Die heutige, auf Leistung
und Ausbeutung der Naturkräfte ausgerichtete Technik wird oft als ein
Spiegelbild der jetzigen gesellschaftlichen Verhältnisse angesehen. Nach dem
Motto: ‚Jede Gesellschaft hat die Technik, die sie verdient!’
Aber mit dem Verdammen dieser inhumanen Technik kommt man auch nicht weiter. Vielmehr sollte die Frage gestellt werden, wie eine menschliche und lebensfreundliche Technik überhaupt aussehen könnte – also eine Technik, die eine sofortige unmittelbare Effizienz einer höheren und langfristigeren Effizienz unterordnet. Dabei zeigen die Schäden, die aus den Nebenfolgen der meisten technischen Kreislaufe von heute entstehen, und die meist nur unter großen Kosten und Mühen beseitigt werden können, daß diese Technik letzten Endes sehr viel kostspieliger ist, als die meisten denken.
Ich bin überzeugt davon, daß die schwerwiegendste Lücke im heutigen Wissen in der Unkenntnis der Bedingungen und der Perspektiven des ‚Stufenwechsels’ besteht, jener Schwelle an der sich die Quantität in Qualität verwandelt.
„In den Industriestaaten ist eine Veränderung des Menschen von äußerster Wichtigkeit. Ein neuer Typus von Techniker muß entstehen: Menschen, die keine Angst vor Maschinen haben, die in der Lage sind sie zu untersuchen, zu studieren und auseinander zu nehmen, die verstehen, womit sie arbeiten, statt sich damit abzufinden, bloße Anhängsel der automatischen Maschine zu sein.“ (62)
Vielleicht ist es an dieser
Stelle förderlich, einen genaueren Blick auf einen der wichtigsten biologischen
Kreisläufe zu werfen – auf die Nahrung des Menschen (und anderer Lebewesen),
der Basis allen organischen Wachstums. Als Symbol dieses Wachstums können wir
den fünfzackigen Stern einsetzen:
Die schnell wachsende Spirale in der nachstehenden Abbildung, welche die Ecken der Dreiecke verbindet, kennzeichnet das organische Wachstum (63). Es entsteht eine Schar ineinander geschachtelter goldener Dreiecke, deren Seiten mit ihren Grundlinien das Verhältnis des Goldenen Schnitts bilden [1,618 : 1]. Bemerkenswert ist, daß sich die entstehenden Spitzen in Form einer Spirale verbinden lassen, und daß dabei wieder und wieder das Pentagramm gebildet wird, der altbekannte Drudenfuß, der schon seit den Phytagoräern als ein Schutzzeichen gegen übelwollende Geister betrachtet wird.
Der menschliche Körper ist ein lebender Organismus und als dynamisches System in steter Umwandlung begriffen. Fortlaufend werden neue Stoffe aufgenommen, eingebaut oder auch ausgeschieden. Menschen, Tiere und Pflanzen atmen, benötigen Wasser und nehmen Nahrung zu sich. Dazu tauscht das Sensorsystem ununterbrochen Informationen mit der Umwelt aus (64). Diese ‚äußeren’ Stoffwechselprozesse sind für das Funktionieren sowohl des dynamischen Gesamtsystems ‚Körper’ als auch das jeder einzelnen ‚Zelle’ unerläßlich, sie wirken zusammen und sind nicht substituierbar.
Mit der Nahrung werden dem Körper Energie, Zellbaustoffe, Katalysatoren usw. für die Aufbau- und Stoffwechselprozesse (Lebensprozesse) zugeführt. Und natürlich auch die Energie – damit uns immer schön warm bleibt...
Während des gesamten Wachstums der Zivilisation lebte der Mensch hauptsächlich von basischen Kohlehydraten als tragenden Ernährungsstützen. Fleisch und Tierprodukte machten nur einen kleinen Teil seiner Gesamternährung aus. Ungeschältes Getreide war schon immer der Hauptlieferant für Kohlehydrate, ungeschälter Reis in Japan, Vollkornweizen in England, Hirse und Buchweizen in Deutschland, dazu Einkorn, Emmer, Dinkel, Roggen, Hafer, Gerste und Mais.
Außer ihrem hohen Gehalt an Kohlehydraten stellten diese Grundnahrungsmittel eine wertvolle Ergänzung an Mineralstoffen, Eiweiß und Fetten dar, die der Körper in ebenfalls starkem Umfang benötigt. Ergänzt wurden diese Getreidearten durch verschiedene Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und auch Tierprodukte, um so die wenigen noch fehlenden Elemente zu erhalten.
