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Andere elektrische Fahrzeuge

Innerstädtische Seilbahnen (II)


Schon die älteste Standseilbahn für den Personentransport, die 1845 eröffnete Prospect Park Incline Railway bei den Niagarafällen in den USA, ist eine Wasserballastbahn. Deren Technik ist einfach (und hätte im Grunde auch unter den Gravitationsbahnen eingeordnet werden können): Eine Wassergewichtsseilbahn besteht aus zwei Wagen, die an einem Zugseil befestigt sind, das über eine Umlenkscheibe in der Bergstation läuft. Da sich die beiden Wagen ungefähr im Gleichgewicht halten, wird für den Antrieb der Bahn nur die Kraft benötigt, um das System aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dies erfolgt, indem der Ballastwassertank des in der Bergstation stehenden Wagens befüllt wird, so daß dieser durch die Schwerkraft talwärts gezogen wird – und den Wagen der Talstation, dessen Tank zwischenzeitlich geleert worden ist, dafür hinaufzieht. Es gibt aber auch Standseilbahnen, die mittels Dampfmaschinen angetrieben werden, und die später häufig elektrifiziert werden, da der elektrische Betrieb leichtere Wagen erlaubt, die kleinere Bremskräfte benötigen und deshalb auch schneller fahren können, womit sich die Transportkapazität der Bahn steigert.

Budavári Sikló

Budavári Sikló

In Europa verkehrt die erste Standseilbahn ab dem Jahr 1862 im französischen Lyon auf der Strecke Rue Terme–Croix Rousse (bis 1967), während die älteste, noch heute auf originalem Gleis und Trasse verkehrende Standseilbahn Europas die seit 1870 bestehende Budavári Sikló in Budapest ist. Eine Besonderheit stellt der 1875 eröffnete Tünel dar, eine unterirdisch verlaufende Standseilbahn im europäischen Teil von Istanbul, die in einer parabolischen Kurve 61,5 m in die Höhe fährt. Weitere frühe Anlagen in Europa sind die 1879 eröffnete Giessbachbahn am Brienzersee im Schweizer Kanton Bern (1912 für den Betrieb mit einer Wasserturbine, bzw. 1948 auf elektrischen Betrieb umgebaut); der 1882 in Braga, Portugal, in Betrieb genommene Elevador do Bom Jesus, der als die älteste funktionstüchtige Wasserballastbahn der Welt gilt; sowie die 1888 eröffnete Nerobergbahn in Wiesbaden, ebenfalls eine Wasserballastbahn, die auf einer Länge von 438 m und einer durchschnittlichen Steigung von 19 % einen Höhenunterschied von 83 m überwindet – und ebenfalls heute noch in Betrieb ist. Das erforderliche Wasser kommt aus zwei auf dem Neroberg befindlichen Reservoirs. Das in der Talstation entleerte Wasser wird in einem weiteren Reservoir aufgefangen und wieder zur Bergstation in die Reservoirs gepumpt. Die ursprünglich mit Dampf betriebene Pumpe wird 1916 durch eine Pumpe mit Elektroantrieb ersetzt. Eine in der Schweiz heute noch fahrende wasserbetriebene Drahtseilbahn ist die Standseilbahn Neuveville – Saint-Pierre in Freiburg im Üechtland, die seit 1899 besteht.

Um den Aufstieg in den steilen Gassen zu erleichtern werden zwischen 1883 und 1916 in Valparaiso, Chile, parallel zu schmalen Stiegenaufgängen 15 Schrägaufzuge in die Küstenhänge gebaut, die heutzutage ein jährliches Passagieraufkommen von etwa 13 Mio. Personen erreichen.

