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Solarhäuser und solare Bauelemente (2009 B)


In Deutschland wird nach einer Bauzeit von nur sechs Monaten im September 2009 in Regensburg ein Haus der Zukunft eingeweiht. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Sonnenkraft GmbH, der fabi architekten bda, des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg sowie der Hochschule Regensburg.

Haus der Zukunft

Haus der Zukunft

Das Konzept umfaßt ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 175 m2, bei dem bereits heute die für 2020 zu erwartenden Baustandards erfüllt werden. Das Design ist wohl eher Geschmacksache. Zur Stromerzeugung gibt es eine 55 m2 große PV-Anlage, für die Warmwasserbereitung 25 m2 Solarthermie-Kollektoren nebst Wärmepumpe.

Das Haus der Zukunft ist komplett mit Geräten und Systemen der Albrecht Jung GmbH & Co. KG ausgestattet. Mit Hilfe dieser fortschrittlichen Technik ist es möglich, schon jetzt in der Zukunft zu leben, da ein leistungsfähiges KNX-System zur intelligenten Gebäudeautomation die Steuerung sämtlicher Funktionen übernimmt.

Das Plusenergiehaus soll es nun einige Zeit als Demonstration- und Schulungsobjekt genutzt werden, wobei die Nutzung und deren Ergebnisse zwei Jahre lang dokumentiert werden. Die Ansprüche muten allerdings etwas seltsam an: „Ziel des Projektes ist es, zu zeigen, daß ein erschwingliches Haus mit wenig Energieverbrauch, einem solaren Heizsystem und attraktiver Architektur mit derzeit verfügbaren Produkten zu realisieren ist. Als ob man gerade das Ei neu erfindet.

Im September 2014 werden in Regensburg übrigens die Wohnungen eines ,Hauses mit Zukunft’ bezogen, bei dem es sich jedoch um ein anderes Projekt mit 35 Wohneinheiten, Solarthermie und PV-Anlage handelt. In der Preesse werden die beiden ähnlich klingenden Namen gerne vertauscht.


Was die Kritik an der obigen Aussage betrifft: Erst zwei Monate zuvor war das 100%-Solarhaus von Doris Hittler und Harald Schelske in Kappelrodeck mit der Freiburger Effizienzhaus-Plakette ausgezeichnet worden – als einer von sechs Siegern unter 600 teilnehmenden Häusern.

Und dieses ausschließlich solar beheizte Haus der Gerold Weber Solartechnik GmbH hatte schon im Jahr 2006 den Deutschen Solarpreis gewonnen, als von dem Haus der Zukunft noch nicht einmal die Fundamente standen.

Das Einfamilienhaus von Hittler und Schelske hat eine Wohnfläche von 147 m2 und wird durch 112 m2 Solarkollektoren beheizt - nicht einmal ein kleiner Holzofen zur Zuheizung ist nötig. Als Pufferspeicher dient ein 8 m hoher, 42.000 Liter fassender Wassertank, der vom Keller bis zum Dach reicht.

Nun, im Juli 2009, wird das Haus ein weiteres mal ausgezeichnet, als es die Effizienzhaus-Plakette des bundesweiten Wettbewerbs ,Effizienzhaus: Effizienz und gute Architektur’ erhält.


Ästhetisch sind andere jedoch schon sehr viel weiter, wie es im Fall der eleganten, modernen Residenz des japanischen Architekturbüros Suppose Design Office zu sehen ist.

Das solare Passivhaus mit einer Wohnfläche von 115,5 m2 steht an einem Hang in Otake, in der westlichen Region von Hiroshima, und belegt, wie energieeffizientes Bauen die optimale Nutzung der verfügbaren Sonneneinstrahlung und der natürlichen Belüftung erlaubt.

Das Otake House ist so konzipiert, daß die Ost- und Westfassade die Sonne voll ausnutzen; dabei treffen die Sonnenstrahlen im Winter bei tiefstehender Sonne auf die Fenster, aber nicht im Sommer, wenn die Sonne hoch am Himmel steht.

Fertiggestellt wird das Haus bereits im Dezember 2007, doch bis man auch im Westen davon erfährt, dauert es halt etwas.


Ebenso schnittig wirkt das Design des amerikanischen Architekten Daniel Libeskind, der damit nach sechmonatiger Bauzeit im September 2009 den Prototyp seiner Version eines Hauses der Zukunft vorstellt.

