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WINDENERGIE - Ausgewählte Länder

Japan


Das sehr bergige Japan ist kaum für Windkraftanlagen geeignet, und auf den wenigen flachen Ebenen stehen häufig Großstädte. Traditionelle Offshore-Windanlagen, die meist nur bis zu einer Tiefe von ca. 50 m verbaut werden können, sind ebenfalls nur schwer einsetzbar, da die Küsten der Vulkaninseln des Landes meist steil vom Boden des Ozeans heraufragen. Die Wassertiefen betragen hier oft über 1.000 m. Hinzu kommt, daß Japan ein von Wetterextremen wie Taifunen geprägtes Land ist. Aus diesem Grund hat das Wirtschaftsministeriums eine sogenannte ,Japanese-Class Wind Turbine’-Richtline herausgegeben, die erklärt, wie für die lokalen Bedingungen geeignete Windkraftanlage konstruiert werden sollten.

Im Frühjahr 2012 veröffentlichen zwei Ministerien einen Bericht über die Windenergie-Ressourcen in Japan, dem zufolge das Potential im Inland 1.550 GW beträgt, während die Offshore-Windkraft 370 GW bringen könnte. Wesentlich mehr bieten schwimmende WKA, deren Potential auf 1.380 GW geschätzt wird. Die Japan Wind Power Association (JWPA) nennt im Jahr 2014 dagegen potentielle Ressourcen von 144 GW Onshore und 608 GW Offshore.


Doch nun ein Blick auf die Geschichte der Windenergie in Japan, die in den frühen 1880er Jahren beginnt, als in verschiedenen Teilen des Landes Windpumpen errichtet werden. Windmühlen als Spielzeug oder Schmuck haben allerdings eine noch längere Geschichte von mehr als 300 Jahren.

Bis Mitte der 1920er Jahre werden die Windmühlen vor allem aus den USA und Deutschland importiert und in erster Linie als Pumpen und zur Wasserversorgung genutzt. In den Präfekturen Ibaraki, Chiba, Nagano, Aichi und Osaja werden bis in die 1950er Jahren hinein mehrere tausend Windmühlen betrieben.

Ein frühes Beispiel ist das 1870 von der evangelischen Mission der USA gegründete Ferris Seminar in Yamate, Yokohama, aus der später die Ferris Woman’s University entsteht. Im Jahr 1877 wird aus den USA eine Windmühle zum Heben von Wasser importiert, mit der 1878 auf dem Campus ein windbetriebenes Wasserversorgungssystem mit Wassertank installiert wird (andere Quellen: 1888).


Die erste Windkraftanlage zur Stromerzeugung wird in den frühen 1890er Jahren in Yokohama von dem deutschen Kaufmann R. Schiffner installiert. Es handelt sich um eine importierte Anlage der Firma Albert Windmühle GmbH aus Dresden, über die ich noch keine Details herausfinden konnte. Der Strom der WKA wird in 55 Stück 100 Ah Batterien gespeichert, und das System 25 Jahre lang zum Beleuchten, zum Mahlen von Korn und zur Stromversorgung von Werkzeugmaschinen verwendet.

Bis sich dann auch die Japaner selbst mit der Windstromgewinnung beschäftigen, dauert es allerdings viele Jahre. Erst 1924 und 1925 wird von M. Tsutsui vom Meteorologischen Observatorium Hikone in der Präfektur Shiga auf dem Berg Ibuki, einem für seine starken Winde bekannten Ort, ein nicht näher beschriebenes Versuchsprojekt durchgeführt. Etwa im dem gleichen Zeitraum soll in der Präfektur Chiba eine Mehrblatt-Windkraftanlage 550 kW Leistung erzeugt haben, über die sich bislang aber nichts näheres herausfinden ließ.

Größere Windkraftanlagen werden vor allem aus Deutschland und den USA importiert, wobei die populärste unter ihnen eine von der Firma Bollen Hagen GmbH in Deutschland gefertigte Adler- Windkraftanlage ist. Auch über dieses Unternehmen habe ich bislang nichts finden können.

Ein dieser WKA wird beispielsweise im Jahr 1928 am Kagoshima Agricultural College installiert. Sie besitzt 6 Blätter, hat einen Rotordurchmesser von 6 m und leistet 4 kW. 1937 wird eine gleichartige Maschine am Gunma Agrar Laboratory aufgestellt. Es ist bemerkenswert, daß diese Windkraftanlage dazu verwendet wird, um Wasser in einen Wassertank auf dem Dach zu pumpen. Anschließend wird bei Bedarf das gespeicherte Wasser durch eine Mikro-Wasserturbine als Energiequelle genutzt.

Yamada-Patent Grafik

Yamada-Patent
(Grafik)

In den 1940er Jahren beginnen hauptsächlich bislang stromlose Bauern im Norden von Hokkaido und in Tohoku, die als Pioniere gelten, eine sogenannte Yamada-Windkraftanlage zu verwenden, die der Ingenieur Motohiro Yamada entwickelt hatte, und die nun in Massenproduktion hergestellt wird.

Die erste Serie besteht aus 200 Anlagen mit einen Rotordurchmesser von 120 cm und einer Leistung von 100 W. Nach dem 2. Weltkrieg beginnt Yamada 1949 in Sapporo mit der Produktion von 200 W und 300 W Anlagen Stückzahlen, deren Kauf von der Hokkaido Agency und dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft subventioniert wird. Insgesamt werden rund 3.000 Stück der Anlagen errichtet, die 2 bzw. 3 feststehende Blättern aus Holz besitzen und einen Rotordurchmesser von 180 cm bzw. 240 cm. Die größeren Ausführungen besitzen sogar schon ein Blattnachstellungssystem.

Eine Vergleichsstudie der Science and Technology Agency in den späten 1970er Jahren belegt ihre exzellente Leistung. Was Yamada möglicherweise dazu motiviert, im März 1977 eine Doppelturbine zum Patent anzumelden (s. US-Nr. 4183717, erteilt 1980). Im April 1981 wird Yamada für seinen Fleiß bei der Erfindung von Windenergieanlagen mit dem Yellow Ribbon-Medaille der Japan Wind Energy Association ausgezeichnet.


Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wird die Entwicklung und der Betrieb von Windkraftanlagen durch die Gruppen von Tamaki Motooka der japanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in der Mandschurei in China, und von K. Ogawa am Lushun Institute of Technology (Port Arthur) vorangetrieben.