Die 1893 eröffnete Standseilbahn Zagreb ist mit 30,5 Höhenmetern auf 66 m Länge eine der kürzesten Standseilbahnen der Welt. Die Uspinjaca wird zunächst mit Dampfmaschinen, ab 1934 jedoch mit elektrischen Motoren betrieben (Modernisierung 1974, steht als Kulturdenkmal unter Schutz). Heutiger Betreiber sind die öffentlichen Stadtwerke ZET, die auch den öffentlichen Personennahverkehr der kroatischen Hauptstadt abwickeln

Auch der im Juli 1900 in Betrieb genommene Funiculaire de Montmartre im 18. Arrondissement von Paris ist eine Standseilbahn mit Wasserballast, obwohl er manchmal als Schrägaufzug mit zwei Kabinen bezeichnet wird. Er fährt auf den Hügel von Montmartre zu der dort gelegenen Basilika Sacré-Cœur. Im Jahre 1933 wird das Wasserballast-System allerdings durch zwei elektrisch betriebene Fördermaschinen wie bei einem Aufzug ersetzt.

Die im Jahr 1905 in Karlsbad eröffnete Standseilbahn fährt wie eine U-Bahn die ganze Strecke in einem Tunnel, während die Stationen an der Erdoberfläche sind.

Erwähnenswert ist ferner die Hungerburgbahn, eine Bergbahn im österreichischen Innsbruck, welche von der Rotunde im Stadtteil Saggen zur Hungerburg hinauf führt und dabei 286 Höhenmeter überwindet. Sie verkehrt fast 100 Jahre lang (September 1906 bis Dezember 2005), bevor sie zu Gunsten der neuen, von der aus dem Irak stammenden Architektin Zaha Hadid gestalteten Hungerburgbahn stillgelegt wird, bei der ein großer Teil der Strecke unterirdisch verläuft.

Standseilbahn in Tiflis

Standseilbahn in Tiflis

Im Jahr 1905 wird in Tiflis, Georgien, eine 503 m lange Standseilbahn in Betrieb genommen, die auf den Berg Mtazminda hinaufführt. Die Pendelbahn besteht aus zwei Wagen, die jeweils 50 Personen Platz bieten. Auf dem Foto ist die Ausweichstelle auf halber Höhe gut zu erkennen, die auch als Zwischenstation genutzt wird.

Der Entwurf stammt von dem französischen Ingenieur A. Blanch, die Bauausführung liegt in den Händen des polnischen Architekten Aleksander Szimkewicz, und die Baukosten von 4.000 Rubel trägt ein belgisches Konsortium, das dafür das Recht erhält, die Seilbahn 45 Jahre lang zu betreiben.

In den 1930er und den 1960er Jahren wird die Bahn renoviert, doch 1990 kommt es zu einem schweren Unglück als ein Seil reißt und ein Wagen mit japanischen Touristen auf die Talstation prallt, wobei 15 Personen sterben. Danach ist die Bahn bis 2005 außer Betrieb, wird dann generalüberholt und bekommt auch schöne, neue Fahrzeuge der Schweizer Firma CWA Constructions SA/Corp. aus Olten (seit 2001 Tochter der Doppelmayr/Garaventa Gruppe). Sponsor ist der georgisch-russische Geschäftsmann Badri Patarkazischwili. Im Mai 2006 kann die Standseilbahn wieder Fahrt aufnehmen. Mittlerweile sei sie aus Sicherheitsgründen allerdings erneut außer Betrieb.

Seit 1910 gibt es eine gemeindeeigene Drahtseilbahn im russischen Badeort Swetlogorsk an der samländischen Ostseeküste (früher Ostseebad Rauschen). Die sehr einfache Gondelbahn vom Typ Korblift verbindet den Hauptbahnhof des hoch gelegenen Ortes mit dem Strand.

Heute existiert diese Anlage nicht mehr, und an ihrer Stelle steht ein klobiger Fahrstuhlturm. Nur wenige Meter entfernt ist in sowjetischer Zeit eine weitere Drahtseilbahn gebaut worden – doch schon seit einigen Jahren sind der Fahrstuhlturm und die ebenso marode Drahtseilbahn außer Betrieb (Stand 2012).

Im frühen 19. Jahrhundert entstehen Standseilbahnen auch vielfach als Schiffshebewerke – die ich hier aber nicht näher behandeln werde.

