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MUSKELKRAFT

Über- und Unterwasser (II)


Ein weitere Unterseeboot-Entwicklung geht auf den katalanischen Erfinder Narcís Monturiol i Estarrol zurück, der seine Boote später mit Dampfkraft betreibt. Ein aus Olivenholz und Eichenringen hergestellter Vorläufer namens Ictíneo (abgleitet von den griechischen Worten für Fisch und Schiff) ist von 2 mm dickem Kupfer umhüllt und bietet mit 7 m Länge knapp Platz für den Kapitän und die vier Mann Besatzung, die das Schiff durch Kurbeln antreiben.

Das U-Boot wird 1859 im Hafen von Barcelona zu Wasser gelassen, ist auf Anhieb erfolgreich und macht insgesamt 59 Fahrten ohne Zwischenfälle. Dabei kann es bis zu 2 Stunden untergetaucht bleiben und eine Tiefe von 20 m erreichen.

Kurbel-Rettungsboot Grafik

Kurbel-Rettungsboot (Grafik)


Bislang ohne nähere zeitliche Angaben – aber aufgrund der Grafik etwa in zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende anzusiedeln – ist der abgebildete Entwurf eines Rettungsbootes, auf dem sich ein Schiffbrüchiger mit Händen und Füßen fortbewegen kann.

Während die Beine ungeschützt vor der Kälte strampeln, wird die Schiffsschraube über eine Handkurbel bedient. Fall jemand unter der Leserschaft weiß, auf was sich die Angaben „Raffos Rettungsapparat für Schiffe“ sowie die Bemerkung ,Wiener Fuß’ beziehen, würde ich mich über eine entsprechende Benachrichtigung freuen.


Während des amerikanischen Bürgerkrieges werden um 1864 herum mehrere muskelgetriebene U-Boote gebaut, so auch die C.S.S. H. L. Hunley der Konföderierten, die im Februar 1864 in Charleston Harbor das gegnerische Schiff U.S.S Housatonic versenkt und somit als erstes U-Boot der Welt gilt, das ein anderes Schiff zerstört hat.

Bei dieser Aktion geht allerdings auch das U-Boot mitsamt seiner neunköpfigen Besatzung verloren, die nur die Luft zu atmen hatte, die mit hinuntergenommen wurde, und daher vermutlich erstickte. Gefunden und geborgen wird es erst im Mai 1995.


Ende der 1860er Jahre entstehen erste Entwürfe und Patentanmeldungen für dreirädrige Kugel-Velocipede, die als Amphibien-Räder zu Land und Wasser eingesetzt werden können. Sie werden uns in dieser Chronologie noch mehrfach begegnen.

Die Flach Grafik

Die Flach (Grafik)


Im Jahr 1866 entwirft und baut der deutsche Einwanderer und Konstrukteur Karl Flach im Auftrag des chilenischen Präsidenten José Joaquín Pérez ein U-Boot, das während des Spanisch-Südamerikanischen Krieges die Kriegsflotte im Hafen von Valparaíso schützen soll.

Ein ähnliches Projekt des ebenfalls deutschstämmigen Gustavo Heyermann war zuvor gescheitert, als der 1865 gebaute Prototyp namens Invisible schon beim Erstversuch auf den Grund sinkt. Dieses U-Boot war 30 m lang und 5,5 m im Durchmesser. Vorangetrieben wurde es durch menschliche Kraft mittels drei auf jeder Seite herausragender rippenförmiger Paddel.

Die Flach ist ein U-Boot, das komplett aus Stahl besteht und einer elfköpfigen Besatzung Platz bietet. Es ist 12,5 m lang, hat einen Durchmesser von 2,5 m und erreicht eine Geschwindigkeit von drei Knoten. Das U-Boot wird durch Muskelkraft mit Kurbeln an der Rückwand angetrieben und besitzt ein Fenster, einen Schnorchel sowie zwei Kanonen die schießen können, wenn ihre Läufe aus dem Wasser ragen.

Nachdem die ersten Versuche in der Bucht von Valparaíso erfolgreich verlaufen, fährt das U-Boot Anfang Mai 1866 unangekündigt zu einem weiteren Tauchgang aus, wobei es aus ungeklärten Gründen auf den 40 – 50 m tiefen Grund sinkt. Konstrukteur Flach, sein Sohn Enrique sowie eine neunköpfige Besatzung aus Chilenen, Franzosen und Deutschen, die sich an Bord befinden, können sich nicht retten. Später findet der Taucher John Wallace von der englischen Fregatte HMS Leader das Boot, doch dieses steckt so fest im Schlamm, daß alle Bemühungen zu seiner Bergung eingestellt werden.