Nach dem Krieg wird die Forschung und Entwicklung in erster Linie durch die Verschlechterung der Stromversorgung und den extremen Mangel an Brennstoffen motiviert. Da Studien der Luftfahrt in jenen Tagen in Japan verboten sind, gibt es an den Universitäten Forscher im Bereich der Luftfahrt, die sich mit der Entwicklung praktischer Windkraftanlagen beschäftigen, die vor allem Taifunen standhalten sollen, die meisten von ihnen sind jedoch nicht erfolgreich.

In den Jahren 1955 und 1956 führen dann verschiedene Stromversorgungsunternehmen wie die Kyushu Electric Power Co., die Tohoku Electric Power Co. u.a. in Zusammenarbeit mit dem japanischen Wetterdienst Studien über Großwindkraftanlagen durch, ohne daß danach aber weitere Schritte unternommen werden – dazu ist die Technologie noch zu teuer, und das Öl in den 1960er Jahren zu billig.

Senkrechtachser bei Hachijo-kojima

Senkrechtachser
bei Hachijo-kojima

In den darauffolgenden Zeit werden die F&E-Tätigkeiten durch die Maritime Safety Agency (MSA), die Telephone and Telegraph Corp. (heute NTT) und das Ministerium für Verkehr durchgeführt.

Hier abgebildet ist ein nicht näher beschriebener Versuchsrotor der Maritime Safety Agency auf der Insel Futaoi, sowie ein Senkrechtachser der Telephone and Telegraph Corp., der bei Hachijo-kojima aufgestellt wird.

Weitere Schritte erfolgen erst nach der durch den Krieg mit Israel angestoßenen Ölkrise von 1973, als darauf hin vom METI die Agency for Natural Resources and Energy (ANRE) gegründet wird, die zukünftig für die Politik Japans in Bezug auf Energie und natürliche Ressourcen verantwortlich ist.

Im Juli 1974 wird ein nationales Programm namens Sunshine Project verabschiedet, das eine konzentrierte F&E-Förderung im Bereich der Solarenergie initiiert, während sich die Unterstützung der Windkraft jedoch verzögert und auch sehr begrenzt bleibt. Statt dessen setzen die Regierung und die Stromunternehmen auf die Kernenergie. Eine Neuauflage des Sunshine Project findet erfolgt 1993.

Die ernsthafte Arbeit beginnt erst 1976, als in Tokai eine Studie über die Nutzung der Windenergie gestartet wird - bzw. 1977, als die Science and Technology Agency eine eigene Forschungsgruppe für Windenergie gründet.

Auch die Japan Wind Energy Association (JWEA) entsteht im Dezember 1977 in Reaktion auf die zweiten Ölkrise. Initiator ist Prof. Dr. Izumi Ushiyama vom Ashikaga Institute of Technology (AIT). Bereits 1979 wird das 1. Symposium zur Windenergienutzung abgehalten, und auch die 1. internationale Konferenz für neue Energiesysteme in Yokohama im Jahr 1993 wird von der JWEA veranstaltet. Im Juni 2011 ändert die JWEA ihren Namen in Japan Wind Energy Society und wird zu einer öffentlich anerkannten Organisation.


In einem ganz bestimmten Bereich ist Japan internationaler Vorreiter - denn bereits im Jahr 1980 läuft das seinerzeit weltgrößte neue segelbetriebene Transportschiff mit 26.000 Bruttoregistertonnen vom Stapel.

Das computergesteuerte Segel der Shin Aitoku Maru hat eine Fläche von 320 m2 und soll den 3.300 PS Dieselmotor entlasten, wodurch eine Brennstoffersparnis von 50 % erwartet wird.

Das Schiff ist 162 m lang, 25 m breit und kostet 12,5 Mio. $. Leider sind keine weiteren Details über dieses frühe Projekt zu erfahren. Mehr über den Einsatz von Segeln bei neuen Schiffen findet sich in dem ensprechenden Kapitelteil (s.d.).


Im Dezember 1980 stellt die Firma Mitsubishi Heavy Industries Ltd. (MHI) mit Hauptsitz in Minato und bereits 1934 gegründet, ihre erste Eigenentwicklung vor: eine Windkraftanlage mit einer Leistung von 40 kW. Die MHI übernimmt damit die Rolle des industriellen Pioniers bei der Entwicklung und Anwendung von Windkraftanlagen in Japan. Im März 1981 erfolgt auch die Installation eines 5 kW Darrieus-Rotors in Kobe, dessen Betrieb nach genau 23 Jahren gestoppt wird. Nähere Details darüber habe ich noch nicht herausfinden können.

Etwa 1983 wird in Nagasaki der erste Prototyp einer 3-Blatt Maschine mit 250 kW (MWT 250) entwickelt, anschließend folgen Modelle von 300 kW, 500 kW, 600 kW und 1.000 kW, von denen das 500 kW Modell ab 1991 gemeinsam mit der New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO) entwickelt wird (s.u.).

Während des kalifornischen Windenergie-Booms in den 1980er Jahren finden viele dieser Anlagen ihren Weg in die USA, und noch 1994 berichtet die California Energy Commission von 660 Mitsubishi-WKA mit einer installierten Gesamtkapazität von 166 MW alleine in Kalifornien. Die Anlagen des damaligen Weltmarktführers gehören zu den robustesten weltweit.

1999 entwickelt MHI eine Windturbine mit einer Leistung von 1 MW (MWT62/1.0), deren erster Prototyp im Oktober in Muroran errichtet und in Betrieb genommen wird. Die Markteinführung dieses Modells erfolgt im Jahr 2003, als bereits an einer 2 MW WKA gearbeitet wird (MTW-S2000).

Bereits im Jahr 2002 gründen die Mitsubishi Power Systems Americas Inc., die als Stromsgeschäft-Tochterunternehmen der MHI in den USA agiert, und die Firma TPI Composites Inc. das Joint-Venture Viento LLC, das in Mexiko eine Windturbinenblatt-Produktionsanlage aufbaut, die vor allem Blätter für den US-Markt herstellt.

MWT 250

MWT 250

Im Oktober 2004 beginnt MHI in Koyagi, Nagasaki, eine Fabrik für die Blattfertigung und den Gondelaufbau mit einer Jahreskapazität von 400 MW zu errichten, die bis Anfang 2009 auf 1.200 MW ausgebaut werden soll, um mit den 2,4 MW Modellen MWT92/2.4 und MWT95/2.4 insbesondere den US-Markt zu bedienen.

Im Januar 2006 beginnt MHI im Werk Yokohama das Modell MWT92/2.4 zu fertigen, außerdem wird in diesem Jahr eine Anlage mit einer Leistung von 2,4 MW und einem Rotordurchmesser von 92 m präsentiert, der bis 2007 auf  95 m vergrößert wird.