Auch zum Beladen oder Löschen von Fracht in Häfen werden Seilbahnen eingesetzt – und sogar zur Übernahme von Kohle auf offener See von Schiff zu Schiff. Dabei handelt es sich um eine marine Seilbahn von Spencer Miller, die mit einigem Erfolg von der amerikanischen Marine getestet wird. Selbst während eines mittleren Sturmes gelingt es 20 - 25 t Kohle pro Stunde zu überführen. Das Schwierigste ist natürlich, die Kabel ausreichend straff zu halten. In Großbritannien wird diese Methode von der Temperley Transporter Company übernommen, mit einigen Verbesserungen im Detail eingeführt, und auch von der britischen Admiralität getestet. Ein weiters Patent stammt von John H. Michener Jr. aus dem Jahr 1911 (US-Nr. 984.692).

Versorgungsseilbahn auf hoher See

Versorgungsseilbahn
auf hoher See

Als in Mitteleuropa der Erste Weltkrieg beginnt, stehen Italien und Österreich in getrennten Lagern. Alpinisten-Truppen beider Länder versuchen daher, die Grate der Dolomiten zu dominieren, die eine natürliche Grenze zwischen ihnen bilden. In den Jahren von 1914 bis 1918 läuft ein wilder Gebirgskrieg in großen Höhen, bei dem sich die Fronten bald festbeißen. In unserem Zusammenhang ist interessant, daß in dieser Zeit von den Italienern fast 2.200, und von den Österreichern mehr als 400 Seilbahnen eingesetzt werden, die fast alle mobil sind. Anfänglich werden sie für den ‚Lufttransport’ von Holz und anderem Material zum Bunkerbau sowie zum Transport von Haubitzen und Munition genutzt, später um verletzte Soldaten auf Bahren zu Tal zu bringen.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlagert sich der allgemeine Schwerpunkt auf Luftseilbahnen zur Personenbeförderung, was nach dem Zweiten Weltkrieg durch die globale Verbreitung des Skisports zur Ausbreitung von Sessellifts, Sesselbahnen und großen Gondelbahnen führt. Auf diese werde ich hier nicht näher eingehen, da es genügend Veröffentlichungen darüber gibt. Im Zuge des Tourismus gewinnen aber auch reine Besichtigungsbahnen immer größere Bedeutung, wie wir noch sehen werden. Doch auch im Zweiten Weltkrieg kommen sowohl feste, zu Festungseinrichtungen gehörende, als auch mobile Feldseilbahnen weitläufig zum Einsatz.

Ende des 18. Jahrhunderts erschließt der auf der Nachbarinsel Boa Vista ansässige Unternehmer Manuel António Martins Velho die Insel Sal in der heutigen Republik Kap Verde, wo er einem Krater zu einer Saline zur Salzgewinnung ausbaut. Die kleine Ortschaft Pedra de Lume an der Ostküste erfährt während des 20. Jahrhunderts Aufschwung durch die französische Firma Les Salines du Cap-Vert, die 1919 eine Seilbahn bauen läßt, um das Salz bis zum Hafen zu transportieren. Die Masten dieser Seilbahnanlage haben bis in die heutige Zeit überdauert, ebenso die alte Verladestation direkt am Hafen, mittlerweile allerdings in einem hochgradig verfallen Zustand.

Einige Highlights aus diesen Jahrzehnten sind die Seilbahn zur Jubiläumsausstellung im schwedischen Göteborg 1923; die Funicular de Montjuïc, eine 1928 eröffnete Standseilbahn in der spanischen Stadt Barcelona, die größtenteils in einem Tunnel verläuft; die 1929 eröffnete Standseilbahn Stuttgart, die seit 1978 in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) integriert ist; sowie die 1930 in Spanien in Betrieb genommene Aeri de Montserrat (o. El teleférico de Montserrat), die neben zwei weiteren Standseilbahnen Zugang zum Berg und Kloster Montserrat bietet. Als Folge von Beschädigungen während des Spanischen Bürgerkriegs ist die Seilbahn für einige Jahre außer Betrieb, läuft inzwischen aber wieder – und auch noch heute mit all ihren Original-Mechaniken und Strukturelementen.