Von Anbeginn an und durch die Jahrmillionen der Evolution hindurch bestand die Nahrung aus ‚Stückchen’ der Natur, oder sagen wir aus ‚natürlicher Nahrung’, genauso natürlich wie der Mensch, der ja ebenfalls ein ‚Stück’ Natur ist.
Auch stimmte der Mensch seine Nahrung intuitiv ab, das hummos im Nahen Osten kann hier als gutes Beispiel dienen: hummos wird mit Brot gegessen und besteht aus einer Kombination von gekochten und zerstoßenen Kichererbsen und Sesam. Zusammen mit dem Weizen des Brotes wird dem Körper durch dieses Gericht eine leicht unvollständige Eiweißkette zugeführt, die sich allerdings ergänzt und eine optimale und auch viel leichter als Fleisch verdauliche Eiweißversorgung ergibt. Diese Nahrung ist außerdem noch viel ergiebiger als Fleisch.
Im Gegensatz hierzu steht die Feststellung, daß im Zuge der Technisierung unserer Umwelt die Grundnahrungsmittel zum großen Teil raffiniert und dadurch oftmals ihrer Vitalstoffe entledigt werden. Da sie außerdem in steigendem Maße an Vieh verfüttert werden (7 kg Getreide ergibt ca. 1 kg Fleisch), hängt die Ernährung heutzutage zu einem überwiegenden Anteil vom Einkommen eines Menschen ab. Überlegungen zu einer gesunden Ernährungsweise beeinflussen diese Feststellung in nur geringem Maße.
„Der größte Teil der Menschheit ist falsch ernährt. Wenn die Menschen in den unterentwickelten Ländern an Unterernährung leiden, so leiden die Menschen in den zivilisierten Ländern an Überernährung. Die Sorge um eine gesunde Ernährung in den zivilisierten Ländern kommt also der Lösung des Welthungerproblems entgegen.“ (65)
Doch genauso wichtig wie die
ausreichende Ernährung an sich ist auch das biologische Gleichgewicht der Nahrung
selbst. Ein Gleichgewicht, das durch moderne Anbaumethoden, durch Kunstdünger,
Insektizide und Pestizide sowie durch die anschließende Bearbeitung der Nahrung
in den Fabriken stark geschädigt wird. Der Boden ist aus dem Gleichgewicht
gebracht worden, und dies setzt sich in der Nahrung fort – ebenso wie im
Menschen, der diese Nahrung zu sich nimmt und dann an den bekannten (und auch
unbekannten ‚neuen’) Zivilisationskrankheiten leidet.
Es gibt die uralte Weisheit, daß das menschliche Wesen physisch, emotionell und spirituell das Produkt dessen ist, was es als Nahrung zu sich nimmt (‚du bist – was du ißt’). Die Qualität der Nahrung bestimmt also im weitesten die Qualität der Lebensprozesse. Vermutlich handelt sich hierbei um die Auswirkung der in dieser Nahrung gespeicherten Energie. Die Wissenschaftler des Nahrungsmittelgewerbes haben allerdings vor etwa 200 Jahren damit begonnen, unsere grundlegenden Nahrungsmittel massiv zu färben, zu würzen und in jeder Weise zu behandeln und ‚un’-natürlich zu machen – sei es als dehydrierte Konserve, als Toastbrot oder als eingefrorenes Fertiggericht. Sobald dann aber etwas für den Körper als völlig unbrauchbar erkannt wird geht es zurück ins Labor, und ein weiterer ‚natürlicher Zusatz’ wird entwickelt und hinzugefügt.
Auch im Hinblick auf das globale Ernährungsproblem hat man sich schon zu weit von den naturgegebenen Bedingungen entfernt. Neue Gesichtspunkte, neue Techniken sowie weitere Maßnahmen zur Ertragssicherung und Arbeitsersparnis lassen es als geraten erscheinen, wieder viel stärker auf den biologischen Landbau zu setzen, der die Böden nicht auslaugt und auch ohne künstliche Zusätze auskommt (66). In der BRD werden z.Zt. allerdings erst etwa 0,04 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche im biologischen Anbau genutzt (Stand 1980). Immerhin werden im Jahre 2000 weltweit schon rund 10,5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche biologisch bewirtschaftet.
Dem Ziel einer ausreichenden und qualitativ verbesserten Welternährung zustrebend darf die Landwirtschaft allerdings nicht lineare Produktionsmethoden nach dem Vorbild der Industrie übernehmen, sondern genau umgekehrt, die Industrie muß biologische, zyklische Produktionsmethoden nach dem Vorbild einer naturnahen Landwirtschaft für sich entwickeln, umsetzen und handhaben, um mit den natürlichen Kreisläufen des Bodens, des Wassers, der Luft und der Energie im Einklang zu bleiben. (67)
Der biologische Landbau z.B. erfordert mehr und tiefere Kenntnisse der allgemeinen Wirkungszusammenhänge und Standortverhältnisse. Vom Standort unabhängige Rezepte sind daher zu meist auch ‚un-biologisch’.