Im Jahr 2007 ist MHI der einzige ernsthafte Mitspieler auf dem japanischen Windturbinen-Markt und bietet Anlagen bis 3 MW an. Dabei konzentriert man sich noch immer hauptsächlich auf den US-Markt. Mit einer neuen und leistungsfähigeren Turbine von 5 MW will das Unternehmen ab 2010 auch auf dem europäischen Markt aktiv werden, weshalb die Mitsubishi Power Systems Europe Ltd. (MPSE) gegründet wird, welche die Technologie und Expertise der MHI in ein lokal basiertes Unternehmen einbringt, das Europa, den Nähen Osten und Afrika abdeckt. Gleichzeitig ist man bestrebt die jährliche Produktionskapazität von derzeit unter 700 MW auf über 2.000 MW zu steigern.

Die  Markteinführung der 2,4 MW WKA erfolgt im Jahr 2008. Dieses Modell (MWT92/2.4) wird nun mit drei Rotorgrößen von 92 m, 95 m und 100 m angeboten.

Dem Stand von Ende 2009 zufolge hat MHI bislang weltweit genau 4.056 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 4.124 MW installiert, die meisten davon in den USA. In Japan selbst werden 290 WKA mit zusammengerechnet 246 MW ausgewiesen, wobei in dem hier als Beispiel abgebildeten und 2003 errichteten Ehime Windpark 11 Exemplare der 1 MW Anlagen stehen.

Der Bestand in anderen Ländern hält sich derweil noch in Grenzen: Großbritannien besitzt 103 x 300 kW (Llandinam Windfarm), Bulgarien 35 x 1 MW (Kaliakra Wind Windfarm), Portugal 20 x 500 kW (Lagoa Funda Windfarm), Indien 6 x 300 kW und Korea 3 x 1 MW. Einzelanlagen stehen in Peru (450 kW), in Mexiko (250 kW) sowie in Deutschland, wo der Projektentwickler Winkra bereits 1995 auf dem Windpark Süderdeich eine 450 kW WKA in Betrieb genommen hat.

Die jährliche Produktionskapazität des Unternehmens in seinen Fabriken in Nagasaki und Yokohama sowie in Mexiko beträgt zu diesem Zeitpunkt 1.200 MW. Nun wird für Anfang 2010 die Errichtung eines WKA-Montagewerks in den USA oder in Kanada geplant, das rund 105 Mio. $ kosten und 2,4 MW Anlagen im Umfang von jährlich 600 MW produzieren soll.

2010 befindet sich Mitsubishi in den USA in einem Patentrechtsstreit mit der Firma GE Energy, da von MHI in den USA errichtete Anlagen Patente des amerikanischen Herstellers verletzen würden. GE hatte gegen das japanische Unternehmen schon 2008 eine entsprechende Beschwerde bei der Internationale Handelskommission der Vereinigten Staaten eingereicht, war damit aber gescheitert, da die Kommission keine Urheberrechtsverletzung durch Mitsubishi erkennen konnte. Die neue Klage wird am Bundesgericht in Dallas, Texas, eingereicht.

Im Mai 2010 strengt wiederum MHI ein Kartellverfahren gegen GE in Arkansas an, und reicht zusätzlich eine weitere Klage gegen die Patentrechte auf Windkraftanlagen mit variabler Drehzahl in Florida ein, da MHI und ihre amerikanische Tochter Mitsubishi Power Systems Americas GE vorwerfen, den Markt für Windkraftanlagen mit variabler Drehzahl in den USA monopolisieren zu wollen.

Zum Hintergrund: Der Patentstreit um Windkraftanlagen mit variabler Drehzahl für den US-Markt hat eine lange Tradition, und in den 1990er Jahren war bereits der deutsche Hersteller Enercon davon betroffen. Ausgangspunkt ist ein amerikanisches Patent der US-Windfirma Kenetech, die von der Zond Energy Systems übernommen wurde, und diese Firma wiederum von der amerikanischen Enron, die zuvor bereits die deutsche Tacke Windtechnik aus Salzbergen übernommen hatte. Nach der Insolvenz von Enron wird diese wiederum von GE geschluckt, wodurch das Patent schließlich bei der General Electric landet.

Im Mai 2013 befindet ein Bundesrichter in Texas, daß MHI aufgrund der Patentverletzungen 170 Mio. $ an GE zu zahlen habe – worauf MHI in Berufung geht. Weiter ist die Angelegenheit noch nicht gediehen (Stand Anfang 2015).

Bereits im Februar 2012 erwirbt MHI eine 34 %-ige Beteiligung an dem 396 MW Marena Renovables Windpark-Projekt in Mexiko, dem größten Windenergieprojekt in Lateinamerika mit geschätzten Gesamtkosten von etwa 1 Mrd. $. Die Fertigstellung des Projektes wird für 2013 erwartet.

Eines der wohl interessantesten und zukunftsträchtigsten Projekte bildet die Entwicklung von schwimmenden Offshore-Anlagen, wie sie für die Tiefenwasserbedingungen um die japanische Landmasse herum als einzige Lösung infrage kommen. Ganz abgesehen von den weiteren Vorteilen dieser Technologie, wie die minimale Beeinflussung der maritimen Umwelt, der viel leichteren Installation und Wartung sowie der allgemeinen Flexibilität – denn im Notfall kann der gesamte Windpark ,umziehen’. Ich werde diesem Thema noch ein eigenes Kapitelteil widmen (in Arbeit).

Die MHI entwickelt ihre Offshore-Windkraftanlagen mit Unterstützung der NEDO und des staatlichen britischen Department for Business, Innovation & Skills (BIS). Im Sommer 2012 geht mit dem NEDO-Prototyp, einer angepaßten MWT92/2.4 Maschine, in 11 m Wassertiefe rund 3 km vor der Küste von Choshi, Präfektur Chiba, die erste Offshore-Windkraftanlage Japans in Betrieb – die allerdings noch fundamentiert ist, ebenso wie die speziell für diesen Einsatzbereich von MHI entwickelte 7 MW Turbine mit dem schönen Namen SeaAngel, deren erstes Modell im Juni 2013 seinen Demonstrationsbetrieb aufnimmt.

Bereits im Januar 2013 steigt Mitsubishi auch in den europäischen Offshore-Netz-Ausbau ein, als das Unternehmen 49 % an den Gesellschaften übernimmt, welche sich um den Bau der rund 3 Mrd. € teuren vier Anschlußleitungen zur Anbindung der Nordsee-Windparks kümmern. Der zuständige niederländische Netzbetreiber Tennet behält mit 51 % weiterhin die Mehrheit.