Erst als der chilenische Filmemacher Juan Enrique Benítez vor einigen Jahren auf das U-Boot aufmerksam wird, startet ein Projekt zur Bergung, bei dem er von Akademikern der Universidad Internacional SEK in Santiago de Chile sowie von Tauchern der chilenischen Marine unterstützt wird. Mitfinanziert wird das Projekt von einem chilenischen Milliardär namens Sebastian Pinera.

Im April 2007 soll das U-Boot vor dem Hafen der chilenischen Stadt Valparaíso wiederentdeckt worden sein, was jedoch erst nach der Befreiung des Wracks aus dem Schlamm in 41 m Tiefe mit Sicherheit bestätigt werden kann. Dazu scheint es bislang aber nicht gekommen zu sein.

Buisson-Velocipede Grafik

Buisson-Velocipede
(Grafik)


Eine frühe Form der Wasser-Fahrräder wird im Jahr 1867 unter großer Anteilnahme der Zuschauer vorgeführt. Augenscheinlich ist das allgemeine Interesse an der neuen Fortbewegungsart in Frankreich besonders hoch.

Auf einem alten Stich sind zwei Modelle zu sehen, die ein Herr Buisson erfunden hat – und die über ziemlich rauhes Wasser zwischen Boulogne und Calais fahren. Die Gefährte haben einen Steuermann, der gleichzeitig als Antrieb agiert, und einen Sitz für einen Passagier. Mehr darüber ist allerdings nicht herauszufinden, auch nicht über die umgesetzte Antriebsmethode (möglicherweise ein Schaufelrad).


In dem französischen Wochenmagazin Le Monde Illustré, das Ende März 1869 erscheint, wird eine zweite frühe Variante der vélocipèdes nautiques abgebildet, die ein Monsieur de la Rue konstruiert hat.

Auch hier gibt es einen Passagiersitz für die Liebste, wie der Berichterstatter schreibt. Das als unsinkbar bezeichnete Wasserfahrrad soll später viele weitere Entwickler in Frankreich inspirieren.


Und auch in England ist man energisch dabei, neuartige muskelbetriebene Wassergefährte zu entwickeln. Es soll einen Holzstich aus dem Jahr 1871 geben, auf dem ein Mr. Fowler zu sehen ist, der den Ärmelkanal von Folkestone nach Boulogne überquert – und zwar mittels seiner neuerfundenen Schwimmschuhe.

Es ließ sich bislang nicht verifizieren, ob es sich dabei um den Ingenieur Sir John Fowler gehandelt hat, was zumindest zeitlich passen würde. Außerdem hat dieser nachweislich für die Einrichtung einer Fährverbindung über den Kanal stark gemacht. Über sachdienliche Hinweise würde ich mich daher freuen – und über eine Abbildung seiner Erfindung noch mehr.


Seit 1877 und bis heute fahren pedalbetriebene Aussichtsboote über die Gewässer des Boston Public Garden. In die Pedale treten muß der Steuermann, heutzutage oft eine High School- oder College-Student, der in einer offenen, wie ein Schwan gestalteten Kabine sitzt. Im Laufe der Jahre werden die Swan Boats zu einem kulturellen Symbol für die Stadt.

Inspiriert zu ihrem Bau wurde Robert Paget, als er zusammen mit seiner Frau Julia die Oper Lohengrin besucht und sieht, wie galant der Ritter die Maid rettet, indem er sich von einem Schwan über den See bringen läßt. Paget nutzt die jüngste Popularität des Fahrrads und entwirft ein Boot mit zwei Schwimmern, zwei Holzbänken für die Passagiere und einem Messingsitz über einer Pedale-Box, die von dem Schwan verborgen werden.

Schwimm-Maschine Grafik

Schwimm-Maschine
(Grafik)


Als älteste Schwimm-Maschine der Welt gilt die Erfindung des Amerikaners William Hall Richardson aus Mobile, Alabama, die sich dieser im Dezember 1879 patentieren läßt (US-Nr. 222.951). Die Konstruktion wird 1880 in der Nature mit der hier abgebildeten Gravur skizziert.