Literatur, Forschungsinstitute und Versuchsstationen bestätigen, daß man mittels dieser Anbaumethode mit weniger Vorratsenergie zu gleich großen Erträgen kommt, wobei zusätzlich auch die Belastung der Pflanzen durch Pestizide u.ä. weit zurückgeht. In jedem Fall ist diese ‚bio-logische’ Anbaumethode der synthetischen Eiweiß-Herstellung vorzuziehen, auch wenn derlei Produkte (bislang jedenfalls) nur als Futtermittelzusatz bei der Tierhaltung verwendet werden. (68)
Doch der negative Einfluß des Menschen auf die Nahrung geht noch viel tiefer. Wie sehr auch schon die Grundlage aller Nahrungsketten des Planeten gefährdet ist zeigen Berechnungen, denen zufolge Anfang der 1980er Jahre im Gebiet des nördlichen Pazifik bereits rund 35 Millionen Plastikflaschen herumschwammen. Die Wissenschaftler des nationalen Verwaltungsbüros für Ozean und Atmosphäre (USA) fanden auch weitverbreitete Petroleumlachen und Plastikfetzen, die eine Fläche von 1,75 Millionen qm bedecken und das Phytoplankton abtöten. Wie sehr sich dieser Mißstand in der Biologie auswirkt läßt sich am deutlichsten an frisch gelegten Fischeiern aufzeigen: sogar in diesen wurden schon winzige Plastikfetzen gefunden. Und größere Plastikteile und Folien verstopfen oft die Atemöffnungen von Delphinen und anderen Meeressäugern, was zu ihrem Ersticken führt.
Sei es nun die direkte oder die indirekte Auswirkung der Ozeane auf unsere Biosphäre (nicht zu vergessen die ca. 140 Millionen Tonnen Salzwasserfische, die der Mensch im Jahr fängt und verzehrt, Stand 2003) – es steht uns durch unseren Zuwachs nicht nur immer weniger Nahrung zur Verfügung, sondern wir zerstören mit den heutigen Methoden der Landwirtschaft und Industrie auch die lebenserhaltenden und nährenden Systeme des Raumschiffes Erde.
Die Menschheit kann sich auf der Suche nach Nahrung zwar weiter im Meer umsehen, sie wird aber kaum noch fündig, denn durch die fortschreitende Umweltverschmutzung und die verantwortungslose Überausbeutung der Fischgründe verringern sich die Fischvorkommen rapide.
Jacques-Yves Cousteau faßte schon von mehr als 50 Jahren seine Beobachtungen zusammen:
Eine ‚unvorstellbare Katastrophe’ prophezeite Cousteau damals auch in Zusammenhang mit dem 1974 gesunkenen jugoslawischen Frachter Cavtat. Dieses Schiff war trotz einer Ladung von 900 Metallbehältern voll Blei-Tetraäthyl nicht geborgen worden. Der absehbare Austritt des Blei-Tetraäthyls – Cousteau sprach 1976 von wenigen Monaten – würde das Plankton in der Adria vernichten und auf dem Weg über Algen, Fische und anderen Tieren den Zugang zu unseren Tellern finden (70). Diese Warnung stammte vom 09.09.1976, und nur 10 Tage später meldete die Presse:
„Gift aus der Cavtat ausgetreten – Zum ersten Mal hat am Wochenende ein hoher italienischer Beamter eingeräumt, daß aus dem jugoslawischen Frachter ‚Cavtat’, der seit 1974 mit über 900 Fässern Bleitetraäthyl vor Apulien auf dem Meeresgrund liegt, bereits etwas von der giftigen Substanz entwichen ist. Sie liege aber, so fügte Professor Quagliarello, Präsident des staatlichen Forschungsrates, hinzu, nur in unmittelbarer Umgebung des Frachters und bleibe auch unten, da dieses Gift schwerer sei als Wasser.“ (71)
Doch vier Wochen später
berichtet das Magazin ‚Der Stern’ über erhebliche
Komplikationen in Zusammenhang mit einer Reportage über die
Bergungsmöglichkeiten der Giftfässer,
die nun doch durchgeführt werden sollte (72). Rundfunk
und Fernsehen bringen Berichte über das Thema. Durch das Giftunglück
von Seveso gewinnt die Cavtat weiter an Aktualität. Die
Presse ist über Monate hinweg voll mit Cavtat-Berichten (73).