Villa von Libeskind

Villa von Libeskind

Die in Zusammenarbeit mit der Berliner proportion GMBH entwickelte Villa in Datteln, die wie ein aus dem Boden gewachsener Kristall wirkt, ist größtenteils aus Holz gebaut und mit einer Zink-Fassade umhüllt, die für den einzigartigen Look sorgt. Im Inneren beeindruckt das Bauwerk durch Offenheit und Transparenz. Die Grundfläche beträgt etwa 300 m2, von denen das Erdgeschoß ca. 200 m2 umfaßt.

Für Wärme, Strom und Warmwasser werden selbstverständlich erneuerbare Energien genutzt. Die Standardkonfiguration beinhaltet eine thermische Solaranlage, die unsichtbar in der glänzenden Fassade integriert ist, sowie eine Erdwärmepumpe, die für die Beheizung sorgt. Strom soll durch ebenfalls integrierte PV-Dünnschichtzellen erzeugt werden, und das Regenwasser wird für den Einsatz im Garten gesammelt. Außerdem kommt Wärmeschutzglas der Firma SEMCO Glas zum Einsatz.

Da der Prototyp der Libeskind-Villa nicht als Wohnhaus, sondern als Empfangsgebäude der Rheinzink GmbH & Co. KG realisiert wird, hat diese in einigen Bereichen nutzungsspezifische Anpassungen vorgenommen. So fungiert die Eingangshalle als Empfang und Foyer, von dem aus eine freischwebende Treppe ins Obergeschoß führt, wo sich mehrere Besprechungsräume befinden.

Architektonischer Höhepunkt ist der ‚Grand Room‘, ein bis zu 7 m hoher Raum, der über das Foyer erreichbar ist und durch hohe, großdimensionierte Fensterflächen und den schrägen Deckenverlauf einiuges an Dynamik ausstrahlt.


An dieser Stelle sei auch ein Blick auf die Ergebnisse des vierten Solar Decathlon Wettbewerbs 2009 in den USA geworfen. Gleich vorneweg das Siegertreppchen:

  • 1. Platz: Technische Universität Darmstadt
  • 2. Platz: University of Illinois
  • 3. Platz: Team California

Wie man sieht, gelingt es dem Team der TU Darmstadt seinen Siegertitel von 2007 erfolgreich zu verteidigen – selbstverständlich mit einem neuen Konzept, das diesmal zweistöckig ist.

Der monolithisch wirkende Bau namens SD09-Haus (o. surPLUShome) charakterisiert sich durch ein Einraumkonzept, das eine großzügige Raumgestaltung auf relativ kleiner Grundfläche ermöglicht, hochdämmende Außenwände mit Vakuum-Isolationspaneelen, eine geregelte Lüftung mit Wärmerückgewinnung, eine zusätzliche Wärmepumpe für Warmwasser und Heizung, sowie Photovoltaikpaneele an der gesamten Außenhülle.

40 Paneele mit monokristallinen Solarzellen auf dem Dach sowie 250 CIGS-Dünnschicht-Module an der Fassade erwirtschaften zusammen 11,1 kW, und damit etwa das Doppelte des Eigenbedarfs.

Das Projekt wird von der Forschungsinitiative ‚Zukunft Bau’ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung unterstützt, und gekostet hat es zwischen 650.000 $ und 850.000 $ - genauere Zahlen sind nicht zu erfahren. Möglicherweise sind diese Kanzlerin Angela Merkel mündlich mitgeteilt worden, als sie im August 2010 das Haus besichtigt, das inzwischen wieder in Darmstadt steht, nachdem es im Rahmen der Kulturhauptstadt RUHR.2010 zwei Monate lang in Essen ausgestellt wurde.

Ich möchte allerdings empfehlen, sich auch die anderen Beiträge der Universitäts-Teams anzuschauen, denn es befinden sich mehrere innovative Schmuckstücke darunter – z.B. das clevere Silo House der Cornell University, das Lumenhaus der Virginia Tech mit verschiebbaren Solarfassaden, oder das B&W House der Universität Madrid, dessen zentral aufgeständertes und zwei Tonnen schweres Solardach sich zwar nicht drehen, durch gesteuertes Neigen aber immerhin einachsig dem Sonnenstand nachführen läßt, zumindest teilweise.