Nachdem ebenfalls im Jahr 2013 vor Fukushima eine Substation von Hitachi auf einem Schwimmkörper der Firma IHI installiert wird, geht an diesem Standort als erste schwimmende WKA eine 2 MW Anlage von Fuji in den Testbetrieb. Sie steht auf einem Schwimmkörper von Mitsui, der aus vier Halbtauchersäulen besteht. Eine 2,4 MW Mitsubishi-Windkraftanlage auf einer Massivgewichtsplatform (Concrete Gravity Base, CGB) wird wiederum im März an der Ostküste installiert, in der Nähe von Choshi in der Präfektur Chiba.

Im Mai  geht es einen großen Schritt weiter, als die in Berlin ansässige Firma EUROS Entwicklungsgesellschaft für Windkraftanlagen mbH das erste selbstentwickelte 81,6 m lange Rotorblatt aus ihrer Prototypen-Produktionsstätte auf der deutschen Ostseeinsel Rügen an das Fraunhofer-Institut für Windenergieforschung und Energiesystemtechnik (IWES) in Bremerhaven ausliefert, wo es nun auf den Prüfstand kommt. Das 32,5 Tonnen schwere Blatt mit einer Lebensdauer von 25 Jahren ist derzeit der weltweit zweitlängste (nach einem 83,5 m langen Blatt, das von SSP Technologies für eine Samsung-WKA entwickelt wurde).

Parallel zu den Testblatt stellt EUROS zwei komplette Blattsätze für die 7 MW SeaAngel Offshore-Anlage mit ihrem Rotordurchmesser von 167 m her, von denen der erste für einen Onshore-Prototyp in Schottland gedacht ist, der noch im Laufe dieses Jahr installiert werden soll, während der zweite Satz für die schwimmende Version vor Fukushima bestimmt ist. Hier geht Ende 2013 die erste 2 MW Offshore-WKA von Subaru mit einem Rotordurchmesser von 80 m in Betrieb (Subaru 80/2.0).

Im September 2013 geben MHI und der dänische Windenergieanlagen-Hersteller Vestas Wind Systems die Gründung des Joint-Ventures MHI Vestas Offshore Wind (MVOW) mit Hauptsitz in Hamburg bekannt, das eine Offshore-WKA entwickeln soll, die auf Vestas V164-8.0MW Turbine basiert. Während Vestas Know-how, Personal und Aufträge einbringen wird, steuert Mitsubishi zunächst einmal 100 Mio. € bei, denen weitere 200 Mio. € folgen werden, sobald die Entwicklung der 8 MW Turbine vereinbarte Projektfortschritte erreicht.

Schwimmplattform von MHI

Schwimmplattform von MHI

Nach einer Umstrukturierung der MHI wechselt das Team der Erneuerbaren Energien von Mitsubishi Power Systems Europe (MPSE) im Dezember 2013 zu Mitsubishi Heavy Industries Europe (MHIE). Und während Anfang 2014 vor Fukushima die Installation der schwimmenden Version der 7 MW Turbine von MHI folgt, die mit Unterstützung des MITI (Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie) entwickelt und von einem durch Marubeni geleiteten Konsortium produziert wurde, wird der erste V164-8.0  Prototyp im nationalen Testcenter Dänemark in der Nähe von Østerild errichtet und in Partnerschaft mit Dong Energy getestet.

Bereits im Juli kann die MVOW die erste Bestellung für ihre V164-8.0 Offshore-Windanlage verbuchen, als mit der Skovgaard Invest ApS, dem Energicenter Nord und einer Reihe von lokalen Landbesitzern eine bedingte Vereinbarung über den Kauf von vier Anlagen für das Velling Mærsk-Projekt im Westen Dänemarks unterzeichnet wird. Hier wird die 0-Serie der V164-8.0 verwendet, um die Installation, den Betrieb und die Wartungsverfahren der Turbine an Land zu testen.

Die Installation der Anlagen soll Mitte 2015 starten. Die Vereinbarung ermöglicht die zweite Phase der Entwicklung für die weltweit leistungsstärkste Offshore-Windkraftanlage zu beginnen.

Ende Dezember 2014 wird auf dem Hunterston-Testgelände in Schottland der Bau der ersten SeaAngel-WKA abgeschlossen, deren Inbetriebnahme im folgenden April stattfinden soll. Dabei geht es insbesondere um die Prüfung der sogenannten Digital Displacement Technology (DDT) des hydraulischen Antriebsstrangs, den MHI nach Beendigung der Tests in Hunterston sowie auf einem schwimmenden Fundament am Offshore-Standort Fukushima auf dem Markt anbieten will – insbesondere im Rahmen der Partnerschaft mit Vestas.

Die MVOW konzentriert ihre Aufmerksamkeit derweil auf die Weiterentwicklung der MHI-Vestas V164-8.0 Turbine, da diese bereits marktreif ist, während die 7 MW Turbine noch in der frühen Testphase steckt.

Im Februar 2015 wird bekannt, daß MHI den Namen SeaAngel fallen gelassen hat. Statt dessen bekommt die WKA die Typenbezeichnung MWT 167H/7.0, um sie gegenüber dem Modell V164/8.0 von MVOW abzugrenzen, von dem 32 Exemplare bei der gemeinsam mit Dong Energy geplanten 258 MW Erweiterung des 2006 ans Netz gegangenen Burbo Bank Offshore-Projekts in der Irischen See zum Einsatz kommen sollen.


Doch nun weiter mit der allgemeinen Chronologie:

Zwischen 1980 und 1984 werden in Tachikawa, Präfektur Yamagata, praktische Experimente mit einer 1 kW Yamada-Windmühle zur Versorgung eines Gewächshauses durchgeführt.

1981 beginnt die ein Jahr zuvor gegründete New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO) mit der bis 1985 geplanten Entwicklung einer 100 kW Pilotanlage, während die Science and Technology Agency in Tachikawa bei einem Demonstrationsprojekt zur umfassenden Nutzung regionaler Energien von 1981 bis 1985 einen Schweinestall u.a. durch zwei 5 kW Windmühlen erwärmen läßt. Ebenfalls 1981 beginnt die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Hokkaido mit Experimenten zur Beheizung mittels zwei Yamada-Windmühle mit zusammen 20 kW.

Im Jahr 1982 wird in Ogata, Präfektur Akita, eine 20 kW Windkraftanlage mit Wasserstoff-Energiespeichersystem in Betrieb genommen.