Das Gerät, das ein wenig wie ein Mixer aussieht, besitzt ein kleines Auftriebskissen sowie zwei Pedal-Sätze, einen für die Hände und einen für die Beine, die gemeinsam den Propeller betreiben, der den Schwimmer vorwärtstreiben soll. Dem Erfinder zufolge soll seine Vorrichtung die normale Geschwindigkeit eines Schwimmers beschleunigen können.

Und auch diese Entwicklung scheint mehrere andere Erfinder zu eigenen Entwürfen veranlaßt zu haben, die mehr oder minder nach dem gleichen Prinzip funktionieren, die Muskelkraft in eine Propellerdrehung zu verwandeln.

Als Beispiele sollen hier einige in Frankreich patentierte Apparate erwähnt werden, wie der von G. Garnier und L. Davene aus dem Jahr 1910 (FR-Nr. 415840), das Gerät von Fernand Delattre (FR-Nr. 600138, 1925), die Maschine von René Bergerioux (FR-Nr. 616924, 1926) sowie die von Georges Bylewski erfundene Vorrichtung, die an der Rückseite des Rahmens sogar ein kleines Rad für den einfachen Transport auf dem Landweg besitzt (FR-Nr. 612979, 1926).


In dem französischen Magazin La Nature erscheint im Dezember 1884 ein bebilderter Bericht, in welchem ein weiteres Wasser-Fahrrad vorgestellt wird. Der Stich soll nach einem Foto gefertigt worden sein, das bei einer Fahrt auf dem Fluß Huisne in Mittel-Frankreich aufgenommen wurde.

Konstrukteur des 400 kg schweren Gefährts, das mit einem pedalbetriebenen Schaufelrad mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 10 km/h über das Wasser fährt, ist der erst 14-jährige Léon Bollée, ein Sohn des bekannten Automobil-Pioniers Amédée Bollée, der nur fünf Jahre später eine revolutionäre mechanische Rechenmaschine erfindet und produziert, für die er auf der Pariser Weltausstellung 1889 einen ersten Preis erhält – bevor er in die Fußstapfen seines Vaters tritt und im Laufe der Jahre eine Vielzahl an Automobilen kreiert. Mit Wassergefährten scheint er sich aber nicht mehr beschäftigt zu haben.


Ende der 1880er Jahre unternimmt die Französische Armee Versuche, Telefonkabel mit dreirädrigen Kugel-Velocipeden über Land und Wasser zu verlegen.

Wasser-Velociped Grafik

Wasser-Velociped (Grafik)


Im Jahr 1890 entwickelt der deutsche Schiffsingenieur Johann Georg Pinkert aus Hamburg mit seinem Wasser-Velociped ein Dreirad mit großen hohlen Reifen, bei dem der Antrieb durch abstehende Lamellen an den Hinterrädern erfolgt. Pinkert unternimmt 1894 sogar Versuch, mit seinem wassergängigen Gefährt den Ärmelkanal zu überqueren.

Überraschenderweise läßt sich selbst in den deutschen Quellen nichts weiterführendes über diese Innovation finden. Dokumentiert ist ausschließlich ein von Pinkert im Jahr 1887 erhaltenes Patent unter dem Titel ,Befestigung der Flügel an der Nabe von Schiffsschrauben’ (DE-Nr. 158403 bzw. 160534, nicht verifiziert, vgl. US-Nr. 607.548, 1898)


Im Dezember 1891 erhält Thore Johan Olsen aus Chicago, Illinois, ein Patent für ein kombiniertes Land- und Wasser-Vehikel, das auf einem Dreirad basiert, das von einem Bootskörper mit gespaltenem Bug zur Vorderradaufnahme umhüllt ist (US-Nr. 464.227).

Zur Verstärkung des Vortriebs, der über Lamellen an den Speichen der großen, pedalangetriebenen Hinterräder erfolgt, besitzt das Water and Land Vehicle, das für das Gewicht von drei Personen ausgelegt ist, auch noch ein Segel.


Der Berliner Ingenieur, Erfinder und Automobilpionier Max Wenkel macht im Jahr 1895 auf der Leine und Ihme bei Hannover erfolgreiche Versuche mit seinem Wasserdreirad.

Wenkel-Wasserdreiräder

Wenkel-Wasserdreiräder

Dieses hatte er im Auftrag einer Gummifabrik entwickelt, um am Wasser liegende Pflanzungen in Südamerika bequemer erreichen zu können. Ob es dort dann tatsächlich zum Einsatz gekommen ist, ließ sich noch nicht herausfinden.