Im Dezember 2009 wird in Salt Lake City das erste zertifizierte Passivhaus im Westen der USA fertiggestellt. Das Breezeway House, entworfen von Brach Design Architecture und dem Passive House Institute in Illinois eines von nur zehn Häusern in den USA, die im Rahmen dieses hocheffizienten Green Building Zertifizierungsprogramms überhaupt zertifiziert sind.

Die moderne, gestalterisch aber nicht besonders innovative Residenz basiert auf einer sehr guten Isolierung, solarem Passivdesign und einem mechanischen Belüftungssystem zur Steuerung des Raumklimas Das Haus beinhaltet auch eine 2,2 kW Solaranlage auf dem Dach und ist so energieeffizient, daß dieses System etwa 75 % seines Energiebedarfs decken kann.


Zu den etwas größeren Solargebäuden, die in diesem Jahr in Betrieb genommen werden, gehört das Zero-Energy Building (ZEB) in Singapur.

ZEB in Singapur

ZEB in Singapur

Es sei das erste Nullenergie-Gebäude Südostasiens überhaupt, wie die verantwortliche Building and Construction Authority (BCA) betont - denn das Zero-Energy Office (ZEO) des malaysischen Energy Centre in Bandar Baru Bangi, Selangor, das schon im Oktober 2007 eröffnet wurde, sei bislang noch nicht in der Lage gewesen seinen eigenen Energieverbrauch zu decken – und ist damit nun überholt worden.

Es wird erwartet, daß das ZEB, ein grundsaniertes, dreistöckiges Schulgebäude, das mit einer Reihe grüner Technologie ausgestattet wird, dadurch etwa 40 – 50 % energieeffizienter wird, als ein vergleichbares Bauwerk. Das Gebäude mit einer Nutzfläche von 4.500 m2 erzeugt seinen eigenen Strom durch 1.540 m2 PV-Module, die auf dem Dach und an den Fassaden installiert sind. Zusätzlich gibt es verschiedene passive Kühlungsmaßnahmen, wie vertikale Gärten und Solarkamine, sowie Tageslicht-Elemente zur natürlichen Lichtzufuhr.

Eine sinnvolle Erfindung der National University of Singapore sorgt für eine weitere Reduzierung der Stromrechnung für die Klimaanlage: Eine spezielle Lüftungsanlage steuert die Zirkulation von frischer Luft und von Umluft getrennt, und liefert frische Luft nur in Räume, in denen die Sensoren anwesende Personen ermitteln. Die ZEB wird als ‚lebendes Labor’ unter Realwelt-Bedingungen eingesetzt – samt Klassenräumen, Bibliothek, Mehrzweckhalle und Büros.


Auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich ist die solare Komplettversorgung des neuen Hauptquartiers der Firma Sulfurcell Solartechnik GmbH (später: Soltectures) in Berlin-Adlershof, die selbst solare Fassaden und Dachanlagen anbietet.

Der von dem Architekten Rainer Girke entworfene 3.000 m2 große Bürokomplex hat eine Hülle, die aus einer Kombination metallischer Materialien, Glas und Holz besteht. Dabei werden 700 Dünnschicht-Solarmodule als gläsernes Fassadenmaterial eingesetzt (ca. 286 m2 / 20 kW), die gemeinsam mit weiteren 6.000 Modulen auf dem Dach (4.400 m2 / 310 kW) den gesamten Strombedarf des Bürobaus decken.

In externen Quellen wird darüber berichtet, daß es sich im Fall der Fassade um spezielle Kassetten-Module handelt, die zum ersten Mal im Einsatz sind. Sie sind hinterlüftet und verfügen über vertiefte Entwässerungsrinnen, womit Regenwasser in einer kontrollierten Art und Weise abgeleitet wird, um die Wärmedämmung vor Nässe zu schützen und gleichzeitig die Temperatur der Solarmodule zu regulieren und dadurch deren Effizienz zu erhöhen.

Die neuen Module sind patentrechtlich geschützt und wurden gemeinsam mit Forschungseinrichtungen wie dem Helmholtz-Zentrum Berlin und der Universität Oldenburg entwickelt. Der innovative Gebäudeentwurf wird mit der Plakette Deutscher Solarpreis 2010 ausgezeichnet.