Weitere Beispiele sind die Schauinslandbahn bei Freiburg im Breisgau, die im Juli 1930 in Betrieb genommen wird, Deutschlands längste Gondelbahn ist und als weltweit erste Personenseilbahn nach dem Umlaufprinzip gilt; sowie die im September 1931 eröffnete Hafenseilbahn Barcelona (Transbordador Aeri) mit der lange Zeit höchsten Seilbahnstütze der Welt, dem 119 m hohen Stahlfachwerkturm Torre Jaume I, auf dem auch eine Aussichtsplattform untergebracht ist (diese Bahn sollte eigentlich schon zur Weltausstellung 1929 eröffnet werden, man hatte allerdings die Größe des Projekts unterschätzt).

Chicago 1933 Grafik

Chicago 1933 (Grafik)

Besonders ist auch die Seilbahn auf der Century of Progress Exposition von 1933 in Chicago, wo als zentrales Ausstellungsstück eigentlich geplant war, einen Turm zu errichten, dessen Höhe die des Eiffelturms überschreitet. Da dieser Plan aufgrund der wirtschaftlichen Depression nicht umsetzbar ist, entscheiden sich die Veranstalter, als Ersatz ein aufgehängtes ‚Straßenbahn’-System mit aerodynamisch gestalteten Gondeln (Rocket Cars) aufzubauen, die zwischen zwei ca. 190 m hohen, mit Aufzügen versehenen Türmen, die 600 m auseinander liegen, Passagiere befördern. Dabei überspannt die Hängebahn den Chicago River auf einer Höhe von gut 60 m. 1934 wird in Grenoble, Schweiz, von der Adolf Bleichert & Co. eine Ausflugsbahn zur hoch über der Stadt gelegenen Bastille gebaut, die als erste innerstädtische Luftseilbahn der Welt gilt.

Im Auftrag der Kolonialverwaltung der damaligen italienischen Kolonie Eritrea baut die Firma Ceretti & Tanfani SA 1937 die 75 km lange Massaua-Asmara-Seilbahn, um die Hafenstadt Massaua am Roten Meer mit der in ca. 2.300 m Höhe gelegenen Hauptstadt Asmara zu verbinden. Die Strecke hat rund 500 Eisenfachwerk-Stützen, und die 1.540 kuppelbaren Transportplattformen (770 je Richtung, in einem Abstand von 110 m) mit einer Traglast von 300 kg werden vorwiegend für den Gütertransport, manchmal aber auch von Personen benutzt. Die Fahrtzeit zwischen den Endpunkten beträgt sieben Stunden. Das Ende der Anlage ich weniger schön: Die Briten betrachten Eritrea nach dessen Eroberung als Kriegsbeute und verkaufen zahlreiche Anlagen im Land, darunter auch die Antriebsanlagen der Seilbahn, die daraufhin nie wieder in Betrieb genommen wird. Nach der Föderation von Eritrea und Äthiopien 1952 verkauft der äthiopische Vizekönig für Eritrea die übrigen Anlagenteile für umgerechnet etwa 2,5 Mio. $, der Rest wird später verschrottet – und der gesamte Güterverkehr muß seitdem mit Lastwagen erledigt werden.

Extra für die Zürichsee Landesausstellung (Landi) vom Mai bis Oktober 1939 wird eine Seilbahn aufgebaut, deren Gondeln auf 75 m Höhe quer über den See schweben. Nach der Ausstellung wird sie wieder abgebaut.

Die bislang längste Materialseilbahn der Welt ist die von 1943 bis 1987 betriebene Linbanan Boliden-Kristineberg in Schweden, die Erz aus der MineKristinebergsgruvan bis zum Ort Boliden transportiert – über eine Strecke von 96 km, die in acht Sektionen unterteilt ist. Die 200 kg schweren Erzkübel haben eine Nutzlast von 1 000 kg. Nach ihrer Einstellung wird der rund 13 km lange Abschnitt Örträsk - Mensträsk für touristische Zwecke zur Personenseilbahn umgebaut und 1989 eröffnet.