Gesichert ist nur, daß Wenkel von 1901 bis 1903 mit einem selbst entwickelten 4-PS Wenkelmobil durch Ostindien, Sumatra, Borneo und schließlich Java fährt, wo er mit primitiven Mitteln in einer improvisierten kleinen Fabrik die ersten deutschen Automobile in Übersee konstruiert.


Die nächste Meldung in dieser Chronologie datiert aus dem Jahr 1898, als ein nach mehrjährigen Versuchen von dem englischen Ingenieur J. F. Walters konstruiertes Wasserfahrrad erfolgreich erprobt wird und dabei ohne besondere Kraftanstrengung eine Fahrgeschwindigkeit von 20 km/h erreicht.

Die Konstruktion dieses Hydrocycles besteht aus einem gebräuchlichen Fahrradrahmen, welcher auf zwei Bootskörpern ruht. Die Steuerung geschieht mittels der Lenkstange, welche das Steuerruder betätigt, während der Antrieb mittels Tretkurbeln erfolgt, die ihre Kraft über eine Kette auf den hinten angebrachten Propeller übertragen. Nach den gleichen Prinzipien soll Walters auch einen Achtsitzer konstruiert haben. Leider ist es bislang nicht gelungen, nähere Informationen darüber zu finden.


Eine Grenzform zwischen Schiff und Flugzeug bildet die Tragflächentechnik, die ab 1899 von dem britischen Bootsbauer John Thornycroft entwickelt wird. Tragflügel- oder Tragflächenboote (Hydrofoil) sind Wasserfahrzeuge, die bei steigender Geschwindigkeit mittels unter Wasser liegender Tragflügel angehoben werden, wodurch der Rumpf nicht mehr das Wasser berührt und das Schiff au seinen Hydrofoils sozusagen über die Wasseroberfläche ‚fliegt’.

Darüber später mehr - denn bis sich diese Technik auch mittels Muskelkraft anwenden läßt, dauert es noch mehrere Jahrzehnte.

Baumgartner

Baumgartner


Das erste bekannte funktionstüchtige und erprobte Amphibien-Zweirad wurde 1910 von Alfred Baumgartner, einem Mitarbeitern der Maschinenfabrik Christian Mann aus Waldshut im Südschwarzwald entwickelt. Es soll damals in allen europäischen Ländern zum Patent angemeldet worden sein (s. GB-Nr. 191127598, 1911; FR-Nr. 437230, 1912).

Im August 1913 demonstriert Baumgartner die Tauglichkeit durch eine kombinierte Tour zu Wasser und zu Land auf dem Rhein von Waldshut nach Laufenburg mit einer Distanz von jeweils 20 km. Die hier gezeigte Abbildung Baumgartners mit seinem Rad soll von einer zeitgenössischen Postkarte stammen. Daß auch ein Herr Hirth an der Entwicklung mitbeteilgt ist, läßt sich nicht verifizieren.

Obwohl das Modell, dessen Schwimmer und Propellerschaft alle aus- und wieder einklappbar sind, relativ ausgereift wirkt, geht es trotzdem nicht in Serie. Weiter ist darüber nichts bekannt.


Im Jahr 1914 findet auf dem See Enghien nördlich von Paris der vermutlich erste Wettbewerb für Wasser-Fahrräder statt.

Auf einer im Netz gefundenen Bilderfolge sind sechs verschiedene Modelle zu sehen, von denen drei durch eine Luftschraube fortbewegt werden.

Besonders nett wirkt in meinen Augen das Photo des unbekannten Mannes auf einem Wasser-Fahrrad, das mit drei Schwimmern und einem kleinen Zusatzsegel ausgestattet ist.

Rigby

Rigby


Und endlich ist auch eine belegte Ärmelkanal-Überquerung auf einem Wasserfahrrad zu vermelden:

Im Oktober 1920 startet der Mechaniker Harold Ashton Rigby aus Croydon auf einem selbst  entworfenen und konstruierten Rad in Boulogne, um fleißig radelnd nach elf Stunden in St. Margarets Bay, Dover, zu landen.

Im September 1921 unternimmt er die Reise zum zweiten Mal, diesmal von Folkestone nach Calais und in einer Zeit von mehr als zwölf Stunden, was von der französischen und internationalen Presse aber ebenfalls mit großem Interesse verfolgt wird. Auf British Pathé gibt es sogar einen kurzen ‚Clip’ von der Ankunft des jungen Mannes, der von einer großen Zuschauermenge erwartet und bejubelt wird.