Kroon Hall

Kroon Hall


Immerhin 26 % ihres Elektrizitätsbedarfs deckt die neue Kroon Hall der Yale University in New Haven, Connecticut – durch eine 100 kW Photovoltaikanlage auf dem Dach. Vier große Paneele aus mit Glykol gefüllten Vakuumröhren an der Südwand versorgen das Gebäude mit Warmwasser.

Das Gebäude der Büros Hopkins Architects und Centerbrook Architects and Planners gehört zu den ersten amerikanischen Gebäuden, die eine sogenannte Klimaneutralität erreichen. Der 33,5 Mio. $ teure Bau ist so konzipiert, daß er nur die Hälfte der Energie eines vergleichbaren Gebäudes verbraucht.

Genutzt wird ein fortschrittlicher Sonnenschutz sowie passive Techniken, um die Menge der Energie zu senken, die benötigt wird um die Innenräume zu beleuchten, zu erwärmen oder zu kühlen. Rot oder grün leuchtende Lämpchen überall im Gebäude zeigen an, wann es die Bedingungen außerhalb erlauben, die Fenster zu öffnen. Für die Kühlung der Innenräume wird Grundwasser mit einer konstanten Temperatur von rund 14°C genutzt, das aus vier jeweils 400 m tiefen Brunnen hinaufgepumpt wird. Grau- und Regenwasser wird in einem unterirdischen Tank gespeichert, um gefiltert zur Toilettenspülung zu dienen.

Im Laufe der Folgejahre räumt das Bauwerk eine lange Reihe amerikanischer und internationaler Preise und Auszeichnungen ab.


In Wien wiederum wird das weltweit erste Hotel mit Null-Energie-Bilanz eröffnet – bzw. wiedereröffnet, denn das historische Apartmenthaus selbst wurde bereits 1890 erbaut.

Nachdem das 3-Sterne Hotel Stadthalle im Jahr 2001 der Splendia Gruppe beigetreten war, wird es jetzt radikal modernisiert – mit einer 150 m2 großen Solarfassade, drei Windrädern, LED-Lichtsystemen, Wasser-Wärmepumpen und vielem anderen mehr.

Zur Temperierung der Räume wird im Sommer 16°C kaltes Brunnenwasser gefördert, welches in einbetonierten Leitungen durch die Decke gepumpt wird. Die Betonkernaktivierung genannte Technologie dient im Winter ebenso zur Beheizung.

Bei so viel Initiative der Inhaberin und Betreiberin Michaela Reitterer darf auch mal ein wenig Werbung gemacht werden – im Originalton (hier leider ohne den charmanten Wiener Dialekt):

Obendrein verströmt der üppig arrangierte Lavendel im Dachgarten einen betörenden Duft über der Umgebung. An lauen Sommerabenden versammeln sich hier Heerscharen kleiner Grillen und Grashüpfer in diesem idyllischen Kleinod inmitten der Dächer über der Wiener Metropole.

Vielleicht als kleine Belohnung für die strengen Prinzipien zum Schutze der Umwelt, an die man sich ausnahmslos hält und die tadellose CO2-Bilanz des Hauses kann man nur hier in ganz Wien dem beschwingten Zirpen dieser geflügelten Minnesänger lauschen und entspannt hinwegdösen vom geschäftigen Treiben der Stadt.


Ein ganz besonderes Solarhaus steht da, wo man es bestimmt nicht so schnell erwartet: auf rund 2.883 m Höhe in den Schweizer Alpen, hoch über Zermatt am Fuße der Dufourspitze.

Neue Monte-Rosa-Hütte

Neue Monte-Rosa-Hütte

Die Neue Monte-Rosa-Hütte (Monte Rosa Alpine Hut) ist die modernste Berghütte der Welt und wird treffend Bergkristall genannt. Sie ist für rund 6,4 Mio. Franken von dem Schweizer Alpen-Club (SAC) und der Eidgenössischen Technische Hochschule Zürich (ETH) konzipiert und errichtet worden. Das ‚Monte-Rosa-Studio‘ war im Jahr 2005 zum 150. Jubiläum der ETH Zürich ins Leben gerufen worden.