Luftseilbahnen im ÖPNV gibt es auch in der Bergbaustadt Tschiatura (o. Chiatura) in Georgien, die Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Zentrum des Manganerzabbaus bildet, das vor dem I WK 40 % der Weltproduktion liefert. Im Jahr 1954, nachdem die Sowjetunion Georgien annektiert , wird hier von Giorgi Mumladze ein umfangreiches Seilbahn-Netz geplant und installiert. Neben über 50 Seilbahnen für den Manganabbau bilden 24 Seilbahnen (andere Quellen: 26, bzw. insgesamt 142 Bahnen) für den Personentransport, die an verschiedenen Seilbahnhöfen zusammentreffen, ein wichtiges öffentliches Transportmittel, um die Arbeiter über das steile Flußtal bis zu den Minen zu bringen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird die Förderung stark zurückgefahren, worauf die Industrie 1990, und die Infrastruktur (Gas, Wasser, Strom) 1992 fast komplett zusammenbrechen. Ein 1967 eröffnetes kleines O-Bus-Netz für der Stadtverkehr wird 2008 endgültig eingestellt. Heute sollen rund 17 Seilbahnen in Betrieb sein, die noch immer die Technik aus den 1950er Jahren nutzen. Eine traurige Geschichte, wenn man bedenkt, daß Georgien zu Zeiten des Kommunismus als die wohlhabendste Sowjetrepublik galt.

Ab 1946 verkehrt die ganzjährig betriebene Luftseilbahn Raron–Eischoll (LRE) im Kanton Wallis, Schweiz, die auch im schweizerischen Kursbuch aufgeführt wird, in der Regel nach Fahrplan, nur bei Großandrang wird auf Dauerbetrieb umgestellt. Sie verbindet das auf einem Hochplateau gelegene Eischoll mit dem Rhone-Talgrund bei Raron und ist als Pendelbahn mit zwei Kabinen ausgeführt.

Eine ganz besondere Seilbahn – und eine der angekündigten Ausnahmen, da es sich um eine Ski-Seilbahn handelt – existiert ab 1950 im Timberline Lodge Skigebiet von Oregon, USA: Die ‚Kabine’ besteht aus einem ehemaligen Reisebus. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten ist der fliegende Bus allerdings nur einige Jahre lang in Betrieb.

Die zwischen 1950 und Mitte der 1980er Jahre betriebene Sesselbahn im Höhenpark Killesberg in Stuttgart verkehrt dagegen nur im Sommerbetrieb, anfangs für die Gartenschau, später für die Parkbesucher, weshalb sie mit 45 doppelsitzigen Seitwärtssesseln ausgestattet ist – die allerdings an den Stationen ausgeklinkt und durch das Betriebspersonal von Hand durch die Kehre gezogen werden müssen. Betreiber sind die Stuttgarter Straßenbahnen. (Während der IGA 1993 verkehrt auf dem Killesberg neben der Parkeisenbahn übrigens noch eine Einschienenbahn, und zwar die Panoramabahn des Schweizer Herstellers Intamin, s.d.).

Kölner Seilbahn

Kölner Seilbahn

Im Juli 1955 erhält die Firma Julius Pohlig den Auftrag, zur Bundesgartenschau 1957 in Köln eine Seilbahn zu errichten, um den Rheinpark in Köln-Deutz über den Rhein hinweg mit den linksrheinisch gelegenen Anlagen im gegenüberliegenden Stadtteil Riehl zu verbinden.

Die Seilbahn, die als europaweit erste einen Fluß überquert, hat eine Länge von 624 m und kostet 1,5 Mio. DM. Pohlig baut auch eine 654 m lange Sesselliftbahn, die in 10 m Höhe über das Ausstellungsgelände führt.

Die von 1956 bis 1959 gebaute Standseilbahn Karmelit (o. Carmelit) im Stadtgebiet von Haifa, Israel, ist die einzige U-Bahn des Landes. Ihr Name ist vom Karmelgebirge abgeleitet, in dessen Nordhang der Tunnel der Bahn verläuft. Es handelt sich dabei um eine eingleisige Strecke mit einer Ausweichstelle in der Mitte, auf der zwei Züge mit je zwei Wagen im Abstand von wenigen Minuten gegenläufig verkehren.

Der Karmelit hat sechs Stationen, fährt mit 28 km/h und bewältigt bei 1,8 km Streckenlänge 275 Höhenmeter, was einer mittleren Steigung von ca. 15 % entspricht. Nach einer Schließung 1986 und anschließender Renovierung wird die Pendelbahn im September 1992 wiedereröffnet.