Ab dem 07.04.1977 wird dann versucht, die beschädigten,
verrosteten und auf dem Meeresgrund verteilten Fässer tatsächlich
zu bergen (74).
Doch dann hörte man gar nichts mehr darüber – und
auch heute bleibt eine allgemeine Recherche völlig erfolglos.
Anmerkung: Im Januar 2015 erhalte ich von einem Leser den Hinweis auf einen Bericht vom Februar 1978, demzufolge die 909 Giftfässer im Monat davor geborgen wurden. Zu verdanken ist dies der Behaarrlichkeit des Amtsrichters von Otranto, Alberto Maritati, der zur Bergung Spezialisten der staatlichen Ölbohr- und Seekabel-Legegesellschaft SAIPEM beauftragt.
Ein
anderes Beispiel für die
chemische Gefährdung der Natur finden wir bei dem Umweltgift
PCB. Vermutlich ist dieser, im Meerwasser auch gelöst auftretender
thermoplastischer Kunststoff für die Sterilität der Ostseerobben
verantwortlich. Schwedische und finnische Forscher fanden heraus,
daß mindestens 40 % der Seehundweibchen an einer
Bindegewebsverwachsung in der Gebärmutter leiden. Die Wissenschaftler
forderten daraufhin, daß sich die Anrainerstaaten der Ostsee
dem Beispiel Schwedens anschließen und das Verbot, PCB mit
Industrieabwässern in die Ostsee fließen zu
lassen, ebenfalls aussprechen und befolgen. (75)
Bleibt also doch nur die Nahrung aus der Landwirtschaft?
Der kalifornische Agrarwissenschaftler Michael Perleman rechnete 1977 aus, daß in den USA für eine Einheit Energie, die in Nahrungsmitteln enthalten ist, fünf bis zehn Einheiten Energie verbraucht werden – für den Anbau, das Düngen, das Verarbeiten und den Transport. In China dagegen verbraucht der durchschnittliche Reisbauer eine Energieeinheit zur ‚Herstellung’ von 50 Nahrungsenergieeinheiten! Dies bedeutet eine 250-fache bessere Ausbeute. (76)
Und Fred Stover aus dem US-Farmer-Verband stellt schon damals fest: „Wenn es hier ernste Ernterückgänge geben wird, dann liegt das hauptsächlich an der Trockenheit, nicht an der Düngerknappheit, obwohl ich auch glaube, daß der Stickstoff knapp wird.“ (77)
Also doch (nur) ein globaler Wassermangel? Trotz Existenz der Milliarden Kubikmeter Wasser? Wahrscheinlich stimmt doch die Aussage von Abu Mohammed, einem visionären Bergdorfbewohner in Syrien über den ich in Teil E noch einiges erzählen werde:
„Auf der Erde kann eine würdige Zivilisation erst dann gelebt werden, wenn alles Meerwasser wieder entsalzt worden ist.“
Man mag diese Aussage metaphorisch verstehen - doch sie hat auch einen wahren
Kern, der gar nicht so klein ist: denn auf einem Süßwasserozean
könnten Menschen und Tiere auf schwimmenden Inseln leben, Pflanzen würden
gedeihen und alle könnten unbeschränkt trinken... doch zurück
zur Gegenwart:
Wenn man nun bedenkt, daß durch enge Vernetzung ökologischer Abhängigkeiten wie der Nahrungskette z.B., sich das Überhandnehmen oder aus Aus- bzw. Absterben bestimmter Tier- und Pflanzenarten sogleich auch auf andere Lebewesen des Ökosystems auswirkt – oft über Umwege und erst nach einer entsprechenden Latentzeit, dafür möglicherweise aber in verstärkter Form – dann kann man nur schwer eine Pauschallösung erwarten. (78)
Es gibt nur wenige Möglichkeiten einer größeren Nahrungsmittelproduktion, doch eine davon ist, die Nahrung gezielter umzusetzen. Das bedeutet, die Nahrung mit mehr Umsicht zu lagern, sich mehr von dem Fundament der Nahrungsketten, den Pflanzen, zu ernähren und auch überhaupt mehr Pflanzen anzubauen, indem wir mehr Land kultivieren. Bei einer Steigerung der bebaubaren Fläche könnte auch auf die moderne und ungesunde Art des Raubbaus verzichtet werden. Denn durch diese hochtechnisierten ‚modernen Anbaumethoden’ werden im Laufe der Zeit nicht nur immer geringere Erträge erzielt, sondern auch die im Humus lebenden Organismen wie Schwämme, Pilze, Insekten und Bakterien werden auf längere Sicht schwer geschädigt oder gar ganz abgetötet (79). Die Konsequenzen hieraus lassen sich mit einfachen Prognosemethoden (oder auch mit dem ‚gesunden Menschenverstand’) leicht ermitteln: Immer weitere Verknappung der Nahrungsmittel am Beginn – und weltweite Hungerkatastrophen am Ende (80). Es fällt allerdings wirklich schwer sich so etwas konkret vorzustellen, wenn man sich mitten im Konsumentenparadies mit seinen überquellenden Supermarktregalen befindet...