Anfang 1983 wird von der NEDO  auf der Insel Miyake die erste große WKA in Japan errichtet, ein 100 kW 2-Blatt Rotor  mit einen Rotordurchmesser von 29 m, dessen Strom in das Dieselgenerator-betriebene Inselnetz eingespeist wird.

Ebenfalls 1983 installiert die Kyushu Electric Power Co. eine 300 kW WKA von MHI auf der Insel Okinoerabujima – während in selben Jahr auf einer Antarktisbasis eine 1 kW Windkraftanlage in Betrieb genommen wird, eine gemeinsame Entwicklung von Prof. Seiiti Awano an der Nihon University und dem Nationalen Institut für Polarforschung.

Im Rahmen des Sunshine Project wird von Yamaha im März 1987 in Tsukuba die erste Ausführung einer 15 kW Windkraftanlage in den Versuchsbetrieb genommen, die 1991 durch eine 100 kW ersetzt wird. Verantwortlich dafür ist die Okinawa Electric Power Co. Inc. (OEPC) aus Makiminato.

Im März 1991 nimmt das Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Fischerei in Setocho, Präfektur Ehime, eine 100 kW von MHI zur Wärmenutzung in Betrieb, und in der Antarktis erfolgt die Installation einer weiteren 1 kW WKA an der Asuka-Station, die 13 Jahre lang im Dienst bleibt. Außerdem beginnt die NEDO in diesem Jahr gemeinsam mit der MHI die Entwicklung einer 500 kW Großwindkraftanlage.

Von der lokalen Regierung des Distrikts Suttsu, Präfektur Hokkaido, wird im August 1992 eine erste 82,5 kW Windfarm mit fünf 16,5 kW Anlagen von Yamaha errichtet. Leider habe ich bislang noch keine Datails darüber finden können, in welchem Umfang sich dieses Unternehmen mit der Herstellung von kleinen WKA beschäftigt hat. Mit japanischer Finanzhilfe soll auf der Insel Luzon (Philippinen) ein kleiner Windpark mit rund einem Dutzend 15 kW Turbinen von Yamaha installiert worden sein (nicht verifiziert).

Anfang der 1990er Jahre wird dann eine ebenfalls von der NEDO entwickelte 500 kW Anlage am Kap Tappi in der Präfektur Aomoro aufgestellt.

Eine Demonstrationsinstallation der Tohoku Electric Power Co. in Tappi-saki am nördlichsten Ende der Tsugaru Halbinsel, die mit Unterstützung der NEDO entsteht, gilt ab dem März 1992 als die erste Windfarm Japans: Die fünf 275 kW Windräder von MHI des Tappi Windparks produzieren gemeinsam 1.375 kW. Im September 1995 kommen weitere fünf Anlagen mit je 300 kW Leistung hinzu, welche die Kapazität des Parks auf 2.875 kW anheben.

Außerdem beginnt die NEDO im März 1993 mit der Erstellung einer nationalen Windkarte mit einer Rastergröße von 1 km, während sie gleichzeitig in Miyako zusammen mit der Okinawa Electric Power Co. zwei 250 kW Anlagen von MHI in Betrieb nimmt. Im Mai starten in Tachikawa drei 100 kW WKA der Firma Kenetech, im Juli liefert die NEDO eine 300 kW Anlage an die TEPCO, die im Oktober von der Hokkaido Electric Power Co. Inc. in Betrieb genommen wird, und im November begründet dieser Stromversorger den Horikabu Windpark mit zwei 275 kW Anlagen von MHI. Gleichzeitig wird in Tomari eine 550 kW WKA als Demonstrations- und Testanlage installiert.

Im September 1994 nimmt an der Kanto International School in Katsuura ein 250 kW Windgenerator von NEG-Micon seinen Dienst auf, der als eine der ersten privaten Installationen des Landes gilt.

Im Dezember 1994 wird per Kabinettsbeschluß das Ziel einer Windenergienutzung bis 2000 im Umfang von 20.000 kW festgelegt, was aus heutiger Sicht mehr als bescheiden wirkt. Diese Zielsetzung wird im November 1997 auf immerhin 300.000 kW bis 2010 erweitert.

Im Oktober 1995 startet die NEDO ein zehnjähriges Windenergie-Feldtest-Projekt, das sich im Jahr 2000 zu einem Windfarm-Kraftwerksgeschäft-Projekt weiterentwickeln soll.

Zwei 400 kW Anlagen von NEG-Micon werden im Januar 1996 am Hochschulinstitut für Elektroindustrie in Yamagata in Betrieb genommen.

Ab 1996 betreibt die Okinawa Electric Power Co. Inc. (OEPC) gemeinsam mit der NEDO auf der Insel Miyako den zweiten Windpark Japans, bestehend aus fünf Anlagen mit insgesamt 1,7 MW. Dabei handelt es sich um zwei 250 kW Anlagen von Mitsubishi, die 1992 und 1993 aufgestellt werden, sowie um drei 400 kW Turbinen von Neg Micon, deren Inbetriebnahme 1995 erfolgt. Alle diese sieben Windgeneratoren werden während eines Wirbelsturms im Jahr 2003 weitgehend zerstört (s.u.).

Im  Mai 1997 erfolgt die Inbetriebnahme einer weiteren 400 kW Anlage von NEG-Micon auf dem Testfeld der NEDO (Miura Kanagawa Windpark). Andere Quellen berichten von zwei Anlagen.


Nachdem die Statistik für Japan Ende 1993 eine installierte Gesamtleistung von 5 MW ausweist, verläuft der Zuwachs zunächst noch ziemlich langsam. 1994 werden 5,9 MW genannt, 1995 sind es 9,5 MW, und bis Ende 1996 werden 13,5 MW erreicht.


Fertigungsunternehmen für kleine Windmühlen gibt es in Japan auch. Dazu gehört z.B. die 1997 in Tokio gegründete Zephyr Corp., die im Oktober eine OEM-Vereinbarung mit der US-Firma Southwest Windpower unterzeichnet und umgehend mit der Herstellung einer eigenen Windkraftanlagen unter der Marke Zephyr Z-300 beginnt, die ab dem Februar 1998 auch als Wind/Solar-Hybridanlage angeboten wird.

Airdolphin Mark-Zero

Airdolphin Mark-Zero

Im April 2002 startet die Firma das Projekt Z, um gemeinsam mit Partnern aus Industrie, Wissenschaft und der japanischen Regierung, wie zum Beispiel der University of Tokyo, Toray, Hitachi Metals und dem National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) einen neuen 1 kW Windgenerator namens Airdolphin zu entwickeln, der für 24 V bzw. 48 V ausgelegt ist.