Das vierstöckige Berghaus, das wegweisende Umwelt-Technologien und hochstehende Architektur vereint, wird im Herbst 2009 eingeweiht kann bis zu 125 Besucher beherbergen.

Das innovative Gebäude versorgt sich zu über 90 % selber mit Energie, überschüssige Energie wird in Batterien gespeichert. Als ergänzende Stromquelle bei Spitzenauslastungen gibt es ein Blockheizkraftwerk. Der Wasserbedarf wird mit Schmelzwasser aus der Umgebung gedeckt, das im Sommer gesammelt und in einer Kaverne gespeichert wird. Das Warmwasser für Duschen, Waschtische und Küche wird mittels Sonnenkollektoren produziert.

Aufgrund einer Nachfrage, welche die Planungsdaten bei Weitem übertrifft, stellt sich die Kläranlage allerdings als unterdimensioniert heraus. Zwar gelingt es, mit einem „angepaßten Betriebsmodus“ die Geruchsbildung zu unterdrücken, doch bis Mitte 2011 soll die Kläranlage ausgebaut und ihre Kapazität verdoppelt werden. Da lohnt sich ja schon fast eine Methanproduktion, sollte man annehmen...

Neben anderen Auszeichnungen, wie dem mit 50.000 $ dotierten Global Holcim Award in Bronze für nachhaltiges Bauen im Oktober 2008, erhält das Bauwerk auch den Solarpreis 2010 in der Kategorie Neubauten und Bausanierungen.

Die erwähnte, 2003 gegründete Holcim Foundation for Sustainable Construction will im übrigen das Bewußtsein der Fachleute und der Öffentlichkeit für die Bedeutung des nachhaltigen Bauens stärken, weshalb sie weltweit eng mit technischen Universitäten zusammenarbeitet. Die Stiftung wird – wie der Name schon sagt – von der Firma Holcim unterstützt, einem der weltweit führenden Anbieter von Zement, Transportbeton und Asphalt.


Auch andere innovative Solargebäude hängen naturgemäß mit der Entwicklung der Erneuerbaren Energien und ähnlicher neuer Technologien zusammen.

In Spanien ist dies beispielsweise bei dem dreieckig geformten BTEK Technology Interpretation Center in Derio, Biskaia, der Fall, das als Teil des Vizcaya Technologieparks von dem Architekturbüro ACXT entworfen wurde.

Das schräg in den Boden eingelassene, 780 m2 große und überaus energieefiziente Bauwerk der Designer Gonzalo Carro und Javier Perez Uribarri besitzt ein flächig schließendes Gründach, nutzt ein geothermisches Heiz- und Kühlsystem, hat eine Gebäude-integrierte Photovoltaik-Anlage und möchte insbesondere studentischen Besuchern alle Arten von zukunftsweisenden Technologien vorstellen. Bei Starts und Landungen auf dem Bilbao Airport soll man einen exzellenten Blick auf das futuristische Zentrum werfen können.

Connecticut Science Center

Connecticut Science Center


Ebenfalls von Solarzellen betrieben – und zusätzlich von 200 kW Gas-Brennstoffzellen, die etwa zwei Drittel des Bedarfs decken – wird das 165 Mio. $ teure und im Juni 2009 eröffnete, 9-stöckige Connecticut Science Center, das nach einem Entwurf von César Pelli und seiner Firma Pelli Clarke Pelli Architects aus New Haven errichtet worden ist. 40 Mio. $ davon stammen übrigens aus privaten Quellen.

48 % der Außenseite des Gebäudes mit einer Nutzfläche von 14.300 m2 besteht aus speziellem Energiesparglas, und Sensoren im Gebäude erfassen die Stärke des Umgebungslichts und passen das Kunstlicht automatisch an, um Energie zu sparen. Zudem gibt es eine gut 18 m hohe Wand aus Solarmodulen zur Ergänzung der Strom- und Wärmequellen, die das Gebäude versorgen.

Auch recht interessant: 95 % des beim Bau verwendeten Stahls wurde aus recycelten Autos hergestellt.


Ebenso ist das neue Internationale Designzentrum im französischen Saint-Etienne, das in einer ehemaligen Waffenfabrik entstand, solarbetrieben.

