist (78). Damit dieser dann stattfinden kann, müssen andere – bisher oft vernachlässigte – Maschinen im Ge­hirn zu arbeiten beginnen, und das binäre Denken muß durch ein analogisches Bewußtsein ersetzt werden, das selbst die Formen der beobachteten Strukturen annimmt und sich ihren Rhythmen angleicht. Aus Daten werden Informationen, und aus Informationen wird Wissen generiert. Wenn Wissen dann zu Weisheit führt... aber so weit sind wir halt noch nicht.

Was den ganzen Prozeß jedenfalls so interessant und motivierend macht, ist die schier unbegrenzte Vielfalt der uns umgebenden Informationen und ihrer Träger: Die Richtung der Magnetisierung, die Faltung einer Pro­teinkette, die Orientierung des Spins, ein Sprung in der Spektrallinie, die Besetzung eines Quantenzustands, der Wechsel des Energieniveaus – alles Ereignisse auf verschiede­nen Ebenen, Funktionen von Zeichenträgern, Codes für komplexe Situationen. (79)

Es ist das besondere Verdienst der Kybernetik, uns gezeigt zu haben, daß die Information eine gleichberechtigte dritte Kraft neben Energie und Materie ist. Und die Informationstheorie betrachtet die Entwicklung verläßlichen Wissens als anti-entropisch. Dies ist eine außerordentlich wichtige Beurteilung, die ich bei der Behandlung physikalischer Grundsatzfragen im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch besonders hervorheben werde.

Wenn in geschlossenen Systemen die Information demnach den Gegenpol der Entropie darstellt, dann bedeutet dies, daß die Information selbst ein sehr hohes Synthesevermögen besitzt, und dazu offene Kommunikationskanäle im Innern wie auch im Kontakt mit dem ‚Außen’. Erst dadurch ließe sich die negentropische Wirkung erklären, bei der aus diffusen Wahrscheinlichkeiten das eine Geschehnis, der Stufenwechsel, das Verstehen resultiert. Es braucht also nicht zu verwundern wenn ich den Wissenschaftler Willard Gibbs als jemanden betrachte, der die moderne Betrachtungs­weise des Kosmos weit mehr beeinflußt hat als z.B. Einstein, indem nämlich die Kreuzung seines Konzepts der bedingten oder statischen Realität mit dem II. Hauptsatz der Thermodynamik zur Definition der Information als der negativen Umkehrung der Wahrscheinlichkeit führte! Wow! (80)

Während Sie über diesen Absatz noch ein wenig nachdenken, haben wir etwas Zeit, um die Information aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Hierbei geht es um die Umweltverschmutzung durch Informationsüberflutung. Womit nicht die Vertreiber informationshaltiger Zelluloseprodukte gemeint sind – sondern die Produzenten und Multiplikatoren der Informationen selbst. (Anm.: Auch für mich als Autor dieses Textes gilt immer wieder: „schreiben oder nicht schreiben, das ist hier die Frage!“ Es sollte sich wohl die Waage halten...)

Seit einigen Jahrzehnten und weiterhin stark zunehmend werden die Menschen – und natürlich auch die Wissenschaftler – von Informationen aller Art überflutet. Durch das Internet hat dies nur noch zugenommen. Ohne Suchmaschinen wäre es eine nutzlose Deponie. Man blockt seinen Input mit Spamfiltern ab und klebt ‚Bitte keine Werbung’ auf den Briefkasten, und man verzweifelt an der schmalen Bandbreite inhaltlicher Varianz ebenso wie an der Überfülle von Äußerlichkeiten. Selbst mit einem mehrköpfigen Sekretariat oder einem ganzen Netz informeller Zuträger hat man nie die Gewißheit, daß man das Wesentliche auch wirklich weiß. Wie viel Fachmagazine in wie vielen Sprachen soll man denn verfolgen? Und so ist es nur noch ein bloßer Zufall, wer-was-wann erfährt. (81)

Kein Wunder also, daß der Begriff Informationsökologie immer wichtiger wird (82). Obwohl: es ist nicht nur eine Frage der Quantität. Denn neben der schieren Menge (es werden täglich Zehntausende wissenschaftliche Artikel geschrieben, und Hunderte davon behandeln völlig neue Themen!) sind es auch die verschiedenen Informationsebenen, die unterschiedlich gebrauchten Termini, die nicht im Konsens entwickelten Codes sowie die sich oftmals sogar widersprechenden Nachrichten, die als Aussagen, Zeichen, Sprachen und Signale wild durchein­andergeworfen werden. Es ist also eher ein Grund für Verblüffung, daß wir uns alle überhaupt noch so weit verstehen... ;-)