Andere Wasserfahrräder aus dieser Zeit stammen von Pessana (1913, 1915), Robin (1921) und Alfred Cuisinet (1921), dessen Rad es zu einigem Ruhm bringt, wie man noch sehen wird.


Der erste Franzose, der den Ärmelkanal erfolgreich auf einem Wasserfahrrad überquert, ist René Savard im November 1927. Er fährt die Strecke von Calais nach Dover auf einer Nautilette mit 5,7 m langen Schwimmern, einem Produkt der Firma Austral in Puteaux (die ihre Geräte ab ca. 1930 unter dem Oberbegriff Cycleau vermarktet).

Im Anschluß daran gibt es allerdings Streit, denn der Ingenieur Émile Humblot aus Dijon, der bereits für mehrere Erfindungen bekannt ist, behauptet nun öffentlich, der Erfinder der siegreichen Nautilette zu sein, worüber die Zeitung L’Intransigeant im August 1928 berichtet.

Humblot-Nautilette

Humblot-Nautilette

Tatsächlich hatte Humblot auch den Plan gehabt, die Überquerung per Wasserfahrrad zu wagen, und in Calais bereits 1927 dafür trainiert. Vermutlich hatte er auch selbst einige Räder gebaut, Fotos davon gibt es jedenfalls, und zwei Exemplare, die ihm zugeschrieben werden, sind heute in Auxonne sur la Saône ausgestellt. Es gibt in jedem Fall viele Gemeinsamkeiten mit der Nautilette von Austral – aber auch Unterschiede, vor allem bei der Form der Schwimmer.

Angesichts der Tatsache, daß Humblot kein Patent eingereicht hat und sein technisch mit der Nautilette-Austral fast identisches Wasser-Fahrrad erst fünf Jahre nach dem von Cuisinet im Jahre 1921 patentierten Modell erscheint, kann als sicher gelten, daß der tatsächliche Erfinder der Bootsbauer und Mechaniker Cuisinet ist, der um das Jahr 1912 eine Werkstatt mit Bootssteg auf dem Quai de la Marne in Joinville-le-Pont eröffnet hatte.

Nach dem Krieg beteiligt sich Cuisinet im August 1920 mit einem selbst konstruierten Wasserfahrrad an dem neuen Wettbewerb auf dem See Enghien, wobei er – trotz einer Kriegsverletzung – den dritten Platz belegt. Wahrscheinlich ist dies bereits das Modell, das er sich ein Jahr später patentieren läßt (FR-Nr. 541356). Es ist daher offensichtlich, daß auch die Nautilette Austral auf dem Patent von Alfred Cuisinet basiert.


Die Beliebtheit der Wasserfahrräder steigt derweil beträchtlich, im Jahr 1925 erscheint in Frankreich die Anleitung für ein Selbstbau-Wasserfahrrad, und vom Mai 1928 gibt es ein Foto, das eine Nautilette sogar auf dem Nil zeigt – was dort heutzutage völlig vergessen ist.

Nautilette auf dem Nil

Nautilette auf dem Nil

Aufgenommen wird das Foto beim Besuch eines Mr. Raucoules aus Biarritz bei Sultan Melek Touran und Prinzessin Kadira, wie es in der Bildunterschrift heißt.


Als  René Savard im Mai 1929 der 22-jährigen Aimée Pfanner seine Nautilette leiht, wird sie zur ersten Frau, die den englischen Kanal mittels Pedaltreten überquert. Sie absolviert die Strecke von Calais nach Dover in neun Stunden und neunzehn Minuten, was sie aber völlig erschöpft, wie man auf einem Clip von British Pathé sehen kann.


Im September 1928 tauften Louis Boucher und Edouard Blanchard ihren Hydroglisseur, eine Version, die schon sehr den heutigen Wasserfahrrädern ähnelt, um damit das Wagnis einzugehen, das Mittelmeer zu überqueren und ausgehend von Saumur Gibraltar zu erreichen. Sie scheitern jedoch schon bei Fromentine, gegenüber der Insel Noirmoutier.

Immerhin bildet das Abenteuer die Grundlage für den Roman Millien von Sylviane Rosière, der 1969 von Robert Morel veröffentlicht wird.

 

Weiter über und unter dem Wasser...