Die Cité du Design wurde von dem Berliner Stadtbau-Architekturbüro LIN entworfen, das auch für die Dreieckelemente verantwortlich ist, mit denen die Außenhaut überzogen wurde. Diese vergitterte 3D-Struktur aus 14.000 gleichschenkligen Dreiecken aus verschiedenen Materialien bildet die Wände und das Dach des Komplexes, wobei das Innere der Halle offen ist, ohne Stützen oder Balken, die einem in die Quere kommen könnten.

Die Elemente kontrollieren und steuern zudem das Licht, die Temperatur und den Luftdurchsatz, wobei einige dieser Dreiecke aus Photovoltaik-Zellen bestehen und für die Stromversorgung zuständig sind. Andere Elemente sind je nach Lage opak, transparent oder photosythetisch, wobei nicht ganz klar ist, was damit eigentlich gemeint ist. Ebenfalls Teil des Ensembles ist ein 32 m hoher Aussichtsturm gleich nebenan.

Im Inneren des Komplexes mit immerhin 21.140 m2 Nutzfläche befinden sich Auditorien, Konferenzräume, Ausstellungsflächen, eine Mediathek und Indoor-Gärten. Das Zentrum ist sehr energieeffizient und nutzt ein Wärmeaustauscher samt Rückgewinnungssystem, um den Energiebedarf für die Heizung zu reduzieren. Die Projektkosten betragen 35 Mio. € (andere Quellen: 41,5 Mio. €).


DeZhou in der Provinz Shandong im Nordwesten Chinas ist eine der berühmtesten Solarstädte des Landes. Salopp gesagt, besteht die Stadt fast ausschließlich aus Sonnenkollektoren, die von einem Mann – Huang Ming – finanziert wurden, der bereits 1987 nach DeZhou zog, nachdem er an einem See, an dem er aufgewachsen war, auf die Nebenwirkungen der Umweltverschmutzung gestoßen war. Mit der Absicht, seiner neugeborenen Tochter eine grünere Zukunft zu ermöglichen, kündigte er seinen Job in der Ölindustrie und versprach, es der Stadt zu ermöglichen, zukünftig mit Energie aus der Sonne zu arbeiten.

Die Stadt beherbergt aktuell 552.000 Einwohner und bezieht 98 % ihrer Energie aus strategisch plazierten Solarmodulen. Diese befinden sich auf Dächern, Carports und anderen Objekten im öffentlichen Raum und wurden durch Mings Lebensersparnisse in Höhe von umgerechnet 233.000 £ und sein Unternehmen Himin Solar Energy Group finanziert, das als weltgrößter Hersteller von Solarthermie-Dachanlagen gilt.

Im Jahr 2007 startete die Firma ihr Projekt China Solar Valley, das als eine „gewaltige Übung in sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Ingenieurskunst“ beschrieben wird. Bei einem Gesamtumfang von 740 Mio. $ fielen beispielsweise alleine 10 Mio. $ für die Installation von Solarleuchten entlang der Straßen an. Was auch tatsächlich funktionierte, denn mehr als 120 Solarstromunternehmen investierten in die Stadt.

Das hier abgebildete riesige, fächerförmige Gebäude, das im Dezember 2009 eröffnet wird, ist das Hauptquartier von Himin Solar und wurde speziell entwickelt, um den chinesischen Schriftzeichen für Sonne und Mond zu ähneln – und einer Sonnenuhr. Die 75.000 m2 große Konstruktion gilt aktuell als das größte solarbetriebene Bürogebäude der Welt. Es enthält zudem Messezentren, wissenschaftliche Einrichtungen, Konferenz- und Schulungsräume sowie ein Hotel.

Das Gebäude bezieht 95 % seines Energiebedarfs aus alternativen Energiequellen – insbesondere aus dem 5.000 m2 großen, bogenförmig angeordneten PV-Kollektorfeld. Daneben gibt es Einrichtungen zur Gewinnung von Solar-Warmwasser, eine Solar-Entsalzungsanlage und einen Solaranlagen-Themenpark.

Das Design des neuen Gebäudes „unterstreicht die Dringlichkeit der Suche nach erneuerbaren Energiequellen, um die fossilen Brennstoffe zu ersetzen“, wie es von seiten der Bauherren lautet. Abgesehen von den Solarpaneelen an der Außenfläche, verfügt das Bauwerk über fortschrittliche Dach- und Wandisolierungen, die im Vergleich zur nationalen Norm eine Energieeinsparung von 30 % erzielen. Das neue solarbetriebene Gebäude ist auch der zentrale Ort des 4. World Solar City Congress 2010.