Selbst unter den Wissenschaftlern ist keine einheitliche Sprache mehr zu finden. Die immer weiter um sich greifende Wissenszersplitterung führt dazu, daß die Fachleute in vielen Fällen dazu verdammt sind, aneinander-vorbei-zu-wissen und natürlich auch aneinander-vorbei-zu-reden. Eigentlich wäre es angebracht, die Universitäten statt dessen Multiversitäten zu nennen – denn mit der Einheit der Wissenschaft ist es schon zu lange vorbei (83). Wie könnte aber ein informeller Gleichstand ohne Gleichschaltung erreicht werden? Sollen wir auf injiziertes Wissen hoffen? Auf die chemische Übertragung von Gedächtnismolekülen? Hierbei wäre es nötig, funktionelle Konstellationen großer Mengen von Neuronen zu bilden, da erst damit eine koordinierte Tätigkeit möglich wird (84). Ich weiß nicht, ob sich schon erfolgversprechende Entwicklungen abzeichnen – und bin mir auch gar nicht so sicher, ob dies wirklich der Weisheit letzter Schuß wäre?!

Das Dilemma, dem sich heutige Wissenschaftler in bezug auf Informationen ausgesetzt sehen, läßt sich leicht darstellen: In vielen Bereichen ist die Suche nach einem schon vorhandenen Forschungsergebnis teurer als die entsprechende neue Forschung! Doch das ist noch nicht alles. Die folgenden Zeilen stammen zwar aus der Zeit, in der es noch kein Internet gab, ich konnte aber keine Indizien dafür finden, daß sich die Situation groß geändert hätte:

Bei gleichbleibendem Spezialisierungsgrad wird der Anteil des Einzelnen am Fachwissen seines Gebiets von Tag zu Tag geringer. Neue Erkenntnisse erreichen ihn nicht mehr oder erst viel zu spät.

Wer mit seinem Wissen auf der Höhe der Zeit bleiben will, muß sich entweder noch mehr spezialisieren und entfernt sich dadurch immer weiter von der Einsicht der Zusammenhänge – oder er läßt es sein und wird von Fachkollegen als Nachzügler betrachtet. Sein Wissen wird nicht mehr als aktuell anerkannt, auch wenn er es durch übermenschliche Anstrengungen (z.B. durch einen 24­ Stunden-Tag) schaffen sollte, ständig auf der Höhe des Wissens (insgesamt) zu bleiben. Für eigene Forschungen hat er dann aber auf keinen Fall mehr Zeit. (85)


Das Kernproblem dabei ist nicht das Sammeln der Informationen, sondern ihr Einordnen – denn nur geordnete Informationen können wieder abgerufen und genutzt werden. Ein Klassifizierungsproblem also, das allerdings nicht so leicht gelöst werden kann, denn die Allgemeine Informationstheorie und die Semantik haben deutlich gezeigt, daß es möglich ist, Nachrichten mit doppeltem, dreifachem oder sogar mit siebenfachem Sinn (ein chinesisches Beispiel) abzufassen (86). Aus dem Arabischen sind mir ähnliche Fälle mehrfacher Sinninhalte einzelner Wörter, Sätze oder auch ganzer Verse des Korans bekannt. Eine lineare Zuordnung würde entweder, bis auf einen, alle anderen Bedeutungsinhalte ignorieren – oder aber die Information müßte entsprechend vervielfältigt werden – womit sich das Problem in den quantitativen Bereich verlagert.

Wir alle kennen es: Begriffe überschneiden sich, Gegenstände gehören gleichzeitig mehreren Kategorien an, Aussagen über sie widersprechen sich oder stehen in einem unklassifizierbaren Zusammenhang zueinander. Daher besteht neben dem analytischen (sammelnden) System auch die Notwendigkeit eines multidimensionalen Synthesesystems für Informationen. Denn Wissen, das nicht koordiniert werden, kann ist nutzlos. (87)

Die Optimierung des Informationsflusses ist demnach eine Daueraufgabe, um:

  • Die richtige Information
  • mit der notwendigen Bestimmtheit
  • zum richtigen Zeitpunkt
  • dem richtigen Empfänger
  • zur Verarbeitung zu liefern (88)


In der vorliegenden Arbeit geht es um die Lösung der Energie- und Umweltfrage.

  • Es handelt sich um nachweisbar richtige Information
  • die auch wirklich wichtig ist (Ich sag’s dreimal!)
  • die jetzt von Ihnen gelesen wird – also genau zum richtigen Zeitpunkt.
  • bleibt die Frage: Sind Sie der richtige Empfänger?
  • und wie werden Sie diese Information weiterverarbeiten?!


Um eine nachvollziehbare themen- und sachbezogene Überleitung zum Synergetischen Modell in Teil D zu gewährleisten, gebe ich im nun anschließenden Teil C eine detaillierte Übersicht über das wahrlich breite und höchst unterschiedliche Angebot an nicht-fossilen Energietransformationssystemen, welche heute zumeist unter dem Oberbegriff der Erneuerbaren Energiesysteme zusammengefaßt werden.

Meine Darstellung erhebt zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wird dem Leser aber trotzdem einen recht umfassenden Eindruck geben können - angefangen von der historischen Entwicklung bis zum Stand der Dinge Ende 2006.


Weiter mit Teil C - Analyse der Exergie ...