Ebenfalls 1959 wird in San Marino, der ältesten bestehenden Republik der Welt, eine 1,5 km lange Seilbahn in Betrieb genommen, die zwischen der gleichnamigen Hauptstadt auf dem Berg Titano und dem Ort Borgo Maggiore verkehrt (modernisiert in den 1990er Jahren).

Auch die Internationale Organisation für das Seilbahnwesen (Organizzazione Internazionale Trasporti A Fune, O.I.T.A.F.) wird im Jahr 1959 gegründet. Sie hat ihren Sitz inzwischen in Rom, und ihr gehören Mitglieder aus 30 Staaten an. Beim 10. Weltseilbahnkongreß 2011 in Rio de Janeiro (einem Kongreß, der alle 6 Jahre in einer anderen Stadt stattfindet) wird dem Thema ‚Seilbahnen im urbanen Bereich’ eine eigene Session mit 13 themenspezifischen Referaten gewidmet. Doch auch in den anderen Sessionen wird in mehreren Referaten auf die städtischen Seilbahnen Bezug genommen. Was perfekt paßt, denn in diesem Jahr wird eben in Rio de Janeiro eine Stadtseilbahn eröffnet (was vermutlich auch Grund für die Wahl des Kongreßortes ist).

Tatsächlich werden Seilbahnen schon länger auch zur Grundversorgung im Öffentlichen Personennahverkehr und im Linienverkehr mit der Peripherie eingesetzt, z.B. um Orte in Höhenlagen ans Tal anzubinden.

Hierfür gibt es diverse Beispiele, wie die in Südtirol im Mai 1937 eröffnete Seilbahn Jenesien, die Bozen über sieben Seilbahnstützen mit dem hoch gelegenen Jenesien verbindet und dabei einen Höhenunterschied von 741 m überwindet. Die knapp 2,5 km lange Seilbahn ist Teil des Südtiroler Verkehrsverbundes (modernisiert bzw. erneuert 1966, 1982, 2000). Ein weiteres Beispiel ist die im Jahr 1941 von der Firma Von Roll in der Schweiz gebaute Seilbahn Riddes–Isérables zwischen dem im Rhônetal gelegenen Ort Riddes und dem südöstlich davon hoch gelegenen Bergdorf Isérables, die einen Höhenunterschied von 614 m überwindet und nach wie vor dem öffentlichen Personennahverkehr dient (modernisiert 1988, 2009 durch einen Neubau ersetzt). Aus dem Jahr 1958 stammt die Seilbahn Albino–Selvino in Italien, welche die Orte Albino und Selvino verbindet und eine schräge Länge von 2,9 km hat, mit der ein Höhenunterschied von 538 m überwunden wird (grundlegend erneuert 2010). Im Juli 1966 eröffnet die Rittner Seilbahn von Bozen nach Oberbozen (Funiva del Renon), die mit 4.565 m Streckenlänge eine der längsten Personenseilbahnen der Welt ist. Hier beträgt der Höhenunterschied rund 950 m (überholt 1986, geschlossen 2007, 2009 durch eine Kabinen-Umlaufbahn ersetzt). Und zur Entwicklung des Tourismus in Singapur wird 1974 eine Seilbahnverbindung in Betrieb genommen, die von Mount Faber auf Singapur über die Zwischenstation HarbourFront bis auf die kleine Insel Sentosa führt, die sehr als Vergnügungs- und Naherholungsgebiet geschätzt wird (erneuert 1994). Im Jahr 1999 werden hier zum ersten Mal weltweit Kabinen mit Glasboden eingeführt, und 2010 erfolgt die Neueröffnung unter dem Namen Jewel Box, nachdem Doppelmayr kuppelbare 8er VIP-Kabinen mit Lederausstattung, Minibar, Sound System und Glasboden geliefert hat.