Anfang 2003 folgt eine Windenergieanlage namens Z-500XP, und im Mai 2004 wird ein sogenanntes OWL-System auf den Markt gebracht, ein Hybrid-Energieerzeugungssystem für Haushalte, das über neu entwickelte und patentierte Silent-Disruptor-Blätter verfügt, die konzipiert wurden, um das Luftströmungsgeräusch zu minimieren. Im Dezember wird mit dem Airdolphin Mark-Zero der Prototyp der „weltweit modernsten kleinen Windkraftanlage“ aus dem Project Z präsentiert, während die Firma gleichzeitig von der NEDO eine zweijährige finanzielle Unterstützung zur Fortführung der Entwicklung bekommt.

Im März 2005 beginnt die Zusammenarbeit mit der Iwasaki Electric Co. Ltd., einem der führenden Hersteller und Vertreiber von Beleuchtungsanlagen, für die Entwicklung und den Vertrieb eines unabhängigen und dezentralen Energieerzeugungs- und Außenbeleuchtungssystem namens AIRBIRD (bzw. EYEBIRD). Im Oktober wird die sich noch immer in der Entwicklung befindliche Airdolphin in Japan mit dem G Mark Award für gutes Design ausgezeichnet.

Die Auslieferung und Installation von Airdolphin-WKA in Japan beginnt im Februar 2006.  Während des Hokkaido Toyako Summit im Juni wird beispielsweise eine Airdolphin in der Nähe des Zero Emission Haus installiert. Im Juli startet außerdem der Vertrieb von Kleinwindenergieanlagen der PLANET-Serie für gewerbliche und industrielle Zwecke.

Ein Airdolphin-Rotor ist übrigens Teil des niederländischen Zeeland-Tests, bei dem vom April 2008 bis zum März 2009 neun kleine Windenergieanlagen im realen Einsatz getestet worden sind – mit ausgesprochen signifikanten Ergebnissen (s.d.). Als Hersteller wird dort allerdings ein anderes Unternehmen genannt.

Nach einer längeren Pause gibt es erst wieder im Jahr 2012 Neuigkeiten, als die Zephyr Corp. im Juni eine Allianz mit der britischen Firma Evance Wind Turbines Ltd. eingeht, um einerseits das große Vertriebsnetzwerk von Evance in ganz Europa zum Verkauf der  ultraleichten, nur 18 kg schweren und hocheffiziente Airdolphin zu nutzen – und andererseits die R9000 Windkraftanlage von Evance in Asien auf den Markt zu bringen, wo diese WKA mit einer Nennleistung von 4,7 kW (andere Quellen: 5 kW) unter dem Namen Zephyr9000 oder Z-9000 angeboten wird.

Im Juli 2012 ist das 20 kg schwere 1,1 kW Modell Airdolphin GTO (Grid-Tie Optimized) das erste in Japan, das die Musterzulassung für kleine Windkraftanlagen der Nippon Kaiji Kyokai (Klasse NK) erhält und damit Anspruch auf die Einspeisevergütung hat, die das Land am 1. Juli 2012 einführt (s.u.). Ein Feldversuch mit dieser 260 V WKA wurde übrigens am Wind Energy Institute of Canada (WEICan) auf der Prince Edward Insel durchgeführt. Schon im Februar 2013 erhält auch die Zephyr9000 die Typenzertifizierung.

Nun werden auch Erfolge im Export vermeldet. Im Mai installiert die Swan Energy Pty. Ltd. aus Perth, Australien, eine Airdolphin GTO nebst LED-Straßenbeleuchtungssystem an der Japanischen Schule in Perth, und im Juli errichtet die Swiss Winds Development GmbH eine GTO am Großen St. Bernhard Paß. Anfang 2013 nimmt der finnische Mobilfunkdienstanbieter DNA Oy in Lohja eine Basisstation in Betrieb, die durch eine Airdolphin mit Strom versorgt wird.

Im September werden der Zephyr Corp. von der Official Development Assistance (ODA), der Regierungskommission für ausländische wirtschaftliche Zusammenarbeit, Mittel für eine Studie zur Bereitstellung von Energie in nichtelektrifizierten Dörfern durch Verwendung von Kleinwindanlagen und Basisstationen in Kenia gewährt.

In ihren Referenzen nennt die Firma u.a. einen Mini-Windpark auf den Iwaki-oki Gasfeldern, wo 40 km vor der Küste von Naraha, Präfektur Fukushima, 21 Stück Airdolphin Mark-Zero (Z-1000/24) als unabhängige Energiequelle für eine unbemannte Station im Einsatz sind. Trotz mehrerer Taifune, die durch das Gebiet ziehen, treten keine Fehlfunktionen auf und die Anlagen beweisen ihre hohe Zuverlässigkeit. Die gewonnenen Windenergie speist das Nebelhorn, die Überwachungskameras und Leuchten sowie die Satelliten-Kommunikationsanlagen der Station.

Eine weitere Referenz bildet eine netzverbundene Ladestation für Elektromobile im Zhangjiang High-Tech Park in Pudong, wo im Rahmen eines nationalen chinesischen Projekts und in Zusammenarbeit mit Keytec Power Co., dem Zephyr-Händler in China, 18 Airdolphin GTO (Z-1000/250) nebst PV-Paneelen Strom zum Aufladen der Elektrofahrzeuge liefern.

Im Jahr 2014 folgen die Installation von Einzelanlagen auf einem Bauernhof in Kolumbien, 75 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogota, an einem nicht genauer benannten Standort in einer Bergregion im Nahen Osten und bei einer Bergbaumine in West-Australien. Das Hachinohe-Nishi Hospital in der Stadt Hachinohe bekommt vier Zephyr9000 Windkraftanlagen, und Kleinwindparks entstehen in Jakarta, Indonesien und in Stockholm, Schweden.


Unter Vorwegnahme der Chronologie: Weitere Hersteller von Kleinanlagen sind das 2003 gegründete Unternehmen Loopwing Ltd. Co., das einen besonders leisen Rotor entwickelt, dessen Rotorblätter eine schlaufenartige Form besitzen (s.u. Neue Designs und Rotorformen), sowie die Firma Windlens, die eine ummantelte 3-Blatt-Turbine anbietet, welche ursprünglich im Jahr 2008 von Prof. Yuji Ohya an der Kyūshū University konstruiert wurde (s.u. Vortec Systeme).