Elithis Tower

Elithis Tower


Etwas klassischer fällt dagegen der Elithis Tower in Dijon aus. Auch er wird plakativ als das ,erste Energie-positive Bürogebäude der Welt’ bezeichnet, da er mehr Leistung erwirtschaften soll, als er verbraucht. Bei seiner Eröffnung im April 2009 gilt er als das umweltfreundlichste Gebäude Frankreichs.

Immerhin produziert das von Arte Charpentier Architects entworfene 10-stöckige und 54.000 m2 große Gebäude sechs Mal weniger Treibhausgase als herkömmliche Bürohäuser, auch wenn es von oben in meinen Augen wie eine große Getränkedose mit eiförmigem Grundriß wirkt.

Und was wie eine vergessene, rötliche Bauplane aussieht, ist in Wirklichkeit eine zweite Hülle, die das 33,5 m hohe Haus, das keine Klimaanlage verwendet, teilweise umgibt und tagsüber die der Sonne ausgesetzten Glasflächen beschattet. Der Turm, der ursprünglich durch Thierry Bievre, Generaldirektor der Firma Elithis Technik initiiert wurde, ist hauptsächlich aus Holz und recyceltem Isoliermaterial gebaut.

Das in weniger als anderthalb Jahren und zu einem Preis von 10 Mio. $ errichtete Bauwerk ist mit 1.600 Sensoren ausgestattet, welche die Energie und die Emissionen dokumentieren und die Ergebnisse auf einem öffentlichen Display präsentieren. Zur Stromversorgung ist das Dach mit rund 330 Solarpaneelen belegt.


Noch stärker geht es in Spanien zur Sache, wenn auch nicht immer erfolgreich. In Madrid befindet sich beispielsweise das neue Centro Internacional de Convenciones de la Ciudad de Madrid (CICCM) im Bau, ein Entwurf der Architekten Emilio Tuñón, Luis Mansilla (Mansilla + Tuñón Arquitectos) und Matilde Peralta.

Das Konferenzzentrum ist ein großes abgerundetes Gebäude ‚wie eine aufgehende Sonne‘, dessen Budget auf 300 Mio. € (andere Quellen: 360 Mio. €) angesetzt wird. Geformt wie ein riesiges gläsernes Rad mit einigen Eindellungen in der Fassade, soll das 119 m hohe Gebäude vollständig von Photovoltaik-Modulen umhüllt werden. Konkave Design-Elemente sorgen dafür, daß trotzdem eine noch ausreichende Sonneneinstrahlung in das Gebäude dringt, um den Bedarf an künstlichem Licht in den Innenräumen zu reduzieren.

Neben diversen Messehallen und Ausstellungsräumen sind ein Auditorium für 4.000 Personen, zwei für jeweils 1.5000 Zuschauer, sowie ein großer Freiluftsaal für 1.000 Personen geplant. Als Dach wird ein 30 m hoher, durchsichtiger Raum miit natürlicher Beleuchtung konzipiert. Das Gebäude soll zudem eine Regenwasser-Sammelanlage bekommen. Im Außenbereich vervollständigt eine große Parkanlage den grünen Gesamteindruck.

Die erste Phase der Arbeiten im Umfang von 10 Mio. € wird im April 2009 an das Bauunternehmen Acciona vergeben. Die Arbeiten werden allerdings im Februar 2012 mangels finanzieller Mittel gestoppt, nachdem die Aushubarbeiten und Fundamente des Komplexes bereits 99 Mio. € gekostet hatten. Kritiker sagen, es sei dabei aber nichts anderes als ein Loch entstanden, in dem eigentlich der Parkplatz des Gebäudes gebaut werden sollte. Das Finanzministerium war jedenfalls zu der Einsicht gelangt, daß die Kosten des Projekts unvertretbar hoch sind. Ende 2014 wird das Projekt endgültig begraben.

Für die Wiederverwendung des Standortes wird im Januar 2017 ein 181 m hoher Wolkenkratzer namens Caleido vorgestellt, in dem die private IE University, ein privates Krankenhaus der Quirón-Gruppe sowie ein Einkaufszentrum untergebracht werden sollen.

 

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