Im April 1952 wird in Venezuelas Hauptstadt Caracas die 3,5 km lange Teleférico de Caracas eröffnet, die 4 Stationen und zwei Abschnitte besitzt, von denen der erste auf die Spitze des Berges Avila führt. Anschließend führt die Strecke weiter hinunter zum Hotel Humboldt. Die Luftseilbahn bleibt bis Ende der 1970er Jahre in Betrieb, danach folgten Schließungen und mehrfache vergebliche Versuche, sie wieder zu eröffnen. Erst im Jahre 2000 erteilt die Regierung die Konzession, die Seilbahn wieder zu eröffnen, was durch die private Firma Inversora Turística Caracas auch passiert – der die Konzession 2007 allerdings entzogen wird. Seitdem befindet sich die in Waraira Repano umbenannte Gondelbahn im Staatsbesitz.


Überrascht war ich, als ich feststellte, daß ein weiteres frühes Beispiel für innerstädtische Seilbahnen vier Luftseilbahnen in der algerischen Hauptstadt Algier sind, die als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs betrieben werden und die Überwindung der steilen Hänge erleichtern, auf denen die Stadt gebaut ist. Die erste der kleinen Pendelbahnen wird im Jahr 1956 – d.h. noch zu französischer Kolonialzeit – von POMA gebaut. Die südlich des Zentrums gelegene Seilbahn El Madania-Belouizdad ist 220 m lang und führt hinauf zum Viertel El Madania (überholt 1984). Die anderen drei Seilbahnen entstehen 1984 (240 m), 1986 (200 m) und 1987 (400 m). Alle vier werden 2008 von POMA grundlegend erneuert.

Diese schon mehrfach erwähnte französische Firma wird 1947 von Jean Pomagalski unter dem Namen Pomagalski S.A. gegründet und produziert anfänglich Tellerlifte für Skipisten, die ab 1958 in Frankreich und den USA errichtet werden, bald werden aber auch andere Systeme hergestellt. POMA wird uns noch mehrfach begegnen, denn sie baut die Seilbahn auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro und viele weitere Anlagen.

Das Unternehmen betreibt zusammen mit dem Aufzughersteller Otis das Joint-Venture POMA-OTIS Transportation Systems und vermarktet unter den Namen POMA 2000 eine führerlose Standseilbahn auf Gummireifen, die erstmals in der nordfranzösischen Stadt Laon eingesetzt den im Tal gelegenen Bahnhof mit der auf einem Berg gelegenen Altstadt verbindet und dabei auf knapp 1,5 km Streckenlänge einen Höhenunterschied von 100 m überwindet.

Die Funiculaires Laon wird im Februar 1989 eröffnet (als Nachfolger einer Zahnradbahn, die zwischen 1899 und 1971 die Altstadt mit dem Bahnhof verbunden hatte). Der Wagenpark umfaßt vier Fahrzeuge mit jeweils 12 Sitz- und 28 Stehplätzen.

Im Jahr 2000 übernimmt Michael Seeber, Inhaber des bisherigen Konkurrenten Leitner AG, die POMA-Aktien, woraus die Leitner-Poma Gruppe entsteht. Dem Stand von 2010 zufolge hat das Unternehmen bis dato mehr als 7.800 Anlagen in 73 Ländern gebaut - und auch die 32 fast vollständig aus Glas geformten Gondeln geliefert, in denen jeweils bis zu 25 Passagiere die Fahrt des im Jahr 2000 eröffneten London Eye - oder auch Mellenium Wheel - Riesenrads in London genießen.


Aus den 1960er Jahren ist die Seilbahn auf den Berg Uludag nahe Bursa, Türkei, zu nennen, die eine Zwischenstation in dem Hoteldorf Kadiyayla hat. Von dem Stadtteil Teferrüç in Bursa kommt man nach einer 10-minütigen Reise in der 1.231 m hoch gelegenen Station Kadiyayla an, von wo aus man mit einer anderen Gondel nach weiteren 10 Minuten Sarıalan in 1.634 m Höhe erreichen kann. Und von dort aus geht es mit Zweiersesselbahnen weiter in das 3.200 m hoch gelegene Çobankaya. Bei dieser Strecke handelt es sich um die zu diesem Zeitpunkt einzige ‚Seilbahn-Linie’ in der Türkei (erneuert 2004).

Etwas weiter südlich, im Libanon, verbindet ab 1965 eine Seilbahn den Ort Jounieh mit dem 650 m höher gelegenen Bergdorf Harissa, etwa 16 km nördlich von Beirut, wo eine 12 m hohe Madonnenstatue von Pilgern besucht wird.