Auch die Firma Eco-Power Co. Ltd. wird im Juli 1997 in Tokio gegründet – und bekommt schon im September den Maschinenbaukonzern Ebara Manufacturing Co. als Hauptaktionär (s.u.). Weitere kleinere Anteilseigner sind Japans größte Leasinggesellschaft Orix und die Brauerei Asahi. Das Unternehmen plant, über die nächsten drei Jahre in Japan Windanlagen mit mehr als 60 MW zu installieren. Die Eco-Power hat starke Verbindungen zur Firma Ecology Corp., dem japanischen Vertreter der dänischen Firma Micon (jetzt: NEG-Micon Ltd.).

Im Dezember 1997 kann die erste 800 kW Anlage in Rumoi auf Hokkaido, eingeweiht werden, eine NEG-Micon M750-400/100, gefolgt von einem 400 kW Modell des gleichen Herstellers in Kazamaura, Aomori, das auch als Hebiura Wind Power Plant geführt wird. In einigen Quellen wird allerdings angegeben, daß bereits im Januar 1996 in Syounai, Yamagata, eine 800 kW WKA in Betrieb gegangen sei (Tachikawa Windfarm).

Auch 1998 werden fast nur Einzelanlagen mit 800 kW errichtet, wie in Noheji und Higashidouri (Aomori), Akita Araya (Akita), Goto-Kishiku (Nagasaki), Esashi und Wakkanai (Hokkaido) sowie in Kamisu (Ibaraki), wo ausnahmsweise 1.200 kW ans Netz gehen. Ende des Jahres übernimmt die NEG-Micon 80 % ihres alleinigen Vertriebspartners Ecology Corp., der NEG-Micon in den letzten sieben Jahren dabei geholfen hatte, mehr als die Hälfte des japanischen Windmarkts einzusacken. Nun wird die japanische Firma in NEG Micon Ltd. umbenannt – da die potentiellen japanischen Entwickler ihre Maschinen direkt vom Hersteller und nicht über einen Agenten kaufen wollen.

Akita Araya Windfarm

Akita Araya Windfarm

1999 folgen Erweiterungen in Goto-Kishiku um 400 kW und in Tachikawa um 1.200 kW – neben Neuinstallationen in Matsumae, Hokkaido (800 kW), Kuzumaki, Iwate (1.200 kW Sodeyama Heights Wind Power Plant) sowie einer weiteren Installation in Rumoi (1.600 kW). Bereits im März 1999 erreicht die Gesamterzeugungskapazität der Eco-Power 10 MW - und im April steigert die Ebara ihren bisherigen Anteil an dem Unternehmen von 30 % auf 67 % und plant nun, in den nächsten Jahren 100 MW Windkraft zu installieren. Bislang hat Eco-Power 36 NEG-Micon Windenergieanlagen mit insgesamt 15 MW Online. Auch Ebara hat starke Verbindungen zu NEG-Micon und ist ein autorisierter Distributor für die dänische Firma. Für den Service der NEG-Micon Anlagen bilden die beiden Unternehmen das Joint-Venture Wind Service Corp. Ltd. (WSC).

Im Jahr 2000 wird Tachikawa um weitere 1.200 kW ausgebaut, in Nemuro, Hokkaido, wird eine 750 kW WKA gestartet – und erstmals gelingt es dem Unternehmen mit der Akita Araya Windfarm im November eine signifikante Installation mit 6 MW in Betrieb zu nehmen, bei der acht WKA vom Typ NM 750 zum Einsatz kommen. Der in einigen Quellen genannte Wert von 6,8 MW bezieht sich darauf, daß an diesem Standort bereits zuvor schon zwei WKA vom Typ MW 400 errichtet worden sind.

Das Jahr 2001 verläuft dann wieder bescheidener: 900 kW (Atsuta Wind Power Plant, Ishikari, Hokkaido), 1.500 kW (Wakkanai Nr. 2) und 2.960 kW (Reuke Windfarm, Rumoi, Hokkaido). Dafür wird im November 2001 in Rokkasho, Präfektur Aomori, eine zentrale Kontrollstelle für die Windturbinen implementiert.

Nach einer Pause kann die Eco-Power im Jahr 2003 ordentlich zulegen, als bereits im Januar bzw. Februar in Rokkasho die 31,5 MW Mutu Ogawara Windfarm, sowie in Higashidouri der 27 MW Iwaya Windpark eröffnet werden.

Im März 2003 geht die Muttergesellschaft Ebara Corp., die im Jahr 1920 als Hersteller großer Pumpen gegründet worden ist, ein Joint-Venture mit der deutschen Firma Pfleiderer Wind Energy GmbH (PWE) in Neumarkt ein, einer Tochtergesellschaft der Pfleiderer AG. Ziel der neuen Joint-Venture-Gesellschaft Ebara-Pfleiderer Wind Power Corp. mit Sitz in Tokio ist die gemeinsame Vermarktung der Windturbinen PWE 600 und PWE 1.500 in Japan und den benachbarten Ländern Asiens, wo man in den nächsten zehn Jahren bis zu 700 MW (andere Quellen: 1.000 MW) installieren will.

Die Lieferung der ersten 1,5 MW Windkraftanlage mit der Typenbezeichnung EPW1570 und einem Rotordurchmesser von 70 m erfolgt im November 2004 an den Auftraggeber Cosmo Oil in der Stadt Sakata, Präfektur Yamagata, welcher den erzeugten Strom an die Tohoku Electric Power Co. Inc. verkauft.

Die Pläne sind jedoch weitreichender, denn die Produktion der bisher aus Europa importierten Windturbinen soll künftig sukzessive vor Ort erfolgen – nach den Vorgaben der Pfleiderer Wind Energy und mit höchsten Qualitätskriterien, die den Anforderungen des Germanischen Lloyd entsprechen. Wesentlichen Einfluß auf die Entscheidung der Ebara-Führung für eine langfristige Kooperation mit PWE hat dabei die Tatsache, daß für deren Anlagen aufgrund einer lückenlosen technischen Dokumentation (Spezifikationen, Montageanleitungen, Qualitätskontrolle usw.) eine 100-%ige Lizenzierung möglich ist. Bislang ließ sich jedoch nichts darüber finden, daß eine entsprechende Herstellung in Japan tatsächlich begonnen hat.

Ebaras Windsparte, mit rund 25 % Marktanteil zu diesem Zeitpunkt Branchenführer in Japan sein soll, beliefert als Hauptkunde die Eco-Power, die mit etwa 20 % Marktanteil Japans größter Windparkbetreiber ist – und sich wiederum zu 82 % im Besitz der Ebara befindet.