Global gesehen hängt die Steigerung der landwirtschaftlichen Nutzfläche direkt mit der Bewässerung zusammen, da die Austrocknung, das Versalzen und das Auslaugen der Böden die signifikantesten Haupthindernisse dafür sind. Neben einer ausreichenden Bewässerungsmenge spielt die Qualität des Wassers die wichtigste Rolle, darauf folgen die Qualität der Lichteinflüsse, der Muttererde, der Luft, des Saatguts und der Pflege der Kulturen.
Und genau hier trifft sich die Nahrungs(energie)frage mit der allgemeinen Frage nach mehr Energie, die auch die Basis aller umfassenden Kultivierungsversuche ist. So hat man beispielsweise berechnet, daß in der konventionellen Agrartechnik 100 % mehr Energie eingesetzt werden muß – über den direkten Einsatz von Maschinen oder indirekt über Düngemittel usw. – um die Nahrungsmittelproduktion auf gleichem Grund und Boden um nur 15 % zu steigern. Prof. Gerhard Bischof meinte dazu:
„Um die Erde vor weiteren Krisen zu schützen (...) müssen wir also nach einem System streben, dessen Komponenten wir in unserer Verfügungsgewalt haben – denn Energie ist die Seele des Fortschritts.“ (81)
Als angemessene
Untersuchungsobjekte für verbesserte Anbaumethoden in größerem Rahmen eignen
sich die Wüsten. Meist braucht der Boden hier nur bewässert zu werden um mit
der Kultivierung beginnen zu können. Sobald die Bodenoberfläche von Pflanzen
großflächig bedeckt und beschattet ist sinkt die Temperatur des Bodens. Dadurch
und durch die entstehenden Kühlzonen im Wurzelraum beginnt sich der unterirdische
Wasserspiegel langsam zu heben. Und daß sich unter vielen Wüsten große Mengen
Wasser befinden, ist inzwischen wohlbekannt. Ob sich dieser Grundwasserspiegel
mit der Methode der Oberflächenkühlung alleine schon in ausreichendem Maße
heben läßt bleibt allerdings solange offen, bis mit den entsprechenden
Versuchen begonnen wird. (82)
Weder die versorgungstechnischen noch die topographischen Details stellen unüberwindbare Hindernisse dar. Notwendige Einrichtungen wie Schienennetze, Flughäfen oder Depots lassen sich leicht errichten. Bleibt die Frage der Energieversorgung. Bei Wüsten denkt man unweigerlich an Solarenergie, es ist ja wirklich genügend hell (und heiß!) dort. Wäre also die Photovoltaik der Schlüssel zur Wüstenbegrünung - der die hochthermische Nutzung? Darüber mehr unter Solarenergie im Teil C dieser Arbeit.
Mitte 2007 ergänzt Herr Detlev Schwager meine Angaben mit dem Hinweis auf das von ihm entwickelte ‚ecosan’-Konzept. Ich zitiere aus seiner entsprechenden eMail:
"So wie Fossile Energie nicht unendlich ist, so sind auch die abgebauten Phosphatvorräte nicht unendlich (max. 80 Jahre). Auf der anderen Seite wird ungeheuer viel Geld ausgegeben und Energie vernichtet um Urine (vollwertiger P, N und K- Dünger) mit kostbarem Trinkwasser zu verdünnen und weit weg zu transportieren. Danach wird nochmals viel Energie/Geld ausgegeben um Phosphat und Stickstoff aus dem Abwasser zu entfernen – was in nur ungenügendem Maße erfolgt. Flüsse tragen dann die teuren Nährstoffe in die Meere. Unterm Strich ist das ‚normale’ System ohne Synergien eine gigantische Energie- und Ressourcen-Vernichtung."
Die GTZ beschäftigt sich im Jahr 2006 mit dem ‚ecosan’-Konzept.
Hier und jetzt möchte
ich dafür lieber noch einen kleinen Exkurs zum Thema Feuer einbauen - und zur Sage des Prometheus.