Die Trierer Kabinenbahn wiederum, die 1967 errichtet wird, ist eine 375 m lange Kleinkabinenbahn, die die Mosel überquert und dabei einen Höhenunterschied von 53 m überwindet. Die Kabinen fassen 15 Personen, die maximale Fahrgeschwindigkeit beträgt 6 m/s und die maximale Beförderungskapazität 400 Personen pro Stunde. Der Betrieb wird 2001 eingestellt, und 2004 soll die Reaktivierung erfolgen, was nach einem tödlichen Unfall beim Probebetrieb jedoch wieder abgebrochen wird. Neue Investoren ziehen sich 2010 kurz vor Übernahme der Bahn zurück, worauf diese im Juli 2011 auf ebay angeboten wird. Da sich kein Bieter findet, beginnt Ende des Jahres der Abriß.

Dursey Cable Car

Dursey Cable Car

Ein ganz spezielles Unikat stellt die 1969 errichtete Ballghboy Seilbahn von Dursey Island nach Beara  dar, die in der Hoffnung gebaut wird, wirtschaftlichen Aufschwung zu bewirken, nachdem die Fangmengen der Fischer auf der Insel zusammengebrochen waren. Die einzige Seilbahn Irlands (auch The Box o. Dursey Cable Car genannt) führt über den Dursey Sound und hat eine Kapazität von sechs Menschen sowie sechs Schafen oder einer Kuh, wobei Viehtransporte absoluten Vorrang haben. Und Touristen kommen sowieso erst nach den Inselbewohnern, Viehfutter und Baumaterialien dran.

Die von Paddy Sheehan betriebene Pendelbahn ist 360 m lang und hat eine einzige Kabine mit einer zulässigen Nutzlast von 544 kg (eine Kuh wiegt 500 - 800 kg!). Bemerkenswert ist auch die Bauweise der Stützen, Gittertürme, durch deren oberes Teil die Kabine ‚breit durchfährt’. Im April 2009 wird die Bahn für zwei Monate stillgelegt, um die abgenutzten Seile komplett auszutauschen. In Anbetracht dessen, daß die meisten größeren Bewohner von Dursey Vierbeiner sind, kann man die Seilbahn gewiß dem Öffentlichen Nahverkehr zuordnen...

Ebenfalls 1969 wird die Teleférico de Madrid eingeweiht, die zumeist in der Ebene von der S-Bahn-Station Principio Pio nahe dem Königspalast zu dem im Stadtgebiet liegenden Naherholungsgebiet Casa de Campo fährt. Die knapp 2,5 km lange Doppelseilbahn verfügt über 80 Kabinen für bis zu fünf Personen und wird jährlich von rund 180.000 Menschen genutzt.

Im Jahr 1970 folgt die 752 m kange Montjuïc Aerial Tramway in Barcelona, die trotz ihres Namens eine Seilbahn ist, die auf den Berg Montjuïc hinaufführt und eine Mittelstation hat (nach Sanierung 2005 - 2007 wieder eröffnet).

Interessant finde ich auch ein Projekt aus dem Jahr 1974, als in Kiel von der Firma Habegger die Seilbahn Kaufhaus Weipert errichtet wird, um das Kaufhaus über den Bootshafen hinweg mit einem Parkhaus zu verbinden. Die Benutzung ist kostenlos und bietet den Benutzern eindrucksvolle Blicke über die Kieler Altstadt. Ende der 1980er Jahre wird die Seilbahn aus Kostengründen zunächst stillgelegt und später leider endgültig demontiert.

Eine schwach geneigte Tunnel-Standseilbahn mit Fahrzeugen, deren Design an ein U-Boot erinnern, gehört zu den Attraktionen des Ocean Park Hong Kong, einem 1977 eröffneten Freizeitpark auf Hong Kong Island in der VR China. Der Ocean Park Express transportiert innerhalb von 3 Minuten Besucher zwischen der Waterfront und dem Gipfel und hat eine Kapazität von 5.000 Personen pro Stunde. Daneben verfügt der Park über eine 1,5 km lange Seilbahn mit Aussichtsgondeln für sechs Passagiere.

 

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