Im März 2004 übernimmt die Kansai Electric Power Co. aus Osaka, Japans zweitgrößter Stromversorger, für 4,5 Mio. $ eine 20,6 %-ige Beteiligung an der Eco-Power Corp. Als Grund wird die gesetzliche Vorgabe genannt, daß bis zum Jahr 2010 ein Anteil von 1,36 % der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien zu beziehen ist. Die Kansai Electric führt außerdem an zehn Standorten in der Region Kansai Windmessung durch.

Hasaki Windfarm

Hasaki Windfarm

Ebenfalls im März 2004 erreicht die Gesamterzeugungskapazität der Eco-Power 100 MW, und im Laufe des Jahres wird neben einer 1.500 kW Anlage in Sakata, Yamagata (Sakata Port Wind Power Plant) auch  die 15 MW Hasaki Windfarm in Kamisu, Ibaraki, in Betrieb genommen. Zur Finanzierung der 12 WKA der deutschen Firma DeWind Technik GmbH arbeitet Eco-Power mit der NTT Leasing zusammen.

Die Eco-Power plant nun die Entwicklung von drei Windparks – mit 2 MW in Chuba, 20 MW in Shikoku und 100 MW in der Region Tokio, die Ende des nächsten Jahres ans Netz gehen sollen, wobei in allen drei Fällen die 1,5 MW Anlagen verwendet werden, die auf der Technologie des deutschen Windkraftanlagenherstellers Fuhrländer basieren, der zwischenzeitlich Pfleiderer übernommen hat.

Die Aktivitäten verlaufen in den Folgejahren recht unterschiedlich. Während es von 2005 gar keine Meldungen gibt, außer daß sich die Eco-Power einer Umstrukturierung unterzieht und nach Projekten in anderen südostasiatischen Ländern wie China, Vietnam, Thailand und den Philippinen Ausschau hält, wird 2006 von der Installation einer einzigen 1,5 MW Anlage in Sodegaura, Chiba, berichtet – bei der es sich möglicherweise um das erste Exemplar des Modells EPW1570 der Mutterfirma Ebara handelt. Im März 2007 werden auf der 10,5 MW Cyoshi Windfarm in Chiba sieben Anlagen dieses Typs in Betrieb genommen.

Daneben scheint es jedoch noch eine Art Parallelentwicklung zu geben, denn die seit November 1946 aktive Firma Ebara Industry Co. Ltd., die mit pneumatischen und hydraulischen Maschinen auf den Markt kommt und sich im Jahr 1952 in Ebara Jitsugyo Co. Ltd. umbenennt, beginnt im Februar 2005 unter diesem Namen eine kleine, hocheffiziente 800 W Windkraftanlage zu vermarkten, die speziell entwickelt wurde, um Geräusche und Vibrationen zu reduzieren.

Das neue Produkt mit dem Namen Loop Feather ist an Vorder- und Rückseite mit einem Blattsatz ausgestattet, der jeweils aus 3 dreidimensional gebogenen flügelförmigen Blättern besteht – die aus Leinentuch hergestellt sind. Als Preise werden Beträge von 34.000 $ für eine 800 W Anlage, bis 466.000 $ für eine WKA  mit einer Nennleistung von 29 kW angegeben. Im Geschäftsjahr 2005 will man 10 Windkraftanlagen verkaufen, und 2007 schon 100 Einheiten. Leider ist im Nachhinein nichts mehr darüber zu finden – obwohl der Name und die beschriebene Schleifenform der Blätter an den Loopwing-Rotor der ebenfalls japanischen Firma Loopwing Co. Ltd., der bereits ausführlich unter Neue Designs und Rotorformen beschrieben ist (s.u. 2003).

Auch über die Eco-Power ist dieser Zeit nichts zu vernehmen, bis man April 2009 erfährt, daß das Unternemen mit der Wind Services Corp. verschmolzen sei. Im September wird in Iwata, Shizuoka, die 15 MW Iwata Windfarm in Betrieb genommen – und im März 2010 die 18 MW Ikata Windfarm in Ikata, Ehime. Damit wird eine Erzeugungskapazität von insgesamt 147 MW erreicht.

Im gleichen Monat wird die Cosmo Oil Co. Ltd. zum Hauptaktionär – da die Ebara Corp. ihre Windpark-Tochter, deren Schulden im Laufe der letzten Jahre lawinenartig auf umgerechnet rund 76,5 Mio. € angewachsen waren, für einen Betrag von einem Yen an die Cosmo Oil verkauft, mit der Bedingung, daß diese die Schulden des Tochterunternehmens vollständig übernimmt.

Doch auch anschließend bleibt es relativ ruhig um Eco-Power. Erst Anfang 2012 gibt es wieder neue Meldungen, denen zufolge die Firma bis 2014 in den Regionen Kanto (Tokyo), Chubu (Nagoya) und Kansai (Osaka) drei Windparks mit einer Kapazität von jeweils 30 MW errichten will.

Zum Jahreswechsel 2013/2014 bekommt das Unternehmen Probleme, als auf Hokkaido im Dezember bzw. Januar seit 1998 bestehende 800 kW Anlagen auf dem Ororo Windpark bzw. der Oiwake Soran Windfarm ein Rotorblatt und andere Teile herabfallen. In einem Fall wird der Bruch des Blitzableiters auf der Innenseite des Rotorblattes als Grund ausgemacht, im anderen die unzureichende Wartung.

Im März 2013 gründet die Cosmo Oil gemeinsam mit der Showa Shell Sekiyu Ltd. und der Development Bank of Japan Inc. das Joint-Venture CSD Solar, um nun auch in das Solarstromgeschäft einzusteigen.

Araki/Akiyama-Patent

Araki/Akiyama-Patent

Die jüngste Meldung berichtet von der Inbetriebnahme der 20 MW Hirogawa-Hidakagawa Windfarm in Wakayama im November 2014. Seit dem Mai 2013 im Bau befindet sich ferner die 16 MW Aizuwakamatsu Windfarm in Fukushima, und für 2017 ist die Inbetriebnahme des 28 MW Watarai Projekts in Mie geplant.


Ein interessantes Patent wird im März 1997 den Erfindern Takashi Araki und Kazuho Akiyama erteilt. Als Antragsteller wird die Ishikawajima-Harima Heavy Industries Co. Ltd. genannt.

Die Wind turbine with photovoltaic cells on mast (EP-Nr. 0761965, beantragt 1996, Priorität von 1995) schlägt die Integration von PV-Paneelen unterhalb der Gondel vor, die von bodenständigen Reflektoren mit konzentriertem Sonnenlicht bestrahlt werden. Über eine Umsetzung ist nichts bekannt.


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